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Sophie Christine und Carl Heinrich Laeisz Eine biographische Annäherung an die Zeiten und Themen ihres Lebens

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Sophie Christine und Carl Heinrich Laeisz

Eine biographische Annäherung an die Zeiten und Themen ihres LebensSoph

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Durch die Rückbenennung der Mu-

sikhalle Hamburg in Laeiszhalle im

Januar 2005 ist in der Hansestadt ein

Name, mit dessen Aussprache so

mancher seine Probleme hat, wieder

stärker ins Bewusstsein gerückt. Die

vorliegende Biographie über Sophie

Christine und Carl Heinrich Laeisz

zeichnet das faszinierende Leben die-

ses Reeder-Ehepaares nach, die sich

als Mäzene nicht nur bei der Stiftung

des immer noch wichtigsten Kon-

zerthauses in Hamburg hervorgetan

haben, sondern die auch zu den Do-

natoren der HAMBURGISCHEN

WISSENSCHAFTLICHEN STIF-

TUNG gehören.

In ihrem Leben spiegeln sich in nuce

zentrale Tendenzen hamburgischer

Geschichte des 19. Jahrhunderts wi-

der: bürgerliches Engagement sowie

Einordnung der Hansestadt in die

Weltwirtschaft. Die Biographie wird

ohne die aus älteren Firmengeschich-

ten notorische Heroisierung erzählt.

Im Vordergrund steht vielmehr das

Interesse am „duldenden, strebenden

und handelnden Menschen“ (Jacob

Burckhardt).

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Sophie Christine und Carl Heinrich Laeisz

Eine biographische Annäherung

an die Zeiten und Themen ihres Lebens

von Johannes Gerhardt

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Gefördert von der Reederei F. Laeisz

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor100 Jahren die Gründung der HAMBURGISCHE WISSENSCHAFT-LICHE STIFTUNG ermöglicht und den Grundstein dafür gelegthaben, dass die Stiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung

fördern kann.

Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

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Im Jahr 2007 feiert die HAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLICHESTIFTUNG ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende Band ist Teil derzu diesem Anlass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissen-schaft“. In ihr wird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdemwerden Stifterpersönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden

gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbarenGefühl den Personen gegenüber, die vor 100 Jahren den Mut hatten, dieStiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zu gründen underreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpft damit ist dieHoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen sich hieran ein

Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

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Vorwort des Herausgebers

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Am 24. März 1824 kehrte auf dringendenWunsch seiner Mutter der 24-jährige Ferdi-nand Laeisz aus Berlin, wo er zwei Jahre alsBuchbindergeselle gearbeitet hatte, nachHamburg zurück, um den „kleinen Handelmit holländischen Waaren“ an den KurzenMühren 105 zu übernehmen.1 Weil das Ge-schäft schlecht ging, wandte sich der jungeMann schon bald einer Tätigkeit zu, mit derer zufällig in Kontakt gekommen war: demAnfertigen farbiger Zylinderhüte, die da-mals modern wurden. Er war damit so er-folgreich, dass es schnell zu Querelen mitden ansässigen Hutmachern kam. Diesenging er auf zweierlei Weise aus dem Weg:Zum einen legte er am 26. Mai 1826 seinMeisterstück als Hutmachermeister vor undwurde Hamburger Bürger; zum anderenheiratete er wenige Tage später, am 4. Juni,die 20-jährige Tochter eines Ältermannes desHutmacheramtes, Johanna Ulrike Cathari-na Creutzburg. Dieser Ehe entstammte alseinziges Kind Carl Heinrich Laeisz, der am27. April 1828 geboren wurde. ···································································Im gleichen Jahr richtete Ferdinand Laeiszseinen Blick nach Südamerika auf die ge-rade unabhängig gewordenen Staaten, woer glaubte, mit seinen Hüten Geld ver-dienen zu können: „Nachdem ich so vielverdient hatte, dass ich mich auf weiterausschauende Unternehmungen einlassen

konnte, machte ich den Versuch, ein eige-nes Geschäft über See aufzusetzen, indemich (…) daselbst [im brasilianischen Bahia,J. G.] eine Faktorei etablirte, welche theilsselbst Hüte anfertigte, theils die von mirhinausgesandten nebst etlichen Nebenarti-keln verkaufte. Trotz mancher Missgriffe(…) war der Erfolg ein ausserordentlichgünstiger (…).“2

···································································Bereits 1829 zog Laeisz in Caracas einähnliches Unternehmen auf, das jedoch er-folglos blieb, da der Geschäftsführer „unserganzes Geld verspielte und sich das Lebennahm“.3 Wesentlich erfolgreicher warenhingegen die Niederlassungen in Santiagode Chile (1830) und Lima (1832). In den fol-genden Jahren verlor die Hutfabrikation zu-gunsten des Außenhandels immer mehr anBedeutung, was daran lag, dass die Ge-schäftspartner über See oftmals statt ent-sprechender Geldsendungen günstig erwor-bene Rohprodukte nach Hamburg schick-ten.4 1840 ließ Ferdinand Laeisz mit dernach seinem Sohn benannten Brigg „Carl“das erste Schiff auf eigene Rechnung bauen.Dieses Experiment war jedoch nicht beson-ders erfolgreich, so dass das Schiff 1847 wie-der verkauft werden musste.···································································Über die frühen Jahre von Carl Laeisz lie-gen uns keine Quellen vor, so dass seine

Die frühen Jahre

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Kindheit und Jugend weitgehend im Dun-keln bleiben. Wir wissen nur, dass er zur Zeitdes Vormärzes, anders als sein handwerk-lich ausgebildeter Vater, eine kaufmänni-sche Lehre im Bremer Handelshaus E. C.Schramm & Co. absolvierte. Anschließendunternahm er Reisen durch England, Frank-reich und Amerika, wo er weitere Erfahrun-gen in kaufmännischen und speziell imSchifffahrtsbereich sammelte. Am 1. März1852 trat Carl Laeisz als Teilhaber in die vä-terliche Firma ein. Sein Vater betont an ver-schiedenen Stellen seiner „Erinnerungen“,dass erst nachdem Carl ins Geschäft gekom-men, in dessen Organisation gründlicheBesserung eingetreten sei, da dieser „ver-möge seiner kaufmännischen Befähigungeinen rationelleren Betrieb herstellte“.5 Das

bezog sich vor allem auf den Handel mitGegenerlös-Importwaren, insbesondere Zu-cker und Baumwolle, den Carl Laeisz neuorganisierte.6 Die Firma F. Laeisz nahmfortan einen sich von Jahr zu Jahr beschleu-nigenden Aufschwung. ···································································Nachdem er seine wirtschaftliche Situa-tion gesichert sah, heiratete Carl am 10. No-vember 1852 Sophie Christine Knöhr (geb.am 30. Juni 1831), die fünfte Tochter des an-gesehenen Schiffsmaklers Christian LudwigKnöhr, welcher 1814 die Firma Knöhr &Burchard mitbegründet hatte.7 Die Brautwar in der Familie wohlgelitten: „Carl führteuns nicht nur eine vortreffliche Schwieger-tochter, sondern auch einen grossen Fami-lienkreis von ehrenwerthen und liebenswür-

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Ferdinand Laeisz (1867)

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Modell der Brigg „Carl“

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digen Leuten zu, mit welchen wir allezeit inintimer Verbindung geblieben sind (…).“8

···································································Das einzige Kind, das dieser Ehe entspross,Carl Ferdinand, wurde am 10. August 1853geboren. Ferdinand Laeisz scheint sich inden folgenden Jahren viel um seinen Enkelgekümmert zu haben. Beide unternahmenausgedehnte Ausflüge in die UmgebungHamburgs, während sich Carl daheim umdie Geschäfte kümmerte.9

···································································Vier Jahre nach Eintritt in die Firma, also1856, nahm Carl Laeisz mit dem Erwerb desSchoners „Sophie & Friedericke“ den 1847abgebrochenen Versuch wieder auf, eigene

Schiffe laufen zu lassen, um neben demHandel auch den Transport für die eigenenZwecke nutzen zu können. Vor allem dieStaaten Südamerikas und Australien botensich zum Aufbau neuer Schifffahrtsverbin-dungen an. Die Laeisz nutzten die sich bie-tende Chance und hatten so großen Erfolg,dass sie sich schon 1857 zum Neubau eineszusätzlichen Schiffes entschlossen. DasSchiff erhielt den Kosenamen von CarlsFrau, die wegen ihrer krausen Haare „Pudel“genannt wurde. Mit ihm war der endgültigeWeg in die Schifffahrt beschritten. In derFolgezeit wurde die Zahl der Schiffe, teilsdurch Ankäufe, teils durch Neubauten, ste-tig vermehrt: 1866 zehn Segelschiffe mit

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Sophie und Carl Laeisz (1869)

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3.716 Nettoregistertonnen, 1870 – nachdemF. Laeisz die ganze, aus sechs Schiffen beste-hende Flotte der Firma Julius Theodor Bahrerworben hatte – bereits 16 Segelschiffe mit6.154 Nettoregistertonnen (1869 war mit derBark „Professor“ das erste eiserne Schiff er-worben worden). Die Firma F. Laeisz standdamit, was die Schiffszahl anging, an fünf-ter Stelle unter den Hamburger Segelschiff-reedereien.10 Laeisz’ Schiffe zogen um dasKap der guten Hoffnung nach Jakarta,Singapur und Hongkong, betrieben dort Küstenfahrt, holten Zucker und Walöl vonHonolulu, Kaffee von Costa Rica, Kupfer-und Silbererz von Mexiko und Chile sowieGuano von Peru.···································································

Im Spätsommer 1857 brach, von Ohio undNew York ausgehend, eine schwere Wirt-schaftskrise aus, die in kurzer Zeit das inter-nationale Kreditwesen mit der Folge welt-weit spürbarer Rezession erfasste. Weltweithatte die Krise ihre Ursache in überhitztenSpekulationen. In Deutschland handelte essich dabei zumeist um Eisenbahn- undBankaktien, in Hamburg kamen Spekula-tionen mit Kaffee hinzu. Hamburger Ban-ken hatten während des Krimkrieges (1854-1856) hohe Kredite nach Skandinavien ver-geben, auch nach dessen Ende floss weiteresGeld nach Schweden und vagabundiertedort als hochgradig spekulatives Kapital inden Bereichen Fabriken, Berg- und Schiff-bau. Als diese Spekulationsblase platzte,

Bark „Pudel“ im Trockendock von Stülcken 1858, von L. Petersen und P. C. Holm (1859), Museum für Hamburgische Geschichte

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wurde Hamburg in besonders hohem Maßemit betroffen. ···································································Führende Handelshäuser und Bankender Hansestadt ergriffen nunmehr Initiati-ven kaufmännischer Selbsthilfe. So wurdeam 21. November 1857 ein „Garantie-Dis-conto-Verein“ gegründet, für den 12 Millio-nen Bancomark gezeichnet wurden.11 SeineAufgabe sollte es sein, solide Wechsel zugirieren.12 Die positive Wirkung dieses Ver-eins auf die Hamburger Wirtschaft ist inverschiedenen Darstellungen zu hoch be-wertet worden.13 Denn die krisenhafte Si-tuation spitzte sich weiter zu; in Hamburglagen viele Schiffe unausgeladen im Hafen,und erst im Dezember besserte sich die Lage

nachhaltig, als es zur staatlichen Interven-tion kam: Die österreichische Regierung er-klärte sich bereit, Silber im Wert von 10Millionen Mark Banco zur Verfügung zustellen, das durch Hamburger Mittel zu ei-nem Fonds von 15 Millionen aufgestocktwurde. Dennoch hatte auch der „Garantie-Disconto-Verein“ eine gewisse Bedeutungfür die Überwindung der Krise, weil er ge-fährdete aber kreditwürdige Firmen stützte.···································································Es ist vor allem der Besonnenheit Carl Laeisz’zu verdanken, die auch in den Erinnerungenseines Vaters Ferdinand ausdrücklich ge-würdigt wird, dass die Firma F. Laeisz dieWeltwirtschaftskrise von 1857 überstand.14

···································································

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Das Größenwachstum der Laeisz-Segler von der Bark „Pudel“ über die Bark „Professor“ bis zur Viermastbark „Passat“

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„Als in der großen Handelskrisis von 1857von allen Seiten Hiobsposten (…) eintrafen,verlor der Seniorchef, der mehr praktisch alskaufmännisch angelegt war, den Kopf undmeinte allen Ernstes, die Firma müsse ihreZahlungsunfähigkeit anmelden“.15

···································································

Darum wissend, dass diese nicht so schlechtdastand, wie der Vater befürchtete, brachteihn Carl von dieser Idee ab und forderte dar-über hinaus eine Beteiligung an dem obenerwähnten „Garantie-Disconto-Verein“, dieer auch durchsetzte.

··············································································································································1 Hamburgischer Correspondent Nr. 141 (24. März 1899).2 Laeisz, Erinnerungen, S. 32 – 1827 hatte Karl Sieveking in Brasilien die zollpolitische Gleichstellung Ham-burgs und Bremens mit England erreicht und damit die Tür zum Überseehandel aufgestoßen.3 Laeisz, Erinnerungen, S. 32.4 Ahrens; Hauschild-Thiessen, Reeder, S. 14.5 Laeisz, Erinnerungen, S. 34; vgl auch S. 39, 47.6 Prager, Reederei, S. 16; Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901). – Von Gegenerlöswaren wirdgesprochen, wenn – wie auch im bekannten Dreieckshandel zwischen England, Afrika und Nordamerika im 18.Jahrhundert – bestimmte Waren nicht mit Geld, sondern mit anderen Waren beglichen werden.7 Zu der Firma vgl. Mathies, Reederei, S. 162 f.8 Laeisz, Erinnerungen, S. 47.9 Wiborg, Hamburg, S. 92.10 Von 1884 bis 1886 und erneut seit der Jahrhundertwende nahm sie dann hinsichtlich der Tonnage den erstenPlatz in Hamburg ein: 1901, im Todesjahr Carl Laeisz’, waren es 15 Segelschiffe mit 26.984 Nettoregistertonnen.1913 wurde schließlich der Höchststand erreicht: 18 Tiefwassersegler mit 43.800 Nettoregistertonnen (errechnet ausden Angaben bei Prager, Reederei, S. 201 ff.; Mathies, Reederei, S. 160). Damit war das Unternehmen die größtePrivatreederei überhaupt in Hamburg geworden (Ahrens, Laeisz, S. 398).11 Die Mark Banco war bis 1873 die Rechnungsvaluta des Hamburger Großhandels, die Zahlungseinheit der1619 gegründeten Hamburger Bank – eine Währung, die eine sichere Grundlage bot und nicht der Abnutzungunterlag. Sie lief nicht als Münze um, war aber durch Silberbarren gedeckt. Gezahlt wurde, zum ersten Mal inder Geschichte des deutschen Bankwesens, mit „Gutschriften“, die unseren heutigen Girochecks entsprechen. Dasallgemeine Zahlungsmittel war bis 1867 die Mark Courant, ab 1871 die Mark (1871: 1 Mark Courant = 1,2 Markund 1 Mark Banco = 1,5 Mark). 12 Ders., Schriftwechsel, S. 9.13 So z. B. Brennecke, Windjammer, S. 278; Prager, Reederei, S. 22; Rohrbach; Piening; Schmidt, Geschichte,S. 47. Vgl. dagegen Ahrens, Schriftwechsel, S. 10; ders., Staat, S. 26 f.14 Laeisz, Erinnerungen, S. 64.15 Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901).··············································································································································

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Welches Bild zeichnen nun die vorhande-nen Quellen von der Person Carl Laeisz? ···································································Schilderungen zeigen ihn als etabliertenhanseatischen Kaufmann, eine „kräftige,fest auf den Füßen stehende Gestalt, denmächtigen Kopf mit der tiefen Gesichtstö-nung, von weißem Haar und Backenbartpatriarchalisch umrahmt“,16 ganz so, wie er

auf den überlieferten Bildern zu sehen ist.Das in verschiedenen Beschreibungen auf-tauchende „gerötete Gesicht“ mag auch derebenfalls erwähnten Vorliebe für Cognaczuzuschreiben sein.17

···································································In der Darstellung seiner Persönlichkeit fin-den sich viele – auch geschlechtsspezifische– Stereotype, die z. B. in einem Artikel der

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Carl Laeisz

Die Person Carl Laeisz

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„Hamburger Nachrichten“ von 1937 auf-scheinen: Dort wird über ihn gesagt, er habevon väterlicher Seite „den hervorragendenUnternehmungsgeist, Mut, rasche Auffas-sungsgabe und ein vorzügliches Organisati-onstalent“ geerbt, während er von der Mut-ter „das Freundlich-Gütige mitbekommen“habe.18 Auch in anderen Darstellungen wur-den solche Charakterzüge auf Carl Laeiszprojiziert, mit denen sich viele Hamburgerzu identifizieren wünschten. Dies geht soweit, dass er zur „typischsten HamburgerPersönlichkeit“, zur „lebende(n) Hambur-gensie schlechthin“ stilisiert wurde.19 Im„Hamburgischen Correspondenten“ ist fol-gende Charakterisierung zu lesen: ···································································„Die kräftige Gestalt mit dem energischenKopfe und den lebhaften Augen (…), die ra-sche, energische Sprache (…) und ein kaus-tischer Humor, dem das rechte Schlagwortim gegebenen Augenblick immer zu Gebotstand, zeigten ihn als eine volle und ganzePersönlichkeit, die mit echt hamburgischerDerbheit und rücksichtslosem Dreinfahrenihre Kraft kundzugeben pflegte. (…) Unterseiner rauen Weise schlug ein warmes Herzund nicht selten setzte er seiner eigenenWeichmüthigkeit ein polterndes Wort alsDamm entgegen“.20

···································································Dieses „polternde Wort“ äußerte er meistauf Platt, das er zu Hause, im Kontor undauf seinen Schiffen fast durchgängig ver-wendete. Wesentliches Charaktermerkmalscheint eine gewisse Grobheit gewesen zusein, die sich in einer scharf erscheinendenAusdrucksweise äußerte:···································································„Als er einmal an der Börse in ein Gesprächvertieft war, machte man ihn darauf auf-merksam, daß in der Nähe ein Bankdirek-

tor darauf wartete, mit ihm sprechen zukönnen. Carl knurrte nur: ,Das ist ein Stre-ber, der Esel kann warten!‘“21

···································································Dass Carl Laeisz „ohne viel Umschweife(…) auf an ihn gerichtete Fragen geschäftli-chen Inhaltes stets mit knappen Worten denNagel auf den Kopf zu treffen (wusste)“,22

wie die „Hamburgische Börsen-Halle“ zuberichten weiß, belegt sein bekanntesterAusspruch: Auf der Generalversammlungder HAPAG im Jahre 1894 fragte ihn einAktionär nach den Aussichten des Reederei-papiers, die zu diesem Zeitpunkt nicht allzugut waren. Laeisz, dem es vor allem um dieKonsolidierung des Unternehmens ging,antwortete mit einem Satz, den gerade inZeiten des shareholder value jeder Managerauswendig lernen sollte: „Zweck der Gesell-schaft ist Betrieb der Rhederei, aber nichtdie Zahlung von Dividenden“. ···································································Hinter den Anekdoten und Schilderun-gen seiner Persönlichkeit lässt sich ein ar-beitsamer, sorgsam kalkulierender, entschei-dungsfreudiger und durchsetzungsfähigerGeschäftsmann erkennen. Wenn die Gele-genheit es erforderte, vertrat er seine Inter-essen nachdrücklich. Seinem Ziehsohn beider HAPAG, Albert Ballin, telegraphierte ereinmal – es ging dabei um eine Auseinan-dersetzung zwischen dem NorddeutschenLloyd aus Bremen und der HAPAG:···································································„Menschen, die gleich nachgeben, heißenKreaturen, und Kreaturen werden verach-tet. Nicht nur nach meiner Ansicht, auchaus gewichtigen Gründen empfehle ich,Hamburger Standpunkt zu verteidigen“.23

···································································Dennoch ließ Carl Laeisz’ derber Humorihn zu einer durchaus volkstümlichen Er-

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Reproduziertes Bild von Carl Laeisz, nach einem verschollenen Ölbild von Hermann de Bruycker (1894), hergestellt im Auftrage Albert Ballins

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scheinung werden. Für einige Bestandteileder bourgeoisen Lebensführung hatte er nur wenig Sinn. Die linksliberalen Blätter„Neue Hamburger Zeitung“ und „General-Anzeiger für Hamburg-Altona“ berichtenübereinstimmend, Laeisz habe erst in seinenletzten Lebensjahren einen Überzieher ge-tragen, und dies nur auf dringendes ärztli-ches Verlangen hin. Ebenso habe er den Ge-

brauch von Handschuhen verschmäht. Alsihn im Juni 1899 sein Sohn Carl Ferdinandanlässlich einer besonders feierlichen Ge-legenheit – Wilhelm II. beabsichtigte, beider Elbregatta des Norddeutschen Regatta-Vereins die Laeiszsche Fünfmastbark „Po-tosi“ zu besichtigen – darum bat, solche an-zuziehen, sagte er: „Ach wat, ick steek deHann in Theer!“24

··············································································································································16 Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März 1901). 17 Brennecke, Windjammer, S. 278; Wiborg, Hamburg, S. 91.18 Hamburger Nachrichten Nr. 329 (28. November 1937).19 Prager, Reederei, S. 33; Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März 1901).20 Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901).21 Zitiert nach Rohrbach; Piening; Schmidt, Geschichte, S. 77.22 Hamburgische Börsen-Halle Nr. 138 (22. März 1901). 23 Wiborg, Hamburg, S. 92. – Carl Laeisz sorgte 1888 als Direktor dafür, dass Albert Ballin, Leiter der Passage-abteilung, in das Direktorium berufen wurde (vgl. Cecil, Ballin, S. 36).24 Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März 1901); General-Anzeiger für Hamburg-Altona Nr. 70 (23.März 1901).··············································································································································

Carl Laeisz und Albert Ballin an Bord der „Potosi“ (um 1900)

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Carl Laeisz hatte einen besonderen Blickfür die unterschiedlichen Chancen vonDampf- und Segelschiffen in der Welthan-delsschifffahrt. Während erstere im Passa-gier- und Frachtverkehr wegen ihrer höhe-ren Geschwindigkeit eindeutig überlegenwaren, waren letztere im Massengutverkehrweiterhin konkurrenzlos billig. So lange erlebte, hielt Carl Laeisz in seiner eigenen Ree-derei ausschließlich am Einsatz von Segel-schiffen fest; dennoch beteiligte er sich mitseiner Firma auch an einer Vielzahl vonDampfschifffahrtsgesellschaften.···································································Massengut par excellence war in derzweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sal-peter. In der Folge von Justus von LiebigsEntdeckung, dass anorganische Salze Pflan-zenwuchs verbesserten und damit zu einerSteigerung der landwirtschaftlichen Pro-duktion führten, entwickelte sich ein re-gelrechter Salpeterboom. Die einzige Fund-stätte größeren Ausmaßes lag in derAtacama-Wüste an der Westküste Südame-rikas.25 Dass der Einsatz von Segelschiffen inder Salpeterroute um Kap Hoorn besondersgewinnträchtig werden könnte, wurde beider Firma F. Laeisz früh erkannt. Der kon-tinuierliche Aufstieg der Reederei bis zumErsten Weltkrieg ist ohne die Erfolge in derSalpeterfahrt gar nicht zu erklären.···································································

1862 lief zum ersten Male ein Laeisz-Seglerden chilenischen Hafen von Valparaiso an.In den nächsten 16 Jahren wurden dieSchiffe in freier Fahrt beschäftigt, d. h. mitder Beförderung von Waren nach Gelegen-heit und Bedarf. Danach wurde eine regel-mäßige Laeisz-Linie mit Seglern nach Chileeingerichtet, bei der die Schiffe einmal imMonat von Hamburg und alle zwei Monatevon Antwerpen ausliefen. Das Reedereige-schäft der Firma konzentrierte sich in derFolgezeit besonders auf diese Fahrten, sodass 1886 bereits 14 Laeisz-Segelschiffe mitSalpeter auf diesen Routen verkehrten.26

···································································Nach 1883 entwickelte sich die Salpeter-fahrt besonders günstig. In diesem Jahr warder so genannte Salpeterkrieg zwischenChile sowie Peru und Bolivien zu Ende ge-gangen, der sich für den Salpeterhandel alsbesonders abträglich erwiesen hatte. Bis insspäte 19. Jahrhundert gehörte die Atacama-Wüste noch nicht zu Chile. Peru und Boli-vien teilten sich das riesige Gebiet, die Chi-lenen waren lediglich durch eine Gesell-schaft in Antofagasta am Salpetergeschäftbeteiligt. Als die bolivianische Regierung1879 dieses Unternehmen zunächst hochbesteuern und dann enteignen wollte, be-setzten chilenische Truppen die Stadt. Nachvier Jahren Krieg, der sich hieran anschloss,waren Peru und Bolivien 1883/84 geschla-

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Segelschiffe und Salpeter

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Hamburger Hafen, von Cornelius Wagner (vor 1914), im Zentrum des Gemäldes steht die „Potosi“, eingerahmt von zwei Dampfern – eine Konstellation, die den Kontrast zwischen alter und neuer Zeit

symbolisiert, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

gen. Von da an besaß Chile das Salpetermo-nopol und hatte sein Territorium um dieProvinzen Antofagasta und Tarapaca erwei-tert. Die Erinnerung an diese Auseinander-setzung spielt im politischen Diskurs dieserLänder bis heute eine Rolle. ···································································In den Jahren nach der Reichsgründung1871 machte sich in Deutschland die immerstärker voranschreitende Industrialisierungauch im Schiffsbau bemerkbar. Holz alswichtigster Werkstoff wurde durch Eisen,wenig später durch Stahl ersetzt. Auch dieFirma F. Laeisz modernisierte ihren Schiffs-bestand, indem sie zunehmend stählerneSegler einsetzte: 1887, im Todesjahr Ferdi-nand Laeisz’, begann sein Sohn mit einemumfassenden Umbau der Laeisz-Flotte. Fünf

Jahre später liefen die Viermastbark „Pla-cilla“ und ihr Schwesterschiff „Pisagua“ vomStapel. Damit war ein neuer Schiffstyp ge-schaffen, der Vorbild für das Aussehen allerkünftigen Laeisz-Segler werden sollte: Nichtnur Back und Poop waren, wie bei den frü-heren Schiffen, erhöht, sondern zusätzlichbefand sich in der Schiffsmitte ein so ge-nanntes Hochdeck, das als Kommando-brücke fungierte.···································································Mit diesen Schiffen stieg die Reederei end-gültig zur berühmten „Flying P-Linie“ auf,27

die bis heute den Inbegriff der Kap Hoorn-Segelfahrt bildet. Die Fünfmastbark „Po-tosi“ (1895) und die erst nach Carl Laeisz’Tod fertiggestellte „Preußen“ (1902) – daseinzige jemals gebaute Fünfmastvollschiff –

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Valparaiso, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

bildeten schließlich den unumstrittenenHöhe- aber auch den Endpunkt in der Ent-wicklung von Segelschiffbau und Segel-frachtfahrt.28 Zum Renommee, gleichzeitigaber auch zum wirtschaftlichen Erfolg, trugbei, dass die Firma F. Laeisz nie an der Aus-rüstung ihrer Schiffe sparte und in ihrenMaterialstärken stets über das allgemein fürnotwendig Erachtete hinausging.29 In den„Instruktionen“, die Carl Laeisz für seineSchiffsführer zusammenstellte, heißt es: ···································································„Meine Schiffe können und sollen schnelleReisen machen; daraus folgt, daß auch alles,was hierzu an Bord notwendig ist, als Rig-gen, Segel, Tauwerk etc. vollständig und imallerbesten Zustand sein muß (…).“30

···································································Die hervorragende Rolle der Firma im Sal-peterhandel zeigte sich auch darin, dass

Laeisz sich nicht nur darauf beschränkte,den Seetransport zu perfektionieren, son-dern auch Infrastrukturmaßnahmen in Chi-le durchführen ließ. Die simplen Anker-plätze der Salpeterküste waren nicht in derLage, das zügige Ent- und Beladen der gro-ßen Laeisz-Schiffe zu gewährleisten. Laeiszbegann deshalb, den Warenumschlag besserzu organisieren. In den wichtigsten Häfenkonnte nun mit dem entsprechenden Gerätund über Bahnlinien, die teilweise heutenoch existieren, effektiver gearbeitet wer-den. Durch Ausnutzung aller Rationalisie-rungsmöglichkeiten – auch bei der Abferti-gung der Schiffe durch Arbeiter – wurdenteure Liegezeiten verkürzt. ···································································Die schwierige Situation der zahlreichenWanderarbeiter und Indios, die in den über100 Salpeterminen der Atacama-Wüste kaum

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zu ertragende Arbeitsbedingungen vorfan-den, änderte sich allerdings bis zum ErstenWeltkrieg kaum. In der regen- und vegeta-tionslosen Wüste ist das Klima hart und das

Wasser knapp. In der Lohntüte gab es keinBargeld, sondern nur Gutscheine, die in denüberteuerten Lebensmittelgeschäften derMinengesellschaften einzulösen waren.

„Placilla“, von Johannes Holst – die Darstellung des stürmischen Himmels mit der bewegten See ist charakteristisch für die Arbeiten dieses Malers, Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

··············································································································································25 Der so genannte Chilesalpeter ist ein grauweißes, leicht lösliches Salz, bestehend aus etwa 95% Natrium-nitrat, 2,5% Wasser, Magnesiumverbindungen und Spuren von Jod. Gewonnen wurde der Salpeter aus der „Ca-liche“, dem Sedimentgestein der Atacama-Wüste. Durch Sprengungen wurden die Ablagerungen des salpeterhal-tigen Gesteins gelockert, maschinell zerkleinert und zur Weiterbearbeitung in die „Oficina“ gefahren, wo der Sal-peter mittels Wasser und Dampf aus dem Gestein extrahiert wurde. Bei der Trocknung der Lösung wurde er alsSalz ausgeschieden (Klingbeil, Flying-P-Liner, S. 34 f.).26 Günther, Schlüter, S. 78.27 Das „P“ erklärt sich folgendermaßen: Nach dem Eintritt von Carl Laeisz in die Firma wurde das erste inAuftrag gegebene Schiff „Pudel“ getauft; danach wurde es allmählich zur Tradition, weiteren Laeiszschen Schif-fen einen Namen zu geben, der mit „P“ begann. 28 Ahrens, Laeisz, S. 400.29 Domizlaff, Buch, S. 33.30 Zitiert nach Rohrbach; Piening; Schmidt, Geschichte, S. 65.··············································································································································

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Fünfmastvollschiff „Preußen“, von Johannes Holst (1909), Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Die gewaltige Takelage der „Preußen“

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Die Elbmündung bei Feuerschiff Elbe 2 mit der „Potosi“, von Alfred Jensen (1906), Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

Modell der „Potosi“

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Obwohl die Firma F. Laeisz in ihrer eige-nen Flotte ausschließlich Segelschiffe ein-setzte, haben sich die Inhaber stets neuerenEntwicklungen gegenüber aufgeschlossengezeigt und diese gefördert. Der „Hambur-gische Correspondent“ vermerkte am 22.März 1901: „Man darf wohl sagen, daß keinegrößere Dampfschiffahrts-Gesellschaft inHamburg ohne die Firma F. Laeisz begrün-det worden ist“.31

···································································Eine für die wirtschaftliche EntwicklungHamburgs besonders wichtige Gründung,die unter Mitwirkung von Ferdinand Laeiszzustande kam, war die der HAPAG im Jahre1847. Laeisz wurde zusammen mit AdolphGodeffroy und Ernst Merck in das Direkto-rium gewählt und war dort über zehn Jahretätig. Die Direktion hatte zu dieser Zeit dieOberleitung, die eigentliche Geschäftsfüh-rung war jedoch nicht ihre Sache. Erst 1884wurden die bisherigen Bürochefs Direkto-ren, und die bisherige Direktion übernahmdie Aufgaben des Aufsichtsrats. In diesen tratCarl Laeisz 1892 als zweiter Vorsitzender ein.32

···································································In den Jahren nach der Reichsgründung hatsich Carl Laeisz, zum Teil gemeinsam mitseinem Vater und seinem Sohn, an zahlrei-chen Unternehmensgründungen beteiligt.Zu nennen wären u. a. die TransatlantischeDampfschiffahrts-Gesellschaft (Adler-Li-

nie), die Dampfschiffahrts-Gesellschaft Kos-mos, die Vereinigte Bugsier- und Fracht-schiffahrts-Gesellschaft und die Deutsch-Australische Dampfschiffahrts-Gesellschaft.Besonders engagierten sich Ferdinand undCarl Laeisz in der Hamburgisch-Südameri-kanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft,wo jener im Gründungsjahr 1871 einen Sitzim Verwaltungsrat und dieser den Vorsitzübernahm, den er bis zu seinem Tode be-hielt. In den Jahren 1886 bis 1896 arbeiteteer hier gemeinsam mit seinem größten Kon-kurrenten in der Segelschifffahrt, MartinGarlieb Amsinck.33 In diesen Jahren betei-ligte sich Carl Laeisz außerdem an der Grün-dung der Deutschen Levante-Linie (1889),wo er auch Mitglied des Aufsichtsrats wurde.···································································Als 1890 auf Anregung der Reichsregierungdie staatlich subventionierte Deutsche Ost-afrika-Linie gegründet wurde, war Carl Laeiszebenfalls einer der Firmengründer undwurde auch hier in den Aufsichtsrat ge-wählt. In dieser Funktion war er auch in der Afrikanischen Dampfschiffahrts-Gesell-schaft (Woermann-Linie) tätig.34 Schonkurz nach Beginn der deutschen Kolonial-herrschaft in Afrika (1884) war diese Linie,hauseigene Reederei des HandelshausesWoermann, von letzterem wegen ihres gro-ßen Geschäftsvolumens getrennt worden.Die Firma F. Laeisz erwarb daraufhin An-

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Rege Beteiligung am Hamburger Wirtschaftsleben

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teile an dieser Linie, die noch vor dem Ers-ten Weltkrieg wieder verkauft wurden.35

Die Tatsache, dass einer der wesentlichenExportartikel Schnaps gewesen ist, brachteAdolph Woermann schon von Zeitgenossenaus höchst unterschiedlichen Lagern heftigeKritik ein: einerseits von Seiten der Mission,andererseits von Seiten des sozialdemokra-tischen Abgeordneten August Bebel, der im Mai 1889 im Reichstag den Einsatz vonBranntwein als Mittel geißelte, um Afrika-ner in Abhängigkeit zu bringen und sie auszubeuten. Der „königliche Kaufmann“Woermann, ebenfalls Reichstagsabgeordne-ter, hatte dazu bereits im Februar 1885 fol-gendes bemerkt: ···································································„Wollen wir aus (…) reiner Liebe zu denNegern, den Schnapshandel nach Afrikaverbieten, so würden wir einen wichtigen

Zweig des deutschen Exporthandels bedeu-tend schädigen, (…). Im Übrigen glaube ichnicht, dass den Negern durch den Schnapsein sehr großer Schaden zugefügt wird. Ichmeine, dass es da, wo man Zivilisationschaffen will, hier und da eines scharfenReizmittels bedarf“.···································································Der Handel mit Schnaps war ein Faktorvon großer wirtschaftlicher Bedeutung: 1884machten Hamburger Schnapsexporte zweiDrittel der gesamten Exporte nach West-afrika aus. Zu dieser Zeit existierten in undum Hamburg mindestens 23 Firmen, diemit der Branntweinherstellung befasst wa-ren und 85 % ihrer Rumproduktion dort ab-setzten.36 Die Auswirkungen dieser Art vonKolonialhandel beeinflussten die Lebens-und Konsumgewohnheiten der indigenenGesellschaften in fataler Weise (in diesem

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Laeiszhof an der Trostbrücke

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auch hier die Geschäfte äußerst erfolgreich,so dass die „Hamburgische Börsenhalle“feststellen konnte: „Auf dem Gebiete desAssekuranzwesens war Carl Laeisz geradezuAutorität und sein Urteil sowie seine Ent-scheidung waren in den meisten Fällen aus-schlaggebend“.38

···································································Nach dem Brand von 1842 hatte Ferdi-nand Laeisz im Haus Neueburg Nr. 14 eineigenes Kontorhaus eingerichtet, in dem dieFirma bis zur Errichtung des Laeiszhofes ander Trostbrücke im Jahre 1898 untergebrachtwar. Als Architekt an diesem bemerkenswer-ten Gebäude war Martin Haller beteiligt.Bis heute haben im Laeiszhof, der immer

Laeiszhof an der Trostbrücke

Zusammenhang ist vor allem auf die Entste-hung von Alkoholismus in großem Umfangzu verweisen). ···································································Das Assekuranzgeschäft bildete (nebenHandel und Schifffahrt) ein weiteres Stand-bein der Firma F. Laeisz. Seit der Mitte der1850er Jahre engagierte sie sich mit erhebli-chen Mitteln im Schiffskasko- und Waren-versicherungsgeschäft.37 1862 erwarb CarlLaeisz die Mitgliedschaft Nr. 1 des VereinsHamburger Assekuradeure, die die Firma F.Laeisz Versicherung AG noch heute inne-hat. Obwohl sie damals als Privatversichererin Konkurrenz mit den Versicherungs-Ak-tiengesellschaften stand, entwickelten sich

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Das Laeiszdenkmal

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··············································································································································31 Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901).32 Mathies, Reederei, S. 38, 96, 130.33 Wendt, Kurs, S. 71.34 Rohrbach; Piening; Schmidt, Geschichte, S. 70, 72; Heyden, Laeisz, S. 186.35 Wendt, Kurs, S. 79.36 Die vorherigen Ausführungen und Zitate bei Möhle, Branntwein, S. 43 ff.37 Festzuhalten ist, dass bei Laeisz bis in die 1860er Jahre mehr Geld in das Versicherungsgeschäft investiertwurde als in die Schifffahrt.38 Hamburgische Börsenhalle Nr. 138 (22. März 1901).39 Vgl. hierzu Heyden, Laeisz, S. 186; Ahrens; Hauschild-Thiessen, Reeder, S. 26.40 Vgl. hierzu die im Staatsarchiv Hamburg überlieferten Protokolle (StA Hbg., 314-4 Stempelwesen, A 2 Ab-schriften der Protokolle und ausgehenden Schriften, Band 6, S. 145, 278). – In den Jahren 1861-64 war Carl LaeiszSteuerschätzungsbürger, für 1878 wurde er von der Kaufmannschaft als Reeder in die Kommission für die See-mannskasse gewählt und 1882 war er Beisitzer des Seeamtes. ··············································································································································

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noch der Stammsitz der Firma F. Laeisz ist,viele Versicherungsfirmen ihr Unterkom-men gefunden. ···································································Am 28. April 1903, Carl Laeisz wäre an die-sem Tage 75 Jahre alt geworden, wurde inAnwesenheit der gelegenheitsüblichen Ham-burger Prominenz ein Denkmal enthüllt,das zu Ehren von Ferdinand, Carl und CarlFerdinand Laeisz errichtet worden war. Eswurde von insgesamt 24 Reedereien, Versi-cherungsgesellschaften, Banken und ande-ren Unternehmungen sowie der See-Berufs-genossenschaft finanziert. ···································································Die große Zahl der Stifter erklärt sich dar-aus, dass sich die drei Laeisz nicht nur in vie-len Reedereien engagierten, sondern auchals Mitgründer und Aufsichtsräte zahlrei-cher Versicherungsfirmen fungierten.39

···································································Bei den zahlreichen erfolgreichen wirt-schaftlichen Aktivitäten Carl Laeisz’ fällt es

auf, dass er sich im Gegensatz zu seinemVater, der beinahe 30 Jahre lang der Bürger-schaft angehörte, im politisch-öffentlichenRaum sehr zurückhielt: Der Bürgerschaftgehörte er nur ein Jahr (1862) als Mitgliedder Stempeldeputation an, wo er jedochkaum in Erscheinung trat.40 Außerdem warer in der Hamburger Sektion des 1898 ge-gründeten „Deutschen Flottenvereins“ ak-tiv. Dieser war ein Zusammenschluss vonEinzelpersonen und Vereinen, die auf einenAusbau der Flotte des Deutschen Reicheshinwirken wollten. Der Flottenverein hattemaßgeblichen Einfluss auf die Politik imKaiserreich. Mit anderen einflussreichennationalistischen Agitationsverbänden wiedem „Alldeutschen Verband“ und dem „Kolonialverein“ vertrat er in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg den AnspruchDeutschlands auf weltpolitische Geltung,die dem Kaiserreich angeblich vorenthaltenwerde.

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Die Festversammlung

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Zu Beginn des Jahres 1900 wurde die StadtHamburg von einer Grippewelle erfasst,von der auch Carl Ferdinand Laeisz betrof-fen wurde. Nachdem er einige Wochen ander Krankheit laboriert hatte, kam er auf die seltsame Idee, an einem Tag mit demFahrrad von Hamburg nach Schwerin undzurück zu fahren, um dadurch den Infektloszuwerden. Nach dieser Parforcetour ver-schlimmerte sich seine Lage jedoch drama-tisch in Folge einer „Vergrößerung des Her-zens“, und er verstarb am 22. August 1900,ohne sich noch einmal erholt zu haben.41

Der unerwartete Verlust des Sohnes, aufden er besonders stolz gewesen war, trafCarl Laeisz schwer.42

···································································Carl Ferdinand Laeisz war 1877 in dieFirma eingetreten und seit 1879 deren Teil-haber. In der Zeit von 1879 bis 1887 standensomit drei Generationen an der Spitze derFirma F. Laeisz. Der Enkel zeichnete sichdurch profundes technisches und nautischesWissen aus. Das Zentrum seiner berufli-chen Aktivitäten lag eher in öffentlicher Tä-tigkeit und Verbandsarbeit als in der eigenenFirma. Im Vergleich zu seinem Vater undGroßvater nahm er mehr Repräsentations-aufgaben wahr: So war er von 1883 bis 1900Mitglied der Handelskammer, von 1895 bis1898 deren Präses. Mit dem Vorsitz in dieserSelbstverwaltungskörperschaft der Kauf-

mannschaft hatte er das einflussreichste undehrenvollste Amt erlangt, das in der Ham-burgischen Wirtschaft bis heute zu vergebenist. Von 1892 bis 1900 gehörte er als hervor-ragendes Mitglied der Bürgerschaft und fürlängere Zeit auch der Deputation für Han-del und Schifffahrt an.43

···································································1887 war in Ausgestaltung der KaiserlichenBotschaft von 1881 das See-Unfallversiche-rungsgesetz erlassen worden, das den Be-ginn einer einheitlichen und umfassendensozialen Seegesetzgebung bezeichnet. Diezur Erledigung der neuen Aufgaben gegrün-dete See-Berufsgenossenschaft, ein Zwangs-zusammenschluss der Reeder in Form einerSelbstverwaltungskörperschaft unter staatli-cher Aufsicht, wählte 1887 Carl FerdinandLaeisz zum Vorsitzenden ihres Vorstandes.In den folgenden Jahren war er dort ausge-sprochen erfolgreich tätig.44

···································································In der Firma selbst, wo sich Vater und Sohngegenseitig nur mit „Herr Laeisz“ anrede-ten, war Carl Ferdinand kein gleichberech-tigter Teilhaber. Vielmehr hielt dort CarlLaeisz die Fäden in der Hand. Daraus erga-ben sich häufig Reibungen, „denn keinervon den beiden Herren war geneigt, von ei-ner selbsterworbenen Ueberzeugung undErkenntniß etwas aufzugeben“.45 In denwichtigen Punkten verfolgten sie jedoch

Düstere Jahre

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Bild der „Laiesz-Dynastie“, gestaltet von Ernst Eitner

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eine gemeinsame Linie, z. B. bei dem Um-bau der Flotte seit 1887.···································································Nach dem Tod des Sohnes trug Carl Laeiszallein die Verantwortung für das gesamteUnternehmen. Allerdings war es ihm nurnoch ein halbes Jahr lang vergönnt, hier zuwirken. Nach einem Unfall im Laeiszhofverschlechterte sich sein Gesundheitszu-stand rapide. Er verabschiedete sich brieflichvon den Leitern der Gesellschaften, derenAufsichtsrat er angehörte, und erklärte krank-heitshalber seinen Rücktritt von den ihmanvertrauten Stellungen.46 Am 22. März1901, um 3 Uhr 25, verstarb Carl Laeisz inseinem Stadthaus am Neuen Jungfernstiegin Anwesenheit seiner Frau. Bis in die letz-ten Tage empfing er noch Besucher, so z. B.den Prinzen Heinrich, den Bruder des Kai-sers, der ihm dessen Genesungswünscheüberbrachte. ···································································Innerhalb eines Zeitraumes von nur zweiJahren hatte sich die Lage der Firma F. Laeisz,aber auch die der Familie tragisch verändert:Während im März 1899 die Firma mit dem

Senior des Hauses ihr 75-jähriges Geschäfts-jubiläum feierte, und Carl Ferdinand besteAussichten hatte, in den nächsten Jahrzehn-ten ein florierendes Unternehmen weiter zuführen, fand sich im März 1901 Sophie Laeiszmit zwei verwaisten Enkeln, Erich und Her-bert Laeisz, wieder, während die Geschickeder Firma auf ein Prokuristentriumviratübergegangen waren.47

···································································Der Tod von Carl Laeisz löste vor allem inHamburg größte Anteilnahme aus. „Ob-wohl es im Allgemeinen nicht gebräuch-lich“ war, kondolierte der Senat. Hunderteder „hervorragendsten Mitbürger“ trugensich in den Tagen nach dem Tod in die Kon-dolenzlisten ein, die im Haus am NeuenJungfernstieg auslagen.48 Bei der Beerdi-gung am25. März auf dem Ohlsdorfer Fried-hof würdigte der Präsident der Bürgerschaft,Siegmund Hinrichsen, den Verstorbenenund hob in seiner Grabrede vor allem „denweiten Blick, die absolute Zuverlässigkeit,die unantastbare Redlichkeit eines großenKaufmanns, gepaart mit hervorragenderSachkenntniß“ hervor. Die Schiffe und Ver-

··············································································································································41 Schauseil, Geschichte, S. 216.42 Als Wilhelm II. 1899 nach einer Besichtigung der „Potosi“ Carl Laeisz fragte, ob er noch mehr Söhne habe,erwiderte dieser: „Ich habe nur ein Junges, aber es ist ein junger Löwe.“ (Die Welt Nr. 125, 1. Juni 1977). 43 Zusätzlich bekleidete er viele Ehrenämter in höchst unterschiedlichen Bereichen, vgl. hierzu HamburgischerCorrespondent Nr. 141 (24. März 1899).44 Ahrens; Hauschild-Thiessen, Reeder, S. 27; zum Wirken von Carl Ferdinand Laeisz in der See-Berufsgenos-senschaft vgl. insbesondere Schauseil, Geschichte.45 Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901).46 Rohrbach; Piening; Schmidt, Geschichte, S. 74.47 Dieses Triumvirat war noch von Carl Laeisz ernannt worden, ihm gehörten Paul Ganssauge sowie J. Reisseund H. Struck an.48 Hamburger Fremdenblatt Nr. 12 (25. März 1901); Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März 1901).49 Hamburgischer Correspondent Nr. 142 (25. März 1901).50 Biographisches Jahrbuch, Laeisz, S. 88.··············································································································································

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waltungsgebäude der Hamburger Reede-reien und die Werften hatten seit der Todes-stunde „halbstock“ geflaggt, anlässlich derBeerdigung taten dies auch zahlreiche frem-de Schiffe, Privatgebäude und die Hambur-ger Börse.49

···································································All diese Anzeichen von Anteilnahme spie-geln die außergewöhnliche Bedeutung wi-

der, die Carl Laeisz in Hamburg und dar-über hinaus zugemessen wurde. Zu Rechtgilt er als „treibende Kraft im Aufblühen desdeutschen Handels und der Schiffahrt“.50

Mit seinen ausgeprägten Begabungen undseiner Energie hat er bei der Entwicklungder Firma F. Laeisz vom wenig bedeutendenKaufhandel zur weltbekannten „Flying P-Linie“ die entscheidende Rolle gespielt.

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Nach dem Tode von Carl Laeisz blieb des-sen Frau Inhaberin der Firma. Sein Kapitalverblieb also im Geschäft. Die Testaments-vollstrecker, die der Verstorbene noch einge-setzt hatte, waren die Senatoren Dr. MaxPredöhl und Otto Eduard Westphal sowieRichard Canel, ein Neffe Sophies. Die bei-den erstgenannten waren gleichzeitig die

Vormünder der noch unmündigen EnkelHerbert und Erich.···································································Der in nur kurzem zeitlichem Abstand er-folgte Tod der beiden Firmeninhaber führteim Unternehmen zu einem Umbruch großenAusmaßes. Acht von achtzehn Kapitänenverließen die Reederei, darunter die beidenbekannten Kap Hoorniers, Robert Hilgen-dorf und der dienstälteste Kapitän bei Laeisz,Georg Schlüter, die sich in vielen Rekord-büchern der Segelschifffahrt wiederfinden.51

···································································Auch im Privatleben der Witwe SophieLaeisz änderte sich vieles: Sie hatte zu Leb-zeiten ihres Mannes gemeinsam mit diesemdas Stadthaus am Neuen Jungfernstieg be-wohnt. Alljährlich im Mai zogen beide indas wesentlich bescheidenere Sommerhausam Harvestehuder Weg. Nun beauftragtesie den Architekten Ernst Paul Dorn mitdem Entwurf einer neuen Villa, ebenfallsam Harvestehuder Weg, die als Alterswohn-sitz gedacht war und mit deren Bau im Som-mer 1906 begonnen wurde. Wann genau dieVilla bezogen wurde, ist nicht bekannt. Si-cher ist dagegen, dass die Baudeputationdem Gebäude Ende August 1907 die Haus-nummer 8 a zuwies. Dort bewohnte SophieLaeisz das untere Stockwerk, ihre beidenEnkel teilten sich das obere.···································································

Der Laeisz-Pudel, Maskottchen des Unternehmensund Symbol für die Liebe des Reeders Carl Laeisz

zu seiner Frau „Pudel“

Die Witwe Sophie Laeisz

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Es handelt sich bei ihr um ein für die Zeittypisches, also äußerst repräsentatives Ge-bäude, das bewusst Raum für spezifischbürgerliche Geselligkeitsformen schuf. Alsdekorative Elemente finden sich an demPutzbau auch spätbarocke und Jugendstil-ornamente, die jedoch nicht über den insge-samt gründerzeitlichen Eindruck des Hau-ses hinwegtäuschen können. Sophie Laeiszwar insofern eine typische Vertreterin deshamburgischen Großbürgertums, als siekeine Beziehungen zur Formensprache undzu den Ideen des aufkommenden Jugend-stils entwickelte. So gibt es in Hamburgdenn auch nur ganz wenige reine Jugend-stilbauten.52

···································································Dass das Verhältnis von Sophie Laeisz zuneu aufkommenden Strömungen der zeit-genössischen Kunst nicht ungetrübt war,zeigt auch die Episode um den Schriftsteller

Friedrich Huch, einen Vetter Ricardas, derim Hause Laeisz seit November 1900 alsHauslehrer eingestellt war. Er hatte zu die-ser Zeit sein Erstlingswerk „Peter Michel“publiziert, dem die Kritik eine „groteskeund etwas unsaubere Phantasie“ beschei-nigte und „trotz mancher gelungener De-tailbeschreibung, keine Empfehlung mit aufden Weg geben zu können“ glaubte.53 Dar-aufhin kam in Hamburg der Verkauf desBuches aus „Horror vor offizieller Compro-mittierung“, wie Huch später meinte, völligzum Erliegen.54 Als Sophie Laeisz davon er-fuhr, kündigte sie dem Hauslehrer, weil siediesem ihre Enkelkinder nicht anvertrauenwollte.55 Einige Jahre später, 1910, schriebHuch in sein Tagebuch: ···································································„Frau Laeisz hat es mir vor allem nicht ver-ziehen, dass ich, wie ich bei ihr wohnte, einBuch geschrieben hätte, das in unterenSchichten spielt. Und dann: dass der PeterMichel an das Wochenbett der Ottilie gelas-sen wird“.56

···································································Wesentlich weniger Probleme bereitetedie Tätigkeit der Gesellschafterin Ida Neu-bauer. Sie, die noch in dem von JohannesBrahms 1859 gegründeten Hamburger Frau-enchor unter dessen Leitung gesungen hat-te, unterstützte Sophie Laeisz bei der nichtimmer leichten Erziehung von Erich undHerbert Laeisz, einer Aufgabe, die durch dasschwierige Verhältnis der beiden Brüder zu-einander kompliziert wurde.···································································Bis ins 81. Lebensjahr hat Sophie Laeisz, wiedas „Hamburger Fremdenblatt“ berichtet,„in verhältnismäßiger Rüstigkeit die Bürdendes Alters“ getragen.57 Seit Januar 1912 ginges ihr jedoch immer schlechter, und nacheinem 14-tägigen Krankenlager starb sie am

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Sophie Laeisz

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2. Februar 1912 an den Folgen einer Erkäl-tung. Drei Tage später, am 5. Februar, fanddie Beerdigung auf dem Ohlsdorfer Fried-hof statt, an der u. a. die Senatoren HugoBrandt und Dr. Werner von Melle (dieser alsVertreter der HAMBURGISCHEN WISSEN-

SCHAFTLICHEN STIFTUNG) sowie u. a.Mitglieder des Kuratoriums der Laeiszhalle,

von der HAPAG, der Woermann-Linie undder Ostafrika-Linie teilnahmen. Anlässlichder Feier hatten die im Hafen liegendenSchiffe der Reederei sowie die Werft vonBlohm & Voss und die Verwaltungsgebäudeverschiedener Reedereien halbmast ge-flaggt.58

··············································································································································51 Günther, Schlüter, S. 111.52 Vgl. Ahrens, Generalkonsulat, S. 21 f.53 Hamburgischer Correspondent Nr. 591 (18. Dezember 1901).54 Zitiert nach Huller, Schriftsteller, S. 112.55 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 232.56 Zitiert nach Huller, Schriftsteller, S. 113. ‒ Bei Ottilie handelt es sich um die Frau des Rektors der Schule, beider der Protagonist Peter Michel nach seinem Examen als Mathematiklehrer angestellt wird.57 Hamburger Fremdenblatt Nr. 28 (3. Februar 1912).58 Hamburgischer Correspondent Nr. 65 (5. Februar 1912); Hamburger Fremdenblatt Nr. 30 (6. Februar 1912).··············································································································································

Sophie Laeisz mit Enkeln im Jahr 1896 auf Borkum (im Strandkorb: Erich Laisz, in der Mitte: Herbert Laeisz)

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Grabstätte der Familie Laeisz

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Bereits 1858 hatte sich Ferdinand Laeiszentschlossen, eine Wohnstiftung zu errich-ten – Auslöser war nach eigenen Angabender Untergang des HAPAG-Dampfers „Au-stria“ im Oktober desselben Jahres, bei demüber 300 Menschen umkamen. Diese Ein-richtung sollte in erster Linie „durch unver-schuldetes Unglück in Bedrängnis gerathe-nen Mitmenschen eine dauernde Hülfestiften“.59 Das 1860/61 auf Staatsgrund er-richtete Gebäude bot 90 Personen Unter-kunft. Laeisz zu Ehren gab der Senat derStraße in der Vorstadt St. Pauli, an der dasStift lag, den Namen Laeiszstraße.60 Diekleine Straße im Karolinenviertel existiertnoch heute.···································································Am 4. Januar 1901, kurz vor dem Tod CarlLaeisz’, wurde per Senatsbeschluss die Er-richtung der Sophie-Laeisz-Stiftung geneh-migt. Bis zu ihrem Tod 1912 nahm Sophiehier den Platz des Vorstandes ein.61 Zweckder Stiftung war laut Statut u. a. die „dau-ernde Unterhaltung und Fortführung desF.-Laeisz-Stifts sowie die Unterstützung derInsassen desselben“. In den Jahren 1907 und1909 hat Sophie Laeisz aus eigenen Mittelndas Stiftungskapital von 550.000 auf insge-samt 1.300.000 Mark erhöht.62 Die Tochtervon Erich Laeisz, Christine von Mitzlaff-Laeisz, welche später die Verantwortung für das Stift übernahm, konnte dieses noch

einige Jahrzehnte am Leben erhalten – eineschwierige Aufgabe, da das Vermögen derStiftung infolge des Ersten Weltkrieges undder Inflation von 1923 weitgehend verlorengegangen war. Bis 1974 wohnten im Wohn-stift noch Menschen, 1975 wurde es jedochwegen zunehmender Unwirtschaftlichkeitabgerissen.···································································Die Firma F. Laeisz hat sich – sicherlichnicht ganz uneigennützig – für die Förde-rung der Seemannsausbildung, der Schiffs-sicherheit und des Seerettungswesens einge-setzt. So war das Unternehmen u. a. an derGründung des Hamburger Rettungsvereins(1868), der später in der überregionalenDeutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff-brüchiger aufging, beteiligt.63 Was hingegendie allgemeineren sozialen Belange der Ar-beiter angeht, so verhält sich die Sache et-was anders: Zwar stellte sich Carl Laeisz 1888auf Seiten der Schauerleute, als diese eineLohnerhöhung forderten, und konnte alsderen Sprecher diese gegenüber der HAPAGauch durchsetzen; 1896/97 jedoch, beim elf-wöchigen Streik, an dem rund 16.700 Ha-fenarbeiter und Seeleute beteiligt waren,sprach er sich von vornherein gegen eineLohnerhöhung aus.64 Bei diesem Streikwurde nicht nur gegen die miserablen Ar-beitsbedingungen, die niedrigen Löhne unddie schlechte Wohnsituation protestiert –

Soziales und kulturelles Engagement von Sophie und Carl Laeisz

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hier ging es auch um grundsätzliche Fragen:Die Unternehmer lehnten ein Schiedsver-fahren ab, weil sie in dem Streik einen„Machtstreit“ sahen.65

···································································Es bleibt festzuhalten, dass Ferdinand, Carlund Sophie Laeisz – ganz typisch für in derersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboreneAngehörige des Wirtschaftsbürgertums –soziales Elend nicht als strukturelles, son-dern als privates Problem aufgefasst haben.Deshalb setzten sie sich für eigeninitiativesHandeln vermögender Privatpersonen ein.Die Schutzbedürftigkeit der Betroffenen sa-hen sie dementsprechend in erster Linie alseine individuelle im Rahmen der Armenfür-sorge.···································································Verschiedentlich sind die vielseitigengeistigen Interessen Carl Laeisz’ und sein be-sonderer Hang zu den schönen Künstenhervorgehoben worden: „Seine Bibliothekenthielt manchen werthvollen Schatz undmanches schöne Bild, manches herrlicheKunstwerk schmückte seine Wohnung“.Dass Laeisz seine Bücher auch wirklich las,belegt sein sehr gutes Gedächtnis, welchessich „die hervorragenden Erscheinungen derdeutschen und ausländischen Literatureneingeprägt hatte und über zahllose Worteunserer Dichter und Denker stets ver-fügte“.66 Unabdingbare Voraussetzung fürdas breite kulturelle Engagement von CarlLaeisz war seine Aufgeschlossenheit gegen-über den verschiedenen Facetten des kultu-rellen Lebens, zu denen auch die Architek-tur gehörte. Martin Haller, der für dieFamilie Laeisz eine Reihe von Bauten ent-warf, hat ihn denn auch in seinen Lebenser-innerungen als einen „idealen Bauherren“bezeichnet.67

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Von 1899 bis 1901 saß Carl Laeisz im Vor-stand der Philharmonischen Gesellschaft.68

1828 gegründet, hatte diese sich die Veran-staltung sowohl von Vokal- wie von Instru-mental-Konzerten zur Aufgabe gemacht.Zur Gründung eines eigenen philharmoni-schen Orchesters kam es jedoch erst 1896,als der Verein Hamburgischer Musik-freunde ins Leben trat. Dieser bildete sichunter der Führung des Bankiers RudolphPetersen und brachte die für das Orchesterbenötigten Mittel zum größten Teil aus pri-vater Hand auf.69 Im Mittelpunkt des mu-sikalischen Lebens der Hansestadt standenallerdings weiterhin die von der BerlinerKonzertagentur Wolff veranstalteten Abon-nementskonzerte. Vor diesem Hintergrundist auch ein u. a. von Sophie Laeisz unter-zeichneter Aufruf zu sehen, der am 21. Ok-tober 1902 im „Hamburgischen Correspon-denten“ veröffentlicht wurde. Dort heißtes, dass die Philharmonische Gesellschaftihren Fortbestand ernstlich in Frage ge-stellt sehe, „wenn nicht die Zahl der Abon-nenten einen beträchtlichen Zuwachs er-fährt“.70

···································································Während sich die finanzielle Lage derPhilharmonischen Gesellschaft zu dieserZeit also durchaus problematisch gestaltete,sollte sich zumindest die räumliche Situa-tion spürbar verbessern: Im gemeinschaftli-chen Testament von Sophie und Carl Laeisz,welches auf den 28. Februar 1901 datiert ist,war bestimmt, dass 1,2 Millionen Mark „zurErbauung einer Musikhalle in Hamburg“gespendet werden sollten.71 Nach Carls Todhat Sophie Laeisz die Bausumme auf ins-gesamt 2 Millionen Mark aufgestockt. Siestellte die weiteren finanziellen Mittel fürdie Innenausstattung zur Verfügung.72 Al-lerdings knüpfte sie hieran die Bedingung,

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Gedenktafel für Carl und Sophie Laeisz im Haupttreppenhaus der Laeiszhalle, Staatsarchiv Hamburg

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Entwürfe der Musikhalle (1903)

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dass die Stadt ein geeignetes Grundstückzur Verfügung stelle. Es folgte eine Diskus-sion, die sehr an die aktuelle Debatte um dieModalitäten der Elbphilharmonie-Finanzie-rung erinnert. Die Hamburger Senatorenstellten schließlich 1903 ein 5.000 Quadrat-meter großes Grundstück am damaligenHolstenplatz zur Verfügung.···································································1904 begannen die Architekten MartinHaller und Wilhelm Emil Meerwein mitdem Bau der neobarocken Halle. Da nichtschon während der Bauarbeiten Nässe dasGebäude gefährden sollte, ließ man sich fürdamalige Verhältnisse sehr viel Zeit. Wäh-rend der gesamten Bauzeit spielte SophieLaeisz eine äußerst aktive Rolle: So setzte siesich z. B. ausdrücklich dafür ein, die Garde-

robengänge besonders breit anzulegen, da-mit dort keine Panik entstehen könne.73

···································································Am 3. Februar 1908 schrieb Martin Halleran Senator Dr. Max Predöhl, dass das Ge-bäude Ende Mai „völlig vollendet“ seinwürde.74 Eingeweiht wurde das zum dama-ligen Zeitpunkt modernste KonzerthausDeutschlands am 4. Juni 1908 (dem Hoch-zeitstag von Catharina und FerdinandLaeisz) durch ein Festkonzert, an dem übri-gens Sophie Laeisz wegen Krankheit nichtteilnehmen konnte.75 Die PhilharmonischeGesellschaft hatte nun endlich eine Heim-statt gewonnen. Die Leitung der musikali-schen Feier wurde nicht in eine einzigeHand gelegt, sondern unter mehreren Diri-genten aufgeteilt: Der Organist Alfred Sit-

Laeiszhalle am Eröffnungstag (4. Juni 1908), Staatsarchiv Hamburg

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tard spielte Bachs Passacaglia in c-moll. Au-ßerdem führten der Cäcilienverein und dieSing-Akademie Händels „Hallelujah“ ausdem „Messias“ unter der Leitung von Ri-chard Barth sowie Brahms’ „Fest- und Ge-denksprüche“ unter der von Julius Spengelauf. Am Ende spielte das Orchester des Ver-eins Hamburgischer Musikfreunde, zumletzten Male unter der Leitung von MaxFiedler. Gegeben wurde die fünfte Sympho-nie in c-moll von Beethoven, ein Werk desKomponisten, den Carl Laeisz am meistengeschätzt hatte.76

···································································Zur Orgel der Laeiszhalle gibt es folgendenette Episode zu erzählen: Der Kunsttisch-ler Wilhelm Bittrich, der seit 1905 für das In-

strument die Schmuckelemente entwarf,versah diese mit einem goldenen Gefäß.Darin sollen sich drei brisante Erbstücke derFamilie Bittrich befinden – ein Liebesrezeptsowie eine Locke und ein Kanon Mozarts.Damit hat es folgende Bewandtnis: Kurznachdem die Hamburgerin Amalie Hage-dorn Ende 1789 (weit unter Stand) denTischlermeister Theodor Bittrich geheiratethatte, brachte sie am 13. Januar 1790 ein Kindzur Welt. Knapp neun Monate zuvor, imMai 1789, hatte sie angeblich eine Affäre mitMozart, als dieser sie in Hamburg besuchte.Bei dieser Gelegenheit schrieb er ihr den Ka-non „Für Amalien“ und ließ anscheinendnicht nur eine Locke von sich zurück.77

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Die Laeiszhalle (1908), Staatsarchiv Hamburg

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··············································································································································59 Laeisz, Erinnerungen, S. 65.60 Ahrens; Hauschild-Thiessen, Reeder, S. 18; Hamburgischer Correspondent Nr. 141 (24. März 1899).61 Danach bildeten diesen die bereits oben genannten Senatoren Dr. Max Predöhl und Otto Eduard Westphalsowie Richard Canel, Ida Neubauer und Paul Ganssauge.62 NL Mitzlaff-Laeisz.63 Vgl. Ahrens; Hauschild-Thiessen, Reeder, S. 18 und Hallier, Sammler, S. 105 für weitere Gründungsaktivitäten.64 Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März 1901).65 Festzuhalten ist, dass der Streik der Arbeiter erfolglos blieb. Erst in den folgenden Jahren gelang es ihnen inkleinem Umfang, Verbesserungen durchzusetzen.66 Vgl. z. B. Hamburgischer Correspondent Nr. 138 (22. März 1901). – Carl Laeisz war außerdem ein passio-nierter Münzsammler. 1886 schenkte er dem Münzkabinett der Kunsthalle eine Reihe hamburgischer Münzen.Im Jahresbericht der Kunsthalle wird von einer „der reichsten Zuwendungen, welche dieser Abtheilung jemals ge-worden“ gesprochen (Jahresbericht, S. 53).67 StA Hbg., 622-1 Familie Martin Haller, 49 Lebenserinnerungen [verfasst zwischen 1913 und 1920], Band 9 Meine Bauherren, S. 34. 68 Stephenson, Jahre, S. 248.69 Vgl. Schiefler, Kulturgeschichte, S. 162 f.70 Hamburgischer Correspondent Nr. 493 (21. Oktober 1902).71 Abschrift, S. 716.72 Hamburger Fremdenblatt Nr. 28 (3. Februar 1912); Hamburgischer Correspondent Nr. 60 (2. Februar 1912).73 Hamburger Abendblatt Nr. 129 (4. ⁄5. Juni 1988).74 NL Mitzlaff-Laeisz.75 Vgl. den Brief des Senators Hugo Brandt an Sophie Laeisz vom 4. Juni 1908: „Zu unserem innigsten Bedau-ern werden Sie ja der Feier am heutigen Abend fern bleiben müssen, aber sie mögen überzeugt sein, daß der herz-liche tiefgefühlte Dank für Ihre und Ihres Herrn Gemahls schöne Stiftung, welchen wir Ihnen leider heute Abendnicht persönlich aussprechen können, die Herzen aller guten Hamburger ebenso wie unsere eigenen Herzen er-füllt“. (Ebd.).76 Die Welt Nr. 217 (16. September 1995); Hamburger Abendblatt Nr. 130 (6. Juni 1988); Hamburgischer Cor-respondent Nr. 142 (25. März 1901).77 Hamburger Abendblatt Nr. 23 (27. Januar 2006).78 Dies war bereits zum Zeitpunkt der Eröffnung so geplant. An der Fassade über dem Hauptportal steht dennauch seit jeher der Name „Laeiszhalle“ (vgl. Hamburger Fremdenblatt Nr. 70, 22. März 1908). Dieser wurde bisin die 1930er Jahre gebraucht.··············································································································································

Engagements von Hamburger Bürgern fürdie Kulturförderung in ihrer Stadt erinnertwerden.

Seit dem 12. Januar 2005 heißt die Musik-halle Hamburg wieder Laeiszhalle.78 Aufdiese Weise soll an die beiden Stifter Sophieund Carl Laeisz und die lange Tradition des

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Nach dem Tod von Sophie Laeisz kam es1912 erneut zu großen Umbrüchen in derFirma F. Laeisz. Die Enkel Herbert undErich Laeisz übernahmen nunmehr das Un-ternehmen. Als Herbert sechs Jahre späterim Ersten Weltkrieg fiel, wurde Erich Laeiszalleiniger Inhaber (dieser letzte männlicheNachkomme des Firmengründers starb 1958).···································································Bereits 1907, im Jahr der Schifffahrts-flaute, hatten die drei Prokuristen, die zudieser Zeit die Geschicke der Firma leiteten,den Blick nach Kamerun gerichtet (Salpeterverlor ab 1900 seine wirtschaftliche Bedeu-tung): Dort wurden Bananenplantagen auf-gebaut; geplant war, die Früchte mit Kühl-schiffen nach Hamburg zu transportieren.1911 kam es denn auch zur Gründung derAfrikanischen Frucht-Companie GmbH(AFC). Ein Jahr später wurden zwei Bauauf-träge für Bananendampfer mit Kühleinrich-tung erteilt. Zu diesem Zeitpunkt befandsich kein einziger Dampfer in der Laeisz-Flotte. Die beiden Schiffe sind allerdings fürdas Unternehmen nie eingesetzt worden, dabei ihrer Fertigstellung der Erste Weltkriegausbrach. Erst seit 1931, in diesem Jahr wur-den die allermeisten Laeisz-Segler verkauft,entwickelte sich die Bananenfahrt mitKühlschiffen zum Hauptgeschäftsfeld derReederei. ···································································

Im Versailler Vertrag war 1919 festgelegtworden, dass nahezu alle deutschen Han-delsschiffe den Alliierten auszuliefern seien.Diese Bestimmung hätte für die Firma F.Laeisz fast das Ende bedeutet. Lediglich derUmstand, dass die meisten der LaeiszschenSegelschiffe in Chile lagen, rettete das Un-ternehmen. Dadurch wurde es möglich, dieSchiffe für die Überführungsreise auf eigeneRechnung mit Salpeter zu beladen. DieseFrachten brachten immens hohe Erlöse, diegepoolt wurden und in den folgenden Jah-ren einen Rückkauf der meisten Segelschiffevon den Alliierten ermöglichten. Die Orga-nisation übernahm die Deutsche Segel-schiff-Kontor GmbH Hamburg. Paul Ganss-auge, einer der Prokuristen des Jahres 1901,war als deren Geschäftsführer maßgeblicham Erfolg der ganzen Aktion beteiligt. InAnerkennung seiner Verdienste wurde erdenn auch 1923 zum Mitinhaber der Firmagemacht (Ganssauge starb 1937, ein Jahr zu-vor war sein Sohn Willi Ganssauge Partnervon F. Laeisz geworden).···································································Die Geschichte der Firma F. Laeisz in derNS-Zeit ist bisher noch nicht umfassenduntersucht worden.79 1945 befand sich dieFirma erneut in einer prekären Lage: Sämt-liche Schiffe waren verloren oder musstenabgeliefert werden. Nachdem die schwieri-gen ersten Nachkriegsjahre überwunden

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Weitere Entwicklung

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waren, ging es seit 1952 wieder bergauf: Indiesem Jahr wurde das erste deutsche Nach-kriegskühlschiff „Proteus“ in den Dienst ge-stellt, dem schnell weitere Neubauten folgten.···································································1972 wurden die beiden ersten Massengut-frachter, welche in einer Größe gehalten wa-ren, die gerade noch für den Panama-Kanalgeeignet war (Panmax-Bulker), „Prosperina“und „Propontis“, mit jeweils 80.000 TDWin den Dienst gestellt. Im selben Jahr be-gann bei Laeisz auch das Container-Zeit-alter mit den beiden Schiffen „Pluvius“ und„Plutos“. Auch sonst änderte sich einiges:1973 wurde Nikolaus W. Schües Partner vonF. Laeisz. Die Firma wurde nunmehr vondrei Familienstämmen getragen: Den Erbenvon Erich Laeisz, Willi Ganssauge und des-sen Familie sowie Nikolaus W. Schües.···································································1982 kam es zur wohl schwersten Schiff-fahrtskrise des gesamten 20. Jahrhunderts.Das hatte auch für die Firma F. Laeisz weit-reichende Konsequenzen in Form einerNeustrukturierung: Alle aktiven Schiff-fahrtsgeschäfte wurden am 1. Januar 1983 aufdie neu geschaffene Firma F. Laeisz Schiff-fahrtsgesellschaft mbh + Co. übertragen, ander die Firma F. Laeisz – allerdings nur be-fristet für einige Jahre – und Nikolaus W.Schües beteiligt waren. Für das Unterneh-men ging es seit 1983 mit den beiden Schif-fen „Pharos“ und „Puritan“ wieder aufwärts:Bei letzterem handelte es sich um ein Bana-nen-Vollcontainerschiff, das erste über-haupt; bei ersterem um einen Erz-Öl-Frach-

ter, der sich durch besonders geringen Treib-stoffverbrauch auszeichnete. Das Zeitalterder großen Containerschiffe begann 1989mit den beiden Schiffen „Paris“ und„Panama“ (beide unter Langzeitcharterver-trag der Senator Linie GmbH & Co. KGBremen). ···································································Vier Jahre später, 1993, trat Nikolaus H.Schües, der Sohn von Nikolaus W. Schües,in die Firma ein. Im selben Jahr wurde dieDeutsche Seereederei Rostock (DSR), dieStaatsreederei der ehemaligen DDR, priva-tisiert und an den Hamburger Reeder Niko-laus W. Schües und einen Partner verkauft.Die Schiffe der Deutschen Seereederei (mitAusnahme der Kreuzfahrtschiffe) und der F.Laeisz Schiffahrtsgesellschaft wurden dar-aufhin in der Reederei F. Laeisz zusammen-geführt. 1999 übernahm die Familie Schüesalleinig sämtliche Gesellschaftsanteile derReederei. 2004 schließlich erwarben die bei-den geschäftsführenden Gesellschafter derReederei F. Laeisz, Nikolaus W. Schües undNikolaus H. Schües, von den Erben der of-fenen Handelsgesellschaft in Firma F. Laeiszderen sämtliche Gesellschaftsanteile mit al-len Rechten. Damit hat ein weiteres Kapitelder langen und bewegten Geschichte der„Flying-P-Linie“ seinen Abschluss gefun-den. Unter der Laeisz-Flagge fahren heute 55 hochmoderne Schiffe mit fast 2,6 Mil-lionen TDW, darunter das größte deutscheHandelsschiff, der Erzfrachter „Peene Ore“und das Forschungsschiff „Polarstern“.

··············································································································································79 Die Unternehmensgeschichte von Hans Georg Prager behandelt für diese Jahre im Wesentlichen folgendePunkte: 1.) Wettfahrt, Rekorde und Kap Hoorn-Umseglungen der Viermastbarken „Padua“ und „Priwall“ (Pra-ger, Reederei, S. 87-89), 2.) Neuanschaffung von Schiffen und das Schicksal von Laeisz-Schiffen während derKriegsjahre sowie 3.) wirtschaftliche Entwicklung der AFC (ebd., S. 93-98). Hinzu kommen noch die Schiffsbio-graphien im Anhang (ebd., S. 201 ff.). ··············································································································································

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Baasch, Ernst: Die Handelskammer zu Ham-burg 1665-1912. Im Auftrage der Handelskammerbearbeitet, Band 2, Abteilung 1 und Band 2, Abtei-lung 2, Hamburg 1915 Biographisches Jahrbuch und DeutscherNekrolog, VI. Band, Art. Carl Laeisz, Berlin 1904,S. 87-88 Blöss, Hans: Glanz und Schicksal der „Potosi“und „Preußen“. Hamburgs und der Welt größteSegler, Kiel 1960Brennecke, Jochen: Windjammer: Der großeBericht über die Entwicklung, Reisen und Schick-sale der Königinnen der sieben Meere, Hamburg41996Burmester, Heinz: Mit der Pamir um KapHorn. Die letzte Epoche der deutschen Frachtseg-ler, Odenburg, Hamburg 21978Cecil, Lamar: Albert Ballin. Wirtschaft und Po-litik im deutschen Kaiserreich 1888-1918, Hamburg1969Die Laeiszhalle in Hamburg. Zum Tage derEinweihung am Donnerstag, den 4. Juni 1908,Hamburg 1908Die Welt Nr. 125 (1. Juni 1977): „Die Musikhallemuß für Veranstaltungen vornehmsten Stils sein“;Nr. 217 (16. September 1995): Sinnbild bürgerlichenMäzenatentumsDomizlaff, Hans: Das große Buch der Passat,Hamburg 21998Eckstein, Julius (Hg.): F. Laeisz, in: Histo-risch-biographische Blätter. Der Staat Hamburg, 9. Lieferung, Berlin, Hamburg, Wien 1905/06 Erinnerung an die Enthüllung des Laeiszdenk-mals am 28. April 1903 General-Anzeiger für Hamburg-AltonaNr. 70 (23. März 1901): Nachruf Carl Laeisz; Nr. 72 (26. März 1901): Beerdigung Carl Laeisz

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Zur Quellenlage:Das Archiv der Firma F. Laeisz ist beim Brand desLaeiszhofes 1943 vernichtet worden. Als wichtigsteautobiographische Quelle sind die Erinnerungenvon Ferdinand Laeisz zu nennen, da weder Carlnoch Carl Ferdinand Laeisz derartige Aufzeichnun-gen hinterlassen haben. Aus der Hand von CarlLaeisz ist nur eine Instruktion an seine Kapitäne ausdem Jahr 1892 überliefert (abgedruckt bei: Rohr-bach; Piening; Schmidt, Geschichte, S. 65 ff.). ···································································Literatur:Abschrift des § 6 des Testaments der EheleuteCarl Heinrich Laeisz und Sophie Christine Laeisz,geb. Knöhr (Anlage der Mitteilung des Senats andie Bürgerschaft, Nr. 222: Antrag betreffend Aus-weisung eines Platzes für die Erbauung einerMusikhalle), in: Verhandlungen zwischen Senatund Bürgerschaft im Jahre 1902, Hamburg 1903, S.715-716Ahrens, Gerhard: Art. Laeisz, in: NDB 13, Ber-lin 1982, S. 398-400 [Kurze Artikel über Ferdinand, Carl, Carl Ferdi-nand sowie Erich Laeisz und auch in: DBE 6, Mün-chen 1997, S.195] Ders.: Krisenmanagement 1857. Im Schriftwech-sel der Geschwister Jenisch und Godeffroy wider-gespiegelte Weltwirtschaftskrise und ihre Lösung inHamburg 1857, Hamburg 1980Ders.: Krisenmanagement 1857. Staat und Kauf-mannschaft in Hamburg während der ersten Welt-wirtschaftskrise, Hamburg 1986 Ders.; Hauschild-Thiessen, Renate: DieReeder: Laeisz, Ballin, Hamburg 1989 Ahrens, Michael: Das britische Generalkonsu-lat am Harvestehuder Weg, Hamburg 2003

Verwendete Literatur und Bibliographie zu Sophie und Carl Laeisz

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Goverts, Ernst F.: Die Mitgliederliste der Ge-sellschaft „Einigkeit“ in Hamburg (gegründet1761). Eine Jubiläumsgabe zur Feier des 150 jähri-gen Bestehens der Gesellschaft, Hamburg 1911Gröning, A.: Die Laeisz, in: Die Frau. Monats-schrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit 8(1900/01), S. 548-552Günther, Rolf: Georg Schlüter. Ein Hambur-ger Segelschiffkapitän für Laeisz, Hamburg 2000Hallier, Bernd: Sammler, Stifter und Mäzenedes Handels. Band 1, Köln 2002, S. 104-105 Hamburger Abendblatt Nr. 186 (13. August1986): Familie Laeisz – stets mit Alsterblick; Nr. 129(4./5. Juni 1988): „Für Veranstaltungen vornehm-sten Stils“; Nr. 130 (6. Juni 1988): Ohne private Gel-der keine „herrliche Kunststätte“; Nr. 23 (27. Januar2006): Das Ei des AmadeusHamburger Fremdenblatt Nr. 70 (23. März1901): Nachruf Carl Laeisz; Nr. 12 (25. März 1901):Beerdigung Carl Laeisz; Nr. 70 (22. März 1908):Neubau der Laeiszhalle; Nr. 28 (3. Februar 1912):Nachruf Sophie Laeisz; Nr. 30 (6. Februar 1912): Be-erdigung Sophie LaeiszHamburger Nachrichten Nr. 71 (24. März1899): 75jähriges Jubiläum der Firma F. Laeisz; Nr. 69(22. März 1901): Nachruf Carl Laeisz; Nr. 71 (25. März 1901): Beerdigung Carl Laeisz; Nr. 209(22. März 1908): Neubau der Laeiszhalle; Nr. 392 (5. Juni 1908): Eröffnung der Laeiszhalle; Nr. 329(28. November 1937): Der Reeder Carl LaeiszHamburgische Börsen-Halle. Zeitung fürHandel und Schiffahrt Nr. 140 (23. März 1899):75jähriges Jubiläum der Firma F. Laeisz; Nr. 138 (22. März 1901): Nachruf Carl Laeisz; Nr. 142 (25. März 1901): Beerdigung Carl LaeiszHamburgischer Correspondent Nr. 192(26. April 1898): 70. Geburtstag Carl Laeisz; Nr. 141(24. März 1899): 75jähriges Jubiläum der Firma F.Laeisz; Nr. 142 (24. März 1899): 75jähriges Jubiläumder Firma F. Laeisz; Nr. 138 (22. März 1901): Nach-ruf Carl Laeisz; Nr. 142 (25. März 1901): BeerdigungCarl Laeisz; Nr. 591 (18. Dezember 1901): RezensionPeter Michel; Nr. 493 (21. Oktober 1902): AufrufPhilharmonische Gesellschaft; Nr. 149 (21. März1908): Neubau der Laeiszhalle; Nr. 283 (5. Juni1908): Eröffnung der Laeiszhalle; Nr. 60 (2. Februar 1912): Nachruf Sophie Laeisz; Nr. 65 (5. Februar1912): Beerdigung Sophie Laeisz

Hamecher, Horst: Fünfmast-Vollschiff „Preus-sen“, Königin der See. Der Lebensweg eines Tief-seewasserseglers, Kassel 21993Heyden, Wilhelm: Die Mitglieder der Ham-burger Bürgerschaft 1859-1862. Festschrift zum 6. Dezember 1909, Art. Carl Laeisz, Hamburg 1909,S. 186-188Holzhäuser, Tim: Die Flying P-Liner, in: Schü-manns Hamburger. Band 7: Die Reeder, Hamburg2004, S. 36-41Huller, Helene: Der Schriftsteller FriedrichHuch. Studien zu Literatur und Gesellschaft umdie Jahrhundertwende, München Diss. 1974Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für1888, Hamburg 1889, S. 53 ff.Klingbeil, Peter: Die Flying P-Liner. Die Se-gelschiffe der Reederei F. Laeisz, Hamburg 22000Laeisz, Ferdinand: Erinnerungen eines altenHamburgers. Den Freunden des Verstorbenen ge-widmet von seinem Enkel, Hamburg 1891 (ND1974)Lüth, Erich: Hamburgs Schicksal lag in ihrerHand. Geschichte der Bürgerschaft, Hamburg 1966Mathies, Otto: Hamburgs Reederei 1814-1914,Hamburg 1924Matthies, Walther: Vereinsbank in Hamburg.Biographien der Aufsichtsrats- und Vorstandsmit-glieder seit der Gründung der Bank im Jahre 1856,Hamburg 1970Melle, Werner von: Dreißig Jahre HamburgerWissenschaft 1891-1921. Rückblicke und persönli-che Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923Meyer, Jürgen: Hamburgs Segelschiffe 1795-1945, Norderstedt 1971, S. 38-69Möhle, Heiko: Mit Branntwein und Gewehr,in: Ders. (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen.Der deutsche Kolonialismus in Afrika – eine Spu-rensuche in Hamburg, Hamburg 1999, S. 39-45Neue Hamburger Zeitung Nr. 138 (22. März1901): Nachruf Carl Laeisz; Nr. 148 (28. März 1901):Vom Humor des alten LaeiszPlaß, Friedrich; Ehlers, Robert F.: Ge-schichte der Assecuranz und der hanseatischen See-versicherungs-Börsen Hamburg – Bremen – Lübeck,Hamburg 1902Prager, Hans G.: Reederei F. Laeisz. Von denGroßseglern zur Containerfahrt, Hamburg 42004

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Rohrbach, Paul; Piening, Hermann; Schmidt,Fred: FL. Die Geschichte einer Reederei, Ham-burg 31960Schauseil, Max: Zur Geschichte der See-Be-rufsgenossenschaft. Erinnerungen des früheren Ver-waltungsdirektors der See-Berufsgenossenschaft,Hamburg 1925Schiefler, Gustav: Eine hamburgische Kultur-geschichte: 1890-1920. Beobachtungen eines Zeit-genossen, Hamburg 1985Stephenson, Kurt: Hundert Jahre Philharmo-nische Gesellschaft in Hamburg, Hamburg 1928Wendt, Herbert: Kurs Südamerika. Brückezwischen 2 Kontinenten, Bielefeld 1958Wiborg, Susanne: Wo er steht, ist Hamburg.Unbekannte Geschichten bekannter Hanseaten,Hamburg 1992, S. 84-97···································································

Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nichtfür alle Abbildungen die Rechteinhaber ermitteltwerden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie-hung Rechte geltend machen, so möge er sich andie Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wen-den.···································································Bildnachweis:Ahrens, Gerhard; Hauschild-Thiessen, Renate: DieReeder: Laeisz, Ballin, Hamburg 1989 Deutsches Schiffahrtsmuseum BremerhavenErinnerung an die Enthüllung des Laeiszdenkmalsam 28. April 1903 Meyer, Jürgen: Hamburgs Segelschiffe 1795-1945,Norderstedt 1971Museum für Hamburgische Geschichte Plaß, Friedrich; Ehlers, Robert F.: Geschichte derAssecuranz und der hanseatischen Seeversiche-rungs-Börsen Hamburg – Bremen – Lübeck, Ham-burg 1902Privatarchiv Jörg von Mitzlaff-LaeiszReederei F. LaeiszStaatsarchiv Hamburg, Plankammer 131-06 161-00020/28/48

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Natio-nalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf derVerlagswebsite frei verfügbar (open access). DieDeutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv-server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

Open access über die folgenden Webseiten:Hamburg University Press – http://hup.sub.uni-hamburg.deArchivserver der Deutschen Nationalbibliothek –http://deposit.d-nb.de

ISBN 978-3-937816-36-4ISSN 1864-3248

© 2007 Hamburg University Press, Verlag derStaats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carlvon Ossietzky, Deutschland

Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH, Hamburg,Deutschland, http://www.ew-gmbh.deGrundgestaltung: Peter Schmidt GroupLayout: Michael SauerLektorat: Dr. Johannes Gerhardt

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Sophie Christine und Carl Heinrich Laeisz

Eine biographische Annäherung an die Zeiten und Themen ihres LebensSo

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Durch die Rückbenennung der Mu-

sikhalle Hamburg in Laeiszhalle im

Januar 2005 ist in der Hansestadt ein

Name, mit dessen Aussprache so

mancher seine Probleme hat, wieder

stärker ins Bewusstsein gerückt. Die

vorliegende Biographie über Sophie

Christine und Carl Heinrich Laeisz

zeichnet das faszinierende Leben die-

ses Reeder-Ehepaares nach, die sich

als Mäzene nicht nur bei der Stiftung

des immer noch wichtigsten Kon-

zerthauses in Hamburg hervorgetan

haben, sondern die auch zu den Do-

natoren der HAMBURGISCHEN

WISSENSCHAFTLICHEN STIF-

TUNG gehören.

In ihrem Leben spiegeln sich in nuce

zentrale Tendenzen hamburgischer

Geschichte des 19. Jahrhunderts wi-

der: bürgerliches Engagement sowie

Einordnung der Hansestadt in die

Weltwirtschaft. Die Biographie wird

ohne die aus älteren Firmengeschich-

ten notorische Heroisierung erzählt.

Im Vordergrund steht vielmehr das

Interesse am „duldenden, strebenden

und handelnden Menschen“ (Jacob

Burckhardt).