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spleenat#6 mi 15.02.2012 Putzgeheimtipp: warmes Wasser was sie liebt Stazja Filipovic S. 4 ZWEI KINDER verheiratet KROATIEN IHRE ARBEIT LIEBE MENSCHEN 40 Familienmensch

SPLEENAT - Festivalzeitung vom 14.02.2012

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SPLEENAT ist die Festivalzeitung zum spleen*-Theaterfestival in Graz, das von 09. - 15. Februar 2012 stattfindet. Infos unter http://spleengraz.at

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spleenat#6mi 15.02.2012

Putzgeheimtipp: warmes Wasser

was si

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liebt

Stazja Filipovic

S. 4

ZWEIKINDER

verheiratet

KROATIEN

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Familienmensch

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InhaltSO EIN KINDERGARTEN!Das phänomenale Foto des Tages 2

HIGHLIGHTS Diese Geschichten muss man lesen 3

STAZJA FILIPOVICEin reinigendes Porträt 4

DER WEISSE UND DER SCHWARZE BÄRDas (Herz-) Stück 6

DA HAM MA DEN SPLEENATWenig Karla viel Kolumna 8

SPLEEN*TRIEB - SPIELTRIEBInterview mit Anna Frizberg 8

SPLEENNEWSDas Neueste rund um spleen* 9

EINE ENTFÜHRUNG IN HELGAS WELTSchnitzeljagd im Lend 10

ANNE & SOPHIE UND DAS ERSTE MALKritik 11

OPEN CIRCLESchülerkritik 11

PROGRAMMWas? Wann? Wo? 11

IMPRESSIONENDer Festivaltag in Bildern 12

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FOTO Des Tages

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HighlightsKRITIK ANNE UND SOPHIE S. 11SPIELTRIEB BEI SPLEEN* S. 8STAZJA FILIPOVIC S. 4

Die 17 Kinder der Kindergartengruppe Stiftingtal sind begeisterte Theaterbesu-cher. Mindestens einmal im Monat findet man sie im Publikum verschiedenster Produktionen in Graz.Auch „Der weiße und der schwarze Bär“ im Kindermuseum FRida&freD hat ihnen gut gefallen und bereits seine Wirkung gezeigt: Einige – allen voran der kleine Wolfi – haben schon jetzt keine Angst mehr im Dunkeln.

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WASSERMELONENFALL

GOTT ALS GASTSTAR

BÜHNENLOSES THEATERBand

Musik

In Rollen schlüpfen

Putzfrau mit Putzfreude

©A. Proché

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Stazja Filipovic ist Putzfrau. Und wahrscheinlich die freundlichste und glücklichste Putzfrau der Welt. Seit gut 16 Jahren arbeitet sie im TaO! und hat schon jede Menge verschiedene Drecksorten von den Bühnenbrettern gebohnert. Ein Erlebnis, das Stazja in Erinnerung geblieben ist, ist der »Wassermelonenfall«. Drei Mal am Tag musste sie die Bühne putzen. »Ich habe gedacht: Gott, wann ist das fer-tig. Eine Katastrophe! Aber mit lieben Menschen ist nichts zu schwer.«

»Ich habe gedacht: Gott, wann ist das fertig. Eine Katastrophe! Aber mit lieben Menschen ist nichts zu schwer.«

Für Stazja scheint sowieso nichts zu schwer, solange sie von lieben und netten Menschen umgeben ist. Und das ist sie vor allem im TaO! »Wich-tig sind nette Leute. Wirklich. Mit guten Menschen arbeiten, das passt

Man könnte meinen, dass mit 40 Jahren, gebrochener Sprache und einem presti-geunträchtigen Job das Leben nicht so gelaufen ist, wie man es geplant hatte. Doch Staz-ja Filipovic widerlegt diese Theorie. Sie ist 40, Putzfrau, spricht gebrochen Deutsch und ist die Glückseligkeit in Person.

VON KEVIN RECHER

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WARMES WASSER

©A. Proché

»Das Leben kann kein ande-res Ziel haben als das Glück,

Freude. Nur dieses Ziel - Freude - ist des Lebens völlig würdig. Verzicht,

das Kreuz, Hingabe des Lebens, alles für die Freude.«

Leo Tolstoi

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WARMES WASSER

Putzgeheimtipp: warmes Wasser

was si

e

liebt

Stazja Filipovic

ZWEIKINDER

verheiratet

KROATIEN

IHRE

ARB

EIT

LIEBE M

ENSC

HEN

40

Familienmensch

»Das Leben kann kein ande-res Ziel haben als das Glück,

Freude. Nur dieses Ziel - Freude - ist des Lebens völlig würdig. Verzicht,

das Kreuz, Hingabe des Lebens, alles für die Freude.«

Leo Tolstoi

schon. Mit guten Leuten gibt’s keine Probleme und nichts ist zu schwer. Ich bin sehr zufrieden. Alle, die im TaO! arbeiten, sind sehr lieb.«Stazja lacht unentwegt. Sie schüttelt ihr kurz geschnittenes, ebenholzfar-benes Haar und gestikuliert wild mit den Händen. Besonders wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. »Für mich ist es nicht schwer arbeiten zu gehen. Das ist super, denn ich liebe Arbeit! Das Problem , dass jemand arbeiten geht, aber nicht arbeiten will, kenne ich nicht. Ich bin zufrieden und das passt schon.«

»Alle, die im TaO! arbeiten, sind sehr lieb.«

Vor 21 Jahren kam Stazja aus Kroa-tien nach Österreich und arbeitete einige Zeit in einem Gasthaus, bevor sie schwanger wurde und in Karenz ging. Die gelernte Köchin merkte aber bald, dass diese Arbeit nicht für sie

bestimmt war. »Ich bin Familienfrau und habe viele Jahre als Köchin ge-arbeitet. Aber wenn man Familie hat, geht nicht alles. Als Köchin musste ich Samstag und Sonntag arbeiten. Für mich ist es aber besser, wenn ich fünf Tage in der Woche arbeite und Samstag, Sonntag frei und für meine Kinder Zeit habe. Das ist das Wichtigste!« Stazja hat zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. »Aber nur einen Mann«, betont sie laut auflachend.

»Man muss warmes Wasser verwenden.«

»Wenn jemand sagt: ›Mach das, Staz-ja‹ - es ist nichts zu schwer, wenn man es lieb sagt. Das Problem ist, wenn jemand denkt, du bist Putzfrau und jemand hält dich für etwas Schlechte-res. Ich ging auch zur Schule.« Stazja hat immer ihr liebevolles und aufrich-tiges Wesen erhalten. Wie sie das ge-macht hat, bleibt ihr Geheimnis. Eines verrät sie aber - ihr Putzgeheimnis: »Ich habe eine Seife, aber nichts extra. Aber das Wichtigste: Man muss warmes Wasser verwenden. Wenn es so klebt, wie bei den Wassermelonen:

warmes Wasser. Aber nicht zu heiß.«Sie lächelte wieder, und das ganz warm.

Stazja kommt aus Kroatien und ist verheiratet. Sie hat zwei Kinder, die ins Gym-nasium gehen. Schon seit vielen Jahren arbeitet sie als Putzfrau im TaO!. Sie musste auch schon Wassermelonen von der Bühne schrubben. Stazja arbeitet gerne, denn ihre Kollegen im TaO! sind sehr nett.

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Wie Tag und Nacht VON ROMANA MOCNIK

Ein schwarzer und ein wei-ßer Bär kämpfen gemeinsam mit einem kleinen Mädchen gegen die Angst vor der Dunkelheit.

Gestresste Kindergärtnerinnen eilen umher. Verzweifelte Blicke treffen sich. Kinder werden immer wieder durchgezählt. Handschuhe liegen ein-zeln am Boden. Genau so schnell wie sie im FRida&freD waren, sind die Kin-der wieder in ihre Jacken eingepackt und in ihren Gruppen wieder weg. Man hofft, dass jede Kindergärtnerin wieder die gleichen Kinder mitnimmt, die sie hergebracht hat.Für Nachbereitung vor Ort bleibt nicht viel Zeit. Dabei ist das Thema von „Der weiße und der schwarze Bär“ gerade für Kinder ein wichtiges. Es geht nämlich um die Angst vor der Dunkelheit.

Die kleine Pennie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Ihre Mutter kocht für sie und hält den Haushalt am Laufen, ihr Vater ist

Komponist, spielt nächtelang Klavier. Pennie ist ein frohes, lebenslustiges Mädchen. Sie bastelt gerne, spielt gerne, ist sehr aktiv. Und sie ist ein braves Kind, sie hört fast immer auf ihre Mutter.

Wie viele andere Kinder auch, hat sie Angst im Dunkeln. Ihr Zimmer sieht nachts auch ganz anders aus als sonst. Größer, dunkler – zum Fürchten eben.Eine kleine Nachtlampe hilft ihr, damit sie in der Nacht keine Angst mehr hat. Aber was tun, wenn diese genau zur Schlafenszeit kaputt wird?

In einer Ko-Produktion von Antje Töp-fer und dem Zikade Theater Stuttgart unter Ines Müller-Braunschweig, spie-len die zwei Frauen nach der Vorlage des gleichnamigen Kinderbuches von Jürg Schubiger und Eva Muggenthaler. In ihrer Heimat machen sie unter anderem Kindertheater für das FITZ!, das Zentrum für Figurentheater. Schon zwölf Mal haben sie das Stück aufge-führt, bei spleen*graz am Dienstag das erste Mal.

Der weiße Bär eilt Pennie zu Hilfe. Er sucht den Verbandskasten, gibt der kranken Lampe eine Spritze, verbindet

sie mit einer Mullbinde und schon ist die Nacht wieder ein Stück weniger finster. Er erzählt Pennie auch, dass nicht nur Menschen, sondern auch Puppen Angst vor der Dunkelheit haben, weil sie sich fürchten, dass es danach nicht mehr hell wird. Viele Nächte kommt er regelmäßig zu ihr und steht ihr bei. Sie spielen jede Nacht zusammen verstecken, tanzen oder machen Kunststücke. Und das, obwohl Pennie doch eigentlich schla-fen sollte.

Mit gekonnter Leichtigkeit erzählen die zwei Hauptdarstellerinnen die Geschichte der beiden Bären. Sie schlüpfen mithilfe von kleinen Stoff-puppen und zwei kuscheligen großen Bärenkostümen in die verschiedenen Rollen.Auf eine subtile Art und Weise werden dem Publikum die Augen geöffnet. Die Botschaft: Niemand muss Angst vor der Finsternis haben.

Nach und nach verliert Pennie selbst ihre Angst im Dunkeln – immerhin ist sie nicht mehr alleine. Mutig schaltet sie die Lampe aus und plötzlich wird klar – der weiße Bär hat selbst Angst

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Pennie ist ein kleines Mädchen. Wie viele andere Kinder auch, hat sie Angst im Dunkeln. Da können ihr nicht einmal ihre Mama oder ihr Papa helfen. Zum Glück gibt es den weißen Bär, der sogar Pennies kaputte Lampe repariert. Der weiße Bär hat in Wirklichkeit aber selbst Angst wenn es dunkel ist. Der schwarze Bär hat da keine Angst. Er beschützt Pennie und ist jede Nacht für sie da.

im Dunkeln. Sofort schenkt Pennie ihm ihre Lampe, denn sie braucht sie jetzt nicht mehr.

Die Kinder sind gefesselt von den Geschehnissen auf der Bühne. Man zittert mit den Hauptfiguren mit, verfolgt gebannt das Treiben im spär-lichen Scheinwerferlicht. Permanent wird von den Kleinsten mitkommen-tiert: „Kommt jetzt der weiße oder der schwarze Bär?“ oder „Ich bin der weiße und du der schwarze Bär“.

Als das Stück etwas mehr als die Hälf-te seiner 50 Minuten absolviert hat, betritt der schwarze Bär die Bühne. Von nun an ist er nachts an Pennies Seite und zeigt, dass die Nacht auch zutraulich sein kann. Regelmäßig wiegt er die Kleine in den Schlaf und bringt sie geborgen in die Traumwelt.

Von den Kindern erntet der schwarze Bär aber besonders skeptische Blicke. Bei seinem Auftritt geht sofort ein Raunen durch das junge Publikum. „Oh nein, das ist jetzt der Böse“, hört man es von allen Seiten flüstern.

Ines Müller-Braunschweig weiß darum Bescheid:„Es ist spannend zu sehen, wie die Kinder auf dieses ‚schwarz’ gegen ‚weiß’ gepolt sind, und dass ‚schwarz’ für sie automatisch etwas Böses ist. Ich mag es, wenn den Kindern plötzlich klar wird, dass

der schwarze Bär gar nicht böse und schlecht sein muss.“

Somit sollen durch das Stück nicht nur die Angst vor der Dunkelheit genommen, sondern auch bestehende Vorurteile über „schwarz“ oder „weiß“ aufgearbeitet werden. Die beiden Hauptdarsteller wollen vor allem zeigen, dass das „Dunkel“ oft einfach nur unvertraut ist.

„Es ist sehr spannend zu sehen, wie das Publikum auf verschiedene Szenen reagiert.“ sagen Ines Müller-Braunschweig und Antje Töpfer. Kin-der sind da natürlich die ehrlichsten Zuschauer. Besonders die Begegnung, das Aufeinandertreffen der beiden Bä-ren, sorgt regelmäßig für Aufregung.

Auch, dass eine Buchvorlage schwer in allen Facetten auf die Bühne zu bringen ist, war Antje Töpfer und Ines Müller-Braunschweig klar. Lange haben sie überlegt, wie sie den Inhalt gut umsetzen und die Thematik her-ausarbeiten können. „Man kann einem Buch nie genau folgen. An einem gewissen Punkt muss man sich lösen und den Sprung schaffen. Auf der Büh-ne gibt es einfach andere Gesetzmä-ßigkeiten aber genau das macht dann auch Spaß,“ sagt Ines Müller-Braun-schweig und fügt an: „Die Welt wird immer heller. Besonders in der Stadt bekommen die Kinder keine Dunkel-

heit mehr mit. Sie sollen wissen, dass das auch etwas Tolles sein kann.“

Und am Ende weiß man: Der schwar-ze und der weiße Bär gehören einfach zusammen. So wie eben auch Tag und Nacht.

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ZEILEN AUS DER CHEFREDAKTION VON MATHIAS PASCOTTINI

Der Name ist bei uns Programm. Bei uns spleent es gewaltig. Spleens, also leichte Verrücktheiten, gibt’s hier zuhauf. Gerüchten zufolge wurden un-sere Redakteure ja nach der Anzahl ih-rer Spleens ausgewählt. Aber dass das dann solche Ausmaße annimmt, hätten wir nicht erwartet. Ein kleiner Einblick in das Kabinett der Verrücktheiten: Spleenat-Redakteur Kevin stellte in dieser Woche einen neuen steirischen Rekord im Cremeschnitten-Essen auf. Vier Cremeschnitten in sechs Stunden - sogar Naschkatze Kerstin musste sich geschlagen geben. Anschließend hockte er am Boden des Chefredakti-onsbüros und summte „Cremeschnitte, Cremeschnitte, Cremeschnitte“ vor sich hin. Besorgniserregend.Miriam, Max, Maria und Katrin verbrin-gen mehr Zeit am Tischfußballtisch als an ihren Arbeitsplätzen. Da gibt’s Tore am Fließband und Fangesänge bei er-folgreichen Spielzügen. Die Redaktion verspricht: Mehr Tore am Wuzzeltisch als Rechtschreibfehler im Heft. Besorg-niserregend.Katrin, Miriam und meinereiner pfle-gen außerdem ein Faible für Verklei-dungen. Ja, ein Theaterfestival ist zum Ausleben solcher Triebe der absolut passende Ort. Schweine, Maulwürfe, grimassenschneidende Menschen – ein Redakteur hat viele Gesichter. Besorg-niserregend.Und dass Chefredakteurin Natanja mit dem Drucker spricht, ihn umarmt und liebkost, sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Das ist aber kein bisschen besorgniserregend. Denn wir mögen unseraller Spleens und Eigenheiten. Ein <3 und eine Seele, dieses Spleenat-Team!

Anna-Katerina Frizberg organisiert gemeinsam mit Sophia Laggner spleen*trieb, das „Theater neben dem Theater“.

Was bedeutet der Name spleen*trieb?

Es ist ein Wortspiel aus spleen* und Spieltrieb, also einem natürlichen Bedürfnis von Menschen zu spielen, und in Rollen zu schlüpfen, Geschich-ten zu entwickeln.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen „Spieltrieb“ für spleen* zu entwickeln?

Es gibt im Umfeld vom TaO! eine große Gruppe Menschen, die sich künstlerisch ausleben möchte. Wir haben eine Theaterschule, wo 180 Jugendliche nach so einer Plattform drängen. Es ist ideal, wenn man die Möglichkeit hat, solche kleinen Pro-jekte an eine größere Plattform wie

ein Festival zu koppeln, damit es dann auch ein breites Publikum hat.

Was ist der Unterschied zwischen den spleen*-Theaterstücken und den spleen*trieb-Stücken?

Die Stücke von spleen* sind professi-onelle Theaterstücke. Das Publikum kann sich darauf verlassen, dass es eine fertige, gute und professionelle Arbeit sieht. spleen*trieb ist viel freier. Es muss nicht alles so „fertig“, so perfektionistisch sein. Die Künstler können mehr experimentieren.

Werden die Stücke auch bei einer an-deren Gelegenheit aufgeführt oder nur hier beim Festival?

Fürs erste nur hier. Es wäre aber schön, beim Lendwirbel einige Projekte umzusetzen.

Spieltrieb bei spleen*Da ham ma den Spleenat VON KERSTIN KLEMENT

spleen*trieb ist eine Reihe von Theaterstücken, bei de-nen man selbst mitmachen kann. Es geht dabei um Menschen, die sich auspro-bieren und für die Theater ein Experiment ist. Manche Besucher sitzen dann plötz-lich auf einem Klo, in dem Musik spielt, oder sind Stars auf dem roten Teppich.

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News

Wies Bloemen, die Choreografin des „danstheater aya“ aus Amsterdam, darf sich zurzeit über besondere Aufmerksamkeit freuen: Eine holländische Filmcrew dreht einen Dokumentar-film über sie und folgt ihr daher auf Schritt und Tritt. Auch beim spleen*Festival, wo das „danstheater aya“ Wies‘ Choreografie in „Strings“ zum Besten gibt, dürfen die Kameras daher nicht fehlen.

Twitter ist neben Facebook das zweite soziale Netzwerk, auf dem spleen* aktiv ist. Auf Facebook sprengt das spleen*-Profil mit 1546 Freunden alle Beliebtheitsrekorde. Das Twitter-Profil ist aber mit sieben Followern, nun ja, noch etwas untervölkert. Also liebe Zwitscherer: Folgt uns auf Twitter!

Spät, aber doch feierten die Macher der Videoinstallation „Blaues Hartplastik“ am Montag die Eröffnung des spleen*-Dixiklos. Zwar nicht, wie angekündigt, mit Dosenbier – die bestellte Palette, die am Nachmittag noch im Lendloft ge-sichtet wurde, war am Abend verschwunden – dafür mit Sekt und guten Freunden.

Das spleen*Festival geht dem Ende zu, und auch die Blumen in der Festivalzentrale bereiten sich auf ihren Biss ins Gras vor. Wurden sie in den letzten Tagen bewundert, begossen und in stressigen Situationen um Trost angezapft, welken sie nun vor sich hin. Sie können sich einfach kein Leben nach spleen* vorstellen.

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Helgas WeltSpleen Trieb

„Pssssst“, zischt ein Mädchen und deutet, dass man ihr unauffällig folgen soll. An einer Ecke bleibt sie stehen, sieht sich vorsichtig um und fängt an, hektisch zu flüstern. „Sucht‘s ihr die Helga? Da kann ich euch echt nicht helfen, mir ist das Ganze zu gefähr-lich.“ Deshalb sollte man sich am besten an den Maulwurf wenden - ein ganz unauffälliger Typ, der um diese Uhrzeit in der Gegend unterwegs ist. Dieser erklärt, dass man erst mal einen Koffer finden muss. Helgas Welt ist nicht nur das Thea-ter, der Lend ist die Bühne für das

Stück. Und gemütliches Sitzen auf der Tribüne ist nicht. Schließ-lich wird man kurzerhand selbst zum Hauptdarsteller auf der Suche nach Helga. Da trifft man die un-terschiedlichsten Charaktere, die manchmal weiterhelfen, manchmal stören, aber vor allem unterhal-ten und belustigen. Wer sich auf seinem Weg genau umsieht, kann fein platzierte Details entdecken. Den Maulwurf, der durch den Lend streunt. Das Mädchen vom Anfang, das immer wieder versteckt an den Schauplätzen auftaucht und beobachtet. Und wer ganz genau schaut, kann auch ein paar Detek-tive entdecken, die das Geschehen überwachen. Ist schließlich eine brandheiße Sache, die Suche nach Helga.

„Salat, Eier, Kartoffel, Karotten, Gameboy Advanced?“

Den Beginn der Schnitzeljagd macht man bei einer Marktfrau, die neben ihren selbst angebauten Produkten auch einen Gameboy mit Pokémon anbietet. Auf Nach-frage verrät sie den Geheimcode, der zur Beschaffung des wichtigen Koffers notwendig ist. So zieht man weiter von Station zu Stati-on, erhält von einer Trafikantin den falschen Koffer, von einem

Obdachlosen eine Anleitung, von einer Hotelangestellten einen Zim-merschlüssel und von einer Drogen-dealerin schlussendlich den entschei-denden Hinweis. Der Koffer, den man erhalten hat, ist nämlich voller säuberlich abgepackter Päckchen mit weißem Pulver.

„Wir sind der Lend, sind seine Kinder!“

Helgas Welt fasziniert durch eine großartige Idee, eine strukturierte Ge-schichte und durch die gut funktionie-rende Publikumsbeteiligung. Überall trifft man die bunten Charaktere an, die überzeugen und nie aus ihrer Rol-le fallen. Am herausragendsten und unterhaltendsten ist allerdings der tollpatschige Entführer, der so etwas offensichtlich noch nie gemacht hat. Nur mit der Hilfe und Unterstützung seiner Geisel kann er schlussendlich doch noch eine Kofferübergabe aus-machen, damit jeder an seinen Koffer kommt und friedlich seine Wege gehen kann. Ein Attentat verhindert leider diese Aktion und so erfährt man nie, was in dem ursprünglichen Koffer war. Das ist aber auch nicht wichtig, denn durch das abschlie-ßende Lied der Schauspieler erfährt man, dass die Suche ja doch geglückt ist: „Wenn ihr die Helga sucht, schaut in euch rein, sie kann in jedem von euch sein!“

Die einstudierte Schnitzel-jagd – oder: Wenn Zuseher zu Hauptdarstellern werden.

VON MIRIAM PICHLER

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ProgrammMittwoch15.02.2012

wiedererkannte.Die wahrheitsgetreuen Erzählungen der aus Litauen kommenden und zweisprachig (englisch /litauisch) spielenden Darsteller ließen einer-seits die eigenen Erinnerungen an die Kleinkindzeit wach werden, anderer-seits auch erkennen, wie ähnlich doch Menschen überall fühlen und handeln.

Die Kritik zu „Open Circle“ von Rosa Maier ist der Gewinnertext der spleen*kritiker-Klasse in der 4C des PG Sacré Coeur.

„Wenn du nicht regelst, bekommst du keinen Mann. Höchstens einen schiachen!“ Anne haut auf den Tisch und erklärt Sophie die Welt. „Anne & Sophie und das erste Mal“ ist eine klassische Seifenoper mit zwei bes-ten Freundinnen in den Hauptrollen, die aber nicht im TV, sondern auf der Bühne gespielt wird. Im Rahmen des spleen*Festivals führte die Crew des TaO! vier Folgen auf. Die einzelnen Stücke sind schwungvoll inszeniert und sprechen die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens auf eine amüsante Art und Weise an. Gemeinsam erleben

Anne und Sophie viele erste Male: Sie warten verzweifelt auf die erste Regel, sehen sich mit verschiedensten Süchten konfrontiert, wollen unbe-dingt berühmt werden und herausfin-den, wie man sich rasiert – vorausge-setzt man hat schon Haare. Auf den ersten Blick bietet „Anne & Sophie“ Unterhaltung pur, bei genauerer Betrachtung stößt man aber genauso auf Situationen, die zum Nachden-ken anregen. Eine echt coole Produk-tion, die das Publikum mitreißt.

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Anne & SophieDie Regel, Zigaretten, Musik und Haare

Ergriffen von dem pulsierenden Herzschlag auf der Bühne lauscht das gespannte Publikum. – Was geschieht da? – Kenne ich diese Gefühle? – Wes-sen Leben ist das? Diese Gedanken gingen durch die Köpfe der Zuschauer, die sich auf das von jungen, ausge-zeichneten Schauspielern dargestellte Stück „Open Circle“ einließen. Trotz der schlichten Bühne und den aus-schließlich mit dem Körper erzeugten Klängen (Regie: Aidas Giniotis) gelang es den Künstlern, ihre Erinnerungen an die Jugend so mitreißend zu präsentie-ren, dass sich der Zuschauer in ihnen

Open CircleAusdrucksstark leer

10:00 Der weiße und der schwarze BärFRida & freD

12:00StringsDom im Berg

12:00DNATaO!

12:00Traum(a) in Rosa oder Real Girls go PinkTheater am Lend

15:00Eine Entführung in Helgas WeltTreffpunkt: Stiller Ort

16:00Der weiße und der schwarze BärFRida & freD

17:00Eine Entführung in Helgas WeltTreffpunkt: Stiller Ort

18:00Traum(a) in Rosa oder Real Girls go PinkTheater am Lend

19:00Helter ZelterDiverse Spielorte

20:00 StringsDom im Berg

20:00spleen*Livekritiker

21:00AbschlussfestDiverse Orte

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FESTIVALPARTNER

IMPRESSUM

www.facebook.com/spark7stmk

CHEFREDAKTION: Mathias Pascottini, Natanja C. Reitner

LAYOUT/GESTALTUNG: Josephine Hetkamp

REDAKTION: Miriam Pichler, Simone Steurer, Katrin Nussmayr, Romana Mocnik, Maria Wild, Max Sommer, Kevin Recher, Kerstin Klement, David Donnerer

FOTOREDAKTIONAmelie Proché, Teresa Rzehak, Sarah Andree, Max Sommer, Simone Steurer , Festivalfotograf Clemens Nestroy

HINWEIS: Sämtliche personenbezogenen Beschreibungen gelten sinngemäß für beiderlei Geschlecht.

DRUCK: Mit freundlicher Unterstützung von Canon Austria

IMPRESSIONEN VOM SECHSTEN FESTIVALTAG

Kurz vor Schluss haben wir auch endlich mal Manfred Weissensteiner vor die Linse bekommen. Gemeinsam mit anderen Theaterfreunden hat er sich den spleen*trieb „Helgas Welt“ zu Gemüte geführt. Worum es darin geht? spleen*trieb auf Seite 10 lesen!