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SPRECHSTUNDE Wenig Akzeptanz für Darmkrebsvorsorge Von Dr. Johannes Bruns Ramipril Bei Stress oder körperlicher Belastung bildet der Körper das Hor- mon Angiotensin-II, das die Blutgefäße verengt und somit den Blutdruck erhöht. Zudem regt es die Produktion des ebenfalls blutdrucksteigernden Hormons Aldosteron an. Der Wirkstoff Ra- mipril senkt den Blutdruck, indem es das sogenannte Angioten- sin-Converting-Enzym (ACE) hemmt, ein Eiweiß, das wiederum für die Bildung von Angiotensin-II zuständig ist. Sinkt der Blut- druck, erweitern sich die Gefäße und das Herz wird entlastet. Häufigste Nebenwirkungen: Kopfschmerzen.und Schwindel. Info Platz 5 der Rangliste der 2016 am meisten ärztlich verordne- ten Wirkstoffe nach dem Arzneiverordnungsreport 2017 des Wis- senschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Grundlage der Ver- ordnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). SO WIRKT DAS H autkrebs- oder Mammografie-Screening – Kritiker bemängeln, dass die Datenlage für die gesetzlich ge- regelten Krebsfrüherkennungsmaßnahmen in Deutschland schwach sei; Befürworter halten da- gegen, man müsse trotzdem den Wunsch der Bevölkerung nach Früherkennung respektieren. Warum dieser Zwist? Die überwiegende Mehrheit der Screeningteilnehmer ist nicht von Krebs betroffen. Nur tat- sächlich Erkrankte profitieren von der Früherkennung, und auch nur dann, wenn die Betroffenen durch eine frühe Tumor- therapie weniger beeinträchtigt werden als durch die Thera- pie bei einem spät erkannten Tumor. Was aber, wenn die im Screening entdeckte Auffälligkeit nicht zu einem Tumor heranwächst? Beispiel Darmspiege- lung: Sie zielt auf die Entdeckung von gutartigen Verände- rungen im Darm ab, die bösartig werden können. Nur ein Teil entwickelt sich zu Krebs, trotzdem entfernt man vorsorglich alle Auffälligkeiten und empfiehlt anschließende Kontroll- Koloskopien. Die positive Nachricht: Seit der Einführung der Vorsorge-Koloskopie geht die Rate der bösartigen Darm- krebsneuerkrankungen zurück. Doch die Akzeptanz dieser Vorsorgemaßnahme in der Bevölkerung ist leider nicht groß. Einfachere Früherkennungstests, die den Krebs hochspezi- fisch erkennen, wären wünschenswert. Wissenschaftler erfor- schen deshalb mit Hochdruck die Möglichkeiten der Blutana- lyse für die Früherkennung. Erst kürzlich präsentierten US- Forscher einen Test, der acht Krebsarten im Blut aufspüren soll. Doch noch befindet er sich in der Erprobung. Bis auf weiteres sollten sich Versicherte gut über Nutzen und Risiken der bestehenden Früherkennungsangebote bei ihren Kassen informieren. Zentral organisierte persönliche Einladungen wie für die Brustkrebs-Früherkennung bieten außerdem eine Entscheidungshilfe. Für die Früherkennung von Darmkrebs wird ein solches Verfahren 2019 eingeführt. Nicht minder wichtig: Ein positiver Befund sollte qualitätsge- sichert, nach den Empfehlungen der medizinischen Leitlinien abgeklärt werden, zum Beispiel an einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentrum (www.oncomap.de). Info Dr. Johannes Bruns ist Generalsekretär der Deutschen Krebs- gesellschaft. Einfachere Tests wären wünschenswert. GROßMUTTER WEIß RAT Senfkörner waren schon immer fes- ter Bestandteil der Hausmittelapo- theke. Die ätherischen Öle wirken desinfizierend und krampflösend; sie helfen bei Kopfschmerzen, Rheumatismus und Entzündungen. Zur Linderung bei Schmerzen 2 EL Senfkörner mit einem 1 El warmem Wasser im Mörser zu einem Brei verarbeiten. Die Paste wird auf ein Stück Tuch aufgetragen, mit Schnurr zusammengebunden, und auf die betroffene Stelle gelegt. Achtung: Senf reizt die Schleimhäute und sollte daher nicht ins Auge gelangen. iff Info Das Rezept stammt aus dem Buch: „Zwiebelwickel, Essig- socken & Co.: Traditionelle Heilmittel neu entdeckt“ von Karin Berndl und Nici Hofer, Eden Books, 112 Seiten, 14,95 Euro. Senfpackerl – das kleine Kraftpaket gegen Schmerzen Zeigt her, eure Zähne! Für viele Menschen ist ein schönes, offenes Lächeln unweigerlich mit einem gepflegten Gebiss verbunden – doch dafür muss man einiges tun: Ein Überblick in Sachen Zahngesundheit. D ie richtige Pflege für ein gesundes Gebiss – reicht es, die Zähne mit der Zahnbürste zu putzen? Und falls ja, wie oft? Zweimal pro Tag oder doch besser, wie einst emp- fohlen, nach jeder Mahlzeit? Exper- ten beantworten Fragen rund um das Thema Zahngesundheit: Wie oft sollte man Zähne putzen? Früher galt die Devise: Nach jeder Mahlzeit Zähne putzen! Davon sind Zahnärzte inzwischen abgerückt. „Bakterielle Beläge brauchen Zeit, um ihre krankmachende Wirkung zu entfalten“, sagt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bun- deszahnärztekammer. Allgemein gilt heute: Zweimal täglich gründ- lich putzen reicht, auch bei Kindern. Vor allem abends sollte man es aber mit der Mundhygiene genau neh- men, da der Körper in der Nacht we- niger Speichel produziert und die Zähne dadurch besonders angreif- bar sind. Beugen Zahnseide und Zahnzwi- schenraumbürsten Karies vor? Ja, davon gehen Experten aus. „Mit der normalen Bürste erreicht man nur etwa 70 Prozent der Zahnober- fläche“, sagt Oesterreich. Um die anderen Bereiche von schädlichem Belag zu befreien, braucht es Spe- zialwerkzeug. Dennoch haben Zahnseide und Zahnzwischen- raumbürsten in Studien zur Wirk- samkeit nicht gut abgeschnitten. Möglicherweise liegt das daran, dass sie oft falsch verwendet wer- den. So erklärt Prof. Dr. Stefan Zim- mer, Präsident der Deutschen Ge- sellschaft für Präventive Zahnmedi- zin: „Zahnseide richtig zu handha- ben ist recht kompliziert. Das über- fordert viele Leute.“ Manche Pa- tienten verletzen sich sogar am Zahnfleisch. „Wird Zahnseide pro- fessionell angewandt, hat sie sich als effektiv erwiesen.“ Auch mit Interdentalbürsten (Zahnzwischen- raumbürsten) tun sich viele schwer. „Gerade ältere Patienten mit einge- schränkter Feinmotorik erwischen die Zwischenräume manchmal nicht“, berichtet Zimmer. Außer- dem sind die Bürsten nur dann wirk- sam, wenn sie die richtige Größe ha- ben. Entscheidend ist daher eine gute Beratung beim Zahnarzt. Wel- ches Produkt am besten zum Patien- ten passt, ist nämlich unterschied- lich. Außerdem sollte man sich die Anwendung zeigen lassen – wenn nötig, auch mehrmals. Von Angela Stoll 70 Prozent der Zahnoberfläche werden mit der normalen Bürste erreicht. Für die weiteren 30 Prozent braucht es Spezialwerkzeug. Wie gut kann Zahnpasta ohne Fluor sein? Fluor-Kritiker sind überzeugt: Fluo- rid in der Zahnpasta gefährdet nicht nur die Intelligenz, sondern verur- sacht auch Schäden am Zahn selbst. Zahnärzte dagegen sind überzeugt, dass fluoridhaltige Zahnpasta die beste Vorsorge gegen Karies dar- stellt. Fluoride, die neben der Zahn- pasta auch Salzen beigemengt wer- den und in einigen Lebensmitteln wie Schwarzem Tee vorhanden sind, unterstützen die Regeneration an- gegriffener Zähne und bilden eine Art Schutzfilm gegen Säure und Bakterien. „Seit 1874 wird die Zu- fuhr von Fluorid bereits als richtiger Weg zur Kariesverhütung empfoh- len“, heißt es von Seiten der Kassen- ärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Die Werbung zahlreicher fluoridloser Zahnpasta-Alternativen spricht allerdings eine andere Spra- che. Aktuell wirbt besonders eine neue Marke des Arznei- und Kosme- tikherstellers Dr. Wolff um die fluor- skeptische Kundschaft. Fluoridlos gesund? Die neue „Karex“ erteilt der Chemi- kalie eine Abfuhr. Seit Anfang des Jahres wirbt das Unternehmen mit einer scheinbar innovativen Alter- native zum Fluorid, dem natürlich im Zahnschmelz vorkommenden Hyd- roxylapatit, der gleichsam als Schutzschild Karies verhindern soll. In einer Pressemitteilung rückt das Unternehmen das Gefahrenpoten- zial von Fluor in die Nähe von Blei und zieht eine Verbindung zur potenziellen Hirnschädigung. Wie sinnvoll aber sind diese Alternati- ven? Mit Verwunderung hat die KZBV die Werbung zur Kenntnis ge- nommen. Sie stelle den Erfolg er- probter Mittel gegen Karies infrage und konterkariere die Bemühungen der präventionsorientierten Zahn- medizin, sagt Sprecher Kai Fortelka. Klare Empfehlung Die Stiftung Warentest nahm bereits im August 2009 Zahnpasta mit Hyd- roxylapatit unter die Lupe. Das Er- gebnis war eindeutig: „Zahncremes ohne Fluoride sind im Hinblick auf Kariesprophylaxe nicht geeignet.“ Zahnpasta ohne Fluor konnte in Sachen Kariesprophylaxe nicht über- zeugen. FOTO: PIXABAY Von Mario Moers Der Erfolg und die Bemühungen der präventiven Zahnmedizin werden konterkariert. Kai Fortelka, Sprecher Kassenärztliche Bundesvereinigung

SPRECHSTUNDE Zeigt her, eure Zähne! RF... · SPRECHSTUNDE Wenig Akzeptanz für Darmkrebsvorsorge Von Dr. Johannes Bruns Ramipril Bei Stress oder körperlicher Belastung bildet der

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Page 1: SPRECHSTUNDE Zeigt her, eure Zähne! RF... · SPRECHSTUNDE Wenig Akzeptanz für Darmkrebsvorsorge Von Dr. Johannes Bruns Ramipril Bei Stress oder körperlicher Belastung bildet der

SPRECHSTUNDE

Wenig Akzeptanz für Darmkrebsvorsorge

Von Dr. Johannes Bruns

Ramipril

Bei Stress oder körperlicher Belastung bildet der Körper das Hor-mon Angiotensin-II, das die Blutgefäße verengt und somit den Blutdruck erhöht. Zudem regt es die Produktion des ebenfalls blutdrucksteigernden Hormons Aldosteron an. Der Wirkstoff Ra-mipril senkt den Blutdruck, indem es das sogenannte Angioten-sin-Converting-Enzym (ACE) hemmt, ein Eiweiß, das wiederum für die Bildung von Angiotensin-II zuständig ist. Sinkt der Blut-druck, erweitern sich die Gefäße und das Herz wird entlastet. Häufigste Nebenwirkungen: Kopfschmerzen.und Schwindel.

Info Platz 5 der Rangliste der 2016 am meisten ärztlich verordne-ten Wirkstoffe nach dem Arzneiverordnungsreport 2017 des Wis-senschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Grundlage der Ver-ordnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

SO WIRKT DAS

Hautkrebs- oder Mammografie-Screening – Kritikerbemängeln, dass die Datenlage für die gesetzlich ge-regelten Krebsfrüherkennungsmaßnahmen inDeutschland schwach sei; Befürworter halten da-

gegen, man müsse trotzdem den Wunsch der Bevölkerung nach Früherkennung respektieren.

Warum dieser Zwist? Die überwiegende Mehrheit der Screeningteilnehmer ist nicht von Krebs betroffen. Nur tat-sächlich Erkrankte profitieren von der Früherkennung, und auch nur dann, wenn die Betroffenen durch eine frühe Tumor-therapie weniger beeinträchtigt werden als durch die Thera-pie bei einem spät erkannten Tumor.

Was aber, wenn die im Screening entdeckte Auffälligkeitnicht zu einem Tumor heranwächst? Beispiel Darmspiege-

lung: Sie zielt auf die Entdeckung von gutartigen Verände-rungen im Darm ab, die bösartig werden können. Nur ein Teil entwickelt sich zu Krebs, trotzdem entfernt man vorsorglich alle Auffälligkeiten und empfiehlt anschließende Kontroll-Koloskopien. Die positive Nachricht: Seit der Einführung der Vorsorge-Koloskopie geht die Rate der bösartigen Darm-krebsneuerkrankungen zurück. Doch die Akzeptanz dieser Vorsorgemaßnahme in der Bevölkerung ist leider nicht groß.

Einfachere Früherkennungstests, die den Krebs hochspezi-fisch erkennen, wären wünschenswert. Wissenschaftler erfor-schen deshalb mit Hochdruck die Möglichkeiten der Blutana-lyse für die Früherkennung. Erst kürzlich präsentierten US-Forscher einen Test, der acht Krebsarten im Blut aufspüren soll. Doch noch befindet er sich in der Erprobung.

Bis auf weiteres sollten sich Versicherte gut über Nutzen und Risiken der bestehenden Früherkennungsangebote bei ihren Kassen informieren. Zentral organisierte persönliche Einladungen wie für die Brustkrebs-Früherkennung bieten außerdem eine Entscheidungshilfe. Für die Früherkennung von Darmkrebs wird ein solches Verfahren 2019 eingeführt. Nicht minder wichtig: Ein positiver Befund sollte qualitätsge-sichert, nach den Empfehlungen der medizinischen Leitlinien abgeklärt werden, zum Beispiel an einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentrum (www.oncomap.de).

Info Dr. Johannes Bruns ist Generalsekretär der Deutschen Krebs-gesellschaft.

Einfachere Tests wären wünschenswert.

GROßMUTTER WEIß RAT

Senfkörner waren schon immer fes-ter Bestandteil der Hausmittelapo-theke. Die ätherischen Öle wirkendesinfizierend und krampflösend;sie helfen bei Kopfschmerzen,Rheumatismus und Entzündungen.Zur Linderung bei Schmerzen 2 ELSenfkörner mit einem 1 El warmem

Wasser im Mörser zu einem Brei verarbeiten. Die Paste wird auf ein Stück Tuch aufgetragen, mit Schnurr zusammengebunden, und auf die betroffene Stelle gelegt. Achtung: Senf reizt die Schleimhäute und sollte daher nicht ins Auge gelangen. iff

Info Das Rezept stammt aus dem Buch: „Zwiebelwickel, Essig-socken & Co.: Traditionelle Heilmittel neu entdeckt“ von Karin Berndl und Nici Hofer, Eden Books, 112 Seiten, 14,95 Euro.

Senfpackerl – das kleine Kraftpaket gegen Schmerzen

Zeigt her, eure Zähne!

Für viele Menschen ist ein schönes, offenes Lächeln unweigerlich mit einem gepflegten Gebiss verbunden – doch dafür muss man

einiges tun: Ein Überblick in Sachen Zahngesundheit.

Die richtige Pflege fürein gesundes Gebiss –reicht es, die Zähnemit der Zahnbürste zuputzen? Und falls ja,wie oft? Zweimal pro

Tag oder doch besser, wie einst emp-fohlen, nach jeder Mahlzeit? Exper-ten beantworten Fragen rund umdas Thema Zahngesundheit:

■ Wie oft sollte man Zähne putzen?Früher galt die Devise: Nach jederMahlzeit Zähne putzen! Davon sindZahnärzte inzwischen abgerückt.„Bakterielle Beläge brauchen Zeit,um ihre krankmachende Wirkungzu entfalten“, sagt Prof. Dr. DietmarOesterreich, Vizepräsident der Bun-deszahnärztekammer. Allgemeingilt heute: Zweimal täglich gründ-lich putzen reicht, auch bei Kindern.Vor allem abends sollte man es abermit der Mundhygiene genau neh-men, da der Körper in der Nacht we-niger Speichel produziert und dieZähne dadurch besonders angreif-bar sind.

■ Beugen Zahnseide und Zahnzwi-schenraumbürsten Karies vor? Ja, davon gehen Experten aus. „Mitder normalen Bürste erreicht man

nur etwa 70 Prozent der Zahnober-fläche“, sagt Oesterreich. Um dieanderen Bereiche von schädlichemBelag zu befreien, braucht es Spe-zialwerkzeug. Dennoch habenZahnseide und Zahnzwischen-raumbürsten in Studien zur Wirk-samkeit nicht gut abgeschnitten.Möglicherweise liegt das daran,dass sie oft falsch verwendet wer-den. So erklärt Prof. Dr. Stefan Zim-mer, Präsident der Deutschen Ge-sellschaft für Präventive Zahnmedi-zin: „Zahnseide richtig zu handha-ben ist recht kompliziert. Das über-fordert viele Leute.“ Manche Pa-tienten verletzen sich sogar amZahnfleisch. „Wird Zahnseide pro-fessionell angewandt, hat sie sichals effektiv erwiesen.“ Auch mitInterdentalbürsten (Zahnzwischen-raumbürsten) tun sich viele schwer.„Gerade ältere Patienten mit einge-schränkter Feinmotorik erwischendie Zwischenräume manchmalnicht“, berichtet Zimmer. Außer-dem sind die Bürsten nur dann wirk-sam, wenn sie die richtige Größe ha-ben. Entscheidend ist daher einegute Beratung beim Zahnarzt. Wel-ches Produkt am besten zum Patien-ten passt, ist nämlich unterschied-lich. Außerdem sollte man sich dieAnwendung zeigen lassen – wennnötig, auch mehrmals.

Von Angela Stoll

70Prozent der

Zahnoberfläche werden mit der normalen Bürste

erreicht. Für die weiteren 30 Prozent

braucht es Spezialwerkzeug.

Wie gut kann Zahnpasta ohne Fluor sein?

Fluor-Kritiker sind überzeugt: Fluo-rid in der Zahnpasta gefährdet nichtnur die Intelligenz, sondern verur-sacht auch Schäden am Zahn selbst.Zahnärzte dagegen sind überzeugt,dass fluoridhaltige Zahnpasta diebeste Vorsorge gegen Karies dar-stellt. Fluoride, die neben der Zahn-pasta auch Salzen beigemengt wer-

den und in einigen Lebensmittelnwie Schwarzem Tee vorhanden sind,unterstützen die Regeneration an-gegriffener Zähne und bilden eineArt Schutzfilm gegen Säure undBakterien. „Seit 1874 wird die Zu-fuhr von Fluorid bereits als richtigerWeg zur Kariesverhütung empfoh-len“, heißt es von Seiten der Kassen-ärztliche Bundesvereinigung(KZBV). Die Werbung zahlreicherfluoridloser Zahnpasta-Alternativenspricht allerdings eine andere Spra-che. Aktuell wirbt besonders eineneue Marke des Arznei- und Kosme-tikherstellers Dr. Wolff um die fluor-skeptische Kundschaft.

Fluoridlos gesund?

Die neue „Karex“ erteilt der Chemi-kalie eine Abfuhr. Seit Anfang desJahres wirbt das Unternehmen miteiner scheinbar innovativen Alter-native zum Fluorid, dem natürlich im

Zahnschmelz vorkommenden Hyd-roxylapatit, der gleichsam alsSchutzschild Karies verhindern soll.In einer Pressemitteilung rückt dasUnternehmen das Gefahrenpoten-zial von Fluor in die Nähe von Bleiund zieht eine Verbindung zurpotenziellen Hirnschädigung. Wiesinnvoll aber sind diese Alternati-ven? Mit Verwunderung hat dieKZBV die Werbung zur Kenntnis ge-nommen. Sie stelle den Erfolg er-probter Mittel gegen Karies infrageund konterkariere die Bemühungender präventionsorientierten Zahn-medizin, sagt Sprecher Kai Fortelka.

Klare Empfehlung

Die Stiftung Warentest nahm bereitsim August 2009 Zahnpasta mit Hyd-roxylapatit unter die Lupe. Das Er-gebnis war eindeutig: „Zahncremesohne Fluoride sind im Hinblick aufKariesprophylaxe nicht geeignet.“

Zahnpasta ohne Fluor konnte in Sachen Kariesprophylaxe nicht über-zeugen. FOTO: PIXABAY

Von Mario Moers

Der Erfolg und

die Bemühungen

der präventiven

Zahnmedizin

werden

konterkariert.

Kai Fortelka,Sprecher

Kassenärztliche Bundesvereinigung

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■ Reinigen elektrische Zahnbürstenbesser? „Elektrische Zahnbürsten sind ef-fektiver als Handzahnbürsten,wenn die Putzzeit gleich ist“, sagtZimmer. Auch eine Übersichts-arbeit der Cochrane Collaborationbescheinigt den elektrischen eineleichte Überlegenheit gegenüberherkömmlichen Bürsten: Zahnbe-lag wird dadurch gründlicher ent-fernt. Am besten sind die Vorteilefür „rotierend-oszillierende“ Bürs-ten belegt, bei denen sich ein klei-ner Kopf erst in die eine, dann in dieandere Richtung bewegt. „Hier istaber die Putztechnik wichtig“, sagtZimmer. „Es gibt immer wieder An-wender, die damit hin- und her-schrubben.“ Die Bürste muss manjedoch von Zahn zu Zahn und im-mer am Zahnfleischrand entlangführen. Für Menschen mit einge-schränkter Feinmotorik, etwa Se-nioren und Kinder, sind Schallzahn-bürsten besser geeignet. Sie habeneinen länglichen Kopf und reinigenzwei bis drei Zähne auf einmal, in-dem die Borsten rasch hin- und her-schwingen. Das ist schneller, gehtaber mitunter auf Kosten derGründlichkeit. Wer mit einer Hand-zahnbürste gut zurecht kommt,braucht nicht zu wechseln. Damitkann man das gleiche Ergebnis er-zielen wie mit einer elektrischenBürste.

■ Kann Amalgam Migräne auslösen?Eher nicht. Amalgam enthält zwargiftiges Quecksilber. Daher wird seitvielen Jahren diskutiert, ob Amal-gam-Füllungen gesundheitsschäd-lich sind. Angeblich spielt der Stoffbei zahlreichen Krankheiten eineRolle – von Alzheimer über Blut-hochdruck bis hin zu Krebs. Wissen-schaftlich belegt ist das laut Bundes-zahnärztekammer nicht. Unbestrit-ten bleibt, dass manche Patienten al-lergisch auf den Stoff reagieren.„Grundsätzlich kann aber jedes Fül-lungsmaterial allergische Reaktio-nen auslösen“, erklärt Oesterreich.Sogar Gold ist – wegen zusätzlicherStoffe in der Legierung – nicht im-mer unproblematisch. Wer im MundSchmerzen, Rötungen oder Schwel-lungen nach einer neuen Füllungbemerkt, sollte daher zum Zahnarztgehen. Möglicherweise liegt eine

können die Zahnoberfläche verlet-zen – ähnlich wie Schmirgelpapier.

■ Wie wirken sich Zahnbeschwerdenauf den Körper aus?Vielfältig. Man geht davon aus, dassParodontitis das Risiko für Diabetes,Herzkreislauf-Erkrankungen, Frühgeburten und Gelenkerkran-kungen erhöht. „Wissenschaftlicham besten belegt ist der Zusam-menhang bei Diabetes“, sagt Zim-mer. So verstärken sich Parodontitisund Diabetes, zudem spielt die Ent-zündung offenbar als Auslöser derZuckerkrankheit eine Rolle. Aberauch eine chronische Karies kannschwere Folgen haben. Oester-reich: „Wenn die Bakterien in dieBlutbahn gelangen, droht im Ext-remfall eine lebensgefährlicheBlutvergiftung.“ Abgesehen davonbelasten die Giftstoffe, die Bakte-rien bei einer chronischen Kariesabsondern, den Körper. Das kannzu diffusen Beschwerden führen.„Gesunde Zähne sind elementar füreinen gesunden Körper“, so Oester-reich.

Gemüsenudeln mit

Ei und Senfsauce

Mit Blindheit per Definition ge-schlagen, dennoch nicht unsicht-bar, präsentiere ich mich als un-beachtetes und ungeliebtesStiefkind zeitgenössischer Lite-ratur. Mit Blindheit per Definitiongeschlagen, dennoch nicht un-sichtbar, präsentiere ich mich alsunbeachtetes und ungeliebtesStiefkind zeitgenössischer Lite-ratur.

So geht’s

Für das Gemüse Karotten undSelleriestangen mit einem Spar-schäler in dünne, langeStreifen schneiden.Leicht gesalzenesWasser in einem Topfzum Kochen bringenund eine Schüssel mitEiswasser bereithal-ten. Die Gemüsestrei-fen im kochenden Salz-wasser 1 Minute blanchieren.Dann in ein Sieb abgießen und 2Minuten ins Eiswasser geben.Wieder abgießen und gut abtrop-fen lassen. Für die Sauce die Sah-ne mit Senf und etwas Salz undPfeffer in einen Topf geben undaufkochen – fertig! Vom Herdnehmen. Für die Eier Wasser ineinen flachen, breiten Topf fül-len, den Essig zugießen und zumKochen bringen. Auf niedrigeHitze stellen und die Eier einzelnin Schälchen oder Tassen auf-schlagen. Durch Rühren einenleichten Wirbel im kochendenWasser erzeugen, die Eier nach-einander hineingeben und 3–4Minuten ziehen lassen. Mit einerSchaumkelle herausnehmenund auf einem mit Küchenpapierausgelegten Teller abtropfen las-sen. Parallel zur Eiergarzeit dasOlivenöl in eine kalte Pfanne ge-ben und auf mittlerer Stufe erhit-

zen. Die Gemüsestreifen zuge-ben, mit zwei Gabeln vermengenund 1–2 Minuten garen, dabeiein- bis zweimal wenden. DieGemüsenudeln auf zwei Tellerverteilen und die pochierten Eierdarauf anrichten. Das Gericht mitder Senfsauce beträufeln, diePaprikawürfel darüberstreuenund mit Kräutern garniert servie-ren.

Info Abspann Buch

Das wird gebraucht

Für 2 PersonenFür das Gemüse150 g Karotten, geputzt250 g Staudensellerie(am besten äußere dickeStangen), geputztMeersalz2 EL Olivenöl zum Braten60 g rote Paprikaschote,Haut mit einem Sparschälerdünn geschält, Fruchtfleischfein gewürfelt

frische Kräuter nach Wahlzum Garnieren

Für die Sauce125 g Sahne oderCrème fraîche1 EL HonigsenfMeersalz

frisch gemahlenerschwarzer Pfeffer

Für die Eier1 EL Essig4 Eier (Größe L)

Keine Kassenleistung: Was zur Zahnreinigung beim Zahnarzt gehört

Zu einer guten professio-nellen Zahnreinigung ge-hören auch Pflegetipps für den Patienten. Darauf weist die Zeitschrift „Finanztest“ (Ausgabe 3/2018) hin. Pa-tienten müssen die Reini-gung beim Zahnarzt selbst bezahlen, denn sie gilt bei den Krankenkassen nicht als medizinisch notwendige Leistung. Im Schnitt liegen die Kosten zwischen 80 und 120 Euro, in besonders auf-

wendigen Ausnahmefällen aber auch mal höher. Einige Krankenkassen gewähren den Testern zufolge aber Zuschüsse – meist zwischen 35 und 60 Euro pro Jahr. Von den 74 getesteten Kran-kenkassen hat mehr als die Hälfte (42) die Zahnreini-gung bezuschusst – sprich, der Versicherte hat die Rechnung bei der Kasse ein-gereicht und einen Teil der Kosten erstattet bekommen.

Mitunter war allerdings die Teilnahme an einem Bonus-programm der Krankenkas-se Voraussetzung.für die Kostenerstattung.

Die Zahnreinigung sollte von eigens dafür geschul-tem Praxispersonal durch-geführt werden. Die Reini-gung beginnt mit einer Be-standsaufnahme: Wie sehen die Zähne aus, wo sitzen Be-läge? Vorhandene Beläge

werden erst mit Handinstru-menten oder Ultraschallge-räten, dann mit Bürsten oder einem Pulver-Wasser-strahl entfernt. Die Zahnzwi-schenräume reinigt die Fachkraft mit Zahnseide, Interdentalbürstchen oder Spezialstreifen. Schließlich erfolgt das Polieren der Zahnoberflächen. Zum Schluss wird noch ein schüt-zender Lack oder ein Gel aufgetragen.

Grundsätzlich kann jedes

Füllungsmaterial allergische Reaktionen

auslösen.

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der

Bundeszahnärztekammer

Was die Zahnpasta nicht schafft, kann ein Bleaching beim Zahnarzt wettmachen. FOTO: DPA

Zwischenräume: Wo die Zahnbürste nicht hinkommt, da kann Zahnseide oder Reinigungsband helfen. FOTO: FOTOLIA

Allergie vor. „So etwas ist aber sel-ten“, betont Oesterreich.

■ Wie viel Bleaching ist vertretbar? Das ist unklar. Zunächst: Wer seineZähne bleichen will, sollte zumZahnarzt-Check. Bei Karies oderZahnfleischentzündungen kannBleichmittel Schmerzen auslösenund das Gebiss schädigen. Außer-dem ist eine Beratung wichtig: „Mansollte erst mal eine professionelleZahnreinigung vornehmen. Da-durch werden oft schon viele Verfär-bungen beseitigt“, sagt Oesterreich.Will der Patient mehr, schadet einfachkundig durchgeführtes Blea-ching in der Regel nicht. Allerdingssollte man den Zähnen danach einePause gönnen, damit der Zahn-schmelz nicht angegriffen wird.„Klar ist, dass man nicht mehrmalsim Jahr bleachen sollte.“ Und wasbringt Weißmacher-Zahncreme?Damit kann man allenfalls ober-flächliche Verfärbungen entfernen.Außerdem sollte man sie bessernicht regelmäßig verwenden: Pas-ten mit hohem Putzkörperanteil

Anteile zahnmedizinischeBehandlungenje 100 Behandlungsfälle

66Untersuchung

RND-G

rafik;Quelle:K

ZBV

40,7Beratung

37,7Infiltrationsanästhesie

36,3Zahnsteinentfernung

25Vitalitätsprüfung

23,7lokale medikamentöse Behandlung

23,7besondere Maßnahmen bei Füllungen

22,6zweiflächige Füllungen

20,2Röntgen bis zwei Aufnahmen

17,3Leitungsanästhesie

Karieserfahrung bei12-JährigenDurchschnittliche Anzahl kariöser,gefüllter und fehlender Zähne

0,4Dänemark

RND-G

rafik;Quelle:W

HO

0,5Deutschland

0,7Finnland

0,8Schweden

0,9Belgien

1,0Kanada

1,1Spanien, Australien, Italien

1,2Frankreich

1,4Österreich

1,7Norwegen

Parodontalerkrankungenbei Erwachsenen

keine/mildeParodontitis

moderateParodontitis

schwereParodontitis R

ND-G

rafik;Quelle:IDZ/D

MS

35 bis44 Jahre

65 bis74 Jahre

48,4 %

43,4 %

8,2 %

35,3 %

44,8 %

19,8 %

Elektrische Bürsten sind effektiver.FOTO: FOTOLIA F

OT

O: H

UB

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