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Spurensuche - FrauenLeben in Leverkusen

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Publikation über bekannte und weniger bekannte Frauenpersönlichkeiten und ihr Leben in den Leverkusener Stadtteilen. Erschienen 2005 zum 75jährigen Stadtjubiläum.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Stadtgeschichte ist auch Frauengeschichte!

Das Leben und Wirken von Frauen in unserer Stadt sichtbar und erfahrbar zumachen, hat sich dieser Stadtführer des Frauenbüros zur Aufgabe gemacht.

Ein nachhaltiges Anliegen, das deutlich zeigt, dass Frauen die Geschicke einer Stadtgeprägt haben, zwar nicht in den Macht- und Herrschaftspositionen, aber durch ihrHandeln in dieser Stadt.

Ob durch politisches oder soziales Engagement – Frauen in unserer Stadt habenVorbildfunktionen wahrgenommen und sich als Vorkämpferinnen der Gleichberechti-gung verdient gemacht.

Die historischen Portraits zeigen, dass sich Frauen seit der frühen Neuzeit nachund nach einen Platz im öffentlichen Leben erobert haben: zunächst in den BereichenBildung, Erziehung, Kultur und Soziales, später auch als Politikerinnen, Wissenschaftle-rinnen oder als Spitzensportlerinnen.

Er weist aber auch auf Frauenschicksale hin; etwa der Frauen jüdischen Bekennt-nisses im Nationalsozialismus oder der Zwangsarbeiterinnen, die im zweiten Weltkrieghierhin verschleppt wurden.

Ich wünsche dieser Publikation viele interessierte Leserinnen und Leser, und ichhoffe, dass das Angebot des Frauenbüros, diese spezielle Form der Stadtrundgänge zuorganisieren, möglichst viel Interesse findet, damit unsere Stadtgeschichte vor Orterlebbar wird.

Ernst Küchler

FRAUEN - LEBEN IN LEVERKUSENStadtführer zur Spurensuche von Frauengeschichte in Leverkusen

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75 Jahre Stadt Leverkusen – ein Jubiläum , das das Frauenbüro gerne zum Anlassnimmt, sich auf die Spurensuche nach dem Leben und Wirken von Frauen in unsererStadt zu machen.

Frauen zu Subjekten historischer Forschung zu machen ist noch eine recht jungeDisziplin. Angestoßen wurde dieser Prozess durch die „neue“ Frauenbewegung in den70er Jahren, der versuchte, auch das Leben von Frauen im historischen Kontext zuerforschen und sichtbar zu machen und damit Geschichte nicht nur als Geschichte der(männlichen) Herrschenden zu zeigen.

In Zusammenarbeit mit der Historikerin Christine Blasberg hat das Frauenbüro nachFrauenpersönlichkeiten gesucht, die als bekannt oder unbekannte Leverkusenerinnenin unserer Stadt in der Vergangenheit Spuren ihres Wirkens hinterlassen haben.

Diese Frauen stehen in ihren jeweiligen historischen und persönlichen Lebens-zusammenhängen für politisches oder soziales Engagement und Zivilcourage. Sie allewaren starke Frauen, die sich für ihre jeweiligen Anliegen eingesetzt haben.

Das Spektrum dieses Wirkens reicht von der frühen Neuzeit bis in die jüngsteVergangenheit.

In der Broschüre werden vier Rundgänge* in den Stadtteilen Opladen, Manfort-Küppersteg, Schlebusch und Wiesdorf vorgestellt, die so ein Stück Frauengeschichtebegehbar und erlebbar machen*

*Organisierte Stadtrundgänge bietet das Frauenbüro unter der Leitung von Christine Blasberg an.Termine erfragen Sie bitte telefonisch: 02 14/ 4 06 83 04

FRAUEN - LEBEN IN LEVERKUSENStadtführer zur Spurensuche von Frauengeschichte in Leverkusen

„Die Geschichte aller Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt, dassdiejenigen auch vergessen wurden, die an sich selber zu denken vergaßen.“(Louise Otto Peters, eine Pionierin der Frauenbewegung in Deutschland)

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Mein Dank gilt an dieser Stelle vor allem der Autorin dieser Broschüre, der Histori-kerin Christine Blasberg, die seit Jahren die Leverkusener Stadtgeschichte erforschtund dabei ihren Schwerpunkt auf die Lebensläufe und – welten von Frauen setzte.Erstmals wird in dieser Veröffentlichung auch bisher unerwähnten und unbekanntenFrauen ein Forum gegeben, das sicher nicht vollständig ist und in Zukunft noch erwei-tert werden könnte.

Für den derzeitigen Stand hat Christine Blasberg über ihren bestehenden Quellen-und Wissensfundus hinaus noch weiter akribisch recherchiert und Zeitzeugen,Verwandte und andere historisch interessierte Leverkusener befragt, die sie gerne mitInformationen zu dem Projekt unterstützt haben. Ihnen gilt hier mein besonderer Dank.

Außerdem bedanke ich mich bei Gabriele John, Stadtarchiv Leverkusen, und ihremTeam, mit deren Unterstützung das umfangreiche Text- und Bildmaterial zusammen-gestellt konnte.

Dieses Buch lädt Sie ein, sich selbst auf den Weg zu machen und auf Spurensuchezu gehen. Entdecken Sie Leverkusens historisches Frauenleben neu.

Simone Fey-HoffmannFrauenbeauftragte Stadt Leverkusen

Zu dem Thema Frauen in Leverkusen erscheint am 24. April 2005 anlässlich des Stadtjubiläumsdas Buch „75 Frauen in Leverkusen“, herausgegeben vom Zonta Club Leverkusen.

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In unseren Städten finden sich zahlreiche und vielfältige Spuren ihrer Einwohner:Denn eine Stadt ist immer auch Ausdruck der Menschen, die in ihr leben und alltäglichihre sichtbaren, einmal flüchtigen, dann wieder nachhaltigen Spuren hinterlassen. Aberebenso haben vergangene Generationen das Stadtbild geprägt, haben mit ihren Ideenund mit ihrem Wirken zur äußeren Gestalt und zur Identität ihrer Stadt beigetragen.

So verbindet sich mit Stadtvierteln oder Häusern die Erinnerung an bedeutendePersönlichkeiten, die dort gelebt haben. Die Wertschätzung solcher Menschen, die mitihren Vorstellungen und mit ihrem Einfluss die Geschichte einer Stadt mit gestaltethaben, wird schließlich auch daran sichtbar, dass Ortsteile, öffentliche Gebäude, Stra-ßen und Plätze, bisweilen die Stadt selbst nach ihnen benannt und ihre Spuren damitgleichsam festgehalten werden.

Es finden sich darunter auch Namen von Frauen – allerdings deutlich weniger alsdie von Männern. Haben Frauen also in geringerem Maße zur Geschichte ihrer Stadtbeigetragen und daher weniger Spuren hinterlassen?

Gewiss verhält es sich nicht so. Die Beiträge von Frauen für ihre Stadt sind, wieauch diese Broschüre anschaulich machen wird, nicht zu unterschätzen. Die Spuren,die Frauen zurückgelassen haben, werden jedoch bisher oft ignoriert und müssen erstwieder freigelegt werden.

Doch warum wird den Leistungen von Frauen weniger Beachtung zuteil?

Die mangelnde Präsenz von Frauen im Stadtbild und im Bewusstsein ihrer Bewoh-ner spiegelt eine Erfahrung wider, die nach wie vor gewissermaßen „zum Schulstoff“gehört: „Die Geschichte“, so wie sie in den Lehrbüchern größtenteils noch immervermittelt wird, wurde überwiegend von Männern „gemacht“. Geschichtliche Ereignis-se verdanken sich, so die gemeinhin noch vorherrschende Auffassung, den Helden-taten von Herrschern und Heerführern, der Wirkmächtigkeit und dem Durchsetzungs-vermögen von Politikern und Vertretern der Kirche(n), den herausragenden Leistungenvon Literaten und Wissenschaftlern.

Da die Teilnahme der Frauen an der öffentlichen Sphäre bis ins zwanzigste Jahr-hundert hinein eher eine Ausnahme darstellte, erscheint es geradezu folgerecht, dasssich unter den namengebenden Persönlichkeiten nur sehr wenige Frauen befinden. DieDominanz dieses Geschichtsbildes – und des Frauenbildes hinter diesem – zeigt sichalso weiterhin in unseren Stadtbildern.

SPURENSUCHE – FRAUEN IN DER GESCHICHTE IHRER STADTEinführung von Dr. Barbara Schneider

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Allmählich aber setzt sich in den Wissenschaften, die sich mit Geschichte undKultur beschäftigen, in wachsendem Maße die Einsicht durch, dass Geschichte weitmehr ist als die großen Entdeckungen und Erfindungen und gewonnenen Schlachtenund Kriege, als die hervorstechenden Leistungen berühmter Männer und einiger weni-ger berühmt gewordener Frauen. Geschichte ist nicht nur das Besondere, das Hervor-ragende, sondern genauso die Geschichte des Alltags, der Lebensgewohnheiten, dieGeschichte der „kleinen“, der einfachen Leute, der Kinder, der Alten, der Ausgegrenz-ten – und so auch die der vielen – unbekannt gebliebenen – Frauen.

Neben der Wissenschaft ist es dann auch die Frauenbewegung, die auf die wichti-ge Bedeutung der Frauen für die Gesellschaft und die kulturellen Entwicklungen auf-merksam gemacht und die entsprechenden Rechte eingefordert hat. In unserer Gegen-wart kann es nicht mehr als zeitgemäß gelten, dass Frauen aus der Öffentlichkeit, vonBerufen und Ämtern ausgeschlossen werden. Politik und Recht tragen dem darausresultierenden Diskriminierungsverbot nach geltender Rechtslage offiziell Rechnung.

„Papier ist geduldig“, diesen Satz möchte man der letzten Aussage wohl manchesMal hinzufügen. Auch Stadtbilder sind geduldig, so erfahren wir jetzt. Denn die Initiato-rinnen dieser Broschüre haben die Aufmerksamkeit auf ein Phänomen gelenkt, an demwohl die meisten Bürger und auch Bürgerinnen bisher unachtsam – im Wortsinne –„vorbeigegangen“ sind: Es fehlen die Frauen im „offiziellen“ Stadtbild, sie bleibenzumindest unterrepräsentiert, und dies trifft gewiss nicht allein auf Leverkusen zu.Diese Schrift öffnet die Augen und lädt zur Spurensuche aus neuen Perspektiven ein.

Ist diese Einladung zu neuen Sichtweisen an sich bereits verdienstvoll, so wird dieLektüre der hier vorgestellten Frauenbiographien noch in einer weiteren Hinsicht zuwürdigen sein: Die Spurensuche nämlich führt in die Vielfalt weiblicher Lebensläufeund Schicksale hinein, entdeckt Frauen aller Schichten und schildert so den ganzenReichtum des Frauenlebens. Die biographischen Skizzen weisen über sich selbst hin-aus auf bewegte Zeiten und bewegende Entschlüsse.

Es werden keineswegs nur die prominenten Frauengestalten dargestellt, dieDamen aus Adel und besitzendem Bürgertum wie Jakobe von Jülich-Kleve-Berg, eine„rheinische Lady Diana“, oder Helene Petersen, die Enkelin des Firmengründers Theo-dor Wuppermann, die sich durch ihr soziales Engagement auszeichnete. Die darge-stellten Lebensläufe reichen vielmehr von der einfachen Reinemachefrau über die selbst-los sich für Kinder oder Kranke aufopfernden Frauen bis hin zu den herausragendenFrauen in Wissenschaft, Politik, Sport und Kultur. Nicht vergessen bleiben jene, diedurch ihre Zivilcourage ihren Mitmenschen einen lebensrettenden Dienst erwiesenhaben, so Dr. Maria Meyer, die durch ihr unerschrockenes Vorgehen 300 Bunkerinsassen

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vor einem Angriff bewahrt hat. Erinnert wird schließlich auch an Frauen jüdischenBekenntnisses, deren Lebensentwürfe und Zugehörigkeit zum Leben in Leverkusen jähund unwiederbringlich zerstört worden sind, und an die Zwangsarbeiterinnen im Zwei-ten Weltkrieg, deren Leben namenlos in der Fremde endete.

Die biographischen Skizzen sind demnach auch ein Stück Zeitgeschichte. DemZusammenwachsen der Ortsteile zur Stadt Leverkusen entspricht es, dass die meistender vorgestellten Frauen im neunzehnten beziehungsweise im zwanzigsten Jahrhun-dert gelebt haben. Dieser Umstand macht die Lektüre um so spannender: An denLebensläufen aus Leverkusen nämlich lässt sich sehr anschaulich rekonstruieren, wasfür die geschichtliche Entwicklung in Deutschland und in Europa überhaupt gilt. Zwarlangsam, aber mitnichten zögerlich haben sich die Frauen seit der Mitte des neunzehn-ten Jahrhunderts ihren Platz im öffentlichen Leben erobert. Oft nicht mit spektakulärenTaten, sondern mit vielen kleinen Schritten haben die Frauen ihre unverzichtbarenBeiträge für die moderne Gesellschaft geleistet.

Zunächst haben sie Aufgaben im Bereich Erziehung und Bildung wahrgenommen,haben als Schulleiterinnen und Lehrerinnen an den ersten Mädchenschulen den Grunddazu gelegt, dass die nächsten Generationen junger Frauen eine qualifizierte Ausbil-dung erhielten. Daneben ist es das soziale Engagement, das viele der Frauen alsBerufung verstanden und als Beruf gewählt haben: Ordensschwestern und „höhereTöchter“ nehmen mit ihrem Einsatz die institutionalisierten Formen der Sozialfürsorgevorweg oder bringen diese auf den Weg und ermöglichen so ein menschenwürdigesLeben für verwaiste Kinder, Kranke, Alte und Gebrechliche, Not leidende Familien,Vertriebene. Hier werden die Wege geebnet, auf denen sich dann die Frauen ausder Nachkriegszeit und der jüngeren Generationen selbstbewusst und engagiertpräsentieren.

Der Broschüre seien viele aufmerksame Leserinnen und Leser gewünscht – diedann mit offenen Augen durch „ihre“ Stadt gehen und dabei nicht nur auf ihren WegAcht geben, sondern auch auf die Lebenswege, auf deren Spuren sie sich befinden. Zuwünschen wäre es, dass viele Leserinnen und Leser die Einladung zu einem Spazier-gang „mit anderen Augen“ in ihrer Stadt annehmen. Nach Stadtteilen geordnet lässtsich mit Hilfe der beigefügten Karten die Spurensuche nach eigener Zeit und Neigungjederzeit individuell beginnen. Darüber hinaus wird das Frauenbüro ab April diesenJahres auch organisierte Spaziergänge anbieten.

Vielleicht erwächst ja, so wäre zu hoffen, aus der Teilnahme an diesen ein bürger-schaftliches Engagement, das den Leistungen der Frauen künftig zu angemessenerGeltung in Bewusstsein und Stadtbild verhilft. Und endlich wäre es ein positives

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Zeichen, wenn andere Städte dieses Projekt aufgriffen und damit die Verdienste nichtnur der Söhne, sondern auch der Töchter einer Stadt gleichermaßen gewürdigtwürden.

Als Erziehungswissenschaftlerin aber möchte ich abschließend noch einen weite-ren und weiterführenden Wunsch formulieren, sowohl persönlich als auch beruflichmotiviert: Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer sollten die Kinder, diejungen Menschen bei der Hand nehmen beziehungsweise mit ihnen unterwegs seinund sie zur Aufmerksamkeit anhalten. Dem Kindergartenkind und der Abiturientin, demAbiturienten kann ein Projekt „Unsere Stadt – Unsere Geschichte – Unsere Männer undunsere Frauen“ Wissen und Einsichten lebensnah vermitteln und ihnen für ihr eigenesLeben damit zugleich Aufgeschlossenheit für Geschichte und Gegenwart mitgeben. Diejunge Generation ist die, die für das Stadtbild der Zukunft und die dahinter stehendenEinstellungen verantwortlich sein wird.

Vita:Schneider, Barbara, Jg. 1960: seit 2004 Vertretungsprofessur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Leiterin des Bonner Ausbildungszentrums für Lehrerinnen undLehrer (BALL); 2001-2004 Gastprofessorin am Institut für Erziehungswissenschaft an der Uni-versität Wien, parallel Hochschuldozentin in Bonn.Studium der Pädagogik, Philosophie und Klassischen Philologie, Abschluss mit der Promotionzum Dr. phil. 1986 an der Universität zu Köln. Habilitation im Fach Erziehungswissenschaft1999 an der Universität Bonn. Lehrbeauftragte, wiss. Mitarbeiterin, Oberassistentin an denUniversitäten Köln und Bonn. Forschungsschwerpunkte: Bildungstheorie, Geschichte des Bil-dungswesens, Geschlechtsspezifische Aspekte von Erziehung und Bildung. DerzeitigesForschungsprojekt: Biographien und Professionsprozesse von Lehrerinnen und Lehrern. Veröf-fentlichungen zur Geschichte des Bildungswesens, zur Pädagogischen Anthropologie undBildungstheorie. Neueste Buchveröffentlichung: Leitmotive des europäischen Bildungsdenkens.Pädagogische Skizzen zum Zusammenhang von Erziehung und Kultur. Hamburg 2005.(Erscheinungstermin: April)

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INHALT

LEVERKUSEN-OPLADEN

Geschwister Benjamin 13„Höhere Töchterschule“ Ina-Seidel-Schule 14Lina Levy 15Marienschule Opladen 16Remigius-Krankenhaus 18Jakobe von Jülich-KLeve-Berg 19

LEVERKUSEN-KÜPPERSTEG

Bertha Middelhauve 23Dr. Maria Meyer 24Charlotte Mierbach 26Liesel Westermann-Krieg 28Schwester M. Rita 29Maria Stommel 31

LEVERKUSEN-SCHLEBUSCH

Dr. Gisela Eberlein 35Klara Scherer 36Clara Josephine Christina von Zuccalmaglio 37„Im Klösterchen“ 39Lina Ege-Rösch 40Dr. Edith Weyde 42Helene Petersen 44Maria Dresen 45

LEVERKUSEN-WIESDORF

Frederike Kretzen 49Johanna Duisberg 50Dr. Ulla Hahn 51Selma Heumann 52Dr. Erna Kroen 53Pauline Pohnke 54Pesi-Ita Badler 55St. Josef-Krankenhaus 56Zwangsarbeiterinnen 57

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Amtliche Stadtkarte:Planquadrate J/8 bis H/8 und H/9

Rundgang 1Leverkusen-Opladen

1 Kölner Straße 22

2 Peter-Neuenheuser-Str. 7-11ehem. Ina-Seidel-Schule

3 Düsseldorfer Straße 7

4 An St. Remigius 21Marienschule/Marianum

5 An St. Remigius 26Remigius-Krankenhaus

6 Talstraße 2NaturGut Ophoven

6

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WOHER DER ORTSNAME „OPLADEN“ABZULEITEN IST, IST IN DER FORSCHUNG

UNKLAR. URKUNDLICH ERWÄHNT WIRD

„UPLADHIN“ ERSTMALS 1168. OPLADEN

ENTWICKELTE SICH IM LAUFE DER

JAHRHUNDERTE ZU EINEM BEDEUTENDEN ORT:BEREITS IM 14. JAHRHUNDERT WIRD DIE

„BRÜCKE STEYNE BEIM DORFE OPLADEN“ALS GERICHTSSTÄTTE DES RITTER- UND

HAUPTLANDGERICHTES BEZEICHNET, DAS

HEISST AN DER ALTEN WUPPERBRÜCKE TAGTEN

JÄHRLICH RITTER, LANDSTÄNDE SOWIE

BÄUERLICHE LANDSCHÖFFEN. OPLADEN

GEHÖRTE AB 1360 ZUM AMT MISELOHE UND

BEKAM 1814 UNTER NAPOLEON EINE

ÜBERLOKALE VERWALTUNG. LEICHLINGEN MIT

2.557 EINWOHNERN SOWIE BÜRRIG MIT

338 EINWOHNERN KAMEN ZU OPLADEN, WO

NUR RUND 400 EINWOHNER LEBTEN.DER ORT WURDE MITTELPUNKT DES

STEUEREMPFANGBEZIRKS FÜR DIE

UMLIEGENDEN ORTSCHAFTEN WIE

SCHLEBUSCH, BURSCHEID ODER WITZHELDEN.„STADT“ KONNTE SICH OPLADEN AB 1858NENNEN. 1930 SCHLOSS SICH DER ORT MIT

QUETTINGEN ZUSAMMEN. 1975 KAM ES ZUM

ZUSAMMENSCHLUSS LEVERKUSEN-OPLADEN.

OPLADEN

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GESCHWISTER BENJAMIN

Diffamiert und vertrieben,aber nicht vergessen

HELENE BENJAMIN (1874 - 1945)ANTONIE BENJAMIN (1880 - 1945)EMMA BENJAMIN (1883 - 1945)

Kölner Straße 2251379 Leverkusen

Geboren wurden die drei Schwesternin Aschendorf. In Opladen eröffneten sieihr Manufaktur- und Modewarengeschäft„H. Benjamin & Co“ an der Kölner Straße22. Sie hatten einen großen Kundenkreis.

1936 mussten die drei Schwestern ihrGeschäft verkaufen. Wie die anderenjüdischen Geschäftsinhaber litten sie indiesen Jahren enorm unter dem Druck desnationalsozialistischen Terrors. So standenzu Beginn der „Judenboykotte“ imSommer 1935 an den Wochenenden uni-formierte SA-Angehörige sowie NSDAP-Mitglieder vor den Ladenlokalen, redetenauf Käufer ein und versuchten sie vor demBesuch des Geschäftes zurückzuhalten, soauch in Opladen. Zur Abschreckung wur-den sie beim Verlassen des Geschäftesfotografiert. Die Bilder wurden im Aus-hängekasten des Hetzblattes „DerStürmer“ an der Bahnhofstraße öffentlichausgestellt. Einige jüdische Bürger wie derMetzger Emil Salomon, Soldat im ErstenWeltkrieg und Träger des Eisernen

Kreuzes, versuchten zuerst, dem Laden-boykott offensiv zu begegnen: Emil Salo-mon stellte sich mit seiner hohen Krieg-sauszeichnung in den Eingang seinesLadens. Doch durch Vorschriften wie dieNürnberger Gesetze (1935) wurde dieLage immer prekärer und der Rückhalt inder Bevölkerung immer geringer:

So hatten Opladener Gaststätten-inhaber bereits 1935 Schilder mit derAufschrift „Juden unerwünscht“ deutlichsichtbar angebracht. In Leverkusen gabes diese Schilder auch an Privathäusern.

Helene, Antonie und Emma Benjaminzogen nach Köln, weil sie als Jüdinnen ineiner Großstadt anonymer leben konnten.Es ist überliefert, dass sie dort nochBesuch von früheren Kunden bekamen.Im Oktober 1941 wurden sie in da Ghettonach Lodz deportiert. Wo sie gestorbensind, ist nicht bekannt.

Das Kriegsende, der 8. Mai 1945,wurde als ihr Todesdatum festgelegt.

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”HÖHERE TÖCHTERSCHULE”INA-SEIDEL-SCHULE

Evangelische Mädchenschulevon 1866 bis 1976

Peter-Neuenheuser-Straße 7-1151379 Leverkusen

Die Evangelische Mädchenschulewurde im Mai 1866 als Privatschule nurwenige Wochen vor der Gründung derKatholischen Töchterschule eingerichtet.Hintergrund war möglicherweise der„Wettstreit“ mit der „höheren“ Mädchen-schule, die der katholische Pfarrer Kreyin Opladen einrichten wollte. Vielleichtfühlten sich die Protestanten aber auchnach der Gründung einer eigenen Kirchen-gemeinde (1864) stark genug für diesesProjekt.

Als erste Schulleiterin ist Anna Müllerüberliefert, die von 1867 bis 1870 an derSchule unterrichtete. Ihr Gehalt: 300Taler im Jahr, freie Wohnung in zweimöblierten Zimmern, einschließlich einesHeizgeldes von 15 Talern.

Die ersten Schülerinnen warenbescheiden untergebracht: Die Klassen-räume waren in zwei Zimmern eines Hau-ses an der Kämpchenstraße.

In den ersten 40 Jahren war dieSchulgemeinde noch klein, denn esbesuchten nur rund 20 Schülerinnen den

Unterricht. Die Lehrerinnen wechselten oft,so dass kein kontinuierlicher Unterrichterteilt wurde. Die Schule litt oft unterFinanznot.

Erst nach 1896 nahmen die Schüler-innenzahlen zu. Anmeldungen wurdenauch aus Wiesdorf, Langenfeld, Burscheidoder Leichlingen verzeichnet. 1923 über-nahm die Stadt Opladen als Träger dieSchule mit 202 Schülerinnen. Gebäude ander „Düsseldorfer Straße“ und “ImHedrichsfeld” waren im Laufe der Jahr-zehnte weitere Adressen. Im April 1928wurde die „Städtische Höhere Mädchen-schule“in das „Städtische Lyzeum“ um-benannt. Schulleiterin Fräulein ElisabethKautz, die sich intensiv um den Ausbauder Schule bemüht hatte, ging zu diesemZeitpunkt in Pension.

Nach der Schließung der Marien-schule im März 1940 übernahm dasLyzeum die Räume und konnte sein An-gebot ausbauen. Noch im gleichen Jahrwurde eine Oberstufe eingerichtet. FünfMädchen bestanden 1942 das erste

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Abitur an der Schule. Der Schulbetriebdauerte nicht mehr lange: Die Oberstufen-schülerinnen wurden im Herbst 1944„kriegsdienstverpflichtet“. Die Schulemusste schließen. Versuche, den Schul-unterricht sporadisch wieder einzuführen,scheiterten an den Kriegswirren.

Im Dezember 1959 wurde eine neu-es Gebäude unter dem Namen „Ina-Seidel-Schule“ eröffnet und feierte 1966mit 750 Mädchen das 100jährige Beste-hen. Die Namensgeberin Ina Seidel (1885-1974) veröffentlichte 1914 ihren erstenGedichtband. In den zwanziger Jahrenerschienen mehrere Erzähl- und Novellen-bände. Weitere Veröffentlichungen geltenals konservativ-nationalistisches Bekennt-nis gegen die moderne Frauenbewegung

der Zeit. Ina Seidel – so die Literatur-forschung – war dem Nationalsozialismusgegenüber positiv eingestellt. Nach 1945setzte sich die Trägerin des Bundesver-dienstkreuzes nicht mit der nationalsozia-listischen Gewaltherrschaft auseinander.

Nur wenige Jahre später, 1973, folg-ten weitere Veränderungen: Der OpladenerSchul- und Kulturausschuss beschloss dieVereinigung der Schule mit dem Landrat-Lucas-Gymnasium. Außerdem wurde ander Ina-Seidel-Schule die Koedukationeingeführt.

Sie schloss 1976 ihre Pforten. DasGebäude wurde vom Landrat-Lucas-Gymnasium übernommen, und dient heu-te der Sekundarstufe I als Unterrichts-gebäude.

Lina Levy wurde 1872 in Vettweiß beiDüren geboren. Zunächst lebte sie mitihrem Ehemann Karl an der WiesdorferHauptstraße 94. Dort hatten sie ab 1909das Textil und Konfektionsgeschäft „Levyund Co“, das sie zwei Jahre späteran Karls Schwager Isidor Löw weiter

LINA LEVY (1872 - 1942)

Ihre Spur verliert sich imKZ Auschwitz

Düsseldorfer Straße 751379 Leverkusen

vermieteten. 1911 zogen Lina und KarlLevy nach Opladen und eröffneten inder Düsseldorfer Straße 7 ein Glas-,Por-zellan-, Emaille- und Holzwaren-geschäft.

„Es war für die damaligen OpladenerVerhältnisse ein großes und reichhaltig

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sortiertes Geschäft, das auch den Bewoh-nern der Umgegend gut bekannt war“,heißt es in einem Artikel in der „Rheini-schen Post“ von 1966.

Lina Levy engagierte sich karitativ alsVorsitzende des Israelitischen Frauen-vereins. Es ist überliefert, dass der Vereinam 9. August 1914 – kurz nach Ausbruchdes Ersten Weltkriegs – 100 Mark für dieKranken- und Verwundetenpflege stiftete.1936 mussten die Levys aufgrund der

zunehmenden Ausgrenzung und Verfol-gung ihr Geschäft aufgeben. Sie zogen1938 nach Köln-Ehrenfeld und wurdenkurz darauf in ein „jüdisches Gemeinde-haus“ eingewiesen. Vor ihrer Deportationlebten sie im Barackenlager Köln-Müngersdorf. Im Ghetto Theresienstadt,wohin sie am 15. Juni 1942 deportiertwurden, verliert sich ihre Spur. Lina undKarl Levy wurden im KonzentrationslagerAuschwitz ermordet.

Im Juli 1866 öffneten sich an derOpladener Marienschule – der „Privat-Töchterschule“ – zum ersten Mal dieKlassentüren für den Schulunterricht. Demwar ein langer Prozess vorausgegangen:Pfarrer Krey beobachtete die Eröffnung derevangelischen „Höheren Töchterschule“kritisch und warnte vor einer „protestan-tischen Näh- und Strickschule“. OpladenerEltern sollten nicht genötigt werden oder

MARIENSCHULE OPLADEN

1866 BIS HEUTE

Wechselvolle Schulgeschichte imVerlauf der deutschen Geschichte

An St. Remigius 2151379 Leverkusen

in Versuchung geraten, ihre Mädchen aufdiese Schule zu schicken. Er bemühte sichdaher 1866, ein vergleichbares Angebotfür katholische Schülerinnen einzurichten.Der Zuspruch war groß, so dass baldgrößere Räume benötigt wurden. Kreyerhielt die Konzession zur Führung einerTöchterschule. Die Ordensfrauen der„ Armen Dienstmägde“ übernahmen denUnterricht.

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Bald wurde es unruhig in der Schule:Im Kulturkampf wurde den Armen Dienst-mägden jede Arbeit im Schuldienst unter-sagt, so dass sie den Unterricht an ande-re Lehrkräfte übergaben. 1888 erhielt M.Caja Blum die Erlaubnis zur „Errichtungund Leitung einer höheren Mädchenschu-le“, so dass die Armen Dienstmägde ihrealte Aufgabe wieder übernehmen konn-ten. In den nächsten Jahren wuchs dieZahl der Schülerinnen. Im Schuljahr 1910/11 unterrichteten 21 Lehrer – darunterzehn Schwestern – 218 Schülerinnen.

Schulleiterin wurde 1929 SchwesterGeorgia Raess, die für viele Jahre dasSchulleben prägte. In der Zeit der Welt-wirtschaftskrise 1929/30 erfolgten an derSchule große Um- und Erweiterungsbau-ten, denn 1930 wurde an der Marien-schule erstmals das Abitur angeboten. Zudiesem Zeitpunkt besuchten rund 400Schülerinnen das konfessionelle Bildungs-institut. Doch schon fünf Jahre später kames im Schuljahr 1934/35 zu drastischenEinschnitten im Schulleben. Die Schüle-rinnenzahlen gingen zurück und der städ-tische Zuschuss wurde gestrichen. DasMarianum litt wie viele kirchliche Bildungs-einrichtungen unter den Repressalien derNationalsozialisten. Im März 1940 wurdedie Schule geschlossen und die Pfarreigezwungen, die Schule zu vermieten. Siewurde zum neuen Domizil der „Hans-Schemm-Schule“*, des bisherigen Städ-tischen Lyzeums.

Im Dezember 1944 wurde das Schul-gebäude bei einem Bombenangriff aufOpladen schwer beschädigt. Erst imOktober 1945 begann am Marianum mit288 Schülerinnen und sieben Lehrkräf-ten, so die Chronik, wieder der Unterrichtdurch die Armen Dienstmägde JesuChristi. Die Schulleitung übernahm erneutSchwester Georgia, die während derSchulschließung einem kleinen Konventvorgestanden hatte.

Da während der Zeit des Nationalso-zialismus keine Schwestern ausgebildetworden waren, stellte die engagierteSchulleiterin „einige Damen und wenigeHerren“ ein, weil die Schule ständig wuchsund die Zahl der lehrenden Schwesternnicht ausreichte.

Schwester Georgia blieb bis 1962Schulleiterin. Mathematikunterricht erteiltesie bis 1964. Ihre letzten Lebensjahreverbrachte sie in einem Altenheim derGemeinschaft in Niederlahnstein.

*Hans Schemm (1891-1935) war ein treuerAnhänger Hitlers. Adolf Hitler hatte den jun-gen Volksschullehrer bereits 1923 kennengelernt. Hans Schemm wurde 1933 Gauleiter,leitete den Nationalsozialistischen Lehrerbundund war kommissarischer Kultusminister. Erverunglückte 1935 bei einem Flugzeugabsturztödlich.

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REMIGIUS-KRANKENHAUS

GRÜNDUNG 1891

An St. Remigius 2651379 Leverkusen

Auf Vermittlung von Dechant Krey,Pfarrer der Gemeinde St. Remigius,begannen Aachener Franziskanerinnen1866 in Opladen mit der ambulantenKrankenpflege. Sie wurden kurze Zeitspäter wieder abberufen. Ihre Aufgabeübernahmen die Armen Dienstmägde JesuChristi.

Die Bevölkerung Opladens wuchs imLaufe der Jahrzehnte, so dass die Einrich-tung eines Krankenhauses notwendigwurde. Mit Hilfe von Spenden und städti-scher Unterstützung konnte es gebautwerden: So ist überliefert, dass die Stadt-verwaltung 4.000 Mark überwies, die siezur Goldhochzeit von Kaiser Wilhelm I. undseiner Frau Augusta 1879 geschenktbekommen hatte.

Die ersten Patienten wurden imFebruar 1891 in Pflege genommen. InOpladen entstand nun ein reger Wettbe-werb zur Förderung der Einrichtung.

Zu umfangreichen baulichen Verän-derungen des damaligen St. Josef-Krankenhauses kam es in den zwanzigerJahren des 20. Jahrhunderts. WeitereModernisierungen folgten.

1972 arbeiteten in der Klinik neben18 Ärzten auch 22 Ordensschwestern.Nurein Jahr später musste der Orden derArmen Dienstmägde eine weitreichendeEntscheidung treffen: Weil der Nachwuchsfehlte, wurden alle Ordensschwestern, diein der Krankenpflege tätig waren, in dieordenseigenen Häuser abberufen.

Das Krankenhaus wurde nach derGebietsreform 1975 in Remigius*-Kran-kenhaus umbenannt.

*Remigius war Bischof von Reims und starb532. Er wurde im Mittelalter im ganzen frän-kischen Reich verehrt.

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Als Jakobe von Baden 1585 in Düs-seldorf Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg heiratete, war es – für die Verhält-nisse der Zeit – wie eine Hochzeit desJahrhunderts: Neun Tage lang feierten1.500 Gäste prunkvoll in der Stadt amNiederrhein mit drei Feuerwerken undSchauturnieren. Recht schnell beendetenpolitische Intrigen am Hof die glücklicheZeit des jungen Paares.

Als Jakobe von Baden wurde die Her-zogin 1558 in Baden-Baden geboren. IhreEltern waren der Markgraf Philibert vonBaden, Protestanten-Sympathisant, und,Mechthild von Bayern, eine fromme Ka-tholikin. Jakobe und ihre drei Geschwisterwurden nach der evangelischen Religionerzogen.

Als ihre Eltern starben, kamen die vierWaisen zu einer Großtante und somit anden Hof ihres Sohnes Herzog Albrecht V.(1550-1579) in München.

Es ist überliefert, dass Jakobe in Bay-ern eine glückliche Jugend verbrachte. Indieser Zeit lernte sie ihre erste und mög-licherweise einzige große Liebe kennen:

JAKOBE VON JÜLICH-KLEVE-BERG

1558 - 1597

Eine rheinische Lady Diana?

NaturGut OphovenTalstraße 251379 Leverkusen

Hans Philipp von Manderscheid-Blanken-heim zu Gerolstein.

Doch aus politischen Erwägungenwurde Jakobe mit Johann Wilhelm vonJülich-Kleve-Berg verheiratet. JohannWilhelm war das jüngste Kind des Her-zogs Wilhelm der Reiche und von Annavon Österreich. Der junge Erbprinz galt alsschwächlich und nur gering begabt. Ausdiesem Grund sollte er eine katholischeund vor allem durchsetzungsfähige Ehe-frau bekommen. In den höchsten Adels-kreisen der katholischen „Liga“ wurde die-ser Schachzug abgesegnet, nachdem diebayerische Verwandtschaft die junge Frauerfolgreich in die politischen Ränkespieleeingeführt hatte.

Kurz nach der Hochzeit sah Jakobesgeistig und gesundheitlich beeinträchtig-ter Schwiegervater seine Macht schwin-den, denn der Einfluss seines Sohnes imkatholischen Lager war durch die Hoch-zeit gestiegen. Johann Wilhelm und

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Jakobe wurden vom Herzog und seinemHofstaat ausgegrenzt. In einen Konfliktgeriet die junge Frau auch mit ihrer un-verheirateten Schwägerin Sibylle, dieneidisch auf ihre Intelligenz und Schön-heit war.

Besonders gravierend war jedoch,dass der geistig wenig bewegliche unddepressive Johann Wilhelm zunehmendunter Verfolgungswahn litt. 1590 wurdefür regierungsunfähig erklärt und einge-sperrt. Jakobe, die in den fünf Jahren, indenen sie der politischen Intrige ausge-setzt war, viel gelernt hatte, strebte nunnach der alleinigen Regentschaft fürihren Ehemann. Sie verbündete sich er-folglos mit katholischen Adeligen, spätermit den protestantischen Räten und Land-ständen.

Beide Parteien forderten ihren Rück-tritt und die Wiedereinsetzung JohannWilhelms. Im Januar 1595 wurde sie ver-haftet. Bereits zwei Tage später verlas ihreSchwägerin Sibylle die Anklageschrift, die91 Anklagepunkte von Verschwendung bisEhebruch umfasste. Als wahr galt mögli-cherweise nur der Ehebruch: Vermutlichhatte Jakobe eine Liaison mit Dietrich vonHall zu Ophoven und hielt sich hier imSeptember 1593/April 1594 auch auf. DerProzess dauerte mehrere Monate. ImSommer 1595 wurde Jakobe im Turm desDüsseldorfer Schlosses eingesperrt. ImSeptember 1597 wurde sie in ihrem Betttot vorgefunden. Gerichtsmedizinische

Untersuchungen am Skelett in densechziger Jahren des 20. Jahrhundertsergaben, dass sie erdrosselt worden war.

Dietrich von Hall zu Ophoven, Mund-schenk am Hof, war wahrscheinlich jün-ger als seine Geliebte, denn er berief sichim Verfahren auf seine Jugend und Uner-fahrenheit.

1601 reiste er in die Neue Welt aus,wo sich seine Spuren verlieren.

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Amtliche Stadtkarte:Planquadrate E/7 bis F/7 und E/8

Rundgang 2Leverkusen-Küppersteg

1 Am Neuenhof 15

2 Görresstraße 11Städt. Gemeinschaftshauptschule

3 Bebelstraße 46

4 Tannenbergstraße 57TSV Bayer Leverkusen

5 Fröbelstraße 3Kath. Kindertagesstätte Christus König

6 Alsenstraße 1

12

3

4

6

5

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KÜPPERSTEG DER ORTSNAME „KÜPPERSTEG“ ENTSTAND

1845 BEIM BAU DES ERSTEN BAHNHOFS IN„LEVERKUSEN“ ZWISCHEN DEM HOF „AM

ALTEN SCHAFSTALL“ UND BÜRRIG. „KÜPPER“HIEß EINE GASTSTÄTTE IN DER NÄHE EINES

STEGS ÜBER DIE DHÜNN. RUND 4.000EINWOHNER HATTE DER ORT DAMALS UND

WURDE VON BÜRGERMEISTER ARTHUR

KEUNEN GELEITET. 1892 WURDE INKÜPPERSTEG DAS ERSTE RATHAUS GEBAUT.DORT TAGTEN DER KÜPPERSTEGER

BÜRGERMEISTERRAT SOWIE DER BÜRRIGER

GEMEINDERAT. DIE WIESDORFER

LOKALPOLITIKER TRATEN DEN WEG DORTHIN

NICHT AN UND TRAFEN SICH LIEBER HEIMLICH

IN GASTSTÄTTEN. 1920 WURDEN

KÜPPERSTEG UND WIESDORF ZUR GEMEINDE

WIESDORF ZUSAMMENGEFÜHRT.

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Bertha Middelhauve wurde 1893 alsBertha Reichert in Montabaur geboren.Nach dem Studium in Frankfurt undReferendariat in Koblenz wurde sie 1922nach Opladen an das Lyzeum Marianumversetzt. Da ihr das kulturelle Leben deranderen Städte fehlte, gründete BerthaReichert eine Ortsgruppe des Bühnen-Volksbundes, die schon bald 400 bis 500Mitglieder hatte.

Ein „Dr. Mi“ schien ihr Engagementzu bremsen: Regelmäßig schrieb erschlechte Kritiken über die Aufführungendes Bühnenvolksbundes. Bertha Reichertstellte ihn zur Rede. So lernte sie ihrenEhemann Dr. Friedrich Middelhauve, Ver-leger und Besitzer einer Buchhandlung,kennen. 1928 heirateten die beiden.Bertha Middelhauve wurde als „Doppel-verdienerin“ aus dem Schuldienst ausge-schlossen.

Nach der Machtergreifung durch dieNationalsozialisten bekam der standhafteNazi-Gegner Friedrich Middelhauve zu-nehmend Schwierigkeiten, so dass dieFamilie von Opladen nach Küppersteg zog,

BERTHA MIDDELHAUVE

1893 - 1988

Ihr kulturelles Engagementprägt das Stadtbild

Am Neuenhof 1551373 Leverkusen

um Anfeindungen zu entgehen. Die Ehe-leute galten als „abseits stehend“ und„potentielle Staatsfeinde“.

1945 wurden beide von Offizieren derbritischen Besatzungsmacht zur politi-schen Wiederaufbauarbeit eingesetzt.Während Friedrich Middelhauve – in denfünfziger Jahren stellvertretender Minister-präsident von Nordrhein-Westfalen – alsFDP-Mitbegründer Karriere in der Landes-und Bundespolitik machte, blieb seineEhefrau zunächst der Kommunalpolitiktreu.

Sie leitete einen DemokratischenFrauenaussprachekreis in Leverkusen undwurde 1948 für die FDP in den Stadtratgewählt. Sie setzte sich für die Ein-führung von Gemeinschaftsschulen einund forderte schon in den fünfziger

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Jahren ein städtisches Kulturzentrum. IhrName ist auch verknüpft mit der Einrich-tung des städtischen Museums im SchlossMorsbroich, das 1951 eröffnet wurde.

Auch in der Frauenpolitik engagiertesich Bertha Middelhauve: Sie gehörte imOktober 1949 zu den Gründerinnen desDeutschen Frauenrings, ab 1969 Deut-scher Frauenrat. Zunächst war sie Beisit-zerin im Vorstand. Im März 1958 wurdesie Präsidentin des Deutschen Frauenringsund besuchte als Ehren-Präsidentin desVerbandes 1965 die damalige Sowjet-union.

1962 bekam Bertha Middelhauve denEhrenring der Stadt Leverkusen.

Bis ins hohe Alter engagierte sie sichehrenamtlich. In einer Rede zu ihrem 90.Geburtstag 1983 sagte der damaligeOberbürgermeister Wolfgang Obladen,dass ihr Haus Am Neuenhof ein Wallfahrts-ort für alle sei, die „sich einen Rat oderRüffel holen wollen“. 1995 wurde eineStraße in Schlebusch nach Bertha Middel-hauve benannt.

Dr. Maria Meyer wurde 1903 inPüttlingen im Saarland geboren. 1926wurde sie Mitglied einer halbklösterlichenGemeinschaft der Ursulinen in Bad Go-desberg und Ahrweiler. Vermutlich löstesie in den dreißiger Jahren das Verhält-nis, um Lehrerin zu werden. 1931 bestandsie am privaten Oberlyzeum Hersel beiBonn das Abitur. Danach studierte sie bis

DR. MARIA MEYER

1903 - 1995

Riskanter Einsatz für300 Bunkerinsassen

Städtische HauptschuleGörrestraße 1151373 Leverkusen

1935 Deutsch, Geschichte und Kunst-geschichte an der Universität Bonn. „Mei-ne Schwester liebte es von Jugend an, zulesen, zu stricken oder zu malen; allesVorbereitung für ihr Hochschulstudium“,erzählte ihr Bruder Dr. Alfons Meyer.

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„Ich wollte studieren, das stand fest,und für eine Frau gab es ja nicht vieleMöglichkeiten. Außerdem waren schonmehrere aus der Familie meiner MutterLehrer“, so Maria Meyers Erinnerungen inder umfangreichen Familienchronik. Von1937 bis 1939 bereitete sich die ange-hende Lehrerin in Köln und Koblenz aufden Schuldienst vor. Im September 1941kam sie als Studienassessorin an dieStädtische Oberschule für Mädchen nachLeverkusen.

Das Kriegsende erlebte Maria Meyeram 15. April 1945 mit zahlreichen Zivili-sten im Bunker der heutigen StädtischenHauptschule. Fanatische Hitler-Jungenbeschossen aus dem Tief-Bunker heraus

die heranrückenden amerikanischenSoldaten, so dass diese dort deutscheSoldaten vermuteten. Sie erwiderten dasFeuer mit Handgranaten und Schüssenaus dem Maschinengewehr. DramatischeStunden für die rund 300 Bunker-Insas-sen begannen.

Maria Meyer wurde im Oktober 1945wieder zum Schuldienst zugelassen undwar in dieser Zeit „Hauptträgerin desDeutsch- und Geschichtsunterrichts“ amspäteren Lise-Meitner-Gymnasium.

1962 wurde sie zur Oberstudienrätinbefördert. Im März 1966 ist sie auf eige-nen Wunsch in den Ruhestand versetztworden. Sie starb 1995 in ihrer Heimatim Saarland.

AUFGESPÜRT: „Weil es den Alliiertenzu lange dauerte und sie vor dem Abendden Rest von Leverkusen bis Opladenerobern wollten, hatten sie eine Reihe vonBombern beauftragt für die SiedlungNeuenhof – so hörten wir später offiziell.Die Flammenwerfer waren aufgesetztund bereit, den Bunker „auszuräuchern“.Um 12 Uhr, oder wenige Minuten zuvor,ergriff meine Lehrerin Dr. Maria Meyer ineiner der wenigen Gefechtspausen eingroßes weißes Handtuch und rannte biszur Treppe. Dort sah sie von unten die

alliierten Soldaten und rief ganz hastig inenglischer Sprache „Hier sind nur Frauenund Kinder im Bunker“. Alle 300 Insas-sen mussten mit erhobenen Armen ausdem Bunker kommen und wurden vonamerikanischen Soldaten flankiert.„Wir sahen die Flammenwerfer, die für unsbereit waren. Wir wurden in Schlaglöcheran der Bismarckstraße gebracht. Dortmussten wir unentwegt unsere Arme hochhalten bis abends um sechs Uhr. Dannkonnten wir in unsere Häuser gehen“, soder Bericht von Erdmute Talle-Schmidt.

Page 25: Spurensuche - FrauenLeben in Leverkusen

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Charlotte Mierbach wurde 1912 inMagdeburg geboren. Mit 12 Jahren kamsie aus familiären Gründen nach Solingen.1926 wurde sie Mitglied der Sozialisti-schen Arbeiterjugend (SAJ) und damitauch der SPD sowie der Naturfreunde.Kampf für Freiheit, Gleichheit und Brüder-lichkeit – die Ideale der Jugendbewegungprägten ihr Leben.

Vorbild der jungen Charlotte war mög-licherweise auch ihre Mutter, eine enga-gierte Kämpferin. Sie heiratete 1933 AlbinMierbach, ebenfalls in der SozialistischenJugendbewegung aktiv. In der Zeit dernationalsozialistischen Gewaltherrschaftmusste Charlotte Mierbach ihr politischesEngagement beenden, aber sie leistetestillen Widerstand. So wurde CharlotteMierbach – sonst keine Kirchgängerin –Mitglied der Bekennenden Kirche.

Im März 1946 wurde sie von der bri-tischen Militärregierung in den Stadtratentsandt. Ein politisches Engagement – soihre Schwiegertochter Irmgard Mierbach– war wahrscheinlich nicht ihr Lebensziel.

CHARLOTTE MIERBACH

1912 - 1992

Kämpferin in der Sache

Bebelstraße 4651373 Leverkusen

Gewähltes Ratsmitglied war sie von1952 bis 1974. In der Nachkriegszeitengagierte sie sich für die zahlreichen Ver-triebenen und versuchte, ihre Not zulindern. Außerdem war Charlotte Mierbachvon 1963 bis 1979 Vorsitzende des Le-verkusener Tierschutzvereins und forciertein ihrer Amtszeit den Bau eines Tierheims.

Für ihr außerordentliches gesellschaft-liches Engagement bekam sie 1977 denEhrenring der Stadt Leverkusen. 1982erhielt die engagierte Sozialdemokratinden Verdienstorden der BundesrepublikDeutschland. Die Journalistin HenrietteHormann schildert sie einem Portrait als„gute nimmermüde Kameradin“. IhreHaustür in der Bebelstraße sei immer

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offen gewesen für Menschen in Not. „Isteinfach für jeden da“ – so lautete die Über-schrift eines Artikels über CharlotteMierbach 1966 in der Neuen Rhein-Zei-tung. „Sie war kämpferisch in der Sache,aber nie gegen Personen“, so beschreibtsie Irmgard Mierbach.

AUFGESPÜRT: Die Familie Mierbach hattedas Glück, dass Ehemann Albin alsWuppermann-Beschäftigter an einBelegschafts-Kontingent Kohlen kam. DerBürriger Parteifreund Walter Kuhlmannindes hatte nichts, saß in kalter Stube undWeihnachten stand vor der Tür. Alsoschleppte Lotte Mierbach in einemHeuwägelchen gut zwei Zentner BrikettsRichtung Bürrig.

Unterwegs begegnete ihr ein CDU-Mann,der spätere Landrat Eugen Schneider. „Wowollen Sie denn hin?“. Sie klärte ihn auf.„Da packte er mit an und gemeinsamzogen wir das Wägelchen nach Bürrig“ –so erinnerte sich Charlotte Mierbach vieleJahre später.

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Liesel Westermann-Krieg wurde 1944in Sulingen bei Bremen geboren. DasWurftalent der mehrfachen Weltrekordlerinwurde eher zufällig entdeckt, denn zuerstgewann die „blonde Walküre“ – so dieBild-Zeitung damals – erste Titel im Sprint.Bei einem Sportfest sollte sie für dennächsten Werfer den Diskus holen. Umsich den Weg zu sparen, warf sie dieScheibe einfach zurück.

Liesel Westermann-Krieg startete zu-erst für Hannover 96 und kam 1967 nachLeverkusen – angeworben durch denLeichtathletik-Trainer Gerd Ossenberg.

In Sao Paolo warf sie am 5. Novem-ber 1967 als erste Frau den Diskus über60 Meter weit und übertraf ihre Konkur-rentin – die Russin Tamara Press – umfast zwei Meter.

„Wir hatten 14 Tage vorher einengroßen Wettkampf in Santiago de Chilegehabt. Damals wäre auch schon ein Welt-rekord möglich gewesen, aber da fehlteunserem damaligen Leichtathletik-präsidenten eine Markierung vor einemRiesenpublikum. Da wurde der Wettkampf

unterbrochen, weil er unbedingt ein Fähn-chen auf Weltrekordmarke stecken woll-te, damit jeder sehen konnte wie weit ichwarf. Und dann warf ich natürlich nichtmehr so weit, weil dieser Herr in roterJacke so seine eigenwillige Sportpolitikbetrieb“, erinnerte sie sich später ineinem Interview.

Eine Silbermedaille bei den Olympi-schen Spielen 1968 in Mexiko sowie 1969die Wahl zur Weltsportlerin des Jahreswaren weitere Stationen der Sportlerin, dieals „Diskus-Liesel“ in den Medien bekanntwurde. Nebenher bereitete sich LieselWestermann-Krieg auf ihr Examen als Leh-rerin vor und bestand es mit „sehr gut“.

Ihren Weltrekord verbesserte sie zwi-schen 1967 und 1969 insgesamt vier Mal.Zuletzt warf sie den Diskus 63,96 Meterweit. 1976 beendete Liesel Westermann-Krieg ihre sportliche Laufbahn. Als Mitgliedder „Anti-Doping-Kommission (ADK)“ desdeutschen Sports setzt sie sich sehr deut-lich für Fair Play im Sport ein.

LIESEL WESTERMANN-KRIEG

*1944

Weltsportlerin und Verfechterin desFair Play im Sport

TSV Bayer LeverkusenTannenbergstraße 5751373 Leverkusen

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Therese Henn wurde 1895 in Roetgenin der Eifel geboren und wuchs in beschei-denen Verhältnissen auf. Ihr Vater warZinkhüttenarbeiter. In einem Brief an dieOrdensleitung schrieb sie später, sie seidas Kind „kleiner Bauersleute“ gewesen.

Als Therese Henn zwei Jahre alt ist,stirbt ihre Mutter. Der Vater heirateterneut, doch die Stiefmutter stirbt, alsTherese zwölf Jahre alt ist. Neben ihrhinterlässt die Verstorbene noch vierGeschwister. Das jüngste Kind ist geradezwei Jahre alt.

Zunächst kommen die Kinder zu denGroßeltern, später zu den „Kind JesuSchwestern“ in Stolberg. Mit 13 Jahrenwird Therese Henn von einer Tante auf-genommen. „In gutem Haus hatte sie eineErziehung genossen, die sie später zu ei-ner so guten Erzieherin werden ließ“, heißtes in einer Lebensbeschreibung vonSchwester Rita. In einem Hotel lernt diejunge Frau kochen.

Im Oktober 1916 tritt sie als Postu-lantin in das „Kloster zur Heiligen Elisa-beth“ in Köln ein. Sie empfängt denOrdensnamen Schwester Rita. 1924 legtsie das Ewige Gelübde ab.

Als Kindergartenleiterin war Schwes-ster Rita bereits zwischen 1920 und 1926in Mündelheim bei Duisburg tätig. Einefachliche Ausbildung folgte als Kindergärt-nerin am Kindergarten-Seminar der StadtKöln, wo sie 1929 die Abschlussprüfungbestand. Zu diesem Zeitpunkt war sie be-reits vier Jahre Leiterin des Kinderhortsund Kindergartens in Küppersteg, die siein den nächsten Jahrzehnten maßgeblichaufgebaut hat.

Als Schwester Rita 1925 nachKüppersteg kam, war die Einrichtung ineinem desolaten Zustand. „Es gab wedereine Küche noch Toiletten mit Wasserspü-lung; alle Räume bedurften einer gründli-chen Überholung“, heißt es in der Fest-schrift „75 Jahre Kindertagesstätte

SCHWESTER M. RITA

GEBORENE THERESE HENN

1895 - 1976

50 Jahre Kinderbetreuung – die guteSeele von Küppersteg

Fröbelstraße 351373 Leverkusen

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Küppersteg“. Zu diesem Zeitpunkt warder Kindergarten noch auf der früherenKegelbahn einer Gaststätte an der Düs-seldorfer Straße (heute: Hardenbergstraße)untergebracht und galt – zumindest ausstädtischer Sicht – noch als „Bewahran-stalt“. Unermüdlich setzte sich SchwesterRita in den fünf Jahrzehnten für ihreSchützlinge ein, verhandelte mit der StadtWiesdorf, später Leverkusen.

Wie viele kirchliche Einrichtungenkonnte das „Kinderhaus Küppersteg“ zwi-schen 1933 und 1945 nur sehr einge-schränkt arbeiten. 1935 kürzte die Stadtdie geringen Zuschüsse völlig, so dass dieEinrichtung auf Kollekten oder Eltern-spenden angewiesen war.

Auch die Wirkung der nationalsoziali-stischen Propaganda auf die Mädchen undJungen blieb nicht folgenlos. „Die Kinder

wurden von der marschierenden Begei-sterung angesteckt. Diese Begeisterungzeigte sich zuerst im dauernden Malen derHakenkreuzfahne. Dann wurde immerwieder das Horst-Wessel-Lied gesungen“,notierte Schwester Rita in ihrer Chronik,die sie fast 50 Jahre führte. „Sogar dieKleinsten – zwei bis vier Jahre alt – übtenden Hitlergruß“, schrieb sie weiter.

Im Oktober 1945 wurden Kindergar-ten und das Tagesheim „Am Stadtpark“eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt betreuteSchwester Rita mit ihrem Team rund 150Kinder. 1954 zieht die Einrichtung ineinen Neubau an der Fröbelstraße. DieEnergie von Schwester Rita ließ in diesenJahren nach. „Leider hält mit der Notwen-digkeit unsere Kraft nicht immer stand –oft schon musste ich denken – Wie langegeht’s noch? – Jetzt 20 Jahre jünger sein“,notierte sie 1956 in ihrer Chronik.

1973 übernahm Schwester Augusti-ne die Leitung des Kindergartens. Sie hatteSchwester Rita bereits seit 1965 maßgeb-lich unterstützt. Schwester Rita starb imJuli 1976. Bis in dieses hohe Alter über-nahm sie im Kindergarten kleinere Arbei-ten. Viele Küpperstegerinnen und Küpper-steger erinnern sich noch heute an ihraußerordentliches Lebenswerk.

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Maria Stommel wurde 1914 in Wies-dorf geboren. Ihr politisches Engagementbegann schon früh: Bereits mit 16 Jahrenengagierte sie sich in einer Jugendorga-nisation der Zentrumspartei. Ein Vorbildwar ihr Vater, der in den zwanziger Jah-ren Ratsherr der Zentrumspartei war.Pionierin war Maria Stommel auch schonin der Schulzeit: Sie gehörte zur Gründer-klasse der späteren Lise-Meitner-Schule.

1946 war Maria Stommel zunächstZentrumsmitglied und trat 1948 der CDUbei. Sie wollte sich politisch engagieren,da sie kurz vor Kriegsende in Bedrängnisgeriet: Sie hatte bei Bombenalarm russi-sche gefangene Frauen mit in die Schleuseeines kleinen Röhrenbunkers genommen,

MARIA STOMMEL

1914 - 1990

Von der Kommunalpolitik aufsParkett der Bundespolitik

Alsenstraße 151373 Leverkusen

und sie sang im Kirchenchor. „Und Siekommen auch noch dran“, so drohte ihrdamals der Ortsgruppenführer. Nach demEinmarsch der Amerikaner wurde ihrName auf einer „Schwarzen Liste“ gefun-den.

1951 wurde sie zum ersten Mal in denStadtrat gewählt, dem sie ununterbrochenbis 1974 angehörte. Von 1964 bis 1976war sie Leverkusens einzige Bundesab-geordnete und gehörte zu den wenigenweiblichen Abgeordneten. 518 Sitze gabes 1966 im Bundestag. Nur 39 waren vonFrauen besetzt. Fast hätte sie in der SPDKarriere gemacht: Helene Wessel, ein frü-heres Zentrumsmitglied und spätere SPD-Bundestagsabgeordnete, bot ihr 1957

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AUFGESPÜRT: “Wenn sich heute eine Frauum ein Mandat bewirbt, dann muss sieaussehen wie 20, einen Kopf haben wieein Rathaus und arbeiten wie ein Pferd”.(Maria Stommel vor der CDU-Kreisfrauen-vereinigung.)

einen sicheren Platz auf der SPD-Liste an,„weil ich bei der CDU doch nichts wür-de“, erinnerte sie sich später.

Zahlreiche Ehrenämter hatte MariaStommel: Sie war stellvertretende Vorsit-zende der Katholischen Arbeitnehmer-bewegung (KAB), Landesvorsitzende derCDU-Frauenvereinigung Rheinland,Ehrenvorsitzende der CDU-Frauen-vereinigung Nordrhein-Westfalen oderVizepräsidentin des FamilienbundesDeutscher Katholiken. Bei einem Empfangzu ihrem 75. Geburtstag bezeichnete sieder damalige Oberbürgermeister HorstHenning als „seltenes Exemplar derGründergeneration“.

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Amtliche Stadtkarte:Planquadrate D/11 und D/12

Rundgang 3Leverkusen-Schlebusch

1 Driescher Hecke 19

2 Bergische Landstraße 80-82Haus Nazareth

3 Bergische Landstraße 53Zuccalmaglio Haus

4 Bergische Landstraße 66Schlebuscher Krankenhaus

5 Bergische Landstraße 28Altes Bürgermeisteramt

6 Von-Diergardt-Straße 3

7 Bergische Landstraße 2Wuppermann-Park

8 Mülheimer Straße 7

1

23

4

5

78

6

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SCHLEBUSCH SCHLEBUSCH IST EINER DER ÄLTESTEN

STADTTEILE LEVERKUSENS. DER NAME

WIRD ABGELEITET VON “SCHLEHENBUSCH”,EINER SIEDLUNG IN EINEM GRÖSSEREN

WALDGEBIET MIT SCHLEHEN. URKUNDLICH

ERWÄHNT IST DER ORT ERSTMALS 1174.BEDEUTEND WURDE SCHLEBUSCH ERST

IM ZUGE DER INDUSTRIALISIERUNG IM18. JAHRHUNDERT: IN DEN SCHLEBUSCHER

BAUERNHÄUSERN WURDEN WEBSTÜHLE

AUFGESTELLT. 39 WAREN ES UM 1830.WEITERE ARBEITSPLÄTZE ENTSTANDEN INDER SENSENFABRIK KUHLMANN,DEN WALZWERKEN WUPPERMANN,DER CARBONITFABRIK AUF DEM GELÄNDE

DER HEUTIGEN WALDSIEDLUNG SOWIE

DER KUHLENSCHEN SIAMOSENFABRIK*.1930 WURDE SCHLEBUSCH TEIL DER

NEU GEGRÜNDETEN STADT LEVERKUSEN.

*Siamosen sind kleinkarierte oder farbiggestreifte Schürzenstoffe oder Bettbezüge ausBaumwolle oder Viskosegarn. Sie sind nacheinem siamesischen Händler benannt, derdiese Waren in der 2. Hälfte des 17. Jahr-hunderts nach Frankreich importierte.

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„Positiv den Tag beginnen“ – das hör-te in den Siebzigern ein Millionenpublikumim Radio als Aufforderung mitzumachenbeim „Autogenen Training“. Dessen Bot-schafterin lebte in Schlebusch: Dr. GiselaEberlein. 1915 wurde sie in Hannovergeboren und sie wusste schon als Kind,dass sie einmal Ärztin würde. Nach demStudium in Berlin, Marburg, Königsberg,Graz und Freiburg legte sie 1944 ihrStaats- und Doktorexamen ab und heira-tete den Bayer-Chemiker Richard Eberlein.

Nach dem Abitur in Köln hatte sie zu-nächst in Berlin als Journalistin und Hör-spielautorin für den Kinder- und Schulfunkgearbeitet. Nach verschiedenen Zwi-schenstationen eröffnete sie 1950 ihrePraxis an der Driescher Hecke und prak-

DR. GISELA EBERLEIN

1915 - 1992

Praxis der Bestseller-Autorinüber Autogenes Training

Driescher Hecke 1951375 Leverkusen

tizierte bereits Mitte der fünfziger Jahredas Autogene Training. Positiv, bewusstund froh leben – das war ihre Botschaft,um die geistige, seelische und körperli-che Gesundheit zu erhalten.

Rastlos arbeitete die Mutter von fünfKindern, um ihre medizinische Lebensphi-losophie bekannt zu machen, hielt rund700 Vorträge, gründete die Deutsche Ge-sellschaft für Gesundheitsvorsorge undschrieb mehr als 20 Bücher, die in zehnSprachen übersetzt wurden. 1986 bekamsie für ihr Lebenswerk das Bundesver-dienstkreuz. Auch im fortgeschrittenenAlter ruhte sie nicht: Mit 70 begann sieein Philosophie-Studium an der Universi-tät Köln. Ihre Praxis übernahm ihr SohnVolker Eberlein.

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Erzieherin in Haus Nazareth war fürsie Berufung, nicht Beruf: Klara Scherer,„Tante Clara“ – wie sie die Presse beiihrer Verabschiedung 1979 liebevollbezeichnete. In Duisburg wurde sie 1914geboren, wuchs in der Nähe eines Wai-senhauses auf und sah die einheitlichgekleideten Mädchen und Jungen, die inZweierreihen durch die Straßen geführtwurden. Das Mädchen Klara wollte hel-fen. Doch die Lebensplanung sah zunächstanders aus. Mit 13 Jahren wurde KlaraScherer Waise und kam in ein Heim inNeuß. Nach dem Schulabschluss besuchtesie eine Erzieherinnenschule, absolvierteeine Weiterbildung im Krankenhaus undkam 1947 in das Städtische Krankenhausin Leverkusen. Dort wurde sie angespro-chen, ob sie nicht eine Kindergruppe inHaus Nazareth übernehmen wollte.

Zunächst betreute Klara Scherer eineKindergarten-Gruppe. Ab 1953 war sie fürdie Betreuung der Schulkinder zuständig.Obwohl der Widerstand groß war, nahmsie vorschulpflichtige Kinder in ihre Schul-

KLARA SCHERER

1914 - 1992

Die gute Seele von Haus Nazareth

Bergische Landstraße 80-8251375 Leverkusen

mädchen-Gruppe auf. Sie wollte nicht,dass Geschwister getrennt wurden oderdass unterschiedliche Altersgruppen ohneengeren Kontakt zueinander aufwuchsen.Jederzeit – ob am Tag oder in der Nacht– konnten ihre Kinder mit ihren Proble-men zu ihr kommen. „Es gibt doch nichtsSchöneres, als mit Kindern zu leben undihnen ein wenig Glück schenken zu kön-nen. Mit vielen Kindern ist man niemalsallein“, sagte sie bei ihrer Verabschiedung1979. Noch im Ruhestand betreute siezwei Mädchen, für die sie die Vormund-schaft übernommen hatte. Klara Schererstarb 1992.

KINDERHEIM HAUS NAZARETH

Haus Nazareth wurde im Juni 1926als Säuglingsheim in Schlebusch einge-richtet und von der Kongregation „Schwe-stern vom armen Kinde Jesus“ geleitet.Zunächst betreute der Orden Kinder ineinem Heim in Köln-Kalk. Diese Einrich-tung litt Mitte der zwanziger Jahre trotzErweiterungsbauten unter Raumnot, so

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dass sich die Leitung der Kongregationentschloss, ein neues Kinderheim außer-halb der Stadt zu gründen. Im März 1926erwarb der Orden ein im Volksmund „VillaRhodius“ genanntes Haus mit Park undNebengebäuden. Unterstützt wurden dieSchwestern dabei von der Stadt Köln, diedie Kaufsumme vorstreckte und für einenZeitraum von zehn Jahren auch einen Teilder Zinsen übernahm. Der Orden stelltedas Heim unter den Schutz des HeiligenJoseph und nannte es Kinderheim HausNazareth. 70 Säuglinge und Kleinkinderlebten bei der kirchlichen Einweihung imMai 1927 schon dort. Da die Pflegesätzefür die Mädchen und Jungen nicht sehrüppig waren, wurde eine eigene Landwirt-schaft mit Ackerbau, Obstplantage undViehzucht eingerichtet.

Durch Erweiterungsbauten, die 1952/53 entstanden, entstand endlich auch

Wohnraum für Schulkinder. In den Jahrendanach verbesserte sich die Situation fürdas Heim zunehmend, doch die Zahl derHeimkinder ging zurück. So lebten 1962nur 120 Kinder in Haus Nazareth. In denfünfziger Jahren waren es 220.

Das lag unter anderem daran, dasssich in Deutschland das Heimwesen än-derte und eine familienorientierte Heim-erziehung eingeführt wurde. Dieser neu-en Aufgabe widmeten sich die Schwe-stern: Nach einer Umorganisation 1973lebten 90 Kinder und Jugendliche in fa-miliengerechten Kleingruppen. In denachtziger Jahren erfolgten weitere Um-und Erweiterungsbauten auf dem Gelän-de. Seit Ende der neunziger Jahre arbei-tete keine Schwester mehr in Haus Naza-reth. Im Juli 2001 übernahm die Stiftung„Die gute Hand“ die Trägerschaft für HausNazareth.

CLARA JOSEPHINE CHRISTINA VON

ZUCCALMAGLIO

1770 - 1844

Mutter der beiden HeimatforscherAnton Wilhelm und VinzenzJakob von Zuccalmaglio

Bergische Landstraße 5351375 Leverkusen

Als Clara Deycks wurde sie 1770 inBurg an der Wupper geboren und heira-tete dort 1802 den fünf Jahre jüngerenJuristen Jakob(us) Salentin von Zuccal-maglio (1775-1838). Zunächst wohntedas Paar in Waldbröl und im FriedenbergerHof in Opladen. 1804 zogen sie in dasHaus an der Bergischen Landstraße, woClara bis zu ihrem Tod lebte. Anton Wil-helm, der später unter den Pseudonymen

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„Wilhelm von Waldbrühl“ und „DorfküsterWedel“ schrieb, wurde 1803 geboren,sein Bruder Vinzenz Jakob, bekannt als„Montanus“ oder „Der alte Fuhrmann“, imJahr 1806. Zwei Jahre später kam ihreTochter Klara zur Welt, die in den „Briefenaus der Lehner Mühle“ das Leben in undum Schlebusch dieser Zeit schilderte. Esfolgte 1810 Sohn Joseph von Zuccal-maglio.

Zwei Jahre nach der französischenBesetzung des Bergischen Landes durchNapoleon wurde Jakob Salentin vonZuccalmaglio 1808 Bürgermeister(„Maire“) von Schlebusch. Auch nach derfranzösischen Besatzung übernahm erdieses Amt und wurde preußischer Bür-germeister. 1831 überschrieb er dasSchlebuscher Haus mit Garten, Obstgar-ten und Ackerland seiner Frau und zognach Krefeld. Was Jakob Salentin vonZuccalmaglio zu diesem Schritt bewog, ist

nicht ganz klar. Nach dem SchlebuscherDorfklatsch ließ er seine Familie im Stich.Eine Freundin von Klara umschreibt seineSituation, eine psychische Krise, mit„Unwohlsein“ und das beste Mittel sei„Geduld“. „Meine Eltern hatten wohl nichtgenügend Gemeinsames in ihrem Leben,das ihre Ehe hätte ständig glücklichhalten können“, meinte Klara. Gertrudevon Zuccalmaglio, eine SchwiegertochterJakob Salentins urteilte, dass sich seinSchwager Rat Deycks zu sehr in dieFamilienverhältnisse eingemischt habe.Das sei auch der Grund für den Umzugnach Krefeld gewesen. Rat Deycks über-nahm nach dem Auseinanderbrechender Familie die Verwaltung der Finanzen.Den Unterhalt für Clara von Zuccalmaglioübernahm ihr Schwiegersohn Theo Braun,so dass sie bis zu ihrem Tod 1844 imSchlebuscher Domizil wohnen konnte.„Frau von Zuccalmaglio war stets freund-

lich und ihr sanftesWesen nahm michstets für sie ein“, er-innerte sich LudwigLichtinghagen 70 Jah-re später in seinenMemoiren an sie.

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Eine gute medizinische Versorgung,besonders von Frauen, wurde mit derwachsenden Einwohnerzahl in Schlebuschimmer wichtiger. Zunächst widmete sicheine Schwester auf Initiative des Pfarrersvon St. Andreas der ambulanten Kranken-pflege. 1904 entstand auf dem Grund-stück an der Bergischen Landstraße daserste Krankenhaus. Es ist heute das Hausder Begegnung der Gemeinde St. Andre-as. Betreut wurden die Kranken vomOrden der Cellitinnen, deren Mutterhausin Köln war. Im Laufe der Zeit wurde dasKrankenhaus durch Erweiterungsbautenvergrößert.

1951 wurden 1.400 Kranke und 300Wöchnerinnen im St. Elisabeth-Kranken-haus gepflegt sowie 1.053 Patienten am-bulant betreut. Acht Schwestern, fünf Pfle-gerinnen und bis zu zwölf Ärztinnen undÄrzte arbeiteten im Haus, wo 83 Bettenzur Verfügung standen.*

Doch die Ausstattung war nicht mehrzeitgemäß: Weil ein Aufzug fehlte, mussten

“IM KLÖSTERCHEN”

Das alte SchlebuscherSt. Elisabeth-Krankenhaus

Bergische Landstraße 6651375 Leverkusen

die Patienten zum Beispiel nach der Ope-ration durch das Haus getragen werden.Für die Schwestern fehlten angemesseneWohnräume.

Die Generaloberin der Cellitinnen batdringend, „den Übelständen im St. Elisa-beth Krankenhaus abzuhelfen, sonst wer-den wir genötigt sein, den Vertrag mit derKirchengemeinde zu kündigen und dieSchwestern zurückzuziehen“. Der Kran-kenhausbetrieb wurde 1958 eingestellt.Da sich einige Schwestern in Schlebuschverwurzelt fühlten, gelang es ihnen nachzähen Verhandlungen, ihre Arbeit fortzu-setzen und ein Altenheim zu gründen. Sowurde aus dem früheren Krankenhaus einAltenheim, in dem bis 1967 alte Men-schen gepflegt wurden. Dann entstand einNeubau.

*Außerdem wurden an der Pforte 798 Portio-nen Armenspeise abgegeben.

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Am früheren Bürgermeisteramt sollsymbolisch an eine Schlebuscherin erin-nert werden, deren politische Karrierenoch heute beeindruckend ist: Lina Ege-Rösch. 1879 wurde sie als jüngste Toch-ter des engagierten SozialdemokratenFranz Mitterhauser geboren. 1903 wurdeLina Ege-Rösch in Frankfurt Mitglied dessozialistischen Frauenvereins. Möglicher-weise war sie sogar eine der Gründerin-nen. Nachdem 1908 das Verbot derParteimitgliedschaft für Frauen aufgeho-ben wird, schließt sich der Kreis der SPDan. In dieser Zeit hielt die als schlagfertigbekannte Lina Ege-Rösch ihre ersten Vor-träge, engagierte sich für Mütter mit un-ehelichen Kindern und für den Kinder-schutz. So kontrollierte sie mit anderenFrauen früh morgens die Straßen in Frank-

LINA EGE-RÖSCH

1879 - 1971

Als Frau aus Schlebusch in denPreußischen Landtag nach Berlin

Bergische Landstraße 2851375 Leverkusen

furt und half Kindern, die noch vor derSchule mit Gelegenheitsarbeiten Geldverdienen mussten. In den Ferien organi-sierte sie Spaziergänge und ein warmesMittagessen für ihre Schützlinge. 1919wurde sie zum ersten Mal in den Preußi-schen Landtag gewählt und übernahm bis1928 als Abgeordnete verschiedene Auf-gaben. So war sie stellvertretende Vorsit-zende im bevölkerungspolit ischenAusschuss und Vorsitzende des SPD-Fraktionsarbeitskreises für Wohlfahrts-fragen.

Mit Nachdruck setzte sie sich fürein neues Hebammengesetz ein, durchdas zum ersten Mal die Geburtshilfeunentgeltlich wurde sowie eine Wochen-hilfe sechs Wochen vor und sechs Wochennach der Geburt durch die Kranken-

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kassen geregelt wurde. Auch für gesetz-lichen Kinderschutz setzte sie sich mitNachdruck ein. Ihr sozialpolitisches Enga-gement blieb nicht ohne Folgen: Zeitweisewar Lina Ege-Rösch Mitglied des Haupt-ausschusses der Arbeiterwohlfahrt inBerlin und des Reichsgesundheitrates.

Bewegt war auch ihr Privatleben: Zu-erst heiratete sie in erster Ehe den Sozial-demokraten Richard Rösch (1874 -1936),trennte sich aber schon kurze Zeit späterwieder von ihm. Richard Rösch engagier-te sich später politisch in Dresden, wurde1933 von den Nazis verhaftet und schwermisshandelt. Er stirbt 1936 an den Fol-gen der Haft.

Später heiratete die Sozialdemokra-tin Albrecht Ege (1878-1943), einen en-gagierten Gegner der Nationalsozialisten.1936 wird er verhaftet und engagierte sichnach seiner Freilassung sofort wieder imWiderstand. 1943 wurde Albrecht Ege hin-gerichtet, nachdem er bei der Gestapodenunziert worden war.

Auch Lina Ege-Rösch wird von denNazis verhaftet und verhört. PrivateGegenstände wie Fotos ihrer Eltern undEhemänner wurden beschlagnahmt undsie bekommt sie nie wieder zurück. LinaEge-Rösch flieht zu ihrer Tochter EdithRösch nach München. Während Lina Ege-Rösch auf dem politischen Parkett erfolg-reich war, war es ihre Tochter Edith imkünstlerischen Bereich: Die junge Frau warSängerin am Staatstheater und wie dieMutter politisch aktiv. „Und wir Kinder, wirwaren drei Schwestern, sind politischgroßgezogen worden“, erinnerte sie sichspäter in einem WDR-Porträt.

Nach 1945 setzte Lina Ege-Rösch ihrpolitisches Engagement in der MünchnerSPD fort. Erst als sie 1965 vollkommenerblindet war, beendete sie die Parteiar-beit. Lina Ege-Rösch starb mit 92 Jahrenim Mai 1971. „Ich habe viel gekämpft undgelitten. Bin aber heute noch stolz auf al-les, was ich für die Menschen erreichthabe“, diktierte sie 1969 ihrer Tochter.

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Ein Knopfdruck und er kopiert Briefe,Verträge oder Vermerke, im Büroalltag darfer heute nicht mehr fehlen: der Kopierer.Maßgeblich entwickelt hat ihn EdithWeyde. An sie erinnert heute eine Straßein der Nähe des Bayer-Werks.

1901 wurde Edith Weyde als zweitesKind eines österreichischen Gymnasialleh-rers in Prag geboren. Sie wuchs in Aussigim Sudetenland auf und bestand dort1919 das Abitur. Schon als Kind wurdeihr Interesse für den späteren Berufgeweckt: Ihr Großvater, der Botanik, Zoo-logie, Chemie und Physik studiert hatte,besaß ein kleines Labor. „Wir haben dasals Kinder zwar nicht verstanden, aber derGroßvater hat uns das immer so nett ge-zeigt“, erinnerte sie sich im hohen Alter.

Nach dem Abitur arbeitete EdithWeyde als Laborantin in einer chemischenFabrik und begann 1923 an der TH Dres-den mit dem Chemiestudium. „Damalswaren wir drei Frauen unter 70 oder 80Männern. Aber wir wurden voll akzeptiert.Es war eine kameradschaftliche Zusam-menarbeit. Das ist heute wohl nicht im-mer so. Aber vielleicht lag es auch daran,

dass damals nur sehr wenige Frauen, diesehr engagiert waren, studiert haben“,berichtete Edith Weyde mit 87 Jahren ineinem Pressegespräch.

Bereits zwei Jahre nach Beginn ih-res Studiums bestand die junge Frau ihrExamen als Diplom-Ingenieurin. Weiterezwei Jahre später (1927) promovierte siein Dresden mit der Note „magna cumlaude“ über das Thema „Lumineszenz-erscheinungen organischer Metallver-bindungen im Röntgenlicht“. 1928 kamEdith Weyde auf Vermittlung ihres Profes-sors als Chemikerin zu IG Farben(BASF)in Oppau, einem Forschungsparadies mitoptimalen Arbeitsbedingungen. 1930drohte die Auflösung der Fabrik und siebekam durch die Intervention von CarlDuisberg einen Arbeitsplatz im AGFA-Zweigwerk in Leverkusen. „Zuerst war ichetwas enttäuscht über die Arbeit, aber

DR. EDITH WEYDE

1901 - 1989

Wohnsitz der Erfinderin desKopierverfahrens

Von Diergardt-Straße 351375 Leverkusen

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dann habe ich mich rasch daran gewöhnt“,erinnerte sie sich über ihre Anfangszeitund die vergleichsweise einfache Arbeits-umgebung.

Zunächst war Edith Weyde maßgeb-lich an der Entwicklung hochwertiger Foto-papiere beteiligt, die durch geeignete Sta-bilisatoren auch in den Tropen verarbeitetwerden konnten. Als der Zweite Weltkriegausbrach, hatte sie bereits ihre wichtig-ste Erfindung gemacht: das Copyrapid-verfahren, eine Form der Sofortbildphoto-graphie. Finanziell profitiert hat EdithWeyde davon leider nie. Das Verfahren galt1941 als Kriegspatent nur innerhalb des

Deutschen Reiches. Ausländische Unter-nehmen kopierten ihre Idee sprichwört-lich. „Was für mich zählte, war vor allemdie Idee“, meinte Edith Weyde dazu spä-ter. Erst 1949 konnte sie in Deutschlandihr Patent öffentlich präsentieren. Mehr als100 Patente entwickelte sie insgesamt.1966 ging sie in Ruhestand und zog sichin ihr Wochenendhäuschen nach Kürtenzurück, wo sie bis ins hohe Alter weiter-forschte.

„Wenn man neue Wege ging, wie iches ja öfter tat, bekam man nur negativeUrteile und Einwände zu hören“, soäußerte sie sich rückblickend.

AUFGESPÜRT: „Wenn früher bei der AGFA irgendwelche Feiern stattfanden, Jubiläenusw., wurde man als Frau nie dazu eingeladen. Erst 1952 durften die Frauen bei einemAgfa-Abend erscheinen. Dies wurde natürlich als ein unerhörter Fortschritt angesehen,und führte zu folgendem von mir verfaßten Gedicht, das von Frau Dr. von König vorge-tragen wurde.

(...) Das Los der Frau hat mit den Jahrenauch bei der Agfa manch Besserung erfahren.Noch 100 Jahre mag die Frau geduldig hoffen,bis ein Direktorposten für sie offen,denn heute gibt’s noch viel Bedenken,daß Frauen solche Werke lenken,es fehlt ihr noch an Energie und Tönen,auch muß sie sich noch abgewöhnen,zu hören auf Kollegen Klagen,wenn es sich dreht um Gelderfragen.Befürchten braucht man nicht dagegen,daß sie verstärkt der Konferenzen Segen.Begrüßen wir vor allem den Beschluß auf’s Beste,daß sie erscheinen darf am heutigen Feste!“

(Edith Weyde, Geschichte der Agfa-Gewaert AG,Band Va (1984) S. 122, unveröffentlicht)

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Helene Petersen wurde 1902 alsEnkelin des Firmen-Gründers TheodorWuppermann, dem „Isernen Düres“ inSchlebusch geboren. 1921 heiratete sieden sieben Jahre älteren FabrikantenGustav Ernst Petersen, der 1942 fiel. Indieser Zeit begann ihr intensives sozialesEngagement für die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter von Wuppermann. Diese Auf-gabe übernahm sie von ihrer Mutterbereits in den Dreißiger Jahren.

„Meine Brüder hatten sich überlegt,dass man ja eine Aufgabe im Lebenhaben muss und fanden, dass ich dieswohl tun könnte. Denn eine Ausbildunghatte ich ja nicht“, erinnerte sie sich 25Jahre später in einem Interview für dieFirmen-Zeitung „Der Anker“. Unterstütztwurde Helene Petersen außer von ihrenSchwägerinnen noch von der im Werk ei-gens dafür angestellten Schwester Marieund ihrer Nachfolgerin Schwester Erna.

Die Organisation von sozial engagier-ten Ereignissen und Projekten wie demSockenfest, der alljährlichen Nikolausfeier,

dem Packen von Weihnachtspaketen, derEinrichtung eines Kindergartens oderHausbesuche aus unterschiedlichen An-lässen gehörten zu ihren Aufgaben.„Durch die Not unserer Leute hier in derHeimat – durch Fliegerangriffe – durchden Tod der Männer und Söhne – war vielzu trösten. Dann kamen die Fremdarbei-terinnen, vor allen Dingen Russinnen, diein Baracken untergebracht waren. Da warauch menschliche Not zu lindern“, be-schrieb sie ihr soziales Engagement.

Während sie vor dem Krieg ein Autohatte, fuhr sie später mit dem Fahrrad, umdie „Wuppermänner“ zu betreuen. „Sohabe ich übrigens das Bergische Land vielbesser kennen gelernt. Bei jedem Wetter.Leichlingen, Neukirchen, Odenthal undAltenberg. Das ging so bis 1950“, erzähl-te sie später.

1967 übergab Helene Petersen dasAufgabengebiet an ihre Nichte Lotte Le-ser. Ihr Wohnhaus, die „andere Wupper-mann-Villa“ im Süd-Staaten-Stil, stand imheutigen Wuppermann-Park und wurdein den siebziger Jahren abgerissen.Helene Petersen starb 1984.

HELENE PETERSEN

1902 - 1984

Engagierte sich jahrelang imsozialen Bereich für die Mitarbeiterder Firma Wuppermann

Bergische Landstraße 2(Wuppermann-Park)51375 Leverkusen

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Maria Dresen wurde 1891 in Schle-busch geboren. Später zog sie nach Kölnund führte mit ihrem Mann eine Restau-ration in Köln-Ehrenfeld. Anfang derdreißiger Jahre war es in dieser Gegendin der Nähe der berüchtigten „Rheinland-Halle“ kein einfaches Geschäft, denn dieAnhänger der NSDAP und KPD setztenihre Saal- und Straßenschlachten auch inden angrenzenden Gaststätten fort. „Po-litik und Zänk gehört nit en de Schänk“mahnte vergeblich ein Spruch über demTresen der Gastwirtin. Als ihr Mann starb,gab die Witwe Maria Dresen die Gastro-nomie auf. Um ihren Lebensunterhalt zuverdienen, bewarb sich die gelernte Ste-notypistin im Kölner Rathaus, doch ohnedas NSDAP-Parteibuch hatte sie keineChance. Bei einer Krankenkasse bekamsie schließlich eine Stelle. Ab 1943 wur-de Maria Dresen zur Arbeit in einem„wehrwichtigen Betrieb“ zwangsver-pflichtet. Ein weiterer Schicksalsschlagfolgte am 2. März 1945: Beim letzten und

MARIA DRESEN

1891 - 1971

Bewahrte Schlebusch am Kriegsendevor einer Katastrophe

Mülheimer Straße 751375 Leverkusen

schwersten Bombenangriff auf Köln wur-de ihre Wohnung völlig zerstört. MariaDresen flüchtete noch vor dem Einmarschder Amerikaner am 6. März 1945 aus Kölnzu ihrer Schwester in das Elternhaus indie Wilhelmstraße, heute von-Diergardt-Straße.

Das Leverkusener Stadtgebiet erreich-ten die Kämpfe am 14. April 1945. Amnächsten Tag rückten die Amerikaner überSchlebusch und Wiesdorf in Leverkusenein.

Vergeblich versuchte die Wehrmacht,eine Armee aus Kindern und Rentnerngegen die Amerikaner einzusetzen undBrücken zu sprengen, so auch die Dhünn-Brücke an der Bergischen Landstraße/Mülheimer Straße. Kisten voller Spreng-stoff lagen bereit, aber die Schlebuscher

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wehrten sich, weil sonst die Wasser- undStromversorgung zusammen gebrochenwäre. Schließlich wurden die Zündkabeldurchgeschnitten. Dafür mussten dieBewohner auf der Brücke eine Panzer-sperre errichten.

„Sonntag, den 15. April 1945, mor-gens gegen 5 Uhr, begann die amerikani-sche Artillerie zu schießen, gegen 6 Uhrverstärkte sich das Artilleriefeuer, überallschlugen Schrapnelle ein“, erinnerte sichMaria Dresen später in einem Bericht. Unddann handelte sie. Um Schlebusch voreiner Katastrophe mit vielen Toten zu be-wahren, bat sie einen Zugführer, seine Sol-daten von der Panzersperre abzuziehen.„Ich lief zur Brücke und kletterte auf dieSperre, leider war es mir nicht möglich,die schweren Feldbahnschienen usw. zuentfernen“, schrieb sie weiter in ihrem Be-richt. Anwohner und ein Zwangsarbeiter

kamen ihr trotz ständigen Beschusses zurHilfe. Als die ersten Amerikaner in derNähe der Kirche Am Blauen Berg stan-den, lief Maria Dresden ihnen mit einemweißen Tuch und dem Satz: „I surrenderSchlebusch“ (Ich übergebe Schlebusch)entgegen. Die misstrauischen Amerikanernehmen sie als Geisel und Dolmetsche-rin, bis sie davon überzeugt waren, dassin Schlebusch keine Soldaten mehr alsVerteidiger waren.

Maria Dresen wohnte noch viele Jah-re in Schlebusch – ohne dass ihr jemalsoffizielle Ehrungen zu teil wurden.

Wegen eines kurzen auswärtigenHeimaufenthaltes vor ihrem Tod 1971wurde sie auf dem Schlebuscher Friedhofzum erhöhten Gebührensatz für „Orts-fremde“ beigesetzt. An ihre mutige Hel-dentat erinnert heute die Maria-Dresen-Straße in Schlebusch.

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Amtliche Stadtkarte:Planquadrate D/6 bis D/8

987 46

5

Rundgang 4Leverkusen-Wiesdorf

1 Am Stadtpark 50Lise-Meitner-Gymnasium

2 Dr.-August-Blank-StraßeKolonie 3 (Johanna)

3 Am Stadtpark 23Realschule Am Stadtpark

4 Breidenbachstraße 6-8

5 Nobelstraße 37Erholungshaus

6 Große KirchstraßeSankt Antonius

7 Niederfeldstraße 16

8 Adolfstraße 15Sankt-Josef-Krankenhaus

9 Symbolischer Punkt

1

2

3

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WIESDORF WIESDORF GEHÖRT WIE SCHLEBUSCH ZU DEN

ÄLTESTEN STADTTEILEN LEVERKUSENS.URKUNDLICH ERWÄHNT WURDE WIESDORF

(WISTUBBE) ZUM ERSTEN MAL 1107.MEHRMALS ZERSTÖRTE DAS

RHEINHOCHWASSER DEN ORT, SO DASS

ER 1657 WEITER ÖSTLICH WIEDER

ERRICHTET WURDE.1836 HATTE WIESDORF ETWA 1.000EINWOHNER, 1890 SCHON 2.500.DER APOTHEKER CARL LEVERKUS AUS

WERMELSKIRCHEN BAUTE 1860 SEINE

ULTRAMARIN-FARBENFABRIK IN WIESDORF

AM RHEIN AUF. 1891 KAUFTE FRIEDRICH

BAYER DIESES WERKSGELÄNDE UND

VERLEGTE 1912 SEINEN FIRMENSITZ NACH

WIESDORF. DIE STADTRECHTE BEKAM

WIESDORF 1921. 1930 SCHLOSS SICH DER

STADTTEIL MIT SCHLEBUSCH UND

KÜPPERSTEG ZU LEVERKUSEN ZUSAMMEN.

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Die Dramaturgin und Schriftstellerinwurde 1956 in Leverkusen geboren. 1975bestand sie an der Lise-Meitner-Schuledas Abitur und studierte danach Soziolo-gie und Ethnologie in Gießen. Bereitswährend des Studiums veröffentlichte sieerste Essays und baute eine Theatergrup-pe auf. Nach dem Studium arbeitete siein Gießen als Regieassistentin, späterwurde sie Dramaturgin am Residenz-Theater in München.

Frederike Kretzen zog 1983 nachBasel. Sie schreibt Romane und Theater-stücke, arbeitet als Dozentin in Zürich und

FREDERIKE KRETZEN

*1956

Leverkusener Kindheitserinnerungenin ihrem Roman „Indiander“

Lise-Meitner-SchuleAm Stadtpark 5051373 Leverkusen

ist publizistisch tätig für die Neue ZürcherZeitung sowie die Basler Zeitung. 1999erhielt sie den Deutschen Kritikerpreisfür Literatur für den Roman „Ich bin einHügel“.

In ihrem vierten Roman „Indiander“,der 1996 erschien, beschreibt sie ihreKindheit in den fünfziger Jahren in Lever-kusen.

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Durch die Umsiedlung der Ultramarin-Farbenfabrik und den Aufbau der Bayer-Werke wurde in Wiesdorf und Umgebungimmer mehr Wohnraum benötigt. Nachden Vorstellungen von Carl Duisberg soll-ten hier keine Wohnkasernen entstehen.Vielmehr sollte der Wohnraum so gestal-tet sein, dass sich Bayer-Mitarbeiter wohlfühlten. So sollte zu jeder Wohnung einkleiner Garten gehören.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde mitdem Bau der Kolonie I an der Barmer-,Elberfelder- und Moskauer Straße begon-nen. Die Kolonie I wurde 1915 fertig ge-stellt und Kolonie Julia genannt – nachder Gattin des Werksgründers FriedrichBayer.

JOHANNA DUISBERG

1864 - 1945

Nach ihr wurde die „Kolonie III“in Wiesdorf benannt

Dr. August-Blank-Straße51373 Leverkusen

Die Kolonie II entstand nördlich derWöhlerstraße zwischen 1899 und 1913und wurde Kolonie Anna genannt.Namensgeberin war die Gattin von Fried-rich Bayer junior.

1913 begannen die Bauarbeiten fürdie dritte Kolonie, die bis 1925 dauerten.Die Kolonie III liegt zwischen der Rathe-nau- und Manforter Straße. Namenspatinwurde Johanna Duisberg, Ehefrau desFirmenchefs Carl Duisberg.

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Ulla Hahn wurde 1946 in Bracht-hausen im Sauerland geboren und wuchsin Monheim auf. Zunächst besuchte siedie Realschule und begann eine Lehre ineinem Büro. Von 1961 bis 1964 war sieSchülerin des Freiherr-vom-Stein-Gymna-siums – damals noch mit der Adresse„Am Stadtpark“. 1964 bestand sie mit an-deren Realschulabsolventen das Abitur aufdem zweiten Bildungsweg. Ihr Roman„Das verborgene Wort“, der in der Regionin und um Monheim spielt, endet mit demBeginn der Gymnasialzeit.

DR. ULLA HAHN

*1946

Leverkusen ist auch einSchauplatz ihres Romans„Das verborgene Wort“

Realschule Am Stadtpark(früher: Freiherr-vom-Stein-Gymnasium)

Am Stadtpark 2351373 Leverkusen

Nach dem Abitur studierte Ulla Hahnin Köln Germanistik, Soziologie und Ge-schichte. Sie gilt für den LiteraturkritikerMarcel Reich-Ranicki als die bedeutend-ste Lyrikerin der Nachkriegszeit.

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der jüdischen Familien Heumann: Nach-barn brachen den Kontakt ab, Aufträgeblieben aus. Nach der Reichspogromnachtim November 1938 verkaufte die Familieden Betrieb und verließ nach und nachLeverkusen. Selma und Ruth Heumannblieben bis 1941 in Wiesdorf und durftenbei ihrer Auswanderung in die USA nursehr wenig Kapital und nur wenige per-sönliche Gegenstände mitnehmen. SelmaHeumann verschenkte insgesamt 14.000Reichsmark aus ihrem Vermögen.

Nur durch die Hilfe eines Bayer-Mit-arbeiters, der in der Abteilung für Fracht-transporte arbeitete, bekam die Familieeinen Teil ihres Besitzes wieder. Er hattedas Eigentum mit einem Firmenstempelversehen und auf Bayer-Kosten in die USAgeschickt.

Sie starb 1965 in San Diego.

Selma Heumann wurde 1885 inDüsseldorf geboren und heiratete 1906Leopold Heumann. Leopold Heumann,1877 in Eschweiler geboren, zog 1900nach Leverkusen und eröffnete in Wies-dorf an der Hauptstraße einen Maler-betrieb, den er in den kommenden Jah-ren ausbaute. Zwischen 1911 und 1913zog die Familie in die Breidenbachstraße6. Auch das Nachbarhaus gehörte derFamilie. Tapeten, Teppiche oder Wand-stoffe gehörten inzwischen zum Laden-sortiment. 1907 wurde Sohn Alfred ge-boren, 1909 Helmut, 1913 Werner, 1915Joseph und 1930 Tochter Ruth.

Nach dem Tod ihres Ehemanns 1931übernahm Selma Heumann mit ihren Söh-nen Alfred und Helmut den Malerbetrieb.

Mit der Machtergreifung der National-sozialisten begannen die Schwierigkeiten

SELMA HEUMANN

1885 - 1965

lebte in Leverkusenals jüdische Unternehmerin

Breidenbachstraße 651373 Leverkusen

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Aus der Leverkusener Kunst- undKulturszene war sie in den fünfziger undsechziger Jahren nicht wegzudenken:Dr. Erna Kroen. Sie baute nach dem Zwei-ten Weltkrieg die Bayer-Kulturabteilungwieder auf und holte namhafte Künstle-rinnen und Künstler nach Leverkusen.

1906 wurde Erna Kroen in Lorendorfbei Breslau geboren. Nach dem Abitur stu-dierte sie Rechts- und Staatswissenschaf-ten an der Universität Breslau sowieWirtschafts- und Sozialwissenschaften inWürzburg. 1934 promovierte sie. Zusätz-lich absolvierte sie während ihres Studi-ums eine Gesangsausbildung.

Im Oktober 1935 kam Erna Kroennach Leverkusen und wurde Direktions-sekretärin des damaligen Werksleiters,Dr. Hans Kühne. Direkt 1945, nach demZweiten Weltkrieg schlug Erich Kraack,

DR. ERNA KROEN

1906 - 1985

Initiatorin des Wiederaufbausder Bayer-Kulturabteilung

Nobelstraße 3751373 Leverkusen

Dirigent der Bayer-Philharmoniker undkommissarischer Leiter der Werkskultur-abteilung, sie als neue Leiterin der Kultur-abteilung vor. Das blieb sie bis zu ihrerPensionierung 1971.

Sie engagierte während ihrer Tätig-keit berühmte Tänzerinnen wie GretPalucca, Musikerinnen wie Ely Ney oderSchauspieler wie Josef Meinrad für dieBühne des Erholungshauses. 1983 erhieltErna Kroen das Verdienstkreuz am Ban-de. Außerdem engagierte sie sich einigeJahre als Vorsitzende der FDP-Fraktion inihrem Heimatort Odenthal.

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Pauline Pohnke wurde 1883 in Grün-hof (Westpreußen) geboren und zog 1907mit ihrem Bruder Johann nach Wiesdorf.Zunächst wohnte die Familie am Kaiser-platz in der Kolonie II, später an derGroßen Kirchstraße. Viele Jahre hütete„Paulinchen“, wie sie von vielen Wies-dorfern liebevoll genannt wurde, Kühe amRhein. Melken und Reinigen des Stallesgehörten auch zu ihren Aufgaben. Nachdieser Arbeit ging sie an ihren zweitenArbeitsplatz: 27 Jahre arbeitete PaulinePohnke als Putzfrau bei Bayer.

PAULINE POHNKE

1883 - 1980

Wiesdorfer Originalmit Herz und Schnauze

St. AntoniusGroße Kirchstraße51373 Leverkusen

Die Wiesdorfer Jugend – so ist über-liefert – trieb gerne „Paulinchens“ Schütz-linge in den Rhein. Die Jungen undMädchen wollten die Kühe nicht quälen,sondern sie erfreuten sich danach an denSchimpftiraden von Pauline Pohnke.

„Immer lustig und vergnügt, bis derArsch im Sarge liegt“ – das war ihr Wahl-spruch. Ein tragisches Erlebnis hatte dielebensfrohe Wiesdorferin am 26. Oktober1944: Wie immer, hütete sie Kühe amRhein und wurde von ihrem achtjährigenGroßneffen begleitet. Als die Sireneneinen Fliegeralarm ankündigten, verließ sieihren Standort nicht. Oft hatte es in derVergangenheit einen Fehlalarm gegeben.Doch diesmal kam es zu einem schwerenBombenangriff, so dass Pauline PohnkeSchutz zwischen ihren Kühen suchte. EinBombensplitter traf ihren Großneffen amKopf und sie rannte im Bombenhagel mitdem sterbenden Kind in den Armen in einKrankenhaus – leider vergeblich.

An das Wiesdorfer Originalerinnert heute eine Bronze-plastik von Kurt Arentz amEingang der St. Antonius-Kirche.

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Pesi-Ita Badler wurde 1876 inWassilau in Galizien, damals Österreich,geboren. Um 1900 zog die Familie Badleraus Österreich-Ungarn in das DeutscheReich. Zuerst wohnten sie in Köln undkamen 1907 nach Leverkusen-Wiesdorf.In Österreich-Ungarn wurde die SöhneJoachim und Abraham geboren, in KölnIsidor und Bernhard. In Leverkusen kamTochter Sophie zur Welt.

Die Badlers waren in Wiesdorf gut in-tegriert: Hersch, später Hermann, Badlerwar Mitglied der Wiesdorfer Schützen-gesellschaft und wurde von Landwirten oftbeim Pferdekauf mitgenommen, da er sichauf diesem Gebiet gut auskannte.

Zunächst fuhr Hermann Badler miteinem Pferdekarren durch die Straßen, umWare zu sammeln. Später hatte er einGeschäft und bekam die Ware geliefert.Wirklich reich wurde die Familie nie,aber es ist überliefert, dass in der Zeit nachdem Ersten Weltkrieg so manche in Notgeratene Familie durch Badlers mitLebensmitteln unterstützt wurde.

Pesi-Ita Badler wird von Zeitzeugenals nette und gutmütige Frau beschrieben.Da die Familie sehr religiös war, blieb sieeher im Haus und am Herd. 1922 zogensie um in die Niederfeldstraße 16, wo dieFamilie bis zum Einsetzen der Juden-Verfolgung wohnte.

1936 starb Pesi-Ita Badler und wur-de auf dem jüdischen Friedhof in Opladenbeerdigt. Kurz danach verließ HermannBadler als letztes Familienmitglied Lever-kusen und zog zu seiner Tochter Sophienach Rotterdam.

Die Familie Badler ist im Jugendroman„Im roten Hinterhaus“ von Peter Berger*erwähnt, in dem er beschreibt, wie sichder Nationalsozialismus in Leverkusenentwickelte.

PESI-ITA BADLER

1876 - 1936

Das jüdische Familien-Schicksalwird im Jugendroman„Im roten Hinterhaus“ geschildert.

Niederfeldstraße 1651373 Leverkusen

*Der Autor erhielt für das Buch 1967 denDeutschen Jugendbuchpreis.

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Zu Beginn des vergangenen Jahrhun-derts nahm mit dem Ausbau der Farben-fabriken die Bevölkerungszahl in Wiesdorfstetig zu. 1907 lebten dort 11.208 Ein-wohner. Nur fünf Jahre später, 1912,waren es bereits 17.291. Was die medi-zinische Versorgung der Bevölkerungbetrifft, so mußte auf diese rasanteEntwicklung reagiert werden.

1898 wurde bei Bayer ein Fabrikarzteingestellt. Es folgten die Eröffnung einerPoliklinik sowie die Einrichtung einesWöchnerinnenheims (1905) und einesSchwesternhauses für Säuglingsfürsorge(1908).

Auch die katholische Gemeinde Wies-dorfs reagierte auf die Entwicklung: 1900stellte Pfarrer und spätere Dechant JosephSchüller bei Landrat Dr. Lucas den Antragauf Erteilung einer Genehmigung für eineklösterliche Niederlassung. Bereits einJahr später begannen Schwestern ausdem Kloster der Heiligen Elisabeth (Ordender Cellitinnen) mit ihrer Arbeit in Wies-dorf.

Im „Klösterchen“, so der Volksmund,gab es zunächst keine Genehmigung füreinen Krankenhausbetrieb. Die Patientenwurden ambulant versorgt. Die Genehmi-

gung wurde 1902 erteilt. 22 Betten für18 Männer und vier Frauen standen indem ersten Krankenhaus an der KleinenKirchstraße in einer früheren katholischenSchule. Erster Arzt im „Klösterchen“ warDr. Adolf Freytag.

1933 wurde ein Erweiterungsbau ein-geweiht. 1935 kam zum St. Josef-Kran-kenhaus eine Station für Geburtshilfe dazu.Im Oktober 1944 wurde der Erweiterungs-bau bei einem Bombenangriff auf Lever-kusen zerstört.

Der Neubau an der Adolfstraße wur-de 1955 eröffnet. Das „Klösterchen“, daserste Krankenhaus an der Kleinen Kirch-straße, wurde abgetragen und schuf Platzfür das Schwestern- und Personalhaus.

Im November 1963 richtete sich dasbesondere Augenmerk auf das Kranken-haus: Im „Juppes“, so der Volksmund heu-te, wurde Leverkusens 100.000. Bürgergeboren. Es war Thomas Krüger. Durchseine Geburt wurde Leverkusen zur Groß-stadt.

ST. JOSEF-KRANKENHAUS

„Juppes“, das Großstadtkrankenhaus

Adolfsstraße 1551373 Leverkusen

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Eine genaue Station lässt sich denzahlreichen Zwangsarbeiterinnen, die inLeverkusen gelebt und gearbeitet haben,nicht genau zuordnen. Untergebrachtwaren sie in Barackenlagern, aber auchin Sälen von Gaststätten oder Privat-quartieren. 1940 kamen die erstenZwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiternach Leverkusen.

Im Januar 1945 gab es hier kaum einUnternehmen, eine Firma oder einenLandwirt, wo keine „Fremdarbeiter“ mitdem Status freiwillige Zivil-, Zwangsarbei-ter oder Kriegsgefangene beschäftigt wa-ren. Rund 9.450 dieser Personen warenim März 1945 polizeilich in Leverkusengemeldet. Etwa die Hälfte arbeitete imLeverkusener Werk der IG Farben.

Nach Berechnungen der polnischenHistorikerin Valentina Maria Stefanski ver-richteten 1944 rund 470 Polinnen dortZwangsarbeit. Hinzu kamen ukrainischeoder russische Zwangsarbeiterinnen, diealle unter schlechten hygienischen Bedin-gungen untergebracht waren.

Immer wieder kam es zu Seuchen-krankheiten wie Scharlach, Ruhr oderDiphtherie. Darüber hinaus war aufgrundder von den Nationalsozialisten verhäng-ten Verpflegungssätze ihre Ernährungsehr schlecht. Oft wurde am Essen derZwangsarbeiterinnen gespart, obwohlihnen die Kosten für Unterkunft undVerpflegung in voller Höhe vom Lohn ab-gezogen wurden.

Außerdem mussten polnische oderukrainische Zwangsarbeiterinnen auchnach Dienstschluss arbeiten: Polinnenmussten beispielsweise bis zu zwei Stun-den Betriebsbüros putzen. Essensentzugoder Einbehaltung persönlicher Post ge-hörte zu den Strafen.

Wie viele Zwangsarbeiterinnen anEntkräftung, Krankheiten, Misshandlungenoder durch Bombenangriffe starben, istunklar. In Leverkusen starben nach eineroffiziellen Statistik beispielsweise 133Russinnen und Russen, darunter 58 Kin-der. 115 russische Opfer sind für Opla-den dokumentiert.

ZWANGSARBEITERINNEN

1940 BIS 1945

Verborgenes Leidenim Zweiten Weltkrieg

51371 - 51381 Leverkusen

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LiteraturPrivatarchiv – Christine Blasberg. Hier:Edith Rösch – ein bewegtes Leben. Ein Porträt von Anke Spiess. Gesendet am 13. April 2002 in der Sendung”Abwasch” auf WDR 5.5. November 1967 – Liesel Westermann wirft als erste Frau den Diskus über 60 Meter weit. Beitrag für RadioLeverkusen. Gesendet am 5. November 1991.Zeitungssausschnittsdienst des Stadtarchivs LeverkusenBraun, Reinhold (Hg.): 125 Jahre SPD Leverkusen, Leverkusen 1994Das St. Josef Krankenhaus. Vom ”Klösterchen” zum ”Juppes”. Herausgegeben vom St. Josef Krankenhaus,Juni 1998.Flucht ins Ungewisse. Schicksale ehemaliger jüdischer Mitbürger aus Leverkusen. Heiko Gutmann, Leo Litkeund Simon Krämer. Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Betreut von Reinhold Braun,Leverkusen 2003.Gruss, Franz: Geschichte und Porträt der Stadt Leverkusen, Leverkusen 1987.Horst, Adolf: Wiesdorf, Bayer und die Kolonien. Leverkusen – Entwicklung einer Stadt, Leverkusen 1986.Hölzer, Norbert: Von Schliebschrod nach Schlebusch. Zum 100jährigen Jubiläum der St. Andreas-Kirche,Leverkusen 1991Knapp, Helmut (Hg.): Jugendjahre des Schlebuschers Ludwig Lichtinghagen 1828-1907, Leverkusen 1994Köhler-Lutterbeck, Ursula/Siedentopf, Monika: Frauen im Rheinland. Außergewöhnliche Biographien aus derMitte Europas, Köln 2001.Maria (Ritzel) Stommel: Streiflichter eines interessanten Lebens.Publikation zum 75. Geburtstag, o.O., o.J. (1989)Mein Leben in der Lehner Mühle. Diarium der Clara Braun, geborene von Zuccalmaglio. Nach Briefenzusammengestellt von Else Yeo, o.O., o.J.Müller, Rolf: Upladhin – Opladen, Stadtchronik. Opladen 1974.Muschka, Wilhelm: Opfergang einer Frau, Lebensbild der Herzogin Jakobe von Jülich-Kleve-Berg, geboreneMarkgräfin von Baden, Baden-Baden 1987.Rathäuser erzählen Stadtgeschichte. Leverkusen 1977.Schlebusch – Ein Spaziergang. Herausgegeben vom Stadt-Bild-Verlag Leipzig. Leipzig 2002.Stefanski, Valentina Maria: Zwangsarbeit in Leverkusen. Polnische Jugendliche im I.G. Farbenwerk,Osnabrück 2000.Wolff, Eva: Nationalsozialismus in Leverkusen. Leverkusen 1988.www.bnbt.de/~tr1035/bt/wer/schemm.htmwww.bautz.de/bbkl/s/s2/seide_i.shtmlwww.zdf.de/ZDFde/inhalt/24/0,1872,2180824,00.htmlYeo, Else: Überall und Nirgendwo. Das unruhige Leben des Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, der sich selbtWilhelm von Waldbrühl nannte. Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Rhein-Berg e.V.,Band 26, Bergisch Gladbach 1999.125 Jahre Marienschule Opladen.1866-1991. Herausgegeben von der Marienschule, Leverkusen-Opladen.1866-1966. Stationen auf dem Weg unserer Schule, 1966.Zeitzeugengespräche/Zeitzeugennotizen:Erdmute Talle-Schmidt, Dr. Alfons Meyer, Frau Grünwald, Irmgard Mierbach, Orden der Cellitinnen/MutterhausHinweise: Reinhold Braun, Norbert Hölzer, Josef Pantenburg, Dr. Gerd Tröger

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ImpressumStadt LeverkusenDer OberbürgermeisterFrauenbüro

Verantwortlich: Simone Fey-HoffmannRedaktion: Sabine Rusch-WitthohnAutorin: Christine Blasberg, M.A.

Gestaltung: FreiStil, H. Müller-Herbon

Kartengrundlage: FB Kataster und Vermessung

Satz und Druck: Stadtdruckerei1. Auflage: April 2005 / Auflage: 2500

© Frauenbüro Stadt Leverkusen© Grafik: FreiStil, H. Müller-HerbonAlle Rechte vorbehalten

Die Autorin:Christine Blasberg, 1966 in Leverkusen geboren. Nach dem Abitur Geschichtsstudium an derUniversität Köln. Während des Studiums freiberufliche Tätigkeit als Journalistin, u.a. bei „RadioLeverkusen“. In dieser Zeit begann das Interesse an lokalhistorischen Themen in Leverkusen.Seitdem sammelt Christine Blasberg historische Literatur über Leverkusen und Umgebung undbietet Stadtführungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger an. Die Autorin lebt in Berlinund arbeitet bei der Friedrich-Naumann-Stiftung.

BildnachweisFotos:Stadtarchiv Leverkusen (23); Agfa (1); Bayer-Archiv (2); Reinholf Braun (Hg.): 125 Jahre SPD Leverkusen(1); Frau Grünwald (1); Kirchenarchiv der Gemeinde Christus-König (1); Kirchenarchiv der Gemeinde St.Andreas; Deutsche Verlagsanstalt (1); Archiv Universität Basel (1).

Karten:Darstellung auf der Grundlage der Amtlichen Stadtkarte 1:15.000 mit Genehmigung der Stadt Leverkusen,Fachbereich Kataster und Vermessung, vom 08.11.04, Nr. 10

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