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Starke und schwache Sprachen? Sprachbalance und Sprachdominanz bei russisch-deutschen Jugendlichen Bernhard Brehmer [email protected] Institut für Slawistik Universität Greifswald Tagung „Perspektiven der deutsch-slavischen Mehrsprachigkeit“, Universität Regensburg, 18./19. März 2016

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Starke und schwache Sprachen?Sprachbalance und Sprachdominanz bei russisch-deutschen

Jugendlichen

Bernhard [email protected]

Institut für SlawistikUniversität Greifswald

Tagung „Perspektiven der deutsch-slavischen Mehrsprachigkeit“, Universität Regensburg, 18./19. März 2016

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Sprachdominanz: Konzeptualisierungen• Konsens (?): balancierte Zweisprachigkeit eher selten, i.d.R. daher bei

Bilingualen eine „stärkere“ (= dominante) und „schwächere“ Sprache Kernfrage: was muss gegeben sein, damit eine der beiden Sprachen als

„dominant“ gilt? oft Umgebungssprache als erster Kandidat für die Sprache, die sich zur

stärkeren Sprache eines bilingualen Kindes entwickelt stärkere Sprache mit kontinuierlichem Einfluss auf schwächere Sprache• aber: Fallstudien zu bilingualen Kindern zeigen, dass sich Dominanz-

verhältnisse u.U. je nach kontextuellen Gegebenheiten sehr schnell ändern können (vgl. Übersicht bei Müller et al. 2007: 66ff.)

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Sprachdominanz: Konzeptualisierungen• „Dominanz“ auf sehr unterschiedliche Phänomene bezogen (vgl. Über-

blick bei Treffers-Daller 2016) (produktive) Fertigkeiten in den Sprachen, Verfügen über literale

Kompetenzen (Lesen, Schreiben) Präsenz der Sprachen im Input (v.a. in früher Kindheit) Häufigkeit der Verwendung, Zahl der Domänen, die von Sprachen

bedient werden Grad der Aktivierung der einzelnen Sprachebenen; Geschwindigkeit und

Genauigkeit beim Zugriff auf Strukturen, Flüssigkeit= Einbeziehung psycholinguistischer wie soziolinguistischer Faktoren

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Sprachdominanz: Konzeptualisierungen• Unterscheidung starke vs. schwache Sprache oft festgemacht an Unterschieden Kompetenz vs. Performanz (starke Sprache: Sprachwissen

und Sprachgebrauch ähnlich wie bei Monolingualen, schwache Sprache: vorwiegend rezeptive Kenntnisse, Probleme beim Sprachgebrauch) Unterschieden in Präferenz für Sprachen durch den Sprecher (in

schwacher Sprache oft Gebrauch verweigert oder vermieden)• Schwächere Sprache oft charakterisiert durch (vgl. Schlyter 1993):− langsame Entwicklung, bestimmte Phänomene u.U. gar nicht erworben− häufiges Inserieren von Elementen der stärkeren Sprache, Unidirek-

tionalität des Spracheneinflusses (inkl. struktureller Transfers)− Wortschatz geringer entwickelt, mehr Chunks (Routinen)

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Sprachdominanz: Messverfahren• Arbeit mit Selbsteinschätzungen (subjektive Sichtweisen auf beherrschte

Sprachen; sollte sich allerdings genau auf einzelne Kompetenzen beziehen)

• Ermittlung der Frequenz und Richtung von Transfers (z.B. Aussprache, Flexionsmorpheme/ Funktionswörter)

• Ermittlung der Geschwindigkeit des Erwerbs einzelner Bereiche (v.a. solcher, in denen beide Sprachen ähnliche Struktur aufweisen)

• Experimentelle Ermittlung der Unterschiede in Sprachbeherrschung (= Ermittlung von „Balanciertheitswerten“)

− durchschnittliche Äußerungslänge (MLU) in Wörtern/Morphemen/ Silben bzw. Messung der Streuung der MLU

− Anzahl der aus mehr als einem Morphem bestehenden Äußerungen (MMU)

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Sprachdominanz: Messverfahren− Anzahl verschiedener Wörter (types) in einem Text (Lexikonumfang)

bzw. Messung des Anstiegs der Zahl benutzter Wörter− Messung absoluter Zahl von einsprachigen Äußerungen bzw. des Anteils

an gemischtsprachigen Äußerungen (Äußerungen/Zeiteinheit)− Frequenz von Hesitationsphänomenen− Ermittlung von Reaktionszeiten, Lesegeschwindigkeit• Ermittlung der präferierten Sprache in Kommunikation mit anderen bi-

lingualen Probanden• Ermittlung der Traumsprache / Sprechen im Schlaf= „Messung“ von Sprachdominanz also in der Regel anhand einzelner Variablen oder Fähigkeiten, selten verschiedene Komponenten berück-sichtigt

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Sprachdominanz: Messverfahren• Problem der Vergleichbarkeit der Tests zur Erhebung der Daten in

beiden Sprachen (Übersetzbarkeit von Items?) (vgl. Gollan et al. 2012)• Festlegung von Normen anhand der Daten für Bilinguale (monolinguale

Vergleichsnorm?! Vgl. Gathercole 2013)• Ermittlung der Grenzwerte, innerhalb derer noch von „ausgeglichener“

Kompetenz in den beiden Sprachen anhand der Ergebnisse der einge-setzten Tests ausgegangen werden kann In Literatur verschiedene „Grenzwerte“ genutzt (z.B. +/- 5% oder +/-

10% der in der anderen Sprache erreichten Werte, vgl. Gollan et al. 2012, De Houwer & Bornstein 2016, Favreau & Segalowitz 1982)

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Sprachdominanz: Forschungsfragen• Wie groß müssen die Kontraste zwischen den Sprachen sein, um von der

„Dominanz“ einer Sprache sprechen zu können?• Welche Unterschiede in der Dominanz ergeben sich hinsichtlich der

Beherrschung einzelner sprachlicher Bereiche (Sprachproduktion vs. Sprachverstehen, Lexik vs. Morphologie vs. Hör/Leseverstehen etc.)? Wo bleiben die Kontraste stabil, wo werden Sie stärker oder verringern

sich?• Inwieweit ist der Begriff der „Dominanz“ überhaupt sinnvoll? Impliziert

er zwangsläufig einen Einfluss der stärkeren auf die schwächere Sprache?

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Datengrundlage• BMBF-Forschungsprojekt „Russische und polnische Herkunftssprache als

Ressource im Schulunterricht“• Verbundprojekt an den Universitäten Greifswald (Brehmer) und Leipzig

(Mehlhorn)• Projektlaufzeit 10/2013 bis 09/2016• Longitudinale Datenerhebung in drei Städten (Hamburg, Berlin, Leipzig)• 12/13-jährige Jugendliche aus russisch- und polnischsprachigen Familien

und ihre Eltern (n = 50 Jugendliche + ein Elternteil)• Jugendliche bereits in Deutschland geboren oder vor Einschulung nach

Deutschland gekommen („Herkunftssprecher“)

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Datengrundlage• Sprachstandserfassung in Umgebungssprache Deutsch und in Herkunfts-

sprache Russisch/Polnisch, in Bezug auf alle Sprachebenen (Aussprache/Intonation, Orthografie, Wortschatz,

Grammatik, Pragmatik) verschiedene Register (Alltagssprache, Bildungssprache) kommunikative Kompetenzen (Hörverstehen, Sprechen, Leseverstehen,

Schreiben und Sprachmittlung)• Ziel: Erstellen individueller Sprachenprofile der untersuchten Jugend-

lichen (intra- und interindividuelle Variation in Sprachbeherrschung)• Erfassung von Qualität und Quantität des Inputs in Familie (Eltern) in

Bezug auf Herkunfts- und Umgebungssprache

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Lexikalische Kompetenzen• Vier verschiedene Testverfahren (vgl. Brehmer, Kurbangulova & Winski,

i.Dr.) Bildbenennung „Synonymtest“ Übersetzungstest (Einzelvokabeln, Übersetzung in beide Richtungen,

verschiedene Wortarten, Auswahl der Items nach Verwendungsfre-quenzen) Verbal Fluency Task (sechs semantische Kategorien: Obst, Gemüse,

Farben, menschliche Eigenschaften, Verben der Bewegung, Verben, die Tätigkeiten im Haus beschreiben)

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Ergebnisse Benenntest• Vollständige Durchführung bei 27 russischen Herkunftssprechern

Russisch (n=55 Items) Deutsch (n=36 Items)

Mittelwert 44,6 (89,2%) 35,2 (97,8%)

SD 8,31 1,10

Min 24 31

Max 55 36

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Ergebnisse Benenntest

0,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

90,0

100,0

H1 H2 H3 H4 H6 H7 H8 H9 H10

H11

H12

H13

H14

H15

H16 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore (in %)

Russisch Deutsch

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Ergebnisse Synonymtest• Vollständige Durchführung bei 26 russischen Herkunftssprechern• n = 30 Items in beiden Sprachen

Russisch Deutsch

Mittelwert 16,5 (55%) 22,3 (74,3%)

SD 6,20 2,99

Min 5 16

Max 30 27

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Ergebnisse Synonymtest

0102030405060708090

100H1 H3 H4 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

Russisch Deutsch

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Ergebnisse Übersetzungstest• Vollständige Durchführung bei 28 russischen Herkunftssprechern• N = 50 Items pro Übersetzungsrichtung

Deutsch > Russisch Russisch > Deutsch

Mittelwert 29,5 (59%) 35,8 (71,6%)

SD 6,95 5,41

Min 21 24,5

Max 43 49

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Ergebnisse Übersetzungstest

0102030405060708090

100H1 H2 H3 H4 H5 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

De > Russ Russ > De

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Ergebnisse Verbal Fluency TaskKategorie Russisch Deutsch

Obst 6,9 (SD=2,42)

12,5(SD=3,60)

Gemüse 6,2 (SD=2,24)

9,4(SD=3,05)

Farben 11,9(SD=3,61)

17,6(SD=3,66)

Eigenschaften 9,4(SD=4,49)

12,8(SD=4,10)

Bewegungsverben 8,1 (SD=3,15)

12,6(SD=4,12)

Haushaltsverben 8,7 (SD=3,63)

10,5(SD=3,91)

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Ergebnisse Verbal Fluency Task

0

20

40

60

80

100

120

HH1 HH2 HH4 HH6 HH7 HH8 HH9 HH10 HH11 HH12 HH13 HH14 HH15 HH16 L1 L2 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10 L11 L12

Zahl der korrekten Nennungen in allen sechs Bereichen

RU DE

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Grammmatische KompetenzenHerkunftssprache: Cloze-Test, 74 Lücken, Schwerpunkt auf Morphologie der Substantive

(30 Lücken) und Verben (32 Lücken) fortlaufender Text, Abschnitte angeordnet nach steigender Komplexität

der abgefragten Formen

Deutsch:

angelehnt an Konzept des C-Tests, insgesamt 80 Lücken Viele Kinder gehen nachmittags in eine Gruppe, zu einem Verein oder einem Kurs. Claudia lernt seit ei___________ Jahr Gitarre. S________ geht zur Musiksch___________ und zu Ha___________ muss sie je___________ Tag eine Stu___________ üben.

• Auswertung: Zahl der korrekt gefüllten Lücken, orthographische Form *nicht* berücksichtigt

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Ergebnisse Grammatiktest• Vollständige Durchführung bei 26 russischen Herkunftssprechern

Russisch (n=74 Items) Deutsch (n=80 Items)

Mittelwert 52,5 (70,9%) 71,0 (88,8%)

SD 12,11 5,09

Min 22 58

Max 69 79

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Ergebnisse Grammatiktest

0102030405060708090

100H1 H2 H3 H4 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

Russisch Deutsch

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Hör- und Leseverstehen

• Hörverstehen: Sachtext 3 Teilaufgaben mit 16 (HS) bzw. 15 (De) Fragen (Reihenfolge von

Informationen im Text, Multiple Choice zu Aussagen im Text, allgemeine Beurteilung von Aussagen) Vollständige Durchführung bei 26 russischen Herkunftssprechern

• Leseverstehen: Sachtext + literarischer Text jeweils 3 Teilaufgaben mit 16 Fragen (z.B. Reihenfolge von

Informationen im Text, Multiple Choice zu Aussagen im Text, allgemeine Beurteilung des Wahrheitswertes von Aussagen, Finden von Synonymen im Text) Vollständige Durchführung bei 25 russischen Herkunftssprechern

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Ergebnisse Lese- und Hörverstehen

0

20

40

60

80

100

Literarischer Text Sachtext Hörverstehen

Korrektheitsscore (in %)

Russisch Deutsch

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Ergebnisse Leseverstehen (literarischer Text)

0102030405060708090

100H1 H4 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

LVLT Russisch LVLT Deutsch

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Ergebnisse Leseverstehen (Sachtext)

0102030405060708090

100H1 H4 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

LVST Russisch LVST Deutsch

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Ergebnisse Hörverstehen

0102030405060708090

100H1 H4 H6 H7 H8 H9 H1

0H1

1H1

2H1

3H1

4H1

5H1

6 L1 L2 L3 L4 L5 L6 L7 L8 L9 L10

L11

L12

Korrektheitsscore

HV Russisch HV Deutsch

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Sprachenbalance und Sprachendominanz im Korpus

0102030405060708090

Benenntest Synonymtest Übersetzungstest Verbal Fluency Test Grammatik Hörverstehen Leseverst. LT Leseverst. ST

Verteilung der Probanden nach Sprachdominanz pro Test (Toleranzwert 10%)

Balanciert Ru > De De > Ru

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Sprachenbalance und Sprachendominanz im Korpus

• Auf individueller Ebene ergeben sich vier Dominanzmuster:(1) Probanden, die klar Deutsch als stärkere Sprache in fast allen getes-

teten Bereichen aufweisen: HH02, HH07, HH08, HH11, HH13, HH14, L02

(2) Probanden, bei denen Deutsch stärkere Sprache in der Mehrzahl der getesteten Bereiche ist, aber in einigen Bereichen auch balancierte Testergebnisse aufweisen: HH01, HH03, HH12, L11

(3) Probanden, die überwiegend balancierte Kompetenzen aufweisen, in den anderen Bereichen z.T. sogar zur stärkeren Kompetenz im Russi-schen tendieren: HH06, HH10, L03, L06, L08

(4) Probanden, bei denen die „stärkere Sprache“ stark je nach Kompe-tenzbereich variiert: restliche 11 Probanden

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Fazit

• „Dominanz“ bzw. „stärkere“ Sprache hier auf der Basis von Unter-schieden im Abschneiden der untersuchten Individuen in den einzelnen Tests bestimmt („relative proficiency“) (noch) *kein* Bezug zum Input oder zur Verwendung der Sprachen

• Schwierigkeit, Termini wie „Dominanz“, „Sprachbalance“ etc. als globales Phänomen zu konzeptualisieren, das Sprachwissen auf verschiedenen Sprachebenen, Fertigkeiten, Präferenzen und/oder tatsächlichen Sprachgebrauch mit umfasst

„Dominanz“ oft klar abhängig vom untersuchten Bereich und den dabei eingesetzten Instrumenten, unterscheidet sich ggf. von der von den Sprechern selbst eingeschätzten (globalen) Sprachdominanz

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Fazit

• Folglich auch „globale“ Sprachbalance als unrealistische Erwartung, höchstens punktuelle Balance in einzelnen Bereichen bzw. in spezi-fischen Kompetenzen als realistisches Ziel (vgl. Hörverstehen in unserem Sample)

• Dominanz auch keine statische Größe, Fluktuationen unterworfen (vgl. „Dynamisches Modell der Mehrsprachigkeit“, Herdina & Jessner2002)

• Dominanz als graduierbare Größe, führt zu Problemen bei Definition von Grenzwerten für kategorielle Einordnungen (balanciert – nicht-balanciert)

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ENDE!