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13.02.2004
Stellungnahme des vzbv zu einem neuen Rechts-rahmen für den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt Zu dem Konsultationspapier der Europäischen Kommission zu einem neuen
Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt (KOM (2003) 718 vom
2.12.2003) nehmen wir wie folgt Stellung:
Zur Begründung für die Initiative der Kommission (Ziff.3)
Wir begrüßen die Initiative der Kommission, ein kohärentes Konzept zur Verbes-
serung des einheitlichen Zahlungsverkehrsraums zu schaffen. Die jetzige Situati-
on mit mehreren Verordnungen, Richtlinien, Empfehlungen und Mitteilungen ist
für den Verbraucher als juristischen Laien unüberschaubar geworden, was die
Akzeptanz von Zahlungen über die Grenzen hinweg und damit auch Vertragsab-
schlüsse im Binnenmarkt hindert. Die Vergangenheit hat zudem gezeigt, dass
EU-Empfehlungen nicht ausreichen, um die Kreditwirtschaft zu verbraucher-
freundlicherem Verhalten zu bewegen. Dies gilt zum Beispiel für den Bereich der
Haftungsregelungen bei Zahlungskarten. Trotz entsprechender Empfehlungen
(z.B. Empfehlung 97/489/EG vom 30.7.1997) sind Umsetzungsansätze weder
beim Gesetzgeber noch bei der Kreditwirtschaft zu erkennen.
Zu den Leitprinzipien des künftigen Vorschlags (Ziff.4) Effizienz, Kundenschutz auf hohem Niveau und unabdingbare Si-cherheit als Ziele des Rechtsrahmens Begrüßenswert sind auch die Leitprinzipien des künftigen Vorschlags für einen
neuen Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr im Binnenmarkt, soweit sie Effi-
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zienz als ständiges Ziel, Sicherheit als Conditio sine qua non und Kundenschutz
auf hohem Niveau betreffen.
Für eine Steigerung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs ist es unbe-
dingt erforderlich, Vertrauen durch hohe Sicherheitsstandards und durch klare Haftungs- und Beweislastregelungen zu schaffen.
Umfragen zufolge spielen beim bargeldlosen Zahlungsverkehr Sicherheitsaspek-
te immer noch die größte Rolle. Dies bestätigt das zentrale Ergebnis der Studie
von Forrester Research: So halten 98 Prozent aller von Forrester befragten Onli-
ne-Käufer die Sicherheit beim Online-Shopping für wichtig bzw. besonders wich-
tig.
Daher sollten in einem einheitlichen Rechtsrahmen einerseits die einzuhaltenden
Sicherheitsstandards bereits von Anfang an hoch angesetzt werden und zum
anderen auch eindeutige Haftungsregelungen mit einer Beweislastumkehr zu
Lasten der Anbieter für den Fall des Missbrauchs geschaffen werden.
Dies ist auch deshalb sachgerecht, weil der Verbraucher keinen Einfluss auf die
verwendeten Sicherheitsstandards hat. Diese liegen allein in der Sphäre des An-
bieters. Bei verbraucherfreundlichen Haftungsregelungen werden die Verbrau-
cher auch schneller Vertrauen haben und neue Zahlungswege schneller akzep-
tieren..
Wir begrüßen, dass neben Verbrauchern auch Einzelhändler und KMU in den
Anwendungsbereich des Rechtsrahmens einbezogen werden sollen (vgl. 4.4.).
Die Erfahrung hat gezeigt, dass auch kleine und mittelständische Unternehmen
(KMU) kaum ihre Interessen bei den Kreditinstituten durchsetzen können und
auch nicht das Know-how aufbauen können (Rechtsanwälte, Steuerberater etc.).
Zudem geht die Entwicklung weg von Unternehmensgründungen zum Zwecke
des Aufbaus eines großen Betriebs hin zu Selbstständigen, die faktisch in arbeit-
nehmerähnlichen Positionen bleiben und über eine gewisse Größe nicht hinaus-
kommen.
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Art des künftigen Rechtsinstruments
Unseres Erachtens muss über die Frage, ob eine „minimale“ oder eine „maximale“
Harmonisierung erfolgen soll, von Fall zu Fall entschieden werden. So bietet eine
minimale Harmonisierung den Vorteil, dass die technische Weiterentwicklung der
Zahlungssysteme möglich bleibt und die Mitgliedstaaten ihre ggf. höheren Verbrau-
cherschutzstandards beibehalten können. Andererseits ist es sinnvoll, für Kernberei-
che wie Sicherheitsstandards, Haftung und Beweislast verbindliche Regelun-gen zu schaffen, um das Vertrauen der Verbraucher im Zusammenhang mit grenz-
überschreitenden Transaktionen zu steigern. Diese „maximale“ Harmonisierung in Teilbereichen sollte aber nur dann erfolgen, wenn ein sehr hohes Verbraucher-schutzniveau gewährleistet wird.
Regelungsbefugnisse der Europäischen Zentralbank im Zusammenhang mit
technischen Fragen sollten in gesetzlichen Ermächtigungsgrundlagen klar defi-
niert und begrenzt sein. Da auch technische Änderungen Auswirkungen auf an-
dere Bereiche haben können, ist eine Kompetenzübertragung vorsichtig zu hand-
haben.
Überarbeitung der Rechtstexte
Leider werden Verordnungen immer noch nicht von Nicht-Juristen überarbeitet,
weshalb sie oftmals, nicht nur hinsichtlich der Definitionen die notwendige Klar-
heit missen lassen. Als jüngstes Beispiel sei die EU-Verordnung zu grenzüber-
schreitenden Zahlungen in € genannt.
So ist z.B. aus der Definition der „grenzüberschreitenden elektronischen Zah-
lungsvorgänge“ in der Verordnung nicht ohne weiteres für den juristischen Laien
zu entnehmen, dass hierunter auch Kreditkartenzahlungen fallen.
Dies sollte bei der Abfassung der Vorschriften eines neuen Rechtsrahmens be-
achtet werden.
Zu den Anhängen zur Mitteilung der Kommission Nachfolgend werden wir auf die wesentlichen Anhänge zur Mitteilung der Kom-
mission eingehen. Wir behalten uns eine weitere Stellungnahme zu einem späte-
ren Zeitpunkt ausdrücklich vor.
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Anhang 1: Recht auf Erbringung von Zahlungsdienstleistungen für die Allge-meinheit In Deutschland sind Zahlungsdienstleistungen grundsätzlich ein Bankgeschäft
i.S.d. § 1 KWG (Girogeschäft). Unternehmen bedürfen dafür einer Bankerlaubnis.
Von diesem hohen Verbraucherschutz-Standard darf aus unserer Sicht auf EU-
Ebene nicht abgewichen werden. Daher wären auf EU-Ebene die Anforderungen
an eine Zulassung für Unternehmen, die ausschließlich Zahlungsdienste erbrin-
gen, möglichst hoch zu stecken. Insbesondere bei vorausbezahlten Systemen
sollte die Zulassung von dem Bestehen eines Einlagensicherungsfonds abhängig
gemacht werden, da ansonsten nämlich der Verbraucher im Fall des Konkurses
das volle Ausfallrisiko tragen müsste. Bei Systemen, die eine Überweisung von A
nach B ermöglichen (z.B. Paybox) müsste aus den gleichen Gründen gewährleis-
tet sein, dass das Geld nicht über ein Zwischenkonto läuft. Ansonsten wäre auch
hier das Vorhandensein eines Einlagensicherungsfonds zu fordern.
Anhang 2: Informationspflichten Die angestrebte Harmonisierung der Informationspflichten ist aus Verbraucher-
sicht zu begrüßen, denn gut informiert zu werden ist ein zentrales Element des
Verbraucherschutzes. Auch wir teilen die Meinung der Kommission, dass Selbst-
verpflichtungserklärungen nicht ausreichen, um die Erfüllung der Informations-
pflichten zu gewährleisten. Die jüngsten Erfahrungen mit der Einhaltung des frei-
willigen Verhaltenskodex über vorvertragliche Informationen für wohnungswirt-
schaftliche Kredite bestätigen diese Ansicht. Daher sind in diesem Bereich nicht
nur verbindliche Rechtsvorschriften erforderlich, sondern es sollte auch daran
gedacht werden, wie diese Informationspflichten kontrolliert werden sollen und
welches die Rechtsfolgen ihrer Nichtbeachtung sind. Dazu gehört sowohl die
Kompetenzfrage bei der Kontrolle als auch die Ausstattung der zuständigen Be-
hörden mit entsprechenden (personellen) Mitteln, da ansonsten faktisch keine
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Kontrolle stattfindet. Die Einhaltung dieser Pflichten kann zusätzlich auch auf
nichtstaatliche Verbraucherschutzorganisationen übertragen werden, wenn deren
Kompetenz ausdrücklich geregelt ist und das Vorhandensein der notwendigen
sachlichen und personellen Mittel gewährleistet wird.
Zu dem vorgeschlagenen Wortlaut der Bestimmungen:
Vorgeschlagener Text Kommentar 1. Der Zahlungsdienstleistungsanbieter teilt dem Zahlungsdienstleistungsnutzer rechtzeitig, bevor Letzterer durch einen Zahlungsdienstleistungsver-trag oder ein Zahlungsdienstleistungsangebot gebunden ist, auf Papier oder einem anderen dauerhaften Trä-germedium alle für die Zahlungsdienstleistung geltenden Vertragsbestimmungen und Bedingun-gen mit (nachstehend „die Bedingungen“).
Unseres Erachtens ist der unbestimmte Rechtsbegriff „rechtzeitig“ zu präzisieren wie dies auch in Ziff.3 erfolgt ist.
2. Die Bedingungen liegen schriftlich, gegebenen-falls auch in elektronischer Form, vor; sie sind leicht verständlich und in klarer, gut lesbarer Form abgefasst.
3. Etwaige Änderungen der Bedingungen werden in der gleichen Weise, wie in den Absätzen 1 und 2 angegeben, und mindestens einen Monat vor ihrem Wirksamwerden vorgelegt. Die geänderten Bedingungen gelten als angenom-men, wenn der Zahlungsdienstleistungsnutzer den Zahlungsdienstleistungsvertrag zum Zeitpunkt des Wirksamwerdens nicht beendet hat.
Dem Zahlungsdienstleistungsempfänger sollte mit der Änderung der Bedingungen auch mitgeteilt werden müssen, dass ihm ein Kündigungsrecht zusteht.
4. Zu den Mindestbedingungen zählen: (a) eine Beschreibung der Zahlungsdienstleis-tung, gegebenenfalls auch der technischen Anforderungen an die zur Verwendung zugelas-sene Kommunikationsausstattung des Zahlungsdienstleistungsnutzers, sowie der Art und Weise der Nutzung der Zahlungsdienstleis-tung, einschließlich gegebenenfalls vorhandener Fi-nanzobergrenzen;
Die wesentlichen Informationen des Ver-trages sollten zusätzlich gesondert, vor-zugsweise in einem EU-weit vorgegebe-nen Formular geliefert werden.
(b) eine Darstellung der jeweiligen Pflichten und Haftung des Zahlungsdienstleistungsanbieters und des Zahlungsdienstleistungsnutzers im Zu-sammenhang mit der Erbringung bzw. Nutzung der
Die Maßnahmen, die der Zahlungsdienstleistungsnutzer vernünfti-gerweise ergreifen sollte, um eine sichere Verwahrung eines verwendeten Zahlungsinstruments
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Zahlungsdienstleistung; gegebenenfalls eine Be-schreibung der Maßnahmen, die der Zahlungsdienstleistungsnutzer vernünftigerweise ergreifen sollte, um eine sichere Verwahrung eines verwendeten Zahlungsinstruments und der Mittel (z. B. Geheimnummer (PIN) oder ein anderer Code), die die Verwendung des Instru-ments ermöglichen, zu gewährleisten;
und der Mittel (z. B. Geheimnummer (PIN) oder ein anderer Code), die die Verwendung des Instruments ermöglichen, zu gewährleis-ten sollten vom Zahlungsdienstleistungs-anbieter immer angegeben werden müs-sen.
(c) gegebenenfalls Angaben zum Zeitraum, inner-halb dessen das Zahlungskonto des Zahlungsdienstleistungsnutzers belastet oder kreditiert wird, einschließlich der Abwicklungszeit und des Wertstellungsdatums, bzw. - falls der Zahlungsdienstleistungsnutzer kein Zahlungskon-to bei dem Zahlungsdienstleistungsanbieter hat - der Zeitraum, innerhalb dessen der Zahlungsdienstleistungsnutzer eine Rechnung erhält;
(d) Angabe aller vom Zahlungsdienstleistungsnut-zer zu tragenden Kosten, insbesondere - falls relevant - nähere Angaben zu den folgenden Kos-ten: – die Höhe der anfänglichen und jährlichen Ge-bühren, – die Provisionen und Kosten, die der Zahlungs-dienstleistungsnutzer für bestimmte Arten von Geschäften an den Zahlungsdienstleistungsanbie-ter zu entrichten hat, und deren Berechnungsweise, gegebenenfalls Zinsen und deren Berechnungs-weise;
Zusätzlich sollte aufgenommen werden, dass nicht aufgeführte Kosten auch nicht vom Kunden geschuldet werden.
(e) gegebenenfalls Angabe des Referenzkurses, der für die Umrechnung von Fremdwährungsgeschäften zugrunde gelegt wur-de, einschließlich des entsprechenden Stichtags für die Festlegung dieses Wechselkurses;
Beim Referenzkursen sollte nur auf offiziell zugängliche Kurse verwiesen werden dür-fen. Des weiteren ist die Fundstelle an-zugeben.
(f) Angabe des Zeitraums, innerhalb dessen ein Zahlungsauftrag vom Zahlungsdienstleistungsnutzer angefochten [wi-derrufen, zurückgewiesen] werden kann, sowie alle praktischen Anweisungen, um dieses Recht geltend zu machen;
(g) ein Hinweis auf die Abhilfe- und Beschwerde-verfahren, die dem Zahlungsdienstleistungsnutzerzur Verfügung stehen, sowie die Art und Weise des Zugangs zu diesen Verfahren;
Es sollte anzugeben sein, um welche Art von Schlichtungsstelle es sich handelt und ob diese unabhängig ist. Weiterhin sollte die Anschrift und die Telefonnummer der Schlichtungsstelle anzugeben sein.
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Anhang 4: Wertstellungsdaten
Von der Kommission vorgeschlagener Text:
Artikel zur Bestimmung des Begriffs Wertstellungsdatum
"Das Wertstellungsdatum ist das Bezugsdatum, von dem der Zahlungsdienstleis-tungsanbieter bei der Berechnung von Soll- oder Habenzinsen für seinen Kunden ausgeht."
Artikel über die Verwendung von Wertstellungsdaten „Das Wertstellungsdatum für eine Zahlungstransaktion darf sich nicht von dem Da-tum, an dem die Geldbewegung gemäß dem Zahlungsauftrag bei dem betreffen-den Zahlungsdienstleistungsanbieter erfolgt, von dem Buchungs-/Transaktionsdatum unterscheiden.“ Eine einheitliche Wertstellung ist aus Verbrauchersicht zu begrüßen, da nur so für
den Verbraucher verlässlich erkennbar ist, wann die Zahlung ankommen soll.
Auch hier genügt es nicht, auf die Selbstregulierung zu vertrauen, deshalb sollten
Rechtsvorschriften geschaffen werden. Die vorgeschlagenen Bestimmungen
würden den Verbraucherinteressen an einer taggenauen Wertstellung der Zah-
lungstransaktionen genüge tun.
Anhang 5: Übertragbarkeit von Kontonummern Der Vorschlag ist auch aus unserer Sicht verzichtbar, denn zu der Kontonummer
muss immer auch die neue Bankleitzahl mitgeteilt werden, so dass der mit der
Vereinheitlichung verbundene Aufwand und der tatsächliche Nutzen in keinem
Verhältnis stehen.
Aus Verbrauchersicht ist es hingegen ein drängenderes Problem, dass es immer
wieder zur Neuverwendung alter Kontonummern durch die Kreditinstitute kommt
und dadurch Zahlungen fehlgeleitet werden. Als erster Schritt sollte die Wieder-
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verwendung von Kontonummern untersagt werden oder dadurch veranlasste
Fehlbuchungen ausdrücklich zu Lasten der Kreditinstitute gehen.
Ein weiteres Problem ist die Haftung bei fehlgeleiteten Zahlungen. In Deutschland
gibt es seit längerem den Trend der Kreditinstitute, nur noch nach den Konto-
nummern zu gehen und den Namen des Empfängers zu ignorieren. Doch gibt es
viel mehr Fehlerquellen beim Angeben einer langen Kontonummer als bei einem
Namen. Hier ist EU-weit zu verhindern, dass Transaktionen in Fällen durchge-
führt werden, in denen der Name des Empfängers und die Kontonummer nicht
übereinstimmen. Im Gegensatz zu den Kreditinstituten ist es unzumutbar, dass
sich Verbraucher mit fremden Personen z.T. noch in anderen Staaten wegen der
Rücküberweisung auseinandersetzen müssen.
Anhang 6: Mobilität der Kunden
Um der heutigen Mobilität der Verbraucher zu entsprechen, sollte gewährleistet
sein, dass die Einrichtung eines neuen Kontos möglichst schnell erfolgen kann.
Wartefristen bei einigen Banken von bis zu 6 Wochen sind untragbar.
Des weiteren sollte die Erhebung spezieller Gebühren für die Kontokündi-gung untersagt werden. Die Kündigung ist Teil des Dauerschuldverhältnis-ses und keine zusätzliche Leistung, denn es ist von vornherein gewiss, dass jeder Vertrag mit einer Kündigung endet. Soweit den Unternehmen dadurch Kosten entstehen, müssen sie diese in ihren Preis einkalkulieren, wie auch die Anfangskosten (Abschluss- und Vertriebskosten).
Anhang 7: Sicherheit im Zahlungsverkehr Die Schaffung rechtlicher Vorschriften für die Gewährleistung hoher allgemein
anerkannter Sicherheitsstandards für Zahlungssysteme ist aus unserer Sicht un-
bedingt notwendig, um das Vertrauen in die Zahlungsprodukte zu steigern. Dabei
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erscheint die Koordinierung der nationalen Sicherheits- und Zertifizierungsstellen
sinnvoll. Wichtig ist es zudem, neben den Sicherheitsstandards nicht die einfa-
chen Umgehungsmöglichkeiten aus dem Auge zu verlieren, wie etwa die Eingabe
der PIN- Nummern im Geschäft unter den Blicken der Verkäufer und wartenden
Käufern. Es gibt keine Vorschriften, dass die Geräte einen effektiven Sichtschutz
haben müssen. Das gilt teilweise auch für Geldautomaten.
Parallel zu den Sicherheitsstandards müssen aber auch Haftungsregeln geschaf-
fen werden, die - wie bei einer Produkthaftung - im Missbrauchs- und Schadens-
fall zunächst den Anbieter haften lassen. Im Streitfall müsste es sodann dem
Zahlungsproduktanbieter obliegen zu beweisen, dass sein Produkt sicher ist, und
den Kunden an dem missbräuchlichen Zahlungsvorgang ein Verschulden trifft1.
Des weiteren sind wir der Auffassung, dass bei einem Ausfall oder bei Störungen
im Zahlungsverkehrsnetz die Anbieter für hierdurch beim Kunden entstehende
Schäden haften sollten.
Anhang 9: Alternative Streitbeilegung
Von der Kommission vorgeschlagener Text: Artikel über alternative Streitbeilegung
“Die Mitgliedstaaten tragen dafür Sorge, dass angemessene und effiziente au-ßergerichtliche Beschwerde- und Abhilfeverfahren gemäß der Empfehlung 98/257/EG zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen einem Zahlungsdienstleis-tungsnutzer und seinem Zahlungsdienstleistungsanbieter vorhanden sind, gege-benenfalls unter Nutzung bestehender Einrichtungen.“
Es ist zu begrüßen, dass eine EU-weite Verpflichtung zur Schaffung alternativer
Streitbelegungsstellen geschaffen werden soll. Ombudsmänner und ähnliche
Schlichtungsstellen tragen aber die Gefahr in sich, dass sie die Durchsetzung von
Ansprüchen verzögern können, keine innovativen Entscheidungen treffen und
damit Verbraucher oft ausbremsen. Um dieses zu vermeiden, müsste die Beset-
zung der Stelle zumindest gegenüber den Anbietern Neutralität gewährleisten, 1 Vgl. hierzu ausführlich unsere Stellungnahme zu Anhang 13.
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die Verjährung müsste durch die Anrufung unterbrochen werden und die Einrich-
tung müsste die Fälle in kurzer Zeit bearbeiten können. Des weiteren ist erforder-
lich, dass die Schlichtungssprüche auch bei hohen Streitwerten für den Anbieter
bindend sind, ohne dem Verbraucher den Weg zu den Gerichten zu versagen.
Weiterhin sollten aussagefähige Jahresberichte für Transparenz sorgen und es
muss gewährleistet sein, dass es in jedem Fall eine zuständige Schlichtungsstelle
gibt und sich einzelne Zahlungsdienstleistungsanbieter dem System nicht entzie-
hen können. Schließlich ist es für die Unabhängigkeit der Stelle wichtig, dass
sowohl im Aufsichtsgremium der Schlichtungsstelle als auch im Spruchkörper
selbst die Verbraucher angemessen vertreten sind.
Anhang 10: Widerrufbarkeit von Zahlungsaufträgen Nach deutschem Recht variiert die Widerrufbarkeit von Zahlungsaufträgen je
nach Zahlungsinstrument2. Dabei liegt die längste Frist (6 Wochen) für die Wider-
rufbarkeit bei der Zahlung mittels EC-Karte im POZ-Verfahren.
Im Falle einer harmonisierten Regelung darf von diesen z.T. verbraucherfreundli-
chen Widerrufsfristen von Zahlungsaufträgen nicht nach unten abgewichen wer-
den. Es muss daher entweder nach den unterschiedlichen Zahlungsinstrumenten
2 Kreditkarten Der Widerruf vor Zahlung an das Vertragsunternehmen bei Kreditkartenanweisungen ist in Literatur und Rechtsprechung umstritten; soweit die Zahlung bereits erfolgte, besteht Einigkeit, dass sie nicht widerrufen werden kann. EC-Karten Eine Zahlung im POZ-Verfahren bleibt ohne Begründung innerhalb von sechs Wochen widerrufbar. Danach kann die Bank ggf. mit einem eigenen Schadensersatzanspruch in gleicher Höhe aufrech-nen, da zwischen den Banken ein Abkommen besteht, wonach eine Rückbuchung nur innerhalb von sechs Wochen möglich ist. Auch eine Zahlung im POS-Verfahren ist grundsätzlich widerrufbar, sie wird aber in den AGB der Banken zumeist ausgeschlossen, da das Kreditinstitut gegenüber dem Zahlungsempfänger ein unbedingtes Zahlungsversprechen abgibt.
Überweisung Bis zur endgültigen Gutschrift beim Kreditinstitut, bei dem der Empfänger sein Konto hat, ist eine Überweisung kündbar (§ 676a Abs. 4 BGB). Abbuchungsverfahren Hier liegt eine Generalweisung vor, die in der Regel gegenüber dem Abbuchenden widerruflich ist. Ist die Abbuchung aber bereits aufgrund der Generalweisung erfolgt, kann sie nicht mehr widerru-fen werden. Das Kreditinstitut kann aber einen Widerspruch des Kontoinhabers beachten und die Kontobelastung wie bei einer eigenen Überweisung rückgängig machen.
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differenziert werden oder bei einer Regelung, die für alle Zahlungsinstrumente
gilt, eine Widerrufbarkeit innerhalb von sechs Wochen geschaffen werden.
Anhang 11: Rolle des Anbieters von Zahlungsdienstleistungen bei Streitigkeiten zwischen Kunden und Händlern beim Fernabsatz
Die Verstärkung der Verantwortlichkeit des Zahlungsdienstleistungsanbieters bei
Streitigkeiten zwischen Händlern und Kunden wird das Vertrauen der Verbrau-
cher in den elektronischen Handel erhöhen. Wir begrüßen deshalb diesen Vor-
schlag der Kommission, der bisher hauptsächlich zwei Ideen beinhaltet:
(1) die Festlegung einer Art gemeinsamer Haftung des Zahlungsdienstleistungs-
anbieters und des Händlers bei Nichtlieferung eines Produkts (oder sogar dann,
wenn ein geliefertes Produkt nicht dem Vertrag entspricht);
(2) die Festlegung spezifischer Widerrufsregeln für Zahlungen im E-Commerce,
z. B. einer Bestimmung, dass Fernzahlungen bei Verträgen über Ferngeschäfte
so lange widerrufen werden können, bis der Händler dem Zahlungsdienstleis-
tungsanbieter den Nachweis erbracht hat, dass er die Lieferung ausgeführt hat.
Problem
Das Hauptproblem bei der Kartennutzung im Internet ist neben dem fehlenden
Einwendungsdurchgriff bei mangelhafter Lieferung oder Nichtlieferung der Um-
stand, dass die einfache Eingabe der auf der Karte allgemein zugänglich ange-
brachten Informationen (Name, Verfalldatum und Kreditkartennummer) ausreicht,
um über die Einzugsberechtigung der Verkaufsagentur an das Geld des Kunden
zu kommen. Auf diese Weise hatten z.B. amerikanische Pornoanbieter von der
Kreditkarte eines Verbrauchers monatlich 1.000 € in Kleinstbeträgen für angebli-
che Internetbesuche abgebucht. Der Weg, das zu stornieren, wurde u.a. auch im
Fernsehen dann dokumentiert. Niemand fühlte sich zuständig und bei fast allen
Stellen wurde sogar noch unterstellt, dass der Verbraucher oder ein Mitglied sei-
ner Familie doch die Websites aufgesucht hätten. Zwar haben die Pornoanbieter,
die noch den größten Markt des e-Commerce besetzen, direkt zumeist kein Ein-
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zugsrecht bei VISA oder Mastercard, aber sie beschäftigen Inkassostellen, die
ihrerseits ein solches Recht haben, weil sie unverdächtig sind.
Grundsätzlich hat jedes Restaurant und jeder Laden alle Daten, um solche Be-
stellungen zu machen. Der Betrug in diesem Bereich ist immens. VISA hatte ein-
mal ein 70 Mio. Dollar Programm allein zur Erforschung, wie man dies eindäm-
men kann, aufgelegt. Über 70% des Kreditkartenbetruges geschieht nämlich von
der Seite der Warenanbieter und nicht von kriminellen Dritten. Der Verbraucher
wird dann regelmäßig mit sog. No-Jobs abgewimmelt, an ihm nicht bekannte Ab-
bucher verwiesen oder mit peinlichen Leistungen konfrontiert, bei denen er Prob-
leme hat, sie zu reklamieren. Außerdem ist die Strategie der Kleinstbeträge, die
man leicht auf der Abrechnung übersieht, besonders beliebt. Genau dieses
Problem belastet den e-Commerce am meisten.
Wichtig ist für Verbraucher aber auch das Problem des fehlenden Einwendungs-
durchgriffs wegen Nicht-Lieferung, Falschlieferung oder mangelhafter Lieferung.
Daher sind alle Probleme gemeinsam anzugehen.
Wie kann man dieses Problem effektiv regeln?
Die eigentlich wirksamste Verbraucherforderung wäre es, diese Art der Zahlung
durch Angabe der Kartennummer für zivilrechtlich wirkungslos zu erklären und
von VISA und Master zu verlangen, dass sie die Kontobelastung nur durchführen,
wenn der Begünstigte nachweist, dass er vom Berechtigten beauftragt wurde.
Das würde bedeuten, dass entweder nur noch mit PIN auf dem Internet die Kre-
ditkarte benutzt werden kann, oder der unterschriebene Streifen vorgelegt wer-
den muss. Diese Forderung würde allerdings den e-Commerce zum Erliegen
bringen.
Lässt man dagegen Zahlungen ohne Legitimation zu, so muss man alle Fälle
letztlich gleich behandeln, die auf unberechtigten Forderungen von Gläubigern
beruhen: einerseits weil der Verbraucher die Zahlung gar nicht legitimiert hat
(Missbrauchsfälle), andererseits, weil er wegen Nichtlieferung keine Zahlungs-
verpflichtung auf Grund eines Zurückbehaltungsrechtes hat und drittens, weil er
wegen mangelhafter Lieferung aufrechenbare Gegenansprüche oder Zurückbe-
haltungsrechte hat.
Rechtlich muss die Begründung dafür, dass man seine Kreditkartenabbuchung
vom Konto oder die Belastung des Kreditkartenkontos rückgängig machen möch-
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te, jedoch differenziert begründet werden, auch wenn letztlich der Verbraucher in
allen Fällen dieses Recht haben sollte.
Bei legitimationslosen Belastungen ist es wichtig, dass der Verbraucher ohne
Begründung die Zahlung verweigern kann und anstandslos eine Rückbuchung
erhält. Ist die Abbuchung ausdrücklich von ihm legitimiert, dann besteht jedoch
ein Auftragsverhältnis und es kommt nur ein Widerruf in Betracht. Dazu bedarf es
eines Widerrufsrechtes im Gesetz. Ist sie nicht legitimiert, so kommt keine Anwei-
sung in Betracht und nach ganz herrschender Meinung ist die Beweislast für sol-
che Fälle eindeutig bei Bank und Kreditkartenunternehmen.
Um diese Rechte effektiv zu machen, braucht man zwei Mittel, je nach Art der
Nutzung:
Unlegitimierte Nutzung Das Hinweisrecht des Verbrauchers darauf, dass bestimmte Zahlungsanweisun-
gen nicht von ihm legitimiert wurden, funktioniert nur, wenn auf den Kreditkarten-
abrechnungen differenziert dargestellt wird, welche Abbuchungen auf Grund legi-
timierter Aufträge (mit Unterschrift oder mit PIN) erfolgten, und welche unlegiti-
miert sind.
Diese Unterscheidung gibt es ja bereits bei der Zahlung mit ec-Karte, wo gleich-
gültig ob die Karte mit oder ohne PIN benutzt wurde, abbuchungstechnisch das-
selbe passiert. Bei Akzeptanz eines POS Systems ohne PIN hat der Verbraucher
(auch nach den AGB) ein einfaches begründungsfreies Rügerecht mit der Folge
der Rückbuchung. Auch dies funktioniert nicht, weil die Verbraucher gar nicht
(mehr) wissen, welche der Belastungsbuchungen mit und welche ohne PIN er-
folgten.
Ist in einer Richtlinie allgemein diese Differenzierungspflicht festgelegt, so genügt
ein weiterer gesetzlicher Hinweis, dass der Verbraucher die Belastung verwei-
gern kann, wenn die Bank nicht beweisen kann, dass er den Auftrag wirksam
erteilt hat. Damit trägt die Bank das volle Risiko (kann allerdings VISA rückbelas-
ten, die wieder nach ihren Bedingungen den Händler rückbelasten kann) Hier
sind Mithaftungsrechte nicht notwendig.
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Legitimierte Nutzung Bei legitimierter Nutzung hat der Verbraucher im Fernabsatz ohnehin ein Wider-
rufsrecht. Dies führt zum faktischen Wegfall des Zahlungsanspruchs, weil der
Verbraucher einen Rückgewährsanspruch hat. Dieser wird aber nur effektiv,
wenn dieses auch der Bank entgegengehalten werden kann. Damit ist dieser Fall
dem Fall der Nichtlieferung oder mangelhaften Lieferung gleichgestellt.
Diese Gegenrechte sind aber gegenüber der Bank nicht effektiv, weil man von
einem einwendungsfreien abstrakten Schuldanerkenntnis bei Nutzung der Kredit-
karte ausgeht. Um es effektiv werden zu lassen, würde man daher noch ein zu-
sätzliches Widerrufsrecht für seine Anweisung gegenüber der kontoführenden
Bank oder dem kontoführenden Kreditkartenunternehmen benötigen, das diesel-
ben Fristen hat wie der Widerruf im Fernabsatz.
Bei Rügen wegen Mängeln oder Nichtlieferung nützt dies wiederum auch nichts,
weil die Fristen dort bis zu zwei Jahren sind und der Verbraucher erst spät fest-
stellen mag, dass er solche Gegenrechte hat. Hier brauchen wir dann eine solida-
rische Mithaftung des Kreditkartenunternehmens mit dem Anbieter, dem sie zu
ihrem Geld verholfen haben. Diese solidarische Haftung ist wichtig, weil damit
auch für das Konkursrisiko und das Zahlungsverweigerungsrisiko des Anbieters
ein Ausgleich geschaffen wird und durch die Möglichkeit der Rückbuchungspflicht
ein Druckmittel in der Hand des Verbrauchers entsteht.
Ergebnis
Der neue Rechtsrahmen sollte daher aus unserer Sicht folgendes normieren:
1. Pflicht der Kreditkartenanbieter, legitimationslose Belastungen deutlich
getrennt von den legitimierten Belastungen aufzuführen mit dem Hinweis,
dass erstere nur wirksam werden, wenn von einer stillschweigenden Zu-
stimmung des Verbrauchers innerhalb einer angemessenen Frist (6 Wo-
chen sehen die Abkommen der Kreditkartenunternehmen für die Bank
vor.)
2. Widerspruchsrecht gegen Belastungsbuchungen aus Internetgeschäften
innerhalb von 2 Wochen
3. Solidarische Haftung des Kreditkartenunternehmens für die Ansprüche
gegen den Anbieter aus Schlecht- oder Nichtlieferung
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Anhang 13: Pflichten und Haftung der Vertragsparteien bei nicht genehmigten Transaktionen Wir begrüßen den Vorschlag der Kommission, auf der Grundlage der Empfehlung
97/489/EG endlich eine ausgewogene Regelung der Pflichten und der Haftung
der Vertragsparteien bei nicht genehmigten Transaktionen zu schaffen3. Positiv
ist auch die in Nr. 5 des Artikels über die Haftung zwischen den Vertragsparteien
vorgesehene Haftungshöchstgrenze für den Zahlungsdienstleistungsnutzer von
150,- €.
Bei den Haftungsregelungen im bargeldlosen Zahlungsverkehr ist die Frage der
Beweislast ein zentrales Thema, das sich in der Praxis derzeit vor allem bei der
Verwendung von EC- und Kreditkarten stellt. In Deutschland versuchen die Kre-
ditinstitute oftmals, über den Anscheinsbeweis ihre Kunden bei missbräuchlichen
Abbuchungen mittels ihrer PIN-Nummer haften zu lassen. Dieses wird sich vor-
aussichtlich mit der Einführung von digitalen Signaturen wiederholen. Es dauert
Jahre, bis von den Gerichten zur Kenntnis genommen wird, dass es Möglichkei-
ten des Missbrauchs gibt, auf die der Kunde keinen Einfluss hat wie z.B. das
schlichte Ausspähen der PIN- Eingabe im Handel.
So geht bei einer Zahlung unter Verwendung der PIN ein nicht unerheblicher Teil
der deutschen Rechtsprechung von einem Anscheinsbeweis zu Lasten des Kun-
den aus. Danach würde das ordnungsgemäße Auszahlungsprotokoll des Geldau-
tomaten dafür sprechen, dass die Abhebung mit der richtigen PIN erfolgt ist. Argu-
mentiert wird, von der PIN könne ein unberechtigt Abhebender nur durch grob fahr-
lässige oder vorsätzliche Weitergabe des berechtigten Inhabers der Karte Kenntnis
erlangt haben. Denn das Sicherheitssystem sei technisch sicher, weil die PIN von
dem Dieb ansonsten nur mit einem völlig unverhältnismäßigen Zeit- und Kosten-
aufwand ermittelt werden könnte, der in keinem Verhältnis zu dem möglichen „Ge-
3 Gemäß Art. 6.3. Empfehlung der EU-Kommission 97/489/EG vom 30.7.1997 über elekt-ronische Zahlungsinstrumente ist der Inhaber des Zahlungsinstruments nicht haftbar, wenn dieses ohne Vorlage oder ohne elektronische Identifizierung des Inhabers benutzt wurde. Die Verwendung eines vertraulichen Codes oder eines ähnlichen Identitätsnach-weises löst für sich allein genommen – so die ausdrückliche Empfehlung - eine Haftung des Inhabers nicht aus.
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winn“ stehe. Der Inhaber der Karte, dem oft ohne jede Beweisaufnahme eine Ver-
letzung von Sorgfaltspflichten beim Umgang mit Karte und PIN unterstellt wird,
muss danach für den eingetretenen Schaden voll haften und erhält die abgehobe-
nen Beträge nicht erstattet. 4
Das Oberlandesgericht Hamm5 hat deutliche Zweifel an dieser Rechtsprechung
formuliert und festgestellt, dass eine Manipulation des Kartensystems durch Dritte
durchaus möglich ist und der berechtigte Inhaber der Karte deshalb nicht in jedem
Fall für ihm unerklärliche Barabhebungen einzustehen hat. 6
Aus dem Hin und Her gegensätzlicher Entscheidungen zieht das AG Langenfeld,
U. v. 1.9.1999 - 11 C 102/99 den richtigen Schluss: Gerade wegen der
unterschiedlichen Urteile und Sachverständigengutachten „vermag das Gericht von
einer Sicherheit der persönlichen Geheimnummer gerade nicht auszugehen“.7
Abgelehnt wird ein Anscheinsbeweis neben dem OLG Hamm auch vom OLG
Oldenburg8 sowie vom OLG Frankfurt9. Wichtig ist in diesem Kontext auch die
Entscheidung des OLG Stuttgart10. Obwohl das Gericht das System grundsätzlich
für technisch sicher hält, kommt es unter zutreffender Anwendung des Beweis-
rechts dazu, die Glaubwürdigkeit der Geschädigten über den angeblichen An-
schein technischer Sicherheit zu stellen.
Angesichts dieser kontroversen Rechtsprechung in Deutschland ist es zu begrü-
ßen, dass die Kommission hier die Gelegenheit nutzen will, Klarheit zu schaffen
und eindeutig zu regeln, dass lediglich die Tatsache, dass eine PIN-gestützte
Transaktion durchgeführt wurde, nicht ausreicht, um zu vermuten, dass der Kar-
4 So z.B. OLG Celle WM 1985, 655; LG Köln U. v. 20.09.1994 - 11 S 338/92; AG Burgdorf WM 1993, 2122; LG Bonn NJW-RR 1995, 815; AG Schöneberg WM 1997, 66; AG Frankfurt NJW 1998, 687; AG Osnabrück NJW 1998, 688; LG Darmstadt WM 2000, 911; LG Köln U. v. 30.8.2000 – 13 S 172/00 = WM 2001, 852; AG Regensburg WM 2002, 2105. 5 U. v. 17.03.1997 - 31 U 72/96 = ZIP 1997, 878 6 Die Rechtsprechung des OLG Hamm wird bestätigt durch die Entscheidungen des AG Buchen U.v. 11.1.1996 - C 257/95 = VuR 1998, 42 und AG Wildeshausen U.v. 28.5.1997 - 4 C 357/96 = VuR 1998, 85357/96. AG Hamburg U. v. 27.8.1998 - 22a C 1013/96, Bremen U. v. 14.11.1997 -7 C 361/95 = VuR 1998, 367, AG Essen U. v. 15.7.1999 - 21 C 638/98, AG Essen U. v. 16.3.2000 – 21 C 487/99, AG Unna U. v. 23.11.1999 – 16 C 718/98 und LG Mönchengladbach U. v. 28.4.00 - 2 S 288/99 = VuR 2001, 17. 7 Im Ergebnis ebenso AG Essen, U. v. 29.4.2002 – 12 C 205/01. 8 U. v. 29.8.2000 – 9 U 23/00 = WM 2000, 2337. 9 U. v. 7.12.2001 – 24 U 188/99 = BKR 2002, 331 = ZIP 2002, 978 = WM 2002, 1055 10 U. v. 13.3.2002 – 9 U 63/01 = NJW-RR 2002, 1274
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teninhaber seine PIN preisgegeben hat. Es müssen vielmehr noch andere Mo-
mente hinzukommen, deren Vorliegen das kartenausgebende Institut zu bewei-
sen hat.
Zu dem vorgeschlagenen Text im Einzelnen:
Vorgeschlagener Text
Kommentar
Artikel über die Pflichten der Vertragsparteien ... 2. Der Zahlungsdienstleistungsanbieter...
(d) stellt sicher, dass dem Zahlungsdienstleis-tungsnutzer geeignete Mittel zu Gebote stehen, um die in Absatz 1 geforderte Meldung zu ma-chen.
Darüber hinaus sollte er auch geeignete Mittel zur Verfügung stellen, damit dem Kunden eine sichere Handhabe für den Umgang mit der Geheimnummer (PIN) oder mit jedem sonstigen Code des Zahlungsdienstleistungsnutzers ge-geben wird.
Im Falle einer Fernmeldung gibt der Zahlungsdienstleistungsanbieter (oder die von letzterem genannte Einrichtung) dem Zahlungsdienstleistungsnutzer die Beweismittel für die erfolgte Meldung an die Hand.
3. Behauptet der Zahlungsdienstleistungsnutzer, dass ein Geschäft nicht genehmigt wurde, hat der Zahlungsdienstleistungsanbieter nachzu-weisen, dass das Geschäft genehmigt, richtig auf-gezeichnet und verbucht wurde und nicht von einer technischen Panne oder anderen Mängeln betroffen war
Wir begrüßen diese wichtige Beweislastumkehr. Sie ist sachgerecht, denn der Zahlungsdienst-leistungsanbieter soll wie ein Produzent für die Tatsachen, die aus seiner Risikosphäre stam-men (wie technisch einwandfreies Funktionieren seines Systems, richtige Aufzeichnung und Verbuchung) grundsätzlich beweispflichtig sein.
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4. Die Nachweise gemäß Absatz 3 lassen den Beweis des Gegenteils, der vom Zahlungsdienstleistungsnutzer beigebracht wird, unberührt. Insbesondere reicht die Verwendung eines Zahlungsinstruments oder ei-nes persönlichen Codes, der seine Verwendung ermöglicht, für sich allein genommen nicht aus, um daraus abzuleiten, dass die Zahlung durch den Zahlungsdienstleistungsnutzer genehmigt wurde, wenn der Zahlungsdienstleistungsnutzer Fakten nachwei-sen kann, die die Annahme zulassen, dass er die Zahlung nicht genehmigt haben kann.
Richtig ist die grundsätzliche Regelung, dass allein die Verwendung eines Zahlungsinstru-ments oder eines persönlichen Codes, der sei-ne Verwendung ermöglicht, nicht ausreicht, um daraus abzuleiten, dass die Zahlung durch den Zahlungsdienstleistungsnutzer genehmigt wur-de. Die Einschränkung im letzten Halbsatz sollte aber ersatzlos gestrichen werden: „wenn der Zahlungsdienstleistungsnutzer Fakten nachwei-sen kann, die die Annahme zulassen, dass er die Zahlung nicht genehmigt haben kann“. Die-se Einschränkung wird in vielen Fällen wieder dazu führen, dass die Zahlungsdienstleistungs-nutzer nicht beweisen können, dass sie an der missbräuchlichen Verwendung kein Verschul-den trifft.. Wie soll der Zahlungsdienstleistungs-nutzer beispielsweise Fakten nachweisen, die beweisen, dass er die Zahlung nicht genehmigt haben kann, wenn jemand die PIN ausspäht, die Karte nachgemacht und eine Transaktion durchführt?
Artikel über die Haftung zwischen den Ver-tragsparteien
1. Der Zahlungsdienstleistungsanbieter haftet für Geschäfte, die ohne Genehmigung des Zah-lungsdienstleistungsnutzers ausgeführt wurden.
2. Der Zahlungsdienstleistungsanbieter haftet nicht, wenn der Zahlungsdienstleistungsnutzer grob fahrlässig oder betrügerisch gehandelt hat. Bei der Feststellung grober Fahrlässigkeit aufsei-ten des Zahlungsdienstleistungsnutzers werden alle bestehenden Sachverhalte berücksichtigt.
Unseres Erachtens muss der Begriff „grobe Fahrlässigkeit“ näher definiert werden, sowohl für den Zahlungsdienstleistungsnutzer, als auch für den –anbieter. Für grobe Fahrlässigkeit des Zahlungsdienstleistungsnutzers reicht es z.B. nicht aus, wenn seine PIN ausgespäht wurde. Umgekehrt liegt „grobe Fahrlässigkeit“ des Zah-lungsdienstleistungsanbieters vor, wenn er z.B. veraltete Sicherheitsstandards verwendet.
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5. Der Zahlungsdienstleistungsnutzer trägt die finanziellen Folgen des Verlusts, des Diebstahls oder der widerrechtlichen Aneignung des Zahlungsinstruments bis zu einer Höchstgrenze, die 150 Euro nicht überschreiten darf, wenn er seiner Verpflichtung zur Benachrichtigung des Zahlungsdienstleistungs-anbieters nicht in der vorgeschriebenen Weise nachgekommen ist.
Die Haftungshöchstgrenze von 150,- € ist eine erfreuliche Regelung, die den Interessen beider Vertragsparteien gerecht wird. Da die Sicherheit eines Zahlungsmittel und die damit verbunden Haftungsrisiken für Verbraucher ein ganz zent-rales Element sind, wird sich deren Bereitschaft zur Verwendung von Zahlungsdienstleistungen hierdurch zukünftig erhöhen.
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Anhang 14: Anwendung der „OUR“-,“SHARE“- und „BEN“- Überweisungen
Zutreffend ist auch für Deutschland, dass es die Unterscheidung zwischen
„OUR“-, “SHARE“- und „BEN“- Überweisungen nicht gibt. Hier gilt durchgängig
das „OUR“-Konzept, wonach der Auftraggeber alle Kosten trägt. Unseres Erach-
tens sollte dieses Prinzip für den Binnenmarkt generelle Anwendung finden. Wir
begrüßen daher die von der Kommission vorgeschlagene Bestimmung. Die Er-
fahrungen im Zusammenhang mit der Richtlinie über grenzüberschreitende Ü-
berweisungen haben gezeigt, dass es weiterhin für den Kunden nicht transparent
ist, welche Kosten auf ihn im Zusammenhang mit einer Überweisung zukommen.
Die Einführung einer einheitlichen Kostentragungspflicht würde hier für mehr
Klarheit sorgen.
Anhang 15: Abwicklungszeiten für grenzüberschreitende Überweisungen Aus Verbrauchersicht ist es sinnvoll, die Abwicklungszeiten von grenzüberschrei-
tenden Überweisungen stark zu verkürzen. Wir unterstützen daher grundsätzlich
den von der Kommission gewählten Ansatz der Reduktion auf drei Bankge-
schäftstage. Doch sollten geprüft werden, ob nicht zusätzlich zu den Maximalzei-
ten Anreize für die Banken zur Verkürzung der Zeiten geschaffen werden könn-
ten.11 Des weiteren sollte bei Online-Überweisungen die Abwicklungszeit auf ei-
nen Bankgeschäftstag verkürzt werden. Es ist nicht einzusehen, warum für eine
11 Ein Ansatz wäre es z.B., die vom Kunden zu zahlende Gebühr nach der für die
Weiterleitung benötigten Dauer zwischen den Kreditinstituten zu verteilen (wer
weniger Zeit braucht, erhält einen größeren Anteil der Gebühr). D.h. die zwi-
schengeschaltete Bank, die für die Weiterleitung eine kurze Zeit benötigt, erhält
einen höheren Anteil der Überweisungsgebühr als die langsamere. Hierdurch wür-
de ein Anreiz geschaffen werden, die Beträge nicht doch einen Tag länger zu be-
halten.
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elektronische grenzüberschreitende Überweisung eine längere Zeit beansprucht
werden sollte.