Stenog'ra phisches Protokoll. 26. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich.

V. Gesetzgebungsperiode.

Inhalt. 1. BUIHlesregierullg.

Mündliche Beantwortung der Anfrage 37/J, betr,effend die Verweigerung dei' Ausreise zu internationalen Kongressen, durch den Bundes­

minister für Inneres He l m e r (S, 550); Erklärung des Bundesmini.sters für soziale Verw�ütung M a i s eI zu dem Entwurf eines :\ rbei terurl:!lubsgeseizes (S. 552).

2. Regierungsvorlagen. a) BUlldesvedassungsgesetz über die Anwendung

der Todesst'rafe und das Schwurgerichtsver­fahren (1c15 d. B) (S. 549) - .Justizausschuß (S. 550);

\1) Al'beitsgerichtsgeselz (146 d. B.) (S. 549) � ,1uslizausschllß (S. 5(0);

c) Bundesgesetz über vorläufige Maßnahmen tür die Wiederherstellung kriegsbeschädigter Wohnhäuser (147 d. B.) (S. 549) - Finanz­und Budgetausschuß (S. (50);

d) 3. Siaatsbill'geriichaHs - Übeorleitungsgeselzno­velle (148 d. B.) (S. 549) - Verfassungsaus­schuß (S. 550);

e) Bundesgesetz üher die Aufnahme von An­leihen in fremder Währung (14H cl. B.) (S. 549) - Finanz- und Budgetausschuß (S. 550);

n Garantiegesetz-NO\elle (150 d. ß.) (S. 549) - Finanz- und Budgetausschuß (S. 550);

g) Purzierungspfl irhtgesetz (131 cl. B.) (S.549} - Finanz- und Budgetausschuß (S. 6;')0);

11) Bundesveriassungsgesetz, womit Bestimmun­gen übel' das Verordnungsl'echt der Ver­waltungsbehöl'Clen getroffen werden (152 d. B.) (S. 54:9) � Verfassungsausschuf� (S, 550);

Freitag, 5. Juli 1946.

i) BundesverIa,;sungsgeselz, womit das Gesetz \om U . . Juli 1917, R. G. BI. NI'. 307, aufgehoben wird (153 d. B.) Verfassungsausschuj� (S. 550);

j) Bundesverfassungsgeselz, womit auf dem Ge­biete der allgemeinen Verwaltung Be­stimmungen getroffen werden (154 d. B.) -Verfassungsausschuf.i (S. (50);

k) ßundesge-setz liber' ALJänderungen und Er­gänzungen von Urlaubsvorsohriften (15;-) d. H.) - AusschuL; für soziale Verwaltung (S. 550)�

I) Arbeitel'urialilJsge�etz (loG d. B.) - Aus­schuß iiir soziale \'er\\'allung (S. ;)50).

:t Verhamliul!g. Bericht des F.inanz- und Blldgetausschusses über die Vorlage der Bundesregierung (81 d. B.): Bundesgesetz iibet· die Aufhebung der Rechts­vorschriften für die Gewährung von Ehestands­darlehen, Kinderbeihilfen, AusbildullgsbeihiHell, Eoinrichtutlgsdarlehen und Einrichtungszu­schüssen (1;37 <1. B.).

Berichterstattel': Abgeordlle�er Ru p p (S, 552); Annahme des Gcsetzent\vurf,es in zweiter und dritter Le:-:ung (S. 35:3).

Anfrage der AbgeQnlnetell Fel'dinanda F 1 0 1� 111 a II n,

Gabriele Pro J' t, Wilhelmine Mo i k, 'Dr. 1\1 i.g sc h, A i g n e l', BI' ach ma n n und Genossen an den Bundesminister für Finanzen, betreffend die Raucherkarte J'ü[' Frauen (42/J).

Beginn d.er Sitzung: 10 Uhr 05 Minuten.

Prä'sident Kunschak er Ö f f ne t die Sit- der Fasisullg der 2. StaatsbürgerschtEliUs-Zll'l1g. Überleitungsg1esetznovelle abgeändert wird

Eingelangt sind folgende Re gi e run g s- (3. Sta1atlsbürger'schafts-Überleitungsgesetzno-v 0 I' 1 a gen: velle) (148 d. B.);

.

Bundel�NerJassungsge'setz über die Anwen- Bundesgesetz über die Aufna,hme von An-dung der Todesstmfe u nd daos Schwurgerichts- leihen in fremder Währung (149 d. B.); verfahren (145 d. B.);

Bundesgesetz über ·eine Änderung des Blmdesge.setz über die Arbeitsgerichte Garantiegese tzes (Garantiegesetz-Novelle)

(Ar,beitsgerichtsgesetz - ArbGerG.) (146 d. (150 d. iB.); B.);

Bundelsgeset1z über vorläufige Maßnahmen Bundesgesetz über die Wiedereinführung

für die Wiederherstellung kriegsbeschädigter der Pllnzierunglspflicht in österreich Wun-Wohnhäuser (147 d.B.); zierungspflichtgesetz) (151 d. B.);

Bundesgesetz, womit das Gesetz vom 10. Juli 1945, St. G. Bl. Nr. 59, über die Überleitung in die österreiclüsche Staatsbürgersehaft (Staat1sbür.ger'schafts-überleitungsgesetz) in

Hundesverfassungsgesetz, womit Bestim­mungen über das Verordnun@srecht der Ver­waltungs·behörden 'getroffen werden (152 ·d.

B.);

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550 26. Sitzung des Nationalrates der Republik österreich. - V. G. P. - 5. Juli 1946.

Bundesyerfa'ssungsgesetz, womit das Gesetz' rüekgest-ellt, daß eine meritor1sche Beihand­vom 24. Juli 1917, R. G. BI. NI'. 307, aurge- lung erst dann möglich g,ei, wenn eine wei­

hoben wi nd (153 d. B.); tere Dringlichkeitsbescheinigung dels Bundes­

Bunde:sverfassungsgeseiz, womit auf dem ministeriums für soziale Verwaltung.

und .in

Gebiete der all(}'emeinen Verwaltuner Bestim- I d·em Falle des Abgeordneten HIHeg8llst

mungen o-et l'off�n werden (154 d. B) ' I darüber hinaus eüie Befürwortung durch eine � b

"b Ab" d er'

.d E _ Abteilung des amerikani!schell1 Hauptquar-Bundesgesetz u er an erun en un r U 1 b . h 'f

bt . (155 d

tiers beig-ebracht ·werde. (Rufe : Hört! Hört !) gäll'Z un gell von r au svorsc rI en . B.) und

Bundesgesetz über den Urlaub von Arbei­tern (A�'beiterurlaubsgesetz) (156 d. B.).

Von\ den Regierungsvorlag'en werden zu: gewiesen:

die Vorlagen 145 d. 13. und 146d. B. dem .Just,i'zausschuß,

147 d. B., 149 d. B., 150 d. B. und 151 d. B. dem Finanz- und Budget:ausschuß,

148 d: B., 152 d. B., 153 d. B. und 154 d. B. dem Verfassu'llgsaus<schuß und

155 d. B. und 156 d. B. dem Ausschuß für soziale Verwaltung.

*

In B e a 11 t w 0 r t u n g einer Anfrage der Abgeor dneten Dr. Pi t t e r 111 a n n und Ge­nossen führt Bundesminister für Inneres Hel­mer aus: Hohes Haus! Die Abgeordneten Dr. P i t t e r ma n n, K r i 's c h, F r ü h­wi r t h Ulnd Genossen haben am 3. Juli an mich eine Anfrage wegen Verweigerung der Ausr-eise von Gewerkschaftsfunktionär,en zu

Das BUll/desministerium für Inneres hat die heiden Antragsteller von dieser Zwischen­erledigung unverzüglich �in Kenntnis gesetzt. Obgleich das Bunde.sministerium für soziale Verwaltung die ,"erlangten Dringlichlielitsbe­scheinigung-en sofort ausgestellt hat, war mittb:�rweile di,e Zeit bereits so weit fortge­schritten, daß eine reehtzeihige .A.breis-e der beiden Ahgeordneten unmöglich erschien, die daher auf di-e weitere Behandlung ihrer Aus­reiseanträge verz,ichteten.

Die Schwiet'ligkeiten, die in den gegen­ständlichen FäHen dazu g'eführt haben, daß die Teil nahme österreichischer Delegierter an internationalen Kongressen, die im Inter­esse der Wiederanbahnung von politlilSchen Beziehungen zu dem Auslande von beson­u-erer Wichtigkeit und Bedeutung . für unser ganzes Staatswesen .g,ewesen wäre, unterblei­ben mußte, sind i.n der von den allii,erten Besatzungsbehörden vorgeschriehenen Rege­lung des Auslandsre-iseverkehres begründet.

Bis Ende Ma!i 1946 oblag es jeweils einer internationalen Kongre'Slsen gerichtet. Be�atzung'smacht, d,ie Ausreise von Öster-

Dazu habe ieh folgendes festzustellen: Die reichem in das Aus1and 'Zu bewilligen. In der Nationalrät,e Pro k s c h und H , ,i 1 1 e gei s t am 1. Juni dieses Jahres von den Alliierten haben Mitte Juni< heim B:undesministerium 'I in Kraft gesetzten Neuregelung wurde die für Inneres unter Verwendung der von den Erteilun!! von AUisretilsesichtvennerken zwar allHerten Besatzungsmäch ten vorgeschrie- formell d,em Bunde'Smini,sterium für Inneres benen Antragsformularien um Erteilung von I übertraerenocrleichzeitio- wurde sie jedoch von Aus.f,eisesichtvermerken [IIuge-sucht, 'Um als der vorl�erto-:n Genehl�1iO'un(l' durch eine aus

•• t.., � ob b Delegierte des osterreichischen Gewerk- allen vier Besatzungsmächten gebildete Kom-schaftsbundes an lint,ernationalen Gewerk- misslion abhängig gemacht. (Zwischenrufe.) schaftskongressen in .den Ni,ed-erIUlnd,en, be- D iese ahs Edeichterung angekündigte Maf3-ziehungswe:i,se in Schweden t.eilzunehmen. nahme hat in der Praxis begreiflicherweise Die beiden Anträge war,en vom österreichi- dazu geführt, daß die Bewilligung von Aus­sehen Gewerkschaftsbund be8tätigt und be- landsreis.en sowohl für die AntragJst.eHer als fürwort.et. Der Antrag des Herrn Abgeord- auch für die ösf.erreliclüschen Behörden mit net,en Hillegeist wUl�de mn 17. Ju.n,i, j,ener des nöch weitaus größe'ren Schwierigkeiten ver­Herrn Abgeordneten Proksch am 19. Juni bund-en wurde, als dies vorher -der Fall war. di,eses· Jahres der zur Ent,sche-idung beru- Nach den seit 1. Juli 1946 .in Kraft stehenden fenen Intel'allH.erten KDmnüssion vorgelegt. Riehtl ill'i'en muß jeder österreicher, der in

Obgleieh das BundeslllIinisterium für ITIIlle- das Ausland l'ed,sen wrlll, ein von den alliier­res beinahe täglich den Vorsitzenden der er- ten Behörden vorge<sohriebene-s Antragsfor­wähnten Interal lüert -ein Kommission mündlich llltllar sech,sfach in Blockschrift ausfüllen, und telephonlilsch auf dli,e besondere Dringlich- sechs Lichtbilder beibringen und sich sechs­keit d,ieser be1den Ausreiseansuchen, ,die sich fach seine Fingerabdrücke abnehmen lassen. aus dem Termin der gegenständlichen inter- - (Heiterk 'eit und Zwischenrufe.) In den An­nationalen Kongress,e ergab, hinwies" hat däe tragsformulanien müssen unter anderem alle Interalliierte Kommission gleiehwohl beide seit 1. September 1939 unternommenen Aus­Anträge mn 27. Juni unerledigt dem Bundes- land,sreis.en sowie aUe früheren Ansuchen um ministerium für Inneres mit dem Bemerken Ausreise angegeben werden.

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26. Sitzung des Nationalrates der Hepublik österreich. - V. G. P. - 5. Juli 1946. 551

Üherdies ist in den erwähnten Fonlluhricn I Das Bunde,sminister,ium für Innereis hat in eine Belscheinjgung des Dienstgelber8 und der wiederholten, e,ingehend begrü'ndeten schrift­zuständigen Beru ;lsorganis1at.ion, bezieh ungs- lichen Noten und durch mehrfache Vorspm­weise der Wohflligemeinde über die R'itCht:igke>it ehen bei den zUtständifgen aniierten DlielIlst­der Angaben und die Dringlichk3it ,j,er Reise stellen um ehle Lockerung dieser für das \'orge:.siehell1. Darüber hinaus wird ,jedoch von wirlschartUche und kulturelle Leben unseres den Alliiedell noch eine weitere Dringlieb- Landes g1eradezu untmgbaren Bestimlllungen keitsbestätigung eines österreic,hischen Mini- g,ebeten. D,ie ·eiuvi'gfe Erledigung dieser 1nter­sterlillms verlangt, durch die d,ie Notwendig- v8ntio'llen hestrandin e�ner kurzen ,schriHli­];:,eit der Reise im staatlichle'l1 Interesse unter ehen Mitte.ilung des VorsHzenden des Vier­Antührung detailliert'er Alugiaben über den mächte-Komitees Hir innere Angelegenheiten Heisezweck nachgewi{,";?ll wer,de<ll muf3. Durch vom 31. Ma,i die,sersl Jahr,els, in der bek1aI]nt.ge­die'se VOI'l3chfliften srind natürlich lmgeheur·:, geben wUl'fde, daß di,e hiiemmtLichen Anre,g;un­Erschwerniss,e im Reis'everkeI1r gegeben. gen einer s{)r,gfälUgen Überlegung bedürfen

Da!S Bundesministeriull1 für Inner,es hat wohl rs,einerseits die Anordnung getnffen, daß sämtliche bei den Sicherhe,itsbehör':!.211 einlangenden Re,is,eanträge öst,erreichi3cher­seits mit jeder mög"Echen Beschleunigung be­handelt und in allen Stadrien durch Kuriere weritergeleitet werden müs1sen, rSO daß ,die Zeit ·zwischen der Eil1r,e,ichung ,e!1ne'3 Antrages lind seiner We<iterleitung an die Alliierte Kommission nur nach Tagen zählt. Bei den allii,ierten Behörd,en nimmt di,e Erlediguns jedoch längere Zeit in AnsprtH'h, ISO daß in einzelnelll Fällen die Enb3eheidullg dem BUIl­desmirüst,eriull1 für Inner'2'3 ,erst nach meh­reren Wochernzur Kenntnis gebracht wurde.

Darüber hinaus aber kann nach den bis­herigen Erfahl'll'l1gen ber·?its ,derzeit fe:stge­stellt w,erden, daf3 el!1Jl8 ,gl'Oße Anzahl von Auslandsl'eise.anträgen, deren DringEchlwit im ösf.el'reichi�:;h21l Interesl3,e zweifellos zu bejahen ist, VOll den Allii,erten alt.:; un"\\1ichtig ahgewielsen w,ird. Insbesondere wlH,de,n bis­her "sämtliche Reisen aus privaten Gründen, mag es dabei auch um Leben oder Tod gelwn, von der zU<3Ui.ndi.gen llüeralliierten KOllll11:S­sion abgel'ehnt.

Noc.h schwi'2riger als die Erlrangung eülCl" Auslandsreisebewilli.gl\lllg ,i'st jedocihii'2 Er­langung von Einre,isebewilligungen für Per­sonen, die aus dem Ausland ll1·ach österrei::h relisen wollen. D�e diesbezügliehen Anträge müssen bei ,den Ötst,erreiclüschen VertI'etuugs­behörden .im AuslmlCl eingebracht, von diesen nach Wien vorgelegt lind der Alliierten Kom-111Ii,ssion Zlll" Entscheidung unterbreit,et wer­den. Da diese Kommission gerade in der jüngsten Zeit ,die Forderung erhoben hat, d.aß alle derartigien Reiseanträge nicht nUf mit einer Dringlichkeitsbelschelinigung der ös!t'rreiehischen Rergiel'llngsondern auch der eigene,n Regierung des Antl'a!gstellers ausge­stattet rs,ein müsfsen, ist es begre>iflich, daß eine ,aufrechte Erledigung solcher Anträge nicht nur Monat'e rin Anspruch nimmt, ,sondern in der überw,iegenden Anzahl der Fälle überhaupt unmögllich ist.

und einem eingehenden Studium unter1zogen werden.

Im Rahmen de<s neuen Kontrollabkommens wurden wohl progr.ammatisc.he Ankündligun­gen lÜllslichtlichcter Erleichterung des Reis>8-verkelll�s, nicht aber auch konkrete Durch­führung!sbestil1ll11ungen hiezu . bekanntge­geben,' so daß der derZieiti,ge Zustand noch aui' unbestilllmte ZeH hirnaus w8literbe3tehen Jürfle.

Hinsichtlich der Zensurbestill1ll1Ungell im Pürst-, Tele.gramm- und Fernsprechwesen hat der Herr Bundesmini,st.er für Verkehr bereits in :i,er Sitzung ,des Nationalrates vom 12. April dieses Jahr,esin Beantwortung einer Antrage laitgeteilt, daß ,die derzeit in österreich geltenden d'iesbezügl>ichen Vorschrift,en aus­schließlich von den B8'3atzwng3mächten stam­:'1(,11 und von ,den 'zLlstän,d·igen osterre,ichi'sehen Stellen grundsätzlich a:bgelehnt werden.

Im EinvernehmaIl mit dem BundesmJini­stel'jum für Verkehr k:lIl1n ich ergänzend mit­l'2Hen, daß Isich der MinLsterrat in seiner Sit:zung vom 30. Apl'Iil die'3>8S Jahres auf meinen Antr.ag mit dem Problem der Zensur befaßt und den Herrn Bundeskanzler beauf­tragt hat, he.im Alliierten Rat wegen Auf­hebung <der z,el1'survol'lschriften vOl"stell;lg zu werden. Am �o. Mai hat der Herr Bundes­kanzler name.ns der Bundesreg,ierung eine difesbezügliche Nobe an den Allüert,en Hat gerichtet, in der auf dri,e österreichischen Ver­fas>:sungisbestünmungen über den Schutz des Briefgeheünnis:<E'ls und die Aufheblmg der Zensur sO'Vli.e auf dJi'e schweren wirtschaft­lichen Schädigungen rund die psycholog.ischen Ausw.irkungen der geltenden Vorscbriften auf die ö'sterreich:ische Bevölkerung niit Nach­druck hingewiesen wurde. B"8,diauerlicher­weise if',t jedoch auch dieses Schreiben von den amierten Be,hörden bri,sher nicht beant­wort.et wODden.

Ich bitte dias Hohe Haus, versiche,rt zu sein, daß di,e BUlldesr,eg'ieruug ·auch in Hin­kunft keinell1 Weg unversucht lass'e.ll wird, um eine Erlelichterung auf dem Gebiete des Ausflandsrei:severkehrs und der Zensurvor-

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552 26. Sitzung des Nationalrates der Republik österreich. - V. G. P. - 5. Juli 1946.

schJ'lift.eli durchzug,etzen, ,daß ,s'ie jedoch bei der gesc.hi lderten Rechtslage jede Verant­wortung für die sich aus den Anor,dnungen der alliierten Besatzungsmächte ergebenden Foigerulligen ablehnen muß.

l:lräsident: Zum Wort,e geme},det ·hat s.ich der Herr Bundesminister fü [' sOZli.al'e Ve1'­waltung; ieh erteHe es ihm.

Bundesminlister für soziale Verw1altung lUaisel: Hohes Haus! Meine Damen und Hefl'en! Zu dem heute als Regier'llngsantrag ei,ngebmchten Entwurf eÜH�S Arbeiteruda'llbs­ge,setzes erlaube lich mir. folgendes zu er­klären:

Seit läng,erer Z'eit 'scholn steht ein vom Ministerhnll für sOZii.ale Verwaltung a usge­a ['beüetel' Enrwudzu einem Arbeiter Lu'hwbs­ges.etz bei den zuständigen Körperschaften zur D'irskussion. Von bei·d,en Seiten, AJ'lbeit­nehmern und ArbeitgebeI'il1, wurden hiezu weit aus.einandergehende BeschlüHse gefaßt. Aus ,cLi,esem Grunde habe ich mich entschlos­sen, den ursprüngl,ichen Entwurf des Minilste­riums für sozi,ale Verwaltung der Regierung zur Beschluß f.aissung vorzulegen. Für ,dliesen Entwurf konnte j,e'doch in d.er Reg1ierUing zu­nächst leider. keine Einstimmigkeiit erzlielt werde,n;daher mußt.e ich nochmals mit den

zustän d<igen Körperschaften ,eine Verhand-1ung herbeiführ.eu, zu der der Entwurf des Ministeni'lllllS für soziale Verwaltung allS Basis genommein wu�de. Auf Grund dieser Ver­handlung,en entst,and der neue Entwurf, der wohl die Einstimmigkeit ,d!er Regli'erung f'and, .aber auch gJe'ichzeitlig erkennen ließ, daß er durch dJi e erfol gten V,erschlechterungen noch zu Anträg'e'll ,im Parlament !selbst führen

würde. D:ie dringliche Notwerndigkeit der end­gültigen B81schlußfaSisung über ein Arbeiter­urlaubsgesetz erforderte es j,edoch, voref'st e·illlmal diesen zwelüen, gegenüber dem ersten vers·chlechterten Entwurf in das Parlament zu hningen, um durch das Hohe Haus s·elbst noch eine Entscheidung herbeizuführ,en und damit den berechtigten Wünschen der öst-er­re.ichischen Arbeiter Rechnung trag,en zu kö:nnen.

Ich bitt,e das Hohe Haus, dies.e meine Er­klänmgen zur Kenntni,s nehmen zu wollen.

Präsident: Das Hohe Haus hat ,dli'8 Erklä­I'ungen deI' Herren Millüster für Inneres und ru r so.zia le Verwaltung zu I' Keil Tl t -Tl i IS gen 0 III m e 11.

' *

Es wlir'd Ül di,e Ta g e s 0. I' d nun g einge­gallgen.

1. Punkt !ist der BeI1icht des Finanz- und Budg,etauS'schuss ,es über die Vorlage d.er BUll­deisregierung (81 d. B.): Bundesgesetz über die Aufhebung der Rechtsvolischr.iften für

dlie Gewähr:ulllg von Ehestands(larlchcll, Kiu­derbcihilfe,ll, Ausbildullgsbeihilfell, Eillrich­tuugsdarlehell und Eillrichtungszuschüss('u (137 d. J3':).

Ber1ichterstaHer Rupp: Hohes Haus! Es liegt uniS heute der B.ericht des F.inanz- und Bud.g,etausschusses über die Regierungsvor­l,age (81 d. B.): Bundesgesetz über die Auf­hebung der Recllttsvorsclmiften für die Ge­währung von Eh estandsdarl,ehen, Krindel'bei­hilfen, Aushildungsh8libilfen, Einrichtungs­darlehen' 'und EinrichtungszuschüSis.en vor.

Die Regli!erun�svorla.ge sieht dlLe Aufhebung der natiollialsoz!i,alJistli'schen Gesetze über dite Ehesta'llds,darlehen und Kinderzu:schüsse vor. Das national!sozi,aHshsche Gesetz hat nur jene Personen begiinsNgt, die van den Parteifunk­tionäre,11 befürwortet wurden. Es wUI�dell eben nur solche Bersonen berücksiclüigt , zu denen di,e Ort.sfllnktionäre der Partei, w;ie der Krei:sleiter usw. Stellung· g·enommen hatten, und nur Isolche wurden ,auch im Genuß ,dieser Zuwendungen belassen. Dah'8I' wurde vo.m Staatsamt für Finanzen 'ffilit dem Erlaß vom 19. Juni 1945 die Binst.ellu;l1Ig ·der Auszahlung diels,er Bezüge verfüg't. Di,e .gl'e:iche Anord­nung wurde auch, jenseHs der Demarklations­linie den dortigen Finanzlandesbehö�den seitens der alliierten Militärl'8lg·ienmgen lauf­getragen. Es ist nun erfofider1ich, diese Maß­nahmen llachträgl1ich durch ein Gesetlz mit rückw,irkel1'der Kraft zu legali'siier,en.

Ich verwei,se lauf den vorliioe:gend·en Ber1icht, dem zu entnehmen ist, daß die Zuweisungen im V,erhältll'is zu den Bedürfni,s,s,en nicht hin­

reichend waren, und besondel"s will ich dar­aur hinweiüsen, d'aß die Länd,er Niederöster­relich und Wi,en im V,erhältnis zur St.eiermark sehr stiefmüUerlich behandelt wurden. Die KinderheihiUen wurden a'b drittem Kind be­willigt, in kusnahmefällen schon beim ersten Kind, Ausbildungsbeihi1f8ln nur dann, wenn vier Kinder vorh anden waren. V,ergleicht man dJie für Wiilen und N,iederösle-rreich 'aus­bezahlten Zuschüssle mit jenen der Steier­mark, dann ersi'eht malll drar,aus die Unge­recMigkeit.

Der Fin,anz- und Budget;aus'schuß hat in sei,ner Sitlzung vom 6. Junli die Vorlag,e be­handelt . Es entwi ckelte sich ,eine rege Wechselrede, ,an der sich Abgeordnete allel' Parteien bet,eüligten. Die Roegierung6vorlage wurde unveräil1dert einstimmig angenommen.

Der Finanz- und Bud:gemusschuß stellt s.omit den A 11 t r ag (lirest) :

"Der Nationalrat wolle dem von der BUll­

desregieJ'lung vorgelegtelll Gesetzentwurf (81 d. H.) ,die verfaslSll1'llgsmäßige Zustim-,l11'ung ert,ei.len." I

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26. Sitzung des Nationalrates der Republik österreich. - V. G. P. - 5. Juli 1946. 553

Bei d,er Abstimmung wird der Gesetzent­wurf gemäß die,sem Antrag in z we i t e rund d r i t t e r Lesung zum B e s c hI u ß erhobeIL

Damit ist die Tagesordnung e r s c h ö p J t.

Präsident: nie nächste Woche muß für die Beratungen der Ausschüslse fl1e!ig,ehalten wepden. Am Dienstag tritt der Finanz- und Budget,ausschuß zusammen, am Mittwor,h ver­

sammeln sich die Aus,schüsse für Justiz und für V,ermögetnssicheruIlJg, am Donnerstag der AUSlschuf3 für soziale Verwaltung, am Frei­tag der Verfassungs1Ullsschuß und d·er Aus­schuß für Handel und W,ied-eraufbau. Die Einladungen folgen.

Unmittelbar naoh der heubigien Haus1sitzung mögen sich die MitglJieder des Haupt­ausschusses zu einer Sitzung in ,den Lesesaal begeben.

Die n ä c h s te Si t z u n g des National­rates find'et vorauslsichtliich .am 23. Juli st.att. Die Tagesordnung wird noch bekanntge­geben.

Ich bitte die Ausschüs,se, ihre Arbeiten rech tzei tig f.ertig'z1tsteUen, dml1it wir di'e V 01'­lagen in der Haussitzlmg erledigen können. Das wird eine lii,emliche Aufgabe sedn, da l1Un etwa über zwei Dutzend Vorlagen zu beraten sind.

Die Sitzung ist g e s chI 0 s se n.

Schlu13 der Sitzung: 10 Uhr 30 Minuten.

Druck der Osterreichischen Staatsdrum.erei. 5626 46

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