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Die Presse DiePresse.com/advocatus12 Sichern Sie sich das umfassende Verzeichnis der wichtigsten Anwaltskanzleien, die in Österreich auf dem Gebiet des Wirt- schaftsrechts tätig sind. Mit Empfehlungen der „Presse“- Redaktion für anerkannte Spezialisten und den zwölf Fällen des Jahres, ausgezeichnet mit dem Advocatus’12. ADVOCA TU ÖSTERREICHS WIRTSCHAFTSKANZLEIEN DES JAHRES JETZT BESTELLEN! www.edv2000.net +43 1 812 67 68-0 office@edv2000.net "DIE BIBLIOTHEKSVERWALTUNG IHRE WISSENSDATENBANK" Steuern und Wirtschaft Seite 18 15 Rechtspanorama MONTAG, 8. OKTOBER 2012 //// DIEPRESSE.COM/RECHTSPANORAMA Im Griff des Rathauses [ Illustration: Vinzenz Schüller ] Auf einen Blick Durch die Reform sollen ab dem Jahr 2014 rund 120 Senate und Sonderbehörden abgeschafft werden. Stattdessen werden zwei Verwaltungsgerichte des Bundes und neun der Länder (für jedes Bundesland eines) geschaffen. Für die Bürger bedeutet dies mehr Rechtsschutz, weil sie, wenn sie gegen Bescheide berufen, sofort zu echten Richtern kommen. Das Problem liegt aber darin, dass die Länder sich schwertun, die Unabhängigkeit der neuen Gerichte zu akzeptieren. Den Ländern obliegt es aber, die Landes- verwaltungsgerichte einzurichten. Insbesondere der Wiener Entwurf zeigt, wie sich die Politik Einfluss auf die Justiz sichern will. Wiener Politik will Zugriff auf neue Gerichte Justizstaat. Die Bundesländer tun sich schwer, unabhängige Verwaltungsgerichte zu akzeptieren. Insbesondere Wien nützt die Reform zum Versuch, Einfluss zu nehmen: Ein politisch bestellter Präsident soll zentrale Aufgaben erhalten. VON INGO RISS [WIEN] Staatssekretär Josef Oster- mayer ist in einem Punkt zweifel- los zuzustimmen: Die Verwal- tungsgerichtsnovelle 2012 ist tat- sächlich die „größte Verwaltungs- und Strukturreform der Zweiten Republik“. Tatsächlich hätte die Durchsetzung der Reform dieser Bundesregierung zu Beginn der Legislaturperiode kaum jemand zugetraut. Zu lange hatte die Dis- kussion um Verwaltungsreform und Verwaltungsgerichte schon gedauert. Jedes Regierungspro- gramm der letzten 20 Jahre hat sie enthalten, doch immer fanden sich gute Gründe, warum sie nicht beschlossen werden konnte. Nun ist die Reform zwar auf Schiene, doch die nötige Umsetzung durch die Bundesländer fällt problema- tisch aus. Hinter dem sperrigen Namen „Verwaltungsgerichtsnovelle“ ver- birgt sich nichts anderes als die längst überfällige Modernisierung und Europäisierung Österreichs, der Umbau Österreichs vom „Ver- waltungsstaat zum Justizstaat“, so der Doyen der österreichischen Verfassungsrechtler, Theo Öhlin- ger (in der „Zeitschrift der Unab- hängigen Verwaltungssenate“, ZUV 2/2012). Kernstück der Re- form ist die durchgehende Kon- trolle aller Behörden durch Ge- richte. Ohne Ausnahme. Entschei- dungen der Bundesbehörden kön- nen zukünftig beim Bundesver- waltungsgericht oder dem Bun- desfinanzgericht bekämpft wer- den, Entscheidungen einer Lan- desbehörde bei einem der neun Landesverwaltungsgerichte. Jedes Verfahren zur Erteilung einer Baubewilligung, zur Vergabe eines öffentlichen Auftrages, zur Erteilung einer Konzession oder zur Vergabe von Fördermitteln muss in Zukunft so transparent ge- führt werden, dass es einer ge- richtlichen Überprüfung durch un- abhängige Richter standhält. Jede Entscheidung muss so nachvoll- ziehbar begründet werden, dass sie vor den neuen Richtern be- steht. Die gerade bei Verfahren vor Landesbehörden oft spürbare Pa- ckelei, die Freunderl- und Partei- buchwirtschaft, allesamt Nährbo- den der Korruption, werden durch eine gerichtliche Kontrolle ganz wesentlich erschwert werden. Ös- terreich verfügt damit künftig über einen Rechtsschutz, wie ihn die Europäische Grundrechtscharta vorsieht. Während die Einrichtung der beiden Verwaltungsgerichte des Bundes ohne größere Probleme über die Bühne gehen dürfte, müs- sen von Verfassungs wegen die Bundesländer die neun Landes- verwaltungsgerichte organisieren. Die Erfahrungen der Mitglieder der Unabhängigen Verwaltungsse- nate in den Ländern, die – je nach Bundesland oft jahrelang um ihre Unabhängigkeit gegenüber den mächtigen Landesverwaltun- gen kämpfen mussten, dürften den Abgeordneten im Nationalrat noch gut in Erinnerung gewesen sein. Denn in einer Entschließung for- derten alle fünf Parlamentspartei- en einstimmig Maßnahmen zur Si- cherstellung der Unabhängigkeit der Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz. Die Bundesregie- rung wird aufgefordert, mit den Bundesländern dafür gemeinsame Standards zu erarbeiten. Mit ande- ren Worten, der Nationalrat will, dass dort, wo „Gericht“ draufsteht, auch „Gericht“ drin ist. Man wollte vermeiden, dass die Länder zur Achillesferse der Verfassungsre- form werden. Sieht man die bisher vorlie- genden Entwürfe der Länder zur Organisation der neuen Verwal- tungsgerichte durch, stellt man fest: Die Bedenken des Nationalra- tes waren berechtigt. Die Bundes- länder – einzige positive Ausnah- me ist Oberösterreich – tun sich of- fenkundig nach wie vor mit dem Gedanken schwer, ihre gesamte Verwaltung von unabhängigen Ge- richten kontrollieren zu lassen. Einfluss über „Justizverwaltung“ Allen bisherigen Entwürfen ge- meinsam ist, dass sich die Landes- verwaltungen über den Weg der sogenannten „Justizverwaltung“ Einflussmöglichkeiten auf die neu- en Gerichte sichern wollen. Eben- so verweigern die Länder „ihren“ Richtern ein Dienstrecht, welches ihre Unabhängigkeit ausreichend absichert. Mit dieser Vorgangswei- se nehmen die Länder aber in Kauf, dass die Unabhängigkeit der Landesverwaltungsgerichte nicht ausreichend garantiert ist und Ent- scheidungen dieser Gerichte vom Verfassungsgerichtshof oder dem Europäischen Gerichtshof aus die- sem Grund aufgehoben werden könnten. Das Bundesland Wien hat sich schon in der Vergangenheit beson- ders schwer getan, eine unabhän- gige Kontrolle der Stadtverwaltung zu akzeptieren. Die Konflikte zwi- schen der Stadtverwaltung und dem Unabhängigen Verwaltungs- senat (UVS) Wien dauerten Jahre, bis schließlich Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes zur rechtlichen Gleichstellung der UVS-Richter mit den Justizrichtern führten. Mit dem vom Magistrat vorgelegten Entwurf für das neue Landesverwaltungsgericht ver- sucht Wien nun, die Gelegenheit zu nützen, das Rad der Zeit zu- rückzudrehen. Es wird die Konstruktion eines Gerichtes vorgeschlagen, bei der ein ausschließlich nach politi- schen Überlegungen bestellter Präsident (der nicht einmal Rich- ter bzw. Richterin sein muss) alle wichtigen organisatorischen Ent- scheidungen praktisch im Allein- gang treffen kann. Dies gilt auch für den beson- ders sensiblen Bereich der Zutei- lung der einzelnen Verfahren auf die Richter. Es soll dem Präsiden- ten die Möglichkeit eingeräumt werden, bestimmte Verfahren von bestimmten Richtern fernzuhalten oder bestimmten Richtern zuzutei- len. Gleichzeitig wird ein soge- nanntes „Rechtspflegermodell“ vorgeschlagen, mit dem nicht rich- terlichen Beamten die Zuständig- keit für nahezu alle Verwaltungs- verfahren übertragen wird. Nach der Intention des Entwurfes sollen also Beamte, die bisher beim Wie- ner Marktamt, bei der Baubehörde oder als Referenten bei den Magis- tratischen Bezirksämtern gearbei- tet haben, als „weisungsfreie“ Ge- richtsbedienstete über Beschwer- den gegen den Wiener Magistrat entscheiden. Wird die Beschwerde vom „Rechtspfleger“ abgewiesen, bleibt dem Rechtsschutz suchen- den Bürger nur mehr die Möglich- keit, gegen diese Entscheidung eine Beschwerde bei einem Rich- ter einzubringen, der vom Präsi- denten dafür ausgesucht wurde. Es gibt innerhalb der Grenzen der Eu- ropäischen Union kein so organi- siertes unabhängiges Gericht. Au- ßerhalb dieser Grenzen vielleicht. Wien handelt verfassungswidrig Es liegt auf der Hand, dass dieses Vorhaben des Landes Wien nicht mit der österreichischen Verfas- sung und den Vorgaben der EU- Grundrechtscharta in Einklang zu bringen ist; die Stellungnahme des Verfassungsdienstes des Bundes- kanzleramtes müsste dies klar zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig gibt dieser Gesetzesentwurf aber einen tiefen Einblick in das rechtsstaatli- che Verständnis der Wiener Sozial- demokratie. Es bleibt abzuwarten, ob für ein solches Gesetz im Wie- ner Landtag eine Mehrheit zu fin- den ist. Das wird nicht zuletzt von den Wiener Grünen abhängen. Dr. Ingo Riß ist Rechtsanwalt in Wien. Er hat im Jahr 1997 jene rich- tungsweisende Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs (B2434/95) erwirkt, die zur Gleichstellung der UVS-Richter mit Justizrichtern führte. – www.anwalt-riss.at

Steuern und Wirtschaft Rechtspanorama - KWR.AT · und neun der Länder (für jedes ... sächlich die „größte Verwaltungs-und Strukturreform der Zweiten ... desbehörde bei einem

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Die Presse

DiePresse.com/advocatus12

Sichern Sie sich das umfassende Verzeichnis der wichtigsten Anwaltskanzleien, die in Österreich auf dem Gebiet des Wirt-schaftsrechts tätig sind. Mit Empfehlungen der „Presse“-Redaktion für anerkannte Spezialisten und den zwölf Fällen des Jahres, ausgezeichnet mit dem Advocatus’12.

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IHRE WISSENSDATENBANK"

Steuern und Wirtschaft Seite 18 15

RechtspanoramaMONTAG, 8. OKTOBER 2012 //// DIEPRESSE.COM/RECHTSPANORAMA

Im Griff des Rathauses [ Illustration: Vinzenz Schüller ]

Auf einen BlickDurch die Reform sollen ab demJahr 2014 rund 120 Senate undSonderbehörden abgeschafftwerden. Stattdessen werden zweiVerwaltungsgerichte des Bundesund neun der Länder (für jedesBundesland eines) geschaffen. Fürdie Bürger bedeutet dies mehrRechtsschutz, weil sie, wenn siegegen Bescheide berufen, sofortzu echten Richtern kommen.Das Problem liegt aber darin, dassdie Länder sich schwertun, dieUnabhängigkeit der neuen Gerichtezu akzeptieren. Den Ländernobliegt es aber, die Landes-verwaltungsgerichte einzurichten.Insbesondere der Wiener Entwurfzeigt, wie sich die Politik Einflussauf die Justiz sichern will.

Wiener Politik will Zugriff auf neue GerichteJustizstaat. Die Bundesländer tun sich schwer, unabhängige Verwaltungsgerichte zu akzeptieren. Insbesondere Wiennützt die Reform zum Versuch, Einfluss zu nehmen: Ein politisch bestellter Präsident soll zentrale Aufgaben erhalten.VON INGO RISS

[WIEN] Staatssekretär Josef Oster-mayer ist in einem Punkt zweifel-los zuzustimmen: Die Verwal-tungsgerichtsnovelle 2012 ist tat-sächlich die „größte Verwaltungs-und Strukturreform der ZweitenRepublik“. Tatsächlich hätte dieDurchsetzung der Reform dieserBundesregierung zu Beginn derLegislaturperiode kaum jemandzugetraut. Zu lange hatte die Dis-kussion um Verwaltungsreformund Verwaltungsgerichte schongedauert. Jedes Regierungspro-gramm der letzten 20 Jahre hat sieenthalten, doch immer fandensich gute Gründe, warum sie nichtbeschlossen werden konnte. Nunist die Reform zwar auf Schiene,doch die nötige Umsetzung durchdie Bundesländer fällt problema-tisch aus.

Hinter dem sperrigen Namen„Verwaltungsgerichtsnovelle“ ver-birgt sich nichts anderes als dielängst überfällige Modernisierungund Europäisierung Österreichs,der Umbau Österreichs vom „Ver-waltungsstaat zum Justizstaat“, soder Doyen der österreichischenVerfassungsrechtler, Theo Öhlin-ger (in der „Zeitschrift der Unab-hängigen Verwaltungssenate“,ZUV 2/2012). Kernstück der Re-form ist die durchgehende Kon-trolle aller Behörden durch Ge-

richte. Ohne Ausnahme. Entschei-dungen der Bundesbehörden kön-nen zukünftig beim Bundesver-waltungsgericht oder dem Bun-desfinanzgericht bekämpft wer-den, Entscheidungen einer Lan-desbehörde bei einem der neunLandesverwaltungsgerichte.

Jedes Verfahren zur Erteilungeiner Baubewilligung, zur Vergabeeines öffentlichen Auftrages, zurErteilung einer Konzession oderzur Vergabe von Fördermittelnmuss in Zukunft so transparent ge-führt werden, dass es einer ge-richtlichen Überprüfung durch un-abhängige Richter standhält. JedeEntscheidung muss so nachvoll-ziehbar begründet werden, dasssie vor den neuen Richtern be-steht. Die gerade bei Verfahren vorLandesbehörden oft spürbare Pa-ckelei, die Freunderl- und Partei-buchwirtschaft, allesamt Nährbo-den der Korruption, werden durcheine gerichtliche Kontrolle ganzwesentlich erschwert werden. Ös-terreich verfügt damit künftig übereinen Rechtsschutz, wie ihn dieEuropäische Grundrechtschartavorsieht.

Während die Einrichtung derbeiden Verwaltungsgerichte desBundes ohne größere Problemeüber die Bühne gehen dürfte, müs-sen von Verfassungs wegen dieBundesländer die neun Landes-verwaltungsgerichte organisieren.Die Erfahrungen der Mitgliederder Unabhängigen Verwaltungsse-nate in den Ländern, die – je nachBundesland – oft jahrelang umihre Unabhängigkeit gegenüberden mächtigen Landesverwaltun-gen kämpfen mussten, dürften denAbgeordneten im Nationalrat nochgut in Erinnerung gewesen sein.Denn in einer Entschließung for-derten alle fünf Parlamentspartei-en einstimmig Maßnahmen zur Si-cherstellung der Unabhängigkeitder Verwaltungsgerichtsbarkeiterster Instanz. Die Bundesregie-rung wird aufgefordert, mit denBundesländern dafür gemeinsameStandards zu erarbeiten. Mit ande-ren Worten, der Nationalrat will,dass dort, wo „Gericht“ draufsteht,auch „Gericht“ drin ist. Man wolltevermeiden, dass die Länder zurAchillesferse der Verfassungsre-form werden.

Sieht man die bisher vorlie-genden Entwürfe der Länder zurOrganisation der neuen Verwal-tungsgerichte durch, stellt manfest: Die Bedenken des Nationalra-tes waren berechtigt. Die Bundes-länder – einzige positive Ausnah-me ist Oberösterreich – tun sich of-fenkundig nach wie vor mit demGedanken schwer, ihre gesamteVerwaltung von unabhängigen Ge-richten kontrollieren zu lassen.

Einfluss über „Justizverwaltung“Allen bisherigen Entwürfen ge-meinsam ist, dass sich die Landes-verwaltungen über den Weg dersogenannten „Justizverwaltung“Einflussmöglichkeiten auf die neu-en Gerichte sichern wollen. Eben-so verweigern die Länder „ihren“Richtern ein Dienstrecht, welchesihre Unabhängigkeit ausreichendabsichert. Mit dieser Vorgangswei-se nehmen die Länder aber inKauf, dass die Unabhängigkeit derLandesverwaltungsgerichte nichtausreichend garantiert ist und Ent-scheidungen dieser Gerichte vom

Verfassungsgerichtshof oder demEuropäischen Gerichtshof aus die-sem Grund aufgehoben werdenkönnten.

Das Bundesland Wien hat sichschon in der Vergangenheit beson-ders schwer getan, eine unabhän-gige Kontrolle der Stadtverwaltungzu akzeptieren. Die Konflikte zwi-schen der Stadtverwaltung unddem Unabhängigen Verwaltungs-senat (UVS) Wien dauerten Jahre,bis schließlich Entscheidungendes Verfassungsgerichtshofes zurrechtlichen Gleichstellung derUVS-Richter mit den Justizrichternführten. Mit dem vom Magistratvorgelegten Entwurf für das neueLandesverwaltungsgericht ver-sucht Wien nun, die Gelegenheitzu nützen, das Rad der Zeit zu-rückzudrehen.

Es wird die Konstruktion einesGerichtes vorgeschlagen, bei derein ausschließlich nach politi-schen Überlegungen bestellterPräsident (der nicht einmal Rich-ter bzw. Richterin sein muss) allewichtigen organisatorischen Ent-

scheidungen praktisch im Allein-gang treffen kann.

Dies gilt auch für den beson-ders sensiblen Bereich der Zutei-lung der einzelnen Verfahren aufdie Richter. Es soll dem Präsiden-ten die Möglichkeit eingeräumtwerden, bestimmte Verfahren vonbestimmten Richtern fernzuhaltenoder bestimmten Richtern zuzutei-len. Gleichzeitig wird ein soge-nanntes „Rechtspflegermodell“vorgeschlagen, mit dem nicht rich-terlichen Beamten die Zuständig-keit für nahezu alle Verwaltungs-verfahren übertragen wird. Nachder Intention des Entwurfes sollenalso Beamte, die bisher beim Wie-ner Marktamt, bei der Baubehördeoder als Referenten bei den Magis-tratischen Bezirksämtern gearbei-tet haben, als „weisungsfreie“ Ge-richtsbedienstete über Beschwer-den gegen den Wiener Magistratentscheiden. Wird die Beschwerdevom „Rechtspfleger“ abgewiesen,bleibt dem Rechtsschutz suchen-den Bürger nur mehr die Möglich-keit, gegen diese Entscheidungeine Beschwerde bei einem Rich-ter einzubringen, der vom Präsi-denten dafür ausgesucht wurde. Esgibt innerhalb der Grenzen der Eu-ropäischen Union kein so organi-siertes unabhängiges Gericht. Au-ßerhalb dieser Grenzen vielleicht.

Wien handelt verfassungswidrigEs liegt auf der Hand, dass diesesVorhaben des Landes Wien nichtmit der österreichischen Verfas-sung und den Vorgaben der EU-Grundrechtscharta in Einklang zubringen ist; die Stellungnahme desVerfassungsdienstes des Bundes-kanzleramtes müsste dies klar zumAusdruck bringen. Gleichzeitig gibtdieser Gesetzesentwurf aber einentiefen Einblick in das rechtsstaatli-che Verständnis der Wiener Sozial-demokratie. Es bleibt abzuwarten,ob für ein solches Gesetz im Wie-ner Landtag eine Mehrheit zu fin-den ist. Das wird nicht zuletzt vonden Wiener Grünen abhängen.

Dr. Ingo Riß ist Rechtsanwalt inWien. Er hat im Jahr 1997 jene rich-

tungsweisende Entscheidung desVerfassungsgerichtshofs (B2434/95)

erwirkt, die zur Gleichstellung derUVS-Richter mit Justizrichternführte. – www.anwalt-riss.at

CHTSP

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RECHTSPANORAMA AN DER WU

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is.

ARBEITSRECHT IN DER KRISEDie schwierige Wirtschaftslage zwingt Unternehmen verstärkt zu sparen. Kollektiv-verträge werden infrage gestellt, die traditionelle Herbstlohnrunde begann mit Miss-tönen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Zugleich versucht der Gesetzgeber, die Position von Leiharbeitnehmern zu stärken. Aber lassen sich Probleme auf dem Arbeitsmarkt mit den Mitteln des Arbeitsrechts lösen? Müssen Dienstnehmer mit Verschlechterungen rechnen?

DiskutierendeUlrike Baumgartner-Gabitzer, Mitglied des Vorstands der VERBUND AGSieglinde Gahleitner, Rechtsanwältin und Mitglied des VerfassungsgerichtshofsHelmut Hofer, Arbeitsmarktexperte am Institut für Höhere StudienJohannes Kopf, Mitglied des Vorstands des AMS ÖsterreichFranz Marhold, Rechtsanwalt und Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der WU

ModerationBenedikt Kommenda, „Die Presse“

Zeit und OrtMontag, 22. Oktober 2012, 18 UhrFestsaal der WU Wien, Hauptgebäude, Augasse 2–6, 1090 Wien

Eintritt freiAnmeldung bis 19. Oktober 2012 an [email protected].

Zum Autor

Mathias Walch (23) istUniversitätsassistent amInstitut für Unternehmens-und Steuerrecht der UniInnsbruck. Er ist ein Preis-träger der Jus Top Leaguevon ARS und „Presse“.Sein Aufsatz war für dieRedaktion der beste aus

allen Bewerbungen. Walchs Forschungs-schwerpunkte: Gesellschaftsrecht undallgemeines Zivilrecht. Er erhält im Novemberden Würdigungspreis des Wissenschafts-ministeriums für die 50 besten Absolventeneines Diplom-/Masterstudiums. [ Foto Hofer ]

Recht im Sattel

„Pferde sind keine Maschinen“: Klage scheitertAuch wenn ein Schulpferd plötzlich widerspenstig ist, heißt das nicht, dass der Reit-schulbetreiber haftet. Eine Frau war verletzt worden, weil das Pferd beim Angaloppie-ren nach einem „Rollback“ (Drehung auf der Hinterhand) eine rasche Ausreißbewe-gung gemacht hatte. Der OGH (7 Ob 94/12) verneinte die Haftung des Schulbetreibers:„Pferde sind keine Maschinen, sondern Lebewesen mit eigenem Willen.“ Es handlesich um „Fluchttiere“, die grundsätzlich schreckhaft seien. Aus dem Unfall allein könneman nicht ableiten, dass das Tier als Schulpferd ungeeignet ist. aich [ DPA/DPAWEB Melchert ]

Anleger als Gesellschafter:Begrenzte ProspekthaftungSchadenersatz. Ein unbeschränkter Ersatzanspruch enttäuschterAnleger wegen fehlerhafter Angaben in Prospekten kannSpekulationen zulasten der Gesellschaft auslösen.

VON MATHIAS WALCH

[INNSBRUCK] Eines der umstrittensten Proble-me im Wirtschaftsrecht ist aktuell das Ver-hältnis der Prospekthaftung gegenüber demkapitalgesellschaftsrechtlichen Grundsatzder Kapitalerhaltung. Die Problematik istnicht nur von akademischem Interesse, sinddoch zurzeit mehrere hundert Klagen vonenttäuschten Anlegern bei österreichischenGerichten anhängig, die sich zumindest zumTeil auf die Prospekthaftung stützen. Im Kerngeht es um die Frage, ob ein Anleger – der jaAktionär und somit Gesellschafter ist – vonder Gesellschaft Schadenersatz fordern darf,wenn er aufgrund eines fehlerhaften Pro-spekts Aktien der Gesellschaft gekauft hat.

Vorrang der Kapitalerhaltung?Gegen einen Schadenersatz sprechen Argu-mente aus dem Gesellschaftsrecht, vor allemder Grundsatz der Kapitalerhaltung. Es stehtaber unter Umständen auch ein Verstoß ge-gen den Erwerb eigener Aktien sowie gegendas Gleichbehandlungsgebot im Raum. Tei-le der Lehre plädieren mit durchaus beacht-lichen Argumenten für einen Vorrang derKapitalerhaltung. Dieser verhindert grund-sätzlich, dass sich die Ansprüche der Anlegerzulasten Dritter, nämlich der Gläubiger derGesellschaft, auswirken. Indessen hat derOGH in einem jüngeren Urteil (OGH 6 Ob28/12d) den Vorrang der Prospekthaftunggegenüber dem Grundsatz der Kapitalerhal-tung nochmals ausdrücklich bestätigt. Trotzder Kritik, die an dieser Entscheidung geübtwerden kann und wird, zeichnet sich meinesErachtens auf absehbare Zeit keine Ände-rung der Rechtsprechung ab. Allenfalls eineEntscheidung des EuGH könnte dem Vor-rang des Grundsatzes der Kapitalerhaltungzum Durchbruch verhelfen. Soweit die Run-de eins der Diskussion.

Ein Blick nach vorn zeigt, dass dienächste Runde der Auseinandersetzung al-ler Voraussicht nach den Umfang des Scha-denersatzes sowie Fragen des Rechtswidrig-keitszusammenhangs betrifft. Für den Um-fang des Schadenersatzes gilt die Prämisse,dass dem Geschädigten kein über das Aus-maß der Schädigung hinausgehender Ersatzgeleistet werden soll. Das bedeutet zu-nächst, dass der Geschädigte jene Verlusteselbst tragen muss, die nicht in Verbindungmit dem fehlerhaften Prospekt stehen. Wei-ters soll dem Geschädigten nach Möglich-keit keine „Put-Option“ eingeräumt werden.Diese ergäbe sich daraus, dass der Geschä-digte drei Jahre ab Kenntnis von Schadenund Schädiger (§ 1489 ABGB) zuwartenkönnte, wie sich der Kurs der Aktien entwi-ckelt. Den Schaden macht er nur dann gel-tend, wenn der Aktienkurs fällt.

Hypothetischer Verlauf kaum zu beweisenMeines Erachtens lassen sich ausgewogeneund dogmatisch fundierte Ergebnisse erzie-len, wenn der Geschädigte dem Schädiger dieAktien zurückgibt und er dafür jene Aktienbzw. den Gegenwert der Aktien erhält, die erbei fehlerfreiem Prospekt gekauft hätte. Pro-blematisch an dieser Lösung ist unter ande-rem, dass meist nicht klar sein wird, welcheAktien der Geschädigte gekauft hätte. DerOGH setzt hier die Anforderungen an das Be-weismaß herab, weil ein hypothetischer Ver-lauf erfahrungsgemäß schwer zu beweisenist. Das kann aber nur gelten, wenn der Ge-schädigte eine realistische Alternativanlagegeltend macht. Dabei kommen vor allem Ak-tien der gleichen Anlagekategorie als potenzi-elle Alternativanlagen in Betracht, sofern derAnleger bei einem fehlerfreien Prospekt nichtnachweislich überhaupt vom Kauf von Aktienabgesehen hätte. Kann der Geschädigte nichtbeweisen, dass er ganz bestimmte Aktien ge-kauft hätte, muss der Richter auf den Durch-schnitt der in Frage kommenden Gesellschaf-ten abstellen, wobei hinsichtlich der genauenAbgrenzung noch einiges offen ist (in dieseRichtung geht auch die aktuelle EntscheidungOGH 4 Ob 67/12z, allerdings zur Anlagebera-tung).

Aus dieser Lösung folgt, dass der Geschä-digte das allgemeine Marktrisiko selbst tragenmuss: Fällt der Aktienkurs aufgrund einer Fi-

nanzkrise, fällt meist auch der Kurs der Alter-nativanlage. Offen bleibt, ob der GeschädigteSchäden geltend machen kann, die nicht di-rekt mit dem Fehler im Prospekt zusammen-hängen. Anders gefragt: Kann der Geschä-digte einen Schadenersatz geltend machen,weil auf Seite 174 unter Punkt 3.2.4. des Pro-spekts eine Aufklärungspflicht verletzt wur-de, obwohl der eingetretene Schaden nichtszu tun hat mit dem Risiko, über das hätteaufgeklärt werden müssen? Damit ange-sprochen ist der „Rechtswidrigkeitszusam-menhang“: Nur jene Schäden sollen ersetztwerden, welche die verletzte Norm geradeverhindern soll. Der deutsche Bundesge-richtshof (BGH) hat hier angenommen, dasses nicht darauf ankommt, ob die tatsächlicheingetretenen Risiken mit jenen ident sind,über die nicht aufgeklärt wurde (etwa BGHII ZR 194/92, NJW 1993, 2865). Die Ansichtdes BGH ist nur vertretbar, wenn sich derAnleger bei richtiger Aufklärung für eine an-dere Anlage entschieden hätte (Kausalität).

Die besseren Gründe sprechen jedochohnehin dafür, ähnlich wie bei der fehler-haften Anlageberatung darauf abzustellen,ob der Mangel im Prospekt das tatsächlicheingetretene Risiko nicht nur unerheblicherhöht hat oder ob das tatsächlich eingetre-tene Risiko völlig unabhängig ist von jenemRisiko, über welches das Prospekt hätte auf-klären sollen (vgl OGH 4 Ob 62/11p). Ver-wirklicht sich hingegen ein Risiko, über dasder Anleger aufgeklärt wurde, fehlt hinsicht-lich dieses aufgeklärten Risikos der Rechts-widrigkeitszusammenhang. Angenommen,der Anleger wird darüber aufgeklärt, dassbei Aktien starke Wertschwankungen infolgedes allgemeinen Marktrisikos zu befürchtensind. In der Folge sinkt der Aktienkurs we-gen einer allgemeinen Baisse an den Aktien-märkten. Dann ist der daraus resultierendeVerlust kein Schaden, dem eine Aufklä-rungspflicht bezüglich eines einzelnen De-tails vorbeugen will. Vielmehr ist der Anle-ger darüber informiert, dass sein Investmentdem allgemeinen Marktrisiko ausgesetzt ist,er eben keine sichere Anlage kauft. Er erhältden Schaden aus dem Kursverlust somitnicht ersetzt.

Allgemeiner Kursverfall herauszurechnenKonsequent zu Ende gedacht ist der Scha-den aus einem allgemeinen Kursverfallselbst dann nicht vom Rechtswidrigkeitszu-sammenhang erfasst, wenn sich ein Risikoverwirklicht, über das nicht aufgeklärt wur-de, solange nur ordnungsgemäß eine Auf-klärung über das allgemeine Marktrisiko er-folgt. Dieser Schaden aus dem allgemeinenMarktrisiko ist herauszurechnen, und derAnleger erhält nur den Teil des Schadens er-setzt, der infolge eines Risikos entsteht, überdas der Anleger nicht aufgeklärt wurde.

Folgt man dieser Ansicht, ist der Anreizzur Spekulation für den Anleger gering. Er er-hält unabhängig vom Zeitpunkt der Geltend-machung immer nur jenen Teil des Kursver-lustes ersetzt, der auf das fehlerhafte Pro-spekt zurückzuführen ist. Im Gegensatz zurersten Runde der Diskussion (Prospekthaf-tung vs. Kapitalerhaltung), bei der es um allesoder nichts ging, könnte am Ende von Rundezwei eine ausgewogene Lösung stehen, diedem geschädigten Anleger einen Anspruchauf Schadenersatz belässt, dabei aber dasKind nicht mit dem Bade ausschüttet.

16 RECHTSPANORAMA MONTAG, 8. OKTOBER 2012DIEPRESSE.COM Die Presse

Er

Dr. Brigitte Birnbaum

Schikanen sim Gegenteten bisweilereich und ihzumindest Budgetbeglder früherelungsfreie Zsparung abernüchtert

me hat weder Einsparungengebracht.Früher hatten Richter, Rechpersonal überwiegend gleichZwischen 15. Juli und 25. Au6. Jänner durften keine Verhanommen waren sogenanntedenen besondere Eile gebothaltsverfahren.

Bis heute konnte niemand irdie Abschaffung der verhandDie Erfahrung zeigt im Gegehandlungstermine notwendiZeiträumen die Parteien, Safür ein Verfahren nicht greifbzusätzliche Kosten. Dadurchger. Dadurch wird der organGerichte größer.Meinen die Vertreter der Rezur Zwangsarbeit verpflichteVerfügung zu stehen haben?Rechtsanwälte untragbar, dieGroßkanzlei stehen. Diese TEntwicklung verstärkt: Durcanwälte zur Übernahme vonSachwalterschaften, für die szu tragen haben.

ANWALTSVEREINIGUNGJUSTITIA

Einladung zum Impulsreferatund Diskussion mit von

RA Dr. Walter ROSENKRANZAbgeordneter zum Nationalrat (FPÖ)

• Wie geht es mit dem parlamenta-rischen „Untersuchungsausschuss: Klärung von Korruptionsvorwürfen“

weiter?• Welche Konsequenzen sind möglich

oder wahrscheinlich?• Was bedeutet die jüngste Weisung

der Justizministerin in SachenFaymann /Ostermayer?

• Protest gegen die geplante Erhöhung der Justizgebühren

• Aktuelles aus der laufendenGesetzgebungsperiode

Montag, den 8. 10. 2012,um 19.00 Uhr

Ort: Restaurant „G u ß h a u s“1040 Wien, Gußhausstraße 23

Anmeldung unter [email protected]: Tel. Frau Bambas: +43 1 50 50 115

Anz

eige

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Aktuelle Entwicklungen im Energierecht

Mittwoch, 17.10.2012, 17:00 Uhr Inhouse-Seminar 113

Referent:Dr. Thomas Rabl

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„Wolke“ als Markein Luft aufgelöst„Cloud Computing“ ist binnenkürzester Zeit in den allgemeinenSprachgebrauch eingegangen.

[WIEN/KOM] So schnell kann’s ge-hen: Hat man im Frühjahr 2011 imInternet nach „mobileCloud“ ge-sucht, so erhielt man genau einenTreffer. Eineinhalb Jahre späterlehnt das Harmonisierungsamt fürden Binnenmarkt in Alicante einedamals hoffnungsvoll angemel-dete Bildmarke „mobileCloud“ fürdie Klassen Telekommunikationund Softwareentwicklung ab.Denn: Der Begriff „Cloud Com-puting“ ist mittlerweile in den all-gemeinen Sprachgebrauch einge-gangen und als bloß beschreibendnicht mehr schutzfähig.

Fachleute und Verbraucherverbinden mit dem Begriff ohnenachzudenken eine „Methode,Software und dazugehörende Da-ten in einem zentralen Computer-system zu speichern und Kundenoder anderen Benutzern Zugangüber das Internet zu gewähren“,so das Amt (R242/2012-4). Mit„zentral“ kann nur die Steuerunggemeint sein, wo welche Daten inder „Wolke“ deponiert werden.

Wie „mobileCloud“ sind auchalle ähnlichen Zeichen, welche dieWörter „mobile“, „cloud“ oder„computing“ miteinander verbin-den, nicht mehr eintragungsfähig,sagt der Linzer Notar Gernot Fell-ner zur „Presse“. Kritisch merkt eran, dass die Vierte Beschwerde-kammer gebilligt hat, dass derPrüfer sich bloß auf Wikipedia ge-stützt hat; laut Vierter Kammer be-stätigte eine Nachschau in der En-cyclopedia Britannica Wikipedia.

RECHTSPANORAMA 17MONTAG, 8. OKTOBER 2012DIEPRESSE.COMDie Presse

Keine sparnis

ind keine Einsparung. Ganz il. Zu dieser Erkenntnis soll-n auch die Republik Öster-r Justizministerium kommen,

mit Verspätung: Durch das eitgesetz 2011 wurde unter n Justizministerin die verhand-eit als behauptete Budgetein-

geschafft. Inzwischen kann man Bilanz ziehen: Diese Maßnah- noch Verfahrensverkürzungen

tsanwälte und das Gerichts-zeitig ihren Urlaub angesetzt. gust, sowie 24. Dezember und ndlungen stattfinden. Ausge-

Ferialsachen, also Verfahren, in en ist, wie zum Beispiel Unter-

gendeine Einsparung durch lungsfreien Zeit aufzeigen. nteil, dass oft zusätzliche Ver-g geworden sind, weil in diesen chverständige und Zeugen etc. ar sind. Dadurch entstehen werden die Verfahren län-

„Presse“-Diskussion

isatorische Aufwand für die

publik, dass Rechtsanwälte t seien und rund ums Jahr zur

Das ist besonders für jene nicht in der Struktur einer

atsache wird durch eine zweite h die Verpflichtung der Rechts- teilweise nicht entlohnten ie die Barauslagen noch selbst

„Können wir direkteDemokratie?“Heute, Montag, findet ab 18 Uhrim Dachgeschoß des Wiener Juri-dicums eine Diskussion der Reihe„Rechtspanorama am Juridicum“statt. Über die Frage: „Können wirdirekte Demokratie“ diskutierenUlrike Fischer, grüne Gemeinderä-tin in St. Andrä-Wördern, Johan-nes W. Pichler, Professor für Euro-päische Rechtsentwicklung inGraz, Heinz Mayer, Dekan derRechtswissenschaftlichen Fakultätder Universität Wien, Beate Meinl-Reisinger, Promotorin der Initia-tive „Österreich spricht“, und Ul-rike Weiser, Innenpolitik-Redak-teurin der „Presse“. Eintritt frei!

Starke Marken bedrohen sich selbstZeichenschutz. Mit dem Zusatz „Mozart“ darf sich jeder schmücken, auch der Kornspitz könnteseinen Schutz verlieren. Marken müssen aufpassen, nicht zum Gattungsbegriff zu verkommen.

VON KARINA HELLBERT UND EVA HEIL

[WIEN] Gerade im Land der lilafar-benen Kühe und roten Stiere isteines klar: Marken bilden einenwesentlichen Vermögenswert vonUnternehmen, weshalb diese enor-men Aufwand in die Entstehungund Etablierung einer Marke ste-cken. Schließlich verbindet derKonsument gerade mit der Markebestimmte Eigenschaften und ent-scheidet sich eben deshalb nichtfür das Produkt des Konkurrenten.Unerlässlich ist daher, die Markedurch entsprechendes Marketingin das ständige Bewusstsein desKonsumenten zu rufen. Die idealeMarketingstrategie ist eine, bei derder Konsument bei einem be-stimmten Produkt nur noch an dieeine Marke denkt und alle übrigenKonkurrenzprodukte dagegen ver-blassen. Doch gerade hier bedarf eseines ganz speziellen Feingefühlsdes Markeninhabers, damit dieMarke nicht plötzlich zur Gattungs-bezeichnung degradiert wird undfür alle Mitbewerber offensteht.

Von Apple bis StyroporGrundsätzlich bestimmt das Ver-ständnis des Durchschnittsver-brauchers, ob sich das Produkt vonjenen des Mitbewerbers unter-scheidet. Dies gilt unbestritten fürTop-Ten-Marken wie Apple, RedBull und McDonald’s. Weniger ein-deutig wird dies für den Durch-schnittsverbraucher bei Markenwie Grana, Fön und Styropor er-kennbar sein. Aber nicht alles, wasglänzt, ist und bleibt Gold: So kannsich das Markenverständnis imLaufe der Zeit ändern, sodass einebereits eingetragene und erfolgrei-che Marke zur bloßen Gattungsbe-zeichnung verkommt.

Ein Musterbeispiel dafür ist dieWalkman-Entscheidung, mit derder Oberste Gerichtshof (OGH) er-kannte, dass diese Bezeichnung alsGattungsbegriff verwendet wird, daden Verbrauchern kein gleichwerti-ger Alternativbegriff zur Verfügungsteht. Ein ähnliches Urteil könntedem Kornspitz blühen: 1984 vonBackaldrin für eine Vielzahl vonWaren und Dienstleistungen ange-

meldet (darunter auch Tenniswurf-ballgeräte und Christbaum-schmuck), wurde die Marke nunvon einem Mitbewerber in einemLöschungsverfahren angegriffen:Nach Meinung der Gegner hat sichdie ursprüngliche Marke Kornspitzim Laufe der Jahre zu einer allge-meinen Gattungsbezeichnung fürbestimmte Backwaren entwickelt.

Die Entscheidung über die Zu-kunft des Kornspitz liegt nun beimGerichtshof der EU (EuGH): DieEntwicklung einer Marke zur Gat-tungsbezeichnung beruht auf derobjektiven Umwandlung der Markein eine allgemein sprachgebräuch-liche oder verkehrsübliche Be-zeichnung der Ware aufgrund derVerkehrsauffassung. Der Konsu-ment verwendet daher für die Be-zeichnung der Ware ausschließlichden markenrechtlich geschütztenBegriff; an eine andere Optiondenkt er nicht. Da Backaldrin bloßdie Backmischung zur Verfügungstellt, die in erster Linie an Bäckerund Lebensmittelhändler zur Wei-terverarbeitung geliefert wird, hatder Oberste Patent- und Markense-nat (OPM) das Löschungsverfahrenhinsichtlich der Endprodukte(Backwaren) vorerst ausgesetzt undein Vorabentscheidungsverfahrenbeim EuGH eingeleitet. Wesentlichist einerseits die Beantwortung derFrage nach den relevanten Ver-kehrskreisen, da Konsumenten„Kornspitz“ als bloße Bezeichnungder Warenart sehen, während dieZwischenhändler diese als Her-kunftshinweis verstehen, und an-dererseits, ob das Vorhandenseinvon Alternativbezeichnungeneinen Verfall des Markenschutzesausschließen kann.

In seiner bisherigen Rechtspre-chung hat der OGH diesbezüglichauch die Anbieter herangezogen.Allerdings verlangt der EuGH(C-371/02) eine differenzierte Be-trachtung hinsichtlich der Einbe-ziehung der Zwischenhändler: Ent-scheidend ist demnach der Einflussder Zwischenhändler auf die Kauf-entscheidung des Endverbrau-chers, der typischerweise etwa beiArzneimitteln aufgrund von inten-siver Beratung anzunehmen sein

wird. Folgt man dieser Auffassung,müsste der Markenschutz im FallKornspitz für das Endprodukt letz-ten Endes aberkannt werden. Da-gegen spricht allerdings die üblichePraxis, nach der Verbraucher ge-rade sehr erfolgreiche Marken häu-fig als Gattungsbezeichnungen ver-wenden, wie etwa Uhu. Die EuGH-Entscheidung wird daher mit Span-nung erwartet.

Bei der Marke „Mozart“ hat derOPM erst kürzlich entschieden,dass sich diese im Laufe der Zeitzur Gattungsbezeichnung entwi-ckelt hat, da der Verkehr die Markenicht mehr als Hinweis auf ein be-stimmtes Unternehmen, sondernvielmehr als allgemeines Ge-schmacksindiz für Schokolade,Marzipan und Nougatcreme ver-steht. Künftig steht die Verwen-dung dieser Bezeichnung daher je-dem offen, der diese Zutaten ver-wendet.

Unternehmen müssen alsoeine Gratwanderung schaffen: DerVerbraucher soll seine Marke anerster Stelle mit dem jeweiligenProdukt assoziieren, es allerdingsnicht mit dem jeweiligen Produktgleichsetzen. Es gilt daher, nichtnur Wortmarken anzumelden, son-dern auch Wort-Bildmarken (z. B.Palmers-Krone, Spar-Tanne),Formmarken (z. B. Mercedes-Stern, Swarovski-Schwan), die dieWortmarke ergänzen und wegenihrer grafischen Ausgestaltung dieBindung des Konsumenten an denMarkeninhaber aufrechterhalten.

Auch der iPod ist bedrohtDiese Ausgestaltung verleiht dervermeintlichen „Gattungsbezeich-nung“ wiederum die notwendigeUnterscheidungskraft. Das Marke-ting muss sicherstellen, dass die ei-gene Marke nicht austauschbar mitder Produktbezeichnung beworbenwird, sondern dem Produkt eine ei-gene (beschreibende) Bezeichnungverbleibt.

Durch dieses russische Rou-lette könnte bald auch der iPod aufder Kippe stehen. Werbemäßigsollte dieser daher (wieder) ver-mehrt als MP3-Player beworbenwerden, sodass dem Konsumenten

der Unterschied zwischen Marken-produkt und Konkurrenzproduktbewusst wird. Auch für die be-rühmte Marke „Google“ ist es nichtvon Vorteil, dass der durchschnitt-liche Internetuser heute nicht mehr„mittels Suchmaschinen recher-chiert“, sondern vielmehr „goo-gelt“. Auch Red Bull kämpft derzeiteifrig dagegen an, dass sein Nameim Mischgetränk „Wodka/RedBull“ von den allgemeinen Ver-kehrskreisen nicht bloß als Hinweisauf „irgendeinen“ Energydrink ver-standen wird (ähnlich auch bei„Obi gespritzt“). Denn der größteFeind der Marke ist sie selbst.

DDr. Karina Hellbert ist Rechts-anwältin bei Fiebinger Polak Leon

Rechtsanwälte und MMag. Eva Heilist Rechtsanwaltsanwärterin bei

Fiebinger Polak Leon Rechts-anwälte.

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[ Fabry ]

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Branchen-NewsVERANSTALTUNG

DER WOCHE

R und 100 Gäste folgten derEinladung von Eustacchio &

Schaar Rechtsanwälte, einer aufden italienischen Raum speziali-sierten Anwaltskanzlei, zu ihremschon traditionellen Kaminge-spräch. Prominenter Gastrednerwar Luis Durnwalder, Landes-hauptmann von Südtirol. Er refe-rierte zum Thema: „ÜberlebtSüdtirol? Die Autonomie im Kri-sengetümmel zwischen Rom,Brüssel und Wien“. Moderiertwurde die Veranstaltung von An-dreas Pfeifer, ORF-RessortleiterAußenpolitik.

B eim Anwaltstag 2012, der am27. und 28. September in Linz

stattfand, begrüßte Peter Posch,Präsident der Oberösterreichi-schen Rechtsanwaltskammer,hochkarätige Gäste aus Justiz, Po-litik und Wirtschaft – allen voranJustizministerin Beatrix Karl,Wirtschaftskammer-Präsident

Christoph Leitl und den Präsiden-ten des Deutschen Anwaltvereins,Wolfgang Ewer. Rupert Wolff,Präsident des ÖsterreichischenRechtsanwaltskammertags, beton-te in seiner Eröffnungsrede dieRolle der Rechtsanwaltschaft alsBrückenbauer zwischen Bürgernund staatlichen Behörden. Esgehe schon lange nicht mehr nurum die Vertretung vor Gericht,wichtiger denn je sei der Einsatzfür Grund- und Freiheitsrechte,

Luis Durnwalder, Andreas undThomas Eustacchio. F.: Margarita Smidt

„Es ist nicht einsichtig, warum manche Gruppen durch Lobbying ihre steuerlicheSituation besserstellen können als andere“, sagt Thomas Keppert. [ Clemens Fabry ]

Auf einen Blick

Thomas Keppert (58) ist Steuer-berater, Wirtschaftsprüfer undallgemein beeideter und gerichtlichzertifizierter Sachverständiger. ImSeptember wurde Keppert – alsNachfolger des verstorbenen KarlBruckner – zum Vorsitzender desFachsenats für Steuerrecht derKammer der Wirtschaftstreuhänderbestellt. Keppert ist promovierterVolkswirt, Berufstitel: Professor.

Interview. Thomas Keppert, seit Kurzem Vorsitzender des Fachsenats Steuerrecht der Kammer der Wirtschafts-treuhänder, im Gespräch über Ungerechtigkeiten im Steuerrecht, Flat Tax und unnötige Gebühren. VON BENEDIKT KOMMENDA

„Pauschalierungen würde ich ganz abschaffen“

Die Presse: Finanzministerin Fekterwill noch in dieser Legislaturperiodeeine Steuerreform durchbringen, miteiner radikalen Vereinfachung desSystems, einer Entlastung des Mittel-stands und einer stärkeren Förderungder Familien. Sind die Ziele richtig?Thomas Keppert: Grundsätzlichnatürlich ja.

Können sich SPÖ und ÖVP einigen?Ich halte es für wenig wahrschein-lich, aber nicht deswegen, weil dieRegierungsparteien nicht mitei-nander könnten – vor einer Wahlkann man immer miteinander,wenn man Wahlzuckerln verteilenwill. Es wird vielmehr wegen derSparzwänge nicht möglich sein, dieuns die EU und die Ratingagentu-ren oktroyiert haben. Es wird fastkeine Manövriermasse geben.

Halten Sie die Sparzwänge für falsch?Man kann auch zu Tode sparen,wie man in Griechenland sieht.Man braucht einen guten Mix zwi-schen Sparen und Ausgeben.

Fekter kritisiert die zahlreichen Privile-gien in Gestalt von Ausnahmen undPauschalierungen. Würde man die ab-schaffen, brächte das 3,5 Milliarden Eu-ro. Damit hätte man Manövriermasse.Das ist sehr vernünftig. Die Größekann ich nicht nachvollziehen,aber ich gehe davon, dass die Mi-nisterin fundierte Zahlen hat. Esgibt viele Ausnahmen und vielePauschalierungen, insbesonderedie land- und forstwirtschaftlichePauschalierung, die ja sehr stark imGerede ist. Wir vom Fachsenat derKammer der Wirtschaftstreuhän-

der sind immer gegen Pauschalie-rungen aufgetreten, weil sie ver-steckte Begünstigungen sind undes nicht einzusehen ist, warumnicht jeder seine Steuerbemes-sungsgrundlage nach den allge-meinen Regeln erklärt und die da-rauf entfallenden Steuern bezahlt.Das wäre der gerechteste Weg.Pauschalierungen würde ich zurGänze abschaffen.

Die Steuersätze in der Einkommen-steuer setzen relativ spät an, man kannalso schon einiges verdienen, ohneSteuer zu zahlen . . .. . . es gibt sogar eine Negativsteuer.

Der Spitzensteuersatz setzt aber bei60.000 Euro schon ziemlich früh an.Was halten Sie von diesem Steuertarif?Wenn man den Mittelstand entlas-ten will, müsste man sicher die60.000-Euro-Grenze erhöhen. Mandarf nicht vergessen, dass sie seitvielen, vielen Jahren unverändertist. Wenn man bedenkt, dass seit-her eine starke Geldentwertungeingetreten ist, sind viele mittlereEinkommen in die kalte Progres-sion hineingewachsen. Leute, dieheute von der Kaufkraft her dasgleiche verdienen wie vor 15 oder20 Jahren, zahlen im Verhältnismehr Steuern. Das ist wohl unge-recht und sollte angepasst werden.

Die Nationalbank hat erhoben, dassdie Vermögen in Österreich sehr un-gleich verteilt sind. Ein Argument füreine Vermögensbesteuerung?Die Ungleichverteilung nicht. Dasses sehr viel Vermögen gibt, kannaber schon ein Argument für dieEinführung sein. Wir hatten auchschon eine Vermögensteuer, abersie wurde vor fast 20 Jahren abge-schafft. Es wäre eine Variante, demBudget Geld zuzuführen.

Sie wollen sich nicht dafür oder da-gegen aussprechen.Ich bin zu einer Zeit in den Berufs-stand eingestiegen, als der Grenz-steuersatz bei der Einkommen-steuer 62 % war, dann hatten wirnoch 15 % Gewerbesteuer bei Ge-werbetreibenden, dazu noch eineVermögensteuer mit einem Pro-

zent. Zinserträge wurden damalsmit bis zu 62 % besteuert, heute mit25 %. Wir befinden uns nun ohne-dies in einer wesentlich besserenBesteuerungssituation. Das mussman sich in Erinnerung rufen. Eswar in allen Ländern EuropasTrend, die Steuersätze zu senken,derzeit dürfte der Trend wieder indie Gegenrichtung ausschlagen:Wenn man hört, dass in Frankreichder Höchststeuersatz bei der Ein-kommensteuer auf 75 % erhöhtwurde, ist das vielleicht ein Zei-chen. Aber bevor wir bei uns einensolchen Höchstsatz einführen, istes mir noch lieber, wir zahlen wie-der ein Prozent Vermögensteuer.

Österreich ist kein Niedrigsteuerland.Das kann man so nicht sagen. Dashängt auch immer davon ab, wasdie Bemessungsgrundlage für dieBesteuerung ist. In der Slowakeigibt es die Flat Tax mit 19 %, dafürsind dort viele Betriebsausgabennicht absetzbar. Man kann immernur die Steuersätze vergleichen,aber die Bemessungsgrundlagen

EGAL §PEOPLE

aus der W

Rechtsstaatlichkeit und „barriere-freien Zugang zum Recht“.

A m 27. September lud KWRKarasek Wietrzyk Rechtsan-

wälte in den IZD Tower zur Ver-nissage des Künstlers PeterPreinsberger. Nach einführendenWorten von Georg Karasek be-wunderten zahlreiche Gäste dieWerke des Künstlers und genos-sen nebenbei auch noch denBlick über Wien.

Christoph Leitl, Beatrix Karl, RupertWolff, Peter Posch. Örak/eventfoto.at

kann man in Wahrheit nicht ver-gleichen und in die Steuerbelas-tung einrechnen.

Ist die Flat Tax ein gutes Modell? DieSlowakei will wieder davon abgehen.Ich glaube nicht, dass es ein wirk-lich vernünftiges Modell ist – auchwenn Frank Stronach es jetzt wie-der ins Gespräch gebracht hat. Esist sozial ungerecht, weil die Rei-chen dann sehr wenig Steuern zah-len. So wie zum Beispiel Mitt Rom-ney, von dem man hört, dass er inden letzten Jahren nur 14 % Ein-kommensteuer gezahlt hat. Daswürde ich mir auch wünschen,aber es spielt’s halt leider nicht. Esist in Wahrheit nicht einzusehen.Man darf auch die volkswirtschaft-liche Komponente nicht vernach-lässigen: Wenn man jemandem,der wenig verdient, Geld weg-nimmt, dann wird damit die Wirt-schaft geschädigt. Denn ein Nied-rigverdiener führt 100 % seines Gel-des wieder dem Wirtschaftskreis-lauf zu, dem Konsum. Jemand, dersehr viel verdient, tut das nicht.

elt des Rec

AWARD/DEAL DER WOCHE

D er Online-Glücksspiel-Anbie-ter bwin.party verkaufte sei-

ne Pokerplattform Ongame an dieAmaya Gaming Group. Der Ver-kauf war Ergebnis einer struktu-rierten Auktion, die der M&A-Be-rater McQueen Limited zusam-men mit Brandl & Talos Rechts-anwälte für bwin.party durch-

Bei der Vernissage: Peter Preinsber-ger, Georg Karasek. Foto: KWR

Wenn man dem ein bisschen mehrwegnimmt, stört das die Wirtschaftalso gar nicht. Mit einer Flat Taxwürde man aber auch Niedrigver-dienern Geld wegnehmen, und daswäre sicher schlecht.

Was wären für Sie die wichtigstenReformen?Ich würde Fekters Ideen durchausals richtig ansehen. Ausnahmengehören ausgemerzt. Es ist nichteinsichtig, warum manche Grup-pen durch Lobbying ihre steuerli-che Situation besserstellen könnenals andere. Ich würde auch darübernachdenken, was der verstorbeneProf. Karl Bruckner stark forcierthat: den integrierten Steuertarif, dieEinbeziehung der Sozialversiche-rung in den Lohnsteuertarif. Damitvereinfacht man das Steuersystem.

Da würde man sehen, dass die Belas-tungsquote in Österreich sehr hoch ist.Natürlich ist sie hoch, aber wir ha-ben auch hohe Sozialleistungen,und die müssen finanziert werden.Man muss auch froh darüber sein,dass wir in einem Land leben, wosozialer Friede herrscht. Der mussuns auch etwas wert sein. Natür-lich ist es nicht einzusehen, dass esheute immer noch 20 verschiedeneSozialversicherungsträger gibt undnicht nur einen einzigen. Aberauch das könnte man mit dem in-tegrierten Tarif schneller und bes-ser in den Griff bekommen.

Weitere Maßnahmen?Die Kammer der Wirtschaftstreu-händer fordert seit Jahren eine An-hebung der Grundsteuer, weil dieLiegenschaften in Österreich im in-ternationalen Vergleich sehr nied-rig besteuert sind. Andererseitswürde ich das Gebührenrecht ab-schaffen, weil ich es als Hemmnisansehe. Gott sei Dank ist die Kre-ditvertragsgebühr abgeschafft wor-den, es sind aber auch die Mietver-tragsgebühren kontraproduktiv.Man darf nicht vergessen, dassGroßunternehmen, die Mietverträ-ge abschließen, keine Gebühr zah-len, weil sie Ausweichmöglichkei-ten finden. Wer zahlt, das sind diekleinen Wohnungsmieter.

18 RECHTSPANORAMA MONTAG, 8. OKTOBER 2012DIEPRESSE.COM Die Presse+ + + ST E U E R N & W I RT S C H A F T + + +

LEGAL § PEOPLEPeople & Business ist eine Verlagsserie der Anzeigen-abteilung der „Presse“.Koordination: Robert KampferE-Mail: [email protected]: +43 (0) 1/514 14-263

htsführte. Das Transaktionsvolumenbeträgt bis zu 25 Millionen Euro,wobei zehn Millionen im Fall derzu erwartenden Regulierung vonOnline-Poker in den USA fälligwerden.

B lack Diamond, in New Yorkbörsenotierter Anbieter von

Outdoor-Sports-Equipment, er-warb die österreichische Pieps-Gruppe, die Technologieführerbei der Entwicklung und Herstel-lung von Suchgeräten für Lawi-nenverschüttete ist. Beraten wur-de Black Diamond von einemTeam um die M&A-Experten Mi-chael Kutschera und Michael Lindvon der Kanzlei Binder Gröss-wang. Das Closing erfolgte am1. Oktober, das Transaktionsvolu-men betrug rund 13,4 MillionenUS-Dollar.