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Prof. Dr. Helmuth Wilke Arbeitsmaterialien zur Vorlesung Steuerrecht II Teil 1: Steuerliches Verfahrensrecht Inhaltsübersicht: Gliederung Literaturhinweise Schaubilder Aufgaben Wintersemester 2009/2010

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Prof. Dr. Helmuth Wilke

Arbeitsmaterialien zur Vorlesung

Steuerrecht II

Teil 1: Steuerliches Verfahrensrecht Inhaltsübersicht:

Gliederung

Literaturhinweise

Schaubilder

Aufgaben

Wintersemester 2009/2010

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Prof. Dr. Helmuth Wilke HTW Berlin Vorlesung Steuerrecht II:: Gliederung

Seite 1

Gliederung

I. Grundzüge der Abgabenordnung

A. Grundlagen 1. Überblick über die AO 2. Begriffsbestimmungen 3. Steuerrechts- und Steuerschuldverhältnis 4. Fristen, Termine, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand

B. Die Lehre vom Steuerverwaltungsakt 1. Begriff und Arten von Steuerverwaltungsakten 2. Wirksamkeit von Steuerverwaltungsakten 3. Fehlerhafte Steuererwaltungsakte

C. Ermittlungsverfahren

D. Steuerfestsetzungs- und Feststellungsverfahren 1. Arten der Steuerfestsetzung 2. Einheitliche und gesonderte Feststellung von Besteuerungsgrundlagen

E. Festsetzungsverjährung

F. Korrekturvorschriften 1. Offenbare Unrichtigkeit 2. Vorbehalt der Nachprüfung,Vorläufigkeit 3. Änderungen nach §§ 172 ff. AO

G. Grundzüge des Steuererhebungsverfahren 1. Fälligkeit von Ansprüchen 2. Haftung für fremde Steuerschulden 3. Beitreibung der Steuerschuld

H. Außergerichtliches Rechtsbehelfsverfahren (Einspruchsverfahren) 1. Zulässigkeitsvoraussetzungen 2. Prüfung der Begründetheit 3. Einspruchsentscheidung

II. Grundzüge der Finanzgerichtsordnung

A. Überblick über die Finanzgerichtsbarkeit

B. Das Klagesystem der FGO 1. Die Klagearten im Einzelnen 2. Zulässigkeitsvoraussetzungen

C. Die Entscheidung im finanzgerichtlichen Verfahren

D. Revision, Beschwerde

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Prof. Dr. Helmuth Wilke HTW Berlin Vorlesung Steuerrecht II: Literaturauswahl

Die folgende Literaturauswahl umfaßt einige wichtige bzw. umfassende Lehrbücher zum steuerlichen Verfahrensrecht. Darüber hinaus existiert eine Reihe weiterer lesenswerter Monographien, Kommentare, Fallsammlungen und nicht zuletzt Aufsätze in Fachzeitschriften und Festschriften, deren Studium beim Erarbeiten der Materie hilfreich sein kann. Auf den Versuch einer vollständigen Angabe wird hier jedoch aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Die Studierenden seien insoweit auf die Lesesäle der Bibliotheken verwiesen.

Andrascek-Peter/ Braun/ Friemel/ Schim Lehrbuch Abgabenordnung mit Finanzgerichtsordnung, 16. Auflage, Herne 2008

Ax/ Große/ Cämmerer Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung, „Blaue Reihe“ Bd. 4, 19. Auflage, Stuttgart 2007

Helmschrott/ Schaeberle Abgabenordnung, 13. Auflage, Stuttgart 2006

Lammerding AO und FGO, „Grüne Reihe“ Bd. 2, 15. Auflage, Achim 2005

Tipke/ Lang Steuerrecht, 19. Auflage, Köln 2008

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Prof. Dr. Helmuth Wilke HTW Berlin Vorlesung Steuerrecht II: Übersichten

Steuerpflichtiger erzielt Einkünfte

im Sinne des EStG

Fälligstellen der ESt-Abschlusszahlung durch das FA, meist zusammen mit dem Steuerbescheid

Steueranspruch entsteht mit Ablauf des Veranlagungszeitraums

Überweisung der ESt-Abschlusszahlung

Aufforderung des FA zur Abgabe der ESt-Erklärung

Fälligkeit i.d.R. einen Monat nach Bekanntgabe des Steuerbescheids

Erstellung und Abgabe der ESt-Erklärung durch Stpfl.

Ggf. Nachreichen weiterer Belege durch Stpfl. nach Aufforderung des FA

Absenden des Steuerbescheids durch das FA

Feststellung der Besteuerungsgrundlagen durch das FA (ggf. durch gesonderten Bescheid)

Steuer wird durch wirksamen Steuerbescheid festgesetzt

Steuerbescheid wird dem Stpfl. bekanntgegeben (i.d.R. 3 Tage nach Aufgabe zur Post)

Ermittlungsverfahren

Feststellungs-/ Festsetzungsverfahren

Veranlagungsverfahren

Erhebungsverfahren

Steueranspruch erlischt durch Zahlung

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Prof. Dr. Helmuth Wilke HTW Berlin Vorlesung Steuerrecht II: Übersichten

Abgabe der Steuererklärung (§§149 ff)

Steuerstraf- und Bußgeldverfahren (§§ 349 - 412)

Macht der Stpfl. vorsätzlich falsche Angaben, wird ein Steuerstraf-verfahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet, bei leichtfertiger Steuerverkürzung ein Bußgeldverfahren.

Ermittlungsverfahren (§§ 85 ff)

Aufgrund der Steuererklärung ermittelt das FA die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse, die für die Steuerpflicht und die Bemessung der Steuerhöhe maßgebend sind (Besteuerungsgrundlagen).

Zwangsgeldverfahren (§ 328 ff)

Bestimmte Verwaltungsakte des FA können mit Zwangsmitteln durchgesetzt werden.

Festsetzungsverfahren (§ 155 ff)

Im Festsetzungsverfahren setzt das FA den Steueranspruch gegenüber dem Steuerschuldner fest.

Außenprüfung (§ 193 ff)

Die Außenprüfung ist ein besonderes Ermittlungsverfahren. Sie dient der intensiven Ermittlung der steuerlichen Verhältnisse „vor Ort“.

Bekanntgabeverfahren (§§ 122, 124)

Der Steuerbescheid wird gegenüber dem Stpfl. bekanntgegeben.

Feststellungsverfahren (§§ 179 ff, 175 Abs.1 Nr.1)

Soweit gesetzlich vorgeschrieben, werden ausnahmsweise Besteuerungsgrundlagen „gesondert“ durch einen eigenen Bescheid festgestellt (Feststellungsbescheid). Dieser sog. Grundlagenbescheid ist für die nachfolgende Steuerfeststellung (Folgebescheid) bindend.

Erhebungsverfahren (§ 128 ff)

Im Erhebungsverfahren wird der durch den Steuerbescheid festgesetzte Anspruch verwirklicht. Die Steuer wird entrichtet.

Rechtsbehelfsverfahren (§ 347 ff)

Fühlt sich der Stpfl. durch einen Steuerbescheid oder einen sonstigen Verwaltungsakt in seinen Rechten verletzt, kann er Einspruch einlegen.

Vollstreckungsverfahren wegen Geldforderungen

(§§ 249ff, 259-327) Zahlt der Stpfl. nicht, kann in sein Vermögen vollstreckt werden.

Korrekturverfahren (§§ 129 ff, 164, 165, 172 ff)

Auch außerhalb des Rechtsbehelfsverfahrens besteht die Möglichkeit der Korrektur von Verwaltungsakten. Voraussetzung ist das Eingreifen einer Korrekturvorschrift.

Haftungsverfahren (§§ 69 ff, 191, 219)

Wenn eine Haftungsnorm greift, kann das FA auch andere Personen als den Steuerschuldner zur Zahlung der Steuerschuld durch Haft-ungsbescheid heranziehen.

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Prof. Dr. Helmuth Wilke HTW Berlin Vorlesung Steuerrecht II: Übersichten

Aufbau der Abgabenordnung

Erster Teil §§ 1 – 32 AO Einleitende Vorschriften

Anwendungsbereich, Begriffsabgrenzungen, Zuständigkeit, Steuergeheimnis

Zweiter Teil §§ 33 – 77 AO Steuerschuldrecht

Allg. Vorschriften über die Entstehung von Steueransprüchen; Bestimmungen über steuerbegünstigte Zwecke

Dritter Teil § 78 – 133 AO Allgemeine Verfahrensvorschriften

Beteiligte am Verfahren, Beweiserhebung, Fristen und Termine, Rechts- und Amtshilfe, Steuerverwaltungsakte

Vierter Teil §§ 134 – 217 AO Durchführung der Besteuerung

Erfassung der Steuerpflichtigen, Mitwirkungspflichten, Buchführung, Abgabe der Steuererklärungen, Festsetzung durch Bescheide, besondere Feststellung von Besteuerungsgrundlagen, Außenprüfung, Steuerfahndung

Fünfter Teil §§ 218 – 248 AO Erhebungsverfahren

Realisierung des Steueranspruchs durch die Finanzbehörde, Fälligkeit, Zahlung, Stundung, Aufrechnung, Erlass, Verzinsung

Sechster Teil §§ 249 – 346 AO Vollstreckung

Möglichkeiten zur Durchsetzung von Verwaltungsakten, mit denen eine Geldleistung oder ein sonstiges Verhalten vom Stpfl. gefordert wird

Siebenter Teil §§ 347 – 368 AO Außergerichtliches Rechtsbehelfsverfahren

Einspruch als Rechtsschutzmöglichkeit des Stpfl., bevor er Klage beim FG erhebt.

Achter Teil § 369 – 412 AO Straf- und Bußgeldvorschriften Straf- und Bußgeldverfahren

Steuerstrafrecht, Steuerbußgeldvorschriften sowie die entsprechenden Verfahrensvorschriften

Neunter Teil §§ 413 – 415 AO Schlussvorschriften

Erfassung der Steuerpflichtigen, Mitwirkungspflichten, Buchführung, Abgabe der Steuererklärungen, Festsetzung durch Bescheide, besondere Feststellung von Besteuerungsgrundlagen, Außenprüfung, Steuerfahndung

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Entstehung Festsetzung Fälligkeit

fallen grundsätzlich zeitlich auseinander

können sich ausnahmsweise zeitlich decken

Steueranspruch

durch Erfüllung oder Leistung an Erfüllungs Statt ohne Erfüllung

Zahlung § 224 AO

Aufrechnung § 226 AO

Billigkeitserlass § 163 AO

Festsetzungsver-jährung § 169 AO

Billigkeitserlass § 227 AO

Zahlungsverjährung § 228 AO

vor Festsetzung nach Festsetzung:

Erlöschen von Steueransprüchen § 47 AO

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Fristarten

behördliche Fristen (durch Verwaltungsakt)

gesetzliche Fristen (z.B. Einspruchsfrist)

Zahlungsfrist, § 220 AO verlängerbar durch: Stundung Aussetzung der

Vollziehung

Steuererklärungsfrist § 149 AO

verlängerbar § 109 AO

nicht verlängerbar

Wiedereinsetzung in den vorigen Stand

§ 110 AO

aber

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Funktionen und Wirkungen des VA

Konkretisierungs-funktion Titelfunktion

Eröffnung einesformellen

Rechtsschutz-verfahrens

Bindungswirkung Bestandskraft

Verwaltungsakt

Form Inhalt

schriftlich, mündlich,in anderer Weise§ 119 Abs. 2 AO

Bestimmtheit§ 119 Abs.1 AO

Begründung§ 121 Abs.1 AO

u.U. Unterschrift,erlassende Behörde

§ 119 Abs. 3 AO

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Der fehlerhafte VA

Grundsatz:

Fehlerhafte VAs sindwirksam!

Ausnahme:

Nichtigkeit § 125 AO

EinzelneNichtigkeits-

gründe§ 125 Abs. 2 AO

offenkundiger,schwerer

Fehler§ 125 Abs. 1 AO

Rücknahmerechtswidriger VAs

§ 130 AO

Ein VA bleibt wirksam, bis er zurückgenommen, widerrufen, aufgehoben wird.§ 124 Abs. 2 AO

Widerrufrechtmäßiger VAs

§ 131 AO

Aufhebung vonSteuerbescheiden

§ 164, § 165 AO§§ 172 AO ff

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Haftungsbescheide Duldungsbescheide Korrekturbescheide

sonstige Bescheide

Steuerverwaltungsakte § 118 AO

nicht-begünstigende Steuerverwaltungsakte

begünstigende Steuerverwaltungsakte

Bescheide sonstige nicht-begünstigende

Steuerverwaltungsakte

Steuerbescheide Steueranmeldungen Feststellungsbescheide Steuermessbescheide Freistellungsbescheide Zinsbescheide Zerlegungsbescheide Bescheide über Ablehnung einer

Steuerfestsetzung Zuteilungsbescheide Änderungsbescheide bzgl. obiger

Bescheide

Zwangsgeldfestsetzung Festsetzung von Ver-

spätungszuschlägen Prüfungsanordnung Ablehnung von begün-

stigenden konstitutiven Verwaltungsakten

Korrektur der o.a. Verwal-tungsakte zu Ungunsten

Leistungsgebot Abrechnungsbescheid Korrektur der o.a. Verwal-

tungsakte zu Ungunsten

Stundung Erlass Fristverlängerung Aufhebung eines nicht-

begünstigenden Verwal-tungsakts

Steuerbescheide und diesen gleichgestellte Bescheide

konstitutive Steuerverwaltungsakte

deklaratorische Steuerverwaltungsakte

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nach: Ax, R. / Große, Th. / Cämmerer, J., Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung, Stuttgart, 18. Auflage 2003, S. 308

Steuerbescheid

Muss-Erfordernisse Soll-Erfordernisse

Form des Steuerbescheids: § 157 Abs. 1 AO i.d.R. Schriftform

Steuerschuldner § 157 Abs. 1 AO, § 119 AO; bei Fehlen oder Falschbezeichnung: Nichtigkeit § 125 Abs. 1 AO

Steuerschuld nach Art und Betrag § 157 Abs. 1 AO; ggf. Steuerjahr § 119 Abs. 1 AO

erlassende Behörde § 119 Abs. 3 AO; bei Fehlen: Nichtigkeit § 125 Abs. 2 Nr. 1 AO

Rechtsbehelfsbelehrung § 157 Abs. 1 AO; an sich Mussvorschrift, aber: § 356 Abs. 2 AO

Begründung: keine Sondervorschrift, Rückgriff auf § 121 AO; Ausnahme: § 121 Abs. 2 AO; Heilung: § 126 Abs. 1 Nr. 2 AO

Leistungsgebot = i.d.R. eigener VA, der mit Steuerbescheid verbunden § 254 AO; bei Fehlen: § 220 Abs. 2 AO und § 229 Abs. 2 AO

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nach: Bornhofen, M. / Busch, M., Steuerlehre 1, Wiesbaden, 26. Auflage 2005, S. 68

Folgen der Fristversäumnis

Verspätungs-zuschlag

(§ 152 AO)

Säumnis-zuschlag

(§ 240 AO)

Zinsen (§§ 233 bis

237 AO)

Zwangsgeld (§ 329 AO)

Der Verspätungs-zuschlag darf 10% der festgesetzten Steuer nicht überschreiten und höchs-tens 25.000 € betragen.

Der Säumnis-zuschlag beträgt 1% für jeden angefangenen Monat der Säumnis. Der rückständige Steuerbetrag ist auf volle 50 € abzu-runden.

Die Zinsen betragen 0,5% für jeden vollen Monat des Zinslaufs. Der zu verzinsende Betrag ist auf volle 50 € abzurunden.

Das Zwangsgeld darf im Einzelnen 25.000 € nicht übersteigen.

§ 233 a AO

Erstattungs- u. Nachzahlungs- zinsen

z.B. ESt 2007: Beginn: 01.04.2009 Ende: Bekanntgabe des Steuer-bescheids 2007

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31.12.01

Entstehung der ESt 01 i.H.v.

20.000 €

Ende der Erklärungsfrist

§ 149 Abs.2 AO Abgabe der

ESt-Erklärung Beginn Zinslauf

FA gibt Steuerbescheid zur

Post Zinslauf

Bekanntgabe des Steuerbescheids

Fälligkeit der ESt Zinslauf

Zahlung der ESt

02.06.02

(31.05.02 ist ein

Sonnabend)

10.10.02 01.04.03

(15 Monate nach Entstehung der Steuer, § 233a

Abs.2 AO)

29.12.03 01.01.04 (Feiertag;

dennoch keine Verlegung, da

kein Fristende!)

02.02.04 (01.02.04 ist ein Sonntag)

05.06.04

Verspätungszuschlag nicht zwingend; maximal

10 % der Steuer = 2.000 €

Zinsen zwingend, Höhe 0,5 % der Steuer je

vollen Monat = 900 € Zinslauf April bis Dezember

Säumniszuschlag zwingend, Höhe 1% der Steuer je

angef. Monat = 1.000 € (da 5. Monat bereits begonnen)

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Prüfungsschema „Wiedereinsetzung in den vorigen Stand“ anhand des Beispiels „Rechtsbehelfsfrist“

nein ja ja

nein nein ja ja nein

Ende der Rechtsbehelfsfrist am ..........

Versäumung der Frist ?

Schuldhaftes Versäumnis durch - Steuerpflichtigen selbst oder - Vertreter ?

Wegfall des Hinderungsgrundes am ..........

Ende der Monatsfrist des § 110 Abs. 2 AO (§ 108 AO, §§ 187, 188 BGB) am ..........

Antrag auf Wiedereinsetzung mit Begrün-dung und Nachholung des versäumten Rechtsbehelfs innerhalb der Monatsfrist des § 110 Abs. 2 AO

Nachholung innerhalb der Jahresfrist nach § 110 Abs. 3 AO

zulässig unzulässig § 358 AO

zulässig

unzulässig § 358 AO

unzulässig, sofern nicht ggf. Wieder-einsetzung für Versäumnis der Monatsfrist des § 110 Abs. 2 AO in Betracht kommt

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Arten der Steuerfestsetzung nach: Rose, G., Grundzüge des Besteuerungsverfahrens, Wiesbaden, 3. Auflage 1995, S. 61

Endgültige Ermittlung von Besteuerungs-

grundlagen und Steuerfestsetzung in einem einheitlichen

Verfahren

Ermittlung von Besteuerungs-

grundlagen und Steuerfestsetzung

unter dem Vorbehalt der Nachprüfung

Vorläufige Steuerfestsetzung

(einfacher) Steuerbescheid (mit uneingeschränkter

Bestandskraft) (§§ 155, 157 AO)

Steuerbescheid unter

Nachprüfungs-vorbehalt

(§§ 164, 168 AO)

Vorläufiger

Steuerbescheid (§ 165 AO)

Steuerbescheide mit eingeschränkter Bestandskraft

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Beziehungen zwischen Grundlagen- und Folgebescheiden

EW-Bescheide

für Betriebs-grundstücke

Gewerbesteuermessbescheid

Gew.ertrag MB Gew.E

Einheitliche und gesonderte Fest-

stellung des Gewinns der (Beteiligungs-)

Personengesellschaft

GewSt-Zerlegungsbescheid

Gewerbesteuer-bescheid der Gemeinde A

Gewerbesteuer-bescheid der Gemeinde B

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Systematik der Rechtsbehelfe im Besteuerungsverfahren

Rechtsbehelfe

außerordentliche Rechtsbehelfe

(formlos, fristlos, kostenfrei)

ordentliche Rechtsbehelfe (förmlich, fristgebunden)

Gegen - vorstellung

Dienstaufsichts- beschwerde

Außergerichtliche (kostenfrei)

Finanzgerichtliche (kostenpflichtig)

Verfassungsgerichtliche (kostenfrei)

Verfassungs - beschwerde

Normen- kontroll-

klage

Klage beim FG

Rechtsmittel beim BFH

Revision Gerichts - beschwerde

Einspruch Beschwerde

Außerge-richtliches Rechtsbe-

helfsverfah-ren als Vor-verfahren

Klage Sprungklage mit Zustim-mung der Finanzver-

waltung

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Zulässigkeitsvoraussetzungen des Einspruchs

Statthaftigkeit Einspruch ist nur gegen die in § 347 AO genannten Verwaltungsakte statthaft; insbesondere darf er nicht nach § 348 AO ausgeschlossen sein.

Formerfordernis Der Einspruch muß gem. § 357 AO schriftlich und bei der Behörde eingelegt werden, die den angefochtenen Verwaltungsakt erlassen hat. Er soll den an-gefochtenen Verwaltungsakt erkennen lassen und begründet sein.

Fristeinhaltung Der Einspruch muß innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Verwal-tungsakts erfolgen. Die Frist verlängert sich auf 1 Jahr, wenn der angefochtene Verwaltungsakt schriftlichen ergangen ist und keine Rechtsbehelfsbelehrung enthalten war.

Beschwer Nur wer geltend macht, durch den angefochtenen Verwaltungsakt in seinen (eigenen) Rechten verletzt zu sein, ist befugt, Einspruch einzulegen (§§ 350-353 AO). Im Regelfall ist dies der Adressat des angefochtenen Verwaltungs-aktes.

Klagearten

Leistungsklage

Feststellungsklage (gerichtet auf Feststellung eines Rechtsverhältnisses oder auf Feststellung der Nichtigkeit eines Verwaltungsaktes)

Anfechtungsklage (gerichtet auf Aufhebung oder Änderung von Verwaltungsakten)

Verpflichtungsklage (gerichtet auf Erlass eines bestimmten Verwaltungsaktes durch das Finanzamt)

allgemeine Leistungsklage (gerichtet auf andere Leistung als Verwaltungsakt)

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Klagearten Anfechtungsklage (§ 40 Abs. 1 FGO

Verpflichtungsklage (§ 40 Abs.1 FGO)

Leistungsklage (§ 40 Abs. 1 FGO)

Feststellungsklage (§ 41 Abs. 1 FGO)

Untätigkeitsklage (§ 46 Abs. 1 FGO)

Voraussetzungen Abschluß des Vorverfahrens (§ 44 Abs. 1 FGO)

Abschluß des Vorverfahrens (§ 44 Abs. 1 FGO)

Kein Vorverfahren Kein Vorverfahren; grundsätzlich subsidiär (§ 41 Abs. 2 FGO)

Einleitung des Vorverfahrens (§ 46 Abs. 1 S. 1 FGO)

Ziel Aufhebung oder Änderung eines Verwaltungsaktes

Verurteilung der Behörde zum Erlaß eines abgelehnten oder unterlassenen Verwaltungsaktes

Verurteilung der Behörde zu einer anderen Leistung, die nicht in einem Verwaltungsakt besteht („schlichtes Verwaltungshan-deln“)

Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses oder Feststellung der Nichtigkeit eines Verwaltungsaktes

Wie bei Anfech-tungs- oder Ver-pflichtungsklage

Entscheidung bei Begründetheit

Aufhebung des VA und der Entschei-dung des Vorverfah-rens (§ 100 Abs. 1, 3 FGO) oder ander-weitige Festsetzung des Geldbetrags oder entsprechende Fest-stellung (§ 100 Abs. 2 FGO)

Verurteilung der Behörde, den begehrten VA zu erlassen (§ 101 Satz 1 FGO) oder Verur-teilung der Behörde, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden (§ 101 Satz 2 FGO)

Verurteilung der Behörde zu einer Leistung

Ausspruch der begehrten Feststel-lung

Entsprechend Anfechtungs- oder Verpflichtungsklage

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Revisionsgründe § 115 FGO

Grundsatzrevision (Abs. 2 Nr. 1)

Divergenzrevision (Abs. 2 Nr. 2)

Verfahrensrevision (Abs. 2 Nr. 3)

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Fallsammlung

Fall 1 Grundlagen Steuerschuldrecht Erläutern Sie allgemein den Unterschied zwischen dem Entstehen eines Steueranspruchs, der Festsetzung und der Fälligkeit der Steuer. Geben Sie anschließend ein Beispiel anhand einer beliebigen Steuerart.

Fall 2 Grundlagen Verwaltungsakt Prüfen Sie, ob Sie in den folgenden Fällen das Merkmal des Verwaltungsaktes „Rechtswirkung nach außen“ und „Regelung eines Einzelfalls“ feststellen können:

1. Ein Steuerbescheid wird dem Stpfl. A bekanntgegeben.

2. Ein Finanzbeamter beantwortet die Frage eines Stpfl. nach den verschiedenen AfA-Möglichkeiten für ein Wohnhaus.

3. Ein Steuerpflichtiger wird aufgefordert, wegen Überschreitung der Umsatzgrenzen (§ 141 Abs.1 AO) zukünftig seinen Gewinn durch Betriebsvermögensvergleich zu ermitteln (141 Abs.2 S.1 AO).

4. Ein Stpfl. erhält einen Betriebsprüfungsbericht übersandt (§ 202 AO).

5. Der Senator für Finanzen weist die Finanzämter an, einem bestimmten Steuerberater grundsätzlich keine Fristverlängerung zu gewähren.

Fall 3 Wirksamkeit von Steuerfestsetzungen

Beurteilen Sie die Wirksamkeit der folgenden Verwaltungsakte. Unterscheiden Sie zwischen Nichtigkeit und Rechtswidrigkeit!

1. Das Forstamt Oranienburg erläßt einen ESt-Bescheid gegen Mauke.

2. Finanzbeamter Dröge gibt telefonisch einen ESt-Bescheid durch.

3. Das Finanzamt München erläßt einen ESt-Bescheid gegen Knallke, obwohl dessen ESt-Erklärung nicht unterschrieben war.

4. In einem (ansonsten vollständigen) ESt-Bescheid fehlt die Angabe des Veranlagungszeitraumes.

Fall 4 Rücknahme und Widerruf Das FA hatte dem in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Steuerschuldner Neffke die ESt-Abschlusszahlung unter dem Vorbehalt des Widerrufs gestundet.

Lt. Stundungsverfügung sollte er die offene Steuer in 6 gleichen Monatsraten entrichten. Da Neffke die erste Rate verspätet und die zweite Rate gar nicht mehr zahlte, hebt das FA die Stundungsverfügung mit Wirkung ab ursprünglicher Fälligkeit auf.

Zu Recht?

Wie wäre die Lösung, wenn Neffke im Stundungsantrag falsche Angaben zur Stundungsbedürftigkeit gemacht hätte?

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Fall 5 Fristberechnung

1. Die Finanzkasse stellt die Einkommensteuer-Abschlußzahlung 01 eines Steuerpflichtigen zum 10.09.02 fällig.

a) Liegt eine - gesetzliche oder behördliche - Zahlungsfrist oder ein Termin vor?

b) Darf der Steuerpflichtige zulässigerweise noch später bezahlen, wenn der 10.09.02 ein Samstag ist?

2. Wann läuft in den folgenden Fällen die Einspruchsfrist gem. § 355 AO ab?

a) Dem Steuerpflichtigen C gilt als am Sonntag, dem 08.10.02 der ESt-Bescheid 02 als bekanntgegeben.

b) Die Steuerpflichtige K erhält ihren ESt-Bescheid 01 am Mittwoch, dem 01.03.02. Der ESt-Bescheid wurde vom FA am Montag, den 28.02.02 zur Post gegeben (Datum des Poststempels). Das Jahr 01 ist kein Schaltjahr.

Fall 6 Wiedereinsetzung in den vorigen Stand

Schmidt aus Berlin wird am Dienstag, den 03.10.08 aufgrund einer akuten Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen. Am Samstag, 11.11.08, wird er als geheilt nach Hause entlassen. Nach flüchtiger Durchsicht seiner Post nimmt er am Montag, 13.11.08, für 3 Tage Urlaub, um seine Tochter in München zu besuchen. Ab Donnerstag, 16.11.08 arbeitet er wieder.

Am Freitag, dem 15.12.08 geht beim Finanzamt sein Einspruch gegen den ESt-Bescheid 07 ein, den dieses am Donnerstag, den 31.08.08 mit einfachem Brief zur Post gegeben hatte. Schmidt macht in dem Schreiben den oben beschriebenen Sachverhalt glaubhaft, indem er die Krankheitsbescheinigung vom 03.10. und den Krankenhausentlassungsschein beifügt, und stellt Antrag auf Wiedereinsetzung.

Wie wird das FA über den Antrag entscheiden?

Fall 7 Verspätungs- und Säumniszuschläge Prüfen Sie, inwieweit Verspätungs- bzw. Säumniszuschläge erhoben werden können:

1. Abgabe der USt-Voranmeldung am 09.05.01 für den Monat April 01; Zahlungseingang beim Finanzamt am 20.05.01. Höhe der Zahllast 5.000 €.

2. Abgabe der USt-Voranmeldung am 24.05.01 für den Monat April 01; Zahlungseingang beim Finanzamt am 17.06.01. Höhe der Zahllast 5.000 €.

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Fall 8 Vorläufige und Vorbehaltsfestsetzungen Stehen die folgenden Festsetzungen kraft Gesetz unter dem Vorbehalt der Nachprüfung bzw. können sie unter diesem Vorbehalt (Ermessensvorbehalt) gestellt werden, oder ist ein Vorbehalt nicht möglich?

1. LSt-Anmeldung Januar 09

2. USt-Vorauszahlungsbescheid

3. Gewerbesteuermessbescheid

4. ein wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse gem. § 165 AO zum Teil vorläufiger ErbSt-Bescheid

5. ein ESt-Bescheid, der aufgrund einer Betriebsprüfung ergeht

Fall 9 Grundlagenbescheid Nennen Sie drei Beispiele für Grundlagenbescheide.

Fall 10 Festsetzungsfrist

1. Erläutern Sie den Begriff "Ablaufhemmung" und geben Sie ein Beispiel.

2. Bestimmen Sie Beginn, Dauer und Ende der Festsetzungsfrist in den folgenden Fällen.

a) Die gesetzlich vorgeschriebene ESt-Erklärung für den Veranlagungszeitraum 2007 geht in 2009 beim Finanzamt ein.

b) Ein Steuerpflichtiger hat im Jahr 2003 neben lohnsteuerpflichtigen Einkünften i.H.v. 26.000 DM ausnahmsweise auch Einkünfte i.H.v. 1.400 DM gehabt, die der LSt nicht unterworfen waren. Eine ESt-Erklärung hat er für 2003 aus Unkenntnis der rechtlichen Situation nicht abgegeben. Eine Veranlagung erfolgte bisher nicht.

c) Die Frist für eine ESt-Festsetzung würde am 31.12.2008 ablaufen. Am 12.12.2008 wird mit einer Außenprüfung begonnen. Durch die Außenprüfung ergibt sich eine Mehrsteuer von 2.760 DM, die durch einen Steuerbescheid festgesetzt wird, den das zuständige FA am 21.4.2009 bei der Post aufgibt. Der Steuerpflichtige legt gegen den Bescheid keinen Rechtsbehelf ein.

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Fall 11 Änderungsvorschriften

Eine hinsichtlich der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung vorläufige, ansonsten endgültige Einkommensteuerfestsetzung gegen Pappke ändert das Finanzamt durch einen (wirksamen!) Änderungsbescheid, weil der zuständige Finanzbeamte bei der Veranlagung aufgrund eines Rechtsirrtums bestimmte Zinseinnahmen als steuerfrei einstufte.

1. Prüfen Sie, ob die Änderung auf § 165 AO, § 172 AO oder § 173 AO gestützt werden kann.

2. Wozu würden Sie Pappke im Fall der Rechtswidrigkeit des Änderungsbescheids raten?

Fall 12 Änderungsvorschriften Der Prüfer hat in 03 bei seiner Außenprüfung bezüglich der in 02 unter dem Vorbehalt der Nachprüfung festgesetzten Einkommensteuer für das Jahr 01 bei Mauke nichts gefunden. Das Finanzamt teilt Mauke daher mit, daß die Prüfung keine Änderung der ESt 01 erbracht habe. Im Jahr 04 wird dem Finanzamt bekannt, daß ein Teil der von Mauke angegebenen Betriebsausgaben nicht abzugsfähig waren. Das Finanzamt ändert daraufhin die Festsetzung mit Hinweis auf §§ 164, 173 AO. Ist dies zulässig?

Hinweis: Eine Steuerverkürzung oder -hinterziehung durch Mauke ist nicht anzunehmen.

Fall 13 Änderungen nach §§ 172, 173 AO Olaf O. hat nach mehrmaliger Aufforderung durch das Finanzamt am 31.03.08 die ESt-Erklärung für das Jahr 01 abgegeben. Am 27.12.08 gibt das Finanzamt den ESt-Bescheid 01, in dem erklärungsgemäß eine Steuer von 10.000 € festgesetzt wird, zur Post. Am 5. Januar fällt Olaf auf, dass er Sonderausgaben nicht erklärt hatte, bei deren Berücksichtigung die Steuer lediglich in Höhe von 9.000 € hätte festgesetzt werden dürfen. Wie entscheidet das FA, wenn Olaf

1. am 10.01.09 Einspruch einlegt (alternativ: Antrag auf schlichte Änderung stellt);

2. am 10.02.09 Einspruch einlegt (alternativ: Antrag auf schlichte Änderung stellt);

3. am 10.02.09 eine Änderung der Steuerfestsetzung nach § 173 AO beantragt?

Fall 14 Varianten des § 172 AO Claire Grube hat einen Steuerbescheid erhalten. In diesem Steuerbescheid sind (unstrittige) geleistete Spenden mit einer steuerlichen Auswirkung iHv 1.000 € nicht berücksichtigt worden. Claire ruft daher ihren Sachbearbeiter Hacke an und fragt, ob man die Angelegenheit nicht ohne großes Aufsehen erledigen und die Sonderausgaben einfach zusätzlich ansetzen könne. Hacke meint, Claire habe genug Geld und könne ja ihren StB fragen. Dieser legt Ihnen den SV zur Vorbereitung vor. Nehmen Sie für den o.a. Grundsachverhalt Stellung zu den nachfolgenden Varianten:

1. Claire legt einen zulässigen Einspruch ein, die Spenden sind unstrittig, jedoch war das Finanzamt bei der Einkommensteuer-Festsetzung recht großzügig. Bisher abgezogene „Werbungskosten“ mit einer steuerlichen Auswirkung iHv 2.000 € könnten vom Finanzamt rechtmäßig versagt werden.

2. Hinsichtlich der Werbungskosten wie 1. aber Claire ruft innerhalb der Rechtsbehelfsfrist beim FA an, die Spenden wurden bisher nicht erklärt.

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3. Die Steuerfestsetzung ist im Übrigen in Ordnung (also auch die WK), lediglich die Spenden wur-

den nicht angesetzt und Claire ruft innerhalb der Rechtsbehelfsfrist an.

4. Die Steuerfestsetzung ist im Übrigen in Ordnung (also auch die WK), Claire ruft außerhalb der Rechtsbehelfsfrist an, bzw schreibt dem Finanzamt, die Spenden wurden innerhalb der Steuer-erklärung erklärt, vom FA abgehakt, aber aus Versehen nicht in der Eingabemaske am PC einge-geben.

5. Die Steuerfestsetzung ist im Übrigen in Ordnung (also auch die WK), Claire ruft außerhalb der Rechtsbehelfsfrist an, bzw schreibt dem Finanzamt, die Spenden wurden nicht erklärt.

Fall 15 Offenbare Unrichtigkeit? Die Steuerpflichtige M erhielt am 03.02.2009 den endgültigen ESt-Bescheid für 2007. Am 07.04.2009 schreibt sie an das FA: „Gegenden ESt-Bescheid für 2007 lege ich Einspruch ein; meine Einnahmen aus Kapitalvermögen betragen nicht wie erklärt 32.400 €, sondern 23.400 €. Der Zahlendreher ist mir erst bei der Durchsicht der Steuererklärung aufgefallen. Ich bitte diese Unrichtigkeit nach § 129 AO zu berichtigen.“

Wie wird das FA entscheiden?

Fall 16 Mitänderung materieller Fehler Das Finanzamt Königs Wusterhausen hat Meiers ESt für 2006 auf 8.000 € am 20.10.2007 festgesetzt. Hinsichtlich der Einkünfte aus VuV wurden die Einkünfte vorläufig festgesetzt. Nachdem die Ungewißheit geklärt war, änderte das FA am 10.03.2009 die Steuerschuld auf 10.000 €. Meier legte am 15.03.2009 Einspruch ein und trägt vor, das FA möge Lebensversicherungsbeiträge, die bisher nicht erklärt waren, nachträglich berücksichtigen (Belege wurden beigefügt; steuerliche Auswirkung 1.200 €, alternativ 3.000 €).

Prüfen Sie, ob und ggf. wieweit das FA dem Einspruch stattgeben wird.

Fall 17 Geschäftsführerhaftung Geschäftsführer Schmidt der X-GmbH hat ab Mai 2008 USt weder angemeldet noch entrichtet. Er tat dies, um mit den noch vorhandenen Mitteln allein Lieferantenverbindlichkeiten zu begleichen, um so den notleidenden Betrieb und die Arbeitsplätze zu retten.

Haftet Schmidt für die USt-Schulden der X-GmbH?

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Fall 18 Haftung bei Betriebsübernahme B kauft von A am 01.01.2009 dessen Einzelhandelsgeschäft. Bei einer Außenprüfung in 2009 wird festgestellt, daß für den Monat Dezember des Jahres 2007 in 2008 zu wenig USt angemeldet und entrichtet wurde.

1. Haftet B für die USt, wenn der Änderungsbescheid in 2009 zugeht?

2. Wie ist zu entscheiden, wenn es sich um die USt aus Januar 2008 handelt und der Änderungsbescheid in 2010 zugeht?

Fall 19 Verschiedene Haftungstatbestände Gans (G) ist der alleinige Erbe seines am 01.11.2009 verstorbenen Vaters Helmut Hahn. Hahn (H) war Geschäftsführer und zusammen mit dem ehemaligen Steuerberater Vogel (V) Gesellschafter der X-GmbH gewesen. V war von der GmbH beauftragt worden, die Bücher der Ge-sellschaft zu führen sowie die Jahresabschlüsse und die Steuererklärungen zu erstellen. G verlangt Einsicht in die Geschäfte und stellt nach Ablauf der Frist zur Ausschlagung der Erbschaft (§§ 1942 ff. BGB) zu seinem Entsetzen fest, dass Kunden jahrelang betrogen und Bilanzen sowie Steuererklärungen von H und V bewusst zu ihrem finanziellen Vorteil frisiert worden sind. Da G mit dem nichts zu tun haben will, wendet er sich auf Anraten seines Anwaltes an das Finanzamt mit der Bitte um Aufklärung und Unterstützung. Gegen V erstattet er Strafanzeige. Eine unter tätiger Mithilfe des G sofort durchgeführte Fahndungsprüfung bringt umfangreiche, bisher nicht erkannte, steuerlich relevante Sachverhalte an den Tag. Danach hat die GmbH u.a. Umsatzsteuer, die bis zum 01.11.2009 entstanden war, in Höhe von 50.000 € weder erklärt noch bezahlt. Daneben melden sich in zunehmendem Maße andere Gläubiger mit Forderungen gegen die Gesellschaft. Das Vermögen der GmbH wird aller Voraussicht nach nicht ausreichen, die gesamten Forderungen zu befriedigen.

1. Haftet G für die Steuerschulden der GmbH?

2. Haftet V für die Steuerschulden der GmbH?

3. Welchen der Schuldner kann das Finanzamt in Anspruch nehmen?

Fall 20 Voraussetzungen des Einspruchs S erhält am Dienstag, den 01.09.2009 seinen Einkommensteuerbescheid für 2008, den das zuständige Finanzamt Finsterwalde am 31.08.2009 per einfachem Brief zur Post gegeben hatte.

Statt sich mit dem Bescheid näher zu befassen, fuhr S erst einmal 3 Wochen in Urlaub. Erst am Montag, den 03.10.2009 holte S den Bescheid wieder hervor und stellte fest, dass das Finanzamt rechtsirrtümlich Werbungskosten aus Vermietung und Verpachtung nicht berücksichtigt und dadurch eine zu hohe Steuer festgesetzt hatte. Sofort verfasste er folgendes Schreiben, das das Finanzamt nachweislich am 04.10.2009 erhielt:

„Gegen meinen Einkommensteuerbescheid vom 31.08.2009 erhebe ich hiermit Widerspruch, denn die von mir geltend gemachten Werbungskosten aus Vermietung & Verpachtung wurden rechtsirrtümlich nicht berücksichtigt” (wird näher ausgeführt).

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S nannte in dem Schriftstück seine korrekte Anschrift und Steuernummer, vergaß aber zu unterschreiben.

Prüfen Sie, ob das Schreiben vom 03.10.2009 einen zulässigen Rechtsbehelf gegen den Einkommensteuerbescheid für 2008 darstellt. Hierbei ist kurz, aber erschöpfend auf folgende Punkte einzugehen:

- Statthaftigkeit - Beschwer - Form - Frist

Fall 21 Anfechtungsklage, Zulässigkeitsvoraussetzungen Die Eheleute M erheben mit dem Schriftsatz vom 10.09.2009 Klage wegen der Einkommensteuerbescheide 2005, 2006 und 2007. Die Einkommensteuerbescheide 2005 und 2006 stammen vom 10.04.2007, die zusammengefasste Einspruchsentscheidung vom 20.08.2009. Der Einkommensteuerschätzungsbescheid 2007 trägt das Datum 09.05.2008. Der Einspruch gegen ihn, der nicht begründet wurde, ist ebenfalls am 20.08.2009 zurückgewiesen worden. Die Eheleute beantragen, bei der Einkommensteuer 2005 die vom Beklagten abgelehnten Werbungskosten, und bei der Einkommensteuer 2006 die noch zu benennenden Aufwendungen steuermindernd zu berücksichtigen. Sie beantragen, den Schätzungsbescheid für 2007 aufzuheben, weil es sich dabei um eine grob überzogene, nicht an Tatsachen orientierte Schätzung handele (was zutrifft). Sind die Klagen zulässig?

Fall 22 Fortsetzungs-Feststellungsklage In der Firma des E fand vom 01.09. bis zum 03.09.2009 eine Betriebsprüfung statt. Die Betriebsprüfungsanordnung erreichte E am 01.05.2009. Eine Prüfung für die Jahre 2005 bis 2007 wurde darin angeordnet. Hiergegen legte er am 10.05.2009 Einspruch ein, weil er die Betriebsprüfungsanordnung für rechtswidrig hielt. Die Einspruchsentscheidung erging am 30.06.2009. Am 15.07.2009 erhob E bei dem Finanzgericht Klage. Während der Betriebsprüfung kam es zu folgenden Vorfällen: Der Betriebsprüfer stellte zufällig fest, dass E den Jahresabschluss 2008 bereits fertig gemacht hatte. Da er ohnehin in dem Archiv der Firma E saß und somit Zugriff auf alle Belege und die Buchhaltung für 2008 hatte, erweiterte er stillschweigend seine Prüfung auf diesen Zeitraum. Bei seiner Prüfung fand der Betriebsprüfer einige Belege, die ihm aufgrund seiner Lebenserfahrung als zweifelhaft erschienen. Ohne E zu informieren, richtete das Finanzamt, dem der Betriebsprüfer angehörte, am 05.09.2009 drei Auskunftsersuchen an die Geschäftspartner von E und bat darin um Aufklärung, welche Sachverhalte den Rechnungen zugrunde lagen. Einer der Angesprochenen brach daraufhin seine Geschäftsbeziehung zu E ab. Die Prüfung brachte für die gesamten Zeiträume 2005 bis 2008 ein erhebliches Mehrergebnis. E fragt um Rat. Welche Ratschläge können Sie ihm geben?

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Fall 23 Nichtzulassungsbeschwerde Die M GmbH hat für das Jahr 2007 keine Steuererklärung abgegeben. Das Finanzamt setzte darum die Körperschaftsteuer aufgrund geschätzter Besteuerungsgrundlagen fest.

Nachdem trotz wiederholter Aufforderung auch Einsprüche nicht begründet worden waren und eine nach § 364 b AO wirksam gesetzte Frist fruchtlos abgelaufen war, wies das Finanzamt die Einsprüche zurück.

Nachdem die GmbH Klage erhoben hatte, reichte sie bei dem Finanzamt Steuererklärungen ein. Das Finanzamt weigerte sich aufgrund des Fristablaufs gem. § 364 b AO, Änderungsbescheide zu erlassen. Das Gericht wies die Klage, zwei Jahre, nachdem sie erhoben worden war, ab, ohne die Revision zuzulassen. Welche Möglichkeit hat die GmbH gegen das Urteil vorzugehen?

Wie beurteilen Sie die Erfolgsaussichten dieses Rechtsmittels?

Fall 24 Überprüfung von Ermessensentscheidungen Zusammen mit dem Einkommensteuerbescheid für das Jahr 2007 mit einer Steuerfestsetzung von 60.000 € und einer daraus resultierenden Abschlusszahlung von 4.000 € wird gegen D ein Verspätungszuschlag von 1.000 € festgesetzt wegen zum wiederholten Male verspäteter Abgabe der Steuererklärung, dieses Mal um zwei Monate. Das Finanzamt weist den Einspruch zurück mit der Begründung, die Ermessensgrenzen seien eingehalten und angesichts D’s wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit sei es erforderlich, den Zuschlag in dieser Höhe aufrecht zu erhalten, um D künftig zur fristgerechten Erklärungsabgabe anzuhalten und einen reibungslosen Verwaltungsablauf zu gewährleisten. Daraufhin erhebt der geknechtete Steuerbürger D fristgerecht Klage und beantragt,

den Verspätungszuschlag ersatzlos aufzuheben, hilfsweise, ihn auf höchstens 200 € festzusetzen.

Wird D Erfolg haben?

Fall 25 Vorläufiger Rechtsschutz nach § 69 FGO P hat 20.000 € Einkommensteuer für 2007 vorausgezahlt. Der Einkommensteuerbescheid setzt die Steuer auf 30.000 € fest. Hiergegen legt P fristgerecht Einspruch ein und stellt Antrag auf Aussetzung der Vollziehung mit der Begründung, das Finanzamt habe einen Aufgabeverlust nach § 16 EStG in Höhe von 150.000 € nicht berücksichtigt. Nach (rechnerisch zutreffender) Berechnung ergäbe sich demnach nur eine Steuer von 8.000 €. Das Finanzamt lehnt den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ab. P leistet die Abschlusszahlung, um Säumniszuschläge zu vermeiden. Drei Monate später wendet er sich an das Finanzgericht und beantragt Aussetzung bzw. Aufhebung der Vollziehung des Einkommensteuerbescheides in Höhe von 22.000 €. Über seinen Einspruch ist noch nicht entschieden. Angenommen, es ergäben sich in tatsächlicher und/oder rechtlicher Hinsicht aus den von P angeführten Gründen erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Steuerbescheides, wird die Aussetzung der Vollziehung im beantragten Umfang gewährt werden?

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Fall 26 Klagebefugnis Der Komplementär und die zwanzig Kommanditisten der K-KG haben einen gemeinsamen Empfangsbevollmächtigten bestellt. Obwohl Piefke (Kommanditist Nr. 19) bereits am 20.03.2008 aus der KG ausgeschieden ist und einer Bekanntgabe des Feststellungsbescheides an den Empfangsbevollmächtigten widersprochen und dies dem Finanzamt mitgeteilt hat, schickt das Finanzamt den Feststellungsbescheid für das Jahr 2007 am 10. Dezember 2008 „mit Wirkung für und gegen alle“ an den Empfangsbevollmächtigten. Ebenso im März 2009 die nachfolgende Einspruchsentscheidung. Kann Piefke im August 2009 noch etwas unternehmen, wenn er jetzt erst erfährt, dass ein Bescheid bekannt gegeben, die Einspruchsentscheidung bestandskräftig wurde und er mit dem festgestellten Gewinn nicht einverstanden ist?