Stilistische Regeln Der Deutschen Rechtsprache

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  • 7/23/2019 Stilistische Regeln Der Deutschen Rechtsprache

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    Stilistische Regeln der deutschen Rechtsprache

    I. Klar gegliederter Satzbau:

    1. Schachtelstze verfhren zur Unordnung der Gedanken. Eine durchsichtige Gliederung der

    Denkschritte ertrgt in der Regel nur die Abfolge von eine !au"t# it eine $ebensatz.

    Nicht:Die %atsache& dass der 'eklagte nicht zu erkennen gab& dass die 'rosche& (elche er in der

    !and hielt& nur billiger )odeschuck (ar& kann hier nicht relevant sein.

    Sondern: Der 'eklagte hat nicht erkennen lassen& dass die 'rosche in seiner !and nur

    )odeschuck (ar. Dies ist *edoch unerheblich.

    +. In Gedankenstriche oder Klammern gefasste Einschbe stren den Gedankengang. Dasselbe

    gilt fr Zwischenbemerkungen.

    $icht:A hat # (as brigens auch ' nicht bestreitet # das Auto selbst gefahren.

    Sondern:A steuerte den ,agen. Dies bestreitet auch ' nicht.

    -. Nicht eder Nebensat! sollte mit "dass# eingeleitet werden. Eleganter wirkt oft der Konunkti$%

    $or allem bei mittelbarer &ede.

    $icht:A lie ' itteilen& dass die Sendung angekoen (re.

    Sondern:A lie ' itteilen& die Sendung sei eingetroffen. A unterrichtete ' vo Eintreffen der

    Sendung.

    /. 'au(ts)t!e sind in der &egel selbst)ndig !u fassen und nicht mit "und# !u $erkn(fen.

    Nicht:Der 0ertrag (urde a ... geschlossen& und a ... kaen die arteien (ieder zusaen& u

    ihn zu erfllen.

    Sondern:Der 0ertragsschluss erfolgte a ... A ... trafen sich die arteien zur 0ertragserfllung.

    2. *egrndungss)t!e brauchen nicht mit "denn# eingeleitet werden. Ihr +esen muss sich aus dem

    Inhalt des ,at!es selbst ergeben.

    Nicht:Diese Ansicht ist unzutreffend& denn es ist allgeein bekannt& dass...

    Sondern:Diese Ansicht trifft nicht zu. 'ekanntlich ...

    3. Zu h)ufige &elati$s)t!e wirken anf)ngerhaft und kosten &aum. Die gleichrangige -bfolge der

    Gedanken wirkt eleganter.

    Nicht4 '& der sich zuvor genau ber die 0erhltnisse des A inforiert hatte& traf a ... bei diese

    ein.

    Sondern4 ' hatte sich vorher ber die 0erhltnisse des A unterrichtet und traf a ... bei diese ein.

    II. Sparsamer Wortgebrauch:

    1. -lles berflssige ist bei /uristen falsch. Der Gedanke muss so kna(( formuliert werden% dass

    sein einmaliger 0ortrag ber!eugt. +iederholungen und +ortschwall $erraten 1nsicherheit.

    +. Der mndliche 0ortrag $erklingt schnell und bedarf besonderer *etonung und -usschmckung.

    Der schriftliche &echtste2t kommt dagegen ohne ,chmuck und 3llwrter aus 4!.*. aber% auch% also%

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    wohl% hingegen% freilich% gewisserma5en6. -d$erbien und -dekti$e sollen nur !ur 1nterscheidung

    gebraucht werden. Die 0erwendung der +rter "a# und "gar# ist immer ein ,tilfehler.

    III. Fremd- und Modewrter:

    1. 3remdwrter sind nur als 3achausdrcke oder als 7ehnwrter !ul)ssig% soweit gleichbedeutende

    deutsche +rter fehlen. Der /urist braucht den wissenschaftlichen 8harakter seiner -rbeit nicht durch

    3remdwrter !u beweisen.

    Nicht4 Die e5zessive Akkuulation von 6red(7rtern signalisiert relevante Seiintellektualitt.

    Sondern4 8berige Anhufung von 6red(7rtern verrt erhebliche !albbildung.

    'eis"iele4 annehen statt akze"tieren& unterscheiden statt differenzieren& itteilen statt signalisieren&

    ver(irklichen statt realisieren& Absicht statt 9ntention& )7glichkeit statt Alternative& be(eglich statt

    fle5ibel& bestens statt o"tial& genau statt detailliert& erheblich statt relevant& befhigt statt :ualifiziert&

    enttuscht statt frustriert

    +. 3lucht in fremde 3achs(rachen ist kein Zeichen $on *ildung und hilft nicht bei der Kl)rung der

    &echtsfrage.

    !u Mer"en4 Eine ;'uchung< ist nur ein banktechnischer 0organg und kann rechtlich

    unterschiedliche 'edeutung haben& et(a einer Abtretung& 6orderungsbegrndung& Erfllung. Ein

    ;9dentifikationskonflikt< =s>chologie? bedarf ebenso der 8bersetzung ins @uristische (ie eine

    ;Elternrolle< =Soziologie? oder ein ;Stellen(ert< =)atheatik?.

    -. Ein gedanklich $ollkommener 9e2t ist auch s(rachlich schn und frei $on modischem *eiwerk. Er

    muss ,(rachmoden berleben knnen.

    'eis"iele4

    verstehen statt nachvollziehen& schlielich statt letztendlich& 'edeutung statt Stellen(ert&

    Anfang statt Einstieg in& keines(egs statt in keinster ,eise& onflikt statt onfliktsituation&

    Bukunft statt Bukunfts"ers"ektive& S"annung statt S"annungsfeld& hnlicher 6all statt hnlich

    gelagerter 6all& enthalten statt beinhalten& )inderheitseinung statt )indereinung

    I#. Stil der Rechtssprache:

    1. Gute Rechts(issenschaft besteht in de Gebrauch der allgeein gltigen 6achs"rache.

    Ab(eichen von dieser und s"rachliche $eusch7"fungen gefhrden die Rechtssicherheit. ,(rachliche

    riginalit)tist bei @uristen ein 6ehler.

    Nicht4 Degegenber acht A den Ein(and geltend& ' htte sein ;erkauftes< Reisevergngen

    berhau"t nicht genieen k7nnen& (eil er krank i 'ett gelegen htte.

    Sondern4 !iergegen erhebt A die Einrede des Annaheverzuges.

    +. Die +ertungen ergeben sich aus dem Geset!. Der /urist soll nicht schulmeistern oder

    Kraftausdrcke gebrauchen.

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    Nicht4 Die Rechtsauffassung des 'eklagten ist v7llig ab(egig und absurd.

    Sondern4 Die Absicht des 'eklagten ist nicht i Gesetz begrndet.

    -. *illigkeitswendungen und ;worte% die nicht $om Geset! $orgegeben sind% $erraten in der &egel

    das 3ehlen einer wissenschaftlich ber(rfbaren *egrndung. -lle &echtsfragen sind

    Zumutbarkeitsfragen% so dass die *ehau(tung% eine &echtsfolge sei !umutbar oder un!umutbar%

    nichts sagend ist.

    Nicht4 Dies kann de 'eklagten nicht zugeutet (erden.Sondern4 !ierzu ist der 'eklagte nicht

    ver"flichtet& (eil...

    !u Mer"en4 9n zivilrechtlichen Arbeiten in der Regel unsachge ist der Gebrauch des ,ortes

    ;Burechnunguam(erfekt !u beachten. Eine einmal gew)hlte Zeitform ist

    bei!uhalten.

    Nicht4 Als A bei ' anrief& teilte dieser ih it& die ,are (re nicht geliefert.

    Sondern4 Auf die Anfrage des A teilte ' it& die ,are sei nicht geliefert (orden.

    . /uristen beurteilen 'andlungen und reden grunds)t!lich in der 3orm des -kti$s. =assi$stil

    $erschleiert die 0erantwortung. Eine -usnahme gilt% wenn durch das =assi$ die 7age des (fers in

    den

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    werden und $err)t 1nsicherheit oder