19
Stilsicher zum beruflichen Erfolg so sind Sie immer perfekt gekleidet!

Stilsicher zum beruflichen Erfolg so sind Sie immer ... · authentisch und betont locker wirken. Oder er wollte demonstrieren, dass er so reich und so mächtig ist, dass die gängigen

Embed Size (px)

Citation preview

Stilsicher zum beruflichen Erfolg – so sind Sie immer perfekt gekleidet!

Outfit-Knigge

www.stil.de 1

3 goldene Regeln, wie Sie immer die passende Kleidung wählen

DARUM GEHT ES: Über Ihre Kleidung drücken Sie aus, wer Sie sind. Sie demons-trieren Ihre Wertschätzung für sich selbst und für andere

und Sie zeigen, inwieweit Sie sich in eine Gruppe integrieren oder sich von ihr abgrenzen. Ihr Gegenüber erkennt an Ihrer Auswahl, ob Sie die geschriebenen und ungeschriebenen Kleiderregeln kennen und beachten. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie je nach Anlass, Personenkreis und Rollenerwartung die korrekte Kleidung finden.

Die Themen:�� Warum Kleidung keine Privatsache ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

�� 1. Regel: Wählen Sie Ihre Kleidung passend zum Anlass . . . . . . 7

�� 2. Regel: Integrieren Sie sich auf angemessene Weise in die jeweilige Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

�� 3. Regel: Berücksichtigen Sie gängige Rollenerwartungen . . . . 14

�� Das Wichtigste im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Ihre Expertinnen: Agnes Anna Jarosch und Karin H. Schleines

Agnes Anna Jarosch ist Chefredakteurin von „Der gro-ße Knigge“, Buchautorin und zertifizierter Coach. Sie leitet den „Deutschen Knigge-Rat“, schult deutsch-landweit Führungs- und Nachwuchskräfte und wird überregional in den deutschen Medien zitiert (Print, Rundfunk, Fernsehen). Dieser Beitrag entstand in Zu-sammenarbeit mit Karin H. Schleines. Die selbststän-dige Unternehmensberaterin aus Wiesbaden offeriert unter anderem Trainings im Bereich Business-Etikette und moderiert das Forum „Business-Etikette“ inner-halb des Online-Netzwerks „managersbc.com“ und des Geschäftsfrauenportals „xyglobal.net“.

Outfit-Knigge

www.stil.de2

Warum Kleidung keine Privatsache istMit der Kleidung, die Sie in der Öffentlichkeit tragen, senden Sie auch immer Signale, die auf andere Menschen wirken. Löst Ihre Kleidung bei Ihrem Gegenüber positive Assoziationen aus – sprich: gefällt sie ihm –, wirkt sich das vorteilhaft auf die Kommunikation aus. Das Gegen-teil geschieht, wenn Sie durch Ihre Garderobe Missfallen erregen.

Wählen Sie deshalb Ihre Outits nicht ausschließlich nach Bequemlichkeit und persönlichen Vorlieben aus. Beziehen Sie weitere Überlegungen in Ihre jeweilige Entscheidung ein.

Viele Menschen kleiden sich falsch, ohne es zu wissen. Sie betrachten ihr Verhalten als Kavaliersdelikt oder den-ken, die Auswahl der Kleidung sei Privatsache, die andere nichts angehe. Weit gefehlt! Äußerlichkeiten wirken im-mer und können provozieren oder sogar die Gefühle ande-rer Menschen verletzen. Gerade beim ersten Eindruck ist die Kleidung besonders wichtig.

beispiel: Urlaub

In vielen arabischen und asiatischen Kulturen ist es unan-gemessen, viel Haut zu zeigen, im Bikini ins Restaurant zu gehen oder leicht bekleidet ein Gotteshaus zu betre-ten. Wer als Urlauber die Geplogenheiten des Gastlandes missachtet, verletzt das Schamgefühl anderer Menschen. Sanfte Anpassung an die Landessitten ist gefragt.

Auch in Deutschland können Sie mit falscher Kleidung die Gefühle anderer Menschen verletzen. Typische Beispiele:

� Die 80-jährige Großmutter ist enttäuscht, weil der En-kel in abgetragener Freizeitkleidung zu ihrer Geburts-tagsfeier erscheint.

� Die Braut ist verärgert, weil die beste Freundin eben-falls ein cremefarbenes Kleid gewählt hat. Die Farbe Weiß ist der Braut vorbehalten – in allen Nuancen.

Äußerlichkeiten wirken immer

Outfit-Knigge

www.stil.de 3

� Eine Bekannte erscheint im aufreizenden Outit zur Be-erdigung und brüskiert damit die Angehörigen des Ver-storbenen. Es ist pietätlos, bei einer Trauerfeier durch ein schrilles, freizügiges oder unpassendes Äußeres alle Blicke auf sich zu ziehen.

praxis-tipp: Je ernsthafter, desto dezenter

Es gilt die Regel: je ernsthafter und seriöser der An-lass, desto dunkler und dezenter die Kleidung. Beispiel Beerdigung: Wer keinen schwarzen Anzug oder kein schwarzes Kostüm besitzt, darf trotzdem zur Trauerfei-er erscheinen. Er sollte allerdings zu dunkler, dezenter Kleidung greifen, mit der er nicht auffällt.

Wertschätzung und Missachtung

Diese Fälle zeigen: Die meisten Menschen empinden un-passende Kleidung als Missachtung und fühlen sich ge-ring geschätzt oder brüskiert. Dabei spielt es häuig keine Rolle, ob jemand absichtlich oder unwissentlich mit seiner Kleidung provoziert.

Falle Nummer 1: Gedankenlosigkeit

In vielen Fällen ist sich die Person, die durch ihre Klei-dung unangenehm auffällt, gar nicht bewusst, dass sie provoziert.

beispiele: Eine junge Frau legt sehr viel Wert auf Mode. Sie denkt lediglich daran, dass sie sich supermodisch klei-det, wenn sie bauchfrei, im ultrakurzen Minirock oder mit tiefem Dekolleté erscheint. Ein Jugendlicher indet sich cool, wenn er in Jeans und Sweatshirt bei der goldenen Hochzeit seiner Großeltern aufkreuzt. Er denkt nur daran, was ihm gefällt – und schert sich nicht darum, was sein Auftritt für die Großmutter bedeutet.

Outfit-Knigge

www.stil.de4

Die trendorientierte junge Frau ist sich nicht bewusst, wie unangenehm sie auffällt.

Falle Nummer 2: Demonstration von Individualität und Macht

Einige Menschen wollen ihre Individualität zum Aus-druck bringen und ignorieren gängige Dresscodes des-halb bewusst. Sie setzen sich durch ihre Kleiderwahl in Szene.

Allerdings gibt es nur wenige Persönlichkeiten, denen ein solcher Regelverstoß nicht übel genommen wird. Dazu zählen etwa Genies oder Weltstars.

Outfit-Knigge

www.stil.de 5

beispiel: Ein herausragender Künstler erscheint immer im weißen Anzug, unter dem er ein schwarzes T-Shirt trägt. Weitere Markenzeichen seines Outits sind Western-Stie-fel und ein Cowboy-Hut, den er sogar im Raum aufbehält.

Seine Fans verzeihen ihm eine solche Marotte nicht nur, sondern fordern sie sogar! Der Rest der Anwesenden wird wahrscheinlich allenfalls innerlich ein wenig die Nase rümpfen. Käme Otto Normalverbraucher in dieser Auf-machung zu einer Veranstaltung, könnte er kaum auf To-leranz hoffen.

In der Film-, Kunst- und Unterhaltungsbranche gehört es dazu, sich zu inszenieren. Deswegen werden großen Stars und Künstlern Abweichungen von der Kleidungsnorm verziehen.

Fernab der Kunst-Szene, des roten Teppichs und der großen Bühne wirkt es als unangenehme Machtdemonstration, He-rablassung oder Überheblichkeit, wenn sich jemand durch das Tragen unangebrachter Kleidung inszeniert. Das muss-te auch der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erfahren.

Sonderregeln für Weltstars

Outfit-Knigge

www.stil.de6

Mark Zuckerberg und der Kapuzenpullover

Vor dem diesjährigen Börsengang des sozialen Netz-werks „Facebook“ trat der 28-jährige Gründer Mark Zuckerberg in seiner „Roadshow“ in Jeans und Kapu-zenpullover auf. In dieser Kleidung stand er den deut-lich älteren potentiellen Investoren und Anzugträgern der Wall Street gegenüber.

Vermutlich wollte Mark Zuckerberg in seinem Outit authentisch und betont locker wirken. Oder er wollte demonstrieren, dass er so reich und so mächtig ist, dass die gängigen Dresscodes für ihn nicht gelten. Aller-dings wurde seine Kleidung von einigen Medien und Menschen als „Zeichen der Unreife“ und „Respektlo-sigkeit“ gewertet. Nicht jeder potentielle Investor sah über diesen Stilbruch hinweg.

Interessant ist, dass Zuckerberg einen Tag nach dem Börsengang seine langjährige Freundin Priscilla Chan heiratete. Das Hochzeitsbild wirkte im Gegensatz zur Roadshow erstaunlich konventionell und bürgerlich: Zuckerberg trug einen dunklen Anzug, Krawatte und ein weißes Hemd, Priscilla ein weißes Brautkleid und einen Schleier. Offensichtlich war es Zuckerberg zu-mindest an seinem Hochzeitstag wichtig, den Kapuzen-pullover gegen einen dunkeln Anzug zu tauschen.

Falle Nummer 3: Unkenntnis und Gleichgültigkeit

Einige Menschen achten nicht auf korrekte Kleidung, weil sie meinen, Wichtigeres im Kopf zu haben. Sie kennen sich nicht mit der Mode aus, interessieren sich nicht dafür oder halten es für unethisch, sich zu intensiv mit Äußer-lichkeiten zu beschäftigen.

Nur wenige Menschen tolerieren diese Unkenntnis milde lächelnd.

Verärgerung der Investoren

Outfit-Knigge

www.stil.de 7

beispiel: Ein hochkarätiger Gelehrter hält einen exzellen-ten Vortrag in einem verknitterten Anzug, Farbe schwer deinierbar graubraun, an den Füßen Sandaletten und wei-ße Socken. Die Brillanz seiner wissenschaftlichen Leis-tung wird beim Auditorium wahrscheinlich nachsichtige Gedanken hervorrufen. Einem zerstreuten Professor ver-zeiht man seine Unkenntnis vermutlich.

In der Regel schließen die meisten Menschen allerdings von nachlässiger Kleidung sehr schnell auf weitere Deizi-te im Umgang mit anderen. Außerdem besteht – wie bei den Beispielen zuvor – die Gefahr, dass unpassende Klei-dung als fehlende Wertschätzung empfunden wird.

Über ein passendes Outit signalisieren Sie, dass Sie Ihren Mitmenschen und dem Anlass den gebührenden Respekt erweisen. Über ein sauberes, korrektes und passendes Äu-ßeres zeigen Sie darüber hinaus, dass Sie Disziplin besit-zen und Selbstachtung haben. Menschen, die ihre Selbst-achtung verloren haben, kümmern sich häuig nicht mehr ausreichend um ihr Aussehen.

Wenn Kleidung ablenkt

Zuhörer sollten gebannt Ihren Worten lauschen und nicht über Ihre Kleidung nachdenken. Für Sie als Redner ist es nicht wünschenswert, dass Ihr Outit die Zuhörer irritiert und ihre Aufmerksamkeit absorbiert.

Folgende drei Regeln helfen Ihnen dabei, über Ihre Klei-dung Wertschätzung auszudrücken, Kompetenz auszu-strahlen und positive Signale zu senden.

1. Regel: Wählen Sie Ihre Kleidung passend zum AnlassDer Grundsatz „Je besser die Kleidung, desto positiver die Wirkung“ gilt nicht immer. Stellen Sie sich vor:

Respekt, Disziplin, Selbstachtung

Outfit-Knigge

www.stil.de8

beispiel: Wolfgang ist von einem neuen Bekannten in seinem Golf-Club zu einer Garten-Party am See ein-geladen. Er denkt: Das wird bestimmt wieder einmal ein eleganter Abend und entscheidet sich für ein weißes Dinnerjackett.

Die Kleidung sollte dem Anlass angemessen sein. Wer zu gut oder zu schlecht gekleidet ist, kann zum Außenseiter werden und/oder sich unwohl fühlen.

Als er eintrifft, stehen alle anderen in Jeans und Freizeit-kleidung um den Gartengrill herum, als er eintrifft. Seine Golf-Freunde haben an diesem Abend in Wolfgang das Ziel des Spotts gefunden.

Immer wieder muss er sich ironische Bemerkungen wie „Also wirklich toll, wie du dich in Schale geschmissen hast“ anhören. Aus diesem Erlebnis hat Wolfgang gelernt und erkundigt sich von nun an vorher, welcher Kleidungs-stil vorgesehen ist.

Outfit-Knigge

www.stil.de 9

Doch sogar bei späteren Zusammentreffen des Bekann-tenkreises, zu denen er passend gekleidet erscheint, hört er noch Hänseleien wie: „Was? Du heute gar nicht im Din-nerjackett?!?“

Deklassierung hinter vorgehaltener Hand

Wolfgang ist ein selbstbewusster Typ, der mit den Stiche-leien der anderen ohne Probleme umgehen kann. Und niemand wird ihm wegen des Auftritts die Freundschaft kündigen. Somit kann er den Fauxpas locker wegstecken.

Bei einem empindlichen Menschen können die Konse-quenzen allerdings gravierender sein – dann nämlich, wenn er die Hänseleien nicht so locker wegstecken kann und sein Selbstbewusstsein darunter leidet.

Im berulichen Kontext kann falsche Kleidung Chancen und Möglichkeiten verbauen. Häuig wird jemand, der falsch gekleidet ist, nicht offen angesprochen, sondern hinter vorgehaltener Hand deklassiert und somit aus der Gemeinschaft ausgeschlossen oder in seiner berulichen Entwicklung behindert.

Beachten Sie geschriebene und ungeschriebene Dresscodes

Für viele formelle Anlässe, wie zum Beispiel Bälle, Be-erdigungen oder Firmenfeiern, werden Einladungen ohne Bekleidungsvermerk verschickt. Die Veranstalter gehen davon aus, dass die „ungeschriebenen Kleidungsgesetze“ bekannt sind.

Zu formellen Anlässen wie Empfängen, Feierstunden und Festakten wird in der Regel hochofizielle Geschäftsklei-dung erwartet. Ein Bekleidungsvermerk ist auf entspre-chenden Einladungen selten zu inden. Er wird vorrangig dann veröffentlicht, wenn die Gastgeber spezielle Wün-sche haben.

Outfit-Knigge

www.stil.de10

Der Unterschied zwischen hochoffizieller und halboffi-zieller Geschäftskleidung

Die hochofizielle Garderobe wird in der Vorstandsetage ge-tragen. Die Angestellten am Schalter und in der Kundenbe-ratung sind auch mit dem halbofiziellen Stil gut gekleidet.

� Die hochofizielle Business-Kleidung für Frauen

Immer angemessen ist das klassische Kostüm oder der klassische Hosenanzug in nicht zu grellen Farben mit Blu-se, je nach Modetrend auch mit Weste möglich. Ebenfalls top ist ein Kleid mit passender Jacke. Rocklänge: am bes-ten knieumspielend. Mini-Röcke sind verpönt, wadenlan-ge Röcke umstritten.

� Die halbofizielle Business-Kleidung für Frauen

Zusätzlich zum konventionellen Kostüm oder Jackenkleid haben Sie hier die Auswahl zwischen klassischem Hosen-anzug, Kombi-Mode – zum Beispiel Blazer zu Rock oder Hose –, Twin Sets (Kombination aus feinem Strickoberteil und passender Strickjacke) und verschiedenen Rocklän-gen. Der Mini ist allerdings auch bei der weniger strengen Business-Kleidung ausgenommen.

Sie dürfen mehr Farbe bekennen als Männer. Beachten Sie dabei aber bitte die Signalwirkung von und Assoziationen zu Farben. Beispiel: Rot wird nicht nur mit Kraft oder Ak-tivität in Verbindung gebracht. Bei den meisten Menschen tauchen auch Verbindungen zu Erotik, Sexualität, Leiden-schaft, Liebe bis hin zu Aggressivität oder Wut auf.

die faustregel: Je ofizieller ein Anlass, desto ge-deckter sollten auch Sie als Frau die Farbe Ihrer Klei-dung wählen.

� Die hochofizielle Business-Kleidung für Männer

In Vorstandsetagen bewegt sich die Anzugfarbe zwischen Dunkelgrau und Mitternachtsblau – mit und ohne Nadel-

Kostüm/Hosenanzug

Outfit-Knigge

www.stil.de 11

streifen. Komplettiert wird der Anzug gegebenenfalls mit einer Weste, einem vorzugsweise weißen Hemd mit Kent-kragen und einer (Seiden-)Krawatte im klassischen Des-sin. (Knie-)Strümpfe und Schuhe sind schwarz.

� Die halbofizielle Business-Kleidung für Männer

Sie haben die Wahl: Anzug, Hemd und Krawatte oder Kombinationen. Das Jackett kann gemustert sein. Braun-, Beige- oder Rosttöne sind ebenso wie Mittelblau oder ein mattes Grün nicht tabu. Hemden können leicht getönt sein und mit verschiedenen Kragenformen wie Tab- oder Kent-kragen getragen werden.

Selbstverständlich gehören auch hier eine dezente Krawat-te sowie dunkle Socken und Lederschuhe – abgestimmt auf die Farbe der Hose – zum kompletten Geschäfts-Outit dazu.

praxis-tipp: Wenn ein Dresscode auf der Einladung angegeben ist, sollten Sie ihn als Gast beherzigen. Es wäre sehr unhölich, einen Bekleidungsvermerk nicht zu beachten. Sie laufen Gefahr, die Gastgeber zu brüs-kieren oder zu verletzen. Wie Sie die Dresscodes rich-tig interpretieren, erfahren Sie im Beitrag D 68 „Dress-code, schriftlich“ in Ihrem Grundwerk.

Wenn der Dresscode fehlt

Fehlt der Dresscode, können Sie der Einladung indirekt entnehmen, welchen Stil die Veranstaltung haben wird und ob es eher formell oder informell zugeht:

� Wo indet die Feier statt: im Schrebergarten-Verein oder im Sterne-Restaurant?

� Wie ist die Wortwahl der Einladung: „Wir freuen uns, Sie anlässlich unseres Firmenjubiläums einladen zu dürfen“ oder „Komm zu meiner Geburtstagsfete …“

Dunkler Anzug

Outfit-Knigge

www.stil.de12

� Sonstige Programm-Informationen: Spielt eine Rock-Band, tritt der lokale Männerchor auf oder sorgt eine Pianistin für klassische Hintergrundmusik?

� Aufmachung der Einladung: klassisch oder schrill, prag-matisch oder aufwändig?

Scheuen Sie sich nicht, diese Informationen beim Gastge-ber zu erfragen, um die richtige Kleidungs-Entscheidung treffen zu können.

2. Regel: Integrieren Sie sich auf angemes-sene Weise in die jeweilige GesellschaftNachdem Sie den Anlass und geschriebene und unge-schriebene Dresscodes analysiert haben, sollten Sie über-legen, mit welchen Menschen Sie zusammentreffen:

� Sind es jüngere, ältere oder sehr alte Menschen?

� Sind es Fremde oder Vertraute?

� Sind es Kunden, Kollegen oder Familienmitglieder?

Häuig bestimmt nicht nur der Anlass, sondern auch der Personenkreis den Stil der Veranstaltung und den Grad der Förmlichkeit.

Richten Sie sich nach diesen Faustregeln:

� Je älter die Menschen sind, mit denen Sie zusammen-treffen, desto klassischer fällt in der Regel ihr Klei-dungs-Stil aus.

� Je fremder Ihnen andere Menschen sind, desto eher sollten Sie auf modische Experimente und übertriebene Lässigkeit verzichten.

Als erwachsener Mensch haben Sie selbstverständlich das Recht, Empfehlungen abzulehnen oder Regeln zu brechen.

Outfit-Knigge

www.stil.de 13

Wer die Regeln bricht, muss allerdings die Konsequenzen tragen, die ihm daraus erwachsen.

Kleidung ist ein bewährtes Mittel, um Gruppenzuge-hörigkeit zu demonstrieren und zu fördern. Denken Sie zum Beispiel an Sportvereine und Interessengruppen, die über einheitliche/ähnliche Kleidung und Trikots ihre Zusammengehörigkeit demonstrieren. Im Geschäftsle-ben stärkt die einheitliche Geschäftskleidung das Ge-meinschaftsgefühl. Passende Kleidung sendet an andere Gruppenmitglieder das Signal aus: „Das ist einer/eine von uns.“

Adolf Freiherr Knigge sagte: „Wer die Gesellschaft nicht entbehren kann, soll sich ihren Gebräuchen unterwerfen, weil sie mächtiger sind als er.“ Diese Aussage ist auch 2012 aktuell (wie das folgende Beispiel zeigt).

beispiel: Heinrich ist zum Vormittags-Empfang anläss-lich des 60. Geburtstags seines Chefs eingeladen. Er er-scheint in einem laubgrünen Jackett – Designer-Qualität, extra neu angeschafft –, das er elegant (wie er meint) mit einer modernen Jeans kombiniert hat. Dazu trägt er ein farblich passendes, buntes Retro-Hemd mit Ornamenten. Der Verkäufer im Designer-Geschäft meinte, das sei der neueste Trend und sehr schick.

Auf der Veranstaltung wirkt Heinrich wie ein Paradies-vogel. Was an seiner Kleidung schick sein soll, kann sein Chef nicht erkennen.

Warum Heinrich die angestrebte Beförderung nicht erhal-ten hat, weiß er bis heute nicht. Heinrichs Chef, der ihn zum Empfang als letzten Test vor dem geplanten Karrie-resprung eingeladen hatte, beschloss: „Das kann ich nicht wagen, wenn er nicht einmal weiß, wie man sich zu einer solchen Gelegenheit kleidet. Meine Führungskräfte müs-sen wissen, wie sie die Firma korrekt repräsentieren und die Kleidungserwartungen von Kunden und Geschäfts-partnern erfüllen.“

Zeichen der Zugehörigkeit

Outfit-Knigge

www.stil.de14

Designerkleidung muss nicht zwingend die beste Wahl sein.

Bedenken Sie daher immer, mit wem Sie es zu tun ha-ben und passen Sie Ihren Kleidungsstil sanft der jewei-ligen Gesellschaft an, wenn Sie ein Teil der Gruppe sein möchten.

3. Regel: Berücksichtigen Sie gängige RollenerwartungenAuf den ersten Blick mag die Empfehlung:

„Richten Sie sich bei Ihrer Kleidungs-Auswahl auch nach den Erwartungen, die andere daran haben.“

einengend oder gar den persönlichen Stil angreifend er-scheinen. Aus diesem Grund gehen manche Menschen wie von der Tarantel gestochen an die Decke, wenn sie diesen Rat hören.

Doch das ist sowohl überlüssig als auch unvorsichtig, wenn nicht gar dumm:

Outfit-Knigge

www.stil.de 15

� Unnötig ist es, weil Sie Ihren persönlichen Stil auch dann erhalten können, wenn Sie die Erwartungen ande-rer berücksichtigen.

� Unvorsichtig ist es, weil Sie sich unter Umständen Ihre eigenen Chancen verbauen, wenn Sie Erwartungen ent-täuschen – gerade im Berufsleben.

Warum es besonders im Beruf wichtig ist, Kleidungserwartungen zu erfüllen

Bitte stellen Sie sich folgende Situationen vor:

� Sie haben einen Termin beim Vorstandsvorsitzenden einer Bank. Dessen Assistentin geleitet Sie im nabel-freien Outit mit Glitzertop zu ihm. Er selbst empfängt Sie in Cordhose, Sweatshirt und Turnschuhen.

� Sie besuchen eine Verwandte im Krankenhaus. Gerade indet die Visite statt. Das Ärzteteam wird vom Chef-arzt im Jogging-Anzug mit Flip-Flops an den Füßen angeführt.

� Sie erwarten jemanden, der Ihre Waschmaschine repa-rieren soll. Dieser erscheint im Nadelstreifen-Anzug, mit weißem Hemd und Seidenkrawatte. Vermutlich werden Sie spontan denken oder gar sagen: „Aber ich will doch keine neue Waschmaschine kaufen, sondern die alte repariert haben!“

Diese Beispiele zeigen: Es gibt fest verankerte Image-Bil-der zu berulichen Rollen und zur „richtigen“ und „fal-schen“ Berufskleidung.

Was als „richtige“ oder „falsche“ Berufskleidung empfun-den wird, hängt von den Erwartungen der Betrachtenden ab. Diese Erwartungen werden zum Beispiel durch die Er-ziehung, eigene Erfahrungen und durch die Medien ge-prägt.

Kompetenz auf einen Blick

Outfit-Knigge

www.stil.de16

Diesem Image zu entsprechen, ist wichtig: Werden die Kleidungserwartungen nicht erfüllt, unterstellen die meis-ten Menschen – meistens unbewusst – dass die Person kein Proi ist. Die Kleidung der Mitarbeiter prägt sogar das Image des gesamten Unternehmens.

Betrachten Sie Ihre Kleidung mit den Augen Ihrer Kundschaft

Überlegen Sie: Welche Rollenerwartungen hat Ihre Kund-schaft Ihnen gegenüber? Welche Waren und/oder Dienst-leistungen bieten Sie an? Gerade wenn keine Gegenstände über die Ladentheke gehen, sind die Kundenerwartungen an das äußere Erscheinungsbild besonders wichtig.

In diesen Berufen ist klassische Kleidung ein Muss

Vom äußeren Erscheinungsbild schließen die meisten Menschen intuitiv auf menschliche Qualitäten und be-ruliche Fähigkeiten. So ist der Ausdruck von Seriosität, Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz gekoppelt an klassische Kleidung.

Sind Sie in einer Branche tätig, in der diese Eigenschaften gefragt sind, wählen Sie am besten die klassische Busi-ness-Kleidung.

beispiele:

� Geldinstitute

� Steuerberatungsbüros

� Anwaltskanzleien

� Versicherungswesen

� Führungsetagen großer Unternehmen

� Dozentinnen und Referenten für Seminare

Seite K 50/10

Outfit-Knigge

www.stil.de 17

Wann Sie mehr Kleidungsfreiheit im Beruf haben

In Berufen, in denen es hauptsächlich auf Kreativität und künstlerische Gestaltung ankommt, lässt der Dresscode mehr Freiheiten zu. Zu starre Bekleidungsvorgaben könn-ten als gegenteiliges Signal von fantasievoll, originell oder schöpferisch-kreativ verstanden werden. Beispiele für die-se Sparten:

� Werbebranche

� Film und Fernsehen

� Pop- und Musikszene

� Theater- und Unterhaltungsbranche

� Jugend-Boutiquen

� Rundfunk- und Zeitungsredaktionen

In diesen Branchen ist deshalb halbofizielle Kleidung, die mehr Freiheiten zulässt, angemessen. Modische Akzente sind erlaubt. Bedenken Sie jedoch, dass es bei der Klei-dung ein Hierarchiegefälle gibt.

Es gilt die Regel: Je weiter oben in der Hierarchie, desto strenger ist der Dresscode. Vielleicht kann die Schreib-kraft vom Gruppenleiter sogar in Jeans am Arbeitsplatz erscheinen, die Sekretärin vom Vorstand gewiss nicht.

Das Wichtigste im Überblick

1. Der Anlass gibt die Kleidung vor

Beachten Sie geschriebene und ungeschriebene Dress-codes und interpretieren Sie anhand der Einladung, ob der Rahmen eher festlich oder leger ist. Scheuen Sie sich nicht, den Gastgeber im Zweifelsfall nach seinen Kleidungsvor-stellungen zu befragen.

Outfit-Knigge

www.stil.de18

Beschäftigen Sie sich mit der Wirkung Ihrer Kleidung, den Farben, Stoffen und Schnitten. Gedankenlosigkeit ist häuig der sichere Tritt ins Fettnäpfchen.

2. Das Umfeld gibt die Kleidung vor

Geschriebene und ungeschriebene Dresscodes sorgen da-für, dass eine Anzahl von Menschen als zusammengehö-rige Gruppe wahrgenommen wird. Einheitliche Kleidung kann das Gemeinschaftsgefühl und die Gruppenzugehö-rigkeit fördern.

Überlegen Sie deshalb, auf welche Menschen Sie treffen werden und passen Sie sich bei der Kleiderauswahl behut-sam an, wenn Sie ein Teil der Gruppe/der Gemeinschaft sein möchten.

3. Die gängigen Rollenerwartungen geben die Kleidung vor

Einige Menschen wollen ihre Macht oder ihre Individua-lität zeigen, indem sie Kleidungserwartungen nicht er-füllen. Die Gefahr dabei ist, dass sie andere vor den Kopf stoßen.

Menschen erwarten, dass zum Beispiel der Arzt einen weißen Kittel, der Klempner eine blaue Latzhose und der Bankmitarbeiter einen dunklen Anzug trägt. Werden Sie solchen Erwartungen gerecht.

Wer sich nicht für die Wirkung von Kleidung interessiert und sich nicht um Dresscodes schert, muss die Konse-quenzen seines Handelns tragen. Passende Kleidung ist in unserer Gesellschaft ein Zeichen von Wertschätzung, Respekt, Disziplin und Selbstachtung.

Im Berulichen kann ein falsches Outit die Karriere be-hindern oder zumindest erschweren. Wer bereit ist, die Er-wartungen von Kunden, Chefs und Kollegen zu erfüllen, signalisiert Kompetenz auf einen Blick.