Upload
ngothu
View
219
Download
5
Embed Size (px)
Citation preview
Stresserleben bei der Arbeitund seine Folgen
Dr. med. Bernd Lindemeier BG BAU München
Belastungs-Beanspruchungs-Modell,Stress-Modell H. Selye
Ausgewählte stress-getriggerte Erkrankungen:Depression, Burnout, Koronare Herzkrankheit,Rückenschmerz
Themen
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg2
Belastung Beanspruchung Beanspruchungsfolgen(individuell, unmittelbar) (individuell, lang)
psychisch
LeistungsverbesserungWohlbefindenArbeitszufriedenheit Motivation
Erkrankung
Aufwärmung, Aktivierung
,
psych. Sättigung,Monotonie, psych. Ermüdung
Belastungs-Beanspruchungsmodell
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg3
Biologisches Stressmodell Selye, H. 1961
SympathikusAdrenalin
PupillenerweiterungBronchienerweiterung
VasokonstriktionMuskeldurchblutung
Anstieg BlutfetteRR-Anstieg
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg4
Alarmreaktion Resistenz-phase
Erschöpfungs-phase
ParasympathikusSympathikus-Bremsung
Cortisolüberschuss:Blutzuckeranstieg
EntzündungshemmungImmunsuppression
Beanspruchung
Äußere Quellen
Innere Quellen Zusatzerkrankungen
BelastungPsychische oder
physischeErkrankungen
Soziales „Nest“Ergonomische
Arbeitsbedingungen
IndividuelleStresskompetenz
Belastungs-Beanspruchungsmodell
Individuum
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg5
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg6
Äußere Quellen
Innere Quellen • Resilienz (Metaebene)• Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, A. 1973)
• Kohärenzsinn (Antonovsky, A. 1997)
• Führungsqualität• Gute Arbeitsbedingungen (Aufgabe, Organisation,
Umgebung)• Gutes Betriebsklima
Betriebliche Gesundheitsförderung• Mitarbeiterbeteiligung• Informationsfluss• Fortbildung• Sport, Entspannung
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg7
Besonders Stressgefährdete Arbeitsplätze
Kombination von
hohen quantitativen und/oder qualitativen Anforderungen mit geringem Handlungs- und Entscheidungsspielraum
und
fehlende soziale Unterstützung am Arbeitsplatz sowie mangelnde Anerkennung der Arbeitsleistung
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg8
Stressreport 2012 BAuA
• 58 % Multitasking• 52 % Termin- und Leistungsdruck• 50 % repetitive Arbeit• 44 % Arbeitsunterbrechungen
• Subjektives Empfinden von übermäßiger Anspannung, Innerer Unruhe, Überlastung, Hilflosigkeit, Bedrohung, Ausgeliefertsein
• Messparameter: Blutdruck, HF, Herzfrequenzvariabilität, Atemfrequenz, Adrenalin, Cortisol, Interleukin 8, Blutzucker, Lipide, EMG, EEG, Hautwiderstand, Schweißsekretion, HCl-Sekretion Magen, psychologische Messinstrumente und Verfahren
• Störungen/Krankheiten: Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Depression, Burnout, Rückenschmerz, Herzinfarkt, Suchterkrankungen, psychosomatische Erkrankungen, Fibromyalgie, Bluthochdruck??
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg9
Was ist Stress eigentlich?
Stress kann krank machen!
Aber wie?05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg10
Neurobiologische Reaktionskette
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg11
MandelkerneEmotionaleGefährdungs-Analyse„Angst"
Hirnrinde
HypothalamusVegetatives SteuerungszentrumHypophyseACTH
NebeniereAdrenalin, Cortisol
LernenHippocampus Kognitive Aspekte
von Emotionen
Cortisol
Stress-getriggerte Erkrankungen
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg12
„…ich fühle mich selbst nicht mehr, ich merke nicht mehr, dass ich da bin, ich kann nicht mehr denken, Ich muss ständig grübeln, ich bin an allem schuld! ……“
Depression 8,1%
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
Stockholmer Karolinska-Institut (2010):
Bei 50 % der Depressionen berufliche Arbeit auslösender Faktor
Hien, W. (2010):
6-faches Risiko durch schlechte Arbeitsbedingungen (insbesondere Arbeitsintensität)
Rau, R. et al. (2010): Auslösung durch Arbeitsintensität
Leitsymptome
1. Depressive Verstimmung fast den ganzen Tag2. Interesse-/Freudeverlust an fast allen Aktivitäten3. Appetit verändert4. Schlafstörung5. Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung6. Müdigkeit oder Energieverlust7. Gefühl von Wertlosigkeit oder Schuldgefühle8. Verminderte Denk-/Konzentrations-/Entscheidungsfähigkeit9. Weitere
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
Entstehungsmodelle:
• Genetische Disposition: Serotonin-Transportgen 5-HTTLPR• Psychologische Theorien:
- Erlernte Hilflosigkeit Seligman, M. 1975
- Kognitive Verzerrung durch irrationale Gedanken Beck, A. T. 1978
Cortisol Volumenreduktion HippocampusMandelkern-Überaktivierung Lupien, S. J. 1998
Cortisol Deaktivierung Vordere kreisförmige Hirnrinde Fehlfunktion Limbisches System George, M. S. et
al. 1997; Grawe, K. 2004
• Neurobiologische Konstellation:Stress
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
Burnout-Syndrom
„…mir geht es eigentlich ganz gut, ….mir geht es irgendwie überhaupt nicht mehr!......“
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
„Schleichender Verbrauch emotionaler und geistiger Kraft
und Entwicklung von innerer Leere und entsprechenden
sozialen und psychischen Folgen“Maslach, C. 1982
Definition Burnout-Syndrom
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg18
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg19
Robert-Koch-Institut (2012): 4,2 % der Beschäftigten
Lindemeier, B. (2001): 35 % der Lehrerinnen/Lehrer eines
Schulkollektives mittleres Burnout, 9 % schweres Burnout
BKK BV (2011): Anstieg der Ausfalltage seit 2004 auf das 20fache
„Abschalten“ vom Beruf nicht mehr möglich, Verzicht auf Pausen, Unentbehrlichkeitsgefühl, Nichtfühlen eigener Bedürfnisse
Erhöhte Reizbarkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen trotzMüdigkeit, Angst
Konzentrationsstörungen
Verminderung sozialer Kontakte
Frühe Zeichen
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg20
• Engagementveränderung• Leistungsabfall
• Isolierung, Rückzug • Partner-/ Familienprobleme
• Depersonalisierung• Zynismus• vermindertes Mitgefühl• Innere Kündigung
• ständiges Überlastungsgefühl• Reizbarkeit, Aggressivität, Ängste • Emotionale Erschöpfung•„kreisende Gedanken“; Grübelei
• Kraftlosigkeit, Müdigkeit• Schmerzen• Magen-Darm-Beschwerden• Schlafstörungen
Verhalten
sozial
Einstellungen
psychisch
körperlich
Leit- „Symptome“
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg21
Gratifikationskrise
Hohe Verausgabung Niedrige Belohnung
Innere Bedingungen:Hoher Verausgabungswille,
Kritische Bewältigung,Neigung zur Selbstausbeutung
„Geringes“ Einkommen„Geringe“ Belohnung„Keine Anerkennung“
„Wenig“ Statuskontrolle
Äußere Bedingungen:Anforderungen, Verpflichtungen
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg22
Siegrist, J. 2004
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg23
Koronare Herzkrankheit / Herzinfarkt 280.000/J.
Leitsymptome
Brustenge, Atemnot, Schmerzen im Brustraum, Rücken, Herzrhythmusstörungen, Luftnot
Entstehungsfaktoren:
Fettreiche hochkalorische Ernährung, zu wenig Bewegung Rauchen, Chronischer Alkoholmissbrauch Metabolisches Syndrom Chronischer Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg24
DAK Gesundheitsreport (2011): Auftreten eines Herzinfarktes verdoppelt sich unter Stresserleben
Hofmann, G. (2012): Metaanalyse 40 % der Herzinfarkte durch Stress ausgelöst
Stress
Cortisol
MetabolischesSyndrom Gerinnungs-
neigungKardiale
Funktionsstörung
Infarkt-Risiko
Fibrin
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg25
Biologische Reaktionskette
Interleukin 8
Häufigstes Schmerzerlebnis am Arbeitsplatz Überwiegend Lendenwirbelsäule Verkürzung und Schwächung von Wirbelsäulen-
muskulatur durch Fehlhaltung, unergonomischeBelastung und mangelnde Ausgleichsbewegungen
90 % konservativ zu behandeln
„Rückenschmerz“ 62%
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg26
Cinderella-Effekt
Körperliche Arbeitsanforderungen
und Bedingungen
Mechanische Arbeit
Physiologische Stressantwort
Muskelverspannung,metabolische Störung
SchmerzEntzündung
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg27
Schmerz
Gate-Control Melzack, R. 1967; Dickenson, A. 2004
Stress
WDR-Nervenfaser
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg28
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg29
Zusammenfassung
Das Ausmaß der Stresshormone (insbesondere des Cortisols), denen wir während unseres Lebens ausgesetzt sind, ist eine wichtige Determinante für die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und für den allgemeinen Alterungsprozess des Gehirns
McEwen, B. 2003
Stress ist im Sinne einer unmittelbaren psycho-biologischenReaktion eine lebenserhaltende Anpassung an Stressoren.Langfristige Folgen von Dauerstress können Erkrankungen hervorrufen.
30 05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg
Stress kann krank machen,- nicht immer,- aber immer öfter!
Was ist Stress eigentlich?
• STRESS: Psychische/physische Reaktion auf spezifische Reize
Bewältigung von
Anforderungen
psychische/physischeBelastung
• NEGATIVER STRESS (Dysstress) (in der Folge als bezeichnet)
Psychische/physische Reaktion auf spezifische Reize, die mitden verfügbaren Ressourcen nicht bewältigt werden können.
Stress
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg31
B. Lindemeier/Wolfsburg
Fibromyalgie (4%)
Multiple vegetative Beschwerden
Muskel-, Gelenkschmerzen, insbesondere Sehnenansätze
Erschöpfungszustände
Tender points (11 von 18 positiv!)
05.09.201332
WDR-Nervenfaser
Stress
Substanz P
05.09.2013B. Lindemeier/Wolfsburg33
Stress
Serotonin Sensible Hinterhornfasern
Stress
Schmerz-rezeptor