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(Studies in Platonism, Neoplatonism, And the Platonic Tradition 6) Hans-Christian Günther-Die Übersetzungen Der Elementatio Theologica Des Proklos Und Ihre Bedeutung Für Den Proklostext-Brill

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  • Die bersetzungen der Elementatio Theologica

    des Proklos und ihre Bedeutung

    fr den Proklostext

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  • Ancient MediterraneanAnd Medieval Texts

    And Contexts

    Editors

    Robert M. BerchmanJacob Neusner

    Studies in Platonism, Neoplatonism, and the Platonic Tradition

    Edited By

    Robert M. BerchmanDowling College and Bard College

    John F. FinamoreUniversity of Iowa

    Editorial Board

    John Dillon (Trinity College, Dublin), Gary Gurtler (Boston College) Jean-Marc Narbonne (Laval University-Canada)

    VOLUME 6

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  • Die bersetzungen der Elementatio Theologica des Proklos und ihre Bedeutung

    fr den Proklostext

    von

    Hans-Christian Gnther

    LEIDEN BOSTON2007

    SPNP-6-gunther_CS2.indd iii 5/9/2007 4:53:09 PM

  • This book is printed on acid-free paper.

    ISSN 1871-188XISBN 978 90 04 16062 0

    Copyright 2007 by Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands.Koninklijke Brill NV incorporates the imprints Brill, Hotei Publishing,IDC Publishers, Martinus Nijhoff Publishers and VSP.

    All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, translated, stored ina retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical,photocopying, recording or otherwise, without prior written permission from the publisher.

    Authorization to photocopy items for internal or personal use is granted by Koninklijke Brill NVprovided that the appropriate fees are paid directly to The Copyright Clearance Center,222 Rosewood Drive, Suite 910, Danvers, MA 01923, USA.Fees are subject to change.

    printed in the netherlands

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  • Fr

    JIRO WATANABE

    in freundschaftlicher Verbundenheit

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  • INHALT

    Vorwort ....................................................................................... ixIn Abkrzung zitierte Literatur .................................................. xiiiZur Umschrift des Georgischen ................................................. xv

    Kapitel 1. Einige vorlu ge Bemerkungen zur Bedeutung von Petrizis bersetzung der Elementatio fr die Textkonstitution 1

    1.1. Die georgische Proklosbersetzung des Ioane Petrizi .... 11.2. Vorbemerkung zu Petrizis bersetzungsstil .................... 61.3. Die zustzliche Proposition 128a bei Petrizi .................. 181.4. Vorbemerkung zum berlieferungswert der georgischen und der arabischen bersetzung und den Aufgaben zuknftiger Forschungen ................................................. 25

    Kapitel 2. Einige Propositionen der Elementatio im Licht der lteren bersetzungen ............................................................ 31 2.1. Vorbemerkung ................................................................. 31 2.2. Zur Textkonstitution der Propositionen 1, 2, 3, 5, 15, 16, 17, 21, 54, 62, 72, 73, 74, 76, 78, 79, 80, 86, 91, 167 ............................................................................ 35

    Kapitel 3. Freie bersetzungen und Miverstndnisse in der bersetzung Ioane Petrizis ..................................................... 115

    Kapitel 4. Einige Schlufolgerungen fr den Text der Elementatio ................................................................................ 125 4.1. Die berformung des Textes in den einzelnen Zweigen der berlieferung ............................................. 125 4.2. Die Ursprnge der berformenden Textentstellung

    und die Entstehung der Vulgata ..................................... 133 4.3. Schlufolgerungen zum Zeugniswert der einzelnen Vertreter der berlieferung ............................................. 140

    Kapitel 5. Eine paraphrasierende Interpretation des von unechten Zustzen gereinigten Textes der Propositionen 16 ........................................................................................... 144

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  • Kapitel 6. Zusammenfassung und Ausblick ............................... 157

    Appendix I. Ioane Petrizis bersetzung der behandelten zwanzig Propositionen der Elementatio Theologica .................... 161Appendix II. Die Proposition 128a ............................................ 194Appendix III. Die arabische bersetzung der zwanzig Propositionen der Elementatio Theologica .................................. 200Appendix IV. Glossar .................................................................. 215

    Register ....................................................................................... 223

    viii inhalt

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  • VORWORT

    Die Interpolation von Prosatexten ist weit weniger untersucht als die von Dichtertexten, und whrend im Bereich der letzteren in jngerer Zeit doch ein Umschwung gegenber der allgemein herrschenden hyperkonservativen Haltung der Nachkriegszeit stattgefunden hat, so scheint das Interpolationsproblem in der Prosa im allgemeinen Bewutsein immer noch kaum einen Platz gefunden zu haben. Nun hat gewi die Untersuchung der teilweise neuen Papyrusevidenz zu manchen griechischen Dichtertexten die Interpolationsforschung dort entschieden vorangebracht, und so ist es gewi auch angebracht, das Thema in der Prosa von einem Text her aufzurollen, bei dem es uere Evidenz fr eine uneinheitliche berlieferung des Textbestandes gibt. Ein Text, zu dem es derartige entweder bislang vernachlssigte oder erst in jngerer Zeit bekannt gewordene Evidenz gibt, ist die Elementatio Theologica des Proklos. Diese Evidenz ist zwar gewi hchst komplex und im einzelnen oft schwer zu deuten, dennoch glaube ich, ergibt sich bei gewissenhafter und unvoreingenommener Prfung ein deutliches Bild, das den Proklostext in neuem Licht erscheinen lt und auch weiter-reichende Konsequenzen fr unsere Einschtzung der Zuverlssigkeit der berlieferung griechischer Prosatexte haben sollte.

    Da die Ergebnisse der hier vorgelegten Untersuchung beunruhigend unbequem sind, erwarte ich, da mancher sie trotz der vorliegenden ueren Evidenz rundweg bestreiten und insbesondere den Vorwurf erheben wird, hier werde eher der Autor selbst als der berlieferte Text verbessert. Dieser Vorwurf ist freilich insbesondere, wenn man bedenkt, da wir im Falle dieses Textes mit unserer Echtheitskritik in der Tat bis in die Phase der Revision des Textes durch den Autor selbst vordringen ohnehin weit weniger fatal, als es zunchst schei-nen knnte. Da man einen Autor selbst durchaus in seinem Sinne verbessern kann, beweisen etwa die Verbesserungen offensichtlicher Flchtigkeitsfehler in den Kompositionen Beethovens oder Schuberts; und wenn etwa ein neuzeitlicher Dichter wie Andreas Kalvos Akzent-fehler des Griechischen, die ihm in seinem Autograph aus Unkenntnis unterliefen, in dem von ihm selbst besorgten Erstdruck verbessert, so scheint es mir legitim und im Sinne des Dichters, wenn wir diejenigen, die er auch dort noch stehenlie, ebenfalls beseitigen. Und berhaupt:

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  • wenn es uns gelingen sollte, durch intensive textkritische Beschftigung mit dem Autor soweit in die Gedankenwelt und Ausdrucksweise eines Dichters oder eines Philosophen einzudringen, da wir in der Lage sind, ihn in seinem eigenen Sinne zu korrigieren oder jedenfalls auf dieser Ebene mit ihm zu kommunizieren, welches tiefere Verstndnis seines Werkes und im Falle der Philosophie der Sache knnte es geben?

    Und wenn man sich ber Bentleys Milton mokiert: Vo hat Goethe verbessert und Quintilius Horaz:

    vir bonus et prudens versus reprehendet inertis,culpabit duros, incomptis adlinet atrumtransverso calamo signum, ambitiosa recidetornamenta, parum claris lucem dare coget,arguet ambigue dictum, mutanda notabit: et Aristarchus . . .

    Die vorliegende Monographie nun ist aus der Vorbereitung meiner Seminare zum Neuplatonismus seit Mitte der 90er Jahre hervorgegan-gen. Bei der Lektre des Textes der Elementatio Theologica sprang mir selbst angesichts der fragmentarischen Information in der Ausgabe von Dodds und der aufgrund der unvollstndigen und zum Teil fehlerhaften Informationen, die Dodds zur Verfgung standen, fast unvermeidlicherweise falschen Beurteilung des Wertes der georgischen bersetzung durch Ioane Petrizi sofort das Interesse dieser bersetzung fr die Herstellung des Proklostextes in die Augen. Eine erste Bilanz meiner Vermutungen konnte ich im Frhjahr 1998 auf einem Kongre in Tbilisi vortragen (s. Gnther 1999). Erst whrend dieses Aufenthaltes wurde mir der georgische Text in der Ausgabe von Kauchtschischvili zugnglich. Damals sowie whrend sich daran anschlieender lngerer Aufenthalte in Tbilisi hatte ich die Gelegenheit, mit der hervorragen-den Petrizikennerin, Prof. Damana Melikishvili, ber ihre Studien zu Petrizis bersetzungstechnik zu sprechen. Spter hat dann Prof. Lela Aleksidze auch eine provisorische bersetzung der relevanten Textpe-rikopen fr mich angefertigt. Auerdem hat sie mir ihre unpublizierte bersetzung des Petrizikommentars zugnglich gemacht. Ohne diese Grundlage wre es mir bei meinen eher beschrnkten Kenntnissen der georgischen Sprache uerst schwergefallen, mit dem sprachlich uerst komplexen Petrizitext zurechtzukommen. Meine bersetzung ist ihrer Hilfe wesentlich verp ichtet (daneben habe ich die neugeorgische bersetzung von Melikishvili benutzt). Auch Nino Sakvarelidze (Mn-

    x vorwort

    GUNTHER_F1_i-xv.indd x 5/10/2007 4:53:38 PM

  • chen) danke ich fr zahlreiche Ausknfte und die Korrektur mancher bersetzungsversuche. Alle im folgenden abgedruckten bersetzungen sind jedoch meine eigenen, so da fr eventuelle Fehler oder Unge-nauigkeiten ich alleine verantwortlich bin.

    Dank schulde ich auch Dr. Keti Gurtschiani, die mich seinerzeit in der georgischen Sprache unterrichtet hat und der ich somit meine Kenntnis dieser Sprache berhaupt verdanke. Auch Dr. Levan Gigi-neishvili (Tbilisi) und Dr. Gaga Shurgaia (Rom/Venedig) danke ich fr weitere Ausknfte.

    So ist dieses Buch auch verbunden mit meinen Erinnerungen an meine ersten Besuche in Georgien und die groartige Gastfreundschaft meines Gastgebers Prof. Dr. Rismag Gordesiani und seiner Mitarbeiter am Institut fr Klassische Philologie, Byzantinistik und Neugriechisch, fr die ich sehr dankbar bin. Auch dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) danke ich fr die Finanzierung der Gastdo-zenturen, mit denen ich mich in Tbilisi aufenthalten durfte, ebenso der Volkswagen Stiftung fr ihre Finanzierung eines Forschungsvorhabens zur georgischen Literatur, das auch der Ausarbeitung dieses Buches in seiner Endphase zugutegekommen ist.

    Neben der georgischen bersetzung spielt in meiner Argumentation auch die von Endress edierte arabische bersetzung eine groe Rolle. Angesichts der Tatsache, da ich ihr einen recht hohen Zeugniswert zuerkenne, mag man es als ein gewisses Handicap betrachten, da ich mich in Ermangelung der ntigen Sprachkompetenz hier ganz auf die deutsche bersetzung von Endress verlassen mu. Freilich ist Endress Ausgabe so detailliert, zuverlssig und selbst in der Beurteilung des Griechischen so kompetent, da es m. E. fr jeden, auch den des Arabischen Unkundigen, ohne weiteres mglich ist, den Textbefund in der arabischen bersetzung zu beurteilen und auf dem von Endress gelegten Fundament zu bauen, zumal da es sich weniger um Fragen des Wortlautes im einzelnen als um solche des Textumfanges handelt.

    Was jedenfalls die Ausbreitung der textlichen Evidenz anbelangt, so wollte ich angesichts ihrer komplexen Natur eher zu ausfhr-lich als zu knapp sein und habe sie auch in mehreren Appendices im berblick vorgelegt; zudem habe ich auch auf die Gefahr hin, mich allzu oft zu wiederholen, die methodischen Prinzipien und die Grundvoraussetzungen meines Vorgehens immer wieder klarzumachen versucht. Vielleicht sollte ich zuletzt auch eigens hervorheben, da der Anspruch des Buches ein rein textkritisch textgeschichtlicher ist; die Behandlung philosophiegeschichtlicher Fragen der Proklosinterpretation

    vorwort xi

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  • durch Petrizi u.. liegt auerhalb des Zweckes der vorliegenden Arbeit und wird nur gestreift.

    Fr die kritische Durchsicht meines Manuskripts und vielfache Anregungen danke ich zuletzt sehr herzlich Prof. Dr. D. OMeara, Dr. B. Schomakers und Prof. Dr. C. Steel. Prof. OMeara hat sich gar die Zeit genommen, seine zahlreichen Anmerkungen auch im persnlichen Gesprch mit mir durchzugehen, und mir so vielfach zu einem besseren Verstndnis von Proklos Gedanken und Stil verholfen. So hat er mich vor einer ganzen Reihe von Irrtmern bewahrt. Prof. Steels ebenso radikale wie sachgerechte Kritik meiner gesamten Vorgehensweise hat mich zu einer grundlegenden Umarbeitung meines Erstentwurfes veranlat, und falls irgend etwas an der nunmehr hier vorliegenden Argumentation auch dem Skeptiker wertvoll sein sollte, dann drfte dies hauptschlich auf den Ein u seiner Kritik zurckzufhren sein. Mein herzlicher Dank gilt zudem den anonymen Gutachtern des Brill-verlages fr ihre zahlreichen und auerordentlich hilfreichen Hinweise, die das vorliegende Buch wesentlich verbessert haben. Fr Hilfe zu sprachlichen Problemen im Arabischen danke ich Max Scherberger, fr weitere Ausknfte danke ich Dr. Nadja Germann.

    Fr ihre freundliche Ermutigung danke ich zuletzt auch Prof. Dr. James Diggle, Prof. Sir Hugh Lloyd-Jones und Prof. Dr. C. Lohr, fr technische Hilfe und das Lesen der Korrekturen Maia Danelia, Dr. Eka Gamkrelidze, Ana Lataria und Stephan Schnieders.

    Gewidmet ist die Arbeit meinem verehrten Freund Prof. Jiro Watanabe in Erinnerung an meine Reise nach Japan und unsere vielen so fruchtbaren, lehrreichen und angenehmen Gesprche.

    Zhringen, August 2006H.-C. G.

    xii vorwort

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  • IN ABKRZUNG ZITIERTE LITERATUR

    Aleksidze 1994 = L. Aleksidze, ,Das Kapitel 129 der Elemente der Theologie des Proklos bei Ioane Petrizi, Georgica 17 (1994), 4753

    Aleksidze 1995 = L. Aleksidze, , Joane Petrizi, Kommentar zur Elementatio Theologica des Proklos (Ausgewhlte Texte). bersetzung aus dem Altgeorgischen, Einleitung und Bemerkungen, Orthodoxes Forum 9, 2 (1995) 14172

    Angelou = . A Critical Edition with an Introduction on Nicholas Life and Works by A. Angelou (Leiden 1984)

    Badawi 1972 = A. Badawi, Commentaires sur Aristote perdus en grec et autres ptres (Beirut 1972)

    Badawi 1987 = A. Badawi, La transmission de la philosophie grecque au monde arabe (2Paris 1987)

    Bardenhewer = O. Bardenhewer, Die pseudo-aristotelische Schrift ber das reine Gute, bekannt unter dem Namen Liber de causis ( Freiburg 1882)

    Beierwaltes = W. Beierwaltes, Proklos. Grundzge seiner Metaphysik ( Frankfurt 21979)Boese 1985 = H. Boese, Wilhelm Moerbeke als bersetzer der Stoicheiosis theologike des Proklos

    (Heidelberg 1985)Boese 1987 = H. Boese (ed.), Proclus: Elementatio Theologica translata a Guillelmo de Morbecca

    (Lwen 1987)Browne = G.M. Browne, ,Notes on the Georgian Proclus, Muson 112 (1999) 7378Cousin = Procli Commentarium in Platonis Parmenidem, in: Procli Opera Inedita, ed. V. Cousin

    (Paris 1864)DAncona Costa = C. DAncona Costa, Recherches sur le Liber de Causis (tudes de philo-

    sophie medievale 72) (Paris 1995)Diehl = Procli In Platonis Timaeum commentarii, ed. E. Diehl (Leipzig 19031906)Dodds = E.R. Dodds (ed.), Proklos: The Elements of Theology (Oxford 21963)Dover = K.J. Dover, The Greeks and their Legacy, Collected Papers II (Oxford 1988)Endress 1973 = G. Endress, Proclus Arabus (Beirut 1973)Endress 1999 = G. Endress, ,The New and Improved Platonic Theology: Proclus

    Arabus and the Arabic Islamic Tradition, in: Proclus et la Thologie Platonicienne (Paris Leuven 1999)

    Endress 2004 = G. Endress, Der arabische Aristoteles und seine Leser. Physik und Weltbild Alberts des Groen (Mnster 2004)

    Fhnrich = H. Fhnrich, Grammatik der altgeorgischen Sprache ( Hamburg 1994)Friedlein = Procli In primum Euclidis Elementorum librum commentarii, ed. G. Friedlein

    (Leipzig 1873)Gigineishvili/Van Riel = L. Gigineishvili/G. Van Riel, ,Ioane Petritsi: A Witness of

    Proclus Works in the School of Psellus in: Proclus et la thologie Platonicinne. Actes du Colloque International de Louvain (1316 mai 1998). En honneur de H.D. Saffrey et l.G. Westerink (ed. A.Ph. Segonds/C. Steel) ( Leuven 2000) 572587

    Gnther 1996a = H.-C. Gnther, Exercitationes Sophocleae (Gttingen 1996)Gnther 1996b = H.-C. Gnther, berlegungen zur Entstehung von Vergils Aeneis (Gt-

    tingen 1996)Gnther 1997 = H.-C. Gnther, Quaestiones Propertianae ( Leiden 1997)Gnther 1999 = H.-C. Gnther, ,Zu Ioane Petrizis Proklosbersetzung, Georgica 22

    (1999) 46ff.

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  • Iremadze = T. Iremadze, Konzeptionen des Denkens im Neuplatonismus: zur Rezeption der Proklischen Philosophie im deutschen und georgischen Mittelalter, Bochumer Studien zur Philo -sophie (Amsterdam 2004)

    Jachmann 1981 = G. Jachmann, Ausgewhlte Schriften (Knigstein 1981)Jachmann 1982 = G. Jachmann, Textgeschichtliche Studien (Knigstein 1982)Kauchtschischvili = S. Kauchtschischvili (ed.), Ioane Petrizii Opera, 2 Bde. (Tbilisi

    1937/1940)Kroll = Procli In Platonis Rem Publicam commentarii, ed. G. Kroll (Leipzig 18991901)Manitius = Procli Hypotyposis astronomicarum positionum, ed. C. Manitius (Leipzig 1909)Melikishvili = D. Melikishvili, zanmarteba prokle diadoxosis ,,RmrTisme-

    tyvelebis safuZvlebisa. Tanamedrove qarTul enaze gadmoiRo, gamokvReva, leqsikoni da SeniSvnebi daurTo damana meliqiSvilma

    (Tbilisi 1999) (neugeorgische bersetzung von Petrizis Kommentar mit Einleitung, Kommetar und Glossar)

    Molitor = J. Molitor, Altgeorgisches Glossar zu ausgewhlten Bibelstellen (Rom 1952)Pasquali = Procli Diadochi in Platonis Cratylum Commentaria, ed. G. Pasquali (Leipzig

    1908)Pattin 1966 = A. Pattin, ,Le Liber de causis. dition tablie laide de 90 manuscrits

    avec introduction et notes, Tijdschrift voor Filoso e 28 (1966) 90203Pattin 1994 = ,Autour du Liber de causis, in: Freiburger Zeitschrift fr Philosophie und

    Theologie 41 (1994) 354388Ritzenfeld = Procli Diadochi Lycii Institutio Physica. Edidit et interpretatione Germanica commen-

    tarioque instruxit A. Ritzenfeld (Leipzig 1912)Saffrey/Westerink = Proclus. Thologie Platonicienne. Texte tablie et traduit par H.D. Saffrey/

    L. G. Westerink (Paris 1968)Sardshveladse/Fhnrich = S. Sardshveladse/H. Fhnrich, Altgeorgisches Wrterbuch

    (Hamburg 1999)Schanidse (1982) = A. Schanidse, Altgeorgisches Elementarbuch. 1. Teil: Grammatik der altgeor-

    gischen Sprache (Tbilisi 1982)Schanidze (1990) = M.A. Shanidze, Discourse on Articles. An Old Georgian Grammatical Treatise

    (in Georgisch mit russischer und englischer Zusammenfassung) (Tbilisi 1990)Schnberger/Schnfeld = Liber de causis. Das Buch von den Ursachen. Mit einer Einleitung

    von Rolf Schnberger. bersetzung, Glossar, Anmerkungen und Verzeichnisse von Andreas Schnfeld (Hamburg 2003)

    Sonderegger = E. Sonderegger, Proklos. Grundkurs ber Einheit. Grundzge der neuplatonischen Welt, Text, bersetzung, Einleitung und Kommentar (Sankt Augustin 2004)

    Sturlese = Berthold von Moosburg, Expositio super Elementationem theologicam Procli. Her-ausgegeben von M.R. Pagnoni-Sturlese und L. Sturlese (Hamburg 1984)

    Tarchnivili = P.M. Tarchnivili, Geschichte der kirchlichen georgischen Literatur (Vatikanstadt 1955)

    Tarrant = R.J. Tarrant, ,The Reader as Author: Collaborative Interpolation in Latin Poetry, in: J.N. Grant (ed.), Editing Greek and Latin Texts (New York 1989) 121162,

    Taylor 1989 = R.C. Taylor, ,Remarks on the Latin Text and the Translation of the Kalam Mahd Al-Khair/Liber de causis, in: Bulletin de philosophie mdivale 31 (1989) 75102

    Taylor 1992 = R.C. Taylor, ,A Critical Analysis of the Structure of the Kalam mahd al-Khair (Liber de causis), in: P. Morewedge (ed.), Neoplatonism and Islamic Thought (Albany 1992) 1140

    Wilson = N.G. Wilson, Scholars of Byzantium (London 1983)Zimmermann = F. Zimmermann, ,Proclus Arabus Rides Again, Arabic Sciences and

    Philosophy 4 (1984) 951

    xiv in abkrzung

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  • ZUR UMSCHRIFT DES GEORGISCHEN

    (Die Namen georgischer Gelehrter werden in der Form umgeschrieben, in der sie in der jeweiligen Publikation erscheinen,

    auch wo das zu inkonsistenten Umschriften fhrt)

    Die Umschrift georgischer Wrter folgt im wesentlichen, wenn auch nicht vllig, dem System von Trubeckoy und Vogt. Erklrungsbedrftig sind vielleicht folgende Zeichen:

    c: unbehauchtes ts (w): tsch (C): unbehauchtes tsch (W ): stimmhaftes sch, wie frz. jour (J )k: unbehauchtes k (k ) p: unbehauchtes p (p) q: Kehllaut (y )q: unbehauchter Kehllaut () : stimmloses sch (S) t: unbehauchtes t (t) x: ch, wie in ach (x) j: halbvokalisches i ()z: stimmhaftes s (z): stimmhaftes sch (J) y: stimmhaftes ch, wie neugriech. (R )

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  • KAPITEL 1

    EINIGE VORLUFIGE BEMERKUNGEN ZUR BEDEUTUNG VON PETRIZIS BERSETZUNG DER ELEMENTATIO FR

    DIE TEXTKONSTITUTION

    1.1. Die georgische Proklosbersetzung des Ioane Petrizi

    Whrend arabische und lateinische und bis zu einem gewissen Grade selbst armenische bersetzungen griechischer Texte wohlbekannt sind, und inzwischen auf diesem Gebiet auch eine reiche Forschung im Gange ist, sind georgische bersetzungen auerhalb Georgiens immer noch weitgehend unbekannt, geschweige denn erforscht. Vor einigen Jahren habe ich in meinem im Vorwort erwhnten Beitrag in Georgika 12 (1999) 46ff. versucht, eine erste Bilanz dessen zu geben, was die bis zu diesem Zeitpunkt publizierte Literatur zu der bersetzung der Ele-mentatio Theologica des Proklos von dem wohl bedeutendsten Philosophen des georgischen Mittelalters, Ioane Petrizi, zur Textkritik des Proklos beitrgt. Da dort auch einige methodisch relevante Behauptungen auf-gestellt wurden, scheint es mir zur Bequemlichkeit des Lesers sinnvoll, Einiges des dort Gesagten hier zu resmieren. Dabei sollen zugleich die wichtigsten dort erzielten Ergebnisse zum Proklostext noch einmal zusammengefat und modi ziert werden.

    Bei dem Verfasser der georgischen Proklosbersetzung handelt es sich um den nach allgemeiner Ansicht hervorragendsten Vertreter der philo-sophisch-theologischen Literatur Georgiens um die Wende des 11. zum 12. Jahrhunderts, Ioane Petrizi1. In Konstantinopel von Michael Psellos

    1 Ioane Petrizi (ioane petriwi), ca. 10501125 nach traditioneller Datierung. Einen berblick zu seinem Wirken und seiner Bedeutung ndet der westliche Leser zunchst in Tarchnivili 211ff. (in diesem Werk lt sich auch einen ersten berblick ber die Ttigkeit georgischer bersetzer gewinnen, in deren Tradition Petrizi steht; vgl. auch Fhnrich 5ff.; Schanidze 1990, S. 224ff. und neuerdings Iremadze 161ff.); H. Fhnrich, Die georgische Literatur (Aachen 1993), 55; D. Ray eld, The Literature of Georgia (Oxford 1994), 8791. Ansonsten gebe ich hier weitere, vor allem die in westlichen Sprachen verfaten Abhandlungen, auch wenn manche davon dem westlichen Leser aufgrund des Publikationsortes schwer zugnglich sein drften (C. Steel hat mir freundlicherweise seine in Lustrum 44 [2005] erscheinende Bibliographie zugnglich gemacht): Aleksidze 1994; id., ,Griechische Philosophie in den Kommentaren des Ioane Petrizi, Oriens Chri-stianus 81 (1997), 148168; id., , Bild Gottes in den Kommentaren des Ioane Petrizi

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  • 2 kapitel 1

    und Johannes Italos ausgebildet, lebte er spter im Kloster Gelati, einem, ja vielleicht dem Zentrum der georgischen Kultur des Mittelalters. Seinen Beinamen ,Petrizi erhielt er von seinem zwischenzeitlichen Aufenthalt

    zur Elementatio theologica des Proklos, Stimme der Orthodoxie, FS Fairy v. Lilienfeld, 3 (1997) 131132; id., ,Zum Verhltnis zwischen Neuplatonischem und Christlichem im Prokloskommentar des Ioane Petrizi, in: Metaphysik und Religion: Zur Signatur des sptantiken Denkens, Akten des Internationalen Kongresses vom 13.17. Mrz 2001 in Wrzburg (ed. Th. Kobusch/M. Erler) (MnchenLeipzig 2002), 429452 mit weiterer Literatur; Browne; L. Gigineishvili, ,The Harmonisation of Neoplatonism and Christianity in the Gelati Monastic School, AMSCEU (19941995) 1996, 124139; id., The Henadology of Ioane Petritsi, Bulletin of Kutaisi University 1995 N 4, 297307; L. Gigineishvili/G. Van Riel, ,Ioane Petritsi: A Witness of Proclus Works in the School of Psellus in: Proclus et la thologie Platonicinne. Actes du Colloque International de Louvain (1316 mai 1998). En honneur de H.D. Saffrey et l.G. Westerink (ed. A.Ph. Segonds/C. Steel) (Leuven 2000), 572587; Gigineishvili, ,Soul in Ioane Petritsis Ontology, OCP 66, (2000) 119145; Gnther 1999; N.V. Kiladze, ,On the Terminology of the Liber de Causis, in: Proceedings of the 14th Congress of the Union Europenne des arabisants et islamisants, ed. A. Fodor (The Arabist. Budapest Studies in Arabic 1516), Budapest 1995, 6173, D. Melikishvili, The Gelati Monastic and Literary School (Academy), Bulletin of Kutaisi University, 1993 N 1, 121175; ead., Ioane Petritsi and John Italus on Two Original Causes, Bulletin of Kutaisi University, 1995 N 4, 308311; A. Xaranauli, Die Bibel in den Kommenta-ren Ioane Petricis, Georgica 19(1996), 7176; id., Henads () and Monads () According to Proclus and Petritsi, Bulletin of Kutaisi University, 1995 N 4, 288296; G. Tewsadse, ,Die Kategorie der Subjektivitt in Joane Petrizis Kommentar des Proklos, in: Selbst Singularitt Subjektivitt: vom Neuplatonismus zum Deutschen Idealismus, hrsg. von Th. Kobusch e.a. (Amsterdam 2002), 131154. In Erwartung der Neuausgabe durch D. Melikishvili ist die gedruckte Textgrundlage die Ausgabe Kauchtschischvilis; daneben gibt es eine russische bersetzung von I. Panzchava mit Einleitung und Kommentar von G. Tewsadse (Moskau 1984) und die im Literaturverzeichnis genannte neugeorgische bersetzung mit Einleitung, Kommentar und einem uerst hilfreichen Glossar, das ich im folgenden durchweg benutzt habe, von D. Melikishvili (ein Glossar bietet auch Kauchtschischwili I 129ff. Eine bersetzung einer Auswahl ins Deutsche gibt Aleksidze 1995. Einen ntzlichen berblick ber die georgische Petriziforschung bietet Iremadze 13ff.; ein Verzeichnis georgischer Werke zum Thema bietet er 250ff.

    Die oben gegebene traditionelle Datierung ist im brigen in der letzten Zeit in die Diskussion gekommen (einen bequemen berblick ber die Argumente bietet jetzt Iramadze 19ff.), und man hat versucht, Petrizi aufgrund seiner Terminologie spter zu datieren. Die Grnde, mit denen man die uere Evidenz zur Datierung Petrizis in die Zeit Davids des Erbauers und Eprem Mcires versucht hat zu entkrften, sind wenig berzeugend. Insbesondere ist es vllig abwegig, die naheliegende Vermutung, da Johannes Italos in Questiones quodlibetales 64 (s. Ioannes Italos, Quaestiones Quodlibeta-les, ed. P. Ioannou [Ettal 1956] S. 95) Petrizi meint, zurckzuweisen, um dann Petrizi aufgrund zweifelhafter innerer Evidenz anders zu datieren. Wenn man sich um die geschichtliche Entwicklung der philosophischen Terminologie im Georgischen bemht, mu diese anhand der ueren Evidenz rekonstruiert werden, nicht umgekehrt die Evidenz auf eine erdachte Konsistenz zurechtgebogen werden. Zudem bezwei e ich entschieden, da angesichts der gegenwrtigen Forschungslage zu georgischen ber-setzungen aus dem Griechischen fundierte Aussagen zu diesem Thema berhaupt mglich sind. Zu der Textstelle bei Italos vgl. im brigen auch Wilson 155; bezeichnet Georgien (Abchasien), sonst nichts, vgl. auch Stephanus Thesaurus s.v. Vgl. dazu auch Gigineishvili/Van Riel 571f., die noch weitere Evidenz fr die traditionelle Deutung zitieren.

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  • einige vorlufige bemerkungen 3

    im Petrizoni-Kloster in Bulgarien. Unter seinen zahlreichen Schriften2 sind insbesondere seine bersetzungen von des Nemesios von Emesa, der aristotelischen und (letztere beiden sind nicht erhalten) und diejenige der Elementatio des Proklos bemerkenswert. Es handelt sich dabei um den ersten Versuch der bertragung und Deutung heidnischen philosophischen Schrifttums der Antike. Die bersetzung der Elementatio ist von einem ausfhrlichen philosophischen Kommentar begleitet3; auch damit steht Petrizi in der gesamten mittelalterlichen Tradition Georgiens allein4.

    Es kann nicht genug betont werden, da Petrizi, als eine der bedeu-tendsten Gestalten des georgischen Mittelalters, es zunchst verdienen wrde in seinem eigenen Recht erforscht und einem breiteren Publikum bekannt gemacht zu werden5. Die vorliegende Untersuchung kann nicht mehr tun, als einen Teil seiner bersetzung zur Textkonstitution eines griechischen Autors heranziehen. Ihr Zweck ist rein philologisch-text-kritischer Natur. Philosophische Fragen werden nicht eigens behandelt, auer da in Kapitel 5 exemplarisch der Gewinn herausgestellt wird, den die textkritische Arbeit fr die Wrdigung von Proklos denkeri-scher Leistung hat.

    Auch Petrizis bersetzungsstil kann hier nicht umfassend untersucht werden, noch viel weniger sein Kommentar. Nur einige knappe Hin-weise, die fr die Beurteilung ihres Zeugniswertes wichtig sind, werden gegeben. Doch bleibt zu hoffen, da diese Arbeit das Interesse an Petrizi weckt und da insbesondere die allenthalben zitierten Perikopen aus seinem Kommentar neugierig machen und so einen Ansto zu weiteren Forschungen geben.

    Ioane Petrizis Proklosbersetzung aus dem 12. Jh. ist wie immer sie genau zu datieren ist nun jedenfalls deutlich lter als die uns greifbare handschriftliche berlieferung des griechischen Proklostextes und auch als die bersetzung Wilhelm von Moerbekes von 12686. Das einzige

    2 Bequemer berblick bei Tarchnivili 212ff.3 Ein sogenanntes am Ende des Kommentars berliefertes Nachwort ist freilich in

    seinem echten ersten Teil die Einleitung zu Petrizis Psalmenbersetzung. Der Rest ist unecht (Referat der Forschung mit Literaturangaben bei Iremadze 23 Anm. 73). Zum Charakter des Petrizikommentars kurz Iremadze 53ff. und unten S. 43f. Anm. 25, 119ff.

    4 S. Gigineishvili/Van Riehl 572. In seinem Kommentar bemht sich Petrizi strikt um eine textimmanente korrekte Interpretation des Proklos in der Tradition der byzantinischen Kommentatoren der Zeit, und wie dies Italos ausdrcklich gefordert hatte, vgl. Angelou LV.

    5 Eine Art von zusammenfassender Darstellung einiger zentraler Themen von Petrizis Denken gibt jetzt immerhin Iremadze 161ff.

    6 Zum Folgenden vgl. den Abri der Textgeschichte des Proklos bei Dodds S. xxxiii,

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  • 4 kapitel 1

    noch ltere relevante Zeugnis fr die Konstitution des Proklostextes7 stellt die arabische Tradition dar, in der einzelnen Propositionen aus Proklos Elementatio neben Schriften des Alexander von unter dessen Namen berliefert sind8. 1973 edierte und kommentierte Endress erst-malig in vorbildlicher Weise die arabische bersetzung von zwanzig Propositionen der Elementatio, die er ins neunte Jahrhundert datiert9. Endress Ergebnisse sind inzwischen von Zimmermann aufgenommen worden, der Endress Stemma10 ergnzend11, die Tradition der arabi-schen Proklosbersetzung, auf der sowohl Endress Proclus Arabus als auch die Liber de causis12 Tradition zurckgeht, auf eine bersetzung der Elementatio um 825 im Kreis um al-Kindi zurckfhrt13.

    Saffrey/Westerink I, CLIV und Gnther 1999, 46ff. Eine armenische bersetzung aus dem Jahre 1248 stammt aus dem Georgischen und ist somit fr die Textkonstitution irrelevant; so bereits Dodds xxix unter Verweis auf einen Artikel Marrs (mir nicht zugnglich). Wenn er sie einem Simeon von Garni zuschreibt, so ist dies wohl ein Miverstndnis, das auf Verwechslung mit dem spteren Kommentator (1651) Simeon von Djulfa (Bischof von Garni) beruhen drfte. Besagte bersetzung stammt von dem Mnchspriester Simeon von Pinzahank (Axtala) (1188ca. 1255), der als Armenier in Georgien lebend, Proklos nach eigenem Bekenntnis 1248 aus dem Georgischen bersetzt hat (sowie auch Johannes von Damaskus, Johannes Klimakas, ein griechi-sches Hymnarium und eine ,Geschichte der Georgier (vgl. P.N. Akinian, Simeon von Pindzahank, und seine bersetzungen aus dem Georgischen. 1. Proklos Diadochos/2. Johannes von Damaskus/3. Johannes Klimakas/(4. Johannes der Theologe)/5. Geschichte der Georgier/6. Der griechische Oktaechos/(7. Reste aus der Literatur der Armenier nach griechischem Ritus) (Armenisch mit einer Zusammenfassung in deutscher Sprache) [ Wien 1951] 267ff.; zu Simeon von Djulfa vgl. ibid. 268).

    7 Die Zitate bzw. Paraphrasen in Psellos Traktat De omnifaria doctrina sind ohne Bedeutung fr die Konstitution des Textes (von den im folgenden behandelten Text-stcken kommen nur Proposition 86 und 167 bei Psellos vor).

    8 Einen bequemen berblick ber den Forschungsstand und die Proklostexte in den einzelnen Zeugen der arabischen berlieferung bietet Zimmermann 9, besonders Anm. 2.

    9 Aus einer auf das Jahr 147778 datierten Istanbuler Handschrift, die alle zwanzig von Endress edierten Stcke enthlt, sowie zahlreichen anderen zum Teil wesentlich lteren hanschriften, die nur einzelne Propositionen enthalten. Die einzelne Stcke wurden bereits frher identi ziert und teilweise ediert, vgl. neben Zimmermann loc. cit. das Addendum in Dodds 341f. und Badawi 1987, 74 und Endress 1973, 7f.

    10 Vgl. Endress 1973, S. 44.11 Vgl. insbesondere Zimmermann 39; ferner Endress 1999 und neuerdings auch

    2004, 15ff.12 Den arabischen Text mit lateinischer und deutscher bersetzung aus dem Arabi-

    schen bietet bislang nur Bardenhewer (s. aber unten Anm. 18); die lateinische berset-zung Perrain und Schnberger/Schnfeld. Die Dissertation von R.C. Taylor, The Liber de causis (Kalm mahd al-khair). A Study of Medieval Neoplatonism. Diss. Toronto 1981, die den arabischen Text mit englischer bersetzung enthlt, war mir nicht zugnglich.

    13 Den Nachweis, da die bersetzung des Proclus Arabus in das Milieu der mit al-Kindi zusammenarbeitenden bersetzer gehrt, hat bereits Endress gefhrt (Endress

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  • einige vorlufige bemerkungen 5

    Zimmermann gibt zudem aus einer Endress noch nicht zugnglichen Handschrift die arabische bersetzung einer zustzlichen Proposition (98)14 und verweist auf die bereits von Badawi edierte bersetzung von Proposition 7715. Es schien mir freilich geraten, mich hier auf eine vergleichende Behandlung der zwanzig von Endress edierten Proposi-tionen zu beschrnken, die so minutis ediert und kommentiert sind, da eine Beurteilung ihres Beitrags zur berlieferung auch demjenigen mglich ist, der wie ich die Originalsprache nicht beherrscht, zumal da, soweit ich aufgrund der bei Zimmermann und Badawi16 vorgelegten Evidenz nichts gefunden habe, was unmittelbar zur Textkonstitution beitragen knnte. Eine umfassende zuknftige Aufarbeitung des Beitrags der georgischen und arabischen Tradition fr den gesamten Text der Elementatio wird freilich einerseits diese Evidenz erneut prfen mssen, andererseits wird sie auch die im Liber de causis mehr oder weniger wrtlichen Prokloszitate miteinbeziehen mssen. Die berschneidun-gen mit Endress Proclus Arabus17 tragen, soweit ich sehe, nichts zur Textkonstitution der hier besprochenen Abschnitte bei. Doch wre auch hier eine umfassende Prfung des eventuellen Wertes der Zitate im Liber de causis fr den griechischen Text sowie ihr Verhltnis zum Proclus Arabus wnschenswert. Dies geht ber das Ziel dieser Arbeit hinaus und kann von mir auch in Ermangelung ausreichender Kenntnis des Arabischen nicht geleistet werden, zumal hier nicht einmal eine befriedigende Edition des arabischen Textes, geschweige denn eine bersetzung vorliegt18.

    1973, 62ff., besonders 185ff. und 242ff.). Zimmermann vermutet nun, da in diesem Kreis gar eine vollstndige bersetzung entstanden sein mag.

    Zur arabischen Proklostradition und zum Liber de causis insbesondere vgl. Endress 1973, 13ff.; Badawi 1987, 60ff.; zum Liber de causis auch Pattins (1966) Einleitung und DAncona Costa insbesondere S. 229258; auch die Einleitung von Schnberger in Schnberger/Schnfeld; vgl. auch Dodds xxviiif.

    14 Zimmermann 10ff.; arabisch 48ff.15 Vgl. Badawi 1972, S. 42.843.20; Zimmermann 30; in den von Endress 1973

    edierten Handschriften nicht enthalten.16 Das bei Badawi edierte Textstck bietet eine auerordentlich freie Paraphrase

    bzw. Umgestaltung von Proposition 77, in die auch Gedanken aus 76 eingegangen sind. Fr eine bersetzung des bei Badawi abgedruckten arabischen Textes danke ich Max Scherberger.

    17 Zum Aufbau und zu den Quellen des Liber de causis zuletzt DAncona Costa 23ff.; die einzige wirklich substantielle berschneidung mit dem Proclus Arabus stellt Proposition 167 dar. Einen bequemen berblick bietet das Verzeichnis S. 154ff. in Schnberger/Schnfeld.

    18 Die Zuverlssigkeit der Textgrundlage von Bardenhewers Edition und bersetzung

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  • 6 kapitel 1

    Diese arabische bersetzung, wie sie sich in den von Endress edierten Texten darstellt, bietet jedenfalls an vielen Stellen einen von unserer erst am Ende des dreizehnten oder mit dem beginnenden vierzehnten Jahrhundert einsetzenden griechischen berlieferung stark abweichen-den Text, der einer eingehenden Prfung bedarf. Dasselbe gilt von der bersetzung Petrizis, die uns unmittelbar in die Zeit der Wiederent-deckung des Proklos in der Komnenenzeit durch Michael Psellos und Petrizis Lehrer Johannes Italos fhrt19. Die Tatsache, da es, wie wir im folgenden sehen werden20, durchaus bereinstimmungen in gre-ren Textabweichungen zwischen der arabischen und der georgischen bersetzung gibt, beweist zunchst einmal, da es keineswegs angeht, derartige Abweichungen grundstzlich pauschal auf das Konto des jeweiligen bersetzers zu setzen. Wre dies ansonsten angesichts des offenbar teilweise frei paraphrasierenden bersetzungsstils des arabi-schen bersetzers21 bei der arabischen bersetzung durchaus mglich und es ist auch an einigen Stellen der Fall , so ist dies bei Petrizi mit seinem Streben nach grtmglicher Wrtlichkeit aber auch aus internen Grnden von vorneherein unwahrscheinlich.

    So habe ich in meinem zu Beginn genannten Aufsatz an einigen Stellen zu zeigen versucht, da Petrizi zuweilen einen reineren Text als die Vulgata bietet, insbesondere wo dies durch die Evidenz der arabi-schen bersetzung besttigt wird. Um den Zeugniswert von Petrizis bersetzung ins rechte Licht zu rcken, soll deshalb zunchst einmal ihr Stil vorlu g charakterisiert werden.

    1.2. Vorbemerkung zu Petrizis bersetzungsstil

    Der Gesamtcharakter von Petrizis bersetzung weist unzweideutig auf einen bersetzungsstil, der alles andere als paraphrasierend ist22. Im

    wurde zuletzt von Taylor in Zweifel gezogen, vgl. Taylor 1989, 82f. und 1992, 13 und Pattin 1994, 370f.

    19 Zu diesem geistigen Umfeld Petrizis s. Angelou LIIIff. mit weiteren Literatur-verweisen.

    20 S. unten S. 45ff., 130ff., passim.21 S. Endress 1973, S. 153ff.22 Um Petrizis hier kurz skizzierten bersetzungsstil recht wrdigen zu knnen, mag

    man ihn kontrastiv zu Endress detaillierter Beschreibung des bersetzungsstiles der arabischen Version (Endress 1973, 153ff.) wrdigen; er stellt sozusagen geradezu das Gegenteil davon dar. Weiteres unten S. 115ff.

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  • einige vorlufige bemerkungen 7

    Gegensatz zu der Darstellung des Zeugniswertes der Petrizibersetzung in Dodds Praefatio und Appendix, die auf unvollstndigen und zum Teil fehlerhaften Angaben beruht23, mu hier mit aller Deutlichkeit hervorgehoben werden, da Petrizis bersetzung zugleich aueror-dentlich wortgetreu und im groen und ganzen trotz der unten noch zu besprechenden Ausrutscher24 auch durchaus kompetent ist. Einen Fingerzeig auf Petrizis Sprachkompetenz stellt im brigen auch das bereits erwhnte Zeugnis des Johannes Italos dar, nach dem Petrizi als Auslnder immerhin in der Lage war, einen griechischen Gelehrten in grammatischen Detailfragen zu korrigieren25. In seinem Streben nach grtmglicher Wrtlichkeit, und zwar bis zur Wieder-gabe der Partikel26 und selbst der Wortstellung, schafft Petrizi eine sich von der Standardsprache weit entfernende am Griechischen orientierte Kunstsprache27. Dabei bemht er sich vor allem um genauest mgliche Entsprechung in der Terminologie28, so da zumeist eine Rckber-setzung seines Textes ins Griechische mit ziemlich groer Genauigkeit und Wahrscheinlichkeit mglich ist, auch dort, wo er stark von unse-rer griechischen berlieferung abweicht. Unsicherheiten ergeben sich allenfalls dort, wo er einen von allzu starker Korruption entstellten und nicht mehr recht verstndlichen Text vor sich hatte.

    Zudem zeigt nun gerade die Tatsache, da die Af nitten zwischen Petrizi und der arabischen bersetzung nicht in genauen Entsprechun-gen, sondern eher in berschneidungen je verschiedener Abweichungen von unserer griechischen berlieferung bestehen29, da wir in beiden bersetzungen je verschiedene Stadien der berlieferung des griechi-schen Textes fassen. Beide bersetzungen fhren uns ganz offenkundig in eine berlieferungsphase des Textes, die nicht nur deutlich vor unserer griechischen handschriftlichen berlieferung, sondern auch vor der Verfestigung zu einer Textvulgata liegt und einen zum Teil stark

    23 S. Dodds xlif., 342ff., ergnzt und verbessert durch Browne.24 S. unten S. 115ff.25 S. oben S. 2, Anm. 1.26 Einen Eindruck von den Entsprechungen der griechischen Standardpartikel und

    den georgischen bietet das Glossar von Molitor.27 Weiteres zur bersetzungsmethode Petrizis auch unten S. 115ff.28 Fr den des Georgischen Kundige ist die Terminologie Petrizis mit ihrer griechi-

    schen Entsprechung bequem dokumentiert in dem ntzlichen Glossar der neugeorgi-schen bersetzung von Melikishvili (s. Literaturverzeichnis); s. auch unten S. 13.

    29 Vgl. unten S. 130ff.

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  • 8 kapitel 1

    von letzterer abweichenden Proklostext bot, wie auch immer man ihn in seiner Qualitt beurteilen mag.

    Was nun die Verwertung der verschiedenen bersetzungen zur Kon-stitution des Proklostextes angeht, so spielt natrlich die Kompetenz des bersetzers hinsichtlich seines Verstndnisses des Originals eine wichtige Rolle. Je grer sie war, desto vorsichtiger mu man an sich im Umgang mit einer bersetzung sein. Petrizis Kompetenz, so wird sich im folgenden auf Schritt und Tritt zeigen, war, recht betrachtet, nun in der Tat sehr respektabel. Aufgrund seiner wie zu dieser Zeit nicht anders zu erwarten konservativen Methode30, fhrt dies jedoch nicht zu Eingriffen in den Text von Seiten des bersetzers. Dies wird an allen im folgenden zu besprechenden Stellen, wo er einen durch Kor-ruption unverstndlich gewordenen Text vor sich hatte, immer wieder deutlich werden31: ganz eindeutig greift Petrizi nicht umgestaltend in den Text ein. Er bersetzt allerdings auch nicht paraphrasierend ber ihn hinweg. Er versucht vielmehr, durch kleinere Manver wie entspre-chende Interpunktion oder Umbiegung der Bedeutung eines Wortes den Text ohne wesentliche Vernderung der griechischen Textgestalt verstndlich zu machen32.

    Um dem Leser das Verstndnis die unten vorgetragene Detailana-lyse spezi scher Textprobleme zu erleichtern und den dort gebten Umgang mit der georgischen bersetzung vorab zu rechtfertigen, ist es vielleicht angebracht, einige allgemeine Bemerkungen zur Struktur der georgischen Sprache im Vergleich zu der griechischen vorauszuschicken und dann die bersetzungsmethode Petrizis vorab an einem konkreten Beispiel kurz zu illustrieren.

    In den unten diskutierten Textpassagen wird sich immer wieder zeigen, da Petrizi versuchte, den griechischen Text normalerweise in einer WortfrWortbersetzung wiederzugeben, die dem Original, soweit dies mglich und sinnvoll ist, bis in die Wortstellung hinein folgt. Und in der Tat bietet die georgische Sprache der Zeit Petrizi gerade aufgrund ihrer Flexibilitt in der Wortstellung33 die Mglichkeit, das griechische Idiom bis zu einem gewissen Grade direkt nachzubilden. Der

    30 S. unten S. 117.31 S. unten ibid.32 Vgl. unten ibid.33 S. Fhnrich 195ff. Vielleicht ist es angebracht, hier darauf hinzuweisen, da die

    Grammatiken des Altgeorgischen von Fhnrich und Schanidse (1982), auf die immer wieder verwiesen wird, das Altgeorgische stricto sensu auf die Sprachdokumente des 5. 10,/11. Jhs. einschrnken. Die Zeit vom 12. bis zum 19. Jh. wird im allgemeinen als Mittelgeorgisch bezeichnet.

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  • einige vorlufige bemerkungen 9

    hu ge Partikelgebrauch des mittelalterlichen Georgischen, wo Stze fr gewhnlich durch beiordnende Konjunktionen verknpft sind34, ermglicht es Petrizi, selbst in diesem Punkt das griechische Original einigermaen treu, wenn auch selbstverstndlich nicht im Verhltnis eins zu eins wiederzugeben. Von der Struktur des Griechischen mu Petrizi freilich bei der bersetzung der Nominalformen des Verbums, insbesondere der Partizipien abweichen. Selbstverstndlich erzwingt auch die vom Griechischen stark abweichende Rektion des Verbums, die Postpositionierung der meisten Verhltniswrter35 und die andere Verteilung der Kategorien des Verbums grundlegende Abweichungen der Struktur36, doch lt die reiche Ausbildung der Formen des Verbums und des Nomens doch eine recht genaue Wiedergabe zu, wenn man eine von idiomatischer Verwendung abweichende arti zielle sprachliche Gestalt in Kauf nimmt. Und eben dies tut Petrizi.

    Um Petrizis Umgang mit den im folgenden zu besprechenden problematischen Passagen wrdigen zu knnen37, soll hier zunchst anhand seiner bersetzung einer relative unproblematischen Passage sein Normalverfahren erlutert werden. So soll hier einmal folgenden Satz mit Umschrift und Wort-fr-Wort-bersetzung als einigermaen reprsentatives Beispiel fr Petrizis Wiedergabe eines eher unproblema-tischen, aber sprachlich doch einigermaen komplexen Textes stehen (es handelt sich um eine Perikope aus Proposition 72). An diesem Beispiel zeigt sich einerseits, wie eng Petrizi am Original zu bleiben versucht und wie weit es ihm gelingt, andererseits aber auch, welche kleineren Freiheiten er sich erlaubt und erlauben mu:

    34 S. Fhnrich 208f.35 S. Fhnrich 169ff., Schanidse (1982) 159ff.36 Ein weiterer wichtiger Unterschied ist das Fehlen eines quivalentes fr den

    griechischen Artikel. Fhnrich (67f.) und Schanidse (1982, S. 47f.) sprechen zwar von einer Verwendung der Demonstrativa ese, ege, igi als Artikel. Abgesehen davon, da ich bezweifeln mchte, ob die Rede von einem Artikel stricto sensu im Altgeorgischen berhaupt sinnvoll ist, mu gewi gesagt werden, da diese Verwendung der Demon-strativa im Altgeorgischen keinesfalls durchgehend der Verwendung des Artikels im Griechischen, der allenfalls gelegentlich bersetzt wird, entspricht. In Petrizis ber-setzung bleibt der griechische Artikel in der Regel unbersetzt; nur ganz sporadisch ndet man igi, e.g. in dem unten s. 64 zitierten Passus aus 5 viTar igi simravle SeerTebul erTisa mier fr ! " #$ %& ' " (. Die Rede von einem Artikel im Altgeorgischen ist mir insbesondere deshalb nicht ganz begrei ich, da der anonyme Verfasser eines von Schanidse (Schanidze 1990) selbst herausgegebe-nen und ins 11.12.Jh. (aus der Schule Ephrems) datierten (Schanidze 1990, S. 228) grammatischen Traktats ausdrcklich auf das Fehlen des Artikels im Georgischen gegenber dem Altgriechischen hinweist (s. Schanidze 1990, S. 241).

    37 S. die allgemeine Diskussion unten S. 116ff.

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  • 10 kapitel 1

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    amisgan ukue sacnaur, rameTu nivTi erTisa mier warmoi-ina, xolo TT Ts Soris unawilo ars guarTagan. xolo sxeuli mebr TT, daRaTu myofsa eziara, magra unawilo ars sulisgan. xolo nivTi quedmdebare ars yovelTa da

    yovelTa mizezisa mierca warmoiyena. xolo sxeuli . . .

    amisgan (daher) ukue (nun) sacnaur (klar), rametu (da) nivti (Materie) ertisa (des Einen) mier (von her) carmoiina (ist entstanden), xolo (aber) tvit (mit sich selbst) tvis (sich selbst) oris (bei) unacilo (unteilhaftig) ars (ist) guartagan (von den Formen). xolo (aber) sxeuli (Krper) mebr (nur) tvit (mit sich selbst), dayatu (obwohl) mqopsa (dem Seienden) eziara (ist teilhaftig geworden), magra (doch) unacilo (unteilhaftig) ars (ist) sulisgan (von der Seele). xolo (aber) nivti (Materie) kuedmdebare (Zugrundeliegendes) ars (ist) qovelta (aller) da (und) qovelta (aller) mizezisa (Ursache) mierca (aus) carmoiqena (ging hervor). xolo (aber) sxeuli (Krper) . . .

    Dieser Text illustriert recht gut Petrizis Normalverfahren der Wort-fr-Wort-bertragung. Man mu hier nur Moerbekes bersetzung der entsprechenden Passage daneben setzen, um zu sehen, da Petrizis bersetzungsverfahren grundstzlich ganz analog der Wort-fr-Wort-bertragung mittelalterlicher lateinischer bersetzer ist, und insofern ebenso zuverlssige Rckschlsse auf das griechische Original zult wie letztere (S. 38f. Boese):

    Ex hiis igitur manifestum est, propter quid materia quidem, ex uno subsistens, secundum se est expers speciei; corpus autem secundum se, et si ente participet, anima tamen non participat. Materia quidem enim, subiectum existens omnium, ex omnium causa processit; corpus autem . . .

    Das extreme Gegenstck dazu ist die arabische bersetzung (in End-ress bersetzung), die hier besonders frei ist und eine das Griechische kaum mehr erkennbare Paraphrase bietet:

    Wenn dem so ist, wie wir dargelegt haben, und wenn der erste Trger alle Dinge zu tragen und der erste Agens alle Dinge zu wirken vermag dann muss der erste Agens den ersten Trger bewirken und hervorbringen, nmlich die Materie, welche alle Dinge aufnimmt.

    So ist nun klar und erwiesen, dass der erste Trger, d.h. die Materie, alle Dinge trgt und dass er ein intelligibles Substrat ist, sowie dass der erste Agens ihn bewirkt, denn er ist Agens aller Dinge.

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  • einige vorlufige bemerkungen 11

    In Petrizis bersetzung wird auch ein Nominalsatz des Griechischen wrtlich abgebildet (" [sc. )] = sacnaur sacnaur)38. Selbst die Wortstellung behlt Petrizi im allgemeinen bei, es sei denn, die Stellungsregeln des Partikelgebrauchs machen es unmglich (vorange-stelltes xolo fr nachgestelltes '- bzw. ). Allerdings scheint unawilo ars sulisgan unacilo (unteilhaftig) ars (ist) sulisgan (von der Seele) fr ;:$ &:, ) vom Griechischen ohne Not abzuweichen. Doch bei genauerem Nachdenken hat auch dies seinen Grund. Oben hie es 4' ) 5. Das ist bei Petrizi unawilo ars guarTagan (unacilo ars guartagan). Der griechische Text variiert im Ausdruck zwischen 4' ) 5 und ;:$ &: ). Petrizi dagegen hat nur ein Wort fr 5 und &:: unawilo (unacilo). Offenbar wollte er dann beide Ausdrcke auch in der Stellung parallel bersetzen. Dabei will er das Hyperbaton in 4' ) 5 nachbilden. Das geht nur bei Nachstellung der jeweiligen Ergnzung (guarTagan guartagan bzw. sulisgan sulisgan) von unawilo (unacilo).

    Fr die Partikelkorrespondenz - . . . '- hat Petrizi keine genaue Entsprechung (Moerbeke bersetzt quidem . . . autem); zwar bersetzt er - zuweilen mit ukue (ukue) (sonst Standard fr '*), wie e.g. in 7439:

    " 5 @# & ), A 5, B' '- C )

    ~ rameTu rave nawilebiTi da ganukueTeli yovloba ukue ars, viTar ganukueTeli, xolo guar ara ars (rametu rajve nacilebiti da ganukueteli qovlobaj ukue ars, vitar ganukueteli, xolo guar ara ars)

    denn irgendein Spezi sches und Unteilbares ist zwar eine Ganzheit, insofern es unteilbar ist, aber es ist keine Form40.

    An unserer Stelle gibt er - . . . '- an der zweiten Stelle mit xolo . . . xolo (xolo . . . xolo) wieder, bzw. er zieht sozusagehn - zu xolo (xolo) zusammen (sonst wre eher rameTu rametu41; Moerbeke wiederum ganz wrtlich gegen den idiomatischen lateinischen Wort-gebrauch quidem enim . . . autem). Im ersten Falle mu er im Nebensatz

    38 Vgl. dazu Fhnrich 213.39 S. auch unten S. 90.40 Zu der Interpolation "

  • 12 kapitel 1

    auf - ganz verzichten. Nach dem Konzessivsatz interpoliert er eine verdeutlichende Hauptsatzeinleitung magra (magra).

    G 0* bzw. G 0" wird je verschieden wiedergegeben: der Instrumental (die bliche Wiedergabe von + Acc. ,,gem) TviT (tvit), eigentlich ,,vermittels seiner selbst, wird einmal (bei nivTi nivti .#) durch Tvis Soris (tvis oris) ,,bei sich, einmal (bei sxeuli sxeuli 7) durch mebr (mebr) ,,nur ergnzt.

    Dies entspringt nicht einem Bedrfnis nach variatio des Stils, Petrizi strebt nach Verdeutlichung des jeweils mit G 0"/0* Gesagten: die Materie nicht einmal etwas Seiendes, allerdings, da sie kein zweites Prinzip ist, doch in irgendeiner Weise vom Einen abstammend, wie gleich explizit betont, sofern sie vermittels ihrer selbst noch bei sich selbst ist, d.h. noch nicht in etwas Geformtes eingegengen ist, ist ohne B' . . . der Krper ein Seiendes, d.h. bereits etwas ,Komplexes, das an anderem anteilhat, ist nur vermittelst seines Krperseins alleine, noch nicht beseelt . . .

    Es liegt auf der Hand, da eine bersetzung aus dem Griechischen mit seiner Vielzahl an verschiedenen Partizipialformen die daraus resultierenden zahlreichen und teilweise stark aufgeblhten partizipialen Ausdrcke vielfach anders wiedergeben mu (der lateinische bersetzer hat es hier leichter). Die Beiordnung partizipialer Ausdrcke (hier ) / " 01 und 0 ? ) ist Petrizis gewhn-liches Verfahren; das ist im Interesse einer guten Verstndlichkeit auch durchaus angebracht. Als Satzanschlu interpoliert er beidesmal eine Partikel, xolo (xolo) ,,aber bzw. da (da) ,,und.

    Ob der Plural guarTagan guartagan einen Plural 8'7 in Petrizis Vorlage gegen 4' in der griechischen Vulgata ( X )42 wiedergibt, ist vielleicht nicht mit letzter Sicherheit zu entscheiden: jedenfalls ist dies nicht sinnentscheidend. Bei allem Streben nach Wrtlichkeit ist eine derartige keineswegs sinnentstellende geringfgige Freiheit des ber-setzers im Ausdruck nicht vllig auszuschlieen. Man wird hier wie in einigen anderen parallelen Fllen43 vorsichtig sein. Dies ist jedoch in der Regel fr die Textkonstitution irrelevant, da Petrizis Version ohnehin keinesfalls den Vorzug vor der Vulgata (X) verdient.

    Besondere Beachtung verdient auch Petrizis Bemhen um eine kor-rekte und konsistente Wiedergabe griechischer philosophischer Termi-

    42 S. unten S. 82f.43 S. unten S. 115ff.

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  • einige vorlufige bemerkungen 13

    nologie, in die durch die Appendix (III) ein kleiner Einblick gewonnen werden kann44. Hier soll jedoch schon einmal folgende kleine hrenlese grundlegender Termini der Philosophie des Proklos in systematischer Reihenfolge vom Griechischen ausgehend stehen unter Einschlu auch einiger wichtiger Begriffe, denen wir im folgenden nicht begegnen werden, um einen ersten kleinen Eindruck zu geben45. Man mag sie bzw. das Glossar im Anhang nicht nur mit Boeses Glossar zu Moer-beke46, sondern durchaus einmal vergleichen mit der Wrterliste, die ein bersetzer ins Deutsche, Sonderegger47, verdienstlicherweise am Ende seiner bersetzung gibt, und man wird sehen, da Petrizi gar nicht viel anders als ein moderner bersetzer heute arbeitet:

    ( erTi (erti ), H= TTerTi (tviterti ), erToba (ertobaj ), mxolo (mxoloj ), mxolooba (mxoloobaj ) #$ simravle (simravlej )

    F keTili (ketili ), keTiloba (ketilobaj ), HF TTkeTiloba (tvitketilobaj )

    / goneba ( gonebaj ), F, F gagoneba (gagonebaj ), gone-ba ( gonebaj ), gagonebuli ( gagonebuli ), F gonebiTi ( gonebiti ), ' midmogoneba (midmogonebaj )

    7 cnoba (cnobaj );:I suli (suli )" 9 arsi (arsi ), myofi (mqopi ), H arseba (arsebaj ), myofoba

    (mqopobaj ), " B, .J aoba (aobaj ), myofoba (mqopobaj ) qmna, " qmnadoba (kmnadobaj ), F, F

    qmnadi (kmnadi ), = qmna (kmnaj ), aRgeba (aygebaj ), F aRgebuli (aygebuli )

    8'=, B' guari ( guari )7 sxeuli (sxeuli ).# nivTi (nivti )= nawili (nacili )

    44 Dieses Das Bemhen um Konsistenz erstreckt sich, wie bereits angedeutet (s. S. 11), in den Grenzen des Mglichen selbst auf den Partikelgebrauch. Kurze Au istung und Beschreibung der wichtigsten Partikel in Schanidse 166. Die Korrespondenzen mit dem Griechischen in der georgischen Bibelbersetzung lassen sich leicht in Molitor (von Georgischen oder vom Griechischen aus) nachprfen.

    45 Vgl. das Glossar S. 215ff. vom Griechischen ins Georgische. Ein Blick in das Glossar von Melikishvili (S. 244ff.) ergibt ein gutes Bild vom Georgischen ausgehend. Fhnrich 219f. gibt eine ganz kurze Liste philosophischer Terminologie im Altgeorgischen. Einen Vergleich mit dem Bibelgeorgischen erlaubt Molitor. Der Artikel von Kiladze, ,On the Terminology of the Liber de Causis, in: Proceedings of the 14th Congress of the Union Europenne des arabisants et islamisants, ed. by A. Fodor (The Arabist. Budapest Studies in Arabic 1516) (Budapest 1995) 6173, ist so gut wie wertlos; s. auch Aleksidze 1995, 143.

    46 S. Boese 1987, 112ff.47 S. 261ff.

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  • 14 kapitel 1

    1/ @# yoveli (qoveli )=: (Tan) ziareba (tan)ziareba, :F Tanziarebuli

    (tanziarebuli ), =: Tanmeqne (tanmeknej ), Tanziarebeli (tanziare-beli ), mziare (mziarej )

    , L midreka (midrekaj ), midrekili (midre-kili )

    buneba (bunebaj ) anaTxsi (anatxsi ), naqusi (nakusi ), warmonaTxzi (carmonatxzi ),

    sira (sira)J wesi (cesi ))I ukunqceva (ukunkcevaj ), ukunrguleba (ukunrgulebaj )

    Bemerkenswert ist im brigen auch Petrizis konsequente Nachbildung griechischer Komposita. Man ndet nicht nur Nominalkomposita wie e.g. erT-guari (ert-guari ) -'I, auch Komposita mit prpositio-nalem Vorderglied werden so exakt wie mglich abgebildet wobei zu bedenken ist, da griechische Prpositionen im Georgischen in der Regel Postpositionen entsprechen , z. B. steht nivTi-Soris-i (nivti-oris-i; nivti ,,Materie, oris Postposition ,,bei, i Adjektivendung) wie N-# oder Jamis-gamo- (amis-gamo-j ) fr N:. Jamis-Soris-i (amis-oris-i ) steht fr - :FO.

    Selbstverstndlich ist eine vollkommene EinszuEinsWiedergabe griechischphilosophischer Terminologie, soll sie sinnvoll sein, nicht mglich. Da Petrizi sich gentigt sieht gegebenenfalls Synonyme mit demselben Wort zu bersetzen, haben wir eben bei 5 und &: (beides unawilo unacilo) gesehen (ebenso Moerbeke bei-desmal participet)48. Noch hu ger mu er zu Alternativbersetzungen von Wrtern mit einem breiten Bedeutungsspektrum greifen; dadurch kommt es zugleich zu berlappungen mit der bersetzung anderer griechischer Termini kommt: so steht, wie wir sehen werden, saz-Ruari sazyuari fr #F, @ und =49. #F wird zuweilen auch ,wrtlich mit sityua sitquaj ,,Wort bersetzt (bereits vor Petrizi bliche ,Terminologie, insbesondere natrlich als Lehnbersetzung des christlichen #F50).

    Petrizis Genauigkeit wie Flexibilitt zeigt sich e.g. wenn er in Propo-sition 76 3 H konsequent mit arsebiT (arsebit) bersetzt (seine Standardbersetzung dafr; so auch in 16; Moerbeke sinnwidrig stets

    48 S. 10.49 S. unten s. 79; bereits in der Sprache der Bibel im Sinne von @, s. Molitor

    152, 281.50 S. Molitor 160, 279.

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  • einige vorlufige bemerkungen 15

    substantia, was, wenn schon, eher zu " 9 passen wrde, das er natr-lich mit ens bersetzt; Renaissancebersetzer beginnen auch in der Tat das unklassische ens fr " 9 gelegentlich durch substantia zu ersetzen; arsebaj kann ,,Substanz bedeuten, mu es aber nicht), " B dagegen konsequent mit myofoba (mqopobaj; Moerbeke natrlich einfach esse). myofoba (mqopobaj ) ist aber auch .J (so hier und in 5; Moerbeke stets existentia), myofi (mqopi ) steht fr " 9. Entsprechend wird etwa in 79, wo Petrizis korrupter Text nicht genau rekonstruierbar ist51, immer noch deutlich, da er dort wo X 0: liest, myofoba (mqopobaj ) gibt, wo er wohl eine Korruptel von )- las myofi (mqopi ).

    Es ndet sich freilich auch myofobiT (mqopobit) fr 3 H; so in 17 (S. 18, 28 Dodds), denn dort bedeutet 3 H in der Tat anders als eben in 16 (wo Petrizi arsebaj whlt) eher ,,seinem Wesen nach. Dies gibt einen Hinweis darauf, wie Petrizi das schwierige Wort verstand; mqopobaj whlte er fr .J sowie fr 3 H im Sinne von ,,Wesen wegen seiner Konnotation ,,bleibend, dauernd. In 167 wo Petrizi allerdings aufgrund einer Korruptel in Schwierigkeiten mit dem Textverstndnis kam52 gibt er fr B aoba (aobaj ).

    Es wre eine eigene Abhandlung wert, Petrizis differenzierte ber-tragung der griechischen Terminologie im einzelnen zu untersuchen und so zu einem Verstndnis der eben angedeuteten Inkonsistenzen in der Terminologie zu kommen. Das in der Appendix gedruckte kleine Glossar und die oben53 gegebene Liste der wichtigsten Termini geben eine kleine Hilfestellung, sie zumindest in den hier abgedruckten Texten zu wrdigen.

    Petrizis bersetzungsmethode kann selbstverstndlich nur vor dem Hintergrund der reichen ihm vorausliegenden bersetzerttigkeit richtig gewrdigt werden54, die freilich immer noch weitgehend unerforscht ist. Allerdings, war Petrizi abgesehen von den von seinem Zeitgenossen Eprem Mcire angefertigten bersetzungen der Werke des Ps.-Dio -nysios Areopagites55 der erste, der sich mit einem philosophisch so anspruchsvollen griechischen Text befate, und vor allem zum ersten Mal mit einem ausschlielich, ja ostentativ ganz der paganen Tradition der antike griechischen Philosophie verp ichteten Text. Petrizis Streben

    51 S. unten S. 99ff.52 S. unten S. 114.53 S. oben S. 13. 54 S. oben S. Anm. 1.55 S. Tarchnivili 189.

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  • 16 kapitel 1

    nach einer przisen bertragung griechischer philosophischer Termi-nologie ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, da Eprem Mcire zuweilen schwer bersetzbare griechische Termini in ihrer griechischen Gestalt stehen lt56. Auch Petrizi benutzt e.g. in Proposition 21 sira (sira) fr ; jedoch neben warmonaTxzi (carmonatxzi ). Daneben gibt es andere georgische Wrter wie anaTxsi (anatxsi ), naqusi (nakusi ). Petrizis bersetzung bemht sich so vorzglich darum, zum ersten Mal in der georgischen Sprache eine antikem philosophischem Denken adquate Terminologie in georgischer Sprache zu entwickeln.

    Dies geschieht, wie wir in Petrizis Kommentar nachvollziehen kn-nen, auf einem durchaus respektablen denkerischen Niveau. Wie eine bereits von Aleksidze publizierte Perikope aus dem Vorwort zeigt57, geht Petrizi etwa bei seinem Versuch, die auch fr uns schwer zu bersetzenden Begriffe / (samt F, F, L, F)

    56 S. Tarchnivili 184.57 Ich gebe hier die gedruckten bersetzung von Aleksidze ohne den georgischen

    Text: Es ist noch besonders wichtig zu wissen, da Kraft und Wirkung der Seele anders sind als die des Geistes. Und eine jede von ihnen hat in der sonnengleichen Sprache der Griechen seine eigene Bezeichnung, die seinem Wesen entspricht. Bei uns hat aber niemand darauf geachtet, weder bei der bersetzung, noch sonst einer, und das strt mich sehr bei der bersetzung, denn bei uns wird alles einheitlich benannt und auch so gemeint. Beachte aber: die seelische [sc. Erkenntnis] heit dianoia, die geistige noema und der obere Gegenstand der Erkenntnis noeton. Jetzt mu ich jedes einzeln erkl-ren. Zuerst ber die (sc. Erkenntnis) der Seele, die dianoia heit: diese dianoia ist kein einfaches und unzusammengesetztes Denken, sondern ist wie ein Durchdenken oder Hinundherdenken, denn die Erkenntniskraft der Seele be ndet sich im Hinundher. Diese Kraft ist nicht einfach, im Unterschied zu der des Geistes, denn sie fgt das Seiende und das Nichtseiende zusammen und berlegt ebenso, wie wenn ich etwas vorhab, mich frage, ob ich das tun soll oder nicht, und erst danach mich entscheide fr das eine oder das andere und nach dem Seienden oder Nichtseienden strebe. Deshalb hat sie einen entsprechenden Namen, d.h. Hinundherdenken oder Hinundhererkenntnis. Porphyrios sagte, das Hinundherdenken der Seele ist dem Gehen des Menschen hn-lich: Er geht nicht einfach hin, wohin er geht, sondern er vervollkommnet allmhlich Schritt fr Schritt seinen Weg. Ebenso geht die Seele allmhlich von einem zum andern hinber, solange bis alle Gegenstnde der Erkenntnis von ihr umgeben, erfat und ihr hnlich gemacht werden. Der Geist aber erfat ganz einfach, ebenso wie beim Sonnenaufgang die Sonnenstrahlen alles bedecken, und dafr brauchen sie keine Zeit und keine Bewegung, denn sie kommen nicht allmhlich heraus, sondern sie breiten sich sofort beim Erscheinen der Sonnenscheibe aus. Dasselbe kannst Du beim Geist bemerken. Wo Geist ist, da ist auch geistige Erkenntnis, denn die geistige Erkenntnis entsteht gerade mit dem Geist, ebenso wie die Strahlen mit der Sonne. Aber was ist das noeton? Das noeton ist ber all diejenigen erhaben, fr die es Gegenstand der noesis ist. Hast du verstanden, was noeton heit? Es ist der Gegenstand der geistigen Erkenntnis oder das, was geistig erkannt werden mu. S. auch Aleksidze in: Orthodoxes Forum 9, 2 (1995). Vgl. auch den unten S. 196ff. abgedruckten Kommentar Petrizis zu 128a; zur ' auch Iremadze 214ff.

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  • einige vorlufige bemerkungen 17

    und ' im Georgischen wiederzugeben58, von einer eingehenden Re exion auf die Bedeutung des Wortes im Griechischen aus, welche die Bedeutung des Begriffs vllig korrekt beschreibt, wie es auch ein moderner Gelehrter kaum besser ausdrcken knnte. Und so kommt dann Petrizi zu einer Bildung midmogoneba (midmo-gonebaj ), wrtlich ,,Hin-und-her-Denken fr '-.

    Wir machen es uns da wesentlich einfacher. Wenn Petrizi versucht, griechische philosophische Terminologie konsequent in seine Sprache zu bertragen, stellt er damit einen hohen Anspruch. Er steht damit gewissermaen vor hnlichen Problemen wie etwa Cicero in seiner Adaption der griechischen Philosophie, dessen ungeheure sprachliche wie auch denkerische Leistung man nur dann gebhrend wrdigt, wenn man sich die uerst banale Tatsache bewut macht, da wir, wenn wir es uns so bequem machen knnen, philosophische Termini im lateinischen Gewand einfach nachzureden, dies deshalb knnen, weil wir auf seiner Leistung fuen. Und so stand Petrizi trotz aller Vorlufer, die er hatte bei Proklos vor einer wesentlich schwierigeren Aufgabe als jeder lateinische bersetzer und Kommentator des Proklos bzw. des Aristoteles, der sich auf eine von Cicero inaugurierte (und terminologisch vor allem durch Marius Victorinus weitergebildete) philosophische Tradition in lateinischer Sprache beziehen konnte. Einen stilistischen Anspruch auf Eleganz freilich stellt Petrizi gerade nicht, im Gegenteil, er setzt sich bewut gegen einen lteren weniger wort- und textgetreuen bersetzungsstil ab; seine bersetzungsmethode entspricht, wie anfangs bereits angedeutet, grundstzlich ganz der des lateinischen Mittelalters.

    58 Petrizi benutzt fr / goneba ( gonebaj; so bereits die altgeorgische Bibelber-setzung), fr verwandte Termini entsprechende Ableitungen der Wurzel gon denken, meinen, merken (gegebenenfalls mit dem Prverb ga); fr ' bildet er von dieser Wurzel entsprechend dem im Vorwort Gesagten (s. vorige Anm.) midmogoneba (midmogoneba-j hinundhererkennen), d.h. er bersetzt das griechische ' durch midmo hin und her, eine Kombination der beiden kontrren georgischen Prver-ben mi und mo, die jeweils die Richtung vom Sprecher weg bzw. zum Sprecher hin bezeichnen; vgl. H.I. Aronson, Georgian: A Reading Grammar (Columbus, Ohio 1982) 42. mi-mo- ist eine durchaus gelu ge Vorsilbe im Sinne von ,,hin und her, ,,zer-. midmogoneba (midmogonebaj ) bzw. ' knnte durchaus auch bersetzt werden mit ,,zer-denken. Vielleicht gar keine schlechte bersetzung fr '-. In der geor-gischen Bibelbersetzung steht gonebaj u.. brigens fr 'L P, , L etc., nicht fr L (s. Molitor 39). Fr L steht cnoba (cnobaj ) (Molitor 218), was Petrizi fr , 7 verwendet. Petrizi gibt mit gonebaj/midmo-gonebaj //'- wieder.

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  • 18 kapitel 1

    1.3. Die zustzliche Proposition 128a bei Petrizi

    In dem oben genannten Aufsatz habe ich nachzuweisen versucht, da das Zeugnis der Petrizibersetzung in einzelnen Fllen durchaus den Verdacht der Interpolation des Textes der Vulgata rechtfertigt und verwertbare uere Evidenz fr Schwankungen im Textbestand in der Proklosberlieferung bietet. Die Einzelprobleme zum Text eini-ger Propositionen, die ich in diesem Aufsatz diskutiert habe, werden unten in grerem Zusammenhang wieder aufgenommen werden und sollen somit an dieser Stelle nicht im einzelnen ausgebreitet werden. Insbesondere habe ich jedoch auch die Frage der Echtheit von zwei Propositonen (128a und 149) behandelt, wo sich Petrizis bersetzung von der berlieferung des griechischen Textes in der Vollstndigkeit des Textes grundlegend unterscheidet: auf dieses Problem soll hier vorab noch einmal eingegangen werden, besonders auch um das frher Gesagte zu modi zieren59.

    Petrizis bersetzung bietet nach 128 eine im griechischen Text feh-lende Proposition (im folgenden 128a in meiner Numerierung), whrend die im Griechischen berlieferte Proposition 149 bei Petrizi fehlt. Ich hatte mich seinerzeit dafr ausgesprochen 128a als echt, 149 als unecht zu betrachten, mchte nun jedoch auch 128a eher in Zweifel ziehen.

    Nun hatte L. Aleksidze60 bereits darauf hingewiesen, da Dodds Argumentation, die bei Petrizi nach 128 berlieferte Proposition (128a) knne nicht echt sein, auf einer Fehlbersetzung beruht. Sie behauptete hingegen, da bei korrekter bersetzung keine inhaltlichen Grnde fr die Unechtheit von 128a sprechen. Dies ist grundstzlich richtig. Freilich mu doch bedenklich stimmen, da gerade in einer in der Vulgata fehlenden Textstck zwei ansonsten in der Elementatio nicht angesprochene Themen auftauchen, die die I61 und die jedenfalls so wie in 128a sonst nicht erwhnten '

    62.

    In meinem eben genannten Aufsatz bin ich Aleksidze dennoch gefolgt und habe ebenfalls angenommen, da 128a echt sein knnte, jedoch eigentlich hinter 184 gehrt und in Petrizis Quelle zwischen 128 und

    59 Zuletzt dazu Iremadze 225ff., der immerhin den Zusammenhang mit 184 erkennt.

    60 S. Aleksidze in Georgica 17 (1994) und Orthodoxes Forum 9, 2 (1995).61 S. unten S. 23f.62 S. jedoch unten S. 22ff.

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  • einige vorlufige bemerkungen 19

    129 verstellt wurde63: Thema der Propositionen 113165 ist die von der relativen Nhe zum Einen bestimmte Hierarchie des gttlichen Bereichs. Eine Proposition ber die Spezi ka des Denkvorgangs wre in diesem Kontext ein Fremdkrper: Dieses Thema gehrt eher in den Zusammenhang der folgenden Propositionen, von denen 166183 vom Geist, 184211 von der Seele handeln. 128a, wo das Denken der Seele, und zwar gerade das der hchsten gttlichen Seele von dem des Geistes abgesetzt wird, gehrt an die Nahtstelle zwischen den beiden Gruppen, d.h. hinter 184.

    Diese in dem genannten Aufsatz ausgefhrte Argumentation bezg-lich der ursprnglichen Stellung von 128a mchte ich aufrechterhalten. Sie erklrt die Varianz der berlieferung, sie prjudiziert jedoch nicht die Frage der Echtheit. Die Verstellung von 128a in Petrizis Proklostext knnte auch darauf zurckzufhren sein, da 128a unecht ist, d.h. in einem Vorfahren von Petrizis Proklostext erst aus einem interpolierten Exemplar am Rand nachgetragen und dann an der falschen Stelle integriert worden ist. Textverstellung kann immer auch ein Zeugnis fr Unechtheit sein64; es mu stets in jedem Einzelfall geprft werden, ob der vollstndige oder der unvollstndige Text den Vorzug verdient.

    Was nun die Stellung von 128a (ob echt oder unecht) anbelangt, bleibt Folgendes festzuhalten: 184 teilt die Seelen in drei Gruppen, gttliche, irdische und eine dritte Gruppen dazwischen; eben diese dritte Gruppe wird von den ,dmonischen Seelen gebildet, von denen 128a spricht, so da das Thema ,Dmonen somit hier durchaus integriert wre. Proposition 128a, die im griechischen Original begonnen haben mu 1 Q ' ;:*, knnte, wenn sie echt ist, zwischen 184 (beginnend 1 ;:* % ) und 185 (beginnend 1 - R ;:) durch Homoioarchon ausgefallen und spter an der ersten Stelle nachgetragen worden sein, wo man meinte einen Text ber die Seele irgendwie unterbringen zu knnen, d.h. nach 12865.

    Nun glaube ich gezeigt zu haben, da die bei Petrizi fehlende Pro-position 149 tatschlich unecht ist66 und da auch hier eine Strung der Reihenfolge vorliegt, die in diesem Falle auf Interpolation weist.

    63 S. Gnther 1999, 51.64 S. unten S. 51 und die folgende Anm. 65 Zu diesem Vorgang vgl. Gnther 1997, 24ff., 43. Dort habe ich anhand reichlicher

    Belege gezeigt, da es eine wohlbezeugte und auch durchaus plausible Praxis war, nachgetragene Textstcke, deren genaue Lokalisierung nicht mehr erkennbar war, an der ersten Stelle nachzutragen, wo sie irgendwie mglich zu sein schienen.

    66 S. Gnther 1999, 51f.

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  • 20 kapitel 1

    Wie 128a bei Petrizi so steht 149 in unseren griechischen Handschriften ebenfalls an der falschen Stelle. Die Proposition ist ein Fremdkrper zwischen den Propositionen 144148 ber die innere Struktur der gtt-lichen J und 150ff. ber deren generative Wirkung. 149 stellt eine mit 113 kompatible Behauptung ber die Begrenztheit der Vielheit des Gttlichen auf; freilich ist die Argumentation von 149 schwcher als die von 113 und somit neben 113 ber ssig. Zudem ist die unquali zierte Aussage " '- 5 H: S #$, ## # #$ am Ende kaum mit dem in 8996, besonders dem in 93 (= R 7 T#= ', T# U )= = $ ) und in 95 (8 % / " ), 7 ' % V = $ = ) PF 5 . . .) Gesagten vereinbar. 149 ist ein Zusatz, der wohl fr die Stelle zwischen 113 und 114 verfat ist. Wenn nun Textverstellung und noch mehr das Fehlen eines Textstckes in einem berlieferungszeugen ein Hinweis auf Unechtheit sein kann, so spricht, denke ich alles dafr, 149 fr unecht zu halten67.

    Kommen wir nun aber zu 128a zurck! Das dort Gesagte ist grund-stzlich durchaus mit Proklos Denken vereinbar, und so soll hier meine in der Appendix (II) vorgeschlagene Rckbersetzung einigen einschl-gigen Parallelen gegenbergestellt werden. In meiner Rekonstruktion lautet 128a:

    1 ;:I, ', 7 '* L H: W T / 68. X '- L, O F / = Y " H" #69. . ) 76 Z L, )F . 3 U \J, )L '* # #L I. =: 8 R $, ( $ 'F $ :PF, # ''= " ##I#, 4 07 4 7 4 ;:7.

    H7, P* ?, 8I, '- ? Q '*, Q / )J=70 ) Q ', @ = N: ' T " / (. '- % I). ' '= 8 / / 7

    87, 4 Y, @ N' " ##I# 3

    67 S. Gnther 1999, 50 Anm. 26 mit Verweis auf Gnther, Hermes 124 (1996) 206ff.; Eikasmos 7 (1996) 191ff., Gnther 1997, 115ff.

    68 Zum ,bergngigen Erkennen der Seele s. Beierwaltes 194ff.69 Zur Kreisbewegung des Geistes und der doppelten Kreisbewegung der Seele vgl.

    Beierwaltes 165ff., 192ff.70 Zum Gegrndetsein der Seele im Geist s. Beierwaltes 192ff.

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  • einige vorlufige bemerkungen 21

    ##I# F 7 3 H, H'- H7 7

    87 $ F' .

    Jede Seele, gttliche und dmonische, erkennt bergngig und nicht so wie der Geist unvernderlich. Denn was er erkennt, berhrt er nur und erinnert sich an dieses Erkannte und beschreibt immer ein und denselben Kreis. Und so erkennt er alles, und was er erkennt, hat er ursprnglich erkannt: von wo er angefangen hat, dahin wendet er seine Schaunisse kreisfrmig wieder zurck. Und bis dahin sind die Erinnerungen unkrperlich: wegen der Ewigkeit der Erkenntnis sind sie von jeder Ablsung abge-trennt: unlsbare, verbundene Erinnerungen, entweder auf bergeistige, geistige oder seelische Weise.

    Und jede von ihnen, weil lebendig, ist sinnlich, doch weil gttlich oder dmonisch, entweder mit dem gttlichen Geist verbunden oder dem dmonischen. Deshalb hat der leidende Geist eine mittlere Kraft, dies eben ist die Erinnerung. Denn sie sind verbindend den Geist und das Sinnliche, weil sie sich daran erinnern, was sie einander tun und aneinander leiden und an dem ihnen Nachfolgenden; und nichts Sinnliches wird sich von ihnen lsen in den kugelhaften Umlufen der Perioden.

    In der Gegenberstellung der Erkenntnisweise des / mit der ' der ;:I (in der Elementatio vgl. Prop. 211) wird hier von zwei Arten von Seelen gesprochen: gttlichen und ,dmonischen. Es wurde bereits gesagt, da dies an die Unterscheidung der Seelen in Proposition 184 anschliet, wo freilich der Ausdruck ,dmonisch nicht verwendet wird.

    Der Kontext, in den 128a gehrt wird in Tim. 1, 243, 26ff. Diehl ausgebreitet. Dort werden sechs Arten der F unterschieden. Nach-dem die dritte dem gttlichen /, die vierte den F zugelegt wird71, kommt Proklos zur F der ;:I und sagt:

    = '3 ) % $ ;:$ $ #$ F6 W / #= % #* ;:I, . % 7 H$ F * F " :F N: $ " I. '=, 8 # L, % * 7 0F F / % F, @ N' : @ .

    71 . . . - ? ) F - I, 8 H" ] V V . . . '= '- % V V " /, * N: " 7 5 8'F ? P* ' . . . '- % HV V O V P F, )= ? / /, '3 S " ) HV " # 3 " L A HF ) . . . '- ): J % 7 7 F F, ) ( ): F V P/ F . . .

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  • 22 kapitel 1

    Die fnfte ist aber die logoshafte Noesis der Seele; denn die logoshafte Seele bezeichnet man als Geist. So ist auch ihre Erkenntnis (Gnosis) Noesis und (zwar) bergngige Noesis und eine, welche die Zeit als eine zu sich hin mitgewachsene hat. Als die sechste aber, wenn man auch sie dazurechnen will, wird die vorstellungshafte Erkenntnis von manchen als Noesis bezeichnet und als Geist die leidende Vorstellung, weil sie drinnen und vermittels Eindrcken und Gestalten erkennt, was sie erkennt.

    Im Timaioskommentar werden gttliche und dmonische Seelen hu g nebeneinander erwhnt (vgl. etwa in Tim. 2, 141, 11; 2, 228, 14; 3, 254, 5; 3, 255, 31; zur Erkenntnis der ,dmonischen Seele vgl. auch insbesondere 1, 245, 6ff. und 3, 269, 10ff. Diehl). Vom Verhltnis gttlicher und dmonischer Seelen zueinander und zum / spricht Th.Pl. 1, 115, 14ff. Saffrey/Westerink:

    . . . @ " T = ) ^#7 F, T '- 3 (, T '- =J, T '- I, T '- 3 T6 7 - 0 ( F, 7 '- 7 ( 3 (, 7 '- ? ;:7 7 =J, '

    '- R L * " ) * , ;: '- '7 '3 TF $ #:. ( '- , ! 4, L 1##F ) Q F . . .

    . . . denn Gott ist einmal der Gott schlechthin, dann der gem der Einung, dann der gem der Teilhabe, dann der gem der Berhrung, dann der gem der Verhnlichung. Unter den berseienden ist ein jeder ursprnglich Gott, unter den Geistigen ein jeder gem der Einung, unter den Seelen eine jede der gttlichen gem der Teilhabe, die Daimones, die Gtter sind, sind gem des Berhrens von jenen Gtter, die Seelen der Menschen erhalten diese Benennung durch hnlichkeit. Ein jedes von diesen aber ist, wie gesagt, eher gttlich als ein Gott . . .

    In Tim. (ad 41c) 3, 157, 27ff. Diehl wird dann die , wiederum als / F bezeichnet72, der Gruppe der 5# '

    zuge-schrieben73. Dies ist mit der Einteilung der verschiedenen Arten der

    72 Zum / F bei Proklos vgl. ferner in Remp. 2, 107, 26ff. Kroll: " - 7' 1 @ =# F L F * P7 ) 8L _ ) " @# T " /, " '- " $ )I H- $ 1 L R' ) I L * 7 @# )= . . .; auch in Alc. 245, 15ff.

    73 . . . 4 8 5# '

    , W R #=, F 0=; 8 - " 7 = 7, P=, 7 8 (7 U =), 8 '- " / '/, 7 5# ( / )L ) I). # ? $ PI, @ " 7 = 0 7 H ' / , @ = 5## 7 5##, : 7 = ' / 'F #=, a3 N:, @ W #7 '

    " 7

    H7 0=. ## * " / " '/ $#6 )L 4, W HF T . 8 '- / 1 '' T

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  • einige vorlufige bemerkungen 23

    F in der oben zitierten Stelle aus dem Timaioskommentar exakt kompatibel, doch 128a fgt sich nicht nahtlos in das in Tim. 1, 243, 26ff. Diehl ausgebreitete Schema. Dort wird in Punkt 5 und 6 F der ;:I von der * 7 unterschieden; die #* ;:* besitzt eine * F, aber gehrt nicht zur #* ;:I, sie ist nach 3, 157, 27ff. 5#; sie wird als / F bezeichnet.

    128a spricht von der I der ;:I und nennt diese / F. Dieser wird dann analog zur Funktion der Seele berhaupt eine vermittelnde Stellung zwischen / und 8 zugeschrieben. Wenn sie nun gerade in diesem Zusammenhang / F genannt wird, so wird dies im folgenden mit der wechselseitigen Wirkung der $ begrndet.

    Die Aussagen von 128a ber PI, 4, I mssen im Zusammenhang mit In Remp. 1, 233, 5ff. Kroll gelesen werden, wo auch das Verhltnis I klar wird:

    " '- U " P=, 8 H" V 8V =6 NJ - )/, W b 'FJ, ) 8F, =: '- _ c' Q \ Q 5## 4 N# d F. / '* " F. H * ##3 @ ) V e#IO f " PO ) \L ( #= c / = / ' 7 8I ) g ;:g I 7 , _ R 8I =##, H= / )/ $

    8I, ##3 H" 3 0" / d 3 ) )' " PO " " , " '- * * * 4, ( B / 3 H ##I#. ) " ) hIO I )L 7 ' $ 8I, ) i L' 7 87. 4 '- 3 H '= / ##I#, 4 ( ) ## / $ , )L F, @ " / " 8F (, b H % 0F '$, $ 1 #$ H7' ):, W " " )= #F 1## Q " 8F6 '=: d 3 ) , j " $

    8I.

    Es mu nun hinwiederum das Vorstellungshafte untersucht werden, ob es gnzlich als dasselbe mit dem Sinnlichen angesetzt werden mu. Denn als etwas, was auen

    c 'F, N ) ) 4: $ 1 8'F N:, F 8 H (/ ) I: / / #L, / ' / " % #= 03 5## H 7 #=), ! R %$ 7 8' #= 'F.

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  • 24 kapitel 1

    wirkt. wie es wohl scheint, ist es sinnlich, als etwas, das die Eindrcke dessen, was es sah, hrte oder wovon es eine andere Sinneswahrnehmung empfangen hat, behlt, ist es erinnerungshaft. Dies nun ist das Vorstellungshafte. Ebenso nennt Sokrates im ,Philebos ( 39 B 3ff.) den Maler in uns einen anderen als den Schreiber, der vermittels der Wahrnehmung in der Seele die Kopien der Emp ndungen schreibt, welche die Wahrnehmungen melden, ( Kopien), welche dies nicht mehr vermittels der Wahrnehmung bewirken, sondern auf sich selbst gestellt die von jenen ( herrhrenden) Eindrcke erregen, und er zeigt so, indem er den Maler dem Vorstellungshaften zuordnet, den Schreiber aber der gemeinsamen Wahrnehmung, da diese dem Wesen nach von einander verschiedene Dinge sind. Denn auch im ,Theaitet ( 191 C 8ff.) unterscheidet er den Wachsabdruck, in dem die Siegel der wahrnehmbaren Dinge abgedrckt wrden, klar von der Wahrnehmung. Mag dies nun dem Wesen nach voneinander verschieden sein, mag diese Art Ding eines und vieles sein, jenes ist klar, da das Erinnernde und Wahrnehmende verschieden sind, auch wenn sich ihre Subsistenz an derselben Substanz teilt, da diese eine ( Substanz ) eine wesenhafte Vielheit besitzt und da das Erinnernde dem Logos nher ist als das Sinnliche. Denn es empfngt die Eindrcke von jenem, wie von der Wahrnehmung.

    Dies scheint darauf zu weisen, da die I, die sich der bedient, wiederum eine Mittelstellung zwischen #F und 4 einnimmt. So pat es grob genommen durchaus in dieses Schema, wenn ihr in 128a eine Mittelstellung zwischen / und 4 zugesprochen wird. Differenzen in der Schematisierung der Wirklichkeit zwischen einer einfacheren in der Elementatio und einer komplexeren in der Theologia Platonica gibt es auch sonst74. Wenn einmal die I, ein andermal die als / F bezeichnet werden, so strt auch dies nicht, zumal wenn man bedenkt, da Proklos zur sagt, man spreche von ihr H 7 als / F. So gibt es keine inhaltlichen Widersprche zu Proklos Denken, die gegen die Echtheit von 128a sprchen.

    Nun ist es, wie gesagt, freilich doch erstaunlich, da wir nur in der georgischen bersetzung eine Proposition nden, die nicht nur auch dort wohl verstellt ist, sondern berhaupt ein sonst in der Elementatio nicht berhrtes Thema einfhrt, und da so nur in einer allein in der georgischen bersetzung bezeugten Proposition eine Lehre von der I nden ist, die in dieser Form sonst berhaupt nicht bezeugt ist und ein anderswo aufgefaltetes Schema der Erkenntnis ergnzt. Die Ver-bindung von mangelhafter berlieferung mit inhaltlichen Aufflligkeiten spricht letztendlich doch dafr, da 128a in irgendeiner Weise ein Nach-trag ist, der seinen Weg nicht in die gesamte berlieferung gefunden

    74 S. Dodds xvi, 282ff.

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    hat. Derartige Nachtrge knnten freilich u.U. sogar von Proklos selbst stammen, der seine Werke nachweislich nach Verffentlichung noch revidierte75. Doch spricht die Tatsache, da dieser Zusatz offenbar trotz der allgemeinen Tendenz der berlieferung zur Vollstndigkeit76 im berwiegenden Teil der berlieferung nicht aufgenommen wurde und so nicht seinen Weg in die Textvulgata gefunden hat, doch eher gegen seine Authentizitt.

    Festzuhalten bleibt jedenfalls Folgendes: das Fehlen von 128a in der griechischen Vulgata einerseits und dasjenige von 149 andererseits bei Petrizi zeigt, da wir in der berlieferung der Elementatio mit Unter-schieden in der Vollstndigkeit des Textes rechnen mssen, die kaum alle auf Textausfall zurckzufhren sein drften. Hlt man zumindest eine der beiden Propositionen fr einen spteren Zusatz, so gibt man zu, da unser Text der Elementatio greren Textentstellungen durch Inter-polation ausgesetzt war und da diese sich noch im unterschiedlichen Textumfang der Vulgata und von Petrizis bersetzung spiegeln.

    1.4. Vorbemerkung zum berlieferungswert der georgischen und der arabischen bersetzung und den Aufgaben zuknftiger Forschungen

    Was sich bei Proposition 128a und 149 im groen zeigt, wird sich im folgenden auf Schritt und Tritt in der Untersuchung des Textes einzelner Propositionen zeigen. Der Proklostext war, wie wir sehen werden, zu allen Zeiten paraphrasierenden berformungen ausgesetzt. Petrizis Quelle bot dabei keineswegs durchweg einen reineren Text, im Gegenteil, aufs Ganze gesehen, war Petrizis Text durchaus nicht besser, ja vielmehr schlechter als unsere griechische berlieferung77.

    Freilich ist, recht besehen, fr die Beurteilung der berlieferung gerade die Tatsache so aufschlureich, da die paraphrasierende berformung keineswegs einseitig einer Quelle zuzuschreiben ist. Sie liegt manchmal bei Petrizis Text, manchmal in unserer griechischen berlieferung, manchmal kommt es zu berschneidungen mit der arabischen berlieferung78. Nicht einmal diese, der lteste berliefe-rungstrger, ist von Interpolation frei, sie ist auch teilweise gegen die

    75 S. unten S. 133.76 S. unten S. 134, 142.77 S. unten S. 141f.78 S. unten S. 136.

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    sptere Vulgata korrupt. Sie ist allerdings m.E. in der Tat weniger durch Zustze entstellt als die Vulgata und Petrizi79. Diese Beurteilung der arabischen bersetzung kann sich selbstverstndlich nur aus der unten geleisteten Detailanalyse ergeben und wird so im folgenden im einzelnen begrndet. Da jedoch diese Bewertung von grundlegender Wichtigkeit ist und zugleich gewi auf Widerspruch stoen wird, will ich hier doch von vornherein auf folgende Tatsachen und grundstzliche methodische Erwgungen hinweisen.

    Da es berschneidungen in Textauslassungen der arabischen ber-setzung mit Petrizi, ja sogar mit einzelnen griechischen berlieferungs-trgern gibt80, kann der oft krzere Text der arabischen bersetzung nicht pauschal auf das Konto des bersetzers gehen. Zuweilen mag dies durchaus der Fall sein, jedoch ist in jedem einzelnen Falle zu prfen, ob der krzere oder der lngere Text den Vorzug verdient. Dies ist angesichts der freien bersetzung des Arabers oft schwer zu entscheiden, doch lt sich oft doch noch das griechische Original unter der berformung durch die bersetzung herausschlen. ber die Qualitt des in der arabischen bersetzung greifbaren griechischen Originals mag man geteilter Meinung sein, jedoch den Zeugniswert der arabischen bersetzung berall dort, wo sie krzer ist, pauschal in Abrede zu stellen, widerspricht der Evidenz.

    Abgesehen nun von dem Gewinn fr den Proklostext ist der Vergleich der griechischen handschriftlichen berlieferung der Elementatio mit den drei lteren bersetzungen, der arabischen, derjenigen Petrizis und derjenigen Moerbekes ein Lehrstck in dokumentarischer Evidenz fr das berlieferungsschicksal antiker Prosatexte. Obwohl der Doyen der modernen Interpolationsforschung, G. Jachmann, bereits darauf hinge-wiesen hat81, da Prosatexte in derselben Weise wie Dichtertexte durch Interpolation entstellt wurden, ja im Grunde genommen sogar mehr als die durch das Metrum geschtzten Dichtertexte davon betroffen

    79 S. unten S. 134, 142.80 S. unten S. 136ff.81 S. Jachmann 1982, 542ff., sowie seine Abhandlungen zum Platontext ( ,Der

    Platontext, Nachrichten von der Akademie der Wissenschaften in Gttingen, Phil.-Hist. Klasse 1941, Nr. 11, 225389) in Jachmann 1982, 581ff. und zum Caesartext ( ,