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Sudha Adithya l Sathya Sai‘s Amrita Varshini

Sudha Adithya l Sathya Sai‘s Amrita Varshini · 2016. 4. 14. · Titel der englischsprachigen Ausgabe: Sudha Aditya „Sathya Sai‘s Amrita Varshini“ (Nectar Showers), ISBN 81-86822-07-0,

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Sudha Adithya l Sathya Sai‘s Amrita Varshini

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Sathya Sai's

AMRITA VARSHININektar der Unsterblichkeit

von Sudha Aditya

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Anmerkung des Übersetzers: Um die Lesbarkeit des Textes zu erhö-hen, sind alle im Original vorkommenden Sanskrit-Wörter direkt,aber meist nur kurz übersetzt. Das Sanskritwort steht dann - minde-stens beim ersten Vorkommen - in Klammern kursiv hinter der Über-setzung oder kursiv im Text und kann im Glossar nachgeschlagenwerden. Übersetzung der Sanskritwörter aus: Spirituelles WörterbuchSanskrit-Deutsch von Martin Mittwede, ISBN: 3-924739-56-0.

Englische Ausdrücke, die auf Deutsch verschieden interpretiert wer-den können, stehen hinter der besten deutschen Übersetzung in Klam-mern.

Solothurn, Oktober 1998

Titel der englischsprachigen Ausgabe: Sudha Aditya „Sathya Sai‘sAmrita Varshini“ (Nectar Showers), ISBN 81-86822-07-0, herausge-geben von Sai Towers Publishing, Prasanthinilayam, India. Überset-zung aus dem Englischen ins Deutsche von Rene Knipp, Solothurn, inZusammenarbeit mit Annrose Künzi, Oberdorf, Schweiz.

ISBN 3-9521968-1-9

Copyright © 2000 by Rosenkreis-Verlag, Reinertstr. 6, 4515 Ober-dorf, Schweiz. Alle Rechte vorbehalten. Printed in India.

Copyright © der englischen Originalausgabe by Sai Uma - Indien.

Fotos:Copyright © Sai Datta, Puttaparthi, India.Copyright © R. Patmanaba (Sai Tower), Puttaparthi, India.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7Ein Gebet 11

Die Stille und die innere Stimme 12Glaube und Vertrauen 17S@ttvika-Nahrung und Fasten 24Die dunkle Phase 33M@y@, Mithy@ und Nitya 39Die Verwandtschaft der Liebe 48Die Inkarnation Gottes 56Karma und der Kreislauf von Geburt und Tod 61Karmisches Gesetz und Wiedergeburt 70

Eine Girlande aus Liebe 87Ein Gebet für Wiedergeburt 88Ich brauche Dich 90Der Gedanke an Dich 91Ein Gebet für den Frieden 92Ich übergebe mich Dir 93

Glossar 94

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Göttliche Botschaft

Was auch immer dein Los oder Schicksal mag sein,ob Freud oder Hader, ob Friede, ob Zwist,wenn du glaubest an mich mit ganzer Kraft

und dich stützest auf mich voller Liebe,überschütte ich dich mit Segen im Überfluss -

NEKTAR DES LEBENS (amrita varshini) von Gnade und Mitleid.

Bhagav@n Shr[ Sathya Sai Baba

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Vorwort

Unser geliebter Sai liess mich erstmals 1978 zu seinenLotosfüssen niederknien. Kurz darauf weihte er mich indie Meditation (dhy@na) ein und segnete mich mit der Fä-higkeit, während meiner Meditation Botschaften von ihmzu empfangen. Diese überwältigende Gnade versetztemich zuerst in tiefe Freude, aber mit der Zeit - dermenschliche Geist ist leider so beschaffen - begannensich Zweifel an den „Botschaften“ einzustellen. Warensie Dichtungen meiner Vorstellung oder gar nur unbe-wusste Wünsche? Ich begann daraufhin, oft und intensivzu ihm zu beten, um meine Unsicherheit zu bewältigenund meine Zweifel zu beseitigen. Unser Sai ist ein ufer-loser Ozean der Liebe und des Mitfühlens, und er rea-gierte augenblicklich auf die Bitten einer Suchenden. Ei-nes Nachts zeigte er sich mir im Traum (darshan), wobeier mir die Echtheit der Mitteilungen bestätigte. Er besei-tigte jeden Zweifel, dass ich wirklich mit ihm in Verbin-dung stand. Gleichzeitig warnte er mich, die Kraft des di-rekten Kontaktes nicht zu missbrauchen. „Verschwendesie nicht an weltliche Probleme. Beschränke sie soweitwie möglich auf das Spirituelle“, sagte er.

Seit damals hat er mich durch die innere Stimme dau-ernd gelehrt und geleitet. Er hat mir wunderbare Erleuch-tungen über das Leben, die Wahrheit und die Spiritualitätgeschenkt, die ich in Prosa und Gedichte umsetzenkonnte. In letzter Zeit zeichnete ich einige seiner Lehrenals „Konversationen“ auf. Vor einigen Monaten nun habeich seinen göttlichen Befehl erhalten, diese „Gespräche“

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auch anderen Getreuen zugänglich zu machen. Er hatmich angewiesen, eine Auswahl seiner Lehren als Buchunter dem Namen „Sathya Sai’s Amrita Varshini“ her-auszugeben. Seine Lehren sind wirklich wie Regen-schauer von Nektar, sie baden den spirituellen Geist inLiebe und Seligkeit. Liebe Sai-Schwestern und -Brüder,ich hoffe, ihr werdet Freude finden an diesem Buch, undich wünsche mir, dass ihr von seinen Weisheiten profitie-ren werdet, so wie ich es getan habe.

In Demut widme ich dieses Buch den Lotosfüssen un-seres geliebten Bhagav@n und verbleibe herzlichst inSai-Liebe (Sai prema) und Anbetung.

Madras, Sudha Aditya

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Ein Gebet

O Herr, nimm meine Liebe und lasse sie fliessen voll Ergebenheit zu dir.

O Herr, nimm meine Hände und lasse sie unablässig arbeiten für dich.

O Herr, nimm meine Seele und lasse sie aufgehen in dir.O Herr, nimm mein Gemüt, mein Denken, meine

Worte und Taten und bringe sie in Einklang mit dir.O Herr, nimm alles von mir und lasse mich dein

Werkzeug sein.Nichts will ich als wachsen

in Sehnsucht nach deinen Lotosfüssen,nichts will ich als deinen heiligen Namen singen

mit jedem Atemzug meines Seins.

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Die Stille und die innere Stimme

Sai: Die innere Stimme (antar vani) ist die Stimme deswahren Lehrers (sadguru) oder die göttliche Stimme. Siehat ihren Brennpunkt in der Region des dritten Auges,zwischen den Augenbrauen, im @jn@ Cakra.1 Wenn die-ses Cakra aktiviert wird und die Schlangenkraft (Kunda-lin[) zu ihm aufsteigt, kannst du die innere Stimme oderdie Stimme des Meisters (Guru) vernehmen. Um dieSchlangenkraft (Kundalin[-shakti) zu aktivieren und siezum @jn@ Cakra aufsteigen zu lassen, musst du dich aufdieses Cakra, das Cakra zwischen den Augenbrauen,konzentrieren. Die Konzentration muss äusserst starksein, alle anderen Empfindungen, Gedanken und Emo-tionen müssen unterbunden werden. In dieser Leerekannst du dann die innere Stimme vernehmen. Man hörtsie nur in einem Zustand absoluter innerer Stille.

Ich will dir ein einfaches Beispiel geben. Dein Radioreagiert auf verschiedene Frequenzen oder Wellenlän-gen. Jeder Sender sendet auf einer bestimmten Frequenz.Willst du also einen speziellen Sender hören, stellst dudas Gerät auf dessen Wellenlänge ein. Du hörst den Sen-der auf keiner anderen Frequenz. Es gibt Mittelwellen-und Kurzwellenbereiche. Ausserdem hast du noch denUKW-Bereich (Ultra-Kurzwellen), wo sehr kurze Radio-wellen verwendet werden. In diesem UKW-Bereich istder Empfang klar und deutlich, praktisch ohne Störun-gen. Auf den normalen Kurzwellen dagegen hörst du oftmehrere Sender gleichzeitig, Rauschen und anderer Lärmverunmöglichen oft das Verstehen.

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Das @jn@ Cakra ist wie der UKW-Bereich des Radios.Alle anderen Cakras entsprechen dem Kurzwellenbe-reich. Wenn du dich auf das @jn@ Cakra einstellst, werdenalle Störungen beseitigt, die innere Stimme dringt klarund deutlich durch. Natürlich hängt die Stärke und Klar-heit von deiner inneren Feineinstellung (antar vani) ab,das heisst von deiner Konzentration und deiner Fähigkeit,den Zustand der Leere, ein inneres Vakuum (sh]nya) zuerreichen.

Es reicht aber nicht, die innere Stimme einfach zu hö-ren. Vielmehr geht es darum, ihr zuzuhören, ihren Rat zubefolgen, ihre Anweisungen blind und ohne zu fragenauszuführen, denn Rat und Anweisungen kommen direktvom göttlichen Meister (sadguru). Nur wenn du derStimme zuhörst und ihr folgst, wirst du Glück und Frie-den finden.

S.: Kannst du die Feineinstellung näher erklären,Baba?

Sai: Die Feineinstellung ist der Grad deiner Konzen-tration.

Es gibt drei Abstufungen in der Konzentration. Aufder ersten Ebene erreichen dich meine Botschaften alsGedankenwellen. Auf der zweiten Ebene hörst du meineStimme und auf der dritten kannst du mich sowohl se-hen als auch hören. Wenn du erfolgreich Gedankenrei-nigung (cittashuddhi); (engl. purification of the mind)ausübst, wirst du von einer Stufe zur nächsten vorwärts-schreiten.

S.: Baba, es gibt Menschen, die praktizieren kein

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Kundalin[-Yoga, und doch vernehmen sie die innereStimme.

Sai: Richtig. Das ist dank ihrer vergangenen Fähigkei-ten (samsk@ra) möglich. Wegen ihres guten Karmas undihrer spirituellen Übungen (s@dhana) in ihren früherenLeben ist ihr @jn@ Cakra schon aktiv, obwohl sie sich des-sen nicht bewusst sind. Ihre Intuition ist stark ausgeprägt.Dadurch können sie Gott wahrnehmen und die innereStimme (antar vani) erleben.

S.: Kann jedermann die innere Stimme erleben?

Sai: Natürlich, warum nicht? Ich habe dir bereits ge-sagt, dass man die Stimme Gottes hören kann, wenn derGeist still und ruhig ist. Der Geist ist wie ein Schalter.Kippst du ihn nach rechts, zu Gott, bist du auf Gott ein-gestimmt, schaltest du nach links, empfängst du die Welt.Gott ist überall und in jedem. Er ist der Lenker von allem(sarv@ntary@mi). Die Frage ist also nicht, ob er sich Ge-hör verschaffen kann, sondern ob du die Fähigkeit besit-zest, ihn zu hören. Wer fähig ist, den Geist von Unruhe,Rastlosigkeit, Gedanken und Konflikten zu befreien, undihn in einem stillen Gleichgewicht zu halten vermag, derkann sich auf die innere Stimme Gottes einstellen. Undzudem: Gott ist Stille. Wenn Herz und Geist vollkommenruhig geworden sind, kannst du Gott erleben.

An dieser Stelle will ich dir kurz von der Stille (mauna)erzählen. Was ist mauna? Das Wort besteht aus zwei Sil-ben: „ma“ ist manas, der Geist (engl. mind) und „na“ istnahi, also nicht oder kein. Mauna bedeutet demzufolgeeinen Zustand, in dem „kein Geist ist“, also eine absolute

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Stille des Geistes. Aber wann kann man sagen, dass derGeist nicht mehr ist, zu existieren aufgehört hat? Wenn ernicht mehr von Gefühlen, Wünschen, Gedanken usw. ge-stört wird. Wenn der Geist still geworden ist, kannst duGott erleben.

Eigentlich ist es höchst wünschenswert, immer in ei-nem Zustand der Stille zu sein, denn dann kannst du dichständig an Gottes Gegenwart erfreuen. Also fange heuteschon an, Stille zu üben. Übe mindestens eine halbeStunde pro Tag. Du kannst Stille sogar im Alltag einhal-ten. Wenn die Zunge aktiv ist, sind auch die Ohren stän-dig aufnahmebereit für Reize, und du nimmst alle mög-lichen Vibrationen wahr, die deinen Geist unangenehmbeeinflussen. Folglich kann der Geist nicht ruhig undstill sein. Wenn aber die Zunge ruht, nehmen auch dieOhren nicht auf, und der Geist wird nicht von äusserenEinflüssen abgelenkt. Er wird dadurch ruhig und gelas-sen und du wirst ein Gefühl tiefen Friedens in dir selbstverspüren.

Wenn der Geist friedlich und still ist, hast du ausser-dem noch zusätzliche Energie. Anstatt deine Kräfte fürsinnlose Ablenkungen und Ärgernisse zu verschwenden,kannst du deine Energie in die richtigen Richtungen len-ken. Du wirst besser denken und besser arbeiten können.Übe also täglich ein wenig stille zu sein, und du wirst sel-ber merken, wieviel Frieden und Kraft dadurch gewon-nen werden kann.

Stille ist so'ham, Stille ist OM. Stille ist die Stimme vonbrahman, durch Stille kannst du brahman erfahren. Übe

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also Stille im Geist und im Herzen; du wirst dadurch dieWahrheit erkennen, „dass du bist“.

1 Laut Patanjalis „Yoga S]tras“ befinden sich in unserem Körperacht Energiezentren (Cakras), die sich an verschiedenen Punk-ten entlang der Wirbelsäule befinden. Sie heissen, von untennach oben: Wurzelzentrum (m]ladhara), Sakralzentrum (sw@-dhisht@na), Milzzentrum, Sonnengeflechtszentrum (manip]ra-ka), Herzzentrum (an@hata), Kehlzentrum (vishuddha), {jn@zen-trum - das Zentrum zwischen den Augenbrauen - und Kopfzen-trum (sahasr@ra). Das Wurzelzentrum (m]ladhara) ist das nied-rigste Cakra und befindet sich an der Basis der Wirbelsäule; dasKopfzentrum (sahasr@ra) ist das höchste und befindet sich überdem Kopf. Die Kundalinishakti oder spirituelle Energie befindetsich angeblich im Wurzelzentrum (m]l@dh@ra). Die Kundalinis-hakti wird traditionell als zusammengerollte Schlange, die schla-fend im Wurzelzentrum (m]l@dh@ra) liegt, dargestellt. Wenn dieKundalinishakti erwacht und in das {jn@zentrum aufsteigt, be-wirkt dies ein sehr starkes spirituelles Erwachen, das zu Yogaoder zur Vereinigung mit Gott führt.

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Glaube und Vertrauen

Sai: Habe Vertrauen in mich. Ich werde immer auf dichaufpassen.

S.: Ist das nicht selbstverständlich, Baba? Alle deineGetreuen glauben an dich und vertrauen dir.

Sai: Nein. Es ist richtig, dass alle meine Getreuen anmich glauben. Aber nicht alle vertrauen mir. Glaube istetwas anderes als Vertrauen. Nur wenn beides zusammenvorkommt, entsteht eine positive Reaktion von meinerSeite. Betrachte zum Beispiel ein Auto. Es braucht eineBatterie und Benzin zum Fahren. Wenn eines davon fehlt,fährt das Auto nicht. Am problemlosesten funktioniertein Wagen, wenn der Tank voll und die Batterie in ein-wandfreiem Zustand ist. Wenn der Tank voll, aber dieBatterie fast entladen ist, wird das Fahrzeug nicht ruhiglaufen. Es kann jederzeit stehenbleiben. Es braucht mehrZeit, um die Batterie wieder zu laden und zu warten, alses braucht, den Tank zu füllen. Also ist eigentlich die Bat-terie wichtiger als das Benzin.

Glaube aber ist wie das Benzin und Vertrauen ent-spricht der Batterie. Wenn du Vertrauen in Gott hast, wirddeine Batterie immer vollständig geladen sein. Wenn duaber positiv aufgeladen bist, wird auch die Reaktion vonGott sofort und positiv erfolgen. Wenn du von mir einepositive Reaktion oder Antwort wünschst, dann reichtGlaube allein nicht aus. Er muss Hand in Hand gehen mitVertrauen. Nur dann ist deine Hingabe vollständig(p]rna). Wenn du einmal vollständige Hingabe (p]rna

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bhakti) erreicht hast, wird auch meine Reaktion (p]rna)umfassend sein.

S.: Was meinst du eigentlich genau mit Vertrauen,Baba? Wie unterscheidet es sich vom Glauben?

Sai: Das ist folgendermassen. An Gott glauben heisst,daran glauben, dass er allgegenwärtig, allgewaltig, all-wissend und so weiter ist. Vertrauen bedeutet, sich aufsein Wort, seinen Willen, sein Werk zu verlassen. Wennich etwas sage, gibt es einen Grund dafür; wenn ich et-was geschehen lasse, ebenfalls, und auch wenn ich etwastue, dann steckt eine Überlegung dahinter. Du musst die-ses unbedingte Vertrauen hegen, dass es immer einenGrund gibt für das, was ich sage, veranlasse und tue. Dusolltest dich immer auf jedes meiner Worte und jedemeiner Taten verlassen. Was immer ich sage ist Wahr-heit, was immer ich geschehen lasse ist Wahrheit, wasimmer ich veranlasse ist Wahrheit. Dieses Vertrauenmusst du haben, auch wenn dir manches unverständlicherscheint.

Du musst nachlesen, wie das war, als Krishna und Ar-juna einmal im Wald wanderten. Krishna blickte nachoben und sah einen Vogel am Himmel.

„Sieh diesen Vogel, Arjuna“, sagte er. „Ist das nicht einAdler?“

„Doch, Krishna, es ist ein Adler“, erwiderte Arjuna.

„Ich glaube eher, dass es eine Krähe ist“, meinteKrishna.

„Natürlich, es ist eine Krähe“, bestätigte Arjuna.

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„Wenn ich genauer hinschaue, scheint es mir eineTaube zu sein“, sagte Krishna.

„Ohne jeden Zweifel, es ist eine Taube,“ gab Arjunazu.

Das meine ich mit unbedingtem Vertrauen. Du ver-traust blind und ohne zu zögern dem Wort, dem Willenund dem Handeln Gottes, ohne zu fragen, zu zweifelnoder unsicher zu sein. Wenn ich etwas sage, dann drücktdas meinen Willen aus. Wenn ich will, dass etwas ge-schieht, dann muss und wird es geschehen. Zweifle kei-nen Moment daran. Wenn ich dir sage, dass ich etwas fürdich tun werde, dann werde ich das auch ganz bestimmteinhalten. Wenn du mir vertraust, dann wirkt das wie einKatalysator, dann geschieht mein Wille noch schneller.Auch ohne dein Vertrauen geschieht das, was ich will,weil es geschehen muss. Aber mit Hilfe deines Vertrauensund deiner positiven Einstellung gewinnt mein Wille anEnergie und Kraft, verstehst du?

S.: Ja, Baba. Es ist eine Frage der eigenen EinstellungGott gegenüber.

Sai: Wenn du im Zusammenhang mit 'Einstellung' überGlaube und Vertrauen redest, dann bedenke, dass es einenUnterschied zwischen deiner Einstellung zu Gott undGottes Einstellung zu dir gibt. Wenn du an Gott glaubst,nimmt er dich unter seine Fittiche, beschützt dich und lässtdich nicht leiden. Das Entscheidende ist, dass der Gläu-bige völlig gebunden und Gott völlig frei ist. Wenn aberder Anhänger hundertprozentiges Vertrauen hat, dann istes Gott, der gebunden, und der Gläubige, der frei ist.

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S.: Könntest du das genauer erklären, Baba?

Sai: Es ist folgendermassen. Jeder einzelne von euchhat Guthaben und Schulden in seinem Karma. Dabei hän-gen Vergangenheit und Gegenwart von euren Taten, Ge-danken, eurem Charakter (samsk@ra) usw. ab. Ist dasKarma gut, ist auch das Resultat, sind auch die Früchtegut. Andernfalls wird es schlecht sein. Wer ein schlechtesKarma hat, der muss leiden.

Aber: Dein GLAUBE an Gott wird dein Leiden mildern.Ich gebe dir eine Dosis Gnade, die wie eine schmerzstil-lende Droge wirkt. Einfacher gesagt: Wenn du hundertpro-zentig an Gott glaubst, wird Gott in seinem Mitgefühl deinLeiden lindern, aber er kann nicht dein Karma vermindern.Dein Karma wirkt wie eine Bremse und behindert dich. Al-les, was der Herr tut, ist Gnade zu erweisen, je nach Karma,je nachdem, was du verdienst. Auf diese Art bist du gebun-den und Gott ist völlig frei.

Anders, wenn du hundertprozentiges VERTRAUEN inGott hegst, dann ist er total gebunden und passt auf dich auf.Dein Karma kann dir dann nicht im Weg stehen und dichhindern, egal, ob es gut ist oder schlecht. Wenn du solch un-bedingtes Vertrauen in Gott hast und unerschütterlich davonüberzeugt bist, dass „er alles für mich richten wird, warumsoll ich mich also sorgen“, dann kann er dich niemals ent-täuschen. Er muss auf dich aufpassen und für dich die Ver-antwortung übernehmen, geschehe was wolle, und egal wiedein Karma und Charakter (samsk@ra) geartet sind. Aufdiese Art ist Gott durch seine Verpflichtung dem Gläubigengegenüber total gebunden und der Jünger seinerseits ist frei.

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Die Kraft völligen Vertrauens ist so gross, dass sie dasKarma auslöscht. Sie hat die Fähigkeit, Gott zu verpflich-ten und ihm goldene Fesseln anzulegen, so dass er sichvor dem Gläubigen verbeugen und seinen Wünschen undBedürfnissen entsprechen muss.

Hundertprozentig glauben bewirkt, dass dich Gottnicht leiden lassen wird. Hundertprozentig vertrauen be-wirkt, dass dich Gott nie enttäuschen wird. Völliges Ver-trauen und hundertprozentiger Glaube zusammen erge-ben hundertprozentige Hingabe (bhakti). Dabei handeltes sich um die höchste Form von Hingabe an Gott (par-abhakti), bei welcher sich der Herr in einem Zustand gol-dener Fesselung und der Jünger in einem Zustand höch-ster Ruhe und lächelnder Freiheit befindet. Auf diesesZiel hin muss jeder Gläubige arbeiten.

Bei alledem solltest du nie vergessen, dass Glaube undVertrauen keinesfalls zwei getrennte Gefühle sind. OhneGlauben gibt es kein Vertrauen. Wenn du nicht an jemandglaubst, wie kannst du ihm dann vertrauen, dich auf ihnverlassen? Zuerst kommt also der Glaube und daraus er-gibt sich dann das Vertrauen. Glaube ist der Same, Ver-trauen der Trieb und Hingabe ist die Frucht.

S.: Swami, du sagst manchmal, dass du „morgen“ et-was tun wirst, aber dieses „morgen“ ist oft erst in einigenJahren. Warum ist das so?

Sai: Mein Kind, das wirst du wahrscheinlich nicht völ-lig verstehen können. Es reicht, wenn du weisst, dass ichjenseits von und über der Zeit (k@l@t[ta) bin. Deshalb binich nicht durch irdische Zeitmessung und zeitliche Gren-

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zen eingeschränkt. Mein Zeitverständnis unterscheidetsich von eurem. Ihr seid in einem Käfig und für euch be-misst sich Zeit in Tagen und Nächten, in Stunden und Mi-nuten. Ich aber bin ausserhalb des Käfigs. Ich bin im Ewi-gen Licht und für mich ist die Zeit ewig. Ich werde nichtvon Tagen, Monaten oder Jahren beengt. Die ganze Zeitist für mich Gegenwart. Jeder Zeitpunkt ist JETZT. Ichbetrachte die Dinge anders als ihr, weil meine Vision(drishti) sich von eurer unterscheidet.

S.: Zusammenfassend meinst du ...

Sai: Zusammenfassend sage ich, dass dein Glaube dirvollstes Vertrauen in mich geben sollte. Du sollst völligsicher sein, dass ich zu dir stehe, auf dich aufpasse unddich versorge. Du sollst darauf vertrauen, dass meineGnade stets bei dir ist und dass ich dich ständig überwa-che und beschütze. Du sollst wissen, dass ich dich nie fal-lenlassen werde, dass ich immer neben dir stehe, dir helfe,dich unterstütze, dich tröste und dich durch alle Mühsalund alles Leid tragen werde. So, wie du dich an eineMauer lehnst und darauf vertraust, dass sie nicht einstür-zen wird, so kannst du dich an mich lehnen und dich voll-ständig auf mich verlassen. Krishna nannte dies in derBhagavadg[t@ „yogakshemam vah@my aham“1. Dasheisst, wenn du dich mir völlig anvertraust und an michglaubst, dann werde ich all deine Bedürfnisse befriedigenund für dein Wohl in dieser und in der nächsten Welt be-sorgt sein.

1 Gott Krishna erklärt im neunten Kapitel der Bhagavadg[t@: „Je-der unter meinen Getreuen, der jede Tat mir widmet ohne einen

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anderen Gedanken, der über mich meditiert, der mir dient, michverehrt, an mich denkt, der soll wissen, dass ich stets bei ihm binund immer für ihn sorge. Ich trage all seine Lasten und garantie-re seine Sicherheit und die Erfüllung all seiner Bedürfnisse.“

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S@ttvika-Nahrung und Fasten

Sai: Weisst du eigentlich, wie wichtig die Nahrungsauf-nahme für einen Strebenden (s@dhaka) ist? Zuerst mussich dir erklären, dass es drei Arten von Nahrung gibt: sol-che, die aufpeitscht und trunken macht (rajas), solche, dieDumpfheit, Depression und Krankheit bewirkt, die trägemacht (tamas), und solche, die den Geist und den Körperkräftigt (sattva).1

Rajas-Nahrung ist zu scharf, zu stark gewürzt und zuschwer verdaulich. Sie verstärkt die rajas-Eigenschaftendes Menschen und bringt Charakterzüge wie Jähzorn,Stolz, Eitelkeit, Arroganz und Egoismus hervor.

Tamas-Nahrung ist verdorben, fad, versalzen, zu sauer,zu bitter oder aufgewärmt. Sie verstärkt die tamas-Eigen-schaften wie Schlaf, Faulheit, Trägheit sowie die niede-ren Qualitäten, etwa Begehren, Verblendung usw.

Diesen gegenüber stehen die sattva-Nahrungsmittel.Sie sind ausgewogen und leicht, nicht zu scharf oder zustark gewürzt und weder rajas noch tamas. Sie liegennicht schwer im Magen, verursachen keine Verdauungs-störungen und werden ohne Schwierigkeiten ausgeschie-den. Sie haben keinen schlechten Einfluss auf das Den-ken, im Gegenteil, sie bewirken einen Zustand desFriedens und der Ruhe, der äusserst wichtig für Medita-tion (dhy@na) und spirituelle Bemühung (s@dhana) ist.

Ich will dir anhand eines Beispiels die Wirkung dersattva-Speisen beschreiben. Bh[ma, der grosse Gebieterder P@ndavas und Kauravas, war ein gebildeter, weiser

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und erleuchteter Mann. Jedermann hatte grossen Respektund äusserste Hochachtung vor ihm, weil er stets ein An-hänger der Rechtschaffenheit (dharma) war und seinenhohen Idealen auch immer nachgelebt hat. Was aber ge-schah mit all seinem dharma und seiner Weisheit, als ei-nes Tages die P@ndava-Prinzen und Prinzessin Draupad[am Hof des blinden Königs Dhritar@shtra beleidigt wur-den? Fing Bh[ma vielleicht zu protestieren an, zu kämp-fen, versuchte er Einhalt zu gebieten, als die Kultur Indi-ens (bh@rata) und die Lehre von der Rechtschaffenheit(dharma) von den Kauravas in den Dreck gezogen wur-den? Keineswegs. Er war vielmehr stumpf, fühlte sichhilflos und kraftlos. Und weisst du, warum? Weil er seitJahren die Nahrung der Kauravas gegessen hatte. DieKauravas waren Menschen, die rajas-Nahrung zu sichnahmen und rajas-Eigenschaften hatten. Bh[ma ass auchdie Speisen aus den Palastküchen. So kam es, dass imLauf der Zeit sein Geist beeinflusst wurde. Er verlor seineKlarsicht und sein Gerechtigkeitsgefühl. Als die Stundeder Prüfung kam, versagte sein Geist. Später dann, als ersterbend auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra lag,durchbohrt von Arjunas Pfeilen, floss all das vergifteteBlut durch die Wunden aus seinem Körper. Als dies ge-schah, wurde sein Geist frei von Täuschung und schlech-ten Gedanken, seine Sicht wurde klar, er erreichte wiederden geistigen Durchblick und konnte die P@ndavas überdie göttlichen Prinzipien des Regierens (dharma) bera-ten.

Du siehst also, wie wichtig es ist, die richtige Nahrungzu sich zu nehmen. Rajas- und tamas-Speisen enthalten

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bestimmte unerwünschte Chemikalien, die in den Körpereindringen und sich mit dem Blutstrom vermischen. ImLauf der Zeit werden auch das Gehirn und der Geist be-einflusst und verlieren somit ihre Reinheit und Klarheit.Deshalb sollte jeder Strebende (s@dhaka) genau daraufachten, welche Speisen er zu sich nimmt. Sattva-Speisenenthalten keine gefährlichen Chemikalien und eignensich bestens als Nahrung.

S.: Ja, Baba. Ich begreife, dass die Art der Nahrungsehr wichtig ist.

Sai: An erster Stelle kommt die Qualität, an zweiterdie Quantität. Es reicht nicht, nur einfach gute Nahrungzu dir zu nehmen. Ein Übermass an Gutem lässt es zu et-was Schlechtem werden; ebenso schlecht ist Mangel. Zu-viel essen ist rajasisch, zuwenig tamasisch. Sattva-ge-mäss zu essen heisst auch, die richtige Menge zu sich zunehmen. Man sollte also lernen, in Massen zu essen. Dasgrösste Problem und der schlimmste Schaden der Mensch-heit ist, dass die Leute dazu neigen, zuviel zu essen. Diemeisten Krankheiten des Körpers werden durch über-mässige Nahrungsaufnahme verursacht. Der Körperbraucht nur eine bestimmte Menge Nahrung, um optimalfunktionieren zu können, und nur eine bestimmte AnzahlKalorien, um die benötigte Energie erzeugen zu können.Alles, was zuviel ist, wird ausgeschieden. Warum sollteman also den Körper mit unnötiger Nahrung vollstopfenund Krankheiten den Weg ebnen? Es reicht, diejenigeMenge Essen zu sich zu nehmen, um den Körper gesundund in guter Form zu halten. Wir essen, um zu leben, undnicht umgekehrt. Es ist am besten, nur soviel zu essen,

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dass der Hunger gerade gestillt ist. Idealerweise sollteder Magen zur Hälfte mit fester Nahrung, zu einem Vier-tel mit Flüssigkeit und zu einem Viertel mit Luft gefülltsein. Eine solche Nahrungsweise wird zu keinen Proble-men führen.

S.: Ist es wichtig, die Anzahl der Mahlzeiten einzu-schränken?

Sai: Ja, sehr. Qualität und Quantität sind zwei Krite-rien. Dann kommt die Anzahl der Mahlzeiten. Die mei-sten Leute essen dreimal, einige sogar vier- oder fünfmalam Tag. Dies ist überhaupt nicht gut, denn es bildet eineunnötige Belastung für den Magen. Betrachte einmal eineMaschine in einer Fabrik. Wird sie nicht schadhaft, wennsie dauernd läuft? An irgendeinem Punkt wird sie mit Be-stimmtheit aufhören zu funktionieren. So ist es auch mitdem Magen. Er entspricht einer Maschine, die für das rich-tige Funktionieren des Verdauungssystems verantwortlichist. Er ist das wichtigste Verdauungsorgan. Wenn man ihnzwingt, achtzehn oder vierundzwanzig Stunden zu arbei-ten, dann wird er früher oder später zusammenbrechen.Wenn du dein Tonband zwölf Stunden non-stop laufenlässt, wird es überhitzen und beschädigt werden. Dasselbegeschieht mit dem Magen, wenn er nicht regelmässig an-gemessene Pausen erhält.

Das Sonnengeflechtszentrum (manip]raka) befindetsich in der Gegend des Magens, hinter dem Nabel. Es istdie Stelle, an der Energie erzeugt, gespeichert und verteiltwird. Wenn dieses Cakra nicht optimal arbeitet, wird derganze Körper aus dem Gleichgewicht geraten. Deshalb

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ist es wichtig, geregelte Mengen Essen zu geregelten Zei-ten aufzunehmen.

Ich habe bereits an anderer Stelle gesagt, dass diejeni-gen, die dreimal täglich essen, Kranke (rogin) sind; werzweimal am Tag isst, ist ein Geniesser (bhogin), und wereine Mahlzeit am Tag zu sich nimmt, ist ein auf Gott aus-gerichteter Mensch (Yogi). Der Magen soll nicht überla-den oder überarbeitet sein. Wenn dir eine Mahlzeit täglichnicht reicht, dann versuche wenigstens, nur zweimal zuessen.2 Diese Angewohnheit wird einen bemerkenswer-ten Wandel deines System und deiner Konstitution bewir-ken. Wenn du dann noch wählerisch bist und nursattva-Nahrung verspeist, wirst du die richtigen Schwin-gungen für Meditation (dhy@na) und spirituelle Bemü-hung (s@dhana) erzeugen.

S.: Wenn wir hier über sattva-Nahrung sprechen, istdann nur die körperliche Nahrung gemeint, die wir zu unsnehmen?

Sai: Nein. Daneben sind auch andere Dinge gemeint,denn es gibt im Körper ja auch noch andere Organe. Ne-ben dem Mund gilt es noch, die Augen, die Ohren und dieHände zu beachten.

Der Mund ist Werkzeug für drei Dinge: den Ge-schmack, die Sprache und die Launen. Die Zunge ergötztsich daran, schmackhafte Speisen zu kosten. Sie geniesstaber auch das Sprechen. Manchmal wird sie dazu ver-führt, Falschheit, Klatsch, Gerüchte, Gemeinheiten oderKritik von sich zu geben. Ab und zu gerät die Zungefurchtbar in Bewegung und schlägt in einem Wutaus-

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bruch (bildlich gesprochen) wild um sich. All dieseHandlungen verursachen negative Schwingungen inKörper und Geist. Die physische und die psychische Ge-sundheit werden beeinflusst. Entspannung und Ruhe ge-hen dahin. Es ist also sehr wichtig, Geschmack, Spracheund Launen unter Kontrolle zu halten. Die Zunge solltedarauf trainiert werden, nur sattva-Nahrung zu essen, dieWahrheit zu sprechen und Launen im Zaum zu halten.

Die Augen sind die Fenster des Geistes. So wie du dieFenster deines Hauses gegen Staub, Regen, Rauch oderSturm verschliesst, sollten deine Augen vor unerwünsch-ten Bildern geschlossen werden. Betrachte nur das Guteund sehe nicht das Schlechte. Eine Rose ist umgeben vonStacheln, aber du nimmst nur die Schönheit der Blütewahr und achtest nicht auf die Dornen. Die Dornen ste-chen und schmerzen, aber die Rose entzückt. Ähnlichmusst du durchs Leben gehen: Erlaube deinen Augen nur,das Gute und Angenehme zu betrachten, ignoriere dasUnangenehme. Vermeide schlechte Filme und Schundli-teratur. Sauge mit deinen Augen nur das auf, was vonsattva erfüllt ist.

Die Ohren sind die Türen des Geistes. Du hältst dochdie Türen deines Hauses gegen Diebe und unerwünschtenBesuch verschlossen. Ebenso sollten die Ohren gegenGerüchte, Skandale, Falschheit und Lügen verschlossensein. Diese sind wie Diebe, die in dein Haus eindringenund dir deinen Frieden stehlen. Erlaube deinen Ohrendeshalb nicht, losem und unerwünschtem Geschwätz zu-zuhören. Höre nur das Gute.

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Die Hände sind die wichtigsten Organe des Handelns(Karma-indriya). Sie sollten nur dafür verwendet wer-den, Gutes zu tun, zum Beispiel seine Pflichten mit Hin-gabe und Disziplin zu erledigen, Bedürftigen zu helfen,den Armen und Mittellosen zu dienen und das Allge-meinwohl zu mehren. Lasse deine Hände nie mit kriti-schen Fingern auf andere zeigen. Denke stets daran, dassnur einer deiner Finger auf jemand anderen zeigt, gleich-zeitig aber drei auf dich selber. Gebrauche deine Händenur als Werkzeuge des Dienens. Dienst an der Mensch-heit ist Dienst an Gott.

Aus diesen Gründen sollst du Gutes sprechen, Gutessehen, Gutes hören, Gutes tun und gut sein - das ist derWeg zu Gott. Auf diese Art wird dein Geist gereinigt wer-den. Reinigung des Geistes (cittashuddhi) wird dir hel-fen, Gott zu erkennen.

S.: Baba, erzähle mir bitte etwas übers Fasten. Ist daswirklich nötig?

Sai: Zuerst musst du dir klar werden, was Fasten inWirklichkeit bedeutet. Was tust du genau, wenn du fa-stest? Du bleibst fern vom Essen und enthältst dich seiner.Aber die Zunge ist nicht das einzige Organ im Körper. Esgibt ja zum Beispiel auch noch Augen und Ohren. Wennman die Augen von rajas- und tamas-Anblicken fernhält,wenn man die Ohren vor rajas- und tamas-Gerede ver-schliesst, fastet man dann nicht auch auf eine bestimmteArt? Fasten heisst mehr, als den Körper hungern zu las-sen. Fasten heisst verzichten. Es bedeutet, sich allernicht-sattvischen Dinge jeglicher Art zu enthalten, egal

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ob mit dem Mund, den Augen oder den Ohren. Die wahreBedeutung des Fastens ist die Kontrolle aller Sinne, sodass sie von allen schlechten und unerwünschten Dingenferngehalten werden und verzichten können. Fastenheisst nicht, bestimmte Mahlzeiten auslassen oder keinenReis zu essen, wie bestimmte Leute zu denken scheinen.

Auf Sanskrit heisst Fasten upav@sa. Dieses Wort hateine tiefe Bedeutung. Upa heisst „nahe, nahe bei“ undvasa bedeutet leben oder wohnen. Upav@sa bedeutet also,nahe bei (etwas) zu leben oder zu wohnen. Nahe bei wemleben? Bei Gott, natürlich. Der Geist sollte unbeweglichauf den Herrn gerichtet sein und sollte während der Ar-beit, des Essens, des Bewegens, ja des Wachseins stets ru-fen „Gott, Gott, Gott“. Das ist wahres upav@sa. Upav@saheisst, dauernd die Gegenwart Gottes zu erleben und einenahe und intime Beziehung zu ihm zu entwickeln. Dies istdie echte Bedeutung von upav@sa, nicht Mahlzeiten aus-lassen und den Magen hungern zu lassen. Die Leute sa-gen: „Heute ist Neumond (amavasya), also werde ichnicht essen“, oder „Heute ist Vollmond (p]rnim@), alsowerde ich erst essen, wenn ich den Mond gesehen habe,“usw. Sie enthalten sich des Essens, aber sie denken nichtan Gott. Alles mögliche beschäftigt ihr Denken und ihrenGeist. Dies ist nicht upav@sa im eigentlichen, tieferenSinn. Welchen Sinn hat es, nicht zu essen, wenn der Geistüberall herumschweift, nur nicht bei Gott?

Wenn du das Fasten korrekt praktizieren willst, somusst du die Sinne kontrollieren, den Geist unter Kon-trolle halten und ihn ständig auf Gott richten. Lasse dichnicht von unnützen Begehren ablenken, prüfe deine

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Wünsche und halte deine Sinne im Zaum. Die Sinne sindwie Pferde. Wenn du sie nicht lenkst, werden sie herum-streunen. Mache deine Intelligenz, deinen Verstand (bud-dhi) zum Wagenlenker (s@rathi) und halte die Zügel mitstarker Hand gespannt. Dann wirst du deine Sinne aufdem rechten Weg halten können. Sind die Sinne erst ein-mal unter Kontrolle, dann schwinden auch die Begierdenund der Geist wird zahm und ruhig. Er wird zu einem Dia-manten. Dann ist der Weg zu Gott klar sichtbar. Auf dieseArt sollte upav@sa ausgeübt werden.

1 Eine unvollständige Liste der Speisen in den einzelnen Kategorien:

Rajas: Fisch, Eier, Frischfleisch, Paprika, Gepökeltes, Tamarin-den, Senf, Saures, Scharfes, Tee, Kaffee, Kakao, weisser Zucker,Karotten, Zwiebeln, Gewürze.Tamas: Rindfleisch, Schweinefleisch, Wein, Zwiebeln, Knob-lauch, Tabak, vergorene Nahrung, Abgestandenes, Dreckiges,alle Rauschmittel (engl. intoxicants), Schnäpse, alle Drogen.Sattva: Kuhmilch, Rahm oder Sahne, Käse, Butter, Ghee, Quark,süsse Früchte, Gemüse, getrocknete Früchte und Nüsse, Weizen,Reis, Gerste, brauner Zucker, Ingwer, Honig.

2 Yogis essen normalerweise einmal am Tag eine feste Mahlzeit,und zwar mittags um 12 Uhr. Diejenigen, die zweimal essen, tundies in der Regel morgens um 9.30 Uhr und abends um 18.30Uhr.

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Die dunkle Phase

S.: Es gibt Phasen in meinem Leben, in denen ich fühle,dass ich gestrauchelt bin. Ich kann dann meine Medita-tion (dhy@na) und die üblichen spirituellen Übungen(s@dhana) nicht wie gewohnt ausüben. Warum geschiehtdies, Baba?

Sai: Jeder Gottsucher (s@dhaka) durchlebt diese Pha-sen, die sogenannten „dunklen Phasen“. In diesen Zeitengehen in dir Veränderungen vor, welche dir nicht bewusstsind. Es sind Reifungsperioden, an deren Ende du alsMensch stärker und besser geworden bist. Es ist wie beimBacken eines Weihnachtsstollens. Zuerst mischst du alleZutaten, dann bäckst du den Kuchen und anschliessendstellst du ihn eine Zeitlang beiseite, damit er reifen kannund besser wird. Er schmeckt danach voller und süsser.Ein anderes Beispiel ist das Keltern von Wein. Der Win-zer lagert den Traubensaft monatelang, bis die Gärungdaraus einen süssen Wein gemacht hat. Ebenso ist es mitdem spirituellen Bemühen (s@dhana). Du durchlebst nureine Phase der Reifung. Du musst also nicht glauben, duseist gestrauchelt.

S.: Was ist dieser Reifungsprozess genau? Was bedeu-tet er, Baba?

Sai: Während deiner spirituellen Übungen warst duvielen neuen Erfahrungen ausgesetzt und hast vieleDinge gelernt. Alle diese Fakten müssen von deinem in-neren Wesen aufgenommen werden, es muss sie analy-sieren und in Weisheit und Wissen umwandeln. Manch-

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mal geschieht dies bewusst durch Nachforschung,Unterscheidung, stetige Selbstprüfung (vic@ra), Weis-heit, Intelligenz, geistige Klarheit und analytische Fähig-keit (viveka). Manchmal geschieht dieses Umsetzen vonErfahrung in Weisheit jedoch auch unbewusst, im Dun-keln. Deshalb heissen sie „die dunklen Phasen“.

Was passiert zum Beispiel, nachdem du gegessen hast?Die Nahrung muss verdaut und im System verteilt wer-den. Diesen Vorgang kannst du nicht sehen, aber er findetin deinem Körper trotzdem statt. Ebenso verhält es sichmit spiritueller Nahrung. Du liest religiöse Bücher, hörstdir Lobpreisungen Gottes (bhajan) und Diskussionen an,du nimmst an Treffen von Gotthingegebenen (satsangha)teil und führst spirituelle Übungen (s@dhana) und Medi-tation (dhy@na) aus. Dies alles ist Nahrung für den inne-wohnenden Geist. Diese geistigen Mahlzeiten müssennun verdaut und vom inneren Selbst aufgenommen wer-den. Das Resultat dieses Vorgangs ist geistiges, mentalesund emotionelles Wachstum und Reife.

S.: Also sind es diese Veränderungen, die bewirken,dass wir manchmal in eine Art geistige Trägheit verfal-len, Baba?

Sai: Ja. Die Reifungsphase ist begleitet von Verwir-rung des geistig Strebenden (s@dhaka). Du fühlst dichverwirrt, verunsichert, verloren, wie ein steuerlosesSchiff, das im Dunkeln treibt und verzweifelt versucht,die beleuchtete Küste zu erreichen.

S.: Baba, in diesen Phasen habe ich nicht das üblicheGefühl der Nähe zu dir.

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Sai: Ja, das weiss ich. Du fühlst dich, als ob du treibenwürdest. Du hast kein geistiges Wohlbefinden. Aber eshandelt sich nur um eine vorübergehende Erscheinung,aus der dein inneres Selbst reiner, stärker und edler her-vorgeht. Ein Beispiel: Wenn du krank bist, fehlt dir daskörperliche Wohlbefinden. Der Arzt behandelt deineKrankheit, indem er dir Pillen oder Salben etc. ver-schreibt. Du selber kannst den Heilungsprozess, derdurch die Arznei bewirkt wird, nicht sehen. Trotzdem fin-det er in deinem Innern statt. Nach Ende der Behandlunghat der Körper seine normale Gesundheit und sein nor-males Wohlbefinden wieder erreicht. Wenn spirituelleUmwandlungen und Neuerungen in dir geschehen, über-mannt dich ein Gefühl von geistiger und spiritueller Mat-tigkeit. Aber am Ende des Reifungsprozesses schwindetdie Dunkelheit, der Morgen graut und du kehrst gestärktund weiser ins Licht zurück.

S.: Du bist der göttliche Lehrmeister (sadguru), Baba.Bist du es, der die spirituellen Veränderungen in uns fest-legt und beaufsichtigt?

Sai: Ja, ich beobachte euer spirituelles Wachstum undsteuere seinen Fortschritt. Ich kenne eure Vergangenheitund den Grad der spirituellen Reife, die ihr in vergange-nen Leben erreicht habt. Ich helfe euch in euren gegen-wärtigen geistigen Bemühungen (s@dhana) und leite undsteuere euer spirituelles Wachstum. Ich weiss, wie weitihr vorher fortgeschritten wart, und ich weiss auch, wie-viel ihr heute fortschreiten müsst. Es ist wie das Herstel-len einer Süssigkeit. Der Koch weiss genau, zu welchemZeitpunkt der Zuckersirup die richtige Konsistenz hat,

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wann er Mehl dazugeben muss, wann er Butter beifügenmuss, wie lange das ganze im Ofen bleiben muss usw. Soähnlich mache ich es mit euch: Ich verrühre, gebe hinzu,überwache, bis ihr einen bestimmten Grad von spirituel-ler Bewusstheit erreicht habt.

S.: Wie oft im Leben eines Gottsuchenden (s@dhaka)kommen diese Reifungsphasen vor?

Sai: Das hängt davon ab, welchen Reifegrad der Geistdes Suchenden erreicht hat. Das Wachstum des Geistessoll - im Gegensatz zu demjenigen des Körpers - sehrlangsam und gleichmässig erfolgen. Es erfolgt währendeiner ganzen Reihe von Leben. In einem einzigen Lebenkommt es allerdings schon zu einer grossen Zahl vondunklen Phasen. Ein echter s@dhaka muss gezwungener-massen eine ganze Reihe von inneren Entwicklungsstu-fen durchlaufen. Wie oft solche Phasen auftreten, hängtganz von der spirituellen Veranlagung des jeweiligenMenschen ab, so, wie die Lernfähigkeit vom Intelligenz-quotienten (IQ) einer Person abhängt. Der eine nimmtschneller auf als der andere. Allerdings durchlaufen sogarsolche Menschen, die einen sehr hohen Grad an spiritu-eller Reife erreicht haben die dunklen Phasen noch ab undzu. Sogar die alten Heiligen, Seher (rishi) und Yogisdurchliefen sie früher, obwohl niemand darüber sprach.

S.: Kannst du ungefähr sagen, an welchem Punkt imLeben eines s@dhaka diese Phasen auftreten, Baba?

Sai: Natürlich nicht ganz am Anfang. Die ersten Statio-nen auf dem Weg eines s@dhaka sind alles Erfahrungen, Er-lebnisse und Ekstasen. Erst nach einiger Zeit beginnt sich

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das innere Selbst zu entwickeln. Die Veränderungen be-ginnen ungefähr in der Mitte des Weges. Zu diesem Zeit-punkt setzt der eigentliche Lernprozess ein.

Du kannst dir den Fortschritt eines s@dhaka wie das Be-steigen eines Berges vorstellen. Am Anfang steigst duvoller Elan. Dann wirst du müde und wirst auf irgendei-nem Plateau oder kleinen Vorsprung eine Rast einlegen.Nach einer Weile, wenn du dich erholt hast, wirst du neueKräfte mobilisieren und weiterklettern. Auf diese Art -abwechselnd kletternd und rastend - wirst du schliesslichden Gipfel erreichen.

Die Reifephasen im Leben eines s@dhaka sind ähnlichwie die Plateaus im Beispiel. Wenn das Dunkel schwindetund das Licht durchbricht, wirst du mit neuer Kraft undneu belebt hervortreten, bereit, eine neue Höhe zu erklim-men. Du darfst dich also nicht entmutigen lassen, wenndu dich in einer dunklen Phase befindest. Sie ist eine Zeitdes Formens, Knetens und Polierens. Sie ist die Zeit, inder echte Entwicklung und echter Fortschritt in dir statt-finden.

S.: Was rätst du uns in diesen Zeiten zu tun, Baba?

Sai: Diese Zeiten verlangen nach vermehrter Aktivität(Karma) und Gottesdienst, Verehrung, Anbetung undDienst am Nächsten (sev@). Das führt zur Reinigung derdrei Instrumente Hände, Zunge und Augen (trikaranasudh[). Wenn du deine Pflichten erfüllst (Karma) und an-deren dienst (sev@), sind Hände und Zunge beschäftigtund können lauernden Lastern nicht nachgeben. Wenndiese beiden rein sind, wird auch der Geist rein und kühl

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wie der Mond. Auf diese Art kannst du die äussere Rei-nigung mit der inneren, die in dir stattfindet, verbinden.

S.: Wird uns das helfen, die dunkle Phase schneller zuüberwinden?

Sai: Ja, vorausgesetzt du merkst, dass du gerade einesolche Phase durchläufst. Du kannst die inneren Vor-gänge beschleunigen, indem du die korrekten äusserenPraktiken ausübst. Wenn du beides kombinieren kannst,wirst du deinem geistigen Wachstum nachhelfen können.Wenn die Phase der inneren Entwicklung vorüber ist,wird dein inneres Selbst mit neuer Energie, Beweglich-keit und Lebendigkeit hervortreten, bereit für neues spi-rituelles Bemühen (s@dhana) und bereit, neue Stufen derErfahrung und des Lernens zu erklimmen.

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M@y@, Mithy@ und Nitya

Sai: Heute will ich dir sagen, was es mit Täuschung(m@y@), Unwirklichkeit (mithy@) und dem Unvergängli-chen (nitya) auf sich hat. Vor der Schöpfung gab es nurbrahman oder das Super-Bewusstsein (caitanya). Es exi-stierte nichts als das reine Wissen. Was aber nützt reinesWissen ohne materielle Manifestation und äussere Form?Was nützt ein Same ohne eine Blüte, eine Blüte ohne eineFrucht? So wurde die Idee der Schöpfung geboren. DasSuper-Bewusstsein oder brahman hüllte sich in die Ge-wänder von m@y@, woraus die Kraft der Täuschung,Brahm@ (m@y@-shakti), entstand. Aus dieser göttlichenKraft des Werdens (shakti) entstanden drei Grundeigen-schaften (guna), nämlich Aktivität (rajas), Finsternis undVerblendung (tamas), Existenz oder Leben (sattva). Ausden Verwandlungen und Vermischungen dieser Grundei-genschaften entstanden die fünf Elemente Erde, Wasser,Feuer, Wind und Äther (pancabh]ta) sowie die Sinne unddie Erkenntnis der Erscheinungswelt (indriya).

S.: Einen Moment bitte, Baba. Normalerweise, wennwir von m@y@ sprechen, bedeutet es Täuschung, Irrtum.Ist es nicht das, was du meinst?

Sai: Was ist m@y@? Das Wort bedeutet unsichtbar, et-was, das nicht gesehen wird. Wenn du m@y@ als Täu-schung bezeichnest, dann meinst du damit etwas Unbe-rührbares, Unfühlbares. Aber die Kraft von m@y@ istfühlbar, und auch wandelbar. Wie sonst sollte sie funk-tionieren?

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Stelle dir als Beispiel den Wind vor. Du kannst ihnzwar nicht sehen, aber du kannst seine Kraft und Stärkefühlen, wenn er weht. Der Wind selber ist unfühlbar, aberer hat eine Kraft, die durchaus fühlbar ist. Die beiden las-sen sich nicht trennen, sie gehören zusammen. Ebensoverhält es sich mit m@y@. Im engeren Sinn bedeutet m@y@Illusion. Aber sie besitzt auch Kraft oder Energie (shakti),und die beiden sind dasselbe wie der Wind und seineKraft. Man sagt: „Der Wind weht“ oder „der Wind iststark“ und nicht „die Windkraft weht“ oder „die Wind-kraft ist stark“. Genauso ist es bei m@y@. Sie und ihreKraft sind dasselbe.

S.: Wenn wir also von m@y@ und m@y@-shakti sprechen,ist dann das urzeitliche shakti, also die kosmische Ener-gie, gemeint?

Sai: Ja, beides ist dasselbe. M@y@-shakti ist die unge-sehene, unsichtbare Kraft. Diese shakti ist die feinsteForm von Energie und die Wurzel aller Schöpfung. Sie istdie urzeitliche, kosmische, universelle Energie.

S.: Handelt es sich hierbei um den shiva-shakti-Aspekt?

Sai: Ja. Das Super-Bewusstsein (caitanya) ist Shiva.Die aktive Kraft hinter der Schöpfung ist shakti.

S.: Und was bedeuten purusha und prakriti?

Sai: Sie beziehen sich auf das individuelle Bewusst-sein und die individuelle Energie. Der shiva-shaktiAspekt ist als purusha-prakriti in jedem einzelnen Teilder Schöpfung gegenwärtig. Purusha ist der männlicheAspekt und steht für Bewusstheit oder Wissen. Prakriti

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ist der weibliche Aspekt und repräsentiert Energie. Dasshivashakti-Element ist makro-kosmisch, und das puru-sha-prakriti-Element ist mikro-kosmisch. Beide gehenvon derselben Quelle aus, nämlich von brahman. ImMenschen existiert die mikro-kosmische Kraft (puru-sha-prakriti), die wiederum ein Teil der makro-kosmi-schen Kraft shiva-shakti ist.

S.: Jetzt ist mir alles recht klar, Baba.

Sai: Gut. Also, wie ich vorher schon sagte, ist es m@y@,welche die Schöpfung hervorrief. Wenn ich m@y@ sage,meine ich m@y@-shakti, denn die beiden sind gleichwer-tig. M@y@ steht hinter dem gesamten erschaffenen Uni-versum. M@y@ ist die Ursache, die Schöpfung ist das Er-gebnis. Alle Dinge um dich herum - das Tier-, Pflanzen-und Mineralienreich sowie der Mensch und alle anderenDinge im Universum - haben ihren Ursprung in m@[email protected] m@y@ entstehen sie und zu m@y@ kehren sie zurück,weil alle geschaffenen Dinge verwesen und Zerstörungund Tod unterworfen sind.

Jetzt musst du sehr sorgfältig zuhören und versuchenzu verstehen. Alles, was du um dich herum siehst - Pflan-zen, Vögel, Tiere, Erde, Wasser, Berge, sogar Menschen- scheint echt, real zu sein, nicht wahr? Du kannst sie se-hen, berühren, fühlen, riechen und hören, also sind sie fürdich sehr echt. Aber in Wirklichkeit sind sie nicht real. Siescheinen nur echt zu sein. Sie sind mithy@. Mithy@ bedeu-tet dasjenige, was vergänglich, vorübergehend, nichtewig ist. Wie kann etwas, das nicht lange existiert, alsecht angesehen werden? So ist zu erklären, dass die ganze

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Schöpfung unwirklich ist (mithy@), denn sie ist den Ge-setzen der Auflösung, des Zerfalls und des Todes unter-worfen.

Du musst dir den Unterschied zwischen m@y@ undmithy@ klarmachen. Ein Baum, zum Beispiel, unterliegtder Fäulnis. Er existiert also nicht ewig und ist somitmithy@. Aber die Kraft oder Energie, die dem Baum Le-ben gab, ist ewig. Sie ist somit m@y@.

S.: Was du also sagst, Baba, ist Folgendes: Die Lebens-kraft, die das Universum durchdringt, ist ewig und somitreal und dies ist m@y@. Alles andere ist mithy@.

Sai: Ja. Wie beim Garn und dem Tuch. Du siehst dasTuch, nicht aber das Garn, aus dem es gefertigt wurde.Kann es Tuch geben ohne Garn? Das Garn ist m@y@, dasTuch mithy@. Ich will dir noch ein weiteres Beispiel zurVerdeutlichung geben.

Nimm etwa eine Fata Morgana in der Wüste. Sie ent-steht aus dem Spiel des Lichtes und bestimmter Bedin-gungen in der Wüste. Aus der Entfernung scheint es, alsob mitten im Sand ein See oder Teich liege. Was aber fin-dest du, wenn du nahe heran gehst? Nichts. Das Wasserschien echt zu sein, ist es aber nicht, deshalb ist es [email protected] Sonne oder ihr Licht, welche die Erscheinung verur-sachten, ist m@y@.

Wir kommen jetzt zum dritten Faktor, zu nitya. Nityabedeutet ewig, unwandelbar, immerwährend, unverän-derlich. Es handelt sich um etwas noch Subtileres alsm@y@.

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S.: Bezieht sich das auf das reine Bewusstsein (caita-nya), Baba?

Sai: Ja. Währenddem sich m@y@ dauernd bewegt undwandelt, ist nitya immer ruhig, unveränderlich und unbe-weglich. Im Beispiel der Fata Morgana haben wir gese-hen, dass das Wasser mithy@ ist und die Sonne m@y@. Dasaber, was der Sonne ihr Licht verleiht, das ist nitya; ewig,absolut. Dieses “Ding” oder “Wesen”, das nitya ist, hatverschiedene Namen bekommen wie das Allumfassende,Universelle, das allem innewohnende Prinzip (brahman),Geist, Leben (caitanya), Schöpfungskeim, goldenes Ei(hiranyagarbha) usw.

Ein weiteres Beispiel: Du sitzt im Kino, mit der Lein-wand vor dir. Der Projektor läuft und wirft Bilder auf dieLeinwand. Du beobachtest die Darsteller, wie sie sich be-wegen, sprechen, singen und tanzen. Für ein paar Stundenfangen die Figuren auf der Leinwand an zu leben und er-scheinen dir sehr echt. Was aber passiert mit ihnen, wennder Film vorbei ist? Sie verschwinden ganz einfach. Esist, als hätten sie nie existiert. Diese Figuren sind alsomithy@. Das Licht, das sie sichtbar machte, ist m@y@. DerStrom in der Birne, der das Licht erzeugte, ist nitya. Sehrfeine Unterschiede, nicht wahr?

Oder stelle dir einen Schauspieler auf der Bühne vor.Er verkleidet sich und legt sich bestimmte Verhaltenswei-sen und Charakteristika zu. Mit Hilfe dieser Mittel prä-sentiert er dem Publikum eine völlig andere Persönlich-keit. Er schafft einen komplett neuen Menschen. Dieserneue Mensch ist mithy@. Die Verkleidung und alle schau-

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spielerischen Mittel sind m@y@. Der Schauspieler istnitya. Was passiert, wenn er die Verkleidung ablegt? Al-les verschwindet, nur nitya bleibt übrig.

Oder das alte Beispiel von der Schlange und dem Seil.Du siehst im Dunkeln ein Seil und denkst, es sei eineSchlange. Wenn es aber hell wird, erkennst du deinenFehler und bemerkst, dass es nur ein Seil ist. M@y@, zuerstals Dunkelheit, dann als Licht, bewirkt, dass derselbe Ge-genstand als zwei verschiedene Dinge erschien. Das Seilist mithy@, Licht und Dunkel sind m@y@, und das, wasm@y@ verursachte, ist nitya. Ist dir das klar?

S.: Ja, das habe ich begriffen, Baba. Wenn ich dieseUnterschiede kenne, wird es mir helfen, den Schleier desNichtwissens zu lüften, nicht wahr?

Sai: Ja, das Nichtwissen (avidy@) wird verschwinden,wenn du erkennst, was hinter dem Scheinbaren und demSichtbaren liegt. Du wirst zum Beispiel einen Baum an-sehen und wissen, dass er Gottes Werk ist. Du wirstseine Würde, seine Stattlichkeit und seine Eleganz wahr-nehmen und die Kraft erkennen, die ihn formte und ihmLeben gab. Du wirst ihn ansehen und ihn lieben, nichtnur für das, was er ist, sondern auch für das, was du inihm siehst: Gott. Ob es sich um eine wunderschönePflanze handelt oder eine zarte Blüte, einen hübschenVogel, eine grandiose Landschaft, einen goldenen Son-nenaufgang oder einen silbernen Mond: du wirst erken-nen, dass sie alle nur Widerspiegelungen Gottes sind. Duwirst nach und nach seine Hand in jedem Ding sehen.Du wirst so weit kommen, dass du die Natur nicht nur

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für das liebst, was sie ist, sondern auch für das, was siedarstellt.

Die Natur ist Gott sehr nahe, näher als der Mensch,weil über dem Menschen ein Schleier der Ignoranzschwebt, der seine Sicht trübt und blockiert. Die Naturaber ist das reinste Geschöpf Gottes. Wenn du fähig bist,die Natur zu lieben und mit ihr im Einklang zu leben,dann bist du um so näher bei Gott. Es ist sehr einfach, Gottdurch die Natur zu erkennen, denn in der Natur gibt esGüte, Einfachheit, Reinheit und Selbstlosigkeit.

S.: Du sagst oft, dass es viele Lektionen von der Naturzu lernen gibt.

Sai: Das ist richtig. Die Natur ist der beste Lehrmeister.Ein Baum spendet anderen Wesen Schatten und behältnichts davon für sich selber. Er schenkt anderen Früchte,aber isst selber nicht davon. Eine Pflanze bringt wunder-volle Blüten hervor und schenkt damit vielen Freude,aber sie geniesst die Schönheit selber nicht. Die Sonne ar-beitet ständig, gibt der Welt Leben, Licht und Energie.Verlangt sie dafür irgendeine Gegenleistung? Nein, siehandelt ohne jeden Wunsch nach den Früchten oder einerBelohnung (nishk@ma-Karma).

Dies sind einige Beispiele für die Selbstlosigkeit derNatur und gleichzeitig perfekte Beispiele für die Eigen-nützigkeit des Menschen. Wenn der Mensch die Natursorgfältig studiert, kann er eine Menge Philosophischesdaraus schöpfen, das ihn zu einer besseren Person ma-chen kann. Die Natur ist ein idealer Lehrmeister (Guru)und wenn du sie als solchen behandelst und lernst, sie zu

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lieben und zu verehren, dann wirst du näher zu Gott kom-men.

S.: Aber Baba, es gibt so viel Hässliches in der Natur.Hässliche Geschöpfe zum Beispiel, deren Existenz mangar nicht schätzt.

Sai: Jetzt kommen wir zu der Frage von Dualität(dvaita) oder Nicht-Dualität (advaita). Es stimmt, dass esin der Natur und in der ganzen Schöpfung viel Hässlichesgibt, aber alles hat seinen Platz und seinen Zweck. Nichtswurde ohne Grund geschaffen. Was ist denn eigentlichHässlichkeit? Doch nichts als die andere Seite vonSchönheit. Es gibt das deutsche Sprichwort von der Kehr-seite der Medaille, nicht wahr? Das heisst, dass jedesDing zwei Seiten hat - gut und schlecht, schön und häss-lich, wahr und unwahr, hell und dunkel, wissend und un-wissend usw. Sie gehören zusammen und ergänzen sich:Wenn die eine existiert, so gibt es auch die andere. Wiekannst du Schönheit schätzen, wenn du Hässlichkeit nichtkennst? Kannst du Gutes tun, ohne zu wissen, was schlechtist? Kannst du die Wahrheit sagen, ohne die Lüge zu ken-nen? Woher weisst du, was Licht ist, wenn du die Dunkel-heit nicht kennst? Dies ist der Dualitätsaspekt (dvaita).

Aber in Wahrheit ist das, was zweigeteilt zu seinscheint, ein einziges. Beide Seiten entspringen einerhöchsten Kraft. Es verhält sich wie in dem Beispiel mitdem Seil und der Schlange. Wenn du dies mit Hilfe deinerinneren Sicht erkennst, wirst du merken, dass all diesnichtdual, sondern eins ist (advaita).

S.: Baba, es ist einfach, Gott in guten und schönen Din-

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gen zu erkennen, aber ich habe Mühe, ihn auch im Schlech-ten und Hässlichen zu sehen.

Sai: In diesem Fall verschleiert dir Unwissenheit(avidy@) die Sicht. Du sprichst von zwei verschiedenenDingen: körperlichem Sehen und geistiger Sicht. An die-sem Punkt muss die Unterscheidungskraft (viveka) ein-setzen. Dinge wie Schlechtigkeit oder Hässlichkeit er-scheinen den physischen Sinnen nicht angenehm. Dubetrachtest und beurteilst die Dinge um dich herum mitdeinen äusseren Sinnesorganen. Um aber hinter und unterdie Dinge zu sehen, musst du ein inneres Sehen oder einegeistige Betrachtungsweise entwickeln. Du musst lernen,zwischen m@y@ und mithy@ zu unterscheiden, denn dieswird dir helfen, Gott in allem wahrzunehmen. Auf dieseArt wird in dir ein Gefühl der Nähe zur Natur und zu Gottund ein Bewusstsein der Einheit erwachen.

Du musst dieses Gefühl des Einsseins mit Hilfe vonUnterscheidungsvermögen, Fragen und spirituellenÜbungen (s@dhana) entwickeln und pflegen. Dann wirddieses Bewusstsein in dir wachsen und du wirst die Qua-lität des allumfassenden Einsseins erkennen. Du wirstmerken, dass du einem Verstehen des obersten und abso-luten Bewusstseins immer näher kommst.

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Die Verwandtschaft der Liebe

S.: Baba, vorhin erklärtest du die Unterschiede zwischenm@y@, mithy@ und nitya. Wie würdest du diese in Bezugauf den Menschen erläutern?

Sai: Das ist das Wichtigste zu diesem Thema, das manverstehen muss. Du weisst, dass der menschliche Geistvielschichtig und sehr komplex ist. Der ursprünglichegöttliche Same ist tief unter fünf verschiedenen Schich-ten, Schalen oder Hüllen (pancakosh@)5 versteckt. Sieverschleiern das innere Sehen und verhindern, dass derMensch seine innewohnende Göttlichkeit erkennt. Dieeinzelnen Hüllen (pancakosh@) sind der Körper, dieSinne, das Denken, der Verstand und die Wonne oderGlückseligkeit (engl. bliss). Sie alle sind mithy@, weil siekeinen Bestand haben.

Der Körper unterliegt dem Tod.

Die Sinne existieren und funktionieren nur in Bezugauf die objektive äussere Welt. Sie produzieren Begeh-ren, Impulse, Gefühle, Emotionen usw., welche zusam-men den Geist bilden.

Ausgehend von den Begierden und Impulsen formt dasGedächtnis ein Bild von sich selbst, aus dem das Selbst-bewusstsein entsteht. So kommt es, dass Geist und Egofür ihre Existenz auf die Sinne angewiesen sind. Sie lebenvon den Eindrücken, welche die Sinne produzieren.

Wenn du zum Beispiel Wasser nimmst, so hat es keinebestimmte Gestalt oder Form; es nimmt die Form des Be-

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hälters an, in den es gegossen wird. Genauso hat auch derGeist keine eigene Form; er existiert, weil die Sinne funk-tionieren. Zieht man die Sinne erst einmal von allen äus-seren Dingen zurück, so schwinden alle Begierden undImpulse, und Geist und Ego lösen sich auf. Also sinddiese drei - die Sinne, der Geist und das Ego - der Auflö-sung unterworfen und demzufolge mithy@.

Kommen wir zum Verstand. Er ist die reinste der Hüllen(pancakosh@), weil er getrennt, selbständig und unabhän-gig von den anderen arbeitet. Er wird von äusseren Ein-flüssen nicht berührt oder verändert. Der Verstand ist ra-tional, unterscheidend und analytisch. Er wird nie vonVorurteilen abgelenkt und irrt deshalb niemals bei seinenSchlüssen. Leider neigt aber der Mensch oftmals dazu, sei-nen Verstand dem Geist und dessen Launen auszuliefern.Das Urteil des Verstandes ist immer rein, aber der Geistschreitet ein und interpretiert auf seine eigene Art, je nachseinen Vorlieben (r@ga) und Abneigungen (dvesha). DerVerstand ist aber ebenfalls nicht ewig. An einem bestimm-ten Punkt auf dem Weg der Selbsterkenntnis wird auch dieHülle des Verstandes abgelegt oder weggeworfen, wie dieanderen Hüllen auch. An diesem Punkt existiert das Be-wusstsein auf einer Ebene jenseits des Verstandes. Alsokann man auch den Verstand als mithy@ betrachten.

Die letzte der fünf Hüllen ist die Wonne- oder Glück-seligkeits-Schicht. Es handelt sich um den Tiefschlaf-Zu-stand des Bewusstseins, der deshalb als glückseligma-chend angesehen wird, weil in ihm alle Empfindungen,Gefühle und Handlungen ruhen. Aber nicht einmal dieseSchicht bleibt, wenn Selbsterkenntnis erlangt worden ist.

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Also ist auch sie mithy@. Alle Hüllen (pancakosh@) wer-den mit fortschreitendem Wissen abgelegt.

S.: Kann man also sagen, dass - wenn einmal alle Hül-len abgelegt wurden - man anfängt, auf einer Ebene desreinen Bewusstseins zu funktionieren?

Sai: Richtig. Wenn man über den Verstand hinausgeht,erreicht man eine neue Ebene, nämlich diejenige der In-tuition. Diese ist unmittelbar auf das reine Bewusstsein(cit) eingestellt. Die intuitive Kraft wird aus dem reinenBewusstsein geschöpft. Du kannst dir also die Intuitionals die Kraft der Täuschung (m@y@-shakti) vorstellen.

S.: Ist sie dasselbe wie das Gewissen, Baba?

Sai: Nein. Das Gewissen ist die Stimme des Verstan-des. Intuition ist die Stimme Gottes, die innere Stimme.Das Gewissen sagt dir, was richtig ist und was falsch. In-tuition dagegen sagt dir, was „ist“ und was „nicht ist“.Das beste wäre, wenn der Mensch auf der intuitivenEbene funktionieren würde, aber es braucht jahrelangespirituelle Übung (s@dhana) und Selbstdisziplin, umdiese zu erreichen.

S.: Ist dies dann der Zustand des reinen Bewusstseins?

Sai: Ja. Aber es gibt noch einen weiteren Zustand jen-seits davon, der Super-Bewusstsein genannt wird. Diesist reines Bewusstsein (cit) oder spirituell erwachtes Be-wusstsein (caitanya) oder das Allumfassende, das wahreIch, das Selbst (brahman). Dieser Zustand ist ewig, un-veränderbar und unzerstörbar und somit nitya. In mikro-kosmischer Terminologie heisst er purusha und die da-

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zugehörige Energie oder Lebenskraft ist prakriti. Diesebeiden, prakriti und purusha (m@y@ und nitya), kommenals gemeinsame Faktoren bei jedem Menschen und jedemLebewesen vor. Nur die äusseren Hüllen (pancakosh@)sind verschieden. Die äussere Struktur mag sich unter-scheiden, aber der Kern bleibt gleich. Du kannst zum Bei-spiel aus den Zutaten Butter, Mehl und Zucker verschie-dene Süssigkeiten herstellen. Obwohl sie sich durch dieForm unterscheiden, ist der Geschmack praktisch immerder gleiche. Wenn du diese Tatsache auf die Menschen indeiner Umgebung überträgst, wirst du der Wahrheit einenSchritt näher kommen.

S.: Du meinst das Einssein und die Einheit aller Men-schen und der ganzen Schöpfung?

Sai: Ja, aber noch wichtiger ist, dass die Menschheit undalles im ganzen Universum von derselben Macht zusam-mengehalten werden: von der Liebe. Die ganze Schöpfungist eine Verwandtschaft der Liebe. Was ist Gott? Was istEnergie? Was ist Bewusstsein? Sie alle sind nichts anderesals Liebe. Gott ist Liebe. Es ist einzig und allein die Kraftder Liebe, die alle Menschen gleichermassen verbindet. Esist diese unantastbare Kraft, welche die ganze Schöpfungzu einer Einheit schmiedet. Wenn du fähig bist, diese Liebezu spüren, dann hast du die höchste Wahrheit erreicht.

S.: Ich schäme mich zu sagen, dass einige Menschen sohässliche Eigenschaften haben, dass sie keine Liebe aus-lösen, Baba. Es fällt einfacher, sich von ihnen abzuwen-den. Ich weiss, dass dies falsch ist, aber wie kann man die-ses Versagen überwinden?

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Sai: Du hast recht, in dieser Beziehung versagt derMensch oft. Zuerst einmal solltest du dir klarmachen,dass trotz eines rauhen stacheligen Äusseren das Inneresüss ist. Eine Ananas ist aussen stachelig, innen abersüss. Wie ich dir vorhin schon sagte, ist die äussereForm oft unterschiedlich, der innere Kern der Mensch-heit aber ist stets gleich, gesättigt von der Süsse derLiebe und der Göttlichkeit. Es liegt an dir, hinter dieäussere Erscheinung zu blicken und unter die Oberflä-che zu gelangen.

Als Beispiel mögen Diamanten dienen. Einige sind tiefunter vielen Schichten von Staub, Schlamm und Erde ver-borgen, während andere recht nahe unter der Oberflächeliegen. Die tief vergrabenen werden mehr Schichten vonSchlamm und Erde aufweisen und ihr Äusseres wird sorauh und unansehnlich sein, dass sie wie gewöhnlicheSteine aussehen. Der Fachmann wird sie dennoch nichtwegwerfen. Er wird die Erde sorgfältig beseitigen, bis derGlanz und die Brillanz des Steines hervortreten. Ebensoliegt die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit undReinheit unter vielen Schichten der Unwissenheit (avidy@)oder Ignoranz verborgen. Es ist diese Unwissenheit, dieverantwortlich ist für die niederen und weniger wichtigenEigenschaften des Menschen. Die wahre und wesentlicheNatur des Menschen ist Süsse. Die Liebe ist sein Natur-zustand. Aber viele Jahre der Unwissenheit haben seinenBlick getrübt und sein wahres Ich vor ihm selbst verbor-gen. Er hält sich für einen Körper mit Sinnen, bewegt sichin einer objektiven Welt und benimmt sich dementspre-chend. Ein Mensch mit Wahrnehmungs- und Unterschei-

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dungsfähigkeit wird lernen, unter die Oberfläche zu blik-ken und Gott in sich selbst und in anderen zu erkennen.

S.: Es ist aber schwierig, dies im Alltag zu tun, Baba,besonders wenn die ganze Art und das Benehmen vonLeuten negativ sind.

Sai: Dann musst du eben positiv sein. Du musst jedemgegenüber Liebe walten lassen, egal, was sie tun oder wiesie sind. Du hast kein Recht, darüber zu urteilen, ob das,was ein Mensch tut, gut oder schlecht ist oder ob derMensch selber gut oder schlecht ist. Überlasse das Urtei-len Gott. Er ist der einzige Richter über Menschen, Dingeund Taten. Was du tun musst, ist anderen Liebe anzubie-ten. Wie hassenswert oder unangenehm ein Mensch auchsein mag, du musst Liebe, Zuneigung, Verständnis, Tole-ranz, Sympathie, Grosszügigkeit und Mitleid zeigen.Dies sind alles gute tugendhafte Eigenschaften (s@ttvika).Göttliche Eigenschaften. Es ist der einzige Weg. Liebe istdie einzige Medizin, die einzige Heilung für menschlicheKrankheiten. Sie ist der einzige Weg zu einer positivenund erwünschten Reaktion.

Wie lange kann sich ein Mensch denn gegen Liebewehren? Wie lange kann er ihrer Süsse und Weichheit wi-derstehen? Früher oder später wird er ihr erliegen. Wiekann er das von sich weisen, was seine wahre, eigentlicheNatur ist? Weist man Glück und Freude von sich? Nein,weil Glück ein natürlicher Zustand ist und Trauer ein un-natürlicher. Ebenso ist Liebe ein natürlicher Zustand undalle ihr entgegengesetzten Emotionen sind unnatürlich.Wenn du also einen spontanen Strahl Liebe auf jemanden

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richtest, dann wird das ihn oder sie ganz bestimmt auf ir-gendeine Art und Weise berühren. Wenn du andere mitLiebe überschüttest, wird sie das langsam säubern undrein machen und schon bald werden die unerwünschtenEigenschaften weggeschwemmt und das Gute wird zumVorschein kommen.

Liebe ist die einzige Alchemie, die einzige Lösung imEisernen Zeitalter (kaliyuga). Sie ist die einzige Waffegegen schlechte Neigungen. Man darf dem Hass nicht mitHass begegnen. Man muss ihm mit Liebe begegnen. Ichsage dir: Liebe ist das Wunderbarste, das es gibt. Sie kanngrosse Wunder bewirken, indem sie die Natur und denCharakter des Menschen verändert. Sie wirkt tief im In-neren der Person. Deshalb ist der Wandel gründlicher undumfassend, obwohl der Heilungsprozess langsam von-statten geht. Deshalb musst du allen Menschen gegen-über Liebe entwickeln. Du musst versuchen, nur ihreGüte zu sehen. Niemand kann völlig schlecht sein. Jederhat mindestens eine erlösende Eigenschaft, und die reichtals Anfang. Halte dich an sie und ignoriere die niedererenQualitäten. Suche nicht das Schlechte, sondern das Gute.Sieh das Gute, sei gut und tue Gutes. Gib allen Liebe,ohne jeden Wunsch nach Vergeltung oder Belohnung.Dann wirst du mit Bestimmtheit Gott erkennen.

1 Pancakosh@s sind die fünf Hüllen oder konzentrischen Schich-ten von Materie, die das wirkliche Selbst (@tman) umgeben. Siekommen einzeln nicht vor und werden lediglich zu Studien-zwecken analysiert. Man sollte erkennen, dass das, was in derfünffachen Umhüllung wohnt, das wirkliche „Ich“ ist. Um dieseWahrheit zu entdecken, muss man die fünf Hüllen durchdringen.

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Die fünf Schichten sind die folgenden:

1. {nnamayakosha, die aus Nahrung gebildete Hülle; gemeintist der physische Körper, welcher die gröbste Materie desSelbst (@tman) darstellt. Sie belebt die fünf Sinnesorgane(Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut) und die fünf Hand-lungsorgane (Stimmorgane, Hände, Füsse, Geschlechtsorga-ne und Ausscheidungsorgane).

2. Pr@namayakosha, die aus Lebenskraft bestehende Hülle (ko-sha); die Hülle der fünf pr@nas, die nach dem sichtbarenKörper die zweite, bereits feinstoffliche Schicht darstellt. Esist dies eine Vitalhülle, die Körper und Denken belebt undzusammenhält. Solange sie im Organismus vorhanden ist,bleibt er am Leben. Ihre grobe Manifestation ist der Atem.Sie umfasst die fünf Sinne (Form, Geräusch, Geruch, Ge-schmack und Tastsinn) und die fünf physiologischen Syste-me (das Wahrnehmungssystem, das Ausscheidungssystem,das Verdauungssystem, den Kreislauf und das Denken).

3. Manomayakosha, die aus Geist (manas) bestehende Hülle,welche die dritte Hülle des Selbst ist. Sie ist die aus Gedan-ken, Begierden, Motiven, Emotionen und Wünschen gebil-dete Hülle, die sowohl positive als auch negative Aspekteenthalten kann.

4. Vijn@namayakosha, die aus Erkenntnis (vijn@a) bestehende,vierte Hülle des Körpers, die aus der höheren Intelligenz, derIntuition besteht.

5. {nandamayakosha, die Hülle, die aus Glückseligkeit be-steht. Dies ist die letzte Hülle, die das Selbst verdeckt. Siesollte nicht mit der absoluten Glückseligkeit verwechseltwerden.

Der @tman ist der Kern dieser fünfschichtigen Struktur. Die fünf La-gen sind wie fünf übereinander getragene Kleidungsstücke. Sie wer-den von einer Person getragen, aber sie sind nicht ein Teil dieser Per-son. Ebenso ist der @tman etwas Eigenes und deutlich getrennt von denfünf Schichten.

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Die Inkarnation Gottes

S.: Warum inkarniert sich Gott immer als Mann?

Sai: Brahman, das oberste absolute Bewusstsein istformlos, weder Mann noch Frau, nicht weiblich undnicht männlich. Wenn sich das Bewusstsein aber spaltet,teilt es sich in zwei Aspekte: Wissen und Energie (shivaund shakti). Shiva ist der männliche oder negativeAspekt, währenddem shakti den weiblichen oder positi-ven Aspekt darstellt. Shiva und shakti sind überall alspurusha, beziehungsweise prakriti immanent. Purushasteht für das angeborene Bewusstsein, währenddem pra-kriti die Schöpfung - inklusiv den Menschen - beinhal-tet. Wie ich schon sagte, shiva oder purusha ist dermännliche Aspekt, shakti oder prakriti der weibliche.Gott ist der einzige purusha oder der einzige Mann inder Schöpfung. Alles andere ist weiblich. Deshalbnimmt Gott immer eine männliche Form an, wenn er aufErden inkarniert.

S.: Warum haben alle Inkarnationen in Indien stattge-funden?

Sai: Weil Indien das Land der Veden und des Hinduis-mus ist. Die Veden sind die Stimme Gottes und der Hin-duismus ist die älteste Religion der Welt. Alle anderenReligionen stammen vom Hinduismus ab. Somit ist In-dien die Geburtsstätte aller Religionen. Alle Weltreligio-nen sind in Indien gemeinsam vertreten. Aus diesemGrund inkarniert Gott immer hier. Er demonstriert damitdie Einheit aller Religionen und Glaubensrichtungen so-

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wie die Bruderschaft der Menschen und die VaterschaftGottes.

S.: Baba, in einem deiner Diskurse hast du gesagt, dassShiva und Shakti dem Weisen Bharadwaja einmal ver-sprochen hatten, dreimal in seinem Geschlecht zu inkar-nieren: Shiva als Shirdi Sai, Shiva und Shakti als SathyaSai und Shakti als Prema Sai. Worauf beruht diese Unter-scheidung?

Sai: Es handelt sich um eine Frage der Manifestation(shakti). Shirdi Sai war ein Allwissender (brahmanjn@na). Er war die Verkörperung der Weisheit (jn@na-svar]pa). Er war auch der vollkommene Lehrer undMeister (sadguru), der seine Jünger die Realität lehrteund sie auf den Pfad der Wahrheit führte.

S.: Dann war er also keine vollständige Inkarnation desgöttlichen Bewusstseins (p]rna Avatar)6?

Sai: Doch, er war ein p]rna-Avatar und er besass auchalle Attribute eines solchen. Aber er zeigte seine göttlicheKraft (shakti) nicht überall. Er hatte alle Eigenschaftender göttlichen Kraft, aber er hielt sie zurück, und enthülltesie nicht vollständig. Er war wie ein guter Musiker, derseine wahre Kunst nur selten zeigt; er war wie ein begab-ter Dichter, der seinen Versen nur gelegentlich Ausdruckgibt; er war wie ein begnadeter Bildhauer, der seine Gabenur manchmal aufblitzen lässt.

S.: Aber man weiss, dass er seine göttliche Kraft zeigteund Wunder wirkte, so wie du auch, Baba. Er hat sogarTote auferweckt.

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Sai: Ja, aber diese göttlichen Wunder (siddhi) oderSpiele (l[l@) waren lediglich Ausdruck seiner Liebe zuseinen Anhängern. Sie sollten nicht anziehen, sondern le-diglich bewachen und beschützen. Er benützte sie nichtwie Visitenkarten. Er setzte seine göttliche Kraft (shakti)nur ein, um seinen Anhängern Not und Ärger, Trauer undSchmerz zu ersparen. Er vollbrachte sogenannte Wundernicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, seine Jüngervor Unglück und Gefahr zu bewahren. Ebenso war dasganze Potential seiner göttlichen Kraft (shakti) nicht re-levant. Es war für ihn nicht wirklich nötig, Wunder zuvollbringen um anzuziehen.

S.: Warum war das so, Baba?

Sai: Weil die Menschen damals einen einfachen Glau-ben und ein einfaches Vertrauen hatten. Sie hatten die Fä-higkeit, einen Heiligen oder einen Avatar nur durch ihreeigene Wahrnehmung und Weisheit zu erkennen. Siebrauchten keine Beweise für Grösse oder Göttlichkeit.Sie akzeptierten Göttlichkeit wegen ihrer einfachen Er-gebenheit. Sie fühlten sich zu Shirdi Sai wegen seinergöttlichen Natur (svabh@va) hingezogen und nicht wegenseiner Taten. Sie sahen zu ihm auf und dienten ihm alsdem grossen Lehrer, dem göttlichen Meister (sadguru).

Leider hat sich die Art des Glaubens und Vertrauensder Menschen heutzutage stark gewandelt. Sie haben ver-gessen, was Einfachheit der Gedanken, Werte undGlaube sind. Sie werden nur aufmerksam, wenn sie etwasUngewöhnliches, Sensationelles, Wunderbares erleben.

S.: Deshalb also die „Visitenkarten“.

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Sai: Ja. Ich benütze meine göttliche Kraft (shakti), umMenschen anzuziehen und sie auf den göttlichen Pfad zuführen. Diese Wunder sind lediglich Köder, mit denen ichsie anlocke. Ist ihr Glaube erst einmal gefestigt, fangensie an, hinter die Wunder zu sehen. Dann strecken sielangsam ihre Hände nach dem aus, was ich wirklich zugeben habe: Wissen und Glückseligkeit.

Bei dieser Sathya-Sai-Inkarnation siehst du alle sech-zehn Eigenschaften eines p]rna-Avatars. Das geschahnur einmal vorher, zur Zeit von Krishna-Avatar. Ich bindie Verkörperung von Shiva und Shakti, das heisst vomuniversellen Bewusstsein und der universellen Energie.Und ich liefere umfassende Beweise für beide.

S.: Ja, Baba. All deine Jünger haben schon oft und aufviele verschiedene Arten deine Göttlichkeit erleben kön-nen. Wird deine Inkarnation als Prema Sai deine jetzigeArbeit fortsetzen?

Sai: Ja. Prema Sai wird eine Shakti-Inkarnation sein.Er wird unermüdlich für das Gute in der Welt arbeiten undwird Liebe, guten Willen und Frieden auf Erden errich-ten. Sein Name und sein Ruhm werden jeden Winkel derErde erreichen. Er wird der universelle Guru sein, derWeltlehrer, der Führer der Führer. Im dritten Zeitalter(dv@parayuga) war Krishna Ratgeber und Freund derP@ndavas. Er lehrte und leitete sie beim Verwalten ihresKönigreiches und brachte seinen Jüngern die Wahrheitüber seine Göttlichkeit bei. Prema Sais Aufgabe wird die-selbe sein. Seine Stimme wird auf der ganzen Welt ver-nommen werden. Er wird weltweite Anerkennung und

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Ergebenheit erfahren und wird die Welt zu Hingabe,Wahrheit, Liebe und Frieden führen.

S.: Wie wird dann Indiens Stellung in der Welt sein,Baba?

Sai: Indien wird in allen Beziehungen führend auf derWelt sein, geistig, kulturell, sozial, politisch und wirt-schaftlich. Der vergangene Glanz, die alten Kulturen undTraditionen werden wieder aufleben und Indien wird dieerste Nation der Erde sein. So war es in früheren Zeital-tern (yuga) und so wird es wieder sein.

1 Ein p]rna-Avatar hat sechzehn Attribute (k@la), heisst es. Diefünf wichtigsten sind:

1. die Kraft zu erschaffen (srishti);

2. die Kraft zu bewahren (sthiti);3. die Kraft (auch das Universum) aufzulösen (laya);4. die Kraft zu inkarnieren; (tilodayak);

5. die Kraft der göttlichen Gnade (anugraha).Jedes dieser fünf Attribute ist in allen drei Zeitebenen (Vergan-genheit, Gegenwart und Zukunft) vorhanden, was fünfzehn(5x3) Attribute ergibt. Das sechzehnte ist absolutes Bewusstseinoder Wahrnehmung (cit). Es existiert ewig.

Unter allen Avatars gelten nur Shr[ Krishna und Shr[ SathyaSai als p]rna-Avatar, die über alle sechzehn Attribute verfügen.Sogar Shr[ R@ma besass nur zwölf. Die vier restlichen teiltensich Shr[ Parashur@ma und R@mas drei Brüder, Lakshmana, Sha-trughna und Bh@rata, die je ein Attribut aufwiesen.

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Karma und der Kreislauf von Geburt und Tod

S.: Wir wissen, dass Karma und Geburt einen unmittel-baren Zusammenhang haben und dass das Leben einesMenschen durch sein Karma bestimmt ist. Es gibt da einpaar Fragen zu diesem Thema, die ich dir stellen möchte,Baba.

Sai: Natürlich. Aber bevor du anfängst, musst du einesganz klar begreifen. Wenn du im Zusammenhang mit Ge-burt und Wiedergeburt von Karma sprichst, musst du wis-sen, dass der Ausdruck „Karma“ nicht nur eine Aktionoder Handlung bedeutet. Wo eine Aktion stattfindet, gibtes immer auch eine Reaktion. Karma im Zusammenhangmit Geburt und Wiedergeburt bezieht sich immer auf eineKette von Aktionen und Reaktionen. Hast du das verstan-den?

S.: Nicht ganz, Baba. Wenn du von Reaktion sprichst,meinst du dann das Ergebnis der Handlung, sozusagendie Frucht der Aktion?

Sai: Nein, das ist es nicht, was ich meine. Natürlichwird jede Handlung ein Ergebnis nach sich ziehen, unddas Ergebnis hängt von der Art der Handlung ab. Was dusäst, das wirst du ernten. Aktion - Ergebnis, Handlung -Konsequenz. Die beiden hängen zusammen und lassensich nicht trennen. Wenn ich aber von Reaktion spreche,dann meine ich nicht den Ausgang der Aktion oder Hand-lung. Ich meine vielmehr deine Reaktion auf das Ergeb-nis. Die Art und Weise, wie du das Ergebnis der Handlungaufnimmst oder umsetzest. Es ist wichtig, dies zu verste-

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hen, denn nicht die Aktion, sondern die Reaktion daraufbewirkt die Wiedergeburt.

S.: Meinst du also unsere Haltung gegenüber dem Er-gebnis der Handlung?

Sai: Ja. Ich meine deine Haltung und die Art undWeise, in der du das Ergebnis der Handlung aufnimmst.Du fühlst dich glücklich und begeistert, wenn das Ergeb-nis gut ist, und niedergeschlagen, wenn es schlecht ist.Diese emotionellen Erwiderungen lösen weitere Wün-sche und Impulse aus, welche das Ego aufblähen oder lee-ren. Dies wiederum löst weitere Handlungen aus, darausentstehen wieder Reaktionen und so kommt es zu einerunendlichen Kette von Aktion - Reaktion - Wiedergeburt.Die Wünsche und Impulse bleiben sogar nach dem Todbei dir. Sie sind so stark, dass du immer wieder in dieseWelt geboren wirst, um sie zu erfüllen. Solange Wünscheübrigbleiben, ist Wiedergeburt unvermeidlich. Wenn dualso Wiedergeburt vermeiden willst, musst du alle welt-lichen Wünsche loswerden. Sie binden dich. Sie sind wieMagnete, die dich immer und immer wieder auf dieseWelt zerren. Wenn du also dem Kreislauf von Geburt, Todund Wiedergeburt entfliehen willst, dann solltest du ver-suchen, deine Wünsche loszuwerden. Weil Wünsche ausdeinen emotionellen Reaktionen entstehen, solltest duversuchen, deine Haltung den Ergebnissen der Handlunggegenüber zu ändern.

S.: Wie soll man das angehen, Baba?

Sai: Nun, mein Liebes, Freude und Niedergeschlagen-heit, Glücklich- oder Unglücklichsein nach dem Ausgang

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einer Handlung existieren, weil du glaubst, dass du dieHandelnde der Aktionen und die Geniesserin ihrerFrüchte bist. Solange diese Idee besteht, wirst du an denKreislauf von Geburt und Wiedergeburt gefesselt blei-ben. Wenn du aber einmal erkennst, dass du nur eine stilleZeugin und Zuschauerin bist, wird der Zyklus beendet.

S.: Die glückliche Haltung dem Erfolg gegenüber unddie Niedergeschlagenheit bei Versagen entsteht, weil wiruns mit dem Körper und nicht mit @tman identifizieren,nicht wahr, Baba?

Sai: Ja. Du denkst, du seist der Körper, der Geist, derVerstand usw. Deshalb reagierst du emotionell auf die Er-gebnisse von Handlungen. Du glaubst, der Körper „tue“und der Körper „geniesse“. Aber wer bist du denn inWirklichkeit? Du bist nicht der Körper. Du bist etwas an-deres und getrennt von Körper, Geist, Verstand, Ego usw.Du bist die dir innewohnende Göttlichkeit (@tman), un-berührt und unberührbar von irgendeiner Handlung oderihrem Ausgang. Du, das wesentliche Du, bist @tman. Dubist nur Zeugin der Dinge um dich herum, denn @tman be-teiligt sich nicht an Handlungen. Was immer geschieht,hat auf dein wahres „Du“ keinen Einfluss.

S.: Wenn ich nur eine Zeugin bin, wer ist dann derwahre Handelnde und Geniesser?

Sai: Gott ist der einzige Handelnde (kart@), und er istder einzige Geniesser (bhokt@) der Früchte. Er ist der ein-zige kart@ und bhokt@. Alle Handlungen kommen vonihm und alle ihre Früchte gehen an ihn. Er ist überall undin allen Dingen als @tman gegenwärtig. {tman ist die

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Quelle aller Handlungen, so wie der Strom die Quelle deselektrischen Lichtes ist. Du bist nur ein Werkzeug in denHänden Gottes (@tman). Wenn ich an dieser Stelle „du“sage, dann meine ich nicht dein wahres Du, den @tman,sondern den physischen Körper. Dein Körper, dein Geist,dein Verstand und dein Ego sind wie Instrumente in denHänden Gottes. Mit ihnen vollbringt er Taten. Wenn duschreiben willst, dann brauchst du dazu Papier und Blei-stift, nicht wahr? Ähnlich handelt Gott durch dich. Undweil er die Handlungen vollbringt, ist er auch der Einzige,der Anspruch auf die Früchte hat.

Ich will dir ein Beispiel geben. Stelle dir ein Puppen-spiel vor. Der Puppenspieler hat die Marionetten an Fä-den festgebunden. Er zieht an den Schnüren und bewegtdie Puppen, lässt sie tanzen oder gehen, wie es ihm be-liebt. Die Puppen haben keinen freien Willen. Sie sindvollständig unter der Kontrolle des Puppenspielers.Wenn die Vorstellung gut ist, verdient der Puppenspieler,ist sie schlecht, zahlt ihm niemand etwas. Du siehst also,dass sowohl der Erfolg als auch der Misserfolg dem Spie-ler gehören. Er ist der Handelnde und der Geniesser. DieMarionetten sind nichts als Werkzeuge in seinen Händen.Im Falle Gottes ist es genauso. Er ist ein göttlicher Pup-penspieler. Er ist Handelnder und Geniesser. Ihr alle seidlediglich seine Marionetten und Werkzeuge.

Nimm als zweites Beispiel das Schachspiel. DieGrossmeister sitzen am Brett und bewegen die Figurennach Gutdünken. Erfolg oder Misserfolg des Spiels hän-gen von den Meistern, nicht von den Figuren ab. Der Sie-ger erhält einen Preis, der Verlierer nicht. So oder so, es

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sind nicht die Figuren, welche das Resultat des Spiels ge-niessen.

Du siehst also, Gott ist der oberste Handelnde (kart@),Gebende (d@t@) und Geniesser (bhokt@). Alle Handlun-gen sind sein, die Früchte daraus kommen von ihm undgehen an ihn zurück. Ihr seid nur die Werkzeuge in seinenHänden und die Zeugen seiner Handlungen. Deshalb,weil ihr nicht die eigentlich Handelnden seid, habt ihrkein Recht auf die Ergebnisse.

S.: Entschuldige einen Moment, Baba. Du sagst, dasswir kein Recht auf die Früchte haben, weil Gott der ei-gentliche Handelnde ist. Das ist auch in Ordnung so. Aberwas ist mit der Handlung an sich. Haben wir auch auf dieHandlung kein Recht?

Sai: Du hast das Recht, eine bestimmte Handlung zuwählen, zu entscheiden, ob eine bestimmte Vorgehens-weise befolgt werden muss oder nicht. Du hast das Recht,dich zwischen verschiedenen Handlungsweisen zu ent-scheiden. Die verschiedenen Wege zu einer bestimmtenTat stehen dir offen. Die Tat selber ist vorbestimmt undsteht fest, aber auf welchem Weg sie erreicht wird, istdeine Wahl. Mit Hilfe deines Intellekts und deines Unter-scheidungsvermögens wählst du eine bestimmte Vorge-hensweise und führst sie aus. An dieser Stelle endet deinRecht. Nach der Handlung verlassen die Ergebnissedeine Hände.

Stelle dir als Beispiel einen Mann vor, der in einemAuto sitzt, das von einem Chauffeur gefahren wird. DerChef sagt seinem Angestellten, wohin er fahren soll, aber

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er überlässt diesem die Wahl des Weges. Der Fahrer wähltden kürzesten oder schnellsten Weg zum Ziel. Das Ziel istfest, vorbestimmt, aber der Weg ist frei. Das Auswählendes Weges ist dein Recht. Hast du dich aber für einen be-stimmten Weg entschieden und das Ziel erreicht, hast dukein Recht mehr auf das Ergebnis der Fahrt. Das Gesetzvon Karma tritt in Kraft und entscheidet über den Aus-gang. Im Beispiel mit dem Auto wählt der Chauffeur denWeg und bringt seinen Meister ans Ziel. Damit ist seineHandlung vorbei, seine Rolle beendet. Was nach Errei-chen des Zieles passiert, ob gut oder schlecht, Erfolg oderVersagen, es kümmert ihn nicht. Er hat kein Recht auf dasErgebnis. Die Früchte gehen an den Chef. Der Meister istder „Geniesser“, der Fahrer lediglich ein Werkzeug, einMittel zum Zweck.

Entsprechend sind dein physischer Körper, dein Ver-stand und dein Geist nur Werkzeuge in den Händen Got-tes. Er benützt sie, um zu handeln. Du bist wie der Fahrerund Gott ist der Meister. Er ist der eigentliche „Macher“;du nimmst als Werkzeug und Beobachter teil, aber dieFrüchte der Anstrengung gehören ihm. Auf diese Art„macht“ Gott, und so „geniesst“ er auch.

S.: Du sagst, Gott tue alles. Was ist dann aber mit alldem Schlechten in der Welt? Gott handelt doch bestimmtnicht schlecht, oder?

Sai: Nein, Gott tut selber nichts Schlechtes. Er veran-lasst dich, nur Gutes zu tun. Was aber, wenn du nicht ge-horchst und seine Anweisungen nicht ausführst? DerGeist und das Ego sind ein Bündel von Wünschen, von

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Bindungen (r@ga) und Abneigungen (dvesha) und sie ste-hen einem rechten Handeln im Weg. Es ist wie bei einemKind. Die Mutter sagt ihm, es solle lernen, aber das Kindhört nicht auf sie und geht spielen. Das Kind gehorcht derMutter nicht. Das Unrecht erfolgt durch das Kind undnicht durch die Mutter. Ebenso können dir die StimmeGottes und dein Gewissen etwas Bestimmtes befehlen,aber der Geist missachtet den Befehl und tut, was er will.Es ist also nicht Gott, der Schlechtes tut, es ist vielmehrdein eigener Geist und dein eigenes Ego.

Der Mensch ist mit der Fähigkeit gesegnet, vernünftigdenken und zwischen Recht und Unrecht unterscheidenzu können. Es handelt sich dabei um eine Funktion desVerstandes; Unterscheiden, Argumentieren und Analy-sieren kommen aus ihm. Der Verstand sagt dir, welcheHandlung die richtige ist. Der Verstand hat immer recht.Leider hört der Mensch nicht auf seinen Verstand, son-dern nur auf seinen Geist. So lange er das tut, wird er nichtin der Lage sein, das Richtige zu tun.

S.: Wenn also jedermann lernt, seinem Verstand zu fol-gen, dann wird niemand mehr Schlechtes tun. Ist das rich-tig, Baba?

Sai: Ja. der Verstand hat immer recht, ist ohne Vorur-teil, ausgeglichen und rational. Wenn du ihm folgst, gehstdu auf einem sicheren Weg. Du wirst nichts Unrechtes sa-gen oder denken. Alles wird stets nur gut sein.

S.: Wie erreichen wir diesen Zustand des Denkens?

Sai: Durch ständige Nachforschung und Unterschei-dung (vic@ra) durch Weisheit und Intelligenz (viveka).

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Dies wird dir helfen zu erkennen, dass es Gott ist, derhandelt und der die Früchte dafür erntet. Jede Handlungkommt von ihm und alle Ergebnisse gehen an ihn. Wenndu anfängst, das zu begreifen, dann wirst du automa-tisch nur noch Gutes und Rechtes tun, weil du genauweisst, dass Gott nichts Schlechtes oder Unrechtes tunkann. Du wirst deinem Verstand folgen und nicht dei-nem Geist.

S.: Können wir die Loslösung erreichen, Baba?

Sai: Wenn du erst einmal begriffen hast, dass du nichtdie Handelnde und die Geniesserin bist, wirst du lernen,alle Rechte an den Früchten deiner Handlungen abzutre-ten. Du wirst nicht am Resultat deiner Handlung festhal-ten. Du wirst alles dem Herrn anbieten. Du wirst aufHandlung und Ausgang verzichten und sie Gott als ein-zigem Besitzer überlassen. Du wirst aufhören, Besitzan-sprüche auf Handlungen und Ergebnisse zu erheben. Duwirst zu einem Menschen, der sich von Bindungen undLeidenschaften gelöst hat (vair@gin). Du wirst dem Aus-gang der Handlungen gegenüber gleichgültig werden. Obdas Ergebnis gut ist oder schlecht, Erfolg oder Misser-folg, du wirst ruhig und gelassen bleiben, losgelöst undunbeeindruckt.

S.: Ist das nishk@ma-Karma, Baba?

Sai: Ja, richtig. Es ist Handlung (Karma) ohne denWunsch nach den Früchten oder einer Belohnung(nishk@ma-Karma). Du wirst jede Handlung nur um derHandlung, nicht um der Belohnung willen vollbringen.Das Endergebnis kümmert dich nicht. Auf diese Weise

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wirst du zu einem, der auf die Früchte seiner Handlungenverzichtet (Karma-phala-ty@ga).

S.: Wird uns Entsagung und Verzicht auf die Früchteunseres Handelns (Karma-phala-ty@ga) aus dem Zyklusvon Geburt und Tod befreien?

Sai: Ja. Du wirst zu einem Menschen werden, der dieFesseln des Geburt-Tod-Wiedergeburt-Kreislaufs ge-sprengt, der schon zu Lebzeiten die Erleuchtung erreichthat (j[vanmukta). Es wird für dich keine Geburten mehrgeben. Du wirst einen Zustand des Gleichmuts und derRuhe erlangen. Du wirst in einen Zustand dauerndenFriedens gleiten, der weder durch Glück noch durch Un-glück beeinflusst werden kann. Nach diesem glückseli-gen Zustand sollten alle Menschen streben.

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Karmisches Gesetz und Wiedergeburt

S.: Darf ich dir ein paar Fragen über das karmische Gesetzder Wiedergeburt stellen, Baba?

Sai: Ja. Aber bevor du anfängst, solltest du dir über dasWesentliche des karmischen Gesetzes klar sein. Das Ge-setz von Karma basiert einzig und allein auf Aktion. Zujeder Aktion gibt es eine gleichstarke und entgegenge-setzte Reaktion, einen Gegenton oder eine Reflektion.Dies ist die einzige Grundlage des karmischen Gesetzes.Du erntest, was du säst, entweder in diesem oder in einemfolgenden Leben. Wenn du stirbst, nimmst du nicht deineweltlichen Besitztümer oder Werte wie Namen undRuhm mit dir, nur deine Taten und Missetaten begleitendich in die andere Welt. Wenn du in diese Welt hier ge-boren wirst, trägst du eine Girlande aus deinen Taten umdeinen Hals (Karma-kantha-m@l@).

Und jetzt höre gut zu. Das Karma von Aktion und Re-aktion (Handlung und ihre Folgen, siehe auch Kapitel 8;Anm. d. Übers.) bestimmt, ob du wiedergeboren wirstoder nicht. In diesem Zusammenhang bezieht sich Reak-tion, Folge einer Handlung, auf deine Haltung den Früch-ten, dem Ausgang, gegenüber. Das Gesetz von Karma,das auf Handlung, Ergebnis, Leistung und Wirkung ba-siert, bestimmt wann, wo, wie und warum du wiederge-boren werden wirst.

S.: Jetzt ist es mir völlig klar, Baba. Auf dieser Basismöchte ich dir einige Fragen stellen. Erstens, warum wirdein bestimmter Mensch bei bestimmten Eltern geboren?

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Sai: Der Grund dafür ist karmische Schuld. Deine Ta-ten und Neigungen (samsk@ra) verpflichten dich gegen-über bestimmten Menschen. Du stehst in ihrer Schuld,und diese Schuld muss irgendwann einmal eingelöst wer-den. Die Schuld muss natürlich keineswegs finanziellerArt sein. Es kann sein, dass du einmal jemandem etwasangetan hast oder dass eine andere Person dir etwas an-getan hat. Der Schaden muss behoben, die Schuld begli-chen werden. Findet die Wiedergutmachung nicht in die-sem Leben statt, muss das im nächsten Leben geschehen.Das meinte ich mit karmischer Schuld. Sie ist der Haupt-faktor, der entscheidet, warum, wo, wann und wie du wie-dergeboren wirst.

Im Fall einer bestimmten Person, die bei bestimmtenEltern geboren wird, kann die karmische Schuld auf dreiArten wirken: Entweder hat das Kind eine karmischeSchuld den Eltern gegenüber oder die Eltern dem Kindgegenüber oder es besteht eine gegenseitige karmischeSchuld, die wiedergutgemacht werden muss.

S.: Bestimmt die spirituelle Entwicklung die Geburt,Baba?

Sai: Ja, das ist ein weiterer Faktor. Ein Mensch, derspirituell weit entwickelt ist, wird in eine fromme undreligiöse Familie hineingeboren werden, wo die UmweltGewähr für eine noch weiter führende Entwicklung bie-tet. Die Familie mag materiell arm sein, spirituell je-doch wird sie reich sein. Der Heilige Thyagaraja, zumBeispiel, wurde in eine arme aber fromme Familie ge-boren.

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S.: Wie kam es dann, dass Prahl@da als Sohn eines dä-monischen (@sura) Vaters geboren wurde?

Sai: Das war eine seltene Ausnahme. Aber obwohl derVater dämonisch war, wurde Prahl@da von seinem Gurumit dem Namen Gottes auf den Lippen erzogen. Eigent-lich wurde Prahl@da geboren, um Hiranyakashipu, sei-nem Vater, einem Dämonenkönig, eine Lektion zu ertei-len. Er starb durch Vishnu höchstpersönlich.

S.: Basieren alle unsere heutigen Beziehungen auf ver-gangenen karmischen Handlungen und karmischen Schul-den?

Sai: Alle wichtigen Beziehungen wie Eltern-Kind, Ehe-mann-Ehefrau, Bruder-Schwester und Meister (Guru)-Schü-ler (shishya) sind durch vergangenes Karma vorbestimmt.

S.: Bestimmt das Karma der Eltern, was für eine ArtKinder ihnen geboren wird?

Sai: Ja. Wenn die Eltern ein gutes Karma haben, dannwerden sie mit ihren Kindern glücklich sein, ohne Sorgenoder Angst. Andernfalls werden sie an dem schlechtenSchicksal oder Verhalten ihres Nachwuchses leiden. We-gen ihres vergangenen Karma ist es ihr Schicksal, dieseArt Leid ertragen zu müssen. Ghandari, zum Beispiel,war eine sehr reine und keusche Frau, aber ihr Karmaliess sie geistige Qualen wegen der Missetaten ihres Soh-nes durchmachen.

S.: Beeinflusst das Karma der Eltern die Kinder, Baba?

Sai: Nein. Die Handlungen oder Taten der Eltern in ei-nem bestimmten Leben werden die Kinder nur in eben-

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diesem Leben beeinflussen. Die Folgen werden nicht insnächste Leben mitgenommen. So kann es zum Beispielpassieren, dass ein Vater grosse Geldschulden macht undsie vor seinem Tod nicht mehr tilgen kann. Die Last desZurückzahlens fällt auf den Sohn. So wird der Sohn alsonur in diesem Leben mit den Handlungen seines Vaterskonfrontiert. Die Schuld wird in diesem Leben getilgtund nicht ins nächste hinübergenommen.

Das Karma der Eltern aus vergangenen Leben betrifftdie Kinder nicht. Jeder Mensch wird entsprechend sei-nem oder ihrem eigenen Karma geboren. Wenn du stirbst,nimmst du nur die eigenen guten und schlechten Tatenmit, nicht diejenigen eines anderen. Wenn du geborenwirst, hast du nur die eigene Girlande vergangener Taten(Karma-kantha-m@l@) um den Hals und nicht diejenigevon anderen. Die eigene Situation im Leben hängt alsovom eigenen Karma ab und nicht von demjenigen von an-deren Menschen.

Obwohl aber das Karma der Eltern keinen Einfluss aufdasjenige der Kinder hat, sind beide doch verwandt undineinander verwoben. Nimm zum Beispiel ein gutes, ed-les Elternpaar, das ein bettlägeriges behindertes Kind hat.Wegen ihres vergangenen Karma ist es das Schicksal derEltern, ein krankes Kind zu haben und darunter zu leiden.Das vergangene Karma des Kindes bewirkt, dass es be-hindert ist und Schmerzen leiden muss. Oder stelle dir einanderes gutes und nobles Elternpaar vor, das trauert, weilseine Tochter verwitwet ist. Das vergangene Karma be-stimmte den Eltern diese Art des Schmerzes, die entsteht,wenn die Tochter Witwe wird. Das Karma der Tochter be-

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stimmte ihr, Witwe zu werden. In beiden Fällen hast duzwei verschiedene Karma, die aber miteinander verbun-den sind.

Es ist wie mit Angebot und Nachfrage. So will zumBeispiel der Direktor eines Unternehmens jemanden an-stellen, um eine bestimmte Stelle zu besetzen. Er suchteine bestimmte Art von Mensch mit bestimmten Qualifi-kationen für die Stelle. Er gibt also ein Inserat auf, lädt dieKandidaten vor und wählt schliesslich denjenigen aus,den er für geeignet hält. Dieser Bewerber hat die nötigenVoraussetzungen für die Stelle. Der Bewerber bringt dasnötige Rüstzeug mit, der Direktor hat die entsprechendefreie Stelle. Beide sind zufrieden. Es handelt sich also umeinen Fall von Angebot und Nachfrage. In den beidenvorangegangenen Beispielen trifft dasselbe Prinzip zu.Das Gesetz des Karma ist also sehr wissenschaftlich undberechenbar.

S.: Wie ist das mit dem Verhältnis zwischen Ehemannund Ehefrau, Baba?

Sai: Dein vergangenes Karma bestimmt den Lebens-partner, den du in deinem gegenwärtigen Leben hast.Dein Karma diktiert, ob du in deiner Ehe glücklich seinwirst oder nicht.

S.: Es kommt aber oft vor, dass eine gute Frau einenschlechten Mann hat oder umgekehrt.

Sai: Das ist wiederum aufgrund des vergangenenKarma so. Nimm zum Beispiel den Fall R@vanas. Er warein König mit dämonischen Eigenschaften (@sura). SeineFrau, Mandodar[, hingegen war eine sehr tugendhafte,

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gute Frau (sattva). Sie war sehr gläubig und fromm (pa-tivrata-bhakti). Woher denn dieses Ungleichgewicht?Nun, R@vana war in seinem vorhergehenden Leben eingrosser Anhänger Shivas gewesen, aber aufgrund eineskurzen Versagens seines guten Verhaltens wurde er dazuverurteilt, im nächsten Leben als Dämon (@sura) wieder-geboren zu werden. Seine Hingabe und guten Taten imvorherigen Leben brachten ihm eine gute Frau ein sowiedie Ehre, durch die Hand R@mas höchstpersönlich ster-ben zu dürfen. Umgekehrt war Mandodar[s vergangenesKarma dafür verantwortlich, dass sie einen dämonischenEhemann bekam, obwohl sie in diesem Leben einen no-blen Charakter hatte.

S.: Haben Scheidung und Trennung einen Einfluss aufdie karmische Schuld, Baba?

Sai: Zwei Menschen kommen zusammen wegen ihresvergangenen Karma und wegen ihrer gegenseitigen kar-mischen Schuld. Wenn die Verpflichtungen erledigt sindund die gegenseitige Schuld abgetragen ist, dann werdensie durch einen natürlichen Tod voneinander getrennt.Der Tod ist ein natürlicher Vorgang. Scheidung undTrennung sind unnatürlich. Sie sind vom Menschen ge-macht, nicht von Gott. Wenn zwei Menschen entschei-den, sich zu trennen, dann werden sie dies tun, solangedie karmische Schuld noch nicht getilgt ist. Nach demGesetz des Karma muss die Schuld aber beglichen wer-den. So werden sie diese also ins nächste Leben hinüber-nehmen, wo sie dann ihre gemeinsame Last endgültig ab-tragen müssen.

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S.: Wieso werden Menschen geistig und körperlich be-hindert geboren, Baba?

Sai: Diese Menschen waren in früheren Leben völligunmoralisch, ohne jedes Empfinden für Recht und Un-recht, für gut und böse. Ihre Moralvorstellungen warensehr niedrig und sie haben sich an allerlei degeneriertemund dekadentem Treiben beteiligt. Solche Menschenwerden mit körperlichen oder geistigen Schäden wieder-geboren und büssen auf diese Weise für vergangene Mis-setaten.

S.: Was ist mit tot geborenen Kindern, Baba?

Sai: Sie kommen so auf die Welt, weil ihr Karma ihnennur noch ganz kurze Zeit in der physischen Welt vor-schreibt, in der sie ihre karmische Schuld abtragen müs-sen. Eigentlich sind sie im höchsten Grad erleuchtete See-len, die ihr Karma in dieser kurzen Zeit beenden und danngehen. Sie werden nie mehr wiedergeboren werden. Ei-gentlich sollten sich die Eltern solcher Kinder glücklichund gesegnet betrachten.

S.: Heutzutage sieht man so viele Fälle, in denen guteMenschen leiden, und die schlechten gedeihen. Warumist das so, Baba?

Sai: Die guten Menschen leiden wegen schlechtemKarma im vorherigen Leben, den schlechten Menschengeht es wegen guter Taten im früheren Dasein gut.

S.: Aber die sogenannt bösen Menschen müssen inihrer früheren Existenz relativ gut gewesen sein, umgutes Karma angehäuft zu haben. Wieso werden sie

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dann in diesem Leben mit geringeren Werten ausgestat-tet?

Sai: Menschen sind weder völlig schlecht noch völliggut. In jedem Heiligen gibt es einen potentiellen Sünderund in jedem Sünder einen potentiellen Heiligen. Nimmzum Beispiel V@lm[ki. Er war der berüchtigte BanditRatnakara, aber er wurde von Gewissensbissen gequält,bereute, tat Busse und wurde zu einem weitherum be-kannten Weisen. Auch gute Menschen handeln mehrheit-lich gut, so, wie es ihrer Natur entspricht. Aber ein einzi-ger bösartiger Impuls kann ihre Moral für einen Momentschwächen und zu einer falschen oder schlechten Hand-lung führen. Dies wird einen Teil des Guten, das sie getanhaben, aufheben. Der grosse Weise Vishv@mitra etwa er-reichte grosse yogische Kräfte durch Meditation (dhy@na)und Leiden (t@pa). Aber er hatte auch ein Laster; er warjähzornig und verlor die Kontrolle über sich. Wenn manihn provozierte, murmelte er einen Fluch und verlor da-durch die Kräfte, die er errungen hatte. Deshalb mussteer wieder ganz von vorne anfangen. Ein edler Menschkann also sehr viel Gutes tun, aber ein grosser Lapsuskann seinen Untergang bedeuten. Wenn er wiedergebo-ren wird, gibt es eine leichte Verschlechterung von Tu-gend und Moral, gleichzeitig wird dieser Mensch aberdennoch die Früchte seiner vergangenen guten Taten ern-ten können.

Wenn du jedoch davon sprichst, dass die schlechtenMenschen “gedeihen”, Wohlstand geniessen, dannmeinst du in Wirklichkeit ein rein weltlichen Gedeihenund einen ebensolchen Wohlstand. Woher aber willst du

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wissen, ob diese Menschen einen „Wohlstand des Her-zens“ haben? Sind sie wirklich glücklich? Natürlichnicht, denn Geld kann dir nicht das dauerhafte Glück ge-ben, das von Moralität und Glaube kommt. Geld kommtund geht, aber Moral kommt und wächst. Ein Menschkann finanziell reich, aber spirituell arm sein. In den Au-gen Gottes zählt nicht das Bankkonto, sondern das spiri-tuelle Konto.

S.: Wenn gute Menschen unter Schmerz und Unglückleiden, ist dies dann einzig und allein auf vergangenesKarma zurückzuführen, Baba? Oder kann es sich auchum göttliche Tests handeln?

Sai: Wenn diese Menschen treue Gläubige sind, dannschickt Gott ihnen manchmal Schwierigkeiten, um dieStärke ihrer Treue zu testen. Wenn diese Gläubigen er-kennen, dass es nicht das Ziel ist, immer wieder geborenzu werden, und wenn sie dieses andere Ziel anstreben,dann werden sie von unsäglichen Schmerzen und Un-glück heimgesucht, um alles Karma der vergangenen Le-ben wegzubrennen. Dies entspricht dem Urteil und derGnade Gottes.

S.: Setzt die Strafe sofort ein?

Sai: Jede Aktion hat eine gleichstarke entgegenge-setzte Reaktion. Wenn du einen Ball an die Wand wirfst,dann kommt er sofort zu dir zurück. Je stärker du wirfst,desto stärker prallt er ab. Strafe hängt von der begangenenTat ab. Wenn du zum Beispiel die Beherrschung verlierstund jemanden anschreist, dann erfährst du vielleicht so-fortige Strafe, indem du dir das Bein irgendwo anschlägst

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oder die Zehe verletzt. Sogar ein schlechter Gedanke indeinem Geist kommt auf dich in derselben Weise zurück,obwohl du das vielleicht nicht erkennst.

Es gibt Fälle, da begehen Menschen ständig Misseta-ten und Unehrlichkeiten, verursachen physische und psy-chische Verletzungen usw. Früher oder später müssen siefür ihre Verfehlungen bezahlen. Ein Dieb zum Beispielwird immer wieder stehlen, aber irgendwann einmal wirdman ihn erwischen und er wird für seine Taten büssen.Ein Mensch kann bis zu seinem Tod Böses tun, aber erkann seiner Strafe nicht entrinnen. Büsst er nicht vollstän-dig in diesem Leben, dann bezahlt er eben im nächsten.

Es kann jedoch vorkommen, dass ein Mensch seineVerfehlungen bemerkt. Er wird von Gewissensbissen ge-quält, bereut seine Fehler ehrlich und versucht, sie wie-dergutzumachen. In diesem Fall übernimmt er seineStrafe in diesem Leben. Er wird nichts ins nächste hin-übernehmen.

S.: Kann Reue das Leiden mildern, Baba?

Sai: Natürlich. Reue, Sühne (pr@yashcitta) oder spiri-tuelle Bemühung (s@dhana), alle diese Handlungen kön-nen die Leiden mildern oder mindern, die aus den letztenKarmas resultieren. Sie können das Karma nicht auslö-schen, aber sie können seine Bürde erleichtern. Es ist wiewenn man eine sehr bittere Medizin zu trinken bekommt.Wenn man sie rein zu sich nimmt, ist sie sehr bitter, wennman sie aber mit Wasser verdünnt oder mit Zucker süsst,ist sie nicht mehr so unerträglich. Genauso kannst du deinLeiden verdünnen mit Hilfe von spiritueller Bemühung

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(s@dhana), Gebeten (japa), Meditation (dhy@na), Lobge-sängen (bhajan), Rezitieren des Namens Gottes (n@mas-marana) usw. Sie können das Karma nicht völlig auslö-schen, denn die Folgen von Karma müssen getragen,können nicht umgangen werden, dies ist karmisches Ge-setz. Aber Anbetung (bhakti) und spirituelle Praxis(s@dhana) können die Last des Karma erleichtern.

S.: Hat nicht Gottes Gnade etwas damit zu tun?

Sai: Selbstverständlich. Ein treu Strebender (s@dhaka)wird die Gnade Gottes zu sich herunterziehen und seinenSegen verdienen. Gottes Gnade wird wie ein Beruhigungs-oder Schmerzmittel wirken. Dadurch spürt er den Schmerznicht so stark, obwohl er ihn durchleidet. Die Gnade Gottesist der letzte, entscheidende Faktor. Ist der s@dhaka treu,besitzt er Glauben und Vertrauen (shraddh@), Standfestig-keit und Zielstrebigkeit (ek@grat@), dann kann Gott sichunter Umständen sogar dazu entschliessen, ihn zu segnenund sein vergangenes Karma auszulöschen. Es ist wie beieinem Gefangenen, der aufgrund guter Führung vorzeitigentlassen wird. Deshalb ist Gott der letzte Richter. Wenn eres für richtig befindet, kann er durch Gnade und Mitleidalle Gesetze von Karma übergehen. Dies kommt allerdingsnur sehr selten vor, weil Gott sich normalerweise nicht indas karmische Gesetz einmischt.

S.: Was sind sahaja-Karma und asahaja-Karma?

Sai: Natürliches und unnatürliches Karma. Natürlichesoder innewohnendes Karma (sahaja-Karma) und jenes,das man auf sich nimmt (asahaja-Karma). Sahaja-Karmaist das innewohnende, eigene Karma; svadharma ist das

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innere Gesetz, welches Denken und Handeln bestimmtund das mit dem Leben, dem Beruf und der Pflicht einesMenschen übereinstimmt. (In diesem Fall bedeutet KarmaHandlung, Aktion.) Es ist zum Beispiel die Pflicht einesSoldaten, zu kämpfen. Das ist sein sahaja-Karma und seinsvadharma, und Töten ist ein Teil seiner Pflicht. Ein Zivi-list aber hat kein Recht zu kämpfen und zu töten. Tut er esdennoch, wird er verhaftet und eingesperrt. Seine Tat istunnatürliches Karma (asahaja-Karma), weil es nicht mitseiner Pflicht (dharma) übereinstimmt.

Ein weiteres Beispiel: Bei einem Prozess hört derRichter den Argumenten des Anklägers und des Vertei-digers zu und spricht dann sein Urteil über den Gefan-genen. Es kann sich um eine kurze Gefängnisstrafehandeln, um lebenslänglich oder um die Todesstrafe.Was er auch immer tut (svadharma), ist ein Teil seinesBerufes und seiner Pflicht. Urteile zu fällen ist sein Be-ruf und seine Pflicht. Es ist sahaja-Karma, und er wirdfür sein Tun nicht in die Pflicht genommen. Solangesein Urteil unparteiisch und fair ist und lediglich aufSchuld oder Unschuld des Gefangenen beruht, solangehat es auf sein Karma keinen Einfluss. Wenn hingegender Richter einen Schuldspruch fällt und den Gefangenenzu Haft oder zum Tod verurteilt, vielleicht aus persönli-cher Abneigung, aus Hass oder aus Rache, obwohl er ge-nau weiss, dass der Häftling unschuldig ist, dann ist dasein unnatürliches Karma (asahaja-Karma). Diese Tatwird auf ihn zurückfallen und er wird irgendwann ein-mal ihre Konsequenzen zu tragen haben. Du siehst also,dass das Entscheidende das Motiv ist. Das Motiv oder

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der Grund hinter einer Handlung bestimmt, ob sie na-türlich (sahaja) oder unnatürlich (asahaja) ist.

Es ist die Pflicht eines Lehrers, einen Schüler fürschlechtes Benehmen zu bestrafen. Das ist natürlichesKarma. Wenn aber der Lehrer den Schüler nur deshalbbestraft, weil er ihn nicht mag, dann wird es zu unnatür-lichem Karma. Es ist also das Motiv, das entscheidet, obKarma sahaja oder asahaja ist. Sahaja-Karma wirdkeine Impulse für eine Wiedergeburt auslösen. Es ver-pflichtet einen Menschen nicht. Asahaja-Karma hinge-gen führt zu Aktion und Reaktion und somit zu Geburtund Wiedergeburt.

Hast du aber erst einmal verstanden, dass du nicht derHandelnde, sondern nur ein Zeuge bist, und gibst du alleTaten dem Herrn, dann hast du nichts zu befürchten. AlleHandlungen werden von dir zum Wohl Gottes ausgeführtund somit wirst du automatisch nur Gutes und Rechtestun. Tue dein Bestes und vergiss den Rest. Gott wird sichum alles sorgen. Das ist die richtige Einstellung.

S.: Baba, könntest du bitte den Unterschied zwischenpr@rabdha-Karma, sancita-Karma und @g@mi-Karmaerklären?

Sai: Was ist pr@rabdha? Pr@rabdha bedeutet auchpr@rambha, den Anfang deines Schicksals, der dich in denKreislauf von Freude und Trauer, von Geburt und Todeinbindet. Sancita ist das vergangene, pr@rabdha das ge-genwärtige und @g@mi das künftige Karma.

Sancita-Karma ist die Kombination aus all deinen Ge-danken, Werten, Eigenschaften, Worten, Taten, deinem

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Charakter (samsk@ra) usw. aus früheren Leben. Es be-steht aus guten und schlechten Handlungen und Neigun-gen (samsk@ra). Sancita-Karma ist die Ursache von Wie-dergeburt und bestimmt künftige Leben.

Pr@rabdha-Karma ist die Folge aus all deinen vorher-gehenden Handlungen (samsk@ra). Was du zurzeit durch-lebst, ist das Ergebnis deiner Handlungen aus früheren Le-ben. Das jetzige Karma hängt ab und wird bestimmt vonfrüheren Handlungen. Wenn deine vergangenen Hand-lungen (Karma) gut waren, wird auch dein gegenwärtigesKarma gut sein. War dein vergangenes Handeln schlecht,wird auch dein gegenwärtiges Karma schlecht sein. Nie-mand kann dem Ergebnis seiner Handlungen entkommen,denn niemand kann den Konsequenzen oder Früchten sei-ner Handlungen entkommen. Aber sogar wenn dein ge-genwärtiges Karma nicht gut ist, kann es durch Gebete,spirituelle Praxis und Gottes Gnade gemildert werden.

{g@mi-Karma ist dein künftiges Karma. Währenddemdein jetziges Karma nicht in deinen Händen liegt, kannstdu das zukünftige beeinflussen. Du kannst in diesem Le-ben zumindest lernen, dass du erntest, was du säst.Pr@rabdha ist das Ergebnis dessen, was du in früherenLeben bereits gesät hast. Du kannst es nicht rückgängigmachen und du musst es tapfer und fröhlich akzeptieren.Aber @g@mi-Karma ist sehr wohl in deinen Händen undsein Verlauf kann durch dich hier und jetzt bestimmt undverändert werden. Wenn du dich an guten Handlungenbeteiligst und dein Leben nach den Grundsätzen von Mo-ral und Gerechtigkeit führst, dann kannst du dir in der Zu-kunft ein gutes Leben sichern.

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Also: Sei gut, tue Gutes, sehe Gutes, sprich Gutes unddenke Gutes. Dann wird Gottes Gnade immer bei dir seinund du brauchst kein Karma zu fürchten.

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Om Shanti Shanti Shanti

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Eine Girlande aus Liebe

Eine Ode an meinen geliebten Baba

Gerne würde ich finden für Dich besonderen Gruss und Geschenk,

denn normale gereichen Dir nicht.Ich möchte singen ein Lied Dich zu loben,

aber keines Sterblichen Ton vermag Deine Gnade zu adeln.Gern schrieb ich ein Lied Deinen Ruhm zu ehren,

doch reicht keine Sprache, das zu tun.Deiner Majestät einen Vers wollt ich dichten,

doch Deine Göttlichkeit trotzt jedem Beschrieb.Ein Bild wollt ich malen Deinem liebenden Leben,

doch die Farben der Welt sind zu blass für Dein Wunder.

Ich wollte Dir geben mein Herz,doch merkt ich: es ist schon in deinem Besitz.

Meine Liebe wollt ich vermachen Dir,

doch Du stahlst sie bereits und liessest mich schmachten.Ich wollte Dir schenken mich und alles, was mir,doch ich merke, ich bin schon lange ganz Dein.Was bleibt mir denn noch? Meine Hülle ist leer.

Stumme Bewunderung, tiefste Verehrung,stille Liebe, Anbetung, Vertrauen, fest und stark.

Was immer auch kommt: dies alles bleibt mirund lässt Herz und Geist klar erklingen.

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Ein Gebet für Wiedergeburt

Wohin gehe ich?Bin wie ein Schiff, stampfend auf stürmischer See

von Wellen und Fluten herumgeworfen,hilflos am Strampeln, um Land zu gewinnen.

Wie ein Säugling verloren in pechschwarzer Wildnis,ziellos kriechend und hilflos schluchzend,

verzweifelt suchend ein Licht.Ein einsamer Jünger, das bin ich,

kein Heim gehört mir in düsterer Welt,umfangen bin ich von Mühe und Streit.Das Ziel vergessen, den Pfad verloren,der Geist umnebelt von Wolkenfetzen.

Verwirrt, benebelt, betäubt.Mir bleibt noch zu trauern:

Wohin gehe ich?Was suche ich?

Wohin wende ich mich?

Derart komm ich zu Dir,geliebter Meister und Herr,Erlöser, Führer, Beschützer.

Vernimm mein Ersuchen, meine leidenschaftliche Bitte.Nimm meinem Geist weg den Schleier,

kläre mein Sehenund lehre mich meines Lebens Aufgabe zu tun.Richte meinen Blick auf das gewünschte Ziel

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und setze meine Füsse auf den Pfad zu ihm.Und wenn ein neuer Morgen ersteht,

dann soll mein Herz ihm die Wiege sein.Er schenkt neue Hoffnung, die Vision für mein Leben,

auf dass mit ruhigem Schritt einmal mehrich den Pfad des frommen Pilgers nun gehe.Abermals schenke Segen und Gnade Du mir,

die ausstrahlende Liebe von Deinem göttlich' Gesicht.

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Ich brauche Dich

Wie eine Kirche ohne Glocken,wie ein Schiff ohne Segel,

wie ein Schloss ohne Schlüssel,so bin ich ohne Dich.Ich brauche Dich, Sai.

Wie eine Rose ohne Duft,wie eine Lampe ohne Öl,

wie ein Ufer ohne das Meer,so bin ich ohne Dich.

Ich brauche Dich, geliebter Sai.

Du bist mein Begleiter auf den Pfaden des Lebens.In allen Wandlungen von Geburt und Zeiten

wirst niemals verlassen Du mich;auch ich bin Dein auf immer und ewig.

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Der Gedanke an Dich

Der Gedanke an Dich zieht durch meine Tage sich,wie ein goldener Faden, glänzend und glitzernd.

Der Gedanke an Dich ist immer da,auch wenn ich ein Traumnetz mir webe.

Der Gedanke an Dich lockt die Sonne hervor,wenn Schatten auf meinen Pfad sich legen.

Er ist die Strasse nach Hause,die Flamme, welche erwärmt mein Herz.

Der Gedanke an Dich erhält mich,nährt mich mit Wärme und Mut,

gibt die Geisteskraft mir, wenn alles schiefgeht.Der Gedanke an Dich ist mein Leitstern,

mein Leuchtturm in finsterer Nacht,er ist mein Anker, die leuchtende Lampe,

die meine Nächte erhellt.Du bist mein Leben, mein Augenlicht,

Du bist meine Liebe,meine Hoffnung und klare Vernunft.

Oh Sai, von Herzen Geliebter,was sonst kann ich Dir sagen,als dass Dir gehört mein Kern,die Welt besitzt nur die Schale.

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Ein Gebet für den Frieden

Baba, mein Herr, gütig und sanft,gib Seligkeit mir und Ruhe dem Geist;

ein zufriedenes Herzmit allem in Frieden.

Führ mich, o Sai, auf ruhigen Wegen.Meine Seele erhalte,

meinen Glauben verstärke.Gib mir einen ruhigen standfesten Willen,

um allem, was ist, zu begegnen,und furchtlos zu wenden die Zukunft,

mit Mut und Gelassenheit.

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Ich übergebe mich Dir

Baba! Ich gebe Dir mein Selbst -die Fehler und Laster, den Erfolg und die Früchte,

nimm sie alle, denn mein sind sie nicht.Ich gebe Dir das EGO, die schädliche Arroganz -

es ist eine Schranke zwischen mir und Deinem Strahlen.Ich gebe Dir diesen GEIST, die erbärmliche Verwirrung, er webt einen Schleier aus Rauch, der mein Sehen vernebelt.

Ich gebe Dir meine GEDANKEN,unzählige launische Wünsche,sie sind wie blendender Staub,

der mich hindert, nach innen zu schauen.Ich gebe Dir mein KARMA, von gestern, heute und morgen -

es hängt an mir wie angewachsene Kleider.Ich gebe Dir meine TATEN, WORTE, mein HANDELN,sie sind giftige Pfeile, die im Innersten mich erreichen.

Ich gebe Dir diesen VERSTAND,mit Logik, Vernunft, kalt und klar -

er hält mich nur ab von Dir, meiner Liebe,meiner teuersten Liebe zu Dir.

Baba Sai! All dies will ich nicht, denn es ist keineswegs mein,nimm alles, zerstöre es mit Deinem göttlichen Willen.

Mache mich rein in Herz, Körper und Geist,weich und weiss wie Butter und Milch.

Das Einzige, was wirklich ich will, bist Du, mein teuerster Gott.

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GLOSSAR

advaita Nicht-Zweiheit, Nicht-Dualität; die Einheit von al-lem in der Welt; das Prinzip, dass die Seele (@tman)und das Göttliche eins sind.

@g@mi-Karma Das künftige Karma. Es entsteht durch Handlungenund Wünsche in der Gegenwart und wirkt sich nachdem Gesetz der Kausalität in der Zukunft aus.

ahims@ Gewaltlosigkeit in Gedanken, Wort und Tat.

@jn@ Cakra Cakra zwischen den Augenbrauen.

amavasya Neumond.

amrita Unsterblich; Nektar der Unsterblichkeit, Unsterblich-keitstrank, das Wasser des Lebens; auch der Soma-Trank,der heilige Trank, der den Göttern dargebracht wird unddiesen Kraft und Unsterblichkeit verleiht, wird im Vedaoft als amrita bezeichnet. Soma ist auch das Symbol fürdas Ersetzen gewöhnlicher Sinnesfreuden durch göttli-che Seligkeit ({nanda).

@nandamayakosha Die Hülle (kosh@), die aus Glückseligkeit besteht.Dies ist die letzte Hülle, die das Selbst verdeckt; siesollte nicht mit der absoluten Glückseligkeit ver-wechselt werden.

@nnamayakosha Der physische Körper, die Hülle, die aus Nahrung be-steht.

antar Innen, zwischen.

anugraha Gottes Gnade und Hilfe.

Arjuna (arjuna) Wörtl.: weiss, rein, unbefleckt. Anführer derP@ndavas; Schüler Krishnas; Held des Mah@bh@rata.

asahaja-Karma Nicht im Innern wohnendes Karma. Karma, welchesman anderen abnimmt und auf sich nimmt, unnatür-liches Karma.

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@tman Die unsichtbare Grundlage, das wirkliche Selbst, diedem Menschen innewohnende Göttlichkeit, die Seele,welche die Wirklichkeit innerhalb der fünf Hüllen(kosh@) darstellt. Der göttliche Funken im Innern. DesMenschen ureigene Realität. Der atm@n ist unsterblich.Er ist der Zeuge, unberührt in Zeit und Raum.

Avatar Eigentl. avat@ra; wörtl. Herabkunft; eine Inkarnationdes göttlichen Bewusstseins auf Erden. Ein Avatarwird nicht aus karmischen Konsequenzen geborenwie gewöhnliche Menschen, sondern aus freier Ent-scheidung, und er ist sich während des ganzen Lebensseiner göttlichen Mission bewusst. Er kommt, umneue Wege der religiösen Verwirklichung aufzuzeigenund diese Wege dem Neuen Zeitalter anzupassen.

avidy@ Nichtwissen, Nicht-Erkenntnis.

bhagavadg[t@ „Der Gesang des Erhabenen“, „das Lied Gottes“;Name eines Ausschnitts aus dem 13. Buch desMah@bh@rata. Die G[t@, wie sie auch oft genannt wird,ist ein philosophisches Lehrgedicht.

bhajan Lobgesang, Lobpreisen der verschiedenen Namen undAspekte Gottes. Dies hilft, den Geist auf Gott auszu-richten.

bhakti Anbetung, Hingabe; der Weg der Liebe zu Gott;Glaube, Beständigkeit, Verbundenheit unter allen Um-ständen mit dem Herrn.

bhogin Jemand, der sinnlichen Freuden frönt.

bhokt@ Der „Geniesser“, die Wesenheit, die das Karma emp-fängt und geniesst; der Nutzniesser, der Empfänger derFrüchte der Taten.

brahman Das Allumfassende, das Universelle; brahman ist dasSelbst, das Ich eines jeden und ist die höchste nicht-duale Wirklichkeit.

brahmajn@na Erkenntnis des brahman, der göttlichen Wirklichkeit.

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Gemeint ist keine intellektuelle Erkenntnis, sonderneine existentielle Verwirklichung, die auf der Auf-hebung der Subjekt-Objekt-Spaltung beruht.

buddhi Unterscheidungskraft, Intelligenz, die Kraft derhöchsten Intuition. Buddhi ist die feinste Manifesta-tion der Urnatur.

caitanya Spirituell erwachtes Bewusstsein; Geist, Leben, Le-bendigkeit, Intelligenz.

Cakra Rad, Kreis, Scheibe, Ring; Bezeichnung für dieZentren feinstofflicher Energie im Ätherkörper desMenschen, sie befinden sich im Bereich der Wirbel-säule, sie sammeln, transformieren und verteilen diesie durchströmende Energie. Die Entsprechungenauf der körperlichen Ebene sind die Drüsen, sie sindmit diesen jedoch nicht identisch, sondern gehöreneiner anderen Ebene der phänomenalen Wirklich-keit an. Die acht wichtigsten Cakren, von untennach oben heissen: Zentrum an der Basis der Wir-belsäule, Sakralzentrum, Milzzentrum, Solarple-xuszentrum (Sonnengeflecht), Herzzentrum, Kehl-zentrum, Ajnazentrum, Kopfzentrum.

cit Bewusstsein; reines Bewusstsein, das unberührt vonLeidenschaften, frei von Egoismus und Verlangennach Besitz ist.

cittashuddhi Die Sublimierung des Bewusstseins, Klarheit, Rei-nigung des Geistes, die Läuterung des Denkens undder Gefühle.

darshan Sehen, Schauen, Zeigen, Lehren. Das Sehen einerheiligen Persönlichkeit.

d@t@ Der Gebende, der Schenker.

dharma Ordnung, Gesetz, Gebot Gottes, Rechtschaffenheit.Dharma ist die Form höherer Lebensführung, diedurch das Ziel, die Ideale und die erreichte Entwick-lungsstufe bestimmt wird. Dharma ist als ein göttli-

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ches Gesetz unumstösslich und beschützt jeden, derdharma beschützt.

dhy@na Meditation, geistige Vertiefung, welche die Entwick-lung von Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Frieden undLiebe einschliesst.

Dhritar@shtra Name des blinden Vaters der Kauravas.

Draupad[ Gemahlin der P@ndavas (der Brüder). Symbol fürTugendhaftigkeit.

drishti Anblick, Vision, Schau, Aussehen, Haltung, Ge-sichtspunkt.

dvaita Dualität, Zweiheit; die Philosophie des Dualismus,nach deren Auffassung der Mensch als Geschöpf vonseinem Schöpfergott getrennt ist.

dvesha Hass, Bosheit, Zorn, Abneigung, Ablehnung.

ek@grat@ Geradlinigkeit, Unbeirrbarkeit, vollständiges Aus-gerichtetsein des Geistes auf einen Punkt, auf eine Sa-che.

guna Grundeigenschaft; aus den drei gunas (rajas, sattvaund tamas), alle Objekte der Erscheinungswelt (pra-kriti).

Guru Ein Lehrer geistiger Disziplin auf dem Weg zurSelbsterkenntnis, insbesondere der spirituelle Mei-ster.

hiranyagarbha Der goldene Keim; das goldene Ei. Im Rigveda wirdhiranyagarbha als der Anfang, der erste Schöpfungs-keim beschrieben, der Himmel und Erde in sich ent-hält.

indriya Sinnesfähigkeit; Wahrnehmungsfähigkeit; Sinnes-organ; eine Kraft Indras, deren Wirken uns die Er-kenntnis der Erscheinungswelt verschafft. Die indri-yas bestehen aus fünf Wahrnehmungsfähigkeiten:Sehen, Hören Riechen, Schmecken, Tasten; ferneraus fünf Handlungsfähigkeiten: Sprechen, Greifen,

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Gehen, Ausscheidung und Fortpflanzung. Diese Fä-higkeiten sind von den physischen Organen zu un-terscheiden.

japa Flüstern, Murmeln; die Wiederholung eines heiligenNamens, eines Gebets oder einer heiligen Formel alsForm der Meditation.

j[vanmukta Einer, der befreit ist, der noch zu Lebzeiten die Er-leuchtung erlangt hat.

jn@na Wissen, Weisheit, Verständnis, Unterscheidung, uni-verselle Weisheit. Jn@na beinhaltet die EntdeckungGottes im Inneren und im Äusseren. Der Schleier derIllusion fällt.

jn@nasvar]pa Die Gestalt der Weisheit besitzend; die Verkörperungder Weisheit, welche die wahre Natur des Menschenist.

k@la Schwarz, dunkel; Zeit; der Gott der Zeit, welcher fürden Tod verantwortlich ist; ein Name für Yama, denGott des Todes.

k@l@t[ta Jenseits der Zeit; Gott, der jenseits der Zeit ist.

kaliyuga Eisernes Zeitalter. Das letzte der vier Zeitalter, in demdie Rechtschaffenheit auf ein Viertel des ursprüng-lichen Masses zurückgeht; das Zeitalter Sais.

Karma Karma, Tat, Handlung, Aktivität. Karma wird ver-standen als 1. eine geistige oder körperliche Hand-lung; 2. Konsequenz einer solchen; 3. die Summe al-len Tuns eines Individuums in diesem oder einemvorangegangenen Leben; 4. die Kette von Ursacheund Wirkung in der moralischen Welt. Das Karma ei-nes jeden speichert sich in seinen Neigungen, Ten-denzen seines Geistes, seinen Fähigkeiten (sams-k@ra). Dieses Potential leitet sein Verhalten und steu-ert seine Motive bei seinen gegenwärtigen wie auchkünftigen Handlungen.

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Karma-khalaty@ga Das Aufgeben aller Bindungen an die Früchte desHandelns; der Verzicht auf alle Früchte des Handelns.

Karma-indriya Tatsinn; Handlungsinstrument; hiervon gibt es fünf:Hände, Füsse, Sprechwerkzeuge, Organe der Zeu-gung und der Ausscheidung.

kart@ der Handelnde, der Täter, das Subjekt; der Wohltäter;der Schöpfer.

Kauravas Die hundert bösen Vettern der P@ndavas.

kosh@ Hülle, siehe pancakosh@.

Kundalin[ Name einer Form von shakti; sie wird auch Schlan-genkraft genannt, weil sie wie eine Schlange aufgerolltam unteren Ende der Wirbelsäule eines jeden Men-schen ruht. Wird sie wachgerufen, findet sie bei ihremAufstieg durch die verschiedenen Zentren (Cakra) ih-ren Ausdruck in Form von spirituellen Erkenntnissenund mystischen Visionen. Siehe auch Cakra.

kurukshetra Kampffeld; Austragungsort des Kampfes zwischenden P@ndavas und den Kauravas; bzw. Gut und Böse.

laya Verschmelzen, Auflösen, Schlaf. Laya bedeutet auchdie Auflösung des Universums am Ende der Zeiten-zyklen.

l[l@ Spiel, Unterhaltung, Vergnügen; Schönheit, Anmut;göttliches Spiel, göttliche Tätigkeit und Wesensart.

manas Geist (im relativen Sinn); der Bereich der Wünsche,Gedanken und Gefühle (engl. mind); das Denken, dieFähigkeit des Denkens; die Psyche. Durch manaswerden Eindrücke der äusseren Welt empfangen, dieder Unterscheidungskraft (buddhi) unterbreitet wer-den.

Mandodar[ Name der Gattin des Dämonenkönigs R@vana.

manomayakosha Die aus manas bestehende Hülle, die dritte Hülle(kosh@) des Selbst, die aus Gedanken, Begierden,Motiven, Emotionen und Wünschen besteht.

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mauna Stille, Schweigen; das Gelübde des Schweigens.

m@y@ Täuschung, Illusion, Schein; das schöpferischePrinzip, das den allerersten Wunsch äusserte, vie-les zu sein; der Urwunsch, der sich ins Universumausdehnte. Die faszinierende Täuschung, welchedie tatsächlich unwirkliche, bedingte Natur alsWirklichkeit erscheinen lässt. M@y@ ist ein Be-wusstseinsphänomen, das Ergebnis einer man-gelhaften Wahrnehmung. Sie täuscht Vielfalt vor,wo es nur die innewohnende göttliche Einheitgibt.

mithy@ Die objektive Welt ist mithy@ (täuschend), weil sienur eine relative Wirklichkeit besitzt. Sie ist der Auf-lösung unterworfen.

nahi Nicht, kein.

n@masmarana Erinnerung (smarana); Rezitieren, Wiederholen desNamens (n@man) Gottes; Nachsinnen über die Herr-lichkeit, Gnade und Macht Gottes, die dadurch aus-gedrückt werden soll.

nishk@ma-Karma Handlung ohne jeden Wunsch nach den Früchten derHandlung, ohne die geringste Beachtung eines mög-lichen Vorteils daraus.

nitya Ewigwährend, unvergänglich, unbeeinflusst durchdie Zeit; die letzte Wirklichkeit, das ewig Absolute.

OM Oder AUM repräsentiert den Urklang der erstenSchwingung, der Urschwingung, aus der das Uni-versum hervorgegangen ist. OM kann als eine Be-zeichnung des universellen brahman oder als eineKlanginkarnation des Herrn angesehen werden.

pancabh]ta Die fünf grobstofflichen Elemente: Raum oder Äther(@k@sha), Luft (v@yu), Feuer (agni), Wasser (@pah)und Erde (prithiv[).

pancakosh@s Die fünf Hüllen, die das Selbst umgeben.

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p@ndavas Name der fünf Brüder, die im Mah@b@rata-Epos ge-gen die verderbten Kauravas kämpften.

parabhakti Hingabe an den Höchsten oder höchste Hingabe. Indiesem Zustand vergisst der Gotthingegebene dieWelt um sich herum und sogar seinen eigenen Kör-per. Es ist ein völliges Eingetauchtsein in die Gegen-wart Gottes.

pativrata Fromm, hingebungsvoll.

phala Frucht; Wirkung, Ergebnis (einer Handlung)

Prahl@da Sohn des Dämonenkönigs Hiranyakashipu; Vorbilddes wahren Jüngers.

prakriti Urnatur; Ursache, Ursprung; die Urmaterie, aus derdas Universum besteht; nach der s@nkhya-Philoso-phie ist sie ein ewiges Prinzip und schafft durch ihreNähe zu purusha das gesamte Universum mit all sei-nen Schichten.

pr@na Atem, Lebensodem; Lebenskraft; die den Körperdurchdringende kosmische Energie, die ihn erhältund am deutlichsten als Atem in Erscheinung tritt.

pr@namayakosha Zweite Hülle des Körpers, gebildet aus Lebenskraft;eine Vitalhülle, welche Körper und Denken belebtund zusammenhält.

pr@rabdha-Karma Wirkungen von Taten aus früheren Geburten, die sichim gegenwärtigen Leben auswirken.

pr@yashcitta Busse, Sühne.

prema Liebe, reine Liebe, Liebe ohne den Makel der Bin-dung, allumfassende Liebe für alle Wesen.

p]rna Voll, gefüllt, ganz, vollständig, erfüllt, zufrieden.

purusha Mensch; der ursprüngliche, ewige Mensch; purushaist eines der beiden ewigen Prinzipien der S@nkhya-Philosophie, in der er das Selbst, das absolute undreine Bewusstsein bezeichnet; er ist der Zuschauer,

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der den Wandlungen in der prakriti unbeteiligt zu-schaut.

r@ga Farbe, Bindung; das Gefühl, ein Objekt unbedingtbesitzen zu müssen; Liebe, Zuneigung; Ärger, Zorn,Freude; Schönheit.

rajas Wörtl. „Staub“; der zweite der drei gunas, der sich alsAktivität, im menschlichen Leben als Streben, Gier,Leidenschaft, Ruhelosigkeit und Wagemut zeigt; esist die Kraft, welche die Trägheit (tamas) überwindet.

R@ma Wörtl. “jubeln”; die Quelle aller Freude; Avatar, dervor ca. 15.000 Jahren lebte; Held des R@may@na-Epos.

R@vana Dämonenkönig aus Lanka.

rishi (Rishi) Bezeichnung für Seher, Heilige und inspirierte Dich-ter.

rogin Eine kranke Person.

sadguru Der wahre Lehrer, Meister, der vollkommene Guru,der die Erleuchtung erlangt hat und eins mit der gött-lichen Realität geworden ist. Er ist fähig, den Weg zuweisen, der zur Verwirklichung der Wahrheit führt.

s@dhaka Ein Strebender, ein Schüler, ein Gottsuchender, dersich ernsthaft um Fortschritt bemüht; einer, der zu ei-ner regelmässigen spirituellen Praxis gefunden hat.

s@dhana Die spirituelle Praxis, Bemühung, Verrichtung,Übung, Methode.

sahaja-Karma Innewohnendes Karma.

samsk@ra Verfeinerung, Kultivierung, Erziehung, Neigung,Fähigkeit. Möglichkeit im Bewusstsein, die durchHandlungen und Gedanken, auch in früheren Leben,entstanden ist. Die Gesamtsumme der samsk@ras bil-den den Charakter des Menschen.

sancita-Karma Angesammeltes, angehäuftes Karma; die angesam-

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melten Charaktertendenzen (samsk@ra), die einMensch in vergangenen Leben geschaffen hat unddie darauf warten, sich in einem zukünftigen Lebenauszuwirken.

s@rathi Wagenlenker, Fahrer, unbeteiligter Zeuge.

sarv@ntary@min Der innere Lenker von allem; die innere Antriebs-kraft, die zu jeder Zeit wirksam werden kann.

satsangha Gesellschaft der Guten, der Gotthingegebenen, derWeisen; die gebündelte Kraft der Gemeinschaftmacht es dem Einzelnen leichter, Fortschritte zu ma-chen.

sattva Sein, Existenz; Natur, Essenz, Konstitution; Leben,Vitalität, Bewusstsein; eine der drei gunas; Men-schen mit sattva haben keine Wünsche oder Bedürf-nisse mehr.

s@ttvika Von sattva erfüllt; rein, gut, fromm, ruhig, unbewegt,gelassen; Sprechweise, Betragen und Verhalten sindnicht durch Leidenschaften wie Hass und Stolz ge-trübt.

sev@ Dienst am Nächsten; Hilfsbereitschaft als Gottes-dienst aufgefasst. Das Dienen ist dann ein Ausdruckder Verehrung Gottes in allen Wesen.

shakti Kraft, Macht, Fähigkeit, göttliche Energie, Stärke.Shakti ist auch der Name der Gattin Shivas.

sh@nti Frieden, innere Stille, Gelassenheit, Leidenschafts-losigkeit. Nur dieser Friede kann durch äussere Ein-flüsse nicht mehr gestört werden.

shishya Schüler, Student, der einen spirituellen Weg geht undbewusst an seiner geistigen Entwicklung arbeitet.

shiva Gütig, freundlich; der Gnadenvolle; der dritte Gott inder Hindutrinität Brahma, Vishnu und Shiva, in wel-cher er der Gott der Auflösung und der Zerstörung ist.

shraddh@ Glaube, Vertrauen.

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sh]nya Leer, nicht existierend, einsam; Leere, Vakuum.

siddhi Verwirklichung, Befreiung; Erfolg, Erfüllung, Voll-endung; verborgene Kraft.

so'ham Er (ist) ich, ich (bin) er; die spirituelle Seele ist ansich ewig mit Gott verbunden. Dieses heilige Man-tra beschreibt die Bewusstwerdung dieser ewigenVerbindung. Es ist ein Prozess von Ein- und Ausat-mung.

srishti Schöpfung, Entstehung, Erschaffung. Entfaltungvon etwas, was in einer Ursache verborgen lag.

sthiti Kontinuität, Bewahrung, Erhaltung, Festigkeit, Be-dingung, Zustand.

svabh@va Die wesentliche Qualität, Natur; die dem Menscheninnewohnende Disposition, göttliches Bewusstseinzu entfalten.

svadharma Der eigene dharma, das eigene innere Gesetz, dasDenken und Handeln bestimmt und in Harmonie mitdem göttlichen Willen ist.

tamas Finsternis, Verblendung, Unwissenheit; eine derdrei gunas; es umfasst die dumpfen, inaktivenKräfte in der Natur, die sich als Nichterkenntnis,Trägheit, Unfähigkeit und Dunkelheit manife-stiert; wer mit tamas ausgestattet ist, weiss nicht,was richtig und was falsch ist.

t@masa Von trägen Eigenschaften bestimmt, träge.

thy@ga Entsagung, Loslösung, Opfer. Thy@ga drückt sich ineinem selbstlosen Tun aus, welches nicht nach denFrüchten oder Ergebnissen trachtet, und kann als einGrundprinzip des karmayoga betrachtet werden.

t@pa Leiden, Glut, Hitze, Schmerz, Pein.

upav@sa Das Fasten, der Verzicht, insbesondere auf alle sinn-lichen Freuden wie Essen, Trinken etc.

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vair@gin Ein Mensch, der sich von Bindungen und Leiden-schaften gelöst hat.

vic@ra Nachforschung, Unterscheidung, stetige Selbstprü-fung; Verweilen bei den Grundfragen des Lebens:„Woher komme ich? Wohin gehe ich?“

vijn@na Intelligenz, Einsicht, Verstehen, Erkennen, Unter-scheidungsfähigkeit; die Fähigkeit zur Analyse; eineFähigkeit, die zur Erlangung spiritueller Erkenntniswichtig ist.

vijn@namayakosha Vierte Hülle des Körpers, bestehend aus Intelligenz,Intuition.

viveka Unterscheidung, Unterscheidungskraft; Weisheit,Intelligenz; analytische Fähigkeit. Viveka führt zumErkennen der relativen Wichtigkeit von Objekten,Idealen und Begriffen und führt im spirituellen Be-reich dazu, das Wirkliche vom Unwirklichen, dasEwige vom Vergänglichen zu unterscheiden.

V@lm[ki Der Weise und Autor des R@may@na-Epos, der zuvorRatnakara, der Dieb gewesen war.

Vishv@mitra Name eines Königs der zum Weisen wurde.

vah@my aham “Ich werde die Bürde deines Wohlergehens tragen,ich werde nach dem Wohlsein aller sehen, die demEgo entsagen und ihre Zuflucht zu mir nehmen.“ Diesspricht der Herr als Antwort auf die Hinwendung desMenschen zu ihm.

Yogi - Yogin[ Ein auf Gott ausgerichteter Mensch (Mann/ Frau),der sein ganzes Leben in den Dienst des Höchstenstellt.

yuga Joch, Generation, Zeitalter, Weltzeitalter. Es gibtvier Weltzeitalter: 1. Krita- oder satyayuga (Golde-nes Zeitalter); (1.728.000 Jahre); 2. tret@yuga (Sil-bernes Zeitalter); (1.296.000 Jahre); 3. dv@parayuga

yogakshemam

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(Kupfernes Zeitalter); (864.000 Jahre); 4. kaliyuga(Eisernes Zeitalter); (432.000 Jahre). Ein Mahayugaumfasst alle Zeitalter (4.320.000 Jahre).

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