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»Das Casino ist schon wieder geöffnet« Jörg Hofmann, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, auf der IG Metall Delegiertenversammlung. Ein Auszug aus seiner Rede: Auf der Delegiertenversammlung der IG Metall im Graf Zeppelin Haus sprach der Bezirksleiter der IG Metall von Baden Württemberg vor rund 200 Delegierten aus den Verwaltungsstellen von Friedrichshafen und Singen. Er ist sicher: Steuersenkungen können nur realisiert werden, wenn es große Einschnitte in den Sozialkassen gibt. »Das habt Ihr klasse gemacht.« Michael Presser und Judith Keller im Gespräch mit dem IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann. SÜDKÜSTE: Jörg, wir wissen Du hast nicht viel Zeit, würdest Du uns trotzdem ein paar Fragen beantworten? Jörg Hofmann: Gerne, dafür bin ich heute ja auch bei Eurer Delegiertenversammlung. SÜDKÜSTE: Wir haben mit unserem Arbeitgeber ein betriebliches Zukunftsprogramm mit dem Namen »Job Aktiv« vereinbart. Dadurch konnten wir bisher Kurzarbeit vermeiden und wir konnten sogar einen Teil der Kollegen, die einen bis zum Ende des Jahres befristeten Vertrag hatten, bis März 2010 verlängern. Unsere Auszubildenden, die Sommerauslerner 2010 werden sogar unbefristet übernommen und wir haben mit »Job Aktiv« ein breites Qualifizie- rungsprogramm aufgelegt. Wie bewertest Du diese Maßnahmen? Jörg Hofmann: Das habt ihr klasse gemacht. Natürlich lastet die Krise auf den Stammbeleg- schaften. Die Auswirkungen werden aber zunächst von den prekär Beschäftigten ausgetragen. Euer Beispiel zeigt, dass Ihr und Tognum/MTU nach vorne gedacht habt und auf die Zukunft aus- gerichtet, gehandelt habt. Die Krise macht einen extrem großen Druck auf den einzelnen Mitarbeiter und auf die einzelnen Betriebsräte. Dagegen hilft nur ein überbetriebliches Handeln. Euer betrieb- liches Zukunftsprogramm ist der Verdienst der organisierten Solidarität. Beschäftigung halten, heißt auch, sich auf die Zukunft einstellen. Für diese Handlungsfähigkeit steht die IG Metall. Ich bin mir sicher: Ohne die IG Metall sähe die Republik anders aus. SÜDKÜSTE: Jörg, welchen Ratschlag gibst Du uns auf den Weg? Jörg Hofmann: Nutzt die Krise als Chance. Nutzt intensiv die Zeit. Intensiviert die Qualifizierungs- maßnahmen. Fordert betriebliche Zukunftspläne ein. Ihr wisst aus eigener Erfahrung: Wenn der Motor wieder brummt, ist dafür keine Zeit. SÜDKÜSTE: Vielen Dank, Jörg. Jörg Hofmann: Gern geschehen, viel Glück für Euch. Jörg Hoffmann bringt es auf den Punkt: »Wir sind nicht die Ersatzkasse der Nation!« Die Politik befände sich gerade in einer ganz ent- scheidenden Phase. »Wir befinden uns nach wie vor in einer tiefen Krise. Die alte Politik ist durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit Erweiterung der Kurzarbeit und Investitionen, wie z.B. die Abwrackprämie, der Krise begegnet.« Viele Vorschläge davon sind von der IG Metall ein- gebracht worden. Es ist eine riesige Solidarleistung, die Massenarbeitslosigkeit verhin- dert zu haben. In Ba-Wü 420.000 Menschen in Kurzarbeit, 100.000 fallen unter den Beschäftigungs- sicherungstarifvertrag. Fast jeder 5. Arbeitsplatz ist gesichert durch diese Maßnahmen. Dadurch sind auch viele Arbeitsplätze in anderen Branchen gesichert durch den Konsum dieser Mitarbeiter. Das ist der klare Verdienst der IG Metall. »Das Casino ist schon wieder geöffnet« Bei 25 % weniger Wirtschaftsleistung steigen trotz- dem die Aktienmärkte und die Rohstoffpreise. Offensichtlich hat niemand daraus gelernt. Somit bleibt weiterhin das Ziel, die Regulierung der Finanzmärkte. Es kann doch nicht sein, dass Banken sich billig Geld holen und als teuere 1 Nahm sich gerne Zeit: Jörg Hoffmann (li.) im Gespräch mit Judith Keller und Michael Presser. Süd küste Ausgabe 12 Dezember 2009 Fortsetzung auf Seite 2

südküste tognum Nr.12 12 09:mtu südküstenetkey40.igmetall.de/homepages/suedkueste/hochgeladenedateien/MT… · Motor wieder brummt, ist dafür keine Zeit. SÜDKÜSTE: Vielen Dank,

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»Das Casino ist schonwieder geöffnet«

Jörg Hofmann, Bezirksleiter der IG MetallBaden-Württemberg, auf der IG MetallDelegiertenversammlung. Ein Auszug aus seiner Rede:Auf der Delegiertenversammlung der IG Metall imGraf Zeppelin Haus sprach der Bezirksleiter der IGMetall von Baden Württemberg vor rund 200Delegierten aus den Verwaltungsstellen vonFriedrichshafen und Singen. Er ist sicher:Steuersenkungen können nur realisiert werden,wenn es große Einschnitte in den Sozialkassengibt.

»Das habt Ihr klassegemacht.«

Michael Presser und Judith Keller imGespräch mit dem IG Metall BezirksleiterJörg Hofmann.SÜDKÜSTE: Jörg, wir wissen Du hast nicht vielZeit, würdest Du uns trotzdem ein paar Fragenbeantworten?Jörg Hofmann: Gerne, dafür bin ich heute ja auchbei Eurer Delegiertenversammlung.

SÜDKÜSTE: Wir haben mit unserem Arbeitgeberein betriebliches Zukunftsprogramm mit demNamen »Job Aktiv« vereinbart. Dadurch konnten wirbisher Kurzarbeit vermeiden und wir konnten sogareinen Teil der Kollegen, die einen bis zum Endedes Jahres befristeten Vertrag hatten, bis März 2010 verlängern. Unsere Auszubildenden, die Sommerauslerner2010 werden sogar unbefristet übernommen undwir haben mit »Job Aktiv« ein breites Qualifizie -rungs programm aufgelegt. Wie bewertest Du dieseMaßnahmen? Jörg Hofmann: Das habt ihr klasse gemacht.Natür lich lastet die Krise auf den Stammbeleg -schaften. Die Auswirkungen werden aber zunächstvon den prekär Beschäftigten ausgetragen. Euer Beispiel zeigt, dass Ihr und Tognum/MTUnach vorne gedacht habt und auf die Zukunft aus-gerichtet, gehandelt habt. Die Krise macht einenextrem großen Druck auf den einzelnen Mitarbeiterund auf die einzelnen Betriebsräte. Dagegen hilftnur ein überbetriebliches Handeln. Euer betrieb -liches Zukunftsprogramm ist der Verdienst derorganisierten Solidarität. Beschäftigung halten,heißt auch, sich auf die Zukunft einstellen. Fürdiese Handlungsfähigkeit steht die IG Metall. Ichbin mir sicher: Ohne die IG Metall sähe dieRepublik anders aus.

SÜDKÜSTE: Jörg, welchen Ratschlag gibst Du unsauf den Weg?Jörg Hofmann: Nutzt die Krise als Chance. Nutztintensiv die Zeit. Intensiviert die Qualifizier ungs -maßnahmen. Fordert betriebliche Zukunftspläneein. Ihr wisst aus eigener Erfahrung: Wenn derMotor wieder brummt, ist dafür keine Zeit.

SÜDKÜSTE: Vielen Dank, Jörg.Jörg Hofmann: Gern geschehen, viel Glück fürEuch.

Jörg Hoffmann bringt es auf den Punkt: »Wir sind nicht die Ersatzkasse der Nation!«

Die Politik befände sich gerade in einer ganz ent-scheidenden Phase.»Wir befinden uns nach wie vor in einer tiefenKrise. Die alte Politik ist durch eine aktiveArbeitsmarktpolitik mit Erweiterung der Kurzarbeitund Investitionen, wie z.B. die Abwrackprämie, derKrise begegnet.«Viele Vorschläge davon sind von der IG Metall ein-gebracht worden. Es ist eine riesigeSolidarleistung, die Massenarbeitslosigkeit verhin-dert zu haben.In Ba-Wü 420.000 Menschen in Kurzarbeit,100.000 fallen unter den Beschäftigungs -sicherungstarifvertrag. Fast jeder 5. Arbeitsplatzist gesichert durch diese Maßnahmen.Dadurch sind auch viele Arbeitsplätze in anderenBranchen gesichert durch den Konsum dieserMitarbeiter. Das ist der klare Verdienst derIG Metall.»Das Casino ist schon wieder geöffnet«Bei 25 % weniger Wirtschaftsleistung steigen trotz-dem die Aktienmärkte und die Rohstoffpreise. Offensichtlich hat niemand daraus gelernt. Somitbleibt weiterhin das Ziel, die Regulierung derFinanzmärkte. Es kann doch nicht sein, dassBanken sich billig Geld holen und als teuere

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Nahm sich gerne Zeit: Jörg Hoffmann (li.) imGespräch mit Judith Keller und Michael Presser.

Südküste Ausgabe 12 Dezember 2009

Fortsetzung auf Seite 2

Erfolgreich gehandelt

»Job Aktiv« und der dazugehörige Tarifver -trag – ein gutes Programm. Damit konnte imJahr 2009 Beschäftigung im großen Stil beiMTU/Tognum gehalten werden:Der überwiegende Teil der befristeten Kollegenwurde bis Frühjahr 2010 übernommen, Auszu bil -dende einschließlich der Sommer auslerner bis2010 unbefristet, Qualifizierung mit Hilfe vonWeGebAU (Förderprogramm der Arbeitsagentur)und Stipen dien regelungen für längerfristigeQualifizierung. Kurz arbeit konnte bisher fürMTU/Tognum vermieden werden, obwohl auch inFriedrichshafen sich die Krise niederschlägt.

Dies alles ist durch gemeinsame Arbeit zwischenden IG Metall Betriebsräten und der IG Metall vorOrt möglich gemacht worden. Der Tarifvertrag»Job-Aktiv« als Haustarifvertrag und der Zusatztarif -vertrag aus dem Jahr 2006 mit dem Ausschlussvon betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2010haben Beschäftigung gesichert.

Tolle Arbeit – Kompliment an den Betriebsrat unddie Vertrauensleute.

Jetzt gilt es im Jahr 2010 und darüber hinaus dieArbeitsplätze aller zu halten. Alle Rotorianer, dienicht zu IFA wechseln, sondern als MTU’ler hier amStandort bleiben, sind mit qualifizierten Arbeits -plätzen zu versorgen.

Dieser Aufgabe stellen wir uns!Wir stehen für Beschäftigungssicherung!

Lilo Rademacher

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zu nutzen, sich für die Zeit nach der Krise einzu-stellen. Zu qualifizieren für die betriebliche Zukunft,für die Anforderungen von morgen.Unternehmen, die jetzt die Ausbildung runterfah-ren, haben in der Zukunft Probleme. Der Ausbil -dungsgipfel letzte Woche zeigt für das Jahr 2009in Baden-Württemberg einen Ausbildungsplatz rück -gang von 8 %. Eine Umfrage in den Betrieben gehtfür 2010 von einem Ausbildungsplatzrückgang vonweiteren 10 % aus.

Dagegen stehen steigende Schülerabgangszahlenvon fast 20 %. Wenn weniger ausgebildet wird,sind weniger Menschen in Lohn und Brot, gibt esweniger Fachkräfte und damit weniger Beschäftig -te für morgen. Die Übernahme von Azubis ist natür-lich auch oft für die Betriebsräte eine schwierigeSituation, wenn es darum geht, Entlassungen zuverhindern.»Doch dafür sind wir da, Solidarität zu zeigen.Die Stammbelegschaft zu sichern, ist es nichtallein. Sondern an allen Ecken und Enden kämpfen,dass die Jugendlichen übernommen werden, dasssie eine Zukunft haben!«, sagte Jörg Hofmannunter großem Beifall.Die IG Metall Delegierten der IG Metall Friedrichs -hafen-Oberschwaben und Singen haben zum Ab -schluss der Veranstaltung eine Resolution »DieBodenseeerklärung« mit folgenden Schwer punktenbeschlossen und sich auf folgende Aktivitäten ver-ständigt: - Beschäftigungssicherung- Ausbildungsplätze, Übernahme der Azubis, - Qualifizierung- Sicherung der Industriestrukturen- Tarifpolitische Herausforderungen 2010

pr

Kredite weitergeben. Dieses Verhalten der Bankenmuss öffentlich skandaliert werden. Die Unternehmen müssen investieren können.An sonsten steht uns nach der Krise eine Insolvenz -welle bevor. Die Landespolitik muss die Kredit -versorgung der Unternehmen sicherstellen.Wichtige Industries ektoren brechen weg. In Baden-Württemberg ist der Maschinenbau bedroht. »Undhier gilt der Spruch, was weg ist, kommt nicht wie-der.« Wir sollten alles daran setzen, dass dies inBaden-Würt temberg nicht passiert. Wenn dieFirmen das Geld nicht bei der Bank bekommen,holen sie es bei der Belegschaft. Es kann nichtsein, dass wir abhängig Beschäftigte mit unserenEinkommen dafür einstehen. Wir müssen die Kriseselber gestalten. Wir sind zum Beispiel bei derQuali fizierung noch zu zögerlich. Je länger dieKrise dauert, desto stärker müssen wir aktiv wer-den.Beschäftigung halten, heißt immer, die Zeit auch

Fortsetzung von Seite 1

Die Delegierten der IG Metall bei mtu/Tognum mit Jörg Hoffmann (Bezirksleiter der IG Metall Baden--Württemberg, 3.vl) und Lilo Rademacher, unserer 1.Bevollmächtigten der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben

Ein nettes Geschenk.

Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) beiMTU.Im Anschluss studierte er Maschinenbau mit derVertiefungsrichtung Produktentwicklung und demStudienschwerpunkt Verbrennungsmotoren undStrömungsmaschinen an der Fachhochschule Köln. Im Gespräch mit der SÜDKÜSTE schildert er unsseine Eindrücke:»Während des Studiums wurde ich von der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) nicht nur materiell, sondernauch persönlich gefördert. Das fing beimEinführungsseminar mit den Kontaktpersonen an,die bis zum heutigen Tag für uns da sind. Darüberhinaus stand ein reichhaltiges Seminarangebot zurVerfügung. Bei Fragen oder Anregungen hattemeine verantwortliche Referentin oder ihreMitarbeiterin immer ein offenes Ohr für mich. Eine weitere Aktivität war das einmonatige Treffenmit anderen Stipendiaten aus der gleichen Stadt.Neben dem persönlichen Austausch wurden auch

kompetente Referenten zu gesellschaftspolitischenund gewerkschaftspolitischen Fragen eingeladen.»Ich erinnere mich gerne an die lebhaften undspannenden Diskussionen.«Nach einem Jahr habe ich das Amt desKassenwarts für die Stipendiatengruppe in Kölnübernommen. Eine weitere interessante Erfahrungwar für mich, dass ich nach Qualifikation selbstAuswahlgutachten für Stipendien erstellen durfte.Das war eine tolle Erfahrung, da es nicht geradeeinfach ist, einen Menschen aus schriftlichenBewerbungsunterlagen und durch ein oder zweiGespräche einschätzen zu müssen.Noch heute habe ich Kontakt zur HBS. Ich werdenicht mehr materiell gefördert, allerdings immernoch persönlich. Nach der Förderung besteht dieMöglichkeit, Mitglied im Kreis der Förderer derHBS zu werden. Als Förderer erhält man weiterhinaktuelle Informationen, Einladungen zuFachveranstaltungen und die Zeitschrift der HBS.

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Zeit - Grenzen

Flexible Arbeitszeit für Beschäftigte undUnternehmen - ein Modell, das allenWünschen und Anforderungen gerecht wird.Das war die Antriebsformel vor mehr als 12Jahren, als »FAKO« geboren wurde. Damals revolu-tionär, weil nur wenige in der Metall- und Elektro -industrie so mutig waren.Viele erinnern sich noch an das streng reglemen-tierte Vorgängermodell AAZ und GAZ. Das neueModell sollte freier, großzügiger und mit viel mehrSpielraum ausgestattet werden.Die Beschäftigten erhielten Freiheiten bei

Arbeitsbeginn und -ende, Eingleit- undAusgleitrahmen von großzügigem Ausmaß. Damalsundenkbar, dass ein Beschäftigter in einemZeitkorridor von z.B. 06:30 - 07:45 Uhr, in FAKO 1, selbst entscheiden konnte, die Arbeit auf-zunehmen. Auch das Kernarbeitszeitende um14:30 Uhr, bzw. 16:00 Uhr bei FAKO 2 sowie dermaximale Rahmen für Ausgleitzeiten um 18:00 Uhrbzw. 19:00 Uhr.Aber auch das Unternehmen profitiert seit Jahrenvon diesen »Freiheiten«. Die FAKO-Konten vor 2009waren stets angewachsen. Hunderte Stunden Pluswaren keine Seltenheit. Dies gipfelt in Einzelfällendarin, dass 2 Konten geführt werden müssen, dadas Zeiterfassungssystem Paisy nur eine dreistelli-ge Zahl abbilden kann und bei 999 in die Kniegeht.

Die Überlastung von Beschäftigten, geringeMöglichkeiten Fako abzubauen, Selbstausbeutung,das Ausnutzen der Loyalität mancher Beschäftigterund der verordnete Zwangsabbau von zu hohenKonten sind die Schattenseiten des jetzigenSystems.Meine Betriebsratskollegen und ich sehen aus die-sen Gründen einen Bedarf, unser FAKO-System zureformieren. FAKO wird in der Zwischenzeit gelebt.Eine Einteilung in FAKO 1 und 2 ist aus unsererSicht nicht mehr nötig. Wir sehen einenZeitkorridor von 06.00 Uhr bis 09:00 Uhr. Dieserkann den Beschäftigten helfen, Beruf und Familienzu vereinbaren. Auch die Mittagspause muss nochflexibler geregelt werden.Das Thema Beruf und Familie, pflegebedürftigeAngehörige und die Versorgung unserer Kinder for-dern ein Umdenken in der individuellen Zeitsou ve -ränität.Auch sollten wir über Grenzen im System nachden-ken. Dies hilft bei der Orientierung und bei derVerpflichtung bei Beschäftigten und Vorgesetzten.Realistische Grenzen sind 300 Stunden. Plus wieMinus. Werden die Plusgrenzen überschritten, sollenPersonalkapazitäten geprüft und Überstundenbezahlt werden. Beim Erreichen der Minusgrenzehaben die Beschäftigten und das Unternehmeneine klare Linie für notwendige Maßnahmen bei kri-senbedingten Unterauslastungen. Eine weitere sinnvolle Ergänzung bei der Reformvon FAKO kann die Einrichtung von Langzeitkontensein. So können, entsprechend dem Manteltarif -vertrag der IG Metall, pro Jahr bis zu 152,25Stunden angespart werden. Damit wäre ein weite-rer, geordneter Übergang zur Rente möglich,neben dem Erfolgsmodell Altersteilzeit.Wir wollen die Zeit nützen, um FAKO zeitgemäßund zukunftssicher zu machen. Eine neue FAKOdarf alle Mitarbeiter nicht überlasten und sollgleichzeitig dem Unternehmen einePlanungssicherheit ermöglichen.Zeit für Grenzen zum Leben und Arbeiten…

Florian Sontheim: »Ohne die Förderung der HBSwäre mein Studium nicht möglich gewesen.«

Angeregte Diskussion zum Thema FAKO.

Neue Perspektiven beim Blick auf die Stempeluhr?

Das Geld ist gut ange-legt!

Tantiemen fördern QualifizierungWir, die IG Metall Arbeitnehmervertreter imAufsichtsrat der Tognum AG und der MTU Fried-richshafen GmbH, führen den größten Teil unsererAufsichtsratsvergütungen an die Hans-Böckler-Stiftung ab.Gefreut hat uns die Förderung von FlorianSontheim. Florian war AZUBI bei der Firma MTUFriedrichshafen. Drei Jahre war er Vorsitzender der

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Jean Raebel, ehemaliger Vorsitzender derGeschäftsführung, gründete zu seinem 80. Geburtstag seine Stiftung und berief HelmutHunger, damals amtierender Betriebsratsvor sitzen -der, in den Vorstand der Stiftung.Herr Raebel hatte seine Anteile, die er an der MTUhatte, an die Daimler-Benz AG übertragen und dasdafür erhaltene Geld in die Stiftung eingebracht.Seit dieser Zeit unterstützte die Stiftung mit rund6,8 Mio. € über 1330 junge Menschen beiFortbildungsmaßnahmen und während ihresStudiums.Bei MTU war 1983 auch Sparen angesagt. Die erste Gemeinkostenanalyse wurde bei unsdurchgeführt. 1983 und 1984 gab es bereits eine Phase vonKurzarbeit und erstmals wurde die 58er-Regelungangeboten.Die Reaktion der IG Metall war die ersteVerkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 40auf 38,5 Stunden. Die vorhandene Arbeit auf meh-rere Schultern zu verteilen, anstatt Menschen indie Arbeitslosigkeit zu schicken, war die Lösung.

Der MTU-Betriebsrat übertraf dies noch. Im Januar 1985 wurde nach schwierigenVerhandlungen zwischen Betriebsrat undGeschäftsführung ein Paket zur Arbeitszeit für die

Durch diesen Kontakt ergeben sich weitereMöglichkeiten der Mitarbeit, die Einbeziehung derinhaltlichen Arbeit der Stiftung und die Aufnahme infachbezogene Netzwerke und Angebote desMentoring. Ohne die Förderung der HBS wäre mein Studiumnicht in der Geschwindigkeit und mit demAbschlussergebnis möglich gewesen. MeinenEltern war es zu keiner Zeit möglich, mich finan-ziell zu unterstützen und somit war ich mit derFinanzierung meines Studiums auf mich alleinegestellt. Aber auch das weitere Angebot der HBShat mich weiterentwickelt, da das Erlernenbestimmter Kenntnisse nicht Bestandteil meinesStudiums waren.«SÜDKÜSTE: Danke Florian, wir wünschen Dir vielErfolg und freuen uns auf ein Wiedersehen mit Dirim TOGNUM Konzern. Aktuell arbeitet Florian als WissenschaftlicherMitarbeiter an der FH Köln und absolviert parallelden Masterstudiengang Mechatronik.

bre

MTU verabschiedet. Eine neue Wochenarbeitszeit,ein neuer Gleitzeitrahmen, abweichende ArbeitszeitAAZ, Monatslohn, 8 individuelle Gleitzeittage unddie Neufassung der ArbeitszeitregelungBrückentage und über die Weihnachtszeit wurdenfestgelegt.Damit war man mit der Wochenarbeitszeit übereinen Stufenplan auf 36 Stunden angelangt.Mit dieser Betriebsvereinbarung waren die IGMBetriebsräte bei MTU der tariflichen Entwicklungweit voraus!Dieses System war der Vorgänger von unseremheutigen »FAKO«, die mittlerweile auch schon wie-der 12 Jahre auf dem Buckel hat! Ende der 80er fand ein industrieller Umbruch in

der Metall- und Elektroindustrie statt. Viele Arbeits -plätze fielen der Automatisierung zum Opfer. DieAutomation war der Weg zur Rationalisierung undder Unsicherheitsfaktor Mensch sollte durchMaschinenarbeit reduziert werden. Auch an derMTU ging dieser Umbruch nicht vorbei, vielen nochbekannt unter dem Slogan »Fabrik 95«, Unsicher -heit machte sich breit unter den MTU’lern.Die Arbeitsplätze waren plötzlich nicht mehr sosicher, wie sie es schon waren. Anfang der 90erbahnte sich noch zusätzlich die nächsteWirtschafts krise an.Die Auftragssituation bei MTU hatte sich 1992 imVergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert.So brachen die Motoren (Fertigfabrikate) um 20 %und die Ersatzteile etc. um 14 % ein.Bei der Fertigung sah es noch schlechter aus.Die Auftragsdeckung 1992 verschlechterte sichum 24 % gegenüber 1991. Das Folgejahr 1993wies bereits einen Rückgang gegenüber 1992 um21 % auf.Daraufhin beantragte die MTU am 25.11.1992beim Arbeitsamt Ravensburg die Kurzarbeit für denMotorenbau und die Gelenkwellenfertigung vom01.01.1993 bis 30.06.1993. Die Kurzarbeit fandan insgesamt 21 Tagen, an 1 Tag pro Woche, inder Regel freitags statt.Von insgesamt 5300 Mitarbeitern waren 3200Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen. Ausgenom -men waren die Mitarbeiter der Entwicklung, derElektronik, des Vertriebs, des Werkschutzes, derBetriebskrankenkasse, Bereitschaftsdienste, die

Jean Raebel (1900 - 1985): Vermachte seinVermögen uneigennützig zur Fortbildung in Formvon Stipendien.

Hat die Automatisierung bis heute überlebt: Artur Huber an der »RaBoMa«, der Radialbohr -maschine. Dieses »Relikt« stand zigfach zumAnfang der 80er in der Fertigung im Werk 2.

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Die IG Metall Aufsichtsräte bei MTU und Tognumstellen jedes Jahr den größten Teil ihrer Tantiemender »Hans-Böckler-Stiftung« zur Verfügung: 46.000 € für das Jahr 2008.

Die Hans-Böckler-Stiftung entstand 1977 aufBeschluss des DGB aus der Fusion ihrer 1954gegründeten Vorläuferin Stiftung Mitbestimmung,die das Studium begabter, aber sozial benachteilig-ter Arbeiterkinder gefördert hat, mit der Hans-Böckler-Gesellschaft.1995 wurde mit dem Wirtschafts- und Sozialwis -senschaftlichen Institut (WSI) eine erste For -schungs einrichtung eingegliedert. Ebenfalls in derHans-Böckler-Stiftung beheimatet ist das Anfang2005 gegründete Institut für Makro ökonomie undKonjunkturforschung (IMK).

Zweck der Stiftung ist die Förderung derMitbestimmung und der wirtschafts- und sozialwis-senschaftlichen Forschung sowie die Studien- undPromotionsförderung in Form von Stipendien. Inder Hinsicht auf die Vergabe von Stipendien ist siedie zweitgrößte Stiftung in der Bundesrepublik.

Seit Generationen fürdie Sicherheit derArbeitsplätze Teil 3: Von den 80er Jahren bis in die 90erDie 80er Jahre - eine Zeit im Wandel.Das Privatfernsehen wurde in Deutschland einge-führt. Hungersnöte herrschten in 20 afrikanischenLändern aufgrund einer Dürre. Das 1. Videospielund das 1. Handy kamen auf den Markt. Microsoftentwickelte die erste Windowsversion 1.0. DieReaktorkatastrophe von Tschernobyl passierte.Die Berliner Mauer fiel und wir waren endlich nach40 Jahren der Trennung wieder vereint.Auch bei der MTU gab es Herausragendes. Ein Highlight war 1983 die Entstehung der Jean-Raebel-Stiftung.

40 Jahre Gelenkwelle,eine Erfolgsgeschichte!

... (k)ein Grund zum Feiern?In diesem Jubeljahr überschlagen sich dieEreignisse in Rotorion. Erst der Betriebsübergangzum Januar dieses Jahres. Im Februar dann dieBotschaft der Geschäftsführung, dass Rotorion ver-kauft und nach Haldensleben verlagert wird. Bereits Ende Oktober ist der Verkauf unter Dachund Fach. Der Vogel fliegt, die Tinte ist trocken,hört man vom Flurfunk.

Im November die große Feier: »40 JahreErfolgsgeschichte der Gelenkwellenproduktion inFriedrichshafen werden bei Kaffee und Kuchen ineinem drei Stunden Festakt gewürdigt.«Und fast unbemerkt, ganz nebenbei, wurde vonden Menschen, die mit dieser ganzen Situation,dem Verkauf und der Verlagerung ihrer Arbeits -plätze nach Haldensleben, zurechtkommen müs-sen, die 30-millionste Gelenkwelle gefertigt.40 Jahre Gelenkwelle, 30 Millionen gefertigteGelenkwellen, das heißt 40 Jahre Menschen, zweiGenerationen, ohne die das niemals möglich gewe-sen wäre.Der Betriebsrat hat mit dem Interessensausgleicheine gute Vorsorge getroffen und will für alleBetroffenen der Verlagerung, auch für die Zukunft,sichere Arbeitsplätze anbieten.Mitte Oktober hat das Team »Zukunft Aktiv« seineArbeit aufgenommen.Das Team setzt sich aus Heideline Kneissl,

Auszubildenden und die leitenden Führungskräfte.Auch damals organisierte ein Arbeitskreis dieUmsetzung von Mitarbeitern auf andere Arbeits -plätze mit veränderten Aufgabenstellungen.Darüber hinaus wurden Arbeitsbeschaffungsmaß -nahmen für freigesetzte Mitarbeiter wie z.B.Mithilfe bei Umzügen, bei Instandhaltungsarbeitensowie Aushilfe in verschiedenen Abteilungen usw.organisiert.Zum Zeitpunkt der Beantragung im Herbst 1992ging man davon aus, dass es im 3. Quartal 1993wieder aufwärts geht. Jedoch hatte die Auftrags -deckung für die Fertigfabrikate Stand Ende Mai1993 mit 87 % den niedrigsten Stand seit 1981erreicht.Der Auftragsbestand hatte sich gegenüber dem30.09.1992 um weitere 3 % reduziert. DieseZahlen zwangen die MTU am 30.06.1993 eineVerlängerung der Kurzarbeit vom 01.08.1993 -31.12.1993 für insgesamt 3100 Mitarbeiter imMotorenbau zu beantragen. Diesmal gingen auch die Mitarbeiter der Entwick -lung, der Elektronik und des Vertriebs in dieKurzarbeit.Die Gelenkwellenfertigung war jedoch nicht mehrbetroffen. Durch den Serienanlauf der MercedesBenz Baureihe C202 wurden sie ab dem01.06.1993 aus der Kurzarbeit herausgenommen.

Zu den Begleiterscheinungen der Kurzarbeit gehör-ten, dass statt 20 Plusstunden nur noch 15Plusstunden in den nächsten Monat übertragenwerden durften. Darüber hinausgehendePlussalden wurden ersatzlos gestrichen! DerJahresurlaub musste ebenfalls bis Ende des Jahreskomplett genommen werden. Von den Auszubil -denden, die 1994 im Jahr darauf auslernten wur-den nur »die besseren 50 %« übernommen.Rückblickend können wir feststellen, haben die IG Metall Betriebsräte die Krise damals gut gemeis-tert. Leider musste die ZF, unser Nachbarbetrieb,damals 1300 Mitarbeiter entlassen. Die MTU konn-te bis zum heutigen Tag in ihrer 100-jährigenGeschichte Entlassungen vermeiden. Auf diesesGlück können wir stolz sein.

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Wolfgang Hanslik, Bettina Schleid, Sylvia Pfadlerund Nina Hirsch zusammen.Ihre Aufgabe ist es, sich ausschließlich für dieBelange der Menschen bei Rotorion zu kümmern.Das Team hat die Aufgabe, den vom Betriebsratmit der Geschäftsführung ausgearbeiteten Interes -sensausgleich umzusetzen. Die Auswahl desArbeitsplatzes, die Altersteilzeit- und Aufhebungs -verträge müssen fair mit den Menschen bespro-chen, gerecht vermittelt und abgeschlossen wer-den.Bisher ist es uns gemeinsam gelungen, für 70Beschäftigte Wege mit verschiedenen Perspek tivenfür ihre Zukunft aufzuzeigen.Ein Teil der Menschen haben sich nach individuel-len Beratungen für einen Aufhebungsvertrag ent-schieden. Andere wiederum haben das guteAngebot der Altersteilzeit für sich genutzt.Der größte Teil wurde zum Motorenbau, in dieMontage und in die Fertigung vermittelt.

Der Betriebsrat bedankt sich bei allen, die dazubeigetragen haben, dass dies so schnell möglichwar. Wir wissen, was es für eine riesigeHerausforder ung ist, so viele Menschen hier in derFirma unterzubringen.Erst wenn die Zukunft der Menschen bei Rotorionund damit auch die Zukunft ihrer Familien gesichertist, ist das eine Geschichte, die wir dann zu Rechtals Erfolgsgeschichte verbuchen können…, daswäre ein Grund zum Feiern.

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Anreas Lorenz ist zufrieden in Überlingen: Er ist einer derersten Rotorioner der von »Zukunft Aktiv« profitiert!

Gute Zeiten, schlechte Zeiten: ... der damaligeBetriebsratsvorsitzende Helmut Hunger auf demlegendären »Dreherball« der Fasnet 1981.

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Gruppierungen als Votum für eine Listenwahl gese-hen. Wir sehen das nicht so.

SÜDKÜSTE: Heißt das, dass uns per Gesetz diePersönlichkeitswahl untersagt wird?Müller: Nein, dies heißt es eben nicht. Sind sichalle Kandidaten einig, kann natürlich auch einePersönlichkeitswahl durchgeführt werden.

SÜDKÜSTE: Was bleibt zu tun, um diesen Wunschunserer Kolleginnen und Kollegen umzusetzen? Müller: Wir, die IG Metall Betriebsräte, unterstützendiesen Wunsch, wir sind für die Persönlichkeits -wahl. Leider hat die CGM in der Vergangenheitunseren Antrag, eine Persönlichkeitswahl durchzu-führen, immer abgelehnt.

SÜDKÜSTE: Bedeutet das jetzt, die CGM stelltsich gegen die Wünsche der Belegschaft?Müller: Im Prinzip ja, aber rechtlich kann das nichtbeanstandet werden. In der Vergangenheit wurdeimmer die Form der Listenwahl genutzt und alleKandidaten haben auch gut damit gelebt. Es istlegitim von der CGM, wenn sie sich, aus welchenGründen auch immer, für die Listenwahl entschei-det. Wir werden uns noch einmal mit denKandidaten zusammensetzen, um darüber zu spre-chen, wie eine Persönlichkeitswahl umgesetzt wer-den könnte. Ob uns das gelingt, wissen wir nicht. Für die Zukunft aber wäre dies ein Zeichen fürnoch mehr betriebliche Demokratie.

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SÜDKÜSTE: In der letzten Ausgabe unsererSÜDKÜSTE haben wir Dietmar Selg, den Leiter derIG Metall Vertrauensleute, zur Persönlichkeitswahlbefragt. Aus der Belegschaft werden die Stimmenlauter, die sich die Persönlichkeitswahl wünschen.Patrick, kannst du uns die Vor- beziehungsweiseNachteile der Persönlichkeitswahl aus deiner Sichtschildern.Müller: Ich kann dieses Anliegen der Belegschaftsehr gut verstehen und habe größten Respektdavor. Ich sehe bei einer Persönlichkeitswahl nurVorteile. Die Persönlichkeitswahl ist für michDemokratie pur! Der große Nutzen für dieBelegschaft besteht darin, dass jeder selbst demKandidaten seiner Wahl seine Stimme gibt. Jederkann sein Kreuzchen hinter den Namen setzen, beidem er seine Interessen am besten vertreten sieht.Durch die Persönlichkeitswahl könnenBelegschaften sich im Betrieb aktiv einbringen undmitgestalten. Die Gemeinderatswahlen sind eingutes Beispiel dafür

SÜDKÜSTE: Was hindert uns, einePersönlichkeitswahl abzuhalten? Die Vorteile der Persönlichkeitswahl gegenüber derüblichen Listenwahl überwiegen hier doch und derNutzen für die Belegschaft ist eindeutig.Müller: Die Wahl ist gesetzlich geregelt. DieWahlvorschriften der Betriebsratswahl stehen imBetriebsverfassungsgesetz. Hier steht im § 14Absatz 2 »Die Wahl erfolgt nach den Grundsätzender Verhältniswahl.« Dies wird von manchen

Südwestmetall im Juni 2005 einen Standort- undBeschäftigungssicherungs-Tarifvertrag vereinbart.Darin wurden weitreichende Produktentsch eidun -gen getroffen: • Entwicklung und Montage der Baureihe 1600 soll

am Standort Friedrichhafen erfolgen. Bei einer Investition von 98 Mio. € sollen bis 2014 ca. 2250 Arbeitsplätze entstehen.

• Gasmotoren, wenn sie sich wirtschaftlich rech-nen, sollen in MTU-FN entwickelt und gebaut werden. Oder als Grundmotor gefertigt und bei MDEAugsburg (dann 100 %-Tochter) als „Package“ ffertiggestellt werden.

Weitere Zusicherungen waren:

• Bis 31.12.2010 gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen.

• Eine Ausbildungsquote von mind. 5 % und die Übernahme der Azubis nach den tariflichen Regelungen.

• Die Kantine nicht outzusourcen.• Kein Dienstleistungstarifvertrag • Keine Erhöhung von Leihkräften über die

3 % - Marke hinaus.• Bei Make- or Buy-Entscheidungen das bisherige

Verfahren beibehalten.

Dafür mussten wir Opfer bringen: 28 Mio. hat dieBelegschaft beigesteuert, durch prozentualenVerzicht auf das Weihnachtsgeld oder durch dasEinbringen von FAKO-Stunden. Die Zeit des Einzahlens hat nun ein Ende. Ab 2010müssen keine Stunden und keine Anteile derSonderzahlung eingebracht werden. DerVertragsschutz reicht bis 31.12.2010.„HURRA“: Schutz und Sicherheit für uns und unsereFamilien.

Das stimmt! Es kommt aber auch die Zeit nachdem 31.12.2010. Darüber werden wir mit Euchreden. Das entscheiden wir gemeinsam.

sch-m

Wollen wir es »persön-lich«? ... oder »Wer dieWahl hat, der hat dieQual«

Ein Interview mit Patrick Müller und Dietmar Selg

Drei sind sich einig: »Die Persönlichkeitswahl ist Demokratie pur!«

HURRA – unser Kükenist flügge!Die Baureihe 1600 geht in Serie!…und noch einmal hurra: Bald werden 120Kolleginnen und Kollegen am neuen, kleinen Motorarbeiten. Seit Oktober 2009 wird die Variante 12Vfür die Anwendung Stromerzeugung in Serie produ-ziert. Dazu werden die Kolleginnen und Kollegenfachlich und methodisch geschult, so dass sie sichin die bestehende Überlinger Mannschaft undderen Kultur integrieren. Bis Jahresende sollen200 Motoren vom Band laufen. Bis in 4 Jahren sollunser „Kleiner“ in Bau- und Landmaschinen brum-men, auch ein Bahnantrieb ist geplant.Nun sind die Früchte unseres ZusatztarifvertragesStandort- und Beschäftigungssicherung reif. Wir erinnern uns an die Zeit vor 5 Jahren: AmFirmenhimmel waren bereits die dunklen Wolkendes Verkaufs zu sehen. Unsere damalige „Mutter“war nicht bereit, in die Entwicklung einer neuenBaureihe zu investieren, auch Entscheidungen (z.B.den Gasmotor betreffend) wurden jahrelang ver-schleppt. Stattdessen hatten wir die Drohung aufdem Tisch, 500 Mitarbeiter abzubauen und großeBereiche mit einem Dienstleistungstarifvertrag aus-zugrenzen. Daraufhin haben IG Metall und

Angeliki Karaolani, Kai Zimmermann, RudolfBernhard: »Unser Küken brummt«!

So eine Schweinerei…

(Ver)Schiebung der Betriebsversammlung.Ist nach den Wettbetrügereien in der deutschenFussballlandschaft die Unmoral am Bodenseeangekommen? Zugegeben, mit so einer Reaktionhaben wir nicht gerechnet!

»Was ist jetzt los?«, »Ist die Firma pleite?«»Werden wir an Caterpillar verkauft?«»Hat da einer seine Hausaufgaben nicht gemacht?«»Lügt Ihr uns an, ist da was Schlimmes im Busch«Das ist nur ein Teil der Fragen mit denen wir bom-bardiert wurden. Aber ehrlich, uns ging es ja auch so. Eine Ver -schiebung einer Betriebsversammlung, 20 Stundenvor deren Beginn, so was hat es eben auch nochnie gegeben. Die Tontechnik war schon im Aufbau,unser Hofdienst stand in den Startlöcher, da kamder Abpfiff: Game Over! Die Versammlung findetnicht statt!Der Grund ist bekannt: Erhöhte Ansteckungsgefahrdurch einen sprunghaften Anstieg von Grippefällenim Unternehmen. Als uns der Werksarzt seineBefürchtungen mitteilte, waren wir gehörig in derZwickmühle. Aber unsere Entscheidung war klar. Wir konntendie ärztliche Empfehlung nicht ignorieren. DieseVerantwortung konnten wir nicht übernehmen. DieGefahr dass unsere MTU und Tognum Mitarbeitersich und ihre Familien anstecken könnten, war zugroß. Möglicherweise hätte auch ein erhöhterKrankenstand das Jahresrestprogramm gefährdet. Das waren jedenfalls die Gründe für unsereEntscheidung. … Ziemlich unspektakulär. Gott sei Dank keineschlechte Nachrichten. Die Firma ist nicht pleite,wir verbergen auch nichts.Die Aufregung hat auch eine gute Seite. Wir stellenfest, die Betriebsversammlung hat eine hoheBedeutung bei unseren Kolleginnen und Kollegen.Das freut uns!

Jetzt sind wir gespannt auf die Betriebsver sammlung nächste Woche.

Wir sehen uns…

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Die Erschließung des Geländes hat bereitsbegonnen. Einer, der maßgeblich dazu beigetragen und dieSache vorangebracht hat war Alt-OB Büchelmeier.Durch sein engagiertes Bemühen wurde es mög-lich, dass es eine breite Zustimmung gab, überalle Fraktionen innerhalb des Gemeinderats. O-TonBüchelmeier: »Der IndustriestandortFriedrichshafen ist über die letzten 100 Jahregewachsen. Der Wohlstand der StadtFriedrichshafen ist mit der Industrie entstanden.Wir bekennen uns zur MTU und ihren Mitarbeiter -innen und Mitarbeitern.«Für diese Unterstützung haben sich die Betriebs -räte der IGM-Fraktion bei Jo Büchelmeier mit einer»MWZ-Torte« und guten Wünschen für den Ruhe -stand bedankt.

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Das MWZ rückt in greif-bare Nähe

Vater Albert Franz mit Tochter Jenny »Meine Tochter hat jetzt eine gute Perspektive. AlsVater kann ich mir nichts »Besseres« wünschen,vor allem in der heutigen Zeit.«Tochter Jenny »Die Aussicht auf eine unbefristeteÜbernahme hilft mir enorm, da ich mitten in denPrüfungen stecke. Ich kann mich jetzt in Ruhe aufdie Prüfungen vorbereiten, das ist ein gutesGefühl. Jetzt liegt es an mir was ich darausmachen.«

Vater Christian Brezina mit Sohn Thomas»Ich war sehr überrascht, dass unser Betriebsrat indieser Zeit das Paket »Job Aktiv« erfolgreich ver-handelt hat. Ich war sehr erleichtert und hatte einGefühl wie Weihnachten und Ostern zusammen.Das hat mehr Wert wie eine Lebensversicherung!«Sohn Thomas: »Ich bin sehr froh, dass ich undmeine Kollegen unbefristet übernommen werdenund in der MTU bleiben können. Ich möchte auf diegute Ausbildung aufbauen und weiter lernen. Aberjetzt spare ich erst auf ein neues Auto.»

Das »süsse« Materialwirtschaftszentrum, einMeisterstück der Konditorei »Weber & Weiss«

Danke Jo, für Deine tolle Unterstützung!

Wir sind Zukunft!

Operation ÜbernahmeDurch J«ob-Aktiv« konnten alle Azubis und DualStudierende bis einschließlich Juli 2010 unbefristetübernommen werden. Die Kurzarbeit wurde in2009 verhindert. Die befristeten Mitarbeiter imdirekten Bereich konnten bis zum 30.11.09 bei

uns bleiben.Aktuell wurden die Verträge mehrheitlich noch ein-mal weiter verlängert, bis 31. März 2010.Diese Ergebnisse kommen nicht von ungefähr!So haben alle Mitarbeiter z.B. für die Azubis undDual Studierende von Ihrem FAKO-Konto 10Stunden abgegeben. Unsere älteren Kolleginnenund Kollegen aus dem direkten Bereich haben dieChance bekommen, früher in den wohlverdientenRuhestand gehen zu können und damit den Platzfrei zu machen für uns Junge. Das sichert unseinen Arbeitsplatz nach der Übernahme. Die Beschäftigungsbrücke lebt!

konstantin decker

Schweinegrippe angekommen ...

Schade, dass Ihr gehenmüsst!

Wir wollen Euch wiedersehen…Unsere Hoffnungen haben sich leider nicht bestä-tigt. Ein Teil unserer befristeten Kollegen aus derFertigung mussten Ende November gehen. »Ihr habt doch gesagt, dass wir bis Ende März ver-längert werden.« »Warum müssen wir jetzt schongehen?« Diesen besorgten Fragen stellten sichunsere IG Metall Betriebsräte in den letzten 3 Wochen.Achim Zinser und Tamer Kazankaya waren bei denbetroffenen Kollegen: »Ich muss ehrlich sagen, sowas geht mir ganz nah, da hatte ich ein ganz flau-es Gefühl im Magen. Da steht der Kollege vor mirund hofft, dass ich ihm helfen kann und ich mussihm sagen: Tut mir leid, ich kann Dir leider nichts»Positives« berichten, es ist so, Ende des Monatsist Schluss.«, erzählen die beiden noch sichtlichbetroffen. Was ist passiert?Der geplante Auftragseingang für 2010 hat sichnicht bestätigt. Aufgrund dieser Zahlen benötigtendie Montage und andere Bereiche wenigerMitarbeiter wie geplant. Die befristeten Kollegen aus der Fertigung hättenaber in diesen Bereichen unterkommen sollen. Nurso wäre eine Weiterbeschäftigung bis März 2010möglich gewesen. Die Aufträge kamen aber nicht. Aus diesem Grund endet das Arbeitsverhältnis von40 Kollegen aus TF Ende November. Für die

Impressum

Herausgeber:

IG Metall Vertrau ens leute bei MTU/TOGNUM/ROTORION

Verantwortlich:

V.i.S.d.P: Lilo Rademacher, IG Metall Verwaltungsstelle

Friedrichshafen-Oberschwaben

Redaktion:Heinz Brechtel (bre)

Bodo Heim (he)

Patrick Müller (mü)

Michael Presser (pr)

Jürgen Pfaffenroth (pfa)

Dietmar Selg (se)

Martina Schorrer-Müller (sch-m)

Egon Wolf (wo)

Achim Zinser (zi)

Hans-Peter Zyganik (zyg)

Layout und Gestaltung:

Achim Zinser, Jürgen Pfaffenroth

Anschrift der Redaktion:

Judith Keller (ke), Abt. BR,

MTU Friedrichshafen GmbH, Maybachplatz 1,

88045 Friedrichshafen, Telefon 07541/90 -3055,

e-mail: [email protected]

Das Team Öffentlichkeitwünscht Euch allen und Euren Familien schöne Weihnachtenund einen guten Rutsch ins neue Jahr 2010.

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Schon gewusst?

Auch dieses Jahr bringt der Weihnachtsmannam 1. Dezember eine Sonderzahlung!Eine tolle Sache für unsere Kollegen undKolleginnen.

Das allseits so genannte Weihnachtsgeld, auf dasviele Mitarbeiter auch dieses Jahr hoffen, wird alsbetriebliche Sonderzahlung bezeichnet. Dies istkein selbstverständliches Weihnachts pa ket, dasjeder bekommt, denn eine gesetzliche Verpflich -tung für den Arbeitgeber, ein Weihnachts geld aus-zuzahlen, besteht nicht. Der Anspruch unserer Kollegen und Kolleginnen beiMTU/Tognum auf diese Sonderzahlung leitet sichaus einem Tarifvertrag ab. Der »Tarifvertrag über die Absicherung betrieb-licher Sonderzahlungen« wurde durch die IG Metall1997 neu mit dem Arbeitgeberverband verhandelt.Die Höhe des Weihnachtsgeldes beträgt:bei 6-Monatiger Betriebszugehörigkeit, 30 %, bei 12-Monatiger Betriebszugehörigkeit, 40 %, bei 24-Monatiger Betriebszugehörigkeit, 50 %,

Mit dem Weihnachtsgeld werden Wünsche wahr:Familie Haasemann: 3 Generationen, Cord mitMutter und Sohn.

bei 36-Monatiger Betriebszugehörigkeit 60 % einesMonatsverdienstes.Wer also hofft, dass der Weihnachtsmann auchzukünftig seine Jahresgratifikation mitbringt, sollteam besten tariflichen Anspruch* darauf haben.»Wer drin ist, ist fein raus…«. Dieses Jahr gibt esmit der November-Abrechnung auch noch ein wei-teres Bonbon.Denn es wird auch die vom Mai auf den Novemberverschobene Tariferhöhung von 1,1 % ausbezahlt.

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* Einen einklagbaren Anspruch auf die betrieblicheSonderzahlung haben nur Gewerkschaftsmitglieder,deren Gewerkschaft den Tarifvertrag unterzeichnethat.

45 Kollegen, die heute überwiegend in derMontage beschäftigt sind, wird dasArbeitsverhältnis wie angekündig im März 2010enden. Es sei denn, es geschieht ein Wunder inForm von vielen Aufträgen.Wir möchten uns bei unseren ausgeschiedenenKollegen bedanken: Danke, dass Ihr uns begleitethabt!Wir sind uns sicher: »Wenn es wieder aufwärtsgeht, wollen wir Euch wiedersehen!«Anmerkung der Redaktion: Wir haben mit derPersonalabteilung vereinbart, falls Personal benö-tigt wird, werden vorrangig unsere ehemaligenbefristeten Kollegen berücksichtigt.

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Die Gesichter sprechen für sich. Traurig...