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J. Faust - Familienberatung - zwischen Behandlungsauftrag, Kundenorientierung und Kindeswohl 1 Systemische Familienberatung - zwischen Behandlungsauftrag, Kundenorientierung und Kindeswohl Johannes Faust

Systemische Familienberatung - soziales.niedersachsen.de · J. Faust - Familienberatung - zwischen Behandlungsauftrag, Kundenorientierung und Kindeswohl 2 Stationäre Behandlung für

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J. Faust - Familienberatung - zwischen Behandlungsauftrag, Kundenorientierung und Kindeswohl 1

Systemische

Familienberatung

- zwischen

Behandlungsauftrag,

Kundenorientierung

und Kindeswohl

Johannes Faust

J. Faust - Familienberatung - zwischen Behandlungsauftrag, Kundenorientierung und Kindeswohl 2

Stationäre Behandlung für Kinder und Jugendliche mit

Sprachstörungen und Sprachheilkindergarten

Sprachheilzentrum Werscherberg

Johannes Faust Dipl.-Psychologe, Psychol. Psychotherapeut

Therapeutischer Leiter im Sprachheilzentrum Werscherberg

AWO Kinder, Jugend & Familie

Weser-Ems GmbH

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Inhalte im Einzelnen:

1. Was ist „systemisch“ an der Familienberatung?

7. Beispiele aus der Praxis

2. Was bedeutet ein systemisches Paradigma für den

Behandlungsauftrag bzw. Pädagogik und Therapie

3. Mein Verständnis von Familienberatung

5. Handwerkzeuge der Beratungspraxis

4. Wie orientiere ich mich bei meiner Kundenorientierung

6. Was bedeuten „Behandlungsauftrag“ und

„Kundenorientierung“ für das Kindeswohl

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Systemtheorie

- Regelsystemen (Technik)

- Organisationen, Netzwerken

- Politischen Systemen

man spricht von …

- Familien- / Lebenssystemen

- Ökosystemen (Biologie etc.)

- Gesundheitssystemen

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__________________ “Systemische Elternberatung für Logopäden/innen”

J. Faust

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1. „Der Begriff System bezeichnet [hier]

eine Gruppe von Menschen, die als

funktionales Ganzes interagieren ...“ .

Definition: Familiensystem

2. „Die Familie ist das primäre und -

von wenigen Ausnahmen abgesehen -

einflussreichste System, dem ein

Mensch im Laufe seines Lebens

angehört.“

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Familien- / Lebenssysteme

Landkarte

Hilfreiche Methaphern für Berater und

Familien:

Mengenlehre

Mobilé

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Jedes Kind / Jugendliche(r)

… ist passiver und

aktiver Teil des

„Familienmobilès“

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Zwei Generalfragen für die Beratung

1. Wie kann ich dieses komplexe

System erfassen und bearbeitbar

machen?

2. Wie kann ich dafür sorgen, dass ich

mich bei Beidem an der individuellen

Wirklichkeit der Familie orientiere?

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Drei Antworten

1. Ich lege ein Koordinatenkreuz aus

horizontalen und vertikalen

Parametern an.

2. Ich trenne sog. „Harte Daten“

von „Weichen Daten“.

3. In einem kooperativen Beratungsprozess

überprüfe ich meine Lösungshypothesen

auf Akzeptanz und Wirksamkeit.

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Modell der horizontalen Wirklichkeit

Familienstatus

Geschwisterreihe

Eltern

Großfamilie

Migration

Kultur

Religion

Wohnsituation

etc.

Individuelle Parameter

z.B.

Körperl. Habitus

Kognition

Emotion

Wünsche

Ängste

(Schule)

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Modell der vertikalen Wirklichkeit

Herkunft, Generationen-Geschichte, Erfahrungen,

Wertehaltung, Glaube etc.

Zukunft, Wünsche, Ziele,

Gegebenheiten, Machbarkeit, Nächste Schritte

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Familienberatung - Haltung

Die Metapher vom indianischen Lagerfeuer

der Häuptlinge:

> (Be-)Raten > Hypothetisieren

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Familienberatung - Ressourcen erfassen

Erfahrungen: Was hat uns schon einmal

geholfen?

Systemoptionen: Welche Personen können

mich/uns unterstützen?

Situation: Aushalten oder ändern

Kompatibilität: Welche Lösung passt

zu uns (allen)?

Reframing: Wie könnte man das auch

anders sehen/bewerten?

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Familienberatung - Lösung/Wirksamkeit

Bsp.: Das Vermächtnis des Vaters an

seine drei Söhne.

Der älteste: 1/2

Der zweite: 1/3

Der dritte: 1/9

Das Erbe: 17 Kamele!

> 9

> 6

> 2

Steigt auf sein Kamel

und reitet davon.

____

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Drei Forderungen an die Familienberatung

Familien-,

Eltern-,

Beratung sollte:

Kontextbezogen,

Lösungsorientiert sein

Ressourcengeleitet und

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Handwerkzeug

Genogrammarbeit

Vater Mutter

1.Kind 2.Kind Index-

Patient

z.B. Darstellung der Personen der engeren Familie

mit ihren Zugehörigkeitsbeziehungen.

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Genogramme

… sind als Systemzeichnung zu verstehen

… helfen bei der „Aufbereitung“ der

horizontalen und vertikalen Wirklichkeit

… sind (zunächst) die graphische

Darstellung eines Familienstammbaums

… bilden eine bearbeitbare Beziehungsdarstellung

(pos./neg.) der bedeutsamen Personen

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1. Ausgangs-Genogramm

Vater Mutter

1.Kind 2.Kind Patient

Darstellung der Personen der engeren Familie

mit ihren Zugehörigkeitsbeziehungen.

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2. Erweiterungen des Genogramms um wichtige

Personen oder Gegebenheiten .

Vater Mutter

1.Kind 2.Kind Patient

1938 Oma Oma Opa Opa

In Kasachstan

Tante Onkel

Cousin

Tante Onkel

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Welche (Beratungs-) Effekte kann man mit

Genogrammen erzielen? (1)

Die Visualisierung hilft Eltern, v.a. aber Kindern,

Beziehungszusammenhänge und Ereignisse im

Zeitgeschehen (besser) zu verstehen.

Die Verknüpfung von Personen oder Daten

erzeugt neue Sinnzusammenhänge.

Bsp.: „Bringen Sie bitte alle Personen auf diesem

Schaubild in eine Reihenfolge bei der Frage:

‚Wer leidet unter dem Problem … am

meisten, am zweitmeisten usw.?‘ “

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Welche (Beratungs-) Effekte kann man mit

Genogrammen erzielen? (2)

Genogramme lassen auch nicht anwesende oder

verstorbene Personen „zu Wort kommen“.

Bsp.: „Was würde … an dieser Stelle dazu

sagen?“

Genogramme bieten die Option, auf einer

übergeordneten Ebene (generationsübergreifend)

blockierende Muster zu erkennen und zu

unterbrechen.

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Die großen Stärken der Genogrammarbeit

sind: 1. Verständnis

2. Partizipation und Kooperation

3. Transparenz

5. Kompatibilität zwischen Problem- und

Helfersystem

4. Aktive Rolle der Eltern (und evtl. Kinder)

6. Globale Entwicklungsschübe für die

gesamte Familie / Familienentwicklung

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„Verstehen kann man das Leben

nur rückwärts,

leben muss man es vorwärts.“

Sören Kierkegaard,1840

Das Tun des Einen

ist das Tun des Anderen.“

Helm Stierlin, 1971

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__________________ “Systemische Elternberatung für Logopäden/innen”

J. Faust

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Geschwister

Auftrag

Eltern

Familie, (Herkunft)

etc. Institutuion

Kind (Kindeswohl)

Kostenträger

Balance der

Kundenorientierung

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Arbeitsauftrag

4. Interdisziplinäre Zusammenarbeit („Komplexangebot“) und/oder Vernetzung

1. „Reparieren“

3. Was gehört nicht zum Therapie-/Beratungsauftrag

2. Deduktive (System-) Diagnostik, (induktive) Fokussierung

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Vernetzung

ist wichtig,

stationär aber

einfacher als im

ambulanten Bereich.

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Bsp.: Elternauftrag/Kundenorientierung

Wünsche, Erwartungen

.............................................

.............................................

.............................................

.............................................

............................................

Sorgen, Befürchtungen

………………………………

………………………………

………………………………

………………………………

……………………………...

Name: ……………………………..

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Thema: Trennungskonflikte (Kunde Kind/Kindeswohl)

Bsp.: „Triangulations-Waage“

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Thema: Trennungskonflikte

Bsp.: Konflikt der Beziehungsebenen

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Bsp.: Fragebogen

„Eigene elterliche Erfahrungen

als Familienressource

zur Behandlung

eines selektiv-mutistischen Kindes“

Thema: Mutismus

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Fragebogen: Eigene elterliche Erfahrungen…

„Sehr geehrte/r Frau/Herr ............................................................!

Sie haben in einem Gespräch erwähnt, dass ihnen Gefühle oder

Verhaltensweisen ihrer/s Tochter/Sohnes in Zusammenhang mit

der Diagnose “Selektiver Mutismus” aus ihrer

Lebensgeschichte bei sich selbst bekannt vorkommen bzw.

vertraut sind.

Indem sie rückblickend versuchen, diese Gefühle oder

Erfahrungen zu überdenken, könnten sie für ihr Kind eine

wichtige Hilfe sein; sie könnten helfen, die Hemmnisse zu

verstehen, die das Schweigen und damit in Verbindung

stehende Verhaltensweisen ihres Kindes bewirken.

Aus diesem Verständnis lassen sich dann

Hilfen/Therapieschritte entwickeln, die besonders für ihr Kind

passen.“

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Vielen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit !

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Vielen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit !

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