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SystOp Offshore Wind: German Wind Power Plant Model Referenzprozessmodell für den Lebenszyklus von Offshore-Windparks

SystOp Offshore Wind: German Wind Power Plant Model · Management Summary II Management Summary SystOp Offshore Wind: German Wind Power Plant Model (GWPPM) - Referenzprozessmodell

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SystOp Offshore Wind:

German Wind Power Plant Model Referenzprozessmodell für den Lebenszyklus von Offshore-Windparks

Das Referenzprozessmodell „German Wind Power Plant Model“ (GWPPM) wird von BTC als Teilvorhaben im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten Forschungsprojektes „SystOp Offshore Wind“ (System Optimierung Offshore Wind) entwickelt. Diese Dokumentation beschreibt die erste Ausgabe des Referenzprozessmodells, welches im weiteren Projektverlauf validiert und den Validierungsergebnissen entsprechend weiterentwickelt wird.

SystOp-Internetseite: www.systop-wind.de

Projektlaufzeit: 01.05.2011 - 30.04.2014

Das Projekt ist ein Verbundprojekt mit den folgenden Verbundpartnern:

Hochschule Bremen –

University of Applied Sciences

Universität Hamburg

Ingenieurgesellschaft Zuverlässigkeit und Prozessmodellierung Dresden

BTC Business Technology Consulting AG

Ansprechpartner BTC:

Joachim Klinke

Produktmanager BTC Wind Farm Center

BTC Business Technology Consulting AG

Escherweg 5

26121 Oldenburg

Fon: +49 (0) 441 3612-2327

Fax: +49 (0) 441 3612-3999

Mobil: +49 (0) 172 656 0696

E-Mail: [email protected]

Michael Klarmann

Projektleiter SystOp-Teilvorhaben „GWPPM“

BTC Business Technology Consulting AG

Escherweg 5

26121 Oldenburg

Fon: +49 (0) 441 3612-4296

Fax: +49 (0) 441 3612-3999

E-Mail: [email protected]

Management Summary

II

Management Summary

SystOp Offshore Wind:

German Wind Power Plant Model (GWPPM) -

Referenzprozessmodell für den Lebenszyklus von Offshore-Windparks

Die Stromwirtschaft befindet sich in Zeiten des Umbruchs: Die Ziele und Meilensteine der

bevorstehenden Energiewende sind weitestgehend gesetzt und werden durch einen breiten

politischen und gesellschaftlichen Konsens gestützt. Primär gilt es, die Energieversorgung

schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umzustellen. Begleitend will Deutschland als eine der

ersten großen Industrienationen bereits in naher Zukunft vollständig auf Atomstrom verzichten und

den Ausstieg bis zum Jahr 2022 realisieren. Hierbei kommt der Offshore-Windenergie in Nord- und

Ostsee eine zentrale Rolle zu, da sie zukünftig die Aufgabe haben wird, einen Großteil des deutschen

Energiebedarfs zu decken.

Der erste deutsche Offshore-Windpark („alpha ventus“) wurde am 27. April 2010 in Betrieb

genommen; dicht gefolgt von BARD Offshore 1, der seit Dezember 2010 als Deutschlands erster

kommerzieller Nordsee-Windpark Strom ins Netz einspeist. Bei zahlreichen weiteren Windparks

wurden inzwischen weitere Genehmigungen erteilt und diese befinden sich teilweise bereits in der

Planungs-, Bau- resp. Betriebsphase. Die aktuelle Entwicklung deutet auf ein rasantes Wachstum der

Offshore-Windenergiebranche in den kommenden Jahrzehnten hin.

Herausforderung: Offshore-Windenergie

Planung, Bau und Betrieb von Offshore-Windparks in küstenfernen Meeresgebieten mit enormen

Wassertiefen bringen trotz erster Erfahrungen im In- und Ausland noch immer zahlreiche

Herausforderungen mit sich und bergen zudem viele Risiken. Als Konsequenz müssen weitreichende

Betriebs- und Instandhaltungskonzepte für die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Windparks

entwickelt und vorgehalten werden. Im Vergleich zu Onshore-Windparks sind die Anforderungen im

Offshore-Bereich allerdings ungleich höher. Dadurch nimmt die Bedeutung der systemumfassenden

Optimierungen des Gesamtsystems Offshore-Windpark – über alle Phasen des Lebenszyklus hinweg

– immer stärker zu. Windenergieanlagen auf hoher See sind mit enormen Kosten verbunden und

stellen die Entwickler von Offshore-Windparks vor eine Vielzahl komplexer Problemstellungen. Die

komplizierten Standortbedingungen sorgen zudem für große technische und logistische

Unsicherheiten. Raue See und starke Stürme lassen oft tagelang keine bzw. nur stark eingeschränkte

Arbeiten im Windpark zu.

Zusätzlich zu den gesteigerten Ansprüchen an das Material stellt vor allem auch die Verfügbarkeit von

Spezialschiffen und ausgebildetem Fachpersonal einen wichtigen Faktor dar. Hinzu kommt die

anspruchsvolle Aufgabe, das Zusammenspiel aller beteiligten Einheiten innerhalb dieses komplexen

Gesamtsystems zielführend zu koordinieren. Dies gilt insbesondere für die Koordination im

Übergangsbereich von Onshore zu Offshore, da hierfür bislang nur sehr wenig übertragbare

Erkenntnisse vorliegen.

Mit der Offshore-Windenergie ist im Laufe der letzten Jahre ein vollkommen neuer Industriezweig

entstanden, der wiederum viele unterschiedliche Konzepte und Strategien nach sich gezogen hat.

Damit verbunden sind zahlreiche neue Prozesse und dementsprechend auch neue Ansprüche an die

Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die dabei helfen soll, die Herausforderung

Offshore-Windenergie erfolgreich zu meistern.

Management Summary

III

Das Forschungsprojekt „SystOp Offshore Wind“

Neben den technischen Anforderungen, die ein Windpark auf hoher See erfüllen muss, sind vor allem

effiziente Betriebs- und Instandhaltungsprozesse (Operations & Maintenance bzw. O&M) wichtige

Voraussetzung für ein zuverlässig funktionierendes Gesamtsystem und insbesondere auch für die

Sicherstellung der finanziellen Attraktivität. Um diese komplexen Prozesse optimieren zu können,

müssen alle beteiligten Einheiten und Schnittstellen sowie die relevanten Material-, Personal- und

Informationsflüsse und deren Zusammenwirken erfasst und analysiert werden. Da sich die Strukturen

und Prozesse jedoch größtenteils noch im Aufbau befinden und dementsprechend weder ausgereift

noch einheitlich beschrieben sind, gibt es derzeit massive Reibungsverluste bei der Planung, dem Bau

und dem Betrieb von Offshore-Windparks. Dieser Umstand macht deutlich, dass der neue

Industriezweig noch einen weiten Weg vor sich hat, wenn es darum geht, die Prozesseffizienz zu

erhöhen und den Standardisierungsgrad etablierter und hoch-automatisierter Branchen wie z.B. der

Automobilindustrie zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund wurde das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und

Reaktorsicherheit (BMU) geförderte Forschungsprojekt „SystOp Offshore Wind“ („SystOp“ steht für

„System-Optimierung“) initiiert, um die Herausforderungen und Problemstellungen im Bereich

Offshore-Windenergie zu analysieren und zu bewerten. Übergeordnetes Ziel des Verbundprojekts

bzw. der Verbundpartner BTC Business Technology Consulting AG (Oldenburg), Hochschule Bremen,

IZP Dresden und Universität Hamburg ist die Optimierung des „Leistungssystems Offshore-Windpark“

durch die Überführung bisher unerprobter O&M-Maßnahmen und -Strategien in standardisierte und

etablierte Prozesse.

Schnittstellen unternehmensübergreifender Abläufe

Management Summary

IV

Unter dem „Leistungssystem Offshore-Windpark“ wird das Gesamtsystem aller an Betrieb und

Instandhaltung beteiligten Unternehmen, Institutionen und Akteure verstanden, die – je nach

Betätigungsfeld – unterschiedlich stark miteinander vernetzt sind. Zur Erfassung, Analyse, Bewertung

und Optimierung der damit verbundenen Geschäftsprozesse und Schnittstellen inklusive der

dazugehörigen Personal-, Informations-, Material- und Finanzströme wird das Projekt „SystOp

Offshore Wind“ von zahlreichen Partnern aus dem Bereich der Offshore-Windenergie unterstützt. Auf

diese Weise wird eine hohe Transparenz des Gesamtsystems und der Schnittstellen sichergestellt

bzw. ein wesentlicher Bestandteil der Branche sichtbar gemacht, der über den wirtschaftlichen Erfolg

der gesamten Offshore-Windenergie in Deutschland maßgeblich mitentscheidet.

Das „German Wind Power Plant Model (GWPPM)“

Im Rahmen des Forschungsprojekts „SystOp Offshore Wind“ entwickelt die BTC Business Technology

Consulting AG ein ganzheitliches Referenzprozessmodell für die Prozesse entlang des gesamten

Lebenszyklus‘ eines Offshore-Windparks: das „German Wind Power Plant Model (GWPPM)“. Ziel

dieses Teilprojekts ist es, das SystOp-Gesamtvorhaben und somit die Optimierung des

„Leistungssystems Offshore-Windpark“ bestmöglich zu unterstützen, indem Prozesse für den Betrieb

von Offshore-Windparks zielgerichtet untersucht und mithilfe eines Referenzprozessmodells bzw.

eines geeigneten Ordnungsrahmens standardisiert werden.

GWPPM-Lebenszyklus

Die Projektergebnisse von BTC fließen als Beitrag zum SystOp-Gesamtergebnis direkt in ein

Planungs- und Optimierungswerkzeug ein, das unter Berücksichtigung verschiedener, standardisierter

Qualitätssicherungs- und Risikomanagementmethoden branchenweit eingesetzt werden kann und

primär dazu dienen soll, Betreiber, Projektplaner, Investoren, Versicherer und andere Beteiligte bei der

Entwicklung, Planung und Beurteilung von effizienten und zuverlässigen Betriebs- und

Instandhaltungsstrategien für Offshore-Windparks zu unterstützen. Auf diese Weise wird dem Bedarf

der Branchenakteure nach industrialisierten Prozessen und Strukturen nachgekommen.

Diese werden dringend benötigt, um die Effizienzpotentiale der jungen Offshore-Windbranche zu

realisieren und die Stromgestehungs- und Betriebskosten der Windparks bestmöglich zu senken.

Management Summary

V

Zwar existieren bereits zahlreiche Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die alle

relevanten Produkte und Leistungen anbieten; von einer durchgängigen Industrialisierung und

Vernetzung ist die Branche aber noch weit entfernt. Nachhaltige Effizienzsteigerungen können jedoch

nur dann in größerem Umfang erreicht werden, wenn alle Beteiligten auf Basis abgestimmter

Prozesse – gewissermaßen „Hand-in-Hand“ – zusammenarbeiten und dementsprechend über die

gesamte Wertschöpfungskette hinweg auf standardisierte Art und Weise gemeinsam agieren.

Während in etablierten Branchen solche sogenannten „geschlossenen Wertschöpfungsketten“ bereits

seit Jahren existieren und auf hohem Niveau weiterentwickelt werden, fehlen derzeit im Bereich der

Offshore-Windbranche die hierfür notwendigen, elementaren Handlungsgrundlagen. So gibt es aktuell

z.B. keinerlei Standards, in denen die zum Betrieb eines Offshore-Windparks erforderlichen Prozesse

bzw. die dafür benötigten Produkte und Leistungen beschrieben sind. Das bedeutet, dass Planer und

Betreiber von Offshore-Windparks vor der schwierigen Aufgabe stehen, sich individuelle

Leistungskataloge und Verfahrensanweisungen erarbeiten zu müssen, ohne dabei auf eine bereits

existierende, fundierte und belastbare fachliche Basis zurückgreifen zu können. Durch die fehlende

Einheitlichkeit bzw. Vollständigkeit aktueller Ansätze entstehen den Branchenakteuren hohe

Mehrkosten für die Koordination und Abstimmung ihrer Arbeitsschritte sowie enorme Aufwände

aufgrund von Fehlplanungen. Dieses mündet in eine unvermeidbare Ressourcenverschwendung,

welche in Summe erhebliche Mehrkosten für alle Beteiligten bedeutet.

GWPPM: Referenzprozessmodell für die Offshore-Windbranche

An diesem Punkt setzt das GWPPM an, dessen Hauptaufgabe es ist, die bisher noch weitgehend

improvisierten Branchenabläufe planvoll zu strukturieren und zu vereinheitlichen. Hierzu werden

generische Prozesse identifiziert und in einem einheitlichen Ordnungsrahmen abgebildet. Die auf

diese Weise entwickelten Referenzprozesse werden der Branche im Rahmen der Veröffentlichung

„SystOp Offshore Wind: German Wind Power Plant Model – Referenzprozessmodell für den

Lebenszyklus von Offshore-Windparks“ bereitgestellt, um ein einheitliches, branchenweites

Verständnis im Hinblick auf die für den Offshore-Windpark-Betrieb relevanten Prozesse zu schaffen

und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Perspektivisches Ziel ist die Etablierung eines heute noch

fehlenden Branchenstandards, der die deutsche Offshore-Windindustrie als verbindendes Element bei

der Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen – auch im internationalen Wettbewerb –

unterstützt.

Für die Strukturierung des GWPPM wurde eine Darstellung in drei Ebenen mit steigendem

Detaillierungsgrad gewählt. In der ersten Ebene wird der gesamte Lebenszyklus eines Offshore-

Windparks dargestellt und in die vier Lebensphasen „Plan“ (Planung), „Build“ (Bau), „Operate“

(Betrieb) und „Supply“ (Stromvermarktung) unterteilt. Auf die phasenspezifischen Prozesse und

Akteure wird auf dieser Ebene noch nicht näher eingegangen. Dieser Schritt erfolgt erst auf der

zweiten Ebene, die jeweils eine individuelle Liste der Akteure und eine Prozesslandkarte für jede

einzelne Lebenszyklusphase beinhaltet. Die Prozesslandkarten orientieren sich an der klassischen

Einteilung der Wertschöpfungskette und enthalten dementsprechend sowohl primäre als auch

sekundäre Aktivitäten. Dabei beziehen sich die primären Aktivitäten wie z.B. Montage einzelner WEA-

Komponenten direkt auf die betriebliche Leistungserstellung., Die sekundären Aktivitäten (z.B.

Qualitätsmanagement) sind nicht direkt an der Leistungserstellung beteiligt, wohl aber für die

Durchführung der primären Aktivitäten erforderlich. Die konkrete Abbildung der in den

Prozesslandkarten dargestellten Prozesse inklusive ihrer einzelnen Prozessschritte erfolgt in der

dritten Ebene. Darin werden die Prozesse und Akteure basierend auf den im Vorfeld festgelegten

SystOp-Modellierungskonventionen abgebildet.

Management Summary

VI

Ebenen des Referenzprozessmodells

Alle beschriebenen Ebenen des GWPPM wurden mit Hilfe eines Werkzeugs zur grafischen

Modellierung, Analyse und Simulation von Geschäftsprozessen erstellt. Der Einstieg erfolgt über die

erste Ebene, von der aus die Prozesslandkarten der zweiten Ebene aufgerufen werden können, die

wiederum als Einstieg in die tiefergehenden, konkreten Prozessmodelle der dritte Ebene dienen.

Grundprinzip ist hierbei die Abbildung der Ablauf- und Aufbauorganisation mit dem Ziel, das komplexe

„Leistungssystem Offshore-Windpark“ und dessen Schnittstellen konsistent und klar zu beschreiben

sowie Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Eine Vertiefung dieser Untersuchungen für die Betriebsphase zeigt zusätzliche Ansätze für

Prozessverbesserungen auf, da in dieser Phase die finanziellen Rückflüsse der Investitionen erzeugt

werden, von denen die Wirtschaftlichkeit der Projekte maßgeblich abhängt. Diese ist nur mit

strukturierten Prozessen und entsprechender Kostentransparenz erreichbar.

Management Summary

VII

GWPPM: Durchgängige Industrialisierung der Wertschöpfungskette „Offshore-Wind“

Mithilfe des GWPPM können Betreiber und Dienstleister der Offshore-Windbranche zukünftig auf

standardisierte und belastbare Referenzprozesse zugreifen und davon Vorgehensweisen ableiten, die

auf einem gemeinsamen Referenzprozessmodell basieren. Somit lassen sich die Prozesse im Betrieb

effizienter und sicherer gestalten, was wiederum zu einer Beschleunigung der Branchen-

industrialisierung führt. Dadurch entstehen zahlreiche Vorteile für alle beteiligten Akteure:

Effizientere Betriebsabläufe und stark verkürzte Reaktionszeiten

- Höhere Wirtschaftlichkeit durch gesenkte Betriebs- und Instandhaltungskosten sowie hoch

verfügbare Offshore-Windenergieanlagen

Frühzeitige Erkennung von Schwachstellen in den Prozessen

- Weniger finanzielle, technische und administrative Risiken durch vermiedene Fehler und

Unfälle

Bessere Kooperation und standardisierte Arbeitsabläufe

- Einfachere und effizientere unternehmensübergreifende Zusammenarbeit der

Branchenakteure durch vereinheitlichte Vorgehensbeschreibungen

Etablierte Wertschöpfungsketten und durchgängige Industrialisierung der Offshore-

Windenergiebranche

- Eindeutige Referenzprozesse, die den Betrieb und die Instandhaltung inkl. aller relevanten

Akteure, Infrastrukturen und Schnittstellen beschreiben, fördern die systemumfassende

Optimierung des „Leistungssystems Offshore-Windpark“

Das GWPPM bildet somit eine geeignete Grundlage für die zielgerichtete und planvolle Prozess-

Standardisierung und unterstützt in erheblichem Maße die effizienzorientierte Evolution der Branche.

Es ermöglicht den an der Betriebsführung von Offshore-Windparks beteiligten Akteuren die Nutzung

der darin enthaltenen Referenzprozesse als gemeinsame Ausgangsbasis für die Ableitung,

Entwicklung und Optimierung ihrer eigenen Arbeitsabläufe und dient ihnen somit als Schablone bzw.

als übergeordneter Ordnungsrahmen innerhalb welchem sie ihre spezifischen Anforderungen abbilden

und ihre individuellen Prozesse gestalten können. Neben der Adaption für konkrete Offshore-Projekte

kann eine Verwertung des Referenzprozessmodells in der Ausbildung von dringend benötigtem

Fachpersonal erfolgen. Das GWPPM leistet auf diese Weise einen wesentlichen Beitrag zur

erforderlichen durchgängigen Standardisierung der Branchenprozesse und infolgedessen auch zur

Realisierung umfangreicher Effizienzsteigerungen.

GWPPM: Zukünftige Weiterentwicklung des Modells

Die angestrebte Industrialisierung der Offshore-Windenergiebranche wird mit einer kontinuierlichen

Weiterentwicklung der Prozesse und Strukturen einhergehen, weshalb sich auch das GWPPM nach

seiner ersten Veröffentlichung weiterentwickeln wird. Diese Weiterentwicklung erfolgt als Teil einer

Validierungsphase im Rahmen des Gesamtprojekts „SystOp Offshore Wind“. Im Zuge der Validierung,

welche die BTC AG gemeinsam mit den Verbundpartnern (Hochschule Bremen, Universität Hamburg,

Management Summary

VIII

IZP Dresden) und den Industriepartnern aus der Branche durchführen wird, werden die mit dem

GWPPM gemachten Praxiserfahrungen erfasst bzw. analysiert und anschließend in das Modell

eingearbeitet. Ziel ist es hierbei vor allem, das GWPPM so weiterzuentwickeln, dass es jederzeit alle

aktuell relevanten Aspekte der Betriebsprozesse von Offshore-Windparks enthält; d.h., es wird nach

und nach ein validiertes Modell geschaffen, welches von den Erfahrungen der Unternehmen bzw. den

Rückmeldungen aus der Branche profitiert, diese aufnimmt und für die Weiterentwicklung der

Referenzprozesse nutzt. Im Falle einer kontinuierlichen Pflege und Erweiterung des GWPPM bietet

das Referenzprozessmodell somit jederzeit einen konkreten Ausgangspunkt, von dem aus die

Entwicklung effizienter und standardisierter Prozesse strukturiert vorangetrieben werden kann.

Zusätzlich zu den im SystOp-Gesamtprojekt planmäßig vorgesehenen Aktivitäten zur Validierung und

Weiterentwicklung der Referenzprozesse sind Erweiterungen des GWPPM denkbar. Hier bietet sich

zum Beispiel die Entwicklung eines Kennzahlensystems an, welches der Betriebsführung als

nützliches Instrument zur Überwachung und Steuerung der Branchenprozesse zur Verfügung gestellt

werden kann und die Wirtschaftlichkeit des Offshore-Windpark-Betriebs erhöht.

Durch die Etablierung des „German Wind Power Plant Model“ als allgemein anerkannter „Best

Practice“-Standard erhalten die Marktakteure einen einheitlichen Ordnungsrahmen und somit eine

fundierte Basis für die schnelle und zielgerichtete Industrialisierung der Branche. Unternehmen

entlang der gesamten Wertschöpfungskette können die darin enthaltenen Erkenntnisse direkt

aufgreifen, ihre Abläufe entsprechend optimieren und deutliche Effizienzgewinne erzielen. Auf diese

Weise wird vorrangig die Betriebsphase von Offshore-Windparks optimiert; aber auch die Planungs-

und Bauphase können positiv beeinflusst und idealerweise deutlich verkürzt werden. Zudem wird

durch die Anwendung von „Best Practices“ das Risiko einzelner Projekte gemindert und die

Vorhabensfinanzierung besser abgesichert. Ähnliches wurde bereits in anderen Branchen mit dem

Referenzmodell eTOM in der Telekommunikationsbranche und dem Aachener PPS-Modell für

Produktionsplanung und -steuerung im produzierenden Gewerbe, vor allem aber mit dem SCOR-

Modell im Bereich Supply Chain-Management geleistet.

Management Summary

IX

Inhaltsverzeichnis

X

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ................................................................................................................................... 1

1.1 Problemstellung und Zielsetzung ................................................................................................ 1

1.2 Aufbau des Referenzprozessmodell GWPPM............................................................................. 5

2 Methodik ..................................................................................................................................... 7

2.1 Modellierung mit BTC BONAPART ............................................................................................. 7

2.2 Modellierungskonventionen ......................................................................................................... 7

2.3 Dokumentation der Prozessmodelle ..........................................................................................11

3 Phase „Plan“ ............................................................................................................................12

3.1 Akteure der Lebenszyklusphase „Plan“ .....................................................................................12

3.2 Prozesslandkarte .......................................................................................................................14

3.3 Prozesse der Phase „Plan“ ........................................................................................................16

3.3.1 Prozess „Standort analysieren (Grundlagenermittlung)“ ..............................................16

3.3.2 Prozess „Konzept erstellen (Vorplanung)“ ....................................................................18

3.3.3 Prozess „Genehmigungsverfahren durchlaufen“ ..........................................................20

3.3.4 Prozess „Planung und Vergabe Netzanschluss durchführen“ ......................................25

3.3.5 Prozess „Gewerke konkretisieren (Entwurfsplanung)“ .................................................30

3.3.6 Prozess „Finanzierung sichern und Aufträge vergeben“ ..............................................32

3.3.7 Prozess „Planungen vervollständigen und freigeben (Ausführungsplanung)“ .............34

3.3.8 Weitere Prozesse der Phase „Plan“ .............................................................................37

3.4 Definition Gewerke ....................................................................................................................38

4 Phase „Build“ ...........................................................................................................................40

4.1 Akteure der Phase „Build“..........................................................................................................40

4.2 Prozesslandkarte .......................................................................................................................41

4.3 Prozesse der Phase „Build" .......................................................................................................43

4.3.1 Prozess „Umspannwerk errichten“ ...............................................................................43

4.3.2 Prozess „WEA errichten“ ..............................................................................................45

4.3.3 Prozess „Leitwarte errichten“ ........................................................................................48

4.3.4 Prozess „Netzanbindung herstellen“.............................................................................49

4.3.5 Prozess „Innerpark-Verkabelung verlegen“ ..................................................................51

4.3.6 Prozess „Sekundärtechnik einrichten und Test vorbereiten“ ........................................52

4.3.7 Prozess „Test- und Inbetriebnahme durchführen“ ........................................................54

4.3.8 Weitere Prozesse der Phase „Build“ .............................................................................56

Inhaltsverzeichnis

XI

5 Phase „Operate“ ......................................................................................................................58

5.1 Akteure und Schnittstellen .........................................................................................................58

5.2 Prozesslandkarte .......................................................................................................................61

5.3 Modellierung von Informationsflüssen .......................................................................................64

5.3.1 Informationen zu Maßnahmen im Maßnahmenpool .....................................................64

5.3.2 Informationen zur Ressourcenplanung .........................................................................66

5.3.3 Informationen zum Instandhaltungsmanagement und zur Einsatzüberwachung .........66

5.4 Analyse von Prozessen .............................................................................................................67

5.5 Prozesse der Phase „Operate“ ..................................................................................................71

5.5.1 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“ ......................72

5.5.2 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“.................78

5.5.3 Prozess „Entstörungsmaßnahme einleiten“ .................................................................82

5.5.4 Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ ...........................................86

5.5.5 Prozess „Werkzeugbelegung planen“...........................................................................91

5.5.6 Prozess „Material bereitstellen“ ....................................................................................95

5.5.7 Prozess „Personalplanung durchführen“ ......................................................................99

5.5.8 Prozess „Transportplanung durchführen“ ...................................................................102

5.5.9 Prozess „Tageseinsatz planen und freigeben“ ...........................................................107

5.5.10 Prozess „Zollanmeldung durchführen“........................................................................113

5.5.11 Prozess „Personentransporte bei Bundespolizei anmelden“ .....................................116

5.5.12 Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ .................................................119

5.5.13 Prozess „Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“ .......................................124

5.5.14 Prozess „Optimierungspotenziale erheben“ ...............................................................128

5.5.15 Prozess „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“ .................................................131

5.5.16 Weitere Prozesse der Phase „Operate“......................................................................134

6 Phase „Supply“ ......................................................................................................................135

6.1 Akteure der Phase „Supply“ ....................................................................................................135

6.2 Prozesslandkarte .....................................................................................................................136

6.3 Prozesse der Phase „Supply“ ..................................................................................................139

6.3.1 Prozess „Erzeugung prognostizieren“ ........................................................................139

6.3.2 Prozess „Day-Ahead-Handel abwickeln“ ....................................................................140

6.3.3 Prozess „Intraday-Handel“ abwickeln .........................................................................142

6.3.4 Prozess „Fahrplan anmelden“ ....................................................................................146

6.3.5 Prozess „Lieferung koordinieren“ ................................................................................148

6.3.6 Prozess „Lieferung koordinieren (EEG)“.....................................................................149

6.3.7 Prozess „Über- / Unterdeckungen mit BKV abrechnen“ .............................................151

6.3.8 Prozess „Markt- und Managementprämie abrechnen“ ...............................................152

Inhaltsverzeichnis

XII

6.3.9 Prozess „EEG-Abrechnung durchführen“ ...................................................................154

6.3.10 Weitere Prozesse der Phase „Supply“........................................................................155

7 Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess ............................................156

7.1 Simulation und Optimierung des Prozesses „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ ......157

7.2 Optimierung des Prozesses „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“ ...164

8 Praxiseinsatz und Weiterentwicklungen des GWPPM ......................................................166

9 Literaturverzeichnis ...............................................................................................................167

Abbildungsverzeichnis

XIII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schnittstellen unternehmensübergreifender Abläufe .......................................................... 3

Abbildung 2: GWPPM Lebenszyklus ........................................................................................................ 4

Abbildung 3: Ebenen des Referenzprozessmodells ................................................................................ 5

Abbildung 4: Ebene 1 des Referenzprozessmodells ............................................................................... 6

Abbildung 5: Prozesslandkarte "Plan" ....................................................................................................15

Abbildung 6: Prozess "Standort analysieren" .........................................................................................17

Abbildung 7: Prozess "Konzept erstellen" ..............................................................................................19

Abbildung 8: Prozess "Genehmigungsverfahren durchlaufen Teil 1" ....................................................22

Abbildung 9: Prozess "Genehmigungsverfahren durchlaufen Teil 2" ....................................................23

Abbildung 10: Verfeinerung " Genehmigungsentwurf anfertigen und Zustimmung von WSD und BfN

einholen" ..........................................................................................................................24

Abbildung 11: Prozess "Planung und Vergabe Netzanschluss durchführen" ........................................26

Abbildung 12: Verfeinerung der Aktivität "Netzanbindung planen" ........................................................27

Abbildung 13: Verfeinerung der Aktivität "Antrag Netzanbindung bearbeiten" ......................................28

Abbildung 14: Verfeinerung der Aktivität "Auftragsvergabe durchführen" .............................................29

Abbildung 15: Prozess "Gewerke konkretisieren (Entwurfsplanung)"....................................................31

Abbildung 16: Prozess "Finanzierung sichern und Aufträge vergeben".................................................33

Abbildung 17: Prozess "Planungen vervollständigen und freigeben (Ausführungsplanung)" ................35

Abbildung 18: Verfeinerung der Aktivität "Ausführungsplanung Leitwarte und IKT-Konzept

durchführen" ....................................................................................................................36

Abbildung 19: Prozess "Risikomanagement aufbauen" .........................................................................37

Abbildung 20: Prozesslandkarte "Build" .................................................................................................42

Abbildung 21: Prozess "Umspannwerk errichten" ..................................................................................44

Abbildung 22: Prozess "WEA errichten" .................................................................................................47

Abbildung 23: Prozess "Leitwarte errichten" ..........................................................................................49

Abbildung 24: Prozess "Netzanbindung herstellen" ...............................................................................50

Abbildung 25: Prozess „Innerpark-Verkabelung verlegen“ ....................................................................52

Abbildung 26: Prozess "Sekundärtechnik einrichten und Test vorbereiten" ..........................................53

Abbildung 27: Prozess „Test- und Inbetriebnahme durchführen“ ..........................................................55

Abbildung 28: Akteure der Phase "Operate" im „Leistungssystem Offshore-Windpark“ .......................60

Abbildung 29: Prozesslandkarte "Operate" ............................................................................................62

Abbildung 30: Iterative Planung in der Phase "Operate" .......................................................................63

Abbildung 31: BONAPART-Informationen im Maßnahmenpool ............................................................65

Abbildung 32: Informationen zur Ressourcenplanung ...........................................................................66

Abbildung 33: Informationen zum Instandhaltungsmanagement und zur Einsatzüberwachung ...........66

Abbildungsverzeichnis

XIV

Abbildung 34: Auswertung von Prozessmerkmalen (Beispiel) ...............................................................67

Abbildung 35: Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“ ...................................74

Abbildung 36: Verfeinerung „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“ ..................................................76

Abbildung 37: Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ ...................80

Abbildung 38: Prozess "Entstörungsmaßnahme einleiten" ....................................................................83

Abbildung 39: Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen"..............................................87

Abbildung 40: Verfeinerung "Informationen zum Personaleinsatz erfassen" .........................................89

Abbildung 41: Prozess „Werkzeugbelegung planen“ .............................................................................93

Abbildung 42: Prozess „Material bereitstellen“ .......................................................................................97

Abbildung 43: Prozess „Personalplanung durchführen".......................................................................100

Abbildung 44: Prozess „Transportplanung durchführen“ .....................................................................104

Abbildung 45: Verfeinerung "Transportbedarfe ermitteln" ....................................................................105

Abbildung 46: Prozess „Tageseinsatz planen und freigeben“ ..............................................................109

Abbildung 47: Verfeinerung "Tageseinsatz freigeben" .........................................................................110

Abbildung 48: Prozess "Zollanmeldung durchführen" ..........................................................................114

Abbildung 49: Prozess "Personentransporte bei Bundespolizei anmelden" ........................................117

Abbildung 50: Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ ....................................................121

Abbildung 51: Prozess "Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten" ..........................................125

Abbildung 52: Verfeinerung „Maßnahmen auf erfolgreiche Durchführung prüfen“ ..............................126

Abbildung 53: Prozess „Optimierungspotenziale erheben“ ..................................................................129

Abbildung 54: Prozess „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“ ...................................................132

Abbildung 55: Vergleich EEG-Vergütung und Direktvermarktung .......................................................137

Abbildung 56: Prozesslandkarte Supply ...............................................................................................138

Abbildung 57: Prozess "Erzeugung prognostizieren" ...........................................................................140

Abbildung 58: Prozess "Day-Ahead-Handel abwickeln" ......................................................................141

Abbildung 59: Prozess "Intraday-Handel abwickeln" ...........................................................................144

Abbildung 60: Verfeinerung „Bedarfe einkaufen“ .................................................................................145

Abbildung 61: Verfeinerung "Überschüsse verkaufen" ........................................................................146

Abbildung 62: Prozess "Fahrplan anmelden" .......................................................................................147

Abbildung 63: Prozess „Lieferung koordinieren“ ..................................................................................149

Abbildung 64: Prozess „Lieferung koordinieren (EEG)“ .......................................................................150

Abbildung 65: Prozess „Über- / Unterdeckungen mit BKV abrechnen“ ...............................................152

Abbildung 66: Prozess „Markt- und Managementprämie abrechnen ...................................................153

Abbildung 67: Prozess „EEG-Abrechnung durchführen“ .....................................................................154

Abbildung 68: Analyse des Prozesses „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ ...........................156

Abbildung 69: Analyse des Prozesses „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“157

Abbildung 70: Simulationsexperiment 1: Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ ..........158

Abbildungsverzeichnis

XV

Abbildung 71: Auslastung Bearbeiter bei Betriebsgesellschaft bei Simulationsexperiment 1 .............160

Abbildung 72: Simulationsexperiment 2: optimierter Prozess „Tageseinsatz ausführen und

überwachen“ ..................................................................................................................162

Abbildung 73: Auslastung Bearbeiter bei Betriebsgesellschaft bei Simulationsexperiment 2 .............163

Abbildung 74: Optimierter Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“ ..............165

Abkürzungsverzeichnis

XVI

Abkürzungsverzeichnis

ATLAS Automatisiertes Tarif- und Lokales Zoll-Abwicklungs-System

AWZ Ausschließliche Wirtschaftszone

BfN Bundesamt für Naturschutz

BKV Bilanzkreisverantwortlicher

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

BSH Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

CMS Condition Monitoring System

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz (Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien)

EEX European Energy Exchange

ERP Enterprise Resource Planning

eTOM Enhanced Telecom Operations Map

FAZ Frühester Anfangszeitpunkt

FMEA Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse

GPS Global Positioning System

HOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure

HSE Health Safety Environment

IH Instandhaltung

IKT Informations- und Kommunikationstechnologie

JIS Just in Sequence

JIT Just in Time

KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

OWP Offshore-Windpark

SCADA Supervisory Control and Data Acquisition

SCOR Supply Chain Operations Reference

SeeAnlV Verordnung über Anlagen seewärts der Begrenzung des deutschen Küstenmeeres

(Seeanlagenverordnung)

SEZ Spätester Anfangszeitpunkt

SystOp System Optimierung

TP Transition Piece

ÜNB Übertragungsnetzbetreiber

UW Umspannwerk

VNB Verteilnetzbetreiber

VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz

VwZG Verwaltungszustellungsgesetz

WaStrG Bundeswasserstraßengesetz

Abkürzungsverzeichnis

XVII

WEA Windenergieanlage

WSD Wasser- und Schifffahrtsdirektion

WSV Wasser- und Schifffahrtsverwaltung

Einleitung

1

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Im Rahmen des Forschungsprojektes „SystOp Offshore Wind“ (System Optimierung Offshore Wind)

entwickelt BTC ein Referenzprozessmodell für die Prozesse im Lebenszyklus von Offshore-

Windparks - das „German Wind Power Plant Model“ (GWPPM). Die Entwicklung des GWPPM ist ein

Teilprojekt des SystOp-Gesamtvorhabens, an dem BTC als Verbundpartner zusammen mit der

Hochschule Bremen, der Ingenieurgesellschaft Zuverlässigkeit und Prozessmodellierung Dresden und

der Universität Hamburg arbeitet.

Ziel des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten

Projektes ist die systemumfassende Optimierung des „Leistungssystems Offshore-Windpark“. Dieses

Leistungssystem beschreibt ausgewählte an Betrieb und Instandhaltung beteiligte Prozesse,

Institutionen, Infrastrukturen und Schnittstellen.

Die Ergebnisse des Projektes fließen in ein Planungs- und Optimierungswerkzeug ein, das unter

Anwendung verschiedener, standardisierter Qualitätssicherungs- und Risikomanagementmethoden

branchenweit eingesetzt werden soll. Es soll Betreiber, Projektplaner, Investoren, Versicherer und

andere Beteiligte bei der Entwicklung, Planung und Beurteilung von effizienten und zuverlässigen

Betriebs- und Instandhaltungsstrategien für Offshore-Windparks unterstützen.

Damit wird dem Bedarf der Branche nach industrialisierten Prozessen und Strukturen

entgegengekommen, denn die noch junge Offshorewind-Branche wird sich in den nächsten Jahren

einer Umwandlung unterziehen müssen, damit umfangreiche Effizienzsteigerungen erreicht und die

Stromgestehungskosten von Windparks gesenkt werden können. Zwar sind für nahezu alle Bereiche

der Wertschöpfungskette Unternehmen vorhanden, die die notwendigen Produkte und

Dienstleistungen anbieten, jedoch steht die Industrialisierung der Branche noch am Anfang.

Effizienzsteigerungen können aber nur dann in größerem Umfang erreicht werden, wenn die

Unternehmen der Branche entlang der Wertschöpfungskette auf Basis standardisierter und

abgestimmter Prozesse zusammenarbeiten, also über Unternehmensgrenzen hinweg in abgestimmter

Weise agieren.

Während in etablierten Branchen wie bspw. der Automobilindustrie derartige geschlossene

Wertschöpfungsketten heute existieren und im Rahmen von JIT- (Just-in-Time) und JIS-

Lieferbeziehungen (Just in Sequence) auf ein hohes Niveau weiterentwickelt wurden, fehlen derzeit im

Bereich der Offshore-Windenergie elementare Grundlagen. So gibt es bislang keinerlei Standards, in

denen die zum Betrieb eines Offshore-Windparks erforderlichen Prozesse und die dafür benötigten

Produkte und Dienstleistungen beschrieben sind.

Planer und Betreiber dieser Parks sind mit der Schwierigkeit konfrontiert, sich ohne belastbare

fachliche Basis individuelle Leistungskataloge und Verfahrensanweisungen erarbeiten zu müssen.

Seitens der Dienstleister entstehen aufgrund der fehlenden Einheitlichkeit und Vollständigkeit hohe

Aufwände für Koordination und Abstimmung sowie Aufwände für Fehlplanungen mit entsprechender

Ressourcenverschwendung, was in der Summe zu massiven Mehraufwänden im Betrieb führt.

Hier setzt das von BTC im Rahmen von SystOp entwickelte Referenzprozessmodell GWPPM an,

dessen Zielsetzung es ist, die bisher noch in relativ hohem Maße improvisierten Abläufe der

Offshorewind-Branche zu erfassen, um mit diesem Wissen generische Prozesse zu identifizieren und

in einer einheitlichen Darstellung abzubilden. Die entwickelten Referenzprozesse werden der Branche

im Rahmen dieser Dokumentation zur Verfügung gestellt, womit eine Grundlage für ein

branchenweites Verständnis von Prozessen im Betrieb von Offshore-Windparks geschaffen werden

soll.

Somit können Betreiber und Dienstleister zukünftig auf Referenzprozesse zugreifen und davon

Einleitung

2

Vorgehensweisen ableiten, die auf einem gemeinsamen Referenzprozessmodell basieren. Damit

lassen sich die Prozesse im Betrieb effizienter und sicherer gestalten, um so die Industrialisierung der

Branche voranzutreiben. Das GWPPM leistet einen Beitrag zur Industrialisierung, indem durch die

Veröffentlichung der Referenzprozesse ein deutlicher Impuls für die konkrete Auseinandersetzung mit

den Betriebsprozessen in die Branche gegeben wird. Da die angestrebte Industrialisierung der

Branche mit einer Weiterentwicklung der Prozesse und Strukturen einhergehen wird, wird das

GWPPM auch nach der Veröffentlichung weiterentwickelt. Diese Weiterentwicklung erfolgt als Teil

einer Validierungsphase im Rahmen des Gesamtprojektes SystOp.

Den Ausgangspunkt für die Entwicklung des GWPPM bildet das im Vorfeld von der Hochschule

Bremen im Projekt SystOp entwickelte „Leistungssystem Offshore-Windpark“. In Abbildung 1 ist

dieses Leistungssystem dargestellt. In dieser Darstellung sind die Schnittstellen unternehmens-

übergreifender Prozesse in der Betriebsphase von Offshore-Windparks abgebildet. Damit wird das

Zusammenspiel der am Betrieb beteiligten Akteure eindeutig beschrieben. Die grauen Pfeile zwischen

den Akteuren sind Verallgemeinerungen der näher zu untersuchenden Schnittstellen, d.h. sie

beschreiben zunächst nur die grundsätzlich vorhandene Schnittstelle zwischen zwei Akteuren, ohne

dabei auf die konkret über diese Schnittstelle abgewickelte Interaktion einzugehen. Im

Referenzprozessmodell GWPPM erfolgt die Detaillierung der Schnittstellen im Rahmen der

Prozessmodellierung in BTC BONAPART. Dabei werden die grauen Pfeile durch die konkrete

Beschreibung der Interaktionen zwischen zwei Akteuren ersetzt, indem die Interaktionen in die

Prozessmodelle integriert und in folgende Kategorien eingeordnet werden (Hochschule Bremen,

2011):

- Personal - Material - Kommunikation - Abfall - Finanzen - Daten

Einleitung

3

Abbildung 1: Schnittstellen unternehmensübergreifender Abläufe

Einleitung

4

Eine wesentliche Voraussetzung für eine solche Beschreibung des Leistungssystems ist die

Beschreibung von Prozessen, wie sie beispielswiese in den Bereichen Logistik und IKT bereits durch

Referenzprozessmodelle wie SCOR bzw. ITIL und eTOM erfolgreich umgesetzt wurde. Für die

Offshorewind-Branche soll ein derartiges Referenzprozessmodell mit dem GWPPM von BTC

entwickelt werden.

Das GWPPM bildet schwerpunktmäßig Betriebsprozesse mit den im Leistungssystem dargestellten

Akteuren ab. Der Umfang dieses Referenzmodells erstreckt sich darüber hinaus auch auf Prozesse

der Planungs- und Bauphase von Offshore-Windparks. Weiterhin werden auch die Prozesse der

Stromvermarktung abgebildet. Diese umfassendere Sichtweise soll zu einer übergreifenden

Betrachtung der Lebenszyklusphasen beitragen. Damit soll erreicht werden, dass die

Betriebsprozesse bereits während der Planungs- und Bauphase im Detail untersucht werden, um

entsprechende Anforderungen zu berücksichtigen. Daher wird das Grundgerüst des GWPPM als

Kreislauf dargestellt. Dieser Kreislauf ist in Abbildung 2 dargestellt und enthält die vier

Lebenszyklusphasen „Plan“ (Planung), „Build“ (Bau), „Operate“ (Betrieb) und „Supply“ (Strom-

vermarktung).

Eine Besonderheit besteht bei dieser Darstellung in der Anordnung der Phase „Supply“. Diese Phase

beschreibt die Prozesse, die bei der Vermarktung des erzeugten Stroms ablaufen. Diese Prozesse

laufen parallel zu den Betriebsprozessen ab, werden zum Zwecke der inhaltlichen Abgrenzung jedoch

im Rahmen einer eigenen Lebenszyklusphase „Supply“ abgebildet. Diese Lebenszyklusphase wird

grafisch hinter der Betriebsphase „Operate“ angeordnet, um zu verdeutlichen, dass die Vermarktung

des Stroms direkt von der Betriebsführung, also der Stromerzeugung, abhängt. Der Kreislauf schließt

sich beim Übergang der Phase „Supply“ in die Phase „Plan“. Dieser Übergang stellt den Übergang

von Wissen und Erfahrungen aus den verschiedenen Lebenszyklusphasen eines Offshore-Windparks

in ein weiteres Offshore-Windpark-Projekt dar. Somit wird ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess

implementiert mit dem die weitergehende Optimierung der Prozesse der Branche zielgerichtet

vorangebracht werden soll.

Abbildung 2: GWPPM Lebenszyklus

Einleitung

5

1.2 Aufbau des Referenzprozessmodell GWPPM

Für die Strukturierung des Referenzprozessmodells wurde die in Abbildung 3 gezeigte Darstellung mit

drei Ebenen entwickelt. Diese Ebenen haben einen von der Ebene 1 bis zur Ebene 3 steigenden

Detailierungsgrad. Die konkreten Inhalte der einzelnen Ebenen sind in der Abbildung näher

beschrieben.

Abbildung 3: Ebenen des Referenzprozessmodells

In der Ebene 1 wird der gesamte Lebenszyklus eines Offshore-Windparks dargestellt. In dieser Ebene

wird jedoch noch nicht näher auf die entsprechenden Prozesse eingegangen. Dies geschieht in der

Ebene 2, die jeweils eine Prozesslandkarte für jede Lebenszyklusphase beinhaltet. Diese

Prozesslandkarten enthalten primäre und sekundäre Prozesse. Diese Einteilung der

Prozesslandkarten orientiert sich an der Einteilung der Wertschöpfungskette nach Porter, die

betriebliche Tätigkeiten in primäre und unterstützende (sekundäre) Aktivitäten einteilt.1 Primäre

Aktivitäten, wie beispielsweise die Montage von einzelnen Komponenten von Windenergieanlagen,

beziehen sich direkt auf die betriebliche Leistungserstellung. Unterstützende Aktivitäten wie z. B.

1 Der Begriff „Aktivität“ wird im Folgenden auch im Zusammenhang mit der Modellierung in BTC BONAPART verwendet, wobei

Einleitung

6

Qualitätsmanagement oder Buchhaltung sind hingegen nicht direkt an der Leistungserstellung

beteiligt, jedoch sind sie erforderlich, damit die primären Aktivitäten durchgeführt werden können.

Diese Einteilung in primäre und unterstützende (sekundäre) Aktivitäten wird auf die Prozesslandkarten

übertragen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Aktivitäten der Wertschöpfungskette

betriebliche Funktionen beschreiben, die zwar an der Ausführung von Prozessen beteiligt sind, selbst

aber nicht notwendigerweise eigenständige Prozesse darstellen. Beispielsweise gehören zu einem

Prozess „Auftragsabwicklung“ Aktivitäten wie Montage, Logistik und Vertrieb, die zwar an der

Ausführung der Auftragsabwicklung beteiligt sind, aber für sich genommen noch keine vollständigen

Prozesse darstellen (vgl. Allweyer, 2005, S. 73 ff.).

Die konkrete Abbildung der in den Prozesslandkarten dargestellten Prozesse mit ihren einzelnen

Prozessschritten erfolgt in Ebene 3. Hier werden diese Prozesse basierend auf den unter Kapitel 2.2

beschriebenen Modellierungskonventionen abgebildet. Darüber hinaus besteht in dieser Ebene auch

die Möglichkeit Verfeinerungen von einzelnen Aktivitäten darzustellen, mit denen über den Rahmen

des GWPPM hinausgehende Gestaltungsansätze vorgeschlagen werden, wobei sich diese

Vorschläge auf Prinzip-Darstellungen beschränken.

Das gesamte Referenzprozessmodell mit den beschriebenen Ebenen wird in BTC BONAPART

modelliert. In diesem BONAPART-Modell erfolgt der Einstieg über die Ebene 1 wie in Abbildung 4

dargestellt. Von dieser Ebene aus können die Prozesslandkarten der Ebene 2 aufgerufen werden, um

dann tiefer in die konkreten Prozessmodelle der Ebene 3 einzusteigen. Die BONAPART-Modelle der

Ebenen 2 und 3 werden in den Kapiteln 3 bis 6 im Detail beschrieben.

Abbildung 4: Ebene 1 des Referenzprozessmodells

Methodik

7

2 Methodik

2.1 Modellierung mit BTC BONAPART

Die Modellierung der Prozesse des Referenzprozessmodells wird mit BTC BONAPART (im Folgenden

kurz „BONAPART“ genannt) durchgeführt. BONAPART ist ein objektorientiertes Werkzeug zur

grafischen Modellierung, Analyse und Simulation von Geschäftsprozessen. Die Modellierung basiert

bei diesem Werkzeug auf der an der TU Berlin entwickelten Kommunikationsstrukturanalyse (KSA).

Die KSA ist eine Methode zur Analyse, Modellierung und Gestaltung der Informations- und

Kommunikationsstruktur in Unternehmen. Das Grundprinzip besteht im Wesentlichen in der

softwaregestützten Abbildung der Ablauf- und Aufbauorganisation mit dem Ziel, Schnittstellen und

Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Die Modellierung von Ablauf- und Aufbauorganisation erfolgt in BONAPART anhand von speziellen

Sichten. Die Sicht der Ablauforganisation enthält Prozesse, während die Sicht der Aufbauorganisation

Organigramme enthält. Für die Darstellungen in der Sicht der Ablauforganisation werden unter 2.2

spezielle Modellierungskonventionen beschrieben.

Die Darstellungen in der Sicht der Aufbauorganisation werden im Folgenden beschrieben. Die in

dieser Sicht dargestellten Modellinhalte zeigen die an der Durchführung der Prozesse beteiligten

Akteure. Diese Akteure führen die einzelnen Aktivitäten von Prozessen aus. Bei den in der Sicht der

Ablauforganisation dargestellten Prozessen wird für jeden beteiligten Akteur eine sogenannte

„Swimlane“ angelegt. Alle Aktivitäten, die ein Akteur in einem Prozess durchführt werden

dementsprechend in seine Swimlane eingeordnet. Damit wird das Zusammenspiel der Akteure über

Schnittstellen beschrieben, denn die Prozesse können Swimlane-übergreifend beschrieben werden.

Diese Beschreibung bezieht sich auf die Darstellung des „Leistungssystems Offshore-Windpark“ in

Abbildung 1, in der alle Akteure mit ihren Schnittstellen abgebildet sind.

Hierbei kommt dem BONAPART-Ziel, Schnittstellen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren,

besondere Bedeutung zu, denn insbesondere die Betrachtung der Schnittstellen des

Leistungssystems, aber auch die Untersuchung von Verbesserungspotenzialen, sind die Basis für die

Entwicklung des „Leistungssystems Offshore-Windpark“.

2.2 Modellierungskonventionen

Die Modellierung in BONAPART basiert auf Konventionen, die in Zusammenarbeit mit den SystOp-

Verbundpartnern erstellt wurden. Mit diesen Modellierungskonventionen wird sichergestellt, dass die

SystOp-Verbundpartner ihre Prozessmodelle auf Basis einer gemeinsamen Vorgehensweise

erstellen, um somit eine einheitliche Darstellungsform zu gewährleisten. Im Referenzprozessmodell

kommen die Modellierungskonventionen nur auf der Ebene 3 zum Tragen, da die Ebenen 1 und 2

noch keine Ablaufdiagramme, sondern eine Strukturierung der Inhalte beinhalten (vgl. Abbildung 3).

Die Modellierungskonventionen beschreiben, wie die für die Prozessmodellierung in BONAPART zur

Verfügung stehenden Elemente verwendet werden sollen. Im Folgenden werden diese Elemente mit

den zugehörigen Modellierungskonventionen aufgelistet.

Methodik

8

System

meldet

Störung

Startereignis

Startet einen Prozess, wird von externem Ereignis ausgelöst

Hat genau eine ausgehende Sequenzkante

Steht im Modell immer oben, mehrere Startereignisse stehen nebeneinander

Verknüpfendes Startereignis

Startet einen Teilprozess

Wird von einer übergeordneten Ebene ausgelöst und ist dort mit der eingehenden Kante einer verfeinerten Aktivität verbunden

Hat genau eine ausgehende Sequenzkante

Endereignis

Beendet einen Prozess

Hat genau eine eingehende Sequenzkante

Steht im Modell immer unten

Mehrere Endereignisse stehen nebeneinander

Verknüpfendes Endereignis

Beendet einen Teilprozess und reicht den Kontrollfluss an eine Aktivität auf der übergeordneten Ebene weiter

Hat genau eine eingehende Sequenzkante

Steht im Modell immer unten

Mehrere Endereignisse stehen nebeneinander

Aktivität

Beschreibt die Durchführung von Prozessschritten

Verbraucht Zeit und bindet Ressourcen

Hat genau eine ein- und eine ausgehende Sequenzkante und optional eine Interaktionskante

Eingehende Sequenzkante kommt von oben und ausgehende Kante geht nach unten

verfeinerte Aktivität

Verknüpft mit Unterprozess, der ein Start- und ein Endereignis sowie n Aktivitäten beinhaltet

Hat genau eine ein- und eine ausgehende Sequenzkante und optional eine Interaktionskante

Eingehende Sequenzkante kommt von oben und ausgehende Kante geht nach unten

Methodik

9

Sequenzkante

Verbindet zeitlich-logisch aufeinander folgende Aktivitäten

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

exklusiv-oder - Verzweigung

Entweder…oder –Verzweigung, d.h. es wird nur eine einzige Ausgehende Kante pro Durchlauf aktiviert

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat eine eingehende Kante und n ausgehende Kanten

oder - Verzweigung

Es können eine oder mehrere oder alle ausgehenden Kante(n) bei einem Durchlauf aktiviert werden

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat eine eingehende Kante und n ausgehende Kanten

und - Verzweigung

Es werden immer alle ausgehenden Kanten aktiviert

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat eine eingehende Kante und n ausgehende Kanten

exklusiv-oder - Zusammenführung

Pro Prozessdurchlauf wird nur eine eingehende Kante aktiviert

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat n eingehende Kanten und eine ausgehende Kante

Methodik

10

oder - Zusammenführung

Pro Prozessdurchlauf wird nur eine oder mehrere eingehende Kanten aktiviert

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat n eingehende Kanten und eine ausgehende Kante

Und - Zusammenführung

Pro Prozessdurchlauf werden immer alle eingehende Kanten aktiviert, d.h. vorher läuft der Prozess nicht weiter

Braucht keine Zeit und keine Ressourcen

Hat n eingehende Kanten und eine ausgehende Kante

Swimlanes

Jeder Akteur, der Aktivitäten in einem Prozess durchführt, wird über eine sog. „Swimlane“ abgebildet

Eine Swimlane enthält demzufolge die Aktivitäten, die ein Akteur durchführt

Interaktions-Kante

Beschreibt Schnittstellen zwischen zwei Akteuren

Verbindet Aktivitäten zweier Akteure

Schnittstellen betreffen: Personal, Abfall, Kommunikation, Material, Finanzen, Daten

Gestrichelte Linie in der entsprechenden SystOp-Interaktionsfarbe (Vgl. Abbildung 1)

Speicher

Aktivitäten speichern Informationen oder Objekte

Aktivitäten entnehmen Informationen oder Objekte

Methodik

11

2.3 Dokumentation der Prozessmodelle

Die Dokumentation der Prozesse erfolgt anhand folgender Punkte, die in der einschlägigen

Fachliteratur zum Thema Geschäftsprozessmanagement beschrieben werden (vgl. Allweyer, 2005, S.

44 ff.):

Leistung:

Beschreibt den Nutzen eines Prozesses aufgrund einer Informations- oder Materialtransformation.

Eine Materialtransformation wäre z. B. das Montieren von Wellen und Zahnrädern in einem Getriebe.

Eine Informationstransformation wäre z.B. das Prüfen einer Rechnung. Die Leistung wäre hier der

Informationszuwachs, dass die Rechnung korrekt oder nicht korrekt ist.

Startereignis:

Beschreibt, dass und wodurch ein Prozess ausgelöst wird. Es repräsentiert eine stattgefundene

Veränderung und hat keine Dauer. Zusätzlich definieren die Modellierungskonventionen auch

verknüpfende Startereignisse, die einen Prozess auslösen, wenn ein vorangehender Prozess mit

einem verknüpfenden Endereignis endet.

Endereignis:

Gibt an, dass und ggf. mit welchem Ergebnis ein Prozess beendet ist. Analog zu den Startereignissen

werden auch für die Endereignisse verknüpfende Endereignisse in den Modellierungskonventionen

definiert. Diese geben an, welcher Prozess als nächstes ausgelöst wird. (Dieser Prozess würde dann

mit einem verknüpfenden Startereignis beginnen).

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge:

Beschreibt die einzelnen Tätigkeiten, die in einem Prozess durchlaufen werden. Dazu gehören auch

Arbeitsschritte, die als Funktionen eines Systems ausgeführt werden. Aktivitäten werden in einer

zeitlich-logischen Reihenfolge durchgeführt, die i.d.R. zwingend eingehalten werden muss.

Beispielsweise muss eine Rechnung geprüft werden, bevor sie z. B. per Überweisung beglichen wird.

Diese Zusammenhänge werden direkt in den BONAPART-Modellen dargestellt und zum besseren

Verständnis auch textuell beschrieben.

Best Practices und Besonderheiten:

Über die beschriebenen Punkte hinaus wird der Punkt Best Practices und Besonderheiten in das

Beschreibungsschema aufgenommen. Hier können zusätzliche Angaben gemacht werden. Z. B.

können spezielle Ressourcen oder besondere Abhängigkeiten von Rahmenbedingungen (z. B.

Wetter) näher beschrieben werden. Weiterhin können ggf. auch schon bekannte oder sich

abzeichnende Best Practices aufgezeigt werden.

Verfeinerungen:

Verfeinerungen werden genutzt, um Aktivitäten in Prozessen genauer zu beschreiben. Mit diesen

Detaillierungen werden über den Rahmen des GWPPM hinausgehende Gestaltungsansätze

vorgeschlagen. Verfeinerungen einer Aktivität bestehen wiederum selbst aus Aktivitäten, die die

einzelnen Arbeitsschritte der übergeordneten Aktivität darstellen. Im BONAPART-Modell sind derart

verfeinerte Aktivitäten durch einen kräftigeren Farbton gekennzeichnet. Verfeinerungen haben als

Start- und Endereignisse Verknüpfungen zu den vor- bzw. nachgelagerten Aktivitäten.

Phase „Plan“

12

3 Phase „Plan“

3.1 Akteure der Lebenszyklusphase „Plan“

Projektierer

Die Rolle des Projektierers liegt i.d.R., aufgrund des Investitionsvolumens, bisher geringer

Erfahrungswerte und vieler unvorhersehbarer Projektrisiken, bei den späteren Betreibern des

Offshore-Windparks. Dazu zählen sowohl die Energiekonzerne als auch Stadtwerksverbände sowie

spezialisierte Projektierungsgesellschaften. Zu den Aufgaben des Projektierers gehört vorrangig die

Koordination aller Maßnahmen von der Planungs-, über die Bau- und Betriebsphase hinweg, bis zur

Rückbauphase. Die Zielsetzung ist eine kosteneffiziente Abwicklung des Gesamtvorhabens, unter

Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen, Umweltauflagen, Meilensteine etc. Dazu ist insbesondere

eine intensive Abstimmung mit den verschiedenen Akteuren, wie z. B. Logistikdienstleistern,

Bauunternehmen, IT-Unternehmen etc. notwendig.

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Das BSH ist dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) zugeteilt. Als

maritimer Dienstleister übernimmt das BSH u.a. Aufgaben zum Umweltschutz, zur Sicherheit der

Seeschifffahrt und ist Genehmigungsbehörde von Offshore-Anlagen in der Ausschließlichen

Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee. Zu den offshore-spezifischen Aufgabengebieten des

BSH gehören Umweltverträglichkeitsprüfungen zum Bau und Betrieb von Offshore-Windparks /

Seekabeln, die Auswahl von Eignungsgebieten, aber auch eine entsprechende Begleitforschung.

Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)

Die Übertragungsnetzbetreiber sind für den Betrieb der überregionalen Stromnetze verantwortlich.

Dazu zählen die Energieübertragung sowie dessen Dimensionierung und die Netz-Instandhaltung. Für

den Offshore-Bereich sind die Übertragungsnetzbetreiber für die Konzeption, die Planung, den Bau

und den anschließenden Betrieb von Anschlussleitungen auf See bis zum Netzanschlusspunkt an

Land verantwortlich. Ziel ist der Transport elektrischer Energie über große Distanzen.

Kreditinstitut/Investor

Banken, Investoren und Leasinggesellschaften tragen mit der Vergabe von Krediten zur Finanzierung

von Offshore-Windparkprojekten bei. Zu den Aufgaben gehört neben der Bereitstellung des

Investitionsvolumens, die Erstellung von Gutachten, die Entwicklung einer Finanzierungsstruktur, die

Vertragsgestaltung, das Management von projektinternen Risiken sowie die Förderung von politischen

Rahmenbedingungen.

Phase „Plan“

13

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV)

Die WSV ist dem BMVBS nachgeordnet und gliedert sich in sieben Wasser- und Schifffahrts-

direktionen (siehe WSD). Aufgabe des WSV ist neben dem BSH die parallele Prüfung des

Genehmigungsantrags für Offshore-Windparks und die Netzanbindung nach Bundes-

wasserstraßengesetz (WaStrG).

Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest (WSD)

Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest ist wie das BSH dem BMVBS zugeteilt und untersteht

der WSV. Seine Aufgaben liegen in der Sicherheit der Wasserstraßen sowie der Herstellung eines

geordneten Schiffsverkehrs. Dazu zählen u. a. Schifffahrtszeichen, Verkehrssicherungssysteme

(landgestützt) und Verkehrsvorschriften. Offshore-spezifische Aufgaben sind z. B. nautisch-fachliche

Einzelprüfungen, die Prüfung des Schutz- und Sicherheitskonzeptes, sowie eine Risikoanalyse zur

Bewertung von Beeinträchtigungen für den Schiffsverkehr durch Offshore-Windparks.

Bundesamt für Naturschutz (BfN)

Ein Ziel des BfN ist der naturverträgliche Ausbau der Offshore-Windenergie. Eine wesentliche Rolle

spielt dabei die Standortwahl hinsichtlich der Vermeidung negativer Auswirkungen auf marine Arten

und Lebensräume. Aufgabe des BfN ist daher die ökologische Begleitforschung zur Offshore-

Windenergie sowie das Aufstellen von Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen hinsichtlich

negativer ökologischer Folgen. Mögliche Auswirkungen werden in das Genehmigungsverfahren mit

einbezogen.

Landesbehörden

Innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone sind die Landesbehörden, bzw. das jeweilige Gewerbeaufsichts-

amt für die Genehmigung von Offshore-Windparks zuständig. Die Genehmigung wird auf Grundlage

des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erteilt.

Planungsbüro

Das Planungsbüro übernimmt die baulichen Plan-Aufgaben, u. a. zur Errichtung des Betriebsbüros.

Weitere Aspekte, die in dieser Planung mitberücksichtigt werden, sind z. B. Aufenthalts- und

Besprechungsräume für die Einsatzkräfte sowie Lagerräume für Ausrüstung mit entsprechender

Ausstattung für das Trocknen der PSA (Persönliche Schutzausrüstung) etc.

IKT-Unternehmen

Die IKT-Unternehmen spielen bei der Errichtung der Leitwarte und der Anbindung der Windenergie-

anlagen eine wichtige Rolle, da sie die informationstechnische Auslegung planen und die Umsetzung

betreuen. Darüber hinaus liefern sie Steuerung- und Managementsysteme für den Betrieb.

Phase „Plan“

14

3.2 Prozesslandkarte

Die in Abbildung 5 dargestellte Prozesslandkarte für die Phase „Plan“ zeigt die wesentlichen Prozesse

von der Grundlagenplanung bis zur Vergabe von Aufträgen. Die einzelnen Prozesse orientieren sich

an den Leistungsphasen der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure). Grundsätzlich

bezieht sich die HOAI auf das Leistungsbild von Gebäuden und raumbildenden Ausbauten. Jedoch

sind die Planungsprozesse eines Offshore-Windparks, u. a. aufgrund des konstruktiven Bestandteils

sowie seitens des allg. Projektmanagements, fast vollständig auf die Leistungsphasen der HOAI

übertragbar.

Im unteren Bereich sind die primären Prozesse angeordnet. Kernelemente sind u. a. das BSH

Genehmigungsverfahren und die einzelnen Planungsphasen zur Konkretisierung der Gewerke. Im

oberen Bereich werden die sekundären Prozesse der Planungsphase abgebildet. Zentrale

Stichpunkte für die Planungsphase sind u. a. Rechtsgrundlage, Risikomanagement, Versicherung,

Qualitätssicherung sowie Dokumentation.

Phase „Plan“

15

Abbildung 5: Prozesslandkarte "Plan"

Phase „Plan“

16

3.3 Prozesse der Phase „Plan“

3.3.1 Prozess „Standort analysieren (Grundlagenermittlung)“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beschreibt die wesentlichen Prozessschritte zur Analyse eines möglichen Offshore-

Windpark-Standortes. Die Standortanalyse entscheidet über die Wirtschaftlichkeit des Baugebietes

anhand des Windpotentials und möglicher technischer, baulicher und ökologischer Restriktionen bzw.

Auflagen. Der Prozess endet entweder mit einem positiven Standortentscheid oder einem

Projektabbruch.

Startereignis

Startereignis des Prozesses ist der Projektbeginn. Zu diesem Zeitpunkt besteht die grundsätzliche

Idee eines Bauvorhabens. Es sind noch keine konkreten Informationen vorhanden.

Endereignis

Der Prozess beinhaltet zwei mögliche Endereignisse. Wenn der Standort nach einer ausführlichen

Bewertung als geeignet eingestuft wird, endet der Prozess mit einem positiven Standortbescheid. Es

folgt die Erstellung eines Offshore-Windpark-Standort-Konzeptes. Sollte der Standort als ungeeignet

eingestuft werden, wird das Projekt zu diesem Zeitpunkt abgebrochen. Der Projektierer kann sich

dann auf andere mögliche Standorte konzentrieren und ggf. die bisherigen Erfahrungen mit der

Standortwahl einfließen lassen.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Projektbeginn löst eine Reihe paralleler Aktivitäten aus. Dazu zählen die Aufnahme und

Evaluierung vorhandener Standortdaten, die Baugrunduntersuchung (durch Landesbergamt), die

Überprüfung von Natur-schutzbelangen (z. B. Vogelflugrouten) sowie die Erfassung kaufmännischer

Rahmendaten. Nach dieser ersten, mehrmonatigen Evaluierung des Standortes

(Grundlagenermittlung), erfolgt nach einer positiven Bewertung der Bau eines Messmastes, sofern es

für den Standort nicht schon einen solchen gibt Messmast gibt. Fällt diese erste Evaluierung negativ

aus, z. B. durch einen zu stark abfallenden Baugrund, wird das Vorhaben abgebrochen.

Der Messmast dient zur Aufnahme von Wind- und Wellendaten. Die Daten werden u. a. in einem

Windgutachten festgehalten. Dieses beinhaltet eine Wind- und Ertragsprognose sowie Empfehlungen

zu einem Anlagentyp. Ist der Standort anhand der geprüften Parameter geeignet, wird im Folgenden

Prozessschritt ein Offshore-Windpark-Konzept erstellt. Sollte das Windpotential nicht ausreichend

sein, wird das Projekt abgebrochen.

Phase „Plan“

17

Abbildung 6: Prozess "Standort analysieren"

Phase „Plan“

18

3.3.2 Prozess „Konzept erstellen (Vorplanung)“

Leistung des Prozesses

Wesentliches Ergebnis dieses Prozesses ist die Erstellung eines Rahmenwerks mit umfassenden

Informationen zum Offshore-Windpark-Projekt. Dieses Rahmenwerk beinhaltet sowohl die Planung

des Vorhabens, die frühzeitige Erfassung von möglichen Projektrisiken (siehe Prozess

„Risikomanagement aufbauen“, Kapitel 3.3.8) als auch die Erstellung von Konzepten zu zentralen

Themen. Dazu zählen u. a. das HSE- (Health, Safety, Environment) und das Betriebskonzept.

Startereignis

Das Startereignis ist ein verknüpfendes Startereignis, das eintritt, wenn der Standort im

vorangegangenen Prozess „Standort analysieren“ als geeignet beurteilt wird.

Endereignis

Der Prozess hat drei verknüpfende Endereignisse die jeweils einen weiterführenden Prozess

auslösen. In den weiterführenden Prozessen wird die Umsetzung des erstellten Konzeptes

beschrieben.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird vom Projektierer

ein ausführlicher Projektplan erstellt, auf den alle weiteren Prozesse und Arbeitsschritte aufbauen.

Dieser beinhaltet u. a. eine Zeit-, Ressourcen- und Budgetplanung. Aufgrund des hohen

Investitionsvolumens folgen der Projektplanung eine detaillierte Risikoanalyse sowie die Ermittlung

von Gegenmaßnahmen.

Unter Beachtung möglicher Risiken werden anschließend verschiedene Konzepte für den Offshore-

Windpark erstellt. Die Konzepte sind sowohl für den Bau als auch für die spätere Betriebs- und

Rückbauphase notwendig. Beispielsweise muss ein HSE-Konzept entwickelt werden, welches auf alle

Phasen des Offshore-Windparks anwendbar ist. Ein weiteres, wesentliches Konzept betrifft die

Betriebsführung. Insbesondere die Instandhaltungsstrategien, der Transport von Einsatzkräften sowie

das Hinterlegen standardisierter Instandhaltungs-Prozesse bestimmt maßgeblich die Wirtschaftlichkeit

des Offshore-Windparks.

Die entwickelten Konzepte sind Grundlage für z. B. die Genehmigung des Offshore-Windpark-

Projektes durch das BSH oder die Planung des Netzanschlusses durch den Übertragungs-

netzbetreiber.

Phase „Plan“

19

Abbildung 7: Prozess "Konzept erstellen"

Phase „Plan“

20

3.3.3 Prozess „Genehmigungsverfahren durchlaufen“

Leistung des Prozesses

Der Prozess bildet die Kommunikation zwischen Projektierer, BSH und weiteren Beteiligten für das

Genehmigungsverfahren eines Offshore-Windparks innerhalb der AWZ ab. Nach § 3 der

Seeanlagenverordnung (SeeAnlV) besteht ein Rechtsanspruch auf Errichtung eines Offshore-

Windparks, sofern die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs, eine Gefährdung der

Meeresumwelt und Erfordernisse der Raumordnung dem Projekt nicht entgegenstehen. Ziel des

Prozesses ist daher die Prüfung des Antrags auf Genehmigungsfähigkeit unter Berücksichtigung der

zuvor genannten Punkte. Entlang des Genehmigungsprozesses erteilt das BSH Vorbescheide, mit

dessen Erhalt der Antragsteller mit der Projektierung des Vorhabens fortfahren kann. In diesem Fall

wird von einer Konkretisierung im Genehmigungsvollzug gesprochen. Der Fall eines Scheiterns der

Genehmigung wird hier nicht abgebildet, da hier der Schwerpunkt zunächst darauf liegt, den

gesamten Ablauf idealtypisch abzubilden.

Startereignis

Der Prozess wird durch ein verknüpfendes Startereignis angestoßen, das eintritt, wenn der

vorangehende Prozess „Konzept erstellen (Vorplanung)“ endet. Zum Zeitpunkt der Antragstellung

muss ein positiver Standortbescheid vorliegen, d.h. die Eignung des Standortes muss nachgewiesen

sein. Ferner sind diverse Informationen und Gutachten notwendig um das Genehmigungsverfahren

offiziell einzuleiten, welche im Rahmen der vorhergehenden Konzeptentwicklung erfasst bzw. erstellt

wurden.

Endereignis

Der Prozess hat zwei verknüpfende Endereignisse die Prozesse auslösen, die nach erfolgter

Genehmigung ablaufen. Zum einen wird die Planung vervollständigt, d.h. es werden nun die

aufwändigen Detailplanungen erarbeitet. Zum andern liegt mit dem Genehmigungsbescheid eine

wichtige Grundlage für die Finanzierung vor, die ebenfalls in einem nachfolgenden Prozess erarbeitet

wird.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Genehmigungsantrag für einen Offshore-Windpark in der Ausschließlichen Wirtschaftszone wird

beim BSH eingereicht und dort auf hinreichende Detailliertheit und Bestimmtheit geprüft. Innerhalb der

Zwölf-Seemeilen-Zone sind die Landesbehörden, bzw. das jeweilige Gewerbeaufsichtsamt für die

Genehmigung von Offshore-Windparks zuständig. Bei dem Genehmigungsverfahren handelt es sich

um ein nicht-förmliches Verfahren, da keine gesetzlichen Vorgaben speziell für die Genehmigung von

Offshore-Windparks existieren. Das gesamte Genehmigungsverfahren wurde vom BSH entwickelt und

ist in drei Phasen unterteilt. Die Einleitung des Genehmigungsverfahrens, die Gelegenheit zur

Stellungnahme und die Bestimmung der Genehmigungsfähigkeit.

Der Genehmigungsantrag beinhaltet u. a. eine Darstellung des Offshore-Windparks mit Zeichnungen,

Plänen und Erläuterungen zum späteren Betrieb, als auch zu Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen.

In diesen Unterlagen müssen z. B. keine detaillierten Beschreibungen zu den technischen

Voraussetzungen der Windenergieanlagen enthalten sein. Nach dem Einreichen des Antrags wird

vom BSH der offizielle Beginn des Genehmigungsverfahrens bestimmt. Ist der Antrag nicht

Phase „Plan“

21

hinreichend detailliert und bestimmt, setzt das BSH dem Antragsteller eine Frist zur Nachbesserung.

Zeitgleich folgt die erste Beteiligungsrunde mit Trägern öffentlicher Belange (TöB). Dazu zählen u. a.

die Wasser- und Schifffahrtsdirektion, das Landesbergamt (Baugrunduntersuchungen), das

Umweltbundesamt und das Bundesamt für Naturschutz. Alle eingehenden Stellungnahmen werden

vom BSH durchgesehen und an den Antragsteller weitergeleitet. Dieser hat nun die Möglichkeit

innerhalb von vier Wochen eine eigene Stellungnahme abzugeben und, falls notwendig, das Projekt

anzupassen.

Es schließt sich die zweite Phase des Genehmigungsverfahrens an, bei der eine erweiterte

Beteiligungsrunde stattfindet. Hierbei werden auch Interessenverbände (z. B. Naturschutz-, Groß- und

Kleinschifffahrt-, Fischerei- sowie Windenergieverbände) in das Verfahren mit einbezogen. Parallel

erfolgt eine Beteiligung der Öffentlichkeit durch Auslegung der Antragsunterlagen.

Zwei bis vier Wochen nach Ablauf der vierwöchigen Frist zur Stellungnahme aus der zweiten

Beteiligungsrunde wird eine Antragskonferenz terminiert. Dieser Termin wird in den Nachrichten für

Seefahrer sowie zwei überregionalen Tageszeitungen öffentlich bekannt gegeben. Des Weiteren

werden die Antragsunterlagen an den Dienstorten des BSH in Hamburg und Rostock öffentlich

ausgelegt. Damit wird die Frist zur Stellungnahme für Jedermann eingeleitet. Diese dauert zwei

Wochen. Die Bekanntmachung an Jedermann entspricht der Bekanntgabe in Planfeststellungssachen

i.S.d. §§ 72 ff. Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG). Alle innerhalb der Frist eintreffenden

Stellungnahmen werden erneut vom BSH zur Vorbereitung einer Antragskonferenz an den

Antragsteller zugesandt.

Gleichzeitig wird geprüft, ob Beeinträchtigungen des Hoheitsgebietes oder der AWZ eines anderen

Küstenstaates durch grenzüberschreitende Auswirkungen möglich sind. Ist dies der Fall, werden die

betroffenen Küstenstaaten in das Genehmigungsverfahren mit einbezogen.

Die Antragskonferenz hat das Ziel, das Vorhaben zu erörtern, entgegenstehende Belange zu

betrachten und den Untersuchungsrahmen für das ökologische Begleitmonitoring festzulegen.

Außerdem wird eine Risikoanalyse von der zuständigen WSD durchgeführt. In der Antragskonferenz

müssen einvernehmliche Lösungen gefunden werden, die in einer Niederschrift festzuhalten sind. Der

Entwurf der Niederschrift wird an alle Beteiligten versandt. Diese haben dann erneut die Möglichkeit,

Stellung zu nehmen. Die Niederschrift wird anschließend überarbeitet und erneut an alle Beteiligten

versandt. Mit der Antragskonferenz endet die zweite Phase des Genehmigungsverfahrens.

In der dritten und letzten Phase des Genehmigungsverfahrens wird festgestellt, ob der Antrag

genehmigungsfähig ist. Hierzu müssen sowohl die Ergebnisse der Antragskonferenz, als auch die

Ergebnisse der ökologischen Begleituntersuchungen vorliegen. Ist die Genehmigungsfähigkeit

ausgeschlossen, wird das Projekt abgebrochen. Liegt die Genehmigungsfähigkeit vor, wird die dritte

Beteiligungsrunde durchgeführt. Die gesamten Unterlagen des Genehmigungsverfahrens werden

erneut an alle Beteiligten der zweiten Beteiligungsrunde zur Stellungnahme versandt. Parallel dazu

wird eine zweite öffentliche Anhörung durchgeführt. Die neuen Stellungnahmen werden vom BSH

durchgesehen und anschließend über die Genehmigungsfähigkeit entschieden. Ist der Antrag nicht

genehmigungsfähig, muss er wiederholt nachgebessert werden. Ist der Antrag genehmigungsfähig,

wird die örtlich zuständige WSD um Vorschläge für die erforderlichen Nebenbestimmungen gebeten.

Anhand dieser Nebenbestimmungen fertigt das BSH einen Genehmigungsentwurf an. Der Antrag

bedarf der Zustimmung von WSD und BfN.

Liegt die Zustimmung vor, gilt der Antrag als entscheidungsreif. Danach wird der

Genehmigungsbescheid erstellt, die Genehmigung wird erteilt und nach den Anforderungen des

Verwaltungszustellungsgesetz (VwZG) bekanntgegeben. Abschließend endet das

Genehmigungsverfahren mit der öffentlichen Bekanntmachung des Genehmigungsbescheides.

Phase „Plan“

22

Abbildung 8: Prozess "Genehmigungsverfahren durchlaufen Teil 1"

Phase „Plan“

23

Abbildung 9: Prozess "Genehmigungsverfahren durchlaufen Teil 2"

Phase „Plan“

24

Verfeinerung der Aktivität

„Genehmigungsentwurf anfertigen und Zustimmung von WSD und BfN einholen“

Die Verfeinerung der Aktivität dient der Abbildung der Abstimmung BSH, BfN und WSD. Die örtlich

zuständige WSD wird um Vorschläge für die erforderlichen Nebenbestimmungen zum

Genehmigungsbescheid gebeten. Anhand dieser Nebenbestimmungen fertigt das BSH einen

Genehmigungsentwurf an. Der Antrag bedarf der Zustimmung von WSD und BfN.

Abbildung 10: Verfeinerung " Genehmigungsentwurf anfertigen und Zustimmung von WSD und BfN einholen"

Phase „Plan“

25

3.3.4 Prozess „Planung und Vergabe Netzanschluss durchführen“

Leistung des Prozesses

Der Prozess bildet die Planung, Genehmigung und Vergabe des Netzanschlusses durch den

zuständigen Übertragungsnetzbetreiber ab. Entgegen der Planung und Vergabe der anderen OWP-

Gewerke wird der Netzanschluss ohne Mitwirkung des Projektierers abgewickelt. Sind der

Netzanschluss und der Offshore-Windpark durch das BSH genehmigt, kann mit der Verlegung des

Kabels begonnen werden.

Startereignis

Der Prozess wird durch ein verknüpfendes Startereignis ausgelöst, nachdem der vorangehende

Prozess „Konzept erstellen (Vorplanung)“ abgeschlossen ist. Nach der Konzepterstellung für die

Offshore-Windpark-Gewerke, wird vom Projektierer das Konzept für den Netzanschluss an die

aktuellen Planungsdetails der anderen Offshore-Windpark-Gewerke angepasst. Darauf aufbauend

werden die Informationen an den Übertragungsnetzbetreiber übergeben, wodurch der eigentliche

Prozess initiiert wird.

Endereignis

Der Prozess endet mit einer Auftragsvergabe des Übertragungsnetzbetreibers an einen

Kabelverleger. Die Auftragsvergabe wird dem Projektierer bekannt gegeben. Daraufhin werden über

zwei verknüpfende Endereignisse zwei Prozesse ausgelöst. Es folgen die Sicherung der Finanzierung

und weiterführende Feinspezifikationen (Ausführungsplanung) zu den Gewerken bzw. zum gesamten

Offshore-Windpark-Projekt.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess vom Projektierer angestoßen wurde, wird vom Übertragungsnetzbetreiber

zuerst die Planung der Netzanbindung durchgeführt (siehe Verfeinerung der Aktivität „Netzanbindung

planen“). Anschließend werden erste Abstimmungen mit Reedereien vorgenommen, um die

Verfügbarkeit von Spezialschiffen, entsprechend der Zeitplanung, zu gewährleisten.

Vergleichbar mit dem Genehmigungsantrag für den Offshore-Windpark, muss der

Übertragungsnetzbetreiber ebenfalls einen Genehmigungsantrag an das BSH stellen. Der Antrag wird

vom BSH bearbeitet (siehe Verfeinerung der Aktivität „Antrag Netzanbindung bearbeiten“). Kann der

Netzanschluss seitens des BSH nicht genehmigt werden, muss der Übertragungsnetzbetreiber

nachprüfen, ob der Antrag überarbeitet werden kann. Ist dies nicht der Fall, wird das Projekt

abgebrochen. Der Fall eines Scheiterns der Genehmigung wird hier nicht abgebildet, da hier der

Schwerpunkt zunächst darauf liegt, den gesamten Ablauf idealtypisch abzubilden.

Nach einer Genehmigung des BSH kann der Übertragungsnetzbetreiber die Auftragsvergabe

anstoßen (siehe Verfeinerung der Aktivität „Auftragsvergabe durchführen“). Eine Zusammenfassung

der Ergebnisse wird dem Projektierer zur weiteren Projektrealisierung übermittelt.

Phase „Plan“

26

Abbildung 11: Prozess "Planung und Vergabe Netzanschluss durchführen"

Phase „Plan“

27

Verfeinerung der Aktivität „Netzanbindung planen“

Die Planung der Netzanbindung wird vollständig vom Übertragungsnetzbetreiber übernommen. Erster

Prozessschritt ist eine Bodenuntersuchung, anhand derer die Kabelroute, die Kabelart und die

Verlegetechnik bestimmt werden. Im Anschluss werden entsprechende Spezialschiffe ausgewählt,

deren Verfügbarkeit mit den entsprechenden Reedereien im nächsten Prozessschritt geklärt wird.

Abbildung 12: Verfeinerung der Aktivität "Netzanbindung planen"

Phase „Plan“

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Verfeinerung der Aktivität „Antrag Netzanbindung prüfen“

Das BSH ermittelt in einem ersten Schritt die Position des Offshore-Windparks. Liegt der des

Offshore-Windparks innerhalb der 12-Seemeilen-Zone, ist für die Genehmigung des Netzanschlusses

die Landesbehörde, bzw. das Gewerbeaufsichtsamt des jeweils angrenzenden Bundeslandes

zuständig. Das BSH nimmt in diesem Fall nur eine koordinierende Position ein. Für Offshore-

Windparks innerhalb der AWZ führt, wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, dass BSH das

Genehmigungsverfahren durch. In beiden Zuständigkeitsfällen durchläuft der Antrag zur

Netzanbindung bei der zuständigen WSV anschließend ein weiteres Genehmigungsverfahren, um z.

B. die Beeinträchtigungen der Seeschifffahrt durch ein Seekabel zu prüfen. Liegen seitens der WSV

ebenfalls keine Bedenken vor, kann vom BSH eine abschließende Genehmigung an den ÜNB

ausgestellt werden.

Abbildung 13: Verfeinerung der Aktivität "Antrag Netzanbindung bearbeiten"

Phase „Plan“

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Verfeinerung der Aktivität „Auftragsvergabe durchführen“

Sobald die notwendigen Genehmigungen zur Netzanbindung vorliegen, kann der ÜNB mit der

Auftragsvergabe beginnen. Zielsetzung ist die rechtzeitige Fertigstellung der Netzanbindung, damit

eine schnellstmögliche Netzeinspeisung des Offshore-Windparks, bzw. einzelner Anlagen, erfolgen

kann.

Teilaufgaben der Netzanbindung werden entsprechend dem Lastenheft des Übertragungs-

netzbetreibers ausgeschrieben, eingehende Angebote gesichtet und ausgewählt. Der Teilprozess

endet mit der Vergabe des Netzanschlusses und dem Abschluss der Verträge. Die notwendigen

Informationen werden dem Projektierer zur Verfügung gestellt. Der Fall eines Scheiterns der

Auftragsvergabe wird hier nicht abgebildet, da hier der Schwerpunkt zunächst darauf liegt, den

gesamten Ablauf idealtypisch abzubilden.

Abbildung 14: Verfeinerung der Aktivität "Auftragsvergabe durchführen"

Phase „Plan“

30

3.3.5 Prozess „Gewerke konkretisieren (Entwurfsplanung)“

Leistung des Prozesses

Aufbauend auf der Vorplanungsphase leistet dieser Prozess einen wesentlichen Beitrag zur

Konkretisierung der baulichen Konzepte. In dieser Planungsphase werden u. a. die Anforderungen

seitens der Offshore-Windpark-Genehmigung (BSH) und der Netzanbindung (Übertragungs-

netzbetreiber) mit einbezogen.

Startereignis

Vorhergehender Prozess ist die Konzeptentwicklung aus der Vorplanungsphase. Nach Abschluss

dieses vorgelagerten Prozesses wird der Prozess „Gewerke konkretisieren (Entwurfsplanung)“ durch

ein verknüpfendes Startereignis angestoßen.

Endereignis

Das Endereignis ist ein verknüpfendes Endereignis, das den nachfolgenden Prozess „Planungen

vervollständigen und freigeben (Ausführungsplanung)“ auslöst. Die Informationen bilden nicht nur die

Grundlage für z. B. die Genehmigung, sondern auch für die baulichen Ausführungen der einzelnen

Gewerke (u. a. Zugangssystem zur Windenergieanlage).

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Die Entwurfsplanung zu den einzelnen Gewerken wird parallel erarbeitet, da die Gewerke aufeinander

aufbauen und später eine funktionierende Einhielt bilden müssen. Ferner erfolgen die Vorplanung zum

Seekabel sowie eine empfängerspezifische Zusammenfassung der Informationen.

Phase „Plan“

31

Abbildung 15: Prozess "Gewerke konkretisieren (Entwurfsplanung)"

Phase „Plan“

32

3.3.6 Prozess „Finanzierung sichern und Aufträge vergeben“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beinhaltet zwei Ziele, die den Baubeginn eines Offshore-Windparks einleiten. Zum einen

die Bereitstellung und Sicherung der Finanzierung durch geeignete Investoren sowie zum anderen die

Auswahl von Unternehmen, die nach einer eingehenden Due Diligence den Anforderungskriterien zur

Errichtung der Gewerke bzw. des Offshore-Windparks, entsprechen. Der Fall eines Verfehlens eines

der genannten Ziele oder beider genannter Ziele wird hier nicht abgebildet, da hier der Schwerpunkt

zunächst darauf liegt, den gesamten Ablauf idealtypisch abzubilden.

Startereignis

Das Genehmigungsverfahren für den Offshore-Windpark und die Planung der Netzanbindung sind

abgeschlossen. Daraufhin werden die Finanzierung des Gesamtprojektes sowie die Vergabe der

Gewerke durch den Projektierer durch ein verknüpfendes Startereignis angestoßen.

Endereignis

Das Prozessende ergibt sich aus dem Abschluss von Verträgen zu den einzelnen Gewerken und der

Verwaltung der Kredite/Finanzströme durch die Einrichtung eines Controllings. Anschließend, sofern

die Ausführungsplanung vollständig abgeschlossen ist, kann mit dem Bau des OWP begonnen

werden.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Im ersten Schritt muss der Projektierer/Auftraggeber das benötigte Eigenkapital aufbringen. In der

Regel beträgt dieses ein Drittel des Gesamtkapitalbedarfs bei einem projektfinanzierten Offshore-

Windpark. Anschließend wird das Konzept für die Investoren entwickelt und die Investorensuche

beginnt. Grundsätzlich kommen als Kreditgeber Investoren, Leasinggesellschaften und Banken in

Frage.

Beispielsweise unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit dem Offshore-Windenergie-

Programm die (Projekt-)Finanzierung der ersten zehn deutschen Offshore-Windparks. Die Mittel

werden dem Projektierer als Darlehen zur Verfügung gestellt. Der maximale Kreditbetrag der KfW

beträgt 400 Mio. € pro Projekt, wobei der Finanzierungsanteil von 50 % am gesamten

Fremdkapitalbedarf nicht überschritten werden darf.

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit ist ein Finanzierungspaket aus einem bankdurchgeleiteten

Kredit und einem maximal gleich hohen Direktkredit der KfW. Der Betrag des Direktkredits der KfW

darf die Höhe des Durchleitungskredits nicht übersteigen. Der maximale Kreditbetrag des

Finanzierungspaketes beträgt 700 Mio. € pro Projekt. Hier darf der Finanzierungsanteil von 70 % am

gesamten Fremdkapitalbedarf nicht überschritten werden.

Die Kreditlaufzeit für die Finanzierung beträgt bis zu 20 Jahre bei höchstens drei Tilgungsfreien

Anlaufjahren. Bevor der Projektierer den Kreditantrag bei einer Bank stellen kann, gilt es zu klären,

wie eventuelle Mehrkosten finanziert werden können. Der Kreditantrag wird von der Bank geprüft.

Dabei kann eine Nachbesserung angefordert werden. Wird der Kredit bewilligt, kann der Kreditvertrag

abgeschlossen werden. Die Bank wartet in jedem Fall auf eine Netzanschlusszusage seitens des

Übertragungsnetzbetreibers, bevor eine Auszahlung erfolgt.

Parallel zur Investorensuche wird eine Due Diligence möglicher Auftragnehmer für die Gewerke

durchgeführt. Ziel ist u. a. die Absicherung des Projektierers gegenüber Risiken bei der Vergabe von

Großaufträgen. Ist die Prüfung möglicher Auftragnehmer erfolgreich abgeschlossen und die

Finanzierung gesichert können die Verträge zum Bau des Offshore-Windparks geschlossen werden.

Phase „Plan“

33

Abbildung 16: Prozess "Finanzierung sichern und Aufträge vergeben"

Phase „Plan“

34

3.3.7 Prozess „Planungen vervollständigen und freigeben (Ausführungsplanung)“

Leistung des Prozesses

In dem Prozess findet die Ausführungsplanung der Gewerke statt. Auf Grundlage dieser Abschluss-

planung kann die Errichtung des Offshore-Windparks angestoßen werden.

Startereignis

Der Prozess wird durch die fertiggestellte Entwurfsplanung ausgelöst. Voraussetzungen für den

Prozessbeginn sind allerdings die Genehmigung des Offshore-Windparks durch das BSH sowie eine

erfolgreiche Vergabe des Netzanschlusses.

Endereignis

Die Ausführungsplanung ist abgeschlossen. Es wird ein detaillierter Zeitplan zur weiteren, baulichen

Realisierung des Offshore-Windparks erstellt.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Die Ausführungsplanung dient der Konkretisierung aller bisherigen Planungen. Die abschließende

Planungsphase schließt sich i.d.R. der Entwurfsplanung nach erfolgreicher Genehmigung des

Offshore-Windparks durch das BSH an. Parallel zur Ausführungsplanung wird die Offshore-Windpark-

Finanzierung durch den Projektierer vertraglich abgeschlossen. Die Ergebnisse der

Ausführungsplanung werden zusammengefasst und eine detaillierte Zeitplanung erstellt.

Phase „Plan“

35

Abbildung 17: Prozess "Planungen vervollständigen und freigeben (Ausführungsplanung)"

Phase „Plan“

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Verfeinerung der Aktivität „Ausführungsplanung Leitwarte und IKT-Konzept durchführen“

Die Verfeinerung beschreibt den Planungsprozess zur Raumplanung der Leitwarte und Installation der

notwendigen IKT-Struktur. Die Konzepte aus der Entwurfsplanung werden mit Unterstützung eines

IKT-Unternehmens und eines Planungsbüros abschließend konkretisiert, geprüft und in einem

Gesamtkonzept zusammengefasst.

Abbildung 18: Verfeinerung der Aktivität "Ausführungsplanung Leitwarte und IKT-Konzept durchführen"

Phase „Plan“

37

3.3.8 Weitere Prozesse der Phase „Plan“

Von den sekundären Prozessen der Phase „Plan“ wird im Folgenden die Risikoanalyse dargestellt.

Diese ist u. a. für die Bewertung möglicher Auftragnehmer (Due Diligence) für die Gewerke notwendig.

Risikomanagement aufbauen

Aufgabe des Projektierers ist es Risiken frühestmöglich zu identifizieren, zu analysieren und

anschließend zu bewerten. Dabei gilt es in erster Linie die Eintrittswahrscheinlichkeit und das

Schadenspotential zu ermitteln. Denkbar ist z. B. die Anwendung einer FMEA (Fehlermöglichkeits-

und Einflussanalyse) um die Risiken zu bewerten. Sind relevante Risiken erkannt, gilt es Strategien zu

entwickeln um die Risiken zu steuern und zu überwachen. Die Risiken und daraus resultierende

Maßnahmen müssen dokumentiert werden.

Abbildung 19: Prozess "Risikomanagement aufbauen"

Phase „Plan“

38

3.4 Definition Gewerke

Derzeit hat sich für die Definition der Gewerke in der Offshore-Branche noch kein Standard gefunden.

Um hier dennoch eine Unterscheidung der Gewerke vorzunehmen, wird eine Einteilung der Gewerke

anhand der Eigenständigkeit der jeweiligen Bauteile und deren Funktionalität getroffen. Die eindeutige

Trennung der Bauteile in Gewerke ist für die Darstellung der Referenzprozesse notwendig und soll im

Rahmen des GWPPM zu einer Standardisierung beitragen.

Fundament und Transition Piece (TP)

Unabhängig von der Fundamentart, stellt das Fundament ein eigenständiges Gewerk dar. Dies ist

insbesondere durch die Eigenständigkeit des Bauwerks und den besonderen Anforderungen unter

Wasser zu begründen. Das Transition Piece (TP) bildet die Verbindung von Fundament und dem

WEA-Turm. Da es bei anderen Offshore-Bauwerken (Umspannwerk, Messmast) ebenfalls ein

Fundament und ein TP gibt, findet daher eine logische Zuordnung zum Gewerk Fundament statt.

Windenergieanlage (WEA) (Turm, Gondel und Rotorstern)

Das Gewerk WEA unterteilt sich in den Turm, die Gondel und den Rotorstern. Im Gegensatz zu

Onshore-Anlagen, bei denen diese Bauteile eigenständige Gewerke darstellen, bietet sich diese

Unterteilung bei Offshore-Anlagen nicht an. Gründe dafür sind u. a. die Übersichtlichkeit (Reduzierte

Anzahl an Gewerken) und die Zusammenfassung der für die Energieerzeugung notwendigen

Bestandteile.

Umspannwerk (UW)

Das Umspannwerk (auch Umspannplattform) wird aufgrund mehrerer Alleinstellungsmerkmale als

eigenständiges Gewerk geführt. Diese Alleinstellungsmerkmale sind u. a. die Funktionalität

(Verbindung unterschiedlicher Spannungsebenen) sowie die eindeutige bauliche Unterscheidung von

allen anderen Offshore-Bauwerken. Fundament und TP zählen entsprechend der Definition nicht zum

UW.

Wohnplattform

Oftmals werden Umspannwerk und Wohnplattform begrifflich und funktional miteinander verbunden.

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen an eine Wohnplattform (z. B. HSE-Risiken, baulich

notwendige Trennungen, Funktionalität etc.) ist diese Offshore-Anlage als eigenständiges Gewerk zu

führen. Diese Unterscheidung ist auch dann anzuwenden, wenn Umspannwerk und Wohnplattform

miteinander verbunden sind.

Innerparkverkabelung

Die Innerparkverkabelung stellt, wie auch bei den anderen Gewerken, aufgrund seiner Funktionalität

und seiner Besonderheiten hinsichtlich der Installation und späteren Instandhaltung etc., ein

eigenständiges Gewerk dar.

Phase „Plan“

39

Seekabel (Netzanbindung)

Die Netzanbindung wird getrennt von der Innerparkverkabelung geführt. Die Innerparkverkabelung

leitet den Strom zum Umspannwerk, das Seekabel hingegen sorgt für die Anbindung eines oder

mehrerer OWP an das landseitige Stromnetz. Das Umspannwerk dient sozusagen als Schnittstelle

zwischen Innerparkverkabelung und Seekabel. Aufgrund dieser Unterscheidung in der Funktionalität,

aber auch hinsichtlich der Zuständigkeit (Seekabel => Übertragungsnetzbetreiber) wird das Seekabel

als eigenständiges Gewerk aufgeführt.

Leitwarte und IT-Konzept

Die Leitwarte und das dazugehörige IT-Konzept umfassen sowohl informationstechnische

Einrichtungen (Hard- und Software) als auch das entsprechende Gebäude und die Inneneinrichtung.

Neben der Auslegung der technischen Systeme zur Steuerung der Betriebsprozesse spielt auch die

räumliche Gestaltung eine wesentliche Rolle, da organisatorische Arbeitsplatzanforderungen, die der

Schichtbetrieb mit sich bringt, erfüllt werden müssen.

Phase „Build“

40

4 Phase „Build“

4.1 Akteure der Phase „Build“

Baudienstleister

Die Errichtung von Offshore-Windparks übernehmen Baudienstleister. Diese setzen Spezialschiffe zur

Installation von Fundamenten, Gründungsstrukturen und den Komponenten der Windenergieanlagen

(u.a. Turm, Gondel, Rotor) ein. Die Verfügbarkeit der Spezialschiffe, sog. „Hubplattformen“, stellt

derzeit einen Engpass für die Errichtung dar, weshalb eine frühzeitige und effiziente Abstimmung des

Projektierers mit den Baudienstleistern von großer Bedeutung ist.

Hafenbetreiber

In der Bauphase von Offshore-Windparks spielen die Häfen eine zentrale Rolle, da sie die

Schnittstelle zwischen Land und Meer sind. Hier werden die Komponenten zwischengelagert und

verladen. Insbesondere der Umschlag von Großkomponenten (hier besonders die mehrere hundert

Tonnen schweren Gründungsstrukturen) stellt hohe Anforderungen an die Hafeninfrastruktur.

Aufgrund dieser hohen Anforderungen stellen Häfen mit geeigneten Flächen einen Engpass für den

Ausbau der Offshore-Windkraft dar. Neben dem Umschlag von Komponenten dienen Häfen auch als

Basis für die Beförderung von Personal, das auf den Baustellen auf See arbeitet. Die

Personenbeförderung erfolgt mit speziellen Schiffen, den sog. „Crew Transfer Vessels“.

Logistikdienstleister

Der Bau von Offshore-Windparks bringt große logistische Herausforderungen mit sich. Diese

bestehen u.a. im Transport von Komponenten mit mehreren hundert Tonnen Gewicht (z.B.

Gründungsstrukturen: Tripod: 1000t). Daneben gibt es jedoch auch eine große Anzahl von

Versorgungs- und Personentransporten (sowohl der per Schiff als auch per Hubschrauber), die

koordiniert und zuverlässig ausgeführt werden müssen. Hierfür werden Logistikdienstleister mit einem

entsprechenden Angebot an Dienstleitungen eingesetzt.

IKT-Unternehmen

Die IKT-Unternehmen (IKT = Informations- und Kommunikationstechnologie) spielen bei der

Errichtung der Leitwarte und der Anbindung der Windenergieanlagen eine wichtige Rolle, da sie die

informationstechnische Auslegung planen und die Umsetzung betreuen. Darüber hinaus liefern sie

Steuerungs- und Managementsysteme für den Betrieb.

Phase „Build“

41

Hersteller

Unter den Begriff „Hersteller“ fallen Windenergieanlagenhersteller, Hersteller von Gründungs-

strukturen, Seekabelhersteller und Hersteller von Umspannwerken. In der Gewährleistungsphase

übernehmen die Hersteller die Instandhaltung der Anlagen und bekommen einen direkten Zugriff auf

die Leistungs- und Zustandsdaten (Greiner & Seyfert, 2011).

Betriebsgesellschaft

Die Betriebsgesellschaft ist das zentrale Organ bei Betrieb und Instandhaltung. Sie wird vom Betreiber

mit der gesamten administrativen und technischen Betriebsführung des Offshore-Windparks

beauftragt (Greiner & Seyfert, 2011).

4.2 Prozesslandkarte

Die in Abbildung 20 dargestellte Prozesslandkarte für die Phase „Build“ zeigt die wesentlichen

Prozesse bei der Errichtung von Offshore-Windparks. Im unteren Bereich sind die primären Prozesse

angeordnet. Diese Prozesse bilden die Errichtung der Gewerke ab: Windenergieanlagen,

Umspannwerk, Kabel und Leitwarte sowie Sekundärtechnik (u.a. People Tracking Systeme,

Notfallausrüstung und Kameras). Weiterhin gehören zu den primären Prozessen auch Test und

Inbetriebnahme.

Im oberen Bereich werden die sekundären Prozesse der Bauphase abgebildet. Hierzu zählen u.a. die

Koordination der Logistik, die Planung des Ressourceneinsatzes und die Abnahme der fertiggestellten

Gewerke.

Phase „Build“

42

Abbildung 20: Prozesslandkarte "Build"

Phase „Build“

43

4.3 Prozesse der Phase „Build"

4.3.1 Prozess „Umspannwerk errichten“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beschreibt die Errichtung des Umspannwerkes für den Offshore-Windpark von der

Vorbereitung des Baufeldes bis hin zur Installation der Plattform mit der Umspannwerkstechnik. Am

Ende des Prozesses ist das Umspannwerk errichtet, so dass die Innerpark-Verkabelung und die

Anbindung an die Offshore-Netzanschluss-Plattform des Übertragungsnetzbetreibers erfolgen

können.

Startereignis

Der Prozess wird durch den Baubeginn des Parks ausgelöst, wobei der Bau des Umspannwerkes je

nach Projektplanung auch zeitlich versetzt zum Bau der Windenergieanlagen begonnen werden kann.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem die Plattform mit der Umspannwerkstechnik installiert und die

Verkabelung (Innerpark-Verkabelung und Seekabel zur Anbindung an die Offshore-Netzanschluss-

Plattform des Übertragungsnetzbetreibers) vorbereitet ist. Dementsprechend gibt es zwei

verknüpfende Endereignisse, die jeweils einen nachgelagerten Prozess auslösen (Prozesse

„Netzanschluss herstellen“ und „Innerpark-Verkabelung verlegen“).

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nach Eintreten des beschriebenen Startereignisses wird zunächst das Baufeld vorbereitet. Dazu

gehört die Vermessung für die Positionierung der Gründungsstruktur und die Vorbereitung des

Meeresbodens für das Rammen der Gründungspfähle (Planierarbeiten, Beseitigung von Gestein).2

Nach der Vorbereitung der Baustelle werden die Gründungspfähle vom Hafen zur Baustelle auf See

gebracht, um dort in den Meeresboden gerammt zu werden. Anschließend wird die Gründungsstruktur

zur Baustelle auf See transportiert und installiert, indem sie mit den Gründungspfählen verbunden

wird. Dann wird die an Land vormontierte Plattform mit der Umspannwerkstechnik hinaus auf See

gebracht und auf die Gründungsstruktur aufgesetzt, sodass die Verkabelung des Windparks

vorbereitet werden kann.

2 In dem hier dargestellten Prozess wird die derzeit gängige Methode für die Errichtung von Offshore-Umspannwerken

betrachtet, bei der als Gründungsstruktur ein sog. „Jacket“ eingesetzt wird, das an in den Meeresboden gerammten Pfählen

befestigt wird. Derzeit sind weitere Methoden in der Entwicklung, bei denen die Plattform mit der Umspanntechnik und die

Gründungsstruktur als schwimmende Einheit an den Bestimmungsort gebracht werden, um dann mit Ballast abgesenkt und so

in einen sicheren Stand auf dem Meeresboden gebracht zu werden. Das hat den Vorteil, dass der teure Einsatz von speziellen

Kranschiffen, wie er bei der Jacket-Methode zur Montage der Plattform auf der Gründungsstruktur erforderlich ist, entfällt.

Phase „Build“

44

Abbildung 21: Prozess "Umspannwerk errichten"

Phase „Build“

45

4.3.2 Prozess „WEA errichten“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beschreibt die Errichtung der Windenergieanlagen (WEA) von der Vorbereitung des

Baufeldes bis hin zur Installation von Turm, Gondel und Rotorstern. Bei der Beschreibung der

Installation der Gründungsstrukturen beschränken sich die hier dargestellten Prozesse auf den

Einsatz von Tiefgründungen als derzeit gängigste Form der Gründung. Bei einer Tiefgründung werden

Pfähle in den Meeresboden gerammt, um Stabilität über eine formschlüssige Verbindung mit dem

Meeresboden herzustellen und dann Gründungsstrukturen an den Pfählen zu befestigen. Dieses

Verfahren wird bei den Gründungsstrukturen Monopiles, Tripiles, Jackets und Tripods angewendet.

Eine andere Art der Grünung sind Schwerkraftgründungen. Bei diesen Gründungen wird Stabilität

nicht über in den Meeresboden gerammte Pfähle, sondern über die Masse des Gründungskörpers

(z.B. Schwerkraftfundament) erreicht. Dieses Verfahren ist jedoch nur bei relativ geringen

Wassertiefen im küstennahen Bereich geeignet (vgl. Hau, 2008, S. 683).

Startereignis

Der Prozess wird durch den Baubeginn des Parks ausgelöst und läuft bei gleichzeitigem Bau

mehrerer Windenergieanlagen entsprechend mehrfach parallel ab, sodass Prozessschritte, wie z. B.

der Transport von Komponenten, für mehrere Windenergieanlagen zusammengefasst werden

können. Der Prozess kann je nach Projektplanung auch zeitgleich mit dem Bau von Umspannwerk

und Leitwarte ablaufen.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem jeweils eine komplette Windenergieanlage installiert und die

Verkabelung vorbereitet ist. Dementsprechend gibt es ein verknüpfendes Endereignis, das den

nachgelagerten Prozess „Innerpark-Verkabelung verlegen“ auslöst.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nach Eintreten des beschriebenen Startereignisses wird zunächst das Baufeld vorbereitet. Wie bei

dem Prozess „Umspannwerk errichten“ (Kap. 4.3.1) gehören dazu auch hier die Vermessung für die

Positionierung der Gründungsstruktur und die Vorbereitung des Meeresbodens für das Rammen der

Gründungspfähle (Planierarbeiten, Beseitigung von Gestein). Daraufhin werden die Gründungspfähle

vom Hafen zur Baustelle auf See gebracht, um dort in den vorbereiteten Meeresboden gerammt zu

werden. Anschließend wird die Gründungsstruktur zur Baustelle auf See transportiert und installiert,

indem sie mit den gerammten Gründungspfählen verbunden wird. Dieser Schritt entfällt beim Einsatz

von Monopiles, da der Monopile selbst als Gründungsstruktur dient. Ein etwas anderer Ablauf ergibt

sich beim Einsatz von Tripods. Hier wird nach der Vorbereitung des Baufeldes zuerst die

Gründungsstruktur aufgestellt und dann werden die Gründungspfähle gerammt. Nach der Errichtung

von Gründungsstruktur mit Gründungspfählen werden Turmsegment, Gondel und Rotorstern zur

Baustelle transportiert und montiert.

Beim Ablauf der Errichtung der Windenergieanlagen können je nach Errichtungskonzept verschiedene

Phase „Build“

46

Vorgehensweisen angewendet werden. Beispielsweise können die Windenergieanlagen nacheinander

errichtet werden, sodass kontinuierlich an einem Ort der Baustelle gearbeitet werden kann. Ein

anderer Ansatz ist, zunächst alle Gründungsstrukturen zu errichten, um dann alle Turmsegmente, alle

Gondeln und dann alle Rotorsterne zu montieren, sodass gleichartige Arbeitsgänge zusammengefasst

werden. Hier sind über den dargestellten Prozess hinaus weitere Vorgehensweisen möglich.

Best Practices und Besonderheiten

Die Ermittlung der optimalen Gestaltung der Abläufe hinsichtlich der Errichtung der

Windenergieanlagen (z.B. eine Windkraftanlage nach der anderen oder zuerst alle Gründungen, dann

alle Turmsegmente, dann alle Gondeln und dann alle Rotorsterne) könnte mittels Simulation erfolgen,

indem die Alternativen modelliert und simuliert werden, so dass sie hinsichtlich Dauer und Kosten

verglichen werden können.

Phase „Build“

47

Abbildung 22: Prozess "WEA errichten"

Phase „Build“

48

4.3.3 Prozess „Leitwarte errichten“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beschreibt die Errichtung der Leitwarte des Offshore-Windparks von der Errichtung bzw.

Einrichtung eines entsprechenden Gebäudes (an Land) bis hin zur Simulation des Betriebs der

installierten IKT-Systeme und der Vorbereitung der eigentlichen Inbetriebnahme.

Startereignis

Der Prozess wird durch den Baubeginn des Parks ausgelöst und kann je nach Projektplanung auch

zeitgleich mit dem Bau von Umspannwerk und Windenergieanlagen ablaufen.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem die Abnahme der fertigen Leitwarte durch die Betriebsgesellschaft

durchgeführt und der Testbetrieb des Gesamtsystems vorbereitet wurde.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nach Eintreten des beschriebenen Startereignisses wird zunächst ein Gebäude für die Leitwarte

erbaut oder ggf. umgebaut, damit die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden, um die

organisatorisch-technischen Anforderungen an die Inneneinrichtung einer Leitwarte mit Schichtbetrieb

erfüllen zu können (siehe „Best Practices und Besonderheiten“).

Nachdem die baulichen Voraussetzungen geschaffen wurden, installiert ein IKT-Unternehmen die

Systemkomponenten (Hard- und Software: SCADA-System, ERP-System, PC-Arbeitsplätze,

Großbildmonitore, Kommunikationseinrichtungen usw.) und verkabelt sie. Daraufhin werden die

Systeme über eine Simulation getestet, sodass sie zur Abnahme an die Betriebsgesellschaft

übergeben werden können. Daraufhin werden der Test und die Inbetriebnahme des Offshore-

Windparks vorbereitet.

Best Practices und Besonderheiten

Der Gestaltung der Inneneinrichtung kommt eine besondere Bedeutung bei der Leitwarte zu, da sie

für einen Schichtbetrieb ausgelegt wird und somit gesetzliche Anforderungen bzgl.

Arbeitsplatzgestaltung einhalten muss. Zudem muss die Leitwarte so gestaltet sein, das mehrere

Personen effizient parallel arbeiten können, damit ein zuverlässiger Betrieb des Offshore-Windparks

gewährleistet werden kann.

Phase „Build“

49

Abbildung 23: Prozess "Leitwarte errichten"

4.3.4 Prozess „Netzanbindung herstellen“

Leistung des Prozesses

Der Prozess beschreibt die Erstellung der Anbindung des Offshore-Umspannwerkes an die Offshore-

Netzanschluss-Plattform des Übertragungsnetzbetreibers. Netzanschluss-Plattformen werden von den

Übertragungsnetzbetreibern bereitgestellt, da sie gesetzlich dazu verpflichtet sind den erforderlichen

Netzanschluss zur Verfügung zu stellen, um den in Offshore-Windparks produzierten Strom in das

Übertragungsnetz an Land einspeisen zu können. Diese Plattformen werden über eine

Hochspannungsgleichstromverbindung an eine Konverterstation an Land angeschlossen, von wo aus

der auf See erzeugte Strom in das Übertragungsnetz eingespeist wird.

Phase „Build“

50

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem das Umspannwerk fertiggestellt ist. Daher wird er über ein

verknüpfendes Startereignis mit dem entsprechenden vorgelagerten Prozess („Umspannwerk

errichten“) verbunden.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem Anbindung des Offshore-Umspannwerkes an die Offshore-

Netzanschluss-Plattform des Übertragungsnetzbetreibers fertiggestellt ist und die Verlegung des

Seekabels dokumentiert wurde.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nach Eintreten des beschriebenen Startereignisses wird die Anbindung an den zu verbindenden

Plattformen (Offshore-Umspannwerk und Offshore-Netzanschluss-Plattform des Übertragungsnetz-

betreibers) vorbereitet. Danach erfolgen die Verlegung des Seekabels und die Herstellung der

Anbindung des Offshore-Umspannwerkes an die Offshore-Netzanschluss-Plattform. Abschließend

wird die Kabelverlegung dokumentiert, damit die Position des Kabels bei anderen Projekten bekannt

ist und Beschädigungen durch weitere Kabelverlegungen ausgeschlossen werden können.

Abbildung 24: Prozess "Netzanbindung herstellen"

Phase „Build“

51

4.3.5 Prozess „Innerpark-Verkabelung verlegen“

Leistung des Prozesses

In dem Prozess wird die Verkabelung der Windenergieanlagen mit dem Umspannwerk durchgeführt.

Dabei werden sogenannte „Cluster“ gebildet, in denen Windenergieanlagen gruppiert werden, um

dann entsprechend als Gruppe an das Umspannwerk angeschlossen zu werden. Innerhalb dieser

Gruppen werden die Windenergieanlagen zu einem Ring verbunden, womit das Umspannwerk zu

einem Punkt in diesem Ring wird und den erzeugten Strom von zwei Seiten aus aufnehmen kann.

D.h., dass bei einem Defekt in einem Kabelstrang immer noch eine weitere Verbindung zum

Umspannwerk besteht, sodass der produzierte Strom trotzdem beim Umspannwerk eingespeist

werden kann. Zur Verkabelung der Cluster mit dem Umspannwerk ist neben der Verlegung der Kabel

auch die Installation von mehreren technischen Komponenten, wie z.B. Lasttrenner und Messgeräte,

erforderlich.

Startereignis

Der Prozess wird begonnen, nachdem das Umspannwerk und die ersten Windenergieanlagen

errichtet sind.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem alle Windenergieanlagen bzw. alle Cluster an das Umspannwerk

angeschlossen worden sind. Das Endereignis besteht in einem verknüpfenden Endereignis, das den

nachgelagerten Prozess „Sekundärtechnik einrichten und Test vorbereiten“ auslöst.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird eine Reihe von

Aktivitäten ausgeführt. Es werden Lasttrenner, Messgeräte und Sensorik zur Steuerung und

Überwachung der Stromflüsse installiert. Weiterhin wird die Kommunikationstechnik installiert, mit der

diese Komponenten an die Systeme in der Leitwarte angebunden werden. Parallel dazu verlegt ein

Bauunternehmen die eigentliche Verkabelung am Meeresgrund. Daraufhin werden die Kabel am

Umspannwerk angeschlossen.

Phase „Build“

52

Abbildung 25: Prozess „Innerpark-Verkabelung verlegen“

4.3.6 Prozess „Sekundärtechnik einrichten und Test vorbereiten“

Leistung des Prozesses

In dem Prozess wird die Sekundärtechnik eingerichtet. Diese wird soweit wie möglich bereits bei der

Herstellung der verschiedenen Anlagenkomponenten von Umspannwerk und Windenergieanlagen an

Land installiert. In diesem Prozess erfolgt dann die Anbindung und Inbetriebnahme der

Sekundärtechnik sowie die Vorbereitung für die Testphase. Unter den Begriff Sekundärtechnik fallen

Komponenten, die nicht direkt an der Stromerzeugung und -übertragung beteiligt sind. Dazu gehören

bei den Windenergieanlagen z.B. Kommunikationssysteme, Kameras, Notfallausrüstung und People

Tracking Systeme. Beim Umspannwerk gehören hierzu noch weitere Systeme wie

Satellitenkommunikation, Notstromversorgung, Werkstattraum, Flugfunk zur Kommunikation mit

Hubschraubern usw. Wenn das Umspannwerk als Wohnplattform für Personal dient, wird weitere

Sekundärtechnik erforderlich: Evakuierungsvorrichtungen, Wasserversorgung, Wasserentsorgung,

Abfallentsorgung, Sanitäreirichtungen, Küche, Ruhe- und Freizeiträume.

Startereignis

Der Prozess wird begonnen, nachdem die Primärtechnik installiert ist. Der Prozess wird daher über

ein verknüpfendes Startereignis ausgelöst, das eintritt, wenn der Prozess „Innerpark-Verkabelung

Phase „Build“

53

verlegen“ abgeschlossen ist. Je nach geplantem Vorgehen für die Bauphase kann die Einrichtung der

Sekundärtechnik jedoch auch schon zum Teil direkt nach der Errichtung von Umspannwerk und

Windenergieanlagen erfolgen.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem die Komponenten der Sekundärtechnik eingerichtet und für den

Testbetrieb im Rahmen des nachgelagerten Prozesses „Test und Inbetriebnahme durchführen“

vorbereitet wurden. Dementsprechend ist das Endereignis ein verknüpfendes Endereignis, dass den

nachgelagerten Prozess auslöst.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird die

Sekundärtechnik an den Windenergieanlagen und am Umspannwerk eingerichtet. Danach wird der

Testbetrieb der eingebauten Komponenten im Rahmen des nachgelagerten Prozesses „Test und

Inbetriebnahme durchführen“ vorbereitet.

Abbildung 26: Prozess "Sekundärtechnik einrichten und Test vorbereiten"

Phase „Build“

54

4.3.7 Prozess „Test- und Inbetriebnahme durchführen“

Leistung des Prozesses

In dem Prozess wird die gesamte Technik des Windparks getestet. Dazu gehört das Entwickeln von

Prüfprozeduren und speziellen Testfällen, anhand derer die verschiedenen Komponenten getestet

werden. Weiterhin werden durch den Prozess Maßnahmen zur Beseitigung gefundener Fehler

eingeleitet. Wenn die Tests erfolgreich absolviert wurden, erfolgt die Abnahme durch die

Betriebsgesellschaft, womit die Tests abgeschlossen werden. Danach erfolgt die Inbetriebnahme des

Offshore-Windparks.

Startereignis

Der Prozess wird begonnen, nachdem die Primär- und Sekundärtechnik installiert, die Seekabel

verlegt sind und die Leitwarte errichtet ist. Es können jedoch auch einzelne Komponenten und

Teilsysteme zu einem früheren Zeitpunkt getestet werden. Da dieser Prozess jedoch die

abschließenden Tests vor der Inbetriebnahme darstellt, startet er erst nach dem die gesamte Technik

installiert ist.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, nachdem die gesamte Technik des Offshore-Windparks getestet und in

Betrieb genommen worden ist.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, werden die Tests

vorbereitet. Dabei wird die Durchführung von im Vorhinein entwickelten Prüfprozeduren und Testfällen

vorbereitet. Dann werden die Tests durchgeführt. Die Tests werden nach der Durchführung

ausgewertet und dokumentiert. Fehlerfreie Komponenten werden von der Betriebsgesellschaft

abgenommen. Für Komponenten an denen Fehler aufgetreten sind werden entsprechende

Verbesserungsmaßnahmen und erneute Tests eingeleitet, so dass sie letztendlich ebenfalls von der

Betriebsgesellschaft abgenommen werden können. Danach erfolgen mit der Inbetriebnahme die

Aufnahme des operativen Betriebs des Offshore-Windparks und die Einspeisung ins

Übertragungsnetz über die Offshore-Netzanschluss-Plattform des Übertragungsnetzbetreibers.

Phase „Build“

55

Abbildung 27: Prozess „Test- und Inbetriebnahme durchführen“

Phase „Build“

56

4.3.8 Weitere Prozesse der Phase „Build“

Neben den bisher für die Phase „Build“ dargestellten primären Prozessen laufen auch eine Reihe von

sekundären Prozessen in der Bauphase ab. Diese werden vom Projektierer durchgeführt, der, wie

schon in der Planungsphase, auch in der Bauphase eine zentrale Rolle einnimmt.

Wettervorhersagen auswerten

Die Durchführung der Bauarbeiten für einen Offshore-Windpark ist stark von den Wetterbedingungen

abhängig. Insbesondere Windstärke und Wellenhöhe beschränken die Ausführung der

Baumaßnahmen. Die entsprechenden Vorhersagen müssen daher permanent überwacht werden,

damit die Akteure im Baufeld kontinuierlich mit aktuellen Informationen zur Wetterlage versorgt

werden, um ihre Arbeit entsprechend einzuteilen bzw. bei Schlechtwetter rechtzeitig abzubrechen.

Bauarbeiten koordinieren

Der Projektierer muss alle Maßnahmen koordinieren, damit das komplexe Vorhaben effizient

abgewickelt werden kann. Dazu ist besonders die Abstimmung der verschiedenen Akteure wie

Logistikdienstleister, Hafenbetreiber, Bauunternehmen, IKT-Unternehmen usw. wichtig, denn

zwischen den einzelnen Teilaufgaben der Akteure bestehen vielfältige Abhängigkeiten, die bei der

Ausführung berücksichtiget werden müssen.

Projekt dokumentieren

Das gesamte Bauprojekt muss vollständig dokumentiert werden, um zum einen rechtliche

Anforderungen zu erfüllen und zum anderen vollständige Informationen zu allen baulichen und

technischen Anlagen zu verfügbar zu machen. Außerdem ist die Dokumentation ein wichtiger

Bestandteil der Projekt-Zertifizierung durch unabhängige Zertifizierungsgesellschaften.

Einsatz der Hubplattform planen

Der Einsatz der Hubplattform muss sorgfältig geplant werden, da die begrenzte Verfügbarkeit von

Hubplattformen derzeit einen Engpass bei der Errichtung von Offshore-Windparks darstellt. Sie

werden benötigt, um die mehrere hundert Tonnen schweren Lasten auf See zu installieren. Der

Einsatz dieser Spezial-Schiffe ist mit hohen Kosten verbunden, weshalb Verzögerungen soweit wie

möglich zu vermeiden sind.

Budget überwachen

Wie für jedes Projekt wird auch hier ein Budget vorgegeben, das eingehalten werden muss, um die

Rentabilität der Investition sicherzustellen.

Phase „Build“

57

Risiken überwachen

Die Überwachung von Risiken spielt in mehrerer Hinsicht eine wichtige Rolle. Zu überwachenden sind

u.a. Risiken in den Bereichen Baufortschritt und Finanzen sowie Sicherheit für Personal. Für den

Umgang mit Risiken sind entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten, die entweder in der

Vermeidung oder in der Versicherung bestehen können.

Termine Überwachen

Von besonderer Bedeutung ist die Überwachung von Terminen, da sich Verzögerungen bei

bestimmten Bauabschnitten auch andere Bauabschnitte auswirken und somit das ganze Projekt

verzögern können. Terminverschiebungen können zu hohen Kosten führen, wie z.B. bei einer

Verzögerung beim Einsatz von gecharterten Hubplattformen, bei denen unnötige Stillstandzeiten

täglich hohe Kosten verursachen.

Logistik koordinieren

Für die wirtschaftliche Durchführung eines Projektes zur Errichtung eines Offshore-Windparks sind gut

abgestimmte Logistikketten eine der wichtigsten Voraussetzungen. Denn nur wenn alle Bauteile,

Materialien und Ressourcen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der Richtigen Menge geliefert

werden, lässt sich das Bauprojekt effizient durchführen.

Bauabnahmen durchführen

Eine wichtige Aufgabe ist die Abnahme der errichteten Gewerke. Schon vor der Gesamtabnahme im

Rahmen des (primären) Prozesses „Test und Inbetriebnahme durchführen“ werden einzelne Gewerke

abgenommen, um eine kontinuierliche Qualitätssicherung zu gewährleisten.

Phase „Operate“

58

5 Phase „Operate“

5.1 Akteure und Schnittstellen

Die in der Lebenszyklusphase „Operate“ beteiligten Akteure sind im „Leistungssystem Offshore-

Windpark“ definiert (siehe Abbildung 1). In den für das GWPPM entwickelten Prozessen ist eine

Auswahl der definierten Akteure beteiligt, wie in Abbildung 28 gezeigt. Diese Abbildung zeigt die

BONAPART-Sicht „Organigramme“ (siehe Kap. 2.1). In diese Sicht wird die Darstellung des

Leistungssystems integriert. Dabei wird die BONAPART-Darstellung der Akteure über die Darstellung

des Leistungssystems gelegt und so mit dieser grafisch verknüpft. Die in der Lebenszyklusphase

„Operate“ betrachtete Auswahl von Akteuren ist grafisch hervorgehoben. Die einzelnen Akteure und

ihre Aufgaben werden im Folgenden kurz beschrieben (vgl. Greiner & Seyfert, 2011).

Betriebsgesellschaft

Die Betriebsgesellschaft ist das zentrale Organ bei Betrieb und Instandhaltung, da sie die Rolle des

Betriebsführers von Offshore-Windparks übernimmt. Sie wird vom Betreiber mit der gesamten

administrativen und technischen Betriebsführung des Offshore-Windparks beauftragt.

Hersteller

Unter den Begriff „Hersteller“ fallen Windenergieanlagenhersteller, der Hersteller der Gründungs-

strukturen, der Seekabelhersteller und der Hersteller des Umspannwerks. In den in der Phase

„Operate“ betrachteten Prozessen ist der Windenergieanlagenhersteller gemeint. Während der

Gewährleistung werden die Windenergieanlagenhersteller in die Instandhaltung eingebunden. Sie

bekommen einen direkten Zugriff auf die Leistungs- und Zustandsdaten der Anlagen und Techniker

der Hersteller übernehmen die Instandhaltungsarbeiten.

Transportunternehmer

Zu den Transportunternehmern zählen Reedereien, Flugdienstleister und Speditionen, wobei letztere

nicht im GWPPM berücksichtigt sind.

Externe Instandhaltungsunternehmen

Externe Instandhaltungsunternehmen (Im Modell kurz „externe IH-Unternehmen“) bieten Komplett-

und Teilangebote für Betriebsführung und Instandhaltung von Offshore-Windparks an. Die

Instandhaltungsunternehmen können herstellerunabhängige Dienstleister sein oder vom Hersteller als

eigenständiges Tochterunternehmen gegründet werden.

Lieferanten Hilfs-/ Betriebsstoffe, Ersatzteile

Bei Betrieb und Instandhaltung der Gewerke werden Betriebsstoffe und Ersatzteile benötigt. Die

Betriebsgesellschaften haben Verträge mit entsprechenden Produzenten und Lieferanten

geschlossen, um Materialengpässe zu vermeiden und eine gleichmäßige Qualität zu erhalten. Neben

der vertraglichen Gestaltung über Liefermengen und -zeiten, sind insbesondere vorgehaltene

Phase „Operate“

59

Lagermengen bestimmter Ersatzteile, die für die Instandhaltung des Offshore-Windparks erforderlich

sind, von Bedeutung. Daher werden im GWPPM Betriebsmittel und Ersatzteile, genauer gesagt, die

entsprechenden Lieferanten, in die Untersuchung einbezogen.

Zoll

Alle Waren, die zu einem sich in der sog. „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ befindlichen Offshore-

Windpark transportiert werden, müssen beim Zoll angemeldet werden.

Bundespolizei

Wenn Personen von Land aus zu einem Offshore-Windpark gebracht werden, handelt es sich um

einen Grenzübertritt, der bei der Bundespolizei angemeldet werden muss. Auch bei dem Rückweg

handelt es sich um einen anmeldungspflichtigen Grenzübertritt.

Transportmittel mit Besatzung

Die „Transportmittel mit Besatzung“ stellen die im Offshore-Windpark bei einem Tageseinsatz

agierenden Einheiten dar. Diese Einheiten bestehen aus den Transportmitteln (Schiff oder

Hubschrauber) mit den Transportmittelführern und den Einsatzteams, die mit den Transportmitteln zu

den Anlagen gebracht werden, um dort Arbeiten durchführen.

Phase „Operate“

60

Abbildung 28: Akteure der Phase "Operate" im „Leistungssystem Offshore-Windpark“

Phase „Operate“

61

5.2 Prozesslandkarte

Die in Abbildung 29 dargestellte Prozesslandkarte für die Betriebsphase beschreibt die Prozesse, die

bei der Betriebsführung zur Instandhaltungsplanung und -ausführung erforderlich sind. Der obere Teil

enthält sekundäre Prozesse der Betriebsführung. Diese werden zur Einleitung und Planung von

Instandhaltungsmaßnahmen sowie zur Erstellung von Abrechnungen und Reportings durchgeführt.

Der untere Teil der Prozesslandkarte enthält primäre Prozesse. Diese werden zur Ausführung,

Überwachung und Auswertung von Einsätzen im Offshore-Windpark durchgeführt. Die primären

Prozesse sind beim Betrieb von zentraler Bedeutung, da sie sich direkt auf die Anlagenverfügbarkeit

und damit auf Stromerzeugung und Umsatzgenerierung auswirken. Der gesamte Ablauf in der

Prozesslandkarte orientiert sich deshalb an einem „Hol-Prinzip“, bei dem die Sicherstellung der

Verfügbarkeit der Anlagen im Offshore-Windpark im Vordergrund steht. Das bedeutet, dass zunächst

die erforderlichen Maßnahmen im Rahmen der sekundären Prozesse erfasst werden und

anschließend die Bereitstellung der dafür benötigten Ressourcen geplant wird (ebenfalls im Rahmen

der sekundären Prozesse).

Ein anderer Ansatz wäre, zunächst die zur Verfügung stehenden Ressourcen zu erfassen, um dann

zu ermitteln, welche von den erforderlichen Maßnahmen damit durchgeführt werden können. Aufgrund

der hohen Umsatzausfälle durch den Stillstand einer Windenergieanlage wird es in der Praxis aber

i.d.R. so sein, dass der Betriebsführer eines Offshore-Windparks die schnelle Durchführung sämtlicher

erforderlicher Maßnahmen in den Vordergrund stellt und versuchen wird, fehlende Ressourcen durch

Dienstleister zu beschaffen.In diesem Zusammenhang spielt das Konzept der Betriebsführung eine

wichtige Rolle für die in der Prozesslandkarte dargestellten Prozesse. Dieser Prozesslandkarte liegt

ein Konzept zugrunde, bei dem der Windenergieanlagen-Hersteller die Instandhaltung der

Windenergieanlagen übernimmt. Derartige Konzepte sind häufig zu finden, da sich Betriebsführer zum

einen vertragliche Mindestverfügbarkeiten sichern können und zum anderen bei der Instandhaltung

auf das Wissen der Windenergieanlagen-Hersteller setzen können, was sich vor allem in den ersten

Betriebsjahren vorteilhaft auf die Effizienz der Instandhaltungsprozesse auswirken kann.

Eine Besonderheit der in Abbildung 29 gezeigten Prozesslandkarte ist die konkrete Darstellung der

Verknüpfung von sekundären und primären Prozessen. Die sekundären Prozesse im oberen Teil sind

Planungsprozesse (mit Ausnahme der Prozesse „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“,

„Optimierungspotenziale erfassen“, „Abrechnung erstellen“, und „Reporting erstellen“). Sie sind den

primären Prozessen im unteren Teil zeitlich-logisch vorgelagert, da diese die operative Umsetzung der

Planungen beinhalten.

Im Rahmen der Instandhaltungsplanung bzw. der sekundären Prozesse werden zunächst die

anstehenden Instandhaltungsmaßnahmen erfasst. Das beinhaltet u. a. die Angabe eines geplanten

Ausführungstermins und der erforderlichen Ressourcen. Hierbei handelt es sich um eine

Grobplanung, bei der nach dem oben beschriebenen Hol-Prinzip zunächst die zur Instandhaltung

erforderlichen Maßnahmen erfasst werden, um dann die zu den Ausführungsterminen erforderlichen

Ressourcen zu ermitteln und deren Bereitstellung zu planen. Wenn sich dabei ergibt, dass die

erforderlichen Ressourcen nicht wie gewünscht bereitgestellt werden können, wird eine

Plananpassung vorgenommen, bei der die sekundären Prozesse ein zweites Mal durchlaufen werden,

um dabei die Restriktionen aus der Ressourcenplanung und -bereitstellung in die Planung

einzuarbeiten. (Dabei müssen jedoch nur die für die Anpassungen relevanten Prozessschritte

durchgeführt werden). Wenn bis zum Ausführungstermin erneut Plananpassungen bzw.

Aktualisierungen erforderlich werden, wird wiederum ein neuer Durchlauf der Prozesse gestartet.

Somit ergibt sich eine iterative Planung im Rahmen der sekundären Prozesse. Dabei nimmt die

Genauigkeit der Ressourcenplanung mit jeder Iteration zu. Für den geplanten Ausführungstermin

stehen dann die aus dieser Planung hervorgegangenen Ressourcen bereit. Bei der

Tageseinsatzplanung werden dann die konkreten Einsätze der bereitgestellten Ressourcen festgelegt

und freigegeben. Dies wird in Abbildung 30 grafisch verdeutlicht.

Phase „Operate“

62

Abbildung 29: Prozesslandkarte "Operate"

Phase „Operate“

63

Die beschriebenen Iterationen der Grobplanung im Rahmen der sekundären Prozesse verlaufen in

der Abbildung entlang eines Trichters, der die zunehmende Genauigkeit der Planung veranschaulicht.

Die nebenstehenden Pfeile stehen für die Auslösung der sekundären Prozesse und die folgenden

Iterationen. Sie sind entsprechend der Symbole in der Prozesslandkarte in Abbildung 29 blau gefärbt.

Die primären Prozesse zur Einsatzplanung, -durchführung und -auswertung folgen auf die sekundären

Prozesse und sind der Prozesslandkarte entsprechend über orange Pfeile dargestellt. An der rechten

Seite der Darstellung werden die Aktivitäten der Prozesse grob skizziert. Die explizite Darstellung der

Prozesse inkl. aller Aktivitäten erfolgt unter Kapitel 5.5.

Abbildung 30: Iterative Planung in der Phase "Operate"

Phase „Operate“

64

5.3 Modellierung von Informationsflüssen

In den für die Lebenszyklusphase „Operate“ modellierten Prozessen wird eine Vielzahl von

Informationen benötigt. Im operativen Tagesgeschäft werden diese Informationen mittels

verschiedener Systeme gespeichert und an anderer Stelle wieder zur Verfügung gestellt. Diese

Informationsflüsse werden auch im Referenzprozessmodell abgebildet. Hierfür bietet BONAPART die

Möglichkeit, sogenannte „Speicher“ in die Prozesse einzusetzen (vgl. Kap. 2.2). Diese Speicher

werden an die Aktivitäten von Prozessen angebunden. Die Aktivitäten speichern oder entnehmen

dann Informationen. Weiterhin können Speicher auch Objekte aufnehmen. Solche Speicher können

beispielsweise ein Zwischenlager für Ersatzteile abbilden. In den Referenzprozessen werden Speicher

jedoch als Informationsspeicher eingesetzt, um beispielsweise Informationen zu anstehenden

Instandhaltungsmaßnahmen zu erfassen, so dass diese Informationen später bei der Einplanung der

erforderlichen Ressourcen verfügbar sind. Im Folgenden werden die in den Prozessen der

Lebenszyklusphase „Operate“ abgebildeten Informationen beschrieben. Die folgenden Abbildungen

zeigen die Modellierung der Informationen in BONAPART. Die Pfeile bedeuten in der KSA-Methode

von BONAPART „besteht aus“.

5.3.1 Informationen zu Maßnahmen im Maßnahmenpool

In den dargestellten Prozessen spielen Maßnahmen, die zur Instandhaltung von Anlagen ausgeführt

werden eine zentrale Rolle. Diese Maßnahmen beschreiben die für eine Instandhaltungsaufgabe an

einer Anlage im Offshore-Windpark erforderlichen Arbeiten, Materialien, Werkzeuge und

Personalqualifikationen. Sie werden in der Tageseinsatzplanung zu einem an dem betreffenden Tag

durchzuführenden Maßnahmenbündel zusammengefasst. D. h. eine Maßnahme wird immer so

gestaltet, dass sie im Rahmen eines einzelnen Tageseinsatzes durchgeführt werden kann.

Umfangreichere Instandhaltungsaufgaben werden in mehrere Maßnahmen unterteilt. Wenn eine

Entstörungs- oder eine Instandhaltungsaufgabe ansteht, werden die benötigten Informationen im

Rahmen einer solchen Maßnahme erfasst. Die Erfassung von Maßnahmen erfolgt über einen

Maßnahmenpool, in dem alle Maßnahmen angelegt und gespeichert werden. Dieser Maßnahmenpool

könnte über eine spezielle Software oder eine Komponente eines ERP-Systems umgesetzt werden,

was jedoch im Rahmen der Referenzprozesse nicht im Detail beschrieben wird. Dem in den

Prozessen verwendeten Maßnahmenpool liegt ein grobes Datenmodell zugrunde. Dieses ist

Bestandteil des BONAPART-Modells und gibt die Daten vor, die der in BONAPART als Speicher

umgesetzte Maßnahmenpool zu einer Maßnahme speichern kann. Abbildung 31 zeigt das

BONAPART-Diagramm dieses Datenmodells.

Phase „Operate“

65

Abbildung 31: BONAPART-Informationen im Maßnahmenpool

Phase „Operate“

66

5.3.2 Informationen zur Ressourcenplanung

Für die Prozesse zur Verwaltung und Planung von Ressourcen („Werkzeugbelegung planen“,

„Material bereitstellen“, „Personalplanung durchführen“ und „Transportplanung durchführen“) müssen

Informationen hinsichtlich Verfügbarkeit und Belegung gespeichert werden. Die in den

entsprechenden BONAPART-Diagrammen verwendeten Informationen sind in Abbildung 32

abgebildet.

Abbildung 32: Informationen zur Ressourcenplanung

5.3.3 Informationen zum Instandhaltungsmanagement und zur Einsatzüberwachung

Auch für die Durchführung der Prozesse „Tageseinsatz ausführen und überwachen“, „Zollanmeldung

durchführen“ sowie verschiedener Prozesse, die durch ein Instandhaltungsmanagementsystem (IH-

System) unterstützt werden, sind bestimmte Informationen erforderlich. Die in den entsprechenden

BONAPART-Diagrammen verwendeten Informationen sind in Abbildung 33 abgebildet.

Abbildung 33: Informationen zum Instandhaltungsmanagement und zur Einsatzüberwachung

Phase „Operate“

67

5.4 Analyse von Prozessen

Zusätzlich zur reinen Beschreibung der Prozesse im Rahmen der Dokumentation werden die

Prozesse der Betriebsphase weiter analysiert. Das ist erforderlich, weil sie im „Leistungssystem

Offshore-Windpark“ ablaufen und als Grundlage für die weitere Untersuchung dieses Systems

herangezogen werden sollen (siehe Kapitel 1.1). Die Analyse von Prozessen erfolgt anhand einer

qualitativen Beurteilung von verschiedenen Prozessmerkmalen, die in der einschlägigen Fachliteratur

zum Thema Geschäftsprozessmanagement beschrieben werden. Die möglichen Ausprägungen

dieser Prozessmerkmale werden im Folgenden beschrieben (vgl. Allweyer, 2005, S. 65 ff.). Zur

Veranschaulichung der Analyse der Prozessmerkmale wird eine grafische Darstellung in Form des in

Abbildung 34 gezeigten Beispiels verwendet. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Analysen

werden unter dem Punkt „Optimierungspotenzial“ Möglichkeiten zur Prozessverbesserung abgeleitet.

Abbildung 34: Auswertung von Prozessmerkmalen (Beispiel)

Strukturierungsgrad:

Der Strukturierungsgrad eines Prozesses gibt Auskunft darüber, wie weit die Details des Ablaufs im

Voraus festgelegt werden können. Ein stark strukturierter Prozess ist beispielsweise das Überprüfen

von Personalqualifikationen vor der Einsatzfreigabe. Hierbei kann im Voraus festgelegt werden,

welche Sicherheitsschulungen erforderlich sind, damit die betreffende Person einen Einsatz

durchführen darf. Der Ablauf einer solchen Prüfung kann exakt beschrieben werden:

Ermitteln, welche Sicherheitsschulungen die Einsatzdurchführung erfordert.

Prüfen, ob für die beteiligten Personen entsprechende Zertifikate über diese Schulungen vorliegen

Gültigkeit der Zertifikate prüfen

Einsatz freigeben

Ein weniger strukturierter Prozess ist beispielsweise das Beladen eines Schiffes im Hafen. Dieser

Ablauf ergibt sich im Detail erst durch die fallweisen Vorgehensweisen und Reihenfolgen die bei

unterschiedlichen Ladungsgegenständen (Volumen, Gewicht, Empfindlichkeit) erforderlich sind.

Phase „Operate“

68

Beurteilung des Strukturierungsgrades:

1 = gering Der Prozess lässt sich nur grob im Voraus festlegen

2 = mittel Der Prozess als Abfolge kann in konkreten Aktivitäten beschrieben werden

3 = hoch Der Prozess kann über Aktivitäten und deren Arbeitsschritte beschrieben werden

Mögliche Schlussfolgerungen aus dem Strukturierungsgrad:

Prozesse mit hohem Strukturierungsgrad eignen sich für eine Automatisierung, da der Ablauf immer

wieder gleich ist. Somit können diese Prozesse tendenziell gut durch IT-Systeme mit entsprechenden

Workflows (fest vorgegebene Bearbeitungsschritte) unterstützt werden.

Informations- bzw. Datenintensität:

Die Informations- und Datenintensität beschreibt die Menge an Daten bzw. Informationen, die bei der

Ausführung des Prozesses benötigt werden.

Beurteilung der Informations- und Datenintensität:

1 = gering Der Prozess kann weitgehend ohne Informationsaustausch ablaufen

2 = mittel Der Prozess benötigt bestimmte Daten und/oder Information

3 = hoch Der Prozess erfordert eine große Menge an Daten und/oder Information

Mögliche Schlussfolgerungen aus der Informations- bzw. Datenintensität:

Bei Prozessen mit hoher Informations- bzw. Datenintensität ist darauf zu achten, dass die Daten und

Informationen, wenn möglich in eine einheitliche Struktur gebracht werden, um die Verarbeitung

effizienter zu gestalten, indem entsprechende IT-Systeme eingesetzt werden.

Wiederholfrequenz:

Die Wiederholfrequenz gibt die Häufigkeit an, mit der ein Prozess ausgeführt wird. Eine hohe

Wiederholfrequenz hat z. B. ein Prozess wie das Anlegen von Instandhaltungsmaßnahmen in einem

Maßnahmenpool. Ein Prozess mit niedriger Wiederholfrequenz ist beispielsweise die Planung eines

Großkomponententausches (Rotor oder Gondel) an einer Offshore-Windenergieanlage.

Beurteilung der Wiederholfrequenz:

1 = selten einmal pro Jahr bis vierteljährlich

2 = mittel vierteljährlich bis wöchentlich

3 = häufig wöchentlich bis mehrmals täglich

Mögliche Schlussfolgerungen aus der Wiederholfrequenz:

Prozesse mit hoher Wiederholfrequenz sollten im Hinblick auf ihre Eignung für eine Automatisierung

untersucht werden. Dazu ist z.B. ein hoher Strukturierungsgrad vorteilhaft. Bei einer hohen

Wiederholfrequenz können tendenziell wesentliche Einsparungen durch eine Automatisierung

realisiert werden. Zur Überprüfung der Vorteilhaftigkeit einer Automatisierung sollten die

entsprechenden Einsparungen und die Kosten der Investition für die Automatisierung

gegenübergestellt werden.

Phase „Operate“

69

Umfang:

Der Umfang eines Prozesses beschreibt die benötigte Arbeitsleistung und den Einsatz von

Betriebsmitteln und Material.

Beurteilung des Umfangs:

1 = gering Personentage: Personentage ≤ 1 Personentag

UND

Material: nicht mehr als Büromaterial, Werkzeug, Kleinteile

UND

Betriebsmittel: kaum Beanspruchung, keine Blockierung

Der Umfang eines Prozesses wird nur dann mit „gering“ bewertet, wenn bei seiner

Ausführung bei keiner der drei Kategorien „Personentage“, „Material“ UND

„Betriebsmittel“ mehr als die beschriebenen Mengen erforderlich sind.

2 = mittel Personentage: 1 - 5

ODER

Material: Ersatzteile, spezielle Werkzeuge

ODER

Betriebsmittel: Durch den Prozess werden Betriebsmittel gebunden.

Der Umfang eines Prozesses wird mit „mittel“ bewertet, sobald bei seiner Ausführung

bei mindestens einer der drei Kategorien „Personentage“, „Material“ ODER

„Betriebsmittel“ mehr als die beschriebenen Mengen eines geringen Umfanges (s.o.)

erforderlich sind.

3 = hoch Personentage: > 5

ODER

Material: hinausgehend über: Ersatzteile, spezielle Werkzeuge

ODER

Betriebsmittel: Betriebsmittel werden in hohem Umfang benötigt.

Der Umfang eines Prozesses wird mit „hoch“ bewertet, sobald bei seiner Ausführung

bei mindestens einer der drei Kategorien „Personentage“, „Material“ ODER

„Betriebsmittel“ mehr als die beschriebenen Mengen eines mittleren Umfanges (s.o.)

erforderlich sind.

Mögliche Schlussfolgerungen aus dem Umfang:

Umfangreiche Prozesse sollten aufgrund des hohen Ressourcenbedarfs und der damit i.d.R.

verbundenen hohen Kosten grundsätzlich untersucht werden, um mögliche Einsparpotenziale zu

ermitteln.

Phase „Operate“

70

Dauer:

Die Dauer gibt an, wie lange es von der Auslösung bis zum Ende des Prozesses dauert. Der

Schiffstransport von Instandhaltungsmaterial von Land zu den Anlagen auf See könnte je nach

Entfernung des Windparks zur Küste eine Dauer im Stundenbereich haben, während die Montage von

Großkomponenten von Windenergieanlagen (z.B. bei einem Gondeltausch) einige Tage in Anspruch

nimmt.

Beurteilung der Dauer:

1 = gering < 1 Stunde

2 = mittel 1 Stunde – 1 Tag

3 = hoch > 1 Tag

Mögliche Schlussfolgerungen aus der Dauer

Bei Prozessen mit hoher Dauer sollte untersucht werden, welche Prozessschritte für die Durchlaufzeit

entscheidend sind und ob sich die entsprechenden Abläufe verkürzen lassen. Beispielsweise könnten

Wartezeiten durch parallele Ausführung von Prozessschritten oder durch bessere Abstimmung der

beteiligten Akteure vermieden werden.

Schnittstellenintensität:

Die Schnittstellenintensität beschreibt das Maß in dem Schnittstellen in einem Prozess genutzt

werden. Hierbei wird die Häufigkeit mit der der Prozess Schnittstellen zu anderen Akteuren der

Branche nutzt angegeben.

Beurteilung der Schnittstellenintensität:

1 = gering Anzahl Nutzung Schnittstellen: 0 - 2

2 = mittel Anzahl Nutzung Schnittstellen: 3 - 4

3 = hoch Anzahl Nutzung Schnittstellen: > 4

Mögliche Schlussfolgerungen aus der Schnittstellenintensität:

Bei Prozessen an deren Ausführung mehrere Akteure beteiligt sind sollten Möglichkeiten zur

informationstechnischen Unterstützung untersucht werden. Beispielsweise könnte die Abstimmung

der Akteure über sog. „Groupware“-Systeme mit gemeinsamer Plattform für Daten und Termine

erleichtert werden.

Optimierungspotenzial

Anhand der Analyseergebnisse können Prozesse auf Optimierungspotenziale hin untersucht werden.

Als Ausgangspunkt für die Ermittlung von Optimierungspotenzialen können die oben beschriebenen

möglichen Schlussfolgerungen aus den Ausprägungen der Prozessmerkmale herangezogen werden.

Soweit bei einzelnen Prozessen bereits heute schon zukünftige Optimierungsmaßnahmen absehbar

sind, werden diese auch beschrieben.

Phase „Operate“

71

5.5 Prozesse der Phase „Operate“

Im Folgenden werden die Prozesse der Phase „Operate“ beschrieben. Diese sind in der

Prozesslandkarte in Abbildung 29 enthalten und werden hier als Übersicht aufgelistet.

Übersicht:

5.5.1 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“ Seite 72

5.5.2 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ Seite 78

5.5.3 Prozess „Entstörungsmaßnahme einleiten“ Seite 82

5.5.4 Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ Seite 86

5.5.5 Prozess „Werkzeugbelegung planen“ Seite 91

5.5.6 Prozess „Material bereitstellen“ Seite 95

5.5.7 Prozess „Personalplanung durchführen“ Seite 99

5.5.8 Prozess „Transportplanung durchführen“ Seite 102

5.5.9 Prozess „Tageseinsatz planen und freigeben“ Seite 107

5.5.10 Prozess „Zollanmeldung durchführen“ Seite 107

5.5.11 Prozess „Personentransporte bei Bundespolizei anmelden“ Seite 116

5.5.12 Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ Seite 119

5.5.13 Prozess „Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“ Seite 124

5.5.14 Prozess „Optimierungspotenziale erheben“ Seite 128

5.5.15 Prozess „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“ Seite 131

5.5.16 Weitere Prozesse der Phase „Operate“ Seite 134

Phase „Operate“

72

5.5.1 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“

5.5.1.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der Abstimmung zwischen dem Hersteller der Windenergieanlagen und der

Betriebsgesellschaft des Offshore-Windparks bei der Instandhaltung der Windenergieanlagen. Die

Hersteller bieten die Instandhaltung der Anlagen als Dienstleistung an, so dass die

Betriebsgesellschaft insbesondere während der ersten Betriebsjahre einen gesicherten Zugriff auf das

für eine effiziente Instandhaltung erforderliche Wissen der Hersteller hat. Die Planung und

Durchführung der Instandhaltungsmaßnahmen wird in dieser Zeit vom Hersteller übernommen, jedoch

müssen alle Einsätze mit der Betriebsgesellschaft abgestimmt werden, da diese gesetzlich dazu

verpflichtet ist, alle Aktivitäten im Offshore-Windpark zu überwachen. D. h. der Hersteller muss die

durchzuführenden Maßnahmen bei der Betriebsgesellschaft anmelden, damit diese sicherstellen

kann, dass es zu keinen Behinderungen oder Gefährdungen kommt, wenn verschiedene Akteure im

Park arbeiten. (Neben den Herstellern sind auch andere Unternehmen am Betrieb beteiligt, wie z. B.

die Betreiber von speziellen People Tracking Systemen). Das betrifft sowohl die Arbeiten an den

Anlagen selbst als auch den entsprechenden Schiffs- und Hubschrauberverkehr.

Der Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“ umfasst die Anmeldung einer

Maßnahme bei der Betriebsgesellschaft, ihre Erfassung in einem Maßnahmenpool und die

Abstimmung und Bestätigung des Durchführungstermins. Der Maßnahmenpool beinhaltet alle

Maßnahmen von allen am Betrieb beteiligten Akteuren. Damit kann die Betriebsgesellschaft ein

zentrales Management der Aktivitäten im Windpark betreiben und die Durchführungstermine von

Maßnahmen aller Akteure verwalten. Am Ende des Prozesses ist die jeweilige Maßnahme

angemeldet und der Durchführungstermin ist bestätigt, so dass die weitere Planung der Durchführung

in nachfolgenden Prozessen ausgelöst wird.

Startereignis

Der Prozess kann durch zwei verschiedene Startereignisse beim Hersteller ausgelöst werden.

1. Zum einen wird er regelmäßig ausgelöst, wenn der Planungszeitpunkt für eine Wartungs- oder

eine Inspektionsmaßnahme erreicht ist. Durch diesen Zeitpunkt soll ein rechtzeitiger Beginn der

Planung und Vorbereitung der Maßnahme sichergestellt werden.

2. Zum anderen wird der Prozess (unregelmäßig) durch einen auftretenden Bedarf an einer

Instandsetzungs- und Verbesserungsmaßnahme ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess hat zwei Endereignisse.

1. Nachdem die Betriebsgesellschaft den Termin der Maßnahme bestätigt hat wird ein

nachfolgender Prozess angestoßen. Dies wird über ein verknüpfendes Endereignis dargestellt,

das den Namen des folgenden Prozesses trägt: „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“.

In diesem Prozess werden u. a. die erforderlichen Schifftransporte für das Personal des

Windenergieanlagen-Herstellers organisiert.

Phase „Operate“

73

2. Weiterhin wird auch beim Hersteller ein Nachfolgeprozess ausgelöst. Diese Verbindung wird

durch das verknüpfende Ereignis „Auslösen der internen Planungsprozesse beim Hersteller“

dargestellt.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nach Eintreten eines der beschriebenen Startereignisse werden vom Hersteller zunächst alle

erforderlichen Informationen und Ressourcen für eine entsprechende Maßnahme zusammengestellt.

Dann wird die Maßnahme bei der Betriebsgesellschaft angemeldet. Die Betriebsgesellschaft legt die

Maßnahme in einem Maßnahmenpool an und vergibt eine Maßnahmen-Nummer. Unter dieser

Nummer erfasst sie die vom Hersteller übermittelten Maßnahmendaten. Daraufhin werden

Terminkonflikte geprüft. Hierbei wird sicherstellt, dass es zu keinen Behinderungen oder

Gefährdungen durch oder von anderen Akteuren kommt, die zur gleichen Zeit im Park arbeiten. Um

dies zu prüfen, werden die anderen für diesen Termin im Maßnahmenpool erfassten Maßnahmen

aufgerufen.

Wenn es keine derartigen Konflikte gibt, wird der Termin bestätigt. Diese Bestätigung wird dann vom

Hersteller erfasst und es wird daraufhin die Planung der Ausführung ausgelöst. Bei der

Betriebsgesellschaft wird die Maßnahme dann in die Ressourcenplanung aufgenommen. Hier werden

z. B. die erforderlichen Schifftransporte für das Personal des Herstellers organisiert.

Wenn bei der Prüfung von Terminkonflikten jedoch Überschneidungen erkannt werden, muss ein

alternativer Termin gesucht und dem Hersteller vorgeschlagen werden. Dieser prüft dann den

alternativen Termin. Ist der Termin passend, wird er angenommen und die Betriebsgesellschaft kann

die Daten im Maßnahmenpool entsprechend anpassen indem sie den neuen Termin erfasst und im

Maßnahmenpool speichert. Wenn der alternative Termin jedoch vom Hersteller abgelehnt wird, wird

eine Iteration durchlaufen, bei der erneut ein alternativer Termin von der Betriebsgesellschaft

vorgeschlagen wird.

Best Practices und Besonderheiten

Bei der Erfassung der angemeldeten Maßnahmen wird eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen

aufgenommen. Dies gilt neben den Maßnahmen, die ein Hersteller anmeldet auch für Maßnahmen die

von weiteren Akteuren angemeldet werden (z. B. zur Wartung der IT-Infrastruktur durch eine

IT-Unternehmen). Um die Informationen all dieser Maßnahmen fehlerfrei und schnell erfassen zu

können, sollten alle Akteure die Anmeldung von Maßnahmen mittels eines einheitlichen Formulars

durchführen. Diese Formulare sollten so gestaltet sein, dass die Daten entsprechend der Reihenfolge

der Erfassung im Maßnahmenpool aufgelistet sind, sodass zukünftig auch ein automatisiertes

Importieren der Anmeldungen in den Maßnahmenpool umgesetzt werden kann.

Phase „Operate“

74

Abbildung 35: Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“

Phase „Operate“

75

Verfeinerung der Aktivität „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“

Die Aktivität „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“ wird wie in Abbildung 36 dargestellt in

Arbeitsschritte unterteilt. Diese Arbeitsschritte dienen zur Erfassung von Maßnahmendaten im

Maßnahmenpool. Als „allgemeine Maßnahmendaten“ werden folgende Daten bezeichnet:

• Maßnahmen-Art Kategorie, z.B. „Inspektion Rotorblatt“

• Anlage: Beschreibt, an welcher Anlage eine Maßnahme erfolgt

• erforderliche Arbeiten: Beschreibt, welche Arbeiten durchgeführt werden sollen

• ausführendes Unternehmen: Gibt das Unternehmen, dass eine Maßnahme ausführt an (z.B. ein Dienstleister für Rotorblattwartung)

• Priorität: Gibt die Wichtigkeit einer Maßnahme an

• Geplanter Termin: Gibt den geplanten Tag der Durchführung an

• Dauer: Gibt die (voraussichtliche) Dauer der Ausführung an

• FAZ: frühester Anfangszeitpunkt (Wann kann einen Maßnahme frühestens durchgeführt werden?)

• SEZ: spätester Endzeitpunkt

(Wann muss einen Maßnahme spätestens durchgeführt

werden?)

Phase „Operate“

76

Abbildung 36: Verfeinerung „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“

Phase „Operate“

77

5.5.1.2 Analyse

Prozess:

„Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 2

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 3

Strukturierungsgrad: 2

Der Prozess kann über konkrete Aktivitäten beschrieben werden, jedoch lassen sich nicht für alle

Aktivitäten konkrete Arbeitsschritte festlegen. Dies betrifft vor allem die Aktivitäten „erforderliche

Ressourcen ermitteln“ und „alternativen Termin suchen“.

Informations- / Datenintensität: 2

Der Prozess benötigt bestimmte Daten und Informationen wie z. B. die Maßnahmendaten, die der

Hersteller bei der Anmeldung einer Maßnahme übermittelt.

Wiederholfrequenz: 3

Die Abstimmung der Instandhaltung mit dem Hersteller ist einen kontinuierlich durchzuführende

Aufgabe. Daher läuft der Prozess mehrmals pro Woche ab. Dementsprechend ist die

Wiederholfrequenz hoch.

Umfang: 1

Der Umfang des Prozesses ist eher gering. Es ist für die Bearbeitung i.d.R. nur eine Person auf Seite

des Betreibers und eine auf Seite des Herstellers erforderlich.

Dauer: 2

Die Dauer des Prozesses hat einen großen Schwankungsbereich, was besonders durch die

Abstimmung bei Terminkonflikten verursacht wird. Diese kann völlig unproblematisch verlaufen oder

mehrere Terminvorschläge erfordern.

Schnittstellenintensität: 3

Die Schnittstellenintensität ist sehr hoch. Der Grund dafür liegt bei der teils schwierigen Abstimmung

von Terminen, welche teilweise mehrere Iterationen erfordern kann bis ein passender Termin

zwischen den Akteuren vereinbart werden kann.

Phase „Operate“

78

Optimierungspotenzial

Eine mögliche Optimierung könnte in diesem Prozess dadurch erreicht werden, dass man den

umständlichen Weg der Terminfindung und -abstimmung vereinfacht. Ein großes Problem liegt darin,

dass der Hersteller zum Planungszeitpunkt (Eintreten des Startereignisses) noch keine Informationen

über die von anderen Akteuren zu einem Termin geplanten Maßnahmen im Offshore-Windpark hat.

Diese Information ist von großer Bedeutung, da die Durchführung von Arbeiten so koordiniert werden

muss, dass es zu keinen Behinderungen oder Gefährdungen durch oder von anderen Akteuren

kommt, die zur gleichen Zeit im Park arbeiten. Wenn der Hersteller also einen Termin für eine

anstehende Maßnahme auswählt, kann er dies nur mit Vorbehalt tun, da er die Terminbestätigung von

der Betriebsgesellschaft bzw. die Abstimmung eines alternativen Termins abwarten muss. Dieses

Problem ließe sich beseitigen, wenn der Hersteller einen lesenden Zugriff auf die Terminplanung im

Maßnahmenpool hätte. Dann könnte er selbstständig freie Termine identifizieren und seine

Maßnahmen gezielt terminieren, so dass Terminkonflikte mit anderen Akteuren, die Maßnahmen im

Park durchführen, von vornherein ausgeschlossen werden können. Die Umsetzung dieser

Optimierungsmaßnahme wird in Kapitel 7.2 beschrieben.

5.5.2 Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

5.5.2.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der Planung und Erfassung von Instandhaltungsmaßnahmen der

Betriebsgesellschaft. Im Gegensatz zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller

abstimmen“, der speziell die Abstimmung der durch den Windenergieanlagen-Hersteller

durchgeführten Instandhaltungsaufgaben darstellt, wird hier die Planung der von der

Betriebsgesellschaft selbst koordinierten Instandhaltungsaufgaben abgewickelt. Diese betrifft alle

Anlagenteile, die nicht über die vertragliche Instandhaltung der Windenergieanlagen-Hersteller

abgedeckt sind, wie z. B. die IT-Infrastruktur, die Innerpark-Verkabelung oder das Umspannwerk.

Der Prozess beinhaltet das Anlegen einer neuen Maßnahme mit der Planung des weiteren

Vorgehens, das beispielsweise den Einsatz eines technischen Dienstleisters vorsehen kann.

Weiterhin werden allgemeine Maßnahmendaten erfasst. Am Ende des Prozesses ist eine anstehende

Maßnahme mit den für die Beschaffung der erforderlichen Ressourcen nötigen Informationen im

Maßnahmenpool angelegt.

Startereignis

Der Prozess kann durch vier verschiedene Startereignisse ausgelöst werden.

1. Das Startereignis „Planungszeitpunkt für Inspektions-/ Wartungsmaßnahme erreicht“ löst den

Prozess aus, wenn eine Planungsfrist für eine Wartungs- oder eine Inspektionsmaßnahme

abläuft. Durch diese Fristen soll ein rechtzeitiger Beginn der Planung und Vorbereitung der

Maßnahme sichergestellt werden.

2. Weiterhin wird der Prozess durch das Startereignis „Bedarf an Instandsetzungs-/

Verbesserungsmaßnahme tritt auf“ ausgelöst. Es löst den Prozess durch das Auftreten des

Bedarfs an einer Instandsetzungs- und Verbesserungsmaßnahme aus.

3. Das Startereignis „Plananpassung erforderlich“ löst den Prozess aus, wenn eine Anpassung der

Planung erforderlich ist. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn Ersatzteile oder Transportmittel, die

für die Maßnahme erforderlich sind, nicht an dem geplanten Termin zur Verfügung gestellt werden

können.

Phase „Operate“

79

4. Das Startereignis „Folgemaßnahme erforderlich“ löst den Prozess aus, wenn eine bereits

durchgeführte Maßnahme im Rahmen des Prozesses „Einsatz auswerten und Abrechnung

vorbereiten“ (Aktivität „Maßnahmen auf erfolgreiche Durchführung prüfen“) als nicht erfolgreich

eingestuft wurde, so dass eine Folgemaßnahme durchgeführt werden muss.

Endereignis

Der Prozess wird beendet, nachdem die Maßnahme mit ihren allgemeinen Maßnahmendaten erfasst

wurde. Das Endereignis ist ein verknüpfendes Endereignis, durch das der nachfolgende Prozess

„Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ ausgelöst wird.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nach Eintreten eines der drei Startereignisse „Planungszeitpunkt für Inspektions-/

Wartungsmaßnahme erreicht“, „Bedarf an Instandsetzungs-/ Verbesserungsmaßnahme tritt auf“ oder

„Folgemaßnahme erforderlich“ werden zunächst die Instandhaltungsdaten (IH-Daten) zu den

betreffenden Anlagenkomponenten aufgerufen, um die für die folgende Maßnahmenplanung

erforderlichen Informationen zu erhalten. Danach wird eine neue Maßnahme im Maßnahmenpool

angelegt. Dabei wird eine neue Maßnahmennummer vergeben. Wird der Prozess durch das

Startereignis „Plananpassung erforderlich“ ausgelöst, werden diese Schritte übersprungen, da nur

eine bereits im Maßnahmenpool vorhandenen Maßnahme bearbeitet wird.

Daraufhin wird das weitere Vorgehen geplant. Hierbei wird auch entschieden, ob ein Dienstleister zur

Ausführung der Maßnahme herangezogen werden soll. Wenn das der Fall ist, findet eine Abstimmung

mit dem entsprechenden Dienstleister statt, bevor die allgemeinen Maßnahmendaten (zu denen die

Angabe des ausführenden Unternehmens gehört) im Maßnahmenpool erfasst werden. Bei einer

Plananpassung werden nur die Schritte durchlaufen, die zu dieser Anpassung der Daten im

Maßnahmenpool erforderlich sind.

Best Practices und Besonderheiten

Eine Besonderheit in diesem Prozess ist das Startereignis „Plananpassung erforderlich“. Durch dieses

Startereignis erfolgt eine Rückkopplung der nachgelagerten Prozesse der Ressourcenplanung und -

bereitstellung („Personalplanung durchführen“, „Transportmittelplanung durchführen“, „Werkzeug-

belegung planen“, und „Material bereitstellen“) auf die Planung der Maßnahmen, die diese

Ressourcen erfordern.

Diese Rückkopplung ist erforderlich, da es auch bei fristgerechter Planung nicht immer möglich sein

wird, alle Ressourcen wie gewünscht zur Verfügung zu stellen. Der Grund dafür liegt in den

Auswirkungen von nicht beeinflussbaren Faktoren, die z. B. bei der Beschaffung von Ersatzteilen oder

bei der Buchung von Schiffen Verzögerungen nach sich ziehen können. Somit wird es dazu kommen,

dass Planungen überarbeitet bzw. aktualisiert werden müssen. Dieser Umstand kann durch diesen

Prozess berücksichtigt werden. In dem Fall wird er durch das Startereignis „Plananpassung

erforderlich“ ausgelöst.

Verfeinerung der Aktivität „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“

Diese Aktivität ist, bis auf die Start- und Endereignisse (diese entsprechen den vor und

nachgelagerten Aktivitäten), dieselbe wie im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller

abstimmen“ und wurde bereits unter 5.5.1.1 beschrieben (siehe Abbildung 36).

Phase „Operate“

80

Abbildung 37: Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

Phase „Operate“

81

5.5.2.2 Analyse

Prozess:

„Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 2

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 2

Strukturierungsgrad: 2

Der Prozess kann über konkrete Aktivitäten beschrieben werden, jedoch lassen sich nicht für alle

Aktivitäten konkrete Arbeitsschritte festlegen. Dies betrifft vor allem die Aktivität „weiteres Vorgehen

planen“ bei der technische Fragestellungen geklärt und die durchzuführenden Arbeiten im Einzelnen

festgelegt werden.

Informations- / Datenintensität: 3

Der Prozess benötigt bestimmte Daten und Informationen um die aus technischer Sicht

durchzuführenden Arbeiten festzulegen.

Wiederholfrequenz: 3

Die Instandhaltung ist ein wesentlicher Teil der Betriebsführung und die entsprechenden Prozesse

gehören zum Tagesgeschäft. Dementsprechend läuft der Prozess mehrmals täglich ab und weist eine

hohe Wiederholfrequenz auf.

Umfang: 1

Der Umfang des Prozesses ist eher gering. Es ist für die Bearbeitung i.d.R. nur eine Person auf Seite

der Betriebsgesellschaft und ggf. eine auf Seite eines evtl. eingesetzten Dienstleisters erforderlich.

Dauer: 2

Die Dauer des Prozesses hat einen großen Schwankungsbereich, was besonders durch die Aktivität

„Planung der weiteren Vorgehens“ verursacht wird. Diese Planung kann je nach Komplexität der

Maßnahme (z.B. bei einem zu beauftragenden Dienstleister) auch einen größeren Teil des Tages

einer Person in Anspruch nehmen.

Schnittstellenintensität: 2

Die Schnittstellenintensität ist aufgrund der Abstimmung mit Dienstleistern mittleren Grades

ausgeprägt.

Phase „Operate“

82

5.5.3 Prozess „Entstörungsmaßnahme einleiten“

5.5.3.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der Reaktion auf Fehlermeldungen, die im Leitstand durch die Systeme zur

Anlagenüberwachung und -steuerung (Leitsysteme wie SCADA-Systeme) eingesetzt werden. Die

Leistung, die der Prozess erbringt, besteht in der Auslösung der zur Störungsbehebung erforderlichen

Maßnahmen bzw. in der Durchführung dieser Maßnahmen, sofern die Störungen mit den technischen

Mitteln der Fernwirkanlagen (z. B: Lasttrennschalter zur Steuerung der Anbindung von

Windenergieanlagen an die Innerparkverkabelung) von der Leitwarte aus behoben werden können.

Die erbrachte Leistung des Prozesses ist je nach Verlauf entweder die Behebung der Störung durch

Fernwirktechnik oder, wenn dies nicht möglich ist, die Auslösung der Planung einer Maßnahme, bei

der die zur Behebung der Störung erforderlichen Arbeiten an der betroffenen Anlage durchgeführt

werden.

Startereignis

Das Startereignis für den Prozess ist das Auftreten einer Störungsmeldung im Leitsystem. Dieses

Ereignis macht eine Reaktion erforderlich, die durch den folgenden Prozess umgesetzt wird.

Endereignis

Es gibt für diesen Prozess zwei Endereignisse.

1. Zum einem ist der Prozess beendet, wenn die Entstörung über die Fernwirktechnik behoben

werden konnte.

2. Wenn dies nicht möglich ist, werden weitere Maßnahmen geplant und im Maßnahmenpool

angelegt. In dem Fall endet der Prozess mit einem verknüpfenden Endereignis, dass den

nachfolgenden Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ auslöst, sobald die

allgemeinen Maßnahmendaten (Priorität, Termin usw.) erfasst wurden.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nach Eintreten des Startereignisses, also nach einer Störungsmeldung vom Leitsystem, werden

zunächst die Betriebsdaten und die Daten aus dem Instandhaltungsmanagementsystem (IH-

Managementsystem) ausgewertet. Dabei wird die Störung von technisch entsprechend qualifiziertem

Personal analysiert, um die Ursache und die nötigen Aktivitäten zur Beseitigung der Störung zu

bestimmen. Je nach Ergebnis dieser Analyse wird das Problem entweder von der Leitwarte aus über

Fernwirkeinrichtungen behoben oder es wird die Planung einer Maßnahme ausgelöst, bei der die

Störung vor Ort an der Anlage behoben wird.

Kann das Problem über die Möglichkeiten der Fernwirktechnik behoben werden, werden die

Fernwirkeinrichtungen entsprechend angesteuert. Danach wird der Vorfall dokumentiert und der

Prozess ist abgeschlossen. Wenn eine Störung jedoch Arbeiten an der Anlage erfordert, wird eine

entsprechende Maßnahme im Maßnahmenpool angelegt. Für diese Maßnahme wird dann das weitere

Vorgehen geplant. Dabei wird festgelegt, ob die Entstörungsmaßnahme durch das eigene Personal

der Betriebsgesellschaft oder durch einen Dienstleister erfolgt. In letzterem Fall wird der Dienstleister

kontaktiert, um die erforderlichen Arbeiten abzustimmen. Dieser plant dann die durchzuführende

Maßnahme und teilt der Betriebsgesellschaft die entsprechenden Maßnahmendaten mit. Der letzte

Schritt des Prozesses ist das Erfassen der allgemeinen Maßnahmendaten, die dann in die Planung

der zur Durchführung erforderlichen Ressourcen einfließen.

Phase „Operate“

83

Abbildung 38: Prozess "Entstörungsmaßnahme einleiten"

Phase „Operate“

84

Verfeinerung der Aktivität „allgemeine Maßnahmendaten erfassen“

Diese Aktivität ist, bis auf die Start- und Endereignisse (diese entsprechen den vor und

nachgelagerten Aktivitäten), dieselbe wie im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller

abstimmen“ wie sie unter 5.5.1.1 unter Verfeinerung der Aktivität „allgemeine Maßnahmendaten

erfassen“ beschrieben ist (siehe Abbildung 36).

5.5.3.2 Analyse

Prozess:

„Entstörungsmaßnahme einleiten“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 2

Strukturierungsgrad: 1

Auftretende Störungsmeldungen können eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen haben. Die Analyse

dieser Meldungen und die Suche nach den Ursachen und entsprechenden Lösungen lassen sich nicht

in einzelne sequenziell durchzuführende Aktivitäten zerlegen, so dass der Strukturierungsgrad eher

gering ist.

Informations- / Datenintensität: 3

Bei der Fehlersuche zur Ableitung von Maßnahmen zur Störungsbehebung müssen u. U. große

Mengen an Daten analysiert werden.

Wiederholfrequenz: 3

Bei einer angenommenen Anzahl von fünf Entstörungen pro Anlage pro Jahr würden sich bei einem

Offshore-Windpark mit 80 Windenergieanlagen 400 Entstörungen pro Jahr ergeben, d.h. der Prozess

„Entstörungsmaßnahme einleiten“ gehört zum Tagesgeschäft und kommt demnach sehr häufig vor.

Phase „Operate“

85

Umfang: 1

Außer bei außerordentlich schwerwiegenden Störungen sollte der Umfang des Prozesses einen

Aufwand von einem Personentag nicht überschreiten. Material und Betriebsmittel werden erst in

größerem Umfang erforderlich, wenn es zur Ausführung der durch diesen Prozess eingeleiteten

Maßnahme kommt.

Dauer: 2

Die Suche nach Fehlerursachen und die Einleitung entsprechender Maßnahmen müssen aufgrund

des zu erwartenden Ertragsausfalls bei einer Störung möglichst zügig erfolgen und sollten daher nicht

länger als einen Tag in Anspruch nehmen.

Schnittstellenintensität: 2

Es werden Schnittstellen zu externen Akteuren genutzt, wenn für die Durchführung der eingeleiteten

Maßnahmen Dienstleister eingesetzt werden. Mit diesen müssen zum einen inhaltliche Fragen zum

Arbeitsauftrag geklärt werden und zum anderen muss der Ablauf der Ausführung der Maßnahme

geklärt werden.

Optimierungspotenzial

Langfristig könnte die Aktivität „Betriebsdatenerfassung und IH-Daten auswerten“ durch eine

Wissensdatenbank unterstützt werden, mit deren Hilfe die Erfahrungen aus früheren Störfällen

systematisch bei der Fehlersuche eingesetzt werden. Damit können z. B. bestimmte Muster in den

Betriebsdaten bei einer Störung identifiziert werden, so dass ähnliche Fehler schneller erkannt

werden.

Phase „Operate“

86

5.5.4 Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“

5.5.4.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden alle zur Ressourcenbeschaffung erforderlichen Informationen zu einer

Maßnahme erfasst. Dies umfasst den Bedarf an Personal, Material und Werkzeugen sowie die

erforderlichen Transporte, um diese Ressourcen an den Arbeitsort auf See zu bringen. Am Ende des

Prozesses sind all diese Maßnahmendaten erfasst und stehen dann bei den folgenden Prozessen zur

Bereitstellung der Ressourcen zur Verfügung.

Startereignis

Der Prozess erfolgt nachdem eine Maßnahme angelegt wurde. Das Anlegen einer Maßnahme kann in

den drei vorgelagerten Prozessen „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“,

„Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ oder „Entstörungsmaßnahme

einleiten“ erfolgen. Nachdem eine Maßnahme in einem dieser Prozesse angelegt wurde, wird sie in

die Ressourcenplanung aufgenommen, d.h. der hier betrachtete Prozess wird dann ausgelöst. Der

Prozess wird daher durch eines der verknüpfenden Startereignisse zu den genannten vorgelagerten

Prozessen ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess verfügt über drei Endereignisse die als verknüpfende Endereignisse das Auslösen der

nachgelagerten Prozesse abbilden.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch eines der drei beschriebenen Startereignisse ausgelöst wurde, werden

zunächst die Informationen zu den für eine Maßnahme erforderlichen Ressourcen Personal, Material

und Werkzeug erfasst. Diese Informationen werden als Maßnahmendaten im Maßnahmenpool

gespeichert.

Wenn bereits feststeht, dass ein bestimmter Transportmitteleinsatz erfolgen wird, so wird die

Belegung der Transportkapazität in der Transportmittelverwaltung erfasst. Außerdem wird im

Maßnahmenpool ebenfalls hinterlegt mit welchem Transportmitteleinsatz die Maßnahme ausgeführt

werden soll. Der Fall, dass von Vornherein feststeht, welches Transportmittel eingesetzt wird, tritt

beispielsweise ein, wenn ein Dienstleister eigene Schiffe oder Hubschrauber einsetzt und nicht auf

Transporte angewiesen ist, die durch die Betriebsgesellschaft zur Verfügung gestellt werden. In dem

Fall muss die Betriebsgesellschaft nur den Transportmitteleinsatz im Rahmen seiner

Überwachungspflichten erfassen, ohne jedoch für die Bereitstellung von Transportmitteln sorgen zu

müssen.

Wenn der Transportmitteleinsatz zur Beförderung der erforderlichen Ressourcen noch nicht wie

beschrieben festgelegt ist, erfolgt die Zuweisung der Transportmitteleinsätze im Prozess

„Transportplanung durchführen“.

Phase „Operate“

87

Abbildung 39: Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen"

Phase „Operate“

88

Verfeinerung der Aktivität „Informationen zum Personaleinsatz erfassen“

Diese Verfeinerung zeigt im Detail, welche Arbeitsschritte bei der der Aktivität „Informationen zum

Personaleinsatz erfassen“ durchgeführt werden. Die Verfeinerung hat als Start- und Endereignisse

Verknüpfungen zu den vor- bzw. nachgelagerten Aktivitäten.

Der erste Schritt der Verfeinerung besteht in der Erfassung der für die Durchführung einer Maßnahme

erforderlichen Personalqualifikationen, wie z.B. Seerettungstraining oder Hoistschulung (Hoist =

Abseilen vom Hubschrauber). Hier verzweigt sich der Prozess, je nachdem, ob bereits eine bestimmte

Person für die Ausführung der Maßnahme festgelegt ist oder nicht.

Wenn die ausführenden Personen bereits festgelegt sind (z.B., wenn eine Maßnahme das Wissen von

bestimmten Spezialisten erfordert), wird geprüft, ob diese Personen die erfassten Qualifikationen

besitzen. Wenn das der Fall ist, werden diese Personen als ausführendes Personal unter der

Maßnahme im Maßnahmenpool gespeichert. Außerdem wird die Personalzuweisung in der

Einsatzkräfteverwaltung festgehalten. Dies ist dann wichtig, wenn die Betriebsgesellschaft weitere

Maßnahmen plant und Informationen darüber braucht, welche Personen noch zur Durchführung von

Maßnahmen zu einem bestimmten Termin zur Verfügung stehen. Weiterhin wird der Abholort für die

spätere Transportplanung gespeichert. Wenn die Prüfung der erforderlichen Qualifikationen jedoch

ergibt, dass die für die Ausführung der Maßnahme festgelegten Personen nicht über die erforderlichen

Qualifikationen verfügen, entsteht ein Personalbedarf für diese Maßnahme, der im Maßnahmenpool

gespeichert wird.

Wenn für die Ausführung der Maßnahme noch keine bestimmten Personen festgelegt sind, wird

ebenfalls ein entsprechender Personalbedarf für diese Maßnahme im Maßnahmenpool gespeichert.

Die gespeicherten Personalbedarfe werden in folgenden Prozess „Personalplanung durchführen“

verwendet, um die Deckung des Personalbedarfs zu planen.

Phase „Operate“

89

Abbildung 40: Verfeinerung "Informationen zum Personaleinsatz erfassen"

Phase „Operate“

90

5.5.4.2 Analyse

Prozess:

„Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 1

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 3

Der Prozess kann mit allen zugehörigen Arbeitsschritten festgelegt werden.

Informations- / Datenintensität: 3

Es werden alle Informationen zu den für eine Maßnahme bereitzustellenden Ressourcen erfasst.

Diese Informationen werden von den vorgelagerten Prozessen geliefert.

Wiederholfrequenz: 3

Alle Maßnahmen, die im Maßnahmenpool angelegt werden, werden in die Ressourcenplanung

aufgenommen. Daher läuft der Prozess mehrmals täglich ab

Umfang: 1

Durch den Prozess werden Schritt für Schritt Informationen zu einer Maßnahme im Maßnahmenpool

hinzugefügt. Der Aufwand für die Erfassung liegt allein in der Erfassung der Daten im

Maßnahmenpool und beläuft sich auf wenige Minuten, da hier keine planenden oder koordinierenden

Aktivitäten erforderlich sind.

Dauer: 1

Aufgrund des geringen Umfangs des Prozesses und der nicht vorhandenen planenden oder

koordinierenden Aktivitäten, kann der Prozess i.d.R. ohne Unterbrechungen durchlaufen werden, so

dass die Dauer nur einige Minuten beträgt.

Phase „Operate“

91

Schnittstellenintensität: 1

Der Prozess bekommt die erforderlichen Informationen von den vorgelagerten Prozessen und benutzt

keine Schnittstellen zu den Prozessen weiterer Akteure.

5.5.5 Prozess „Werkzeugbelegung planen“

5.5.5.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden die für die Durchführung einer Maßnahme erforderlichen Werkzeuge

reserviert. Darüber hinaus wird geprüft, ob nicht verfügbare Werkzeuge beschafft werden sollen, um

dann die Beschaffung im Prozess „Material bereitstellen“ auszulösen.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem eine Maßnahme in die Ressourcenplanung aufgenommen

worden ist. D.h., dass Startereignis ist ein verknüpfendes Startereignis, das die Auslösung durch den

vorgelagerten Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ darstellt.

Endereignis

Es gibt drei mögliche Endereignisse für diesen Prozess. Zum einen ist der Prozess beendet, wenn die

zur Durchführung einer Maßnahme erforderlichen Werkzeuge reserviert und deren Bereitstellungsorte

erfasst sind. Das entsprechende Endereignis ist dann das verknüpfende Endereignis

„Transportplanung durchführen“, das den nachfolgenden Prozess auslöst. Zum anderen gibt es das

verknüpfende Endereignis „Material bereitstellen“, das den entsprechenden Prozess auslöst, wenn

das erforderliche Werkzeug nicht im Bestand verfügbar ist und beschafft werden soll.

Weiterhin gibt es das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“, das eine Verknüpfung

zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ darstellt. Die

Verknüpfung bezieht sich auf den Teil „aktualisieren“ und stellt das Auslösen einer Plananpassung

dar, wenn für die Maßnahme nicht die erforderlichen Werkzeuge termingerecht bereitgestellt werden

können.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird zunächst die

Maßnahme im Maßnahmenpool aufgerufen, für die die Werkzeugbelegung durchgeführt werden soll.

Nachdem der geplante Termin aufgerufen wurde, werden die für die Maßnahme erforderlichen

Werkzeuge aus dem Maßnahmenpool aufgerufen. Sind die erforderlichen Werkzeuge verfügbar, so

wird die Belegung des Werkzeuges zusammen mit dem für die spätere Transportplanung relevanten

Bereitstellungsort in der Werkzeugverwaltung erfasst. Dann ist das Werkzeug für die Maßnahme

reserviert und der Prozess ist abgeschlossen. Sind die erforderlichen Werkzeuge nicht verfügbar, wird

die Beschaffung der fehlenden Werkzeuge geprüft. Wenn diese Werkzeuge beschafft werden sollen,

wird die Beschaffung ausgelöst, indem der Prozess „Material bereitstellen“ über ein verknüpfendes

Endereignis ausgelöst wird. Gleichzeitig wird geprüft, ob die Lieferzeit Auswirkungen auf den

Phase „Operate“

92

geplanten Termin zur Ausführung der Maßnahme hat. Wenn dies der Fall ist, muss eine

Plananpassung erfolgen, bei der (je nach Priorität) die aktuell bearbeitete oder eine andere

Maßnahme verschoben wird. Das ist auch der Fall, wenn entschieden wird, das Werkzeug nicht zu

beschaffen.

Best Practices und Besonderheiten

Eine Besonderheit des Prozesses bildet das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“.

Dieses Endereignis findet sich auch in den Prozessen „Personalplanung durchführen“,

„Transportplanung durchführen“ und „Material bereitstellen“ wieder. Es stellt eine Rückkopplung auf

die Planung einer Maßnahme im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen /

aktualisieren“ dar. Diese Rückkopplung erfolgt, wenn die Planungen aufgrund nicht verfügbarer

Ressourcen (in diesem Fall Werkzeuge) überarbeitet werden müssen.

Phase „Operate“

93

Abbildung 41: Prozess „Werkzeugbelegung planen“

Phase „Operate“

94

5.5.5.2 Analyse

Prozess:

„Werkzeugbelegung planen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 1

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 1

Der Prozess kann insbesondere im Hinblick auf die Aktivität „Beschaffung des Werkzeugs prüfen“

nicht vollständig im Voraus festgelegt werden, da diese Prüfungen bzw. Entscheidungen von Fall zu

Fall auf sehr unterschiedlichen Parametern basieren. Es stellt sich die Frage, ob bestimmte

Werkzeuge nur im Ausnahmefall nicht zu Verfügung stehen, und ob es sich lohnt ein evtl. teures

Werkzeug selbst als Betriebsgesellschaft vorzuhalten. Dieser Entscheidungsprozess kann von Fall zu

Fall sehr unterschiedlich ablaufen.

Informations- / Datenintensität: 2

Die Informationen, die in dem Prozess benötigt werden beziehen sich auf die für eine Maßnahme

erforderlichen Werkzeuge und deren Verfügbarkeit. Weitere Informationen werden nur benötigt, wenn

die Beschaffung eines für die Maßnahme erforderlichen Werkzeuges geprüft werden soll.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess erfolgt für jede Maßnahme für die die Betriebsgesellschaft Werkzeuge bereitstellen muss.

Umfang: 1

Der Prozess wird i.d.R. von einer Person bearbeitet und benötigt weder Betriebsmittel noch Material in

nennenswertem Umfang.

Dauer: 1

Der Prozess kann schnell abgewickelt werden. Das gilt auch, wenn Werkzeuge beschafft werden

sollen, denn die dazu erforderlichen Aktivitäten werden im Prozess „Material bereitstellen“

durchgeführt.

Schnittstellenintensität: 1

Der Prozess benötigt keine Schnittstellen, da im Falle zu beschaffender Werkzeuge der Prozess

„Material bereitstellen“ durchgeführt wird, der die erforderlichen Schnittstellen zu Lieferanten enthält.

Phase „Operate“

95

5.5.6 Prozess „Material bereitstellen“

5.5.6.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess wird das für die Durchführung einer Maßnahme erforderliche Material

bereitgestellt. Das beinhaltet die Reservierung von Lagerbeständen und die Beschaffung des

Materials, wenn die Lagerbestände nicht ausreichend sind bzw. wenn das erforderliche Material nicht

auf Lager vorgehalten wird.

Startereignis

Es gibt zwei mögliche Startereignisse.

1. Zum einen wird der Prozess ausgelöst, nachdem eine Maßnahme in die Ressourcenplanung

aufgenommen worden ist. D.h. das Startereignis ist dann ein verknüpfendes Startereignis, das die

Auslösung durch den vorgelagerten Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“

darstellt.

2. Zum anderen kann der Prozess durch ein verknüpfendes Startereignis zum vorgelagerten

Prozess „Werkzeugbelegung planen“ ausgelöst werden. Das ist der Fall, wenn Werkzeuge bestellt

werden sollen.

Endereignis

Es gibt zwei mögliche Endereignisse für diesen Prozess.

1. Zum einen ist der Prozess beendet, wenn das zur Durchführung einer Maßnahme erforderliche

Material bereitgestellt ist. Das entsprechende Endereignis ist dann das verknüpfende Endereignis

„Transportplanung durchführen“.

2. Zum anderen gibt es das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“, das eine

Verknüpfung zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

darstellt. Die Verknüpfung bezieht sich auf den Teil „aktualisieren“ und stellt das Auslösen einer

Plananpassung dar, wenn das für die Maßnahme erforderliche Material nicht termingerecht

bereitgestellt werden kann.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Prozess kann durch zwei mögliche Startereignisse ausgelöst werden.

1. Wenn der Prozess durch das verknüpfende Startereignis „Maßnahme in Ressourcenplanung

aufnehmen“ ausgelöst wird, wird zunächst die Maßnahme im Maßnahmenpool aufgerufen, für die

das erforderliche Material bereitgestellt werden soll. Dann wird das erforderliche Material

aufgerufen und der entsprechende Lagerbestand wird ermittelt. Wenn der Lagerbestand

ausreichend ist, wird das Material für die Maßnahme reserviert, wobei auch der für die spätere

Transportplanung relevante Bereitstellungsort erfasst wird. Der Prozess wird dann mit dem

verknüpfenden Endereignis „Transportplanung durchführen“ abgeschlossen. Wenn der

Lagerbestand nicht ausreichend ist, wird eine Bestellung vorbereitet, um dann den

entsprechenden Lieferanten zu ermitteln und eine Bestellung aufzugeben. Nachdem dieser die

Bestellung aufgenommen hat, sendet er eine Bestellbestätigung mit Liefertermin. Bevor der

Prozess abgeschlossen wird, werden noch eventuelle Auswirkungen der Lieferzeit auf den

Phase „Operate“

96

Ausführungstermin der Maßnahme geprüft. In dem Fall muss eine Plananpassung erfolgen, bei

der (je nach Priorität) die aktuell bearbeitete oder eine andere Maßnahme verschoben wird.

2. Der Ablauf einer Werkzeugbestellung, der durch das verknüpfende Startereignis

„Werkzeugbelegung planen“ ausgelöst wird, setzt im Prozess an der Aktivität „Lieferanten

ermitteln“ an und hat dann denselben Verlauf wie die beschriebene Materialbestellung.

Best Practices und Besonderheiten

Eine Besonderheit des Prozesses bildet das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“.

Dieses Endereignis findet sich auch in den Prozessen „Personalplanung durchführen“,

„Transportplanung durchführen“ und „Werkzeugbelegung planen“ wieder. Es stellt eine Rückkopplung

auf die Planung einer Maßnahme im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen /

aktualisieren“ dar. Diese Rückkopplung erfolgt, wenn die Planungen aufgrund von zu langen

Lieferzeiten für Werkzeug oder Material überarbeitet werden müssen.

Phase „Operate“

97

Abbildung 42: Prozess „Material bereitstellen“

Phase „Operate“

98

5.5.6.2 Analyse

Prozess:

„Material bereitstellen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 1

Schnittstellenintensität: 2

Strukturierungsgrad: 3

Der Prozess kann vollständig im Voraus festgelegt werden, da er keine Aktivitäten zur Entscheidung

beinhaltet

Informations- / Datenintensität: 2

Die Informationen, die in dem Prozess benötigt werden, beziehen sich auf das für eine Maßnahme

erforderliche Material und die entsprechenden Lagerbestände. Weitere Informationen werden nur

benötigt, wenn die Beschaffung von Werkzeugen erfolgen soll, die bisher noch nie bestellt wurden.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess erfolgt für jede Maßnahme, für die der Betriebsführer Material bereitstellen muss und

wenn Werkzeuge bereitgestellt werden müssen.

Umfang: 1

Der Prozess kann i.d.R. von einer Person bearbeitet und benötigt weder Betriebsmittel noch Material

in nennenswertem Umfang.

Dauer: 1

Der Prozess kann schnell abgewickelt werden, da die einzelnen Aktivitäten i.d.R. genau vorgegeben

sind und es nur wenige Abweichungen gibt.

Schnittstellenintensität: 2

Der Prozess nutzt Schnittstellen zu Lieferanten, wenn Material oder Werkzeuge bestellt werden.

Phase „Operate“

99

5.5.7 Prozess „Personalplanung durchführen“

5.5.7.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der Festlegung des Personals, das eine Maßnahme ausführt. Dazu werden freie

Personalkapazitäten ermittelt und die ausführenden Personen werden im Maßnahmenpool zu den

Maßnahmen zugewiesen.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem eine Maßnahme in die Ressourcenplanung aufgenommen

worden ist. Das Startereignis ist ein verknüpfendes Startereignis, das die Auslösung durch den

vorgelagerten Prozess „Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ darstellt.

Endereignis

Es gibt zwei mögliche Endereignisse für diesen Prozess.

1. Zum einen ist der Prozess beendet, wenn zu der jeweils zu bearbeitenden Maßnahme das

ausführende Personal festgelegt wurde. Das entsprechende Endereignis ist dann das

verknüpfende Endereignis „Transportmittelplanung durchführen“.

2. Zum anderen gibt es das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“, das eine

Verknüpfung zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

darstellt. Die Verknüpfung bezieht sich auf den Teil „aktualisieren“ und stellt das Auslösen einer

Plananpassung dar, wenn für die Maßnahme nicht die erforderlichen Personalkapazitäten

bereitgestellt werden können.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird zunächst die

Maßnahme im Maßnahmenpool aufgerufen, für die die Personalplanung durchgeführt werden soll.

Dann werden die für den Prozess erforderlichen Maßnahmendaten aufgerufen („geplanter Termin“,

„Personalbedarf“, „erforderliche Personalqualifikation“). Mit diesen Informationen werden in der

Einsatzkräfteverwaltung die freien Personalkapazitäten ermittelt, d.h. es wird ermittelt, wie viele

Personen mit den erforderlichen Qualifikationen an dem geplanten Termin verfügbar sind und zur

Durchführung der Maßnahme eingesetzt werden können. Wenn in ausreichendem Maße freie

Personalkapazitäten vorhanden sind, werden die ausführenden Personen zu dieser Maßnahme im

Maßnahmenpool zugeordnet. Die Belegung dieser Personalkapazitäten wird außerdem in der

Einsatzkräfteverwaltung erfasst, d.h. diese Personen können für den betreffenden Zeitraum keine

anderen Maßnahmen mehr zugeordnet werden. Weiterhin wird auch der für die spätere

Transportplanung relevante Abholort erfasst. Wenn jedoch zu wenig freie Personalkapazitäten

vorhanden sind, muss eine Plananpassung erfolgen, bei der (je nach Priorität) diese oder eine andere

Maßnahme verschoben wird.

Best Practices und Besonderheiten

Eine Besonderheit des Prozesses bildet das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“.

Dieses Endereignis findet sich auch in den Prozessen „Transportplanung durchführen“,

Werkzeugbelegung planen“ und „Material bereitstellen“ wieder. Es stellt eine Rückkopplung auf die

Phase „Operate“

100

Planung einer Maßnahme im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen /

aktualisieren“ dar. Diese Rückkopplung erfolgt, wenn die Planungen aufgrund nicht verfügbarer

Ressourcen (in diesem Fall Personal) überarbeitet werden müssen.

Abbildung 43: Prozess „Personalplanung durchführen"

Phase „Operate“

101

5.5.7.2 Analyse

Prozess:

„Personalplanung durchführen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 1

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 1

Der Prozess kann zwar hinsichtlich der Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Maßnahmenpool

beschrieben werden, jedoch lässt sich die Aktivität „freie Personalkapazitäten ermitteln“ nicht im Detail

beschreiben, da hierfür unterschiedliche Methoden in Betracht kommen, die von der Verwendung von

Tabellenkalkulationswerkzeugen bis hin zum Einsatz spezieller ERP-Komponenten zur

Personaleinsatzplanung reichen.

Informations- / Datenintensität: 3

Der Prozess hat eine hohe Informations- und Datenintensität, da die Ermittlung freier

Personalkapazitäten eine Personaleinsatzplanung erfordert, in der die Belegung des eingeplanten

Personals aufgezeichnet wird, sodass zum einen freie Kapazitäten schnell ermittelt und zum anderen

Überbelegungen ausgeschlossen werden können. Dafür sind Informationen zum geplanten Termin

der Maßnahme, zu den erforderlichen Personalqualifikationen und zur Belegung der

Personalkapazitäten durch andere Maßnahmen erforderlich.

Wiederholfrequenz: 3

Dieser Prozess muss für jede Maßnahme durchlaufen werden. Da durch den vorgelagerten Prozess

„Maßnahme in Ressourcenplanung aufnehmen“ täglich Maßnahmen in die Ressourcenplanung

aufgenommen werden, läuft dieser Prozess entsprechend mehrfach pro Tag ab.

Umfang: 1

Dieser Prozess wird von einer einzelnen Person ausgeführt und benötigt außer zur Datenverarbeitung

keine Betriebsmittel und kein Material.

Phase „Operate“

102

Dauer: 1

Der Prozess kann ohne Unterbrechung durchlaufen werden. Verzögerungen kann es evtl. geben,

wenn die Aktivität „freie Personalkapazitäten ermitteln“ nicht durch ein effizientes System zur

Verwaltung der mit Maßnahmen belegten Personalkapazitäten unterstützt wird.

Schnittstellenintensität: 1

Der Ablauf des Prozesses sieht keine Schnittstellen zu anderen Akteuren vor.

Optimierungspotenzial

Die Aktivität „freie Personalkapazitäten ermitteln“ sollte durch eine Softwarelösung unterstützt werden,

die eine standardmäßige Personaleinsatzplanung mit den speziellen Erfordernissen des Betriebs von

Offshore-Windparks hinsichtlich der Qualifikationsprüfung verbindet.

5.5.8 Prozess „Transportplanung durchführen“

5.5.8.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden die für die Durchführung einer Maßnahme erforderlichen Transporte

bereitgestellt. Dabei wird festgelegt, durch welche Transportmittel, oder genauer durch welchen

Einsatz dieser Transportmittel, die erforderlichen Transporte von Personal, Werkzeug und Material

durchgeführt werden sollen.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem die Prozesse „Personalplanung durchführen“,

„Werkzeugbelegung planen“ und „Material bereitstellen“ abgeschlossen sind. Erst wenn diese

Prozesse durchlaufen wurden, steht fest, welche Ressourcen eingesetzt werden, wo diese abzuholen

sind und wo sie eingesetzt werden. Dementsprechend wird der Prozess „Transportplanung

durchführen“ über die verknüpfenden Startereignisse der vorgelagerten Prozesse ausgelöst.

Endereignis

Es gibt zwei mögliche Endereignisse für diesen Prozess.

1. Zum einen ist der Prozess beendet, wenn die zur Durchführung einer Maßnahme erforderlichen

Transporte von Personal, Werkzeug und Material zu Transportmitteleinsätzen zugewiesen sind.

Das entsprechende Endereignis ist dann „Transporte für Maßnahme eingeplant“.

Phase „Operate“

103

2. Zum anderen gibt es das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“, das eine

Verknüpfung zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“

darstellt. Die Verknüpfung bezieht sich auf den Teil „aktualisieren“ und stellt das Auslösen einer

Plananpassung dar, wenn für die Maßnahme nicht die erforderlichen Transporte bereitgestellt

werden können.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch die beschriebenen Startereignisse ausgelöst wurde, werden zunächst

die Transportbedarfe der jeweils betrachteten Maßnahme ermittelt. Damit ist bekannt, welche

Ressourcen an welchen Orten abgeholt und abgeliefert werden müssen. Die entsprechende Aktivität

„Transportbedarfe ermitteln“ wird im Modell über eine Verfeinerung genauer beschrieben, welche

unten weiter erläutert wird (siehe Punkt „Verfeinerung“).

Nachdem die Transportbedarfe bekannt sind, werden die zur Durchführung der entsprechenden

Transporte verfügbaren Transportkapazitäten ermittelt. Dazu wird die Menge freier

Transportkapazitäten ermittelt. Diese Menge setzt sich aus geplanten bzw. gebuchten Einsätzen von

eigenen und gecharterten Transportmitteln, denen noch weitere Transportbedarfe zugewiesen werden

können, zusammen. Wenn es freie Transportkapazitäten in ausreichender Menge gibt, wird ein

Transportmitteleinsatz aus dieser Menge ausgewählt, dem im nächsten Schritt die für die betrachtete

Maßnahme erforderlichen Transporte zugewiesen werden.

Wenn zu wenig freie Transportkapazitäten vorhanden sind, wird das Chartern zusätzlicher

Transportmittel geprüft. Dazu wird eine Anfrage an einen Transportdienstleister gestellt. Nachdem

diese Anfrage beantwortet wurde wird entschieden, ob zusätzliche Transportmittel gechartert werden

sollen oder nicht. Wenn zusätzliche Transportmittel gechartert werden, wird ein zusätzlicher

Transportmittleinsatz beim Transportunternehmer beauftragt. Dieser plant die Ausführung und

bestätigt danach den Auftrag. Daraufhin aktualisiert die Betriebsgesellschaft die freien

Transportkapazitäten, d.h. sie werden um die Transportkapazität des zusätzlichen

Transportmitteleinsatzes erhöht. Danach werden die erforderlichen Transporte zum neu beauftragten

Transportmitteleinsatz zugeordnet. Falls entschieden wird, keine zusätzlichen Transportmittel zu

chartern, muss eine Plananpassung erfolgen, bei der (je nach Priorität) die aktuell bearbeitete oder

eine andere Maßnahme verschoben wird.

Best Practices und Besonderheiten

Eine Besonderheit des Prozesses bildet das verknüpfende Endereignis „Plananpassung erforderlich“.

Dieses Endereignis findet sich auch in den Prozessen „Personalplanung durchführen“,

Werkzeugbelegung planen“ und „Material bereitstellen“ wieder. Es stellt eine Rückkopplung auf die

Planung einer Maßnahme im Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen /

aktualisieren“ dar. Diese Rückkopplung erfolgt, wenn die Planungen aufgrund nicht verfügbarer

Ressourcen (in diesem Fall Transportkapazitäten) überarbeitet werden müssen.

Verfeinerung der Aktivität „Transportbedarfe ermitteln“

In der Verfeinerung der Aktivität „Transportbedarfe ermitteln“ werden die zur Durchführung einer

Maßnahme zu transportierenden Personen, Materialien und Werkzeuge mit ihren Abhol- bzw.

Bereitstellungsorten und ihren Zielorten ermittelt. Diese Informationen wurden in den Prozessen

„Werkzeugbelegung planen“, „Material bereitstellen“ und „Personalplanung durchführen“ in den

entsprechenden Informationssystemen erfasst.

Phase „Operate“

104

Abbildung 44: Prozess „Transportplanung durchführen“

Phase „Operate“

105

Abbildung 45: Verfeinerung "Transportbedarfe ermitteln"

Phase „Operate“

106

5.5.8.2 Analyse

Prozess:

„Transportplanung durchführen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 3

Schnittstellenintensität: 2

Strukturierungsgrad: 1

Der Strukturierungsgrad ist eher niedrig, da besonders die Entscheidungen über das Chartern

zusätzlicher Transportmittel stark von der jeweiligen Situation abhängen. So ist es z.B. nicht in jedem

Fall sinnvoll, ein zusätzliches Transportmittel zu chartern, wenn die für eine Maßnahme erforderlichen

Transporte nicht mit den bestehenden Transportkapazitäten durchgeführt werden können. Denn wenn

zu erwarten ist, dass dieses zusätzlich eingesetzte Transportmittel insgesamt schlecht ausgelastet

sein wird, entstehen im Verhältnis zum Transportvolumen hohe Kosten für einen

Transportmitteleinsatz.

Informations- / Datenintensität: 3

Die Informations- und Datenintensität ist hoch, da insbesondere die Verwaltung der

Transportmittelkapazitäten eine strukturierte Erfassung der Belegung der eingesetzten Transportmittel

erfordert. Weiterhin müssen die Transportmitteleinsätze so gestaltet werden, dass die Transporte

hinsichtlich Ladung und Zeitplan durchführbar sind. Dies ist eine Herausforderung, da zu einem

Transportmitteleinsatz i.d.R. die Transporte für unterschiedliche Maßnahmen zugeordnet werden.

Hierbei müssen die Restriktionen der Transportmittel hinsichtlich Ladungskapazität, Geschwindigkeit

usw. eingerechnet werden.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess wird für jede Maßnahme, für die die Betriebsgesellschaft einen oder mehrere Transporte

bereitstellen muss durchgeführt. Maßnahmen, für die die Betriebsgesellschaft keinen Transport

bereitstellen muss, können z.B. Maßnahmen sein, bei denen ein Dienstleister eigene Transportmittel

einsetzt. Dies ist jedoch eher die Ausnahme, so dass dieser Prozess i.d.R. täglich mehrfach abläuft

Phase „Operate“

107

Umfang: 1

Dieser Prozess wird von einer einzelnen Person ausgeführt und benötigt außer IT-Systeme zur

Datenverarbeitung keine Betriebsmittel und kein Material

Dauer: 3

Die Dauer kann je nach Verlauf des Prozesses stark variieren. Wenn entschieden wird, dass

zusätzliche Transportmittel gechartert werden sollen, erfolgt eine Abstimmung mit einem

Transportdienstleister. Diese kann nicht immer gleich am Tag der Anfrage abgeschlossen werden,

weshalb die Dauer als hoch eingestuft wird.

Schnittstellenintensität: 2

Der Prozess beinhaltet aufgrund der Abstimmung mit dem Transportdienstleister mehrere

Schnittstellen.

5.5.9 Prozess „Tageseinsatz planen und freigeben“

5.5.9.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der Zusammenstellung der Maßnahmen, die im Rahmen eines Tageseinsatzes

durchgeführt werden sollen. Diese Zusammenstellung beinhaltet die Maßnahmen, deren

Ausführungstermin auf den betreffenden Einsatztag fällt und für die die erforderlichen Ressourcen am

Einsatztag zur Verfügung stehen. Am Ende des Prozesses wird der Tageseinsatz freigegeben, was

die Prüfung der Einhaltung von verschiedenen Regelungen bzgl. Betriebssanitäter, erforderlicher

Personalqualifikationen und Schiffs- sowie Flugverkehr beinhaltet.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, wenn der Zeitpunkt für einen rechtzeitigen Beginn der Planung eines

Tageseinsatzes erreicht ist. Die Planung und Freigabe muss spätestens am Vortag des Einsatzes

erfolgen, damit die erforderlichen Vorbereitungen (u.a. Zollanmeldung) durchgeführt werden können.

Phase „Operate“

108

Endereignis

Der Prozess hat zwei Endereignisse.

1. Das verknüpfende Endereignis „Zollanmeldung durchführen“ wird aktiviert, wenn der Tageseinsatz

freigegeben wurde. Ein Tageseinsatz enthält ein Bündel von Maßnahmen, das im Rahmen des

Tageseinsatzes durchgeführt werden soll.

2. Wenn Maßnahmen, die für dasselbe Datum geplant waren, verschoben werden müssen und

dementsprechend nicht in das beschriebene Maßnahmenbündel für den Tageseinsatz eingeplant

werden, wird das Endereignis „Plananpassung erforderlich“ aktiviert. Dies ist ein verknüpfendes

Endereignis und stellt den Übergang zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und

erfassen / aktualisieren“ dar. Durch diesen Prozess werden Planungen für verschobene

Maßnahmen aktualisiert.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem das Startereignis eingetreten ist, werden zunächst die Maßnahmen aus dem

Maßnahmenpool aufgerufen, deren geplanter Ausführungstermin auf den Tag des zu planenden

Einsatzes fällt. Dann werden die erforderlichen Ressourcen aufgerufen (Personal, Material,

Werkzeuge, Transportmitteleinsätze), um anschließend deren Verfügbarkeit am Einsatztag zu prüfen.

Mit diesen Informationen werden die Maßnahmen ausgewählt, die im Rahmen des Tageseinsatzes

durchgeführt werden sollen. Die Zusammenstellung der durchzuführenden Maßnahmen wird dann in

den Tageseinsatzplan aufgenommen (linker Pfad in Abbildung 46).

Für Maßnahmen, die nicht wie geplant an dem Termin ausgeführt werden können, weil z.B.

Ressourcen nicht wie geplant zur Verfügung stehen oder andere Maßnahmen höher priorisiert

wurden, werden neue Termine ermittelt (rechter Pfad in Abbildung 46). Über das verknüpfende

Endereignis zum Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ wird dann

eine Aktualisierung der Planungen für verschobene Maßnahmen ausgelöst.

Für die Maßnahmen, die jedoch wie vorgesehen an dem geplanten Einsatztag ausgeführt werden

sollen (linker Pfad), werden dann zunächst die Einsätze der Transportmittel geplant. Dabei wird

festgelegt, wann die Transportmittel an welchen Orten sein sollen und wann und wo sie be- und

entladen werden sollen. Der letzte Schritt besteht in der Freigabe des Tageseinsatzes, was die

Prüfung der Einhaltung von verschiedenen Regelungen bzgl. Betriebssanitäter, erforderlicher

Personalqualifikationen sowie Schiff- und Flugverkehr beinhaltet (siehe Verfeinerung).

Best Practices und Besonderheiten

Bei der Zusammenstellung der im Rahmen eines Tageseinsatzes durchzuführenden Maßnahmen

können auch Maßnahmen vorgezogen oder verschoben werden, um Arbeiten, die an derselben

Anlage durchgeführt werden müssen, sinnvoll zu bündeln und somit die Transportmittel effizienter zu

nutzen, als es ohne Bündelung der Fall wäre.

Phase „Operate“

109

Abbildung 46: Prozess „Tageseinsatz planen und freigeben“

Phase „Operate“

110

Verfeinerung der Aktivität „Tageseinsatz freigeben“

Die Verfeinerung „Tageseinsatz freigeben“ zeigt die einzelnen Prüfungen, die für die Freigabe eines

Einsatzes erfolgen müssen. Zusätzlich sind weitere Schritte zur Vorbereitung des Einsatzes

dargestellt.

Abbildung 47: Verfeinerung "Tageseinsatz freigeben"

Phase „Operate“

111

5.5.9.2 Analyse

Prozess:

„Tageseinsatz planen und freigeben“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 1

Der Prozess hat einen eher geringen Strukturierungsgrad, weil die Aktivitäten „durchzuführende

Maßnahmen auswählen“ und „Einsätze der Transportmittel planen“ viele Einzelentscheidungen

enthalten, die von mehreren Parametern wie Wetterabhängigkeit, Eigenschaften von Transportmitteln,

Aspekten der Tourenplanung usw. beeinflusst werden und nicht in festgelegter Art und Weise

abgearbeitet werden können.

Informations- / Datenintensität: 2

Der Prozess benötigt Maßnahmendaten aus dem Maßnahmenpool, damit die Zusammenstellung der

bei einem Tageseinsatz durchzuführenden Maßnahmen erstellt werden kann. Dies betrifft geplante

Termine und Informationen zu den erforderlichen Ressourcen sowie deren Verfügbarkeit am

Einsatztag.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess muss für jeden Tageseinsatz durchlaufen werden. Außer in den Wintermonaten, in

denen die i.d.R. schlechten Arbeitsbedingungen auf See weniger Einsätze zulassen als im Rest des

Jahres, läuft der Prozess täglich ab.

Umfang: 1

Der Prozess kann i.d.R. von einer Person bearbeitet und benötigt weder Betriebsmittel noch Material

in nennenswertem Umfang.

Dauer: 2

Der Prozess hat eine mittlere Dauer, da die Aktivitäten „durchzuführende Maßnahmen auswählen“

und „Einsätze der Transportmittel planen“ komplexe Entscheidungen enthalten, was die Dauer

erhöhen kann.

Phase „Operate“

112

Schnittstellenintensität: 1

Der Prozess benötigt keine Schnittstellen zu anderen Akteuren, da er nur die kurzfristige Planung von

Tageseinsätzen enthält, die auf die Ergebnisse der in vorgelagerten Prozessen durchgeführten

Ressourcenplanung aufbaut. D.h. die Abstimmung mit anderen Akteuren über Schnittstellen ist bereits

im Vorfeld erfolgt.

Optimierungspotenzial

Für die Aktivität „Einsätze der Transportmittel planen“ sollten Hilfsmittel wie Tourenplanungs-

werkzeuge eingesetzt werden.

Phase „Operate“

113

5.5.10 Prozess „Zollanmeldung durchführen“

5.5.10.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess wird die gesetzlich vorgeschriebene Zollanmeldung durchgeführt. Die

Zollanmeldung ist für alle Waren (hier Material und Werkzeuge) erforderlich, die in die Ausschließliche

Wirtschaftszone (AWZ) zu den Offshore-Windparks gebracht werden. Diese Anmeldung erfolgt in dem

hier beschriebenen Prozess mit dem Zollverfahren „IAA+“, bei dem alle Daten online beim Zoll

gemeldet werden können. Nach der Bearbeitung durch den Zoll kann der Anmelder ein sog.

„Ausfuhrbegleitdokument“ abrufen, das der in die AWZ zu transportierenden Ware beigelegt werden

muss, um die vorgeschriebene Zollanmeldung zur Ausfuhr nachzuweisen.

Startereignis

Die Zollanmeldung wird ausgelöst, sobald der vorgelagerte Prozess „Tageseinsatz planen und

freigeben“ abgeschlossen ist. Dann wird das verknüpfende Startereignis „Tageseinsatz planen und

freigeben“ aktiviert und der Prozess beginnt.

Endereignis

Das Ende des Prozesses besteht in dem verknüpfenden Endereignis „Personaltransporte bei

Bundespolizei anmelden“, das den gleichnamigen Prozess auslöst.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Prozess wird für jeden Transportmitteleinsatz durchgeführt, sodass jedes Transportmittel, die

seiner Ladung entsprechenden Ausfuhrbegleitdokumente bekommt. Daher gibt es eine

entsprechende Iteration, die den Prozess erneut auslöst, wenn für einen Tageseinsatz noch

Transportmitteleinsätze vorliegen, die hinsichtlich der Zollanmeldung noch unbearbeitet sind.

Die erste Aktivität in dem Prozess besteht im Aufrufen eines Transportmitteleinsatzes. Dann wird das

zu transportierende Material inkl. Werkzeuge aufgerufen. Die Anmeldung der Waren erfolgt über

folgendes System: Automatisiertes Tarif- und Lokales Zoll-Abwicklungs-System (ATLAS). Hier meldet

sich der Eigentümer der Waren an und gibt die einzelnen Warenpositionen an. Über eine PIN wird

seine Identität bestätigt und die Zollmeldung wird an den Zoll gesendet.

Beim Zoll werden dann die Angaben geprüft und das Ausfuhrbegleitdokument wird erstellt. Dieses

kann dann von der Betriebsgesellschaft abgerufen werden. Dann wird es ausgedruckt und an den

Transportmittelführer gesendet. Danach werden weitere Transportmitteleinsätze aufgerufen, für die

der Prozess erneut durchlaufen wird. Diese Iteration wird beendet, wenn für den Tageseinsatz keine

weiteren Transportmitteleinsätze zur Zollanmeldung vorliegen.

Best Practices und Besonderheiten

Die Zollanmeldung kann über das Zollverfahren „Zugelassener Ausführer“ unter Verwendung

spezieller Software auch vollständig automatisiert erfolgen und dauert dann nur wenige Minuten, da

keine manuelle Bearbeitung mehr erforderlich ist. Für dieses Verfahren muss jedoch die

entsprechende Zulassung und spezielle Software erworben werden.

Phase „Operate“

114

Abbildung 48: Prozess "Zollanmeldung durchführen"

Phase „Operate“

115

5.5.10.2 Analyse

Prozess:

„Zollanmeldung durchführen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 3

Der Prozess orientiert sich an einem festgelegten und vollständig beschriebenen Zollverfahren

Informations- / Datenintensität: 2

Der Prozess benötigt Daten der Transportmitteleinsätze und der jeweils mit einem Transportmittel zu

transportierenden Werkzeuge und Ersatzteile sowie sonstiges Material, da diese für den Zoll

anzumeldende „Waren“ sind.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess wird für jeden Transportmitteleinsatz durchgeführt. Je nach Größe des Offshore-

Windparks und Jahreszeit bedingten Wetterbedingungen können mehrere Transportmittel pro Tag im

Einsatz sein, so dass der Prozess mehrfach pro Tag durchlaufen wird.

Umfang: 1

Der Prozess kann von einer einzelnen Person bearbeitet werden und benötigt weder Betriebsmittel

noch Material in größerem Umfang

Dauer: 2

Aufgrund der manuellen Bearbeitung der Zollanmeldung wenn nicht das Verfahren „Zugelassener

Ausführer“ verwendet wird, kann der Prozess nicht ohne Unterbrechung ablaufen, wodurch sich die

Dauer im Verhältnis zur kurzen Bearbeitungszeit stark erhöht.

Phase „Operate“

116

Schnittstellenintensität: 1

Der Prozess nutzt Schnittstellen zum Absenden der Zollanmeldung und zum Abrufen des

Ausfuhrbegleitdokuments

Optimierungspotenzial

Der Prozess lässt sich fast vollständig automatisieren, indem das Zollverfahren „Zugelassener

Ausführer“ eingesetzt wird. Dabei entfällt die manuelle Bearbeitung der Anmeldung durch den Zoll.

Weiterhin könnte die Aktivität „Warenpositionen eingeben“ durch eine Softwarefunktion zur

Übertragung der Warenpositionen in die entsprechende Eingabemaske in ATLAS automatisiert

werden.

5.5.11 Prozess „Personentransporte bei Bundespolizei anmelden“

5.5.11.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess dient der gesetzlich vorgeschriebenen Anmeldung von Grenzübertritten von Personen,

die in einem Offshore-Windpark tätig sind, der in der Ausschließleichen Wirtschaftszone liegt.

Startereignis

Das Startereignis ist ein verknüpfendes Startereignis, das vom vorgelagerten Prozess „Zollanmeldung

durchführen“ ausgelöst wird.

Endereignis

Das Endereignis ist ein verknüpfendes Endereignis, das den Prozess „Tageseinsatz ausführen und

überwachen“ auslöst.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Prozess wird für jeden Transportmitteleinsatz durchgeführt, sodass für jedes Transportmittel eine

Passagier-Liste (allgemein auch „PAX-Liste“ genannt) erstellt und bei der Bundespolizei vorgelegt

wird. Daher gibt es eine entsprechende Iteration, die den Prozess erneut auslöst, wenn für einen

Tageseinsatz noch Transportmitteleinsätze vorliegen, die hinsichtlich der Anmeldung der

Grenzübertritte noch unbearbeitet sind.

Zunächst wird ein Transportmitteleinsatz aufgerufen. Dann werden die diesem Einsatz zugewiesenen

Personen aufgerufen, um die Passagier-Liste zu erstellen. Diese wird der Bundespolizei zugesendet.

Diese erfasst die Grenzübertritte der beteiligten Personen und bestätigt diese. Dann bekommen die

Transportmittelführer die Passagier-Liste. Danach werden weitere Transportmitteleinsätze aufgerufen,

für die der Prozess erneut durchlaufen wird. Diese Iteration wird beendet, wenn für den Tageseinsatz

keine weiteren Transportmitteleinsätze bzw. keine weiteren anzumeldenden Grenzübertritte vorliegen.

Phase „Operate“

117

Abbildung 49: Prozess "Personentransporte bei Bundespolizei anmelden"

Phase „Operate“

118

5.5.11.2 Analyse

Prozess:

„Personentransporte bei Bundespolizei anmelden“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 1

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 3

Der Prozess orientiert sich an einem festgelegten und vollständig beschriebenen Verfahren zur

Anmeldung von Grenzübertritten bei der Bundespolizei.

Informations- / Datenintensität: 2

Der Prozess benötigt Daten der Transportmitteleinsätze und der jeweils mit einem Transportmittel zu

transportierenden Personen.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess wird für jeden Transportmitteleinsatz durchgeführt, da bei der Fahrt in die Ausschließliche

Wirtschaftszone ein Grenzübertritt von Personen erfolgt.

Umfang: 1

Der Prozess kann von einer einzelnen Person bearbeitet werden und benötigt weder Betriebsmittel

noch Material in größerem Umfang

Dauer: 1

Die einzelnen Aktivitäten enthalten keine Entscheidungen oder aufwändigere Prüfungen, sodass der

Prozess relativ schnell durchläuft.

Schnittstellenintensität: 1

Der Prozess nutzt Schnittstellen zum Absenden der Anmeldung von Grenzübertritten und zum

Empfangen der Bestätigung durch die Bundespolizei.

Phase „Operate“

119

5.5.12 Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

5.5.12.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Der Prozess läuft während eines Tageseinsatzes ab. Je nach Anzahl der eingesetzten Transportmittel

läuft der Prozess mehrfach parallel ab, da er für jeden Transportmitteleinsatz des Tages durchlaufen

wird. Die Leistung des Prozesses lässt sich in drei Teile gliedern:

1. Transport von Personal und Material

2. Durchführung der Maßnahmen durch die Einsatzteams auf den Anlagen

3. Übermittlung und Erfassung von Positionsdaten per Sprechfunk (oder zukünftig mit

automatisierten Systemen)

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst nachdem die Vorbereitungen für einen Tageseinsatz abgeschlossen sind.

Dabei kann es jedoch einen zeitlichen Versatz geben, denn die Ausführung von Tageseinsätzen

beginnt immer morgens und nicht direkt nachdem die entsprechenden Vorbereitungen am Vortag des

Einsatzes abgeschlossen sind. Der Abschluss der Vorbereitungen stellt mehr eine Voraussetzung für

die Maßnahmenausführung dar. D. h. der Tageseinsatz muss freigegeben sein und die Anmeldungen

bei Zoll und Bundespolizei müssen erfolgt sein. Die Anmeldung bei der Bundespolizei ist der letzte

dieser vorbereitenden Schritte und erfolgt im vorgelagerten Prozess „Personentransporte bei

Bundespolizei anmelden“. Der Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“ wird

dementsprechend durch ein verknüpfendes Startereignis ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess hat zwei Endereignisse.

1. Das Endereignis „Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“ ist eine Verknüpfung zum

nachfolgenden Prozess und tritt ein, wenn der Tageseinsatz abgeschlossen ist und die

eingesetzten Transportmittel mit Personal und ggf. mit Material vom Einsatz auf See

zurückgekehrt sind.

2. Das zweite Endereignis tritt jedes Mal ein, wenn eine Positionsmeldung erfasst und bearbeitet

wurde und eine Rückmeldung an die Besatzung des betreffenden Transportmittels gegeben

wurde.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Prozess beschreibt zum einen den Einsatz von Transportmitteln und Personal vor Ort im

Offshore-Windpark und zum anderen die parallel ablaufende Einsatzüberwachung durch die

Betriebsgesellschaft bzw. deren Betriebsbüro, welches die Auswertung von Positionsmeldungen und

der Abgabe entsprechender Rückmeldungen durchführt.

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird das jeweilige

Transportmittel für den anstehenden Einsatz vorbereitet und beladen. Danach wird das Personal

(bzw. die Einsatzteams) an Bord genommen und es wird dessen neue Position gemeldet. Dann

erfolgen die Abfahrt bzw. der Abflug und später die Ankunft im Offshore-Windpark. Im Windpark

angekommen werden die Einsatzteams zur Ausführung der aufgetragenen Maßnahmen auf den

Phase „Operate“

120

jeweiligen Anlagen abgesetzt. Während des gesamten Ablaufs werden Sprechfunk-Meldungen zur

Verfolgung der Positionen von Transportmitteln und Personal abgegeben.

Wenn die Einsatzteams die ihnen aufgetragenen Maßnahmen ausgeführt haben, werden sie zurück

an Bord der Transportmittel geholt. Dann erfolgt die Rückkehr aus dem Windpark. Hierbei werden

wieder Meldungen zur Transportmittel- und Personalverfolgung abgegeben.

Die Auswertung der per Sprechfunk übertragenen Positionsmeldungen läuft parallel zum

beschriebenen Einsatz im Offshore-Windpark ab und wird im Betriebsbüro der Betriebsgesellschaft

des Windparks abgewickelt. Dazu werden die Positionsmeldungen zunächst erfasst. Dann werden die

gemeldeten „Ist“- Positionen mit den „Soll“-Positionen laut Einsatzplan verglichen, um dann den

Einsatzteams bzw. den Transportmittelführern eine Rückmeldung mit weiteren Anweisungen und

Informationen zu geben.

Best Practices und Besonderheiten

Das Abgeben von Positionsmeldungen per Sprechfunk ist ein sehr aufwändiges Verfahren zur

Erfassung der Positionen von Personen und Transportmitteln, da bei umfangreichen Tageseinsätzen

mehrere Einsatzteams im Offshore-Windpark sind und die Positionen der einzelnen Personen und

Transportmittel jederzeit aktuell abrufbar sein müssen. Wenn Positionsdaten per Sprechfunk

übermittelt werden, müssen im Betriebsbüro eine Vielzahl von Funkmeldungen aufgenommen und

erfasst werden, was bei den zukünftigen Offshore-Windparks mit bis zu 80 Windenergieanlagen eine

Informationsflut für die Mitarbeiter im Betriebsbüro bedeutet. Die Nachteile der Positionsmeldung über

Sprechfunk sind das hohe Arbeitsvolumen der manuellen Bearbeitung und die damit verbundene

hohe Fehleranfälligkeit. Abhilfe können „Vessel-Tracking-“ und „People Tracking“ -Systeme schaffen,

mit denen die Erfassung der Positionen von Schiffen und Personal automatisiert werden kann. Eine

Untersuchung der Effektivität von derartigen Prozessoptimierungen erfolgt in Kapitel 7.1. Hier werden

die Auswirkungen des Einsatzes eines „Vessel-Tracking“-Systems anhand einer Simulationsstudie

untersucht.

Phase „Operate“

121

Abbildung 50: Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Phase „Operate“

122

5.5.12.2 Analyse

Prozess:

„Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 3

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 3

Strukturierungsgrad: 1

Der Prozess lässt sich im Groben zwar festlegen, jedoch können insbesondere die Aktivitäten der

Einsatzteams vor Ort im Offshore-Windpark nicht bis ins Detail beschrieben werden, da sich die

Tageseinsätze meist aus unterschiedlichen Maßnahmen zusammensetzten, die wiederum

unterschiedliche Arbeiten beinhalten.

Informations- / Datenintensität: 3

Die Überwachung und Koordination von Tageseinsätzen erfordert ein hohes Maß an Informations-

und Datenaustausch. Das betrifft vor allem die Positionsmeldungen von Transportmitteln und

Personal sowie die Auswertung der Informationen, um zur Koordination Rückmeldungen an die

Akteure geben zu können.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess läuft bei jedem Transportmitteleinsatz ab. Wenn ein Tageseinsatz mehrere

Transportmitteleinsätze beinhaltet läuft er für jedes eingesetzte Transportmittel, also parallel, ab.

Umfang: 3

Der Prozess erfordert Personal, Transportmittel und Material in hohem Maße.

Dauer: 2

Die Dauer eines Tageseinsatzes wird von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sowie den

wetterbedingten Arbeitsbedingungen bestimmt.

Phase „Operate“

123

Schnittstellenintensität: 3

Im Prozess werden Schnittstellen zwischen dem Betriebsbüro der Betriebsgesellschaft und den

Akteuren vor Ort im Offshore-Windpark in hohem Maße genutzt, da die Koordination der Akteure

einen permanenten Informationsfluss erfordert.

Optimierungspotenzial

Wesentliches Potenzial zur Verbesserung bieten sog. „Vessel-Tracking“-Systeme, mit denen die

Erfassung von Schiffspositionen automatisiert werden kann sowie sog. „People-Tracking“-Systeme mit

denen die Personalverfolgung mittels Transponder/Empfänger-Technik oder GPS-Signal automatisiert

werden kann. Die Optimierung des Prozesses durch den Einsatz eines „Vessel-Tracking“-Systems

wird in Kapitel 7.1 mit einer Simulation untersucht.

Phase „Operate“

124

5.5.13 Prozess „Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“

5.5.13.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden durchgeführte Tageseinsätze mittels der Aufzeichnungen der

Einsatzüberwachung dokumentiert und ausgewertet. Diese Auswertungen werden für die Abrechnung

von geleisteten Arbeitsstunden benötigt. Das betrifft sowohl Arbeitsstunden des Personals der

Betriebsgesellschaft als auch Arbeitsstunden des Personals von Dienstleistern. Weiterhin werden die

durchgeführten Maßnahmen in Hinsicht auf die erfolgreiche Durchführung und die Notwendigkeit von

Folgemaßnahmen beurteilt.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem ein Tageseinsatz abgeschlossen wurde. Die Auslösung erfolgt

daher durch das verknüpfende Startereignis „Tageseinsatz überwachen und ausführen“.

Endereignis

Das Endereignis tritt ein, wenn der Einsatz ausgewertet ist und die Daten für die Abrechnungen der

Arbeitsstunden aufbereitet sind. Das betrifft sowohl das Personal der Betriebsgesellschaft als auch

das Personal von Dienstleistern.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Der Prozess verläuft in zwei parallelen Pfaden.

1. Ein Pfad beginnt mit der Auswertung der Daten der Einsatzüberwachung. Mit diesen

Auswertungen werden Arbeitsstunden vom Personal der Betriebsgesellschaft und Arbeitsstunden

vom Personal von Dienstleistern ermittelt und erfasst. Beim Personal der Betriebsgesellschaft

wird dann die Einhaltung von Arbeitszeitregelungen überprüft. Die Daten werden dann für die

monatliche Gehaltsabrechnung aufbereitet. Die Daten bezüglich Dienstleisterpersonal werden für

die spätere Rechnungsprüfung aufbereitet.

2. Neben der Auswertung der Daten der Einsatzüberwachung zur Ermittlung der Arbeitsstunden,

wird in dem Prozess auch eine Auswertung des Maßnahmenerfolgs durchgeführt. Dies wird durch

den zweiten Pfad beschrieben. Dieser beginnt damit, zunächst die an den auszuwertenden

Einsatztag ausgeführten Maßnahmen aufzurufen. Diese werden dann auf die erfolgreiche

Durchführung hin geprüft (siehe Verfeinerung der Aktivität „Maßnahmen auf erfolgreiche

Durchführung prüfen“). Daraufhin werden Informationen, die bei der Maßnahmenausführung

dokumentiert wurden, in der Datenbank eines Instandhaltungsmanagementsystems (IH-

Managementsystem) erfasst. In dieser Datenbank werden Informationen gesammelt, die bei einer

späteren Auswertung im Prozess „Optimierungspotenziale erheben“ helfen, technische

Optimierungspotenziale der Anlagen zu identifizieren. Danach werden die Maßnahmen im

Maßnahmenpool abgeschlossen, d.h. ihnen wird ein Abschlussdatum zugewiesen.

Best Practices und Besonderheiten

Für den Prozess wäre es vorteilhaft, wenn die Daten der Personalverfolgung im Rahmen der

Einsatzüberwachung aus einem People Tracking System übernommen werden könnten, so dass sie

in die Systeme zur Personalverwaltung importiert werden können und eine manuelle Bearbeitung

entfällt.

Phase „Operate“

125

Abbildung 51: Prozess "Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten"

Phase „Operate“

126

Verfeinerung der Aktivität „Maßnahmen auf erfolgreiche Durchführung prüfen“

In dieser Verfeinerung ist dargestellt, wie in der Aktivität „Maßnahmen auf erfolgreiche Durchführung

prüfen“ Maßnahme für Maßnahme auf die erfolgreiche Durchführung geprüft werden und wie weitere

Schritte eingeleitet werden, wenn Maßnahmen nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

Wenn bei einer nicht erfolgreich abgeschlossenen Maßnahme eine Folgemaßnahme erforderlich wird,

so wird über das verknüpfende Endereignis „Folgemaßnahme erforderlich“ der Prozess

„Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ ausgelöst, bei dem eine neue

Maßnahme als Folgemaßnahme angelegt wird.

Abbildung 52: Verfeinerung „Maßnahmen auf erfolgreiche Durchführung prüfen“

Phase „Operate“

127

5.5.13.2 Analyse

Prozess:

„Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 2

Wiederholfrequenz: 3

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 3

Der Prozess läuft jedes Mal nach einem festen Schema ab, da keine Aktivitäten enthalten sind die

Entscheidungen oder fallweise unterschiedliche Ausführung erfordern.

Informations- / Datenintensität: 2

Es werden die Daten der Einsatzüberwachung benötigt, um die Arbeitsstunden und die Reisezeiten

auf Transportmitteln zu ermitteln.

Wiederholfrequenz: 3

Der Prozess wird für jeden Tageseinsatz wiederholt und läuft daher bis auf die Wintermonate täglich

ab.

Umfang: 1

Der Prozess kann von einer einzelnen Person bearbeitet werden und benötigt keine Betriebsmittel

oder Material in größerem Umfang.

Dauer: 2

Der Prozess kann ohne Unterbrechung durchlaufen werden. Aufgrund der Menge an Daten aus der

Einsatzüberwachung nimmt er jedoch einige Zeit in Anspruch.

Schnittstellenintensität: 1

Es werden keine Schnittstellen zu anderen Akteuren benutzt.

Phase „Operate“

128

5.5.14 Prozess „Optimierungspotenziale erheben“

5.5.14.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden CMS- und SCADA-Daten sowie die Informationen der

Instandhaltungsdatenbank ausgewertet. (Die Informationen der Instandhaltungsdatenbank werden im

Prozess „Einsatz auswerten und Abrechnung vorbereiten“ (siehe Kap. 5.5.13) als IH-Daten im

Instandhaltungsmanagementsystem erfasst). Die Auswertung dieser Informationen dient der

Identifizierung von Optimierungspotenzialen. Beispielsweise können so häufig auftretende Fehler an

bestimmten Komponenten erkannt werden, so dass an diesen Komponenten gezielte, technische

Verbesserungen vorgenommen werden können, um diese Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Startereignis

Der Prozess wird in regelmäßigen Abständen ausgelöst. Die Häufigkeit des Prozesses kann im

Rahmen eines Konzeptes für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) bestimmt werden.

Endereignis

Das Endereignis tritt ein, wenn die Daten und Informationen der o.g. Systeme ausgewertet wurden

und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet und zur weiteren Planung weitergeleitet

wurden. Diese Weiterleitung geschieht über das verknüpfende Endereignis

„Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“, das die Erfassung und Planung

einer entsprechenden Maßnahmen in weiteren Prozessen auslöst.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, werden zunächst die

Daten und Informationen aus verschiedenen Systemen und Datenbanken wie z.B. SCADA- und CMS-

Systeme oder auch spezielle Instandhaltungsdatenbanken ausgewertet. Auf Basis dieser

Informationen werden wiederkehrende Fehler identifiziert. Danach werden entsprechende

Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet und der Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und

erfassen / aktualisieren“ wird ausgelöst.

Phase „Operate“

129

Abbildung 53: Prozess „Optimierungspotenziale erheben“

Phase „Operate“

130

5.5.14.2 Analyse

Prozess:

„Optimierungspotenziale erheben“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 1

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 1

Umfang: 2

Dauer: 3

Schnittstellenintensität: 3

Strukturierungsgrad: 1

Die Auswertung der Daten erfordert ein hohes Maß an technischem Wissen zur Durchführung von

Berechnungen und Kalkulationen und kann daher, wenn überhaupt, nur in sehr grobe Arbeitsschritte

gegliedert werden.

Informations- / Datenintensität: 3

Es werden große Mengen an Daten aus verschiedenen Quellen genutzt. Dazu zählen die Daten aus

SCADA- und CMS-Systemen sowie die Einsatzberichte von Technikern.

Wiederholfrequenz: 1

Der Prozess wird eher selten durchgeführt, da das Erheben von Optimierungspotenzialen erfordert,

dass längere Zeiträume betrachtet werden.

Umfang: 2

Der Prozess kann von einer einzelnen Person bearbeitet werden und benötigt keine Betriebsmittel

oder Material in größerem Umfang, jedoch ist der Arbeitsaufwand aufgrund der großen Datenmenge

und der hohen technischen Komplexität hoch.

Dauer: 3

Aufgrund der großen Datenmenge und der hohen technischen Komplexität ist der Arbeitsaufwand der

Analyse hoch und es dauert daher lange, alle Daten auszuwerten und entsprechende

Verbesserungsmaßnahmen zu erarbeiten.

Schnittstellenintensität: 3

Schnittstellen werden in hohem Maße genutzt. Beispielsweise können spezielle Anbieter für CMS-

Datenanalyse eingebunden werden.

Phase „Operate“

131

5.5.15 Prozess „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“

5.5.15.1 Beschreibung

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess werden die Wartungs-und Inspektionspläne erfasst. Dieser Prozess beinhaltet die

Erfassung der erforderlichen Maßnahmen und der entsprechenden Termine für die Durchführung.

Durch die Angabe von Planungsfristen wird sichergestellt, dass die Planung der Maßnahmen

rechtzeitig zu einem bestimmten Zeitpunkt eingeleitet wird, damit die erforderlichen Ressourcen

rechtzeitig bereitgestellt werden können. Dazu wird bei Erreichen einer Planungsfrist der Prozess

„Instandhaltungsmaßnahme planen und erfassen / aktualisieren“ (siehe Kapitel 5.5.2) ausgelöst.

Startereignis

Der Prozess wird zum einen ausgelöst, wenn die Wartungs- und Inspektionspläne für den Offshore-

Windpark zum ersten Mal erfasst werden und zum anderen, wenn es Änderungen an diesen Plänen

gibt, die eine Aktualisierung erforderlich macht.

Endereignis

Das Endereignis tritt ein, wenn die Wartungs- und Inspektionspläne erfasst bzw. aktualisiert wurden

und alle Termine und Planungsfristen eingegeben wurden.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch eines der beschriebenen Startereignis ausgelöst wurde, werden

zunächst die erforderlichen Wartungs- und Inspektionspläne erfasst bzw. aufgerufen. Danach werden

die Ausführungstermine festgelegt. Abschließend werden Planungsfristen festgelegt, die dafür sorgen,

dass die Planung der Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen rechtzeitig beginnt. Die Planungsfristen

geben daher die Zeitpunkte an, zu denen der Prozess „Instandhaltungsmaßnahme planen und

erfassen / aktualisieren“ (siehe Kap. 5.5.2) durch das Startereignis „Planungszeitpunkt für

Inspektions- / Wartungsmaßnahme erreicht“ ausgelöst wird.

Phase „Operate“

132

Abbildung 54: Prozess „Wartungs- und Inspektionspläne erfassen“

Phase „Operate“

133

5.5.15.2 Analyse

Prozess:

„Inspektions- und Wartungspläne erfassen“

Prozessmerkmal Ausprägung

Strukturierungsgrad: 3

Informations- / Datenintensität: 3

Wiederholfrequenz: 1

Umfang: 1

Dauer: 2

Schnittstellenintensität: 1

Strukturierungsgrad: 3

Die zu erfassenden Informationen sind i.d.R. strukturierten Plänen zu entnehmen und können in

einheitliche Formate in der Instandhaltungsdatenbank übertragen werden, so dass der Prozess mit

seinen einzelnen Aktivitäten sehr genau im Voraus festgelegt werden kann.

Informations- / Datenintensität: 3

Die Inspektions- und Wartungspläne der verschiedenen Anlagen eines Offshore-Windparks sind sehr

umfangreich. Daher werden in dem Prozess große Mengen an Informationen verarbeitet.

Wiederholfrequenz: 1

Der Prozess wird eher selten durchgeführt, da sich die Inspektions- und Wartungspläne nachdem sie

einmal initial eingeführt wurden i.d.R. nur noch verändern, z.B. wenn technische Veränderungen an

den Anlagen vorgenommen werden.

Umfang: 1

Der Prozess kann von einer einzelnen Person bearbeitet werden und benötigt keine Betriebsmittel

oder Material in größerem Umfang, jedoch ist der Arbeitsaufwand aufgrund der großen Datenmenge

hoch.

Dauer: 2

Aufgrund der umfangreichen Instandhaltungsaufgaben eines Offshore-Windparks dauert

insbesondere die Ersterfassung der Inspektions- und Wartungspläne entsprechend lange.

Phase „Operate“

134

Schnittstellenintensität: 1

Es handelt sich um einen rein intern bei der Betriebsgesellschaft ablaufenden Prozess, der keine

Schnittstellen zu anderen Akteuren hat.

5.5.16 Weitere Prozesse der Phase „Operate“

In der Prozesslandkarte sind über die bisher beschrieben Prozesse hinaus auch die Prozesse

„Abrechnung erstellen“ und „Reporting erstellen“ enthalten. Diese Prozesse werden durch die

Betriebsgesellschaft ausgeführt. Der Prozess „Abrechnung erstellen“ ist nicht weiter verfeinert

abgebildet, da es sich hierbei im Wesentlichen um einen kaufmännischen Ablauf handelt, der für sich

gesehen zwar optimal gestaltet sein sollte, sich jedoch nicht speziell auf die effiziente Betriebsführung

von Offshore-Windparks auswirkt

Der Prozess „Reporting erstellen“ bezieht sich auf die Erstellung von Auswertungen auf Basis von

standardisierten Kennzahlen. Diese speziell für den Betrieb von Offshore-Windparks

heranzuziehenden Kennzahlen beziehen sich u.a. auf Bereiche wie Anlagenverfügbarkeit und

Stromerzeugung. Für die Zukunft ist die Entwicklung weiterer spezialisierter Kennzahlen für den

Betrieb von Offshore-Windparks zu erwarten (vgl. Kap. 8).

Phase „Supply“

135

6 Phase „Supply“

In der Phase „Supply“ werden die Prozesse zur Stromvermarktung von Offshore-Windparks

abgebildet. Hierbei bietet das Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-

Gesetz EEG) prinzipiell zwei Vermarktungsstrategien an: Die Inanspruchnahme der festen EEG-

Vergütung oder der Einstieg in die Direktvermarktung. In diesem Kapitel werden die für beide

Vermarktungsstrategien entsprechenden Prozesse aufgezeigt, wobei sich die Prozesse zur

Direktvermarktung auf das Marktprämienmodell nach § 33b Nr.1 EEG beschränken und am Beispiel

eines Börsenhandels dargestellt werden. Damit wird ein konkretes Konzept für die Direktvermarktung

von in Offshore-Windparks erzeugtem Strom dargestellt.

6.1 Akteure der Phase „Supply“

Strombörse

Die Strombörse fasst alle Akteure zusammen mit denen Geschäfte abgeschlossen werden, um die im

Offshore-Windpark erzeugten Strommengen zu verkaufen. Die Strombörse tritt im Rahmen des

Börsenhandels selbst als Handelspartner für Käufer und Verkäufer an der Börse auf. Die Geschäfte

werden also nicht direkt zwischen den Akteuren abgeschlossen. Die Prozesse des sogenannten

bilateralen Handels sind denen des Börsenhandels sehr ähnlich, weshalb auf eine separate

Darstellung dieser Prozesse verzichtet wird. In dem hier betrachteten Szenario des Börsenhandels

schließen die Käufer und Verkäufer stattdessen Geschäfte mit der Strombörse ab, deren Aufgabe es

ist, Angebot und Nachfrage über ein spezielles Verfahren zusammenzuführen und die Abwicklung der

zustande gekommenen Geschäfte durchzuführen.

Bilanzkreisverantwortlicher (BKV)

Ein Bilanzkreisverantwortlicher sorgt für die Einhaltung des Gleichgewichts zwischen

Stromentnahmen und -einspeisungen in einem Bilanzkreis. Ein Bilanzkreis wird über ein Konto

dargestellt, welches alle Entnahmen und Einspeisungen des Bilanzkreises enthält.

Ein Bilanzkreisverantwortlicher muss die prognostizierten Entnahmen und Einspeisungen der Akteure

(z.B. eines Offshore-Windparks) im Bilanzkreis gegeneinander aufwiegen und einen Ausgleich

herstellen, wenn sich Angebot und Nachfrage nicht decken. Diesen Ausgleich kann er erreichen,

indem er Handelsgeschäfte, z.B. auf einer Strombörse, tätigt. In dieser Funktion kann er auch die

Vermarktung von Strom für einzelne Lieferanten seines Bilanzkreises übernehmen, so dass bspw.

eine Betriebsgesellschaft eines Offshore-Windparks diese Aufgaben nicht selbst durchführen muss.

Diese Rolle des Bilanzkreisverantwortlichen wird in dem hier betrachteten Szenario dargestellt.

Sollten trotz der (Handels-) Aktivitäten zur Erreichung des Gleichgewichts zwischen Stromentnahmen

und -einspeisungen in einem Bilanzkreis Abweichungen (Über-/Unterdeckungen) auftreten, nimmt der

jeweilige Bilanzkreisverantwortliche durch den Übertragungsnetzbetreiber bereitgestellte Regelenergie

in Anspruch, die ihm dann in Form von Ausgleichsenergie in Rechnung gestellt wird.

Verteilnetzbetreiber (VNB)

Verteilnetzbetreiber betreiben die regionalen Stromnetze. Sie sind u. a. für Netzanschlüsse an die

Mittel- und Niederspannungsebene sowie für den Betrieb, die Instandhaltung und die Dimensionierung

ihrer Netze zuständig. Des Weiteren sind Verteilnetzbetreiber für die finanzielle Vergütung gegenüber

Anlagenbetreibern nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verantwortlich.

Phase „Supply“

136

Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)

Übertragungsnetzbetreiber betreiben die überregionalen Stromnetze. Zu ihren Aufgaben gehören u.a.

die bedarfsgerechte Instandhaltung und Dimensionierung der Netze. Darüber hinaus ist der

Übertragungsnetzbetreiber für die Stabilität des Netzes verantwortlich und muss Über- und

Unterdeckungen des Bedarfes im Netz ausgleichen, wenn die von den Bilanzkreisverantwortlichen in

seiner Regelzone gemeldeten Fahrpläne nicht eingehalten werden. Hierzu beschafft er im Vorfeld

Regelenergie (auf einem Regelenergiemarkt, z.B. „regelleistung.net“3) und stellt diese bei Bedarf dem

Netz zur Verfügung. Die in Anspruch genommene Regelenergie wird den Bilanzkreisverantwortlichen

anschließend in Form von Ausgleichsenergie4 in Rechnung gestellt.

Weiterhin übernimmt der Übertragungsnetzbetreiber die Vermarktung von Strommengen von EEG-

Anlagen, die nicht über die Direktvermarktung vergütet werden. In dem Fall ist der

Übertragungsnetzbetreiber für die Prozesse „Erzeugung prognostizieren“, „Day-Ahead-Handel

abwickeln“ und „Intra-Day-Handel abwickeln“ zuständig (vgl. Kap. 6.3).

Betriebsgesellschaft

Siehe Kapitel 5.1

6.2 Prozesslandkarte

Die in Abbildung 56 dargestellte Prozesslandkarte für die Phase Supply zeigt die Prozesse, die bei der

Vermarktung des in einem Offshore-Windpark erzeugten Stroms ablaufen. Wie in den anderen

Lebenszyklusphasen, wird auch diese Prozesslandkarte in die Bereiche „sekundäre Prozesse“ (oberer

Teil) und „primäre Prozesse“ (unterer Teil) eingeteilt.

Die primären Prozesse zeigen zwei Alternativen der Vermarktung auf Basis der im EEG festgelegten

Regelungen. Zwischen den beiden im Folgenden beschriebenen Vermarktungsalternativen kann die

Betriebsgesellschaft des Offshore-Windparks monatlich wechseln.

Zum einen kann der erzeugte Strom auf Basis der im EEG festgelegten Vergütungssätze verkauft

werden. Dies stellt eine für die Betreibergesellschaft sehr einfache Form der Vermarktung dar, da alle

Prozesse von der Erstellung von Prognosen über die Abwicklung von Handelsaktivitäten bis hin zur

Fahrplananmeldung durch den Übertragungsnetzbetreiber durchgeführt werden müssen. Die

Vergütung des Stroms richtet sich dann nach der eingespeisten Menge und der im EEG festgelegten

Einspeisevergütung.

Zum anderen gibt das EEG der Betriebsgesellschaft die Möglichkeit, den im Offshore-Windpark

erzeugten Strom direkt zu vermarkten. Mit der Novellierung des EEG zum 1. Januar 2012 haben sich

die Rahmenbedingungen der Direktvermarktung wesentlich verändert und nunmehr gibt es drei

verschiedene Arten der Direktvermarktung:

Marktprämienmodell:

Im Marktprämienmodell erhält der Anlagenbetreiber neben den am Strommarkt generierten Erlösen

3 Internetplattform zur Vergabe von Regelleistung

4 Regelenergie beschreibt eine elektrische Leistung, die zu bestimmten Zeitpunkten dem Netz zur Verfügung gestellt wird, um

dieses zu stabilisieren. Die Abrechnung bezieht sich auf den Zeitraum in dem diese Energie zur Verfügung gestellt wurde. Hier

wird dann von Ausgleichenergie gesprochen.

Phase „Supply“

137

(die Verkaufserlöse) weitere Prämien. Diese sind einerseits die Marktprämie, die sich aus der

Differenz der spezifischen EEG-Vergütung und dem energieträgerspezifischen Durchschnittspreis des

Spotmarktes dem EPEX Spot ergibt und andererseits die Managementprämie, ein festgesetzter

Betrag je erzeugter kWh. Das Marktprämienmodell ermöglicht es nun einer weitaus größeren Menge

von Anlagen, profitabel in die Direktvermarktung einzusteigen und somit die Integration der

Erneuerbaren Energien in den Strommarkt weiter voranzutreiben. Abbildung 55 zeigt, wie dieses

Modell zu einem Mehrerlös ggü. der EEG-Vergütung führen kann.

Abbildung 55: Vergleich EEG-Vergütung und Direktvermarktung

Grünstromprivileg:

Durch das sogenannte Grünstromprivileg können Elektrizitätsversorgungsunternehmen eine

Verringerung der zu zahlenden EEG-Umlage um maximal 2,0 Cent je kWh erwirken. Hierfür müssen

insgesamt 50 % des Stroms, den das Energieversorgungsunternehmen an Letztverbraucher liefert,

aus EEG-Anlagen stammen, wobei mindestens 20 % aus Wind- oder Solaranlagen stammen müssen.

Sonstige Direktvermarktung:

Die sonstige Direktvermarktung bildet alle weiteren Formen der Direktvermarktung außerhalb des

Marktprämienmodells und des Grünstromprivilegs ab. Wird bspw. der Strom aus EEG-Anlagen lokal

verbraucht, handelt es sich um eine sonstige Direktvermarktung.

Die derzeit am häufigsten verwendete Art der Direktvermarktung ist das Marktprämienmodell, weshalb

sich das Referenzprozessmodell auf eine Darstellung der für diese Direktvermarktungsart benötigten

Prozesse beschränkt. Die hier betrachtete Form der Direktvermarktung nutzt eine Strombörse. Die

entsprechenden Prozesse beschreiben ein Szenario in welchem die Betriebsgesellschaft von der

Möglichkeit Gebrauch macht, die Handelsaktivitäten an ihren Bilanzkreisverantwortlichen zu

übertragen. Dies bietet den Vorteil, die Abwicklung der komplexen und aufwändigen

Handelsaktivitäten an einen im Strommarkt erfahrenen Akteur auszulagern, der die entsprechenden

Prozesse bereits sehr gut beherrscht.

Die sekundären Prozesse dienen der Erfüllung von Aufgaben im Zusammenhang mit den

Abrechnungen über gelieferten Strom sowie der (monatlich möglichen) Wahl der beschriebenen

Vermarktungsalternativen und entsprechenden Analysen.

Phase „Supply“

138

Abbildung 56: Prozesslandkarte Supply

Phase „Supply“

139

6.3 Prozesse der Phase „Supply“

Die Beschreibung der Prozesse zur Direktvermarktung erfolgt am Beispiel einer Vermarktung auf der

Strombörse EPEX Spot. Darüber hinaus können in der Direktvermarktung auch noch weitere Märkte

erschlossen werden, wie bspw. der Terminmarkt zur Risikoabsicherung oder der Regelenergiemarkt

im Bereich der Minutenreserveleistung zur Generierung zusätzlicher Erlöse, auf die hier jedoch nicht

näher eingegangen wird. Bei der Minutenreserveleistung wird die Vorhaltung von Leistungen vergütet,

auf die der Übertragungsnetzbetreiber jederzeit zugreifen kann. Bei Offshore-Windparks würde die

Vermarktung negativer Minutenreserveleistung in Frage kommen, indem bei einem Abruf durch den

Übertragungsnetzbetreiber die Anlagen gedrosselt werden.

6.3.1 Prozess „Erzeugung prognostizieren“

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess wird die am Markt anzubietende Strommenge eines Offshore-Windparks für den

nächsten Tag ermittelt. Diese Informationen werden im nachgelagerten Prozess „Day-Ahead-Handel

abwickeln“ an den Bilanzkreisverantwortlichen weitergeleitet, damit dieser ein entsprechendes

Angebot an die Strombörse abgeben kann. Ein solches Angebot für den sog. „Day-Ahead-Handel“

beinhaltet die Angabe der stündlichen Liefermengen über den Zeitraum von 0 bis 24 Uhr des

Folgetages. Für diesen Zeitraum wird in diesem Prozess eine Prognose für die Erzeugung erstellt.

Startereignis

Der Prozess wird durch eine Frist ausgelöst, die eingehalten werden muss, damit die Informationen

über die zu verkaufende Strommenge rechtzeitig dem Bilanzkreisverantwortlichen bereitgestellt

werden können. Rechtzeitig heißt, dass der Bilanzkreisverantwortliche das Angebot für den Folgetag

bis 12 Uhr an die Strombörse übermitteln kann.

Endereignis

Das Endereignis tritt ein, nachdem die Prognose für die zu verkaufende Strommenge erstellt wurde

und löst den Folgeprozess „Day-Ahead-Handel abwickeln“ aus.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, werden die zur

Erstellung der Erzeugungsprognose benötigten Informationen erhoben. Das sind im Wesentlichen die

Windprognose und die Verfügbarkeit der Anlagen. Letztere kann aus den Informationen des in der

Phase „Operate“ beschriebenen Maßnahmenpools ermittelt werden. Die hier enthaltenen

Maßnahmendaten geben Auskunft über die im Prognosezeitraum laut Planung durchzuführenden

Instandhaltungsmaßnahmen und dementsprechende Anlagenstillstände bzw. Verfügbarkeitswerte.

Auf Basis dieser Informationen wird dann die für den Folgetag anzubietende Stromproduktion

errechnet und an einen Händler weitergeleitet.

Phase „Supply“

140

Abbildung 57: Prozess "Erzeugung prognostizieren"

6.3.2 Prozess „Day-Ahead-Handel abwickeln“

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess wird ein Angebot über die prognostizierte Stromproduktion für den gesamten

Folgetag auf der Strombörse eingestellt und gehandelt. Die Handelsergebnisse, also die auf der

Strombörse zustande gekommenen Lieferverträge, teilt der Bilanzkreisverantwortliche der

Betriebsgesellschaft mit, damit diese die zu liefernden Strommengen einplanen kann.

Startereignis

Der Prozess wird ausgelöst, nachdem der vorgelagerte Prozess „Erzeugung prognostizieren“

abgeschlossen ist. Dementsprechend wird der Prozess durch das verknüpfende Startereignis

„Erzeugung prognostizieren“ ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess endet mit zwei verknüpfenden Endereignissen. Die durch diese Verknüpfungen

ausgelösten Prozesse sind die Prozesse „Intraday-Handel abwickeln“ und „Fahrplan anmelden“.

Phase „Supply“

141

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, leitet die

Betriebsgesellschaft die in der Erzeugungsprognose ermittelte anzubietende Strommenge an den

Bilanzkreisverantwortlichen weiter. Dieser stellt die anzubietende Strommenge als Angebot auf der

Strombörse ein. Dazu hat er bis 12:00 Uhr Zeit. Ab dann wird an der Strombörse die Abwicklung des

Handels durchgeführt, d.h. es werden über ein spezielles Verfahren angebotene und nachgefragte

Strommengen zusammengeführt. Daraufhin werden den Anbietern (hier der

Bilanzkreisverantwortliche in der Rolle des durch die Betriebsgesellschaft mit der Durchführung der

Handelsaktivitäten betrauten Akteurs) und Nachfragern die entsprechenden Zuschläge mitgeteilt.

Damit sind die Handelsaktivitäten für den Day-Ahead-Handel am aktuellen Tag abgeschlossen. Dann

stellt der Bilanzkreisverantwortliche, der die Produktion eines Offshore-Windparks im Auftrag der

Betriebsgesellschaft an der Strombörse verkauft hat, die Handelsergebnisse zusammen und leitet die

Informationen über die verkaufte Liefermenge an die Betriebsgesellschaft weiter, damit diese die

Lieferung für den Folgetag einplanen kann und eventuell schon absehbare Produktionsengpässe oder

-überschüsse für den sog. „Intraday-Handel“ (siehe Prozess „Intraday-Handel abwickeln“) vormerken

kann.

Abbildung 58: Prozess "Day-Ahead-Handel abwickeln"

Phase „Supply“

142

6.3.3 Prozess „Intraday-Handel“ abwickeln

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess „Intraday-Handel abwickeln“ werden Produktionsabweichungen zu der im Day-

Ahead-Handel für den Folgetag gehandelten Stromproduktion über zusätzliche Zu- und Verkäufe von

Strommengen ausgeglichen. Solche Produktionsabweichungen können z.B. auftreten, wenn es an

Windkraftanlagen zu ungeplanten Instandhaltungsarbeiten (mit Anlagenstillstand) kommt, die in der

Erzeugungsprognose nicht berücksichtigt sind oder wenn eine aktuelle Windprognose bessere

Erträge als ursprünglich geplant erwarten lässt. Diese Abweichungen sollen, wenn möglich, durch

entsprechende Zu- und Verkäufe im Rahmen des Intraday-Handels ausgeglichen werden. Wenn die

Betriebsgesellschaft derartige Abweichungen feststellt, wird der Bilanzkreisverantwortliche mit der

Beschaffung bzw. dem Verkauf von Strommengen zum Ausgleich der Abweichungen beauftragt.

Startereignis

Der Prozess wird nach dem vorgelagerten Prozess „Day-Ahead-Handel abwickeln“ durchgeführt.

Dementsprechend wird der Prozess durch das verknüpfende Startereignis „Day-Ahead-Handel

abwickeln“ ausgelöst. Weiterhin wird er auch durch eine regelmäßige Planüberprüfung ausgelöst,

durch die zwischenzeitlich aufgetretene Veränderungen ggü. den für die Erzeugungsprognose (auf

der die im Day-Ahead-Handel angebotene Liefermenge basiert) getroffenen Annahmen bzgl. Wind

und Anlagenverfügbarkeit frühzeitig identifiziert werden sollen.

Endereignis

Der Prozess endet mit zwei verknüpfenden Endereignissen. Zum einen wird bei der

Betriebsgesellschaft der Folgeprozess „Lieferung koordinieren“ ausgelöst. Zum anderen wird beim

Bilanzkreisverantwortlichen der Prozess „Fahrplan anmelden“ ausgelöst.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch eines der beschriebenen Startereignisse (Abschluss des Prozesses

„Day-Ahead-Handel abwickeln“ und „regelmäßige Planüberprüfung“) ausgelöst wurde, wird zunächst

eine neue bzw. aktuelle Erzeugungsprognose erstellt. Damit werden Produktionsabweichungen zu der

im Day-Ahead-Handel gehandelten Stromproduktion ermittelt, welche auf einer älteren Prognose

basiert. Abweichungen (Produktionsüberschüsse und Produktionsunterdeckungen) sollen dann, wenn

möglich, über entsprechende Zu- und Verkäufe von Strommengen im Intraday-Handel ausgeglichen

werden. Die Durchführung der entsprechenden Handelsaktivitäten (Aktivitäten „Überschüsse

verkaufen“ und „Bedarfe einkaufen“) erfolgt hier, wie beim Day-Ahead-Handel, über den

Bilanzkreisverantwortlichen, der auf einer Strombörse die erforderlichen Handelsaktivitäten abwickelt.

Ein wesentlicher Unterschied zum Day-Ahead-Handel besteht jedoch in der Art und Weise, wie auf

der Marktplattform der Strombörse gehandelt wird.

Der Day-Ahead-Handel findet in Form einer Auktion statt, bei der alle Akteure ihre Gebote bis

12:00 Uhr auf der Marktplattform der Strombörse eingestellt haben müssen. Danach werden

Angebote und Nachfrage zusammengeführt (vgl. Kap. 6.3.2)

Der Intraday-Handel dagegen findet kontinuierlich statt, d.h. Angebot und Nachfrage werden jederzeit

und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen geführt. Im Intraday-Handel sind

Geschäftsabschlüsse bis 75 Minuten vor physischer Lieferung möglich.

Phase „Supply“

143

Bei erfolgreichen Geschäftsabschlüssen teilt der Bilanzkreisverantwortliche der Betriebsgesellschaft

des Offshore-Windparks die Handelsergebnisse mit und übernimmt, wie auch beim Day-Ahead-

Handel, die Anmeldung beim Übertragungsnetzbetreiber im nachgelagerten Prozess „Fahrplan

anmelden“. Auch wenn durch Zu- oder Verkäufe von Strommengen zum Ausgleich von

Produktionsabweichungen die Gesamtmenge im Bilanzkreis identisch bleibt, ist eine erneute

Fahrplananmeldung durch den Bilanzkreisverantwortlichen beim Übertragungsnetzbetreiber

erforderlich, da die entsprechenden Strommengen z.B. bei einer Unterlieferung nicht mehr durch

einen dem Bilanzkreis des Bilanzkreisverantwortlichen zugeordneten Zählpunkt, nämlich dem des

Offshore-Windparks, sondern durch einen anderen Bilanzkreis bereitgestellt werden. Hätte der

Bilanzkreisverantwortliche die Abweichung des Offshore-Windparks durch eine andere

Erzeugungsanlage, die sich in demselben Bilanzkreis wie der Offshore-Windparks befindet,

ausgleichen können, wäre keine Handelsaktivität und keine Fahrplananmeldung erforderlich gewesen.

Eine Fahrplananmeldung ist dementsprechend bei jeder bilanzkreisübergreifenden Lieferung

erforderlich.

Nachdem der Bilanzkreisverantwortliche die Betriebsgesellschaft über die Handelsergebnisse

informiert hat, prüft diese, ob die Abweichungen zu der im Day-Ahead-Handel gehandelten

Stromproduktion beseitigt werden konnten bzw. ob diese noch bestehen. Wenn die Abweichungen

beseitigt werden konnten, brauchen keine weiteren Aktivitäten durchgeführt werden. Wenn noch

Überschüsse vorhanden sind, muss eine Drosselung der Produktion durchgeführt werden. Wenn

Unterdeckungen nicht durch Zukäufe überbrückt werden können, wird die im Day-Ahead-Handel

vereinbarte Lieferung nicht erfüllt. In dem Fall bekommt der Bilanzkreisverantwortliche nicht die

vorgesehene Liefermenge und bezieht stattdessen Regelenergie vom Übertragungsnetzbetreiber.

Diese Regelenergie wird dem Bilanzkreisverantwortlichen vom Übertragungsnetzbetreiber in

Rechnung gestellt. Der Bilanzkreisverantwortliche legt diese Abrechnung auf die Betriebsgesellschaft

um. Diese Abläufe werden im Prozess „Über-/ Unterdeckungen mit BKV abrechnen“ dargestellt.

Phase „Supply“

144

Abbildung 59: Prozess "Intraday-Handel abwickeln"

Phase „Supply“

145

Verfeinerung der Aktivität „Erzeugung prognostizieren“.

Die Verfeinerung dieser Aktivität entspricht dem unter 6.3.1 beschriebenen Prozess „Erzeugung

prognostizieren“.

Verfeinerung der Aktivität „Bedarfe einkaufen“

In der Verfeinerung der Aktivität „Bedarfe einkaufen“ wird der Einkauf von Strommengen durch den

Bilanzkreisverantwortlichen genauer dargestellt. Wie auch beim Day-Ahead-Handel wird der Handel

über eine Strombörse abgewickelt. Diese nimmt die nachgefragten Strommengen in das Orderbuch

ihrer Marktplattform auf und bringt die Nachfrage so in den Handel ein. Die aus dem Handel

hervorgegangenen Zuschläge werden dann dem Bilanzkreisverantwortlichen mittgeteilt. Am Ende des

Prozesses werden die Handelsergebnisse vom Bilanzkreisverantwortlichen für die

Betriebsgesellschaft zusammengestellt.

Abbildung 60: Verfeinerung „Bedarfe einkaufen“

Phase „Supply“

146

Verfeinerung der Aktivität Überschüsse verkaufen

In der Verfeinerung der Aktivität „Überschüsse verkaufen“ wird der Verkauf von Strommengen durch

den Bilanzkreisverantwortlichen genauer dargestellt. Wie auch beim Day-Ahead-Handel wird der

Handel über einen Strombörse abgewickelt. Diese nimmt die angebotenen Strommengen in das

Orderbuch ihrer Marktplattform auf und bringt die Angebote so in den Handel ein. Die aus dem Handel

hervorgegangenen Zuschläge werden dann dem Bilanzkreisverantwortlichen mittgeteilt. Am Ende des

Prozesses werden die Handelsergebnisse vom Bilanzkreisverantwortlichen für die

Betriebsgesellschaft zusammengestellt.

Abbildung 61: Verfeinerung "Überschüsse verkaufen"

6.3.4 Prozess „Fahrplan anmelden“

Leistung des Prozesses

Im Prozess meldet der Bilanzkreisverantwortliche den Fahrplan für seinen Bilanzkreis beim

Übertragungsnetzbetreiber an. In diesem Fahrplan sind auch die an der Strombörse verkauften

Strommengen des Offshore-Windparks enthalten. Das betrifft sowohl den Day-Ahead-Handel als auch

den Intraday-Handel.

Phase „Supply“

147

Startereignis

Der Prozess wird immer dann ausgelöst, wenn Handelsaktivitäten durchgeführt wurden. Er wird stets

ausgelöst, wenn entweder der Day-Ahead-Handel (siehe Kap.6.3.2) abgeschlossen wurde oder wenn

ein Geschäft im Rahmen des Intraday-Handels (siehe Kap.6.3.3) abgeschlossen wurde.

Endereignis

Das Endereignis tritt ein, wenn der Bilanzkreisverantwortliche den Fahrplan für seinen Bilanzkreis an

den Übertragungsnetzbetreiber übermittelt hat, damit dieser die Informationen weiter verarbeiten

kann, um beispielsweise Netzengpässe im Vorfeld zu ermitteln.

Aktivitäten und zeitlich logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch eines der beschriebenen Startereignisse ausgelöst wurde, rechnet der

Bilanzkreisverantwortliche die gehandelten Strommengen in seinen Bilanzkreis ein und erstellt einen

Fahrplan für den gesamten Bilanzkreis, der dann alle Einspeisungen und Entnahmen aller dem

Bilanzkreis zugeordneten Zählpunkte enthält. Dieser Bilanzkreis-Fahrplan wird dann an den

Übertragungsnetzbetreiber gemeldet, der die Informationen weiterverarbeitet. Damit ist der Prozess

abgeschlossen.

Abbildung 62: Prozess "Fahrplan anmelden"

Phase „Supply“

148

6.3.5 Prozess „Lieferung koordinieren“

Leistung des Prozesses

Durch den Prozess „Lieferung koordinieren“ wird die Stromeinspeisung des Offshore-Windparks in

das Stromnetz gesteuert. Dazu gehören im Wesentlichen das Einspeisemanagement, die

Anlagenüberwachung und die Produktion der an der Strombörse verkauften Strommengen.

Startereignis

Der Prozess läuft im Prinzip permanent ab, d.h. er wird nie unterbrochen, da der Park in der Regel nie

ganz außer Betrieb genommen wird und daher immer eine gewisse Strommenge liefert. Trotzdem

verfügt der Prozess über ein Startereignis (verknüpfendes Startereignis „Intraday-Handel abwickeln“),

das ihn direkt mit dem vorgelagerten Prozess „Intraday-Handel abwickeln“ und indirekt auch mit dem

noch einen Schritt weiter vorher in der Prozesskette ablaufenden Prozess „Day-Ahead-Handel

abwickeln“ verknüpft. Diese Verknüpfung ist erforderlich, da die zu koordinierende Stromlieferung auf

den in den beiden genannten vorgelagerten Prozessen gehandelten Strommengen basiert. D.h. die

Lieferung muss so koordiniert werden, dass die gehandelten bzw. verkauften Strommengen den

abgeschlossenen Lieferverträgen entsprechend vom Offshore-Windpark erzeugt und eingespeist

werden. Um diese logischen Abhängigkeiten abzubilden, ist es sinnvoll, den Prozess im Modell an das

Ende der Prozesskette einzuordnen, obwohl er permanent, also parallel zu den anderen Prozessen,

abläuft.

Endereignis

Wie unter dem Punkt „Startereignis“ beschrieben, läuft der Prozess im Prinzip permanent ab.

Trotzdem verfügt er über ein Endereignis, denn der Prozess bezieht sich auf einen Lieferzeitraum von

einem Tag, d.h. es gibt einen Anfangs- und einen Endzeitpunkt für den Lieferzeitraum. Innerhalb

dieses Lieferzeitraums muss die Stromproduktion (im Rahmen der Möglichkeiten, die die

Windverhältnisse bieten) so gesteuert werden, dass die beim Handel vereinbarten Strommengen in

das Stromnetz einspeist werden. Wenn ein solcher Lieferzeitraum bis zu Ende durchlaufen wurde,

endet der Prozess, auch wenn er direkt mit dem nächsten Lieferzeitraum weiterläuft.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, laufen drei Aktivitäten

gleichzeitig ab. Das Einspeisemanagement dient der Steuerung der Einspeiseleistung bei

Netzüberlastung (nach §6 EEG). Die Anlagenüberwachung umfasst Tätigkeiten zur Erfassung und

Auswertung von Anlagendaten, um ggf. steuernd in den Betrieb der Anlagen eingreifen zu können.

Um die Lieferung der gehandelten Strommengen einzuhalten, wird darüber hinaus die

Stromproduktion (im Rahmen der der Möglichkeiten, die die Windverhältnisse bieten) so gesteuert,

dass die beim Handel vereinbarten Strommengen in das Stromnetz einspeist werden.

Phase „Supply“

149

Abbildung 63: Prozess „Lieferung koordinieren“

6.3.6 Prozess „Lieferung koordinieren (EEG)“

Leistung des Prozesses

Der Prozess „Lieferung koordinieren (EEG)“ zeigt wie die Stromeinspeisung des Offshore-Windparks

in das Stromnetz gesteuert wird, wenn der erzeugte Strom nicht über die Direktvermarktung verkauft

wird, sondern auf Basis der im EEG geregelten Vergütungssätze eingespeist wird. Im Unterschied zur

Koordination der Lieferung im Rahmen der Alternative der Direktvermarktung, muss die

Stromproduktion hier nicht hoch- oder runtergefahren werden, um gehandelte Strommengen wie

vereinbart zu liefern. Stattdessen ergibt sich die eingespeiste Strommenge hier z.B. aus einem

internen Fahrplan, den die Betriebsgesellschaft unabhängig von anderen Akteuren gestalten kann, da

es keinerlei vorgelagerte Handelsprozesse gibt aus denen sich Liefer-Verpflichtungen ergeben

würden. Nach wie vor muss die Betriebsgesellschaft jedoch das Einspeisemanagement (nach

§6 EEG) zur Steuerung der Einspeiseleistung bei Netzüberlastung durchführen.

Startereignis

Der Prozess läuft im Prinzip permanent ab, d.h. er wird nie unterbrochen, da der Park in der Regel nie

ganz außer Betrieb genommen wird und daher immer eine gewisse Strommenge liefert. Trotzdem

verfügt der Prozess über ein Startereignis und ein Endereignis, denn er bezieht sich auf den

Phase „Supply“

150

Abrechnungszeitraum von einem Monat. Dies ist auch der Zeitraum nachdem die

Vermarktungsalternative wieder zu einer Direktvermarktung gewechselt werden kann.

Dementsprechend besteht das Startereignis in der Auswahl der Alternative EEG-Vergütung.

Endereignis

Wie unter dem Punkt „Startereignis“ beschrieben, läuft der Prozess im Prinzip permanent ab.

Trotzdem verfügt er über ein Endereignis, denn der Prozess bezieht sich auf einen Lieferzeitraum von

einem Monat, d.h. es gibt einen Anfangs- und einen Endzeitpunkt für den Lieferzeitraum

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, laufen zwei Aktivitäten

gleichzeitig ab. Das Einspeisemanagement dient der Steuerung der Einspeiseleistung bei

Netzüberlastung (nach §6 EEG). Die Anlagenüberwachung umfasst Tätigkeiten zur Erfassung und

Auswertung von Anlagendaten, um ggf. steuernd in den Betrieb der Anlagen eingreifen zu können.

Abbildung 64: Prozess „Lieferung koordinieren (EEG)“

Phase „Supply“

151

6.3.7 Prozess „Über- / Unterdeckungen mit BKV abrechnen“

Leistung des Prozesses

Über den Prozess „Über- / Unterdeckungen mit BKV abrechnen“ erfolgt die Abrechnung von

Abweichungen von angemeldeten Fahrplänen. Das betrifft die Fahrpläne, die der

Bilanzkreisverantwortliche beim Übertragungsnetzbetreiber anmeldet. Wenn ein Bilanzkreis von

diesen Fahrplänen abweicht, weil ein Lieferant in diesem Bilanzkreis mehr oder weniger Strom

einspeist als geplant oder ein Verbraucher mehr oder weniger Strom abnimmt als geplant, muss diese

Abweichung ausgeglichen werden. Dafür bezieht der Bilanzkreis positive (bei Unterdeckung) oder

negative (bei Überdeckung) Regelenergie vom Übertragungsnetzbetreiber. Diese Regelenergie wird

dem Bilanzkreisverantwortlichen vom Übertragungsnetzbetreiber in Form von Ausgleichsenergie in

Rechnung gestellt. Der Bilanzkreisverantwortliche legt diese Ausgleichsenergie auf die

Anlagenbetreiber (Verbraucher und Erzeuger) in seinem Bilanzkreis um. In dem hier betrachteten

Szenario legt der Bilanzkreisverantwortliche diese Abrechnung also auf die Betriebsgesellschaft des

Offshore-Windparks als einem der Erzeuger in seinem Bilanzkreis um. Diese Umlage kann bspw. als

Pauschale auf alle Erzeuger und Verbraucher in einem Bilanzkreis umgelegt werden oder im

Einzelnen nur genau den Akteuren zugerechnet werden, die die Abweichungen verursacht haben.

Hier gibt es unterschiedliche Vertragsmodelle zwischen Bilanzkreisverantwortlichem und den

Akteuren in seinem Bilanzkreis.

Startereignis

Der Prozess wird monatlich durchgeführt und dementsprechend durch das Startereignis „Start der monatlichen Abrechnung“ ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, wenn die Betriebsgesellschaft die vom Bilanzkreisverantwortlichen erstellte

Abrechnung geprüft und die entsprechende Zahlung abgewickelt hat.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, erstellt der

Übertragungsnetzbetreiber eine Abrechnung der Ausgleichsenergie für die Bilanzkreise in seiner

Regelzone (Bilanzkreis-Abrechnung). Hier werden Über- und Unterdeckungen ggü. dem vom

jeweiligen Bilanzkreisverantwortlichen angemeldeten Bilanzkreisfahrplan aufgeführt. Diese

Abrechnung erhält der Bilanzkreisverantwortliche, welcher diese prüft und dann auf die einzelnen

Anlagenbetreiber in seinem Bilanzkreis umlegt, wie unter Punkt „Leistung des Prozesses“

beschrieben. Danach wird die Abrechnung durch die Anlagenbetreiber geprüft. In dem hier

betrachteten Szenario prüft die Betriebsgesellschaft des Offshore-Windparks die Abrechnung, die sie

als einer der Anlagenbetreiber im Bilanzkreis erhält und wickelt entsprechende Zahlungen ab, womit

der Prozess abgeschlossen ist.

Phase „Supply“

152

Abbildung 65: Prozess „Über- / Unterdeckungen mit BKV abrechnen“

6.3.8 Prozess „Markt- und Managementprämie abrechnen“

Leistung des Prozesses

Über den Prozess „Markt- und Managementprämie abrechnen“ werden die Marktprämie und die

Managementprämie abgerechnet. Diese Prämien dienen als Anreize für den Einstieg in die

Direktvermarktung. (siehe Kap. 6.2) Die Marktprämie ergibt sich als Differenz zwischen der

anlagenspezifischen EEG-Vergütung und dem monatlich ex-post ermittelten5 durchschnittlichen

Börsenpreis. Darüber hinaus werden mit einer Managementprämie die durch Direktvermarktung

entstehenden zusätzlichen verwaltungstechnischen Kosten ausgeglichen. Die Managementprämie

wird pauschal an Anlagenbetreiber gezahlt, um sie für ihren Mehraufwand bei der Direktvermarktung

zu entschädigen. Markt- und Managementprämie werden vom Verteilnetzbetreiber ausgezahlt.

Startereignis

Der Prozess wird monatlich durchgeführt und dementsprechend durch das Startereignis „Start der monatlichen Abrechnung“ ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, wenn die Betriebsgesellschaft die Abrechnung vom Verteilnetzbetreiber

geprüft hat.

5 Die Ermittlung basiert auf speziellen Verfahren für die einzelnen Energieträger Wind, Photovoltaik usw.

Phase „Supply“

153

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, wird der

energieträgerspezifische Durchschnittspreis berechnet. Das ist Aufgabe des

Übertragungsnetzbetreibers. Der Verteilnetzbetreiber nimmt diesen Wert und addiert die

Managementprämie. Diese Summe wird dann mit dem erfassten Lastgang des Offshore-Windparks

verrechnet, um die an die Betriebsgesellschaft zu zahlende Summe zu ermitteln. Der Lastgang

beschreibt die Strom-Lieferung des Offshore-Windparks und wird durch eine sog. „registrierende

Leistungsmessung“ erfasst. Die Abrechnung bzw. die entsprechende Zahlung der Prämien für diese

Lieferung wird am Schluss von der Betriebsgesellschaft geprüft.

Abbildung 66: Prozess „Markt- und Managementprämie abrechnen

Phase „Supply“

154

6.3.9 Prozess „EEG-Abrechnung durchführen“

Leistung des Prozesses

Über den Prozess wird die im EEG festgelegte Einspeisevergütung an die Betriebsgesellschaft

gezahlt, wenn sie den im Offshore-Windpark erzeugten Strom nicht über eine Direktvermarktung

sondern über die im EEG geregelte Einspeisevergütung verkauft.

Startereignis

Der Prozess wird monatlich durchgeführt und dementsprechend durch das Startereignis „Start der monatlichen Abrechnung“ ausgelöst.

Endereignis

Der Prozess ist beendet, wenn die Betriebsgesellschaft die Abrechnung vom Verteilnetzbetreiber

geprüft hat.

Aktivitäten und zeitlich-logische Abfolge

Nachdem der Prozess durch das beschriebene Startereignis ausgelöst wurde, ermittelt der

Verteilnetzbetreiber den Lastgang (Lieferung nach Zeit und Menge) des Offshore-Windparks und

verrechnet diesen mit der im EEG festgelegten Einspeisevergütung. Diese Abrechnung bzw. die

entsprechende Zahlung wird an die Betriebsgesellschaft übermittelt und von dieser geprüft.

Abbildung 67: Prozess „EEG-Abrechnung durchführen“

Phase „Supply“

155

6.3.10 Weitere Prozesse der Phase „Supply“

In der Prozesslandkarte sind über die bisher beschrieben Prozesse hinaus auch die Prozesse

„Voraussetzungen für Direktvermarktung prüfen“, „Vermarktungsalternative auswählen“,

„Alternativenauswahl analysieren“ und „Abrechnung von Strombörse prüfen“ enthalten. Diese sind

nicht im Detail modelliert, werden aber im Folgenden beschrieben.

Voraussetzungen für Direktvermarktung prüfen

In diesem Prozess wird geprüft, ob die Betriebsgesellschaft die Voraussetzung für die

Direktvermarktung erfüllt und den erzeugten Strom an einer Strombörse anbieten bzw. über einen

Händler anbieten lassen kann. Dafür muss sie in der Lage sein, die ihr zugewiesenen Aktivitäten in

den Prozessen „Erzeugung prognostizieren“, „Day-Ahead-Handel abwickeln“ und „Intraday-Handel

abwickeln“ durchzuführen.

Vermarktungsalternative auswählen

Die Betriebsgesellschaft kann monatlich zwischen den Alternativen Direktvermarktung und EEG-

Vergütungsmodell wählen. Dazu greift sie auf die Analyse des Prozesses „Alternativenauswahl

analysieren“ zurück. Zu diesem Prozess gehört auch die Meldung eines Wechsels der

Vermarktungsalternative beim Verteilnetzbetreiber.

Alternativenauswahl analysieren

Nach Abschluss einer Lieferperiode analysiert die Betriebsgesellschaft, zu welchen Ergebnissen die

für den abgelaufenen Monat getroffene Auswahl der Vermarktungsalternative (Direktvermarktung oder

EEG-Vergütungsmodell) geführt hat. Damit soll untersucht werden, ob im Entscheidungsprozess

tatsächlich die aus wirtschaftlicher Sicht optimale Alternative ausgewählt wurde, um zukünftige

Entscheidungen über die Alternativenauswahl zu verbessern.

Abrechnung mit Strombörse prüfen

In diesem Prozess werden die über den Bilanzkreisverantwortlichen im Rahmen des Day-Ahead- und

des Intraday-Handels gehandelten Strommengen abgerechnet und geprüft. Die Erlöse für den

verkauften Strom der Offshore-Windparks bekommt zunächst der Bilanzkreisverantwortliche, der die

Handelsaktivitäten an der Börse im Auftrag der Betriebsgesellschaft durchgeführt hat. Die Erlöse

werden (nach Abzug einer Gebühr für die Durchführung der Handelsaktivitäten als Dienstleistung6) an

die Betriebsgesellschaft weitergeleitet, welche in diesem Prozess die Prüfung der Abrechnung

durchführt.

6 Ein gängiges Modell ist, dass der Bilanzkreisverantwortliche die Hälfte der Managementprämie erhält.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

156

7 Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

In diesem Kapitel wird verdeutlicht, wie das Referenzprozessmodell dazu beitragen kann, die

Prozesse in den einzelnen Lebenszyklusphasen von Offshore-Windparks zu verbessern. Dazu wird

zunächst die erste Ebene des Referenzprozessmodells herangezogen. Die Lebenszyklusphasen sind

hier als Kreislauf dargestellt (siehe Abbildung 2), sodass sich nach der Phase „Supply“ als letzte

Phase des Lebenszyklus eines Offshore-Windparks wieder „Plan“ als erste Phase des Lebenszyklus

eines weiteren Offshore-Windparks anschließt. Damit soll erreicht werden, dass die gesammelten

Erfahrungen über Optimierungspotenziale und Best Practices schon bei der Planung weiterer

Windparks berücksichtigt werden. Dieses Vorgehen soll an zwei konkreten Beispielen gezeigt werden.

1. Für das erste Beispiel wird ein ausgewählter Prozess aus der Lebenszyklusphase „Operate“ mit

der Simulation in BTC BONAPART analysiert, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen, die in der

Phase „Plan“ berücksichtigt werden sollten. Hierfür wird der Prozess „Tageseinsatz ausführen und

überwachen“ (siehe Kap. 5.5.12) ausgewählt, da die Analyse dieses Prozesses einige starke

Ausprägungen verschiedener Merkmale aufweist, wie Abbildung 68 sichtbar.

Abbildung 68: Analyse des Prozesses „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Neben dem hohen Umfang beim Ressourceneinsatz, weist der Prozess auch hohe Werte bei

Daten-/ Informationsintensität, Wiederholfrequenz und Schnittstellenintensität auf. In der Analyse

des Prozesses in Kapitel 5.5.12.2 wird daher u.a. eine Optimierungsmaßnahme vorgeschlagen,

die den Einsatz eines sog. „Vessel-Tracking“-Systems vorsieht, was insbesondere aufgrund der

hohen Ausprägungen der drei letztgenannten Merkmale sinnvoll erscheint. Hier wird nun

untersucht, ob sich diese Optimierungsmaßnahme tatsächlich wie angenommen deutlich positiv

auf den Prozess auswirkt. Dazu wird der Prozess mit einer Simulation vor und nach der

Optimierungsmaßnahme untersucht. Die Simulation dieses Prozesses zielt in diesem Beispiel

zunächst darauf ab, die Möglichkeiten der Anwendung des Referenzprozessmodells auf eine

konkrete Fragestellung zu zeigen. Dabei soll ein konkretes Beispiel für die Möglichkeiten und den

Nutzen der Simulation als Analysemethode gegeben werden, wobei hier jedoch nicht der

Anspruch auf eine bis ins Detail ausgearbeitete Simulation mit vollständig verifiziertem und

validiertem Simulationsmodell erhoben wird.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

157

2. Für das zweite Beispiel wird der Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller

abstimmen“ (siehe Kap. 5.5.1) ausgewählt, da auch bei der Analyse dieses Prozesses einige

Merkmale starke Ausprägungen aufweisen, aus denen Optimierungspotenziale abgeleitet werden

können. Wie in Abbildung 69 sichtbar, sind die Merkmale „Schnittstellenintensität“ und

„Wiederholfrequenz“ besonders stark ausgeprägt. Daher wird in der Analyse des Prozesses in

Kapitel 5.5.1.2. eine Optimierungsmaßnahme vorgeschlagen, die auf eine Verbesserung im

Umgang mit den Schnittstellen bei der Terminabstimmung (Beschreibung unter Kap. 5.5.1.1)

abzielt, indem es dem Windenergieanlagen-Hersteller ermöglicht wird, die Termine für

durchzuführende Instandhaltungsmaßnahmen selbstständig im Maßnahmenpool der

Betriebsgesellschaft anzulegen.

Abbildung 69: Analyse des Prozesses „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller abstimmen“

7.1 Simulation und Optimierung des Prozesses „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Für das erste Beispiel wird, wie beschrieben, der Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

(detaillierte Beschreibung unter Kap. 5.5.12) herangezogen. Da hier ein konkretes Beispiel gezeigt

werden soll, wird der Prozess, der zunächst alle Transportmittelarten (Hubschrauber und Schiffe)

abbildet, jetzt auf die Betrachtung von Schiffseinsätzen beschränkt. D.h. die Swimlane

„Transportmittel mit Besatzung“ wird nun in „Schiff mit Besatzung“ umgewandelt. Diese Anpassung

und die im Folgenden beschriebenen BONAPART-Einstellungen sind in der Darstellung des

Prozesses in Abbildung 70 gezeigt.

Für die Simulation werden den Aktivitäten des Prozesses beispielhafte Bearbeitungszeiten

zugewiesen. Diese Zeiten werden unter dem Namen der Aktivität eingeblendet. Das Format der

Zeitangabe lautet: Tage:Stunden:Minuten:Sekunden. Das Startereignis wird mit einer Startzeit (mit

demselben Format) versehen, zu der es den Prozess auslöst. In diesem Fall handelt es sich um ein

verknüpfendes Startereignis. Daher ist es nach dem vorgelagerten Prozess benannt. In diesem Fall ist

das der Prozess „Personentransporte bei Bundespolizei anmelden“ (siehe Kap. 5.5.11). Die

Durchführung dieses Prozesses ist Voraussetzung für die Durchführung des hier untersuchten

Prozesses „Tageseinsatz ausführen und überwachen“. Diese Voraussetzung wird für die Simulation

zur Vereinfachung als erfüllt angenommen.

Nach Auslösen des Prozesses zur Startzeit (hier 6 Uhr morgens) beginnt die erste Aktivität des

Prozesses. In diesem Fall ist das die Aktivität „Schiff für Einsatz vorbereiten und beladen“. In diesem

Beispiel fahren zwei Schiffe in den Park, dementsprechend wird der Prozess zweimal ausgelöst. Die

Anzahl der Auslösungen wird ebenfalls beim Startereignis angegeben. Sie wird unter der Startzeit

angezeigt.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

158

Abbildung 70: Simulationsexperiment 1: Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

159

Eine Detaillierung des Modells besteht in der Angabe der Standardabweichungen der

Bearbeitungszeit von Aktivitäten. Damit können Schwankungen der Bearbeitungszeit abgebildet

werden, um in der Simulation berücksichtigen zu können, dass die Bearbeitungsdauer einer Aktivität

nicht bei jeder Ausführung genau gleich lang ist, sondern auch länger oder kürzer ausfallen kann. Die

Standardabweichung wird in diesem vereinfachten Beispiel nur für die Aktivität „Soll- und Ist-Position

abgleichen und Rückmeldung abgeben“ einbezogen, da diese Aktivität bei der weiteren Untersuchung

im Fokus steht. Sie wird an der Aktivität unter der Bearbeitungszeit angezeigt und beträgt für diese

Aktivität 2 Minuten. Die Bearbeitungsdauer der Aktivität ist hier mit 3 Minuten angegeben. Für die

Bearbeitungsdauer auf Basis einer Normalverteilung heißt das Folgendes: Sie schwankt um einen

Mittelwert von 3 Minuten, wobei sie in etwa zwei Drittel aller Fälle in einem Intervall zwischen 1 und

5 Minuten liegt. Ein Drittel aller Fälle liegt außerhalb dieses Intervalls.

Der Vorteil der Berücksichtigung der Standardabweichung liegt in der realistischeren Betrachtung von

Werten wie Durchlaufzeit und Ressourcenauslastung, denn durch die Berücksichtigung von

Schwankungen der Bearbeitungsdauer können nun bei mehreren Simulationsläufen unterschiedliche

Ergebnisse herauskommen, was das identifizieren von Extremwerten ermöglicht. Hierin liegt ein

wesentlicher Vorteil der Untersuchung anhand von Simulationsexperimenten ggü. der Untersuchung

anhand analytischer Modelle. Um eine statistisch sichere Aussage über die Wahrscheinlichkeit

solcher Extremwerte machen zu können, müssen eine bestimmte Menge an Simulationsläufen

durchgeführt werden. Dies wird in diesem vereinfachten Beispiel jedoch nicht weiter untersucht.

Stattdessen werden beispielhaft zehn Simulationsläufe pro Simulationsexperiment

(„Simulationsexperiment 1“: ohne Optimierung; „Simulationsexperiment 2“: mit Optimierung)

durchgeführt.

Die in der Simulation betrachteten Akteure sind „Betriebsgesellschaft“ und „Schiff mit Besatzung“.

Diese werden über entsprechende Swimlanes dargestellt (siehe Beschreibung unter Kap. 5.5.12). Für

die Simulation wird für diese Akteure eine Kapazität eingestellt. Die Kapazität des Akteurs

„Betriebsgesellschaft“ wird mit „1“ eingestellt, d.h., dass für die Aktivitäten, die dieser Akteur in diesem

Prozess durchführt, genau ein Bearbeiter zur Verfügung steht. Die Kapazität des Akteurs „Schiff mit

Besatzung“ wird mit „2“ eingestellt. D.h., dass in diesem Beispiel zwei Schiffe mit Besatzung zur

Verfügung stehen. Die Einstellung der Kapazitäten der Akteure erfolgt in der BONAPART-Sicht

„Organigramme“ (siehe Abbildung 28). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Akteur „Schiff mit

Besatzung“ in der Simulation dem Akteur „Transportmittel mit Besatzung entspricht (s.o.). Jedes Schiff

transportiert vier Einsatzteams. Dementsprechend werden die Aktivitäten „Einsatzteams auf Anlagen

absetzen“ und „Einsatzteams zurück auf Schiff holen“ pro Simulationslauf jeweils vier Mal

durchgeführt. Dafür werden entsprechende Einstellungen an den ein- und ausgehenden

Sequenzkanten der Aktivitäten getätigt. (Diese Einstellungen werden in der Abbildung jedoch nicht

angezeigt). Mit den beschriebenen Einstellungen werden nun zehn Simulationsläufe mit dem in

Abbildung 70 gezeigten Prozess durchgeführt. In jedem Simulationslauf wird der Prozess durch das

Startereignis zweimal ausgelöst, d.h. es fahren immer zwei Schiffe von Land aus zum Offshore-

Windpark.

Die Analyse der Simulationsergebnisse bezieht sich in diesem vereinfachten Beispiel nur auf die

Betriebsgesellschaft. Hier soll die Auslastung des Bearbeiters durch die Aktivitäten in der Swimlane

„Betriebsgesellschaft“ untersucht werden. Diese Aktivitäten bestehen in der Erfassung der

gemeldeten Personal- und Transportmittelpositionen und einem Abgleich von Soll- und Ist-Position mit

anschließender Rückmeldung an die Schiffsbesatzung. Die Positionsmeldungen werden im Rahmen

der Aktivitäten der Swimlane „Schiff mit Besatzung“ abgegeben, wie in Abbildung 70 dargestellt. Sie

erfolgen fernmündlich per Sprechfunk und werden dementsprechend mit den in Kapitel 2.2

beschriebenen Interaktionskanten für die Darstellung von Kommunikation zwischen Akteuren

abgebildet.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

160

Abbildung 71: Auslastung Bearbeiter bei Betriebsgesellschaft bei Simulationsexperiment 1

Abbildung 71 zeigt die Auslastung des Bearbeiters in der Swimlane „Betriebsgesellschaft“. Auf der

Abszisse ist der Zeitverlauf der Simulation im Format Stunden:Minuten:Sekunden aufgetragen. Auf

der Ordinate sind „Gesperrte Kapazität“ und „Belegte Kapazität“ sowie „Wartende Aufträge“

aufgetragen:

Gesperrte Kapazität:

Durch eine Sperrung von Kapazitäten können die Kapazitäten für die Zeiten, in denen sie nicht zur

Verfügung stehen, für die Bearbeitung von Aufträgen gesperrt werden. So können z.B. maximale

Schichtlängen abgebildet werden. Dies wird in diesem vereinfachten Modell jedoch nicht betrachtet.

Daher liegt die Gesperrte Kapazität hier durchgehend bei 0.

Belegte Kapazität

Die belegte Kapazität gibt an, wie viele Bearbeiter zu einem Zeitpunkt mit der Ausführung von

Aktivitäten belegt sind. Da für die Betriebsgesellschaft in diesem Beispiel nur ein Bearbeiter eingesetzt

wird, liegt die belegte Kapazität hier maximal bei 1.

Wartende Aufträge

Die wartenden Aufträge geben an, wie viele Aufträge auf eine Bearbeitung warten müssen, weil die für

die Simulation eingestellte Kapazität der Bearbeiter nicht ausreicht, um alle Aufträge gleichzeitig zu

bearbeiten. Die Anzahl der wartenden Aufträge ergibt sich hier aus den durch die Positionsmeldungen

ausgelösten Aktivitäten „Transportmittel-Position erfassen“ und „Personal-Position erfassen“ sowie der

auf diese Aktivitäten folgenden Aktivität „Soll- und Ist-Position abgleichen und Rückmeldung

abgeben“. Jedes Mal, wenn eine dieser Aktivitäten ausgeführt werden muss, aber die Ausführung

warten muss, weil der Bearbeiter noch mit einem früher angekommenen Auftrag beschäftigt ist, liegt

ein wartender Auftrag vor.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

161

In der Analyse der Auslastung in Abbildung 71 sind zwei Spitzen in der Auslastung deutlich zu

erkennen. Diese Spitzen entstehen durch die zu bearbeitenden Meldungen (Personal- und

Transportmittelpositionen), die bei der Betriebsgesellschaft eingehen und insbesondere dann in hoher

Anzahl auftreten, wenn die Schiffe im Offshore-Windpark angekommen sind und die Einsatzteams auf

den Anlagen absetzen und wenn sie die Einsatzteams nach Abschluss der Arbeiten wieder von den

Anlagen abholen. Zu diesen Zeitpunkten kann der Bearbeiter bei der Betriebsgesellschaft die

eingehenden Meldungen nicht schnell genug abarbeiten, so dass zeitweise bis zu neun Aufträge in

der Warteschlange stehen. Problematisch ist bei dieser hohen Anzahl der wartenden Aufträge, dass

die Positionsmeldungen nicht zeitnah bearbeitet werden, was die Koordination der Vorgänge auf See

erschwert und auch zu Sicherheitsrisiken führen kann.

Die Auslastungskurve in Abbildung 71 stellt das Ergebnis eines einzelnen Simulationslaufes des

Simulationsexperimentes 1 dar, d.h. in weiteren Simulationsläufen kann diese Kurve auch anders

aussehen. Trotzdem können hiermit nützliche Erkenntnisse gewonnen werden: Indem mehrere

Simulationsläufe durchgeführt werden, kann ermittelt werden, wie häufig eine Spitze von neun

wartenden Aufträgen bei einer bestimmten Anzahl von Simulationsläufen vorkommt und ob auch noch

höhere Spitzenwerte möglich sind. In diesem Beispiel wurden zehn Simulationsläufe durchgeführt.

Dabei lag der höchste aufgetretene Spitzenwert bei neun wartenden Aufträgen. Dieser Wert kam bei

den zehn durchgeführten Simulationsläufen des Simulationsexperimentes 1 einmal vor.

Eine Optimierung dieses Prozesses im Hinblick auf die Auslastung des Bearbeiters bei der

Betriebsgesellschaft müsste darauf abzielen, die Anzahl der wartenden Aufträge zur reduzieren, damit

die eingehenden Positionsmeldungen schneller abgearbeitet und beantwortet werden können. Die für

dieses Beispiel vorgeschlagene Verbesserung sieht den Einsatz eines sog.

„Vessel Tracking“ -Systems vor. Mit diesem System können Positionsdaten von Schiffen automatisiert

erfasst und in einer grafischen Übersicht auf Basis einer Seekarte auf einem Bildschirm abgebildet

werden. Damit würde die bisher fernmündlich per Sprechfunk ausgeführte Aktivität „Transportmittel-

Position erfassen“ für den Bearbeiter der Betriebsgesellschaft entfallen. In dem in Abbildung 72

dargestellten optimierten Prozess wird die Bearbeitungsdauer daher mit „0“ eingestellt. Weiterhin wird

die Automatisierung der Übertragung der Transportmittelposition abgebildet. Dazu werden die

entsprechenden Interaktionskanten des Typs „Kommunikation“ durch Interaktionskanten des Typs

„Daten“ ersetzt. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine rein grafische Anpassung, um die

Einhaltung der Modellierungskonventionen von Kapitel 2.2 zu gewährleisten.

Ein weiterer Vorteil, den die beschriebene Automatisierung der Aufgaben bezüglich der

Transportmittel-Positionen hat, ist die Möglichkeit einer grafischen Darstellung der Schiffspositionen

auf Basis einer Seekarte auf einem Bildschirm im Betriebsbüro der Betriebsgesellschaft. Diese Art der

Darstellung wirkt sich auf die Aktivität „Soll- und Ist-Position abgleichen und Rückmeldung geben“ aus,

denn durch die übersichtlichere Darstellung der Schiffspositionen wird der Abgleich der Soll- und Ist-

Position deutlich erleichtert und geht daher schneller vonstatten. Darüber hinaus wird die Aktivität

durch diese Hilfestellung sicherer beherrscht, so dass die Standardabweichung der

Bearbeitungsdauer geringer ausfällt. Die Bearbeitungsdauer der Aktivität schwankt daher weniger. Die

Einstellungen für die Simulation werden entsprechend angepasst: Die Bearbeitungsdauer der Aktivität

wird jetzt mit nur zwei Minuten angegeben und die Standardabweichung sinkt auf eine Minute.

(Hierbei handelt es sich um beispielhafte Werte, die von den eben beschriebenen

Prozessverbesserungen als Schätzwert ableitet wurden).

Die Effektivität der beschriebenen Optimierungsmaßnahmen wird nun durch zehn Simulationsläufe mit

den geänderten Einstellungen im Rahmen des Simulationsexperimentes 2 überprüft. Damit kann

nachgewiesen bzw. widerlegt werden, dass die beschrieben Veränderungen tatsächlich dazu führen,

dass das Ziel, die Anzahl der wartenden Aufträge beim Bearbeiter der Betriebsgesellschaft zu

verringern, erreicht wird.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

162

Abbildung 72: Simulationsexperiment 2: optimierter Prozess „Tageseinsatz ausführen und überwachen“

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

163

Auf diese Weise wird der Nutzen einer Investition in ein derartiges Vessel-Tracking-System ermittelt.

Dieser Nutzen würde in weiteren Betrachtungen den Kosten gegenüber gestellt werden, um so einen

wichtigen Beitrag zur Entscheidung über eine Investition in ein derartiges „Vessel-Tracking“-System zu

leisten. An dieser Stelle schließt sich der Kreis des Lebenszyklusmodells des GWPPM, da diese

Entscheidung bereits in der Phase „Plan“ in dem Prozess „Planungen vervollständigen und freigeben

(Ausführungsplanung)" (siehe Kap. 3.3.7) im Rahmen der Aktivität „Ausführungsplanung Leitwarte und

IKT-Konzept durchführen" getroffen werden sollte. Im Rahmen des im GWPPM integrierten

kontinuierlichen Verbesserungsprozesses können solche Optimierungen jedoch auch im Nachhinein

untersucht und durchgeführt werden.

Abbildung 73 zeigt die Ergebnisse eines Simulationslaufes des optimierten Prozesses im Hinblick auf

die Auslastung des Bearbeiters der Betriebsgesellschaft. Analog zur Untersuchung der Auslastung

beim Simulationsexperiment 1 stellt auch diese Auslastungskurve das Ergebnis eines einzelnen

Simulationslaufes dar, d.h. in weiteren Simulationsläufen kann diese Kurve auch anders aussehen

(wie oben beschrieben).

Abbildung 73: Auslastung Bearbeiter bei Betriebsgesellschaft bei Simulationsexperiment 2

Im Vergleich zur ermittelten Auslastung in Simulationsexperiment 1 ist deutlich zu erkennen, dass die

Spitzenwerte bei der Anzahl der wartenden Aufträge nun deutlich niedriger liegen. Bei den zehn

durchgeführten Simulationsläufen mit dem optimierten Prozess lag die höchste Anzahl an wartenden

Aufträgen bei 5. Dieser Wert lag in Simulationsexperiment 1 bei 9. D.h. der Bearbeiter der

Betriebsgesellschaft kann die eingehenden Positionsmeldungen jetzt deutlich schneller abarbeiten.

Damit wird die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Prozessoptimierung durch Einsatz eines Vessel-

Tracking-Systems im Hinblick auf die Senkung der Anzahl der wartenden Aufträge (für diese

beispielhafte Betrachtung) nachgewiesen.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

164

7.2 Optimierung des Prozesses „Instandhaltungsmaßnahme mit WEA-Hersteller

abstimmen“

Für das zweite Beispiel wird der Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“

herangezogen. Wie bereits unter dem Punkt „Optimierungspotenzial“ in Kapitel 5.5.1.2 beschrieben,

stellt die Abstimmung von Terminen zur Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen im Offshore-

Windpark eine Schwierigkeit dar. Diesem Problem kann dadurch begegnet werden, dass der

Hersteller einen lesenden Zugriff auf die Terminplanung im Maßnahmenpool hat. Dann kann er

selbstständig freie Termine identifizieren und seine Maßnahmen gezielt terminieren, so dass Konflikte

mit anderen Akteuren die Maßnahmen im Park durchführen von vornherein ausgeschlossen werden

können.

Im Rahmen des Zugriffs, den der Hersteller auf den Maßnahmenpool bekommt, bietet sich eine

weitere Optimierungsmaßnahme an: Es könnten ihm über den lesenden Zugriff auf die Terminplanung

hinaus auch Schreibrechte zugewiesen werden, so dass die geplanten Maßnahmen vom Hersteller

selbst, anstatt vom Betriebsführer, im Maßnahmenpool angelegt werden können.

Durch diese Optimierungen ergibt sich ein deutlich schlankerer Prozess bei dem einerseits dem

Hersteller mehr Informationen zur Verfügung gestellt werden und andererseits die

Betriebsgesellschaft deutlich entlastet wird, da sie die Maßnahmen der Herstellers jetzt nur noch

anhand der Maßnahmendaten prüfen muss, um dann den Termin zu bestätigen anstatt alle

Maßnahmendaten selbst im Maßnahmenpool zu erfassen.

Abbildung 74 zeigt den optimierten Prozess. Der Unterschied zu der in Abbildung 35 gezeigten

Version des Prozesses ist deutlich sichtbar. Der Vergleich der Abbildungen macht insbesondere die

Vermeidung des „Trial and Error“-Prinzips bei der Vereinbarung eines Ausführungstermins, der keine

Terminkonflikte mit den Ausführungsterminen anderer Maßnahmen nach sich zieht deutlich, da die

Aktivitäten zur Terminabstimmung entfallen. Da die Effektivität dieser Optimierungsmaßnahme bereits

anhand des Vergleichs der Prozessdarstellungen sehr deutlich wird, wird hier auf eine Simulation wie

im ersten Beispiel unter Kapitel 7.1 verzichtet.

Optimierungen im kontinuierlichen Verbesserungsprozess

165

Abbildung 74: Optimierter Prozess „Instandhaltungsmaßnahme mit Hersteller abstimmen“

Praxiseinsatz und Weiterentwicklungen des GWPPM

166

8 Praxiseinsatz und Weiterentwicklungen des GWPPM

Das hier beschriebene Referenzprozessmodell „German Wind Power Plant Model“ wird mit der

Veröffentlichung dieser Dokumentation der Offshorewind-Branche zur Verfügung gestellt. Die an der

Betriebsführung von Offshore-Windparks beteiligten Akteure können die Referenzprozesse als

Ausgangsbasis für die Entwicklung und Optimierung ihrer Prozesse nutzen. Das GWPPM bietet dafür

einen Rahmen, innerhalb dessen die Akteure ihre speziellen Prozesse gestalten können. Dabei

können sie die Referenzprozesse des GWPPM als Vorlage nutzen. Von dieser Vorlage können die

Akteure Prozesse ableiten, die ihre spezifischen Anforderungen abbilden.

Durch dieses Vorgehen können die speziellen Anforderungen der verschiedenen Akteure in Prozesse

umgesetzt werden, die ihren Ursprung in einer gemeinsamen Basis, dem GWPPM, haben. Damit

kann ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet zu werden, die Standardisierung der Prozesse in der

Branche voranzubringen und somit die Realisierung von umfangreichen Effizienzsteigerungen zu

ermöglichen.

Die Erfahrungen, die die Akteure der Branche bei der Verwendung des GWPPM machen, werden in

einer Validierungsphase erfasst und in das Modell eingearbeitet. Diese Validierung wird in der

weiteren Laufzeit des Gesamtprojektes „SystOp Offshore Wind“ zusammen mit den Verbundpartnern

(Hochschule Bremen, Universität Hamburg, IZP Dresden) und den Industriepartnern aus der Branche

durchgeführt. Dabei sollen die Referenzprozesse weiterentwickelt werden, um bisher evtl. noch nicht

vollständig abgebildete Aspekte der Betriebsprozesse von Offshore-Windparks aufzunehmen. So wird

ein validiertes Modell geschaffen, das von den Rückmeldungen aus der Branche lebt, indem es diese

aufnimmt und in die Weiterentwicklung der Referenzprozesse einfließen lässt.

Zusätzlich zu den weiteren im Projekt SystOp planmäßig vorgesehenen Aktivitäten zur Validierung

und Weiterentwicklung der Referenzprozesse sind für die Zukunft Erweiterungen des GWPPM

denkbar. Hier bietet sich insbesondere die Entwicklung eines Kennzahlensystems an. Damit kann der

Betriebsführung von Offshore-Windparks auf Basis des GWPPM ein wichtiges Instrument zur

Steuerung und Überwachung der Prozesse zur Verfügung gestellt werden. Dieses Instrument stellt

eine Voraussetzung für die Umsetzung von Zielvorgaben dar und kann somit zur gezielten

Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Betriebs von Offshore-Windparks beitragen.

Literaturverzeichnis

167

9 Literaturverzeichnis

Allweyer, T. (2005). Geschäftsprozessmanagement - Strategie, Entwurf, Implementierung, Controlling.

Bochum: W3L - Verlag.

Greiner, S., & Seyfert, M. (2011). SystOp Handbuch. Bremen: Hochschule Bremen.

Hau, E. (2008). Windkraftanlagen - Grundlagen, Einsatz, Technik, Wirtschaftlichkeit. Berlin -

Heidelberg: Springerverlag.

Hochschule Bremen. (2011). Institut für Umwelt- und Biotechnik.

Wilhelm, R. (2007). Prozessorganisation. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.

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Projektleiter SystOp-Teilvorhaben „GWPPM“

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