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Ausgabe 7 Juli 2017 Unternehmensbesteuerung Umgründungssteuerrichtlinien – Wartungserlass 2017 im Überblick Seite 05 Payroll und Expatriates Neue Formulare für A1-Bescheinigungen im Sozialversicherungsrecht Seite 07 Legal Kompetenzen des Familien- beirats einer Privatstiftung Seite 08 Unternehmensbesteuerung VwGH zu Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermingeschäften Seite 16 Tax & Legal News

Tax & Legal News Juli 2017ergänzt (Verschmelzung: Rz 378 ff, Umwandlung: Rz 628 f, Einbringung: Rz 1266a ff, Spaltung: Rz 1800 f) Verlustvortrag. Seit dem AbgÄG 2015 gilt die Regelung

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Ausgabe 7Juli 2017

UnternehmensbesteuerungUmgründungssteuerrichtlinien – Wartungserlass 2017 im Überblick

Seite 05

Payroll und ExpatriatesNeue Formulare für A1-Bescheinigungen im Sozialversicherungsrecht

Seite 07

Legal Kompetenzen des Familien-beirats einer Privatstiftung

Seite 08

UnternehmensbesteuerungVwGH zu Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermingeschäften

Seite 16

Tax & Legal News

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Tax News | Inhalt

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Editorial

Liebe Leser,

in dieser Ausgabe der Tax News berichten wir insbe-sondere über spannende Judikate im Bereich des Steuerrechts. So hat der VwGH ausgesprochen, dass der Begriff der „Beratungsleistungen“ für den pau- schalen Abzug von Betriebsausgaben eng auszulegen ist. Für darüber hinausgehende Tätigkeiten steht somit ein Abzug von 12% anstatt der verminderten 6% zu.

Weiters hat der VwGH die Abzugsfähigkeit von Rück-stellungen für schwebende Verluste aus negativen Marktwerten von Finanztermingeschäften bejaht. Auch im Bereich der Umsatzteuer gibt es ein interessantes Judikat zum doch nicht gebrochenen Transport bei innergemeinschaftlichen Lieferungen.

Rechtzeitig vor der Sommerpause wurden weiters im Parlament diverse Gesetze mit bedeutenden steuerlichen Auswirkungen beschlossen – diese betreffen ua die Erhöhung der Forschungsprämie, die Mitarbeiterbeteiligungsstiftung, die Mittel-standsfinanzierungsgesellschaft und das Sozial-versicherungs-Zuordnungsgesetz (Abgrenzung Dienst-/Werkvertrag). Über diese Themen werden wir Sie demnächst im Detail informieren. Über das Wirtschaftliche Eigentümer Registergesetz haben wir bereits in unserem Beitrag vom 19.5.2017 berichtet.

IhrGeorg Erdé[email protected]

Deloitte Tax, Georg ErdélyiDeloitte Services Wirtschaftsprüfungs GmbHRenngasse 1/ Freyung |1010 WienTel: +43 1 53 700E-Mail: [email protected]

GeschäftsführerBitzyk Peter, Breit Harald, Bürgler Christian, Edelmann Barbara, Eckhart Karin, Engel-Kazemi Nora, Erdélyi Georg, Feige Martin, Fischl Leopold, Frei Gunnar, Freudhofmeier Martin, Fritsch Wolfgang, Fritscher-Notthaft Claudia, Gratzl Gerhard, Grave Andreas, Gröhs Bernhard, Haunold Peter, Hlavenka Andreas, Hohendanner Alexander, Holzer Erwin, Holzinger Gabriele, Hübner Stefan, Huemer Edgar, Huppmann Bernhard, Kapferer Andreas, Karre Michael, Kovar Herbert, Kopecek Andrea, Lahodny-Bauer Andrea, Lang Alexander, Marterbauer Gerhard, Möstl Friedrich, Müller Walter, Pejhovsky Robert, Pfeiffer Bernhard, Priester Franz Xaver, Römer Gabriele, Schaffer Nikolaus, Schober Michael, Schuch Josef, Schuster Gernot, Spitzer Gottfried, Stimpfl-Abele Alfons, Vlk Gerald, Weber Anton, Weismann Michael, Weninger Patrick, Wiedermann Klaus, Wiesmüllner Friedrich, Wilplinger Christian

BlattlinieInformationsmedium für Kunden

Grafik und LayoutElisabeth Schnaitt

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die grammatikalisch weibliche Form bzw die Kombination von männlicher und weiblicher Form verzichtet. Im gesamten Magazin sind unabhängig von der gewählten Form jeweils beide Geschlechter gleichberechtigt gemeint.

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Editorial Inhalt

05UnternehmensbesteuerungUmgründungssteuerrichtlinien – Wartungserlass 2017 im Überblick

10Payroll und ExpatriatesReform des deutschen Arbeitnehmerüber-lassungsgesetzes

07Payroll und ExpatriatesNeue Formulare für A1-Bescheinigungen im Sozialversicherungsrecht

12EinkommensteuerVwGH: Enge Auslegung betreffend „Beratungs-leistungen“ bei Basis-pauschalierung

08Legal Kompetenzen des Familien-beirats einer Privatstiftung

13LegalNeuerungen im Privatkonkurs – die wichtigsten Fakten

09Umsatzsteuer und ZollVwGH Urteil: Innergemein-schaftliche Lieferung bei gebrochenem Transport

14Payroll und Expatriates Unbegründete Gehaltser-höhung wirkt sich nicht auf steuerbegünstigte Abfertigung aus

15Steuern CEESlowakei: Steuerliche Neuerungen 2017

16UnternehmensbesteuerungVwGH zu Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermingeschäften

18Kurz NewsSteuertermine im August 2017, World Tax Advisor, Veröffentlichungshinweis

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Tax News | Unternehmensbesteuerung

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Umgründungssteuerrichtlinien – Wartungserlass 2017 im ÜberblickIm Rahmen der laufenden Wartung der Umgründungssteuerrichtlinien (UmgrStR) wurden das StRefG 2015/2016, das AbgÄG 2015 und das AbgÄG 2016 sowie die aktuelle Judikatur der Höchstgerichte eingearbeitet. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Ergänzungen und Änderungen der UmgrStR durch den am 10.3.2017 veröffentlichten Wartungserlass 2017 (WE 2017):

Tax News | Unternehmensbesteuerung

Exit Tax. Mit dem AbgÄG 2015 wurde das Nichtfestsetzungskonzept durch das Raten-zahlungskonzept abgelöst (siehe dazu unseren Beitrag vom 2.3.2016). Wird im Zuge einer Umgründung das Besteuerungsrecht Österreichs hinsichtlich des übertragenen Vermögens eingeschränkt, führt dies zur steuerpflichtigen Realisation der stillen Reserven einschließlich eines Firmenwerts („Wegzugsbesteuerung“) und die dadurch entstehende Steuerschuld wird sofort festgesetzt. Wird das Besteuerungsrecht im

Verhältnis zu EU/EWR-Staaten eingeschränkt, kann ab 1.1.2016 ein Antrag auf Ratenzahlung gestellt werden (Anlagevermögen: sieben Jahre, Umlaufvermögen: zwei Jahre); ein Nichtfest-setzungsantrag ist bei Umgründungen nicht mehr möglich.

Mit dem WE 2017 wurden die UmgrStR um eine umfangreiche Darstellung des Raten-zahlungskonzepts sowie der Umstände, die zu einer vorzeitigen Fälligstellung noch offener Raten führen, ergänzt (Verschmelzung: Rz

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durch die Einbringung eine internationale Schachtelbeteiligung entsteht oder erweitert wird. Außerdem entsteht die Steuerschuld in diesem Fall nicht sofort (mit Ratenzahlungskonzept), sondern erst dann, wenn die Kapitalanteile von der übernehmenden Gesellschaft in weiterer Folge veräußert werden oder sonst aus dem Betriebsvermögen ausscheiden (Besteuerungsaufschub).

Seit dem AbgÄG 2016 ist dieses Regime nur mehr dann anwendbar, wenn der einbringenden Körperschaft eine Gegen-leistung gewährt wird. Die UmgrStR wurden entsprechend angepasst (Rz 860h).

Innenfinanzierungsverordnung. Aufgrund der umfangreichen Änderungen des § 4 Abs 12 EStG durch das StRefG 2015/16 und das AbgÄG 2015 (siehe dazu unseren Beitrag vom 22.1.2016) ist bei Körperschaften seit 31.12.2015 neben der (schon bisher erforderlichen) Evidenzierung des Einlagenstandes auch die Evidenzierung des Standes der Innenfinanzierung erforderlich. Die Auswirkungen von Umgründungen auf die Innenfinanzierung der beteiligten Körperschaften werden in der Innen-finanzierungsverordnung (IF-VO) fest-gelegt (siehe dazu unseren Beitrag vom 13.4.2016).

Basierend auf den Bestimmungen der IF-VO wurden die UmgrStR mit dem WE 2017 um umfangreiche Aussagen zu den Auswirkungen von Umgründungen auf die Innenfinanzierung einer übertragenden bzw einer übernehmenden Körperschaft ergänzt (Verschmelzung: Rz 378 ff, Umwandlung: Rz 628 f, Einbringung: Rz 1266a ff, Spaltung: Rz 1800 f)

Verlustvortrag. Seit dem AbgÄG 2015 gilt die Regelung zum einbringungsbedingten Übergang von Verlustvorträgen in § 21 UmgrStG auch für Wartetastenverluste aus kapitalistischen Mitunternehmeranteilen (MU-Anteilen) gem § 23a EStG (siehe unseren Beitrag vom 10.7.2015). Somit gehen Verluste aus kapitalistischen MU-Anteilen nach Maßgabe des § 21 UmgrStG (Vorhandensein und Vergleichbarkeit) auf die übernehmende Körperschaft über, welche folglich die Wartetastenregelung beachten muss und die übernommenen

Tax News | Unternehmensbesteuerung

Verluste nur gegen Gewinne aus derselben Beteiligung ausgleichen darf. Die UmgrStR wurden entsprechend angepasst (Rz 1177 und 1190).

Grunderwerbsteuer. Wird durch eine Umgründung ein Erwerbsvorgang im Sinne des § 1 GrEStG verwirklicht, beträgt die GrESt seit dem StRefG 2015/2016 bei nicht land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken 0,5% vom Grundstückswert und bei land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken 3,5% vom einfachen Einheitswert (siehe unseren Beitrag vom 8.6.2015). Dies gilt gleichermaßen für unmittelbare wie für mittelbare Erwerbs-vorgänge und unabhängig davon, ob eine Gegenleistung vorliegt oder nicht. Die Neuregelung gilt für alle Umgründungen mit einem Stichtag nach dem 31.12.2015. Die UmgrStR wurden entsprechend angepasst (Verschmelzung: Rz 330 ff, Umwandlung: Rz 613 ff, Einbringung: Rz 1238 ff, Zusammenschluss: Rz 1490 ff, Realteilung: Rz 1634, Spaltung: Rz 1784)

Gruppenbesteuerung. Die bestehenden Richtlinienaussagen zur Beendigung der Unternehmensgruppe bei Verschmelzung des Gruppenträgers auf eine gruppen-fremde Körperschaft wurden um einen Verweis über die diese Rechtsansicht bestätigende Rechtsprechung des VwGH (2013/13/0066, siehe unseren Beitrag vom 7.11.2016) ergänzt.

Martin [email protected]

44a; Umwandlung: Rz 458, Einbringung: Rz 860a, Zusammenschluss: Rz 1448a; Realteilung: Rz 1603).

Da das Nichtfestsetzungskonzept aufgrund einer Durchbrechung der absoluten Verjährungsfrist für ab dem 31.12.2005 gestellte Nichtfestsetzungsanträge weiterhin relevant ist und auch zeitlich unbeschränkt relevant bleiben wird, werden die entsprechenden Richtlinien-aussagen beibehalten (Verschmelzung: Rz 44b f; Umwandlung: Rz 458, Einbringung: Rz 860b, Zusammenschluss: Rz 1448a; Realteilung: Rz 1603).

Reimport. Entsteht im Zuge einer Umgründung nach dem 31.12.2015 ein Besteuerungsrecht Österreichs hinsichtlich des übernommenen Vermögens und wurde für dieses Vermögen bei der über- nehmenden Körperschaft (oder einer konzernzugehörigen Körperschaft der übernehmenden Körperschaft) in der Vergangenheit die Wegzugsbesteuerung (exit tax) ausgelöst, ist seit dem AbgÄG 2015 wie folgt zu unterscheiden: Wurde (vor dem 1.1.2016) ein Nichtfest-setzungsantrag gestellt, sind die fort-geschriebenen Buchwerte, höchstens aber die gemeinen Werte anzusetzen. Wurde (nach dem 31.12.2015) ein Raten-zahlungsantrag gestellt, ist in jedem Fall der gemeine Wert anzusetzen. Noch offene Raten laufen entweder beim übertragenden Rechtsträger (zB bei Einbringung) oder bei der übernehmenden Körperschaft (zB bei Verschmelzung) weiter.

Mit dem WE 2017 erfolgte eine Anpassung der Richtlinienaussagen an die neue Rechtslage. (Verschmelzung: Rz 160b ff; Umwandlung: Rz 497, Einbringung: Rz 972a, Zusammenschluss: Rz 1458a f; Realteilung: Rz 1622a f).

Anteilstausch. Für die Exporteinbringung von qualifizierten Kapitalanteilen durch eine unbeschränkt steuerpflichtige Kapitalgesellschaft oder Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft in eine EU-Körperschaft besteht eine Ausnahme vom System der Wegzugsbesteuerung (Sonderregime Anteilstausch). Derartige Einbringungen führen nur dann zu einer Realisation der stillen Reserven, wenn

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Tax News | Payroll und Expatriates

Neue Formulare für A1-Bescheinigungen im SozialversicherungsrechtPrinzip der Einmalversicherung. Grenzüberschreitend tätige Arbeitnehmer dürfen entsprechend den Bestimmungen der VO (EG) 883/2004 nur den Sozial-versicherungsvorschriften eines Mit-gliedstaates unterliegen (dies gilt für die EU den EWR und die Schweiz). Auch wenn Arbeitnehmer in verschiedenen Mitgliedstaaten eine oder mehrere Tätigkeiten ausüben, werden diese Personen so behandelt, als ob sie die Tätigkeiten in dem Staat verrichten, dessen Rechtsvorschriften zur Anwendung kommen. Die anzuwendenden Rechts-vorschriften sind im Dokument „A1“ von den zuständigen Versicherungsträgern im Versicherungsstaat zu bescheinigen. Für weitere Informationen zu zwischen- staatlichen Regelungen bei Auslands-einsätzen dürfen wir auf unsere Beiträge vom 23.2.2015 sowie 3.8.2015 verweisen.

Österreichweite neue Antrags-formulare. Das bislang von den verschiedenen Gebietskrankenkassen unterschiedlich praktizierte Verfahren der Beantragung der A1-Bescheinigung wird durch untenstehende Anträge vereinheitlicht:

• E1 – Entsendung eines Arbeitnehmers in einen anderen Mitgliedstaat

• E2 – Beschäftigung für einen Arbeitgeber in mehreren Mitgliedstaaten

• E3 – Beschäftigung für mehrere Arbeitgeber in mehreren Mitgliedstaaten

• E4 – Selbständige und unselbständige Tätigkeit in verschiedenen Mitgliedstaaten

Die entsprechenden Formulare können zB auf der Homepage der WGKK abgerufen werden. Die Beantragung des A1 Formulars ist auch via ELDA möglich und wird in dieser

Form von den Gebietskrankenkassen bevorzugt. Die A1 Bescheinigung wird bei elektronischer Beantragung ebenfalls auf elektronischem Weg retourniert und kann den jeweiligen Versicherten übermittelt werden. Es ist jedoch auch nach wie vor möglich, die ausgefüllten (neuen) Formulare bzw das vorausgefüllte A1 per E-Mail an die zuständige Gebietskrankenkasse zur weiteren Bearbeitung zu übermitteln.

Leistungsrechtliche Grundprinzipien der VO (EG) 883/2004 sind die Sachleis-tungsaushilfe und der Geldleistungsexport. Wohnen ein Versicherter und seine Familienangehörigen in einem anderen Mitgliedstaat bzw hält sich ein Versicherter in einem anderen Mitgliedstaat auf als jenem Mitgliedstaat, der für die Sozial-versicherung zuständig ist, erhält der Versicherte auf Rechnung des zuständigen Mitgliedstaates Sachleistungen. Dafür ist das Formular S1 beim zuständigen Sozial- versicherungsträger zu beantragen (Download ebenfalls zB über die Home- page der WGKK) und dem Sozialversich-erungsträger im Wohnsitzstaat vorzu- legen. Auch Geldleistungen werden vom zuständigen Träger nach seinen Rechts- vorschriften direkt in den Wohn- bzw Aufenthaltsort des Versicherten „exportiert“. Für vorübergehende Aufenthalte außerhalb des Versicherungs-staates gilt die Europäische Krankenver-sicherungskarte (EKVK), die auf der Rückseite der e-card angebracht ist. Gegen Vorlage der EKVK können Sachleistungen wie Arztbesuche oder Spitalsaufenthalte in Anspruch genommen werden sofern sich diese, unter Berücksichtigung der Art der Leistung und der voraussichtlichen Aufenthaltsdauer, als medizinisch notwendig erweisen.

Fazit. Durch die vereinheitlichten und erweiterten Antragsformulare wird

sichergestellt, dass alle notwendigen Parameter des jeweiligen Sachverhalts abgefragt und beurteilt werden, sodass Rückfragen durch den jeweiligen Krankenversicherungsträger vermieden werden können. Die Übermittlung per ELDA ermöglicht einen raschen und unkomplizierten Beantragungsprozess.

Birgit [email protected]

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Tax News | Legal

Kompetenzen des Familienbeirats einer Privatstiftung In der Entscheidung 6 Ob 37/17k vom 19.4.2017 beschäftigte sich der Oberste Gerichtshof mit der Frage, welche Kompetenzen einem (Familien)beirat einer Stiftung zugewiesen werden können, und bestätigte in diesem Zusammenhang die Einräumung von Zustimmungsrechten.

Sachverhalt. Dem Verfahren lag die Änderung einer Stiftungsurkunde zugrunde, die vorsah, dass bestimmte Rechtshandlungen vom Stiftungsvorstand erst nach Anhörung des Familienbeirats durchgeführt werden können. Für weitere Maßnahmen war ein Zustimmungsrecht des Familienbeirats vorgesehen, „sofern sich dieser zumindest zur Hälfte aus externen Beiratsmitgliedern zusammensetzt, oder das Gesetz oder die Rechtsprechung eine Bindung des Stiftungsvorstands auch an einen mehrheitlich mit Begünstigten besetzten Familienbeirat zulässt“. Von dieser Bestimmung waren Rechtshandlungen wie der Erwerb, die Veräußerung oder die Belastung von Liegenschaften oder die Aufnahme von Krediten, die einen bestimmten Betrag übersteigen, umfasst (somit Rechtshandlungen, bei denen es bei einer aufsichtsratspflichtigen Stiftung der Zustimmung des Aufsichtsrats bedürfte).

Organe der Stiftung. § 14 Abs 2 Privat-stiftungsgesetz (PSG) ermöglicht den Stiftern, neben den gesetzlich zwingend vorgesehen Organen – wie dem Vorstand, dem Stiftungsprüfer und in bestimmten Fällen dem Aufsichtsrat – weitere freiweillige Organe einzurichten. Von dieser Möglich- keit haben Stifter bei rund drei Viertel aller Privatstiftungen Gebrauch gemacht, regelmäßig um den Stiftern oder den Begünstigten Informations- bzw Einfluss-möglichkeiten zu schaffen.

Die Aufgabenbereiche eines solchen Organs, das oftmals als Beirat bezeichnet wird, sind grundsätzlich frei wählbar. Typischerweise werden ihm Kontroll- und Überwachungsaufgaben, Beratungs- und

Anhörungsrechte oder die Befugnis zur Bestellung und Abberufung der Mitglieder des Stiftungsvorstands übertragen. Weiters besteht – wie der OGH in der gegen- ständlichen Entscheidung ausdrücklich festhielt – bei Einhaltung bestimmter Besetzungsvorschriften die Möglichkeit, bestimmte Rechtshandlungen an die Zustimmung eines solchen Organs (in casu: des Beirats) zu binden.

§ 23 Abs 2 PSG sieht vor, dass Begünstigte der Stiftung oder deren nahe Angehörige nicht die Mehrheit der Aufsichtsratsmit-glieder bilden dürfen. Diese Bestimmung soll – nach der Rechtsprechung des OGH – auch auf die Besetzung aufsichtsrats-ähnlicher Beiräte Anwendung finden. Eine „Aufsichtsratsähnlichkeit“ des Beirats wird vom OGH unter anderem dann angenommen, wenn dem Beirat Zustimmungsrechte eingeräumt werden, die ansonsten dem Aufsichtsrat zukommen würden. Werden einem Beirat solche Zustimmungsrechte zuerkannt und gilt er damit als „aufsichtsratsähnlich“, muss dieser zumindest zur Hälfte mit „externen“ Mitgliedern besetzt sein.

Keine Beeinträchtigung der Unabhängigkeit des Vorstands. Der OGH hielt in seiner jüngsten diesbe-züglichen Entscheidung ausdrücklich fest, dass einem Familienbeirat Zustim-mungsrechte eingeräumt werden können. Die Unabhängigkeit des Vorstands werde dadurch nicht in unzulässiger Weise beeinträchtigt, zumal sich schon aus den Gesetzesmaterialien ausdrücklich ergebe, dass einem Familienbeirat Zustimmungsrechte eingeräumt werden können. Nicht zu beanstanden waren nach Ansicht des OGH zudem die Anhörungsrechte des Familienbeirats, da durch ein bloßes Anhörungsrecht die Unabhängigkeit des Vorstands nicht beeinträchtigt werde.

Keinen Richtungswechsel lässt der OGH jedoch im Hinblick auf seine – seit jeher

kritisierte – Rechtsprechung erkennen, wonach ein solcher Familienbeirat zur Hälfte mit externen Personen besetzt sein muss. Insbesondere im Hinblick auf Stiftungen, bei denen von Gesetzes wegen kein Aufsichtsrat einzurichten ist, erscheint es jedoch im Hinblick auf den zu unterstellenden Gesetzeszweck fragwürdig, einen freiwillig eingerichteten Beirat den Besetzungsvorschriften des Aufsichtsrats zu unterwerfen.

Fazit. Der OGH bestätigte in seiner jüngsten Entscheidung ausdrücklich die Mitwirkungsbefugnis des Familienbeirats bei für die Stiftung bedeutenden und außergewöhnlichen Rechtsgeschäften und Rechtshandlungen. Hinsichtlich der Besetzungsvorschriften beibt abzuwarten, ob der OGH seine strenge Rechtspre-chungslinie – den kritischen Stimmen in der Lehre und Literatur folgend – eines Tages lockern wird.

Maximilian [email protected]

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Tax News | Umsatzsteuer und Zoll

VwGH Urteil: Innergemein-schaftliche Lieferung bei gebrochenem TransportAusgangslage. Ein deutscher Kunde hat Waren versehen mit seinem Firmenlogo, die zur ausschließlichen Verwendung für diese Firma geeignet waren, beim österreichischen Beschwerdeführer bestellt. Der Beschwerdeführer hat diese Waren „frei Haus“ in das österreichische Logistikcenter der österreichischen Muttergesellschaft des deutschen Kunden gebracht. Im Auftrag des deutschen Kunden wurde die Ware im Anschluss vom österreichischen Logistikcenter mit dem Zug nach Deutschland zum deutschen Kunden versendet. Der Beschwerdeführer hat die Lieferung als steuerfreie inner-gemeinschaftliche Lieferung behandelt.

Ansicht Finanzamt. Nach Ansicht des Finanzamtes hat entweder der Lieferer oder der Abnehmer den Transport der Ware in den anderen Mitgliedstaat zu beauftragen. Sofern der Transport unterbrochen wird und beide Parteien einen Teil des Transportes beauftragen, geht das Finanzamt von zwei separat zu beurteilenden Lieferungen aus (siehe auch Salzburger Steuerdialog 2010 sowie unseren Beitrag vom 8.4.2016). Daher hat das Finanzamt die Steuerfreiheit der Lieferung aberkannt und die Lieferung des Beschwerdeführers in Österreich steuerpflichtig gestellt.

Entscheidung BFG. Basierend auf dem Sachverhalt konnte eindeutig belegt werden, dass die Ware nach Deutschland befördert worden, dh physisch in den anderen Mitgliedstaat gelangt ist. Außer Streit stand weiters, dass die Ware in den Ausgangsrechnungen fakturiert und in Deutschland durch den Kunden der Erwerbsbesteuerung unterworfen wurde. Da somit die materiellrechtlichen Voraussetzungen der innergemeinschaft-lichen Lieferung erfüllt wurden und aufgrund des Sachverhaltes von einer Identität der Lieferung ausgegangen werden konnte, hat das BFG die Lieferung

als innergemeinschaftliche Lieferung anerkannt und steuerfrei gestellt; das Finanzamt erhob gegen die Entscheidung Amtsrevision.

Urteil VwGH. Der VwGH hat in Ro 2015/15/0026 vom 27.4.2017, erörtert, dass der EuGH in seiner Rechtsprechung nicht auf eine ausschließliche Beförderung durch den Abnehmer oder Lieferanten abgestellt hat und weist auf das Urteil X (C-84/09) hin. Sowohl bloß tatsächliche Unterbrechungen des Transports im Rahmen eines Transportvorgangs, als auch eine gebrochene Beförderung oder Versendung sind für die Annahme einer Beförderung oder Versendung bei innergemeinschaftlichen Lieferungen unschädlich, wenn der Abnehmer zu Beginn des Transports feststeht und der liefernde Unternehmer nachweist, dass ein zeitlicher und sachlicher Zusammenhang zwischen der Lieferung des Gegenstands und seiner Beförderung sowie ein kontinuierlicher Ablauf des Transportvorgangs gegeben sind.Der BFG ist sachverhaltsbezogen davon ausgegangen, dass außer Streit stand, dass genau die vom Kunden bestellten Waren tatsächlich nach Deutschland gelangt, in den gegenständlichen Ausgangsrechnungen auch fakturiert und in weiterer Folge in Deutschland der Erwerbsbesteuerung unterworfen worden seien. Der VwGH hat vor dem Hintergrund der in der Revision unbekämpft geblieb-enen Sachverhaltsfeststellungen zum gelungenen Beförderungsnachweis (Empfängerbestätigung war ausreichend) entschieden, dass in diesem Fall von einer steuerfreien innergemeinschaftlichen Lieferung auszugehen ist.

Fazit. Die Entscheidung des VwGH kann eine Argumentationsgrundlage bei ähnlich gelagerten Sachverhalten darstellen, dh die Ware ist zur ausschließlichen Nutzung durch den Kunden geeignet und das

Sammeln der Ware zum Weitertransport passiert zB bei einem Transportunter-nehmen. Zu beachten ist jedoch, dass ein zeitlicher und sachlicher Zusammen-hang zwischen der Lieferung sowie dem kontinuierlichen Ablauf des Trans-portvorgangs nachgewiesen werden muss. Da die Frage, wer den Transport beauftragt, in Österreich ebenso ausschlaggebend für die Bestimmung des Lieferortes bei Reihengenschäften ist, bleibt abzuwarten, wie sich dieses Urteil auf Mehr-Parteien-Geschäfte auswirken wird.

Jutta [email protected]

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Tax News | Inhalt

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Reform des deutschen Arbeitnehmerüberlassungs- gesetzes Zum 1.4.2017 ist die Reform des deutschen Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) in Kraft getreten. Durch die Reform sollen die Rechte der Leiharbeitnehmer gestärkt werden. Dies bringt auch weitreichende Änderungen für österreichische Unter-nehmen beim Einsatz von Fremdpersonal in Deutschland mit sich. Überlassungshöchstdauer für Leiharbeit-nehmer. Nach dem neu eingefügten § 1 Abs 1b Satz 1 AÜG beträgt die Überlassungshöchstdauer für den-selben Leiharbeitnehmer 18 Monate. Die Frist ist arbeitnehmerbezogen und knüpft nicht an den Arbeitsplatz oder die besetzte Stelle an. Wird der Einsatz des Leiharbeitnehmers für mindestens drei Monate unterbrochen, ist eine erneute Beschäftigung desselben Leiharbeitnehmers bei demselben Entleiher – für wiederum maximal 18 Monate – zulässig.

Überlassungszeiträume vor dem Inkraft-treten der AÜG-Reform, also vor dem 1.4.2017, bleiben bei der Berechnung der Überlassungshöchstdauer unberück-sichtigt, dh die 18-monatige Frist begann erst am 1.4.2017 zu laufen. Damit endet die Überlassungshöchstdauer (dh auch hinsichtlich aktuell bereits verliehener Leiharbeitnehmer) frühestens am 30.9.2018.

Die Neufassung des AÜG sieht grund- sätzlich die Möglichkeit vor, durch Tarif-vertrag von der Überlassungshöchstdauer abzuweichen. Gilt zwischen Entleiher und Leiharbeitnehmer keine Tarifver-tragsbindung, können abweichende tarif-vertragliche Regelungen durch Betriebs- oder Dienstvereinbarung übernommen werden, sofern sie vom Geltungsbereich des Tarifvertrages erfasst sind und eine

Überlassungshöchstdauer von 24 Monaten nicht überschritten wird.

Konsequenzen bei Überschreitung der Überlassungshöchstdauer.Bei einer Überschreitung der Über-lassungshöchstdauer drohen Bußgelder von bis zu EUR 30.000. Darüber hinaus führt eine Überschreitung dazu, dass das Arbeitsverhältnis zwischen dem Leiharbeitnehmer und dem Verleiher aufgelöst wird und kraft Gesetzes ein neues Arbeitsverhältnis zwischen dem Leiharbeitnehmer und dem Entleiher entsteht (sogenannte „Fiktion eines Arbeitsverhältnisses“). Diesem Übergang des Arbeitsverhältnisses kann der Leiharbeitnehmer jedoch durch eine sogenannte „Festhaltenserklärung“, die einer strengen Form genügen muss, widersprechen. In diesem Fall besteht das Arbeitsverhältnis mit dem Verleiher fort und es entsteht kein neues Arbeitsverhältnis mit dem Entleiher.

Verschärfung des Equal-Pay Grundsatzes. Nach dem AÜG sind Leiharbeitnehmern während ihres Einsatzes bei einem Entleiher die im Entleiher-Betrieb für einen vergleichbaren Arbeitnehmer geltenden wesentlichen Arbeitsbedingungen einschließlich des Arbeitsentgelts zu gewähren (Equal-Treatment- und Equal-Pay-Grundsatz). Eine Abweichung vom Equal-Pay-Grundsatz wird künftig nur noch für die ersten neun Monate eines Einsatzes durch einen Tarifvertrag möglich sein, danach sind die Leiharbeitnehmer zwingend nach Maßgabe des Equal-Pay-Grundsatzes zu vergüten. Eine Ausnahme hiervon besteht nur noch im Fall der Anwendung von Branchenzuschlagstarifverträgen, die eine stufenweise Angleichung der Vergütung regeln. In diesem Fall ist es grundsätzlich möglich, erst nach einer Einsatzdauer von 15 Monaten nach den Equal-Pay-Grundsätzen zu vergüten.

Tax News | Payroll und Expatriates

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Tax News | Inhalt

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Tax News | Payroll und Expatriates

Wie bei der Überlassungshöchstdauer, führt eine Unterbrechung des Einsatzes von mindestens drei Monaten dazu, dass die neunmonatige Frist erneut beginnt. Ebenfalls wie bei der Überlassungs-höchstdauer, bleiben Überlassungszeit-räume vor dem 1.4.2017 bei der Frist- berechnung unberücksichtigt; der Equal-Pay-Grundsatz ist somit frühestens ab dem 1.1.2018 zwingend anzuwenden.

Verstöße gegen den Equal-Pay-Grundsatz können mit einem Bußgeld von bis zu EUR 500.000 geahndet werden. Darüber hinaus kann ein Verstoß zu einer Fiktion eines Arbeitsverhältnisses mit dem Entleiher führen, sofern der Leiharbeitnehmer nicht im Wege der Festhaltenserklärung widerspricht.

Unzulässigkeit der „Vorratserlaubnis“. Bislang entsprach es der Praxis, im Grenzbereich zwischen Arbeitnehmer- überlassung und Werk-/Dienstvertrag vorsorglich eine Arbeitnehmerüber-lassungserlaubnis zu beantragen, um die Folgen illegaler Überlassung (insbesondere die Fiktion eines Arbeitsverhältnisses zum „Auftraggeber“) abzuwenden. Diese sogenannte „Vorratserlaubnis“ hilft künftig nicht mehr. Die Folgen illegaler Arbeitnehmerüberlassung können nur noch vermieden werden, wenn Verleiher und Entleiher den zwischen ihnen geschlossenen Vertrag als Arbeit-nehmerüberlassungsvertrag bezeichnen und den oder die Leiharbeitnehmer als solche(n) namentlich benennen.

Verstöße gegen diese Kennzeichnungs- und Konkretisierungspflicht machen insbesondere den Arbeitnehmerüber- lassungsvertrag unwirksam und es wird wiederum ein Arbeitsverhältnis zwischen dem Entleiher und dem Leiharbeitnehmer fingiert, sofern der Leiharbeitnehmer

nicht im Wege der Festhaltenserklärung widerspricht. Einhergehend mit dieser Kennzeichnungspflicht ist der Verleiher verpflichtet, den Arbeitnehmer darüber zu informieren, dass er als Leiharbeitnehmer tätig wird.

Ausnahme: Konzernprivileg. Das AÜG findet bei einer Arbeitnehmerüberlassung zwischen Konzernunternehmen keine Anwendung, wenn der Arbeitnehmer nicht zum Zweck der Überlassung eingestellt und beschäftigt wird. Eine konzerninterne Arbeitnehmerüberlassung von Österreich nach Deutschland bzw von Deutschland nach Österreich unterliegt somit grundsätzlich nicht den strengen Anforderungen des AÜG. Voraussetzung ist aber insoweit, dass der zu entleihende Arbeitnehmer nicht zum Zweck der Überlassung eingestellt und beschäftigt ist.

Ausblick. Wegen der Reform des Arbeit-nehmerüberlassungsgesetzes müssen sich österreichische Unternehmen mit einer Reihe von Änderungen befassen, sofern sie Leiharbeitnehmer in Deutschland und/oder aus Deutschland in Österreich einsetzen wollen. Überlassungen mit Bezug zu Deutschland sollten daher im Vorfeld sorgfältig geplant werden.

Kristin [email protected]

Julia [email protected]

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Tax News | Einkommensteuer

VwGH: Enge Auslegung betreffend „Beratungsleistungen“ bei BasispauschalierungGemäß § 17 Abs 1 EStG sind Steuer-pflichtige, die Einkünfte aus selbständiger Arbeit oder Gewerbebetrieb erzielen, dazu berechtigt, im Rahmen der vereinfachten Gewinnermittlung (§ 4 Abs 3 EStG) ihre absetzbaren Betriebsausgaben pauschal zu ermitteln. Grundsätzlich dürfen pauschal 12% der Umsätze als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Eine reduzierte Betriebsausgabenpauschale von nur 6% der Umsätze ist ua für „kaufmännische oder technische Beratung“ anzuwenden, wobei der VwGH in seinem Erkenntnis 2014/13/0028-3 vom 24.11.2016 festgestellt hat, dass der Begriff der Beratung eng auszulegen ist.

Sachverhalt. Im vorliegenden Streitfall war der Revisionswerber in den Jahren 2011 und 2012 als externer Dienstleister der A GmbH für die technische Leitung von Projekten im Internetbereich (Webseiten und Webportale) zuständig. Da der Revisionswerber die allge- meinen Voraussetzungen für die pauschale Ermittlung der Betriebsausgaben erfüllte, machte dieser in den Einkommensteuer-erklärungen 2011 und 2012 12% der Umsätze als Betriebsausgaben geltend. Die Finanzverwaltung versagte jedoch den Betriebsausgabenabzug in Höhe von 12%, da deren Ansicht nach die Leitung von Projekten unter den Tatbestand der „kaufmännischen oder technischen Beratung“ zu sub- sumieren sei. Das Finanzamt gestattete somit lediglich einen Betriebsausgaben-abzug in Höhe von 6% der Umsätze, woraufhin der Revisionswerber Berufung erhob. Dieser brachte vor, dass seine Tätigkeit als Projektleiter in der Erfassung der Ist-Zustände der Projekte und nicht in Beratungsleistungen bestand, sodass eine Berücksichtigung der Betriebsausgaben von lediglich 6% der Umsätze unrechtmäßig sei. Das Finanzamt wies die Berufung mit Berufungsvorentscheidung ab, woraufhin der Revisionswerber deren Vorlage an das BFG beantragte.

Rechtsansicht des BFG. Das BFG gab der Beschwerde keine Folge. Nach Analyse des Begriffes „Beratung“ durch einen entsprechenden Beitrag bei wikipedia und den von der Wirtschaftskammer zur Verfügung gestellten Informationen zum Berufsbild „Unternehmensberatung“ kam dieses zum Entschluss, dass zu den Beratungsfeldern auch das Projekt-management gehöre. Des Weiteren gehe aus der Tätigkeitsbeschreibung des Revisionswerbers für das BFG auch nicht hervor, dass mit den vom Revisionswerber wahrgenommenen Aufgaben besonders hohe Aufwendungen verbunden wären, was wiederum ein Indiz für die reduzierte Betriebsausgabenpauschale von 6% der Umsätze sei.

Erkenntnis des VwGH. Der VwGH führt in seinem Erkenntnis aus, dass durch die Einführung der reduzierten Betriebsausgabenpauschale von 6% im Zuge des Strukturanpassungsgesetzes 1996 dem Umstand Rechnung getragen werden sollte, dass bei Ausführung gewisser Tätigkeiten aufgrund einer geringeren Kostenstruktur entsprechend nur ein verminderter Betriebsausgaben-abzug zustehen soll. Die Annahme einer verminderten Kostenstruktur treffe jedoch nur auf reine Beratungsleistungen zu, die regelmäßig ohne viele technische Hilfsmittel und Raumaufwand zu bewältigen sind. Der Begriff der (kauf- männischen oder technischen) Bera-tung ist somit eng auszulegen und umfasst demnach insbesondere reine Konsulententätigkeiten. Die Tätigkeit als Projektleiter gehe nach Ansicht des VwGH über die bloße Beratungsleistung hinaus, sodass eine Betriebsausgabenpauschale von 12% gerechtfertigt ist. Die Beurteilung eines Sachverhaltes hat dem VwGH zufolge stets an Hand der konkret ausgeübten Tätigkeit zu erfolgen, sodass dieser folglich die Herangehensweise des BFG für nicht ausreichend erachtete, dessen Beurteilung

anhand des abstrakten Berufsbildes der „Unternehmensberatung“ erfolgte. Des Weiteren hielt der VwGH fest, dass eine Analyse der tatsächlichen Kostenstruktur nicht maßgebend ist.

Fazit. Der VwGH legt den Begriff der Beratung vor dem Hintergrund der mit der verminderten Betriebsausgabenpauschale von 6 % verfolgten Zielsetzung aus, und hält fest, dass diese nur bei reinen Beratungstätigkeiten, denen grundsätzlich eine verminderte Kostenstruktur unterstellt werden darf, zur Anwendung kommen soll. Eine analoge Auslegung dieses Erkenntnisses darf wohl auch bei den weiteren in § 17 Abs 1 EStG angeführten Tätigkeiten angenommen werden. Obwohl der VwGH mit diesem Erkenntnis eine Basis für die Auslegung jener der Betriebsausgabenpauschale von 6 % unterliegenden Tätigkeiten geschaffen hat, werden sich im Einzelfall wohl weiterhin Herausforderungen bei der Abgrenzung der Tätigkeiten ergeben.

Alexandra [email protected]

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Tax News | Legal

Neuerungen im Privatkonkurs – die wichtigsten Fakten

Im Juni 2017 hat der Nationalrat das Insolvenzrechtsänderungsgesetz mit dem Ziel beschlossen, die Entschuldung von Privatpersonen und ehemaligen Unternehmern zu erleichtern. Die neuen Bestimmungen treten mit 1.11.2017 in Kraft und sind auf Insolvenzverfahren anzuwenden, die nach dem 31.10.2017 eröffnet werden.

Anlassgebend für die Novelle war der Umstand, dass in der Praxis das Ziel des Abschöpfungsverfahrens, innerhalb von sieben Jahren mindestens 10% der Schulden zu tilgen und damit eine Rest-schuldbefreiung zu erreichen, von den Schuldnern häufig nicht erreicht werden konnte. Nunmehr wird das Abschöpfungsverfahren auf fünf Jahre verkürzt und die Mindestquote von 10% abgeschafft. Der Schuldner soll so die Möglichkeit erhalten, wieder rasch in eine produktive Berufssituation zurückzukehren.

Die wichtigsten Eckpunkte im Überblick:

• Entfall des zwingenden außer-gerichtlichen Ausgleichsversuchs. Die Insolvenzeröffnung erfolgt sofort, nicht erst nach Scheitern eines außergerichtlichen Ausgleichsversuchs;

• Kein Zahlungsplan bei geringem Einkommen. Grundsätzlich kommen Schuldner erst ins Abschöpfungs-verfahren, wenn ihr Zahlungsplan von den Gläubigern abgelehnt wird. Davon gibt es nunmehr eine Ausnahme, Schuldner mit extrem niedrigem Einkommen (unter oder nur geringfügig über dem Existenzminimum) müssen künftig keinen Zahlungsplan anbieten;

• Entfall der Mindestquote. Die Mindest-quote von bisher 10%, die der Schuldner im Rahmen des Abschöpfungsverfahrens mindestens erfüllen musste, wurde im Zuge der Novelle gestrichen; Schuldner

müssen zwar weiterhin während der Dauer des Abschöpfungsverfahrens am Existenzminimum leben, allerdings ohne unbedingt die Mindestquote erfüllen zu müssen;

• Verkürzung der Dauer des Abschöpf-ungsverfahrens. Die Dauer des Abschöpfungsverfahrens wurde im Rahmen der Novelle von sieben auf fünf Jahre verkürzt;

• Restschuldbefreiung. Nach fünf Jahren hat das Gericht ein Abschöpfungs-verfahren, das nicht eingestellt wurde, für beendet zu erklären und die Rest-schuldbefreiung zu erteilen. Unabhängig von der erzielten Gläubigerbefriedigung wird daher die Restschuldbefreiung binnen fünf Jahren erreicht.

Übergangsbestimmungen. Die neuen Bestimmungen sind grundsätzlich nur auf Insolvenzverfahren anzuwenden, die nach dem 31.10.2017 eröffnet werden. Für Abschöpfungsverfahren gibt es eine gesonderte Regelung - sofern der Antrag auf Durchführung des Abschöpfungsverfahrens nach dem 31.10.2017 beim zuständigen Gericht einlangt, kommt das auf fünf Jahre verkürzte Abschöpfungsverfahren zur Anwendung.

Fazit. Zusammenfassend sollen die neuen Bestimmungen, insbesondere das verkürzte Abschöpfungsverfahren, gescheiterten Unternehmern und Privatschuldnern einen „Neustart“ erleichtern und einen sicheren Weg zur Restschuldbefreiung bieten. Das Abschöpfungsverfahren wird damit at-traktiver für die Schuldner. Vor allem mit dem Entfall der Mindestquote geht aber damit die Gefahr einher, dass Gläubiger künftig auf einen noch größeren Teil ihrer Forderungen verzichten müssen als bisher. Dies gilt insbesondere für Gläubiger extrem einkommensschwacher Schuldner,

die nach den neuen Regelungen nicht einmal mehr einen Zahlungsplan vorlegen müssen, um ein Abschöpfungsverfahren mit anschließender Restschuldbefreiung in Anspruch nehmen zu können.

Andreas [email protected]

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Tax News | Payroll und Expatriates

Unbegründete Gehaltserhöhung wirkt sich nicht auf steuer-begünstigte Abfertigung ausIm vorliegenden Fall (VwGH 27.4.2017, Ra 2015/15/0037) war strittig, ob die für gewisse Dienstnehmer vor dem Ausscheiden gewährten Gehaltserhöhungen in die Berechnungsgrundlage der steuerbe-günstigten Abfertigung gemäß § 67 Abs 3 EStG einzubeziehen sind.

Sachverhalt. Im Zuge einer vom Finanzamt beim Dienstgeber durchgeführten Außen-prüfung betreffend Lohnabgaben traf die Prüferin Feststellungen zu an Dienstnehmer gewährte Abfertigungen. Mit einzelnen Dienstnehmern wurden schriftliche Verein- barungen über die Beendigung der Dienst- verhältnisse getroffen, in denen ua auch wesentliche Erhöhungen der laufenden Bezüge der Dienstnehmer (durchschnittlich sechs Monate) vor Auflösung der Dienst-verhältnisse beschlossen wurden. Diese erhöhten Bezüge wurden der Berechnung der Abfertigungsansprüche zugrunde gelegt. Die Prüferin stellte diesbezüglich fest, dass diese Gehaltserhöhungen als über das anerkannte Ausmaß der gesetzlichen Abfertigung hinausgehende freiwillige Zahlungen, anlässlich der Beendigung der Dienstverhältnisse darstellten. Diese freiwillig gewährten Gehaltserhöhungen seien keiner steuerbegünstigten Auszahlung zugänglich. Die Prüferin berechnete daher den begünstigt zu versteuernden Teil der Abfertigungen unter Außerachtlassung der Gehaltserhöhungen neu und gelangte dadurch zu Lohnsteuernachforderungen.

Besteuerung von Abfertigungen. Zweck einer Abfertigung „alt“ (für ab dem 1.1.2003 begonnene Dienstverhältnisse gilt Abfertigung „neu“ mit Einzahlung in eine Mitarbeitervorsorgekasse) ist es, dem Dienstnehmer für den durch die Abfertigung abgedeckten Zeitraum den zuletzt bezogenen Durchschnittsverdienst zu sichern. Gemäß § 67 Abs 3 EStG bestimmt sich die Höhe der Abfertigung nach einem von der Dauer des Dienstverhältnisses abhängigen Mehrfachen des laufenden

Arbeitslohnes. Unter Abfertigung ist die einmalige Entschädigung durch den Arbeitgeber zu verstehen, die an einen Arbeitnehmer bei Auflösung des Dienstverhältnisses auf Grund gesetzlicher Vorschriften zu leisten ist. Gemäß § 23 Abs 1 AngG ist Berechnungsgrundlage für die Abfertigung grundsätzlich das für den letzten Monat des Dienstverhältnisses gebührende Entgelt. Entgeltänderungen. Wesentliche und zudem unbegründete Entgeltänderungen, die ihre Ursache lediglich in der bevorste- henden Beendigung des Dienstverhält-nisses haben, sind grundsätzlich außer Ansatz zu lassen, soweit in ihnen eine Beeinträchtigung des unmittelbar bevo-rstehenden Abfertigungsanspruches zu sehen ist. Der Arbeitgeber hat zwar ein Gestaltungsrecht (sowohl Verminderungen als auch Erhöhungen der Bezüge), doch werden solche an sich zulässige Gestaltun-gen nicht abfertigungswirksam, da bei wirtschaftlicher Betrachtungsweise von einer Umgehungshandlung auszugehen ist.

VwGH: Unbegründete Gehaltser-höhung nicht abfertigungswirksam. Im streitgegenständlichen Fall führte der VwGH aus, dass Voraussetzung der Anwendung der Begünstigungsvorschrift des § 67 Abs 3 EStG das Vorliegen einer „Abfertigung“ ist. Nach der Bestimmung ist darunter die einmalige Entschädigung durch den Arbeitgeber zu verstehen, die an einen Arbeitnehmer bei Auflösung des Dienstverhältnisses ua auf Grund gesetzlicher Vorschriften zu leisten ist. Davon kann dann nicht mehr gesprochen werden, wenn an Stelle einer über die gesetzliche Abfertigung hinausgehenden einmaligen Entschädigung durch den Arbeitgeber bei Auflösung des Dienstver- hältnisses wenige Monate vor dieser Auflösung – ohne erkennbare Recht-fertigung durch einen veränderten vertraglichen Arbeitsumfang oder

in einem unangemessenen Ausmaß zu solchen Veränderungen – das monatliche Entgelt wesentlich erhöht wird. Im Revisionsfall sind zum einen die massiven Erhöhungen des monatlichen Bruttogehaltes (2-2,5 fache Erhöhungen) hervorzuheben. Zum anderen deuten die Gehaltserhöhungen im Zuge der Auflösung von Dienstverhältnissen offenbar auf eine systematische Unternehmenspraxis hin.

Fazit: Im gegenständlichen Fall hob der VwGH das angefochtene Urteil wegen Rechtswidrigkeit seines Inhaltes auf. Das Bundesfinanzgericht habe vielmehr zu prüfen, ob die kurz vor Auflösung der Dienstverhältnisse gewährten Gehaltserhöhungen durch das Unter-nehmen begründbar seien oder ihren einzigen Zweck in der Erhöhung der Berechnungsgrundlage für die steuer-begünstigte Abfertigungszahlung haben.

Christoph [email protected]

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Tax News | Steuern CEE

Slowakei: Steuerliche Neuerungen 2017

Nachdem Ungarn seinen Körperschaft-steuersatz dieses Jahr gesenkt hat (vgl unseren Beitrag vom 23.1.2017), zieht nun auch die Slowakei nach und reduziert den Körperschaftsteuersatz von 22% auf 21% für Wirtschaftsjahre, die ab dem 1.1.2017 beginnen. Darüber hinaus gibt es folgende weitere steuerliche Neuerungen in der Slowakei:

Einführung einer Kapitalertragsteuer auf Dividenden. Dividenden, die an Privatpersonen gezahlt werden unterliegen nunmehr nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen der slowakischen Kapitalertragsteuer:

• Dividenden aus Gewinnen, die bis zum 31.12.2003 entstanden sind, unterliegen einer nationalen slowakischen Kapitalertragsteuer von 7%.

• Dividenden aus Gewinnen, die zwischen dem 1.1.2004 und dem 31.12.2016 entstanden sind, unterliegen keiner Kapitalertragsteuer.

• Dividenden aus Gewinnen aus Wirtschaftsjahren, die nach dem 1.1.2017 begonnen haben, unterliegen wiederum der Kapitalertragsteuer von 7%.

Dividenden an Privatpersonen und Körperschaften, die in Drittstaaten ansässig sind, mit denen weder Doppel-besteuerungsabkommen (DBA) noch Amtshilfeabkommen abgeschlossen wurden und die Gewinne aus Wirtschafts-jahren betreffen, die nach dem 1.1.2017 begonnen haben, unterliegen einer Kapitalertragsteuer von 35% statt 7%.

Dividenden, die an Personen ausbezahlt werden die in einem Staat mit Doppelbe-steuerungsabkommen steuerlich ansässig sind, können nach Maßgabe eines anwendbaren DBA auch einer geringeren Quellensteuer unterliegen. Bei Dividendenzahlungen slowakischer

Kapitalgesellschaften an österreichische Privatpersonen kommt das DBA Österreich – CSSR zur Anwendung, das die Höhe der zulässigen Quellensteuer auf 10% beschränkt, womit es bei einer finalen Quellensteuerbelastung von 7% bleibt.

Abschaffung der Krankenversicherung auf Dividenden. Aufgrund der Einführung einer Kapitalertragsteuer auf Dividenden wird die Krankenversicherung, die bislang auf Dividenden erhoben wurde, für Wirtschaftsjahre, die ab dem 1.1.2017 beginnen wieder abgeschafft. Zeitgleich wird auch die Höchstbeitragsgrundlage bei der Krankenversicherung abgeschafft. Für Krankenversicherungsbeiträge auf Dividenden der Jahre 2011 bis 2016, die erst im Jahr 2017 ausbezahlt werden, gilt allerdings noch die Höchstbeitrags-grundlage iHv EUR 52.980.

Abschaffung der Mindestkörper-schaftsteuer. Die im Jahr 2014 eingeführte Mindestkörperschaftsteuer für Kapital-gesellschaften wird für Wirtschaftsjahre, die nach dem 31.12.2017 beginnen, wieder abgeschafft. Eine Verrechnung bereits entrichteter Mindestkörperschaftsteuer aus Vorjahren ist grundsätzlich für die folgenden drei Jahre möglich.

Verrechnungspreisdokumentation. Steuerpflichtige haben innerhalb von 15 Tagen nach Aufforderung durch die Abgabenbehörde eine Verrechnungspreisdokumentation vorzulegen, in der die Verrechnungspreis-gestaltung für konzerninterne Trans- aktionen dargestellt wird. Durch die Novelle des slowakischen Körper-schaftsteuergesetzes wird eine neue Gebühr für die Erstellung einer verbind-lichen Verrechnungspreisauskunft (APA - Advance Pricing Agreement) eingeführt. Die Kosten für eine derartige Verrechnungs-

preisauskunft sollen EUR 10.000 oder EUR 30.000 betragen, je nachdem ob es sich um innerstaatliche oder zwischenstaatliche Sachverhalte handelt.

Barbara Behrendt-Krü[email protected]

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Tax News | Unternehmensbesteuerung

VwGH zu Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermingeschäften

Ausgangslage. Das BFG hat bereits in mehreren Entscheidungen (zB RV/2100169/12 vom 29.10.2015, RV2100170/2012 vom 27.4.2014) die steuerrechtliche Zulässigkeit der Bildung von Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermingeschäften (Derivaten) bzw für Verpflichtungsüber-hänge aus Sicherungsgeschäften (zB Zins- oder Währungsswaps) versagt.

Im Anlassfall hat das beschwerdeführende Industrieunternehmen mit einer Bank mehrere Finanztermingeschäfte, haupt- sächlich Cross Currency Swaps, abge- schlossen. In der Folge hat die Beschwer- deführerin auf Grund der negativen Marktwerte der Swaps in den Jahres-abschlüssen Rückstellungen gebildet. Die Berechnung der Rückstellung zu den gegenständlichen Bilanzstichtagen erfolgte in Höhe der von der Bank gemeldeten Verluste. Diese Rückstellungen wurden im Rahmen einer steuerlichen Außenprüfung durch das Finanzamt nicht anerkannt, wogegen das Unternehmen Beschwerde erhob.

In einer ablehnenden Entscheidung argumentierte das BFG im Wesentlichen damit, dass im Fall von Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanztermin-geschäften nicht erwiesen sei, dass mit den Verlusten aus derartigen Geschäften

ernsthaft zu rechnen sei. Entwicklungen von Zinsen und Wechselkursen seien nicht absehbar gewesen. Daher habe nicht zwingend auf einen Verlust aus den Swap-Geschäften bei Vertragsabschluss geschlossen werden können. Auswir-kungen von Zinsschwankungen seien Ausfluss des allgemeinen Geschäftsrisikos. Die dem Geldmarkt inhärenten und nicht vorhersehbaren Schwankungen der Wechselkurse würden von vornherein keine Rückstellung rechtfertigen.

Gegen diese Entscheidung des BFG wurde in der Folge eine außerordentliche Revision an den VwGH erhoben.

Rechtsansicht des VwGH. Der VwGH hat die ao Revision zugelassen und die Rechts-ansicht des BFG aus folgenden Gründen verworfen. Rückstellungen können mit steuerlicher Wirkung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften gebildet werden. Die Bildung von Rück-stellungen ist ertragsteuerrechtlich

Der VwGH hat kürzlich (Erkenntnis Ra 2016/15/0005 vom 29.3.2017) über die Frage entschieden, ob unternehmensrechtliche Rückstellungen für einen Verpflichtungsüberhang aus Finanztermingeschäften (Zins- und Währungs-swaps) ertragsteuerlich anzuerkennen sind.

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Tax News | Inhalt

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Tax News | Unternehmensbesteuerung

dann zulässig, wenn konkrete Umstände nachgewiesen werden können, nach denen im jeweiligen Einzelfall mit dem Vorliegen oder dem Entstehen einer Verbindlichkeit (eines Verlustes) ernsthaft zu rechnen ist. Bei der im Anlassfall anzuwendenden Gewinnermittlung nach § 5 Abs 1 EStG besteht auf Grund des Maßgeblichkeitsprinzips bei einer unternehmensrechtlichen Verpflichtung zur Rückstellungsbildung auch für die steuerliche Gewinnermittlung eine Verpflichtung zur Rückstellungsbildung.

Bei einem schwebenden Geschäft besteht zunächst die Vermutung, dass Leistung und Gegenleistung ausgeglichen sind; schwebende Geschäfte sind demnach nicht zu bilanzieren. Kann aber der Steuer-pflichtige im Einzelfall nachweisen, dass

ein Verpflichtungsüberhang besteht, ist die Bildung einer Verlustrückstellung steuerlich zulässig. Maßgeblich für die Beurteilung, ob eine Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften in der Bilanz anzusetzen ist, sind jene, vom Steuerpflichtigen nachzuweisende Verhältnisse, die am Bilanzstichtag bestanden haben. Der Stichtagsbewertung sind, wenn vorhanden, Börsenkurse zu Grund zu legen, da diese die informationsgestützte Einschätzung einer großen Zahl von Marktteilnehmern widerspiegeln.

Bei der Bildung von Rückstellungen für negative Marktwerte von Finanz-termingeschäften handelt es sich nach der Ansicht des VwGH nicht um eine Vorsorge für ein allgemeines Geschäftsrisiko, sondern für einen drohenden Verlust aus einem konkreten Geschäftsfall.

Fazit. Nach dem VwGH sind Rück-stellungen, die unternehmensrechtlich für einen Verpflichtungsüberhang aus Finanztermingeschäften (zB Zins- und Währungsswaps) gebildet werden, auch ertragsteuerlich anzuerkennen. Voraussetzung für steuerliche Aner-kennung ist, dass im Einzelfall seitens des Abgabepflichtigen der Nachweis erbracht wird, dass ein Verpflichtungsüberhang aus dem Sicherungsgeschäft besteht. Die Nachweispflicht hinsichtlich der konkreten Umstände für eine Rückstellungbildung trifft den Steuerpflichtigen.

Richard [email protected]

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Am 16.8.2017 sind ua fällig:

• Umsatzsteuervorauszahlung für Juni 2017 sowie für das 2. Quartal 2017.

• Normverbrauchsabgabe für Juni 2017.• Kapitalertragsteuer für Kapitalerträge

aus Forderungswertpapieren für Juni 2017.

• Elektrizitäts-, Kohle- und Erdgasabgabe für Juni 2017.

• Werbeabgabe für Juni 2017.• Lohnsteuer für Juli 2017.• Dienstgeberbeitrag zum

Familienbeihilfen-ausgleichsfonds für Juli 2017.

• Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag für Juli 2017.

• Kommunalsteuer für Juli 2017.• Abzugsteuer gem § 99 EStG für Juli 2017.• U-Bahn Steuer für Wien für Juli 2017.• Sozialversicherung für Dienstnehmer für

Juli 2017.

Steuertermine im August 2017

Kurz News

The World Tax Advisor 21 July 2017 includes in particular:

• CRS rules apply in China as from 1 July 2017

• Austria: New tax treaty with the UK under negotiation

• Barbados: Budget includes hike in National Social Responsibility Levy, new foreign exchange tax

• Bermuda: CRS regulations, guidance notes issued and portal open

• Colombia: Tax authorities clarify VAT treatment of digital supplies made by nonresident

• India: High Court rules payments under secondment agreement do not attract withholding tax

• India: Foreign Investment Promotion Board abolished

• BEPS corner

World Tax Advisor

Tax News | Kurz News

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Schwierige Finanzierungslage sorgt für verhaltene Stimmung bei Österreichs Touristikern

Der Deloitte Tourismusbarometer 2017 attestiert mit einem Indexwert von 2,99 eine verhaltene, vorsichtig optimistische Stimmung unter Österreichs Tourismus-betrieben. Im Vergleich zum Vorjahr bewerten die Touristiker die wirtschaftliche Gesamtsituation als unverändert. Hürden für den wirtschaftlichen Erfolg sind eine erschwerte Finanzierung, zunehmender Fachkräftemangel sowie die anhaltend hohe Steuer- und Abgabenlast. Wichtigstes Zukunftsthema bleibt die Digitalisierung.

Key Findings:

• 30 % mussten geplante Investitionen zurückziehen

• Zunehmender Fachkräftemangel: Über die Hälfte klagt über zu wenige qualifizierte Mitarbeiter

• Trotz allem positive Aussichten für Sommersaison 2017: Zwei Drittel rechnen mit Umsatzsteigerung

• Digitalisierung gewinnt an Bedeutung: Trend zur Direktbuchung

Mehr erfahren!

Deloitte Tourismus-barometer 2017

Tax News | Kurz News

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Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine “UK private company limited by guarantee” („DTTL“), deren Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und deren verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständige und unabhängige Unternehmen. DTTL (auch “Deloitte Global” genannt) erbringt keine Dienstleistungen für Kunden. Unter www.deloitte.com/about finden Sie eine detaillierte Beschreibung von DTTL und ihrer Mitgliedsunternehmen. Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Financial Advisory für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und steht Kunden bei der Bewältigung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen zur Seite. „Making an impact that matters” – mehr als 220.000 Mitarbeiter von Deloitte teilen dieses gemeinsame Verständnis für den Beitrag, den wir als Unternehmen stetig für unsere Klienten, Mitarbeiter und die Gesellschaft erbringen.

Dieses Dokument enthält lediglich allgemeine Informationen,die eine Beratung im Einzelfall nicht ersetzen können. Die Informationen in diesem Dokument sind weder ein Ersatz für eine professionelle Beratung noch sollte sie als Basis für eine Entscheidung oder Aktion dienen, die eine Auswirkung auf Ihre Finanzen oder Ihre Geschäftstätigkeit hat. Bevor Sie eine diesbezügliche Entscheidung treffen, sollten Sie einen qualifizierten, professionellen Berater konsultieren. Deloitte Mitgliedsfirmen übernehmen keinerlei Haftung oder Gewährleistung für in diesem Dokument enthaltene Informationen. © 2017. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Deloitte Tax Wirtschaftsprüfungs GmbH.Gesellschaftssitz Wien | Handelsgericht Wien | FN 81343 y