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Teil 4 Allgemeine Definitionen und Begriffe Ausgabe: 1. Januar 2013

Teil 4 Allgemeine Definitionen und Begriffe - gvb.ch · Bezeichnung eines Tanklöschfahrzeuges (TLF) nach EN 1846-1 mit der Kraftfahrzeug- Gewichtsklasse mittel (M), der Kraftfahrzeug-Kategorie

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Teil 4

Allgemeine Definitionen und Begriffe Ausgabe: 1. Januar 2013

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Handbuch Feuerwehrfahrzeuge und -geräte Teil 4

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Inhaltsverzeichnis

4 Allgemeine Definitionen und Begriffe ..................................................................................................... 3 4.1 Nomenklatur und Bezeichnung ...................................................................................................... 3 4.2 Gesetzliche Bestimmungen ........................................................................................................... 4 4.3 Begriffe ......................................................................................................................................... 10

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4 Allgemeine Definitionen und Begriffe

4.1 Nomenklatur und Bezeichnung

Als Feuerwehrfahrzeuge werden leichte, mittelschwere und schwere Kraftfahrzeuge be-zeichnet, welche speziell für die unterschiedlichsten Einsatzarten1 der Feuerwehr konstru-iert, aufgebaut, ausgerüstet und gestaltet sind.

Feuerwehrfahrzeuge können nach der Kraftfahrzeugkategorie, nach Grösse und Ge-wichtsklasse sowie nach den spezifischen, dem jeweiligen Einsatzzweck des Fahrzeuges zugedachten Funktion und technischen Einrichtung unterschieden bzw. typisiert werden (vgl. Handbuch Teil 5, Typenkunde). Der europäischen Norm EN 1846-1 folgend werden Feuerwehrfahrzeuge gemäss nach-stehendem Schema bezeichnet (Beispiel Feuerlöschfahrzeug): Tanklöschfahrzeug EN 1846-1 M 1 5 2400 10/2000 Benennung Norm-Nummer Kraftfahrzeug-Gewichtsklasse Kraftfahrzeug-Kategorie Sitzplatzkapazität inkl. Fahrer Löschwassertankkapazität Leistung der eingebauten Feuerlöschkreiselpumpe Erläuterungen zum Bezeichnungsschema: Bezeichnung eines Tanklöschfahrzeuges (TLF) nach EN 1846-1 mit der Kraftfahrzeug-Gewichtsklasse mittel (M), der Kraftfahrzeug-Kategorie 1 (strassenfähig), mit 5 Sitzplätzen für die Einsatzmannschaft, einem Löschwassertank mit einem Tankinhalt von 2‘400 l so-wie einer eingebauten Normaldruck-Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-2000 mit einer Leis-tung von 2‘000 l / min bei 10 bar Abgangsdruck. Feuerwehrfahrzeuge sind in der Regel in der Farbe Feuerrot (RAL 3000) lackiert, verfügen aber nicht selten über ein die Karosserie umlaufendes leuchtrotes Band (RAL 3024) oder weissreflektierende oder gelbe Signalstreifen. Vom Standard-Farbschema weichen insbe-sondere die kantonalen Oel-/ABC–Wehr-Fahrzeuge ab, diese sind in den Farben Ver-kehrsgelb (RAL 1023) und Verkehrspurpur (RAL 4006, umlaufendes Band) lackiert.

1 z.B. Personenrettung, Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung, Oel-/ABC-Wehr etc.

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Zur optischen und akustischen Erkennung von Feuerwehrfahrzeugen bei Einsatzfahrten (sog. Dringlichkeitsfahrten) sind diese mit entsprechenden Warneinrichtungen (Zweiklang-Signalhorn und Blaulicht) ausgerüstet (vgl. Ziffer 4.2).

Nachstehendes Kapitel wurde durch die für den Prozess Fahrzeugprüfung zuständige Stelle des Strassenverkehrsamtes des Kantons Bern vor der Herausgabe des vorliegen-den Handbuchs inhaltlich geprüft und zur Publikation in der vorgelegten Fassung freige-geben.

4.2 Gesetzliche Bestimmungen

Betreffend die Zulassung und den Betrieb von Feuerwehrfahrzeugen im Strassenverkehr gelten im Kanton Bern grundsätzlich die Bestimmungen der nachfolgend aufgeführten Ge-setze und Verordnungen:

- Strassenverkehrsgesetz (SVG); http://www.admin.ch/ch/d/sr/c741_01.html

- Verkehrsregelnverordnung (VRV); http://www.admin.ch/ch/d/sr/c741_11.html

- Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge (VTS); http://www.admin.ch/ch/d/sr/c741_41.html

- Verordnung an Transportmotorwagen und deren Anhänger (TAFV1); http://www.admin.ch/ch/d/sr/c741_412.html;

- Verordnung über die Zulassung von Personen und Fahrzeugen zum Strassenverkehr

(Verkehrszulassungsverordnung, VZV); http://www.admin.ch/ch/d/sr/c741_51.html

Besondere Beachtung ist im Zusammenhang mit den aufgeführten gesetzlichen Grundla-gen bei der Konzeption, Evaluation und Beschaffung sowie beim Betrieb von Feuerwehr-fahrzeugen den folgenden Bestimmungen zu schenken:

Zulassung eines Feuerwehrfahrzeuges als Arbeitsmaschine (blaue Nummernschilder)

Gemäss Art. 13 VTS gelten Feuerwehrfahrzeuge, insofern sie so eingerichtet sind, dass mindestens ein Drittel der Nutzlast2 oder des Laderaumvolumens von stets mitgeführten Feuerwehrgeräten3 beansprucht wird, als Arbeitsmotorwagen bzw. Arbeitsmaschinen4. Für Arbeitsmaschinen werden durch die Zulassungsbehörde bzw. die zuständigen Strassen-verkehrsämter blaue Nummernschilder vergeben.

Art. 102 VTS, Datenaufzeichnungsgerät

1 Fahrzeuge, die mit Blaulichtern und wechseltönigem Zweiklanghorn5 versehen sind, müssen mit einem Datenaufzeichnungsgerät6 ausgerüstet sein.

2 Nutzlast = max. zulässiges Gesamtgewicht – Leergewicht – 1 Person (Fahrer) - Brennstoff

3 Gerätschaften der Feuerwehr, welche spezifisch im Aufbau gehaltert sind wie z.B. Atemschutzgeräte,

hydraulische Rettungsgeräte, Lüfter etc. 4 Als Arbeitsmaschinen gelten Arbeitsmotorwagen mit einer bauartbedingten Höchstgeschw. > 30 km/h

5 Art. 78 Abs. 3 und Art. 82 Abs. 2 VTS

6 Umgangssprachlich oft auch RAG genannt

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2 Das Datenaufzeichnungsgerät muss mindestens während 30 Sekunden vor einem Er-eignis (Kollision usw.) oder auf den letzten 250 m Fahrstrecke die folgenden Daten auf-zeichnen:

a. Geschwindigkeit;

b. Status des Bremslichtes und der Richtungsblinker;

c. Status des Blaulichtes und des wechseltönigen Zweiklanghorns;

d. Status des Abblendlichtes

3 Die Aufzeichnung darf weder gelöscht, noch inhaltlich verfälscht werden können.

4 Bau, Einbau, Nachprüfung und Reparatur des Datenaufzeichnungsgerätes richten sich nach den Angaben des Geräteherstellers. Bei der Zulassungsprüfung beziehungsweise bei der Nachprüfung eines umgebauten Fahrzeugs, das neu ein Datenaufzeichnungsgerät benötigt, ist der Zulassungsbehörde eine Einbaubestätigung abzugeben, die mindestens die Angaben zu Gerätemarke, Gerätetyp, Geräteidentifikation, Einbaufirma und Einbauda-tum enthält.

Ausrüstungs- und Tragepflicht von Sicherheitsgurten bei Feuerwehrfahrzeugen

Art. 106 VTS, Sicherheitsgurten, …, Kopfstützen 1 Die Ausrüstungspflicht und die Anforderungen an Sicherheitsgurten von Fahrzeugen der Klassen M7 und N8 richten sich nach der Richtlinie 77/541/EWG. Für Fahrzeuge der Klasse M1 mit besonderer Zweckbestimmung gelten die in Anhang XI der Richtlinie 2007/46/EG enthaltenen Regelungen.

2 Sitze in Fahrzeugen der Klassen M und N (Anm. GVB: gilt nur für Fahrzeuge mit weissen Nummernschildern), die quer zur Fahrtrichtung angeordnet sind, müssen mit Beckengur-ten versehen sein. Ausgenommen sind Fahrzeuge, die ausschliesslich im regionalen fahr-planmässigen Verkehr konzessionierter Transportunternehmungen oder für den Bahner-satz verwendet werden.

Sitze, die bis 45 Grad zur Längsachse des Fahrzeugs angeordnet sind, gelten als nach vorne beziehungsweise nach hinten gerichtet, die übrigen als quer zur Fahrtrichtung an-geordnet.

3…

4 Fahrzeuge der Klasse M1 müssen an den vorderen äusseren Sitzen mit Kopfstützen ausgerüstet sein.

Art. 107 VTS, Sitz- und Stehplätze

7 Klasse M: Fahrzeuge zur Personenbeförderung. Als Fahrzeuge der Klasse M1 gelten Fahrzeuge zur Per-

sonenbeförderung mit höchstens acht Sitzplätzen ausser dem Fahrersitz; Als Fahrzeuge der Klasse M2 gel-ten Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit mehr als acht Sitzplätzen ausser dem Fahrersitz und einer zu-lässigen Gesamtmasse bis zu 5 Tonnen. 8 N: Fahrzeuge zur Güterbeförderung; Als Fahrzeuge der Klasse N1 gelten Fahrzeuge zur Güterbeförderung

mit einer zulässigen Gesamtmasse bis zu 3,5 Tonnen; Als Fahrzeuge der Klasse N2 gelten Fahrzeuge zur Güterbeförderung mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen bis zu 12 Tonnen; Als Fahr-zeuge der Klasse N3 gelten Fahrzeuge zur Güterbeförderung mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 12 Tonnen

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1 Alle Sitze müssen gut befestigt sein, eine Rückenlehne sowie eine Unterlage für die Füs-se aufweisen. Quer zur Fahrtrichtung angebrachte Einzelsitze müssen Seitenlehnen oder Abschlüsse, Längsbänke beidseitig einen Abschluss aufweisen. Der Sitz für den Fahr-zeugführer oder die –führerin muss in der Längsrichtung verstellbar sein und ein möglichst ermüdungsfreies Fahren erlauben.

1bis Quer zur Fahrtrichtung angeordnete Sitze sind in Fahrzeugen der Klasse M1 und N1 sowie M2 und M3, die nicht über bewilligte Stehplätze verfügen, nicht zulässig. Ausge-nommen sind Fahrzeuge des Militärs, des Zivilschutzes, der Feuerwehr, der Polizei, des Zolls und der Sanität sowie Fahrzeuge der Klasse M3 mit einem Gesamtgewicht über 10,00 t, in den im hinteren Teil des Fahrzeuges nach der Seite gerichtete Sitze so grup-piert sind, dass sie einen integrierten Salon bis zu 10 Sitzen bilden.

Für Feuerwehrfahrzeuge, welche als Arbeitsmaschine immatrikuliert werden (Bedin-gung: das Fahrzeug muss auf eine Feuerwehr eingelöst sein und die sog. Drittelregelung gemäss Art. 13 VTS muss erfüllt sein) besteht grundsätzlich keine Montagepflicht für Gur-te. Aber Achtung: Werden herstellerseitig Gurte montiert, müssen diese gemäss Art. 3a VRV getragen werden, auch bei Dringlichkeitsfahrten im Einsatz! Hier gibt es keine Aus-nahmen für Feuerwehrfahrzeuge. 2… 3 Für die Bestimmung der Platzzahl von Motorwagen gilt Anhang 9 VTS (vgl. Anhang 9 im Teil 10 des vorliegenden Handbuches).

Integration von Atemschutzgeräten in Fahrzeugsitzen

Zum Zeitpunkt der Herausgabe des vorliegenden Handbuches existiert keine gesetzliche Bestimmung, welche die Integration von Atemschutzgeräten (ASG) in Sitzen (Fahrer oder Beifahrer) explizit zulassen oder verbieten würde. Gemäss zuständiger Fachstelle des Strassenverkehrsamtes des Kantons Bern gelten Bezug nehmend auf die oben aufgeführ-ten gesetzlichen Bestimmungen folgende Anforderungen an Sitze mit integriertem ASG: Die Sitze müssen gut befestigt sein, eine Rückenlehne sowie eine Unterlage für die Füsse aufweisen. Die Funktion der Rückenlehne muss auch bei entnommenem Atemschutzgerät (ASG) gewährleistet sein, soll der Sitz auch ohne integriertes ASG bei fahrendem Fahr-zeug benutzt werden können. Der Sitz für den Fahrzeugführer muss in der Längsrichtung verstellbar sein und ein möglichst ermüdungsfreies Fahren erlauben.

Anzahl Sitzplätze bei Mannschaftstransportern, Atemschutzfahrzeugen und bei LKW mit Mannschaftskabinen (Werksdoppelkabinen oder Mannschaftsräume im Aufbau integriert)

Sollen Lieferwagen als Mannschaftstransporter oder Atemschutzfahrzeug oder Lastwagen mit Mannschaftskabinen (Werksdoppelkabinen oder Mannschaftsraum im Aufbau inte-griert) auch zum Mannschaftstransport eingesetzt werden, sind bezüglich der Personen-transportkapazität die Bestimmungen gemäss Art. 11 VTS Abs. 2e und f zu beachten:

Art. 11 VTS, Transportmotorwagen nach schweizerischem Recht

2 Es werden die nachstehenden Arten von Transportmotorwagen unterschieden und dabei Fahrzeuge, die sowohl für den Personen- wie für den Sachentransport bestimmt sind, nach den überwiegenden Merkmalen eingeteilt:

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e «Lieferwagen» sind leichte Motorwagen zum Sachentransport (Klasse N1), einschliess-lich solcher mit zusätzlichen wegklappbaren Sitzen im Laderaum zum gelegentlichen, nicht gewerbsmässigen Personentransport, wenn insgesamt höchstens 9 Sitzplätze ein-schliesslich Führer oder Führerin vorhanden sind;

f «Lastwagen» sind schwere Motorwagen zum Sachentransport (Klassen N2 oder N3) mit höchstens neun Sitzplätzen einschliesslich Führer oder Führerin; Zu beachten sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch die unterschiedlichen Ausweiskategorien, welche für das Führen von Feuerwehrfahrzeugen gelten. Informatio-nen hierzu finden sich unter www.fuehrerausweise.ch Maximal zulässiges Gesamtgewicht (Ab- / Auflasten)

Unter gewissen Umständen kann es Sinn machen, ein Fahrzeug mit einem tieferen maxi-malen Gesamtgewicht (Ablasten), in Ausnahmefällen auch mit einem erhöhten maximalen Gesamtgewicht (Auflasten) immatrikulieren zu lassen. Dabei kommen einerseits die Best-immungen von Art. 9 Abs. 3bis SVG zur Anwendung:

Art. 9 Abs. 3bis

3bis Auf Gesuch des Fahrzeughalters kann das zugelassene Gesamtgewicht eines Motor-fahrzeuges oder eines Anhängers verändert werden, jedoch höchstens einmal jährlich o-der anlässlich eines Halterwechsels. Die Gewichtsgarantien des Fahrzeugherstellers dür-fen nicht überschritten werden.

Andererseits gelten die Bestimmungen gemäss Art. 41 und 42 VTS:

Art. 41 Hersteller und Herstellerinnen, Gewichtsgarantien

1 «Hersteller» und «Herstellerinnen» sind die Personen oder Stellen, die das Konzept des Fahrzeugs, des Systems oder des Fahrzeugteils entwerfen und gegenüber der Typenge-nehmigungs- beziehungsweise der Zulassungsstelle für alle Belange des Typengenehmi-gungs- beziehungsweise Zulassungsverfahrens sowie für die Sicherstellung der Überein-stimmung der Produktion verantwortlich sind. Es ist nicht von Bedeutung, ob sie direkt an allen Herstellungsphasen des Fahrzeugs, Systems oder Fahrzeugteils beteiligt sind, das Gegenstand des Typengenehmigungs- beziehungsweise des Zulassungsverfahrens ist.

2 Der Hersteller oder die Herstellerin hat eine Garantie über das technisch zulässige Höchstgewicht, über die technisch zulässige Anhängelast und bei Motorwagen und ihren Anhängern über die Tragkraft der einzelnen Achsen abzugeben.

2bis Eine Garantieerklärung nach Absatz 2 wird anerkannt, wenn: a. der Hersteller oder die Herstellerin über die für die Durchführung der Prüfung notwendi-ge Infrastruktur verfügt oder die Prüfung von einer Prüfstelle durchführen lässt, welche die Anforderungen der harmonisierten Normen über den Betrieb von Prüflaboratorien (EN ISO/IEC 17025) erfüllt oder von der zuständigen Behörde des jeweiligen Landes bevoll-mächtigt ist;

b. der Hersteller oder die Herstellerin eine systematische innerbetriebliche Qualitätskon-trolle durchführt (z. B. mit ISO 9001 bzw. EN 29001 Zertifizierung); und

c. das ASTRA und die Zulassungsbehörde auf die Prüfungs- und Berechnungsunterlagen sowie -ergebnisse Zugriff hat.

2ter Bei Fahrzeugen mit geringem Gewicht oder beschränkter Höchstgeschwindigkeit müs-sen die Voraussetzungen nach Absatz 2bis nicht erfüllt sein, wenn ein ausgewiesener

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Fachbetrieb die Garantieerklärung ausstellt.

3 Das Garantiegewicht muss für alle Fahrzeuge gleicher Version einer Variante des Typs gleich gross sein. Für die Begriffe Version, Variante und Typ gelten die Definitionen von Anhang II Buchstabe B der Richtlinie 2007/46/EG. …

4 Erweckt eine Garantie Zweifel, so kann das ASTRA – bei Fahrzeugen, die von der Ty-pengenehmigungspflicht befreit sind, die Zulassungsbehörde – eine Untersuchung durch eine vom ASTRA anerkannte Prüfstelle verlangen. Die anordnende Behörde legt in Ab-sprache mit der Prüfstelle den erforderlichen Prüfumfang fest. Garantien, welche offen-sichtlich zu tief angesetzt sind, werden abgelehnt. Die Garantie wird ebenfalls zurückge-wiesen, wenn der Hersteller oder die Herstellerin sie für die Schweiz erheblich tiefer an-setzt als im Ausland.

5 Liegt für ein umgebautes Fahrzeug keine Garantie nach Absatz 2 vor, so kann der Um-bauer diese abgeben, wenn ein Bericht einer vom ASTRA anerkannten Prüfstelle die Be-triebs- und Verkehrssicherheit bestätigt. Die Zulassungsbehörde legt in Absprache mit der Prüfstelle den erforderlichen Prüfumfang fest.

Art. 42 Änderung des Garantiegewichts, Gewichte im Ausland

1 Die Heraufsetzung des Garantiegewichts oder der Tragkraft der Achsen im Einzelfall setzt voraus, dass die tragenden Teile des Fahrzeugs oder der Achse mit vorausgehender Zustimmung der Zulassungsbehörde entsprechend verstärkt oder andere gewichtsrele-vante Änderungen vorgenommen werden. Die Erhöhung des Garantiegewichtes erfordert eine neue Garantie des Herstellers oder der Herstellerin nach Artikel 41 Absatz 2.

2 Änderungen am Fahrzeug, die eine Herabsetzung des Garantiegewichts bewirken, sind unzulässig. Zulässig ist die Anpassung des Fahrzeuges an eine bestehende Typenge-nehmigung oder an ein Datenblatt.

3 Für Fahrten im Ausland können höhere Gewichte, als sie in der Schweiz gestattet sind, zugelassen werden, wenn alle vom ASTRA bestimmten schweizerischen Bedingungen betreffend Bau und Ausrüstung eingehalten sind, die auch für den internationalen Verkehr als geboten erscheinen.

Emissionswerte (Abgaswerte)

Sowohl für das verwendete Fahrgestell bzw. den Antriebsmotor als auch für allenfalls fest im Fahrzeug eingebaute Zusatzaggregate (z.B. Stromgenerator) mit Verbrennungsmotor ist bei einer Immatrikulation ein Nachweis zu erbringen, dass die Emmissionswerte der Motoren mit der geltenden Abgasrichtlinie 97/68 EG kompatibel sind und die Emissions-werte innerhalb der schweizerischen Grenzwerte liegen. Für die Beschaffungsstelle emp-fiehlt sich deshalb, sich die Einhaltung der Emissionswerte bzw. die Kompatibilität mit der geltenden Abgasrichtlinie 97/68 EG sowohl für den Fahrzeugmotor als auch für die allfälli-gen Zusatzaggregate durch den Anbieter nachweisen zu lassen und die Einhaltung der Abgasrichtlinie auch im entsprechenden Liefervertrag verbindlich festzuschreiben.

Für die Abgaswartung gelten ab 1. Januar 2013 neue Vorschriften des Bundesamts für Strassen ASTRA. Das entsprechende Faktenblatt Abgaswartung ist Anhang 11 im Teil 10 des vorliegenden Handbuches zu entnehmen.

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Blaulicht und Warnblinkleuchten

Art. 110 Fakultative Beleuchtungsvorrichtungen VTS

3 Mit Bewilligung der Zulassungsbehörde, durch Eintrag im Fahrzeugausweis, sind weiter erlaubt:

a. an Fahrzeugen der Feuerwehr, Polizei, Sanität und des Zolls: Blaulichter, höchstens zwei zusätzliche nach vorn gerichtete Blaulichtscheinwerfer, Suchlampen sowie auf dem Dach montierte, nach vorn und hinten sichtbare gelbe Warnblinkleuchten, die über einen separaten Schalter mit den Warnblinklichtern (Art. 78 Abs. 1 VTS) zusammengeschaltet sind. Im Zusammenhang mit Art. 110 VTS zu beachten sind die entsprechenden Weisungen des UVEK zur Ausrüstung sowie das in die Weisung integrierte Merkblatt des UVEK zur Verwendung von Blaulicht und Wechselklanghorn. Weisungen und Merkblatt sind Anhang 12 im Teil 10 des vorliegenden Handbuches zu entnehmen.

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4.3 Begriffe

Kraftfahrzeug-Gewichtsklasse

Alle Kraftfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht (GG) von mehr als 2.0 t werden entspre-chend ihrem GG einer der folgenden drei Kraftfahrzeug-Gewichtsklassen zugeordnet:

Klasse Klasse Kurzbez. Gewichtsbereich (= zulässiges Gesamtgewicht)

Leicht: L 2.0 t < GG ≤ 7.5 t

Mittel: M 7.5 t < GG ≤ 14.0 t

Schwer: S GG > 14.0 t

Kraftfahrzeug-Kategorie

In Anhängigkeit ihrer Fahreigenschaften und der unterschiedlichen Beschaffenheit des zu befahrenden Untergrundes werden Kraftfahrzeuge einer der drei folgenden Kraftfahrzeug-Kategorien zugeordnet:

Kategorie Bedeutung Fahreigenschaften

1 Strassenfähig Kraftfahrzeug (i.d.R. mit 4x2-Antrieb), welches übli-cherweise zum Befahren von befestigten Strassen ge-eignet ist.

2 Geländefähig Kraftfahrzeug (i.d.R. mit 4x4-Antrieb), welches zum Befahren aller Strassen und bedingt auch für Gelände-fahrten geeignet ist

3 Geländegängig Kraftfahrzeug (i.d.R. mit 4x4-Antrieb, Untersetzung und Differenzialsperre), welches zum Befahren aller Stras-sen und für Geländefahrten (Querfeldeinfahrten) ge-eignet ist.

Motorenleistung

Leistung des Antriebsmotors in PS. Die gewichtsbezogene Motorenleistung sollte bei Feu-erwehrfahrzeugen mit einem zulässigen GG über 6.0 t mindestens 15 – 20 PS pro t betra-gen. Für gewisse Fahrzeuge wird die Motorenleistung und die maximale Höchstgeschwin-digkeit im jeweiligen Normblatt festgelegt.

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Radstand

Geometrischer Abstand zwischen den Radmitten der Vorder- und Hinterräder, gemessen in Millimeter (mm). Bei drei- und vierachsigen Fahrzeugen werden die einzelnen Radstän-de von vorne nach hinten nacheinander angegeben (z.B. 3500 mm + 1350 mm).

Vorderer Überhangwinkel (α)

Winkel (α) zwischen der Standebene und einer tangentialen Ebene am Reifenumfang der Vorderräder, in den vor der ersten Achse des Fahrzeuges kein starres Teil des Fahrzeu-ges zwischen diese Ebenen ragt.

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Hinterer Überhangwinkel (β)

Winkel (β) zwischen der Standebene und einer tangentialen Ebene am Reifenumfang der Hinterräder, in den vor den hinter der letzten Achse des Fahrzeuges kein starres Teil des Fahrzeuges zwischen diese Ebenen ragt.

Bodenfreiheit (d)

Abstand (d) zwischen der Standebene und dem tiefsten festen Punkt des Fahrzeuges, ausser den Achsen, der bei der Gesamtmasse des Fahrzeuges gemessen wird.

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Bodenfreiheit unter der Achse (h)

Abstand (h) der durch die höchste Seite eines Vierecks bestimmt wird, dessen Grundseite auf der Standebene zwischen den innersten Rädern einer Achse und dessen höchste Sei-te am tiefsten starren Teil des Fahrzeuges liegt und sich zwischen den Rädern befindet und innerhalb von 0.3 m zu jeder Seite der Fahrzeuglängsachse liegt.

Bildquelle: SFV, TI Nr. 09.00-01d/Mai 2007

Verschränkungsfähigkeit (c)

Fähigkeit des Fahrzeuges, funktionsfähig zu bleiben und zwischen verschiedenen Be-standteilen des Fahrzeuges, einschliesslich Fahrerhaus und Aufbau, keine unabsichtliche Beeinflussung hervorzurufen, wenn das Fahrzeug gleichzeitig auf zwei Auffahrblöcke mit der festgelegten Höhe c gefahren wird, die diagonal auf der Standebene angeordnet sind.

Bildquelle: SFV, TI Nr. 09.00-01d/Mai 2007

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Rampenwinkel (ᵧ)

Kleinster Winkel ᵧ, gemessen zwischen zwei tangentialen Ebenen zu den innen liegenden

Vorder- und Hinterreifen, die sich am tiefsten starren Punkt oder der tiefsten starren Ober-fläche an der Unterseite des Fahrzeuges zwischen diesen beiden Reifen schneiden. Die-ser Winkel bestimmt das höchste Hindernis (Rampe), welches ein Fahrzeug überfahren kann.

Steigfähigkeit (P)

Fähigkeit des Fahrzeuges, mit dem zulässigen Gesamtgewicht (GG) auf einer Steigung oder einem Gefälle anzufahren oder anzuhalten.

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Statischer Kippwinkel (δ)

Winkel δ zwischen horizontaler Ebene und der Standebene, bei dem das um seine Längs-achse gekippte Fahrzeug seine Stabilität verliert. Als Stabilitätsverlust gilt der Punkt, bei dem das oberste, aussen liegende Rad den Kontakt mit der Standebene verliert; er wird bei der Gesamtmasse des Fahrzeuges bestimmt.

Wendekreisdurchmesser (D)

Durchmesser (D) des kleinsten zylindrischen Hüllkörpers, gemessen in Millimeter (mm) oder Meter (m), in dem das Fahrzeug eine Kreisfahrt bei grösstem Lenkeinschlag aus-führen kann. Der Wendekreisdurchmesser ist bei Feuerwehrfahrzeugen von grosser Bedeutung. Im Interesse einer hohen Wendigkeit des Fahrzeuges soll der Wende-kreisdurchmesser möglichst klein sein.