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1 Teilplanung III Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz, Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie Anlage Kreisweites Rahmen- und Umsetzungskonzept zur Familienbildung (FABI) nach §16 SGB VIII im Landkreis Rostock Fortschreibung 2018 bis 2020 Gliederung: Thesen zur Familienbildung im Landkreis Rostock 1. Vorwort 2. Leitlinien/Zielsetzungen 3. Bedarfsanalyse 4. Planung der Angebots- und Anbieterstruktur 5. Handlungsschwerpunkte und Indikatoren 6. Begleitung und Koordinierung 7. Netzwerke/Kooperationen 8. Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung 9. Öffentlichkeitsarbeit 10. Finanzierung 11. Literaturnachweis

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Teilplanung III

Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Erzieherischer Kinder- und

Jugendschutz, Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie

Anlage

Kreisweites Rahmen- und Umsetzungskonzept zur Familienbildung

(FABI) nach §16 SGB VIII im Landkreis Rostock

Fortschreibung 2018 bis 2020

Gliederung:

Thesen zur Familienbildung im Landkreis Rostock

1. Vorwort

2. Leitlinien/Zielsetzungen

3. Bedarfsanalyse

4. Planung der Angebots- und Anbieterstruktur

5. Handlungsschwerpunkte und Indikatoren

6. Begleitung und Koordinierung

7. Netzwerke/Kooperationen

8. Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

9. Öffentlichkeitsarbeit

10. Finanzierung

11. Literaturnachweis

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Thesen zur Familienbildung im Landkreis Rostock

1. Familienbildung ist eine Pflichtaufgabe der Jugendhilfe und somit Teil der

Jugendhilfeplanung im Landkreis Rostock.

2. Der grundsätzliche Bedarf für Familienbildung ist durch den gesetzlichen Auftrag im

SGB VIII gegeben.

3. Familienbildung wird im Netzwerk gelebt und ist eine Querschnittsaufgabe.

4. Transparenz in der Kommunikation zwischen den Systemen ist gewährleistet.

5. Das Konzept wirkt kreisweit und gelingende Erfahrungen sind gesichert.

1. Vorwort

Im Landkreis Rostock leben 215 504 Menschen auf einer Fläche von 3421 Quadratkilometern. (vgl. Bevölkerungsprognose LK Rostock 2017) Davon sind 20,5% Personen unter 25 Jahre alt. (vgl. statistisches Landesamt 2014). Es gibt zahlreiche Familienkonstellationen wie z. B. Mehrgenerationenhaushalte, Einfamilienhaushalte, Wohngemeinschaften, Alleinerziehende etc. Der Begriff Familie wird immer dann verwendet, wenn Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene zusammen leben. Mit Erwachsenen sind nicht nur Mütter und Väter gemeint, sondern auch andere Personensorgeberechtigte, Stiefmütter, Stiefväter, Pflegeeltern sowie Eltern in nichtehelichen Lebenspartnerschaften und seit 2011 Eltern in gleichgeschlechtlichen eingetragenen Lebenspartnerschaften. Der Familienbegriff umfasst Menschen verschiedener Generationen, die in Gemeinschaften füreinander sorgen und Verantwortung übernehmen. Der Herausforderung, ein kreisweites Konzept zur Familienbildung nach §16 SGB VIII zu

entwickeln, hat sich der Landkreis Rostock gestellt. Im Juli 2014 wurde dazu unter

Federführung des Jugendamtes/Sachbereich Kinder-, Jugend- und Familienförderung die

Fachgruppe „Familienbildung (FABI) im Landkreis Rostock“ ins Leben gerufen. In

Kooperation mit praxiserfahrenen Trägern familienbildender Angebote des Landkreises, der

Fachberatungstelle „ALFA“ des Landes und anderen Partnern wurden das Konzept

erarbeitet, Handlungsschwerpunkte und Indikatoren formuliert. Im Juni 2015 beschloss der

Jugendhilfeausschuss im Landkreis Rostock das genannte Konzept.

Der Landkreis Rostock hat sich im „Rahmen- und Umsetzungskonzeptes zur

Familienbildung“ aus dem Jahr 2015 auf folgende auch weiterhin gültige Definition von

Familienbildung verständigt:

„Familienbildung ist Bildungsarbeit zu familienrelevanten Themen und ein selbsttätiger Lernprozess. Angebote richten sich prinzipiell an alle Familien und alle Familienmitglieder und unterstützen mit Hilfe jeweils geeigneter Zugänge und Methoden das gelingende Zusammenleben und den gelingenden Alltag als Familie. Familienbildung fördert die Aneignung von konkreten Kenntnissen (Wissen), Fertigkeiten (Kompetenzen) und Informationsstrategien. Sie regt zur Reflexion der eigenen Rolle und des eigenen Handelns im Zusammenleben als Familie an und dient der Orientierung. Familienbildung setzt an den Interessen und Fähigkeiten der Familien an, wobei sie deren Eigeninitiative nutzt und fördert. Sie dient dem Erfahrungs- und handlungsbezogenen Lernen, schafft Gelegenheiten und setzt Impulse zum sozialen Austausch und zur gegenseitigen Hilfe. Dabei bezieht sie gesellschaftliche Strukturen wie auch individuelle

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Handlungsmöglichkeiten mit ein und ist so bestrebt, die gesellschaftliche Teilhabe von Familien zu stärken. Familienbildung ist Aufgabe der präventiven Kinder- und Jugendhilfe, indem sie frühzeitig und lebensbegleitend Erziehende in der Wahrnehmung ihrer erzieherischen Verantwortung unterstützt und die Ressourcen zur Gestaltung des Familienalltags stärkt sowie junge Menschen auf das Zusammenleben in Partnerschaft und Familie vorbereitet. Familienbildende Angebote werden auch im Rahmen der Erwachsenenbildung vorgehalten. Sie sollen Möglichkeiten der Orientierung für die Lebensführung vermitteln und somit die Selbstverantwortung und Selbstbestimmung fördern. Generelles Ziel aller familienbildenden Angebote ist es, dazu beizutragen, dass sich Kinder und Erwachsene in der Familie entfalten und entwickeln können und ein kinder- und familienfreundliches Umfeld entsteht.“ Handbuch zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe; Staatsinstitut für Familienforschung der Universität Bamberg, S. 61 Beteiligte an der Konzeptentwicklung und Fortschreibung sind freie Träger der Jugendhilfe mit Familienbildungsangeboten und mit Familienerholungsmaßnahmen, die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) der Jobcenter Güstrow und Bad Doberan, das „Büro für Chancengleichheit“ mit der Gleichstellungbeauftragten des Landkreises Rostock, die Koordinatorin „Frühe Hilfen“, die Kita Fachberater, das Staatliche Schulamt Rostock, der Sozialpädagogische Dienst sowie der Sachbereich Kinder-, Jugend- und Familienförderung des Jugendamtes. Diese Partner sind auch in den nächsten Jahren in der Fachgruppe FABI aktiv und beteiligen sich an qualitätssichernden Entwicklungsprozessen. Trotz hoher Priorität aus fachlicher Sicht bleibt die Familienbildung wegen anderer finanzieller Prioritäten immer noch zurück. Familienbildung und -förderung scheinen noch nachrangig. Es fehlt ein ganzheitliches Bildungsverständnis in der Politik. Auf die nachhaltige Wirksamkeit von präventiv frühzeitigem Handeln auch in der Familienbildung bleibt es immer wieder hinzuweisen und politische Verantwortungsträger in die Pflicht zu nehmen, auch die monetären Bedarfe sicher zu stellen. Im Landkreis Rostock werden Kreis- und Landesmittel gemeinsam betrachtet und so wurden mit dem Gesamtbudget in den Jahren 2016 und 2017 etablierte Angebote gestärkt und neue präventive Angebote gestartet. Neue Maßnahmen waren zum Beispiel ein Angebot zur Elternberatung mit der „Marte Meo“ Methodik in Kitas, in Kooperation mit der Hansestadt Rostock ein Beratungsangebot für Eltern mit Kindern zu Regulationsstörungen und darüber hinaus ein Projekt, welches niederschwellig Zugänge für die Zielgruppe der benachteiligten Familien ermöglicht, sowie integrative Angebote für Familien mit Migrationshintergrund. Öffentlichkeitswirksam wurde eine Plakataktion zu besseren Wahrnehmung der Familienbildung im Landkreis Rostock gestartet, auch um die Chancen des präventiven Familienbildungsgedanken weiterhin zu vermitteln.

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2. Leitlinien/Zielsetzungen

Der Landkreis Rostock bekennt sich zu folgenden Leitlinien und Zielsetzungen von Familienbildung im Landkreis Rostock. Diese Leitlinien und Zielsetzungen sollen eine gemeinsame Basis und ein gemeinsames Verständnis für eine partnerschaftliche ergebnisorientierte Arbeit schaffen.

Familienbildung ist Bildungsarbeit zu familienrelevanten Themen in allen Lebensphasen,

Angebote richten sich an alle Familien und ermöglichen die Aneignung von konkreten

Kenntnissen (Wissen), Fertigkeiten (Kompetenzen) und den Informationserwerb.

Familienbildung wird flächendeckend in mobiler Form und einrichtungsbezogen im Landkreis

Rostock angeboten.

Familienbildung ist ein fachlich fundiertes, in sich geschlossenes Bildungsangebot, das auf die

Grundsätze der Erwachsenenbildung aufbaut und die Formen des lebenslangen Lernens

nutzt.

Angebote der Familienbildung im Landkreis Rostock sind in bereits vorhandene, vertraute

Strukturen zu verankern und sozialraumbezogen kooperativ zu planen.

Familienbildung rückt die positiven Aspekte des Zusammenlebens mit Kindern in den

Blickpunkt und macht Spaß.

Familienbildungsangebote sind ganzheitlich bezogen auf die Zielgruppen und die

Angebotsinhalte.

Eltern nehmen eine „Expertenrolle“ in der Erziehung ihrer Kinder ein. Lernen erfolgt auch über

gemeinsames Erleben.

Angebote der Familienbildung beinhalten einen regenerativen Charakter und sorgen bei allen

Teilnehmenden für Erholung, Entspannung und Stressabbau.

Familienbildung setzt an den Interessen und Fähigkeiten der Familien an. Sie nutzt und fördert

deren Eigeninitiative. Sie schafft Gelegenheiten und setzt Impulse zum sozialen Austausch

und zur gegenseitigen Hilfe. Dabei bezieht sie gesellschaftliche Strukturen wie auch

individuelle Handlungsmöglichkeiten mit ein und ist so bestrebt, die gesellschaftliche Teilhabe

von Familien zu stärken.

Familienbildung im Landkreis Rostock verfolgt einen positiven, präventiven Ansatz, im Sinne

der Kinder- und Jugendhilfe. Sie unterstützt werdende Eltern, Erziehende, Väter, Mütter und

Großeltern, in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung und in der positiven Gestaltung des

Familienalltags.

Familienbildung und Familienerholung schaffen Zeitinseln für Familien für neue,

belastungsfreie Begegnungen und sind in besonderer Weise geeignet, beide Elternteile

gemeinsam anzusprechen. Familienerholung unterstützt Familien mit behinderten und

chronisch kranken Kindern sowie Familien mit Pflegeverantwortung durch gemeinsame

Urlaubsangebote mit gleichzeitiger Hilfestellung und Angeboten mit Verhinderungspflege.

Familienbildung und Familienerholung haben eine besonders nachhaltige Wirksamkeit, wenn

Konzepte sozialraumbezogen organisiert sind. Familien aus dem gleichen Sozialraum fahren

gemeinsam in den Urlaub und lernen sich durch informelles Lernen, durch intensive

Erfahrungen besser kennen. Diese Erfahrungen können dann gut im Alltag genutzt werden.

Familienbildung fördert körperliche und seelische Gesundheit, Bewegung, Ernährung und

Entspannung.

Junge Menschen sind auf das Zusammenleben in Partnerschaft und Familie vorbereitet.

Eltern sind sich ihrer Verantwortung bewusst und in der Lage, Bedürfnisse und Probleme

ihrer Kinder zu erkennen, ihnen die erforderliche Unterstützung zu ermöglichen und

verantwortungsbewusst zu handeln. Sie kennen Unterstützungsleistungen und nehmen sie in

Anspruch.

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Besonderes Augenmerk wird auf die Familien gelegt, die mit bisherigen präventiven

Angeboten nicht erreicht wurden. Familienbildung bemüht sich stetig um noch wenig erreichte

Zielgruppen. Schwierig in der Zielgruppenerreichung zeigen sich Familien mit besonderen

Lebenslagen wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Armut, Migrationshintergrund, alleinerziehend,

psychische Erkrankung und Sucht. Unter dem Gesichtspunkt, dass in diesen Familien mit

dem Risiko einer höheren Problementwicklung zu rechnen ist, sind präventive Maßnahmen

besonders angezeigt.

Familienbildung ist bedarfsorientiert, präventiv und lebensbegleitend.

Generelles Ziel aller familienbildenden Angebote ist es, dazu beizutragen, dass sich alle

Mitglieder in der Familie entfalten und entwickeln können, ihr Selbstvertrauen und ihre

Selbstbestimmung gefördert wird und so ein kinder- und familienfreundliches Umfeld entsteht.

Familienbildung im Landkreis Rostock hat vielfältige Formen und findet in Kursen, Vorträgen,

Gruppen, … und Einrichtungen der Selbsthilfe, aber auch in medialer Form statt.

Familienbildung ist eine wichtige Schnittstelle, Querschnittsaufgabe des gesellschaftlichen

Miteinanders und ermöglicht Übergänge in andere Formen der sozialen Unterstützung von

Familien im jeweiligen sozialräumlichen Umfeld.

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass

Angebote der Familienbildung durch transparente, gut nachvollziehbare Informationswege bei

Bedarf allen Familien zur Verfügung stehen.

3. Bedarfsanalyse

Eine durch die Fachstelle für Familienbildung „ALFA“ der Hochschule Neubrandenburg im

Landkreis Rostock durchgeführte Bürgerbefragung aus dem Jahr 2016 ist ein erster Schritt in

Richtung Bedarfsanalyse.

Die Zielstellung der Befragung war eine landesweite Erhebung zu Bedarfen von

Familienbildung

- Stichprobengröße: n=1759 davon online: 455; Pencil & Paper: 1304

- Erhoben Nov. 15 – Jan. 16

Im Landkreis Rostock beteiligten sich 235 Personen im Alter von 18 bis über 65 Jahren.

Davon waren 189 Frauen und 46 Männer, davon wiederum

- 5,2% werdende Eltern

- 21,7% Großeltern

- 5,8% Personen mit zu pflegenden Angehörigen

Grundsätzlich ist die Befragung nicht repräsentativ, jedoch sind Trends und Tendenzen

ablesbar. Diese Befragung kann ein Vorläufer für weitere Studien sein, die die Ergebnisse

ggf. falsifizieren oder verifizieren

Die ALFA Fachstelle hat die Daten ausgewertet und dem Landkreis zur Verfügung gestellt. In

der Befragung waren Mehrfachnennungen möglich

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Grafiken aus der Auswertung zur Befragung im Landkreis Rostock

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Interesse nach Kategorien – Landkreis Rostock

Zugang zu Informationen – Landkreis Rostock

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Die Auszüge aus der Befragung zeigen tendenziell, dass Familienbildung im Landkreis

Rostock durchaus bekannt ist und angenommen wird. Alle Interessen nach Kategorien

sortiert werden im Landkreis Rostock durch verschiedene Angebote durchaus bedient.

Hinderungsgründe familienbildende Angebote zu nutzen sind häufig fehlende Zeit oder

fehlende Mobilität. Großeltern spielen mittlerweile eine erhebliche Rolle. Familien da

abzuholen wo sie stehen bzw. mit den Angeboten in die ländlichen Räume zu gehen, muss

Aufgabe der kommenden Jahre sein.

Die Sicht auf die Adressaten zu schärfen, deren Bedürfnisse genauer wahrzunehmen und

entsprechende am tatsächlichen Bedarf ausgerichtete Angebote zu konzipieren, kann

weitere wichtige Effekte erzielen. Hierbei gilt es für die Fachkräfte der Familienbildung immer

wieder die eigene Haltung zu reflektieren und achtsam mit den Adressaten umzugehen.

Familienbildende Angebote leisten Außerordentliches. Alle Akteure in der Familienbildung

stärken durch die engagierte Arbeit, egal in welcher Projekt-/Kurs-/Gruppenarbeitsform, die

Erziehungskompetenzen von Eltern, tragen zur psychosozialen Regulation von Müttern und

Vätern bei, was wiederum positive Effekte für die ganze Familie hat.

Durch den Impuls vom Land die Verantwortung für Familienbildung in die Landkreise und

kreisfreien Städte zu verlagern, gelang es im Landkreis Rostock Familienbildung sichtbarer

zu machen, die Qualität der bisherigen Angebote konstruktiv zu hinterfragen,

Verantwortungen zu sortieren, Lücken zu schließen, übergreifend zu agieren und

grundsätzlich transparentes abgestimmtes Handeln zu ermöglichen.

Hinderungsgründe Landkreis Rostock

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Die folgende Grafik stellt die aktuelle Angebotsstruktur zur Familienbildung nach §16 SGB

VIII in Familienbildungsstätten, Familienzentren, Familienerholungsstätten und Familien-

/Erziehungsberatungsstellen und die Verteilung von Kristallisationspunkten/Partnern und

Mehrgenerationenhäuser, im Landkreis Rostock dar.

Legende

Familienbildungsstätten/Familienzentren

Mehrgenerationenhäuser

Familienerholungsstätten

Familien/Erziehungsberatungsstellen nach § 28 SGB VIII

Elterntrainer und Elternbegleiter

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Fünf Familienbildungsstätten/Familienzentren

AWO Familien-, Freizeit- und Lernberatungszentrum Güstrow

(anerkannte Einrichtung der Weiterbildung MV)

Platz der Freundschaft 3

18273 Güstrow

Multifunktionales Familienzentrum Kulturbörse

Teterower Straße 22

17179 Gnoien

Katholische Familienbildungsstätte Teterow

Niels-Stensen-Straße 25

17166 Teterow

DRK Familienbildung Güstrow

(anerkannte Einrichtung der Weiterbildung MV)

Friedrich Engels Straße 26

18273 Güstrow

Zentrum Kirchlicher Dienste

(anerkannte Einrichtung der Weiterbildung MV)

Familienbezogene Bildung

Alter Markt 19

18055 Rostock /Außenstandort in Güstrow

Fünf Mehrgenerationenhäuser

Mehrgenerationenhaus der AWO Güstrow

Platz der Freundschaft 3

18273 Güstrow

Mehrgenerationenhaus Gemeindezentrum Dummerstorf

ASB Warnow Trebetal

Gustav Fröhlich Allee 20

18196 Dummerstorf

Mehrgenerationenhaus Gnoien

Multifunktionales Familienzentrum Kulturbörse

Teterower Straße 22

17179 Gnoien

Mehrgenerationenhaus der Stadt Schwaan

Pferdemarkt 2

18258 Schwaan

Mehrgenerationenhaus „Heidetreff“ der Volkssolidarität Bad Doberan e.V.

Heidering 10 A

18182 Gelbensande

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Drei Familienerholungsstätten

AWO SANO gGmbH

Familienferiendorf Rerik

John Brinckmann Straße 6c

18230 Ostseebad Rerik

Evangelische Familienferienstätte „Haus Wartburg“

Alexandrastraße 1

18181 Graal Müritz

Familienbildungsstätte „St. Ursula“

Caritas Mecklenburg e.V.

Ribnitzer Straße 1

18181 Graal Müritz

Sechs Familien/Erziehungsberatungsstellen nach § 28 SGB VIII Liste der Träger (siehe Anlage 1)

Elterntrainer und Elternbegleiter (unterschiedlich zertifiziert)

(Qualifizierung zu Elternbegleitern bei verschiedenen Trägern vorrangig in Kita´s)

Familienzeitschrift „Wribbel“

Verschiedenste Elterntrainings, Kursangebote, Seminare, Veranstaltungen für Familien

werden durch die genannten Einrichtungen und externe Anbieter an den jeweiligen

regionalen Standorten vorgehalten inklusive zusätzliche Angebote in Kitas, bei

Tagesmüttern, Schulen, Jugendeinrichtungen, Gemeindezentren.

Im Landkreis Rostock agieren zudem flächendeckend 71 Fachkräfte der Jugend- und

Schulsozialarbeit, deren Schwerpunkt unter anderem die Elternberatung in ihren jeweiligen

Sozialräumen/Schulen ist. In 136 Kindertagesstätten und 28 Horten bei insgesamt 74

Trägern und 138 Tagespflegepersonen, 26 Grundschulen, 24 weiterführenden Schule 15

kreiseigenen Schulen (Gymnasien, Förder- und berufliche Schulen), 13 freien Schulen, der

Volkshochschule und anderen sozialen und kirchlichen Einrichtungen werden punktuell

Elternabende, Seminare und/oder Kurse etc. angeboten, die familienbildenden Charakter

haben.

Vier regionale Netzwerke „Frühe Hilfen und Kinderschutz“ und sozialräumlich wirkende

Angebote explizit zu den Schnittstellenaufgaben der „Frühen Hilfen“ wurden federführend

durch die Koordinierungsstelle „Frühe Hilfen im Landkreis Rostock“, initiiert. Die „Frühen

Hilfen im Landkreis Rostock“ ist eine signifikante gemeinsam Schnittstelle zur

Familienbildung nach §16 SGB VIII. Im Netzwerk „Frühe Hilfen“ engagieren sich neben den

oben genannten Trägern (Familien)Hebammen, Gynäkologen, Kinderärzte, Mitarbeitende

der Schwangerschafts- und Konfliktberatungsstellen, Mitarbeitende von Freien Trägern der

Jugendhilfe, Polizei, Frühförderung, Erzieherinnen, Mitarbeitende aus dem Sozial- und

Gesundheitsamt und den Beratungsstellen für soziale Notlagen (Sucht, Schulden etc.).

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4. Planung der Angebots- und Anbieterstruktur

Ausgehend von den jahrelangen Erfahrungen der Träger und dem fachlichen Austausch in

der „Fachgruppe Familienbildung im Landkreis Rostock“ wurden folgende

Angebotsstrukturen unter dem Aspekt „Was brauchen Familien im Landkreis Rostock von

der Familienbildung?“ festgeschrieben und der vorhandenen Anbieterstruktur weitgehend

zugeordnet.

Angebote im Landkreis Rostock

Anbieter im Landkreis Rostock

Freizeitangebote und

Familienerholungsmaßnahmen

Kreativkurse, Theaterprojekte, Familienurlaub

etc.

Familienbildungsstätten

Familienzentren

Mehrgenerationenhäuser

Familienerholungsstätten

Freie Träger der Jugendhilfe

Kirchliche Träger

Kultur- und Sportvereine

Gesundheitsbildung

inkl. Sport, Ernährungsberatung

etc.

Familienbildungsstätten

Familienzentren, Familienerholungsstätten

Mehrgenerationenhäuser

Krankenkassen

Volkshochschule

Gesundheitsamt

Sportvereine

Frühe Bildung 0-3 Jahre

Krabbelgruppen, Mutter-Kind Kurse,

Mütterfrühstück, ELBA, PEKIP

etc.

Familienhebammen

Gesundheitsamt

Krankenkassen

Familienbildungsstätten

Familienzentren

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

Kirchliche Träger

Träger von Kita

Elternkompetenztrainings

Starke Eltern-Starke Kinder

Kinder in der Pubertät-Eltern in der Krise

Triple P

Gordon Familientraining

STEP

SAFE

Rendsburger Elterntraining

Impact Online Kurs

etc.

Ausgebildete Fachkräfte in den

Familienbildungsstätten,

Familienzentren,

bei freien Trägern der Jugendhilfe und

kirchlichen Trägern

Freiberufliche Anbieter

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

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Beziehungs- und Bindungsschulungen

FUN Training

Elternabende/Seminare in Kita´s und Schulen

etc.

Ausgebildete Fachkräfte in den

Familienbildungsstätten

Familienzentren,

bei freien Trägern der Jugendhilfe und kirchlichen

Trägern

Schul- und Jugendsozialarbeiter

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

Freiberufliche Anbieter

Familienentwicklung

Fit für Familie

Babybedenkzeit

Vater werden…

Mutter werden…

etc.

Ausgebildete Fachkräfte in den

Familienbildungsstätten,

Familienzentren

Schul- und Jugendsozialarbeiter

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

Freiberufliche Anbieter

Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen

KMG

Generationen zusammen leben

Kreativangebote, Vorlesetage, thematische

Veranstaltungen

etc.

Mehrgenerationenhäuser

Familienbildungsstätten/Familienzentren

Kirchliche Träger

Freie Träger der Jugendhilfe

Wissensvermittlung zu spezifischen

familienrelvanten Themen

Pubertät, Sexualität, Sucht, Stressbewältigung,

Jugendschutz, Lebens-und Berufswegplanung

etc.

Ausgebildete Fachkräfte in den

Familienbildungsstätten,

Familienzentren,

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

bei freien Trägern der Jugendhilfe,

kirchlichen Trägern, Schulen

Freiberufliche Anbieter

Kinderärzte

KMG

Kulturelle Wertevermittlung/kulturelle Bildung

Familienfeste

Traditionspflege

Ritualvermittlung

Kulturtechniken und Kenntnisse

etc.

Mehrgenerationenhäuser

Familienbildungsstätten/Familienzentren

Familienerholungsstätten

Kirchliche Träger

Freie Träger der Jugendhilfe

Kommunen

Kulturamt

Spezialisierte Beratungsangebote in Abgrenzung

zur Erziehungsberatung nach §28 SGB VIII

Hilfen bei Regulationsproblemen (0-3J.)

Marte Meo Beratungsmethodik in Kita´s

Freie Träger der Jugendhilfe

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5. Handlungsschwerpunkte und Indikatoren

Für die Jahre 2018 bis 2020 werden 5 Handlungsschwerpunkte mit folgenden Indikatoren

festgelegt:

I. Es gilt grundsätzlich vorhandene Angebote und Anbieterstrukturen im Landkreis

Rostock regelmäßig qualitativ zu begleiten und weiter zu entwickeln.

Indikator:

Jährliche Vorortbesuche durch das Jugendamt und der Austausch in der Fachgruppe

FABI sichern die qualitative Weiterentwicklung.

II. Familienbildungsangebote werden flächendeckend in allen Sozialräumen initiiert,

dazu werden Räume in den Gemeinden, Städten, Dörfern, Kita´s und Schulen

genutzt.

Indikator:

In den 23 Verwaltungseinheiten des Landkreises Rostock finden pro Jahr jeweils 3

familienbildende Angebote statt, nachweisbar durch jährliche statistische Abfrage

durch das Jugendamt.

III. Angebote mit niederschwelligen Zugängen werden weiterentwickelt im Hinblick auf

die Familien mit besonderen Lebenslagen, die bisher nicht erreicht werden,

Kooperationen mit den Jobcentern, Jugendsozialarbeitern, dem Sozialpädagogischen

Dienst, Gesundheitsamt etc.

Indikator:

In Kooperation mit potentiellen Partnern werden 2 Angebote mit niederschwelligen

Zugängen für Familien in besonderen Lebenslagen bis 2020 initiiert und durch die

Fachgruppe FABI transparent fachlich begleitet.

IV. Generationsübergreifende, inklusive und integrative familienbildende Angebote in

Kooperation mit anderen Partnern stehen weiterhin im Focus.

Indikator

2 Angebote der Familienbildung welche inklusiv, integrativ und

generationsübergreifend wirken sind bis 2020 durchgeführt.

V. Um eine prozessorientierte Bedarfs- und Bestandsanalyse zur Verbesserung der

Struktur und Ressourcenoptimierung im Fokus zu behalten, schlägt das Jugendamt

des Landkreises Rostock vor in den kommenden Jahren eine Sozialraumstudie zur

Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien im Landkreis Rostock in Auftrag

gegeben werden, sofern Mittel hierfür ab 2019 zur Verfügung stehen. Aus dieser

Analyse können bedarfsgerechte Angebote für die Fortschreibung des Konzeptes ab

dem Jahr 2021 abgeleitet werden.

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6. Koordinierung und Begleitung

Im Landkreis Rostock ist die Familienbildung nach §16 SGB VIII grundsätzlich im

Jugendamt, Sachbereich Kinder-, Jugend- und Familienförderung, angesiedelt.

Über ein Mitarbeiterteam von drei Fachkräften (2 Sozialpädagoginnen/verantwortlich für die

inhaltlich fachliche Arbeit, 1 Verwaltungsfachkraft/verantwortlich für die finanztechnische

Abwicklung) erfolgt die Planung, Koordinierung, Steuerung sowie fachliche Begleitung von

Maßnahmen in den Bereichen SGB VIII § 11 (Jugendarbeit), § 13 (Jugendsozialarbeit), § 14

(Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz) sowie § 16 (Familienbildung).

Im Sinne einer ziel- und auch ressourcenorientierten Familienbildung erfolgt innerhalb der

Kreisverwaltung eine enge Zusammenarbeit mit dem Bereich „Frühe Hilfen“, „Kinderschutz“,

der „Initiative Familienfreundlicher Landkreis“ sowie mit den Sachgebieten

Kindertagesstätten und Sozialpädagogischer Dienst.

Auf kommunaler Ebene werden vorhandene Netzwerke genutzt und es erfolgt eine

transparente und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Städten/Ämtern/Gemeinden,

Trägern und Einrichtungen, welche im Sinne von Familie Aufgaben realisieren bzw. für die

Sicherstellung von erforderlichen Rahmenbedingungen Sorge tragen.

Weitere wichtige Begleitfunktion hat auf politischer Ebene der Jugendhilfeausschuss mit dem

untergeordneten Unterausschuss Jugendhilfeplanung, der Ausschuss „Familie, Senioren,

Soziales und Gesundheit“ sowie die AG Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Familienbildung

und Sport. Dies sind politisch und fachlich relevante Gremien, die der „Familienbildung im

Landkreis Rostock“ unterstützend die Priorität einräumen, die sie benötigt.

Diese verbindlichen Strukturen im Landkreis Rostock ermöglichen die Koordinierung und

Begleitung der familienbildenden Prozesse.

7. Netzwerke/Kooperationen

Eine Öffnung und Intensivierung der Familienbildung zu einem breitenwirksamen und

frühzeitigen Angebot für alle Familien gelingt, wenn möglichst viele Institutionen und

Professionen zusammenwirken.

Die Familienbildung im Landkreis Rostock als Bestandteil der Jugendhilfe und als ein

wichtiges Instrument präventiver Hilfen wird getragen und umgesetzt mit vielen freien

Trägern, Vereinen und Einrichtungen wie beispielsweise Familienzentren,

Familienbildungsstätten und Beratungsstellen, sowie Kindertagesstätten, dem

Gesundheitswesen und kooperiert dabei mit Mehrgenerationenhäusern, Arbeitsgruppen der

Arbeitswelt und lokalen Bündnissen für Familien.

In den Bereichen Vereinbarkeit von Familien und Beruf erfolgt eine regelmäßige

Zusammenarbeit sowohl mit dem Arbeitsbündnis „Jugend und Beruf“ als auch mit der

„Initiative familienfreundlicher Landkreis Rostock“.

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In Kooperation mit den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den alltagsnahen

Institutionen kann über den persönlichen Kontakt der Zugang zu Familienbildungsangeboten

besonders von bildungsungewohnten Familien verbessert werden.

Für die Familienbildung sind Kooperationen und Vernetzungen vor allem wegen des

Erfahrungsaustausches, der Vertretung gemeinsamer Interessen, der Öffentlichkeitsarbeit,

der Zielgruppenerreichung, der Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen inklusive der

Nutzung sächlicher und evtl. personeller Ressourcen oder in Bezug auf

Fortbildungsmaßnahmen wichtig. Zudem werden sie benötigt, um Strukturen zu entwickeln,

die sich an den beschriebenen Leitlinien und Zielsetzungen sowie Handlungsschwerpunkten

in den nächsten Jahren ausrichten.

Erfassung der Netzwerke und Arbeitsgruppen/Fachgruppen/Arbeitskreise im Landkreis

Rostock mit Schnittmengen zur Familienbildung:

Vier sozialräumliche Netzwerke „Frühe Hilfen“ im Landkreis Rostock

Netzwerk Tagesmütter

Netzwerk Kita´s

Netzwerk Jugend- und Schulsozialarbeit

Fachgruppe Familienbildung im Landkreis Rostock

Arbeitskreis „Arbeitsbündnis Jugend und Beruf“

Regionale Netzwerke in den Verwaltungsregionen

Bündnis Opferschutz

Arbeitsgruppe Häusliche Gewalt

Präventionsräte

Kreiselternrat

Diverse Lenkungs-, Leitungs- und Strategiegruppen zu unterschiedlichen Themen

Politische Gremien:

Jugendhilfeausschuss (JHA)

Unterausschuss Jugendhilfeplanung

Ausschuss für Familien, Senioren, Soziales und Gesundheit

die durch den JHA beauftrage Fach-AG Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit,

Familienbildung und Sport

Kommunale Ausschüsse

Der Landkreis Rostock hat sich aufgrund dieser Fülle an Netzwerken und Kooperationen im

Landkreis klar positioniert, dass es nicht darum gehen kann ein „neues“ Netzwerk zur

Familienbildung zu initiieren, sondern an bereits bestehende Netzwerke anzuknüpfen. Die

sozialräumlichen Netzwerke der „Frühen Hilfen“ im Landkreis Rostock scheinen dafür am

geeignetsten. Wichtigster Partner im Bereich Kooperation und Vernetzung bleibt die

Fachgruppe „Familienbildung im Landkreis Rostock“. In den regelmäßigen Treffen werden

Erfahrungen reflektiert, Bedarfe ermittelt, Qualität gesichert und Ideen zur Weiterentwicklung

der Familienbildung im Landkreis Rostock konzipiert.

Da alle Akteure der Fachgruppe in den oben genannten Netzwerken/Arbeitsgruppen etc.

präsent sind, bzw. teilweise für diese in Verantwortung stehen, ist die Multiplikation und

Implementierung der Themen der Familienbildung in die Sozialräume des Landkreises

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Rostock ebenso gesichert, wie die Vermittlung von evaluierten Handlungsbedarfen der

Zielgruppen an das Jugendamt, die freien Träger, etc. um die familienbildenden Angebote

fach- und bedarfsgerecht kooperativ in den kommenden Jahren fortzuschreiben.

8. Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung

Die Familienbildungsangebote im Landkreis Rostock sowie deren

Entwicklung/Weiterentwicklung werden im Rahmen der Qualitätssicherung an signifikanten

Wirksamkeitskriterien gemessen.

Qualitätssichernde Faktoren werden folgende sein:

a. Familienbildende Angebote sind dann wirksam für Eltern und nachhaltig im Sinne

einer positiven Gestaltung von Lebenssituationen, wenn in ihnen die vier folgenden

Kompetenzbereiche berücksichtigt werden (vgl. Tschöpe-Scheffler):

Vermittlung und Erarbeitung neuer Informationen und Erweiterung vorhandenen

Wissens

Erweiterung der Handlungsoptionen der Eltern

Ermutigung und Unterstützung zur Selbsterfahrung

Erfahren von Möglichkeiten der Stressprävention und des Stressabbaus, zum

Erleben von Erholung und dem Erlernen von Entspannung

(vgl. G. Kaluza,2011)

b. Für Gruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf werden die Formen und

Zugänge der Angebote niederschwellig konzipiert. Die Angebote sollen nicht als

zusätzliche Belastung wahrgenommen werden, sondern entlastend wirken.

(vgl. Wittke)

c. Die Angebote der Familienbildung werden durch hauptamtliche, pädagogische

Fachkräfte mit entsprechender fachlicher Ausbildung oder nebenamtliche Kräfte mit

entsprechender Qualifikation durchgeführt. Sie verfügen über die jeweiligen

Kompetenzen und werden regelmäßig durch Weiterbildungsangebote,

Fachkonferenzen und Beratung begleitet und geschult.

d. Die Beteiligung und Befragung von Eltern ist signifikanter Bestandteil der

Weiterentwicklung von familienbildenden Angeboten/Prozessen im Landkreis

Rostock, um nicht am Bedarf vorbei zu planen.

e. Eine kontinuierliche Qualitätsüberprüfung der familienbildenden Angebote erfolgt zum

einen durch die trägerinterne Erarbeitung von Feedbackbögen für den jeweiligen

Kurs/Training/Seminar/ Elternveranstaltung etc. zum anderen durch die Evaluierung

der Sachberichte, Statistiken und Curricula durch das Jugendamt und evtl. die

Fachgruppe „Familienbildung im Landkreis Rostock“.

f. Das Vorstellen der familienbildenden Angebote in den politischen Gremien des

Landkreises und der Sozialräume ist unerlässlich für die gegenseitige Information, für

Verständnis und Qualitätsweiterentwicklung.

Das Jugendamt mit dem Sachbereich Kinder-, Jugend- und Familienförderung begleitet und

steuert alle laufenden Prozesse und wird das Rahmenkonzept in Zusammenarbeit mit der

Fachgruppe „Familienbildung“ weiterhin regelmäßig fortschreiben.

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9. Öffentlichkeitsarbeit

Angebote der Familienbildung erfordern eine gezielte und kontinuierliche

Öffentlichkeitsarbeit, welche die Präsenz der Angebote und deren Wahrnehmung durch die

Familien in den Sozialräumen des Landkreises Rostock fördert.

Folgende Schritte sind dazu geplant:

Die Internetseite zur Familienbildung im Kinder-, Jugend- und Familienportal wird bis

2018 aktualisiert.

Träger nutzen weiterhin die bereits bewährten Formen der Öffentlichkeitsarbeit, wie

Flyer, Aushänge, Tagespresse, Familienzeitschrift, Familienbotschaft MV,

Familienchats und Anzeigenblätter.

Die beschriebenen Netzwerke im Landkreis Rostock werden als Multiplikatoren

genutzt.

Die Fachgruppe Familienbildung plant in den kommenden drei Jahren mindestens

eine öffentlichkeitswirksame landkreisweite Aktion.

10. Finanzierung

Das bisherige Grundangebot an Familienbildung sowie die in diesem Rahmenkonzept

beschriebenen Aufgaben und Handlungsschwerpunkte können grundsätzlich nur umgesetzt

werden, wenn eine gemeinsame Finanzierung durch den Bund, das Land und den Landkreis

sicher gestellt ist.

Eine wie im „Handlungsleitfaden Familienbildung“ des Landes M/V geforderte

„…Basisfinanzierung durch die Landkreise und kreisfreien Städte als Träger der örtlich

öffentlichen Jugendhilfe, unter Berücksichtigung der erforderlichen Personal- und

Sachkosten.“, ist für den Landkreis Rostock in der gegenwärtigen Situation mit dem hohem

Bedarf an Sozialleistungen bis 2020 nicht umsetzbar.

Im Haushaltsplan des Landkreises Rostock ist bis 2018 ein jährlicher Betrag an finanziellen

Mitteln für die Familienbildung nach § 16 SGB VIII festgeschrieben. Die bisher durch die

Träger gemeldeten Finanzierungsbedarfe zur Familienbildung im Landkreis Rostock konnten

durch diese Mittel als Kofinanzierung für die Familienbildungsstätten, Familienzentren u.a.

abgedeckt werden. Für die Jahre ab 2019 gilt es für den Landkreis erneut zu prüfen,

inwieweit die bisherigen träger- und einrichtungsbezogenen Kofinanzierungen (teilweise

feststehende Budgets) angemessen sind und welche Ressourcen genutzt bzw. erschlossen

werden können.

Priorität in der Förderung durch den Landkreis haben ab dem Jahr 2018 nach dem

vorliegenden Konzept weiterhin solche Angebote, welche zur Stärkung der

Erziehungskompetenz beitragen (z. B. Elterntrainings, Seminare, Workshops, Eltern-Kind-

Gruppen etc.).

Der Sachbereich Kinder,- Jugend- und Familienförderung wird Träger weiterhin bei der

Mittelakquise unterstützen, in dem Informationen von Förderprogrammen, Stiftungen,

Spenden etc. weitergegeben werden.

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Des Weiteren sind Familienbildungsangebote in der Regel über Teilnehmerbeiträge

mitzufinanzieren.

Für sozial benachteiligte Familien können Instrumente der Arbeitsverwaltung (BUT-Mittel)

genutzt werden.

Im Rahmen der Familienerholung wurde die Landes-Richtlinie über die Gewährung von

Zuwendungen zur Förderung von Familienerholungsmaßnahmen aktualisiert. Alle Träger der

freien Jugendhilfe können den familiären Bedürfnissen nach Erholung und Bildung durch

geeignete Freizeiten und deren Finanzierung Rechnung tragen.

Die Mittel des Landes M/V für den Landkreis Rostock zur Umsetzung von „Leistungen der

allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie“ werden benötigt, um die in diesem

Rahmenkonzept definierten weiterführenden Handlungsschwerpunkte mit konkreten Inhalten

durch freie Träger der Jugendhilfe füllen zu lassen und umzusetzen.

11. Literaturnachweis

„Handlungsleitfaden Familienbildung“ Deutscher Kinderschutzbund Landesverband

Mecklenburg-Vorpommern e.V. 2013

Handbuch zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, Staatsinstitut

für Familienforschung der Universität Bamberg

Kaluza, Gerd „Gelassen und sicher im Stress“ 2011

Wittke, Verena „Familien in benachteiligten Lebenslagen als Adressaten der

Familienbildung in Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit“ 2010

Thiessen, Dr. Barbara: „Familie 1950– 2050 zwischen Traditionen und neuen

Herausforderungen“, Vortrag gehalten anlässlich des Fachtages Forum

Familienbildung in Karlsruhe am 29.09.2011

Tschöpe-Scheffler, S.: „Konzepte der Elternbildung – eine kritische Übersicht“ 2005