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Der neue Plattenspieler von Pro-Ject hat zwar keine Haube,
dafür ist sein Klang nicht nur „Basic“, sondern überragend.
Basic Instinct
Ja, auch uns ist aufgefallen, dass vor allem der Tonarm
noch viel klangliches Potenzial birgt. Aber schaun mer mal, was die Zukunft so bringt.“ Dies war der Kommentar von Pro-Ject-Chef Heinz Lichtenegger auf unseren Hinweis, dass der ex-zellente Klang des Essential, der beim Test in Heft 6/2010 sogar ein stereoplay Highlight einheimste, wohl weniger auf das Laufwerk als auf den Ton-arm 8.6 UP zurückgeht.
Mit diesem Tonarm, dem Ortofon MC 25 E sowie einem neuen Laufwerk schnürte der quirlige Österreicher nun das Paket Xperience Basic+. Damit dürfte klar sein, dass ein Exklu-sivtest in stereoplay fällig ist.
Wie der Name schon andeu-tet: Der Xperience Basic+ stellt eine abgespeckte Variante des Xperience Classic dar, der als Superpack mit System Ortofon 2M Bronze in stereoplay 3/2010 getestet wurde.
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Test & Technik Plattenspieler
Der Synchronmotor
residiert im eigenen
Gehäuse und hat ein
paar Millimeter Luft
zur Grundplatte aus
durchsichtigem Acryl.
Ein Silikon-Rundriemen
versetzt den Teller in
Rotation.
Die Spike-Füße sind
höhenverstellbar. So
kann man den Xperience
Basic+ auch auf
unebenem Untergrund
austarieren.
Der Teller besteht aus mitteldichter
Holzfaser. Die Platte liegt aber schonend
auf einer Filzmatte auf. Das Lager ist eine
klassische Lösung mit Edelstahlkugel
und Bronzebüchse.
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Beim Basic+ entfällt zum Beispiel die Haube. Für alle, die ihr Schmuckstück staubfrei halten wollen, gibt es optional die „Cover it 1“ (210 Euro).
Nicht gespart hat man bei den Bestandteilen des Pakets. So ist der MC-Abtaster Ortofon MC 25 E (Einzelpreis: 385 Euro) montiert. Auch das Kabel „Connect it Phono RCA-CC“ für 115 Euro liegt bei.
Die Grundplatte besteht bei der Basic+-Variante nicht aus
furniertem Holz, sondern aus transparentem Acryl-Glas. Die gedämpften Füße des größe- ren Bruders wichen simpleren Alu-Kegeln.
Das Lager entspricht dem des kleinen Bruders Essential. Wie bei ihm ist eine Edelstahl-achse in den Teller eingepresst und verklebt; sie dreht sich in einer Bronzebüchse auf einer Edelstahlkugel. Die Basis für die Kugel wiederum ist ein Edelstahlspiegel.
Simple, gute Lösungen Da Motoren mechanische Unruhe verbreiten, spendierte Lichtenegger dem Exemplar im Xperience Basic+ ein eigenes Gehäuse, das keinen direkten Kontakt zur Grundplatte besitzt. Dies führt zu niedrigeren Rum-pelgeräuschen als selbst beim großen Bruder Xperience Clas-sic, dessen Motor direkt auf der Grundplatte in Gummibändern montiert ist. Das Messergebnis der stereoplay TESTfactory
zeigt, dass die komplette Tren-nung des Motors einen simplen, aber nachvollziehbar effektiven Trick darstellt, um Vibrationen der Antriebseinheit zu vermei-den. Beide Modelle besitzen die gleichen 16 Volt-Synchron-motoren.
Die Elektronik für die zwei zeitversetzten Sinusschwin-gungen, die der Motorrotation dienen, verfrachteten die Öster-reicher in das Gehäuse des An-triebs. Es handelt sich hier um eine einfache Phasenschieber-schaltung mit Kondensator und Widerstand. Dass Lichtenegger einen Rundriemen aus Silikon verwendet, trägt aber bestimmt nicht zu besserem Gleichlauf bei. Denn solche Gummis las-sen sich nicht ganz so exakt fertigen wie Flachriemen.
Der Tonarm 8.6 UP ist me-chanisch wie auch konstruktiv in seiner Preisklasse einzigartig. Die Einpunktlagerung mit Edel-stahlspitze und Stahlpfanne im Tonarmrohr scheint nicht nur sehr leichtläufig, sie ist auch für eine solche Lagerart angenehm wackelfrei. Schade aber, dass man das Antiskating mit Faden-gewicht durch die drei Raster-punkte am Arm nur recht grob einstellen kann.
Spielfreude purSchon die ersten Takte Musik im Hörraum zauberten Überra-schung und Begeisterung in die Gesichter der Tester. Denn der Basic+ mit dem von Haus aus perfekt justierten MC 25 E spielte so schwungvoll und er-greifend musikalisch, dass wir sogleich den großen Bruder, das stereoplay Highlight Xperience Classic SuperPack mit Ortofon 2M Bronze, zum Vergleich an der Referenz-Phonostufe Accu-phase C 27 (12/09) mit ihren gleichwertigen MC- und MM-Eingängen anschlossen. Aber
Einpunkt-Lagerung
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Zum Paket des Xperience Basic+ gehört das
bewährt gute Ortofon MC 25 E. Es hat über die
Jahre dezente Verbesserungen erfahren. Dass
es perfekt justiert geliefert wird, versteht sich
bei Pro-Ject von selbst.
Der Arm 8.6 UP balanciert auf einer gehärteten
Stahlspitze. Durch ein konzentrisches Gegen-
gewicht ist der Schwerpunkt tief. Das Kabel
endet ohne Zwischenverbindungen in der
Anschlussbox mit Cinch-Buchsen.
stereoplay.de 17
Test & Technik Plattenspieler
Der Tonabnehmer
Das Ortofon MC 25 E ist seit über 15 Jahren ein MC-Top-modell. Das heißt aber nicht, dass die dänische Firma es unverändert baut. So besitzt das MC 25 E in der neuesten Evolutionsstufe einen mit Glasfaser verstärkten Aluminium-Nadelträger. Auch der Magnetkreis wurde optimiert, was sich durch sehr geringe Hochtonverzer-rungen bemerkbar macht. Die elliptische Nadel blieb aber über die Jahre hinweg gleich. Klanglich überzeugte das 25er System mit feiner Auflösung und musika-lischem Schwung nicht nur im Pro-Ject Xperience
Basic+, sondern auch im Linn Sondek LP 12 SE Radikal. Hier spürte es feinste Hochtonveräste-lungen auf, glänzte trotzdem mit körperhafter Darstellung und stimmigen Klangfarben. So rückte es sogar dem stereoplay Highlight Ortofon Rondo Red (450 Euro, 3/06) sehr nahe auf den Leib. Denn das MC 25 E bezirzte mit natürlicher eingebun-denem Oberton und somit auch weniger Zischen. Das Rondo Red behielt nur ganz knapp die Nase vorn: mit etwas satterem Bass und minimal schärfer umrissenen Instrumenten.
Spritzig und lebendig
Onkyo
der günstigere Bruder stand in keinster Weise zurück. Er prä-sentierte feinste Nuancen sogar noch deutlicher und beherrschte das Kunststück, in Melodie-linien jedem einzelnen Ton seine Bedeutung zu geben. George Bensons Gitarre perlte etwa in „California Dreamin‘“ (CD „White Rabbit“) pointierter und klarer als über den Classic SuperPack. Dieser wehrte sich zwar tapfer mit druckvollerem Bass und minimal mehr Funda-ment. Das konterte der Basic+ aber mit den genaueren Umris-sen locker aus.
Zudem betonte er Unter-schiede zwischen ähnlichen Instrumenten besser. Anders als der Classic SuperPack zeigte der Basic+ die Abweichung der akustischen Gitarre Jay Berlin-gers von George Bensons Jazz-Klangkörper in einer Deutlich-keit, welche die stereoplay- Tester nur von höheren Preisklassen kennen.
Dass der Basic+ auch bei großorchestraler Musik nicht in die Knie ging, ließ die Begeis-terung noch wachsen. Da er in leisen Passagen etwas stärker aufdröselte, offerierte er einen größeren Dynamikumfang, während das Klangbild des Classic SuperPack etwas ver-schwommener wirkte. Nach-dem laute Tutti-Stellen mit dem Basic+ unverkrampfter und
durchhörbarer rüberkamen, waren die Tester vollends über-zeugt. Es fiel sogar der Satz: „Selbst mit einer 1 vorne auf dem Preisschild wäre der Pro-Ject Basic+ noch immer ein Hammer.“
Das Urteil konnte nur lauten: ein Klangpunkt mehr gegenüber dem größeren Bruder und ein ganz dickes stereoplay High-light. Dalibor Beric ■
stereoplay TesturteilKlang Spitzenklasse 42 PunkteGesamturteilgut 60 PunktePreis/Leistung überragend
BewertungKlang 42
Messwerte 8
Praxis 4
Wertigkeit 6
Pro-Ject gelang mit dem Paket Xperience Basic+ ein sensatio-neller Wurf. So viel Musikalität und Klangneutralität gibt es sonst nur in deutlich teureren Preisklassen. Ein stereoplay Highlight ist der verdiente Lohn.
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Pro-Ject Xperience Basic + Ortofon MC 25 E875 Euro (Herstellerangabe) Vertrieb: Audio Trade, MühlheimTelefon: 0208 / 88 26 60www.audiotra.de www.project-audio.comAuslandsvertretungen siehe Internet
Maße: B: 46,2 x H: 12 x T: 34 cmGewicht: 7,1 kg
MesswerteFrequenzgang & Übersprechen
Sehr ausgewogenes MC-System mit etwas ungleichem Kanalübersprechen
Gleichlaufton-Spektrum
Guter Gleichlauf mit wenig ausge-prägten Störspitzen im Spektrum
Rumpel-Spektrum Sehr geringe Rumpelstörungen mit nur winzigen Störkomponenten
Gleichlauf, bewertet ±0,99 %Abweichung Solldrehzahl +0,39 %Rumpelstörabstand, bewertetPlatte/Koppler 73/82 dB Tonarm-Gewichtsklasse mittel Tiefenresonanz 9,3 HzAbtast-Fähigkeit 100 µmHochtonverzerrungen 0,078 %Systemimpedanz 11 µH, 4,6 Ohm
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-40 dB
-60 dB
-80 dB-500Hz 3150Hz +500Hz
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-120 dB5Hz 10Hz 50Hz 100Hz 500Hz
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-30dB
-40dB
-50dB20Hz 100Hz 1kHz 10kHz 50kHz
stereoplay TesturteilKlang Spitzenklasse 47 PunkteGesamturteilgut - sehr gut 72 PunktePreis/Leistung sehr gut
BewertungKlang 47
Messwerte 9
Praxis 8
Wertigkeit 8
0 10 20 30 40 50 60 70
Test & Technik Plattenspieler
Dem Arm 8.6 UP fehlt
eine Skala für die Auflage-
kraft – eine Tonarmwaage muss
her. Die Measure it II (75 Euro)
empfiehlt sich durch hohe
Messgenauigkeit in einer Höhe,
die der LP entspricht.
stereoplay.de18