Teubner Hyperzyklus

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  • 8/7/2019 Teubner Hyperzyklus

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    Gunther TeubnerHyperzyklus in Recht und Organisation

    Zum Verhalmis von Selbstbeobachtung,Selbstkonstirution und Autopoiese

    I. Soziale Autopoiese zweiter Ordnung?Mit Theorien soll man nicht dogmatisch umgehen. Die Theorieselbstreferentieller Sozialsysteme solI man kritisch daraufhin prii-fen, ob sie mit anderen Konstrukten vertraglich ist, inwieweit sieernpirisch gehaltvoll und nachpriifbar ist, welche ideologischenOrientierungen und welche praktischen Handlungsprogrammesie nahelegt. Eine Dogmatisierung widersprache ihrem hypothe-tischen Charakter. Als Jurist und Rechtssoziologe mochte ich mirdennoch die Freiheit nehmen, die Begriffe von Selbstreferenz undAutopoiese mit einer Art dogmatischer Analyse anzugehen, wiesie J uristen bei ihrer Konstruktionsarbeit gelaufig ist, Man unter-schatzt die Produktivitat von Dogmatik, wenn man die Offenheitwissenschaftlichen Denkens polemisch mit dem Claubensgehor-sarn der Dogmatik kontrastiert.' Die Chancen dogmatischerAnalysen bestehen darin, daG sie Negationsverbote mit konstruk-tiver Freiheit verbinden, genauer: daG sie aufgrund von Prarnis-senbindungen neue Kombinationsspielraurne eroffnen und damitals eine ars combinatoria Denkprodukte moglich machen, dieohne diese Festlegungen nicht zu erreichen waren. ZDogmatisches Arbeiten Iiihrt typisch auf sogenannte Sekundar-probleme, Probleme, die mit den Primarproblernen des realenLebens nichts zu tun haben, sondern von der Dogmatik selbsterzeugt sind. Etwa der Art: Wenn das Dogma der leiblichenHimmelfahrt Mariae gilt, war Maria nun bekleidet oder nicht, alssie gen Himmel fuhr? Oder die ewige Frage nach der Rechts-natur- der Juristischen Personen: reale Verbandspersonlichkei-ten ' oder kunstliche, durch blolie Fiktionen angenommeneSubjekte?' Ein entsprechendes Sekundarproblern der Auto-poiese-Dogmatik lautet: Gibt es Autopoiese innerhalb von Auto-poiese? Genauer: Konnen wir die Autonomie von Teilsystemenin der Gesellschaft dadurch naher bestimmen, daG wir sie als

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    autopoietische Sozialsysteme zweiter Ordnung innerhalb der Ge-sellschaft als autopoietischen Sozialsystems erster Ordnung be-greifen?Mit dieser Frage sind wesentliche Elemente der LuhmannschenSysterntheorie mit einem (vorlaufigen) Negationsverbot belegt,insbesondere, dag Gesellschaft aus Kornrnunikationen besteht,die einander rekursiv produzieren, und daf sich innerhalb diesesKommunikationssystems eigenstandige Subsysteme ausdiffcrcn-zieren, die ihrerseits rekursiv geschlossen sind.' Der konstrukti-yen Phantasie freigegeben hingegen ist die Fragc, ob und wie dieBegriffe von Selbstreferenz und Autopoiese ein zweites Maleingesetzt werden konnen, diesmal urn die Autonomie von Sub-systemen gegeniiber der Gesellschaft zu beschreiben. Wird ingesellschaftlichen Subsystemen die Selbstreproduktion gesell-schaftlicher Kommunikationen nur thernatisch variiert? Oderentstehen neuartige selbstreferentielle Verhaltnisse? Wenn ja,handelt es sich nur urn selbstorganisierende Systeme? Oder verfii-gen gesellschaftliche Teilsysterne iiber voll-autopoietische selbst-reproduktive Mechanismen, die ihnen gegeniiber der allgemeinenkornmunikativen Reproduktion der Gesellschaft und im Verhalt-nis zueinander eine neuartige operationelle Geschlossenheit ver-schaffen?Luhmann hat eine bestechend einfache Losung parat." Zwar:Die blolle Partizipation an der Autopoiese der Gesellschaftmacht die Teilsysteme noch nicht zu eigenen autopoietischenSystemen.? Aber sobald gesellschaftliche Teilsysteme eigenstan-dige Elernente konstituieren, konnen sie ihrerseits autopoietischeGeschlossenheit erreichen. So errnoglicht die Erfindung derRechtshandlung die selbstreferentielle Schliefsung des Rechtssy-stems, das sich durch standige Anschliisse von Rechtshandlungenreproduziert.i Die Konstitution des Zahlungsaktes iibernimmtdie gleiche Funktion im Wirtschaftssystem.9 Damit zusanuuen-hangend wird die Herausbildung von subsystemischer Auto-poiese als Alles-oder-Nichts beschrieben. 1m Anschluf anMaturana und Varela schmiedet Luhmann den Autopoiese-Be-griff zu unbiegsamer Harte;" Die Selbstreproduktion der Sub-systeme [unktioniert oder sie funktioniert nicht. Eine partielleAutonomie wird als denkunmoglich ausgeschlossen.Ich rnochte demgegeni.iber die in der galaxie auto- I rotierendenSinnrnaterien etwas anders arrangieren und vorschlagen, Autono-

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    rnie als gradualisierten Begriff zu fasseri." Ob man die historischeHerausbildung von autonomen Teilsystemen oder die zu einerZeit existierenden gesellschaftlichen Teilsysteme analysiert, irn-mer lassen sich graduelle Abstufungen ihrer Autonomie Ieststel-len. Selbstreferenz und Autopoiese kann man dann als trenn-scharfe Kriterien fiir diese graduellen Abstufungen einsetzen,wenn man gegeniiber Luhmanns Losung die Konstruktion sub-systemischer Autopoiese etwas kornplizierter falk Ich schlagevor, dazu in leichter Abwandlung die von Eigen und Schusterentwickelte Vorstellung des Hyperzyklus zu benutzen, I)Meine Thesen: (I) Gesellschaftliche Teilsysteme geunnnen anAutonomic in dem Ausmafi, wie es ibnen gelingt, die Anzabl ihrerSystemkomponenten in selbstreferentiellen Zyklen zu konstitu-ieren. (2) Autopoietiscbe Autonomie erreichen sie erst dann, uiennihre zyklisch konstituierten Systemkomponenten miteinander zueinem Hyperzyklus verkettet werden.Am Beispiel von Recht und Organisation soli die Konstruktiondes Hyperzyklus erprobt werden. Typische Strukturmerkrnaledes Rechts, besonders die Positivi tat des modernen Rechts,eben so wie herausragende Merkrnale formaler Organisation, be-sonders die Abgehobenheit der Organisation gegeniiber ihremPersonenbestand und gegeniiber inhaltlichen Festlegungen, lassensich aus der hyperzyklischen Verkettung der Systernkornponen-ten erklaren. Dariiber hinaus sollte die Konstruktion trennscharfeKriterien fiir Rechtstypen unterschiedlichen Autonomisierungs-grades liefern. Ebenso miilite es gelingen, darnit der Unterschei-dung von Interaktion, Gruppe und Organisation neue Aspekteabzugewinnen, Und schlielilich soll die Konstruktion etwas zurErklarung der Evolution von Recht und Organisation beisteuern.Die historische Autonomisierung des Rechtsdiskurses eben so wiedie allmahliche kollektive und korporative Verfestigung der Or-ganisation miiliten sich als Steigerung von selbstreferentiellenVerhaltnissen, kumulierend in ihrer hyperzyklischen Verkettung,darstellen lassen.

    2. EmergenzproblemeMit der Frage der Verschachtelung autopoietischer Systeme er-ster, zweiter und dritter Ordnung hat sich besonders Maturana

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    im Bereich multizellularer Organisationsmuster auseinanderge-setzt und generalisierbare U nterscheidungen gelicfert.'" Er unter-scheidet drei Faile: (I ) die blofse Kopplung autopoietischer Sy-sterne, in der die Systeme ihre Identitat nicht verlieren und auchnicht zu einer neuen Einheit verschmelzen, (2 ) die Herstellungeiner neuen autopoietischen Einheit, in der die Teilsysteme ihreIdeutitat verlieren und (3) ein autopoietisches System hohererOrdnung, dessen Autopoiese die Autopoiese der es realisierendengekoppelten autopoietischen Einheiten notwendig bedingt. I!Mit diesem Modell kann man wornoglich irn sozialen Bereich dieVerkoppelung von Organisationen, also Probleme von Dachver-banden und Unternehmenskonzernen und die entsprechendenFragen von Einheit und Vielheit im Konzern- bearbeiteri." DasModell fiihrt aber in die Irre, wenn man damit samtliche Ver-schachtelungen autopoietischer Systeme erfassen will. Das wirdbesonders deutlich an Maturanas Gesellschaftsbegriff. Wenn manmit dieser Denkfigur Gesellschaften als Systerne gekoppelterMenschen begreift, dann kann man Gesellschaften nur noch einescheinbare Autopoiese- zuschreiben.? Selbst wenn man, wieHejl es tut, als soziale Basiseinheit nicht Organismen, sondernindividuelle kognitive Systeme oder deren Ausschnitte wahlt(2ustande von Neuronengruppen 1 8 ) , dann lassen sich sozialeSysteme weder als selbstorganisierend, noch gar als selbsterhal-tend, noch als selbstreferentiell, sondern nur noch als synrefe-rentiell- begreiferi." .Der Kategorienfehler einer solchen Argumentation liegt darin,Verschachtelungen autopoietischer Systerne ausschlieBlich nachdem Muster zu konstruieren, wonach das autopoietische Systemerster Ordnung (Organismus, kognitives System) notwendig zumElement des autopoietischen Systems hohcrer Ordnung wird(Gesellschaft). Letztlich muB diese Sichtweise auf die bekanntenHypostasierungen sozialer Systerne als Kollektive hinauslaufen(vgl. Maturanas gekoppelte Menschen oder die Kennzeichnungdes Bienenstaars- als autopoictischen Systems dritter Ord-nung "}. Entsprechend irritiert reagieren denn auch die Autorenauf die Foigen ihrer eigenen Begriffsbildung.21 Der Ausweg liegtim Emergenzbegriff: Auf der Basis autopoietischer Systeme er-ster Ordnung konnen sieh autopoietische Systeme hohercr Ord-nung auch dadurch bilden, daB sich emergente Einheiten konsti-tuieren, die vorn autopoietischen System niederer Ordnung ver-

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    schieden sind und die Elemente fur das autopoietische Systemhoherer Ordnung abgeben. Und ir n Fall der Gesellschaft sinddiese emergentenEinheiten Kornmunikationen (und nicht etwaMenschen oder kognitive Systerne").Emergenz neuartiger Elemente gibt also die Richtung an zurBildung von Autopoiese hoherer Ordnung. Und in gleicherRichtung rnuf man suchen, wenn man der Verselbstandigungsozialer Teilsysteme gegenuber der Gesellschaft auf die Spurkommen will. Autopoietische Sozialsysteme hoherer Ordnungbilden sich also nicht so, daB sich einfache soziale Systeme, etwaInteraktionen, als Elemente fur ein zusammengesetztes sozialesSupersystem, etwa Organisation, zur Verfiigung stellen. Viel-mehr muB man nach emergenten Einheiten suchen, die - von denexistierenden autopoietischen Systemen hervorgebracht - als Ele-mente eines andersartigen selbstreproduktiven Systems dienenkonnen.Emergenzverdacht besteht nun insbesondere dann, wenn - inwelcher Weise auch immer - selbstreferentielle Zirkel auftreten.Wenn Kommunikationen reflexiv werden, wenn also Kornrnuni-kation iiber Kommunikation stattfindet, dann fiihrt dies zu man-cherlei Vcrwirrungen und Blockierungen, besonders bekannt un-ter dem Titel Tautologien und Widerspriiche, Paradoxien undinfinite Regresse." Die Zirkel miissen jedoch, wie Varela betont,nicht aile vizios, sie konnen auch virtuos sein." Was sie jedenfallsgemeinsam haben, ist das Merkmal der Autonomic. Immer wennSelbstreferenz auf tritt, wenn gesellschaftliche Kommunikationauf sich selbst trifft, entsteht eine Beziehung der von auBen nichtzu steuernden Selbstbestirnrnung - eben Autonomic." U nd die-ser Fall der reflexiven Kommunikation bezeichnet zugleich dieChance, daB die Gesellschaft neuartige Einheiten konstituiert, dieals emergente Elemente fiir eine hoherstufige Autopoiese ingesellschaftlichen Teilsysternen dienen konnen."Die Emergenz subsystemischer Elemente ist denn auch Luh-manns Ausgangspunkt fur die Analyse subsystemischer Auto-poiese. Erst die Konstitution der Rechtshandlung errnoglicht eineautopoietische Rechtsorganisation, erst die des Zahlungsaktes dieAutopoiese der Wirtschaft. 27 Fraglich ist nur, ob diese Emergenz-qualitat auf die Systemelemente beschrankt bleiben kann. Miissennicht auch andere Systemkomponenten erst emergent konstituiertsein, ehe die Elemente das Netzwerk und das Netzwerk die

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    Elemente a la Maturana produzieren konnen? Fraglich ist weiter,ob die Selbstkonstitution von Systemelementen und anderenSystemkomponenten schon hinreichende Bedingung fur auto-poietische Reproduktion ist. Bedarf es zur Selbstreproduktionund Selbsterhaltung eines Systems nicht noch ganz andersartigerzirkularer Mechanismen?

    3. Begriffsraum der SelbstreferenzBeim Versuch, diese Fragen zu beantworten, muf man daraufachten, sehr sorgfaltig zwischen verschiedenen Dimensionen derSe!bstreferenz zu differenzieren und nicht aIle Phanomene, dieirgend etwas mit Selbstbeziiglichkeit zu tun haben, sogleich mitder vie! voraussetzungsvolleren Autopoiese gleichzusetzen."Gerade hier besteht nun in der galaxie auto cine heilloseBegriffsverwirrung.'? Man setzt ungeniert Selbstrcferenz, Selbst-produktion, Selbstorganisation, Reflexion, Autopoiese miteinan-der gleich. Besonders unerfreulich ist hier J antsch, bei dem dieseBegriffe ineinander verschwimmen und der entsprechend keineSchwierigkeiten hat, eine totale cosmologie auto zu konstru-ieren.l" Aber auch die begrifflieh ungleieh sorgfaltiger arbeiten-den Groflmeister der Autopoiese benutzen Sclbstreferenz undAutopoiese haufig synonym." Oder aber man arbeitet mit Ad-hoc-Definitionen, mit am' konkreten Anschauungsmaterial ge-fundenen Unterscheidungen, die der systematischen Fundierungentbehren.Auch Varelas Versueh einer Begriffsklarung [iihrt nicht reehtweiter.!' Er definiert Autonomie als allgerneinstes Phanornenselbstreferentieller Gesehlossenheit und grenzt Autopoiese dage-gen als einen Spezialfall ab, der dadurch ausgezeichnet ist, daB dieSysternkomponenten einander im strengen Sinne produzieren.Das beschrankt den Autopoiese-Begriff auf den naturwissen-sehaftlichen Bereich und verbietet seine Ubertragung auf sozialePhanomene. Fur eine allgemeine Systerntheorie ist daran unbe-friedigend, da6 ein Zentralbegriff, namlich der der Produktionvon Systemelementen, bereichsspezifisch beschrankt sein solI.Zudem diirften mit der Definition der Autopoiese als Spezialfallvon Selbstreferenz die begrifflichen Voraussetzungen von Auto-poiese noch zu einfach beschrieben sein. Diesen werden die94

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    komplizierter gefaBten Begriffsreihen von Roth und Luhmannschon eher gerecht.Roth konstruiert die folgende Begriffsreihe: Selbstorganisation,Selbstherstellung, Selbsterhaltung, Selbstreferentialitat;'! Systemeseien selbstorganisierend, wenn die am Prozef beteiligten Korn-ponenten wegen ihrer spezifischen Eigenschaften spontan ei-nen Ordnungszustand, der als Attraktor wirkt, einnehmen.Selbstproduktion hingegen entstehe aus der zyklischen Verkniip-fung von selbstorganisierenden Prozessen. Selbsterhaltung, alsodie Aufrechterhaltung der Systernidentitat, die Abgrenzung zurUrnwelt und die aktiv betriebene Zufuhr von Energie, miisse zuSelbstherstellung hinzukommen, damit Autopoiese eines Systemsim Maturanaschen Sinne der Elementreproduktion moglich ist.Selbstreferentialitat 'schliefilich solle dann vorliegen, wenn ge-wisse -Zustande eines Systems zyklisch miteinander interagie-ren, ohne daB man von ihrer Selbstreproduktion sprechenkonnte. Offensichtlich sind diese Unterscheidungen nahe - allzunahe - am konkreten Anschauungsmaterial bestimmter chemi-scher Reaktionen (Selbstorganisation), zellularer Prozesse (Auto-poiese als Selbstherstellung plus Selbsterhaltung) und neuronalerProzesse (Gehirn als nur selbstreferentielles, aber nicht autopoie-tisches System) gewonnen, und eignen sich deshalb nicht ohnewei teres fur eine systemtheoretische Generalisierung. Sie leidenzudem an einer Unklarheit des Element- und Strukturbegriffs.Sind nicht die Zustande- der nur selbstreferentiellen Systerneemergente Elemente einer neuartigen Autopoiese? Heillt Selbst-organisation nur Herstellung einer eigenen Ordnung (Struktur)oder ist zirkulare Produktion von Elernenten gemeint? Festzuhal-ten an dieser Begriffsreihe bleibt jedoch die klare Trennung vonSelbstreferenz und Autopoiese, die Unterscheidung von Selbst-herstellung und Selbsterhaltung und besonders der Gedanke derzyklischen Verkniipiung zirkular organisierter Prozesse.Auch Luhmann hat bisher noch keine systematische Klarung desgesamten Begriffsfelds unternommen, vielmehr mehrere Begriffs-reihen entwickelt, die aber noch kein konsistentes Gesamtbildergeben. Das Problem dieser Begriffsreihen ist insbesondere, daBsie niche nur ein Merkrnal innerhalb einer Dimension variieren,sondern zugleich in anderen Dimensionen heterogene Phano-mene iibergreifen.Die Begriffsreihe Reflexion, Selbstorganisation, Autopoiese

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    scheint auf den ersten Blick zur BegriffsHirung vorzuglich gceig-net zu sein, da sie sclbstrcferentielle Verhaltnisse nach ihrcmEbenenbezug differenziert: Reflexion auf der Ebene des Systems,Sclbstorganisation auf der der Struktur, Autopoicsc auf der derElernente.r' Bei nahercm Hinsehen zcigt sich jedoch, da~ jeweilsganz unterschiedliche Operationcn involviert sind, die sich nichtparallelisieren lassen. Reflexion meint die Selbstbeobaclnung ci-nes Systems, wah rend Autopoicse gcrade nicht nur Sclbstbeob-achtung, sondern Selbstberstellung von Elemcnrcn ist. Ebensobetrifft Selbstorganisation nicht Sclbstbeobachtung, sondernSelbstherstellung und Selbsterhaltung der inneren Ordnung. Diestrikte Parallele zur Reflexion ware auf der Strukturebene diesystemische Selbstbeobachtung der eigenen Erwartungen, auf derElementebene ware sie reflexive Kornrnunikation, also die Sclbst-beobachtung der Kommunikationen. Auch diirfte es verki.irztsein, Autopoiese nur auf die Ebene der Elcmcnre zu konzcntrie-reno Selbstreproduktion nicht nur der Elcmentc, sondern sarnt-licher Systemkomponenten, insbesondere deren rcprodukriveVerkni.ipfung untereinander, diirfte Autopoiese gegeni.iber Refle-xion oder Selbstorganisation differenzieren.Ahnliche Probleme wirft cine andere Begriffsreihe auf, mit derLuhmann systemische Selbstrcferenzen auscinanderhal ten will:basale Selbstrcferenz, Rellexivitar, Reflcxion.!' Auch hier werdenPhanornc suggestiv in cine Parallcllage gebracht, die in Wahrhcitnicht existiert. Nur durch die vcrschiedenen Typen des Selbstsollen sich diese drei Versionen von Sclbstrclcrenz unterscheiden:Elemente formen basale Selbstrcferenz, Prozesse Rcllcxivitat,Systeme Reflexion. Die involviertcn Opcrationen, aber auch dieRelation zwischen Rcferierendem und Rcfcriertem und schlicli-lich die Produkte der Selbstrcferenz sind jcdoch so grundvcr-schieden, da6 auch diese Begriffsreihung zur systcmatisclicn Kla-rung der Zusarnrnenhange ausschcidct. Nur irn Fall der Rcflcxionbcziehr sich ein Etwas im strengen Sinne auf sich sclbst,wahrcnd sich im Fall der Rcilcxivitat cin Etwas (Metaprozcl~)auf ein anderes, gleichartiges Etwas (Prozcli) und im Faile derbasalen Sclbstrefcrcnz cin Etwas- auf ctwas andcrcs und erst imRiickbezug wieder auf sich sclbst bezieht. Produkt dcr Refle-xion schliclilich ist cine Vereinfachung, Produkt der basalcnSelbstrcferenz eine Verkomplizierung. Wahrend die Reflexion einvereinfachtes Abbild des Systems hcrstcllt, wird bei basaler

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    Selbstreferenz ein zusatzliches Element in die riickbeziiglicheSchleife einbezogen,Die dritte Begriffsreihe, die Luhmann in diesem Zusammenhangvcrwendet - Sclbstbeobachrung, Selbstbeschreibung, Reflexion,Reflexionstheorie, Rationalirar" -, hat ihr Problem darin, daf derBegriff der Sclbstbeobachrung zwischen unterschiedlichen Be-deutungen oszilliert, ohne da~ irnmer klar ware, welche Bedeu-tung irn Einzelfall gemeint ist. 1m strengen Sinne ist Selbstbeob-achtung die Anwendung einer bezeichnenden Unterscheidungauf sich selbst. Zugleich wird der Begriff aber auch in dem Sinnebenutzt, da~ eine Einheit eine Beobachtungsoperation auf sichanwendet, wobei hier zusatzlich das Subjekt und das Objektder Beobachtung entweder das ganze System oder eine seinerKomponenten sein kann. Schlielilich soli Selbstbeobachtung auchnoch den Fall bezeichnen, da~ eine Einheit im System eineandere, gleichartige Einheit unterscheidet und bezeichnet.Diese erwas pedantische Auseinandersetzung mit Luhmanns Be-griffsreihen ist nicht Selbstzweck. Sie soli vielmehr eine systerna-tische Strukturierung des Begriffsfeldes vorbereiten, insbesonderedadurch, da~ sie sozusagen induktiv verschiedene relevante Di-mensionen der Selbstreferenzproblematik aufdeckt. Ein systerna-tisierender Begriffsvorschlag wiirde dann darauf hinauslaufen,SelbstreJerenz als den allgemeinsten Begriff zu fassen. Er umfalitjegliche Zirkularitat oder Rekursivitat, in der eine Einheit inBeziehung zu sich selbst gerat. Er ist so weit definiert, da~Phanornene wie Kreiskausalitat, feed-back ebenso wie sinnhafteRiickverweisung, Selbstbeobachtung, Selbstreproduktion, aberauch zirkulare logische Verhaltnisse wie Tautologien, Widersprii-chc, infinite Regresse nur Sonderfalle von Selbstreferenz darstel-len. Systematisch konnen nun andere Selbstbezuglichkeiten in derWeise anschlielicn, da~ man sie aus Differenzierungen der beidenBestandteile von Selbstreferenz, also verschiedener Arten des-Selbst und verschiedener Arten des Relerierens gewinnt.Eine dritte Dimension der Differenzierung ergibt sich daraus, da~das Subjekt und das Objekt der Selbstreferenz nur im Fall derTautologie idcntisch sind. Normalerweise schlieiit Selbstreferenzzusatzliche Aspekte ein, wie bei der Riickverweisung iiber einDrittes, oder sic schliciit Aspekte aus, wie beim Verweis VOIllGanzen auf einen Teil.Man mii~te also einen BegriJf5raum der Selbstreferenz konstru-

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    4. Selbstbeobachtung, Selbsrkonstitution, AutopoieseWenn es also Sinn macht, die Selbste der Selbstreferenz alsSysternkornponenten zu differenzieren, nach welchen Kriteriensollte man unterschiedliches Referieren- der Selbstreferenz be-stimmen? Hier besteht unter Autopoieten Streit, ob man eineVielheit von selbstreferentiellen Operationen iiberhaupt anneh-men dude und in welchem Verhaltnis die harten- System opera-tioncn wie Produktion und Reproduktion zu den weichenOperationen wie Beobachtung, Information und Kontrolle ste-hen.Wah rend sich von Foerster in seiner -second order cybernetics-auf die weichen Operationen des computations of computationsof computations konzentriert, ohne deren Verhaltnis zur System-reproduktion zu thematisiereri'", vertritt Maturana in aller Harteeinen -behavioristischen- Autopoiesebegriff, der allein mit denOperationen der zirkularen Selbstreproduktion der Elementeund ihrcs Netzwerks auskommt.t? Samtliche weichen- Opera-tionen wie Beobachtung, Kontrolle, Steuerung, Funktionalisie-rung, Instrumentalisierung werden nach auiien in die Beobachter-pcrspektive verlagert. Nach Maturana gibt es im autopoietischenSystem ..keine Informationsverarbeitung, keine Errechnung desVerhaltcns nach den Bedingungen einer Aufienwelt, keine zielge-richtctcn Prozesse im Arbeitcn des Organismus, es gibt nurrcproduktive Operationen - den endlosen Tanz interner Korre-Iarionen;"Diesen Widerspruch von Reprodukrion und Beobachtung imSystem aulzuheben, haben sich verschiedene Autoren - Varela,Roth, Brfitcn, Luhmann - in je unterschiedlicher Weise vorge-nomrnen. Varela versucht eine Synthese, indem er die -operativeund die -symbol ische Erklarung zu unterschiedlichen, abergleichberechtigten und kornplementaren Arten des Erklarens vonautonomen Systemen deklariert.!' Aber auch damit verschiebt ernur das Problem, wenn auch in anderer Weise als Maturana, indie Beobachterperspektive. Roth hingegen differenziert auf derEbene der Systernoperationen zwischen -harten- Reproduk-tionsoperationen und -weichen- Zustandsinteraktionen, die Ko-gnition ausmacherr.!' Er tcndiert dann aber dazu, sie exklusivunterschiedlichen Systerntypen zuzuordnen, und trennt entspre-chend zwischen autopoietischen Systernen (Zelle, Organismus)

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    und nur selbstreferentiellen Systernen (kognitive und soziale Sy-sterne).Auch Braten beschaftigt sich mit dieser Thematik, wcnn er dieBegrenzungen des mechanischen Autopoicsckonzepres dadurchzu iiberwinden hofft, daf~ er die geschlossene Sclbstreproduktiondurch ein Dialogrnodell offnen will.!' Bratens -dritte Position-konstatiert einen standigen Dialog und Wechsel zwischen organi-sierter Geschlossenheit und symbolischer Rcprasentation. Hierdienen also autopoietische Reproduktion der Schliellung undBeobachtungsakte der bffnung des Systems.Wieder anders setzt Luhmann an.H In einer Art -big bang-Theorie der Autopoiese miissen harte- und -weiche Operatic-nen zusamrnenwirken, urn autopoietische Reproduktion iiber-haupt zu errnoglichen. Nur aus dem Zusammenfallen vonSelbstbeschreibung und Selbstreproduktion kann Autopoiese ent-stehen. Selbstbeschreibungen sind ihrerseits sclbstreproduktiveOperationen, ihre Sonderfunktion besteht aber darin, Anschluli-fahigkeit der einzelnen Operationcn [iir weitere Operationendadurch herzustellen, daB sie die Zugehorigkeit der Operationzurn System bestirnrnen. Selbstbeschreibungen fiihrcn die Unter-scheidung Systern/Umwelt in das System ein und dienen dadurchder Steuerung der Selbstreproduktion. Konkreter: Kommunika-tionen miissen durch reflexive Kommunikation als zum Systemgehorig definiert werden; erst wenn sic derart als -Handlungcn-definiert sind, konnen weitere Handlungen an sic anschliellcn.Ich halte diese Synthese aus Autopoiese (Maturana) und second-order cybernetics (von Foerster) fur auBerordendich [ruchtbar,mochte aber Korrekturen in drei Hinsichten vorschlagen:(r) Man sollte sich von der Vorstellung losen, daB in der Auto-,poiese Selbstbeschreibung und Sclbstreproduktion uno actu zu-sammenfallen rniissen. Vielmehr solltc man cine dcutlicbe sachli-cbe und zeitlicbe Z(isur zwischen Selbstbeobachtung, Selhstko.isti-tutton und Autopoiese vornehmen, urn den Vorgang einer allmah-lichen Autonornisierung gesellschaftlicher Tcilsysteme erfassenzu konnen. Nicht erst durch eine neuartige Sclbstreproduktionder Systemelemente, sondcrn schon durch systemische Sclbstbc-schreibungen werden neue Einhcitcn geschaffen, die dem Sub-system Teilautonornie verschaffen.(2 ) Diese Autonomic kann - wie bereits oben angesprochen -dadurch gestcigert werden, daB die Sclbstbeschreibung nicht nur100

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    das System in seiner Identirat betrifft, sondern sich auf einzelneoder samtliche Komponenten erstreckt, GegenUber allgemeinge-sellschaftlicher Kornmunikation gewinnen Teildiskurse dadurcheine hohere Unabhangigkeit, daB sie in reflexiver Kornmunika-tion ihre eigenen Elernente konstituieren und/oder daB siesystemeigene Prozesse und Strukturen definieren. Die Selbstbe-stimmung ihrer Grenzen, ja die Selbstdefinition ihres Umwelt-verhaltnisscs als Sclbstbeschreibung ihrer spezifischen Funkrionund ihrer spezifischen Leistungen an die Umwelt sind weitereSteigerungsformen von Autonomie. In diesem selbstreferentiellenStadium ist aber von Autopoiese zweiter Ordnung im Gegensatzzur gesellschaftlichen Autopoiese (erster Ordnung) noch keineRede.(3) Autopoiese (zweiter Ordnung) irn strengen Sinne kann erstdann auftreten, wenn die selbstreferentiell konstituierten System-komponenten hyperzyklisch miteinander verknupft werden. Es istzumindest miBverstandlich, die Produktion von Elementen durchElemente als Autopoiese zu kennzeichnen. Es geht nicht urnVerstarkung der Selbstreferenz einer Systemkomponente, son-dern urn die zyklische Querverbindung zwischen verschiedenenSystemkomponenten. Wenn selbstreferentiell konstituierte Sy-sternkomponentcn etwa in der Weise miteinander verkettet wer-den, daB Elemente Strukturen produzieren und umgekehrt oderdaB selbstdefinierte Systemfunktionen und UmweltleistungenSystemprozesse und Systemstrukturen umdirigieren, dann erst isteine voraussetzungsreiche selbsttragende Konstruktion entstan-den, fur die man den Begriff der Autopoiese reservieren sollte.Der Hyperzyklus, also die nochmalige zyklische Verkettung vonzyklisch konstituierten Einheiten, geht damit als wesentlichesMcrkrnal in den Begriff der Autopoiese ein. 1m Unterschied zuEigen und Schustcr+', die von einer Verkettung von zyklischorganisierten Systemen ausgehen, wird hier auf die Verkettungvon Systemkomponenten abgestellt. Der Unterschied wird abergeringer, wenn man bedenkt, daB die Komponenten bei Eigenund Schuster sozusagen verschiedene -Rollen- als Systemkorn-ponenten im Hyperzyklus iibernehmen.Urn es auf eine Formel zu bringen: Gesellschaftliche Teilsystemegewinnen steigende Autonomic, wenn im Subsystem die System-komponenten (Element, Struktur, Prozeli, Identitat, Grenze,Umwclt, Leistung, Funktion) selbstreferentiell definiert sind

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    (= Selbstbeobachtung), wenn zusatzlich diese Sclbstbeobachtun-gen als Selbstbeschreibungen im System operativ verwendet wer-den (= Selbstkonstitution) und wenn schlielilich in einem Hyper-zyklus die selbstkonstituierten Systemkomponenten als einanderwechselseitig produzierend rniteinander verkettet werden (= Au-topoiesis ).Historisch bilden sich solche komplizierten Hyperzyklen nichtzwangslaufig oder gar zielorientiert heraus. Es walter -blinde-sozio-kulturelle Evolution;" Selbstbeobachtungen entstehcn so-zusagen spontan. Immer wenn eine Unterscheidung auf Weltpha-nornene angewendet wird, kommt sie irgendwann auch in Versu-chung, sich auf sich selbst anzuwenden. Wenn in einer Interak-tion iiber Gott und die Welt gesprochen wird, spricht manirgendwann auch iiber die Interaktion selbst. In dieser Weisewerden auch die Komponenten gesellschaftlicher Teilsystemekommunikativ beobachtet; es wird in der systemeigenen Spracheiiber sie kommuniziert. Diese zufalligen Thematisierungen bildenden Variationsrnechanisrnus [iir die Evolution von sozialerSelbstreferenz. Ihre Selektion hangt davon ab, ob sie erfolgreichkonstituiert werden, ob also das Sozialsystem evolutionarc Vor-teile davon hat, mit solchen Selbstbeschreibungen tatsachlichumzugehen. Fiir ihre Stabilisierung schlieBlich sorgt der Hyper-zyklus, der die Produktion der Systemkomponenten dadurchumweltunabhangiger macht, daB sie sich wechselseitig die Bedin-gungen ihrer Produktion garantieren. ,.The circular organizationof production and replication processes must be stable, preciseand protected from the turbulent environment-c." Wahrend alsoSelbstreferenz die Funktion der Selbstherstellung der Kompo-nenten iibernimrnt, ist Selbsterhaltung die wesentliche Funktionder hyperzyklischen Verkniipfung.fEin kontrollierender Seitenblick auf die Legaldefinition von Au-topoiese'" drangt die Vermutung auf, daB das Produkt won.og-lich auch hier die Intentionen seines Urhebers iibertrifft. Wenndie autopoietische Organisation als eine Einheit definiert wirddurch das Netzwerk von Bestandteilen, die I. rekursiv an dem-selben Netzwerk der Produktion von Bestandteilen mitwirken,das auch diese Bestandteile produziert, und die 2. das Netzwerkder Produktion als eine Einheit in dern Raum vcrwirklichcn, indem die Bestandteile sich belindcn, ist dann nicht auch dieLesart moglich, daB es nicht nur auf Elernentproduktion durch102

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    Elemente, sondern auch auf die wechselseitige Produktion allerKomponenten, narnlich Elemente (= Bestandteile), Strukturen(= Netzwerk), Prozesse (= -Produktion), Grenzen und Um-welt (= Raum) und System als Ganzes (= -Einheit), undzwar in ihrer hyperzyklischen Verkettung (= Maturanas hyper-zyklische Sprache), ankommt?

    5. Selbstbezilglichkeit: Referent, Referat, BeziehungRekapitulieren wir kurz, wohin uns die Dogmatik der Selbstrefe-renz bis jetzt gefiihrt hat: erstens zu einer Differenzierung desallgemeinen Phanornens selbstreferentieller Beziehungen in zweiDimensionen - (I) Systemkomponenten als unterschiedliche For-men des Selbst- und (2) Beobachtung, Konstitution und Pro-duktion als verschiedene Formen des Relerierens - und zwei-tens zur Konstruktion eines Hyperzyklus in gesellschaftlichenTeilsystemen. Beides, Selbstreferenz und Hyperzyklus, wird umwesentliche Aspekte bereichert, wenn man die dritte Dimensionvon Selbstreferenz, die Referent/Referat-Beziehung, zusatzlich inden Blick nimmt.Selbstreferenz lost die Einheit einer Einheit auf und ersetzt siedurch die Dreiheit von Referenten, Referat und Beziehung zwi-schen beiden.!? Dabei ist von Bedeutung, daB die BeziehungReferentiReferat ganz unterschiedlich ausfallt, je nachdem obReferent und Referat identisch sind (pure Selbstreferenz) oder dasReferat mehr umfaflt als der Referent (uberschieliende Selbstrefe-renz) oder ob das Referat nur ein Teilbereich des Referenten ist(partielle Selbstreferenz).Fiir soziale Beziehungen relativ unergiebig diirfte der Fall purerSelbstreferenz sein, in der eine soziale Einheit in allen Aspektenund ausschlielllich auf sich selbst verweist. Die logischen Ver-strickungen der Tautologie und des Paradoxes stempeln dieseKonstellation eher zu einem gesellschaftlichen Tabu, das dannnicht als solches, sondern in den Wegen seiner Vermeidunginteressant wird.!'Eher fiindig wird man, wenn man auf -unreine- Selbstreferenzst06t, dort also, wo entweder mehr oder weniger als die Einheitselbst in Bezug genommen wird. Umfalit das Referat mehr als derReferent, dann liegt eine Kombination von Fremdbeziehung und

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    Eigenbeziehung vor. Fremdes wird in die autonome Selbstbeziig-lichkeit verstrickt: in die selbstrefcrentielle Gcschlossenhcit wirddie Offenheit gegeniiber anderem zirkular eingebaut. Bier liegtder Sehliissel zum Verstandnis subsysternischer Autopoiese: An-schluflfahigkeit ihrer Elemente und ihre Urnweltoffcnheit trotzoperativer Geschlossenheit.Anschlufsfahigkeit als Voraussetzung der Autopoiese wird da-dureh hergestellt, daB eine Handlung immer zugleieh auf cineAnsehluBhandlung verweist, die wiederum auf die Ausgangs-handlung zuriickverweist. Diese virtuelle Riickverweisung, dieLuhmann basale Selbstreferenz ncnnt!', ermoglicht, daB Hand-lungen an Handlungen anschlieflen konnen, Sie ist nicht nur inallgemeingesellschaftliche Kommunikation eingebaut, sie ist auehfiir den uns hier interessierenden Aufbau autonomer Teilsystemekonstitutiv, Sonderkommunikationen (Rechtshandlungen, Zah-lungsakte, wissensehaftliehe Aussagen, Organisationsentschei-dungen) miissen, wenn sie autopoiesefahig sein sollen, immerzugleieh einen VerweisungsiibersehuB auf vergangene und kiinf-tige Elemente der gleiehen Art enthalten, Ein Beispiel aus demVertragsrecht: Positive Vertragsverletzung als Rcchtsakt istselbstreferentiell gebaut, indem sie einerseits auf den Akt desVertragsschlusses, andererseits auf die Ausiibung des Wahlrechtsnach 326 BGB - Schadensersatz, Riicktritt oder Abstandneh-men vorn Vertrag - verweist und durch deren Verweisungen aufsich selbst zuriickverweist. Allgemeiner: AutopoiesegeeigneteRechtsakte rniissen von der Dogmatik so konstituiert sein, daB sieihre Erfiillung nicht in sich selbst finden, sondern auf kiinftigeRechtsakte verweisen und kraft deren Sinnverweisung auf ver-gangene Rechtsakte letztlich auf sieh selbst zuriickverweiscn.Zugleich findet sich in der Ungleichartigkeit des Rcferates gegen-iiber dem Referenten der paradoxe Mechanisrnus, mit dem sichoperationell gesehlossene Teilsysteme gegeniiber ihrer Urn weltoffnen. Aueh fur die Spezialkornrnunikationcn inncrhalb gesell-schaftlicher Teilsysteme gilt, daB sie sich ihre auBere wie ihreinnergesellschaftliche Umwelt dadurch zuganglich machcn, daBsie irn sclbstreferentiellen Fortschrcitcn von einer Subsystem-handlung zur nachsten Umweltinformationen im strengen Sinnekonstruieren- und sich dadurch ihre Urnwelt erschlicfsen.!'Jedoch kann diese Umweltolfnung gesellschaftlicher Teilsysteme- und an dieser Stelle [iihrt uns der Gedanke wieder einen Schritt104

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    kompakten Vereinfachungen arbeitcn kann, die sich dann alsemergente Einheiten verwenden lassen. Die selbstrcfercnticlleKonstitution von Systernkomponcntcn ist so vorzustellcn, dafdurch subsystemische Kornmunikation die Systcmelernente,Strukturen, Prozesse, Grenzen etc. in reduktiver Vereinfachungsyrnbolisiert werden und durch dicse Vereinfachung operativverwendbar werden. Beispiele sind die Symbolisierung eincskomplexen Entscheidungsvorgangs in der Organisation durch dieOrganisationsentscheidung, eines langwierigen Gesetzgebungs-prozesses durch den Gesetzgebungsakt, eines sich iiber Jahreziehenden streitigen Verfahrens durch das Gerichtsurtcil, eincszahen Verhandlungsprozesses durch den Vertrag. Gegeniiber denzugrundeliegenden korn rnun ika tiven Ablaufcn sind dies geradezuIiirchterliche Vereinfachungen. Aber ihre neue Kornpaktheitmacht sie - etwa in einer Prajudizienkette oder in begrifflich-dogmatischer Verkniipfung - zugriffsschnell verwendbar.Die hyperzyklische Verkniipfung bcnutzt ihrerseits solche syrn-bolischen Vereinfachungen der Systemkomponenten und fiigteine weitere Vereinfachung der Systemkomponenten hinzu, in-dem sie den Selbstbezug des Systems auf das System durch denBezug einer Systemkomponente auf cine andere Systcrnkornpo-nente ersetzt und diesen Bezug wicderum durch ein syrnbolischesKurzel operativ verwendbar rnacht.

    6. Stufen der Autonomicdes Rechts

    Was hilft der Hyperzyklus dem Recht? In eincr leicht ironischgetonten Kritik hat Rottleuthner den Rechtsautopoicten dunklesReden in Metaphern vorgehalten." Sie beni.itzten eincn auBerstschwammigen Produktions- oder Konstitutionsbegriff, del' ihnan ahnliche Verschwornmenheiten der rechtsthcoretischcn Marx-Exegeten der friihen 70er Jahre erinnere. Was sci denn nungemeint: die rekursive Produktion von Rcchtsaktcn durchRcchtsakte, die zirkulare Beziehung zwischen Rcchtsnorrn undEntscheidung, die reflexive Beziehung zwischen prirnarcn undsekundaren Normen, die rechtliche Konstitution von -institutio-nal Iacts oder die spezifisch juristische Weise von Handlungsbe-schreibungen? Warum sollte man - so fragt Rottlcuthncr mit106

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    elm gem Recht - all diese unterschiedlichen Aspekte mit demAusdruck ..Selbstproduktion- des Rechts belegen? In der Tatfinder man bei Luhmann unter dem Titel selbstgernachtesRecht- cine Fulle von zirkularen Beziehungen (Rechtsentschei-dung - Rechtsentscheidung, hoherrangiges - niederes Recht;Entscheidung - Regel etc.), deren systematischer Zusammenhangoffenbleibt.t? Rottleuthner fiigt diesem Petiturn zur Begriffskla-rung noch die ..flehentliche Bitte- an, sich doch urn Datierungund Lokalisierung zu bemiihen: Wo liegt der -Punkt der Ent-wicklung, an dem sich das Rechtssystem zu autopoictischerGeschlossenheit zusamrnenzieht- ?Die Bitte kann erhort werden, jedenfalls insoweit, als die hiereingcfiihrtcn Differenzierungen von Selbstreferenz die von Rott-leuthner angesprochenen Phanornene trennscharf auseinander-halten, und insoweit, als die These von der Autonomisierungdurch hyperzyklische Verkniipfung eine empirische Identifizie-rung von kritischen Schwellenwerten zurnindest in der gleichenPrazision errnoglichen, wie es etwa die etablierte Theorie der..secondary rules- von H. L.A. Hart60 cder Bohannans Begriffder ..double institutionalization of norms- tun.?'Die Autonomisierung des Rechtssystems verlauft, wendet mandie Konstruktion des Hyperzyklus versuchsweise auf das Rechtan, in drci Phasen. In der Phase eines gesellschaftlich diffusenRechts- sind Elemente, Strukturcn, Prozesse und Grenzen desRechtsdiskurses mit denen der allgemeinen gesellschaftlichenKornrnunikation identisch oder jedenfalls heteronom von gesell-schaftlicher Kommunikation bestimmt; die Phase eines teilauto-nomen Rechrs- setzt ein, wenn der Rechtsdiskurs beginnt, seineSystemkomponenten selbst zu definieren und operativ zu ver-wenden; von der Phase eines autopoietischen Rechts kann manerst sprechen, wenn die Systemkomponenten des Rechtssysternshyperzyklisch miteinander verkettet werden (vgl. Abb. I).Es bietet sich an, ein solches Phasenmodell rechtshistorisch undrechtsethnologisch zu verwenden und es auf seine Tragfahigkeithinsichtlich von Rechtsentwicklungen zu priifen.61 Eine vielleichtnoch intcrcssantcre Anwendungsrnoglichkcit eroffnet sich, wennman irn Rahmen cines pluralistischen Rechtskonzepts- zeitgc-nossische Phanornenc eines gesellschaftlich diffusen Rechts un-tcrsucht'", wie man es etwa in gruppeninternen oder organisa-tionsintcrncn Konfliktregulierungen vorfindet. Ebenso lassen

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    ProzeB Element Struktur Identitat

    GESELLSCHAFTLICHE KOMMUNIKATION

    Abbildung I: Stufen der Autonomie des Rechtes108

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    sich Aufschliisse iiber heutige Formen eines teilautonomenRechts, wie etwa im Volkerrecht, in der lex mercatoria oder imRecht internationaler Organisationen, erhoffen.-Gesellschaftlich diffuses Recht- ist naturgernaf schwer vonanderen normorientierten gesellschaftlichen Kommunikationen-Koordination iiber soziale Normen, unspezifiziene Formen derKonfliktlosung - abzugrenzen. Nicht schon jede institutionali-sierte Konlliktlosung sollte mit Recht identifiziert werderr."Insbesondere sind Konfliktbeendigung durch Unterdriicken,Durchsetzung aufgrund von Macht, aber auch Schlichtung oderKornpromif immer noch nicht-rechtliche Formen der Konflikt-losung. Von Recht in einem rudimentaren Sinne kann man erstdann sprechen, wenn Konflikte als entscheidungsbediirftige Di-vergenz von Erwartungen definiert werden und dieser Erwar-tungskonflikt durch Handhabung der Unterscheidung Recht/Unrecht gelost wird. Man braucht hier nicht nur an archaischeRechtsforrnen zu denken, sondern sollte durchaus zeitgenossi-sche Phanornene des indigenous law bei familien- und grup-peninternen Konflikten in Betracht ziehen." Wenn Familien-oder Gruppenzwistigkeiten in der Weise gelost werden, daB mandas streitige Verhalten an Verbandsnormen iiberpriift und ent-sprechend als Recht oder Unrecht auszeichnet, haben wir es mitgenuinen Rechtsprozessen zu tun, auch wenn solche rudimenta-ren Rechtsordnungen vom offiziellen Recht unabhangig oder gar- wie ir n Faile der Mafia - offensichtlich rechtswidrig sind.Ein solches Recht ist aber immer noch fremdreferentiell produ-ziert. Denn die Erwartungsproduktion stiitzt sich im wesentli-chen auf soziale Normen, die nicht im Kontext von Konfliktver-arbeitung, sondern im ganz anderen Kontext der Verhaltenskoor-dination gebildet worden sind/" Von einem Rechtssystern imstrengen Sinne kann man noch nicht sprechen, da Rechtshandlun-gen mit allgemeingesellschaftlichen Handlungen, Rechtsnormenmit sozialen Normen, Rechtsprozesse mit allgemeinen Konflikt-losungsprozessen identisch sind.Die kritische Dbergangsschwelle zu einem teilautonornenRecht- ist erreicht, wenn eine oder mehrere der Systemkornpo-nenten des Rechts durch Selbstbeschreibung und Selbstkonstitu-tion gegeniiber den Komponenten allgemeingesellschaftlicher In-teraktion verselbstandigt werden. Beriihrntestes Beispiel fur eineSelbstbeschreibung des Rechts, also fiir die Operation, mit der

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    und der Rechtsprechungs- und Gesetzgebungspraxis, die solcheSelbstbeschreibungen verwendet oder nicht verwendet. DasBGH-Zitat - der groBe Triumph des deutschen Rechtsprofessors- markiert den Dbergang von der bloBen Selbstbeschreibung zurSelbstkonstitution im Rechtssystem.Womoglich ist es eine lohnende Aufgabe, historisch existierendeRechtssysteme, aber auch Rcchtsphanomene innerhalb der rno-dernen Gesellschaft, danach zu differenzieren, ob und inwieweitund insbesondere in bezug auf welche Systemkomponenten sie indiesem Sinne selbstkonstituiert sind. Probleme der empirischenIdentifizierung, wie sie Rottleuthner kritisch angesprochen hat ",diirften nicht groBer sein, als wenn man versucht, Rechtsordnun-gen zu kennzeichnen, in denen schon sekundare Normen prakti-ziert werderi."Aber selbst wenn Rechtssysteme ihre Systemkomponenten zumTeil oder im ganzen selbst konstituieren, sind sie nicht autopoie-tisch im Sinne des Maturanismus, also Systeme, die durch ihreElemente und deren Netzwerke neue Elemente produzieren.Rechtliche Autopoiese kann erst dann auftreten, wenn die selbst-referentiellen Zirkel der Systemkomponenten in einer solchenWeise kongruent zueinander konstituiert sind, daB sie sich zueinem selbstreproduktiven Hyperzyklus verketten. Urn dies wie-der am Beispiel der sekundaren Normen zu erlautern: juristischeTechniken zur Normidentifizierung konnen ihre Kriterien ausganz verschiedenen Quellen gewinnen, etwa aus religiosen Tex-ten, gottlichen Offenbarungen, wahren Erkenntnissen der Natur,althergebrachter Dberlieferung, gruppenspezifischen Usancenoder schieren Machtprozessen. Man muB in solchen Fallen schonvon rechtlicher Selbstkonstituierung der Normen sprechen, da esdas Rechtssystem selbst ist, das tiber secondary rules die Krite-rien festlegt und mit ihnen operativ umgeht, auch wenn dieNormen inhaltlich fremdbestimmt bleiben.i" Die Verweisungder Rechtsordnung auf soziale Normen in Generalklauseln ist einvorziigliches Beispiel." 1m Unterschied zu gesellschaftlich diffu-scm Recht sind hier soziale Normen nicht einfach mit Rechtsnor-men identisch, es bedarf einer sekundaren Norm der Fremdver-weisung, sei es des Gesetzgebers, sei es des Richters, urn dieselektive Transformation sozialer Normen in Rechtsnormen zuerrnoglichen.Nun ist ein Sonderfall der Sclbstkonstitution fur unsere Zwecke

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    interessant: wenn die Kriterien [iir die Normidentifizierung nichtauf auBerrechtliche Rechtsquellen, sondern auf interne System-komponenten verweisen. Autopoiese- Verdacht tritt also etwadann auf, wenn die Selbstbeschreibungen des Rechts eine Rechts-queUenlehre entwickeln und praktizieren, die die Normgewin-nung auf Prajudizien verweist oder auf andere Prozesse rechts-interner Rechtsbildung. Dann werden Rechtsnormen durch Ver-weis auf Rechtshandlungen definiert, also Systemkomponentendurch Systemkomponenten produziert. Im modernen -positi-ven Rechr" ist dies der NormalfaU: Rechtsnormen konnen nurnoch auf dem Weg iiber prazise definierte Rechtsakte, sei esGesetz, sei es Richterspruch, sei es organisations interne Satzung,entstehen. Selbst das Gewohnheitsrecht kann heute nur noch alsRichterrecht anerkannt werden, weil es den Weg iiber einenkonstitutiven- (und nicht bloB deklaratorischen) Rechtsaktgehen muli, wenn es als positives Recht gelten soUPEs wird sozusagen in der Selbstbeschreibung der Weg der Auto-poiese vorgezeichnet, den die tatsachlichen Reproduktionsopera-tionen dann einschlagen konneri." Das muf im iibrigen nicht aufdirekte Entsprechungen zwischen Selbstbeschreibung und Selbst-reproduktion hinauslaufen in dem Sinne, daB die Selbstbeschrei-bung die Selbstreproduktion begrifflich genau erfalit, sondern esreicht eine adaquate Entsprechung in der Weise, daB die Selbstbe-schreibungen die Selbstreproduktionen auf Systemkomponentenhinleiten, auch wenn dies begrifflich nicht erkannt wird. Be-ruhrntes Beispiel: Rechtserzeugung durch subjektive Rechte, de-ren Subjekte aber verschwunden sind und das Recht im Verweisauf sich selbst allein lassen;"Was gerade iiber Rechtsstrukturen (Rechtsnormen) gesagt wurde,gilt entsprechend Iiir die anderen Systemkomponenten (Ele-mente, Prozesse, Grenzen etc.). Rechtshandlungen als Elementedes Rechtssystems miissen dann in einer solchen Weise selbst-konstituiert werden, daB sie auf Rechtserwartungcn in autopoie-segeeigneter Weise verweisen. Das ist nicht selbstverstandlich.Rechtshandlungen konnen auch anders definiert sein, etwa alsVerhaltenseinheiten, die dern Recht unterworfen sind, im Gegen-satz zu rechtsfreien Raumen- des Verhaltens (geseUige Akte,Hoheitsakte, exrerritoriale Akte). Solche Rechtshandlungen sindselbstkonstituierte Systemelemente, aber ohne hyperzyklischeVerkniipfung zu anderen Komponenten des Systems. Eine hy-112

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    perzyklische Verkettung kommt erst dann zustande, wenn alsRechtshandlung nur solche rechtlich relevanten Akte erfaBt wer-den, die zu einer Anderung der Rechtslage fuhren.80 Dann erstkann man im strengen Sinne davon sprechen, daB ElementeStrukturen produzieren.Diese doppelte hyperzyklische Verknupfung von Element undStruktur, als wechselseitige Produktion von Rechtsakt undRechtsnorm, scheint [iir das mod erne Recht das zentrale Merk-mal zu sein, derngegenuber Verknupfungen der anderen System-komponenten zuriickrreten. Ladeur etwa spricht von einer Ver-schleifung von Handlungsebene und Norrnebene." Herzstiickdes positiven Rechts ist, wie besonders Esser herausgearbeitethat!', das zirkulare Verhaltnis von Regel und Entscheidung:Geltung erlangt das Gesetzesrecht erst durch den Richterakt, derseine Geltung wiederum nur aus dem Gesetz begriinden kann.83Fur die anderen Systernkomponenten, insbesondere fiir Dogma-tik und Prozell, muf aber trotz dieses Prirnats von Norm/Entscheidung das gleiche gelten. Auch der Rechtsprozef rnuf ineiner Weise konstituiert sein, daB er auf Rcchtshandlungen einer-seits, Rechtsnormen andererseits Bezug nimmt. Schaut man ge-nauer hin, so wird weder der Rechtsprozef noch die Rechtsdog-matik mit den anderen Systemkomponenten direkt verkniipft,sondern nur mit deren Relationierung. Verfahren und Dogrnatiksind hyperzyklische Relationierungen der Relationierung vonNorm und Entscheidung, die auf diese Weise die Selbstreproduk-tion des Rechts steuern. Erst wenn also in dieser Weise Selbstbe-schreibungen und Selbstkonstituierungen der Systemkomponen-ten die notwendigen Voraussetzungen zur hyperzyklischen Ver-kettung geschaffen haben, kann die tatsachliche Produktion vonRechtskommunikationen durch Rechtskommunikationen iiberdas Netzwerk der Recbtseruiartungen, gesteuert durch Recbts-dogmatik und Rechtsverfahren, beginnen.

    7. Interaktion, Gruppe, OrganisationUnter Juristen ist es ein wohlbekanntes Problem, wie sich zuZwecken rechtsforrnigen Entscheidens der schuldrechtliche Ver-trag von der biirgerlich-rechdichen Gesellschaft und wie sichdiese wiederum von der juristischen Person mit korperschaftli-

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    cher Organisation abgrenzen lassen.84 Unter der qualenden Fragenach der Rechtsnatur der J uristischen Person - Fiktion,Zweckverrnogen oder reale Verbandspersonlichkeit - habenganze juristengenerationen gelitten, bis sich die Qual durch dentagtaglichen vertraulichen Umgang mit dieser Rechtsfigur ganzvon selbst zu erledigen schien.J' Soziologen haben ahnliche Pro-bleme, wenn es darum geht, die kollektive und korporativeVerfestigung eines Handlungssystems von der fliichtigen Interak-tion iiber die verschiedenen Formen der Gruppe bis hin zurformalen Organisation nachzuzeichnen.i" Entsprechend wurdenauch in beiden Disziplinen ahnliche Losungen gesucht. Manhantierte viel mit dem Zweckbegriff, obwohl doch sowohl imVertragsrecht der Vertragszweck eine gewichtige Rolle spielt alsauch Interaktionen in der Regel nicht zweckfrei verlaufen. Undbeirn Ubergang zu hoher organisierten Formen draute die Gier-kesche reale Verbandspersonlichkeit." 1m Recht sucht manden Hypostasierungen einer Kollektivperson durch kiihle Ein-grenzung auf ein simple precede technique oder eine rnit-gliedsunabhangige Sonderverrnogensordnung zu entgehen'",und in der Soziologie wollen etwa Coleman und Van berg denmethodologischen Individualismus dadurch retten, da6 sie dasbeunruhigende Phanornen des corporate actors- mit dem Begriffdes resource pooling- hinweginterpretieren!",Was bewirkt hier der >Explosivstoff< Selbstreferenz ?90 Interpre-tiert man die Autonomisierung von Interaktionsnetzwerken indem hier vorgeschlagenen Sinne als Kumulierung von selbstrefe-rentiellen Zirkeln bis hin zu hyperzyklischen Verkettungen, solassen sich emergente Eigenschaften der Gruppe und der forma-len Organisation, etwa die Unabhangigkeit vorn Personenbe-stand, die Verselbstandigung gegeniiber konkreten Zwecken oderStrukturen bis hin zur sozialen Realitat einer handlungsfahigenKollektivperson erklaren, ohne daf man dam it den organizisti-schen Metaphern der realen Verbandspersonlichkeit verfallt, dieder formalen Organisation eine neuartige, menschliche Indivi-duen iibergreifende organische Einheit unterstellen (s. Abb. 2).Bckanntlich unterscheidet sich die Gruppe dadurch von derfliichtigen Interaktion, da6 aus blolien InteraktionsteilnehrnernMitglieder werden. Was fiigt die Vorstellung von Selbstreferenzdieser gangigen Abgrenzung hinzu? Antwort: die selbstreferen-tielle Konstitution einer der Systemkomponenten, und zwar der114

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    c. g. . .II)2. . .b.O. .o-

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    Grenze des Handlungssystems. Wahrend sich in der Interaktiondie Systemgrenzen durch die Anwesenheit der Teilnehrner sozu-sagen naturwiichsig bilden, werden sie in der Gruppe in rellexiverKommunikation als Mitgliedschaft im System selbst definiert.Interaktionen miissen, wenn sie auf Dauer gestellt werden sollen,Selbstbeschreibungen erzeugen, die die Wiederholbarkeit der In-teraktionen garantieren, obwohl die Teilnehrner auseinanderge-hen. Wenn diese Selbstbeschreibung der Mitgliedschaft alsGrenze des Handlungssystems tatsachlich operativ verwendetwird, hat sich die Gruppe als autonomes Handlungssystem selbstkonstituiert.Dieser letzte Aspekt der tatsachlichen operativen Verwendung irnSystem macht den relevanten Unterschied zu blo6en statistischenAggregaten aus, die nur au6erlich iiber die Gemeinsamkeit be-stimrnter Personenmerkmale zusammengehalten werden. DasHandlungssystem Gruppe grenzt sich selbst von anderen Zusam-rnenhangen durch den operativen Gebrauch des Mitgliedschafts-kriteriurns abo Selbstkonstitution hei6t freilich nicht gleich demo-kratische Willensbildung oder auch nur Freiwilligkeit; es konnenauch autoritar-hierarchische oder extern erzwungene Handlungs-systeme Gruppencharakter haben, wenn sie nur in ihren Korn-munikationen die Beschreibung ihrer Grenzen iiber Mitglied-schaft operativ verwenden.Eine Steigerung der Gruppenautonomie ist dadurch rnogl ich, da6die Gruppe nicht nur ihre Grenze, sondern auch andere System-komponenten durch reflexive Kommunikation neu konstituiert.Das beruhmt-beriichtigte Wir-Gefiihl oder sonstige Gruppen-ideologien dienen der Selbstkonstitution der Systemidentitat;tiber intern festgelegte Gruppennormen kann die Gruppe selbst-organisierend ihre Strukturen erzeugen; in Gruppenritualen oderelaborierten Beratungsverfahren konnen autonorne Systempro-zesse konstituiert werden, ja in symbolisch ausgezeichnetenGruppenhandlungen sind emergente Systernelemente konstitu-ierbar. Es scheint dabei aber einen strukturellen Prim at derSelbsteingrenzung durch Mitgliedschaft zu geben, dcmgegeniiberandere selbstreferentielle Zirkel nur sekundar sind und nur nochden Grad der Gruppenautonomie steigern.?'Bekanntlich sind aber der Autonomie eines Handlungssystems,das sich nur als Gruppe konstituiert, effektive Grenzen gesetzt.Die Strukturprobleme der Farnilienunternehmen, bei denen wirt-116

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    schaftliche Organisationserfordernisse mit der gruppenhaft be-stimmten Ordnung der Gesellschaft konfligieren, sind ein schla-gendes Beispiel." Die Ernanzipation der Gruppe iiber Mitglied-schaft, die sie von der konkreten Interaktion unabhangig gemachthat, scheint hier in eine selbstverschuldete Abhangigkeit vomPersonenbestand der Gruppe umzuschlagen. Die Gruppe ist vonder Fluktuation ihrer Mitglieder abhangig ( 727 BGB: DieGesellschaft wird durch den Tod eines der Gesellschafter aufge-lost ... ). Dariiber hinaus sind die Grenzen des Handlungssy-stems Gruppe flieBend, da Gruppenhandeln und Individualhan-deln ineinander verschwimmen.Der Ausgang der Gruppe aus ihrer selbstverschuldeten Unmiin-digkeit heiBt formale Organisation - und in unserem Modellhyperzyklische Verkniipfung der Systemkomponenten. Gegen-iiber der Gruppe - so lautet die These - ist die formale Organisa-tion typisch dadurch ausgezeichnet, daB zwischen Grenze undStruktur und zwischen Element und Identitat hyperzyklischeVerkniipfungen aufgebaut werden.Durch eine interessante Innovation macht sich die formale Orga-nisation von den konkreten Mitgliedern unabhangig. Sie konsti-tuiert Mitgliedschaft nicht mehr durch Bezug auf konkrete In-dividuen oder durch abstrakte Merkmale, die die Mitgliederbesitzen miissen, etwa Augenfarbe oder Liebe zu Kaninchen,insgesamt also durch einen Verweis auf die Systemumwelt. Sieverweist vielrnehr auf system interne Strukturen, genauer: auf diefonnal geltenden Systemnormen. Zugehorigkeit wird durch Re-gelunterwerfung und durch nichts anderes definiert.v Damit hatdie Organisation ein intern beherrschbares Kriterium gewonnen,mit dem sie selbst und nicht die Urnwelt die Mitgliedschaftkontrolliert.Wird die Abhangigkeit auch in urngekehrter Richtung hergestellt,so daB Organisationsnormen nur von der Mitgliedschaft geandertund neu produziert werden konnen, ist die ganze Konstruktionselbsttragend geworden. Mitgliedschaft- symbolisiert den Hy-perzyklus zwischen Organisationsnormen und Zugehorigkeit,abstrakter: zwischen Systemstrukturen und Systemgrenzen. Das,.Territoriurn- einer formalen Organisation wird durch den Gel-tungsbereich der Organisationsnormen definiert und nicht durchdas -V olk .. der Mitglieder. Dies macht die Organisation in einerWeise von ihren sozialen Umwelten, besonders den Mitglieder-

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    personlichkeiten, unabhangig, wie es fi.ir die Gruppe noch un-denkbar erscheint. Selbst bei vollstandig ausgewechseltem Mit-gliederbestand kann die Organisation ihre Identitat durchhalten,und dies liegt nicht etwa daran, daB sie dazu ihrc Strukturkonstant gehalten hat. Denn auch die Strukturen konnen gegen-i.iber dem Ausgangszustand total geandert sein. Nur die hyperzy-klische Relation von Mitgliedschaft und Organisationsnormen alssolehe garantiert die Identitat des konkreten Handlungssystems,das sich historisch durch den AnschluB von Organisationshand-lung an Organisationshandlung mit sich sclbst identisch erhalt.Die Parallelen zu Maturanas Unterscheidung von auswechselba-rer Struktur bei konstanter autopoietischer Organisation drangensich auf.94Die andere groBe Innovation durch Organisation hciBt Kollckti-vierung. Sie lost unter anderem das Problem, daB Gruppcn keinekommunikative Geschlossenheit erreichen konnen, wie sie fureine autopoietische Organisation erforderlich ist. Zu groB ist derspill-over von Kornmunikation in der Gruppc zur Kornmunika-tion der Gruppenmitglieder in anderen Kontexten, Denn verlali-liche Kriterien, wann das Handcln eines Einzelmitgliedes durchGruppenkonsens gedeckt ist, sind nur unzureichend entwickel-bar. Das fiihrt einerseits zu unnotigcn Restriktionen des individu-ellen Handelns des Mitglieds, zur Dauerberiicksichtigung seinerGruppenzugehorigkeit in allen rnoglichen Sozialkontextcn, undandererseits zu unnotigeri Restriktionen des Gruppenhandelns,zu seiner Bindung an interne Konsensverfahren (vgl. etwa dieRegeln zur Geschaftsfiihrung und Vertretungsmacht in 709ff. BGB).Eine elegantere Losung bictet das Kollektiv, Die Organisationverselbstandigt sich zur handlungsfahigen collcctivity-:", zurJuristischen Person oder, wie es heute gern hcilit, zum -corporateactor.96 Diese Personifizierung cines Handlungssystems ist we-der reale Verbandspersonlichkeit-:" noch Fiktionv'", ist also -modern ausgedriickt - weder auf dcr Ebcnc dcr rcalen System-operationen noch auf der Ebene dcr (rechts- oder sozial- )wis-senschaftlichen Beobachtung angcsicdelt. Die Kollcktivpcrsonexistiert nicht in der gleichen Weise wic Kommunikationcnexistieren. Sic ist aber auch nicht nur analytischcs Konstrukt dcrWissenschaft oder das Hirngespinst dcr Kollcktivisten und Orga-nizisten, das von methodologischen Individualistcn immcr WIC-l I S

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    der tap fer bekarnpft werden muB.99 Aber auch die unter J uristenverbreitete Fiktion ist eine Fiktion. Die Kollektivperson ist sehrvie! realer als ein blofles Denkprodukt von J uristen oder einhandliches Regulierungsinstrument des Staates sein konnte.Es ist alles sehr vieIeinfacher: ein Kollektiv entsteht durchSe!bstbeschreibung im Handlungssystem selbst. Es hat entspre-chend den realen (oder fiktiven) Status von sozialen Selbstbe-schreibungen. Reflexive Kommunikation innerhalb des Hand-lungssystems -Gruppe- tiber die eigene Identitat und Handlungs-fahigkeit konstitutiert die Kollektivperson als ein semantischesArtefakt, als sprachlich kondensierte Vorstellung von Gruppen-identitat. In dem MaBe nun, in dem eine solche interne Konstruk-tion der eigenen Identitat institutionalisiert wird, in dem sieoperativ verwendet wird, in dem Gruppenkommunikationen sichan dieser selbsterfundenen Identitat orientieren, gewinnt dasKollektiv an sozialer Realitat. Ahnlich wie schon Max Weber, derKollektive als handlungsorientierende Gedankengebilde be-schrieben hatte, kommt Wieacker diesem Sachverhalt sehrnahe'?", wenn er als Substrat der Juristischen Person die so-zialempirische Realitat des gesellschaftlichen Gruppentypus -Ver-band, Korperschafr beschreibt, ,.die im Gruppenbewulltseinder Mitglieder und ihrer Partner und in der spezifischen Eigenartdes Gruppenverhaltens gegeben ist. Ersetzt man in dieser psy-chologisierenden Version ..Gruppenbewufstsein durch reflexiveKommunikation und Gruppenverhalten durch operative Ver-wendung von Selbstbeschreibungen, dann wird deutlich, daBSavigny und Gierke, beide auf ihre Weise, recht hatten. DieJuristische Person ist ,.Fiktion((, aber nicht eine solche des Staatsoder des Rechts, sondern cine Fiktion der Gruppe selbst, diedann in Fremdbeschreibungen der Gruppe durch die Wissen-schaft, die Politik und das Recht elaboricrt und gesamtgesell-schaftlich verbindlich formuliert wird und auf diese Weise in derGruppe als sozial institutionalisierte Selbstbeschreibung wieder-verwcndet werden kann. Und in diesem - eingeschrankten -Sinne gewinnt die Fiktion an Realitat, wird das Kollektiv zur-realen Verbandspersonlichkeit.Eine genauere Analyse verkompliziert die Angelegenheit aller-dings betrachtlich. Man crfaGt die Kollektivierung einer Gruppenur in erster Naherung, wenn man sie als Institutionalisierungvon kollektiver Identitat nach dem Bilde einer menschlichen

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    Person oder eines Organismus versteht. Max Weber etwa sahzwar, daB Kollektive als Gedankengebilde eine ..ganz gewaltige,oft geradezu beherrschende kausale Bedeutung irn Soziallebenhaben, verneinte aber fur eine soziologische Betrachtung kate go-risch deren Handlungsfahigkeit: ,.U nd jedenfalls gibt es fur siekeine -handelnde- Kollektivpersonlichkeit.'?' Diese Reduktiondes Kollektivs auf Gruppenidentitat ist noch zu einfach. Manrnuf vielmehr die collectiviry- als zweistellige Relation begrei-fen, etwa im Sinne Parsons, der sie als Beziehung zwischenWertbewuBtsein und Handlungsfahigkeit konstruiert hat.':"Der Schliissel zum Verstandnis steckt in der hyperzyklischenVerkniipfung von Handlung und Identitat iiber Zurcchnungsme-chanismen. Schon fur den Fall der einfachen Interaktion und dender Gruppe muf man das Alltagsverstandnis von agierendenIndividuen daraufhin umdirigieren, daB Ereignisse erst dadurchzu Handlungen im System werden, daB die Komrnunikation ihreTeilnehmer bzw. Mitglieder als Personen beobachtet, d. h. daBIndividuen als soziale Konsrruktc erst konstituiert und diesenselbstgeschaffenen komrnunikativen Realitaten dann bestirnmteEreignisse als Handlungen zugerechnet werden."" Schon auf derInteraktions- und der Gruppenebene sind es also Zurechnungs-mechanismen, die Systemhandlungen irn Unterschied zu Urn-weltereignissen konstituieren, allerdings als Handlungen (vonPersonen) im System und nicht als Handlungen des Systems (alskollektivern Akteur). Erst wenn man diese Konstruktion ernstnimmt, versteht man den Prozef der Kollektivierung. Kollekti-vierung bedeutet dann nur noch eine Verlagerung der Hand-lungszurechnung von einem Sozialkonstrukt auf das andere, vonnatiirlichen auf juristische Personen. Es wird eine Selbstbe-schreibung des Systems als eines Ganzen produziert, und diesemKonstrukt werden Handlungen als Handlungen des Systemszugerechnet. Auch hier wieder eine selbsttragende Konstruktion:Kollektivhandlungen sind das Produkt des corporate actors-,dem Ereignisse zugerechner werden, und der -corporatc actor-ist nichts als das Produkt dieser Handlungen.Die emergent property" dieser hyperzyklischen Verkni.ipfungliegt nun nicht nur in den Koordinationsvorteilen des -resourcepooling-.':", in der Handlungsfahigkeit des Systems als sol-chern 10j, in den Positionsgewinnen des Systems in Umweltkon-takteu':" oder in der bekannten lcgal immortality. Sic liegt iml20

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    Die Einheit des Rechtssysterns, in: Rechtstheorie 14 (1983), S. 134 ff.;ders., Die Wirtschaft der Gesellschaft als autopoietisches System, in:Zeitschrift fi.ir Soziologie 13 (1984), S. 308- 317.

    28 Vgl. auch die Kritik bei Danilo Zolo, Autopoiesis: Un ParadigmaConservatore, MicroMega I (1986), S. 129-173; Florenz, EUI Collo-quium Paper, Hubert Rottleurhner, Biologische Metaphern imRechtsdenken, Florenz, EUI Colloquium Paper, in: Gunther Teub-ner (Hrsg.), Autopoietic Law, Berlin (irn Erscheinen).

    29 Hochst unterschiedliche Begriffsverwendungen in den einzelnen Bei-tragen diverser Sammelbande i.iber Selbstorganisation und Auto-poiese: Milan Zeleny, Autopoiesis, Dissipative Structures, and Spon-taneous Social Orders, Colorado 1980; ders., Autopoiesis. A Theoryof Living Organization, New York 1981; Frank Benseler/Peter Hejl/Wolfram Krick, Autopoiesis, Communication and Society. TheTheory of Autopoietic Systems in the Social Sciences, Frankfurt1980; Gerhard Roth/Helmut Schwegler (Hrsg.), Self-OrganizingSystems, Frankfurt 1981; Hans Ulrich/Gilbert Probst (Hrsg.), Self-Organization and Management of Social Systems, Berlin 1984; Gun-ther Teubner (Hrsg.), Dilemmas of Law in the Welfare State, Berlin1985; ders., Auropoietic Law, Berlin (irn Erscheinen). Ein Bild i.iberden Stand der Begriffsbildung geben auch die verschiedenen Defini-tionsbemi.ihungen in diesem Band.

    30 Erich Jantsch, The Self-Organizing Universe: Scientific and HumanImplications of the Emerging Paradigm of Evolution, Oxford1980.31 Humberto Maturana, Erkennen, a.a.O. (Anm.14), S.36; NiklasLuhmann, Soziale Systeme, a.a.O. (Anrn. 5), S. 59.

    32 Francisco Varela, Autonomy and Autopoiesis, a.a.O. (Anm.24),S. 14-24; ders., Describing the Logic of the Living, in: Milan Zeleny(Hrsg.), a.a.O. (Anm. 29), 1981, S.36-47.

    33 Gerhard Roth, Erkenntnistheoretische Probleme des Prinzips derSclbstorganisation und der Selbstreferenrialitat , Manuskript, Bremen1984; ders., Selbstorganisation - Selbsterhaltung - Selbstreferentiali-tat: Prinzipien der Organisation der Lebewesen und ihre Folgen fu rdie Beziehung zwischen Organismus und Umwelt, in: A. Dress u. a.(Hrsg.), Selbstorganisation - Zur Bedeutung eines neuen disziplin-i.ibergreifenden Paradigmas fi.ir die Einzelwissenschaften, Mi.inchen1986; ders., Autopoiese und Kognition: Die Theorie H. R. Matu-ranas und die Notwendigkeit ihrer Weiterentwicklung, in: G. Schie-pek (Hrsg.), Systemische Diagnostik. Pro und Contra, Weinheim1986.

    34 Niklas Luhmann, Soziale Systeme, a.a.O. (Anm. 5), S. 24.35 A.a.O., S. 600 f. Vgl. dazu auch den Beitrag von Max Miller, Selbstre-ferenz und Differenzerfahrung, in diesem Band, S. 187 ff.

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    36 A.a.O., S. 593 ff.37 Milan Zeleny, Autogenesis, m: ders., (Hrsg.), Autopoiesis, New

    York 1981, S. 91-115.38 Heinz von Foerster, Observing Systems, Seaside 1981, S.287ff.;

    ders., Erkenntnistheorie und Selbstorganisation, in: Delfin 3 (1984),S. 6-19; ders., Principles of Self-Organization - In a SociomanagerialContext, in: Hans Ulrich/Gilbert Probst (Hrsg.), Self-Organizationand Management of Social Systems, Berlin 1984, S. 2-24.

    39 Humberto Maturana, Erkenncn, a.a.O., S. 18 H.40 A.a.O., (Anm. 14), S.28.41 Francisco Varela, Autonomy and Autopoiesis, a.a.O. (Anm.24),

    S. 14-24; ders., Describing the Logic of the Living, a.a.O. (Anm. 32),S36-48.42 Gerhard Roth, Erkennmistheoretische Probleme, a.a.O. (Anm. 33);ders., Selbstorganisation, a.a.O. (Fn. 33); ders., Autopoiese und Ko-gnition, a.a.O. (Anm.33).

    43 Stein Braten, Paradigms of Autonomy: Dialogical or Monological?Florenz, EUI Colloquium Paper, in: Gunther Teubner (Hrsg.),State, Law, Economy as Autopoietic Systems, Berlin (irn Erschei-nen).

    44 Niklas Luhmann, Soziale Systeme, a.a.O. (Anrn.j ), S.25, 227 H.,247 f.45 Manfred Eigen/Peter Schuster, The Hypercycle, a.a.O. (Anm. 13).

    46 Donald Campbell, Variation and Selective Retention in Socio-Cul-tural Evolution, in: General Systems 14 (1969), S. 69-85; ders., Onthe Conflicts Between Biological and Sociological Evolution andBetween Psychology and Moral Tradition, in: American Psycholo-gist 30 (1975), S. 1103-"1126; Bernhard Giesen, Makro-Soziologie.Eine evolutionstheoretische Einfiihrung, Hamburg 1980; Philippevan Parijs, Evolutionary Explanation in the Social Sciences: AnEmerging Paradigm, London 1981.

    47 Milan Zeleny, Autogenesis, in: ders. (Hrsg.), Autopoiesis, NewYork 1981, S. 101.

    48 Vgl. allgemein zur Evolution des Hyperzyklus auch Milan Zeleny,a.a.O., S. 100 f.

    49 Humberto Maturana, Erkennen, a.a.O. (Anm. 14), S. 158.50 Vgl. Ranulph Glanville, The Same is Different, in: Milan Zeleny

    (Hrsg.), Autopoiesis, New York 1981, S. 25].51 Vgl. die glanzende Analyse des Rechtsproblerns, ob das zwolfreKamel zuriickzugeben ist oder nicht, bci Niklas Luhmann, DieRiickgabe des Zwolften Kamels, Konferenzmaterialien, Autopoiesisin Law and Society, Florenz 1984.

    52 Niklas Luhmann, Soziale Systeme, a.a.O. (Anm. 5), S. 607 H .53 Vgl. Niklas Luhmann, Die Einheit des Rechtssysterns, a.a.O.

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    (Anm. 7), 5.134; siehe auch Ernst von Glasersfeld, Einfiihrung in denradikaJen Konstruktivisrnus, in: P. Watzlawick, Die erfundene Wirk-lichkeit, Miinchen 1981, S. 16-38; Peter Hejl, a.a.O. (Anrn. 18).

    54 Francisco Varela, L'auto-organisation: de l'apparence au mecanique,in: Paul Dumouchel/Jean-Pierre Dupuy (Hrsg.), L'autoorganisation:de la physique au politique, Paris 1983, S. 147-164. Vgl. hierzu auchden Vorschlag einer -zweisprachigen Analyse von Sozialsystemenbei Johannes Berger, Autopoiesis: Wie -systernisch ist die Theoriesozialer Systeme? (In diesem Band, 5.129 ff.)

    55 Dazu Gunther Teubner, Social Order from Legislative Noise? Auto-poietic Closure as a Problem for Legal Regulation, Florenz, EUIColloquium Paper, in: ders. (Hrsg.), State, Law, Economy as Auto-poietic Systems, Berlin (irn Erscheinen).

    56 T. Ballmer/Ernst von Weizsacker, Biogenese und Selbstorganisation,in: Ernst von Weizsacker (Hrsg.), Offene Systerne I: Beitrage zurZeitstruktur von Information, Entropie und Evolution, Stuttgart197457 Vgl. Helmut Willke, Entzauberung des Staates. Uberlegungen zueiner sozietalen Steuerungstheorie, Konigstein 1983. Zum genaudarauf bezogenen Begriff der third order autopoiesis vgl. BobJessop, The Economy, the State and the Law: Theories of RelativeAutonomy, in: Gunther Teubner (Hrsg.), State, Law, Economy asAutopoietic Systems, Berlin (irn Erscheinen).

    58 Hubert Rotrleuthner, a.a.O. (Anm.28).59 Z. B. Niklas Luhmann, Subjektive Rechte: Zurn Umbau des Rechts-

    bewulitseins fur die moderne Gesellschaft, in: ders., Gesellschafts-struktur und Sernantik, Bd.2, Frankfurt 1981, 5.99; ders., DieEinheit des Rechtssysterns, a.a.O. (Anm. 7), S. 135, 139 ff. j ders., TheSelf-Reproduction of the Law and Its Limits, in: Gunther Teubner(Hrsg.), Dilemmas of Law in the Welfare State, Berlin 1985, 5.111-127,S.113ff.

    60 H. L. A. Hart, The Concept of Law, London 1961, 5.77 ff.61 Paul Bohannan, Law and Legal Institutions, in: International Ency-

    clopedia of the Social Sciences (1968), 5.73.62 Dazu etwa die Marerialien bei Uwe Wesel, Fruhforrnen des Rechts in

    vorstaatlichen Gesellschaften, Frankfurt 1985.63 Marc Galanter, Justice in Many Rooms, in: Mauro Cappelletti

    (Hrsg.), Access to Justice and the Welfare State, Florenz 198I, S. 147-182.

    64 Vgl. Uwe Wescl, a.a.O. (Anm. 62), 5.52 ff.65 Marc Galanter, a.a.O. (Anm. 63), 5.161 ff.66 Vgl. Theodor Geiger, Vorstudien zu einer Soziologie des Rechts,

    Neuwied 1964, 5.48 ff.67 H. L. A. Hart, a.a.O. (Fn. 60), 5.77 ff.; siehe auch den Rechtsbegriff

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    bei Paul Bohannan, a.a.O. (Anm.61); Philippe Noner/Philip Sclz-nick, Law and Society in Transition, New York 1978, S. loff.; MarcGalanter, a.a.O. (Anm. 63), S. 162 f.

    68 H. L.A. Hart, a.a.O. (Anm.60), S. 95.69 Francois Ewald, Le droit du droit, Florenz, EUI Colloquium Paper,

    in: Gunther Teubner (Hrsg.), Autopoietic Law, Berlin (im Erschei-nen).70 Anders Niklas Luhmann, Die Einheit des Rechtssysrerns, a.a.O.

    (Anm.y), S. I4I.71 Vgl. Hans-Georg Deggau, a.a.O. (Anm. 25).72 Hubert Rottleuthner, a.a.O. (Anm. 58).73 H. L.A. Hart, a.a.O. (Anm.60), S. 91 ff.74 A.a.O., S92.75 Dazu Gunther Teubner, Standards und Direktiven in Generalklau-

    seln, Frankfurt 1971; ders., Generalklauseln als sozionormative Mo-delle, in: H. Stachowiak (Hrsg.), Bediirfnisse, Werte und Normen imWandel, Bd. I, Miinchen 1982, S. 87-1 12.

    76 Niklas Luhmann, Rechtssoziologie, Bd. I u. 2, Reinbek 1972,S. 207 H. j Horst Dreier, Hans Kelsen und Niklas Luhmann, Positivi-tat des Rechts aus rechtswissenschaftlicher und systemtheoretischerPerspektive, in: Rechtstheorie 14 (1983), S. 419 H.

    77 Vgl. Josef Esser, Richterrecht, Gerichtsgebrauch und Gewohnheits-recht, in: Festschrift [iir Fritz von Hippel, Tiibingen 1967, S. 95 H. jHans Otto Freitag, Gewohnheitsrecht und Rcchtssystem, Berlin1976, S. 103 H., 169 f.

    78 Karl-Heinz Ladeur, Perspektiven einer post-modernen Rechtsrheo-rie, Florenz, EUI Colloquium Paper, in: Gunther Teubner (Hrsg.),Autopoietic Law, Berlin (im Erscheinen).

    79 Niklas Luhmann, Subjektive Rechte, a.a.O. (Anm. 59), S. 96 H.80 Niklas Luhmann, Die Einheit des Rechtssystcms, a.a.O. (Anm.y),

    S.136.8I Karl-Heinz Ladeur, a.a.O. (Anm.78).82 Josef Esser, Grundsatz und Norm in der richterlichen Fortbildung

    des Privatrechts. Rechtsvergleichende Beitragc zur Rechrsquellen-und Interpretationslehre, Tiibingen 1956, S. 123 ff., 253 H.j ders.,Vorverstandnis, a.a.O. (Anm. 2), S. 71 H.

    83 Vgl. auch das Konzept der Fallnorrn bei Wolfgang Fikentscher,Methoden des Rechts, Bd. IV, Tiibingen 1977, S. 202 H.

    84 Dazu als neuere anspruchsvolle Forrnulierung Werner Flume, AlIge-meiner Teil des biirgerlichen Rechts, Bd. I,Teil I-Die Personenge-sellschaft, Berlin 1977, S. 37 ff., 87 H.

    85 Vgl. die Verwunderung iiber solche IndiHerenz bei Claus Ott, Rechtund Realitat der Unternehmenskorporation. Ein Beitrag zur Theorieder Juristischen Person, Tiibingen 1977, S. 36 f.

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    86 Etwa Dieter Claessens, Gruppen und Gruppenverbande, Systernati-sche Einfiihrung in die Foigen von Vergesellschaftung, Darmstadt1977, S. 5H., 59H.; Viktor Vanberg, Markt und Organisation, Tiibin-gen 1982, S.8H.

    87 Otto von Gierke, a.a.O. (Anm. 3).88 Herbert Wiedemann, Gesellschaftsrecht. Ein Lehrbuch des Unter-

    nehrnens- und Verbandsrechts, Bd. I, Miinchen 1980, S. 196.89 James Coleman, Power and the Structure of Society, New York1974; ders., The Asymmetric Society, Syracuse 1982; ders., Respon-sibility in Corporate Action: A Sociologist's View, in: Klaus Hopt/Gunther Teubner (Hrsg.), Corporate Governance and Directors'Liabilities, Berlin 1985, S. 69-91; Viktor Vanberg, a.a.O. (Anm.86).

    90 Cons tans Seyfarth, Wieviel Theorie kann Soziologie vertragen?, in:Soziologische Revue 9 (1986), S. 19.

    91 Eine Analyse der Gruppenautonomie in systerntheoretischer BegriH-lichkeit etwa bei Theodore Mills, Soziologie der Gruppe, Miinchen1969, S. IS4 ff.

    92 Dazu Dieter Reuter, Privatrechtliche Schranken der Perpetuierungvon Unternehmen. Ein Beitrag zum Problem der Gestaltungsfreiheitim Recht der Unternehmensformen, Frankfurt 1973.

    93 Niklas Luhmann, Funktionen und Foigen formaler Organisation,Berlin 1964, S. 29 H.; Gunther Teubner, Die Gesellschaft des biirger-lichen Rechts. Kommentierung zu 705 ff. BGB, in: Alternativ-kornrncnrar zum Biirgerlichen Recht, Neuwied 1979, S. 727.

    94 Hurnberto Maturana, Erkennen, a.a.O. (Anm. 14), S. 240 f.95 Talcott Parsons, TIle Social System. The Major Exposition of the

    Author's Conception Scheme for the Analysis of the Dynamics ofthe Social System, New York 1951, S.41.

    96 James Coleman, Power, a.a.O. (Anm.89); ders., The AsymmetricSociety, a.a.O.; Viktor Vanberg, Markt und Organisation, a.a.O.(Anm.86).

    97 Otto von Gierke, a.a.O. (Anm. 3).98 Friedrich Carl von Savigny, a.a.O. (Anrn.a), S. 236, 239.99 Viktor Vanberg, Die Zwei Soziologien - Individualismus und Kol-lektivisrnus in der Sozialtheorie, Tiibingen 1975; ders., Markt und

    Organisation, a.a.O. (Fn. 86), S. IH., 8 ff.100 Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Tiibingen 1925, S. 6 f.

    Franz Wieacker, Zur Theorie der Juristischen Person des Privat-rechts, in: Festschrift fiir Rudolf Huber, Gotringen 1973, S.367.

    101 Max Weber, a.a.O., S. 7.102 Talcott Parsons, Social System, a.a.O. (Anm.95), S. 41, 96; Talcott

    Parsons/Neil Smelser, Economy and Society. A Study in the Integra-tion of Economic and Social Theory, London 1956, S. 15 f.

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    103 Vgl. Niklas Luhmann, Soziale Systerne, a.a.O. (Anrn. S), S. 155,225 ff.

    104 Viktor Vanberg, Markt und Organisation, a.a.O. (Anm. 86).105 Thomas Raiser, Das Unternehmen als Organisation. Kritik und

    Erneuerung der juristischen Unternehmenslehre, Berlin 1969,S. 166 ff.

    106 Niklas Luhmann, Soziale Systeme, a.a.O. (Anm. S), S. 271.107 Gunther Teubner, Unternehmensinteresse - das gesellschaftliche

    Interesse des Unternehrnens "an sich, in: Zeitschrift fi.ir das ge-samte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht 149 (1984), S.470-488(S. 477 f.).