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THAILAND-RUNDSCHAU der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft e.V., Köln Jahrgang 30 Februar 2017 Nr. 1 ISSN: 0934-8824

THAILAND-RUNDSCHAU... · Thailand: Die Schatztaucher von Bangkok 29 Philipp Abresch Thailändisches Mosaik 31 Gerhard Klinkhardt Typisch Thai –Rikscha-Art 35 Werner Dackweiler DEUTSCH-THAILÄNDISCHE

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  • THAILAND-RUNDSCHAU der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft e.V., Köln

    Jahrgang 30 Februar 2017 Nr. 1

    ISSN: 0934-8824

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    THAILAND-RUNDSCHAU Impressum und Inhalt

    Inhalt Nr. 1 – 2017 Vorwort 3

    S. M. König Bhumibol Adulyadej von Thailand 6 Karl E. Weber

    Die thailändisch-deutsche Gemeinde in 8 Deutschland trauert um König Bhumibol Werner Dackweiler

    Gedenkfeier der Deutsch-Thailändischen Gemeinde 13 Baden-Württembergs für König Bhumibol Adulyadej in Stuttgart anlässlich des 100. Tages nach dem Ableben

    Khun Jumreng hat schon um mehrere Könige getrauert 14 Praves Mangkang

    Der Tod des Königs – 16 Was sich für mich als Farang verändert hat Marie Schmutz

    Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens 18 der Bundesrepublik Deutschland an I.E. Frau Nongnuth Phetcharatana, Botschafterin

    Jugendstilarchitektur in Bangkok 19 Alice Mann

    Highlights des Austauschprogramms 22 Donina Ruppert

    Healthy food und simple living – 24 Wiederaufleben der urbanen Gartenbewegung durch Bangkoks grüne Pioniere Judith Bopp

    Thailand: Die Schatztaucher von Bangkok 29 Philipp Abresch

    Thailändisches Mosaik 31 Gerhard Klinkhardt

    Typisch Thai –Rikscha-Art 35 Werner Dackweiler

    DEUTSCH-THAILÄNDISCHE GESELLSCHAFT e.V.

    Ehrenpräsidentin: Die Botschafterin des Königreiches

    Thailand in Deutschland Präsidentin:

    Prof. Dr. Frauke Kraas Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. Dr. h.c. K.-H. Pfeffer

    Schatzmeister: Günter Blindert

    Vorstandsmitglieder: Dr. Lutz Damerow

    Dr. Arnd D. Kumerloeve

    RUNDSCHAU -IMPRESSUM

    Herausgeber und Verlag: Deutsch-Thailändische Gesellschaft

    e.V. Redaktion:

    Prof. Dr. Frauke Kraas, 50923 Köln (ViSdP)

    unter Mitarbeit von , Dr. Arnd D. Kumerloeve, Köln,

    Prof. Dr. Karl-Heinz Pfeffer, Tübingen Dr. Lutz Damerow, Bonn

    Layout: Anke Dick-Follmann, Rodgau Druck

    Druckerei Koges, Bonn ISSN: 0934-8824 Geschäftsstelle

    und Redaktionsbüro Iddelsfelder Straße 33

    51067 Köln +49 (0)221 / 68 00 210

    Fax: +49 (0)221 / 96 90 287 E-Mail: [email protected]

    Internet: http:// www.dtg.eu THAILAND-RUNDSCHAU, die Zeit-schrift der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft e.V., erscheint dreimal im Jahr im Umfang von je ca. 40 Seiten. Der Bezugspreis ist durch den Mit-gliedsbeitrag abgegolten. Redaktionsschluss: für Heft 2-2017: 01.06.2017 für Heft 3-2017: 01.10.2017 für Heft 1-2018: 01.02.2018

    Namentlich gekennzeichnete oder aus anderen Publikationen über-nommene Beiträge dienen ausschließlich der Information unserer Leser und geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Gesell-schaft wieder. Wir freuen uns sehr über eine Unterstützung unserer Arbeit und jede Spende wird steuerlich absetzbar bescheinigt: Sparkasse KölnBonn IBAN DE60370501980034405720, SWIFT COLSDE33

    Titelfoto: Räucherstäbchen © Werner Dackweiler Innenfoto: Phra Narai, der Bewahrer des Kosmos © Werner Dackweiler

  • THAILAND-RUNDSCHAU Vorwort

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    Liebe Freunde und Mitglieder der DTG! Während einer Konferenz jüngst in Khon Kaen konnte ich in sehr unmittelbarer, intensiver und berührender Weise erleben, wie sehr der Tod Seiner Majestät König Bhumibols die thailändische Gesellschaft bis tief in die akademischen Zirkel ergriffen hat. Selbst Kollegen, die während vergangener Tagungen in durchaus teils ausgesprochen kontroverser und ungewöhnlich deutlicher Weise ihr Urteil zu und ihre Vorstellungen von der Zukunft des Landes sowie den ihrer (unterschiedlicher) Überzeugung nach zu wählenden Wegen dahin disku-tiert hatten, schoben ihre Differenzen beiseite, beharrten nicht auf Auseinandersetzungen – sondern waren „über die vormaligen Farben hinweg“ in Sorge um die Zukunft sowie tiefen Respekt und Trauer über den Ver-lust von König Bhumibol vereint. Viele Menschen scheinen sich nicht nur im Innehalten, sondern im Besinnen auf wirklich Wesentliches zu finden. Wenn man allein die Kommentare und Analysen zur Situation des Landes sowie Beschreibungen der landesweiten und persönlichen Trauer in internationalen Medien liest, kommt man kaum umhin zu bemerken, wie wenig eine solche, teils recht distanzierte Sicht mit den Empfindungen, Ge-danken und Gefühlen der großen Mehrheit der Thais zu tun hat. Auch wenn es sich hier verbietet, zu einzel-nen Berichten und Kommentaren Stellung zu nehmen, scheint es angebracht, zur Mäßigung des externen Urteils zu mahnen und daran zu erinnern, dass wir uns „im Westen“ manchmal eine Deutungshoheit anma-ßen, die eines tieferen, in der lokalen Gesellschaft verwurzelten Verständnisses entbehrt. Sprechen darüber, miteinander, mit den thailändischen Freunden – es war in Khon Kaen intensiver als zuvor.

    Ins Gespräch kommen, im Gespräch bleiben möchten wir mit Ihnen auch wieder während unserer kommen-den Jahresversammlung – am 20. Mai 2017, dieses Mal wieder in Köln. Es würde uns sehr freuen, Sie be-grüßen zu dürfen. Das genaue Programm finden Sie in der vorliegenden Thailand-Rundschau – bitte seien Sie so gut und melden Sie sich rechtzeitig an. Es warten ein Vortrag und Diskussion mit Botschafter a.D. Dr. Warawit Kanithasen auf Sie sowie nach der Mitgliederversammlung das Angebot, an einem kleinen Thai-Schnupperkurs sowie einer Thailand-bezogenen Führung durch das Rautenstrauch-Joest-Museum teilzu-nehmen. In diesem Sinne: Auf gesundes Wiedersehen im Mai in Köln!

    Mit besten Grüßen, im Namen des gesamten Vorstands, Ihre Frauke Kraas

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    EINLADUNG

    Deutsch-Thailändische Gesellschaft

    Der Vorstand lädt herzlich ein:

    Mitgliederversammlung

    am Samstag, den 20. Mai 2017 im Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33, 50676 Köln

    10:00 Uhr Treffen zum Gespräch bei Kaffee und Gebäck 10:30 Uhr Begrüßung 10:40 Uhr Vortrag von Dr. Warawit Kanithasen, Botschafter a.D., Bangkok:

    Thailand und der Zweite Weltkrieg 12:00 Uhr Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Lai Thai 2, Blaubach 18, 50676 Köln (7 Gehminu-

    ten vom Museum). Menu inkl. Getränke (nur mit Voranmeldung) als Option für diejenigen, die daran teilnehmen möchten (Kostenbeitrag: 18,- € für Mitglieder, 25,- € für Nicht-Mitglieder)

    14:00 Uhr Eröffnung der Mitgliederversammlung

    TOP 1 Feststellung der Ordnungsmäßigkeit der Versammlung und Beschlussfähig-keit, Genehmigung der Tagesordnung

    TOP 2 Jahresbericht der Präsidentin TOP 3 Finanzbericht des Schatzmeisters / Bericht der Kassenprüfer TOP 4 Aussprache zu TOP 2 und TOP 3 TOP 5 Entlastung des Vorstandes TOP 6 Wahl des Vorstandes TOP 7 Wahl der Kassenprüfer für das Jahr 2017 TOP 8 Jahresbeiträge 2018 (§ 6 der Satzung) TOP 9 Verschiedenes, Anregungen, Kritik

    16:00 Uhr Thai-Schnupperkurs mit Frau Lachmann und Frau Schiedrich 17:15 Uhr Führung durch die Thailand-Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums für DTG-

    Mitglieder (nach Voranmeldung, kostenfrei) 18:00 Uhr Ende der Veranstaltung Wir bitten um Ihre Anmeldung spätestens bis zum 9. Mai 2017, per Telefon (0221-68 00 210), Fax (0221-96 90 287), Mail ([email protected]) oder Post (Iddelsfelder Straße 33, 51967 Köln). Bitte geben Sie verbindlich an, ob Sie am Mittagessen teilnehmen möchten. Wir wünschen Ihnen eine gute Anreise und freuen uns auf angenehme Stunden im Rahmen der DTG. Für diejenigen, die bereits am Vorabend anreisen, ist ab 19 Uhr im oben genannten Restaurant Lai Thai ein Tisch reserviert. So kann schon am 19. Mai ein erstes Wiedersehen möglich werden.

    Der Vorstand der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft

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    Informationen Zum Vortrag von Dr. Warawit Kanithasen, Botschafter a.D., Bangkok: Thailand und der Zweite Weltkrieg. "Am 7. Dezember 1941, an dem Tag, an dem Pearl Harbour angegriffen wurde, marschierten die kai-serlichen Truppen von Japan in das Königreich Thailand (früher: Siam) ein. Die damalige Regie-rung Thailands leistete keinen Widerstand und kooperierte mit den Japanern. Noch am gleichen Tag wurde eine von Pridi Banomyong (1900 - 1983) mitbegründete Widerstandsbewegung (Seri-Thai-Bewegung) aktiv und bestand bis zum Kriegsende aus etwa 80.000 freiwilligen Patrioten, die die Alli-ierten im Kampf gegen die Japaner unterstützten. Am 16. August 1945 verkündete Pridi, der zu jener Zeit das Amt des Regenten innehatte, im Namen des Königs Ananda Mahidol, die Friedenserklärung. Darin wurden u.a. die früheren Kriegserklärungen der Thai-Regierung an die Vereinigten Staaten und an Großbritannien für nichtig erklärt und die im Krieg mit Hilfe der Japaner eroberten Gebiete wur-den zurückgegeben. Thailand erhielt auf der Grund-lage dieser Erklärung seine völlige Unabhängigkeit wieder zurück."

    Informationen zum Thai-Schnupperkurs mit Frau Lachmann und Frau Schiedrich

    Thailändisch lernen ist einfacher als Sie denken! Nur, Sie müssen den Anfang machen. Hier und jetzt! Die Deutsch-Thailändische Gesell-schaft bietet Ihnen dazu die Gelegenheit. Nutzen Sie eine Schnupperstunde im Rauten-strauch-Joest-Museum. Bereits wenig Thai reicht aus, um Thailand heraus-ragend zu erleben. Einige Wörter und Sätze zu kennen, kann auch einen dreiwöchigen Urlaub ungemein bereichern. Jedes Wort wird zum wahren „Türöffner“.

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    Vorbemerkung der Redaktion: Nach dem Ableben des Königs konnten wir auf allen Kanälen, in allen Medi-en eine Vielzahl von Nachrufen lesen, die das Wirken des Monarchen aus den unterschiedlichsten Blickwin-keln heraus beleuchtet haben. Dieser langen Liste möchten wir keinen weiteren Text anfügen, der wahr-scheinlich ohnehin nichts Ungesagtes sagen könnte. Statt dessen soll der folgende Beitrag unseres Kollegen und langjährigen Autors der 'Thailand-Rundschau' Karl E. Weber einen Blick aus einem eher persönlichen Erleben ermöglichen. Prof. Dr. Karl E. Weber ging ursprünglich als junger Wissenschaftler für das 'Südasien-institut' der Universität Heidelberg nach Bangkok, "tauchte" kongenial in die Kultur ein, wurde Hochschullehrer und lebt dort nunmehr seit rund 50 Jahren. Wenn überhaupt, dürfte es wenige lebende Deutsche geben, die dieses faszinierende Land in vergleichbarer Weise erforscht, erfühlt und verstanden haben. AKU

    S. M. König Bhumibol Adulyadej von Thailand

    Im 70. Jahr seiner Herrschaft verschied am 13. Oktober 2016 S. M. König Bhumibol Adulyadej von Thailand im 88. Lebensjahr. Als neunter König der Chakri-Dynastie währte seine Herrschaft länger als die seiner Vorgänger. Auch war König Bhumibol Adulyadej bis zum Tage seines Ablebens der Mo-narch, dessen Herrschaft länger dauerte, als die aller anderen lebenden Monarchen weltweit. Die Angehörigen vieler Generationen von Thailändern und eine nicht geringe Anzahl von Staatsbürgern anderer Nationalität, die in Thailand seßhaft gewor-den sind, lebten bewußt unter der Herrschaft von König Bhumibol Adulyadej, der sich über sieben Jahrzehnte hin - jenseits jeden politischen Macht-anspruchs - immenser Hochachtung erfreute und einzigartigen, allerhöchsten Respekt genoß.

    Früh in seiner Herrschaft entfaltete König Bhumibol sein segensreiches Wirken besonders in abgelege-nen Landesteilen, wo auf seine Initiative hin und oftmals unter seiner direkten Anleitung zahlreiche Projekte in Gang gesetzt wurden, die heute unter dem Begriff „Königsprojekte“ bekannt sind. Es ist zu hoffen, daß das exemplarische Engagement des verstorbenen Königs zum Wohle Thailands unge-mindert fortwirken wird. Seit nunmehr 49 Jahren in Thailand tätig und lebend, bin ich Zeitzeuge des Wirkens von König Bhumibol Adulyadej und möchte aus einer ganz persönlichen Sicht ein wenig von den Vorgängen schildern, die für mich wichtig gewesen sind. In bleibender Erinnerung ist mir im Jahre 1987 die Begegnung mit dem König aus Anlaß seiner Entgegennahme der First AIT Gold Medal for Outstanding Leadership in Rural Development, der ersten, auf Initiative von Suvit Yodmani vom Asian Institute of Technology (AIT) verliehenen Goldmedaille für eine herausragende Führungsrolle in der ländlicher Entwicklung. Der Anlaß war eine Ausstellung mit Fotografien und Texten aus einem von mir im Jahre 1987 im AIT verfaßten Buch über

    die Verleihung der genannten Auszeichnung an den König. Im Verlauf der Besichtigung dieser Ausstellung - ursprünglich auf eine Dauer von zehn Minuten anberaumt - würdigte König Bhumibol Adulyadej die gezeigte Darstellung seiner Projekte, unterhielt sich mit mir, erläuterte während unseres vierzig-minütigen Rundgangs seine Ansätze und wies mich auf Details hin. Tief beeindruckt war ich von der Fachkenntnis des Königs hinsichtlich der komplexen Problematik ländlicher, insbesondere agrarischer Entwicklung, der diesbezüglichen Anwendung von Remote Sensing und elektronischer Fernerkundung und ebenso beeindruckt war ich von seiner offenherzigen Freundlichkeit. (Die erwähnte Ausstellung wurde übrigens danach – ergänzt um deutsche Texte – von Dezember 1987 bis Januar 1988 in Bad Godesberg gezeigt). Infolge dieser Ereignisse und auf die Anregung des Königs hin verfaßte ich einen Projektvorschlag „Das Herzland des Isan“ mit dem Ziel einer integrierten Entwicklung im Stromgebiet des Phang Chu-Flusses, einer Region in Thailands Nordosten, die Teile der Provinz Khon Kaen, der Provinz Maha Sarakham und der Provinz Buri Ram umfaßt. Wesentliche Elemente dieser Konzeption wurden später realisiert und es war bei mehreren Gelegenheiten in den frühen 1990er Jahren, dass Prinzessin Maha Chakri Sirinthorn mir sagte, wie enorm positiv ihr Vater diese seinerzeit konzipierten Projektansätze beurteilt hat. Einige Jahre später erhielt ich ein weiteres Zeichen der Hochachtung seitens des Monarchen. Meine Mutter war im November 1996 verstorben, und im Februar 1997 - am Ende der Zeitspanne von einhundert Tagen seit dem Tode - gewährte der König persönlich die Erlaubnis zum Gebrauch der Königlichen Flamme für die Einäscherung des Leichnams der Verstorbenen. Über die phra ratchathan phloeng genannte Zeremonie im März

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    1997 präsidierte der Principal Private Secretary, höchstrangiger persönlicher Sekretär des Königs. In tiefer Ehrfurcht denke ich heute noch an diesen außergewöhnlichen Erweis königlicher Gunst, der meiner verstorbenen Mutter und zugleich mir zuteil wurde. Beginnend im Jahre 2002 war ich mehrere Jahre lang mit den Ausarbeitungen von Schriften vielfältiger Art beschäftigt, die das Wirken des Königs wie auch der Königin zum Thema hatten. Zwischen 2005 bis 2013 verfasste ich z.B. zahlreiche Beiträge für den Jahreskalender THAILAND Executive Diary (in Thai Samut bantuek pracham wan samrap phu borihan), eine jährliche Veröffentlichung des National Identity Board, Office of the Prime Minister, Royal Thai Government. Sehr intensiv konnte ich mich mit dem Handeln des Königs befassen, als ich mit der Überarbeitung und umfassenden Korrektur von zwei Buchveröffent-lichungen betraut wurde („King Bhumibol – Strength of the Land “ sowie „Phalang Haeng Phaen Din

    Navaminthara Maharaja”), die dann anschließend von mir auch ins Deutsche übersetzt wurden („König Bhumibol – Erneuerer seines Landes“, Bangkok 2005, Office of the Prime Minister, ISBN 978-974-9772-53-9). „Mutter erzählt“, so die deutschsprachige Entsprechung einer von Prinzessin Galyani Vadhana - der älteren Schwester des verstorbenen Königs - verfaßten Lebensgeschichte ihrer beider Mutter über die Jahre 1900 bis 1938. Der Text wurde von mir in Teilen übersetzt, umfassend redigiert und dann im Jahre 2008 in einer englischen Ausgabe („As Mother Told Me”) von der Siam Society unter königlicher Schirmherrschaft herausgegeben. Für Thailand, seine Bevölkerung, seine Freunde wie Freundinnen und Bewunderer markieren die Tage nach dem Ableben des hochgeschätzten Monarchen eine Zeit des Abschiednehmens und des ehrfurchtsvollen Gedenkens. Karl E. Weber

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    Die thailändisch-deutsche Gemeinde in Deutschland trauert um König Bhumibol

    Werner Dackweiler

    Foto: © Thailändische Botschaft Berlin In zahlreichen deutschen Städten, insbesondere dort, wo thailändische Tempel und Konsulate ansässig sind, kommen Thais und Deutsche zusammen, um gemeinsam zu trauern und des verstorbenen Königs S.M. Bhumibol Adulyadej dankbar und mit großem Respekt zu gedenken. In den buddhistisch-thailändischen Tempeln finden bundesweit, täglich in den Abendstunden, oftmals wie in München 30 Tage lang, Gedenkandachten zu Ehren Seiner Majestät statt. Auch hier besteht die Möglichkeit für die Trauernden, sich in ausliegende Kondolenzbücher einzutragen. An der Thailändischen Botschaft und in den Konsulaten, Tempeln und thailändischen Restaurants wehen die thailändischen Fahnen auf Halbmast. Nach Bekanntwerden des Ablebens Seiner Majestät trafen sich in einigen Städten spontan zahlreiche Men-schen auf öffentlichen Plätzen, um ihre Trauer kundzutun, Kerzen zu entzünden, für den König zu beten und die Königshymne zu singen. In thai-deutschen Familien werden kleine Hausaltäre errichtet, um des Monarchen zu gedenken und für ihn zu beten.

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    Gedenkfeier der Deutsch-Thailändischen Gemeinde Baden-Württembergs für König Bhumibol Adulyadej in Stuttgart an-

    lässlich des 100. Tages nach dem Ableben UnterArtikelÜberschrift

    Name

    Text. Auorenkasten.

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    Khun Jumreng hat schon um mehrere Könige getrauert - Drei Könige der Chakri-Dynastie schmücken ihren Hausaltar -

    Praves Mangkang

    Khun Jumreng Mangkang ist das Trauern gewohnt. Die 87 Jahre alte Dame, geboren in der Amtszeit von König Prajadhipok (Rama VII.), einem Sohn König Chulalongkorns, wohnte zeitlebens in ihrem über 300 Jah-ren alten hölzernen Haus, das also noch aus der Zeit des Königreichs Ayutthaya stammt, im Dorf Ban Nong Saen im Osten der Provinz Nakhon Nayok mit Blick auf die nahe Dong Phaya Yen-Bergkette.

    Khun Jumren’s Teakholzhaus aus der Ayutthaya-Zeit

    Khun Jumreng (rechts) mit ihrer älteren Schwester

    Ihr Mann, ihre Geschwister verstorben und die Kinder erwachsen und fortgezogen, lebt sie nun alleine. Seit ihrer Kindheit ist der Hausaltar der Familie auf einem halbrunden Tisch an einer Zimmerwand aufgebaut. Ihn schmücken Bilder von König Prajadhipok (Rama VII.) und König Ananda Mahidol (Rama VIII.). Zentral auf dem Altar steht eine Bronzestatue Seiner Majestät König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.). Über allen hängt ein großes Portrait König Chulalongkorns (Rama V.).

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    Allabendlich vor dem Zubettgehen sucht sie ihren Hausaltar auf, entzündet eine Kerze, kniet nieder auf die blankpolierten alten Teakholzbohlen, huldigt den Königen die sie überlebt hat, verneigt sich bis zum Boden und betet für sie. Die agile " Tante der drei Könige", wie sie liebevoll von den Dorfbewohnern genannt wird, wird auch noch einen vierten König erleben. Auf ihrem Altar wird auch er einen Platz finden. Auch vor ihm wird sie niederkni-en und ihm huldigen. Autor/Fotos: Praves Mangkang, Rechtsanwalt, Nakhon Nayok. Khun Jumreng ist die Tante des Autors (Khun Na – jüngere Schwester der Mutter).

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    Der Tod des Königs – Was sich für mich als Farang verändert hat

    Marie Schmutz

    Das bunte Thailand

    “Thailand – Das Land des Lächelns“. Da kann ich auf jeden Fall zustimmen. Diese Fröhlichkeit und Freundlichkeit spiegelt sich auch äußerlich in der buntgemischten Klamottenwahl der Thais wieder. Zunächst war ich doch etwas verwundert, die Leh-rer in pinken, grünen und gelben T-shirts und Rö-cken zu sehen. Auch wenn die Kleidung schick aussah, war es für mich ein doch eher ungewohn-tes Bild.

    Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an zwei für mich sehr unerwartete Situationen in meinen ers-ten Wochen meines Freiwilligen-Dienstes in Chiang Mai. Eine meiner Lehrerinnen lud uns zum Mittagessen ein und da wir uns etwas schick ma-chen wollten, zog ich ein schwarzes Sommerkleid an. Doch das war ein ungewollter Fehler. Einige Tage später wies mich meine Lehrerin vorsichtig darauf hin, nicht mehr schwarz zu tragen, wenn wir zu einer Veranstaltung oder anderweitigen

    Nach dem Abitur begann für unsere Autorin An-fang August das Abenteuer „Ein Jahr FSJ in Thai-land“ (FSJ = Freiwilliges Soziales Jahr). Mit acht weiteren Freiwilligen lebt sie in einer Wohnge-meinschaft etwas außerhalb von Chiang Mai und arbeitet im Rahmen ihres FSJ-Engagements als Englischlehrerin an einer thailändischen Schule. Ermöglicht wird der Aufenthalt durch "weltwärts", ein Programm, das im Jahre 2008 durch das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)“ begrün-det worden ist. Einladungen gingen. Ein weiteres solches Ereignis passierte an einem Abend im Club. Ein paar von uns Freiwilligen, unter anderem auch ich, waren ganz in Schwarz zum Feiern aufgebrochen und wurden direkt von mehreren Thais gefragt ob wir von einer Beerdigung kommen würden?

    Thailand in Trauer um König Bhumibol Doch seit dem 13.Oktober 2016 mit dem Tod des Königs hat sich das grundlegend verändert, auch für uns.

    Abb. 1: Die gesamte Schule trauert um den König. Schwarze Kleidung für uns als Lehrer ist Pflicht. Auf den Straßen sieht man viele Thais in schwarz

    gekleidet, und die schwarze Schleife für jeden Schüler ist auch ein Muss.

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    Abb. 2: Die Schüler bei einer Zeremonie für den König. Zum Zeitpunkt des Todes von König Bhumibol Adulyadej befanden wir uns in der Grenzstadt Mae Sot. Der dort einzig festzustellende Unter-schied war das frühe Schließen von Restaurants und Bars, sowie das dreitägige Verbot von Alko-holverkauf. In Chiang Mai waren die Veränderung deutlich spür- und erkennbar. Überall hingen schwarz-weiß Plakate vom König, und öffentliche Gebäude waren mit schwarzen und weißen Bän-dern geschmückt worden. Auch in der Schule in der ich arbeite, gab es ver-schiedene Zeremonien und Veranstaltungen, um dem verstorbenen König seinen Respekt zu zei-gen.

    Abb.3: Alle zeigen ihren Respekt und die Trauer um den König.

    Abb. 4: Spenden für die Mönche in Gedenken an den König.

    Für mich war es mehr als interessant, dies alles mit erleben zu dürfen und auch zu sehen, wie sehr die Thais Ihren König geachtet und verehrt haben bzw. dies immer noch tun. Neben den Zeremonien gab es aber auch noch weiter unglaublich schöne und eindrucksvolle Geschehnisse. Am einprägsamsten war wohl eine Schweigemi-nute auf unserem Sunday Market in der Stadt. Es ist der vermutlich überfüllteste und von Touristen sowie Thais meistbesuchte Markt hier. Niemals hätte ich gedacht, dass diese Menschenmasse es schafft, sämtlich in Stille zu verfallen. Doch genau

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    so ist es passiert. Nach einer Durchsage auf Thai und auf Englisch, in welcher eine Gedenkminute für den verstorbenen König angekündigt wurde, legte sich Stillschweigen über uns. Es war erstaunlich! Allerdings wurden auch ein paar Veränderungen vorgenommen, die für uns eher weniger erfreu-lich, aber dennoch verständlich waren. Zum einen wurde bei Loi Krathong das Steigen der Laternen, zugleich aber auch das Feuerwerk verboten. An diese Regelung wurde sich letztendlich aber nur in Bezug auf das Feuerwerk gehalten. Des weite-ren wurde auch das Feuerwerk an Silvester abge-sagt. Neben diesen sehr respektvollen und achtungs-vollen Veränderungen gab es auch eine Situation, in der ich mich fast ein bisschen unwohl fühlte. In einem Club in der Stadt war hinter dem DJ-Pult eine riesige Leinwand aufgebaut, welche ein Ge-denkbild des Königs erstrahlen ließ.

    Ich persönlich fand das dann doch unangebracht bis nahezu respektlos und abstoßend. In diesem Club waren lauter alkoholisierte und tanzende junge Menschen, die sich vor einem Gedenkbild, vor welchem ich mich in der Schule mehrfach auf den Boden knien musste um genügend Respekt zu zeigen, amüsierten und feierten. Umfassend kann ich sagen, dass ich vor dem Respekt der Thais gegenüber ihrem König über-wältigt und auch fasziniert bin. Auch wenn ich bei diversen Zeremonien kaum etwas verstanden habe, waren alle sehr ein-drucksvoll. Allerdings muss ich auch sagen, als Farang be-komme ich wahrscheinlich einen Großteil der Veränderung gar nicht mit und bemerke, neben der Schule, nur die wirklich offensichtlichen Ereig-nisse. Fotos: Marie Schmutz

    Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

    an I.E. Frau Nongnuth Phetcharatana, Botschafterin

    Botschafterin Nongnuth Phetcharatana, die von Mai 2012 bis Juni 2016 Botschafterin des Kö-nigreiches Thailand in Berlin und auch Ehren-präsidentin der Deutsch-Thailändischen Gesell-schaft war, ist vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft bekannt. Wir durften sie bei zahl-reichen Veranstaltungen als unseren Ehrengast begrüßen. In einer feierlichen Zeremonie überreichte ihr am 23. Januar 2017 Botschafter Peter Prügel das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In seiner An-sprache würdigte der Botschafter ihr außeror-dentliches berufliches wie persönliches Enga-gement für die bilateralen Beziehungen, die dazu beigetragen haben die mehr als 150jährige Freundschaft zwischen Deutschland und Thailand weiter zu vertiefen.

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    Jugendstilarchitektur in Bangkok

    Alice Mann

    Als Reaktion auf den als rückständig empfundenen Historismus und zur Stärkung des durch die in-dustrielle Massenproduktion beeinträchtigten Kunsthandwerks entstanden in Europa zur Wende des 20. Jahrhunderts neue kulturell-künstlerische Strömungen. Ausgehend von der 'Arts and Crafts'- Bewegung in Großbritannien entwickelten sich künstlerische Vorstellungen, die - stilistisch ähnlich - in Deutschland unter dem Begriff Jugendstil, in Frankreich als Art Nouveau und in Österreich als Sezessionsstil bekannt wurden. Mit modernen neuen Baumaterialien und einem an der Natur orientierten Linearismus trat man für eine neue Kunstform ein. Diese verband Stil und Alltag zu einem Gesamtkunstwerk, das in der Architektur und den dekorativen Künsten seinen höchsten Ausdruck fand. In Thailand kam es ab Mitte des 19. Jh. ebenfalls zu unübersehbaren Veränderungen und dies auch in grossem Maße in Kunst und Architektur. Mit dem Modernisierungskurs des Landes, insbeson-dere während der Regierungszeiten Rama IV. (reg. 1851-1868) und Rama V. (reg. 1868-1910), kamen mehr und mehr Einflüsse aus Europa nach Bangkok. In erster Linie unter König Chulalong-korn (Rama V.) gab es einen regelrechten Bau-boom europäisch anmutender Bauten. Um die Bedingungen der neu aufgenommenen Handels-

    verträge mit verschiedenen europäischen Ländern zu erfüllen, musste Thailand vor allem in der Ver-waltung und der Infrastruktur modernisiert werden. Die zusätzlich gegebene Begeisterung von Rama IV. und Rama V. für die Kunst Europas hinterlies-sen eindeutige Spuren in der Architekturlandschaft Thailands und am auffälligsten in der Hauptstadt Bangkok. Die durch den König engagierten Architekten aus dem Ausland, die z.T. hohe Ämter in den Ministe-rien bekleideten, sollten diese Modernisierung auch sichtbar nach außen tragen und voranbrin-gen. Zugleich wurden währenddessen thailändi-sche Ingenieure zur Ausbildung ins Ausland ge-schickt, um die externen Experten später ersetzen zu können. Es waren vor allem Mitglieder der Kö-nigsfamilie und Angehörige der Oberschicht, die die ausländischen Architekten engagierten, um sich ihre Wohnsitze entwerfen zu lassen. Auf Grund der unterschiedlichen Herkunft der beauf-tragten Architekten in Verbindung mit dem vielfälti-gen Stilaufkommen um die Jahrhundertwende in Europa, ergab sich ein bunter Mix an Architektur-formen und darunter eben auch der des Art Nouveau bzw. Jugendstils.

    Die 'Villa Chitralada' ist Teil des Paruskawan Palastes, der heute als Polizeimuseum ge-nutzt wird. Die Palastgebäude wurden im Jahre 1904 von König Chulalongkorn in Auf-trag gegeben und sollten als Wohnsitz für zwei seiner Söh-ne dienen. Die Villa Paruskawan ließ er für Prinz Chakrabongse bauen, der dort nach dem Abschluss seiner Ausbildung an der Militäraka-demie in St. Petersburg ein-zog. Die 'Villa Chitralada' war ursprünglich für Prinz Vajira-vudh bestimmt, der sie dann aber, als er zum König Rama VI. (reg. 1910-1925) gekrönt wurde, seinem Bruder Prinz Chakrabongse überließ. Die 1906 fertiggestellte Villa wurde vom italienischen Architekten Mario Tamagno (1877-1941)

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    entworfen. Er trat im Jahre 1900 in den thailändischen Staatsdienst ein und schuf zusammen mit seinen in der Mehrzahl aus Italien kommenden Kollegen eine ganze Reihe von das Stadtbild Bangkoks prägende Bauten. Dazu zählt z.B. auch der Maliwan Palast (heute Sitz von Büros der Vereinten Nationen), dessen dem Chao Phraya Fluss zugewandte Fassade Einflüsse des italienischen Art Nouveau zeigt. Mit Carlo Allegri als Chefingenieur des Public Works Department schufen die ausländischen Architekten vor allem im Auftrag König Chulalongkorns zahlreiche weitere Gebäude im Stil europäischer Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Typisch für die europäisierten Bauten dieser Zeit in Thailand ist so z.B. das Vor-dach an der Hauptfassade der 'Villa Chitralada' (siehe Abb. 1), das im Untergeschoss als Einfahrt für Fahr-zeuge gedacht war und im Obergeschoss einen Altarraum enthält. Die 'Villa Chitralada' kann insofern als ei-nes der besten Beispiele für den Jugendstil in der asiatischen Architekturlandschaft angesehen werden. Den deutschen Jugendstil brachte Karl Friedrich Döhring (1879-1941) nach Thailand, der zwischen 1906 und 1913 als Architekt und Ingenieur im königlich siamesischen Staatsdienst angestellt war. In den ersten Jahren seines Aufenthaltes entstanden unter seiner Hand mehrere öffentli-che Gebäude, wie z.B. Bahnhöfe, aber auch Beamtenwohnhäuser, etc. Mit der Zeit machte er dann auch die Bekanntschaft von Ange-hörigen der Königsfamilie und er-hielt mehrere Aufträge zur Ausfüh-rung königlicher Residenzen.

    Beruflich gelang es Döhring, in das thailändische Innenministerium ein-zutreten und dort ein wichtiges Amt zu übernehmen. Im Ministerium lernte er Prinz Dilock kennen, der ihn mit dem Entwurf und dem Bau eines neuen Palasts beauftragte. Zusätzlich erhielt Döhring auch von König Chulalongkorn selbst den Auftrag für den Bau des Palastes Phra Ram Ratchaniwet außerhalb Bangkoks in der Provinz Petchaburi – ein Projekt, das wohl als sein Hauptwerk gelten kann.

    Schließlich betraute ein Halbbruder König Chulalongkorns, Prinz Damrong (1862-1943, Innenminister 1882-1915) Döhring im Jahre 1911 mit dem Bau des 'Wang Varadis'-Palastes. Der eher an eine ländliche Villa erin-nernde Bau lag zur Zeit seiner Entstehung außerhalb des Stadtkerns und diente dem Prinzen auf Grund sei-

    ner Stellung als Innenminister überwiegend zu repräsentati-ven Zwecken. Seine Frauen, Kinder und die Dienerschaft lebten in anderen Gebäuden, die sich aber ebenfalls auf dem Grundstück des 'Wang Varadis' befanden. Das letzte Bauwerk in Thai-land, das aus der Hand Döhrings stammt, ist das Ge-bäude 'Tamnak Somdej', (Abb. 3.) das zugleich Teil des Bangkhunprom Palastes am Chao Phraya Fluss in Bang-kok ist. Der Palast war haupt-sächlich Wohnsitz des Prinzen Nakhonsawan (1881-1944), einem Sohn König Chula-longkorns. Das im Barockstil

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    ausgeführte Hauptgebäude des Bangkhunprom Palastes - 'Tamnak Yai' - wurde bereits 1902 begonnen und wird dem oben erwähnten italie-nischen Architekten Mario Tamagno zugesprochen.

    'Tamnak Somdej wurde dann durch Prinz Nakhonsawan im Jahre 1911 in Auftrag gegeben und sollte der Wohnsitz seiner Mutter werden. Ins-gesamt wurden acht Personen, des Prinzen, Mutter, Tante, Schwester und fünf Töchter, im Palast Platz untergebracht. Beide Gebäude, 'Tamnak Yai' und 'Tamnak Somdej' sind mit einer Brücke miteinander verbunden. Der ursprünglich von Döhring stammende Trakt im Ju-gendstil wurde später noch durch einen Anbau ergänzt, der sich aber stilistisch an der Döhring'schen Architektur orientierte. Das zweigeschossige Bau-werk verfügt über ein markantes graues Mansar-dendach. Die gelbe Wandfarbe, die durch die um-laufenden grün gestrichenen Fenster unterbrochen wird (Abb. 4), lässt sich auch an der 'Villa Chitralada' finden und zeigt, dass Döhring Teile der Architektursprache seines Kollegen Tamagno übernommen hat. Mit dem 'Wang Varadis' hat der Bau die schlichte, geometrische Gliederung der Wandflächen gemein, die charakteristisch für die Architektur Döhrings ist. Im 'Tamnak Somdej' befin-det sich heute ein Museum der 'Bank of Thailand'. Döhring gelang es als einem der wenigen ausländi-schen Architekten in Thailand, in hervorragender Weise die europäischen Stile mit einer dem Klima angemessenen Bauweise zu vereinen. Unter Ein-beziehung des Jugendstils schuf er so eine Art "Gesamtkunstwerk", das hervorragend den Wün-schen der thailändischen Bauherren entsprach. Die weitere Entwicklung der Architektur in Bangkok im Verlauf des 20. Jahrhunderts zeigt allerdings, dass sich die einfache Wiedergabe und Übernahme europäisch anmutender Bauten langfristig nicht durchsetzten konnte. Es bildete sich im Verlauf der Zeit stattdessen eine Symbiose aus europäischen und thailändischen Stilmustern heraus, die in Thai-land zu einer ganz eigenen Kunstströmung führte und auch heute noch an manchen Stellen das Stadtbild prägt.

    Literatur: 1. Krisana Daroonthanom: Das architektonische Werk des deutschen Architekten Karl Döhring in Thailand, Berlin 1998. 2. Naengnoi Suksri: Palaces of Bangkok. Royal Residences of the Chakri Dynasty, Bangkok 1996. 3. Robin Ward: Exploring Bangkok. An Architectural and Historical Guidebook, Bangkok 2014. Fotos: Alice Mann. Alice Mann lebt seit 2012 in Thailand und beschäf-tigt sich als Kunsthistorikerin von Anfang an mit der Kunst und Kultur Thailands und Südostasiens. Seit zwei Jahren ist sie aktives Mitglied bei den 'Natio-nal Museum Volunteers' in Bangkok .

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    Highlights des Austauschprogramms

    Donina Ruppert

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    Healthy food und simple living – Wiederaufleben der urbanen Gartenbewegung

    durch Bangkoks grüne Pioniere

    Judith Bopp

    Die Bio-Bewegung in Bangkok In Bangkok erlebt die Bio-Szene neuen Aufschwung. Das wachsende Bewusstsein für die Herkunft der tägli-chen Nahrung spiegelt in Thailand die allgemeine Gesundheitssituation und Interesse für alternative Lebens- stile einerseits, Wissen um die Degradierung ländlicher Ökosysteme und die angespannte Lage vieler Bau-ernhaushalte andererseits wider. Interviewpartner der Studie zu vorliegendem Artikel sagten wiederholt eine nahende Krise der Landwirtschaft voraus, da sinkende Ernteerträge und Verschuldung bäuerliche Existenzen bedrohen.Beobachtungen aus dem Feld Während im ländlichen Raum viele Bauern keinen Ausweg darin sehen, die konventionelle Landwirt-schaft fortzuführen, die auf Kosten von Gesund-heit, Umwelt und Budget geht, werden im städti-schen Raum derzeit kritische Stimmen über die Qualität konventioneller Lebensmittel auf dem Markt laut. Berichte über Pestizid-, Hormon- oder Antibiotikarückstände in Nahrungsprodukten sind über verschiedene Medien einem größeren Publi-kum zugänglich, dementsprechend schwindet das Vertrauen in den Handel, und alternativer Nah-rungskonsum findet mehr und mehr Anhänger unterschiedlicher Lebensalter. Das neue Gesund-heitsbewusstsein trifft dabei mit veränderten Er-nährungsmustern hin zu alternativen Essgewohn-heiten als Reaktion auf zunehmenden Junkfood-Konsum zusammen. Ebenso spielen Gesundheit und Achtsamkeit in den Lebensentwürfen von Städtern zunehmend eine Rolle, bedingt durch die Häufung nicht-übertragbarer Krankheiten und Nah-rungsmittelallergien und die Umwelt- und Stress-belastung des modernen urbanen Lebens in der Umgebung der Konsumenten. Das Engagement der Akteure der Bio-Bewegung in Bangkok ist vor allem durch ihre Sorge um Le-bensmittelsicherheit, Umwelt, persönliches Wohl-befinden und Lebensstile motiviert, woran sich für einige Akteure Solidarität mit der Situation der Nahrungsproduzenten als weiteres Motiv an-schließt. Es brachte in den letzten Jahren vielerlei neue Nischen für Gesundheitsprodukte in der Stadt hervor. Dazu gehören Erzeugermärkte und sogenannte grüne Märkte, Naturkostläden, Kon-sumentenkooperativen, Gemüsekisten-Abonne-ments oder Bio-Segmente in den Supermärkten. Die vielfältigen Akteure engagieren sich zum einen für bessere Verfügbarkeit von Bio-Lebensmitteln in Bangkok, zum anderen für ländliche Kleinbauern in ihrer Umstellung auf den Bio-Anbau. Die Erzeu-germärkte und Naturkostläden fördern den Direkt-verkauf ohne Mittelsmänner und den engen Aus-tausch zwischen Kunden und Produzenten, um

    höhere Gewinnspannen für letztere zu gewährleis-ten. Aus der dringenden Sorge um Lebensmittelsicher-heit und dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit vom konventionellen Markt heraus hat sich der Bangkoker Bio-Bewegung eine Szene von Stadt-gärtnern angeschlossen, die ihren Wohnverhält-nissen entsprechend Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbauen. Diese rezente Cityfarm-Szene hat sich innerhalb des vergangenen Jahrzehnts aus der Bio-Bewegung herausgebildet, reicht aber stadtgeschichtlich zurück.

    Bangkoks Cityfarm-Szene Bangkoks amphibische Struktur mit den die Stadt-viertel durchziehenden Bewässerungskanälen erlaubte bis vor einigen Jahrzehnten das Anlegen von Hausgärten: Auf den heute äußeren Stadtbe-zirken wurden großflächig Reis und Gemüse an-gebaut, die einen Großteil der Stadtbevölkerung versorgten. Viele Haushalte waren Selbstversor-ger. Ihre Gärten bewässerten sie aus den Kanä-len, die von den größeren Wasserachsen gespeist wurden. Bangkoks Kanäle sind nach und nach versiegelt worden und machen heute die unzähli-gen schmalen Gassen aus, die die Hauptver-kehrsachsen der Stadt verbinden, und an Stelle der üblichen Boote werden sie nun von einer ra-sant wachsenden Anzahl an Pkws befahren. Rasche Urbanisierung und Ausdehnung in städti-sche Randgebiete und das Umland bringen hohe innerstädtische Grundstückswerte und dichte Be-bauung mit sich, die begrenzt Platz für Frei- und Grünflächen lassen (vgl. THAITAKOO 2013: 435). Mit dem Herauswachsen Bangkoks aus den Stadtkernen wichen auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Umland oder teilen sie sich heute mit Industrie, Siedlung und Infrastruktur. Bisher fehlt es Bangkok an Landnutzungsplänen, die den Erhalt dieser Flächen in der Stadt oder in ihrem Umland und damit die Funktion der unmit-telbaren Nahrungsversorgung berücksichtigen würden. Während in anderen Ländern urbane

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    Gärten Bestandteil des Stadtbilds und vielerorts der Stadtentwicklungsstrategien sind, sind sie in Bangkok nunmehr vergleichsweise rar. Aus der Erzählung eines Pioniers der Cityfarm-Szene geht hervor, dass die urbane Landwirtschaft bisher insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Krise als Mittel der Ernährungssicherung Stellenwert hatte und öffentliche Förderung erfuhr: Eine erste Welle war unmittelbar nach dem Zweiten Welt-krieg, als Lebensmittelpreise hoch waren und eine Kampagne der Regierung die Bürger zu eigener Nahrungsversorgung ermutigte. Eine zweite Welle stand mit der schweren Wirtschaftskrise zu Ende der 1990er Jahre im Zusammenhang, als vor al-lem eine Bürgerbewegung von NGOs und Um-weltaktivisten die urbane Landwirtschaft ins Ge-dächtnis zurückrief. Diese war bereits mit der aufkommenden grünen Bewegung verknüpft. Die ersten noch heute aktiven Projekte hatten ihren Anfang während dieser Zeit, zum Beispiel die Initi-ative des Bangkoker Bezirks Laksi. Die dritte Welle mit dem Hervortreten der aktuellen Cityfarm-Szene begann mit einem gemeinsamen Auftritt einzelner Cityfarm-Pioniere und Akteuren der aufkeimenden Bio-Szene auf einer jährlichen Gesundheitsmesse Ende der 2000er Jahre. „We join together, you know. This is maybe the third wave of the city gardening in Thailand. The first wave is after World War II - after World War II, we have a campaign from the government. Because at that time, the price of the food is very high. And it's happen again after the economic crisis, in around 15 years ago. At that time is the emerging of the green movement. It's like, the second wave it is not come from the government sector. It's come from the people society, like a NGO, like a environmentalist. After that until now, we have the third wave or the third campaign about the promoting of growing vegetable on your own, by the movement of many people.“ (Cityfarm-Pionier im Interview) Die aktuelle Phase der urbanen Landwirtschaft ist in dieser Hinsicht eine Rückbesinnung auf eine ortstypische Aktivität – wohl aber mit ver-schobenen Anliegen. Obgleich es noch über mehrere Generationen bewirtschaftete Acker-flächen in den äußeren Stadtteilen Bangkoks gibt, haben es diese Familienbetriebe meist schwer, sich angesichts des Drucks von preisgünstigen Produkten aus den großflächigen Anbaugebieten des Landes – oder dem Ausland – zu halten. Mit der derzeitigen Rückbesinnung der Cityfarmer entstehen nun neue Formen von Stadtgärten in privaten Hinterhöfen, auf Dachterrassen privater und öffentlicher Gebäude, oder Freiflächen; sie reichen von Kleinstgärten bis hin zu ausgedehnten Flächen im stadtnahen Raum, und viele sehen dabei den einstigen Haus- und Obstgärten kaum ähnlich, da aus Platzmangel in den Stadtzentren mitunter in Töpfen und Behältern oder in aufgeschütteten Beeten auf betoniertem Grund

    gepflanzt wird. Einige Bewohner haben jedoch ihre Freiflächen – meist in den weniger dicht bebauten Stadtteilen – in ortstypische Gärten umgewandelt. Ein junger Pionier baut sogar Reis an und hält Hühner. Die Cityfarm-Projekte halten sich an biologischen Anbau, verzichten also auf synthetische Dünger oder Pestizide, und erhoffen sich dadurch gesündere Lebensmittel als die regulär erhältlichen.

    Bild 1: Pilzzucht in ausrangiertem Kühlschrank.

    Bild 2: Topfgarten an der Hausmauer.

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    Die Akteure der Cityfarm-Bewegung Die meisten der Cityfarmer sind Privathaushalte, die für ihren Eigenbedarf in kleinem Rahmen anbauen, es enga-gieren sich aber auch einige private Unternehmen oder öffentliche Einrich-tungen. Neben den privaten Gärten gibt es also vereinzelte Gemeinschaftsgärten, Lernzentren oder öffentliche Gärten. Sehr viele unter den Cityfarmern sind etwa sogenannte Wochenendfarmer, die wochentags ihrer regulären Arbeit nach-gehen. Die Akteure leben ihre Vorstellungen vom nachhaltigen Stadtleben vor und sind da-bei teilweise maßgeblich an der Organisa-tion von Bio-Vermarktung, Ernährungsauf-klärung, Farmbesuchen sowie sozialer Gemeinschaft für Städter beteiligt.

    Bild 3: Aufgeschüttete Beete in betoniertem Hinterhof. Obwohl die Dachgärten zweier Stadtbezirksver-waltungen in der Szene bekannt sind, ist das ge-nerelle Engagement der Kommunalverwaltung begrenzt; die urbane Landwirtschaft wurde bisher von der Regierung nicht institutionalisiert oder gefördert, wenn man bedenkt, dass es bisher kei-ne offiziellen Richtlinien gibt, die städtische Flä-chen von Bebauung für die Nahrungsproduktion aussparen, wie eine Interviewpartnerin preisgibt. Dennoch wurde der Dachgarten der Verwaltung im nördlichen Bezirk Laksi zu einem Vorreiter. Er ist umfassend und empfängt Interessierte aus dem ganzen Land zu Workshops. Die Initiative begann mit einer Gruppe von Damen, die im Viertel auf leer stehenden Flächen ihre Bio-Gärten angelegt hatte und diese auf Vorschlag der Verwaltung hin auf die dortige Dachterrasse verlagerte. Tatsäch-lich ist der Garten trotz seiner Darstellung groß-städtischer Nahrungsproduktion eine Art Neben-produkt einer Müllverwertungskampagne: Im Viertel anfallende Materialien werden für den Gar-ten recycelt. Dennoch sind die Gärtnerinnen in ihrer Aufgabe sehr engagiert, ihren Besuchern zu vermitteln, dass es nicht vielen Einsatzes bedarf, um für den Haushaltsbedarf zu pflanzen. Der Pionier der heutigen Bangkoker Cityfarm-Szene wurde ohne diese Intention zum Vorbild, und sein Garten, im betonierten Hinterhof seines Hauses angelegt, zum Prototyp für viele Nachah-mer. Er schüttet Erde, mit eigenem Kompost ange-reichert, zu Hügel- oder Backstein gerahmten Bee-ten auf, und bepflanzt Eimer und recycelte Behälter. In einer von der Stadt erschlossenen ehemaligen Siedlung hat sein Straßenzug viele Einfamilienhäuser mit anschließender Freifläche. Gemäß den städtischen Bedingungen angepass-ten Prinzipien des integrativen Anbaus verwendet er organischen Input, wie eigenen Kompost, selbst hergestellte pflanzliche Dünger und Mulchstroh. Auf 40m² wachsen hier heimisches Obst, Blumen,

    Kräuter, Chili, Salat und verschiedene Gemüsesor-ten, meist grüne Blattgemüse mit mehreren Ernte-zeiten pro Jahr – genug für einen Großteil seines Eigenbedarfs, zum Verteilen an Freunde und ei-nen kleinen Teil für den Verkauf. Weitere Fläche ist für die Pflanzenaufzucht und die Workshops bestimmt. Ein weiteres Projekt, ein öffentlich zugänglicher Lehrgarten, liegt an einem Straßenzug in der dicht bebauten Innenstadt mit immens hohen Grund-stückpreisen. Das Grundstück wird gemäß dem Wunsch der verstorbenen Besitzerin an gemein-nützige Nutzer vermietet – und zunächst für ein Jahr von einem Verein betreut, der Städter auf die Lage landloser Bauern in Thailand aufmerksam macht, mit dem Ziel, eine Gesetzesänderung zur Landverteilung zu erwirken. Der Garten hat neben einem kleinen Reisfeld mehrere Gemüsebeete, und außerdem Hühner, Ziegen, Hasen und einen Fischteich – ungewöhnliche Erscheinungen in Bangkoks Innenstadt. Der Verein organisiert Workshops, kulturelle Veranstaltungen sowie klei-ne regelmäßige Erzeugermärkte, zu denen auch Bio-Bauern aus der Umgebung kommen. Er zieht Bewohner aus der ganzen Stadt und vor allem Familien mit Kindern an. Die Dachterrasse ihres Slowlife-Hotels in der Alt-stadt mit Gemüse und Kräutern zu bepflanzen, war die Idee der jungen Hotelbesitzer, deren Hinter-grund in der Umweltbildung liegt, was ihr Gebäu-dekonzept erklärt. Küchenabfälle aus dem Hotel werden kompostiert und für die Beete verwendet; die Ernte ergänzt die Hotelküche und den eigenen Haushalt. Außerdem wird der Garten in Koch- oder Pflanzlehrgänge eingebunden. Versuche, ihre Nachbarschaft vom urbanen Gärtnern zu überzeu-gen, sind bisher weniger erfolgreich. Ein weiteres Lernzentrum, das insbesondere von Schulklassen frequentiert wird, ist ein innenstadt-

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    Bild 4: Dachgarten einer Bezirksverwaltung

    naher Garten auf ebenfalls betonierter Grundfläche. Der Ertrag übersteigt den Eigenbedarf und erweitert die Gemüsekiste, die die Gärtnerin aus teils zuge-lieferten Bio-Produkten von Bio-Bauern ihres Ver-trauens an rund 100 Abonnenten liefert. Neben der Gemüsekiste betreibt sie das angegliederte vegeta-rische Restaurant und den Laden mit kleinem Bio-Sortiment. Weitere Akteure sind etwa ein internationales Kran-kenhaus im Zentrum, das zu therapeutischen Zwe-cken sowohl für seine Patienten als auch Mitarbei-ter auf einer Terrasse einige Gemüsebeete angelegt hat, oder ein von einer Universität betrie-bener Lehrgarten auf dem Dach einer neu renovier-ten Shopping Mall inmitten des dichten Stadtzent-rums. Das Konzept ist besonders auf den ökologischen Nutzen von Stadtgärten angelegt. Im Vergleich zu Städten anderer Länder, in denen die urbane Landwirtschaft bereits etablierter ist, wurden in Bangkok wenige Gemeinschaftsgärten entdeckt. Ein interessantes Projekt war allerdings ein kleiner Gemeinschaftsgarten in einer Siedlung einkommensschwacher Haushalte, die vor ihrer Ansiedlung obdachlos waren. Die Gartenfläche war während der anhaltenden Überschwemmung des Hochwassers von 2011 beschädigt worden und regeneriert sich nur allmählich, aber die Fische im Teich, Bananen, einige Pflanzen und Kräuter ge-

    deihen, und es gibt Pläne zur Gartenerweiterung. Die Bewohner haben davon einen kleinen finanziel-len Anreiz, schätzen aber vor allem, dass die Pro-dukte unbehandelt sind und daher ihrer Gesundheit zuträglicher als die handelsüblichen; sie nennen darüber hinaus den positiven Effekt des Gärtnerns auf ihre mentale Verfassung.

    Die Anliegen der Akteure Die Bewegung, die in Bangkok ihren Hintergrund unter anderem in der Ernährungssicherung hat, ist heute um die lebensstilbezogene Komponenten gesundheitsbewusstes Leben, urbane Nachhaltig-keit und persönliche Selbsterfüllung oder Wohlbe-finden erweitert. Die Cityfarm-Szene als Teil der Bio-Bewegung versucht zu demonstrieren, wie das Gärtnern ein Schritt zur Selbstversorgung und der Kontrolle über die tägliche Nahrungsaufnahme sein kann. Der Markt lässt Konsumenten wenig Wahl, den belasteten handelsüblichen Produkten zu entkommen. Lebensmitteltests auf Pestizid- oder Schwermetallrückstände fallen immer wieder positiv aus, und zwar auch die der ausgewiesenen food safety-Produkte, die offiziell unter stärkeren Kontrollen angebaut werden. Eine in der Szene bekannte Vollzeitgärtnerin etwa kann von Pflanzen, die sie aus Platzmangel weitgehend in Töpfen

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    zieht, so gut auskommen und kann sie weiterverarbeiten, so dass sie kaum mehr auf den Supermarkt angewiesen ist. Die Cityfarmer kommen mit ihren Workshops einem Bildungsauftrag nach, indem sie Städtern den Kontakt mit Natur und einer produktiven Freizeitbeschäftigung ermöglichen. Dies ist besonders für Kinder wertvoll, jedoch schätzen auch Erwachsene den positiven Einfluss des Gärtners auf ihre psychische Gesundheit. Andere machen mit ihrem Engagement gezielt unter Städtern, die sonst wenig Bezug zum ländlichen Raum haben, auf die mancherorts prekäre Lage der Landwirtschaft in Thailand aufmerksam, wie der oben dargestellte vom Verein für die Rechte landloser Bauern geführte Lehrgarten.

    Neue Wege urbanen Lebens Abgesehen davon geht es um die Umsetzung nachhaltiger Lebensstile in der Stadt und die Rück-besinnung auf das einfache Leben (simple living), damit um ein Entkommen aus der stressigen Ar-beitswelt in der Großstadt. In diesem Zusammen-hang sind auch weitere aktuelle Trends des urba-nen Lebens, wie Fahrrad fahren, Sport und Fitness oder gesundheitsbewusste Ernährung, zu sehen. Für Städter, die bewusst ihren Lebensstil ändern, um sich der Gartenarbeit zu widmen, steht nicht der monetäre Aspekt im Vordergrund, sondern ihre persönliche Freiheit, die sie darin finden können, denn das Stadtleben entbehrt persönlicher Freiheit und des Kontakts zur Natur, folglich auch des Kon-takts zum realen Leben, wie ein Aktivist der Bio-Szene findet. Interessanterweise lässt sich die Cityfarm-Szene dabei gerne von einigen bekannten Pionieren inspirieren, die regelmäßig in Fernsehen und Magazinen auftreten. So wurden ein Fernseh-star oder ein früherer Sänger mit ihren Gärten zu Trendsettern für die Nachahmer, indem sie alterna-tives Leben und Gesundheitstrends vorleben. Tat-sächlich richten sich viele der Cityfarmer in einem Lebensstil ein, der ihnen eine Alternative zur übli-chen Großstadt-Routine und neue Lebenserfahrung eröffnet. Ein Interviewpartner berichtet vom verbrei-teten 'Bürosyndrom' unter Büroangestellten, die als Gegenpol zur Schreibtischarbeit Entspannungstä-tigkeit suchen – Städter, die ihre Büro-Jobs für das Gärtnern aufgeben, werden zu einem üblichen Phänomen. Besonders für manche jungen Menschen ist die Vorstellung von Kreativität und Selbstversorgung attraktiver als hohes Einkommen und Konsum, was die Cityfarm-Gruppe zum Beispiel in ihren Work-shops – etwa zur Herstellung von Reinigern, Kos-metik oder Medizin aus Gartenpflanzen – zu vermit-teln versucht. Genügsamkeit, zurück-zur-Natur, Selbstversorgung, Zufriedenheit und Unabhängig-keit sind in diesem Sinne Attribute, die die neuen Lebensentwürfe vieler Interviewpartner widerspie-geln; und viele wählen sie bewusst als Gegenent-wurf zu dem aus, was ihre Lebensläufe oder beruf-

    lichen Hintergründe vermuten ließen. Um ein Bei-spiel zu nennen: Einer der Bangkoker Cityfarm-Pioniere fand Zufriedenheit, als er auf seinen er-folgreichen Beruf und die lukrative Vermietung sei-nes Fußballfeldes verzichtete und letzteres in einen Bio-Garten verwandelte. Er genießt nun sein 'entschleunigtes' Leben in der Gemeinschaft Gleichgesinnter und die Möglichkeit, weitere Städ-ter dafür zu begeistern. Seine Entscheidung war für ihn ein Weg, sich seinen eigenen Lebensstil und eine neue Identität zu entwerfen. Eine andere Gärt-nerin machte ähnliche Erfahrung, nachdem ihr kör-perlicher Zusammenbruch wegen beruflicher Belas-tung sie zu gesundheitsbewusster Lebensweise zwang. Stadtleben wird häufig als einsam und individualis-tisch eingeschätzt, da familiäre Bindungen und Nachbarschaft weniger aktiv sind als zum Beispiel in kleineren Gemeinschaften auf dem Land. Die Cityfarm-Gruppe in Bangkok spricht eben diese Belebung von sozialer Gemeinschaft in der Stadt an. Digitale soziale Netzwerke sind dabei ein ge-bräuchliches Medium, um Treffen zu organisieren oder sich in Foren auszutauschen. Die Bangkoker Cityfarm-Szene leistet somit inso-fern einen gesellschaftlichen Beitrag, als sie sich an urbaner Nachhaltigkeit, Diversifizierung urbaner Identitäten und Konsumentendemokratie beteiligt; und gleichzeitig lebt sie Städtern vor, selbstbewusst ihre Lebenssituationen ein Stück weit selbst zu bestimmen. Sie verbessern zudem die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln, die der Markt bisher wenig gewährleistet. Folglich vertreten sie nicht nur ihre eigenen Anliegen, sondern auch gesundheitli-che Belange der Allgemeinheit. Tatsächlich unter-streicht die Szene auch, wie eine Bürgerbewegung in der Umsetzung ziviler Rechte wirksamer sein kann als was die Kommunalpolitik zu leisten ver-mag. Literatur: Bopp, J. (2016): New momentum to Bangkok's

    organic food movement: interspersed scenes led by mindful pioneers. Dissertati-on Universität zu Köln. Digital verfügbar un-ter; http://kups.ub.uni-koeln.de/6935/

    Thaitakoo, D., McGrath, B., Srithanyarat, S., et al., (2013): Bangkok: The Ecology and Design of an Aqua-City. In: Pickett, S., Cadenasso, M.L., McGrath, B., et al. (Hrsg.), Resilience in Ecology and Urban Design. Linking The-ory and Practice for Sustainable Cities. Springer, Dordrecht, New York, 427-442.

    Judith Bopp hat bei Prof. Dr. Kraas an der Universi-tät zu Köln promoviert. Für ihr Dissertationsprojekt New momentum to Bangkok's organic food move-ment: interspersed scenes led by mindful pioneers, das Grundlage für vorliegenden Aufsatz ist, ver-brachte sie 2,5 Jahre in Bangkok.

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    Thailand: Die Schatztaucher von Bangkok

    Philipp Abresch

    Seine Verbindung zur Oberwelt sind ein Plastik-schlauch und ein altmodischer Taucherhelm: Sommat Saengthong taucht, seit er 15 ist. Er sucht nach Schätzen im Chao Phraya, dem Fluss der mitten durch die Millionenstadt Bangkok fließt. Die Schatztaucher finden Buddha-Statuen, Amulette, Münzen – bringen aber auch mal eine Kamera zurück, die Touristen ins Wasser gefallen ist. 30 Taucherfamilien gibt es in Bangkok, sie tasten in der dunklen Tiefe des Flusses nach Schätzen – früher fanden sie viel, heute weniger. Aber noch leben sie davon, und zwar auf Pfahlbauten direkt über dem Wasser. In diesen Tagen trauern sie um König Bhumibol. Sumat hat ihn live gesehen, als er bei einer Schiffsparade direkt an den Häusern der Taucher vorbeigefahren ist. Auf Schatzsuche im Chao Phraya Bei den Wellen muss man mutig manövrieren - um über Wasser zu bleiben. Dabei wollen Sommat und sein Helfer gleich ohnehin freiwillig über Bord. Als Fluss-Taucher suchen die beiden nach Schätzen. Im legendären Chao Phraya in Bangkok. "Das erste mal bin ich mit 15 hier abgetaucht", erzählt der Flusstaucher Sommat Saengthong. "Es war so dunkel. Um meinen Helm herum pfiff der Wind. Und unten im Wasser hörte ich das Brummen der Schiffsmotoren. Es war furchteinflössend."

    Der Chao Phraya fliesst mitten durch Bangkok. Ein riesiger Fluss, voller Lastkähne, Ausflugsdampfer, Fähren, Schnellboote und dazwischen irgendwo Sommat Saengthong und sein Helfer, die Schatz-taucher. Seit Jahrzehnten tauchen sie an den Ufern des Chao Phraya nach kleinen und grossen Schät-zen. Buddha-Statuen, Amulette, Ringe. Antiquitäten

    oder Nippes. Alles was in den Fluss gefallen ist: die Schatztaucher wollen es wiederfinden. "Der Chao Phraya ist sehr tief", sagt Sommat Saengthong. "In der Mitte des Flusses gibt es eine richtige Schlucht. Es gibt Felsen, umgestürzte Bäume, Schiffswracks. Da musst Du irgendwie durch. Vor allem darfst du Dich mit deinem Atemschlauch nirgendwo verfan-gen. Sonst war‘s das."

    Der Chao Phraya fließt mitten durch die

    Millionenmetropole Bangkok. Die Sicht ist gleich null Sommats Lebensversicherung ist der selbstgebau-te, silbrige Helm. Durch einen Schlauch strömt Atemluft in die Glocke. Der Helm wiegt 24 Kilo, einmal im Wasser drückt er den Taucher in die Tiefe - ein Hauch von Jules Verne. Die Sicht ist schon nach einem Meter gleich null. Die Taucher tasten sich nur mit den Händen vor. Alles hier un-ten, müssen sie im Schlamm erfühlen, ertasten, erahnen. Schwerstarbeit. Nach 30 Minuten hangelt sich Sommat durch die Dunkelheit nach oben – an die Luft. Völlig erschöpft. Aber mit Beute. Ein paar

    Thailand: Die Schatztaucher von Bangkok

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    Opiumpfeifen, ein paar Münzen. "Wie das hier alles im Fluss landet? Hier fahren so viele Schiffe lang. So viele Menschen sind auf dem Fluss unter-wegs. Und jeder verliert irgendwas in den Fluten."

    30 Taucher-Familien leben noch am

    Ufer des Chao Phraya. Auf hölzernen Stelzen am Ufer des Chao Phraya – hier leben sie, die Taucher. Einfach, aber idyllisch. Kein Autolärm, nur das Tuckern der Schiffe, das Plätschern der Wellen. Insgesamt 30 Taucher-Familien gibt es in Bangkok. Seit 100 Jahren stei-gen sie von hier aus in die Fluten. Die alte Dame kann schon lange nicht mehr gehen und nur noch sitzen. Aber auch sie war früher einmal Fluss-Taucherin. "Früher konntest Du gut vom Tauchen leben. Aber heute? Die jungen Taucher kommen immer zu mir und sagen, "Grossmutter, wir haben schon wieder nichts gefunden." Vielleicht, denke ich dann immer, sind alle Schätze schon gebor-gen." Der König ist überall präsent Bei Sommat zu Haus sieht es aus wie in jedem anderen Zuhause in Thailand: der geliebte König überall, der gerade verstorbene Bhumibol Adulya-dej. Daneben die vielen schönen Kuriositäten aus dem Fluss: Flaschen, Ringe, Amulette, Münzen. Einige zeigen den jungen König, da war er gerade erst gekrönt. Stücke aus alten Zeiten: "Das erste Mal habe ich Bhumibol bei der königlichen Schiffs-parade gesehen. Gleich vor unserem Haus. Ich liebe den König. Er war immer für uns unterwegs. Er ist durch den Regen gelaufen und durch den Matsch. Es gibt niemanden sonst, der sich so auf-geopfert hat." Alles, was Sommat aus dem Fluss geangelt hat, erzählt irgendwie von der reichen Kultur Thailands. Früher gab es keine Portemonnaies, sagt Sommat. Die Münzen wurden an einer Kordel um den Körper getragen. Deshalb auch die Löcher in der Mitte. Für so eine Münze gab es früher eine Nudelsuppe. "Du weisst nie, welche Schätze da unten auf Dich war-ten. Manchmal ruft auch ein Hotel an. Weil einem Tourist die Kamera ins Wasser gefallen ist. Die sind dann immer überglücklich, wenn wir die finden." 100 Euro die Woche auf dem Antik-Markt Einmal in der Woche geht Sommat auf den Antik-Markt. Um seine rostigen Schätze an Sammler und Händler weiter zu verkaufen. Wenn es gut geht, verdient er damit 100 Euro die Woche. Heute hat

    Manche Fundstücke erzählen von der

    langen Geschichte Thailands. Sommat noch etwas vor. Und dafür hat er sich ganz in Schwarz gekleidet. Thailand trauert um seinen geliebten König. Auch Somat und seine Frau wollen Abschied nehmen. Ein Gebet für den verstorbenen König Bhumibol. "Wir sind an einem historischen Punkt. Der König ist gestorben, ein neuer wird kommen. Wenn wir Thailänder zusam-menhalten, wie es der König immer gewünscht hat, dann geht es friedlich weiter in unserem Land."

    Mit 24 Kilogramm auf dem Kopf geht

    es in die Tiefe. Sommat will später nochmal raus auf den Fluss. Aber ohne seinen Helm geht nichts. Der Stahlko-loss stammt noch von seinem Vater - zusammen-geschweisst vor 60 Jahren. Manchmal träumt Sommat, wie es wäre, wenn er seinen Helm gar nicht mehr bräuchte. Wenn plötzlich kein Wasser mehr auf dem Chao Phraya fliesst und er alle Schätze wie im Spaziergehen aufsammeln könnte. "Wenn das für einen Tag passieren würde, na okay. Aber für länger? Lieber nicht. Sonst kommen alle und suchen. Und nichts bleibt mehr übrig für uns." Fast überall in Bangkok sind die Ufer des Chao Phraya erschlossen. Mit Hotels, Restaurants, Wohnhäusern. Wo jetzt die Taucher leben, ist eine Promenade in Planung. Verlieren Bangkoks Fluss-Taucher bald ihre Heimat? Mit glänzendem Helm steigen sie in die Fluten, wie die Ritter der Unter-wasserwelt Ein Abenteuer. Wer weiss, wie lange noch!

    Eine Reportage von Philipp Abresch (ARD-Studio Singapur). Diese Sendung wurde vom Südwestrundfunk produziert. Sende-termin So, 13.11.16 | 19:20 Uhr Weltspiegel ARD Abdruck erfolgt mit der Genehmigung des Autors und des Süd-westrundfunks.

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    Thailändisches Mosaik Nachrichten und Fundsachen

    Gerhard Klinkhardt

    Thailand bleibt für Deutsche ein Wunschziel Die Deutschen kommen nach wie vor gerne nach Thailand. Vermutlich 800.000 werden 2017 hier Urlaub machen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2016 kamen zwölf Prozent mehr Touristen ins Land. Aus Deutschland waren es zehn Prozent mehr. Das Tourismusministerium rechnet für 2016 mit 32 Millionen ausländischen Gästen. Bisher sind die Aktionen der Militärregierung wie bei-spielsweise Sonnenschirmabbau und Liegestuhl-verbot noch nicht in den Besucherzahlen ange-kommen. Die vielen Restriktionen werden inzwischen von den staatlichen Tourismusmana-gern als Strategiewechsel angepriesen, berichtet das Fachblatt Touristik aktuell. Die neue Marsch-richtung heißt „go local“. Damit sollen Touristen auch das Land jenseits ihrer Hotelzimmer und -anlagen kennenlernen. Das bedeutet aber keinen Abschied vom Massentourismus. Den werde das Land auch weiterhin brauchen. Man wolle Alterna-tiven zum Strandurlaub anbieten und zu einem besseren Image kommen. Aber mit dem Image ist das so eine Sache: In Phuket allerdings ist der Massentourismus Ende 2016 wenig touristen-freundlich, holprig gestartet, weil das neue Flugha-fenterminal den Menschenmengen bei der Einrei-se nicht gewachsen war. Erschwerend kam wohl auch noch dazu, dass die meisten der 38 Schalter an der Einreise unbesetzt waren. Angesichts einer steigenden Zahl von Touristen wird das noch eine Weile dauern, bis Reisende schnell ins Land kommen können.

    Bangkok soll eine saubere Stadt werden „One Night in Bangkok“ dürfte bald nur noch eine schöne, wehmütige Erinnerung sein, nett als Song anzuhören, gut für die Werbung, aber ansonsten unrealistisch. Bangkok soll eine „saubere Welt-stadt“ werden sagt Tanes Petsuwan, Europachef des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes in Bangkok. Das sei jedenfalls das Ziel der Militärre-gierung. Dazu will das Militär zu Zwangsmitteln greifen. Auf der Abschussliste stehen Nachtmärkte und Garküchen. Entlang der Silom Road samt den Seitenstraßen der Patpong sollen die bei Touristen so beliebten Marktstände genauso der Vergan-genheit angehören wie die Garküchen in China-town. Dass es ernst gemeint ist, habe man auch rund um den Königspalast deutlich gemacht. Nach zwei bis drei Jahren intensiver Bemühungen habe man alle Händler dazu bewegt, zum Wochenend-markt Chatuchak umzuziehen. Man wolle schließ-

    lich eine saubere Stadt. Aber man werde keine künstliche, sterile Metropole wie Singapur, ist sich Tanes Petsuwan sicher.

    Skytrainaufzüge bedrohen Feng Shui der Nachbarn An den meisten der Skytrainhaltestellen gibt es immer noch keine Aufzüge, obwohl der Oberste Gerichtshof die Betreibergesellschaft im Januar 2015 dazu verdonnert hat. Die Betroffenen lassen nicht locker. In einer weiteren Klage verlangen 98 Kläger pro Tag 1000 Baht als Ersatz für erhöhten Aufwand und Schmerzensgeld. Die BMA, die Bet-reibergesellschaft, hat sich bisher darauf berufen, dass bei Genehmigung 1992 Aufzüge nicht ver-langt worden seien. Inzwischen stehen 200 Millio-nen Baht für die Installation von vier Aufzügen je Station bereit. Allerdings sind die Hauseigentümer entlang des Skytrains dagegen. Sie befürchten den Verlust ihres „guten Feng Shui“, sollten die Aufzüge gebaut werden. Heute haben lediglich die Stationen an den Neubaustrecken von On Nut bis Bearing sowie von Saphan Taksin bis Bang Wa Aufzüge.

    Beim Todesfilm in Todesgefahr geraten Sabrina Reiter, österreichische Schauspielerin (Soko Wien), hatte viel Glück. Die 33-jährige ging bei einem Drehtermin ins flache Wasser. „Ich spür-te einen höllischen Schmerz und bin gleich hinaus aus dem Wasser“, berichtete die Österreicherin über ihr gefährliches Erlebnis in einem Meter Wassertiefe. Sie war auf einen Steinfisch getreten. Nach mehr als zehn Behandlungen war die Schauspielerin über den Berg. Der Titel des Films, der Anlass für den Zwischenfall war, hat übrigens den Titel: „In drei Tagen bist du tot“. Unfälle mit Steinfischen sind sehr gefährlich, aber sie sind sehr schlechte Schwimmer, liegen stattdessen auf steinigem Untergrund auf der Lauer. Aber weil die Fische selten sind, gibt es selten Unfälle mit Men-schen. Deshalb kommen Unfälle mit Menschen selten vor. Aber auf einen Steinfisch zu treten, ist gefährlich für Menschen, weil das Gift stärker als das Gift einer Kobra ist. Es führt innerhalb von zwei Stunden zum Tod. Als schnelles Gegenmittel hilft, heißes Wasser (mindestens 45 Grad C) auf die Wunde zu gießen. Das macht das Gift un-schädlich. Wegen möglicher Verbrennungen ist diese Methode allerdings nicht unumstritten.

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    Viel Geld für neue Solarfabrik aus China Der kanadische Solarkonzern Canadian Solar will im Osten Thailand eine Produktionsstätte für So-larzellen errichten. Die Investitionssumme von 210 Millionen Dollar wird von der thailändischen Siam Commerical Bank und der chinesischen China Minsheng Bank aufgebracht.

    Massenbegnadigung durch den neuen König Der neue thailändische König Maha Vajiralongkorn hat angekündigt, 150.000 Gefängnisinsassen zu begnadigen oder deren Haftstrafe zu verkürzen. Jeder Fall soll individuell überprüft und entschie-den werden. Bei einer Zählung im Juli 2016 waren 321.347 Menschen inhaftiert, 70 Prozent davon wegen Drogendelikten.

    Schändung von Flaggen ist risikoreich Dass die Thailänder bei manchen Dingen keinen Spaß verstehen, mussten zwei junge Italiener jetzt drastisch lernen. Die beiden, 18 und 20 Jahre alt, hatten betrunken vor einem Einkaufszentrum meh-rere Flaggen heruntergerissen, darunter auch die thailändische. Diese Schandtat führte zu einer Fahndung in sozialen Netzwerken und schließlich zur Ergreifung der Täter. Sie wurden zu einer Geldstrafe verurteilt und abgeschoben. Außerdem dürfen sie nie mehr nach Thailand einreisen. Die beiden Italiener müssen allerdings keine Angst haben: In Italien werden sie nicht bestraft, weil sie die thailändische Flagge geschändet haben. Wenn sie in Thailand hingegen dasselbe mit der italieni-schen Flagge gemacht hätten, würde ihnen in Italien eine zweijährige Haftstrafe drohen. Wenn die italienische Flagge außerhalb Italiens – also im Ausland – geschändet wird, wird das strafver-schärfend berücksichtigt.

    Jetzt wieder eine Parade zum Christopher Street Day Elf Jahre lang hat es in Thailand keine Parade mehr zum Christopher Street Day (CSD) gegeben. Dieses Jahr wird es aber in Bangkok wieder eine geben, teilten die die LGBTI-Organisationen Out BKK, Rainbow Sky Association, Queer Mango, Bangkok Rainbow und Rahmenprogramms mit. Der ursprünglich vorgesehene Termin im Mai ist allerdings wegen des Trauerjahrs um den König auf November verschoben worden. Der Phuket Pride-Tag (vom 27. bis 30. April 2017) ist bisher nicht verschoben worden. Das Motto: „Be Strong, Be Healthy, Be Happy“ (www.phuket-pride.org).

    Phuket wird zum WLAN-Paradies Gratis und schnell – so sollen die Internetverbin-dungen sein, die Reisende künftig auf der Ferien-insel Phuket erwarten. Bis Ende 2017 sollen alle wichtigen Badestrände auf Phuket und die öffentli-chen Plätze sowie die Touristenattraktionen mit

    gratis WLAN-Verbindungen ausgestattet sein. In Patong sind schon 120 WLAN-Router im Einsatz, insgesamt sollen es mehr als 1000 Hotspots wer-den. Das Telekommunikationsunternehmen CAT wartet nur noch auf die Genehmigung des zustän-digen Ministeriums. Um das WLAN nutzen zu kön-nen, müssen sich die Benutzer mit ihrem Ausweis anmelden, etwa der ID des Reisepasses. Die Veri-fikation erfolgt über Facebook, Twitter, email-Anschrift oder Telefonnummer.

    Goldminen bleiben ab sofort geschlossen Und dann ging es sehr schnell: Seit dem 1. Januar 2017 ist der Betrieb von Goldminen in Thailand untersagt worden Eine entsprechende Anordnung hat der Nationale Rat zur Erhaltung des Friedens mit Berufung auf den Artikel 44 der thailändischen Übergangsverfassung erlassen. Neben vielen kleinen Goldminen gibt es noch eine kommerzielle Goldmine 280 km nördlich von Bangkok. Der Be-treiber der Anlage, die australische Kingsgate Consolidated hat eigentlich noch eine Lizenz bis zum Jahr 2028, hat angekündigt, man werde sich komplett aus Thailand zurückziehen. Es gebe kein Vertrauen zur Regierung mehr. Das gelte auch für den Fall, dass man die Lizenz doch wieder nutzen dürfe. Inzwischen sind rund 1000 Minenarbeiter entlassen worden. In der Anlage sind jährlich rund 3,9 Tonnen Gold und 26,44 Tonnen Silber gewon-nen worden. Kingsgate betont, man habe bei der Förderung weder Arsen noch Mangan verwendet. Allerdings hatte man bei Untersuchungen von Menschen in der Umgebung der Mine im Novem-ber 2015 Arsen und Mangan in Blut und Urin fest-gestellt. Seither hat es immer wieder Proteste ge-geben, weil man eine schleichende Gefahr für die Menschen und Natur befürchtet. Es sei eine Schande, die Mine nicht weiter betreiben zu dür-fen, beklagt Kingsgate. Hier vermutet man noch weitere 59 Tonnen Gold und 3500 Tonnen Silber, die nun nicht mehr gefördert werden.

    Riesige Pottaschequellen werden erschlossen 130.000 Quadratkilometer groß ist das Gelände im Khorat-Bassin, unter dem sich die weltweit größten unerschlossenen Pottasche-Vorkommen befinden. Hier lagern Milliarden Tonnen Sylvinit und Carnallit relativ dicht unter der Erdoberfläche. In einem ersten Schritt werden die 32 Quadratkilometer umfassenden Explorationslizenzen genutzt. 2018 soll die Produktion aufgenommen werden. Pott-asche ist ein essentieller Pflanzennährstoff und einer der drei benötigten Dünger für die Saat von Reis, Weizen und Palmöl. Pottasche wird aus kali-umhaltigen Erzen wie Sylvinit und Carnallit produ-ziert.

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    Verbindungen mit China werden immer enger Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Thai-land und China werden immer enger. Nach den großen Eisenbahnprojekten fahren jetzt auch die thailändischen Generäle chinesisch. Nachdem USA-Präsident Obama die Lieferung von Panzern an die Militärjunta 2014 gestoppt hatte, werden im Jahr 2017 erstmals Panzer (28 Exemplare des Typs VT4) in Thailand produziert. Für etwa 950 Millionen Euro haben die Generäle schon U-Boote in Thailand bestellt. Das erste soll schon in diesem Jahr geliefert werden. Schon vor zwei Jahren ha-ben Thailand und China ein Verteidigungsabkom-men geschlossen. China ist inzwischen der dritt-größte Investor in Thailand. 14 Prozent der Thailänder haben chinesische Wurzeln. Und etwa jeder vierte Tourist, der im letzten Jahr nach Thai-land gefahren ist, ist Chinese, 71 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Das Verhalten chinesischer Touristen ist nicht immer konfliktfrei, weder am Urlaubsort noch in Hotels. Und auch schon auf dem Weg zum Urlaubsort gibt es Reibereien. So haben schon mehrfach chinesische Reisegruppen das Flugpersonal attackiert, wenn ihnen das Es-sen nicht schmeckte. Parallel dazu haben die Schweizer Behörden den Verkauf von Überwa-chungssoftware für Telekommunikationseinrich-tungen verboten.

    Luxusflieger für Topleute aus Regierung und Militär Der Sukhoi Superjet ist ein luxuriöses Flugzeug aus Russland, das erste, das nach dem Zerfall der Sowjetunion fertiggestellt worden ist. Jetzt hat die thailändische Regierung ein drittes Flugzeug für den Transport hochrangiger Militärs und Beamter (nach zweien im Jahr 2016) geordert. Ausgeliefert werden soll es 2018. Die Basisversion des Flug-zeugs kostet 36 Millionen US-Dollar. Es ist für 95 Passagiere geeignet, der Kerosinverbrauch soll aber um 20 Prozent unter dem vergleichbarer Ma-schinen liegen. Die Reichweite beträgt bis zu 5000 km. Als große Stärke des Flugzeugs gilt die Fähig-keit, auch auf Flugplätzen im Hochgebirge zu lan-den. Mexiko und Vietnam stehen ebenfalls auf der Kundenliste.

    Bei Verkehrsunfällen ist Thailand weltspitze 25 Tote bei einem Verkehrsunfall, das ist die schreckliche Nachricht zum Jahreswechsel. Der Fahrer eines Kleinbusses hatte versucht, auf der Autobahn in der Provinz Chonburi zu wenden und war danach mit einem Lieferwagen zusammenge-stoßen. Bereits in den vier Tagen vorher waren bei Unfällen 280 Menschen ums Leben gekommen. Damit hat Thailand seinem traurigen Namen wie-der alle Ehre gemacht: Nur in Libyen sterben mehr Menschen bei Verkehrsunfällen je 100.000 Ein-wohner, sagt eine Statistik der Weltgesundheitsor-ganisation.

    Fähre nach Hua Hin rückt Pattaya näher Schneller geht es künftig zwischen Hua Hin und Pattaya mit einer neuen Fähre. Für die rund 110 Kilometer lange Strecke müssen 999 Baht bezahlt werden. Die Fahrt beginnt um 8.30 Uhr in Hua Hin, zurück geht es ab Pattaya um 15.30 Uhr. Die Fahrzeit beträgt etwa 1 Stunde und 40 Minuten, der Landweg dauert etwa fünf Stunden. Wegen der Unwetter hatte sich allerdings der Start verzö-gert. Eventuell wird ab März eine weitere Fähre eingesetzt. Nicht bekannt ist derzeit, ob auch Pkw auf diesem Weg transportiert werden können.

    Wirtschaft mahnt vor Korruption Die Regierung will die Korruption bekämpfen. Aber so einfach scheint das nicht zu sein. Thanavath Phonvichai von der thailändischen Handelskam-mer hat nun die Regierung vor einem Anstieg der Korruption gewarnt. Er lobt die Regierung zwar für ihre Erfolge der letzten Jahre, mahnt allerdings, dass nun Rückschläge drohen. Angesichts der hohen Zahl neuer Baumaßnahmen rechnet er wieder mit einem Anstieg. Kurz vor Weihnachten 2016 hatte die Regierung für 2017 insgesamt 36 Infrastrukturprojekt mit einem Auftragsvolumen von knapp 900 Milliarden Baht genehmigt. Die Handelskammer hat im Dezember 2400 Entschei-dungsträger aus der Wirtschaft zum Thema be-fragt und dabei einen Korruptionsindex von 55 ermittelt, unverändert zum Vorjahresmonat. Bei einem Wert von 100 wäre Thailand frei von Kor-ruption.

    Mikro-Brauereien sind auf dünnem Eis Rund um den Globus steigt die Lust auf ein Bier jenseits der großen Brauereien. Auch Thailand ist keine Ausnahme. Jetzt ist wieder ein Uni-Absolvent von Nachbarn angezeigt worden, weil er in seiner Mikro-Brauerei Selbstgebrautes für 150 Baht das Glas verkauft hat. Bis vor kurzem waren die Strafen noch gering. Aber die Militärregierung hat die Strafen jetzt drastisch angehoben, bis zu 100.000 Baht und ein halbes Jahr Haft drohen den Brauern. Aber nicht allen. Einige sind mit ihrer Brauerei ins Ausland gegangen, produzieren da und importieren das Bier dann ganz legal.

    Zikavirus ist im Bewusstsein angekommen Das Zika-Virus ist durch die Weltmeisterschaft in Brasilien ins Gerade gekommen. Dabei ist dieser gefährliche Erreger schon seit Jahrzehnten in Südostasien zu Hause. Wegen des neu aufge-flammten Interesses werden die Krankheitsfälle jetzt auch erfasst, allerdings nicht in allen Ländern. Von den etwa tausend gemeldeten Fällen des letzten Jahres entfallen etwa 500 auf Thailand. In Vietnam und Thailand sind drei Fälle von Missbil-dungen bekannt geworden. Europäische Regie-

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    rungen raten Frauen, die schwanger sind oder werden wollen, von Reisen in die Region ab.

    Thailänder fürchten noch mehr Internetzensur Viele hunderttausend Thai haben binnen kürzester Zeit in einer Onlinepetition gegen einen Zusatz zum Gesetz zur Cyberkriminalität protestiert. Nach diesem kurz vor Weihnachten verabschiedeten Regelungen wird die Militärjunta ein fünfköpfiges Gremium ernennen, das Websites wegen empfun-dener Verstöße gegen die öffentliche Moral schließen kann. Die Gegner des Gesetzes werfen der Regierung vor, die freie Meinungsäußerung beschränken zu wollen. Das bestreitet Regie-rungschef Prayut. Der Zeitung „Nation“ sagte er, nur pornografische und andere „ungemessene“ Inhalte würden gesperrt. Es gehe nur darum, das öffentliche Wohl zu schützen und sei keine pau-schale Erlaubnis, die 70 Millionen Thailänder zu überwachen. Was unangemessen ist, bleibt un-klar.

    Medienrecht: Medienvertreter lehnen mehr Staatseinfluss ab Der Chef der Militärregierung, Premierminister Phrayut hat sich immer wieder beklagt, Medien würden nur negativ über die Regierung berichten. Jetzt soll ein neues Medienrecht die Medien auf Linie bringen. Mehr als dreißig Journalisten- und Medienorganisationen haben beschlossen, notfalls auch gemeinsam eine Kampagne dagegen zu starten. Sie sehen im Gesetz eine Verletzung der Verfassung.

    Militärregierung gibt dem Nahverkehr kräftige Schubser So gut der Nahverkehr in Bangkok auch ist, es scheitert oft an der Erreichbarkeit der Haltestellen. Diese Weisheit ist zwar uralt, aber Konsequenzen hat es bislang kaum bis gar keine gegeben. Die Militärregierung hat sich jetzt des Problems ange-nommen, berichtete die Bangkok Post Anfang Februar. Transportminister Arkhom plant, entlang der Skytrain- und Metrolinien auf öffentlichen Flä-chen 54 Parkmöglichkeiten zu schaffen. Hier sol-len bis zu 89.000 Pkw abgestellt werden können. Auch Einkaufszentren sollen sich beteiligen. Das OTP (Office of Transport and Traffic Policy and Planning) erwartet, dass die Betreiber dieser Ein-kaufstempel auch noch mal knapp 14.000 Park-plätze schaffen werden. Da aber Verkehrsstaus nicht nur auf die Hauptstadt beschränkt sind, sol-len künftig auch geplagte Regionen außerhalb der Hauptstadt profitieren: Phuket, Chiang Mai und Songkhla. Am weitesten sind die Planungen in Phuket gediehen. Mit dem Bau einer Bahn soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Fer-tigstellung ist 2020 geplant. 2021 soll dann der Routinebetrieb anlaufen. Die Phuketstrecken sol-len 60 Kilometer lang werden und von Tha Noon in

    Phangnga zur Calong Intersection in Phuket Stadt führen. Die 60 km lange Strecke mit 23 Haltestel-len wird mit 24 Millarden Baht veranschlagt. In bebauten Geländen sollen die Züge 20 bis 40 km schnell fahren, sonst sind Tempo 100 vorgesehen. Man rechnet anfangs mit 68.000 Fahrgästen. Erste Bürgeranhörungen haben schon stattgefunden. Die Planungen für Chiang Mai sind auch schon angelaufen. In Songkhla soll eine knapp 19 Kilo-meter lange Monorail-Strecke mit 15 Stationen entstehen. Weitere Ausbauregionen sind nach OTP Khon Kaen, Nakhon Ratchasima und Phitsanulok. Wie es mit dem Ausbau der Strecken innerhalb der Hauptstadt weitergeht, wird derzeit diskutiert. Im März 2017 soll die Erweiterung zwi-schen Bearing und Samrong in Betrieb gehen. Im nächsten Jahr könnte dann der Skytrain bis nach Samut Prakan führen.

    Geistiges und anderes Eigentum Stolperstein für hohen Beamten Beruflich kümmerte sich der Mann als stellvertre-tender Direktor um geistiges Eigentum. Aber dass man auch von anderem Eigentum besser die Fin-ger lassen sollte, musste der Depot General of intellectual Property Departement lernen. Bei einer Reise nach Kyoto hatte der Mann vor laufenden Überwachungskameras drei Gemälde im Wert von 15.000 Yen (ca 4700 Euro) in einem Hotel von der Wand genommen und gestohlen. Eine Strafanzei-ge gab es nicht, weil er den Schaden sofort nach der Entdeckung bezahlte, Seinen thailändischen Regierungsjob ist er aber los, fristlos.

    Nach Schüssen auf Studenten: Polizisten müssen in Haft Drei Polizisten, die nachts in einem Pickup in Phitsanulok unterwegs waren, wollten fünf Studen-ten kontrollieren, die mit einem Auto unterwegs waren. Die hielten aber nicht an, weil sie an einen Überfall glaubten. Die Polizisten eröffneten da-raufhin das Feuer und inhaftierten die fünf. Ein Gericht verurteilte die Polizisten zu Haftstrafen von acht bis elf Monaten.

    Illegale Gummiplantage mitten im Nationalpark jetzt beseitigt Eine 70 Rai große illegale Gummiplantage hat schon Jahrzehnte im Sirinath Nationalpark exis-tiert. Jetzt ist Schluss. Unter dem Schutz von Mili-tär und Polizei wurden alle Gummibäume, die kei-ne 20 Jahre alt sind, gefällt. Etwa 40 % der Bäume sind aber älter. Die sollen zum Schutz vor Erosion vorerst stehen bleiben und erst beseitigt werden.

    Die Artikel gehen auf Veröffentlichungen deutscher und internationaler Quellen zurück.

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