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Löschmittel: Angst vor Schaum? THEMA 6 1/2010

ThemA Angst vor Löschmittel: Schaum? - fire-tec. · PDF fileman eine enorme Kühlwirkung, wel-che sich nicht nur auf den Löscher-folg, sondern auch auf das Kühlen von Sekundärteilen

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Löschmittel:

Angst vor Schaum?

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Löschadditive gibt es viele. Von AFFF über syn-thetische mehrbereichsschaummittel bis hin zu den alten Proteinschaummitteln. Die Firma Total Fire-Stop Gmbh führt ein neues mittel ein: Fire Ade 2000 Firefighting Agent. es ver-spricht viel… Bei einer groß angelegten Lösch-vorführung im spanischen Can Padro konn-te sich der Autor davon überzeugen, dass die Versprechen auch eingehalten werden.

Text: FT Richard Berger

Fotos: Richard Berger und Hermann Kollinger

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Mit zwei C-Hohlstrahlrohren wurden 300 im Vollbrand stehende Reifen in nur 5 Minuten abgelöscht.

Der klassische Löschangriff wird bei vielen freiwilligen Feu-erwehren mittels Hochdruck-

rohr durch geführt. Nicht nur in der Vorgehensweise, sondern auch mit dem so genannten Löschgerät, wel-ches meist als Schnellangriffseinrich-tung auf einer Haspel im Heck oder auf der Fahrzeugseite montiert ist. Es verspricht hohe Kühlwirkung bei weni-ger Wassereinsatz als das klassische C-Mehrzweckstrahlrohr. Seit einigen Jahren gibt es auch die Hohlstrahl-rohre, welche mehr und mehr An-wendung finden (und vom Brennpunkt bereits vorgestellt worden sind). Die-se verbessern den Wasserhaushalt beim C-Angriff und können vielsei-tig eingesetzt werden. Netzmittel – Schaummittel mit einer Zumischrate von einem Prozent und darunter – zuzumischen ist eine Seltenheit. Viel zu oft werden diese Netzmittel auch zu spät beigemengt. Auch der Mittel-schaum ist häufig ein Angriffsmittel. Besonders bei Reifen- oder Treibstoff-bränden wird mit meist dreiprozenti-ger Zumischung dieses Löschmittel gewählt – mit geteiltem Erfolg. Ge-rade bei Reifen bildet der manch-mal zu trockene Mittelschaum eine Kruste an der Oberfläche, während es im „Untergrund“ munter weiter brennt. Der Darmstädter Branddirek-tor Hans Ralf Leistner weiß, wovon er spricht. Er war Einsatzleiter bei einem Reifendeponiebrand und weiß, wie viel Schaummittel bei solchen Einsätzen „drauf geht“.

Fire Ade 2000 Firefighting AgentDas Löschmittel Fire Ade 2000 ist ein neues Schaummittel aus Ameri-ka. Es ist auf molekularer Ebene so

aufgebaut, dass sich das Wasser, an das eine Kette der Verbindung „anhängt“ und auf der anderen Seite sich Kohlenwasserstoffverbindungen mit dem Strang verbinden. So erzielt

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man eine enorme Kühlwirkung, wel-che sich nicht nur auf den Löscher-folg, sondern auch auf das Kühlen von Sekundärteilen wie Karosserie oder Kesselwände auswirkt. Durch seine

neutralisierende Wirkung wird ein wiederentzünden von Treibstoff- oder Brandgutresten geradezu unmöglich gemacht. Ein weiterer – enormer – Vorteil des Löschmittels gegenüber

anderen Angriffsmöglichkeiten ist, dass – anders als bei der klassischen CAFS Anwendung – nur Standarde-quipment eingesetzt wird. Lediglich beim Fluten oder bei Alkoholbränden wird das übliche Löschgerät für den Schaumeinsatz (sprich Leichtschaum-generator oder Schwerschaumrohr) empfohlen. Eine alkoholbeständige Version des FireAde2000 ist erhält-lich. Alle anderen Brände, wie Reifen, Fahrzeuge, Klasse A im Allgemeinen oder große Mengen von Treibstoff, werden mit einer am Z-Zumischer ein-gestellten Verschäumungsrate von einem Prozent mittels Hohlstrahlrohr bekämpft. Auch das Zumischen über den gebräuchlichen Pumpenvormi-scher ist kein Thema.

ZumischratenDie Empfehlung über die einzuset-zenden Zumischraten entnehmen Sie der Infobox in diesem Artikel. Die-ser kann man entnehmen, dass mit der Zumischung von FireAde2000 nahezu jeder Brand mit einem Hohl-strahlrohr bekämpft werden kann. Außerdem wird in der Tabelle des Herstellers besonders darauf hinge-wiesen, dass beim Erzeugen eines Schaumteppichs die Kühlwirkung von FireAde2000 reduziert wird.

Das Besondere an FireAde2000 Neben der klassischen Wirkungswei-se eines Netzmittels, nämlich der Her-absetzung der Oberflächenspannung des Wassers, hat FireAde2000 wei-

Bereits beim beginnenden Löschangriff setzt auch dessen Wirkung unverzüglich ein.

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N F O – B O XIZumischraten für FireAde2000

Brandmaterial Hoh

lstr

ahlro

hr

Schw

ersc

haum

Mitt

elsc

haum

Leic

htsc

haum

Mon

itor

Bemerkung Waldbrand, Flächenbrand 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Stroh, Heu 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Holz 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Papier, Pappe 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Kunststoffe (Reifen usw.) 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Kabelbrand 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Sperrmüll 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Fahrzeugbrand (Pkw, Lkw, Bus) 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1%

Kellerbrand 0,5 - 1% 3% 3% 3% 0,5 - 1% abhänig nach Einsatzlage

Zimmerbrand 0,5 - 1% / / / / Dachstuhlbrand 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Gebäudebrand 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1%

Lagerhallenbrand 0,5 - 1% 3% 3% 3% 0,5 - 1% abhänig nach Einsatzlage

Containerbrand 0,5 - 1% / / / 0,5 - 1% Kerosin 1% 3% 3% / 1 - 3% Diesel 1% 3% 3% / 1 - 3% Benzin 1% 3% 3% / 1 - 3% Heptan 1 - 3% 3% 3% / 1 - 3%

Schweröl, Leichtöl 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Thermoöle 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Lacke 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Aluminium 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Magnesium 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Titan 1 - 3% 3 - 6% 3 - 6% / 1 - 3% abhänig nach Einsatzlage

Aceton 3 - 6% 3 - 6% 3 - 6% / 3 - 6% abhänig nach Einsatzlage

Isopropanol 3 - 6% 3 - 6% 3 - 6% / 3 - 6% abhänig nach Einsatzlage

Ethanol 3 - 6% 3 - 6% 3 - 6% / 3 - 6% abhänig nach Einsatzlage

E-85 3 - 6% 3 - 6% 3 - 6% / 3 - 6% abhänig nach Einsatzlage

Schwefelsäure 3 - 6% 3 - 6% 3 - 6% / /

Calciumcarbit / / 6% / /

reagiert mit Wasser! Nur 6%igen Mittelschaum!!

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tere Besonderheiten. Nicht nur, dass die ab 2011 aus dem Löschmittel-vertrieb verbannten PFOS und PFOA Verbindungen in dem Mittel nicht vor-handen sind, ist FireAde2000 nicht

korrosiv, nicht toxisch und zudem biologisch leicht abbaubar wie das Hygiene-Institut des Ruhrgebietes in seinem Bericht vom 03.02.2009 be-stätigt. Besonders ist auch, dass das

Mittel nicht nur mit allen gängigen Zumischsystemen funktioniert, son-dern, dass es bei der einfachen An-wendung als Netzmittel seine besten Löscheigenschaften zu Tage führt.

Nach nur 4 Sekunden stellte sich der Löscherfolg ein. Vorbrenndauer: 5 Minuten.

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Brandversuche in SpanienBei mehreren verschiedenen Brand-versuchen am Übungsgelände Can Padro – außerhalb der spanischen Großstadt Barcelona – wurden Pa-letten, 1.000 Liter Treibstoff, zwei Fahrzeuge und 300 Reifen ange-zündet. Nach jeweils einiger Zeit an Vorbrenndauer wurden die Löschan-griffe gestartet, wobei sich der Lö-scherfolg in allen Fällen im Verhältnis zu den herkömmlichen Mitteln sehr rasch einstellte. Besonders impo-sant war der Löschangriff mit zwei C-Hohlstrahlrohren (Einstellung: 265 Liter pro Minute) und einprozentiger Zumischung auf 300 Reifen im Voll-brand. Bei diesen konnte bereits nach

vier Minuten endgültig „Brand Aus“ gegeben werden. „So schnell habe ich noch nie Reifen abgelöscht“, so der erfahrene Darmstädter Brand-direktor Hans Ralf Leistner. Auch der Kommandant der Flughafenfeuer-wehr Hamburg zeigt sich begeistert: „Einfach Klasse… und das kannst du ruhig schreiben!“ Beide wurden als Strahlrohrführer bei der Vorführung eingesetzt. Auch der Brand zweier Paletten-Stapel mit zirka 290 Paletten konnte mit dem zugemengten FireAde2000 rasch bekämpft werden. Hier wurden im Vorfeld einige Paletten mit dem Wasser-FireAde2000-Gemisch vor dem Entzünden benetzt. Diese mit dem Mittel imprägnierten Bereiche wurden von dem Feuer, welches mit einer fünfminütigen Vorbrenndauer bereits sehr fortgeschritten war, verschont. Auch der Strohballen, wel-cher zuvor imprägniert wurde, blieb ohne Brandspuren heil. Während Paletten und Reifen mit jeweils zwei Hohlstrahlrohen bekämpft wurden, wurde der Versuch „800 Liter Diesel mit 200 Liter Benzin“ mit nur einem Hohlstrahlrohr bekämpft. Auch hier stellte der Löscherfolg sich sofort ein.

ZulassungenDie Materialprüfanstalt Leipzig und das Hygieneinstitut Ruhrgebiet be-

scheinigen dem Löschmittel FireA-de2000 (Fire Fighting Agent) sowohl einen leichten biologischen Abbau wie auch eine EU-weite Zulassung als Löschmittel. Auch die Anforde-rungen des ICAO Airport Service Ma-nual, Teil1, Anh. 8E:2004-5 werden erfüllt. Es erfüllt die Leistungsklasse Typ B nach Tabelle 8E.1. Weitere Zu-lassungen, Atteste und das Sicher-heitsdatenblatt werden in Kürze auf der Homepage der Firma Total Fire – Stop GmbH zum Download bereit-gestellt. Auch eine Produktinformati-onsbroschüre ist dort erhältlich.

ZusammenfassungLöscherfolg und Kühlwirkung hielten bei den Tests in Spanien das, was im Vorfeld versprochen wurde. Die einfache Handhabung sollte auch in Zukunft die Angst vor dem Einsatz von Schaummittel als Netzmittel neh-men. Der Einsatzerfolg hängt aber – wie bei jedem Schaummittel – vom rechtzeitigen Einsatz des Mittels FireAde2000 ab. Auch eine Vermi-

Mit 450 Grad Celsius wurden die Steine während der Vorbrennzeit gemessen. Nach dem Löschangriff waren diese handwarm.

Ablöschen einer bengalischen Fackel.

N F O – B O XIPFOA (Perfluoroctansäure) und PFOS (Perfluoroctansulonate)

Perfluoroctansulfonate (PFOS) C8F17SO2X (X = OH, Metallsalze (O-M+), Halogenide, Amide und andere Derivate einschließlich Polymere) und Perfluoroctansäure sollen laut EU Richtlinie 2006/122/EG (in Abänderung der Richtlinie 76/769/EWG) aufgrund ihrer toxischen Wirkung für Säugetiere und der starken Umweltbelastung aus allen

Bereichen ihrer Verwendung verbannt werden. „Diese geben Anlass zur Sorge“ ist in der Richtlinie zu lesen. So sind diese Bestandteile laut EU-Richtlinie seit dem 27. Juni 2008 in allen neu in Verkehr gebrachten Löschmittel EU-weit verboten. Die oben genannten Fluorverbindungen finden sich häufig in Löschmittel zur Wasserfilmbildung.

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schung mit anderen Konzentraten ist möglich, wobei das Löschmittel allerdings durch die Vermengung mit anderen Konzentraten seine Wirk-samkeit proportional zum Mischver-hältnis verliert. Auch wenn das Mittel gefroren oder dem Siedepunkt ausge-setzt war, behält es nach eingehen-den Tests seine Wirksamkeit, wenn es in den Einsatztemperaturbereich zurückgeführt wird. Lediglich der Farbstoff kann verloren gehen. Bei den Tests wurde vom Autor penibel darauf geachtet, dass keine ande-ren Zusätze oder Einstellungen am Zumischer vorgenommen wurden. Die einprozentige Zumischung von FireAde2000 ist tatsächlich eine Lö-sung, für viele Probleme. Brände im Gleisbereich – wo Steine Treibstoff aufsaugen oder Steine auf über den Zündpunkt des Treibstoffes erhitzt werden – konnten ebenso eindrucks-voll abgelöscht werden, wie der her-kömmliche Fahrzeugbrand, bei wel-chem sich ein Löscherfolg nach nur vier Sekunden(!) einstellte. Mit dem

neuen Löschmittel und einer spezi-ellen Düse auf einem eigens für den Stadioneinsatz entwickelten Löscher können außerdem mit nur 3,5 Litern Löschmittelgemisch sogar benga-lische Fackeln abgelöscht werden. Hier reichen die 3,5 Liter für bis zu 15 solche – bis dato als unlöschbar gegoltene – Fackeln.Besonders hervorzuheben ist, dass auch beim Einsatz eines „normalen“ Z-Zumischers nach Venturiprinzip kei-ne Nachteile entstehen. Im Gegenteil: Das Löschmittel ist darauf ausge-legt, dass es mit jeder vorhandenen „Hardware“ eingesetzt werden kann. Durch den raschen Löscherfolg ist eine weitaus geringere Löschmittel-menge ausreichend.

Kontakt und InfosFür Österreich ist die Total Fire - Stop GmbH Lizenznehmer. Das Löschmit-tel kann über die Verkäufer Land auf, Land ab bestellt werden. Nähere In-formationen zum Löschmittel erhal-ten Sie bei EBM Jürgen Berger unter

06645330787 oder auf der Home-page unter www.total.at. Auch eine Kooperation mit Fahrzeug- und Pum-penherstellern wird seitens der Total Fire – Stop GmbH angestrebt. þ

Ca. 300 Paletten im Vollbrand (rech-te Seite einer Reihe imprägniert mitFireAde2000).

TOTAL FIRE-STOP Brandschutztechnik GmbH • A-1220 Wien • Tillmanngasse 5Tel.: (01) 259 36 31-0 • Fax: (01) 259 36 31-18 • [email protected] • www.total.at

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