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23.09.2015Drucksache 6/1097Thüringer LandTag
6. Wahlperiode
Vorabdruck verteilt am: 23. September 2015
Druck: Thüringer Landtag, 24. November 2015
G e s e t z e n t w u r f
der Landesregierung
Thüringer Gesetz zur Novellierung des kommunalen Fi-nanzausgleichs
A. Problem und Regelungsbedürfnis
Nach Artikel 93 Abs. 1 Satz 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen ist das Land verpflichtet, den Kommunen eine insgesamt angemessene Finanzausstattung zu sichern. Entsprechend der verfassungsrechtlichen Vorgaben und der konkreten Anforderungen, die der Thüringer Verfas-sungsgerichtshof in seinen Urteilen vom 21. Juni 2005 (Az.: 28/03) und 2. November 2011 (Az.: 13/10) an die Ausgestaltung des kommunalen Finanzausgleichs gestellt hat, ist bei der Bemessung der vom Land an die Kommunen auszureichenden Finanzausgleichsleistungen insbeson-dere der kommunale Finanzbedarf zugrunde zu legen.
Hierzu wurden bei der Novelle im Jahr 2013 die konkreten Zuschussbe-darfe der kommunalen Aufgabenbereiche anhand der aktuellst verfüg-baren Jahresrechnungsstatistik 2010 erfasst und im Hinblick auf die je-weiligen Bedarfsträger anhand spezifischer Fortschreibungsparameter auf das Finanzausgleichsjahr 2013 fortgeschrieben (vergleiche Druck-sache 5/5062).
Zur dauerhaften Gewährleistung einer angemessenen Finanzausstat-tung der Thüringer Kommunen ist der Gesetzgeber verpflichtet, seine Bedarfsermittlung in regelmäßigen Abständen zu überwachen. Zu die-sem Zweck sieht das Thüringer Finanzausgleichsgesetz (ThürFAG) vom 31. Januar 2013 (GVBl. S. 10) in der jeweils geltenden Fassung in be-stimmten Abständen sogenannte große und kleine Revisionen vor, um anhand der tatsächlichen Entwicklung der kommunalen Ausgaben nach der Jahresrechnungsstatistik und spezifischer Überprüfungsparameter die angemessene Finanzausstattung beziehungsweise die finanzielle Mindestausstattung der Kommunen zu überprüfen. Eine Besonderheit bildet in diesem Zusammenhang die sogenannte Übergangsevaluation nach § 3 Abs. 8 ThürFAG, da erstmalig nach der Einführung des neuen Kommunalen Finanzausgleichs für das Jahr 2013 mit der Jahresrech-nungsstatistik 2013 belastbare Zahlen zu dessen Wirkung vorliegen.
Zur Übergangsevaluation, deren Umfang einer großen Revision nach dem geltenden § 3 Abs. 7 ThürFAG entspricht, wurde ein ausführlicher Bericht erarbeitet. Der Bericht wurde im Beirat für kommunale Finanzen abschließend beraten und wird als Anlage 1 beigefügt. Er identifiziert insbesondere im Rahmen der Feststellung der ungedeckten Finanzaus-
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
stattung Nachsteuerungsbedarf, dem mit diesem Gesetzentwurf Rech-nung getragen werden soll. Die Übergangsevaluation hat weiterhin er-geben, dass die Zuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich die finanzielle Mindestausstattung der Kommunen gewährleisten. Darü-ber hinaus wurde unter anderem festgestellt, dass der derzeitige Kinder-ansatz als Nebenansatz bei der Berechnung von Schlüsselzuweisun-gen für Gemeindeaufgaben neu bestimmt werden muss. Weiterhin soll durch die Anpassung der Pauschalen nach dem Thüringer Kindertages-einrichtungsgesetz vom 16. Dezember 2005 (GVBl. S. 365 -371-; 2006 S. 51) in der jeweils geltenden Fassung eine Anpassung der Finanzie-rung vorgenommen werden.
Beim Vollzug des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes haben sich au-ßerdem weitere Punkte ergeben, die ebenfalls im Rahmen der Novel-lierung überarbeitet werden sollen.
B. Lösung
Überarbeitung und Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes unter Berücksichtigung der Er-gebnisse der Übergangsevaluation und des Thüringer Kindertagesein-richtungsgesetzes
C. Alternativen
Fortgeltung der bisherigen Gesetzesfassungen
D. Kosten
Mit der vorgesehenen Anpassung des Partnerschaftsgrundsatzes nach § 3 Abs. 2 ThürFAG steigt die Finanzausgleichsmasse (auf Basis der Mai-Steuerschätzung 2015) von 1.861 Millionen Euro im Jahr 2016 und 1.862 Millionen Euro im Jahr 2017 nach geltendem Recht auf rund 1.901 Millionen Euro in den Jahren 2016 und 2017. Demgegenüber steht eine Entlastung des Landeshaushalts durch die Auflösung des Garantiefonds.
Weiterhin entsteht durch die zukünftig im jährlichen (bei Doppelhaus-halten zweijährigen) Rhythmus durchzuführende Revision im Umfang der vormaligen großen Revision ein entsprechender Personalaufwand sowohl beim Landesamt für Statistik als auch bei dem für kommunale Finanzen zuständigen Ministerium. Im Gegenzug entfällt insbesondere das Berichtswesen zur bisherigen kleinen Revision.
Die Erhöhung der Pauschalen durch Artikel 2 des Gesetzes führt zu kei-nen Mehrkosten.
E. Federführung
Federführend ist das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
FREISTAAT THÜRINGENDER MINISTERPRÄSIDENT
An denPräsidenten des Thüringer LandtagsHerrn Christian CariusJürgen-Fuchs-Straße 1
99096 Erfurt
Erfurt, den 22. September 2015
Sehr geehrter Herr Präsident,
hiermit überreiche ich den von der Landesregierung beschlossenen Ent-wurf des
"Thüringer Gesetzes zur Novellierung des kommunalen Finanz-ausgleichs"
mit der Bitte um Beratung durch den Landtag in den Plenarsitzungen am 30. September/1./2. Oktober 2015.
Mit freundlichen Grüßen
Bodo Ramelow
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097Thüringer Gesetz zur Novellierung des kommunalen Finanzausgleichs
Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:
Artikel 1 Änderung des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes
Das Thüringer Finanzausgleichsgesetz vom 31. Januar 2013 (GVBl. S. 10), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 27. Februar 2014 (GVBl. S. 45), wird wie folgt geändert:
1. § 3 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 2 erhält folgende Fassung:
"(2) Die Höhe der Finanzausgleichsmasse bestimmt sich für das jeweilige Finanzausgleichsjahr nach der in den Sätzen 2 und 3 bestimmten Regel. Die Ent-wicklung der Gesamteinnahmen der Kommunen aus Steuern (Realsteuern abzüglich Gewerbesteu-erumlage, Gemeindeanteile an Einkommen- und Umsatzsteuer sowie sonstige Steuern und steuer-ähnliche Einnahmen), im Durchschnitt des voran-gegangenen Jahres und der zwei davor liegenden Jahre sowie den Zuweisungen aus dem kommu-nalen Finanzausgleich, soll sich im Sinne eines Thüringer Partnerschaftsmodells gleichmäßig zur Entwicklung der dem Land verbleibenden Finanz-masse aus den in Absatz 1 genannten Einnahmen im Durchschnitt des vorangegangenen Jahres und der zwei davorliegenden Jahre, abzüglich der den Kommunen zufließenden Finanzmasse im kommu-nalen Finanzausgleich, also zu seinen Gesamtein-nahmen netto, gestalten. Das Aufteilungsverhältnis beträgt 36,92 vom Hundert aus der Summe der in Satz 2 genannten Einnahmen der Kommunen, ein-schließlich der Zuweisungen aus dem kommuna-len Finanzausgleich nach diesem Gesetz, zu 63,08 vom Hundert aus der dem Land verbleibenden Fi-nanzmasse nach Absatz 1 in Verbindung mit Satz 1 dieses Absatzes."
b) Absatz 4 erhält folgende Fassung:
"(4) Die nach den Absätzen 1 bis 3 bereitzustellen-de Finanzausgleichsmasse wird nach den Ansät-zen im Landeshaushaltsplan und den geschätzten Steuereinnahmen der Gemeinden vorläufig er-rechnet und im Landeshaushaltsplan festgesetzt. Spätestens im übernächsten Haushaltsjahr ist der Ausgleich nach dem Ergebnis des Haushaltsjahres vorzunehmen. Ist das übernächste Jahr das zwei-te Jahr eines Doppelhaushalts, erfolgt die Abrech-nung im darauf folgenden Jahr. Bei der endgültigen Berechnung der Finanzausgleichsmasse auf der Basis der in den Absätzen 1 und 2 genannten tat-sächlichen Einnahmen ist die Regel nach Absatz 2 Satz 2 und 3 zugrunde zu legen. Die Abrechnung wird unter der Bezeichnung Stabilisierungsfonds als Kontrollrechnung im Haushalt dargestellt. Er-gibt sich ein Abrechnungsbetrag zu Gunsten der Kommunen, erhöht dieser den Stabilisierungsfonds.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Ergibt sich ein Abrechnungsbetrag zu Gunsten des Landes, verringert dieser den Stabilisierungsfonds."
c) Absatz 5 erhält folgende Fassung:
"(5) Jährlich oder bei Doppelhaushalten in zwei-jährigen Abständen ist zu überprüfen, ob aufgrund von Veränderungen im Aufgabenbestand oder auf-grund der Entwicklung der notwendigen Ausgaben die in Absatz 2 Satz 2 und 3 festgesetzte Regel des Thüringer Partnerschaftsmodells im Verhältnis zwi-schen dem Land und den Kommunen anzupassen ist (Revision). Im Rahmen der Revision ist darü-ber hinaus die Aufteilung der Schlüsselmassen für Landkreisaufgaben und Gemeindeaufgaben sowie die Berechnung der Pauschalen nach § 23 dieses Gesetzes in die Prüfung einzubeziehen. Die Prü-fung findet im Beirat nach § 33 auf der Grundlage eines vom für den kommunalen Finanzausgleich zuständigen Ministerium zu erstellenden Prüfungs-berichts zur Entwicklung des Aufgabenbestandes und den hierfür verwendeten finanziellen Mitteln statt. Das für den kommunalen Finanzausgleich zuständige Ministerium ist ermächtigt, im Beneh-men mit dem Beirat für kommunale Finanzen, zur Erstellung des Prüfberichts einen externen Gutach-ter zu beteiligen. Das Ergebnis der Revision ist zu dokumentieren."
d) Die Absätze 6 bis 8 werden aufgehoben.
2. § 4 wird wie folgt geändert:
a) Satz 1 wird wie folgt geändert:
aa) Nach Nummer 4 wird folgende neue Nummer 5 eingefügt:
"5. Sonderlastenausgleich für Betrieb und Ein-führung des Digitalfunks nach § 20 a,"
bb) Die bisherigen Nummern 5 und 6 werden die Nummern zu 6 und 7.
cc) Folgende neue Nummern 8 und 9 werden ein-gefügt:
"8. Sonderlastenausgleich für die Beseiti-gung besonderer Umweltbelastungen nach § 22 a,
9. Sonderlastenausgleich für Belastungen der Kurorte nach § 22 b,"
dd) Die bisherigen Nummern 7 bis 9 werden die Nummern 10 bis 12.
ee) Die bisherige Nummer 10 wird aufgehoben.
b) In Satz 2 wird die Zahl "10" durch die Zahl "12" er-setzt.
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/10973. § 5 erhält folgende Fassung:
"§ 5 Abrechnungen im Vollzug des Finanzausgleichs
Unbeschadet der Abrechnung nach § 3 Abs. 4 Satz 2 ist über die in § 4 Satz 1 genannten Bestandteile der Finanzausgleichsmasse jährlich gesondert abzurech-nen. Die notwendigen Verrechnungen sind über den Landesausgleichsstock (§ 24) durchzuführen."
4. § 7 wird wie folgt geändert:
a) In Nummer 1 wird die Zahl "41,3" durch die Zahl "41,4" ersetzt.
b) In Nummer 2 wird die Zahl "58,7" durch die Zahl "58,6" ersetzt.
5. In § 9 Abs. 2 Satz 2 wird die Zahl "4,5" durch die Zahl "6,7" ersetzt.
6. § 10 Abs. 2 wird wie folgt geändert:
a) Nummer 1 wird wie folgt geändert:
aa) In Buchstabe a werden die Worte "der Aus-gleichsjahre 2013 und 2014" und die Worte "ver-vielfacht mit dem fiktiven Hebesatz von 200 vom Hundert, ab dem Jahr 2015" gestrichen.
bb) In Buchstabe b werden die Worte "der Aus-gleichsjahre 2013 und 2014" und die Worte "ver-vielfacht mit dem fiktiven Hebesatz von 300 vom Hundert, ab dem Jahr 2015" gestrichen.
b) Nummer 2 erhält folgende Fassung:
"2. für die Ermittlung der Schlüsselzuweisungen der Ausgleichsjahre 2016 bis 2019 bei der Ge-werbesteuer das durch den jeweils maßgebli-chen Hebesatz geteilte Istaufkommen verviel-facht mit dem fiktiven Hebesatz von 357 vom Hundert, ab dem Jahr 2020 vervielfacht mit dem fiktiven Hebesatz von 395 vom Hundert, abzüg-lich der sich unter Anwendung des in § 6 Abs. 2 des Gemeindefinanzreformgesetzes in der Fas-sung vom 10. März 2009 (BGBl. I S. 502) in der jeweils geltenden Fassung festgesetzten Vom-hundertsatzes errechnenden Gewerbesteuer-umlage,"
7. In § 13 Abs. 2 Satz 4 wird das Wort "acht" durch die Zahl "14" ersetzt.
8. Nach § 20 wird folgender § 20 a eingefügt:
"§ 20 a Sonderlastenausgleich für Betrieb und Einführung
des Digitalfunks
(1) Die Gemeinden und Landkreise beteiligen sich ab dem Jahr 2017 an den Betriebskosten für die Netzin-frastruktur des Digitalfunks für Behörden und Organi-
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
sationen mit Sicherheitsaufgaben in Thüringen zu 40 vom Hundert. Bis zum Erreichen der flächendeckenden Versorgung der Gemeinden und Landkreise mit den er-forderlichen Geräten (Endausbaustufe) mindert sich die Beteiligung nach Satz 1 im Verhältnis des tatsächlichen Gerätebestandes der Gemeinden und Landkreise am 1. Dezember des laufenden Jahres zum Gesamtgerä-tebestand in der Endausbaustufe. Der Gesamtgeräte-bestand definiert sich aus der Jahresstatistik der verfüg-baren analogen Handsprech- und Funkfahrzeuggeräte zum Stichtag 31. Dezember 2014. Der auf die Gemein-den und Landkreise entfallende Anteil für die Betriebs-kosten wird aus der Finanzausgleichsmasse entnom-men und an das für Brandschutz, Allgemeine Hilfe und Katastrophenschutz zuständige Ministerium abgeführt.
(2) Gemeinden und Landkreise können ab dem Jahr 2017 aus Mitteln der Finanzausgleichsmasse 30 vom Hundert der förderfähigen Ausgaben der Beschaffung und KFZ-Migration für die Erstausstattung mit der er-forderlichen Funktechnik zur Nutzung des Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsauf-gaben in Thüringen bewilligt werden. Die Förderbedin-gungen und das Verfahren werden durch Richtlinie des für Brandschutz, Allgemeine Hilfe und Katastrophen-schutz zuständigen Ministeriums geregelt."
9. Nach § 22 werden folgende §§ 22 a und 22 b einge-fügt:
"§ 22 a Sonderlastenausgleich für die Beseitigung
besonderer Umweltbelastungen
(1) An Landkreise und kreisfreie Städte können Zuwei-sungen für die Beseitigung besonderer Umweltbelas-tungen, die im begründeten Einzelfall deutlich über das übliche Maß hinausgehen, bewilligt werden.
(2) Über die im Landeshaushalt eingestellten Mittel ver-fügt die für Umweltschutz zuständige oberste Landes-behörde. Die Verteilung der Mittel einschließlich des Verfahrens wird durch Verwaltungsvorschrift der für Umweltschutz zuständigen obersten Landesbehörde im Einvernehmen mit dem für den kommunalen Finanz-ausgleich zuständigen Ministerium geregelt.
§ 22 b Sonderlastenausgleich für Belastungen der Kurorte
(1) Gemeinden, die zum 1. Januar des Ausgleichs-jahres nach § 4 des Thüringer Kurortegesetzes vom 28. Oktober 2013 (GVBl. S. 293) in der jeweils gelten-den Fassung zur Führung einer Artbezeichnung nach § 2 Nr. 1 bis 7 des Gesetzes berechtigt sind, erhalten Finanzzuweisungen zum Ausgleich ihrer besonderen Belastungen.
(2) Die Mittel sind jeweils zum 1. Oktober des laufen-den Finanzausgleichsjahres fällig. Sie werden zu zwei Dritteln nach der Zahl der Übernachtungen und zu ei-nem Drittel nach der Zahl der Betten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen verteilt. Maßgeblich ist die Anzahl der Übernachtungen in dem Finanzausgleichs-
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097jahr vorangegangenen Jahr sowie die Zahl der Betten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen nach dem Verzeichnis Krankenhäuser, Vorsorge- oder Re-habilitationseinrichtungen in Thüringen des Landesam-tes für Statistik zum Stand 31. Dezember des dem Fi-nanzausgleichsjahr vorvergangenen Jahres.
(3) Der Inhaber oder der Leiter eines Beherbergungs-betriebes im Sinne des § 3 des Gesetzes zur Neuord-nung der Statistik über die Beherbergung im Reisever-kehr vom 22. Mai 2002 (BGBl. I S. 1642) in der jeweils geltenden Fassung im Gebiet einer von Absatz 1 er-fassten Gemeinde sind verpflichtet, zur Berechnung der Zuweisung für Kurorte die Zahl der Übernachtun-gen von Gästen des vorangegangenen Jahres im Ge-biet der Gemeinde bis zum 31. März des Finanzaus-gleichsjahres an die jeweilige Gemeinde zu melden. Die Gemeinde übermittelt die Übernachtungszahlen für die Berechnung der Verteilung nach Absatz 2 unver-züglich auf dem Dienstweg an die für den kommunalen Finanzausgleich zuständige oberste Landesbehörde."
10. § 23 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 1 Satz 1 erhält folgende Fassung:
"Die kreisfreien Städte, die Landkreise, die großen kreisangehörigen Städte, die Verwaltungsgemein-schaften, die erfüllenden Gemeinden und sons-tige selbständige Gemeinden erhalten als Aus-gleich für ihre Mehrbelastungen, die ihnen durch die Wahrnehmung übertragener staatlicher Aufga-ben nach Artikel 93 Abs. 1 Satz 2 in Verbindung mit Artikel 91 Abs. 3 der Verfassung des Freistaats Thü-ringen entstehen, pauschale steuerkraft- oder um-lagekraftunabhängige allgemeine Finanzzuweisun-gen je Einwohner in Höhe von: Kommunaler Träger Jahr 20161. Kreisfreie Städte 119 Euro 2. Landkreise 89 Euro 3. Große kreisangehörige Städte 56 Euro 4. Verwaltungsgemeinschaften, er-
füllende Gemeinden und sonsti-ge selbständige Gemeinden 36 Euro."
b) Die Absätze 4 und 5 erhalten folgende Fassung:
"(4) Die in Absatz 1 genannten Beträge sind für die auf das Ausgleichsjahr 2016 folgenden Ausgleichs-jahre jährlich oder bei Doppelhaushalten in zwei-jährigen Abständen im Wege einer Revision (Mehr-belastungsausgleichsrevision) fortzuschreiben. In Ausgleichsjahren, für die aufgrund von Doppel-haushalten keine Revision durchgeführt wird, sind für die Fortschreibung der Beträge nach Absatz 1 jeweils im Mittel der fünf jüngsten verfügbaren Vor-jahre ausschließlich die Entwicklung der Personal-kosten im übertragenen Wirkungskreis mit 70 vom Hundert und die Entwicklung der Verbraucherpreise mit 30 vom Hundert zu berücksichtigen. Die Run-dung der nach Satz 1 genannten Beträge erfolgt kaufmännisch auf volle Euro-Beträge.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
(5) Wird den kommunalen Trägern der Selbstver-waltung nach Artikel 91 Abs. 3 der Verfassung des Freistaats Thüringen eine neue Aufgabe übertra-gen oder wird ein Aufgabenstandard einer bereits übertragenen Aufgabe erhöht, ist der Mehrbelas-tungsausgleich in Höhe der nach dem Regelungs-entwurf zu erwartenden jährlichen Kosten der Re-gelung ausdrücklich durch Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes zu regeln. Beruht die Veränderung im Sinne des Satzes 1 nicht auf einer Anpassung von Landesrecht, ist die Landesregierung ermäch-tigt, die Regelung nach Satz 1 durch Rechtsverord-nung zu erlassen. Der Mehrbelastungsausgleich nach den Sätzen 1 und 2 erfolgt außerhalb des Thüringer Partnerschaftsmodells. Im Rahmen der Revision nach § 3 Abs. 5 ist zu prüfen, ob spezi-algesetzliche Kostenerstattungsregelungen in die Pauschale nach Absatz 1 überführt werden kön-nen. In diesem Fall ist die in § 3 Abs. 2 festgesetz-te Regel des Thüringer Partnerschaftsmodells so anzupassen, dass die bislang außerhalb des Thü-ringer Partnerschaftsmodells ausgereichten Mittel in die Finanzausgleichsmasse überführt werden."
c) Folgender Absatz 6 wird angefügt:
"(6) Soweit durch Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes bestimmt ist, dass nicht nur diejeni-gen Kommunen Aufgaben des übertragenen Wir-kungskreises wahrnehmen, die für eine Aufgabe Zu-weisungen nach Absatz 1 erhalten, ist zwischen den Kommunen, für die eine abweichende Aufgaben-wahrnehmung gilt, eine Vereinbarung über die Wei-terreichung dieser Zuweisungen zu treffen. Soweit eine Vereinbarung nach Satz 1 bislang nicht getrof-fen wurde, ist diese bis zum 31. Dezember 2016 rückwirkend zum 1. Januar 2016 abzuschließen."
11. § 24 Abs. 1 erhält folgende Fassung:
"(1) Gemeinden und Landkreisen werden aus dem Lan-desausgleichsstock Bedarfszuweisungen in Form von Zuweisungen und rückzahlbaren Überbrückungshil-fen zur Verfügung gestellt. Die Mittel des Landesaus-gleichsstocks speisen sich aus1. den jährlichen Einnahmen aus der Finanzaus-
gleichsumlage nach § 29,2. den Einnahmen aus Rückzahlungen von Bedarfszu-
weisungen sowie ergänzenden Bedarfszuweisun-gen nach § 4 des Thüringer Kommunalhaushaltssi-cherungsprogrammgesetzes vom 27. Februar 2014 (GVBl. S. 45) in der jeweils geltenden Fassung je-weils des laufenden Jahres sowie der vorangegan-genen Jahre,
3. den kassenmäßig unter Berücksichtigung der Ab-rechnung nach § 5 nicht in Anspruch genommenen Mitteln des Landesausgleichsstocks aus dem Vor-jahr und
4. aus den im Vorjahr kassenmäßig nicht in Anspruch genommenen und für die Abrechnung nach § 5 ver-wendeten Mitteln der übrigen Bestandteile der Fi-nanzausgleichsmasse nach § 4. Zusätzlich zu den Mitteln nach Satz 2 wird dem Landesausgleichs-stock jährlich ein Betrag von 47 Millionen Euro zur Verfügung gestellt."
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/109712. In § 26 Abs. 2 werden die Worte "vom Hundert" durch
das Wort "Prozentpunkten" ersetzt.
13. § 29 wird wie folgt geändert:
a) Absatz 1 erhält folgende Fassung:
"(1) Von den kreisangehörigen Gemeinden, de-ren Steuerkraftmesszahl (§ 10) die Bedarfsmess-zahl (§ 9) um mehr als 15 vom Hundert übersteigt, wird eine Finanzausgleichsumlage erhoben. Die Finanzausgleichsumlage beträgt 30 vom Hundert des Differenzbetrags zwischen der Steuerkraft-messzahl und der um 15 vom Hundert erhöhten Bedarfsmesszahl."
b) In Absatz 2 Satz 3 werden die Worte "vom Hundert" durch das Wort "Prozentpunkten" ersetzt.
c) Absatz 3 wird wie folgt geändert:
aa) In Satz 1 wird das Wort "Ausgleichsjahrs" durch das Wort "Fälligkeitsjahrs" ersetzt.
bb) In Satz 2 wird das Wort "Ausgleichsjahrs" durch das Wort "Fälligkeitsjahrs" ersetzt.
d) Absatz 4 wird aufgehoben.
14. § 33 Abs. 1 erhält folgende Fassung:
"(1) Bei dem für den kommunalen Finanzausgleich zu-ständigen Ministerium wird ein Beirat für kommunale Finanzen eingerichtet. Ihm gehören an:1. drei Vertreter des für kommunale Angelegenheiten
zuständigen Ministeriums, davon einer als Vorsit-zender,
2. ein Vertreter des für Finanzen zuständigen Minis-teriums,
3. zwei von dem für den kommunalen Finanzausgleich zuständigen Ministerium auf Vorschlag des Thürin-gischen Landkreistages e.V. berufene Vertreter der Landkreise und
4. drei von dem für den kommunalen Finanzaus-gleich zuständigen Ministerium auf Vorschlag des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen berufene Vertreter der Gemeinden, darunter je ein Vertreter der kreisangehörigen Gemeinden und der kreisfrei-en Gemeinden.
Der Beirat für kommunale Finanzen gibt sich eine Ge-schäftsordnung."
15. § 34 wird aufgehoben.
16. Die Überschrift des Siebenten Abschnitts und § 36 er-halten folgende Fassung:
"Siebenter Abschnitt Schlussbestimmung
§ 36 Gleichstellungsbestimmung
Status- und Funktionsbezeichnungen in diesem Ge-setz gelten jeweils in männlicher und weiblicher Form."
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
17. § 37 wird aufgehoben.
18. Die Inhaltsübersicht wird den vorstehenden Änderun-gen angepasst.
Artikel 2 Änderung des
Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetzes
Das Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetz vom 16. De-zember 2005 (GVBl. S. 365 -371-; 2006 S. 51), zuletzt ge-ändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 23. September 2015 (GVBl. S. 131), wird wie folgt geändert:
1. In § 18 Abs. 6 Satz 2 wird die Zahl "70" durch die Zahl "80" ersetzt.
2. § 19 Abs. 2 wird wie folgt geändert:
a) In Satz 2 wird der Geldbetrag "270 Euro" durch den Geldbetrag "290 Euro" ersetzt.
b) In Satz 4 wird der Geldbetrag "130 Euro" durch den Geldbetrag "140 Euro" ersetzt.
Artikel 3 Neubekanntmachung
Der Präsident des Landtags wird ermächtigt, den Wort-laut des Thüringer Finanzausgleichsgesetzes in der vom Inkrafttreten dieses Gesetzes an geltenden Fassung im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Thürin-gen bekannt zu machen.
Artikel 4 Inkrafttreten
Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 2016 in Kraft.
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Begründung:
A. Allgemeines
Die Verpfl ichtung des Landes nach Artikel 91 Abs. 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen dafür zu sorgen, dass die kommunalen Träger der Selbstverwaltung ihre Aufgaben erfüllen können, begründet nach der Rechtsprechung des Thüringer Verfassungsgerichtshofs nicht nur die Verpfl ichtung zur Bereitstellung einer von der Finanzlage des Landes unabhängigen fi nanziellen Mindestausstattung, sondern darüber hinaus die Pfl icht zur "angemessenen Finanzausstattung" der Kommunen (Ent-scheidung des Thüringer Verfassungsgerichtshofes vom 21. Juni 2005, Az. 28/03, Rn. 142f., und vom 2. November 2011, Az. 13/10, Rn. 82).
Diese angemessene Finanzausstattung richtet sich nach den vom Thü-ringer Verfassungsgerichtshof aufgeführten Determinanten des kommu-nalen Finanzausgleichs (Aufgabenbestand, Finanzkraft und Leistungs-kraft) im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit des Landes. Eine detaillierte Untersuchung der genannten Parameter auf Basis der Jahresrechnungs-statistik 2013 wurde in Form des Prüfberichts des Ministeriums für In-neres und Kommunales zur "Übergangsevaluation gemäß § 3 Abs. 8 ThürFAG", der diesem Gesetzentwurf als Anlage 1 beigefügt ist, durch-geführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden im Anschluss je-weils mit Bezug zu den konkreten Änderungsbefehlen betrachtet, so dass hier nur einige Darstellungen zur allgemeinen Finanzsituation der Kommunen erforderlich sind:
1. Wesentliche kommunale Einnahmen
Die Entwicklung der kommunalen Steuereinnahmen wie auch die allge-meine Entwicklung der Steuereinnahmen von Bund und Ländern zei-gen eine positive Tendenz:
Quelle: TLS, ab 2015 Steuerschätzung Mai 2015 (ohne sonstige Steuern)
Die Aufstellung zeigt, dass sich die Steuereinnahmen der Kommunen insbesondere seit dem Jahr 2009 positiv entwickelt haben und auch auf Basis der Mai-Steuerschätzung 2015 weiterhin mit steigenden Steuer-einnahmen der Thüringer Kommunen zu rechnen ist.
Dies vermag aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die Steuerein-nahmen der Thüringer Kommunen - wie in den ostdeutschen Flächen-ländern allgemein - weiterhin deutlich unter dem Bundesdurchschnitt
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
beziehungsweise den Steuereinnahmen der Kommunen in den west-deutschen Flächenländern liegen:
Quelle: ZDL
An diesem grundsätzlichen Abstand zwischen den west- und ostdeut-schen Flächenländern sind bislang kaum Veränderungen zu beobachten:
Quelle: ZDL
Die besondere fi nanzielle Situation der ostdeutschen Kommunen führt deshalb dazu, dass diese zur Absicherung ihrer fi nanziellen Leistungs-fähigkeit in höherem Maße auf Zuweisungen angewiesen sind, als die Kommunen in den westdeutschen Flächenländern:
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Quelle: ZDL
Auch hier zeigt sich über die zurückliegenden Jahre eine entsprechen-de Korrelation:
Quelle: ZDL
2. Wesentliche kommunale Ausgaben
Demgegenüber haben sich die Ausgaben der Thüringer Kommunen in den Verwaltungshaushalten wie folgt entwickelt:
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Quelle: TLS
Als große Posten sind hier die Personalausgaben:
Quelle: TLS
und die Ausgaben für soziale Leistungen:
Quelle: TLS
hervorzuheben, die jeweils nicht als Block, sondern bezogen auf spe-zifi sche Aufgabenbereiche, bei der Übergangsevaluation berücksich-tigt wurden.
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Während die Ausgaben der Thüringer Kommunen bei steigenden Haus-haltsvolumina in den genannten Bereichen gestiegen sind, sind die kom-munalen Ausgaben für Investitionen seit 2009 deutlich zurückgegangen:
Quelle: TLS
3. Entwicklung der kommunalen Schulden
Der Gesamtschuldenstand konnte über die Jahre konstant reduziert werden:
Quelle: TLS
Gleichwohl ist bei der Entwicklung der Kassenkredite ein deutlicher An-stieg zu beobachten:
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die durchschnittliche Höhe der Kassenkredite der Thüringer Kommunen liegt aber weiterhin deutlich unter dem Bundes- wie auch dem Durch-schnitt der Flächenländer Ost:
Quelle: Statistisches Bundesamt
B. Zu den einzelnen Bestimmungen
Zu Artikel 1
Zu Nummer 1
Zu Buchstabe a
Die Streichung des bisherigen Satz 1 erfolgt, da die Nennung einer kon-kreten Finanzausgleichsmasse nicht mehr notwendig ist. Maßstab der Berechnung soll nunmehr entsprechend der gesetzlichen Systematik der Partnerschaftsgrundsatz sein. Dieser soll auf Basis der Erkenntnis-se der Übergangsevaluation nach § 3 Abs. 8 des Thüringer Finanzaus-gleichsgesetzes (ThürFAG) vom 31. Januar 2013 (GVBl. S. 10) in der jeweils geltenden Fassung sowie der - soweit neben der Großen Revi-sion erforderlichen - ebenfalls durchgeführten Kleinen Revision nach § 3
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Abs. 6 ThürFAG ("Prüfung nach § 3 Abs. 6 ThürFAG - Bagatellgrenze"; beigefügt als Anlage 2) angepasst werden.
Ausgangspunkt der Neubestimmung des Partnerschaftsgrundsatzes ist die im Bericht zur Übergangsevaluation ermittelte ungedeckte Fi-nanzausstattung von etwa 1.602,8 Millionen Euro. Weiterhin sind der ebenfalls als Anlage aufgeführte Bericht zur Kleinen Revision sowie die Zuweisungen des Landes an die Kommunen außerhalb der Finanzaus-gleichsmasse (ehemals "Anlage 3") zu berücksichtigten. Die Aufstellung wurde als Anlage 3 beigefügt.
Die bei der Übergangsevaluation errechnete ungedeckte Finanzausstat-tung der Kommunen liegt erheblich oberhalb der in Teil II des Berichts ermittelten Mindestausstattung von rund 1.077 Millionen Euro. Letzte-re bildet nach der Rechtsprechung des Thüringer Verfassungsgerichts-hofs die von der Finanzausstattung des Landes losgelöste Untergren-ze der Mittel, die das Land den Kommunen stets zu gewährleisten hat (ThürVerfGH vom 21. Juni 2005, a.a.O. Rn. 142).
Die mittelfristige Finanzplanung der Landesregierung (sie Drucksache 6/514) rechnet auf Basis des bisherigen Partnerschaftsgrundsatzes für die Jahre 2016 und 2017 mit Finanzausgleichsmassen von 1.853 be-ziehungsweise 1.833 Millionen Euro. Anhaltspunkte, dass eine entspre-chende Finanzausgleichsmasse als Teil der angemessenen Finanzaus-stattung nicht der Leistungsfähigkeit des Landes entspreche, sind nicht ersichtlich. Damit besteht auch keine Veranlassung zur Kürzung der bis-lang errechneten 1.602,8 Millionen Euro.
Die erhebliche Differenz zwischen evaluierter und errechneter Finanz-ausgleichsmasse spricht vielmehr dafür, dass die Systematik der bishe-rigen Berechnung neu zu bewerten ist. Erste Überlegungen hierzu sind bereits im Evaluationsbericht aufgeführt worden, ohne dass hierin eine endgültige Festlegung gesehen werden kann.
Diese sind nunmehr hinsichtlich spezifischer Einzelpositionen wie folgt zu konkretisieren:
1. Rückgang kommunaler Investitionen
Die Kommunen und ihre Spitzenverbände haben deutlich darauf hin-gewiesen, dass es im Zuge der Systemumstellung zur Einführung ei-nes neuen Kommunalen Finanzausgleichs im Jahr 2013 zu deutlichen Rückgängen bei der kommunalen Investitionstätigkeit gekommen sei. Exemplarisch sei hier die Forderung des Landkreistages nach der Wie-dereinführung einer Investitionspauschale genannt. Im Zuge der Über-gangsevaluation hat sich dies bestätigt.
Für den Aufgabenbereich Investitionen im Pflichtbereich wurde hier für das Jahr 2013 ein Zuschussbedarf von etwa 184,75 Millionen Euro er-mittelt. Zum Zeitpunkt der "Eintaktung" war für das Ausgleichsjahr 2013 jedoch ein Zuschussbedarf von etwa 273 Millionen Euro prognostiziert worden. Hier ist mithin ein Rückgang um etwa 88,25 Millionen Euro zu konstatieren, der nicht beabsichtigt war. Würde man diese Absenkung als "gesetzt" betrachten, stünde zu befürchten, dass sich hierin eine Ab-wärtsspirale manifestierte, da auf Basis geringerer Ist-Daten des Aus-gleichsjahres 2013 wieder eine geringere regelgebundene Finanzaus-stattung mit geringeren Zuschussbedarfen ermittelt würde. Um diesem Effekt entgegenzutreten, ist eine Aufstockung der Finanzausgleichs-masse in entsprechender Höhe notwendig, da der empirische Befund
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
den gegenteiligen Schluss, dass es zwischenzeitlich geringere Investi-tionsbedarfe gebe, nicht zu decken vermag. Die Thüringer Kommunen müssen vielmehr in die Lage versetzt werden, weiterhin in angemesse-nem Maße zu investieren, um ein weiteres Absinken der kommunalen Investitionen zu vermeiden. Dies zeigt auch die Initiative der Bundes-regierung zur Einrichtung eines Kommunalen Investitionsfonds in Höhe von insgesamt 3,5 Milliarden Euro mit dem Gesetz zur Förderung von Investitionen finanzschwacher Kommunen und zur Entlastung der Län-der und Kommunen bei der Aufnahme und Unterbringung von Asylbe-werbern vom 24. Juni 2015 (BGBl I 2015, S. 974), die jedoch als be-grenztes Programm nur auf die Wirkung, nicht jedoch die Ursache zielt.
Weiterhin wurde im Bereich der Investitionen lediglich ein Ansatz für die Aufgabenbereiche der eigenen und übertragenen Pflichtaufgaben der Kommunen ermittelt. Für den Aufgabenbereich der Gemeinkosten er-folgte hingegen lediglich der Ansatz in Höhe des Anteils der Zuschuss-bedarfe für die Pflichtaufgabenbereiche an den Gesamtleistungen der Kommunen. Investitionen im freiwilligen Bereich wurden bislang nicht berücksichtigt. Dies führt dazu, dass erhebliche Kostenpositionen der Kommunen in der bisherigen Systematik nicht betrachtet wurden. So sollen künftig bei der Bestimmung der ungedeckten Finanzbedarfe der Kommunen folgende Positionen einbezogen werden:
Die Zuschussbedarfe im Vermögenshaushalt sind auch für freiwillige Auf-gaben und damit Gemeinkosten zu 100 Prozent zu berücksichtigen, da auch ein adäquates Maß an freiwilligen Aufgaben Gegenstand der an-gemessenen Finanzausstattung ist. Der ungedeckte Finanzbedarf 2016 erhöht sich damit um etwa 25,5 Millionen Euro.
Demgegenüber werden Investitionen im Bereich Katastrophenschutz nach § 44 Abs. 4 des Thüringer Brand- und Katastrophenschutzgesetzes künftig vom Land getragen. Infolgedessen ist der ungedeckte Finanzbe-darf der Kommunen entsprechend dem Zuschussbedarf lt. Jahresrech-nung 2013 fortgeschrieben auf das Jahr 2016 um etwa 1,8 Millionen Euro zu reduzieren.
Ein weiterer ungedeckter Finanzbedarf 2016 ist für die - bisher als kos-tendeckend eingeordneten - Bereiche Straßenreinigung und Bestattungs-wesen (zu beiden siehe im Anschluss) aus dem dortigen Zuschussbedarf im Vermögenshaushalt anzunehmen und, dem Berechnungsschema ent-sprechend, in Höhe von etwa 0,535 Millionen Euro anzusetzen.
Aus dem Vorgenannten ergibt sich in der Summe für den Bereich der Investitionen ein zusätzlicher Bedarf von rund 112,5 Millionen Euro ne-ben der nach der Übergangsevaluation ermittelten ungedeckten Finanz-ausstattung.
2. Einbeziehung der Aufgabenbereiche Straßenreinigung und Bestat-tungswesen
Bei der "Eintaktung" sowie den Berechnungen der Übergangsevaluati-on wurden für die Gliederungsziffern675 Straßenreinigung70 Abwasserbeseitigung72 Abfallwirtschaft75 Bestattungswesen
keine Zuschussbedarfe berücksichtigt, da diese als kostendeckende Einrichtungen angesehen wurden. Die Gesetzesbegründung zur Sys-
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
temumstellung führte zur Frage der Berücksichtigung kostendeckender Aufgabenbereiche auf Seite 26 aus:
"Bei der Ermittlung des ungedeckten Finanzbedarfes der Kommunen werden die Aufgaben der Wasserversorgung, der Abwasserbeseitigung wie auch der Abfallbeseitigung – wie bisher auch – nicht berücksich-tigt, da hier eine entsprechende Kostendeckung im Sinne des Thürin-ger Kommunalabgabengesetzes unterstellt wird. Bei diesen Aufgaben handelt es sich um sogenannte kostendeckende Einrichtungen, so dass eine Betrachtung unterbleiben kann."
Hiernach sind aber weder die Straßenreinigung noch das Bestattungswe-sen als kostendeckende Aufgabenbereiche eingestuft. In diesen Berei-chen kann auch nur von einer teilweisen Kostendeckung ausgegangen werden, da die Einrichtungen regelmäßig auch durch die Allgemeinheit nutzbar sind und somit einen nicht über Gebühren zu finanzierenden Gemeinnutzen aufweisen.
Die Zuschussbedarfe beider Aufgaben für die Gliederungsziffern 675 und 75 sind somit aus systematischer Sicht zu berücksichtigen, was den un-gedeckten Finanzbedarf im Bereich der restlichen Pflichtaufgaben unter Berücksichtigung des Verbraucherpreisanstiegs als Fortschreibungsfak-tor auf das Jahr 2016 um etwa 29,4 Millionen Euro erhöht.
3. Anstieg der Flüchtlingszahlen
Im Zusammenhang mit der vorgesehenen Neuberechnung des Mehrbe-lastungsausgleichs ist eine gesonderte Fortschreibung des Ansatzes für die Verwaltungskosten im Ausländerbereich vorgesehen. Zu den Einzel-heiten wird auf die Begründung unter Nummer 10 Buchst. a verwiesen.
Damit diese Erhöhung der Pauschalen für den Mehrbelastungsausgleich nicht zu Lasten der Schlüsselmasse wirkt, ist der entsprechende Mehr-bedarf in Höhe von etwa 23,6 Millionen Euro ebenfalls der Finanzaus-gleichsmasse zuzuführen.
4. Aufgabenbereich SGB II - Kosten der Unterkunft, Bildungs- und Teil-habeleistungen, Kommunale Eingliederungsleistungen SGB II
An der Auswahl der Bedarfsgemeinschaften als maßgebliche Kosten-träger soll festgehalten werden. Es ist jedoch festzustellen, dass sich der im Rahmen der Eintaktung angewandte Durchschnitt der Verände-rungen der letzten fünf Jahre bei der Bestimmung des Zuschussbedar-fes nicht nur als nachteilig für die Kommunen erwiesen hat; gerade mit Blick auf den starken Rückgang in den Jahren 2010 und 2011 ist hier von einer Benachteiligung auszugehen, da die betreffenden Werte in die Jahre erheblich geringerer Rückgänge (2012 bis 2014) hineinwirken:
2009 2010 2011 2012 2013 2014
131.268 121.341 111.739 108.809 104.417 100.190
-7,56 % -7,91 % -2,62% -3,99% -4,10%
So beträgt der anzuwendende Durchschnitt bei dieser Berechnung -5,24 Prozent, was deutlich über den entsprechenden tatsächlichen Entwick-lungen liegt. Die Anwendung eines kürzeren Zeitraums erscheint des-halb mangels alternativer Prognosen sach- und auch systemgerecht,
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
da das Gesetz selbst an anderer Stelle (vergleiche beispielsweise § 10 ThürFAG) von einem kürzeren Zeitraum ausgeht. Bei dieser alternati-ven Berechnung ist ein Durchschnitt der letzte drei Jahre von -3,57 Pro-zent zu ermitteln. Bei dessen Anwendung erhöht sich der ungedeckte Finanzbedarf im Jahr 2016 um etwa 8,47 Millionen Euro.
5. Kostensteigerung für Vergütung der öffentlich geförderten Tagespfle-ge
In der Revision nicht erfasst sind die zum 1. Januar 2016 vorgesehe-nen Vergütungssteigerungen in der öffentlich geförderten Tagespflege.
Nach § 18 Abs. 9 des Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetzes (Thür-KitaG) vom 16. Dezember 2005 (GVBl. S. 365 -371-; 2006 S. 51) in Ver-bindung mit § 23 Abs. 2a Satz 1 des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) legt das für Tagespflege für Kinder zuständige Ministerium die Höhe der laufenden Geldleistungen für Kinder in öffentlich geförder-ter Kindertagespflege (§ 8 Abs. 2 Satz 2 und 3 ThürKitaG) per Verwal-tungsvorschrift fest. Die bestehende Verwaltungsvorschrift soll zur An-passung an die bestehenden Lebens- und Rechtsbedingungen geändert werden. Der Entwurf der geplanten Verwaltungsvorschrift enthält, unter Berücksichtigung der mittlerweile hierzu ergangenen Rechtsprechung und den Anregungen der kommunalen Spitzenverbände, eine Erhö-hung des Betrages zur Anerkennung der Förderleistung im Sinne des § 23 Abs. 2 Nr. 2 SGB VIII. Damit soll ein Schritt zur Erreichung des mit-telfristigen Ziels erfolgen, die Leistung von Kindertagespflegepersonen - bei Ausübung einer Vollzeittätigkeit und bei vollständiger Ausschöp-fung der Pflegeerlaubnis - angemessen zu vergüten (vergleiche hierzu BT-Drs. 16/9299 S. 14/15).
Infolge dieser Erhöhung der Geldleistungen geht das Ministerium für Bil-dung, Jugend und Sport davon aus, dass sich der Ausgabebedarf der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe (Landkreise und kreisfreie Städte) für die Aufgabenerfüllung der öffentlich geförderten Tagespfle-ge um etwa 1,6 Millionen Euro erhöhen wird.
6. Berücksichtigung weiterer Sonderabzüge
Weiterhin ist für die im Folgenden neu einzuführenden Sonderlastenaus-gleiche ein angemessener finanzieller Ausgleich zu schaffen. So handelt es sich bei der Regelung zur Beseitigung besonderer Umweltbelastun-gen um eine Aufgabe des übertragenen Wirkungskreises, die nicht über den Mehrbelastungsausgleich nach § 23 ThürFAG vergütet wird, weshalb hier im Jahr 2016 3,5 Millionen Euro zusätzlich zu veranschlagen sind.
Die Erhöhung der Zuführung in den Landesausgleichsstock um 17 Millio-nen Euro zuzüglich des Verzichts auf die Anrechnung verbliebener Res-te ist ebenfalls nicht aus dem vorhandenen ungedeckten Finanzbedarf der Kommunen - also der ermittelten Finanzausgleichsmasse zu ent-nehmen. Diese muss vielmehr, damit es sich um eine echte Hilfe und nicht eine bloße Umverteilung handelt, gesondert berücksichtigt werden.
Gleiches gilt schließlich für den Sonderlastenausgleich der Kurorte, da die entsprechenden Mittel den freiwilligen Ausgaben zugeordnet werden und so nach der Eintaktungssystematik gerade nicht ohne weiteres im entsprechenden Zuschussbedarf erfasst sind. Insoweit ist es notwendig, auch hier eine gesonderte Erhöhung der Mittel in Höhe des im Doppel-haushalt für die Jahre 2016 und 2017 jeweils vorgesehenen Ansatzes
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
von zehn Millionen Euro vorzunehmen, um sicherzugehen, dass der An-satz auch entsprechend im Bedarf berücksichtigt wird.
Aus den vorgenannten Positionen begründet sich die Notwendigkeit ei-ner deutlichen Hebung der rechnerisch ermittelten Finanzausgleichs-masse von 1.603 Millionen Euro:
1.600.000,00 € Kostensteigerung für Vergütung der öffentlich geförderten Tagespflege
23.600.000,00 € Anstieg Flüchtlingszahlen
8.470.875,22 € Anpassung des Durchschnitts bei der Prognose der Bedarfsgemeinschaften
29.408.976,96 € Einbeziehung der Aufgabenbereiche Straßenreinigung und Bestattungswesen
25.524.029,00 € Investitionen Pflichtbereich und freiwillige Leistungen
1.803.332,78 €- Übernahme Investitionen im Katastrophenschutz durch das Land
534.902,86 € Investitionsbedarf Straßenreinigung und Bestattungswesen
88.250.000,00 € Investitionsrückgang gegenüber der Prognose für 2013
10.000.000,00 € Sonderlastenausgleich für Kurorte
3.500.000,00 € Beseitigung besonderer Umweltbelastungen
17.000.000,00 € Erhöhung der Mittel im Landesausgleichsstock
206.085.451,26 € Summe
In Summe sind damit unter Berücksichtigung der genannten Korrektu-ren rund 1.809 Millionen Euro anzusetzen.
Es bleibt aber weiterhin zu beachten, dass Sinn und Zweck der Regelung des Artikels 93 Abs. 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen, welcher eine angemessene Finanzausstattung der Kommunen absichert, diese stets ins Verhältnis zur Leistungsfähigkeit des Landes setzt (ThürVerfGH vom 2. November 2011, a.a.O., Rn. 82). Diese beläuft sich ausweislich der bereits zitierten mittelfristigen Finanzplanung für die Haushaltsjahre 2016 und 2017 auf deutlich höhere Summen von 1.853 beziehungswei-se 1.833 Millionen Euro, so dass hier nochmals eine gesonderte Abwä-gungsentscheidung des Haushaltsgesetzgebers vorzunehmen ist. Die-se muss sich zumindest daran orientieren, dass nach dem Beschluss der Landesregierung wenigstens eine Finanzausgleichsmasse in der ge-nannten Höhe darstellbar ist. Weiterhin ist zu beachten, dass der Landes-haushalt durch die vorgesehene vorzeitige Auflösung des Garantiefonds nach § 37 ThürFAG substantiell entlastet wird, was wiederum zu Las-ten der Kommunen, jedoch zu Gunsten des Landeshaushalts wirkt und damit auch hier ein angemessener Ausgleich gefunden werden muss.
Nach alledem erscheint es gerechtfertigt und aus Sicht der Leistungs-fähigkeit des Landes, welches ebenfalls mit steigenden Steuereinnah-men rechnen kann, sachgerecht, über die nunmehr berechnete Masse von 1.809 Millionen Euro hinaus eine weitere Aufstockung der Finanz-ausgleichsmasse auf mindestens 1.900 Millionen Euro vorzunehmen.
Auf Basis der Mai-Steuerschätzung 2015 ergibt sich damit der im Ge-setzentwurf aufgenommene und dem Haushaltsentwurf zugrunde geleg-te neue Partnerschaftsgrundsatz eines kommunalen Anteils von 36,92 Prozent an der Steuerverbundmasse.
Zu Buchstabe b
Die Änderung stellt klar, dass der Stabilisierungsfonds im Haushalt le-diglich als Rechengröße geführt werden kann, da wegen seines gerin-gen Volumens kein Bedarf für dessen tatsächliche Bildung besteht. Der Stabilisierungsfonds kann auch einen negativen Wert haben.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Zu den Buchstaben c und d
Durch die regelmäßige Evaluation des Partnerschaftsgrundsatzes soll sichergestellt werden, dass die aufgrund des Partnerschaftsgrundsatzes berechnete Finanzausgleichsmasse jeweils anhand der aktuellst verfüg-baren Jahresrechnungsdaten der Kommunen bewertet werden kann. Das Verfahren soll sich grundsätzlich an demjenigen der bisherigen "großen Revision" im Sinne des § 3 Abs. 7 ThürFAG a.F. orientieren, welches bei der sogenannten "Übergangsrevision" nach § 3 Abs. 8 ThürFAG a.F. angewandt wurde. Zukünftig soll daher auf die inhaltlich weniger weit-reichende "kleine Revision" verzichtet und stattdessen eine "große Re-vision" in regelmäßigen Abständen - abhängig davon, ob es sich beim aktuellen Landeshaushalt um einen Doppelhaushalt handelt - durchge-führt werden. Diese Revision deckt den Gegenstand der "kleinen Revi-sion" nicht nur ab, sondern liefert durch die detaillierteren Berechnun-gen wesentlich exaktere Ergebnisse, die entsprechende Rückschlüsse auf die finanziellen Bedarfe der Kommunen ermöglichen. Die Regelun-gen zur kleinen Revision und damit auch die Notwendigkeit einer termi-nologischen Unterscheidung sind somit obsolet und werden gestrichen.
Für die zukünftig regelmäßig durchzuführende "Evaluation" wurden mit der Übergangsevaluation die grundsätzlichen Berechnungsstrukturen zwischen dem Landesamt für Statistik und dem für den kommunalen Fi-nanzausgleich zuständigen Ministerium angewandt. Auf diese Strukturen soll auch in Zukunft zurückgegriffen und das Verfahren optimiert werden. Die Ergebnisse der Evaluation haben auch gezeigt, an welchen Stellen die bisherigen Berechnungen, insbesondere zur Bestimmung der an-gemessenen Finanzausstattung, nachjustiert werden müssen. Auf die-se und sich gegebenenfalls zukünftig abzeichnende Bereiche wird ein gesondertes Augenmerk zu legen sein. Das Verfahren einer kontinuier-lichen Überprüfung der angemessenen Finanzausstattung einschließ-lich einer jeweiligen Nachsteuerung bei den Berechnungsfaktoren wie auch dem Verfahren selbst soll stetig die Genauigkeit der Berechnung verbessern und so eine möglichst exakte Feststellung der kommunalen Bedarfe ermöglichen.
Um bei der Bestimmung und Abbildung der kommunalen Kosten zu mög-lichst exakten Ergebnissen zu gelangen, ist es außerdem notwendig, auch die Berechnung und Überprüfung der Pauschalen für den Mehrbe-lastungsausgleich zu verstetigen, um auf kurzfristige Entwicklungen wie beispielsweise aktuell stark steigende Flüchtlingszahlen, die in der Fort-schreibung der Pauschalen nach § 23 Abs. 4 ThürFAG nicht gesondert abgebildet sind, schnell und angemessen reagieren zu können.
Zu Nummer 2
Es handelt sich um redaktionelle Anpassungen an die Neuerungen im Vierten und Sechsten Abschnitt des Gesetzes.
Zu Nummer 3
Die Neufassung dient der Klarstellung. Die entsprechende Abrechnung kann erst nach Abschluss eines Haushaltsjahres erfolgen, da erst zu diesem Zeitpunkt sicher feststeht, in welcher Höhe die Verrechnungen notwendig sind. Die Deckungsfähigkeit der einzelnen Bestandteile der Finanzausgleichsmasse innerhalb des Haushaltsjahres nach Maßga-be des Landeshaushalts bleibt von der Abrechnung nach § 5 unberührt.
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Zu Nummer 4
Die Anpassung der Anteile an der Schlüsselmasse lässt das grundsätz-liche System der Unterscheidung nach Gemeinde- und Kreisaufgaben (Zwei-Ebenen-Modell) unberührt. Die Übergangsevaluation auf Basis der Jahresrechnungsstatistik 2013 hat gezeigt, dass die zum sogenann-ten Eintaktzeitpunkt ermittelte Verteilung von 41,3 Prozent der Mittel für Gemeindeaufgaben und 58,7 Prozent für Kreisaufgaben nicht mehr den auf das Jahr 2016 fortgeschriebenen Aufgabenbedarfen entspricht.
Bei Zugrundelegung der tatsächlichen Ausgaben in den jeweiligen Auf-gabenbereichen ergibt sich unterteilt nach gemeindlichen und kreisli-chen Aufgaben zwischenzeitlich eine Verschiebung hin zu den Ausga-ben für Gemeindeaufgaben. Diese wären nunmehr mit einem Anteil von 42,7 Prozent gegenüber 57,3 Prozent für Kreisaufgaben bei der Auftei-lung der Schlüsselmasse zu berücksichtigen.
Die tatsächliche Änderung fällt jedoch erheblich geringer aus, weil hin-sichtlich der aufgabenspezifischen Sonderlastenausgleiche nochmals Korrekturen vorzunehmen sind. So betreffen die in Artikel 2 dieses Ge-setzes vorgesehene Erhöhung der Pauschale nach § 19 Abs. 2 ThürKi-taG in Verbindung mit erhöhten Kinderzahlen sowie der Sonderlasten-ausgleich für Kurorte allein Gemeindeaufgaben, während es sich bei dem Sonderlastenausgleich für die Beseitigung besonderer Umweltbelastun-gen um eine rein der Kreisebene zuzuordnende Aufgabe handelt. Eine Zuordnung der vorgesehenen Mittelerhöhung im Landesausgleichsstock zu einem der Aufgabenkreise des § 7 ThürFAG kann hingegen nicht er-folgen, weshalb diese hier nicht berücksichtigt wird. Die auf Basis der im Evaluationsbericht bei einer Finanzausgleichsmasse von 1.900 Milli-onen Euro auszuweisenden Schlüsselmassenanteile sind demnach ent-sprechend den jeweiligen Haushaltsansätzen der genannten Aufgaben zu mindern. Damit ergibt sich letztlich das nunmehr im Gesetzentwurf vorgesehene Aufteilungsverhältnis von 41,4 Prozent für Gemeindeauf-gaben und 58,6 Prozent für Kreisaufgaben.
Diese wurden wie folgt ermittelt:
Kreisebene Gemeindeebene
Verteilung lt. Übergangsevaluation: 100,00% 57,30% 42,70%
1.265.475.300,00 € 725.117.346,90 € 540.357.953,10 €
Positionen von denen nur eine Ebene profitiert (Korrekturen):Umweltaltlasten: 3.500.000,00 €
Erhöhung Kita-Pauschale 20.045.000,00 € Kurorte: 10.000.000,00 €
Abzug Korrekturen: 33.545.000,00 € 3.500.000,00 € 30.045.000,00 €
Gesamtschlüsselmasse: 1.231.930.300,00 € 721.617.346,90 € 510.312.953,10 €
Verteilungsverhältnis: 100,00% 58,60% 41,40%
Gesamtschlüsselmasse vor neue Sonderlastenausgleiche bzw. Erhöhung Zuweisung nach § 19 Abs. 2 ThürKitaG:
Zu Nummer 5
Der Kinderansatz berücksichtigt unterschiedliche Belastungen der Ge-meinden, insbesondere im Hinblick auf die kommunalen Ausgaben zur Kinderbetreuung, die allein anhand der Einwohnerzahl nicht adäquat ab-gebildet werden. Bisher wurde die entsprechende Ausgabenbelastung der Gemeinden in einem erhöhten Kinderansatz von zusätzlich 4,5 je Kind im Alter von 0 bis 6 Jahren berücksichtigt.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Die Überprüfung des Kinderansatzes als Nebenansatz zur Bestimmung der gemeindlichen Steuermesszahl hat gezeigt, dass diese Berücksich-tigung die tatsächlichen kommunalen Kosten nicht mehr adäquat abbil-det. Um die - insbesondere im Rahmen der Kinderbetreuung - anfallen-den Ausgaben angemessen zu berücksichtigen, ist es im Ergebnis der Übergangsevaluation erforderlich, die Anzahl der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren mit einem Nebenansatz von nunmehr 7,2 anstelle 4,5 zu berücksichtigen, damit diese spezifischen Kosten mit ihrem relativen An-teil an den gemeindlichen Gesamtausgaben und nicht nur dem tatsäch-lichen Anteil der Kinder an der Bevölkerung abgebildet sind.
Die tatsächliche Anpassung fällt mit nunmehr 6,7 jedoch geringer aus, weil die im Haushaltsentwurf vorgesehene Erhöhung der Pauschale nach § 19 Abs. 2 ThürKitaG nachträglich noch in die Berechnung ein-zubeziehen waren:
2013 Kita (VWH) übrige Aufgaben Summe (VWH)Zuschussbedarf lt. Jahresrechnung 293.333.723 1.139.577.880
Abzug wg. erhöh-ter Kita-Pauschale 20.045.000 20.045.000
Zuschussbedarf in Euro 273.288.723 846.244.157 1.119.532.880
Anteil 24% 76% 100%ohne Gewichtung Kinder 0 - 6 Einwohner Summe 104.195 2.160.840 2.265.035 5% 95% 100% Kinder 0 - 6 Einwohner Faktor 6,7 1,0 698.107 2.160.840 2.858.947 24% 76% 100%
Von einer nochmaligen Darstellung des Rechenweges wird unter Hin-weis auf die Darstellungen der Übergangsevaluation abgesehen.
Zu Nummer 6
Zu Buchstabe a
Die Streichungen dienen der Bereinigung des Finanzausgleichsgeset-zes, da die betreffenden Sonderregelungen mit Ablauf der Jahre 2013 und 2014 nicht mehr notwendig sind und somit hinsichtlich der Grund-steuer auch für eine gesonderte Definition der fiktiven Hebesätze ab dem Jahr 2015 keine Erforderlichkeit mehr besteht.
Zu Buchstabe b
Im Bereich der Gewerbesteuer hingegen soll eine Anhebung der fikti-ven Hebesätze auf den vom Statistischen Bundesamt ermittelten Bun-desdurchschnitt aller Gemeinden im Jahr 20131 erfolgen, da der durch-schnittliche Hebesatz der Thüringer Gemeinden mit 386 vom Hundert im Vergleichsjahr (Quelle: TLS2) bereits deutlich über der gesetzlichen Vor-gabe liegt und es sich bei der Gewerbesteuer anders als bei der Grund-steuer nicht um eine Substanz-, sondern eine Gewinnbesteuerung han-delt. Die Wirksamkeit des neuen Hebesteuersatzes ab dem Jahr 2020 stellt sicher, dass die Gemeinden nach Maßgabe des Berechnungszeit-
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
raumes in § 10 Abs. 3 ThürFAG auf die Erhöhung des fiktiven Satzes reagieren können.
Zu Nummer 7
Mit dem sogenannten Soziallastenansatz als Nebenansatz zur Bedarfs-bestimmung für Kreisaufgaben werden Belastungen der Haushalte von Landkreisen und kreisfreien Städten, die vor allem aus Sozialausga-ben als Pflichtausgaben des eigenen Wirkungskreises entstehen und nicht allein durch die Einwohnerzahl abgebildet werden, berücksichtigt.
Die vorgesehene Erhöhung des Faktors auf 14 entspricht dem Anteil der Zuschussbedarfe für die Ausgaben in den Bereichen des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch am Gesamtzuschussbedarf für Kreisaufgaben.
Die Gewichtung des Soziallastenansatzes richtet sich nach dem Anteil der Zuschussbedarfe für die Ausgaben in den Bereichen des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch am Gesamtzuschussbedarf. Die im Rahmen der Ermittlung der Finanzausgleichsmasse verwendeten Be-darfsträger - Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und der Hilfeempfän-ger - werden als personeller Indikator verwandt.
Für die Ermittlung dieses Faktors werden die Zuschussbedarfe für die genannten Aufgabenbereiche aus der Jahresrechnung 2013 ins Verhält-nis zu den Gesamtzuschussbedarfen gesetzt. Die Betrachtung erfolgt für die Landkreise und die kreisfreien Städte. Für die kreisfreien Städ-te wurden die Gesamtzuschussbedarfe nur anteilig mit 55 Prozent an-gesetzt. Dieser Anteil entspricht dem der Gesamtzuschussbedarfe der Landkreisverwaltungen zu den Gesamtzuschussbedarfen der Gemein-deverwaltungen (etwa 55 Prozent zu 45 Prozent).
Betrachtet wurde jeweils der Verwaltungshaushalt. Der maßgebliche Zuschussbedarf für die sozialen Bereiche beträgt etwa 46 Prozent der maßgeblichen Gesamtzuschussbedarfe der Einzelpläne 0 bis 8. Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften und Hilfeempfänger stellt sich zur Summe der Einwohner (einschließlich der Bedarfsgemeinschaften und Hilfeempfänger) im Verhältnis 6 Prozent zu 94 Prozent. Bei einer höhe-ren Gewichtung der Bedarfsträger mittels des Faktors 14 auf die Höhe des Zuschussbedarfes wird die Verteilung der Schlüsselmasse für die Kreisaufgaben die Aufgaben und die damit einhergehenden Zuschuss-bedarfe für die Bereiche des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetz-buch nun in einem verhältnismäßig entsprechenden Maß berücksichtigt.
2013 Soziallasten übrige Aufgaben SummeZuschussbedarfin Euro
709.481.391 833.415.881 1.542.897.272
Anteil 46% 54% 100%ohne Gewich-tung
BGs + Empf. EGH
Einwohner Summe
130.243 2.160.840 2.291.083 6% 94% 100% BGs + Empf.
EGHEinwohner
Faktor 14,0 1,0 1.823.402 2.160.840 3.984.242 46% 54% 100%
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Zu Nummer 8
Zu § 20 a Abs. 1
Die Aufgabe des Brandschutzes ist eine Aufgabe des eigenen Wirkungs-kreises, die die Kommunen in eigener Verantwortung ausführen. Soweit die Kommunen sich hierzu ab dem Jahr 2017 des landesweiten vom Land eingerichteten Digitalfunknetzes bedienen, sind sie mit einem ent-sprechenden Anteil an den Betriebskosten des Netzes zu beteiligen.
Die Mittel sollen nach der Feststellung des anteilig im Sinne des Sat-zes 2 abzuführenden Betrages der Finanzausgleichsmasse entnommen und in den Einzelplan des für Brandschutz, Allgemeine Hilfe und Katast-rophenschutz zuständigen Ministeriums überführt werden.
Die Netz-Betriebskosten enthalten alle Aufwände für die Einzelpositionen:• Dienstleistungen der Bundesanstalt Digitalfunk BOS für Systemtech-
nik,• Leitungsmiete für Übertragungsstrecken zu den Funkanlagen,• Stromkosten für die Funkstandorte,• Mietkosten für die Nutzung von Standorten Dritter, beispielsweise
Deutsche Telekom,• Aufwände von Liegenschaftsmanagement und Landeskriminalamt
für das Facility- und Störungsmanagement,• Instandhaltung und Bauunterhalt für die Funkstandorte sowie• Datenstrecken zur landesseitigen Anbindung des Leitstellen-Konzen-
trators.
Der Anteil der Kommunen soll jährlich zum Stichtag 1. Dezember je-weils gesondert bestimmt und sodann als Grundlage der Abrechnung herangezogen werden. Maßgeblich ist hier der Stand zum 31. Dezem-ber 2014. Der vollständige Anteil der Thüringer Kommunen nach Satz 1 wird somit erst bei Abschluss der Migrationsphase, was derzeit für das Jahr 2021 erwartet wird, fällig. Die bisherigen Schätzungen des für das Digitalfunknetz zuständigen Ministeriums für Inneres und Kommunales gehen abhängig vom prognostizierten Teilnehmergrad erstmals für das Jahr 2017 von einem kommunalen Anteil in Höhe von etwa 300.000 Euro aus. Bei Erreichen der Endausbaustufe wird aktuell mit einem kommu-nalen Anteil von etwa 2,4 Millionen Euro zu rechnen sein.
Zu § 20 a Abs. 2
Auch wenn die Aufgabe des Brandschutzes als solche des eigenen Wir-kungskreises nicht der fachlichen Aufsicht des Landes unterliegt, hat das Land im Hinblick auf die reibungslose Kommunikation und Zusam-menarbeit der polizeilichen und der nicht-polizeilichen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ein erhebliches Interesse da-ran, dass die entsprechende Technik möglichst schnell und flächende-ckend eingeführt wird.
Das Land organisiert deshalb nicht nur die Beschaffung der maßgebli-chen Technik mittels eines Rahmenvertrages, über den die kommunalen Aufgabenträger die erforderlichen Kontingente ohne gesondertes Aus-schreibungsverfahren und zu günstigeren Konditionen als bei der indi-viduellen Beschaffung abrufen können. Das Land fördert darüber hin-aus auch finanziell die Beschaffung der erforderlichen Erstausstattung durch die kommunalen Aufgabenträger mit einem Anteil von 70 Prozent.
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Lediglich die verbleibende Finanzierung in Höhe von 30 Prozent der jeweiligen Beschaffungssumme muss damit aus kommunalen Mitteln erfolgen. Hierfür dient die Regelung in Absatz 2, die sicherstellt, dass auch Kommunen ohne beschlossenen Haushalt die entsprechenden "Investitionen" in die Sicherheit tätigen können, ohne gegen die Rege-lungen zur vorläufigen Haushaltsführung nach § 61 der Thüringer Kom-munalordnung (ThürKO) zu verstoßen. Vom aktuell mit etwa 7,5 Millio-nen Euro geschätzten kommunalen Anteil am Gesamtaufwand bis zum Jahr 2021 wird erstmals im Jahr 2017 mit Beschaffungen in Höhe von etwa 931 000 Euro (etwa 12,5 Prozent der Gesamtsumme) gerechnet.
Es ist beabsichtigt, dass der entsprechende Titel vom Landesverwal-tungsamt als auch für die überwiegende Förderung aus Landesmitteln zuständiger Stelle bewirtschaftet wird, um keinen zusätzlichen Verwal-tungsaufwand zu verursachen. Zur Vermeidung von Reibungsverlus-ten sowie zur Abstimmung der jeweiligen Förderung ist es außerdem erforderlich, dass die Anteile von Land und Kommunen unter densel-ben Voraussetzungen und nach demselben Verfahren ausgereicht wer-den. Satz 2 stellt deshalb auf die entsprechende Förderrichtlinie des für Brandschutz, Allgemeine Hilfe und Katastrophenschutz zuständigen Mi-nisteriums ab.
Zu Nummer 9
Zu § 22 a
Im Rahmen der Kommunalisierung von Aufgaben zum 1. Mai 2008 wur-de die bis dahin staatliche Umweltverwaltung in die Zuständigkeit der Landkreise und kreisfreien Städte übertragen. Nach Außerkrafttreten des Thüringer Gesetzes über die Erstattung von Kosten nach Aufgaben-übertragung auf die Kommunen (Artikel 14 des Thüringer Haushaltsbe-gleitgesetzes 2008/2009) sowie der Verordnung über die Auftragskos-tenpauschale nach § 26 ThürFAG für das Jahr 2012 zum 31. Dezember 2012 wurden ab dem Jahr 2013 die Zweckausgaben der kommunalisier-ten Umweltverwaltung als gesonderte Sachausgaben in den Pauschalen des Mehrbelastungsausgleichs nach § 23 ThürFAG berücksichtigt. Dies gilt jedoch nicht für atypische Einzelfälle, die aufgrund ihrer (finanziellen) Dimension keine Berücksichtigung im Mehrbelastungsausgleich fanden. Diese eigneten sich aufgrund der damit verbundenen höheren Kosten sowie ihrer "Einzigartigkeit" nicht für eine Pauschalierung. So ist nach aktuellen Schätzungen der Umweltverwaltung im Einzelfall mit Sanie-rungskosten von 300.000 bis etwa elf Millionen Euro, die bei insgesamt fünf Aufgabenträgern über mehrere Jahre anfallen, zu rechnen. Derart hohe Zweckausgaben für einzelne Vorhaben sind als Pauschalen nicht darstellbar. Zur Umsetzung der verfassungsrechtlichen Vorgabe in Ar-tikel 93 Abs. 1 Satz 2 der Verfassung des Freistaats Thüringen wurden die atypischen Fälle deshalb außerhalb der Pauschalen im Mehrbelas-tungsausgleich nach § 23 Abs. 1 ThürFAG spitz abgerechnet.
Dieses Verfahren soll nunmehr in das Thüringer Finanzausgleichsgesetz überführt werden. Dazu wird für die Kosten sogenannter atypischer Fäl-le neben den Regelungen zum Mehrbelastungsausgleich ein weiterer Ansatz in das Thüringer Finanzausgleichsgesetz aufgenommen. Diese atypischen Fälle weisen im Hinblick auf einen erheblich erhöhten Sanie-rungsaufwand gegenüber "gewöhnlichen" Fällen ein erhebliches Allein-stellungsmerkmal auf. Die Verfügung über die Mittel nach § 22 a obliegt dem fachlich zuständigen Ministerium, welches auch die Verwaltungs-vorschrift zur Verteilung der Mittel und zu dem entsprechenden Verfah-
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
ren in Abstimmung mit dem für den kommunalen Finanzausgleich zu-ständigen Ministerium erlässt.
Zu § 22 b
Der Sonderlastenausgleich für Kurorte trägt der überörtlichen Bedeu-tung der anerkannten Kurorte, insbesondere für den Fremdenverkehr, Rechnung. Kurorte und Heilbäder bieten nicht nur die zur Erlangung des Prädikats erforderlichen therapeutischen Einrichtungen, sondern dane-ben auch ein erweitertes kulturelles Angebot. In beiden Fällen handelt es sich um Aufgaben, die, soweit sie von den Gemeinden wahrgenom-men werden, dem Bereich der freiwilligen Leistungen zuzuordnen sind. Dieses Angebot wirkt deutlich über die Grenzen der Gemeinde hinaus und sorgt für positive touristische und damit insbesondere wirtschaftliche Effekte auch in den umliegenden Gemeinden der Regionen.
Das bedeutet aber auch, dass der erhebliche, nicht nur finanzielle Auf-wand, der vor einer Anerkennung beziehungsweise zum Erhalt des Kur-ortstatus zu leisten ist, und der allein bei der Gemeinde selbst anfällt, in nicht unerheblichem Maß zu positiven Effekten auch außerhalb der be-treffenden Gemeinde führt, während die mit dem Kurortstatus verbun-dene Belastung einzig beim Kurort selbst anfällt. Um diesen überschie-ßenden Effekt zu honorieren und zu erhalten, ist es notwendig, die mit dem Kurortstatus verbundenen Lasten - auch zum Vorteil des Umlands - finanziell abzumildern.
Zu diesem Zweck soll jährlich zusätzlich zu den ermittelten Bedarfen der Kommunen, die im Bereich der freiwilligen Leistungen nicht in vol-lem Umfang erfasst sind, ein angemessener Betrag im Landeshaushalt bereitgestellt werden. Dieser soll für den Doppelhaushalt für die Haus-haltsjahre 2016 und 2017 jeweils mit zehn Millionen Euro veranschlagt werden. Die Höhe der jährlichen Sonderzuweisungen sollen im weite-ren Vollzug bei Vorliegen der Jahresrechnungsstatistik für die maßgeb-lichen Finanzausgleichsjahre überprüft und gegebenfalls angepasst werden, wenn entsprechende Anhaltspunkte vorliegen. Zuweisungsbe-rechtigt sind diejenigen Gemeinden, die zum 1. Januar des jeweiligen Finanzausgleichsjahrs als Kurort nach § 2 Nr. 1 bis 7 des Kurortegeset-zes anerkannt sind.
Die Verteilung richtet sich nach dem in Absatz 2 festgelegten Schlüssel, der sowohl die Übernachtungszahlen als auch die Anzahl der Betten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen berücksichtigt. Maßgeblich sind die Übernachtungszahlen des Vorjahres sowie die Anzahl der Bet-ten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen zum Stand 31. Dezem-ber des dem Finanzausgleichsjahr vorvergangenen Jahres. Hinsichtlich des Verteilungsschlüssels ist zu beachten, dass auch dieser im Rahmen der regelmäßigen Revision des kommunalen Finanzausgleichs nach § 3 Abs. 5 ThürFAG unter den zur Höhe des Sonderlastenausgleichs ge-nannten Voraussetzungen anzupassen ist.
Absatz 3 statuiert eine Meldepflicht hinsichtlich der in Absatz 2 genann-ten Übernachtungszahlen. Die Regelung orientiert sich an den Erhe-bungsmerkmalen des Beherbergungsstatistikgesetzes. Die Aufnahme einer entsprechenden Auskunftspflicht parallel zur statistischen Erhe-bung für die Beherbergungsstatistik muss erfolgen, da die nach dem Be-herbergungsstatistikgesetz erhobenen Angaben dem Statistikgeheimnis nach § 16 des Bundesstatistikgesetzes vom 22. Januar 1987 (BGBl. I S. 462, 565) in der jeweils geltenden Fassung unterliegen und demzu-folge nicht für die Berechnung herangezogen werden können. Durch
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
die Orientierung an den Vorgaben des maßgeblichen Statistikgesetzes soll der Aufwand für die zur Auskunft Verpflichteten so gering wie mög-lich gehalten werden. Die entsprechenden Angaben können sodann bei der Gemeinde gesammelt und an das für den kommunalen Finanzaus-gleich zuständige Ministerium zur Berechnung der Zuweisung übermit-telt werden (vergleiche § 21 des Thüringer Datenschutzgesetzes in der Fassung vom 13. Januar 2012 [GVBl. S. 27] in der jeweils geltenden Fassung). Der dadurch entstehende Mehraufwand bei den begünstig-ten Gemeinden dürfte überschaubar sein und wird durch die ergänzen-de Zuweisung nach § 22 b kompensiert.
Zu Nummer 10
Zu Buchstabe a
Mit der Änderung wurden die im Rahmen der Übergangsevaluation über-prüften Einwohnerpauschalen des Mehrbelastungsausgleichs neu be-rechnet. Es wurden insbesondere die Bevölkerungsanpassungen aus dem Zensus 2011 berücksichtigt. Zudem erfolgte die Überführung der Verwaltungskosten für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs-minderung (Zwölftes Buch Sozialgesetzbuch) in den Mehrbelastungs-ausgleich, nachdem die Aufgabe seit 1. Januar 2013 im übertragenen Wirkungskreis wahrgenommen wird (anteilige Berücksichtigung über Gliederungsziffer 400 – Allgemeine Sozialverwaltung). Auch die vor-liegende Prognose zur Entwicklung der Anzahl der Flüchtlinge für das Jahr 2016 wurde berücksichtigt. Die bisherige Einteilung und Differen-zierung der Verwaltungseinheitstypen in Landkreise, kreisfreie Städte, große kreisangehörige Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften, erfüllende Gemeinden sowie sonstige selbständige Gemeinden wird weiterhin beibehalten. Die Berechnungsmethode wurde für alle Verwal-tungseinheitstypen harmonisiert.
Aus der Rechnungsstatistik 2013 wurden nach Abstimmung mit den kom-munalen Spitzenverbänden die folgenden Gliederungsziffern mit dem aufgeführten Anteil den jeweiligen Verwaltungseinheitstypen zugeordnet:
UA Anteil Neuberechnung Bezeichnung Landkreisekreisfreie
Städte
große kreisangehörige
Gemeinden
Verwaltungs-gemeinschaften,
erfüllende Gemeinden und
sonstige selbstständige
Gemeinden05 80% Besondere Dienststellen der allgemeinen Verwaltung x x x x
11 100% Öffentliche Ordnung x x x x
12 100% Umweltschutz x x x x
14 100% Katastrophenschutz x x *
360 100% Naturschutz und Landschaftspflege x x x x
42 100% Durchführung des Asylbewerberleistungsgesetzes x x
50 100% Gesundheitsverwaltung x x x
54 90% Sonstige Einrichtungen Maßnahmen der Gesundheitspflege
x x x
61 20% Städtebauliche Planung, Städtebauförderung, Vermessung, Bauordnung
x x x x
62 50% Wohnungsbauförderung und Wohnungsfürsorge x x x x
74 100% Schlacht- und Viehhöfe x
365 50% Denkmalschutz und Pflege x x x
75 10% Bestattungswesen x xx
400 56,25% Allgemeine Sozialverwaltung x x
_______________* neu: im Katatstrophenschutz obligen nur den Landkreisen und kreisfreien Städten Aufgaben im übertragenen Wirkungskreis
Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises und Zuordnung der Unterabschnitte der Rechnungsstatistik zu den Verwaltungseinheitstypen
Aufgrund des Gesetzes zur Aufhebung des Thüringer Erziehungsgeldge-setzes und der Verordnung zur Durchführung des Thüringer Erziehungs-geldgesetzes vom 23. Juni 2015 wurde das Thüringer Erziehungsgeld-gesetz aufgehoben. Die Gliederungsziffer 483 war deshalb gegenüber der bisherigen Berechnung herauszunehmen, da auch der Verwaltungs-
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
kostenersatz für Bestandsschutzfälle außerhalb des Thüringer Finanz-ausgleichsgesetzes erfolgt.
Bei der Gliederungsziffer 400 ist von der dargestellten Verteilung für den Bereich des Wohngelds zu Gunsten der Kommunen von den mit den kommunalen Spitzenverbänden abgestimmten Anteilen nach oben ab-gewichen worden.
Für die Gliederungsziffern wurden die ungedeckten Zuschussbedarfe zum Verwaltungshaushalt unter Abzug der kalkulatorischen Ausgaben (Bereinigung) und für den Vermögenshaushalt aller Kommunen inner-halb eines Verwaltungseinheitstyps ermittelt. Dazu wurde - wie im Jahr 2013 bereits für den Bereich der Verwaltungsgemeinschaften, erfüllenden Gemeinden und sonstigen selbständigen Gemeinden - nunmehr für alle Verwaltungseinheitstypen auf einen korridorbereinigten Durchschnitts-betrag zurückgegriffen, um dem Wirtschaftlichkeitsgebot zu entsprechen (vergleiche Thüringer Verfassungsgerichtshof vom 2. November 2011, Az. 13/10, Rn. 105ff.) und der regelmäßig erhobenen Forderung nach einer Gleichbehandlung der Verwaltungseinheitstypen bei der Bestim-mung des Zuschussbedarfes Rechnung zu tragen.
Je Verwaltungseinheitstyp wurde ein Korridor von 50 vom Hundert bis 110 vom Hundert gebildet, auf den die Spitzenwerte herabgesenkt oder angehoben wurden. Kommunen, die innerhalb des Korridors liegen, wer-den mit ihrem tatsächlichen Wert berücksichtigt. Im Rahmen dieses Kor-ridors wird für diesen Verwaltungstyp eine wirtschaftliche Verwaltungs-tätigkeit angenommen. Die Erhöhung der Obergrenze von 100 vom Hundert auf 110 vom Hundert gegenüber der Herangehensweise des Jahres 2013 war notwendig, da andernfalls lediglich zwei der insgesamt sechs kreisfreien Städte innerhalb des Korridors gelegen hätten und ein derartiger Korridor nicht als repräsentativ anzusehen ist. Dieses Verfah-ren wurde zur Wahrung einer Gleichbehandlung aller Verwaltungsein-heitstypen auch auf die Bestimmung der Werte für die übrigen Verwal-tungseinheitstypen übertragen.
Gemeinkosten wurden in Höhe des Anteils am Zuschussbedarf der Ge-samtgemeinkosten, der dem Anteil der Personalausgaben (Ist) der de-fi nierten Gliederungsziffern für den übertragenen Wirkungskreis an den Gesamtpersonalausgaben (Ist) entspricht, angesetzt. Die Betrachtung erfolgt jeweils innerhalb der Verwaltungseinheitstypen. Es ergeben sich folgende Anteile:
Auch für die Gemeinkostenzuschussbedarfe erfolgte eine Korridorbe-reinigung wie zuvor für die Zuschussbedarfe, um auch hier das Verfah-ren identisch abzubilden.
Aus der Summe der korridorbereinigten Zuschussbedarfe für die Glie-derungsziffern des übertragenen Wirkungskreises und der korridorberei-nigten anteiligen Gemeinkostenzuschussbedarfe wurde ein Durchschnitt je Einwohner und Verwaltungseinheitstyp ermittelt.
Die Fortschreibung der auf diesem Wege aus der Jahresrechnungs-statistik 2013 ermittelten Einwohnerwerte auf das Jahr 2016 erfolgte je
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
Verwaltungseinheitstyp mit einem gewichteten Faktor. Damit sollte be-rücksichtigt werden, dass die Personalausgaben sich anders als die Ver-braucherpreise entwickeln.
Hierzu wurden die Personalausgaben der Gliederungsziffern mit den entsprechenden Anteilen für den übertragenen Wirkungskreis ab dem Jahr 2008 bis zum Jahr 2013 betrachtet. Für die Folgejahre wurde der Durchschnitt der letzten fünf Jahre angesetzt. Die Veränderungsraten stellen sich wie folgt dar:
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 20167,09% -1,45% 2,03% -0,15% 1,97% 1,90% 1,90% 1,90%
Diese Veränderungsraten gingen zu 70 vom Hundert in den gewichte-ten Fortschreibungsfaktor ein. 30 vom Hundert wurden wie bislang über den Verbraucherpreisanstieg fortgeschrieben, da 67,9 vom Hundert der Nettoausgaben des Verwaltungshaushalts im übertragenen Wirkungs-kreis Personalausgaben sind. Die Rundung auf 70 vom Hundert erfolg-te somit zu Gunsten der Kommunen.
Die Veränderungsraten für den Verbraucherpreisindex stellen für die Jahre 2009 bis 2015 wie folgt dar:
2010 2011 2012 2013 2014 2015 20160,90% 2,00% 2,10% 1,20% 0,80% 1,40% 1,40%
Für die Folgejahre wurde der Durchschnitt der letzten fünf Jahre an-gesetzt. Der gewichtete Fortschreibungsfaktor stellt sich wie folgt dar:
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016-0,75% 2,02% 0,53% 1,74% 1,57% 1,75% 1,75%
Für die Landkreise und kreisfreien Städte als Aufgabenträger wurde hin-sichtlich der im Mehrbelastungsausgleich erfassten Verwaltungskosten in der Flüchtlingsbetreuung wegen des zu erwartenden überdurchschnitt-lichen Anstiegs der Flüchtlingszahlen außerdem eine Sonderposition berücksichtigt. Ausgangspunkt für die Berechnung des Zuschlags zu den Einwohnerpauschalen des Mehrbelastungsausgleichs sind die Zu-schussbedarfe (Ausgaben abzüglich Einnahmen) der doppisch buchen-den Kommunen in der Gliederungsnummer 42 der kommunalen Jahres-rechnungsstatistik 2013. Nur diese Kommunen haben an dieser Stelle ihre Personal- und Sachkosten erfasst. Hieraus ergibt sich ein Mittel-wert je Einwohner von 1,64 Euro. Dieser wurde mit der Einwohnerzahl aller Kommunen in Thüringen hochgerechnet, so dass sich für das Jahr 2013 ein Betrag an Personal- und Sachausgaben von etwa 3,55 Milli-onen Euro beziehungsweise 1.152 Euro je Asylsuchendem (bei 3.084 Asylsuchenden im Jahr 2013) ergibt.
Der Betrag je Asylsuchendem wurde dann auf das Jahr 2016 mit dem ge-wichteten Faktor aus Personalkosten- und Verbraucherpreisentwicklung der vergangenen fünf Jahre (2014: 1,57%, 2015: 1,75%, 2016: 1,75%) und dem prognostizierten Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2016 fortgeschrieben. Da eine aktuelle offizielle Prognose für das Jahr 2016 nicht vorliegt, wurde hierzu grundsätzlich von 21.800 Flüchtlingen für das Jahr 2016 ausgegangen, die sich aus der Prognose des Bundes-amtes für Migration und Flüchtlinge für das Jahr 2015 für Thüringen er-geben. Da zugleich die Erstaufnahmekapazitäten des Landes auf 6.000 bis 7.000 Plätze ausgeweitet werden, die Aufenthaltsdauer in diesen
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Erstaufnahmeeinrichtungen verdoppelt werden soll und auch der Bund sich zur Schaffung von eigenen Erstaufnahmekapazitäten bereit erklärt hat, die für Thüringen etwa 1.000 Plätze ausmachen, ist mit einem tat-sächlich verbleibenden Anstieg an Flüchtlingen in Thüringer Kommunen auf etwa 17.000 zu rechnen. Daraus ergibt sich ein Wert je Asylsuchen-dem von etwa 1.212 Euro beziehungsweise insgesamt 20,6 Millionen Euro. Hiervon wird der Betrag von 3,28 Millionen Euro (fortgeschrieben wie zuvor beschrieben) abgezogen, der bislang schon im Thüringer Fi-nanzausgleichsgesetz berücksichtigt wird. Es ergibt sich ein Betrag von 8,03 Euro je Einwohner.
Hinzukommt ein Gemeinkostenanteil von etwa 36 Prozent (ergibt sich aus dem Verhältnis der Gemeinkosten des übertragenen Wirkungskrei-ses zu dem errechneten Zuschussbedarf des übertragenen Wirkungs-kreises; Durchschnitt der kreisfreien Städte und Landkreise) beziehungs-weise 2,88 Euro je Einwohner. In Summe werden somit 10,91 Euro je Einwohner als Zuschlagsbetrag für das Jahr 2016 errechnet. Dies ent-spricht bei einer Einwohnerzahl von 2.156.759 (Stand: 31. Dezember 2014) einem Wert von etwa 23,6 Millionen Euro.
Eine weitere Sonderposition für die Pauschgebühren nach § 184 des Sozialgerichtsgesetzes bei Rechtsstreiten nach dem Thüringer Blinden-geldgesetz, § 69 des Neunten Buches Sozialgesetzbuch, dem Bundes-elterngeldgesetz sowie dem Thüringer Erziehungsgeldgesetz wurde für Landkreise und kreisfreie Städte als Einwohnerpauschale in Höhe von 0,07 Euro zugerechnet.
Die ermittelten Einwohnerpauschalen wurden aufgerundet und stellen sich für das Jahr 2016 hinsichtlich der einzelnen Verwaltungseinheits-typen wie folgt dar:
1. Kreisfreie Städte 119 Euro2. Landkreise 89 Euro3. Große kreisangehörige Städte 56 Euro4. Verwaltungsgemeinschaften, erfüllende Gemeinden
und sonstige selbständige Gemeinden36 Euro
Mit der Aufrundung der ermittelten Einwohnerpauschalen werden Standarderhöhungen bei Schweinepest-Überwachung nach § 10 der Schweinehygieneverordnung und bei der Überwachung radioaktiver Stoffe im Trinkwasser mit abgedeckt.
Zu Buchstabe b
Die Neufassung der Regelung in § 23 Abs. 4 ThürFAG passt die Fort-schreibung der Zuschussbedarfe im übertragenen Wirkungskreis der oben dargestellten Methodik an und setzt damit eine Forderung der Kommunen um.
Dazu sollen ab dem Finanzausgleichsjahr 2017 die Pauschalen je Ver-waltungseinheitstyp nicht mehr allein mit dem Verbraucherpreisindex, sondern auch mit dem gewichteten Faktor wie unter Buchstabe a dar-gestellt, fortgeschrieben werden. Damit werden bei der Fortschreibung Personalkostensteigerungen, die im Bereich der Verwaltung den we-sentlichen Preistreiber darstellen und sich nicht parallel zum Verbrau-cherpreisindex bewegen, berücksichtigt. In zeitlicher Hinsicht wird für die Mehrbelastungsausgleichsrevision der Turnus für Revisionen nach § 3 Abs. 5 ThürFAG übernommen.
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Die Regelung der anzuwendenden Rundungsregeln dient der Klarstel-lung.
Die Ergänzung in Absatz 5 Satz 1 stellt klar, dass für jede Aufgaben-übertragung oder Standarderhöhung im übertragenen Wirkungskreis die entstehenden Kosten explizit im Entwurf des jeweiligen formellen oder materiellen Rechts auszuweisen sind. Dies gewährleistet gemein-sam mit dem neu einzuführenden Satz 5, dass die Überführung spezi-algesetzlicher Kostenerstattungsregelungen in den Mehrbelastungsaus-gleich nach § 23 Abs. 4 nicht losgelöst von den erforderlichen Mitteln im Sinne "kommunizierender Röhren" zu Lasten der Schlüsselmasse durchgeführt wird.
Die Ergänzung "aufgrund eines Gesetzes" stellt aus gegebenem Anlass klar, dass die Regelung nicht durch Parlamentsgesetz, sondern auch durch Rechtsverordnung erfolgen kann. Weiterhin enthält der neu ein-zufügende Satz 2 eine Verordnungsermächtigung zu Gunsten der Lan-desregierung für den Fall, dass die auszugleichende Veränderung im Aufgabenbestand – wie beispielsweise im Fall der Änderung bundes- oder europarechtlicher Vorgaben – nicht auf landesrechtlichen Rege-lungen beruht und deshalb eine gesonderte landesrechtliche Kostenre-gelung vorzunehmen ist.
Zu Buchstabe c
Die Bestimmung trifft eine Regelung zur kostenrechtlichen Folge, wenn beispielsweise im Anwendungsbereich des § 6 Abs. 4 ThürKO die Emp-fänger einer Kostenerstattung über die Pauschalen nach Absatz 1 nicht mit den Aufgabenträgern identisch sind. Ein aktuelles Beispiel findet sich hier in der Wohngeldverwaltung, die eigentlich Kreisaufgabe ist, in vie-len Fällen jedoch auch von kreisangehörigen Gemeinden - unter ande-rem einem Teil der großen kreisangehörigen Städte - wahrgenommen wird. In diesen Fällen ist nunmehr parallel zur Übertragung der Zustän-digkeit auch eine Regelung zu den jeweiligen Kosten zu treffen. Diese muss gegebenenfalls auch rückwirkend auf den Zeitpunkt des Inkraft-tretens dieses Gesetzes geschlossen werden, um sicherzustellen, dass die finanzielle Kompensation für die Wahrnehmung der übertragenen Aufgabe tatsächlich beim Aufgabenträger ankommt.
Zu Nummer 11
Mit der Änderung entfällt die Anrechnung vorhandener Mittel im Lan-desausgleichsstock nach Absatz 1 Satz 2 auf die Zuführungen aus der Finanzausgleichsmasse. Zudem wird durch die Formulierung, dass es sich bei den Mitteln des Landesausgleichsstocks auch um Rückzahlun-gen vergangener Jahre handelt, klargestellt, dass die Mittel im Sinne des Absatzes 1 Satz 2 unabhängig von der Abrechnung nach § 5 ThürFAG auch dann dem Landesausgleichsstock erhalten bleiben, wenn diese zum Ende eines Haushaltsjahres nicht vollständig verbraucht sind. Dies sowie die generelle Erhöhung der Mittel im Landesausgleichsstock sind notwendig, um über ausreichende Mittel zur Bewältigung des Antrags-volumens zu verfügen.
Zu Nummer 12
Es handelt sich um eine rechtsförmliche Klarstellung.
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Drucksache 6/1097Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode
Zu Nummer 13
Zu Buchstabe a
Die Änderung soll die Belastung durch die Finanzausgleichsumlage ab-mildern. Zu diesem Zweck soll ein echter Freibetrag in Höhe von 15 Pro-zent des Differenzbetrages zwischen der Steuerkraftmesszahl und der Bedarfsmesszahl eingeführt werden. Dadurch führt ein Anstieg der Steu-erkraftmesszahl über die Bedarfsmesszahl nicht unmittelbar zu einer Pflicht zur Entrichtung der Finanzausgleichsumlage nach § 29 ThürFAG. Die Pflicht zur Zahlung der Umlage greift vielmehr erst, wenn der jeweili-ge Freibetrag überschritten ist. Hierdurch soll für alle Kommunen ein stär-kerer Anreiz gegeben werden, die individuelle Steuerkraft zu erhöhen.
Zu Buchstabe b
Es handelt sich um eine rechtsförmliche Anpassung.
Zu Buchstabe c
Die Anpassung ist redaktioneller Art und stellt mit der einheitlichen Ver-wendung des Begriffs des Fälligkeitsjahrs anstelle des Ausgleichsjahrs auf die tatsächlichen Gegebenheiten zu Festsetzung und Fälligkeit in Absatz 2 ab.
Zu Buchstabe d
Die Regelung hat sich aus zeitlichen Gründen erledigt.
Zu Nummer 14
Die Änderung stellt sicher, dass auch nach dem Wechsel der Zustän-digkeit für den kommunalen Finanzausgleich vom Finanzministerium zum Ministerium für Inneres und Kommunales auch weiterhin ein Ver-treter des für Finanzen zuständigen Ministeriums im Beirat vertreten ist.
Zu Nummer 15
Die Konzession für den Betrieb der einzigen Spielbank Thüringens in Er-furt ist zum 31. Dezember 2014 ausgelaufen. Anhaltspunkte für die Eröff-nung einer neuen Spielbank in Thüringen sind wegen der beispielsweise in Bayern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bestehenden Alternati-ven derzeit nicht ersichtlich, so dass für die betreffende Regelung zwi-schenzeitlich keine Notwendigkeit mehr besteht.
Zu Nummer 16
Der Anwendungsbereich des abweichenden Hauptansatzes nach § 36 ThürFAG für die kreisfreien Städte Eisenach und Suhl hat sich aus zeit-lichen Gründen erledigt und kann gestrichen werden.
Anstelle der aufgehobenen Regelung soll eine Gleichstellungsbestim-mung aufgenommen werden.
Zu Nummer 17
Gleiches gilt für die außerhalb der Finanzausgleichsmasse aus dem Lan-deshaushalt zugeführten Mittel des Garantiefonds nach § 37 ThürFAG. Die Verteilung der Mittel im Jahr 2015 zeigt, dass der eigentliche Zweck
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Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1097
des Fonds, Verluste aufgrund der Systemumstellung im Jahr 2013 ab-zufedern, insoweit konterkariert ist, als ein Großteil der Mittel gerade nicht an bedürftige Gemeinden fließt. Es ist vielmehr so, dass allein ein Viertel der Mittel (etwa 2,8 Millionen Euro) an drei kleinere abundante Gemeinden fließt, die aufgrund ihrer eigenen Steuerkraft keine Bedarfs-zuweisungen erhalten und somit der ursprünglich bezweckten Kompen-sation gerade nicht bedürfen.
Zu Artikel 2
Die Änderung der prozentualen Höhe des Betriebskostenausgleichs zwischen Wohnsitz- und Betreuungskommune in § 18 Abs. 6 stellt eine Anpassung an die tatsächlichen Verhältnisse dar. Der hier erfolgende Ausgleich zwischen den Kommunen dient letztlich einer gerechteren Verteilung der Lasten aus der Aufgabenerfüllung der öffentlich geför-derten Kindertagesbetreuung. Da die Pauschale sich an dem tatsäch-lich von den Kommunen zu tragenden Kostenanteil orientieren soll, die-ser aber näher an 80 vom Hundert als an 70 vom Hundert liegt, ist die Regelung anzupassen.
Die Landespauschalen nach § 19 Abs. 2 sind seit der Neufassung des Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetzes im Jahre 2010 nicht ange-passt worden. Die durchschnittlichen Platzkosten stiegen hingegen von 5.945 Euro im Jahr 2010 auf 7.234 Euro im Jahr 2014. Folge ist unter anderem, dass die Zielgenauigkeit der Zuweisungen für die Aufgabe der öffentlich geförderten Kindertagesbetreuung dementsprechend ab-genommen hat.
Daher sollen die zweckgebundenen Landespauschalen nach § 19 Abs. 2 Satz 2 und 4 um 20 beziehungsweise zehn Euro erhöht werden.
Insbesondere aufgrund des hohen Personalbedarfs bei der Betreuung von Kindern in öffentlich geförderten Kindertageseinrichtungen und den damit einhergehenden Personalkosten stellen diese Mittel eine aufga-benbezogene Entlastung der Kommunen dar. Diese dient damit mittel-bar der Umsetzung des gesellschaftspolitischen Ziels einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Mit der Anpassung des pauschalierten Kostenausgleichs zwischen Wohnsitz- und Betreuungsgemeinde und der sich erhöhenden Vorweg-entnahme im Rahmen der Finanzausgleichsmasse sind keine Mehr-kosten verbunden.
Zu Nummer 1
Mit der Anpassung wird der tatsächlichen Finanzierungsstruktur Rech-nung getragen, da die Elternbeiträge im Durchschnitt nicht 30 vom Hun-dert sondern weniger als 20 vom Hundert der Gesamtkosten der Kinder-tagesbetr