19
Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau Ausgelobt vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Kooperation mit der Ingenieurkammer Thüringen www.tmil.info

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit ... · Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft. Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis HolzbauAusgelobt vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Kooperation mit der Ingenieurkammer Thüringen

www.tmil.info

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau

Grußworte Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Ingenieurkammer Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

Zur Auslobung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Staatspreis für Ingenieurleistungen

Preisträger 1 . Preis Fußgänger- und Radwegbrücke über die Zwickauer Mulde bei Glauchau-Wernsdorf . . . . . . . . . . . . . . 10Preisträger 2 . Preis Bürgerhaus mit Stadtbibliothek und Ratssaal in Nordhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Preisträger 3 . Preis Busumsteigepunkt Erfurter Kreuz, Arnstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Sonderpreis Holzbau

Preisträger Mehrfamilienhaus in Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Weitere Einreichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Preisträger seit 1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

INGENIEURKAMMERTHÜRINGENKörperschaft öffentlichen Rechts

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau

3

Es gibt viele gute Gründe, weshalb sich der Freistaat Thüringen aktiv für Baukultur engagiert. Gut gestaltete Städte und Dörfer bedeuten für die Menschen Lebensqualität. Die Baukultur ist ein Standortfaktor, sie fördert Investitionen und regionale Ent-wicklung – in der Stadt wie auf dem Land. Sie trägt dazu bei, dass sich die Menschen mit ihrer Region identifizieren.

Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft fördert die Baukultur mit seinen Programmen zur Städtebauför-derung, zur Dorferneuerung und den neu geschaffenen Woh-nungsbauprogrammen. Allein für den Städtebau sind im Frei-staat für das Jahr 2017 fast 100 Mio. Euro eingeplant. Ortskerne und historische Stadtbilder werden mit den Mitteln saniert. Für die Dorferneuerung stehen bis 2020 knapp 190 Mio. Euro bereit.

Besonders gelungene Baukultur zeichnen wir jährlich mit dem Thüringer Staatspreis aus. Sehr gern habe ich in diesem Jahr die Schirmherrschaft hierfür übernommen. Zusammen mit der Ingenieurkammer Thüringen vergeben wir bereits zum fünften Mal seit 2009 den Staatspreis für Ingenieurleistungen. Er wird im Wechsel mit dem alle zwei Jahre vergebenen Staatspreis für Architektur und Städtebau ausgeschrieben.

Mit dem Thüringer Staatspreis würdigen wir herausragende Leistungen Thüringer Ingenieurinnen und Ingenieure. Die Bau-werke können im Freistaat stehen oder jenseits der Landesgren-zen, die Bewerber müssen in der Thüringer Ingenieurkammer eingetragen sein. Der Staatspreis für Ingenieurleistungen ver-folgt insbesondere das Ziel, die Faszination für Technik im Land zu wecken und den bedeutenden Anteil der Ingenieure an der baukulturellen Entwicklung in den Mittelpunkt zu stellen.

Die rege Teilnahme am Staatspreis zeigt auch in diesem Jahr das große Interesse an dem Thema. Das Wettbewerbsverfahren wurde gemeinsam mit der für die Organisation verantwortlichen Stiftung Baukultur Thüringen modernisiert. Bewerbungen konn-ten ausschließlich online eingereicht werden.

Darüber hinaus wurde das für den Freistaat wichtige Thema Holzbau aufgewertet. Von 2017 an wird der „Sonderpreis Holz-bau“ jährlich als Sonderpreis innerhalb des Staatspreises ver-liehen. Holz leistet als natürlich nachwachsender Rohstoff einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Bau. Das Bauen mit regi-onalem Holz stärkt zudem die heimischen Wertschöpfungsket-ten und sichert Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Grußwort des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft

Fortsetzung →

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau

5

Der Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen, der in Zusam-menarbeit zwischen dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und der Ingenieurkammer Thüringen ausge-lobt wird, ist in diesem Jahr um die Ausschreibung eines Son-derpreises für Holzbau ergänzt worden.

Diese Überarbeitung des Wettbewerbsformats kann dazu bei-tragen, moderne Entwicklungen noch besser aufzugreifen und Neues beispielhaft publik zu machen. Ein nicht unwesentlicher Anteil der eingereichten Wettbewerbsbeiträge setzt sich mit gebauter Umwelt auseinander und macht eindrucksvoll deut-lich, dass auch der Berufsstand der Ingenieurinnen und Ingeni-eure den Anspruch hat, sich für die Belange der Baukultur ein-zusetzen. Dem Ziel, das u. a. Gebäude und Verkehrsbauwerke von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen werden und zunehmend für die gebaute Umwelt sensibilisiert wird, kann damit Rechnung getragen werden.

Es ist abzusehen, dass die Anforderungen bei der Realisie-rung von Ingenieurprojekten, diese gehen über die Gestal-tung von Bauwerken weit hinaus, noch komplexer und fachlich anspruchsvoller werden. Vernetzte Fragestellungen und Verant-wortungszusammenhänge werden an Priorität gewinnen, wobei etablierte Kategorien nicht zu vernachlässigen sind. Notwendig ist es deshalb, den Blick auf die größeren Zusammenhänge zu richten, denn das einzelne Projekt steht immer in einer Wech-selbeziehung zum Übergeordneten, wie zum Beispiel dem Klima schutz und der Ressourcenschonung. Damit sich Baukul-tur als Prozesskultur entwickeln kann, ist zudem eine belast-bare Arbeits- und Verantwortungsteilung im Verbund aller Betei-ligter erforderlich.

Um die beruflichen Belange der Gesamtheit der Kammermit-glieder und das Ansehen des Berufsstandes zu fördern, sind gesetzliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Exis-tenz- und Zukunftsfähigkeit des Berufsstandes gewahrt werden. Leider ist festzustellen, dass Bestrebungen zur Liberalisierung im Bereich des Berufsrechts zunehmen. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass Regelungen zum Schutz des Gemeinwohls und der Verbraucherschutz in den Hintergrund treten. Da Inge-nieurdienstleistungen nur selten zu normieren und meist kom-plex sind, sollten diese, das gilt insbesondere für sicherheits-relevante Dienstleistungen, nicht Laien überantwortet werden. Entsprechende Vorschriften könnten ggf. auch in der Thüringer Bauordnung formuliert werden. Wesentliche Kammerthemen sind weiterhin die öffentliche Auftragsvergabe, der Erhalt klein- und mittelständischer Strukturen im Planungsbereich und die Qualitätssicherung, wobei ein besonderes Qualitätssiegel für den Verbraucher der Titel „Beratender Ingenieur“ sein kann. Ich gratuliere den Preisträgern zu ihren ausgezeichneten Beiträ-gen, bedanke mich bei allen Wettbewerbsteilnehmern und bin zuversichtlich, dass dieses Format zur Würdigung von exzellen-tem Ingenieur-Know-how auch zukünftig herausragende Leis-tungen von Thüringer Ingenieurinnen und Ingenieuren in den Fokus der allgemeinen Wahrnehmung stellt.

Elmar Dräger, Präsident der Ingenieurkammer Thüringen

Grußwort der Ingenieurkammer ThüringenWeitere wichtige Themen sind für uns das energieeffiziente und barrierefreie Bauen. Wir hoffen, dass die Thüringer Baukul-tur auch weiterhin in diesen Bereichen besonders innovative Lösungen findet.

Erstmals verleihen wir den Thüringer Staatspreis in einem Gebäude, das im vergangenen Jahr bereits mit dem Staats-preis ausgezeichnet wurde. Das Bürgerhaus in Nordhausen überzeugte nicht nur auf den Gebieten der Architektur und des Städtebaus. Die Jury würdigt es in diesem Jahr zudem mit dem Staats preis für Ingenieurleistungen.

Ich danke allen Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern, den Unterstützern und den Mitwirkenden in der Fachjury. Den Preisträgern gratuliere ich herzlich.

Wir werden das breite Spektrum der Baukultur im Freistaat auch weiterhin nach Kräften fördern. Die Broschüre gibt Ihnen einen Eindruck von der Vielfalt der Ingenieurleistungen in Thüringen. Sie zeigt die große Bandbreite der Projekte von Brückenkonst-ruktionen bis zum gut durchdachten Detail im Wohnhausbau. Beim Lesen wünsche ich Ihnen viel Freude.

Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau

76

Zur Auslobung

AusloberThüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaftin Zusammenarbeit mit der Ingenieurkammer Thüringen

DurchführungStiftung Baukultur Thüringen

VerfahrenZiel der Vergabe des Thüringer Staatspreises für Ingenieurleis-tungen ist es, der Technik einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft zu geben. Die Fokussierung auf die Ingenieurkam-mer Thüringen (Körperschaft öffentlichen Rechts), die Thürin-ger Ingenieurverbände und Ingenieurvereine sowie die Thürin-ger Universitäten und Fachhochschulen verdeutlicht dabei die Absicht der Auslobenden, den bedeutenden Beitrag der Inge-nieure bei der Entwicklung des Freistaates Thüringen in der Öffentlichkeit herauszustellen.

Erstmals wurde 2017 der Thüringer Holzbaupreis gemeinsam mit dem Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen als Son-derpreis ausgelobt und setzte so einen Schwerpunkt auf die ingenieurbezogenen Aspekte im Holzbau, die es in der Einrei-chung besonders darzulegen galt.

Darüber hinaus konnten Anerkennungen für hervorragende Energieeffizienz und die besonders innovative und nachah-menswerte Umsetzungen baulicher Barrierefreiheit vergeben werden. Eine besondere Wertung erhielten Einreichungen von Bewerbern im Alter bis 30 Jahre, für die in freier Entscheidung der Jury ein Nachwuchspreis ausgereicht werden konnte.

Die Teilnahme am Bewerbungsverfahren war ausschließlich online über die Internetseiten der Stiftung Baukultur Thüringen möglich. Von insgesamt 13 fristgerecht eingegangenen Projek-ten erfüllten alle die formalen Voraussetzungen.

Das Preisgeld für den Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistun-gen betrug 15.000 Euro. Der Sonderpreis Holzbau war zusätz-lich mit 5.000 Euro dotiert. Die Preisgelder wurden den ein-reichenden Ingenieurbüros und den Bauherren jeweils hälftig zuerkannt.

Das Preisgericht tagte am 19. September 2017 in den Räumen der Neufert-Box in Weimar-Gelmeroda. Vergeben wurden:

■ drei Staatspreise für Ingenieurleistungen ■ 1. Preis (10.000 Euro) ■ 2. Preis (3.000 Euro) ■ 3. Preis (2.000 Euro)

■ ein Sonderpreis Holzbau (5.000 Euro)

Besondere Anerkennungen zu Energieeffizienz, Barriere freiheit und ein Nachwuchspreis wurden nicht vergeben.

Preisgericht ■ Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ruth, Professur Konstruktives Entwerfen

und Tragwerkslehre an der Bauhaus-Universität Weimar, (Vorsitzender der Jury)

■ Dipl.-Ing. Mario Lerch, Referatsleiter Baukultur und EU-Förderung im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (als Vertretung für Ministerin Birgit Keller)

■ Dipl.-Ing. Elmar Dräger, Präsident der Ingenieurkammer Thüringen

■ Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Präsident der Stiftung Baukultur Thüringen

■ Rechtsanwältin Bettina Haase, Geschäftsführung Landesgruppe Thüringen im Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e. V.

■ Dipl.-Forstwirt Andreas Losekamm, Stellvertretender Vorsitzender im Landesbeirat Holz Thüringen

■ Prof. Dr.-Ing. Antje Simon, Professur Ingenieurholzbau an der Fachhochschule Erfurt

Fachliche Beratung zu Barrierefreiheit ■ Architektin Dipl.-Ing. (FH) Nadine Metlitzky, ö. b. u. v. Sach-

verständige für Barrierefreies Bauen, Factus 2 Institut®, Nordhausen

Organisation, Vorprüfung und Protokollführung ■ Dr.-Ing. Ulrich Dressel, Mitglied der Vertreterversammlung

der Ingenieurkammer Thüringen ■ Dipl.-Ing. Jörg Schöpe, Fachgebietsleiter TÜV Thüringen e. V. ■ Dr.-Ing. Ulrich Wieler, UmbauStadt GbR, Stiftung Baukultur

Thüringen ■ Katja Gehlfuß, Stiftung Baukultur Thüringen

Staatspreis für Ingenieurleistungen

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 · Preisträger 1. Preis

11

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017

10

PREISTRÄGER 1. PREIS

Fußgänger- und Radwegbrücke über die Zwickauer Mulde bei Glauchau-WernsdorfKonstruktion und Bau eines Brückentragwerks

Ansicht aus Westen

Längsschnitt

ProjektadresseMuldenstraße, 08371 Glauchau-Wernsdorf

BauherrGroße Kreisstadt Glauchau

PlanungSETZPFANDT Beratende Ingenieure, Weimar

Verfasser Dr.-Ing. Gerhard Setzpfandt

Erläuterungen der EinreicherBauwerksgestaltung: Das Spannband, ein Seiltragwerk, beschränkt sich auf die unbedingt notwendige Fahrbahn, die auch die gesamte Tragkonstruktion darstellt. Damit lassen sich sehr originelle, schlanke und elegante Konstruktionen aus-führen, wobei die horizontalen Zugkräfte vom Durchhang und den Vertikallasten abhängen. Die Tragwirkung ist direkt an der Form ablesbar. Die besondere Form wird von den Nutzern posi-tiv wahrgenommen. Die monolithische Verbindung des Über-baus mit den Widerlagern führt zu einer unterhaltungsarmen, gut überwachbaren und langlebigen integralen (fugenlosen) Brücke. Das bestimmende Gestaltungelement ist die schlanke

Silhouette mit dem charakteristischen leichten Durchhang des Überbaus. Durch die geschwungene Konstruktion und die Schlankheit passt sich das Spannband sehr gut in die Land-schaft ein. Es wirkt elegant, ohne optisch zu stark in die Umge-bung einzugreifen. Die Vouten an Pfeilern und Widerlagern betonen die Lastabtragung zu den Unterbauten. Formgebung und Abmessungen der Unterbauten sowie die transparente Geländerkonstruktion unterstützen den Gesamteindruck. Das Spannband war hier im Vergleich mit anderen Bauarten durch die Reduktion auf das Wesentliche die wirtschaftlichste Konst-ruktion, der Kostenrahmen von 1,3 Mio Euro wurde in der Aus-führung eingehalten.

Konstruktion: Die wegen des Wasserstandes ohnehin erforder-lichen Spundwände wurden dauerhaft für die Tiefgründung ver-wendet. Zur Ableitung der Zugkräfte aus dem Spannband wur-den pro Widerlager 15 Verpressanker in drei Reihen überein-ander angeordnet. Die Verpresskörper liegen im Felsen. Die Anker sind auch im Endzustand von oben für Prüfungszwecke zugänglich. Der Überbau besteht aus Fertigteilen und Ortbeton. Auf den Fertigteilen liegen die im Montagezustand tragenden Spannglieder und die Spannglieder für die nachträgliche Vor-spannung. Sie haben 7 bzw. 12 Litzen und liegen in mit Fett ver-pressten PE-Rohren.

Herstellung des Bauwerkes: Es ist in den Feldern für die Über-baumontage kein Gerüst notwendig, da die tragenden Spann-glieder zugleich der Fertigteilaufhängung dienen. Zuerst wur-den deren PE-Hüllrohre an einem Hilfsseil eingezogen, danach die Litzen eingeschossen, welche anschließend schrittweise zusammen mit den Dauerankern in den Widerlagern voll vor-gespannt wurden. Nach der Fertigteilmontage wurden die rest-lichen Spannglieder und die Bewehrung eingebaut, anschlie-ßend der Ortbeton hergestellt. Dann wurden die Spannglieder endgültig vorgespannt und verpresst.

Projektzeit: 01/2015–06/2017

Gesamtlänge: 105,00 m

Nutzbreite: 3,00 m

Anzahl der Felder: 3

maximale Stützweite: 35,00 m

Konstruktionshöhe: 30 cm

Baukosten: 1,3 Mio. Euro

13

Fußgänger- und Radwegbrücke über die Zwickauer Mulde bei Glauchau-WernsdorfThüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 · Preisträger 1. Preis

12

Beurteilung des PreisgerichtsDiese ca. 100 Meter lange und drei Meter breite Fußgänger- und Radwegbrücke ist ein exzellentes Beispiel für die Einheit von Konstruktion, Funktion und Form. Die Konstruktion der Brü-cke besteht aus einem Spannband, das sich zwischen den tra-genden Pfeilern – der Natur des Seils entsprechend – über den Fluss schwingt. Charakteristisch für die Ansicht einer Spann-bandbrücke ist eben ein „leichter Durchhang in der Feldmitte, der sich aus der Kettenlinie unter Eigenlasten ergibt“.Diese Konstruktion hat zahlreiche Vorzüge. Zunächst werden Tragseile gespannt, an die Betonfertigteile gehängt werden, welche dann mit Ortbeton versehen werden und Spannglieder aufnehmen, welche anschließend endgültig vorgespannt wer-den. Die Spannglieder sind im Fels verankert, die Anker blei-ben zur Kontrolle zugänglich. So entsteht eine sehr schlanke und materialsparende Konstruktion. Der Wirkmechanismus des Tragwerks ist in der Form unmittelbar ablesbar, ein Gerüst ist

nicht erforderlich. Der Konstruktionsgedanke also ist hochgra-dig material- und energiesparend. Die Qualität der Brücke aber reicht darüber weit hinaus.Als Fußgänger- und Radfahrerbrücke ist das Schwingen der Bahn ein funktional schönes Element, quasi die Fortsetzung der Bewegung in der Landschaft. Zudem ermöglicht das maxi-male Steigungsmaß von sechs Prozent des Gehweges, das bar-rierefreie Begehen und Berollen. Und natürlich ist die Brücke ein ästhetisch herausragendes Beispiel. Ihre selbstverständli-che, quasi organische Figur ist der klarste Ausdruck des Konst-ruktionsgedankens und nimmt das Bild der Landschaft auf sehr schöne Weise in sich auf. Die Form der Unterbauten, welche mit Vouten zur Spannbahn übergehen, unterstützt den eleganten Charakter der gesamten Konstruktion. Die Lösung ist ebenso kreativ wie originell und hat damit das Potential für eine echte „Landmark“.

Fertigteile vor Herstellung des Ortbetons

Fertigteilmontage an den Tragseilen

Bauzustand Stütze

Draufsicht auf die Fahrbahn

Ansicht des Mittelfeldes

15

Bürgerhaus mit Stadtbibliothek und Ratssaal in NordhausenThüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017

14

PREISTRÄGER 2. PREIS

Bürgerhaus mit Stadtbibliothek und Ratssaal in NordhausenKonstruktiver Aufbau und Tragwerk

ProjektadresseNicolaiplatz 1, 99734 Nordhausen

BauherrStadt Nordhausen, Nordhausen

PlanungIngenieurbüro Dr. Krämer GmbH, Weimar

VerfasserDipl.-Ing. Thomas Jecke, Dipl.-Ing. Lothar Burkhardt

Erläuterungen der EinreicherDer Neubau der Kulturbibliothek mit dem Bürgerhaus schließt eine seit den 1960er Jahren bestehende städtebauliche Lücke zwischen der Wohnbebauung am Kornmarkt und dem Alten Rat-haus und bildet somit die neue Mitte der Stadt Nordhausen. Das Baufeld wies infolge der durch Kriegseinwirkung zerstörten Vorgängerbauten eine erhebliche Inhomogenität im Baugrund auf. Aus diesem Grund wurde für das Bauwerk eine kombinierte Pfahl-Platten-Gründung als wirtschaftlich optimale und innova-tive Gründungsvariante gewählt. Die zweigeschossige Tiefga-rage (ca. 60 × 43 m) wurde als Weiße-Wannen-Konstruktion aus-geführt und beherbergt neben den PKW-Stellplät zen zahlrei-che Technikbereiche sowie den Löschwassertank für die Hoch-druck-Wassernebel-Löschanlage der Bibliothek. Über der Tiefga-rage erheben sich die beiden Hochbaukörper, die mittels eines Verbinders im Obergeschoss funktionell miteinander gekop-pelt sind. Teile der Tragstruktur der Bibliothek und das Bürger-haus leiten ihre Lasten auf das Obergeschoss der Tiefgarage ab. Dadurch waren aufwendige Abfangungen und Wechsel in der Tragstruktur der Tiefgarage zur Weiterleitung der Lasten aus den beiden Gebäuden erforderlich.

Die Bibliothek mit einer Grundfläche von 60 × 20 m ist dreige-schossig und kragt in den Obergeschossen an der östlichen Fassadenfront bis zu vier Meter gegenüber dem Erdgeschoss aus. Die drei Etagen werden über geometrisch unterschied-lich gestaltete Lufträume optisch miteinander verwoben. Der monolithische Stahlbeton-Baukörper schiebt sich an seiner Längsseite zusätzlich mit einer Gebäudeachse über das bereits bestehende Parkdeck der Wohnbebauung am Kornmarkt. Über speziell für das Bauvorhaben gefertigte stahlbewehrte Flä chen-Ioch-Gleitlager werden die Lasten aus dem neuen Baukörper in die Bestandskonstruktion des Parkdecks eingetragen. Mögliche Verdrehungen infolge unterschiedlicher Setzungen zwischen Bestand und Neubau werden so kompensiert. Die Stahlkonst-ruktion an der auskragenden Giebelfront hat eine Doppelfunk-tion zu erfüllen, indem sie die Decke über dem ersten Geschoss mit ihren Lasten an die Decken über Erdgeschoss und zweitem Obergeschoss anbindet und gleichzeitig die hochwertige Natur-steinfassade aufnimmt. Im Bürgerhaus (ca. 25 × 22 m) sind im Erdgeschoss eine öffentliche Einrichtung (Bürger-Café) sowie ein Beratungszimmer der Stadtverwaltung untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich der multifunktional nutzbare Rats-saal für 200 Personen, welcher stützenfrei mittels eines Träger-rostes aus BSH-Trägern überspannt wird.

Projektzeit: 07/2008–08/2014

Grundstücksfläche: 2.371 m²

Hauptnutzfläche: 2.452 m²

Gesamtbaukosten: 15,40 Mio. Euro

Ostansicht mit Terrasse, Wasserbecken und Überlagerung Bibliothek auf Parkdeck-Bestand der SWG

Südostansicht Gesamtbauwerk

Architekturbüros: Schettler & Wittenberg Architekten, Weimar (Entwurf, Planung) ; Schettler Architekten, Weimar (Realisierung) Landschaftsarchitekturbüro: Stock + Partner Freie Landschaftsarchitekten, Jena

17

Bürgerhaus mit Stadtbibliothek und Ratssaal in NordhausenThüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 · Preisträger 2. Preis

16

Beurteilung des PreisgerichtsDer Neubau des Bürgerhauses mit Stadtbibliothek und Rathaus-saal ist neben dem architektonischen Lückenschluss zwischen der Wohnbebauung am „Kornmarkt“ und dem „Alten Rathaus“ eine ingenieurtechnisch anspruchsvolle Aufgabe hinsichtlich Statik und Tragwerksplanung.

Die Lasten aus der Konstruktion werden einerseits über eine kombinierte Pfahl-Platten-Gründung bauwerksverträglich in den Untergrund geleitet, andererseits liegt eine Längsseite des Stahlbeton-Körpers auf dem bestehenden Parkdeck der Wohn-bebauung. Diese Konstruktion muss nicht nur die Lasten aus dem Neubau, sondern auch mögliche Verdrehungen aus verti-kalen sowie horizontalen Verschiebungen aufnehmen. Daher war als Bindeglied zwischen Neubau und Bestand der Einbau eines speziell für diese Konstruktion entwickelten

Flächenloch-Gleitlagers erforderlich. Über dieses Lager werden unterschiedliche Setzungen ausgeglichen und Setzungsdiffe-renzen kompensiert.

Die Dachkonstruktion des im Obergeschoss angeordneten Rat-haussaals wurde aus Brettschichtholz-Trägern geplant, die eine relativ schlanke Geometrie erlauben und gleichzeitig keine zusätzlichen Stützen benötigen. Die Dachlasten werden in die Stahlbetonwände übertragen und abgeleitet.

Durch die optimale Verknüpfung der Bauingenieurdisziplinen Statik und Tragwerksplanung ist es gelungen, neue ingenieur-technische Lösungsansätze im Zusammenhang mit der Verwen-dung modifizierter Konstruktionen, wie zum Beispiel dem stahl-bewehrten Flächenloch-Gleitlager als Verbindungselement zur bestehenden Tiefgarage zu berechnen, zu planen und zu bauen.

Rohbau BibliothekDachkonstruktion Bürgersaal

Lastabtrag Neubau Bibliothek auf Parkdeck Bestand

Längsschnitt durch Bibliothek und Tiefgarage

Detail Westfassade Bürgerhaus Haus-in-Haus-Konstruktion Lesesaal mit „Himmelgarten-Bibliothek“

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017

18

PREISTRÄGER 3. PREIS

Busumsteigepunkt Erfurter Kreuz, ArnstadtKonstruktion und Bau eines Dachtragwerkes, Freibereichsgestaltung

ProjektadresseAlfred-Ley-Straße, 99310 Arnstadt

BauherrStadt Arnstadt

PlanungIGS Ingenieure GmbH & Co. KG, Weimar freiraumpioniere | landschaftsarchitekten gbr, Weimar mbp – lichtplanende ingenieure, Weimar

Verfasser Dipl.-Ing. Gunter Schnelle, Dr.-Ing. Christiane Ost, Dipl.-Ing. Andrea Kaps, Dipl.-Ing. Felix Schiefelbein, Dipl.-Ing. Marcus Hamberger, Dipl.-Ing. Torsten Müller

Erläuterungen der EinreicherMit dem Busumsteigepunkt ist der öffentliche Nahverkehr in der Region um Arnstadt konkurrenzfähig geworden. Durch das Ein-fügen einer neuen zentralen Rendezvous-Haltestelle werden die ÖPNV-Richtungen Erfurt, Arnstadt, Ilmkreis und Landkreis Gotha sinnvoll verknüpft und getaktet. An jeweils zwei sich gegenüber liegenden Haltestellen treffen die Fahrtrichtungen zusammen. Die zentrale Halteinsel ermöglicht ein schnelles, komfortables und barrierefreies Ein- und Umsteigen.

Im Zusammenspiel von Ingenieurbau, Lichttechnik und Land-schaftsgestaltung wurde ein öffentlicher Nahverkehrspunkt ent-wickelt, welcher durch eine markante Form, klare Linien und funktionale Einfachheit den öffentlichen Raum des Gewerbege-bietes mitgestalten will.Die Wartebereiche sind vollständig überdacht und barrierefrei erschlossen. Auf der Fläche wurden eine barrierefreie WC-An-lage und vier Wartezonen mit Windschutz vorgesehen. Im Zugangsbereich südlich des Bustreffs sind eine überdachte Stellfläche für Fahrräder und behindertengerechte Pkw-Stell-plätze eingeordnet.

Die Überdachung erstreckt sich über die gesamte Bussteigflä-che. Seitlich steht sie einen Meter über, so dass der Ein-/Aus-stiegsbereich der Busse vollständig überdeckt wird. Um eine einheitliche Wirkung der Dachkonstruktion zu erreichen, folgt die Grundrissfläche des Dachs nicht den Bussteigkanten, son-dern ergibt sich aus einer Ellipse mit gekürzten Enden.Die Stützkonstruktion des Dachs besteht aus Stahlrohren, die Anordnung der Stützen im Grundriss folgt der Dachaußenkante. Die eigentliche Dachkonstruktion besteht aus gekrümmten Querträgern, die jeweils oben an ein Stützenpaar angeschlos-sen sind. Diese Querträger tragen ein an der Außenkante des Dachs im Traufbereich umlaufendes Stahlrohr. Über die Stahl-rohre wird auf der Oberseite vollflächig eine Membran als Dach-haut gespannt. Die Entwässerung erfolgt über außen umlau-fende Rinnen.Die an der Stützkonstruktion angebrachten Strahler sorgen für die verkehrssichere Ausleuchtung des Bussteigs und erleuchten die Dachmembran. Die Beleuchtung ist mit einer Nachtabsen-kung ausgestattet.Die baumbestandenen Grünflächen um den Haltepunkt sind so konzipiert, dass der von Westen einstreichende Wind gebro-chen und verlangsamt wird. Die hierfür errichtete Bodenmode-liierung entstand durch die Nutzung des vorhandenen Aushub-materials.Das Vorhaben wurde im vorgegebenen Rahmen innerhalb eines Jahres realisiert. Der zur Verfügung stehende Kostenrahmen wurde nicht voll ausgeschöpft.

Projektzeit: 04/2014–12/2015

Gesamtfläche: 3.650 m²

überdachte Fläche: 448 m²

Bushaltestellen: 4, als Rendezvoushalt

überdachte Fahrradabstellplätze: 10

Behindertenstellplätze Pkw: 2Nachtansicht West

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 · Preisträger 3. Preis

2120

Busumsteigepunkt Erfurter Kreuz, Arnstadt

Beurteilung des PreisgerichtsDer Wettbewerbsbeitrag „Busumsteigepunkt Erfurter Kreuz in der Alfred-Ley-Straße in Arnstadt“ stellt für den öffentlichen Nahverkehr in der Region eine optische wie auch funktionale Bereicherung dar. Die überdachte Fläche von 448 m2 schützt die Wartebereiche weitgehend gegen Regen, Wind und Schnee und beherbergt eine barrierefreie WC-Anlage. Um unangenehme Auswirkungen des meist von Westen einstreichenden Windes von vornherein zu reduzieren, wurden die baumbestandenen Grünflächen um den Haltepunkt in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten so konzipiert, dass der Wind verlang-samt wird. Außerdem steht das Dach vorteilhafterweise seitlich über die Bussteigfläche um ein Meter über, so dass auch der Ein-/Ausstiegsbereich der Busse vollständig überdeckt wird. Die Konstruktion des Daches besteht aus einer räumli-chen Stahlrohrkonstruktion in Verbindung mit einer darüber gespannten, transluzenten Membran. Dabei sind der Randträ-ger im Grundriss und die Obergurte der dazu quer angeordne-ten Träger, auf denen die textile Dachhaut aufliegt, im Aufriss gekrümmt. Durch diese Formgebung ist es möglich, die Mem-bran vorzuspannen, dadurch unter anderem Flattern zu verhin-dern und die Beanspruchungen der Stahlteile zu minimieren.

Die Abtragung der vertikalen Lasten erfolgt über schlanke Stahl-rohre, die durch unterschiedliche Schiefstellungen und biege-steife Verbindungen mit der restlichen Konstruktion außerdem in der Lage sind, horizontale Kräfte sicher und effizient abzu-tragen. Dadurch entsteht insgesamt eine attraktive Erschei-nung, die im Kontext der Umgebung durch Form und Material-wahl Alleinstellungsmerkmale aufweist. Diese kommen insbe-sondere in den Abend- und Nachtstunden zur Geltung, wenn die von den Lichtplanern entwickelte wirkungsvolle Beleuch-tung aktiv ist. Diese trägt außerdem zur Erhöhung der Verkehrs-sicherheit und des Sicherheitsgefühls der Nutzer bei. Deren Hel-ligkeit wird im Übrigen aus Energieersparnisgründen sinnvoller-weise in den Nachtstunden abgesenkt. Abschließend kann noch positiv erwähnt werden, dass das gesamte Vorhaben innerhalb der dafür vorgesehenen Jahresfrist realisiert werden konnte und der zur Verfügung stehende Kos-tenrahmen nicht voll ausgeschöpft wurde. Dies spricht für einen gelungenen Entwurf, eine professionelle Detailplanung durch die drei beteiligen Weimarer Büros IGS, freiraumpioniere, mbp und eine gut abgestimmte Zusammenarbeit untereinander und mit dem Bauherrn, der Stadt Arnstadt.

Elektroplanung: Längsschnitt, GrundrissAnsicht Ost

Detail Überdachung und Beleuchtung Nachtansicht Wartebereich Überdachung

Sonderpreis Holzbau

25

Mehrfamilienhaus in WeimarSonderpreis Holzbau 2017

24

PREISTRÄGER

Mehrfamilienhaus in WeimarKonstruktion und Errichtung eines mehrstöckigen Wohnhauses in Holzbauweise

ProjektadresseWilhelm-Külz-Straße 1, 99423 Weimar

BauherrUTB Projektmanagement GmbH, Berlin

PlanungKOOP Architekten & Ingenieure, Weimar SGHG Planungs- & Prüf gesell schaft Bau technik mbH, Jena

Verfasser Dipl.-Ing. Lars Christoph, Dipl.-Ing. Nico Heubach

Erläuterungen der EinreicherArchitektur | Städtebau | Denkmalpflege: Das viergeschossige Gebäude vermittelt den Übergang von der jugendstilgeprägten Bebauung der Cranachstraße und der beginnenden Villenbe-bauung des Böckelberges. Das neue Gebäude mit seiner Kuba-tur nimmt die höhenmäßige Vermittlung zwischen dem Eckge-bäude Cranachstraße 10 und der eklektizistisch anmutenden Kandinsky-Villa auf.Die Gemengelage der unterschiedlichen Baustile hat uns bewo-gen, einen modernen Akzent unter Beachtung von Fassaden-rhythmen und Oberflächengestaltung in der Straßenzeile zu ent-wickeln. Der Baukörper besteht aus einem reinen Holzbau als Mischung von Holzmassiv- und Holzrahmenbauweise, gedämmt mit Holzweichfaserplatten. Die massiven Holzplatten sind im Innenraum sichtbar und befördern ein ausgewogenes Raum-klima. Das Treppenhaus mit Fahrstuhl und das Kellergeschoss wurden in Stahlbeton ausgeführt.Statik und Holzbau: Die Tragkonstruktion ist ein viergeschossi-ger Holzrahmenbau mit Brettsperrholzdecken und Flachdach. Dabei liegt die Besonderheit darin, dass die innere einseitige Beplankung aus einer Dreischicht-Massivholzplatte besteht, die auf Abbrand bemessen wurde (Gebäudeklasse 4, F60). Die Verbindungsmittel zwischen aussteifender Beplankung und

Holzrippen konnten somit nicht von innen eingeschraubt wer-den. Auf Grund diverser verspringender Wände und Auskragun-gen von Gebäudeteilen war es erforderlich, die Lastabtragung über Brettsperrholz-Wandscheiben bzw. wandartige Träger zu gewährleisten. Stürze im Bereich von raumhohen Verglasungen wurden durch die Brüstung darüber realisiert. An diesen Stel-len erfolgte teilweise eine zweiseitige Beplankung der Holzrip-pen. ln diesen Bereichen sowie bei Auskragungen wurden die Deckenelemente über Vollgewindeschrauben nach oben gezo-gen. Eine tragende Mittelwand aus Brettsperrholz wurde beid-seitig unbeplankt hergestellt.Das Treppenhaus aus Stahlbeton besitzt nur wenige bzw. kurze aussteifende Wände. Aus diesem Grund sowie aus schall-schutztechnischen Gründen wurde es völlig entkoppelt von der Holzkonstruktion hergestellt und konnte somit auch nicht zur Aussteifung mit herangezogen werden.Die Verbindungen wurden fast ausschließlich über Vollgewinde-schrauben (Durchmesser: 6 mm, 8 mm) realisiert.Produkte und Hersteller: BSP Decken und Wände: Binderholz BBS 125 bzw. BBS XXL Außenwände: Novatop Solid mit KVH-RippenEnergieeffizienz: KfW-Effizienzhaus 55, Pelletheizung, Dreifach-verglasung mit Sonnenschutzglas, Dämmung Außenwand: 24 cm Holzweichfaser, Abluftanlage

Projektzeit: 10/2015–09/2017

Vollgeschosse: 4

Gebäudeklasse: 4

Wohnfläche: 500 m²

Wohnungen: 4

Stellplätze: 4

Geschosshöhen: 3,20 m

27

Mehrfamilienhaus in WeimarSonderpreis Holzbau 2017 · Preisträger

26

Beurteilung des PreisgerichtsDer traditionelle Holzbau wird seit etwa dreißig Jahren durch vielfältige Innovationen und technologische Weiterentwicklun-gen bereichert. Dies ist besonders an dem viergeschossigen Holzbau erkennbar, der seine Höhe nur durch die konstruktive Kombination von Holzrahmenbau mit Brettsperrholzelemen-ten erreichen konnte. Das Treppenhaus aus Stahlbeton wurde vom Holzbau völlig entkoppelt, lediglich die Wandscheiben aus Brettsperrholz geben dem gesamten Bauwerk die notwendige Festigkeit. Nicht nur alle tragenden und aussteifenden Teile sind

aus Holz, auch die eingebrachte Dämmung besteht folglich aus ökologischer Holzfaserdämmung. Nachhaltigkeit und Ökolo-gie werden bei diesem Baukörper konsequent umgesetzt. Durch die außenliegende Putzfassade fügt sich der kubische Neu-bau, aufgelöst durch auskragende Vorsprünge, harmonisch in die Gemengelage ein. Eine Pelletheizung rundet den nachhalti-gen Grundgedanken ab. Dieser mehrgeschossige Holzbau doku-mentiert somit den gelungenen Beitrag zum verdichteten Bauen im städtischen Bereich mit nachwachsenden Rohstoffen, der folglich seinen Ausdruck in dieser Prämierung findet.

Isometrie für Holz-Abbund

Grundriss Entwurfsplanung 1.OG

Innenansichten während der Bauzeit

Holzbau am fertigen Treppenturm

Blick in die Wilhelm-Külz-StraßeAufbau Holzbau Gebäuderückseite

29

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau · Weitere EinreichungenWeitere EinreichungenIn der Reihenfolge ihres Eingangs

Einfamilienhaus in WalschlebenEnergiekonzept und Haustechnik anlage

Schuhstraße 4, 99189 Walschleben

Bauherr Andreas Hohmann / Ellen Künzel, Walschleben

Planung HüKeA Bau Planung GmbH Nordhausen, Harztor

Verfasser Dipl.-Ing. (FH) Ludwig Arndt

Evangelische Kirche RehmsdorfSanierung Turmhelm und Neuerstellung Dachkonstruktion

Brunnenplatz 4, 06729 Elsteraue OT Rehmsdorf

Bauherren Ev. Kirchengemeinde Rehms dorf; Ev. Kirchen gemeinde verband Rehms-dorf-Tröglitz, Pfarramt Theißen

Planung Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger, Weimar

Verfasser Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger

Sanierung und Umbau Hofmühle in DillingenErtüchtigung des historischen Dach­tragwerks

Färbergässchen 1, 89407 Dillingen

Bauherr Wohnbau Hipp Schöner Wohnen GmbH, Donauwörth

Planung Ingenieurbüro für Baustatik Hottenrott, Weimar

Verfasser Dipl.-Ing. Ludger Hottenrott

Neubau Kommunikations- und Informationszentrum der Universität ErfurtHaustechnik, Wärme­ und Kühlkonzept

Nordhäuser Straße 63, 99089 Erfurt

Bauherr Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, Erfurt

Planung HKL Ingenieurgesellschaft mbH, Erfurt

Verfasser Dipl.-Ing. (FH) Martin Deutschmann

Brücke über die Werra bei CreuzburgKonstruktion und Gestaltung eines Trag­werks auf Bestands konstruktion

Nähe L1017, 99831 Creuzburg

Bauherr Stadt Creuzburg über VG Hainich-Werratal

Planung Ingenieurbüro Probst GmbH, Meiningen; Ingenieurbüro für Baustatik Dipl.-Ing. Stefan Kleffel, Rippershausen

Verfasser Dipl.-Ing. (FH) Thomas Probst, Dipl.-Ing. (FH) Jan Zerger, Dipl.-Ing. Stefan Kleffel, M. Sc. Jens Gössinger

Haus zur Sportrehabilitation in ErfurtHolzkonstruktion, Haustechnik, Maßnahmen zur Barrierefreiheit

Konrad-Zuse-Straße 23, 99099 Erfurt

Bauherr Immomed GmbH, Erfurt

Planung ADOBE Architekten + Ingenieure GmbH, Erfurt

Verfasser Dipl.-Ing. (FH) Gunter Hanke, Dipl.-Ing. (FH) Ingolf Kührt

3130

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau · Weitere Einreichungen

St . Michalies ReinstädtSanierung Turm und Turmhelm

07768 Gumperda-Reinstädt

Bauherren Kreiskirchenamt Gera; Ev.-Lutherische Kirchgemeinde Reinstädt-Gumperda

Planung Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger, Weimar

Verfasser Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger

Talbrücke über die Weiße Elster und die DB bei Gera-LiebschwitzKonstruktion und Gestaltung einer PKW­Brücke

L 1082n, bei Gera-Liebschwitz

Bauherr Straßenbauamt Ostthüringen, Gera

Planung Ingenieurbüro Kleb GmbH, Erfurt

Verfasser Dipl.-Ing. Thomas Kleb

Treppenanlage am Stadtpark ErfurtNeubau Unterkonstruktion einer denk­malgeschützten Freitreppe

99096 Erfurt, Schillerstraße

Bauherr Stadt Erfurt, vertreten durch das Garten- und Friedhofsamt

Planung Ingenieurbüro Kleb GmbH, Erfurt

Verfasser Dipl.-Ing. Thomas Kleb

Thüringer Ingenieurpreis

1998

Bad Colberg KlinikenKauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten BDAProf. Andreas Theilig, Dieter Ben Kauffmann, Rainer Lenz, Manfred Ehrle

2000

Dachkonstruktion Thermalbad Bad SulzaTRABERT + PARTNER, Ingenieurbüro für Statik + KonstruktionProf. Dr. sc. techn. Josef Trabert

2002

Sanierung der Bauten im Kurpark Bad Sulza Kaiser IngenieurbüroDipl.-Ing. Hans-Jochen Kaiser

Eisschnelllaufhalle Erfurt (Hallenüberdachung)Erfurth & Partner / ARUPProf. Dr. sc. techn. Reinhard Erfurth

2004

Das neue Theater in Erfurt Leonhardt, Andrä und Partner GmbHDipl.-Ing. Alfred Büttner

2006

Neubau der Saaletalbrücke im Zuge der BAB 4 bei Jena-Göschwitz Ingenieurbüro Kleb GmbHDipl.-Ing. Thomas Kleb

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen

2009

Erweiterung Kreiskrankenhaus SchmalkaldenTRABERT + PARTNER, Ingenieurbüro für Statik + KonstruktionProf. Dr. sc. techn. Josef Trabert

2011

Neubau der Turmhaube Kirche St . Mauritius und Andreas zu KleinneuhausenIngenieurbüro für Tragwerksplanung Dr.-Ing. Hans-Reinhard Hunger

2013

AquaOptima – Komplexe Optimierung der Trinkwasser-versorgungssysteme Jena und UmgebungHOFFMANN.SEIFERT.PARTNER – architekten und ingenieure Dipl.-Ing. Jens Hoffmann

2015

Haus „Zur Sonne“ in JenaIngenieurbüro Dr. Krämer GmbH – Statik – Konstruktion – BaudynamikDr.-Ing. Wolf-Dietrich Krämer

Preisträger seit 1998

Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2017 mit Sonderpreis Holzbau

3

Impressum

HerausgeberThüringer Ministerium für Infrastruktur und LandwirtschaftWerner-Seelenbinder-Straße 899096 Erfurt

Telefon: (0361) 57 411 1740E-Mail: [email protected]: www.tmil.info

Ansprechpartner:Referat 27 | Baukultur, EU-FörderungMario Lerch, Claudia Beger

RedaktionDr. Ulrich Wieler und Katja Gehlfuß, Stiftung Baukultur Thüringen, Caroline Illhardt, Ingenieurkammer ThüringenRedaktionsschluss: 31.10.2017

GestaltungKohlhaas & Kohlhaas · Gestaltung und Web-Entwicklung, Weimar

DruckLandesamt für Vermessung und Geoinformation, Erfurt

FotosXXX

PlanzeichnungenXXX

Einige Fotos und Pläne sind in Ausschnitten abgebildet.

Verteilerhinweis

Diese Informationsschrift wird von der Thüringer Landesregierung im Rah-men ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung zur Information der Öffentlich-keit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen.

Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Auf-kleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung.

Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorlie-gende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden wer-den könnte.

Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, also unab-hängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informations-schrift dem Empfänger zugegangen ist. Erlaubt ist jedoch den Parteien, diese Informationsschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.

Copyright

Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe, sind dem Herausgeber vorbehalten.

Für die Vollständigkeit der Angaben und Wahrung der Urheber-, Foto sowie Autorenrechte seitens der beteiligten Planer übernimmt der Herausgeber keine Gewähr. Die Nutzungsrechte sind dem Herausgeber durch den Einrei-cher kostenfrei übertragen worden.

Weitere Informationenzu diesem und den anderen Staatspreisen:www.tmil.info → Bau → Staatspreise

HerausgeberThüringer Ministerium für Infrastruktur und LandwirtschaftWerner-Seelenbinder-Straße 899096 Erfurt

INGENIEURKAMMERTHÜRINGENKörperschaft öffentlichen Rechts