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Drucksache 3/1106 THÜRINGER LANDTAG 3. Wahlperiode 16.11.2000 U n t e r r i c h t u n g durch die Landesregierung Gutachten - Politische Kultur im Freistaat Thüringen Schreiben des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chefs der Staatskanzlei vom 16. November 2000 an die Präsidentin des Landtags: "Anliegend übersende ich Ihnen das Gutachten - Politische Kultur im Freistaat Thüringen (Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2000) - des Instituts für Poli- tikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zur Information der Abgeordneten des Thüringer Landtags bitte ich, das Gut- achten als Landtagsdrucksache möglichst zeitnah zur Regierungserklärung des Herrn Ministerpräsidenten zu verteilen." Gnauck Minister Druck: Thüringer Landtag, 17. November 2000 Hinweis der Landtagsverwaltung: Das Gutachten wurde als Anlage übernommen. Vorabdruck verteilt am: 16. November 2000

Thüringer Landtag - 3. Wahlperiode Drucksache 3/ … · Erscheinungsformen des Rechtsextremismus 43 2.1. Rechtsextreme Einstellungen 43 ... Abb. 8: Politikverdrossenheit nach Institutionenvertrauen

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Thüringer Landtag - 3. Wahlperiode Drucksache 3/1106

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THÜRINGER LANDTAG

3. Wahlperiode 16.11.2000

U n t e r r i c h t u n g

durch die Landesregierung

Gutachten - Politische Kultur im Freistaat Thüringen

Schreiben des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chefsder Staatskanzlei vom 16. November 2000 an die Präsidentin des Landtags:

"Anliegend übersende ich Ihnen das Gutachten - Politische Kultur im FreistaatThüringen (Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2000) - des Instituts für Poli-tikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena.Zur Information der Abgeordneten des Thüringer Landtags bitte ich, das Gut-achten als Landtagsdrucksache möglichst zeitnah zur Regierungserklärung desHerrn Ministerpräsidenten zu verteilen."

GnauckMinister

Druck: Thüringer Landtag, 17. November 2000

Hinweis der Landtagsverwaltung:Das Gutachten wurde als Anlage übernommen.

Vorabdruck verteilt am: 16. November 2000

POLITISCHE KULTUR

IM FREISTAAT THÜRINGEN

Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2000

Klaus Dicke • Michael Edinger • Karl Schmitt

Institut für PolitikwissenschaftFriedrich-Schiller-Universität Jena

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I. Verfassungspatriotismus – Politische Kultur – Rechtsextremismus:Fragestellung und theoretische Grundlagen der Studie 71. Verfassungspatriotismus und politisches Ethos 82. Politisches Ethos unter Stress: Zur geistigen Lage in Deutschland und

Thüringen 103. Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit 144. Politische Kultur 15

II. Politische Einstellungen, Wahrnehmung von Politik und politisches Handeln 171. Bilanz 10 Jahre Deutsche Einheit 172. Demokratiezufriedenheit 223. Einstellungen zur Politik 26

3.1. Politische Akteure 263.2. Politischer Prozess 31

4. Partizipation 345. Thüringen-Identität 38

III. Verhältnis zu Ausländern/Rechtsextremismus 411. Einführung 412. Erscheinungsformen des Rechtsextremismus 43

2.1. Rechtsextreme Einstellungen 432.1.1. Verhältnis zu Ausländern 432.1.2. Ethnozentrismus 48

2.2. Anhänger/Sympathisanten rechtsextremer Parteien 512.3. Rechtsextreme Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft 532.4. Autoritarismus 55

3. Zusammenhänge zwischen Formen des Rechtsextremismus 574. Erklärungsansätze des Rechtsextremismus im empirischen Test 61

4.1. Kontakthypothese 614.2. „Modernisierungsverlierer“-Hypothese 624.3. Politische Deprivation und Entfremdung 654.4. Das Konzept der autoritären Persönlichkeit 67

5. Gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsextremismus 69

IV. Schlussfolgerungen und Empfehlungen 711. Zusammenfassung der Ergebnisse 712. Empfehlungen 75

Anhang I: Tabellarische Übersichten A 1Anhang II: Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Bestandsaufnahme und

Überblick über die sozialwissenschaftliche Forschungsliteratur A 53

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Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 1: Bewertung der deutschen Einheit nach Alter

Abb. 2: Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Thüringen 1999 und 2000

Abb. 3: Einstellungen zur Demokratie I

Abb. 4: Einstellungen zur Demokratie II

Abb. 5: Anteil der Befragten nach dem Grad der Demokratiezufriedenheit

Abb. 6: Institutionenvertrauen

Abb. 7: Politikverdrossenheit nach Alter, Bildung und Erwerbsstatus

Abb. 8: Politikverdrossenheit nach Institutionenvertrauen und Demokratie-zufriedenheit

Abb. 9: Thüringen-Identität

Abb. 10: Einstellungen gegenüber Ausländern

Abb. 11: Ausländerfeindlichkeit nach sozialstrukturellen Merkmalen

Abb. 12: Diskriminierungsbereitschaft gegenüber Ausländern: Gruppen mit Extrem-werten

Abb. 13: Ethnozentrismus nach Geschlecht und Bildungsabschluss

Abb. 14: Rechtsextreme Parteien: Sympathie und mögliche Wahlabsicht

Abb. 15: Autoritäre Einstellungen nach sozialstrukturellen Merkmalen

Abb. 16: Sympathie für rechtsextreme Parteien nach Ausländerfeindlich-keit,Ethnozentrismus und Diskriminierungsbereitschaft

Abb. 17: Ausländerfeindlichkeit nach persönlicher wirtschaftlicher Lage undBewertung der deutschen Einheit

Abb. 18: Ausländerfeindlichkeit nach Institutionenvertrauen und Politikverdrossenheit

Abb. 19: Ausländerfeindlichkeit und Ethnozentrismus nach Autoritarismus

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Verzeichnis der Tabellen

Tab. 1: Einstellungen zur DDR und zum Sozialismus nach Parteineigung

Tab. 2: Parteineigung

Tab. 3: Sympathiebekundungen gegenüber den Bundestagsparteien

Tab. 4: Partizipationsbereitschaft und tatsächliche Partizipation

Tab. 5: Partizipationsverhalten nach ausgewählten sozialstrukturellen Merkmalen

Tab. 6: Entscheidungskompetenz und Volksentscheid

Tab. 7: Zustimmung zu den fünf Statements des Ethnozentrismus-Index

Tab. 8: Ausländerfeindlichkeit nach ethnozentrischen Einstellungen

Tab. 9: Parteisympathie nach Ausländerfeindlichkeit, Ethnozentrismus undDiskriminierungsbereitschaft

Tab. 10: Ausländerfeindlichkeit und ethnozentrische Einstellungen nach Kontakt zuAusländern

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Vorwort

Im Sommer 2000 hat die Landesregierung des Freistaates Thüringen ein Team des Institutsfür Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Leitung von Prof. Dr.Klaus Dicke und Prof. Dr. Karl Schmitt mit einem Forschungsprojekt beauftragt, als dessenErgebnis erstmals im November 2000 eine Studie zur politischen Kultur und geistigen LageThüringens vorgelegt werden sollte. Ziel des Forschungsprojektes ist es, über mehrere Jahrehinweg auf der Grundlage einer Umfrage ("Thüringen-Monitor") die politischenEinstellungen der Thüringer generell sowie zu einem jährlich festzulegendenSchwerpunktthema zu erheben und einer politikwissenschaftlichen Analyse zu unterziehen.Für den Bericht des Jahres 2000 wurde das Schwerpunktthema "Rechtsextremismus undAusländerfeindlichkeit" vereinbart. Mit dem vorliegenden Band wird die Studie 2000übergeben und der Öffentlichkeit unterbreitet.

Die Studie ist in vier Kapitel gegliedert: Zunächst wird in Kapitel I der normative und theore-tische Rahmen dargestellt, der Fragestellung und Schwerpunktsetzungen der Studie im ein-zelnen leitet. Dabei sind allgemeine Aussagen sowohl zur politischen Kultur in Thüringenund Deutschland als auch zu Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zu treffen, sinddie geistigen Anforderungen an ein demokratisches Bürgerbewußtsein zu umreißen und istauf die Notwendigkeit differenzierter und exakter Begriffe gerade im Umgang mit demThema "Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit" hinzuweisen. Kapitel II präsentiertund analysiert die Ergebnisse des "Thüringen-Monitors 2000" zu den allgemeinen politischenEinstellungen der Thüringer. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den Themen Bewertungder Deutschen Einheit, Demokratiezufriedenheit, Einstellungen zur Politik generell, ihrenInstitutionen und Verfahren, und zu politischen Parteien im besonderen, den Partizipations-wünschen der Bürger sowie ihren Urteilen über Thüringen, Deutschland, Europa und auch derDDR-Vergangenheit gewidmet. Im dritten Kapitel werden die Meinungen und Einstellungender Bürger Thüringens zum Schwerpunktthema "Rechtsextremismus und Ausländerfeindlich-keit" behandelt. Hier wird eine Momentaufnahme zum Verbreitungsgrad rechtsextremer Ein-stellungsmuster und Verhaltensdispositionen vorgelegt. Das vierte Kapitel präsentiert eineZusammenfassung der Ergebnisse der empirischen Erhebung, formuliert einige Schlußfolge-rungen und gibt Empfehlungen für staatliche und politische Institutionen unter dem besonde-ren Blickwinkel ab, wie der Verfassungspatriotismus in Thüringen gestärkt werden kann.

Der Studie sind zwei Anhänge beigegeben: Im ersten Anhang werden die Daten der empiri-schen Erhebung präsentiert, die der Studie zugrunde liegen. Die Daten wurden mittels einesvon der politikwissenschaftlichen Forschergruppe der Friedrich-Schiller-Universität Jenaentwickelten Fragebogens von dem Institut "Infratest-dimap" in einer Telefonumfrage unter1001 Thüringer Bürgern zwischen dem 19. und 25. September 2000 erhoben. Der zweite An-hang gibt einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen For-schung zu Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland. Er versteht sichvor allem als ein Informationsangebot an die Politik und die Bürger Thüringens, das eineweitergehende Befassung mit dem Thema ermöglichen und erleichtern soll.

Sowohl der äußerst knappe zeitliche Rahmen, in dem die Studie entstand, als auch die beson-deren Umstände des Umfragezeitpunktes erfordern einige zum Verständnis der Studie uner-läßliche Vorbemerkungen. Zunächst ist zu betonen, daß sich die Anlage des Fragebogensweitgehend am Stand bisheriger empirischer Erhebungen zur politischen Kultur in den neuenBundesländern orientiert hat, nicht zuletzt um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit denenanderer Studien zu ermöglichen. Insbesondere bei der Auswertung der Daten waren der Zeit-

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knappheit geschuldete Kompromisse erforderlich; zeitaufwendige Verfahren der Auswertungkonnten nicht zur Anwendung kommen. Auch konnte die Auswertung nicht in dem ge-wünschten Umfang mit der bislang vorliegenden Forschungsliteratur abgeglichen werden, sodaß nur an ausgewählten Stellen vergleichende Aussagen getroffen worden sind. Schließlichist darauf hinzuweisen, daß insbesondere die Erhebungen zu Rechtsextremismus und Auslän-derfeindlichkeit zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurden, da aufgrund zahlreicher öffentli-cher Kampagnen die Bevölkerung in hohem Maße sensibilisiert und mobilisiert war und sichdeshalb möglicherweise nicht in der "Normallage" ihrer Einstellungen befand.

Neben den Autoren der Studie waren an den verschiedenen Forschungsschritten folgendeMitglieder des Instituts für Politikwissenschaft und des Instituts für Soziologie der FSU Jenabeteiligt, denen wir hiermit unseren herzlichen Dank aussprechen: An der Entwicklung desFragebogens war Herr Hallermann M.A. maßgeblich beteiligt; er hat auch die Graphikenerstellt. Herrn Dipl. Soz.-Wiss. Immo Wittig sei für die Unterstützung bei der Datenanalyseherzlich gedankt. Unser Dank geht auch an die Herren Schlinkert und Gotto von "Infratestdimap" für ihre außerordentliche Kooperationsbereitschaft in allen Phasen des Projekts.

Jena, den 5. November 2000

Klaus Dicke Michael Edinger Karl Schmitt

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I. Verfassungspatriotismus – Politische Kultur – Rechtsextremismus: Fragestellungund theoretische Grundlagen der Studie

Als im ersten Jahr des Peleponnesischen Krieges Perikles mit der Aufgabe betraut wurde, dieTotenrede auf die Gefallenen zu halten, wählte er als Thema den – wie wir heute sagenwürden – Verfassungspatriotismus der Athener Bürger. Er schilderte in seiner Rede, warumdie Athener stolz auf ihre Verfassung sind und sein können. In dieser Rede heißt es:

"Wir vereinigen in uns die Sorge um unser Haus zugleich und unsere Stadt, und denverschiedenen Tätigkeiten zugewandt ist doch auch in staatlichen Dingen keiner ohneUrteil. Denn einzig bei uns heißt einer, der daran keinen Teil nimmt, nicht ein stillerBürger, sondern ein schlechter, und nur wir entscheiden in den Staatsgeschäften selberoder denken sie doch richtig durch" (Thukydides 1973: 142).

Wenn auch die Exklusivität, mit der Perikles hier den Stolz der Athener Demokratieformuliert, in einem Europa demokratischer Staaten nicht mehr angebracht erscheint, so bleibtdoch seine Grundaussage auch nach fast zweieinhalb Jahrtausenden aktuell: Die Demokratieist in starkem Maße auf das Ethos ihrer Bürger angewiesen, ja das Überleben einerDemokratie hängt vom politischen Ethos seiner Bürger ab. Deutschland hat diese Erfahrungin durchaus schmerzlicher Weise mit dem Untergang der Weimarer Republik machenmüssen.

Was heißt "politisches Ethos"? Der Begriff "Ethos" bezeichnet ein sehr komplexes Geflechtaus Alltagsgewohnheiten, Denkweisen, Regeln, Wertorientierungen, Sitten und Haltungen derGesellschaft, die sich durch drei Merkmale auszeichnen: Erstens prägen sie insgesamt das"Gesicht" einer Gesellschaft; so begehen z.B. Thüringen den 31. Oktober, andereBundesländer den 1. November als Feiertag. Zweitens vermittelt das politische Ethos denen,die in dieser Gesellschaft leben, Orientierung und Handlungssicherheit: man erwartetbestimmte Handlungsweisen, und wer sich an solchen Erwartungen orientiert, kann sich"parkettsicher" in einer Gemeinschaft bewegen: Seine Ausbildung "entlastet den einzelnenvon der Bedrängnis, in bestimmten Situationen auftretende Erfahrungs- und Handlungspro-bleme immer wieder neu lösen zu müssen" (Berger/Luckmann 1995: 15). Und drittens werdendie Normen, Regeln, Orientierungen, Haltungen und Institutionen, die ein politisches Ethosbilden, schon deshalb mit einer gewissen Wertschätzung belegt, weil sie in der Erziehung, inder Schule, im gesellschaftlichen Leben über Generationen hinweg weitergegeben werden.Sie sind generell mit einem Geltungsanspruch verbunden: ein Ethos fordert, es drückt einSollen aus.

Diese drei Merkmale eines Ethos machen jedoch zugleich auch drei Probleme sichtbar, mitdenen jedes Ethos – das einer Familie, einer Kirche, eines Vereins, einer Gesellschaft odereines Staates – grundsätzlich konfrontiert ist: Erstens wandelt es sich im Laufe der Zeit, esbilden sich neue Denkweisen, Wertorientierungen und Haltungen. Je rascher sich zweitenssolcher Wandel vollzieht, desto schwieriger wird die orientierende Wirkung eines Ethos. Umein Beispiel zu geben: Es ist durchaus fraglich, ob die heute geltenden Ladenöffnungszeitenden Gewohnheiten der Gesellschaft noch so angemessen sind, daß sie Orientierung undHandlungssicherheit vermitteln und Akzeptanz fordern können. In der Folge solcherEntwicklungen entstehen zumindest Diskussionen. Diese spitzen sich in aller Regel drittensauf die Frage zu, worin denn die "Wertschätzung" bzw. die Normativität eines bestimmtenEthos oder einer bestimmten Denkweise, Wert- oder Handlungsorientierung eigentlich

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begründet ist. Welches ist sein "Sinn"? Warum soll man sich an ihm orientieren? Undschließlich: Wie geht man mit abweichendem Verhalten um?

Schon diese erste Überlegung führt mitten in das Kernproblem der geistigen Lage heutigerGesellschaften, die durch einen radikalen und umfassenden Pluralismus einerseits und eine inder Tat rasante Geschwindigkeit des Wandels von Einstellungen, Denkmustern,Handlungsweisen und Orientierungen andererseits geprägt sind. Diese Prägungen haben einso starkes Ausmaß erreicht, dass Fragen nach dem Ethos im oben erläuterten Sinn schnell ineine Defensivposition geraten, weil gerade das risikobereite Begehen neuer Pfade, weil geradeunangepasstes Verhalten, weil das Hinter-sich-Lassen und Abweichen von der Norm undauch Unkonventionalität mehr und mehr zum Leitbild werden. Die Frage, die damit an dasspezifisch politische Ethos zu stellen ist, lautet deshalb, ob und in welchem Ausmaß diepolitischen Denkweisen, Orientierungen und Haltungen der Bürger moderner Demokratienmit Pluralismus und raschem gesellschaftlichem Wandel vereinbar sind.

1. Verfassungspatriotismus und politisches Ethos

Mit dem Begriff des "Verfassungspatriotismus" hat Dolf Sternberger (1990: 13 ff.; vgl. auch17 ff. und 1970, bes. 28 ff. sowie Gebhardt 1993; 1999) die Besonderheit des politischenEthos im demokratischen Verfassungsstaat und vor allem der Anforderungen, die es an denBürger stellt, zum Ausdruck zu bringen versucht. Zu diesen Besonderheiten gehören vorallem die folgenden drei Elemente:

Erstens: Der demokratische Verfassungsstaat beruht auf einer Rechtskultur. In gesetzlichenRegelungen ist festgelegt, welche Kompetenzen der Staat und welche Rechte die Bürgerhaben. Das äußere Verhalten jedes Einzelnen wird durch strafrechtlich bewehrte Regelungenso eingeschränkt, dass freie Entfaltung und Sicherheit für jeden Rechtsunterworfenen ingleicher Weise gesichert sind. Dem Staat sind durch das Recht Grenzen gesetzt: Diegrundrechtlich geschützten Freiheitsbereiche individueller und gemeinschaftlicherLebensführung sind der Autonomie der Bürger überantwortet; sie dulden keine staatlicheBevormundung. Das gilt insbesondere für den Bereich persönlicher Gesinnung undLebensführung. Deshalb kennzeichnet den Rechtsstaat eine besondere "Asymmetrie" (Tödt1977: 106 ff.): er statuiert Rechte des Bürgers und damit zugleich Schranken staatlichenHandelns, unterstellt aber zugleich, daß die Bürger ihre Pflichten kennen und verantwortlichausüben. Jegliche Art von "landesväterlicher" Bevormundung und paternalistischer Erstellungvon "Kleiderordnungen" u.ä., die sich der Staat in Europa so lange und so intensiv hatangelegen sein lassen, ist damit ausgeschlossen. Die Gesinnung und das pflichtgemäßeVerhalten der Bürger ist staatlicher Regulierung entzogen und gesellschaftlicher Eigenregieüberantwortet. Konflikte der Bürger untereinander und Konflikte zwischen Bürgern und Staatwerden nach gesetzlich festgelegten Regeln ausgetragen. Und es gehört zu den gesetzlichfestgelegten Aufgabenbereichen des Staates, Bedingungen der Freiheitswahrung durch dieBürger sicherzustellen: durch die Bestandssicherung für sinnvermittelnde gesellschaftlicheInstitutionen, sozialstaatliche Vorkehrungen und Maßnahmen zur Erhaltung der Umwelt. DerGewinn für den Bürger ist Sicherheit, ohne die eine Wahrnehmung von Eigenverantwortungnicht möglich wäre, die komplementäre Anforderung, die der demokratische Verfassungsstaatan ihn stellt, ist Rechtsbefolgung und Rechtlichkeit.

Zweitens: Zum Kern des politischen Ethos im demokratischen Verfassungsstaat zählt sodanndas, was die Politikwissenschaft im Begriff der "Legitimität des politischen Systems"zusammenfasst. Darunter ist vor allem nicht allein die Akzeptanz, sondern die kritische,

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bedachtsame, aber zugleich doch immer wohlwollende Pflege der Institutionen- undÄmterordnung des Staates zu verstehen. Diese macht das politische Leben in einem Staat,also das einvernehmliche, durch Vereinbarung und Kompromiss immer wieder neu zubewirkende Lösen solcher Probleme, die alle angehen, erst möglich. Der zentrale Begriffdieses Elements des politischen Ethos im demokratischen Verfassungsstaat ist der derRepräsentation. Repräsentation bezeichnet die Anforderung an alle Entscheidungsträger vomWähler und Teilnehmer an einer Abstimmung über "die Verwaltung", die Presse in ihrerBerichterstattung über politische Sachverhalte bis hin zu den Abgeordneten undRegierungsmitgliedern, politisch so zu handeln, dass die Institutionen- und Ämterordnung derVerfassung gewahrt und zugleich das Ergebnis von jedem Einzelnen verantwortet werdenkann. Politik, so hat Rousseau dies ausgedrückt, muß am Gemeinwillen ausgerichtet sein; siemuß, so hat Kant ergänzend formuliert, den Grundsätzen und Maßstäben der Freiheit,Gleichheit und selbstverantwortlichen Mitwirkung jedes Bürgers standhalten.Kontrollmöglichkeiten der Politik wie die Verfassungsgerichtsbarkeit, Verwaltungsgerichte,die Opposition und eine freie kritische Presse sind in dieser Sichtweise unabdingbareInstrumente im Dienst des politischen Ethos.

Drittens: Der demokratische Verfassungsstaat ist die mit Abstand anspruchsvollste allerRegierungsformen; er verlangt den mündigen Bürger. Schon Perikles hatte gesagt, daß in derDemokratie der Desinteressierte, der den Dingen seinen Lauf lässt, aber um so kräftigermosert, wenn es ihm ans Geld geht, als schlechter Bürger gilt; die Griechen nannten ihn den"idiotes", d.h. den auf seine persönlichen Vorteile starrenden "Privatmann" (Maier/Vogel1995: 434). Die Demokratie verlangt mehr: Sie will nicht, daß man keine eigenen Interessen,keine eigene Meinung haben dürfe. Im Gegenteil: sie setzt geradezu voraus, dass man eigeneInteressen und Meinungen einbringt, doch sie verlangt zugleich auch, dass man bei derVerfolgung und Durchsetzung seiner Interessen und bei der Bildung seiner Meinung immerauch das "Gemeinwohl" im Blick hat und ggf. seine Interessen und Meinungen aufBedingungen der Gemeinverträglichkeit hin einschränkt. Dies setzt ein hohes Maß anpolitischen Kenntnissen sowie an kritischer Urteilsfähigkeit voraus und macht damit nichtzuletzt die eminente Bedeutung politischer Bildung und einer differenziert informierendenund verantwortlichen politischen Presse deutlich.

Bereits diese Kernelemente des politischen Ethos im demokratischen Verfassungsstaat – dasdamit keineswegs vollständig beschrieben ist – machen deutlich, dass eine moderneDemokratie kein "wertfreies" Unternehmen bloßer Konvention ist, kein bloßer Wahl-mechanismus, der eine bestimmte Art der Elitenrekrutierung in einem dürren Organi-sationsstatut institutionalisiert. Sie zeigen vielmehr, dass die Verfassung einer Demokratieeine normative und konkrete "Wertordnung" enthält, die ebenso konkrete Anforderungen anden Bürger formuliert. Jede demokratische Verfassung ist darauf angewiesen, dass sich ihreBürger diesen Anforderungen stellen.Nach Art. 44 Abs. 1 der Verfassung des Freistaates Thüringen vom 25. Oktober 1993 istThüringen "ein demokratischer, sozialer und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagendes Menschen verpflichteter Rechtsstaat". Die hierin enthaltenen Festlegungen auf eine derFreiheit und Würde des Menschen verpflichtete politische Verfasstheit ist wederformaljuristische Äußerlichkeit noch "Sonntagsrede" noch historische Beliebigkeit, sondernAuftrag an alle Thüringer, ihr politisches und gesellschaftliches Leben im Geiste derVerfassungswerte zu organisieren und zu führen. Dies findet nicht zuletzt Niederschlag inArt. 22 Abs. 1 der Verfassung, der als Aufgabe von Erziehung und Bildung festschreibt,"selbständiges Denken und Handeln, Achtung vor der Würde des Menschen und Toleranzgegenüber der Überzeugung anderer, Anerkennung der Demokratie und Freiheit, den Willenzu sozialer Gerechtigkeit, die Friedfertigkeit im Zusammenleben der Kulturen und Völker und

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die Verantwortung für die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen und die Umwelt zufördern".

Das Gesagte wäre überflüssig, wenn ein politisches Ethos sich von selbst verstünde, sichsozusagen "urwüchsig" herausbilden würde. Dies ist zwar zu einem Teil aufgrund derprägenden Kraft von Institutionen der Fall, doch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, daßdas politische Ethos jeden Tag neu durch geistige Leistungen der Bürger errungen werdenmuss. Das in der Verfassung zum Ausdruck gebrachte politische Ethos des FreistaatsThüringen ist nun in seiner konkreten Umsetzung in starkem Maße jenen drei Problemenausgesetzt, die oben als Herausforderung für jedes Ethos angesehen wurden: einemtiefgreifenden Wertewandel, einer raschen Modernisierung sowie einem Schwund anselbstverständlicher Verbindlichkeit. Um den Druck und den Streß, unter welchem dasdemokratische Ethos damit steht, fassen zu können, ist im folgenden ein Blick auf dieAdressatenseite des politischen Ethos: auf die Thüringer und die ihr Denken und Urteilenprägenden gesellschaftlichen Bedingungen unter der Fragestellung zu werfen, wie zu- oderabträglich diese Bedingungen der Ausprägung und alltäglichen Erneuerung einesdemokratischen Ethos mit den oben skizzierten Kernelementen sind.

2. Politisches Ethos unter Stress: Zur geistigen Lage in Deutschland undThüringen

Das politische Ethos in Thüringen steht zweifelsfrei unter Stress. Zwar sind die meistenGründe dafür weit davon entfernt, thüringenspezifisch zu sein, doch muß es angesichts deroben geschilderten Verfassungslage gerade auch ein Anliegen aller Thüringer sein, diesenStreß abzubauen und das demokratische Ethos zu stärken. Dies macht nun zunächst einenBlick auf die folgenden vier Syndrome von Stressfaktoren erforderlich.

Ein erstes Syndrom von Stressfaktoren resultiert aus den Folgen der Wiedervereinigung unddem nach wie vor nicht abgeschlossenen Transformationsprozess hin zu einemdemokratischen politischen und einem marktwirtschaftlich organisierten gesellschaftlichenSystem. Unter diesem ersten Syndrom sind folgende einzelne Faktoren zusammenzufassen:

a) In den jungen Ländern herrscht nach wie vor eine in seiner Intensität aus der Traditiondes DDR-Sozialismus zu erklärende, im Blick auf ganz Deutschland überdurchschnittlichstarke Erwartungshaltung an den Staat vor. Dies gilt insbesondere für die vom Staaterwarteten Garantien für soziale Sicherheit, die im übrigen für den "gelernten DDR-Bürger" weit mehr bedeutet als "nur" den Arbeitsplatz, was in den alten Bundesländerngelegentlich übersehen wird. Damit ist zugleich die Empfindlichkeit auch des politischenEthos gegenüber sozialen Unsicherheiten größer als in der alten Bundesrepublik.

b) Hinzu kommt, dass die pluralistische Gesellschaft ein völlig neues "Pflaster" für die inder DDR sozialisierte Bevölkerung darstellt, das in mehrfacher Hinsichtgewöhnungsbedürftig ist: Im geistigen Leben Thüringens und der anderen jungen Ländersind – wenn auch inzwischen sicher abgeschwächt – nach wie vor weitere Erblasten desDDR-Regimes präsent, welche eine Öffnung für das pluralistische und freiheitliche Ethosdes demokratischen Verfassungsstaates zumindest erschweren (vgl. insgesamt Kodalle2000). Ohne diese hier im einzelnen zu quantifizieren, seien doch folgende Hemmnissebenannt: Demokratie und Markt stellen beide Höchstanforderungen einerseits an dieToleranz gegenüber anderen Meinungen und Interessen und andererseits an das Ertragenvon Kontingenz: von widerstreitenden Auffassungen und Interessen, von chaotisch

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anmutenden Verfahren, die in undurchschaubaren Instanzenwegen ebenso oft versandenwie zum Erfolg führen, von den Schwankungen, Unsicherheiten und Überraschungen desMarktes und von anderen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten, die das öffentliche Lebenalltäglich hervorbringt – mit entsprechenden Klagen sind die Zeitungen ja voll. In jederdieser Hinsichten war das DDR-Regime auf Abschottung und Berechenbarkeit aus; essuchte – in peinlich genauer Übereinstimmung mit der Ideologie des "wissenschaftlichenSozialismus" – sehr bewusst den Eindruck zu vermitteln, daß der Lauf der Welt sich"gesetzlich" gestalte und unter voller Kontrolle von Staat und Partei stehe. Es suchtem.a.W. die Suggestion kontrollierter Geborgenheit aufrecht zu erhalten (vgl.Poutrus/Behrends/Kuck 2000: 18). Es ist deshalb ebenso verständlich wie unvermeidlich,daß das Hereinbrechen eines pluralistischen gesellschaftlichen Lebens mit all seinenBlüten (und auch Sumpfblüten) von dem zunächst als segensreich empfundenen, baldaber tägliche Entscheidungen verlangenden Warenangebot bis zur Wahl zwischen "Berlinaktuell", Woody Allen und "Big Brother" - Stress erzeugt.

c) Mit besonderem Blick auf das Schwerpunktthema "Rechtsradikalismus" ist ferner vonBedeutung, dass die Abschottungsstrategie des DDR-Regimes sich vor allem auch gegenoffene Diskussionen über die historische Verantwortung Deutschlands und gegen dieEntwicklung eines geschichtlichen Bewußtseins generell richtete. Historische Epochengalten bestenfalls als Vorstufen auf dem Weg zur Vollendung in der kommunistischenGesellschaft, zugleich aber als vom Sozialismus überwunden und damit nicht vonallgemeinem Interesse. Auch die geistige Denkmalpflege der DDR-Bürger hat daruntererheblich gelitten. Hinzu kommt, daß die Erfahrung mit Fremden von der DDR-Bevölkerung systematisch ferngehalten wurde. Und der "antifaschistischeGründungsmythos" der DDR konnte bei seiner "aus der Externalisierung der historischenVerantwortung abgeleitete[n] Verweigerungspolitik ... von der Bevölkerung auch alsFreispruch der (ost)deutschen Bevölkerung verstanden werden – ein attraktivesIntegrationsangebot gerade auch für diejenigen, die der SED sonst fern standen"(Poutrus/Behrends/Kuck 2000: 16). M.a.W.: wenn die – z.T. ja seit Ende der sechzigerJahre durchaus aggressiv geführten – Diskurse zur "Vergangenheitsbewältigung" in denneuen Bundesländern Platz greifen, entsteht – keineswegs nur, aber doch deutlichsichtbar: - Stress.

Diese drei Beispiele mögen genügen, um die besonders belastenden Bedingungen zukennzeichnen, unter denen in einer Art "nachholenden Entwicklung" in den neuenBundesländern und in Thüringen sich ein den Herausforderungen des Pluralismus gewachsenzeigendes demokratisches politisches Ethos herausbilden muß. Indessen wären dieseStressbedingungen nun doch relativ leicht zu bewältigen, träten nicht weitere Streßsyndromehinzu, die ihre Ursachen in z.T. weit über Deutschland hinausgehenden allgemeinengesellschaftlichen und politischen Entwicklungen haben.Das zweite näher zu behandelnde Syndrom wurde unter den Stichworten "Pluralismus" und"Modernisierung" bereits angesprochen. Es resultiert letztlich aus den Entwicklungstendenzender modernen "Kommunikations-" und "Wissensgesellschaft" und soll ebenfalls in drei daspolitische Ethos beeinflussenden Faktoren zusammengefasst werden:

a) Erstens hat die Veränderung und Modernisierung alltäglicher Abläufe in der Gesellschaftund gesellschaftlicher Handlungsmuster ein solches Tempo erreicht, dass heute eingenerationenübergreifender gemeinsamer Erfahrungshorizont, aus dem sich einverbindliches Ethos erneuern könnte, nicht mehr gegeben erscheint. "Es wirdschwerfallen, in der heutigen Gesellschaft Eltern und Kinder zu finden, deren Verhältnisfür beide Teile gleich verbindlich ist und wie selbstverständlich von einem festgefügten

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Wertesystem bestimmt wird" (Berger/Luckmann 1995: 19). Nicht nur bei den Renten istder "Generationenvertrag" gefährdet, sondern auch in der noch weit grundlegenderenFrage des "geistigen Generationenvertrages". Damit entsteht zugleich die Notwendigkeit,in nachwachsenden Generationen die Kompetenz zu wecken, ausreichend wandelbareWertorientierungen eigenständig zu finden.

b) Ein zweiter Faktor ist in der Tatsache zu sehen, dass mit steigendem Pluralismus, alsosteigender Eigenständigkeit des Einzelnen in der Entwicklung der je eigenen Lebens- undWeltanschauung, die Anfälligkeit der Gesellschaft für Sinn- und Orientierungskrisenwächst. Man kann es auf folgende Formel bringen: Je weniger es einer Gesellschaftgelingt, durch verstärkte Anstrengungen vor allem im Bereich der Bildung dieKompetenz zu autonomer, d.h. selbstverantwortlicher Weltorientierung zu "bilden", destowahrscheinlicher werden Sinn- und Orientierungskrisen, die in aller Regel in den Rufnach der starken Stimme münden, die Orientierung herstellt. Idole bietet diepluralistische Gesellschaft in mehr als ausreichender Anzahl selbst; urteilssichere Bürgermüssen mühsam und mit erheblichen Investitionen "herangebildet" werden.

c) Drittens schließlich produziert die moderne Kommunikationsgesellschaft eine"Wissensfalle": Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass das gesellschaftliche Wissenin den letzten zehn Jahren nahezu explosionsartig zugenommen hat. Als der Verfasserdieser Zeilen sein Abitur gemacht hat, gab es noch keine Taschenrechner; als die Mauerfiel, hatte noch kaum ein Deutscher das Wort "Internet" jemals gehört; in derGeschichtswissenschaft werden über Jahrzehnte heftig verteidigte Erkenntnisse heuteüber Bord geworfen, weil sie durch die in den letzten zwanzig Jahren gewonnenen, sehrdetaillierten Kenntnisse einzelner Stadt- und Regionalgeschichten relativiert, wenn nichtfalsifiziert werden (als Beispiel Verhey 2000), und man spricht heute davon, daß ineinzelnen Fachgebieten der Wissensbestand eines Universitätsstudiums im Zeitraum vonnur sieben Jahren komplett ausgetauscht werden muss. Dass mit dieser ja doch alsexplosionsartig zu bezeichnenden Wissenszunahme die Chancen für eine freiheitlicheDaseinsbewältigung erheblich gesteigert werden, steht wohl außer Frage. Aber dieGeschichte hat eine Kehrseite: Schon 1969 hat sie der Philosoph Karl R. Popper soformuliert: "Mit jedem Schritt, den wir vorwärts machen, mit jedem Problem, das wirlösen, entdecken wir nicht nur neue und ungelöste Probleme, sondern wir entdeckenauch, daß dort, wo wir auf festem und sicherem Boden zu stehen glaubten, in Wahrheitalles unsicher und im Schwanken begriffen ist" (Popper 1969: 103). M.a.W.: DieWissenszunahme unserer Gesellschaft will bewältigt werden, sie stellt eineHerausforderung gerade auch an das politische Ethos dar. Dies belegt schon der immerhäufiger zitierte Satz: nicht alles was man kann, darf man. Dies heißt ja nichts anderes alsdass die beständige Zunahme an Wissen auch ständig wachsende Anforderungen anethisch verantwortliche Entscheidungen mit sich bringt. Ob indessen die dafürerforderlichen Fähigkeiten, die der für den gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandelsensible Philosoph Odo Marquardt vor Jahren bereits mit der ironischen Bezeichnungeiner "Inkompetenz-Kompensationskompetenz" belegt hat, in ausreichendem Maßeherangebildet werden, sei dahingestellt. Spät, aber nicht zu spät jedenfalls reagiert dieWissenschaft selbst, die ja letztlich für die explosive Wissenszunahme verantwortlich ist,durch Initiativen zur Einrichtung von Ethik-Zentren u.ä.

Tragen schon die immanenten Entwicklungen der pluralistischen Gesellschaft zu einer dochrecht starken Beeinträchtigung der Bedingungen bei, unter denen sich ein demokratischespolitisches Ethos bilden kann, so gilt dies insbesondere für jene Entwicklungen, die unter demBegriff der "Globalisierung" zusammengefasst werden. Auch sie erhöhen zweifelsfreiFreiheitschancen, nicht nur, aber doch besonders für Nutzer des Internet; mindestens ebenso

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ernst zu nehmen sind aber die Unsicherheits-, ja Verunsicherungssignale, die von ihnenausgehen, das dritte Syndrom von "Streßbedingungen".

a) Hier ist zunächst die Erfahrung anzuführen, dass Politik immer großräumiger wird unddamit die Erfahrung ihrer zunehmenden Anonymisierung einherzugehen scheint. Diestrifft namentlich auf die Europäisierung so zentraler Politikbereiche wie desjenigen derWährungspolitik zu. Dem politisch interessierten Fernsehzuschauer wird allabendlich dieRelation von EURO und Dollar präsentiert; über zurechenbare Verantwortlichkeiten dereuropäischen Währungspolitik dürften die Kenntnisse in der Bevölkerung indessen nochgeringer sein als dies für das deutsche Regierungssystem etwa zutrifft. Hier bestehtdurchaus die Gefahr des Entstehens einer Verantwortungslücke (dazu näher Dicke 2000),die sich in Unsicherheiten, wenn nicht Ängsten niederschlagen kann.

b) Mit der zunehmenden Mobilität und Kommunikation wird "der Alltag in modernenGesellschaften .. in zunehmendem Maße von .. 'Importen' geprägt" (Berger/Luckmann1995, 16 f.). Solche Importe reichen von technischen Geräten über Kenntnisse bis hin zuLebensweisen und -stilen. So sehr dies die Gestaltungs- und Lebensmöglichkeiten ineiner Gesellschaft bereichert – es bringt zugleich auch Entfremdungsgefahren mit sich. Jegrößer das "Angebot" an Lebensstilen, desto mehr schwindet das Selbstverständniseigener biographischer Prägungen und desto mehr steigen die Anforderungen an eineurteilssichere eigenverantwortliche Daseinsgestaltung. An einer der wichtigstengesellschaftlichen Institutionen, derjenigen der Sprache, kann man solche Vorgängestudieren: wer heute eine Stereoanlage kauft, muß in aller Regel über nicht unerheblicheKenntnisse im technischen Englisch verfügen, um die oft unbrauchbaren deutschenGebrauchsanweisungen umgehen zu können. Und auch der Wissenschaft, der in diesenZusammenhängen eine zunehmend wichtiger werdende gesellschaftliche Funktionzuwächst, gelingt es keineswegs immer, ihre Erkenntnisse in allgemeinverständlicherSprache mitzuteilen.

c) Zu den Konsequenzen der Globalisierung gehört es auch, dass sich – insbesondere inEuropa – neue Tendenzen der Regionalisierung sowie die Konzentration auf die sog."Identität" kleiner, überschaubarer Gemeinschaften zeigen. Regionen unterhalb derEbene des Nationalstaates ("Wir im Südwesten"; "Der NDR – das Beste am Norden"lauten die Slogans zweier Rundfunkanstalten) werden zum Brennpunkt für dieAusprägung eines kleinräumigen "Wir-Gefühls", und wie stark diese Tendenz auch inThüringen ausgeprägt ist, konnte man bei der Presseberichterstattung über dieolympischen Spiele immer dann beobachten, wenn eine Medaille nach Thüringen ging.Auch diese Entwicklung ist indessen keineswegs frei von Ambivalenzen: regionaleIdentität kann exklusiv oder offen verstanden, propagiert und ausgebildet werden. Dennwer wird als Thüringer akzeptiert? Ist es der "natürliche" Thüringer, also der inThüringen Geborene, oder sind es diejenigen Thüringer Bürger, die aus freiemEntschluss hier leben und zum Wohl und Gedeihen des Landes beitragen? Zwischenbeiden Polen liegt eine breite Palette von Möglichkeiten, doch sei darauf hingewiesen,daß diese Frage – das Problem der "Mitgliedschaft" – im Zentrum eines internationalen,gelegentlich heftig ausgetragenen Theorienstreits in der Politikwissenschaft liegt, desStreits zwischen sog. "liberalen" und sog. "kommunitaristischen" Theorien (statt andererHonneth 1993), und der eigentliche Gegenstand dieses Streits ist die Einstellunggegenüber Minderheiten und Ausländern aus normativer Sicht (näheres bei Dicke 1997).

Schließlich ist ein viertes Syndrom von Bedingungen anzuführen, die die notwendigeHerausbildung und Festigung eines stabilen politischen Ethos in Ostdeutschlandbeeinträchtigen können. In den Gesellschaften Europas zeigt sich – wie am Beispiel der

14

Sprache bereits angesprochen wurde – durchgehend eine Sinnkrise, wenn nicht hier und dortgar eine "Delegitimierung" von Institutionen (Dicke 1992). Sie folgt der Logik des Angebots:je mehr Alternativen zu bestehenden Institutionen bekannt sind, desto weniger könnenbestehende Institutionen von der Selbstverständlichkeit ihrer Geltung und Anerkennungausgehen, die von gewichtigen Stimmen der Institutionentheorie als deren Existenzbedingungangesehen werden (z.B. Schelsky 1970). "Gebote werden Angebote" (Berger/Luckmann 1995:50) – Unverbindlichkeit, Schwinden von Selbstverständlichkeiten, Orientierungsverluste sinddie Folge.

Insgesamt zeigt sich damit, daß die Ausbildung und Festigung eines "Verfassungs-patriotismus" gewährleistenden politischen Ethos in Thüringen unter einer Reihe vonerheblich erschwerenden Bedingungen steht. Fasst man die angesprochenen Syndrome vonnegativen oder kritischen Beeinträchtigungen der Herausbildung eines politischen Ethoszusammen, so ist die Diagnose wohl nicht falsch, daß dieser Prozeß unter dem Vorzeicheneiner allgemeinen Orientierungskrise moderner Gesellschaften vonstatten geht. Dies gilt es zuberücksichtigen, wenn im Folgenden von Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zuhandeln ist.

3. Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit

In der sozialwissenschaftlichen Literatur wird übereinstimmend die Warnung artikuliert, dassin Ostdeutschland vor allem bei Jugendlichen eine besondere Disposition zu – auchgewaltbereiter – Ausländerfeindlichkeit und zu Rechtsextremismus in einer durchaus ernst zunehmenden Größenordnung vorhanden ist (zu den Forschungsergebnissen Anhang 2 indiesem Band). Jedoch ist bei diesem Thema zunächst in mehrfacher Hinsicht Vorsicht undUmsicht geboten. Denn die Themen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeitverlangen ein sehr sorgsames Hinsehen und Differenzieren: Nicht jede gesellschaftlicheRegung, die in den vergangenen Wochen und Monaten unter der Überschrift"Rechtsextremismus" und/oder "Ausländerfeindlichkeit" verbucht wurde, verdient dieseKennzeichnung. Denn schon der vorstehende Überblick über Unsicherheiten undOrientierungsprobleme des politischen Ethos hat eine Vielzahl von Ursachen undBeweggründen offengelegt, einem Gefühl der Ent- oder gar Überfremdung Ausdruck zugeben, ohne daß dies bereits als rechtsextrem oder ausländerfeindlich bezeichnet werdendürfte. Umgekehrt gilt allerdings auch: Je mehr Entfremdungsgefühle sich in Ängstenverdichten, desto größer wird die Gefahr der Anfälligkeit auch für rechtsextreme undausländerfeindliche Einstellungen.

Differenzierung tut also not, und deshalb soll hier eine möglichst klare Bestimmung vonRechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit versucht werden. Zunächst zumRechtsextremismus:

Unter Rechtsextremismus wird in dieser Studie eine Einstellung verstanden, die folgendeMerkmale aufweist: Erstens Extremismus in dem Sinne, daß grundlegende Werte,Institutionen und "Spielregeln" des demokratischen Verfassungsstaates abgelehnt werden;zweitens eine prinzipiell diskriminierende Ideologie, nach der in Überlegenheit der eigenensozialen Gruppe und Minder- bzw. Unwertigkeit von Nichtangehörigen dieser Gruppeunterschieden wird, sowie drittens ein Streben nach Vorherrschaft der eigenen Gruppe. Dabeiist zu betonen, daß Gewaltbereitschaft kein konstitutives Merkmal des Rechtsextremismusdarstellt. In ihr ist vielmehr eine gesondert zu erklärende Handlungsdisposition zu sehen.

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Ausländerfeindlichkeit stellt ein noch komplexeres Bündel von Vorurteilen, Einstellungen undGefühlslagen dar, die schon deshalb schwerer zu fassen sind, weil sie sich keineswegs gegenalle Ausländer in gleicher Weise richten müssen. Österreicher etwa und andere EU-Bürgersind in aller Regel weniger die Zielscheibe von Ausländerfeindlichkeit als die am meistendavon betroffene Gruppe von Asylbewerbern und Asylanten. Sie stellt eine gegen Ausländergerichtete Variante der Fremdenfeindlichkeit dar, die definiert werden kann als "inunangemessener Furcht begründete, ablehnende, feindselige, mitunter bis zum Haßgesteigerte Einstellung gegenüber Personen und Institutionen fremder Kulturzugehörigkeit"(Schmidt 1995: 1086).

Zwei Zusammenhänge sind für Ausländerfeindlichkeit zentral: erstens erfüllt sie in der Regeleine Sündenbock-Funktion; zweitens können jedoch Ausländer "nur dann zu Sündenböckengestempelt werden, wenn Fremdenhaß und Rassismus schon vorher vorhanden sind"(Neumann 1995: 61). Um Ausländerfeindlichkeit in ihren Ursachen erkennen und bekämpfenzu können, ist es deshalb erforderlich, die ihr zugrundeliegenden Dispositionen rassistischerund/oder rechtsextremistischer Art zu analysieren. Hierzu greift die Politikwissenschaft aufdie Instrumentarien zur Erforschung der "Politischen Kultur" zurück, denen noch einige zuerläuternde Bemerkungen widmen sind.

4. Politische Kultur

Unter "Politischer Kultur" in diesem politikwissenschaftlichen Sinn versteht man die Summeder politikbezogenen individuellen Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensdispositioneneiner Bevölkerung. Die "Politische Kultur"-Forschung untersucht also die subjektivenAspekte politischer Systeme. In die hierbei empirisch durch Umfragen feststellbaren undstatistisch auf Zusammenhänge hin analysierbaren subjektiven Einstellungen gehen Werte,Normen, Interessen, Traditionen und Ideen ein, die nicht unbedingt reflektiert oder auch nurimmer bewusst gefasst sein müssen. Die Politikwissenschaft interessiert sich für derensubjektive Artikulation zu verschiedenen Zeitpunkten und in ihrer Entwicklung vor allem,weil sich damit Aussagen über die Stabilität, Veränderungen und Defizite von zwei für dieLegitimität einer politischen Ordnung entscheidenden Faktoren gewinnen lassen. Dies ist zumeinen die "diffuse Unterstützung" eines politischen Systems generell und zum anderen derGrad der Zustimmung zu einzelnen Ergebnissen der Politik. Im Zusammenhang desVerfassungspatriotismus ist es von besonderem Interesse, dass die Erforschung derpolitischen Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel betrieben wurde, die an einersogenannten "civic culture" bemessene Stabilität von Demokratien empirischer Überprüfungzugänglich zu machen. In der Tradition dieses Ansatzes stehen die beiden folgendenAbschnitte, die Aspekten der politischen Kultur in Thüringen generell sowie Einstellungen zuRechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit gewidmet sind.

Literatur

Berger, Peter L./Luckmann, Thomas (1995): Modernität, Pluralismus und Sinnkrise. DieOrientierung des modernen Menschen, Gütersloh

Dicke, Klaus (1992): Delegitimierung politischer Institutionen in Deutschland? In: Jahrbuchfür Politik 2, 247 – 272

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Ders. (1997): Zur Integration ethnischer Minderheiten. Staatstheoretische Fragen, in:Wissenschaft und Frieden 1, 14 – 16

Ders. (1999): Ausländer, in: Werner Weidenfeld/Karl-Rudolf Korte (Hg.), Handbuch zurdeutschen Einheit, Frankfurt a. M./New York, 21 – 30

Ders. (2000): Innenpolitik im Wandel, in: Die politische Meinung 11, i. E.

Gebhardt, Jürgen (1993): Verfassungspatriotismus als Identitätskonzept der Nation, in: APuZB 14, 29 – 37

ders. (Hg.) 1999: Verfassung und politische Kultur, Baden-Baden

Honneth, Axel (Hg.) (1993): Kommunitarismus. Eine Debatte über die moralischenGrundlagen moderner Gesellschaften, Frankfurt a.M./New York

Kodalle, Klaus Michael (2000): Über Freiheit und Selbstachtung, i. E.

Maier, Hans/Vogel, Bernhard (1995): Art. "Politik", in: Görres-Gesellschaft (Hg.),Staatslexikon. Recht-Wirtschaft-Gesellschaft. 7. Aufl. Bd. 4, Freiburg/Basel/Wien, 431 – 439

Neumann, Franz (1995): Ausländer, in: Hanno Drechsler/Wolfgang Hilligen/Franz Neumann(Hg.), Gesellschaft und Staat, 9. Aufl. München, 59 – 62

Pfahl-Traughber, Armin (2000): Die Entwicklung des Rechtsextremismus in Ost- undWestdeutschland, in: APuZ B 39, 3 – 14

Popper, Raimund Karl (1969): Die Logik der Sozialwissenschaften, in: Adorno, Theodor W.(Hg.), Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied/Berlin, 103 – 123

Poutros, Patrice G./Behrends, Jan C./Kuck, Dennis (2000): Historische Ursachen derFremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern, in: APuZ B 39, 15 – 21

Schelsky, Helmut (Hg.) (1970): Zur Theorie der Institutionen, Düsseldorf

Schmidt, Manfred (1995): Wörterbuch zur Politik, Stuttgart

Sternberger, Dolf (1970): 'Ich wünschte ein Bürger zu sein'. Neun Versuche über den Staat,Frankfurt a.M.

Ders. (1990): Verfassungspatriotismus (Schriften X), Frankfurt a.M.

Taylor, Charles (1993): Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung, Frankfurt a.M.

Thukydides (1973): Der peleponnesische Krieg. Hg. und übersetzt von Peter MichaelLandmann, München

Tödt, Heinz Eduard (1977): Menschenrechte. Perspektiven einer menschlichen Welt,Stuttgart/BerlinVerhey, Jeffrey (2000): Der "Geist von 1914" und die Erfindung der Volksgemeinschaft,Hamburg

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II. Politische Einstellungen, Wahrnehmung von Politikund Politisches Handeln

1. Bilanz 10 Jahre Deutsche Einheit

Am 3. Oktober 1990 vollzog sich mit dem Beitritt der neuen Länder zum Gebiet des Grund-gesetzes zugleich die (Neu-)Konstituierung des Landes Thüringen. Während der sich an-schließenden Phase der Umgestaltung hat die thüringische Gesellschaft gravierende ökonomi-sche, politische und gesellschaftliche Umwälzungen erlebt, die für viele Menschen mit bio-graphischen Brüchen, insbesondere im Berufsleben, verbunden gewesen sind. Zehn Jahrenach der deutschen Vereinigung ist der Transformationsprozess noch keineswegs abgeschlos-sen, aber er hat ein fortgeschrittenes Stadium erreicht: Die Wirtschaft im Freistaat ist neustrukturiert, die politischen Institutionen haben ihre Aufbauphase längst hinter sich und funk-tionieren weitgehend reibungslos und die Menschen im Freistaat haben sich mit den neuenVerhältnissen vertraut machen können. Insofern erscheint das Jahr 2000 als geeigneter Zeit-punkt, um die Thüringer über eine Momentaufnahme der aktuellen Lage hinaus auch eineBewertung ausgewählter Aspekte des Transformationsprozesses vornehmen zu lassen.

Im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 wurde daher nach der Entwicklung der allgemei-nen und der persönlichen wirtschaftlichen Lage sowie nach der Bewertung der deutschenEinheit gefragt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten gibt an, dass für sie persönlich dieVorteile der Vereinigung überwiegen, während eine Minderheit die gegenteilige Einschätzungvornimmt und 14% Vor- und Nachteile in einem Gleichgewicht sehen (Abb. 1).1 In der Ten-denz bestätigen sich damit die Ergebnisse früherer Umfragen in Thüringen wie auch in ganzOstdeutschland. Nimmt man die Betonung der Vorteile als einen Indikator für die gesell-schaftliche Integration der Befragten, so können reichlich zwei Drittel der Thüringer als gut indie neue Gesellschaft integriert gelten. Besonders positiv wird die deutsche Einheit von denjüngeren Altersgruppen und von Personen mit einem hohen Bildungsstand bewertet. Auch dieoberen Einkommensgruppen und Befragte mit einem sicheren Arbeitsplatz betonen über-durchschnittlich häufig die Vorteile der Vereinigung.

Deutliche Unterschiede bestehen insbesondere im Vergleich der Geschlechter. Während dreivon vier Männern die Einheit begrüßen, sehen nur 63% der Frauen mehr Vor- als Nachteile.Besonders skeptisch zeigen sich die 45-59-jährigen Frauen. Die Erklärung dafür liegt auf derHand: Als Frauen waren sie in besonderem Maße von der Entlassungswelle der frühen 90erJahre betroffen und auf Grund ihres damaligen Alters (1990: 35-49 Jahre) waren sie einerseitsweit von der Rente entfernt, hatten aber andererseits vergleichsweise geringe Chancen, wiedereine feste Anstellung zu finden. Die unter sozialstrukturellen Gesichtspunkten auffälligsteGruppe stellen jedoch die Arbeitslosen dar. Zu deutlich mehr als 50% überwiegen in ihrerWahrnehmung die Nachteile der Einheit. Bei allen anderen Erwerbsgruppen liegt die Quoteunter 20%.

1 Die Antworten auf die meisten der im Text berichteten Fragen sind im Anhang I dokumentiert. Aus Gründender Lesbarkeit wird von weiteren Verweisen auf diese tabellarische Dokumentation abgesehen.

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Abb. 1: Bewertung der deutschen Einheit nach Alter(in Prozent)

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7067

6468

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1316

1316

13 15 17

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70

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18-24

25-34

35-44

45-59

60+ 18-24

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45-59

60+ 18-24

25-34

35-44

45-59

60+

Vorteile überwiegen Hält sich die Waage Nachteile überwiegen

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Thüringen seit 1990 erfährt insgesamt eineähnlich positive Bewertung wie die deutsche Einheit. Zwei Drittel der Interviewten sehen eineVerbesserung, nur jeder Vierte eine Verschlechterung. Wiederum sind es die Jüngeren unddie Befragten mit höherem Bildungsabschluss, die überdurchschnittlich positiv urteilen. DieUnterschiede zwischen den Geschlechtern fallen noch deutlicher aus als bei der Frage nachder deutschen Einheit, wobei aber selbst von den Frauen erheblich mehr als die Hälfte dieökonomische Lage im Jahr 2000 günstiger beurteilen als die Lage zehn Jahre zuvor.

Im Kontrast dazu wird die aktuelle wirtschaftliche Lage in Thüringen eher negativ beurteilt.Nur knapp 40% der Befragten bezeichnen sie als gut, gerade mal 1% als sehr gut, währendetwa jeder Zweite sie für weniger gut und jeder Neunte sie für schlecht erachtet. Damit hatsich die Einschätzung im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar geringfügig verbessert (Abb.2), bei einigen Bevölkerungsgruppen aber ist die Zahl der Negativ-Wertungen doppelt sohoch wie die der positiven Urteile. Dies gilt zunächst für die Altersgruppe der 45-59-Jährigen,aber auch für zwei nach dem Bildungsstand sehr verschiedene Gruppen: die Personen miteinem niedrigen Bildungsabschluss und die (Fach-)Hochschulabsolventen am anderen Endeder Bildungsskala. Erwartungsgemäß besteht zwischen der Bewertung der wirtschaftlichenEntwicklung und derjenigen der aktuellen wirtschaftlichen Lage ein positiver Zusammen-hang, der sich besonders bei der Gruppe der negativ Urteilenden nachweisen lässt. Währendnur jeder vierte Befragte die Entwicklung zwischen 1990 und 2000 negativ bewertet, klettertihr Anteil bei denjenigen, die die wirtschaftliche Lage für schlecht halten, auf über 50%. Um-gekehrt fällt bei den Befragten, die die wirtschaftliche Lage positiv einschätzen, der Anteil der"Entwicklungsskeptiker" auf 14%.

19

Abb. 2: Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Thüringen 1999 und 2000(in Prozent)

3438

49 49

1511

0

10

20

30

40

50

60

1999 2000 1999 2000 1999 2000

sehr gut und gut weniger gut schlecht

Die Einschätzung der persönlichen finanziellen Lage hebt sich positiv von der Einschätzungder allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab. War das Verhältnis der positiven zu den negativenBewertungen bei der ökonomischen Lage im Freistaat 40 zu 60, so ist es bei der persönlichenFinanzlage wie in den neuen Ländern insgesamt exakt umgekehrt. Da ein derartiger Unter-schied geradezu standardmäßig in Ost- wie Westdeutschland festzustellen ist, kann er nichtauf eine überdurchschnittliche Subventionierung ostdeutscher Haushalte durch Sozialleistun-gen o.ä. zurückgeführt werden. Gering sind in dieser Hinsicht die Unterschiede zwischenMännern und Frauen; auch das Alter spielt keine wesentliche Rolle. Demgegenüber ist derEinfluss des Bildungsstandes groß: Mit jeder Stufe auf der Bildungsleiter wächst der Anteilder positiven Bewertungen der eigenen Finanzlage – im Wesentlichen ein Effekt der anformalen Bildungsqualifikationen orientierten Berufschancen und Entlohnung. Die (Fach-)Hochschulabsolventen bewerten ihre finanzielle Situation zu 70% positiv, der Wert sinkt beiPersonen mit einem niedrigen Bildungsstand auf weniger als 50% ab.

Erhebliche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang auch der Berufs- und der Erwerbs-gruppe zu. Während bei den Berufstätigen und bei den Rentnern positive Urteile über die ei-gene finanzielle Situation teils deutlich überwiegen, sinkt ihr Anteil bei den sonstigen Nicht-Beruftstätigen (dazu gehören z.B. auch Hausfrauen) auf weniger als die Hälfte. Als Problem-gruppe lassen sich die Arbeitslosen, und zwar Kurz- wie Langzeitarbeitslose, charakterisieren:Lediglich jeder Siebte aus dieser Gruppe bezeichnet die eigene Situation als gut, mehr als einDrittel sieht sich hingegen in einer schlechten wirtschaftlichen Lage. Unter den Berufsgrup-pen2 äußern sich allein die Arbeiter mehrheitlich negativ (58%), alle anderen, das sind einfa-che/mittlere Angestellte und Beamte, höhere/leitende Angestellte und Beamte sowie Land-wirte/Selbstständige/Freiberufler, kennzeichnen ihre Lage positiv. Erwartungsgemäß ergibt

2 Eine Zuordnung zu Berufsgruppen ist bei den Rentnern auf der Basis ihrer Angaben zur früherenBerufstätigkeit vorgenommen worden.

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sich ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen der Einschätzung der eigenen Finanzlageund der der wirtschaftlichen Entwicklung seit 1990.

Neben den ökonomischen Folgen der Einheit enthält der Thüringen-Monitor 2000 auch zweiFragen zum Themenfeld Recht/Rechtsverletzungen seit 1990. Beinahe unisono (80%) wirdfür die Kriminalitätsentwicklung in den letzten zehn Jahren eine Verschlechterung konstatiert.Diese Bewertung stimmt mit den Werten einer im Herbst 2000 von Infratest dimap in Ost-deutschland durchgeführten Erhebung sowie mit früheren Befragungen überein und findetihre Bestätigung in der Kriminalitätsstatistik. Überwiegend negative Bewertungen erfährt aberauch die Entwicklung der Rechtssicherheit (46% im Vergleich zu 24% positive Urteile), be-sonders durch die älteren Befragten und die Frauen. Lediglich unter den 25-34-Jährigen sehenmehr Befragte eine Verbesserung der Rechtssicherheit als eine Verschlechterung. Angesichtsder fehlenden Rechtsweggarantie in der DDR und der damaligen parteilich-ideologischenGleichschaltung der Justiz ist dieses Ergebnis in besonderem Maße interpretationsbedürftig.Möglicherweise ist das Antwortverhalten stark von Gerechtigkeitserwartungen bestimmt ge-wesen, etwa im Sinne des berühmten Diktums "Wir haben Gerechtigkeit gewollt und denRechtsstaat bekommen". Plausibel erscheint auch, dass die Befragten den Begriff eher alsRechtssicherheit denn als Rechtssicherheit verstanden haben.

Gefragt worden ist aber nicht nur nach der Einschätzung der Transformationsjahre nach 1990,sondern auch nach der Bewertung des ancien régime, also der DDR. Die Aussage, dass dasDDR-System mehr gute als schlechte Seiten hatte, unterstützen 21% der Befragten, 28% leh-nen sie ab, während jeder Zweite sich unentschieden zeigt. Diese Werte drücken im Vergleichzu früheren Untersuchungen für Ostdeutschland, bei denen die DDR-Befürworter gegenüberden Gegnern in der Mehrheit waren, eine gegenüber der DDR eher kritische Haltung aus. DieZustimmung steigt mit dem Alter und ist bei Frauen weit häufiger als bei Männern. Drastischüberrepräsentiert sind mit 31% die Personen, die über einen sehr niedrigen Bildungsstandverfügen. Starke Ablehnung erfährt das DDR-Regime hingegen bei den Beschäftigten miteinem sicheren Arbeitsplatz.

Eine zweite Frage im Kontext des ancien régime bezieht sich nicht auf die tatsächliche Situa-tion im real existierenden Sozialismus, sondern auf seine ideologische Grundlage. Knapp dieHälfte der Thüringer vertritt die Auffassung, dass der Sozialismus eine gute Idee ist, die bis-her nur schlecht ausgeführt worden ist. Im Schnitt der Jahre 1991 bis 1997 hat die Zustim-mung in ganz Ostdeutschland mit ca. zwei Dritteln deutlich höher gelegen. Fast jeder Vierteim Freistaat lehnt die Aussage ab; unter den jüngeren Altersgruppen, bei Personen mit einemsicheren Arbeitsplatz und mit dem Abitur als höchstem Bildungsabschluss liegt die Ableh-nungsquote etwas höher. Gravierende Unterschiede bestehen im Vergleich der Geschlechter:Mit 32% lehnen doppelt so viele Männer die Aussage ab wie Frauen. Starker Zuspruchkommt hingegen aus dem Kreis der Arbeitslosen, von den etwa zwei Drittel den Sozialismusals Idee begrüßen.

Obwohl die beiden obigen Aussagen mit Ideologie und Praxis unterschiedliche Dimensionenim Hinblick auf das frühere Regime messen, besteht zwischen ihnen ein deutlicher Zusam-menhang. Zugespitzt gilt, dass mit steigender Neigung zur Idee des Sozialismus – und unge-achtet der Formulierung des Statements zum Sozialismus ("Idee, ... die bisher nur schlechtausgeführt wurde") – die Bewertung der DDR positiver ausfällt. Die Bewertung beider State-ments hängt eng mit dem Urteil über die deutsche Einheit zusammen. Dass die Befürworterdes DDR-Systems die Vereinigung kritischer betrachten als seine Gegner, liegt auf der Hand.Für etwa 43% der Befürworter überwiegen die Vorteile der deutschen Einheit, bei den Kriti-kern des ancien régime liegt der Anteil mehr als doppelt so hoch. Bei anderer Betrachtungstellen die DDR-Sympathisanten nur 14% der Einheitsbefürworter, die Kritiker hingegen

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38%. Bei der Haltung zum Sozialismus bestehen in der Tendenz dieselben Unterschiede, nursind sie – weil nicht nach dem SED-Regime gefragt wird – geringer. Etwa drei von fünf Per-sonen, die dem Sozialismus als Idee zuneigen, können als Befürworter der Einheit gelten, beiden Gegnern des Sozialismus sind es deutlich mehr als vier von fünf.

Erheblichen Einfluss auf die Einstellungen vor allem zur DDR, aber auch zum Sozialismushat die Selbsteinschätzung der eigenen finanziellen Lage. Die DDR-Befürworter sind in derBefragtengruppe mit schlechter Lage deutlich überrepräsentiert, die DDR-Kritiker wiederumbezeichnen ihre finanzielle Situation überproportional häufig als gut oder sehr gut. Bei derPosition zum Sozialismus ergibt sich ein ähnliches Bild, allerdings fallen die Unterschiedeerneut geringer aus als bei der Bewertung des DDR-Systems. Besonders aussagekräftig sinddie Zusammenhänge mit der Parteineigung. Befürworter der DDR und des Sozialismus nei-gen erwartungsgemäß viel stärker zur PDS als zur CDU (Tab. 1). Die SPD liegt bei der Be-wertung des DDR-Systems etwa in der Mitte; 21% ihrer Anhänger äußern sich positiv, 26%lehnen es ab. Damit weist sie Ähnlichkeiten mit dem Personenkreis ohne Parteineigung auf(Zustimmung: 22%, Ablehnung: 26%). Eher positiv bewertet wird das DDR-System von denBefragten mit ostdeutscher und thüringischer Identität, deutlich negativ hingegen von den"Deutschen" und den "Europäern".

Tab. 1: Einstellungen zur DDR und zum Sozialismus nach Parteineigung(in Prozent)

Parteineigung

Insgesamt CDU SPD PDS Keine

DDR-System: mehr gute als schlechte Seiten 21a

9b 21 44 22

Sozialismus: gute Idee, nur schlecht ausgeführt 48 37 53 71 47

Lesehilfe: a 21 Prozent aller Befragten sehen am DDR-System mehr gute als schlechte Seitenb 9 Prozent der CDU-Anhänger sehen am DDR-System mehr gute als schlechte Seiten

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2. Demokratiezufriedenheit

Mit seiner (Neu-)Gründung 1990 ist Thüringen Teil des demokratischen VerfassungsstaatesBundesrepublik Deutschland geworden. Die landesspezifische Ausgestaltung der demokrati-schen Ordnung erfolgte nach den ersten Landtagswahlen am 14. Oktober 1990 durch die Aus-arbeitung einer Landesverfassung. In Übereinstimmung mit dem Grundgesetz ist die Verfas-sung des Freistaats Thüringen der Menschenwürde und demokratischen Grundsätzen ver-pflichtet. Wie die Verfassungsordnung von den Bürgern bewertet und ob sie von ihnen getra-gen wird, gibt nicht zuletzt Aufschluss über die Stabilität bzw. die Konsolidierung des demo-kratischen Verfassungsstaates.

Dabei sind zwei Dimensionen zu unterscheiden: die Einstellung gegenüber der Demokratieals Staats- und Regierungsform und die Einstellung zur konkreten demokratischen Praxis. Imersten Fall wird die "diffuse Demokratieunterstützung", im zweiten die "spezifische Demo-kratiezufriedenheit" ermittelt. Üblicherweise ist die Unterstützung für die Demokratie als Re-gierungsform in demokratisch verfassten Staaten groß. Sie sinkt jedoch beträchtlich, wennnach dem Funktionieren der Demokratie im Hier und Jetzt gefragt wird. Diese Befunde findensich auch in Thüringen bestätigt. Knapp die Hälfte der Befragten (42%) betrachtet die Demo-kratie als beste aller Staatsideen, nur acht Prozent lehnen diese Aussage ab (Abb. 3). Aller-dings stellen die Unentschiedenen mit 49% die relative Mehrheit. Die Zustimmung steigt li-near mit dem Bildungsniveau und erreicht bei (Fach-)Hochschulabsolventen 61%. Die Unter-schiede zwischen Männern und Frauen sind gewaltig, was sich vor allem aus der größerenMeinungsfreudigkeit der männlichen Befragten erklärt. Nur 40% der Männer gegenüber 57%der Frauen zeigen sich unentschieden, während etwa jeder Zweite die Demokratie für diebeste Staatsidee hält gegenüber nur jeder dritten Frau.

Abb. 3: Einstellungen zur Demokratie I(in Prozent)

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8

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0

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Zustimmung teils / teils Ablehnung zufrieden teils / teils unzufrieden

Demokratie als Prinzip Demokratische Praxis

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Keine geschlechtsspezifischen Auffälligkeiten ergeben sich hingegen bei der Zufriedenheitmit der Demokratie, so wie sie in Deutschland in der Praxis funktioniert. Nur eine kleineMinderheit von 16% zeigt sich ziemlich oder sehr zufrieden gegenüber 30% Unzufriedenen,während die absolute Mehrheit der Befragten unentschieden ist. Relativ hohe Zufriedenheits-werte finden sich lediglich bei der älteren Generation (60 Jahre und älter), die zugleich dieeinzige Altersgruppe stellt, in der es mehr Zufriedene als Unzufriedene gibt. Angesichts derverbreiteten Indifferenz gegenüber und Unzufriedenheit mit der praktizierten Demokratieverwundert die Anerkennung der von der Demokratie erbrachten Leistungen. Der Aussage,dass die Demokratie in Deutschland für ein großes Maß an persönlicher Freiheit sorgt, stimmtjeweils ein Viertel der Befragten völlig und überwiegend zu; nur jeder Zehnte lehnt sie ab.Fragt man nach den Leistungen der Demokratie für die soziale Sicherheit, sinkt die Zustim-mung zwar deutlich, sie liegt jedoch mit einem Drittel noch um zehn Prozentpunkte über derAblehnungsquote (bei 44% Unentschiedenen). Mit anderen Worten: Zwar zeigen sich wenigeBefragte mit der demokratischen Praxis zufrieden, aber gleichzeitig bewerten sie die Leistun-gen des demokratischen Systems tendenziell positiv (Abb. 4).

Abb. 4: Einstellungen zur Demokratie II(in Prozent)

50

39

10

32

44

23

0

10

20

30

40

50

60

Zustimmung teils / teils Ablehnung Zustimmung teils / teils Ablehnung

Demokratie sorgt für pers. Freiheit Demokratie sorgt für soz. Sicherheit

Auf der Basis der diffusen und der spezifischen Demokratieunterstützung lassen sich die Be-fragten anhand des Grades ihrer Demokratiezufriedenheit in fünf Typen unterscheiden. DasSpektrum reicht von den zufriedenen Demokraten über die teils zufriedenen Demokraten, dieUnzufriedenen und die Indifferenten bis hin zu den Antidemokraten. Als zufriedene Demo-kraten (Typ 1) können Personen gelten, die sowohl die Demokratie für die beste Staatsideehalten als auch mit der demokratischen Praxis zufrieden sind (zur Zuordnung nach den ande-ren vier Typen vgl. Abb. 5). Mit 11% befinden sie sich in einer Minderheitenposition. Rech-net man die teilweise zufriedenen Demokraten (Typ 2) hinzu, so ergibt sich ein Anteil vonetwa einem Drittel. Die größte Gruppe stellen die Indifferenten (Typ 3), die weder zur Ideenoch zur Praxis der Demokratie eine klare Meinung haben. Etwa ein Viertel kann als unzu-

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frieden bzw. politikverdrossen gelten, d.h. die Befragten befürworten zwar die Idee der De-mokratie oder stehen ihr zumindest nicht ablehnend gegenüber, sind aber von ihrem realenErscheinungsbild enttäuscht (Typ 4). Zu den Antidemokraten (Typ 5) ist nach den Ergebnis-sen des Thüringen-Monitors 2000 etwa jeder Zwölfte Thüringer zu rechnen. Von den Rent-nern gehört etwa jeder Zehnte dieser Gruppe an und unter den Arbeitslosen dürfte der Anteilnoch größer sein, allerdings machen die geringen Fallzahlen zuverlässige Angaben unmög-lich.

Abb. 5: Anteil der Befragten nach dem Grad der Demokratiezufriedenheit

Demokratie beste aller Staatsideen

stimmevöllig zu

stimmeüberwiegend

zuteils-teils

lehne über-wiegend ab

lehnevöllig

ab

sehrzufrie-denziemlichzufrie-den

Typ 1:zufriedene Demokraten

(11,1%)

nichtzugeordnet

(5,9%)

teils-teils Typ 2:teils zufriedene

Demokraten(21,4%)

Typ 3: In-differente(29,4%)

ziemlichunzu-frieden

Zufrieden-heitmit der De-mokratie

sehrunzu-frieden

Typ 4:Unzufriedene

(24,2%)

Typ 5:

Antidemokraten(8,0%)

Zwischen der so gemessenen, von Typ 1 nach Typ 5 kontinuierlich abnehmenden Demokra-tiezufriedenheit einerseits und der Leistungsbewertung der Demokratie im Bereich der Frei-heitssicherung und der sozialen Sicherung andererseits bestehen jeweils positive Zusammen-hänge. Entsprechend unterscheiden sich die fünf Typen in dieser Hinsicht deutlich voneinan-der. So stimmt insgesamt jeder Vierte der Aussage zu, dass die Demokratie für ein großesMaß an persönlicher Freiheit sorgt, unter den zufriedenen Demokraten sind es jedoch mehrals 50% und unter den unzufriedenen Demokraten lediglich 15%. Noch größer fallen die Un-terschiede bei der Frage aus, ob die Demokratie für ein hohes Maß an sozialer Sicherheitsorgt. Der Aussage stimmen zwei Drittel der zufriedenen Demokraten gegenüber 30% allerBefragten zu. Abgelehnt wird sie von fast 60% der Antidemokraten, aber nur von 3%zufriedenen Demokraten.

Die größeren Unterschiede bei der Aussage zu den sozialen Leistungen der Demokratie deu-ten darauf hin, dass diese für die Befragten ein besonderes Gewicht hat – was sich bei derUntersuchung der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fragen zur Demokratie bestätigt.Zugespitzt lässt sich formulieren, dass die Bewertung des Beitrags der Demokratie zur sozia-len Sicherheit wesentlich darüber bestimmt, ob jemand mit der Demokratie zufrieden ist odernicht. Der Einschätzung der freiheitssichernden Leistung der Demokratie kommt demgegen-über geringere Bedeutung für die Demokratiezufriedenheit zu.

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Welche Faktoren bestimmen neben der wahrgenommenen politischen und sozialen Leistungs-fähigkeit der Demokratie die Zufriedenheit mit ihr? Immer wieder wird angenommen, dassvon der wirtschaftlichen Lage der Betroffenen ein stark positiver Einfluss ausgeht. DieseHypothese findet sich für Thüringen bestätigt: Die eigene finanzielle Lage wird von den An-tidemokraten erheblich schlechter eingeschätzt als von den zufriedenen Demokraten. In derTendenz gilt: Je besser die eigene finanzielle Lage und je deutlicher ihre Verbesserung imZeitraum 1990 bis 2000, desto größer die Demokratiezufriedenheit. Auch zwischen der Be-wertung der deutschen Einheit und der Demokratiezufriedenheit besteht ein positiver Zusam-menhang. Da jedoch die Einschätzung der deutschen Vereinigung ihrerseits von der persönli-chen wirtschaftlichen Lage (mit-)bestimmt wird, handelt es sich um keinen Faktor mit großereigener Erklärungskraft.

Insgesamt ergibt sich, dass die Demokratiezufriedenheit erheblich von der Wahrnehmung derwirtschaftlichen und sozialen Leistungsfähigkeit abhängt. Werden die sozialstaatlichen Leis-tungen der Demokratie und die eigene finanzielle Lage negativ wahrgenommen, sinkt diespezifische Demokratieunterstützung. Mittelbar wirkt sich eine solche Wahrnehmung auchauf die Unterstützung der Demokratie als Staatsform aus. Dies spiegelt sich in der großenZahl der Unentschiedenen. Zwar "produzieren" die schlechte eigene finanzielle Situation unddie negative Bewertung nur in geringer Zahl Antidemokraten, aber sie senken die Zahl der"bekennenden" Demokraten beträchtlich.

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3. Einstellungen zur Politik

Neben der Zufriedenheit mit der Demokratie geben auch die in der Bevölkerung verbreitetenEinstellungen zur Politik Auskunft über die politische Kultur in einem Land. Dazu gehörenEinstellungen sowohl zu den Trägern des politischen Systems als auch zu den Verfahren undMechanismen, d.h. zum politischen Prozess. Unter den politischen Akteuren sind die staatli-chen Institutionen von besonderer Bedeutung, die in der Vergangenheit in Ostdeutschlandkontinuierlich schlechtere Bewertungen erhalten haben als in Westdeutschland. Angesichtsder parteienstaatlich geprägten Demokratie in der Bundesrepublik verdienen darüber hinausdie politischen Parteien besondere Aufmerksamkeit, für die in den letzten Jahren wiederholtein Vertrauensschwund behauptet worden ist.

3.1 Politische Akteure

INSTITUTIONENVERTRAUEN

Im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 wurden die Befragten gebeten, Auskunft über ihrVertrauen in vier staatliche Institutionen zu geben. Zwei davon, die Bundes- und die Landes-regierung, können als politiknahe Institutionen gelten, die beiden anderen, Polizei und Ge-richte, sind hingegen politikfern. Üblicherweise steigen die Vertrauenswerte für Institutionenmit wachsender Distanz zur Politik, da in aller Regel politische Organe für Fehlentwicklun-gen verantwortlich gemacht werden. In Thüringen ist das in der Tendenz ebenso: Im Durch-schnitt bekunden die Befragten gegenüber den politikfernen Institutionen größeres Vertrauen.Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Institutionen beträchtlich: Gegen-über der Bundesregierung überwiegt das Misstrauen – Vertrauen bekundet ihr lediglich jederFünfte –, während die Landesregierung mehr Vertrauens- als Misstrauensbekundungen erfährt(Abb. 6). Mit etwa einem Drittel der Befragten, das ihr völlig oder weitgehend vertraut, er-reicht sie sogar eine stärkere Zustimmung als die Gerichte (30%). Sehr starkes Vertrauen wirdjedoch lediglich gegenüber der Polizei bekundet: Jeder Zweite äußert sich entsprechend, wäh-rend nur jeder Neunte sein Misstrauen zum Ausdruck bringt.

Fasst man die Bewertung der vier Institutionen zu einer Skala des allgemeinen Institutionen-vertrauens zusammen, so weisen zwei Drittel der Befragten ein mittleres Vertrauen auf,12,4% zeigen geringes und 22,4% hohes Vertrauen.3 In der Befragtengruppe mit großemInstitutionenvertrauen sind die jüngsten Befragten (35%) und die Rentner (28%), Personenmit Abitur (27%) sowie die höheren/leitenden Angestellten und Beamten (29%) überproporti-onal vertreten. Umgekehrt sind in der Gruppe mit geringem Institutionenvertrauen die 45-59-Jährigen (17%), Personen mit niedrigem Bildungsabschluss (15%), Arbeiter (17%) undArbeitslose (zu geringe Fallzahl, um genaue Angaben zu machen) überrepräsentiert. Deutli-che Unterschiede bestehen zwischen den Geschlechtern: Männer lassen ein deutlich höheresInstitutionenvertrauen erkennen als Frauen, was sich auch für jede einzelne der vier Instituti-onen – am wenigsten noch für die Landesregierung – nachweisen lässt.

3 Skalenbildung: Die Bewertungen der vier einzelnen Institutionen von 1 (= kein Vertrauen) bis 5 (= völligesVertrauen) werden aufsummiert, sodass mindestens 4 und maximal 20 Punkte zu erreichen sind. Bei einerPunktzahl unter 10 wird von geringem, bei einer Punktzahl über 14 von großem Institutionenvertrauenausgegangen.

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Abb. 6: Institutionenvertrauen(in Prozent)

21

49

3032

49

18

30

40

22

50

36

11

0

10

20

30

40

50

60

Vertrauen teilweise kein Vertrauen

Bundesregierung Landesregierung Gerichte Polizei

Das Institutionenvertrauen variiert mit der Einschätzung der persönlichen finanziellen Situa-tion und mit der Bewertung der deutschen Einheit. So sind die Befragten, die ihre persönlichewirtschaftliche Lage als schlecht betrachten, unter denjenigen mit geringem Institutionen-vertrauen drastisch überrepräsentiert (38% gegenüber 12% aller Interviewten). Bei den finan-ziell gut oder sehr gut Gestellten beträgt das Verhältnis von großem zu geringem Institutio-nenvertrauen ungefähr 4 zu 1, bei den finanziell schlecht Gestellten ist die Relation umge-kehrt: 1 zu 4,5. Sehr deutlich fallen auch die Unterschiede zwischen den Befürwortern derdeutschen Einheit ("Vorteile überwiegen") und den Ablehnenden ("Nachteile überwiegen")aus: 29% der letzteren, aber nur 7% Befürworter bringen den Institutionen geringes Vertrauenentgegen. Die umgekehrte Betrachtung ergibt, dass sich unter den Befragten mit geringemInstitutionenvertrauen Befürworter und Ablehnende die Waage halten. Unter den Befragtenmit großem Institutionenvertrauen übertrifft die Zahl der Befürworter die der Ablehnendenum das Zwölffache. Demnach handelt es sich bei der persönlichen finanziellen Lage um einenausgesprochen starken Bestimmungsfaktor des Institutionenvertrauens.

PARTEIEN

Hätte Ende September 2000 die Landtagswahl stattgefunden, so wären gegenüber demStimmverhalten bei der letzten Landtagswahl am 12. September 1999 eher geringeVeränderungen aufgetreten. Auf der Basis der – gewichteten4 – "Sonntagsfrage" würde dieregierende CDU mit 47% der Stimmen weiterhin die mit deutlichem Abstand stärkste Parteistellen (1999: 51%), SPD und PDS lägen wie schon im vergangenen Jahr etwa gleichauf.Allerdings würden beide Oppositionsparteien Prozentpunkte hinzugewinnen. Die 4 Die Gewichtung erfolgt durch Verrechnung der Rückerinnerung des Wahlverhaltens 1999 mit demtatsächlichen Ergebnis der Landtagswahl 1999.

28

Sozialdemokraten könnten sich von knapp 19% auf 24% verbessern, bei der PDS stünden,obwohl sie auf den "Bronzemedaillenplatz" zurückfiele, Gewinne von zwei Prozentpunkten(von 21% auf 23%) zu Buche. Für alle anderen Parteien bestünde keine Aussicht auf dieÜberwindung der Fünfprozentklausel. Allein auf der Grundlage des Stimmenanteils wärennach dem Ergebnis der "Sonntagsfrage" die Union einerseits und die derzeitigenOppositionsparteien SPD und PDS andererseits gleich stark.

Besseren Aufschluss über die Bindung an eine Partei als die "Sonntagsfrage" bietet die be-kundete Parteineigung. In Ostdeutschland und damit auch in Thüringen darf die bekundeteParteineigung allerdings nicht überbewertet werden, da sie im Durchschnitt viel weniger ver-festigt ist als in den alten Ländern. Immerhin 58% der Befragten geben an, dass sie ganz all-gemein gesprochen einer bestimmten Partei zuneigen (Tab. 2). 24% nennen die CDU, dichtdanach folgt die SPD mit 21%, dann mit weitem Abstand die PDS (9%). Alle anderen Par-teien können auf keine nennenswerte Anhängerschaft bauen (Bündnis 90/Die Grünen: 2%,F.D.P.: 1%, Sonstige: 1%). Die Intensität der Parteibindung variiert teils deutlich. Währendmehr als die Hälfte der CDU-Anhänger (54%) ihre Parteineigung als stark oder sehr starkcharakterisiert, sind es bei der PDS 46% und bei den Sozialdemokraten nur 42%.

Tab. 2: Parteineigung(in Prozent)

CDU SPD PDS FDP B90/GR Rechte Sonst. Keine Partei Weiß nichtInsgesamt 24 21 9 1 2 0 1 34 8

Darunter:Stark 54 42 46 * * 0 * - -

Mittel 44 56 53 * * 0 * - -

Schwach 2 2 1 * * 0 * - -

* geringe Fallzahlen

Untersucht man die sozialstrukturelle Zusammensetzung der Anhängerschaften von CDU,SPD und PDS sowie der Gruppe ohne Parteineigung, ergeben sich einige Auffälligkeiten.Während bei SPD und PDS der Anteil der Parteianhänger mit steigendem Alter wächst, ist diejüngste Altersgruppe der 18-24-Jährigen in der Anhängerschaft der Christdemokratenüberproportional vertreten. Starke altersmäßige Unterschiede sind auch bei derBefragtengruppe ohne Parteineigung festzustellen. Unter ihnen sind die Jahrgänge ab 1956deutlich unter- und die Jahrgänge bis 1940 ebenso deutlich überrepräsentiert. Das Geschlechtspielt keine Rolle, für SPD und Union auch das Bildungsniveau nicht, sieht man von derstarken Vertretung der Befragten mit Mittlerer Reife/POS-Abschluss in der CDU-Anhängerschaft und ihrem unterdurchschnittlichen Anteil an den SPD-Anhängern ab. DiePDS rekrutiert ihre Anhänger überproportional aus dem Personenkreis mit hohemBildungsabschluss.

Wenig überraschend kann sich die CDU in besonderem Maße auf die "Parteitreue" des katho-lischen Bevölkerungsteils stützen, aber auch unter den Protestanten hat sie eine viel stärkereAnhängerschaft als jede andere Partei. Demgegenüber fällt sie beim kirchlich nicht gebunde-nen Bevölkerungsteil in puncto Anhänger hinter die SPD zurück; überproportional stark ver-treten ist hier die PDS. Wäre der jeweilige prozentuale Anteil der Anhänger in einer Berufs-gruppe der Maßstab, müsste die SPD als Partei der höheren/leitenden Angestellten und Be-

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amten gelten. In diesem Personenkreis liegt sie weit vor der Union, während diese eine be-sonders starke Anhängerschaft unter den Landwirten, Selbstständigen und Freiberuflern auf-weist. Ähnlich wie die Sozialdemokraten ist die PDS unter den höheren/leitenden Angestell-ten und Beamten überdurchschnittlich vertreten.

Auch jenseits sozialstruktureller Merkmale unterscheiden sich die Anhängerschaften der Par-teien. So finden sich bei den Christdemokraten zu 80% Befürworter der deutschen Einheit, inder PDS sind es hingegen nur 55%. Befragte, die ihre eigene finanzielle Lage positiv beur-teilen und zudem eine Verbesserung in den letzten zehn Jahren angeben, neigen stärker denSozialdemokraten und insbesondere der CDU zu, während die PDS mit zunehmend negativerEinschätzung der persönlichen finanziellen Lage anteilmäßig an Anhängern gewinnt. Damitgleicht ihre Anhängerschaft strukturell am stärksten dem Personenkreis, der keine Parteibin-dung aufweist. Etwas überspitzt lässt sich die PDS als die Partei der subjektiven, teils aberauch objektiven "Einheitsverlierer" bezeichnen, während die Anhänger von CDU und SPDsich eher aus dem Kreis der ökonomisch Zufriedenen rekrutieren. Teils schlägt die ökonomi-sche Selbsteinschätzung auch auf die Demokratiezufriedenheit der jeweiligen Anhängerschaftdurch. Die CDU- und insbesondere die SPD-Anhänger sind unter den zufriedenen Demokra-ten überrepräsentiert. Im Gegensatz dazu rekrutiert die PDS ihre Anhänger mehrheitlich ausder Gruppe der Unzufriedenen, während die Antidemokraten überproportional in der Gruppeohne Parteibindung vertreten sind.

Weniger aussagekräftig im Hinblick auf dauerhafte Parteibindungen als die Parteiidentifika-tion und die Wahlabsicht ist das sogenannte Parteiensympathieskalometer. Die Befragtenwerden dabei gebeten, die einzelnen Parteien anhand einer Skala von +5 ("halte sehr viel vondieser Partei") bis –5 ("halte überhaupt nichts von dieser Partei") zu beurteilen. Das Partei-enskalometer misst somit allgemeine Sympathie- oder Antipathieempfindungen, die aller-dings kaum verhaltensrelevant und oftmals stark von aktuellen Entwicklungen bestimmt sind.Über die besten Sympathiewerte verfügt im Durchschnitt die SPD (+1,5), gefolgt von derCDU (+0,9). Um den Nullpunkt herum bewegen sich die PDS (+0,3) und die Freien Demo-kraten (+0,2), während Bündnis 90/Die Grünen als einzige der Bundestagsparteien im Durch-schnitt negativ bewertet wird. Diese Ergebnisse scheinen das Diktum Lutz Rathenows zubestätigen, dass FDP und Grüne für Ostdeutsche all das verkörpern, was ihnen am Westen amfremdesten erscheint. Auf eine verbreitete Antipathie stoßen die Rechtsaußen-Parteien mitDurchschnittswerten zwischen –3,7 (NPD) und –4,0 ("Die Republikaner").

Alle drei im Landtag vertretenen Parteien werden von teils deutlich mehr als der Hälfte derBefragten positiv "benotet", d.h. mit Werten über Null beurteilt (Tab. 3). Interessant sinddiese Positivurteile vor allem mit Blick auf die PDS. Sie zeigen, dass die Partei längst nichtmehr stigmatisiert ist und weit über den Kreis ihrer Anhänger und Wähler hinaus Sympathiefindet, wenngleich in erheblich geringerem Maß als SPD und CDU. Lediglich 15% der Inter-viewten – das sind nur unwesentlich mehr als bei der F.D.P. – halten überhaupt nichts von derPartei. Der seismographische Charakter des Parteienskalometers zeigt sich besonders bei derBeurteilung der Bündnisgrünen. Dass diese von fast einem Viertel der Befragten die schlech-teste Note erhalten, dürfte ein Reflex auf die zum Zeitpunkt der Befragung geführte Debatteüber die in Teilen der Bevölkerung ausgesprochen unpopuläre Ökosteuer sein.

Betrachtet man die Aufgliederung nach Alter, Geschlecht und Bildung, bestätigen sich viel-fach die für die Anhängerschaft der jeweiligen Partei berichteten Auffälligkeiten. So schnei-det die CDU besonders gut bei den 18-24-Jährigen und bei Befragten mit MittlererReife/POS-Abschluss ab, die SPD erzielt ihren höchsten Durchschnittswert bei den Personenüber 60 Jahre. Der durchschnittliche Wert für die F.D.P. wiederum sinkt bei den 25-34-Jährigen in den Minusbereich, während die Bündnisgrünen lediglich bei den Personen mit

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überdurchschnittlichem Bildungsniveau überhaupt den Plusbereich erreichen. ZwischenFrauen und Männern bestehen jedenfalls bei den Durchschnittswerten keine erwähnenswertenDifferenzen.

Tab. 3: Sympathiebekundungen gegenüber den Bundestagsparteien

Durchschnitts-wert

PositiveBewertungen

(in %)

BesteBewertung (+5)

(in %)

SchlechtesteBewertung (–5)

(in %)

CDU + 0,9 62 10 11SPD + 1,5 70 11 8

PDS + 0,3 53 6 15

B90/GR – 0,5 46 3 23

F.D.P. + 0,2 52 4 14

Während sich das Parteienskalometer auf die einzelnen Parteien bezieht, ist zur Messung der"Parteienverdrossenheit" auch eine Frage zu den Parteien ganz allgemein gestellt worden.Mehr als die Hälfte der Interviewten bejaht die Aussage, dass die Parteien nur die Stimmender Wähler wollen, sie deren Ansichten jedoch nicht interessieren; ein Drittel stimmt ihr vollund ganz zu. Diese hohen Zustimmungswerte decken sich mit den Ergebnissen frühererBefragungen und liegen sogar etwas niedriger als die 1998 für (Gesamt-)Ostdeutschland imRahmen einer Wählerstudie ermittelten Werte. Besonders deutlich fällt die Befürwortung inder Berufsgruppe der Landwirte, Selbständigen und Freiberufler aus, relativ gering ist sie beiden höheren/leitenden Angestellten und Beamten. Offensichtlich besteht ein Zusammenhangmit dem Grad der Demokratiezufriedenheit: Die Zustimmungsrate der Antidemokraten liegtdrei Mal so hoch wie die der zufriedenen Demokraten. Nur jeder Zehnte lehnt das Statementab, unter den 18-24-Jährigen ist es immerhin jeder Fünfte. Nimmt man an, dass sich in derZustimmung die Unzufriedenheit mit den Parteien bekundet, dann fällt zunächst das Ausmaßder "Parteienverdrossenheit" auf. Besonders bemerkenswert aber ist, dass sie entgegen deröffentlichen Wahrnehmung in der jüngsten Altersgruppe am schwächsten ausfällt.

Die negative Bewertung der Parteien im Hinblick auf ihre Wählerorientierung steht in einemSpannungsverhältnis zu den positiven Durchschnittswerten, die alle Landtagsparteien und vierder fünf Bundestagsparteien beim Parteienskalometer erreichen. Die Diskrepanz könnte sichdaraus erklären, dass die Befragten zwar überwiegend eine nur geringe Responsivität derParteien insgesamt erkennen, ihre Interessen aber durch einzelne Parteien dennoch im Großenund Ganzen vertreten sehen. Um den harten Kern der Parteienverdrossenen zu ermitteln, sindauf der Grundlage des Parteienskalometers zwei Gruppen gebildet worden. Zur ersten Gruppeder Parteienverdrossenen zählen die 9,3% der Befragten, die keine der etablierten Parteienpositiv bewerten. Alle anderen, das ist die zweite Gruppe, gelten als nicht parteienverdrossen.Unter den Parteienverdrossenen sind die 35-44-Jährigen (13%), die Frauen (11%), Personenmit geringem Bildungsabschluss (11%), die Arbeiter (13%) und vermutlich auch dieArbeitslosen (zu geringe Fallzahl für konkrete Angaben) überrepräsentiert. Darüber hinausgilt in der Tendenz, dass die Parteienverdrossenheit mit einer Verschlechterung der eigenenfinanziellen Situation wächst. Der harte Kern der Parteienverdrossenen ist schließlich unterden unzufriedenen Demokraten (14%) und unter den Antidemokraten (zu geringe Fallzahl fürkonkrete Angaben) überrepräsentiert.

31

3.2 Politischer Prozess

Neben den Parteien als in der Bundesrepublik zentralen politischen Akteuren wird die Wahr-nehmung von Politik auch durch die für sie spezifischen Verfahren und Mechanismen be-stimmt. Zum politischen Prozess enthält der Thüringen-Monitor 2000 zwei Aussagen, die sichauf unterschiedliche Aspekte beziehen. Das Statement "In der Politik geht es nicht um dieSache, sondern nur um die Macht" formuliert einen technokratischen Vorbehalt gegenüber derPolitik, das Statement "In der Politik wird zu viel geredet und nichts geleistet" unterstellt ihrmangelnde Effektivität. Beide Aussagen finden bei den Thüringern breite Zustimmung (je-weils über 50%) und nur geringe Ablehnung (jeweils unter 10%). Immerhin 39% der Befrag-ten stimmen dem ersten Statement völlig zu, beim zweiten sind es sogar 45%. Die Aussage,dass es in der Politik nur um die Macht geht, findet mit steigendem Alter zunehmend Zu-spruch; selbst in der Gruppe der 18-24jährigen beträgt die Zahl der Zustimmungen das Drei-fache der Ablehnungen.

Beide Statements stehen in engem Zusammenhang, d.h. mit wachsender Zustimmung zu ei-nem von beiden steigt tendenziell auch die Befürwortung des anderen. Nach einer aus beidenAussagen gebildeten Skala der Politikverdrossenheit5 stehen 58% Politikverdrossene einerstarken Minderheit von 42% der Befragten gegenüber, die keine Vorbehalte gegen die Me-chanismen der Politik erkennen lassen (Abb. 7). Die Politikverdrossenen sind unter den 45-59-Jährigen (63%), bei den Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss (63%), den Be-rufstätigen mit einem gefährdeten Arbeitsplatz (64%) und unter den Arbeitslosen (66%) deut-lich überrepräsentiert. Da die drohende (gefährdeter Arbeitsplatz) und tatsächliche Arbeitslo-sigkeit in erheblichem Maß auf ein geringes Bildungsniveau und ein – unter dem Gesichts-punkt der Chancen auf dem Arbeitsmarkt – "kritisches" Alter zurückgehen, können diese bei-den Faktoren als wichtige Determinanten der Politikverdrossenheit gelten. Bei einigen Bevöl-kerungsgruppen sind die Politikverdrossenen in der Minderheit. Dies trifft für die jüngste Al-tersgruppe, Befragte mit Abitur (aber – noch? – ohne Hochschulabschluss) und für die Resi-dualkategorie der Nicht-Berufstätigen (vor allem Hausfrauen) zu.

5 Skalenbildung: Die Bewertungen der beiden Statements von 1 (= stimme völlig zu) bis 5 (= lehne völlig ab)werden aufsummiert, sodass mindestens 2 und maximal 10 Punkte zu erreichen sind. Bei einer Punktzahlzwischen 2 und 4 wird davon ausgegangen, dass der Befragte politikverdrossen ist.

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Abb. 7: Politikverdrossenheit nach Alter, Bildung und Erwerbsstatus(in Prozent)

5 8

4 8

5 8

59

6 3

59

6 3

61

46

5 4

5 8

64

4 9

59

69

6 3

0 20 4 0 6 0 8 0 1 0 0

18 -24

25 -34

35 -44

45 -59

6 0 +

Unte r 10 .K l .

1 0 . K l . / P O S / M R

1 2 . K l . / E O S / A b i

(Fach - )Hochschu le

Beru fs t . s icher

Beru fs t . uns icher

N ich t be ru fs t .

R e n t n e r

Arbe i t s los ku rz

Arbe i t s los lang

Al te r

B i l d u n g

E r w e r b s s t a t u s

I n s g e s a m t

Ein starker Zusammenhang lässt sich zwischen der Politikverdrossenheit einerseits und derBewertung der deutschen Einheit sowie der Einschätzung der eigenen finanziellen Situationandererseits feststellen. Da die Position zur Vereinigung durch die persönliche wirtschaftlicheLage der Befragten mitbestimmt wird, ist letztere der erklärungsstärkere Faktor. Dies kommtauch darin zum Ausdruck, dass die Politikverdrossenheit mit negativer werdender persönli-cher ökonomischer Lage linear auf 77% in der Gruppe der schlecht Gestellten steigt. In engerBeziehung steht die Politikverdrossenheit auch zur (negativen) Einschätzung der Wählerori-entierung der Parteien. Der statistische Zusammenhang ist so ausgeprägt, dass beide Merk-male wohl lediglich unterschiedliche Dimensionen desselben Phänomens, nämlich der Poli-tikverdrossenheit, messen. Im einen Fall wird Parteienverdrossenheit erhoben, im anderen"Verfahrensverdrossenheit". Aus dem Rahmen fällt allerdings die oben – auf der Basis desParteienskalometers – gebildete Skala der Parteienverdrossenheit, die nur in sehr schwachemZusammenhang mit der Politikverdrossenheit steht. Der Grund dafür ist, dass sie nur denharten Kern der Politikverdrossenen erfasst. Da die Politikverdrossenheit aber weit verbreitet

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ist, unterscheidet sich der harte Kern der Verdrossenen nur graduell von der Gesamtgruppeder Befragten.

Eindeutige Aussagen lassen sich über das Verhältnis von Politikverdrossenheit und Institutio-nenvertrauen machen: Je geringer das Institutionenvertrauen, desto größer die Politikverdros-senheit (Abb. 8). Der Zusammenhang ist wiederum so eng, dass von Institutionenverdrossen-heit als einer (weiteren) Dimension der Politikverdrossenheit gesprochen werden kann. Alsletzte Dimension könnte die "Demokratieverdrossenheit" gelten. Während nämlich die zufrie-denen und die teils zufriedenen Demokraten einerseits und die Unzufriedenen und die Anti-demokraten andererseits auf der Skala der Politikverdrossenheit jeweils ähnliche Profile auf-weisen, besteht zwischen beiden Gruppen eine Kluft.

Abb. 8: Politikverdrossenheit nach Institutionenvertrauen und Demokratiezufriedenheit(in Prozent)

58

31

63

90

33

37

63

77

78

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

hoch

mittel

gering

zufriedene Demokr.

teils unzufr. Demokr.

Indifferente

Unzufriedene

Antidemokraten

Institutionen-vertrauen

Demokratie-zufriedenheit

Insgesamt

Abschließend ist noch ein Blick auf die Politikverdrossenheit unter den Parteianhängern zuwerfen. Wer annimmt, die Parteianhänger seien sehr viel weniger politikverdrossen im Sinneder "Verfahrensverdrossenheit" als die Gesamtbevölkerung, sieht sich durch den Thüringen-Monitor 2000 eines Besseren belehrt. Richtig ist die Annahme nur für die SPD-Anhänger. Inder Anhängerschaft der PDS sind die Politikverdrossenen mit 69% gegenüber 58% aller Be-fragten sogar klar überrepräsentiert. Dies lässt – entgegen dem Ergebnis des Parteienskalo-meters – zumindest Zweifel an der (von Seiten ihrer Anhänger perzipierten) Integration dergrößten Oppositionspartei in das politische System zu.

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4. Partizipation

Demokratie lebt nicht allein von turnusmäßigen Wahlen und einem verfassungskonformenHandeln der politischen und sonstigen Eliten. Die Bereitschaft zur Teilnahme an den Angele-genheiten des Gemeinwesens und die tatsächliche Partizipation sind als Einübung und Verin-nerlichung demokratischer Spielregeln wichtige Beiträge zu ihrem Funktionieren. In dieserPerspektive stellen sie eine wesentliche Komponente einer demokratischen politischen Kulturdar. Die demokratische Verfassungsordnung wird durch demokratiefeindliche Handlungenwie etwa Terrorakte akut gefährdet. Eine latente Bedrohung liegt aber auch dann vor, wenn esihr an Rückhalt in der Bevölkerung fehlt und die demokratische Partizipation jenseits der Be-teiligung an Wahlen schwach entwickelt ist.

Wie in der Gesamtbevölkerung variiert die Partizipationsbereitschaft und auch das tatsächli-che Partizipationsverhalten der Thüringer erheblich nach den Beteiligungsformen. Amstärksten ist die Bereitschaft zur Beteiligung an einer Unterschriftensammlung, die zweiDrittel bekunden. Sie sinkt bei der Teilnahme an Demonstrationen und der Mitwirkung inBürgerinitiativen auf unter 50%. An Demonstrationen teilzunehmen, bei denen mit Gewaltgerechnet werden muss (bekundete Gewaltakzeptanz) oder gar für eigene Ziele mit Gewaltkämpfen (erklärte Gewaltbereitschaft) würde jeweils nur eine kleine Minderheit der Befrag-ten. Vergleicht man die tatsächliche Partizipation mit der bekundeten Partizipationsbereit-schaft, so fällt sie erwartungsgemäß bei allen Beteiligungsformen geringer aus (Tab. 4). Be-sonders deutlich klaffen Handlungsbereitschaft und tatsächliches Handeln bei der Mitarbeit ineiner Bürgerinitiative auseinander. Nur gut ein Drittel derjenigen, die ihre Bereitschaft zurMitwirkung bekunden, engagieren sich auch wirklich. Der Grund dafür liegt u.a. darin, dassdas Engagement in einer Bürgerinitiative kontinuierliche Mitwirkung bedeutet und insofernmit höherem Aufwand verbunden ist als die einmalige, zeitlich begrenzte Beteiligung an einerUnterschriftensammlung oder einer Demonstration.

Tab. 4: Partizipationsbereitschaft und tatsächliche Partizipation(in Prozent, Mehrfachnennungen)

Bereitschaft Handeln

Beteiligung an Unterschriftensammlung 68 60

Mitarbeit in Bürgerinitiative 42 15

Teilnahme an Demonstration 44 39

Teilnahme an Demo, wenn mit Gewalt gerechnet werden muss 7 6

Kämpfen für eigene Ziele mit Gewalt 6 2

Da dem (behaupteten) tatsächlichen Partizipationsverhalten größere Aussagekraft zukommtals der bloßen Bereitschaft, ist auf der Basis dieser Angaben ein Partizipationsindex gebildetworden. Unterschieden wird bei der gewaltfreien Partizipation zwischen Befragten mit keiner,geringer und mittlerer/starker Partizipation.6 Bei der (mindestens potenziell) gewaltförmigen

6 Indexbildung: Keine Partizipation liegt vor, wenn noch keine Beteiligungsform praktiziert worden ist, geringePartizipation, wenn sich die Beteiligung auf eine Unterschriftensammlung beschränkt hat, mittlere/starke

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Partizipation sind über das berichtete Handeln hinaus auch die bekundete Gewaltakzeptanzund Gewaltbereitschaft einbezogen. Zum Personenkreis mit Gewaltakzeptanz werden diejeni-gen gerechnet, die an einer Demonstration teilnehmen würden, bei der mit Gewalt zu rechnenist, sowie diejenigen, die tatsächlich an einer solchen teilgenommen haben. Entsprechend liegtGewalt(-bereitschaft) dann vor, wenn Ziele mit Gewalt verfolgt werden oder die Bereitschaftdazu besteht. Nach dieser Einteilung zeigt jeweils ein Viertel der Befragten kein oder nur ge-ringes Partizipationsverhalten, während ein gutes Drittel mittlere/starke Partizipationswerteaufweist. Die Gewalt Akzeptierenden und die Gewaltbereiten/Gewalttäter bilden mit 8% bzw.7% der Befragten jeweils eine Minderheit, allerdings – teils infolge der weit gefassten Ein-teilungskriterien – keine quantité negligeable (Tab. 5).

Tab. 5: Partizipationsverhalten nach ausgewählten sozialstrukturellen Merkmalen(in Prozent)

Insgesamt Geschlecht Alter Bildungsabschluss

Männer Frauen 25-34 über 60 unter 10.Klasse

Hoch-schule

keine Partizipa-tion

26 22 29 16 36 41 17

geringe Partizipa-tion

25 22 28 25 27 23 18

mittlere/starkePartizipation

35 37 33 39 26 25 47

Gewaltakzeptanz 8 11 5 13 3 2 13

Gewalt(-bereitschaft)

7 9 5 7 8 9 6

Lesehilfe: Spaltenprozente. Von allen Befragten partizipieren 26 Prozent nicht, von den Männern 22 Prozent, von den Frauen 29 Prozent.

Wie aus Tabelle 5 hervorgeht, bestehen deutliche Unterschiede im Partizipationsverhalten jenach Alter, Geschlecht und Bildungsstand. Frauen sind weniger partizipationsfreudig alsMänner, vor allem aber viel zurückhaltender, sobald Gewalt – und sei es nur der Möglichkeitnach – ins Spiel kommt. Bei den Altersgruppen sind die Jüngsten und die Ältesten unter dengar nicht oder gering Partizipierenden jeweils deutlich überrepräsentiert. Das stärkste Enga-gement zeigen dementsprechend, insofern es um gewaltfreie Beteiligung geht, die mittlerenAlterskohorten. Während bei der Gewalt(-bereitschaft) überraschenderweise keine signifi-kanten Unterschiede zwischen den Altersgruppen auszumachen sind, lassen die 25-34-Jährigen eine weit über- und die ältesten Befragten eine weit unterdurchschnittlicheGewaltakzeptanz erkennen. Sowohl die mittlere/starke Partizipation als auch dieGewaltakzeptanz steigen linear mit zunehmendem Bildungsniveau. Demgegenüber sind unterden Gewaltbereiten/Gewalttätern Personen mit geringem Bildungsniveau überproportionalvertreten. Eine überdurchschnittlich starke gewaltfreie Partizipation lässt sich für dieArbeitslosen und für die Beschäftigten mit einem sicheren Arbeitsplatz nachweisen. LetztereGruppe bekundet zugleich eine weit überdurchschnittliche Gewaltakzeptanz. Partizipation, wenn mindestens die Teilnahme an einer Demonstration erfolgt ist und weder Gewaltakzeptanznoch Gewaltbereitschaft geäußert werden.

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Das Partizipationsverhalten steht insgesamt mit den verschiedenen Indikatoren der Politik-verdrossenheit in einem eher schwachen Zusammenhang. Zum Institutionenvertrauen weist esgar keine Beziehung auf. Erwartungsgemäß sind die Parteienverdrossenen in der Gruppe dergesellschaftspolitisch Inaktiven überproportional vertreten. Hinsichtlich der Demokratiezu-friedenheit fällt auf, dass die teils zufriedenen Demokraten relativ stark, die Antidemokratenhingegen kaum partizipieren. Hohe Werte bei der Gewaltakzeptanz weisen die teils zufriede-nen Demokraten und die Unzufriedenen auf. Weit überdurchschnittlich gewaltbereit zeigensich die Politikverdrossenen (im Sinne der "Verfahrensverdrossenheit"), die bei einem Anteilan den Befragten insgesamt von 58% drei von vier Gewaltbereiten/Gewalttätern stellen.Keine Aussage lässt sich wegen der geringen Fallzahlen über die Gewalt(-bereitschaft) derAntidemokraten machen. Im Parteienvergleich überwiegen die Gemeinsamkeiten.

Angesichts der verbreiteten, auch in den Ergebnissen des Thüringen-Monitors 2000 abzule-senden Politikverdrossenheit7 hat in der jüngsten Zeit eine seit langem und aus grundsätzli-chen Erwägungen kontrovers diskutierte Form der Partizipation wachsende Aufmerksamkeitgefunden: die direktdemokratischen Verfahren, oft auch als "plebiszitäre Elemente" bezeich-net. Für Thüringen kommt ihnen mit Blick auf das zurzeit laufende Volksbegehren "MehrDemokratie in Thüringen", das im Kern auf eine Senkung der Quoren für Bürgerantrag undVolksbegehren zielt, besondere Relevanz zu. Im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 wer-den die Befragten um eine Einschätzung gebeten, ob wichtige politische Fragen häufigerdurch Volksentscheid entschieden werden sollten. Um keine rein impulsiven Antworten zuerhalten, ist dem Statement zum Volksentscheid die Frage voran gestellt, ob die meistenLeute in Deutschland hinreichend informiert seien, über komplizierte politische Fragen zuentscheiden. Lediglich 6% der Interviewten stimmen dieser Aussage voll und ganz, immerhinjeder Fünfte eher zu. Demgegenüber äußerten sich mehr als zwei Drittel ablehnend.

Tab. 6: Entscheidungskompetenz und Volksentscheid(in Prozent)

Über wichtige politische Fragen häufiger durch Volksentscheid entscheidenHinreichende Informa-tionen, um über politi-sche Fragen zu ent-scheiden

stimmevoll zu

stimmeeher zu

teils / teils lehneeher ab

lehnevoll ab

Insgesamt

voll und ganz 6* 64 20 7 5 4 100

eher ja 21 60 21 18 0 1 100

eher nein 54 53 26 17 3 1 100

Nein 18 65 12 14 3 6 100

Insgesamt 100 58 21 16 3 2 100

Lesehilfe:* Vertikal: 6 Prozent der Befragten sind voll und ganz sicher, dass die meisten Leutehinreichende Informationen haben, 18 Prozent glauben das nicht (Spaltenprozente).Horizontal: Von denjenigen, die voll und ganz sicher sind, dass die meisten Leutehinreichende Informationen haben (6 Prozent aller Befragten), stimmen 64 Prozenthäufigeren Volksentscheiden voll zu, 4 Prozent lehnen das voll ab (Zeilenprozente).

Ungeachtet dieser skeptischen Einschätzung der Entscheidungskompetenz plädieren etwa viervon fünf Befragten für mehr Volksentscheide, davon die Mehrheit ganz entschieden ("stimmevöllig zu"). Überdurchschnittliche Zustimmung bringen die Personen mit Mittlerer

7 Zu ihren verschiedenen Dimensionen vgl. vor allem oben, Kapitel II.3.

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Reife/POS-Abschluss zum Ausdruck, am skeptischsten zeigen sich die (Fach-)Hochschulab-solventen. Selbst in dieser Gruppe sind noch fast drei Viertel den Befürwortern zuzurechnen;nur jeder Vierzehnte äußert sich ablehnend. Zwischen der perzipierten Entscheidungskompe-tenz und der Positionierung zu den Volksentscheiden besteht kein statistischer Zusammen-hang (Tab. 6). Erstaunlicher noch: Von denjenigen, die den meisten Leuten jegliche Entschei-dungskompetenz bestreiten, sprechen sich überdurchschnittlich viele (66% gegenüber 58%insgesamt) – und zudem mehr als von denjenigen, die eine hohe Entscheidungskompetenzannehmen (63%) – entschieden für mehr Volksentscheide aus. Im Klartext bedeutet dies: DieLeute sollen auch dann (häufiger) über wichtige politische Fragen entscheiden, wenn ihnenjegliche Kenntnis bezüglich der Entscheidungsmaterien fehlt.

Auch zwischen der Einstellung zu Volksentscheidungen und dem Partizipationsverhalten istkein Zusammenhang nachzuweisen. Die einzige Auffälligkeit besteht darin, dass die ent-schiedenen Befürworter von mehr Volksentscheiden unter den Gewaltbereiten/Gewalttäternmit 75% gegenüber 58% insgesamt deutlich überrepräsentiert sind. Offenbar erscheint denpolitisch motivierten Gewaltbereiten jedes Mittel und damit auch jedes zusätzliche gewalt-freie Instrument geeignet, um ihre Ziele durchzusetzen. Dem entspricht der unerwartete Be-fund, dass die Antidemokraten mit 69% zu den stärksten Fürsprechern direktdemokratischerVerfahren zählen. Wenig überraschend ist demgegenüber, dass die entschiedene Unterstüt-zung der Volksentscheide mit wachsender Demokratiezufriedenheit auf allerdings immernoch 46% unter den zufriedenen Demokraten sinkt. Die Befragten mit vollem Vertrauen indie Bundesregierung bzw. in die Landesregierung sind unter den entschiedenen Befürworternder direkten Demokratie nicht unterrepräsentiert, auch wenn die jeweiligen dezidierten Regie-rungskritiker überdurchschnittlich vertreten sind. Angesichts der referierten Befunde kannnicht erstaunen, dass die Unterschiede zwischen den Parteien eher gradueller Natur sind unddie Anhänger aller Landtagsparteien mit sehr deutlicher (CDU) bis überwältigender (PDS)Mehrheit mehr Volksentscheide begrüßen.

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5. Thüringen-Identität

Seit der friedlichen Revolution in der DDR und insbesondere der "Wiedergeburt" der ostdeut-schen Länder haben sich neben der Ausbildung einer gesamtdeutschen Orientierung auchregionale bzw. landsmannschaftliche Identitäten (neu) entwickelt. Diese haben wesentlichdazu beigetragen, dass in Ostdeutschland der realsozialistische Zentralismus durch einen Plu-ralismus unterschiedlicher politischer und ökonomischer Entwicklungsstrategien ersetzt wor-den ist. Im von biographischen Erschütterungen nicht freien Transformationsprozess kommtden jeweiligen regionalen Identitäten und in ihrem Zuge den sich allmählich entfaltenden re-gionalen politischen Kulturen eine Orientierungsfunktion zu. Elemente einer regionalen poli-tischen Kultur können aber auch zu Abschottungstendenzen und zu fehlender Offenheit ge-genüber gesellschaftlichen Entwicklungen, sei es in der Arbeitswelt oder im Kommunikati-onswesen, führen.

Wie stark ausgeprägt ist unter den Thüringern die regionale Identität und welchen Charakterhat sie? Die Heimatverbundenheit ist quer durch alle Alters- und soziale Gruppen ausgespro-chen stark entwickelt. Über 90% der Befragten geben an, Thüringen als ihre Heimat zu be-trachten, fast alle davon stimmen dieser Aussage völlig zu. Nur bei einem Teil von ihnen ver-bindet sich die Heimatverbundenheit aber mit einer regionalen Verwurzelung im Freistaat.Etwa jeder Zweite lehnt es auch dann ab Thüringen zu verlassen, wenn er woanders eine bes-sere Arbeitsstelle fände; jeder Dritte wäre dazu bereit (Abb. 9).

Abb. 9: Thüringen-Identität(in Prozent)

93

5 2

32

20

48

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Zustimmung teils / teils Ablehnung ja vielleicht nein

Thüringen ist meine Heimat Fortzug aus Thüringen bei besserer Arbeitsstelle

Dabei zeigen sich klare Generationseffekte: Mit zunehmendem Alter verringert sich dieBereitschaft, Thüringen zu verlassen. Als hochgradig mobil erweist sich nach eigenemBekunden die jüngste Altersgruppe, die sich damit grundlegend von den Älteren

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unterscheidet. 62% der 18-24-Jährigen würden um eines besseren Arbeitsplatzes willen ausThüringen fortziehen, nur etwa jeder Vierte lehnt dies ab. Männer sind etwasmobilitätswilliger als Frauen. Besonders ausgeprägt ist die entsprechende Bereitschaft unterden Befragten mit dem Abitur als höchstem Bildungsabschluss, unterdurchschnittlichentwickelt ist sie bei Berufstätigen mit einem sicheren Arbeitsplatz.

Besonders aussagekräftig für die Identität der Befragten ist ihr Selbstverständnis. Gefragt, obsie sich eher als Thüringer, als Ostdeutsche, als Deutsche oder als Europäer fühlen, bekunden45% eine Thüringer Identität, von den Frauen sogar jede Zweite. Fast jeder Dritte betrachtetsich als Deutscher, während eine ostdeutsche (15%) und eine europäische Identität (9%) nurvon relativ kleinen Minderheiten angegeben werden. Am auffälligsten präsentiert sich einmalmehr die jüngste Altersgruppe, die sich als einzige vorwiegend als Deutsche sieht und in derzugleich die "Europäer" überrepräsentiert sind. Das Bekenntnis zu Thüringen nimmt mit stei-gendem Bildungsstand ab, während umgekehrt ostdeutsche und europäische Identität zuneh-men. Durch das Selbstverständnis bestimmt wird auch die Bereitschaft, Thüringen zu verlas-sen. 48% der "Europäer", aber nur 27% der Personen mit thüringischer Identität würden dieswegen einer besseren Arbeitsstelle tun.

Untersucht man den Einfluss der persönlichen finanziellen Lage, ihrer Entwicklung seit 1990und der Bewertung der deutschen Einheit auf die Identität, so ergibt sich ein klar konturiertesBild. Die Trennlinie verläuft durchweg zwischen den "Europäern" und "Deutschen" auf dereinen Seite und den Personen mit ostdeutscher und thüringischer Identität auf der anderenSeite. Während zwei Drittel der "Deutschen" und "Europäer" ihre wirtschaftliche Situation alsgut oder sehr gut charakterisieren, ist es unter den "Ostdeutschen" nur jeder Zweite. Nochdeutlicher fallen die Unterschiede bei der Bewertung der Entwicklung der eigenen finanziel-len Situation aus. Eine Verschlechterung sehen überdurchschnittlich viele Menschen mit thü-ringischer und ostdeutscher Identität, eine Verbesserung konstatiert etwa jeder Zweite ausdiesem Personenkreis. Unter den "Deutschen" und "Europäern" sind es hingegen jeweils 70%.Diese Unterschiede reproduzieren sich bei der Einschätzung der deutschen Vereinigung. Zu-gespitzt stellen das Selbstbekenntnis als Deutscher und Europäer die Identitätskonzepte der"Einheitsgewinner" dar, wohingegen insbesondere die ostdeutsche Identität den bewusst-seinsmäßigen Zufluchtsort der "Einheitsverlierer" bildet.

Im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 sind die Befragten auch um einen Vergleich desFreistaats mit anderen Bundesländern gebeten worden. Dass die wirtschaftliche Lage in Thü-ringen besser ist als in den anderen ostdeutschen Bundesländern meinen 22%, während jederVierte dies bestreitet. Damit hat sich das Vertrauen in die ökonomische Besonderheit desFreistaats innerhalb von einem Jahr erheblich verringert und das – gegenüber Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt immer noch relativ hohe – Niveau des Landes Branden-burg von 1999 erreicht. Im September des vergangenen Jahres hatten noch 37% der Inter-viewten die wirtschaftliche Lage in Thüringen besser eingeschätzt als die in den anderenneuen Ländern. Ein Vorsprung wird aktuell insbesondere von der älteren Generation und weitüberdurchschnittlich von den (Fach-)Hochschulabsolventen wahrgenommen. Breite Zustim-mung erfährt hingegen die Aussage, Thüringen brauche den Vergleich mit den westdeutschenBundesländern nicht zu scheuen. Gut 50% zeigen sich davon überzeugt, nur 13% lehnen sieab. Da nicht spezifiziert ist, in welcher Hinsicht der Vergleich nicht gescheut werden muss,wird mit der Aussage vermutlich primär das landsmannschaftliche Selbstbewusstsein und einwenig wohl auch das Vorhandensein anti-westlicher Ressentiments erhoben.

Schließlich enthält der Thüringen-Monitor 2000 auch zwei Aussagen, anhand derer die Welt-offenheit der Thüringer ermittelt werden soll. Bei der Frage, ob Jugendliche einen Teil ihrerAusbildung im Ausland verbringen sollen, teilt sich die Bevölkerung in die drei etwa gleich

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großen Gruppen der Befürworter, der Unentschiedenen und der Gegner. Die Zustimmungsteigt mit dem Bildungsniveau von 19% bei Personen mit Volks- oder Hauptschulabschlussauf über 50% bei den (Fach-)Hochschulabsolventen an. Interessanterweise findet die Aussageunter denjenigen, die es am ehesten betrifft, also den 18-24-Jährigen die geringste Unterstüt-zung. Gespalten zeigen sich die Interviewten bezüglich der Frage, ob wie in Frankreich Ge-setze gegen den Gebrauch englischer Ausdrücke eingeführt werden sollen. Die Zustimmungzu einer solchen Maßnahme wächst mit steigendem Alter der Befragten. Personen unter 35Jahren lehnen sie deutlich ab, Personen über 45 Jahren unterstützen sie mit deutlicher Mehr-heit, während die mittlere Altersgruppe ebenso gespalten ist wie die Bevölkerung insgesamt.In dieser Verteilung spiegelt sich auch die sprachliche Kompetenz. Für die mit dem Engli-schen aus Schulunterricht, Musik und Jugendsprache vertrauten Jüngeren stellen englischeBegriffe nichts wirklich Fremdes und damit keine Barriere dar. Unter diesem Gesichtspunktüberraschend erscheint, dass zwei Drittel der (Fach-)Hochschulabsolventen entsprechendeGesetze befürworten. Die Erklärung dürfte darin liegen, dass es sich bei den Betreffendenvorwiegend um die mit Russisch als erster und zentraler Fremdsprache sozialisierte "DDR-Intelligenz" handelt. Sie gewinnt dadurch an Plausibilität, dass sich die übergroße Mehrheitder Personen mit Abitur als höchstem Bildungsabschluss ablehnend äußert.

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III. Verhältnis zu Ausländern / Rechtsextremismus

1. Einführung

KONTEXT DER UNTERSUCHUNG

Den thematischen Schwerpunkt des Thüringen-Monitors 2000 bildet mit den Einstellungen zuAusländern und zum Rechtsextremismus ein hochgradig aktuelles Themenfeld, dessen politi-sche Virulenz zum Zeitpunkt der Konzipierung der Untersuchung in dieser Form nicht abzu-sehen gewesen ist. Diese Aktualität mag das öffentliche und das politische Interesse erhöhen,für die Erhebung von Meinungen zu so stark emotionalisierten Themen wie Rechtsextre-mismus wirft sie erhebliche Probleme auf. Ganz generell stößt die Meinungsforschung bei derBefragung zu Themen wie Extremismus oder Fremdenfeindlichkeit auf Kommunikations-schwellen. Ein Teil der Befragten mit derartigen Auffassungen oder Verhaltensdispositionenwird sie im Wissen um ihre gesellschaftliche Unerwünschtheit nicht oder lediglich mit großerZurückhaltung äußern. Effekte der sozialen Erwünschtheit sind dann besonders stark, wennauf Grund des gesellschaftspolitischen Klimas eine besondere Sensibilität gegenüber demjeweiligen Gegenstand besteht.

Im Fall des Rechtsextremismus hat eine solche Sensibilität während des Untersuchungs-zeitraums – die "Feldphase" dauerte vom 19. bis zum 25. September 2000 – unzweifelhaftbestanden. Infolge einer Kette fremdenfeindlicher Gewalttaten bundesweit, insbesondere aberals Konsequenz der intensiven Medienberichterstattung darüber während der parlamenta-rischen Sommerpause8 haben Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus im Zentrum derpolitischen Debatten des Spätsommers 2000 gestanden. Dabei ist der Rechtsextremismusnicht nur im Kontext zahlreicher Gewalttaten als Problem diskutiert worden (und zwar bis hinzur Stigmatisierung einzelner Gruppen), sondern zugleich wegen verfassungsfeindlicherAktivitäten (z.B. Diskussion über den Verbotsantrag gegen die NPD) sowie als Bedrohungder außenpolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik Deutschland. FürThüringen kommt hinzu, dass die im August angelaufene, durch eine Regionalzeitung initi-ierte und von einer Vielzahl von Organisationen unterstützte Kampagne "Thüringen tolerant"während des Erhebungszeitraums eine Hochphase erlebte. Darüber hinaus hatte am 14.September der Innenminister im Landtag einen Zwischenbericht zur Bekämpfung des Extre-mismus vorgelegt, der mitsamt der sich anschließenden Landtagsdebatte ein starkes Echo inden Medien fand.

Angesichts der hier nur skizzierten Rahmenbedingungen dürften die Kommunikations-barrieren für die Zustimmung zu rechtsextremen Statements beim Thüringen-Monitor 2000weit höher gewesen sein als bei früheren Befragungen.9 Dass das Antwortverhalten derBefragten zumindest bei einigen Fragen durch das gesellschaftliche Klima beeinflusst wordenist, lässt sich anhand von Vergleichsdaten nahezu zweifelsfrei belegen. Nur zwei Beispiele 8 Als Ausnahme von der Regel ist damit ein genuines gesellschaftliches Problem zum wichtigsten Thema dessprichwörtlichen politischen Sommertheaters geworden.9 Durch die Beschränkung der Befragung auf die wahlberechtigte Bevölkerung ist zudem eine Personengruppenicht erfasst, in der ausweislich diverser Jugendstudien (zumal in Ostdeutschland) fremdenfeindlicheOrientierungen überdurchschnittlich verbreitet sind: die 14-18-Jährigen.

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seien genannt: (1) Bei der Selbsteinschätzung auf einer Links-Rechts-Skala von 1 (sehr weitlinks) bis 7 (sehr weit rechts) haben sich lediglich 4% der Interviewten rechts des Mittel-wertes eingeordnet; bei den äußersten rechten Werten (6 und 7) sind es jeweils weniger als0,5% gewesen. Selbst wenn aus einer Vielzahl von Erhebungen bekannt ist, dass sich Ost-deutsche weiter links einordnen als Westdeutsche, ist dieses Ergebnis gänzlich unrealistisch.Offenbar ist der Begriff "rechts" derzeit durch die Debatte über den Rechtsextremismus sostark diskreditiert, d.h. mit "rechtsaußen" oder "rechtsextrem" assoziiert, dass die Interviewtensich durch eine "Flucht in die Mitte" derartiger Etikettierung zu entziehen suchten. (2) Nur0,4% derjenigen Befragten, die bei der Landtagswahl 1999 gewählt haben, geben eineStimmabgabe für DVU, REP oder NPD an. Tatsächlich betrug der Zweitstimmenanteil dieserdrei Parteien bei der Wahl im September des vergangenen Jahres insgesamt 4,1%.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass bei der Interpretation der erhobenen Daten, inso-fern sie sich auf das Themenfeld Rechtsextremismus beziehen, besondere Sorgfalt gebotenist. Insbesondere kann von dem Prozentsatz der Zustimmung zu z.B. ausländerfeindlichenStatements nicht immer ohne weiteres auf die tatsächliche Verbreitung dieser Orientierungengeschlossen werden. Bei einigen Gegenständen erscheint es daher unabdingbar, dieVergleichsdaten aus einzelnen der neuen Länder oder aus Ostdeutschland insgesamt zurEinordnung der Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2000 mit heranzuziehen.

STRUKTUR DES SCHWERPUNKTTEILS

Ziel des auf das Schwerpunktthema bezogenen Teils dieser Studie ist zunächst eineBestandsaufnahme des Verbreitungsgrades rechtsextremer Einstellungsmuster und Verhal-tensdispositionen im Freistaat. Dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelnkann und folglich keine Aussagen über Entwicklungen und Trends möglich sind, ergibt sichaus dem bisherigen Fehlen thüringenweiter Umfragen zum Thema. Im Einzelnen werden aufder Basis der Daten des Thüringen-Monitors 2000 vornehmlich rechtsextreme Orientie-rungen, darüber hinaus aber auch (bekundetes) rechtsextremes Verhalten untersucht. So wirdzum einen nach der Bereitschaft zur Wahl rechtsextremer Parteien gefragt, zum anderenGewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft mit rechtsextremem Hintergrund betrachtet.

Am Anfang steht eine knappe Darstellung und Begründung der analytischen Aufspaltung desKonstrukts "Rechtsextremismus" in zwei Dimensionen: Ethnozentrismus und Ausländer-feindlichkeit. In dem sich daran anschließenden vorwiegend deskriptiven Teil wird über dieVerbreitung der verschiedenen Formen des Rechtsextremismus in der Bevölkerung insgesamtsowie in einzelnen sozialen Gruppen berichtet. Dabei finden neben den MerkmalenGeschlecht, Alter, Bildung, Erwerbsstatus verschiedentlich auch die Konfession, die Kirch-gangshäufigkeit, das Haushaltseinkommen, die Positionierung auf der Links-Rechts-Skalasowie die Parteibindung Berücksichtigung.

In einem zweiten Teil werden die einzelnen Erscheinungsformen des Rechtsextremismuszueinander in Beziehung gesetzt. Dadurch soll zunächst Aufschluss darüber gewonnenwerden, in welchem Zusammenhang die einzelnen rechtsextremen Einstellungsdimensionenstehen. In einem zweiten Schritt wird der Frage nachgegangen, ob rechtsextreme Einstel-lungen Voraussetzung für rechtsextremes Verhalten sind bzw. in welchem Umfang derartigeOrientierungen ein entsprechendes Handeln nach sich ziehen. Schließlich wird im dritten Teilversucht, anhand ausgewählter Daten des Thüringen-Monitors 2000 einige gängige theore-tische Ansätze auf ihre Erklärungskraft für Erscheinungsformen des Rechtsextremismus inThüringen hin zu überprüfen.

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2. Erscheinungsformen des Rechtsextremismus

2.1 Rechtsextreme Einstellungen

Es liegt in der Natur von Meinungsumfragen, dass sie vornehmlich Einstellungen erfassenund erst in zweiter Linie Verhaltensdispositionen. Entsprechend haben die Fragen zu rechts-extremen Orientierungen und zur Haltung gegenüber Ausländern im Zentrum des diesjährigenSchwerpunktthemas des Thüringen-Monitors gestanden. Rechtsextremismus ist vorwiegenddurch zehn Fragen gemessen worden, die fünf wesentliche Dimensionen des Rechtsextre-mismus erfassen: Ausländerfeindlichkeit (vier Fragen), Nationalismus (zwei Fragen), Sozial-darwinismus (zwei Fragen), Antisemitismus (eine Frage) und Verharmlosung des National-sozialismus (eine Frage).10

Der Analyse der Einzelergebnisse ist ein für die Vorgehensweise bei der Auswertung und dieInterpretation wesentlicher Arbeitsschritt vorausgegangen. Zunächst wurde untersucht, ob esstarke Zusammenhänge zwischen den Antworten auf die zehn Fragen gibt, um festzustellen,ob diese in etwa dasselbe gemessen haben. Nur dann wäre es zulässig, wie in den bisherigenUntersuchungen zum Thema häufig praktiziert, aus ihnen einen generellen Index „Rechts-extremismus“ zu bilden. Als Ergebnis dieser Prüfung ist eine der Fragen zur Ausländerfeind-lichkeit von der weiteren Auswertung ausgeklammert worden. Des weiteren konnten mitHilfe eines statistischen Verfahrens11 zwei "Hintergrundfaktoren" ermittelt werden, auf diesich jeweils ein Teil der Fragen bezieht. Da die drei verbliebenen Aussagen zur Ausländer-feindlichkeit auf den ersten Faktor bezogen sind, wird er hier als „Ausländerfeindlichkeit“etikettiert. Die übrigen sechs Fragen beziehen sich auf den zweiten Faktor (von ihnen „lädt“wiederum eine relativ schwach auf ihn, sodass sie im weiteren nicht berücksichtigt wurde).Der zweite Faktor wird mit seinem gemeinsamen Nenner „Ethnozentrismus“ umschrieben.

Die somit notwendige analytische Unterscheidung der beiden Hintergrundfaktoren hat für dieweitere Darstellung zur Folge, dass nur ausnahmsweise allgemein von Rechtsextremismusgesprochen wird. Ist dies der Fall, so sind beide der genannten Dimensionen gemeint. Inhalt-liche Aussagen beziehen sich im Folgenden jedoch vorwiegend auf eine der Dimensionen,also entweder auf die Ausländerfeindlichkeit oder auf den Ethnozentrismus. Dies impliziertauch, dass in dieser Studie keine einzelne Zahl zur Verbreitung des Rechtsextremismus inThüringen genannt wird. Entgegen anders gearteten Erwartungen wären Angaben nach demMuster "X Prozent der Thüringer sind rechtsextrem" sachlich unangemessen. Ein seriöserUmgang mit den erhobenen Daten und erst recht mit den Phänomenen selbst gebietet es,durchgängig zwischen Ethnozentrismus und Ausländerfeindlichkeit als den beiden Dimen-sionen des Rechtsextremismus zu unterscheiden. Insofern Aussagen über Zusammenhängezwischen den Dimensionen gemacht werden, finden sie sich unten in Kapitel III.3.

2.1.1 Verhältnis zu Ausländern

Die Einstellungen gegenüber Ausländern werden im Thüringen-Monitor 2000 mit dreiverschiedenen Instrumenten erfasst. Wichtigstes Instrument sind vier Aussagen über Auslän-der, zu denen die Befragten in fünf Abstufungen Zustimmung bzw. Ablehnung äußern 10 Die Auswahl der Dimensionen wie auch die exakte Formulierung der Fragen sind auf der Basis einerAuswertung der einschlägigen Literatur und einer Sichtung der bisherigen Umfragen zum Themenfeld erfolgt.11 Faktorenanalyse mit schiefwinkliger Rotation.

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können. Daneben richtet sich eine Frage auf die Haltung gegenüber verschiedenen Gruppenvon Fremden. Schließlich wird nach dem Kontakt mit Ausländern gefragt (vgl. dazu Kap.III.4.1). Von den vier Statements zu Ausländern beziehen sich jeweils zwei auf ihre Anders-artigkeit (Fremdheit) als Nicht-Deutsche und auf ihren sozioökonomischen Status. Sie sinddaher geeignet, zwei verschiedene Dimensionen von Ausländerfeindlichkeit zu erheben: dieim Kern rassistisch begründete und die aus einer wahrgenommenen Konkurrenzsituationerwachsene Ablehnung von Ausländern.

Die ausländerfeindlich formulierten Aussagen12 werden – bei einer durchweg großen Zahlvon Unentschiedenen – jeweils von mehr Befragten abgelehnt als ihnen zustimmen. Der Gradder Zustimmung variiert bei den einzelnen Aussagen jedoch beträchtlich. Die geringste Unter-stützung findet das am schärfsten ausländerfeindlich formulierte Statement zu den Menschen-rechten. Lediglich 6% der Interviewten bestreiten, dass die Menschenrechte für Ausländer inDeutschland konsequent umgesetzt werden sollen, unter den 18-24-Jährigen sind es doppeltso viele (Abb. 10). Die höchste Zustimmungsrate wird bei der Frage nach einer gefährlichenÜberfremdung Deutschlands durch Ausländer erreicht. Fast jeder Dritte äußert sich zustim-mend und die Ablehnungsquote ist nur geringfügig höher.

Abb. 10: Einstellungen gegenüber Ausländern(in Prozent)

35 353029

53

19

4239

20

68

26

7

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Ausländerfreundliche Position teils / teils Ausländerfeindliche Position

Deutschland gefährlich überfremdetAusländer nutzen Sozialstaat ausAusländer zurückschicken bei knappen ArbeitsplätzenMenschenrechte für Ausländer durchsetzen

Ein ähnliches Antwortverhalten zeigt sich bei den Aussagen zur sozioökonomisch motiviertenAusländerfeindlichkeit. In beiden Fällen bekundet etwa jeder Fünfte Zustimmung. Allerdingserfährt die schärfer formulierte Aussage, dass die Ausländer bei Arbeitsplatzknappheit in ihreHeimat zurückgeschickt werden sollen, erheblich stärkere Ablehnung als das Statement zum

12 Eines der Items ist im Fragebogen positiv, d.h. ausländerfreundlich formuliert. Für Interpretationszwecke ist es"umgedreht" worden, d.h. die Antworten werden denen der anderen Items angepaßt. Wenn im Folgenden vonZustimmung die Rede ist, indiziert dies – wie bei den anderen Statements – eine ausländerfeindliche Haltung.

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Missbrauch des Sozialstaats. Zugleich zeigen sich bei der Positionierung zu diesem Themadeutlichere sozialstrukturelle Unterschiede. Die jüngeren Jahrgänge (bis 35 Jahre) und dieFrauen sind überproportional unter den Befürwortern vertreten. Darüber hinaus sinkt dieZustimmung mit steigendem Bildungsniveau.

Um nicht nur für einzelne Fragen besondere Auffälligkeiten berichten, sondern systematischausländerfeindlich Eingestellte von anderen unterscheiden zu können, ist aus den vier Aus-sagen ein Index der Ausländerfeindlichkeit gebildet worden. Voraussetzung dafür ist, dasszwischen den vier Statements statistisch gesehen ein deutlich positiver Zusammenhangbesteht. Dies ist der Fall, allerdings ist der Zusammenhang für die Frage nach den Menschen-rechten durchgängig schwächer als für die anderen Aussagen. Aus diesem Grund sind in denIndex lediglich die Statements zur Überfremdung, zur Rücksendung in die Heimat und zurAusnutzung des Sozialstaates eingegangen.

Auf der Basis des mit den drei genannten Aussagen gebildeten Indexes13 lassen 15% derBefragten als ausländerfeindlich einzustufende Einstellungen erkennen, 27% sind von solchenEinstellungen frei und eine große Gruppe von 58% erreicht mittlere Werte. Der Prozentsatzausländerfeindlich Eingestellter liegt weit unterhalb der Quote der Fremdenfeindlichkeit, diein einer neueren Untersuchung auf der Basis der ALLBUS-Daten von 1996 für Thüringenermittelt worden ist (über 45%). Er deckt sich hingegen mit dem Prozentsatz des harten Kernsvon fremdenfeindlich Orientierten in Ostdeutschland, der in derselben Untersuchung genanntist. Da die Indexbildung in ganz anderer Form erfolgt ist, sind die Werte mit den thürin-gischen jedoch nicht direkt vergleichbar. Für Thüringen im Frühherbst 2000 ist anzunehmen,dass sich ein schwer zu quantifizierender Teil der Befragten mit mittleren Werten beim IndexAusländerfeindlichkeit unter anderen Befragungsumständen klar ablehnend gegenüber Aus-ländern geäußert hätte.

Hinsichtlich sozialstruktureller Aspekte unterscheiden sich die ausländerfeindlich und dieeindeutig nicht ausländerfeindlich Eingestellten deutlich voneinander. Unter den Personen mitstarker Ausländerfeindlichkeit sind die Rentner, Frauen, kirchlich Gebundenen und Arbeiterunterrepräsentiert (Abb. 11). Am stärksten ist die Ausländerfeindlichkeit unter den Personenmit niedrigem Bildungsniveau verbreitet; jeder Vierte mit einem Schulabschluss unter demNiveau der zehnten Klasse äußert sich entsprechend. Das Haushaltsnettoeinkommen pro Kopfsteht in einem nur schwachen Zusammenhang mit dem Verhältnis zu Ausländern. Lediglichbei den Kontrastgruppen der niedrigsten und höchsten Einkommen zeigen sich deutlicheBeziehungen. Fast jeder Vierte mit einem Pro-Kopf-Haushaltseinkommen von unter 750 DMbekundet eine ausländerfeindliche Einstellung, während die Personen mit einem Einkommenvon über 1750 DM in der Gruppe ohne Ausländerfeindlichkeit deutlich überrepräsentiert sind.Immunisierend wirken ein sicherer Arbeitsplatz, ein hoher Bildungsstand und die Zugehörig-keit zur Berufsgruppe der höheren/leitenden Angestellten und Beamten. Wie unschwer zuerkennen, ist das hohe Bildungsniveau der eigentliche Erklärungsfaktor für fehlende Auslän-derfeindlichkeit.

Auch über die sozialstrukturellen Merkmale hinaus weist die Ausländerfeindlichkeit deutlicheZusammenhänge mit einer Reihe von Faktoren auf, darunter auch die Selbsteinstufung auf derLinks-Rechts-Skala. In der Tendenz sind die Befragten um so ausländerfeindlicher, je weiterrechts sie sich positionieren. Unter den "Identitätsgruppen" (vgl. Kap. II.5) weisen die sich alsOstdeutsche Definierenden den größten prozentualen Anteil von ausländerfeindlich Einge-stellten auf. Leicht überdurchschnittlich ist auch der Wert für die "Thüringer". Stark immuni- 13 Indexbildung: Die Bewertungen der drei Items von 1 ("lehne völlig ab") bis 5 ("stimme voll und ganz zu")werden aufsummiert, sodass mindestens 3 und maximal 15 Punkte zu erreichen sind. Ausländerfeindlich sindBefragte, die eine Punktzahl über 11 erreichen, nicht ausländerfeindlich diejenigen mit einer Punktzahl unter 7.

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siert präsentieren sich die "Europäer", bei denen als einzige Gruppe die nicht ausländerfeind-lich Eingestellten eine deutliche Mehrheit bilden.

Abb. 11: Ausländerfeindlichkeit nach sozialstrukturellen Merkmalen(in Prozent)

1 5

1 3

1 7

2 6

1 5

6

7

10

1 4

2 0

1 9

1 8

1 8

1 3

10

1 1

0 5 1 0 1 5 20 2 5 3 0

männ l i ch

we ib l i ch

un te r 10 . K l .

1 0 . K l . / P O S / M R

1 2 . K l . / E O S / A b i

(Fach - )Hochschu le

Be ru f s t . S i che r

B e r u f s t . U n s i c h e r

N ich t be ru fs t .

R e n t n e r

A rbe i t s l os

A rbe i t e r

e in f . /m i t t l . Ang . /Beamte

höh . / l e i t . Ang . /Beamte

Landw. /Se lbs t .

A l l e B e f r a g t e n

G e s c h l e c h t

B i l d u n g

E r w e r b s s t a t u s

B e r u f s g r u p p e

Da Ausländer eine überaus heterogene Population darstellen, die etwa vom ehemaligen viet-namesischen Vertragsarbeiter über den italienischen Eisverkäufer bis zum kurdischen Asyl-bewerber reicht, erscheint interessant, gegen welche Gruppen sich bestehende Vorurteilerichten. Die Befragten sind zu diesem Zweck gebeten worden anzugeben, welche Ausländer-gruppen sie nicht als Nachbarn haben möchten – ein Indikator mindestens für soziale Distanz,vermutlich aber auch für Ausgrenzung (Diskriminierungsbereitschaft). Konkret wurde nach

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Italienern, Vietnamesen, Farbigen14 und Asylbewerbern gefragt, zu Unterscheidungszweckenaußerdem nach Aussiedlern und Westdeutschen. Nimmt man das Antwortverhalten zumMaßstab, zeichnen sich die Thüringer durch Weltoffenheit und Toleranz aus. Fast allegenannten Gruppen sind als Nachbarn willkommen; nur zwischen 5% und 8% Prozent derBefragten bringen Vorbehalte zum Ausdruck. Ob der Nachbar Vietnamese oder West-deutscher, Italiener oder Aussiedler ist, macht aus dieser Sicht keinen Unterschied.

Lediglich gegenüber Asylbewerbern wird stärkere soziale Distanz zum Ausdruck gebracht;jeder Fünfte lehnt sie als Nachbarn ab. In der Haltung gegenüber dieser Gruppe ist auch dieeinzige Auffälligkeit unter sozialstrukturellen Gesichtspunkten zu vermerken: Unter den 18-24-Jährigen steigt die Diskriminierungsbereitschaft auf 35% an. Bemerkenswert ist, dass mitden Asylbewerbern ein Personenkreis auf besondere Ressentiments stößt, der mehrheitlichauf dem Arbeitsmarkt nicht als Konkurrenz in Erscheinung treten kann (anders als Italienerund Vietnamesen etwa). Offenbar ergibt sich die Bereitschaft zur Ausgrenzung aus der mut-maßlichen (kulturellen) Fremdheit oder aus der für unzulässig befundenen Inanspruchnahmevon Sozialleistungen durch die Asylbewerber.

Generell sticht das gegenüber Vergleichsdaten weit unterdurchschnittliche Niveau der bekun-deten sozialen Distanz bzw. Diskriminierungsbereitschaft hervor. So hat noch 1996 fast jederzweite Ostdeutsche angegeben, dass ihm ein Asylbewerber als Nachbar unangenehm wäre –ein zweieinhalb Mal so hoher Anteil der Befragten wie beim Thüringen-Monitor 2000. Fürdie Interpretation der thüringischen Daten empfiehlt sich von daher besondere Vorsicht. Weitmehr noch als bei anderen Fragen könnte sich das Antwortverhalten hier an der wahrgenom-menen sozialen Erwünschtheit orientiert haben. Da die Ausgrenzung von Ausländern zumalin einer Zeit heftiger Debatten über Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gesell-schaftlich als indiskutabel gilt, könnten zahlreiche Befragte eine vorhandene Diskriminie-rungsbereitschaft verschwiegen haben ("Schweigespirale").

Bei der Bildung eines Indexes der "Diskriminierungsbereitschaft" ist diese hochgradig wahr-scheinliche Tendenz im Antwortverhalten berücksichtigt worden. Auf der Grundlage derbekundeten sozialen Distanz zu Ausländern sind zwei gegensätzliche (dichotome) Gruppengebildet worden: Als diskriminierungsbereit gelten diejenigen, die mindestens eine der viergenannten Ausländergruppen als Nachbarn ablehnen und zugleich keine soziale Distanzgegenüber Westdeutschen zeigen;15 alle anderen zeigen keine Diskriminierungsbereitschaft.Nach dieser Einteilung lassen 21% der Befragten Diskriminierungsbereitschaft erkennen.Diese Gruppe ist also weitgehend mit denjenigen identisch, die etwas gegen Asylbewerber alsNachbarn haben. Umgekehrt gilt, dass fast alle Befragte, die Italiener, Vietnamesen undFarbige als Nachbarn ablehnen, auch gegenüber Asylbewerbern Ressentiments aufweisen.

Obwohl Diskriminierungsbereitschaft und Ausländerfeindlichkeit in einem zumindest mittel-starken positiven Zusammenhang stehen, verteilen sich die Diskriminierungsbereitenhinsichtlich sozialstruktureller Merkmale und sonstiger Einstellungen viel gleichmäßiger alsdie ausländerfeindlich Eingestellten. Das Haushaltsnettoeinkommen pro Person spielt ebensowenig eine nennenswerte Rolle wie das Bildungsniveau oder die Parteiaffinität. Zwar zeigendie Frauen erneut eine größere Ablehnung gegenüber Ausländern, die Unterschiede zwischenden Geschlechtern fallen aber eher gering aus. Leicht überdurchschnittlich diskriminierungs-

14 Selbstverständlich können Farbige die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, für die Zwecke derMeinungsforschung kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Befragten Farbige quasi automatisch alsAusländer kategorisieren.15 Zeigen sie zusätzlich Vorbehalte gegenüber Westdeutschen als Nachbarn, liegt Fremdenfeindlichkeit vor. DieGruppe der Aussiedler ist für die Indexbildung nicht berücksichtigt, weil unklar ist, ob die Befragten sie als In-oder Ausländer wahrnehmen.

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bereit sind die Protestanten und die Personengruppe mit einer ostdeutschen Identität. Weitüberdurchschnittliche Werte werden aber lediglich von zwei Befragtengruppen erreicht: denNicht-Berufstätigen und den 18-24-Jährigen (Abb. 12). Nur eine schwach ausgeprägte Diskri-minierungsbereitschaft findet sich unter den Interviewten mit einem sicheren Arbeitsplatz.

Abb. 12: Diskriminierungsbereitschaft gegenüber Ausländern:Gruppen mit Extremwerten(in Prozent)

17

17

21

27

32

38

0 5 10 15 20 25 30 35 40

sicherer Arbeitsplatz

SPD-Anhänger

ostdeutsche Identität

Nicht-Berufstätige

18-24-Jährige

Alle Befragten

2.1.2 Ethnozentrismus

Dem Themenfeld des Ethnozentrismus lassen sich insgesamt sechs Fragen des Thüringen-Monitors zuordnen. Jedoch weist eine davon, das Statement "Deutschland sollte seine natio-nalen Interessen viel offensiver vertreten", nur einen vergleichsweise geringen statistischenZusammenhang mit dem Faktor Ethnozentrismus auf. Auf Grund dieser "Sonderstellung"wird über die Positionierung der Befragten zu einer offensiveren deutschen Außenpolitikzuerst berichtet. Der Aussage stimmt gut die Hälfte der Thüringer zu, was in etwa dem beieiner Befragung in Brandenburg im Sommer 2000 erzielten Wert entspricht. 16 Knapp jederFünfte äußert sich ablehnend, während sich etwa ein Drittel unentschieden zeigt. Besondersdeutlich fällt die Zustimmung bei den Personen mit geringerem Bildungsniveau sowie bei derjüngsten Altersgruppe aus.

Neben dem genannten Statement enthält der Thüringen-Monitor 2000 noch eine zweite Frage,mit der die Einstellungen zu einem eher aggressiven Nationalismus erfasst worden sind. DieAussage, dass die Deutschen von Natur aus anderen Völkern überlegen seien, ist jedoch in 16 Das Item bei der Befragung in Brandenburg war folgendermaßen formuliert: "Deutschland sollte wieder eineführende Rolle in der Welt übernehmen."

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doppelter Weise radikaler: Zum einen werden die Deutschen positiv von anderen Völkernunterschieden, zum anderen wird diese Aufwertung rassistisch begründet ("von Natur aus").Entsprechend gering fällt die Zustimmung aus. Lediglich 6% der Thüringer – 4% der Männerund 8% der Frauen – befürworten die Aussage, während sie von mehr als der Hälfte völligund von weiteren 16% weitgehend abgelehnt wird. Vergleichsweise starke Zustimmung aufetwa doppelt so hohem Niveau wie der Durchschnitt bekunden die Befragten mit niedrigemBildungsstatus und die Altersgruppe ab 60 Jahre, die den Nationalsozialismus noch selbsterlebt hat – und zu einem gewissen Teil offenbar von seiner Ideologie bis ins hohe Lebens-alter geprägt ist. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Gruppe weit häufiger(13%) als die Befragten insgesamt (9%) dem Nationalsozialismus gute Seiten attestiert. Auchbei diesem Statement, das gleichfalls überwältigende Ablehnung erfährt, sind unter denBefürwortern die Frauen und vor allem die Personen ohne Mittlere Reife/POS-Abschlussüberrepräsentiert.

Noch geringere Unterstützung findet die Aussage zum Antisemitismus. Lediglich 6% äußernsich judenfeindlich, während drei von vier Befragten ihre Ablehnung derartiger Auffassungenzum Ausdruck bringen. Damit liegt die Zustimmungsquote auffällig niedrig, beispielsweiseum drei Prozentpunkte unter den bei identischer Fragestellung für Berlin und Brandenburgermittelten Werten. In der Tendenz bestätigt sich damit die relativ geringe Anfälligkeit Ost-deutscher gegenüber antisemitischem Gedankengut. Sie hat seit 1990 kontinuierlich niedrigergelegen als in den alten Bundesländern.

Neben den Aussagen zum Nationalismus, zum Antisemitismus und zur Bewertung des NS-Regimes sind im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 zwei Fragen zum Kern rechts-extremer Ideologie, nämlich zum Sozialdarwinismus gestellt worden. Die erste Frage, ob sichunter den Menschen immer der Stärkere durchsetzen soll, bejaht etwa jeder Achte, währendsich zwei Drittel der Interviewten ablehnend äußern. Größere Zustimmung findet das umeiniges radikalere Statement "Es gibt wertvolles und unwertes Leben". Es bringt die fürrechtsextremes Denken konstitutive Auffassung von der Ungleichwertigkeit menschlichenLebens auf den Punkt. Darüber hinaus wird mit dem "unwerten Leben" ein Begriff der natio-nalsozialistischen Rassenideologie aufgenommen – was freilich nur einem Teil der (vorwie-gend älteren) Befragten bewusst gewesen sein dürfte. Unterstützt wird diese Aussage von22% der Befragten, während sie bei einer deutlichen Mehrheit von 60% auf Ablehnung stößt.Bei beiden Statements sind unter den Befürwortern erneut die Ältesten, die gering Gebildetenund die Frauen überproportional vertreten. Dass es unwertes Leben gibt, meint jeweils jederDritte der Interviewten ohne Mittlere Reife/POS-Abschluss und derjenigen im Alter von über60 Jahren.

Die Beziehung der genannten Statements untereinander lässt sich etwa folgendermaßen skiz-zieren: Im Zentrum steht eine Ungleichheitsideologie, die zwischen Höherwertigen (Deut-schen) und Minderwertigen unterscheidet. Aus ihr wird die Dominanz der Höherwertigen alseine Art biologischer Notwendigkeit abgeleitet und gerechtfertigt. Schließlich findet diesesDenkschema Anwendung auf historische Herrschaftssysteme (Nationalsozialismus) und aufbestimmte Personengruppen (Antisemitismus). Um festzustellen, ob sich derart ethno-zentrisch und sozialdarwinistisch Eingestellte systematisch von anderen Befragten unter-scheiden, ist analog zur Ausländerfeindlichkeit ein Index des Ethnozentrismus gebildetworden. Auf der Basis der fünf genannten Statements (Tab. 7) wird zwischen einem hartenKern von Ethnozentristen, latent ethnozentrisch Eingestellten und Sonstigen unterschieden.17

17 Indexbildung: Wird mindestens drei der fünf Statements zugestimmt, handelt es sich um manifestethnozentrisch orientierte Personen. Als latent ethnozentrisch eingestellt gelten diejenigen Befragten, die aufeiner Ethnozentrismus-Skala von 5 (völlige Ablehnung aller fünf Statements) bis 25 (völlige Zustimmung zu

50

Dem harten Kern sind 4,5% der Befragten zuzurechnen, weitere 6,9% weisen latent ethno-zentrische Einstellungen auf. Dieser Gruppe von 11,4% der Interviewten steht eine Mehrheitvon knapp 89% gegenüber, die keine oder nur geringe diesbezügliche Positionen erkennenlässt und insofern als nicht ethnozentrisch orientiert bezeichnet werden kann.

Tab. 7: Zustimmung zu den fünf Statements des Ethnozentrismus-Indexes(in Prozent)

Dimensionen und Statements des Indexes + + + +/– – – –

Sozialdarwinismus

"Wie in der Natur sollte sich unter den Menschen immer derStärkere durchsetzen." 7 6 22 15 50

"Es gibt wertvolles und unwertes Leben." 14 8 17 7 52

Nationalismus/Rassismus

"Die Deutschen sind anderen Völkern von Natur aus überlegen." 2 4 19 16 58

Verharmlosung des Nationalsozialismus

"Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten." 5 4 20 17 52

Antisemitismus

"Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches ansich und passen nicht so recht zu uns." 3 3 15 16 59

+ + "stimme voll und ganz zu"; + "stimme weitgehend zu"; +/– "teils-teils"; – lehne weitgehend ab"; – – lehne völlig ab

Angesichts des Antwortverhaltens bei den einzelnen Statements kann nicht überraschen, dasssowohl das weibliche Geschlecht als auch die älteste Altersgruppe unter den Ethnozentristendeutlich überrepräsentiert sind.18 Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer lassen ent-sprechende Orientierungen erkennen, unter den Personen mit manifest ethnozentrischenEinstellungen stellen sie drei Viertel (Abb. 13). Noch stärker überproportional vertreten sinddie Personen ohne Mittlere Reife/POS-Abschluss, von denen fast jeder Vierte den Ethno-zentristen zuzurechnen ist. Hingegen liegt bei den Personen mit mindestens dem Abitur alshöchstem Bildungsabschluss der Anteil derjenigen ohne klare ethnozentrische Einstellungennahe bei 100%. Unter den Altersgruppen verdienen neben den Befragten über 60 Jahren auchdie Jüngsten Aufmerksamkeit. Zwar kann wegen der geringen Fallzahl keine zuverlässigeAngabe zur Verbreitung ethnozentrischer Positionen bei den 18-24-Jährigen gemacht werden,in der Kontrastgruppe sind sie aber klar unterproportional vertreten.

Bei den Berufsgruppen zeigen sich die Arbeiter überdurchschnittlich anfällig für ethno-zentrische Denkmuster. Während sie kaum mehr als ein Drittel der Befragten ausmachen,stellen sie beinahe jeden zweiten "Ethnozentristen". Umgekehrt zeigen sich die "Arbeitsplatz-besitzer" überproportional stark immunisiert. Ohne Bedeutung sind die Einkommensverhält- allen fünf Statements) einen Wert von mindestens 16 erreichen – und weniger als drei Aussagen unterstützen.Die Definition des latenten Ethnozentrismus ist damit sehr breit angelegt. Dies erscheint in doppelter Weisegerechtfertigt: Zum einen sind die fünf Aussagen beinahe ausnahmslos sehr stark formuliert, zum anderen wirdauf diese Weise der Effekt der sozialen Erwünschtheit im Antwortverhalten ein wenig "ausgeglichen".18 Für die weitere Argumentation werden die manifest und die latent ethnozentrisch Eingestellten gelegentlichzusammengefasst mit der Konsequenz, dass schlicht Ethnozentristen und Sonstige gegenübergestellt sind.Wegen der teilweise geringen Fallzahlen ist dieses Vorgehen für eine seriöse Analyse alternativlos.

51

nisse und die Parteineigung. Ein Zusammenhang besteht mit der Einordnung auf der Links-Rechts-Skala – Personen, die sich in der Mitte oder rechts davon einstufen, weisen mäßigüberdurchschnittliche Werte auf. Ein Einfluss auf die Ausprägung ethnozentrischer Positionenlässt sich hingegen für die Identität nachweisen. So sind die Befragten mit einer thüringischenIdentität unter den Ethnozentristen mit einem Anteil von gut 16% überrepräsentiert. Offen-kundig ist bei einem (kleinen) Teil der "Thüringer" die regionale Identität mit Überlegen-heitsgefühlen und einer Abwertung von Fremdem und Fremden verknüpft.

Abb. 13: Ethnozentrismus nach Geschlecht und Bildungsabschluss(in Prozent)

0 5 10 15 20 25

männlich

weiblich

unter 10. Kl.

10. Kl./POS/MR

12.Kl./EOS/Abi

(Fach-)Hochschule

manifest ethnozentristisch latent ethnozentristisch

12

7

15

24

11

3

2

Alle Befragten

Geschlecht

Bildung

2.2 Anhänger/Sympathisanten rechtsextremer Parteien

Rechtsextreme Einstellungen, seien sie stärker ausländerfeindlich oder ethnozentrisch bzw.sozialdarwinistisch geprägt, müssen nicht unmittelbar verhaltensrelevant sein. Ob sie es sindoder werden, hängt von individuellen Voraussetzungen einerseits und von den gesellschaft-lichen Rahmenbedingungen andererseits ab. Eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, der-artige Überzeugungen politisch zu artikulieren, besteht in der Wahl einer rechtsextremenPartei. Allerdings ist aus der empirischen Wahlforschung hinlänglich bekannt, dass nur einTeil der Wähler rechtsextremer Parteien in Umfragen ihre tatsächliche Wahlabsicht äußern.Die (ungewichteten) Daten der "Sonntagsfrage" aus dem Thüringen-Monitor 2000 bestätigendiese Erfahrungen geradezu schulbuchmäßig: Weniger als ein halbes Prozent der Befragtenbekundet eine Wahlabsicht zugunsten der DVU, der NPD oder der "Republikaner" (REP).19

19 Ob diese drei Parteien im verfassungsrechtlichen Sinne oder aus der Perspektive des Verfassungsschutzesrechtsextrem sind oder nicht bzw., ob sie gar eine kämpferisch-feindliche Haltung gegenüber derverfassungsmäßigen Ordnung einnehmen (vgl. die Diskussion um den Verbotsantrag gegen die NPD), spielt für

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Die Frage, ob man einer der drei Parteien schon einmal seine Stimme gegeben habe, wirdimmerhin von einem Prozent der Befragten und von 2% der Jüngeren bejaht. Angesichts eineskumulierten Stimmenanteils der rechtsextremen Parteien von 4,1% bei der Landtagswahl imSeptember 1999 ist aber auch diese Angabe unrealistisch. Sie unterstreicht lediglich einweiteres Mal, für wie sehr sozial geächtet die Interviewten eine Wahlabsicht für Rechtsaußen-Parteien halten, oder auch: dass die soziale Ächtung "funktioniert".

Aus diesem Grund musste für Thüringen auf zwei andere Indikatoren für die Unterstützungrechtsextremer Parteien zurückgegriffen werden: (1) Zum einen wurden die Wenigen, diebereits eine rechtsextreme Partei gewählt haben, mit denjenigen, die sich ein solches Wahl-verhalten vorstellen können, in einer Gruppe zusammengefasst. Danach können 7% derBefragten als potenzielle Wähler einer Rechtsaußen-Partei gelten. Bei einer Vorwahl-befragung im Freistaat von Infratest dimap im August 1999 waren es noch 11%.20 (2) Zumanderen lassen sich auf der Basis des Parteienskalometers Sympathisanten der rechtsextremenParteien ermitteln. Zwar werden diese drei Parteien im Durchschnitt ausgesprochen negativbewertet (vgl. Kap. II.3.1), aber immerhin schätzen 6% der Befragten die REP sowie jeweils8% die DVU und die NPD positiv ein, d.h. sie billigen ihnen einen Wert von über Null aufder von –5 bis +5 reichenden Skala zu. Insgesamt bekunden 13% der Interviewten ihre Sym-pathie mit (mindestens) einer der drei rechten Flügelparteien. Als eine stark situativbestimmte Positionierung drückt die Äußerung von Sympathie dabei eine geringere Bindungan die jeweilige Partei aus im Vergleich zu der möglichen Wahlabsicht. Entsprechend erreichtder Prozentsatz der Sympathisanten fast das doppelte Niveau derjenigen, die sich die Wahleiner Rechtsaußen-Partei vorstellen können.

Die geringere Handlungsrelevanz einer bloßen Sympathiebekundung im Vergleich zumetwaigen Wahlverhalten kommt beim Vergleich zwischen den Geschlechtern zum Ausdruck.Aus der Wahlforschung ist bekannt, dass Frauen – bei tendenziell abnehmenden geschlechts-spezifischen Unterschieden – weniger zur Wahl (rechts-)extremer Parteien neigen als Männer.Tatsächlich geben in Thüringen denn auch etwas weniger Frauen als Männer an, dass für siedie Wahl einer Rechtsaußen-Partei in Frage kommt (Abb. 14). Diese geringfügige Über-repräsentation der Männer steht in einem Spannungsverhältnis zu dem Befund, dass dasweibliche Geschlecht unter den ausländerfeindlich und ethnozentrisch Eingestellten deutlichüberproportional vertreten ist. Offenkundig führen diese Einstellungen bei Frauen erheblichseltener zu einem entsprechenden Wahlverhalten und auch seltener zur Erwägung einesentsprechenden Wahlverhaltens als bei Männern. Bei der vergleichsweise unverbindlicherenSympathieäußerung für Rechtsaußen-Parteien sind die Frauen hingegen wieder erheblichzahlreicher vertreten.

Abgesehen vom Geschlecht lassen die beiden Gruppen, die Sympathisanten und die etwaigenWähler, weitgehende sozialstrukturelle Gemeinsamkeiten oder zumindest Ähnlichkeitenerkennen. Unterstützung finden die rechtsextremen Parteien vorwiegend bei den Arbeitern,bei Befragten mit Mittlerer Reife/POS-Abschluss, bei Beschäftigten mit einem gefährdetenArbeitsplatz (kleine Fallzahl) und beim Personenkreis mit dem geringsten Haushalts-einkommen pro Kopf. Mit einem Anteil an der Gesamtheit von gut einem Drittel stellen dieArbeiter jeweils knapp 50% der Sympathisanten und möglichen Wähler der rechten Flügel-parteien. Die konfessionelle Bindung scheint keinen nennenswerten Einfluss auf die Haltungder Interviewten zu haben.

die Überlegungen an dieser Stelle keine Rolle. Es reicht festzuhalten, dass sich in der Propaganda aller dreiParteien Versatzstücke rechtsextremer Ideologie in dem in dieser Studie definierten Sinn nachweisen lassen.20 Ungeachtet einer etwas anderen Fragestellung im August 1999 kann davon ausgegangen werden, dass jeweilsdasselbe gemessen worden ist und daher beide Werte vergleichbar sind.

53

Abb. 14: Rechtsextreme Parteien: Sympathie und mögliche Wahlabsicht(in Prozent)

11

15

8

6

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Männer Frauen Männer Frauen

Sympathie für Wahl rechtsextremer rechtsextreme Parteien Parteien vorstellbar

In den Daten spiegelt sich die im tatsächlichen Wahlverhalten durchgängig zu beobachtendeAttraktivität von DVU, NPD und REP für die jüngste Altersgruppe. Gut jeder vierte 18-24-Jährige, und damit ein doppelt so hoher Anteil wie im Durchschnitt aller Befragten, bekundetseine Sympathie für eine Rechtsaußen-Partei. Auch unter denjenigen, die sich eine ent-sprechende Stimmabgabe vorstellen können, sind die Jüngsten weit überproportional vertreten(geringe Fallzahl). Die Unterstützung für die rechten Flügelparteien, insbesondere ihre mög-liche Wahl steigt erwartungsgemäß mit der sich zum rechten Pol hin verschiebenden Positio-nierung auf der Links-Rechts-Skala.

Wie eng aber hängen die Sympathiebekundung und die für möglich gehaltene Stimmabgabefür eine rechtsextreme Partei zusammen? Wenig überraschend stellen die etwaigen Wählernicht einfach eine Teilgruppe der Sympathisanten dar. Gleichwohl ist die Beziehung ausge-sprochen eng, wie zwei Zahlenbeispiele verdeutlichen mögen: Von den Sympathisanten hältes jeder Vierte – im Vergleich zu 7% der Befragten insgesamt – für vorstellbar, rechtsaußenzu wählen. Umgekehrt hat fast jeder zweite etwaige Wähler (Befragte insgesamt: 13%)zugleich Sympathien für die rechtsextremen Parteien.

2.3 Rechtsextreme Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft

Erkenntnisse über Gewalttätigkeit auf dem Weg der Meinungsforschung gewinnen zu wollen,ist insofern fast aussichtslos, als selbst einschlägig in Erscheinung getretene Personen sich ineiner Befragungssituation nur ausnahmsweise dazu bekennen werden. HinsichtlichGewaltbereitschaft und insbesondere Gewaltakzeptanz sinken zwar die Barrieren dafür,

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dennoch ist auch hier mit einer eher geringen Auskunftsbereitschaft zu rechnen. Zur Ermitt-lung rechtsextremer Gewaltneigung sind verschiedene Wege beschritten worden. Zunächstlässt sich die Partizipationsskala (vgl. oben Kap. II.4) zu diesem Zweck auswerten, dieAuskunft über die Verbreitung der Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft gibt. Auf dieserGrundlage kann jedoch nicht zwischen rechts- und linksextremer oder sonstiger Gewalt diffe-renziert werden. Zur Identifizierung rechtsextremer Gewaltbereiter sind daher zusätzlich dieIndizes (i) zur Ausländerfeindlichkeit und (ii) zum Ethnozentrismus mit der Partizipations-skala in Beziehung zu setzen. Darüber hinaus ist (iii) eine Frage des Thüringen-Monitors2000 herangezogen worden, die die Akzeptanz von situativer Gewalt gegen Ausländer erfasst.

(i/ii) Untersucht man das Partizipationsverhalten der (latenten und manifesten) "Ethno-zentristen" und der ausländerfeindlich Eingestellten, so fällt auf, dass sie in zwei Gruppenüberrepräsentiert sind: unter denjenigen, die überhaupt nicht partizipieren und unter denGewaltbereiten (geringe Fallzahl). So stellen die Personen mit fehlender Partizipation, obwohlsie nur etwa ein Viertel der Befragten ausmachen, deutlich mehr als 40% der ethnozentrischOrientierten. Über die hier interessierende Gruppe der Gewaltbereiten/Gewalttäter mit ethno-zentrischen bzw. mit ausländerfeindlichen Einstellungen lassen sich mangels Masse über dieBestimmung der Gesamtzahl hinaus keine quantifizierbaren Aussagen machen. Selbst wennman Gewalt Akzeptierende und Gewaltbereite zusammenfasst, steigt der Anteil der Ethno-zentristen mit Gewaltneigung auf lediglich 1,6%. Bei den ausländerfeindlich Eingestelltenerhöht sich der Anteil der im weitesten Sinne Gewaltgeneigten zwar auf 2,7%. Auch dieserWert ist aber zu niedrig, um sinnvolle Aussagen über die sozialstrukturelle Einordnung derBetroffenen zu erlauben. So lässt sich lediglich festhalten, dass sowohl unter den ethno-zentrisch als auch unter den ausländerfeindlich Eingestellten erwartungsgemäß nur eineMinderheit gewaltbereit ist bzw. Gewalt akzeptiert.

(iii) Eine einzelne Frage aus dem Thüringen-Monitor 2000 kann als ein weiterer Indikator fürrechtsextreme Gewaltneigung gelten. Bereits die genaue Formulierung21 illustriert allerdings,dass auf diesem Weg nur eine sehr spezifische Variante erfasst wird: die Akzeptanz von gegenAusländer gerichteter Gewalt. Das Statement ist so gefasst, dass von dem imaginiertenAusländer keine reale Bedrohung ausgeht, sondern der Deutsche lediglich "das Gefühl hat",ihm könnte etwas angetan werden, gleichwohl handelt es sich um eine eher schwache Formu-lierung. Dementsprechend kann lediglich für diejenigen, die der Aussage voll und ganzzustimmen, eine Gewaltakzeptanz angenommen werden. Der Einwand, dass mit der Frageeine generelle Gewaltakzeptanz und keine spezifisch ausländerfeindliche gemessen wird, lässtsich durch den engen Zusammenhang mit ausländerfeindlichen Einstellungen widerlegen.

Befürwortet wird das Statement von etwa jedem Fünften, voll und ganz zustimmend äußernsich 14%. Dabei nimmt die Unterstützung mit steigendem Alter zu. Männer bekunden vielseltener als Frauen volle Zustimmung (11% gegenüber 16%). Deutlich überrepräsentiert sindPersonen mit niedrigem Bildungsstatus (21%), während nur jeder Elfte (Fach-)Hochschul-absolvent Verständnis für situative Gewalt gegen Ausländer zeigt. ÜberdurchschnittlicheZustimmungswerte sind schließlich bei Protestanten, bei den niedrigen Einkommensgruppenund insbesondere bei den Rentnern (22%) festzustellen. Der Zusammenhang mit den beidenoben genannten Formen rechtsextremer Gewaltaffinität lässt sich wegen geringer Fallzahlennur in absoluten Werten ausdrücken. Sieben der 16 gewaltgeneigten Ethnozentristen und elfder 27 gewaltgeneigten ausländerfeindlich Eingestellten bekunden volle Zustimmung zu demStatement.

21 "Wenn ein Deutscher das Gefühl hat, dass ein Ausländer ihm etwas antun könnte, dann kann ich gutverstehen, dass er den Ausländer mit Gewalt in die Schranken weist."

55

2.4 Autoritarismus

Autoritarismus wird in der Literatur ebenso als Bestandteil des Rechtsextremismus-Syndromsbzw. als eine seiner Dimensionen verstanden wie als Bestimmungsfaktor für rechtsextremeEinstellungen. Beide Betrachtungsweisen lassen sich sowohl theoretisch begründen als auchmit Blick auf die bisherige Forschung empirisch untermauern. Im Rahmen dieser Studie wirdAutoritarismus als Determinante des Rechtsextremismus behandelt, um die Erklärungskraftdes Theorems der autoritären Persönlichkeit in Ansätzen zu überprüfen (vgl. unten Kap.III.4.4). Zusätzlich sollen hier die Verbreitung autoritärer Dispositionen und ihre wesentlichenBestimmungsfaktoren erörtert werden. Zur Messung sind Statements verwendet worden, dieals "klassische" Indikatoren für Autoritarismus gelten können: die Forderung nach einerstarken Hand und einer auf Gehorsam und Disziplin konzentrierte Kindererziehung. Währendim zweiten Fall die Befürwortung autoritären Verhaltens erfasst wird, ist es bei der "starkenHand" Autoritätshörigkeit – gewissermaßen also beide Seiten derselben Medaille.

Beide Statements finden die Unterstützung einer absoluten Mehrheit der Thüringer. DasVerhältnis von zustimmenden zu ablehnenden Äußerungen beträgt zwischen 2:1 (starkeHand) und 2,5:1 (Erziehung zu Gehorsam und Disziplin). Lediglich unter den Personen, derenhöchster Bildungsabschluss das Abitur ist, sind die Ablehnenden bei beiden Statements in der(relativen) Mehrheit. Übereinstimmend gilt für beide Dimensionen des Autoritarismus, dasssie mit steigendem Bildungsniveau an Akzeptanz verlieren, wobei zwischen den beidenhöchsten Bildungsabschlüssen (Abitur und Hochschulabschluss) keine erwähnenswertenUnterschiede bestehen. Die Zustimmung steigt mit dem Alter linear an22 und erreicht unterden Ältesten Rekordwerte von zwischen 60 und 70%; jeder Zweite aus dieser Gruppe stimmtder autoritären Kindererziehung sogar voll und ganz zu. Eine bemerkenswerte Ausnahmebilden die jüngsten Befragten, die sich in puncto Kindererziehung weit autoritärer zeigen alsdie 25-44jährigen. Während bei dieser Dimension keine geschlechtsspezifischen Differenzenauszumachen sind, zeigen sich die Frauen viel autoritätshöriger als die Männer (55% gegen-über 43%).

Beide Statements sind ähnlich wie bei der Ausländerfeindlichkeit zu einer Autoritaris-musskala zusammengefasst worden.23 Danach weist fast jeder Dritte autoritärePersönlichkeitsstrukturen auf, während jeder Zehnte als nicht autoritär gelten kann; die abso-lute Mehrheit der Befragten erreicht mittlere Werte. Die bereits bei den einzelnen Fragenerkennbaren Tendenzen schlagen auch auf die Skala durch. So erweisen sich Frauen als über-durchschnittlich autoritär, unter den Personen mit einem Bildungsabschluss unter zehnteKlasse und unter den Rentnern ist es mehr als jeder Zweite (Abb. 15). Deutliche Varianz zeigtsich beim Autoritarismus auch bei der Konfession: Die konfessionell Gebundenen und beson-ders die Katholiken erreichen überdurchschnittliche Werte; fast 50% der regelmäßigen Kirch-gänger haben autoritäre Einstellungen. Unter den Berufsgruppen sind die Arbeiter deutlichüberrepräsentiert, bei den Einkommen ergibt sich eine Spaltung zwischen Personen mit einemHaushaltseinkommen pro Kopf von über bzw. unter 1.350 DM monatlich. Die niedrigerenEinkommensgruppen sind unter den Autoritären erheblich stärker vertreten, die höherenEinkommensgruppen entsprechend geringer.

22 Dies impliziert, dass diejenigen, die tatsächlich (als Eltern) Kinder erziehen, die relativ geringsten autoritärenBestrebungen in der Kindererziehung hegen.23 Skalenbildung: Befragte, die beiden Statements beipflichten, gelten als autoritär. Stoßen umgekehrt beideAussagen auf Ablehnung, liegt kein Autoritarismus vor. Bei allen anderen Kombinationen sind die Betreffendenin der Mittelkategorie eingeordnet worden.

56

Abb. 15: Autoritäre Einstellungen nach sozialstrukturellen Merkmalen(in Prozent)

32

28

35

2 9

1 8

24

2 6

53

53

2 9

1 8

1 9

4 4

2 9

24

17

0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0

m ä n n l i c h

we ib l i ch

18 -24

25 -34

35 -44

45 -59

6 0 +

Un te r 10 .K l .

1 0 . K l . / P O S / M R

1 2 . K l . / E O S / A b i

( F a c h - ) H o c h s c h u l e

Arbe i te r

e in f . /m i t t l . Ang . /Beamte

höh . / l e i t . Ang . /Beamte

L a n d w . / S e l b s t .

A l l e B e f r a g t e n

G e s c h l e c h t

A l t e r s g r u p p e

B i l d u n g

B e r u f s g r u p p e

Während sich in sozialstruktureller Hinsicht erhebliche Unterschiede zeigen, sind andereZusammenhänge mit autoritären Dispositionen kaum festzustellen. Ein Zusammenhang zumInstitutionenvertrauen besteht nicht, aber auch die Einschätzung der eigenen ökonomischenSituation und die Bewertung der deutschen Einheit erweisen sich nicht als erklärungsstark.Die Unterschiede zwischen den Parteianhängern von CDU, SPD und PDS fallen eher geringaus. Deutliche Beziehungen gibt es demgegenüber zur Politikverdrossenheit und zur Demo-kratiezufriedenheit. Während nur etwa jeder Fünfte der zufriedenen und teils zufriedenenDemokraten autoritäre Einstellungen aufweist, sind es von Antidemokraten 35% und von denIndifferenten sogar 38%. Der Autoritarismus steigt zudem mit der positiver werdendenHaltung zum Sozialismus. Ein sehr enger Zusammenhang besteht mit der Bewertung derDDR. Je kritischer sie ausfällt, desto geringer sind die autoritären Orientierungen. Von den-jenigen hingegen, die mehr gute als schlechte Seiten am ancien régime erkennen, ist etwajeder Zweite autoritär.

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3. Zusammenhänge zwischen Formen des Rechtsextremismus

Bislang ist vorwiegend die Verbreitung verschiedener Erscheinungsformen des Rechtsextre-mismus in der thüringischen Bevölkerung insgesamt wie in einzelnen sozialstrukturellenGruppen dargestellt worden. Damit ist noch nichts über den Zusammenhang zwischen seineneinzelnen Varianten ausgesagt. Da es sich teils um Einstellungen und teils um Verhalten bzw.Verhaltensdispositionen handelt, ist ein solcher Zusammenhang keinesfalls selbstverständlich.Zu untersuchen ist er zunächst für das Binnenverhältnis der rechtsextremen Einstellungen,d.h. für das Verhältnis von Ausländerfeindlichkeit, Ethnozentrismus und Diskriminierungs-bereitschaft.24 In einem zweiten Schritt ist nach den Beziehungen zwischen rechtsextremenOrientierungen, der Unterstützung von rechten Flügelparteien sowie Gewaltakzeptanz undGewaltbereitschaft zu fragen.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN RECHTSEXTREMEN EINSTELLUNGSDIMENSIONEN

Darzustellen sind hier einerseits die Zusammenhänge zwischen den beiden Dimensionen desRechtsextremismus; andererseits sollen diese dann jeweils in Beziehung zurDiskriminierungsbereitschaft gegenüber Ausländern gesetzt werden. Erwartungsgemäßbesteht zwischen Ethnozentrismus und Ausländerfeindlichkeit eine starke Beziehung. Dieethnozentrisch Eingestellten sind beispielsweise drei (latente Ethnozentristen) bis vier Mal(manifeste Ethnozentristen) häufiger ausländerfeindlich orientiert als Personen ohne derartigeEinstellungen (Tab. 8). Umgekehrt weisen 29% der "Ausländerfeinde" zugleich ein ethno-zentrisches Profil auf, während dies in der Gesamtbevölkerung lediglich 11% sind. Dassallerdings jeweils eine absolute Mehrheit der Ethnozentristen maximal einen mittleren Rangauf der Skala der Ausländerfeindlichkeit erreicht und die Mehrheit der ausländerfeindlichEingestellten nicht durch ethnozentrische Orientierungen auffällt, verdeutlicht den Charakterzweier voneinander deutlich unterschiedener Dimensionen des Rechtsextremismus.

Tab. 8: Ausländerfeindlichkeit nach ethnozentrischen Einstellungen(in Prozent)

Ausländerfeindlichkeit InsgesamtEthnozentrische Einstellungen Stark mittel keine

manifest 38 52 10 100latent 34 57 9 100

keine 11 58 31 100

Einen noch stärkeren Bezug als zum Ethnozentrismus weist die Ausländerfeindlichkeit zurDiskriminierungsbereitschaft auf. Der Anteil der ausländerfeindlich Gesinnten unter denDiskriminierungswilligen ist etwa zweieinhalb Mal so groß wie in der Gesamtbevölkerung.Umgekehrt stellen die Diskriminierungsbereiten jeden zweiten "Ausländerfeind", aber nuretwa jeden fünften Befragten. Da konkret die Diskriminierungsbereitschaft gegenüber Aus-ländern erfragt worden ist, vermag der Zusammenhang nur in seiner Intensität zu überraschen. 24 Der interne Zusammenhang zwischen den Indikatoren der Unterstützung rechtsextremer Parteien sowiezwischen den Indikatoren rechtsextremer Gewaltneigung ist bereits im vorausgegangenen Kapitel dargelegt.

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Entsprechend schwächer gestaltet sich die Beziehung zwischen Ethnozentrismus und Diskri-minierungsbereitschaft. Immerhin zeigen sich aber etwa 40% der Ethnozentristen und damitfast doppelt so viele wie unter den Befragten insgesamt diskriminierungsbereit. Aus andererPerspektive zählt jede fünfte Person, die auf soziale und räumliche Distanz zu AusländernWert legt, zu den Ethnozentristen, während es insgesamt nur jeder Neunte ist.

ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN RECHTSEXTREMEN EINSTELLUNGEN, PARTEIUNTERSTÜTZUNGUND GEWALTAKZEPTANZ / GEWALTBEREITSCHAFT

Die Sympathie für Parteien des rechtsextremen Spektrums als der schwächere der beidenIndikatoren für Parteiunterstützung steht in einem Zusammenhang mit sämtlichen Variantenrechtsextremer Einstellungen. Dieser Zusammenhang ist bei der Dimension desEthnozentrismus stärker ausgeprägt als bei der Ausländerfeindlichkeit (Abb. 16). So sind diePersonen mit ethnozentrischer Einstellung unter den Sympathisanten der Rechtsaußen-Parteien anteilmäßig mehr als doppelt so stark vertreten wie andere. Ähnliches gilt für dieBereitschaft zur Diskriminierung von Ausländern. Während die Diskriminierungsbereiten nurein gutes Fünftel der Befragten ausmachen, stellen sie mehr als jeden dritten Sympathisantender rechten Flügelparteien. Gleichwohl finden sich derartige Sympathien nur bei einem Teilder rechtsextrem Eingestellten. Über 70% der Diskriminierungsbereiten, drei von vierEthnozentristen und vier Fünftel der ausländerfeindlich Orientierten sympathisieren nicht mitden drei oben genannten Parteien.

Abb. 16: Sympathie für rechtsextreme Parteien nach Ausländerfeindlichkeit,Ethnozentrismus und Diskriminierungsbereitschaft(in Prozent)

13

7

14

20

11

27

10

23

0 5 10 15 20 25 30

nicht ausländerfeindl.

mittel

ausländerfeindlich

nicht ethnozentrisch

ethnozentrisch

nein

ja

Alle Befragten

Ausländer-feindlichkeit

Ethnozentrismus

Diskriminierungs-bereitschaft

Wie stellt sich der Zusammenhang bei der etwaigen Wahl einer Rechtsaußen-Partei dar?Wegen der geringen Fallzahlen können diesbezüglich kaum verlässliche Aussagen gemachtwerden. Ethnozentristen und Diskriminierungsbereite scheinen unter denjenigen, die sich die

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Wahl einer rechten Flügelpartei vorstellen können, überrepräsentiert; allerdings ist derZusammenhang schwach. Dies gilt nicht für die ausländerfeindlich Eingestellten, die weitüberproportional häufig eine entsprechende Stimmabgabe in Erwägung ziehen. Während sichihr Anteil an der Gesamtheit auf 15% beläuft, steigt er unter den etwaigen Wählern rechts-extremer Parteien auf fast 40% an. Es bestätigt sich somit für Thüringen die Erkenntnis, dasszwar Personen mit rechtsextremen Einstellungen überdurchschnittlich unter den Sympathi-santen und etwaigen Wählern dieser Parteien vertreten sind, die Mehrheit aber entwederüberhaupt keine Partei oder eine der demokratischen Parteien unterstützt.

Mit welcher Partei bzw. welchen Parteien sympathisieren aber die Befragten, die rechtsex-treme Einstellungen aufweisen? Insgesamt erreichen die beiden – in gesamtdeutscher Per-spektive – großen Volksparteien bei den rechtsextrem Orientierten durchgängig hohe, imVergleich zur Gesamtbevölkerung jedoch meist niedrigere Werte. Hingegen steigen erwar-tungsgemäß die Sympathiewerte der drei rechten Flügelparteien (Tab. 9). Allerdings über-wiegt auch bei diesem Personenkreis die Antipathie gegenüber DVU, NPD und REP; dieWerte bleiben deutlich im Negativbereich. Auffälligkeiten zeigen sich vor allem bei denSympathiewerten der CDU. Während die Union bei den ausländerfeindlich Eingestellten undden Diskriminierungsbereiten durchschnittlich etwa gleiche Sympathiewerte erreicht wie inder Gesamtbevölkerung, sinkt ihre Unterstützung in der Gruppe der manifesten Ethno-zentristen auf einen negativen Wert ab. Bei dieser Befragtengruppe genießt sie sogar gerin-gere Sympathie als die PDS, die hier geringfügig populärer ist als im Durchschnitt.

Tab. 9: Parteisympathie nach Ausländerfeindlichkeit,Ethnozentrismus und

Diskriminierungsbereitschaft(Durchschnittswerte der Parteiskalometer)

CDU SPD PDS DVU NPD REPInsgesamt 0,9 1,5 0,3 -3,9 -3,7 -4,0

Ausländerfeindlichkeit

stark 1,0 1,1 -0,2 -3,3 -2,7 -3,6

mittel 1,0 1,4 0,4 -3,8 -3,7 -3,9

keine 0.8 2,2 0,5 -4,4 -4,3 -4,4

Ethnozentrische Einstellungen

Manifest -0,1 1,0 0,5 -2,7 -2,9 -3,2

Latent 1,3 1,4 0,3 -2,7 -2,8 -2,9

Keine 0,9 1,6 0,3 -4,1 -3,8 -4,2

Diskriminierungsbereitschaft

ja 1,0 1,2 0,2 -3,4 -3,1 -3,2

nein 0,9 1,6 0,4 -4,0 -3,9 -4,2

Wertebereich: -5 (keinerlei Sympathie) bis +5 (starke Sympathie)

Wegen der geringen Fallzahlen bei der rechtsextremen Gewaltakzeptanz und Gewaltbereit-schaft können über den Zusammenhang zwischen rechtsextremen Einstellungen sowie Partei-sympathie einerseits und Gewaltneigung andererseits keine gesicherten Aussagen getroffenwerden. Lediglich für die Akzeptanz situativer gegen Ausländer gerichteter Gewalt lassensich diese Zusammenhänge diskutieren. Dabei zeigt sich, dass zwischen der Diskriminie-

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rungsbereitschaft gegenüber Ausländern und der Akzeptanz gegen sie gerichteter Gewalt keinZusammenhang besteht. Hingegen erweisen sich ausländerfeindliche und ethnozentrischeEinstellungen durchaus als erklärungsstark. Mit steigenden Werten auf den entsprechendenSkalen nimmt auch die Akzeptanz situativer ausländerfeindlicher Gewalt zu. Kein Zusam-menhang besteht zwischen der Gewaltakzeptanz und der Sympathie für rechtsextremeParteien, während über die Beziehung zur etwaigen Wahl einer rechten Flügelpartei wegender niedrigen Fallzahl keine Aussage möglich ist.

Insgesamt sind somit Zusammenhänge zwischen rechtsextremem Einstellungsmustern undrechtsextremem Verhalten zu erkennen. Wenig überraschend sind Personen mit entspre-chenden Denkmustern unter den etwaigen Wählern der Rechtsaußen-Parteien und, soweit dieFallzahlen überhaupt Aussagen zulassen, auch unter den Gewaltgeneigten überrepräsentiert.Dennoch rekrutieren sich die rechtsextrem Handelnden mehrheitlich aus der großen Gruppeder – auf der Basis der hier verwendeten Skalen – nicht besonders ausländerfeindlich oderethnozentrisch Eingestellten. Mit anderen Worten: Rechtsextreme Orientierungen sind beieinem Teil der Betroffenen verhaltensrelevant und führen demnach (unter bestimmtenUmständen) zu rechtsextremem Handeln, derartige Handlungen erklären sich aber nur zumTeil aus entsprechenden Einstellungsmustern.

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4. Erklärungsansätze des Rechtsextremismus im empirischen Test

In der Rechtsextremismusforschung konkurrieren eine Reihe unterschiedlicher, teils gegen-sätzlicher Erklärungsansätze (vgl. Anhang 2). Einige der dabei vertretenen Argumentations-muster sollen auf der Basis der im Thüringen-Monitor 2000 erhobenen Daten einem empiri-schen Test unterzogen werden. Im Einzelnen sind dies die Kontakthypothese, die Hypothesevon den rechtsextrem werdenden Modernisierungsverlierern, die Theorie der politischenDeprivation und Entfremdung sowie das Konzept der autoritären Persönlichkeit. Dabei sindzwei Sachverhalte einschränkend zu berücksichtigen: Erstens haben die jeweiligen Erklä-rungsmodelle eine sehr unterschiedliche Reichweite, d.h. sie beanspruchen keineswegs, einenBeitrag zum Verständnis sämtlicher Erscheinungsformen des Rechtsextremismus zu leisten.Zweitens erlauben die Anlage der empirischen Untersuchung und die Qualität der erhobenenDaten nur eine eingeschränkte Überprüfung der einzelnen Ansätze. Im Einzelfall könnendiese nur anhand von ein oder zwei Statements empirisch getestet werden, was bei der Inter-pretation zu besonderer Vorsicht Anlass gibt.

4.1 Kontakthypothese

Eine im Vergleich zu den anderen Erklärungsansätzen geringe Reichweite weist die"Kontakthypothese" auf. Sie geht davon aus, dass zumal die wiederholte persönliche Begeg-nung mit Fremden tendenziell dazu beiträgt, bestehende Vorurteile und Vorbehalte abzu-bauen. Die vermutete Erfahrung von kulturübergreifenden Gemeinsamkeiten führt demnachzu einem wachsenden Verständnis gegenüber zunächst als anders empfundenen Denk- undLebensweisen. In Ostdeutschland fehle es, so die Argumentation weiter, wegen der geringenZahl von Ausländern an Begegnungsmöglichkeiten, wodurch Ressentiments entstünden bzw.verfestigt würden. Die fehlenden sozialen Erfahrungen im Umgang mit Nicht-Deutschen ausDDR-Zeiten, als von offizieller Seite auf eine geringe Kontaktdichte zwischen Ausländernund der einheimischen Bevölkerung Wert gelegt wurde, haben aus dieser Perspektive denBoden für die heute grassierende Ausländerfeindlichkeit bereitet. Eine erweiterte Version derKontakthypothese besteht darin, dass sich der Abbau von Ressentiments mit wachsenderNähe und Intensität der sozialen Kontakte etwa mit Ausländern beschleunigt. Demnachmüssten das Vorhandensein von Ausländern in der Familie oder im Freundeskreis in beson-derer Weise gegen ausländerfeindliche Orientierungen immunisieren.

Im Thüringen-Monitor 2000 ist zunächst der persönliche Kontakt zu Ausländern erfragtworden. Obwohl nur etwa jeder 60. Einwohner im Freistaat nicht die deutsche Staatsan-gehörigkeit besitzt, geben 40% der Befragten an, dass sie Kontakte zu in Deutschland leben-den Ausländern haben. Mehr als die Hälfte davon rechnet Nicht-Deutsche zu ihren Familien-mitgliedern oder ihrem Freundeskreis, ein knappes Drittel nennt den Arbeitsplatz alsBegegnungsort und jeder Zehnte kennt einen Ausländer in der Nachbarschaft. Die Wahr-scheinlichkeit des Kontakts nimmt mit steigendem Alter ab: Nur jede vierte Person über 60Jahre kennt persönlich einen Ausländer, während es in der jüngsten Altersgruppe gut jederZweite ist und sogar 40% der 18-24jährigen angeben, einen solchen im Familien- oder Freun-deskreis zu haben. Der Anteil der Befragten mit entsprechenden Kontakten nimmt mit demBildungsniveau zu, fällt aber bei den (Fach-)Hochschulabsolventen deutlich ab.

Für Auswertungszwecke sind drei Gruppen gebildet worden: Personen ohne Kontakt, Perso-nen mit entfernten Beziehungen (in der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz) und solche mitengen Beziehungen zu Ausländern (in der Familie und/oder im Freundeskreis). Für die

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Befragten ohne Kontakt zu Ausländern fällt die überdurchschnittlich starke Vertretung unterden ausländerfeindlich und ethnozentrisch Eingestellten auf. Bei einem Anteil von 60% allerInterviewten stellen sie drei von vier ausländerfeindlich Orientierten, 70% der latenten und88% der manifesten Ethnozentristen (Tab. 10). In Bezug auf die Diskriminierungsbereitschaftunterscheiden sie sich hingegen nicht nennenswert von denjenigen, die persönlich mit Aus-ländern in Kontakt stehen.

Tab. 10: Ausländerfeindlichkeit und ethnozentrische Einstellungennach Kontakt zu Ausländern(in Prozent)

Kontakt zu Ausländern

Familie FreundeArbeitsplatzNachbarn keiner

Ausländerfeindlichkeitstark 10 8 19

mittel 55 58 59

keine 35 34 22

Insgesamt 100 100 100

Ethnozentrische EinstellungenManifest 2 0 7

Latent 7 3 8

Keine 91 97 85

Insgesamt 100 100 100

Wie für die Diskriminierungsbereitschaft gilt auch für die Unterstützung rechtsextremerParteien, dass kein Zusammenhang zum Kontakt mit Ausländern besteht. Diejenigen, die inkeiner Beziehung zu Ausländern stehen, zeigen weder hinsichtlich der Sympathie für rechteFlügelparteien noch im Hinblick auf eine mögliche Stimmabgabe für diese irgendeineAuffälligkeit. Ebenso wenig lässt sich ein nennenswerter Zusammenhang zwischen derpersönlichen Kenntnis von Ausländern und fremdenfeindlicher Gewaltakzeptanz oderGewaltbereitschaft nachweisen. Der fehlende Einfluss des Kontakts zu Nicht-Deutschen aufdie etwaige Wahl von DVU, NPD oder REP sowie auf die Gewaltneigung kann insofern nichtüberraschen, als sich die Kontakthypothese vorwiegend auf die Einstellungen gegenüberFremden/Ausländern bezieht. Bezüglich der Ausbildung ausländerfeindlicher und in gerin-gerem Maß ethnozentrischer Orientierungen findet sich die Kontakthypothese denn auchbestätigt. Dies gilt hingegen nicht für ihre erweiterte Fassung: Durchweg zeigen Personen,deren Kontakt zu Nicht-Deutschen sich auf die Nachbarschaft oder den Arbeitsplatzbeschränkt, geringere Ressentiments gegenüber Ausländern als diejenigen, bei denen derKontakt im sozialen Nahbereich (Familie) liegt.

4.2 Die „Modernisierungsverlierer“-Hypothese

Gesellschaftliche Veränderungsprozesse, zumal wenn sie sich in einem schnellen Tempovollziehen, führen bei einem Teil der Bevölkerung zu objektiven Einbußen materieller wie

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immaterieller Art, noch häufiger aber zur Herauslösung aus vertrauten sozialen Gefügen unddamit zu Verunsicherung und Statusängsten. Die modernisierungstheoretisch orientierteRechtsextremismusforschung argumentiert im Kern, dass derartige Begleiterscheinungen vonModernisierungsprozessen den Nährboden für rechtsextremes Denken und Handeln bilden.Der Rechtsextremismus bietet aus dieser Sicht in Gestalt von Ideologien, Gemeinschafts-formen und Handlungsorientierungen Möglichkeiten, um Erfahrungen des Statusverlustes, derVerunsicherung und Vereinzelung zu verarbeiten.25 Angewandt auf die spezifisch ostdeutscheSituation müssten es die so genannten Einheitsverlierer sein, die sich besonders anfällig fürethnozentrische und ausländerfeindliche Positionen zeigen.

Entsprechend ist die Modernisierungshypothese anhand von zwei Aussagen getestet worden,die als relativ beste Indikatoren für die Unterscheidung von "Einheitsgewinnern" und"Einheitsverlierern" gelten können: die Einschätzung der Entwicklung der persönlichen finan-ziellen Situation im Zeitraum zwischen 1990 und 2000 sowie die Bewertung der deutschenEinheit. Als dritter "Prüfstein" kommt die Selbsteinschätzung der aktuellen persönlichenWirtschaftslage hinzu. Sie kann als zuverlässigerer Indikator für die finanzielle Situation derBetroffenen gelten als das Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf, worüber ein Teil der Befrag-ten entweder keine oder keine korrekten Angaben macht bzw. machen kann.

Für alle drei Bestimmungsfaktoren lassen sich (unterschiedlich starke) Einflüsse auf die aus-länderfeindlichen und ethnozentrischen Einstellungen feststellen. So nimmt der Anteil der"Ausländerfeinde" mit schlechter werdender eigener Wirtschaftslage linear zu (Abb. 17). Als"Problemgruppe" erscheinen dabei diejenigen, die ihre persönliche finanzielle Situation alsschlecht charakterisieren. Unter den gegen Ausländer Eingestellten sind sie mehr als doppeltso stark vertreten wie unter den Befragten insgesamt. Jeder Dritte von ihnen weist entspre-chende Einstellungen auf, während es in der Gesamtbevölkerung mit 15% nicht einmal jederSechste ist. Der Einfluss der persönlichen wirtschaftlichen Lage auf den Ethnozentrismus isthingegen geringer. Gleichwohl zeigt sich eine leichte Tendenz, dass wirtschaftlich schlechtGestellte in höherem Maße ethnozentrisch sind (geringe Fallzahl).

Insgesamt schwächer ist der Einfluss der Entwicklung der persönlichen wirtschaftlichen Lageauf die Ausbildung rechtsextremer Einstellungen. Der Anteil der ausländerfeindlich Einge-stellten steigt beispielsweise nicht linear mit negativer werdenden Werten im ökonomischenBereich an. Ein Zusammenhang ist gleichwohl unverkennbar. So sind die "Ausländerfeinde"unter denjenigen, deren Lage sich in den vergangenen zehn Jahre verbessert hat, nur halb sostark vertreten wie unter denjenigen, die eine Verschlechterung hinnehmen mussten. Aus derzuletzt genannten Gruppe lässt fast jeder Vierte feindliche Haltungen gegenüber Nicht-Deutschen erkennen. Die Ausformung ethnozentrischer Positionen steht mit der Entwicklungder eigenen finanziellen Lage zwischen 1990 und 2000 in einem geringeren Zusammenhangals die ausländerfeindlichen Einstellungen. Demnach erweist sich der Status quo (der eigenenWirtschaftslage) als der etwas wichtigere Bestimmungsfaktor für rechtsextreme Orientie-rungen im Vergleich zu den Entwicklungen seit der deutschen Vereinigung.

Unter den drei Indikatoren geht die stärkste Wirkung auf rechtsextreme Orientierungen vonder Bewertung der deutschen Einheit aus. Von denjenigen, die mehr Vorteile als Nachteilesehen, zählt nur jeder Neunte zu den ausländerfeindlich Eingestellten, von den Skeptikerndemgegenüber fast jeder Dritte. Ähnlich deutlich ist die Beziehung zum Ethnozentrismus.Von denjenigen, für die die Nachteile der Einheit überwiegen, zeigen mit 23% doppelt so 25 Die Attraktivität des Rechtsextremismus für die Modernisierungsopfer ist jedenfalls die gängige Variante derModernisierungstheorie. Verschiedentlich wird aber auch dahingehend argumentiert, dass dieModernisierungsgewinner diejenigen sind, die besonders für rechtsextremes Denken empfänglich sind (vgl. Kap.III.2 im Anhang 2).

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viele ethnozentrische Positionen wie von den Befragten insgesamt. Einen ausgesprochengeringen Effekt hat die Einschätzung der deutschen Einheit hingegen auf die Diskriminie-rungsbereitschaft gegenüber Ausländern.

Abb. 17: Ausländerfeindlichkeit nach persönlicher wirtschaftlicher Lage und Bewertungder deutschen Einheit(in Prozent)

1 5

3

12

17

3 3

8

12

21

24

19

1 1

1 5

3 3

0 5 1 0 1 5 2 0 2 5 3 0 3 5

s e h r g u t

g u t

w e n i g e r g u t

s c h l e c h t

v i e l besse r

e t w a s b e s s e r

g e n a u s o

e t w a s s c h l e c h t e r

v ie l sch lech te r

mehr Vo r te i l e

w e d e r n o c h

m e h r N a c h t e i l e

A l l e B e f r a g t e n

Pers . f inanz . S i t u a t i o n

Entwick l . pers . w i r t s c h . L a g e

B e w e r t u n g d t . E i n h e i t

Insgesamt schwächer ist der Einfluss der drei Faktoren auf die Unterstützung rechtsextremerParteien. Immerhin sympathisieren etwa doppelt so viele Gegner der deutschen Einheit wieBefürworter mit ihnen. Bei der etwaigen Stimmabgabe für DVU, NPD und REP deutet sichein ähnliches Verhältnis an, jedoch lassen die Fallzahlen eine entsprechende Interpretationnicht zu. Gleiches gilt trotz des mit einer Verschlechterung einhergehenden linearen Anstiegsder Wahlbereitschaft für Rechtsaußen für die eigene sozioökonomische Lage, währendzwischen ihrer Verschlechterung in den letzten zehn Jahren und der möglichen Wahl rechter

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Flügelparteien überhaupt kein Zusammenhang besteht. Die wirtschaftlich schlechter Gestell-ten und diejenigen, die eine negative Entwicklung bei ihren finanziellen Verhältnissen seit derVereinigung feststellen, sind schließlich unter den Sympathisanten von DVU, NPD und REPleicht überrepräsentiert.

Eher schwach ist auch die Erklärungskraft für die Gewaltakzeptanz: Diejenigen, die ihrefinanzielle Lage und deren Entwicklung eher schlechter einschätzen, sind unter den Akzep-tanz gegenüber situativer ausländerfeindlicher Gewalt bekundenden Befragten überreprä-sentiert. Allerdings sind die Unterschiede zum Durchschnitt der Interviewten nicht allzu groß.Die stärkste Wirkung geht hier einmal mehr von der Bewertung der deutschen Einheit aus.Die "Einheitsskeptiker" lassen zu 30% eine Gewaltakzeptanz erkennen, während ihr Anteil anden Befragten bei 17% liegt. Die Einstellung zur deutschen Vereinigung erweist sich damitim Rahmen der Modernisierungsverliererhypothese als die erklärungsstärkste einzelneVariable. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die (subjektive) Zugehörigkeit zu den Verlierernder deutschen Einheit rechtsextreme, speziell ausländerfeindliche Einstellungen und in erheb-lich geringerem Maße die Sympathie für Rechtsaußen-Parteien und die Akzeptanz situativerausländerfeindlicher Gewalt begünstigt. Die Hypothese von den für rechtsextremes Denkenund Handeln anfälligen Modernisierungsopfern scheint, insoweit die Einstellungen betroffensind, durch die Daten des Thüringen-Monitors 2000 tendenziell bestätigt, ohne dass aber dieZusammenhänge als wirklich stark gelten könnten.

4.3 Politische Deprivation und Entfremdung

Von politischer Deprivation bzw. politischer Entfremdung kann dann gesprochen werden,wenn Personen über weniger materielle oder immaterielle Güter verfügen, als ihnen nachihrer eigenen Überzeugung legitimerweise zustehen, und wenn sie diesen Mangel dem politi-schen System anlasten. Zu rechtsextremen Einstellungen und insbesondere zu einem solchenHandeln führt (dauerhafte) politische Deprivation dann, wenn – stark vereinfacht formuliert –der Unzufriedenheit auf der Nachfrageseite ein aus der Sicht der dem demokratischen SystemEntfremdeten attraktives Alternativangebot entspricht. Für Ostdeutschland wird vielfach einbesonders großes Unzufriedenheitspotenzial vermutet auf Grund der vielfältigen Erwartungs-enttäuschungen im Zuge des Transformationsprozesses. Zumindest einige Ergebnisse derBefragung im September bestätigen diese Annahme für den Freistaat.

Die politische Deprivation lässt sich anhand des Thüringen-Monitors 2000 über die verschie-denen Formen von Politikverdrossenheit erfassen. Im Einzelnen sind dies die Demokratie-verdrossenheit, die Institutionenverdrossenheit, die "Verfahrensverdrossenheit" und dieParteienverdrossenheit. Nach dem hier zu diskutierenden Erklärungsansatz müssten Befragtemit hohen Werten in diesen Bereichen überdurchschnittlich häufig rechtsextreme Positionenvertreten und – angesichts des in Thüringen bestehenden Angebots an entsprechendenParteien – auch eine überdurchschnittliche Unterstützung für derart geprägte Parteien bekun-den. Betrachtet man zunächst die Einstellungen, so lassen sich unterschiedlich starke Effekteeinzelner Aspekte der Politikverdrossenheit ausmachen. So hat das Institutionenvertrauen einedeutliche Wirkung auf die Haltung zu Ausländern: Befragte mit geringem diesbezüglichenVertrauen sind mit 24% doppelt so stark unter den "Ausländerfeinden" vertreten wie in derGesamtbevölkerung (Abb. 18). Eine auch nur annähernd vergleichbare Beziehung bestehtzwischen dem Institutionenvertrauen und dem Ethnozentrismus sowie der Diskriminierungs-bereitschaft nicht. Erheblich beeinflusst werden ausländerfeindliche Einstellungen wiederumdurch die "Verfahrensverdrossenheit". Jeder fünfte in diesem Sinne Politikverdrossene hatRessentiments gegen Ausländer, während es unter den Befragten insgesamt nur jeder Siebte

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ist. Beeindruckender nimmt sich der Unterschied bei anderer Betrachtungsweise aus:Während es in der Gesamtbevölkerung knapp 60% Politikverdrossene gibt, sind es unter den"Ausländerfeinden" 84%.

Abb. 18: Ausländerfeindlichkeit nach Institutionenvertrauen und Politikverdrossenheit(in Prozent)

29

13

10

21

6

0

5

10

15

20

25

30

35

niedrig mittel hoch ja nein

Institutionenvertrauen Politikverdrossenheit

Von der Parteienverdrossenheit geht nur ein geringer Einfluss auf die Haltung zu Ausländernaus. Der harte Kern der mit den Parteien Unzufriedenen etwa unterscheidet sich von den übri-gen Befragten nur unwesentlich. Legt man die Frage zu Grunde, ob die Parteien nur dieStimmen der Wähler wollen, so sind die ausländerfeindlich Eingestellten unter denjenigen,die voll und ganz zustimmen, deutlich überrepräsentiert. Klare Zusammenhänge zeigen sichansonsten aber nicht. Gänzlich ohne Bedeutung sind beide Indikatoren der Parteiverdrossen-heit für die ethnozentrischen Einstellungen und für die Diskriminierungsbereitschaft. Überden Einfluss der Demokratiezufriedenheit auf rechtsextreme Einstellungen lassen sich wegender verschiedentlich geringen Fallzahlen nur grobe Angaben machen. Generell sind diezufriedenen Demokraten durchweg bei der Personengruppe ohne rechtsextreme Orientierun-gen überrepräsentiert. Für die Antidemokraten als die Gruppe am anderen Ende der Skala derDemokratiezufriedenheit gilt, dass sie tendenziell überdurchschnittlich empfänglich für derar-tige Positionen sind, definitive Aussagen sind wegen der geringen Fallzahlen jedoch unmög-lich. Am auffälligsten erscheint die Gruppe der Indifferenten, die sowohl unter den ausländer-feindlich als auch unter ethnozentrisch Eingestellten, kaum aber unter den Diskriminierungs-bereiten überproportional vertreten ist.

Schwanken die Einflüsse der Politikverdrossenheit auf die Einstellungsmuster nach den ein-zelnen Dimensionen der Politikverdrossenheit beträchtlich, so kann für die Unterstützungrechtsextremer Parteien durchweg ein nur geringer Zusammenhang festgestellt werden. Eineüberdurchschnittliche Bereitschaft, die Wahl für DVU, NPD und REP zu erwägen, lassen die

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mit der demokratischen Praxis Unzufriedenen erkennen, was als Hinweis auf eine generelleNeigung zur Protestwahl interpretiert werden kann. Darüber hinaus lässt sich zeigen, dass dieetwaige Wahl einer rechtsextremen Partei mit zunehmender Parteiverdrossenheit steigt; starksind die Zusammenhänge aber auch hier nicht.

Hinsichtlich der Akzeptanz situativer Gewalt gegen Ausländer ergibt sich für die Anti-demokraten kein klares Bild. Sie sind (bei kleiner Fallzahl) sowohl unter den Gewalt Akzep-tierenden als auch unter den Personen, die dergleichen entschieden ablehnen, überrepräsen-tiert. Deutliche Aussagen lassen sich am ehesten noch über die Indifferenten machen, vondenen jeder Fünfte derartige Gewalt zu akzeptieren bereit ist im Vergleich zu 13% allerBefragten. Eine ähnliche Akzeptanzquote findet sich bei denjenigen, die eine Wählerorien-tierung der Parteien entschieden bestreiten. Schließlich ist festzustellen, dass die Gewalt-akzeptanz mit sinkendem Institutionenvertrauen steigt. Insgesamt vermag das Erklärungs-modell der politischen Deprivation jedoch weder die Unterstützung rechtsextremer Parteiennoch die Gewaltakzeptanz oder Gewaltbereitschaft befriedigend zu erklären. Selbst für dieAusbildung rechtsextremer Einstellungen erweisen sich nur einige Dimensionen der Politik-verdrossenheit als erklärungsstark.

4.4 Das Konzept der autoritären Persönlichkeit

Das Erklärungsmodell der autoritären Persönlichkeit geht davon aus, dass spätere Denk- undEinstellungsmuster in der (früh-)kindlichen Sozialisation entwickelt werden und dann – sozumindest die implizite Annahme – nur noch begrenzt veränderbar sind (vgl. Kap. III.1 imAnhang 2). Eine autoritäre Persönlichkeit zeichnet sich etwa durch ein stereotypes, schablo-nenhaftes Denken, geringe Empathiefähigkeit, eine starke Orientierung an Hierarchien,Konformismus, Dogmatismus und geringe Konfliktfähigkeit aus – allesamt Verhaltensweisen,die sich im Zuge eines Aufwachsens in autoritären Strukturen, vorwiegend im Rahmen derprimären Sozialisationsinstanz (zumeist Familie) entwickelt haben. Rechtsextreme Einstel-lungen sind in dieser Perspektive das "politische" Produkt einer solchen Persönlichkeits-entwicklung. Sie müssen sich nicht auf das konkrete Verhalten auswirken, sind aber latentvorhanden und jederzeit "abrufbar", z.B. bei der Begegnung mit Fremden. In Anwendung aufdie ostdeutsche Situation ist zur Erklärung insbesondere der Fremdenfeindlichkeit in denneuen Ländern wiederholt auf die autoritäre Erziehung in der DDR verwiesen worden.

Im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 ist das Konzept "autoritäre Persönlichkeit" über dieAutoritarismus-Skala (vgl. oben Kap. III.2.4) operationalisiert worden. Der Zusammenhangzwischen Autoritarismus und rechtsextremen Einstellungen ist stark und hochsignifikant.Zwar rangieren die meisten autoritär Eingestellten bei der Skala ausländerfeindlicher Einstel-lungen auf einer mittleren Positionen, unter den Xenophoben sind sie jedoch weit überreprä-sentiert. Während 15% aller Befragten ausländerfeindlich orientiert sind, ist es unter denAutoritären mehr als jeder Vierte. Bei umgekehrter Betrachtung ist jeder dritte Befragte auto-ritär, aber von den fremdenfeindlich Orientierten stellen die autoritären Personen mit 56%deutlich mehr als die Hälfte (Abb. 19).

Noch stärker ist die Beziehung zum Ethnozentrismus. Wiederum ist eine deutliche Mehrheitder Personen mit ausgeprägt autoritären Orientierungen nicht ethnozentrisch eingestellt, aberin der Gruppe der Ethnozentristen sind sie etwa zweieinhalb Mal so stark vertreten wie unterallen Befragten. Während die Autoritären nur ein Viertel der Personen ohne ethnozentrischeAuffassungen ausmachen, stellen sie unter den latenten Ethnozentristen 72% und unter denmanifesten Ethnozentristen sogar 78%. Aus anderem Blickwinkel gilt, dass nur jeder neunte

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Befragte, aber mehr als jeder vierte Autoritäre über ethnozentrische Einstellungen verfügt.Unter den etwa 100 Ethnozentristen, die beide Fragen zum Autoritarismus beantwortet haben,gibt es keinen Einzigen, der nicht autoritär ist; die Betroffenen erreichen mindestens einenmittleren Wert auf der Autoritarismus-Skala.

Abb. 19: Ausländerfeindlichkeit und Ethnozentrismus nach Autoritarismus(in Prozent)

1

11

5

2728

00

5

10

15

20

25

30

starke Ausländerfeindlichkeit ethnozentrische Einstellungen

nicht autoritär mittel autoritär

Ein positiver Zusammenhang besteht auch zwischen dem Autoritarismus und der Diskrimi-nierungsbereitschaft gegenüber Ausländern, allerdings fällt er deutlich schwächer aus als beiden ausländerfeindlichen und ethnozentrischen Einstellungen. Unter den Diskriminierungs-bereiten stellen die autoritär Orientierten 42% bei einem Anteil an den Befragten insgesamtvon 32%. Unterschiedlich fallen die Befunde für den Einfluss auf die Unterstützung rechts-extremer Parteien aus. Erkennbar überrepräsentiert sind die Autoritären unter den Personen,die Sympathien mit einer Rechtsaußen-Partei bekunden. Von diesen stellen sie fast jedenzweiten, während bei anderer Betrachtung etwa jeder fünfte Autoritäre im Vergleich zu 13%der Befragten insgesamt entsprechende Sympathien erkennen lässt. Bei der möglichen Wahleiner rechten Flügelpartei sind die Unterschiede geringer. 9,4% der Autoritären können sicheine Stimmabgabe für DVU, NPD oder REP vorstellen, im Durchschnitt aller Befragten sindes 7%.

Haben autoritäre Einstellungen auch Einfluss auf die Gewaltakzeptanz oder sogar die Gewalt-bereitschaft? Zumindest für die Akzeptanz von situativer Gewalt gegen Ausländer lässt sichdie Frage auf der Basis des Thüringen-Monitors 2000 bejahen. Von denjenigen, die völligesVerständnis dafür aufbringen, dass ein Deutscher einen Ausländer bei vermeintlicher Bedro-hung gewaltsam in die Schranken weist, ist kein einziger nicht autoritär, aber mehr als dieHälfte eindeutig autoritär. Mit wachsender Zustimmung zu dem Statement erhöht sich derAnteil der Autoritären linear. Akzeptieren 14% der Befragten eine Gewaltanwendung völlig,

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sind es unter den autoritär Eingestellten 24%. Für die anderen Instrumente zur Messungrechtsextremer Gewalt lassen sich wegen geringer Fallzahlen keine zuverlässigen statistischenAussagen treffen. Zumindest sei aber darauf hingewiesen, dass von den 15 gewaltbereitenEthnozentristen 14 eindeutig autoritär sind.

Insgesamt erweist sich das Vorliegen von Merkmalen einer autoritären Persönlichkeit als einwichtiger Bestimmungsfaktor für die Ausprägung rechtsextremer Einstellungen. Über dieEinstellungen hinaus lässt sich teilweise auch ein allerdings ungleich geringerer Einfluss aufVerhaltensdispositionen bis hin zur Gewaltneigung nachweisen. Dies ist insofern über-raschend, als die Erklärung von Verhaltensweisen gar nicht im Zentrum des Konzepts derautoritären Persönlichkeit steht. Vielmehr beansprucht es allein oder jedenfalls primär dieErklärung der Existenz und Genese von Einstellungsmustern. Wenn die Reichweite des Erklä-rungsansatzes (etwas) über dessen Anspruch hinaus geht, spricht das für das Konzept. Diehier konstatierte erhebliche Erklärungskraft des Autoritarismus-Konzepts steht allerdings –das sei nochmals ausdrücklich betont – auf einer relativ schmalen empirischen Basis.

5. Gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsextremismus

Über die gesellschaftliche Akzeptanz des Rechtsextremismus geben – jedenfalls ansatzweise– zwei Aussagen im Rahmen des Thüringen-Monitors 2000 Auskunft. Zunächst lässt amParteienskalometer die Haltung zu den rechtsextremen Parteien ablesen. Mit durchschnitt-lichen Werten von –3,7 (NPD), –3,9 (DVU) und –4,0 (REP) auf einer Skala von +5 bis –5erfahren sie durch die Befragten insgesamt massive Ablehnung. Dies wird auch durch einenVergleich verdeutlicht: Der Abstand zwischen der im Durchschnitt am besten bewertetendemokratischen Partei (SPD: +1,5) und der am schlechtesten bewerteten (Bündnis90/DieGrünen: –0,5) ist deutlich geringer als der Abstand zwischen letzterer und der am wenigstennegativ eingestuften rechtsextremen Partei. Der Befund wird auch dadurch bestätigt, dass inzeitlich auf die Thüringer Befragung folgenden Meinungsumfragen eine deutliche Mehrheitnicht nur im Freistaat ein Verbot der NPD und – bei geringerer Zustimmung – auch von DVUund REP unterstützt hat.

Zusätzlich sind die Befragten um Auskunft gebeten worden, ob sie etwas dagegen hätten,einen Rechtsradikalen als Nachbarn zu haben. Eine überwältigende Mehrheit von 88% bejahtdies, während nur jeder Fünfte die am wenigsten akzeptierte Ausländergruppe der Asyl-bewerber als Nachbarn ablehnt. Selbst wenn das Antwortverhalten, wie sich vermuten lässt,massiv von dem Effekt der sozialen Erwünschtheit bestimmt gewesen ist, ist diese Kluftbeträchtlich und kann unter Umständen bereits als Indiz für Ansätze einer Stigmatisierunggelten. Eine Ablehnungsquote von fast 100% findet sich bei den regelmäßigen Kirchgängernund konsequenterweise auch bei denjenigen, die sich von Rechtsradikalen persönlich bedrohtsehen. Je weiter rechts sich die Befragten auf der Links-Rechts-Skala einordnen, desto relativschwächer fällt die soziale Distanz aus. Bei den ausländerfeindlich Eingestellten ist sie unter-durchschnittlich, liegt aber immer noch bei gut 80%. Die Parteianhänger von CDU, SPD undPDS bekunden eine stärkere Ablehnung als der Durchschnitt der Befragten.

Die eigentliche Auffälligkeit ergibt sich jedoch beim Vergleich der Altersgruppen: Unter denJüngsten sinkt die Ablehnung der Rechtsradikalen auf 76%. Diese gravierende Abweichungvom Durchschnitt der Befragten könnte auf eine weit über den Kreis der rechtsextrem Einge-stellten hinaus reichenden Akzeptanz "rechter" Alltagskultur unter Jugendlichen und Heran-

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wachsenden hindeuten. Diese Annahme wird auch dadurch bestätigt, dass in derselbenAltersgruppe die Ablehnung von Asylbewerbern doppelt so stark ausfällt wie in der Gesamt-bevölkerung.

Nur scheinbar im Widerspruch dazu steht der Alterseffekt bei einer anderen Aussage. DieFrage, ob sie sich persönlich durch Rechtsradikale bedroht fühlen, wird von 6% der Befrag-ten, aber von 17% der jüngsten Altersgruppe bejaht. Die Diskrepanz dürfte sich aus der wahr-genommenen Bedrohung derjenigen Heranwachsenden erklären, die einer anderen Subkulturoder Szene angehören als die Rechtsradikalen bzw. sich in politischer Gegnerschaft zu ihnenbefinden. Während also Rechtsradikale von einem Teil der 18-24-Jährigen als alltagskultu-relle Normalität betrachtet werden, auch wenn man ihre Ansichten nicht notwendig teilt, lösensie bei einem anderen Teil Ängste aus. Dabei spielt offenkundig auch der Bildungsgrad eineRolle, denn persönlich bedroht sehen sich mit 14% überdurchschnittlich viele Personen mitAbitur, aber ohne Hochschulabschluss. Während sich die Rechtsextremen selbst vorwiegendaus Gruppen mit einem niedrigeren Bildungsniveau rekrutieren, weisen ihre (in der eigenenWahrnehmung) potenziellen deutschen Opfer einen weit höheren Bildungsstand auf.

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IV. Schlussfolgerungen und Empfehlungen

1. Zusammenfassung der Ergebnisse

Im demokratischen Verfassungsstaat ist der Verfassungspatriotismus sowohl ein angemesse-ner Maßstab zur Beurteilung von Momentaufnahmen der Politischen Kultur als auch zur Be-antwortung der Frage, welche Defizite hinsichtlich des politischen Ethos mit welchen Mittelnim Sinne einer positiven Pflege des demokratischen Ethos der Bürgerschaft behoben werdensollen. Im Folgenden sind deshalb die Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2000 im Blick aufden Verfassungspatriotismus zusammenzufassen und daran anschließend entsprechende Poli-tikempfehlungen zu formulieren.

In Teil I der Studie wurde Verfassungspatriotismus bestimmt als diffuse Unterstützung der ineiner Verfassung enthaltenen freiheitlichen, republikanischen und weltoffenen Wertordnung,welche die lebendige Verankerung von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechtenin den politischen Einstellungen der Bürgerschaft anzeigt. Es wurde ferner darauf hingewie-sen, dass Verfassungspatriotismus und politisches Ethos durch besondere Faktoren sehr unter-schiedlicher Herkunft in Deutschland, wenn nicht gar in Europa unter der Herausforderungeiner geistig-politischen "Stresssituation" und Orientierungskrise stehen. Die dabei namhaftgemachten Stressfaktoren, so wurde ferner angenommen, schwächen zumindest das demo-kratisch-menschenrechtliche "Immunsystem" der politischen Kultur auch gegenüber rechts-extremen und ausländerfeindlichen Einstellungen.

Unter dem Vorzeichen dieser allgemeinen Einschätzung ist denn auch die von uns vorge-nommene Momentaufnahme der politischen Kultur Thüringens zehn Jahre nach der deutschenEinheit zu interpretieren. Dabei sind folgende Ergebnisse festzuhalten:

1. Was die politische Kultur angeht, so ist zunächst insgesamt davon auszugehen, dass derdemokratische Verfassungsstaat in den zehn Jahren seit der Wiedervereinigung in Thüringenauf eine durchaus als robust zu bezeichnende Weise in den Einstellungen der BevölkerungWurzeln geschlagen hat. Nicht nur der demokratische Verfassungsstaat an sich, sondern auchdie Leistungen der Demokratie werden in der Tendenz positiv beurteilt. Das Ausmaß explizitantidemokratischer Einstellungen ist erfreulich gering, wenn auch mit um die 8% durchausernstzunehmen. Bei all den Zumutungen und besonderen Stressfaktoren, die die Etablierungeiner völlig neuen und überdies höchst anspruchsvollen und für jeden Einzelnen herausforde-rungsreichen Rechts- und Verfassungsordnung nach 1990 für die Bevölkerung Thüringensbedeutete, muss dieses generelle Ergebnis als bürgerschaftliche Leistung positiv hervorgeho-ben werden. Ein gutes Stück der beschwerlichen Wegstrecke hin zu einem nachhaltigen, sichselbst tragenden Verfassungspatriotismus konnte erfolgreich zurückgelegt werden.

Dieses erste Ergebnis gibt indessen weder Anlass zur Selbstzufriedenheit noch zum Ausru-hen. Denn wie in den neuen Bundesländern generell ergeben sich auch für Thüringen spezifi-sche Schwachstellen, die sich insbesondere auf die Demokratiezufriedenheit und die Erwar-tungen an die Politik beziehen. Zunächst zur Demokratiezufriedenheit: Die Frage nach derDemokratie als beste Staatsform hat mit 49% Unentschiedenen in einem breiten Mittelfeld aufdoch noch recht lockeres Wurzelwerk hingewiesen. Und wenn man die Thüringer Bürger-schaft in die fünf Gruppen der zufriedenen Demokraten, der teilweise Zufriedenen, Indiffe-renten, Unzufriedenen und Antidemokraten einteilt, dann stehen einem Drittel zufriedener

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und teilweise zufriedener Demokraten doch immerhin erneut ein breites Mittelfeld Indiffe-renter und ein Viertel unzufriedener bzw. politikverdrossener Bürger gegenüber.

Dieses breite Mittelfeld der in Bezug auf die Demokratie Unentschiedenen und Indifferentenist ganz ohne Zweifel die entscheidende Zielgruppe einer auf die Pflege des Verfassungspat-riotismus bedachten Politik. Nicht nur ist in dieser Gruppe die Anfälligkeit für ausländer-feindliche und auch rechtsextreme Dispositionen jedenfalls höher als bei den Demokratiezu-friedenen, sondern es lassen sich auch relativ klare Konturen politischer Frustration und damitauch Anhaltspunkte für eine Steigerung des Verfassungspatriotismus durch deren Behebungangeben. Die Erwartungen an Rechtssicherheit, insbesondere aber an soziale Sicherheit er-weisen sich hier nämlich als entscheidende Kriterien für Demokratiezufriedenheit; die frei-heitssichernde Bedeutung der Demokratie steht dahinter zurück. Dieser Zusammenhang istdurchaus besorgniserregend: Er lässt Demokratiezufriedenheit jedenfalls in breiten Bevölke-rungskreisen als eine eher konjunkturabhängige denn als aus gefestigter Überzeugung resul-tierende Einstellung erkennen. Mit anderen Worten: Die Einstellung zur Demokratie ist beieiner Mehrheit eher von den ja auch wechselnden Eindrücken ökonomischer Sicherheit dennvon einem wirklich verankerten Freiheitsethos abhängig. In diesem Zusammenhang mussallerdings vor allem unter Ost-West-Auspizien daran erinnert werden, dass die für die alteBundesrepublik relativ hohen Werte der Demokratiezufriedenheit ganz maßgeblich auch vomwirtschaftlichen Aufschwung der fünfziger Jahre mitgeprägt wurden.

Doch zeigt sich zweitens gerade auch bei den Abstufungen der Demokratiezufriedenheit wiein nahezu allen Einzelfragen der politischen Kultur die durchschlagende Wirkung des FaktorsBildung. Bildung und in Besonderheit politische Bildung erscheint immer wieder als ein denVerfassungspatriotismus in einem hohen Ausmaß geradezu determinierender Faktor. Investi-tionen in Bildung und in politische Bildung erweisen sich vor diesem Hintergrund zweifels-frei als Primärinvestitionen in Verfassungspatriotismus und demokratisches Ethos.

Die Erwartungen an und Einstellungen zur Politik im Besonderen bestätigen dieses Bild: Diepersönliche finanzielle Lage erweist sich z.B. als ausgeprägt starker Bestimmungsfaktor desInstitutionenvertrauens. Relativ stark – aber in vergleichender Perspektive keineswegs über-durchschnittlich stark – präsentieren sich die Werte der "Parteienverdrossenheit": In Bezugauf die Wählerorientierung erhalten die Parteien durchweg schlechte Noten. Noch deutlicherals bei der Demokratiezufriedenheit zeigt sich hier eine Abhängigkeit des Urteils vom FaktorArbeitslosigkeit. Dem stehen indessen zwei recht positive Ergebnisse gegenüber: Erstens lie-ßen sich jedenfalls durchschlagende negative Auswirkungen der im ersten Kapitel aufgeliste-ten Faktoren einer politischen Orientierungskrise nicht nachweisen, wenngleich in diesemLicht zwei Befunde aufhorchen lassen: Einmal könnte das gegenüber der Bundesregierungstärkere Vertrauen in die Landesregierung auch als Ergebnis eines Regionalisierungsfaktorsinterpretiert werden. Dann schlüge sich darin eine deutliche Anerkennung des Bemühens derLandesregierung nieder, aus regionaler Perspektive auch bundespolitische (und vielleichtauch: europapolitische, doch dies wäre näher zu untersuchen) Verantwortung zu übernehmenbzw. im föderativen Konzert klare bundespolitische Positionen zu vertreten. Doch auch dieErgebnisse zur Thüringen-Identität, auf die hier nur verwiesen wird, wären in entsprechendeErklärungen einzubeziehen; der Zusammenhang ist aus politikwissenschaftlicher Perspektivesicherlich näherer Untersuchung wert. – Ein zweites durchaus erfreuliches Ergebnis ist zumanderen darin zu sehen, dass in den jüngsten Altersstufen die Parteienverdrossenheit relativam schwächsten ausgebildet ist. Wir interpretieren dies als Chance des demokratischen Ver-fassungsstaates und namentlich der Parteien, bei entsprechenden, gezielt auf diese Alters-gruppe ausgerichteten Bemühungen einen demokratiegefestigten politischen Nachwuchs rek-rutieren zu können.

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Von besonderem Interesse dürften die Ergebnisse zur politischen Partizipation sein, da sichhier einerseits Aussagen über Dispositionen zur Gewaltbereitschaft herleiten lassen und dasich andererseits in diesem Bereich eines der erstaunlichsten Ergebnisse der Studie zeigt. Zu-nächst zur Gewaltbereitschaft: Etwa sieben von hundert Thüringern sehen in gewaltsamenAktionen ein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Dieser Wert mag niedrig erscheinen,er ist gleichwohl um sieben Prozent zu hoch. Auf jeden Fall ist er – bei aller Vorsicht im Um-gang mit den Ergebnissen – zu kommentieren: Erstens ist gerade bei der Gewaltbereitschaft,nicht hingegen bei der Gewaltakzeptanz die Abhängigkeit vom Bildungsgrad anzuführen.Zweitens zeigen sozial nachhaltig Integrierte (Faktor Arbeitsplatz!) deutlich geringere Nei-gung zu Gewalt in der politischen Auseinandersetzung. Drittens muss es nachdenklich stim-men, dass auf der Gegenseite – nämlich dem Vertrauen in demokratische Verfahren – sichunüberhörbare Skepsis artikuliert, die auch durch die durchweg auf Engagement schließenlassenden Werte zu demokratischen Partizipationsverfahren nicht relativiert wird. Sicher wirdman dies nicht als pathologisch im Sinne eines geheimen Gewaltreservoirs interpretieren dür-fen, doch einen zureichend gesicherten Gegenpol zur Gewaltakzeptanz stellen die Werte(noch) keineswegs dar.

Ein auf anderer Ebene liegendes, jedoch überaus erstaunliches, wenn nicht erschreckendesErgebnis betrifft das Thema "plebiszitäre Entscheidungsverfahren". Wir konnten feststellen,dass der Informationsstand und die Entscheidungskompetenz der Bevölkerung hinsichtlichkomplizierter politischer Fragen äußerst skeptisch beurteilt werden. Mehr als zwei Drittelnder Bevölkerung sind der Auffassung, dass die meisten Leute in Deutschland nicht hinrei-chend informiert sind, um komplexe politische Fragen zu entscheiden. Das Überraschendejedoch ist, dass sich gerade von denen, die dieses Urteil teilen, überdurchschnittlich viele (66%) für mehr Volksentscheide aussprechen (unter denen, die eine hohe Entscheidungskompe-tenz der Bevölkerung annehmen, sind 63 % plebiszitfreundlich). Ob hier ein Verlust desQualitätsstandards, der an politische Entscheidungen anzulegen ist, mit einer Anfälligkeit fürwohlfeil gewordene direktdemokratische Parolen eine unheilige Allianz eingegangen ist oderwie anders dieser Befund zu erklären ist – diese Frage muss detaillierteren Studien vorbehal-ten werden. Doch eines ist unübersehbar: für den Grundgedanken repräsentativer, d.h. gegen-über der Sachgerechtigkeit ebenso wie gegenüber der sozialen und der politischen Gerechtig-keit verantwortlichen Entscheidungsfindung ist dieser Befund nachgerade desaströs: Quali-tätserwartungen an Politik spielen offensichtlich keine Rolle. Der Befund fördert überdies dieBedenken gegenüber einem Mehr an plebiszitären Verfahren und macht es schwer, stärkereMöglichkeiten etwa des Volksbegehrens als Remedur gegen die zweifellos vorhandene "Poli-tikverdrossenheit" zu empfehlen.

2. Auch in Bezug auf das Schwerpunktthema "Rechtsextremismus" und "Ausländerfeindlich-keit" ist zunächst noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Erhebung zu einem Zeitpunktstattfand, als eine Vielzahl öffentlicher Kampagnen die Sichtbarkeit rechtsextremer und aus-länderfeindlicher Einstellungen möglicherweise beeinträchtigte. Dessen ungeachtet ist einsich zunächst positiv darstellendes Ergebnis vorweg zusammenzufassen: Der organisierteRechtsextremismus findet in Thüringen so gut wie keine Akzeptanz; rechtsextreme Parteienstoßen auf z.T. massive Ablehnung, ein Verbot der NPD würde durch eine breite Mehrheitunterstützt. In ihrer Haltung zu Ausländern und Fremden erweisen sich die Thüringer weithinweltoffen und tolerant; die Gewährleistung der Menschenrechte der Ausländer findet einehohe Zustimmung. Es sei ausdrücklich betont, dass dieses generelle Bild in Spannung zu derTatsache zu stehen scheint, dass auch Aussagen, die die Gefahr einer Überfremdung betref-fen, eine recht hohe Zustimmung erfahren. Befürchtungen dieser Art müssen sehr viel detail-lierter untersucht werden, als uns dies möglich war, um Aussagen über ihren Einfluss auf

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rechtsextreme und ausländerfeindliche Einstellungen zu ermöglichen. Deshalb begnügen wiruns mit der Feststellung, dass es solche Befürchtungen gibt.

Den generell positiven Aussagen stehen nun allerdings eine Reihe von Detailergebnissen ge-genüber, die denn doch Anlass zur Besorgnis geben: Ausländerfeindliche Einstellungen errei-chen Größenordnungen von bis zu 15%; Asylbewerbern gegenüber sind Thüringer weit weni-ger tolerant eingestellt als gegenüber anderen "Fremden"; eine Diskriminierungsbereitschaftist bei 21 % der Thüringer vorhanden und zu der Aussage, es gebe unwertes Leben, verstehensich immerhin 22 % der Thüringer. Jeder vierte der 18-24-Jährigen bekundet Sympathie füreine Partei am äußeren rechten Spektrum; in dieser Altersgruppe ist auch die Toleranz gegen-über einer rechtsextremen Subkultur am größten. Diese Ergebnisse lassen nun doch ein be-achtliches Potenzial für rechtsextreme und ausländerfeindliche Einstellungen deutlich sichtbarwerden, bei dem die von uns unter dem Begriff "Ethnozentrismus" zusammengefassten dis-kriminierungsbereiten Einstellungen sowie diejenigen Asylbewerbern gegenüber aufhorchenlassen und bei dem die Gruppe der 18-24-Jährigen als "Problemgruppe" erkennbar wird.

Befasst man sich mit den Ursachen der damit umrissenen Einstellungen, so sticht einmal mehrder Faktor Bildung hervor: Am stärksten ausländerfeindlich sind diejenigen, die ein niedrigesBildungsniveau aufweisen, und auch diskriminierungsbereite ethnozentristiche Einstellungen("unwertes Leben") lassen eine direkte Abhängigkeit vom Bildungsniveau erkennen. Jenseitsdessen zeigt sich, dass gesellschaftliche Kontakte mit Ausländern die Disposition zu auslän-derfeindlichen Einstellungen reduzieren; dies gilt jedoch in schwächerer Weise dort, wo dieseKontakte familiären Charakter annehmen. Auch zeigt sich, dass diejenigen, die die eigenewirtschaftliche Situation schlecht beurteilen, eher zu ausländerfeindlichen Einstellungen nei-gen. Ferner ist ein schwach ausgebildetes Institutionenvertrauen und ist Politikverdrossenheitsolchen Einstellungen förderlich. Deutlich hat sich eine autoritäre Erziehung als Faktor erwie-sen, der nicht nur Fremdenfeindlichkeit, sondern wohl auch Gewaltakzeptanz begünstigt. Undschließlich neigen diejenigen leicht überdurchschnittlich zu ausländerfeindlichen Einstellun-gen, für die Thüringen hinter Deutschland und Europa die primäre politische Identifikations-größe darstellt.

3. Fasst man die Befunde des Thüringen-Monitor 2000 insgesamt zusammen, dann ergebensich folgende Aussagen:

• Das politische Ethos des demokratischen Verfassungsstaates und ein darauf bezogenerVerfassungspatriotismus haben in Thüringen Fuß gefasst.

• In einem breiten Mittelfeld von in Bezug auf Demokratie Unentschiedenen undIndifferenten sind Chancen und Aufgaben, insbesondere im Falle einer die Bürgerer-wartungen unzureichend berücksichtigenden Politik aber auch Gefahren für eine wei-tere Festigung des Verfassungspatriotismus zu sehen.

• Die Gruppe der 18-24-Jährigen signalisiert Offenheit für demokratische Politik, zeigtaber auch größere Toleranz gegenüber dem Rechtsextremismus.

• Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit sind statistisch Randphänomene, wei-sen jedoch politisch überaus ernstzunehmende Reservoirs in der politischen KulturThüringens auf.

• (Politische) Bildung und Festigung des Verfassungspatriotismus sind verlässliche Ele-mente eines Immunsystems gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit.

Welche Empfehlungen an die Politik lassen sich nun aus den Befunden der Studie herleiten?

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2. Empfehlungen

1. Die vielfach nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen Bildungsstand, einer als verfas-sungspatriotisch zu bezeichnenden politischen Einstellung und einer relativen Ferne zuRechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit lassen Investitionen in Bildung generell und –so unsere mehrfach artikulierte Vermutung – politische Bildung im Besonderen als Investitio-nen in die Demokratie erscheinen. Der Thüringer Verfassungsgeber hat diesen Zusammen-hang in Art. 20 und 22 erkannt; ihre nachhaltige Umsetzung in Bildungspolitik und Unter-richtspraxis muss höchste Priorität haben. – Da damit noch keine näheren Aussagen überkonkrete Bildungsinhalte und den exakten Stellenwert der politischen Bildung getroffen wer-den (können), erscheint dieser Komplex als geeignetes Schwerpunktthema für den Thüringen-Monitor 2001.

2. Im Blick auf die Politische Kultur lassen sich aus den Aussagen über Demokratiezufrie-denheit und Thüringen-Identität folgende Empfehlungen herleiten: Erstens ist den politischenParteien dringend zu empfehlen, sich stärker als bürgeroffene Foren zu organisieren, in denenInteressen, Anliegen, auch Ängste, Meinungen und Präferenzen der Bürger mit Aussicht aufBerücksichtigung artikuliert werden können. Zweitens erscheinen die jungen Menschen alseine politische Zielgruppe besonderer Sensibilität, deren Gewinnung für eine aktive Unter-stützung des demokratischen Verfassungsstaates hohe Priorität haben sollte. Drittens sei denobersten Verfassungsorganen des Freistaates empfohlen, die Identifikation der Bürgerschaftmit Thüringen als republikanisches Selbstverständnis zum Ausdruck zu bringen: Thüringersind alle die, die am Wohle des Landes mitbauen und die Würde und Freiheit jedes Einzelnenunabhängig von seiner Herkunft und kulturellen Prägung respektieren; Thüringen ist demo-kratisch und bedarf einer politisch aktiven Bürgerschaft; Thüringen ist weltoffen und trägtMitverantwortung an der Gestaltung Deutschlands, Europas und des Weltfriedens.

3. Zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit ergeben sich die fol-genden Empfehlungen: Erstens vermag eine gesellschaftliche Ächtung und Stigmatisierungentsprechender Einstellungen die Phänomene Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismuszumindest zeitweilig in den Hintergrund zu rücken, reicht aber als Problemlösung keinesfallsaus. Im Gegenteil besteht die Gefahr, dass eine rationale Auseinandersetzung in der Bürger-schaft in ähnlicher Weise durch Tabuisierung verhindert wird, wie der Mythos von der antifa-schistischen DDR eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verhindert hat. Füreine rationale Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit ist esvielmehr von entscheidender Bedeutung, beiden Einstellungsmustern das positive Gegenbilddes Verfassungspatriotismus entgegenzustellen und seine Verankerung in der Gesellschaft zufördern. Auch hier hat diese Aufgabe bei den Jüngeren hohe Priorität. Zweitens kann für denStaat der Aufruf zu Toleranz und andere symbolische Politik nicht ausreichen. Die staatlichePolitik muss vielmehr die Rechte von Ausländern und die ihr korrespondierenden Schutz-pflichten des Staates deutlich in den Vordergrund stellen. Ausländer haben mehr als einenAnspruch lediglich auf Toleranz: sie haben einen Rechtsanspruch auf Respekt und Schutzihrer Menschenrechte. Die Menschenrechte von Ausländern und ihr Schutz können nicht starkgenug akzentuiert werden.

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Anhang I

Tabellarische Übersichten

A 1 Vorteile oder Nachteile der Einheit

A 2 Wirtschaftliche Lage besser als 1990?

A 3 Persönliche wirtschaftliche Lage besser als 1990?

A 4 Rechtssicherheit besser als 1990?

A 5 Kriminalität besser als 1990?

A 6 Wirtschaftliche Lage in Thüringen

A 7 Eigene finanzielle Lage

A 8 DDR hatte mehr gute als schlechte Seiten

A 9 Sozialismus ist eine gute Idee

A 10 Zufriedenheit mit der Demokratie

A 11 Demokratie besser als andere Staatsideen?

A 12 Demokratie sorgt für hohes Maß an Freiheit

A 13 Demokratie sorgt für ein hohes Maß an sozialer Sicherheit

A 14 Vertrauen zur Bundesregierung

A 15 Vertrauen zur Landesregierung

A 16 Vertrauen zu den Gerichten

A 17 Vertrauen zur Polizei

A 18 Politiker verdienen mehr Respekt

A 19 Parteien wollen nur Stimmen der Wähler

A 20 In der Politik geht es nur um Macht

A 21 In der Politik wird zuviel geredet

A 22 Bei einer Unterschriftensammlung mitmachen

A 23 In einer Bürgerinitiative mitarbeiten

A 24 An einer Demonstration teilnehmen

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A 25 An einer Demonstration teilnehmen, auch bei Gewalt

A 26 Mit Gewalt für meine Ziele kämpfen

A 27 Die meisten über politische Fragen informiert

A 28 Volksentscheid bei wichtigen Fragen

A 29 Thüringen ist meine Heimat

A 30 Für bessere Arbeit aus Thüringen fortziehen

A 31 Identifikation

A 32 Wirtschatliche Lage in Thüringen besser

A 33 Jugendliche teilweise Ausbildung im Ausland

A 34 Gesetze gegen Gebrauch englischer Ausdrücke

A 35 Bundesrepublik durch Ausländer überfremdet

A 36 Wegen Arbeitslosigkeit Ausländer zurück in die Heimat

A 37 Ausländer kommen um Sozialstaat auszunutzen

A 38 Menschenrechte für Ausländer konsequent durchsetzen

A 39 Nationale Interessen offensiver vertreten

A 40 Deutsche anderen überlegen

A 41 Nationalsozialismus hatte auch gute Seiten

A 42 Die Juden passen nicht zu uns

A 43 Der Stärkere soll sich durchsetzen

A 44 Es gibt wertvolles und unwertes Leben

A 45 Wahl rechtsextremer Parteien

A 46 Ausländer mit Gewalt in die Schranken weisen

A 47 Wir brauchen eine starke Hand

A 48 Gehorsam und Disziplin wichtig

A 49 Bedrohung durch Rechstradikale

A 50 Kontakt zu Ausländern

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Anhang II

Michael Edinger

Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Bestandsaufnahme undÜberblick über die sozialwissenschaftliche Forschungsliteratur

I. Begriff und Dimensionen des Rechtsextremismus ...................................................... A 56

II. Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland ................................ A 58

1. Rechtsextreme Einstellungsmuster .......................................................................... A 58

2. Rechtsextremes Verhalten und organisierter Rechtsextremismus ........................... A 61

2.1 Rechtsextreme Parteien....................................................................................... A 612.2 Wahlen ................................................................................................................ A 652.3 Nicht-parteilich organisierter Rechtsextremismus .............................................. A 692.4 Straf- und Gewalttaten........................................................................................ A 71

III. Erklärungsmuster des ostdeutschen Rechtsextremismus............................................. A 76

1. Sozialpsychologische Ansätze: Autoritäre Persönlichkeit....................................... A 77

2. Modernisierungstheoretische Ansätze: "Aufstand" der Desintegrierten.................. A 79

3. Konzepte der relativen (politischen) Deprivation.................................................... A 81

4. Rechtsextremismus als Subkultur: Modebegriff "Rechts"....................................... A 82

5. Thematisierungskonzepte: Eskalation durch Berichterstattung............................... A 83

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IV. Resümee: Leistungen und Desiderate

der Rechtsextremismusforschung............................................................................................ A 86

Literatur................................................................................................................................. A 88

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Kaum ein Thema von gesellschaftspolitischer Relevanz ist in der Literatur – sei sie politi-scher, publizistischer oder wissenschaftlicher Provenienz – so ausgiebig analysiert und inter-pretiert worden wie der Rechtsextremismus. Während eine (Auswahl-)Bibliographie der Bib-liothek des Deutschen Bundestags für die Jahre 1998 bis Ende September 2000 fast 120 vor-wiegend wissenschaftlich orientierte Monographien und Aufsätze auflistet, dürften sich alleinmit den Titeln zum Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern Dutzende von Regal-metern füllen lassen. Angesichts dieser Vielzahl von Publikationen, von denen ein nennens-werter Teil als sozialwissenschaftliche Fachliteratur firmiert, muss überraschen, dass die bis-herige Forschungsbilanz von kompetenter Seite als rudimentär, unsystematisch und in ihremtheoretischen Gehalt defizitär eingeschätzt wird. So geht einer der wichtigsten politologischenSammelbände zum Thema davon aus, dass die "Rechtsextremismusforschung erst in den An-fängen steckt" (Winkler/Jaschke/Falter 1996: 19); eine neuere Arbeit stellt fest, dass "es inder bisherigen Rechtsextremismusforschung, trotz der Vielfalt von Forschungsarbeiten, nichtgelungen ist, eine empirische Erklärung von Rechtsextremismus zu liefern" (Mantino1999:12). Schließlich wird moniert, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit demRechtsextremismus "nie kontinuierlich, sondern nur in konjunkturellen Schüben" erfolgt sei(Butterwegge 1996: 9).

Für die Forschung zum Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern stellen sich – unab-hängig davon, ob man die zitierten Urteile als gerechtfertigt oder als bloße Karikatur dessozialwissenschaftlichen Kenntnisstands betrachtet –, einige Probleme in besonderer Schärfe.So stehen die überaus zahlreichen Erklärungsansätze für unterschiedliche, unter dem Termi-nus Rechtsextremismus subsumierte Phänomene mehr oder minder unvermittelt nebenein-ander. Die theoretischen Ausgangspunkte werden oftmals nicht expliziert. Wo das politischeSystem der DDR und Sozialisationsverläufe im real existierenden Sozialismus als Erklä-rungsvariablen herangezogen werden, besteht darüber hinaus eine dürftige Quellenlage.

Gleichwohl liegen zehn Jahre nach der deutschen Vereinigung eine Reihe von Erkenntnissenzum ostdeutschen Rechtsextremismus vor, die als gesichert gelten können. Diese beziehensich vornehmlich auf seine Erscheinungsformen, während im Bereich der Ursachenforschungweiterhin einander widersprechende Erklärungsansätze mit zudem höchst unterschiedlicherReichweite konkurrieren. Im Folgenden werden zunächst die empirischen Befunde dersozialwissenschaftlichen Literatur sowie der einschlägigen amtlichen Veröffentlichungen(Verfassungsschutzberichte des Bundes und der Länder) zum Rechtsextremismus in Ost-deutschland präsentiert.

Auf dieser Grundlage erfolgt in einem zweiten Schritt eine vergleichende Darstellung derwesentlichen, spezifisch auf die ostdeutsche Situation zugeschnittenen Erklärungsmuster.Wichtiges Anliegen neben der Präsentation der einzelnen Erklärungsansätze ist dabei, diesesoweit wie möglich nach inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten aufeinander zu beziehen.Zugleich sollen ihre jeweiligen Stärken wie Defizite herausgearbeitet werden. Den Abschlussbilden knappe Ausführungen zu den fortbestehenden Lücken bei der Erforschung des Rechts-extremismus.

Einbezogen in den Literaturüberblick sind sozialwissenschaftliche und unter diesen wiederumvorwiegend politikwissenschaftliche Texte seit dem Erscheinungsjahr 1990. Zentrales Aus-wahlkriterium ist, dass wesentliche in der (Fach-)Literatur diskutierte Ansätze repräsentiertsind.26 Monographien und Sammelbände sind stärker vertreten als Zeitschriftenliteratur.Wenn im Folgenden vornehmlich auf den ostdeutschen Rechtsextremismus eingegangen 26 Die Auswahl der Texte ist auch mit Blick auf das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Studie erfolgt. Schonaus diesem Grund ist zu keinem Zeitpunkt erstrebt worden, einen vollständigen Überblick übersozialwissenschaftliche Erklärungsmuster zu bieten.

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wird, dann impliziert diese Schwerpunktsetzung selbstverständlich nicht, dass es sich dabeiallein oder vordringlich um ein ostdeutsches Phänomen handelt. Eine derartige Vereinfachungmag Medien- oder politischen Interessen dienen, einer seriösen Betrachtung hält sie nichtStand (so auch Pfahl-Traughber 2000). Schon die Tatsache, dass weiterhin die zahlenmäßigmeisten Straftaten mit erwiesenem oder vermutetem rechtsextremistischem Hintergrund inWestdeutschland verübt werden, spricht dagegen. Hinzu kommt, dass das Zentrum desorganisierten Rechtsextremismus in der alten Bundesrepublik liegt und von dort die"Aufbauarbeit" im Osten Deutschlands erfolgt ist und zum Teil auch weiterhin in West-Ost-Richtung betrieben wird.

Allerdings belegt die überproportional große Zahl von Übergriffen gegen Ausländer wie vonsonstigen relevanten Straftaten besondere Erscheinungsformen und Ausprägungen desRechtsextremismus in Ostdeutschland – Erscheinungsformen, die den neuen Ländern denNimbus eines Zentrums rechtsextremistischer und speziell ausländerfeindlicher Gewalt ver-schafft haben. Berücksichtigt man neben der Bevölkerungszahl noch den im Vergleich zu denwestdeutschen Ländern ausgesprochen geringen Ausländeranteil auf dem Gebiet der früherenDDR, ergibt sich in der Tat ein alarmierender Befund: Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einerfremdenfeindlichen Straftat zu werden, ist auf dem Gebiet der früheren DDR 20-25 Mal grö-ßer als in der alten Bundesrepublik (Pfeiffer 1999, 2000). Um so dringlicher erscheint es, dieostdeutschen Besonderheiten des Rechtsextremismus in den Blick zu nehmen. Angesichtseiner allenfalls als rudimentär zu charakterisierenden Forschungslage zu Thüringen sind da-von am ehesten Erkenntnisse zu erwarten, die auch für den Freistaat Gültigkeit beanspruchenkönnen. Um Ausmaß, Strukturmerkmale und Entwicklungen des Rechtsextremismus ein-schätzen zu können, dient die Situation in Westdeutschland wiederholt als Referenzpunkt.Erst der Vergleich mit den alten Bundesländern vermag Aufschluss über Spezifika undetwaige abweichende Entwicklungspfade zu geben.

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I. Begriff und Dimensionen des Rechtsextremismus

Rechtsradikalismus, Faschismus, Skinhead-Gewalt, Rechtspopulismus, Neue Rechte, Neona-zismus – schon eine kursorische Lektüre neuerer Arbeiten zum Themenfeld des Rechtsextre-mismus führt eindrucksvoll vor Augen, dass von einer klaren, präzisen, zumal einheitlichenTerminologie nicht die Rede sein kann. Die Klage über das babylonische Sprachgewirr in derForschung gehört denn mittlerweile auch zum Standardrepertoire jeder Literaturübersichtbzw. jeglicher Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand (z.B. Jaschke 1994: 24f.; über-zeichnend Druwe 1996). So berechtigt die Hinweise auf Unklarheiten in der Terminologie,Inkonsistenzen bei der Verwendung einzelner Begriffe sowie fehlende Abgrenzungen undHierarchisierungen usw. sind, so wenig lässt sich übersehen, dass die vielfältigen Begriffsbe-stimmungen erhebliche Überschneidungen aufweisen – und sich dementsprechend Merkmaledes Rechtsextremismus identifizieren lassen, die in der Forschung weithin als unstrittig geltenkönnen.

Konsens besteht darüber, dass eine eindimensionale Betrachtung des Rechtsextremismus –Beispiele dafür wären seine Reduktion auf Rassismus oder auf Demokratiefeindschaft – unzu-reichend ist. Stattdessen erscheint es sinnvoll, vom Rechtsextremismus als einem Syndromauszugehen, d.h. ihn als komplexes Bündel von Einstellungen und Werthaltungen zu verste-hen. Zu den Dimensionen des Rechtsextremismus gehören dann etwa Fremden- bzw. Auslän-derfeindlichkeit, ein übersteigerter Nationalismus bzw. Ethnozentrismus, Rassismus, stereo-type Denkschemata oftmals nach dem Freund-Feind-Muster, Anti-Pluralismus bis hin zueiner völkischen Gemeinschaftsideologie, Antisemitismus und die Ablehnung der Menschen-rechtsidee. Dabei wären invariante oder konstitutive Merkmale von variablen Merkmalen zuunterscheiden. Als Kern rechtsextremistischer Orientierungen gilt etwa die "Idee der Un-gleichheit der Menschen" (Heitmeyer 1992: 16), also die Überzeugung, dass Menschen (z.B.in Abhängigkeit von Herkunft, Hautfarbe o.ä.) unterschiedliche Wertigkeit zukommt, in derZuspitzung letztlich die Unterscheidung von lebenswertem und unwertem Leben.

Eine andere Gewichtung ergibt sich, wenn stärker vom Terminus selbst ausgegangen wird.Extremismus bedeutet dann ganz allgemein die "Ablehnung des demokratischen Verfassungs-staates und seiner fundamentalen Werte und Spielregeln" (Backes/Jesse 1996: 45). Letztererist im Verhältnis des Staats zu den Bürgern durch die Gewährleistung von Freiheitsrechtencharakterisiert, im Bereich des Regierungssystems vor allem durch das Prinzip der Gewal-tenteilung. Darüber hinaus sind die Verfahrensweisen der politischen Konfliktaustragung undWillensbildung auf demokratische beschränkt und verbindlich fixiert. Besonderheit des Ex-tremismus von Rechts ist in dieser Lesart eine Ideologie der Ungleichheit und das Bestreben,eine Ordnung unter Vorherrschaft einer aufgrund ethnischer oder nationaler Merkmalehöherwertigen Gruppe zu errichten.

Für die Zwecke dieses Literaturberichts soll unter Rechtsextremismus ein Einstellungssyn-drom verstanden werden, dessen Kern die Überzeugung einer unterschiedlichen Wertigkeitvon Menschen in Abhängigkeit von ihnen zugeschriebenen bzw. vom Verhalten unabhängi-gen Merkmalen (Nationalität, Hautfarbe) bildet. Der Vorteil einer solchen "minimalistischen"Definition besteht darin, dass verschiedene Ausprägungen rechtsextremen Denkens auf einihnen zugrunde liegendes rechtsextremes Menschenbild zurückgeführt werden. Ausländer-hass, Ethnozentrismus, Chauvinismus, Antisemitismus usw. sind in dieser Perspektive Aus-formungen oder Konkretisierungen dieses Menschenbilds. Aus diesem ergibt sich dann auchdie Gegnerschaft zum demokratischen Verfassungsstaat, der auf der Unantastbarkeit dermenschlichen Würde und den gleichen Rechten der Individuen beruht. Zugleich umgeht die

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Definition die mit der Fixierung auf den demokratischen Verfassungsstaat verbundene Ge-fahr, das gesellschaftliche und politische Umfeld des Rechtsextremismus auszublenden undmit der Dichotomie von Extremisten und Demokraten einen etwaigen "Extremismus derMitte" (zum Begriff Lipset 1962; vgl. auch Narr 1993) zu verkennen.

Entgegen der oben zitierten Begrifflichkeit Heitmeyers gehören weder die physische Gewalt-ausübung noch auch nur die Gewaltbereitschaft zu den konstitutiven Merkmalen des Rechts-extremismus. Eine rechtsextreme Gesinnung äußert sich – zumal außerhalb totalitärer Staaten– nur selten in Übergriffen gegen Ausländer o.ä. und nur zum Teil in der Wahl entsprechen-der Parteien. Sie impliziert aber immer die Befürwortung struktureller Gewalt, da Rechtsex-treme die systematische Diskriminierung von als "minderwertig" Eingestuften nicht nur ak-zeptieren, sondern einfordern.

Eine hinreichend präzise begriffliche Bestimmung des Rechtsextremismus verlangt zusätzlicheine Abgrenzung gegenüber verwandten Termini. Der am engste verwandte Begriff istRechtsradikalismus, worunter in der Literatur überwiegend vergleichsweise weniger extremePositionen und Organisationen am äußersten rechten Rand des Verfassungsbogens verstandenwerden. Der Terminus mag aus der Perspektive des Verfassungsschutzes zur Unterscheidungvon eindeutig und potenziell verfassungsfeindlichen Aktivitäten tauglich sein, für politikwis-senschaftliche Zwecke scheinen diese Differenzierung und damit auch der Begriff selbst eherunergiebig. In eine ähnliche Richtung bei allerdings anderem Gegenstandsbereich zielt dieRede von der "Neuen Rechten" (Mantino 1993, Gessenharter 1994, Gessenharter/Fröchling1998, Pfahl-Traughber 1998, kritisch dazu Jesse 1996). Damit wird die zeitweilig zu be-obachtende Intellektualisierung des Rechtsextremismus bezeichnet. Diese geschieht im Rück-griff auf Denkmuster der "konservativen Revolution" der Weimarer Republik und erfolgt mitBlick auf den Versuch eines Brückenschlags zwischen (noch) demokratischem Konservatis-mus und Rechtsextremismus, wie er sich beispielhaft bei der Zeitschrift "Junge Freiheit"zeigt.

Neofaschismus und Neonazismus verweisen hingegen auf die geistige Orientierung an denhistorischen Herrschaftsformen des Faschismus und des Dritten Reiches, wobei in der Regelnur einige Ideologieelemente übernommen werden. Hierbei handelt es sich um einen Teilbe-reich des Rechtsextremismus, dessen quantitatives Gewicht eher gering zu veranschlagen ist.

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II. Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland

Mit dem Fall der Mauer hat auch der am Rande der Montagsdemonstrationen im Winter1989/90 erstmals für eine breite Öffentlichkeit sichtbare Rechtsextremismus im östlichen TeilDeutschlands das Interesse von Wissenschaft und Publizistik gefunden. Es richtete sich zu-nächst auf aktuelle Erscheinungsformen, mit einer gewissen Zeitverzögerung aber auch aufdie Existenz rechtsextremer Bestrebungen und Gruppen in der DDR (allgemein zum ThemaKödderitzsch/Müller 1990, Neubacher 1994, Schumann 1990, Siegler 1991, Süß 1993, Waibel1996). Anfänglich war das entsprechende Forschungsinteresse im Wesentlichen eine Be-gleiterscheinung der in der Umbruchphase und im Prozess der deutschen Einheit generell ver-stärkten Aufmerksamkeit gegenüber Entwicklungen in Ostdeutschland. Einen "eigenständi-gen" Platz in Medienberichterstattung und sozialwissenschaftlicher Forschung erhielt derRechtsextremismus mit dem drastischen Anstieg rechtsextremistischer Gewalttaten ab 1991.Diese 1992 und 1993 ihren bisherigen Höhepunkt erreichende Gewalteskalation von Rechts-außen blieb zwar nicht auf die neuen Länder beschränkt, hatte hier aber – bezieht man dieZahl der Straftaten auf die Einwohnerzahl – ihren regionalen Schwerpunkt. Zusätzlich kamendie Anschläge im sächsischen Hoyerswerda und in Rostock-Lichtenhagen einer Initialzün-dung gleich, zumal auf Grund der offen bekundeten Sympathie von breiten Teilen der Bevöl-kerung für die rechtsextremen Gewalttäter.

Mit den Gewalttaten wird jedoch nur eine, nämlich die sichtbarste Erscheinungsform desRechtsextremismus erfasst. Um ein gleichermaßen vollständiges wie differenziertes Bild zuerhalten, müssen auch andere Formen rechtsextremen Handelns sowohl von Individuen alsauch von Gruppen einbezogen werden. Im Einzelnen werden nachfolgend die Unterstützungvon rechten Flügelparteien, insbesondere das Wahlverhalten, der parteilich und anderweitigorganisierte Rechtsextremismus sowie ihm ideologisch nahe stehende Subkulturen dargestellt.

Dem Verhalten vorgelagert und viel weiter verbreitet sind rechtsextreme Einstellungen undOrientierungen. Als Fundament, Nährboden und Bezugspunkt für entsprechendes Handeln –von der Stimmabgabe zugunsten der DVU über die Beteiligung an einer Demonstration zuHitlers Geburtstag bis hin zur physischen Gewalt gegen Ausländer – kommt ihnen erheblicheBedeutung zu, sodass sie hier an den Anfang der Skizze des ostdeutschen Rechtsextremismusgestellt sind.

1. Rechtsextreme Einstellungsmuster

Anders als beispielsweise fremdenfeindliche Gewalt sind rechtsextreme Einstellungen schwerfestzustellen und müssen, sollen verallgemeinerbare Aussagen gemacht werden, in Umfragenermittelt werden. Da die öffentliche Akzeptanz entsprechender Orientierungen in de-mokratischen Verfassungsstaaten und besonders in der Bundesrepublik tendenziell gering ist,unterliegt ihre Äußerung, auch wenn sie anonym erfolgt, in besonderem Maße dem Effekt dersozialen Erwünschtheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass Befragte nicht ihre tatsächliche Mei-nung äußern, sondern das von ihnen tatsächlich oder vermeintlich Erwartete, steigt je nachpolitischen Entwicklungen und aktuellem gesellschaftlichen Klima weiter an. Daher sindeinmalige Befragungen zu rechtsextremen Einstellungen weit weniger aussagekräftig alsPaneluntersuchungen, die Meinungstrends über einen längeren Zeitraum erfassen; die empi-rische Basis ist denkbar schmal und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Allgemeine Be-völkerungsumfrage in den Sozialwissenschaften (ALLBUS) und die europäisch vergleichen-den EUROBAROMETER. Daneben sind eine Fülle von punktuellen Befragungen durchge-

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führt worden, deren Daten jedoch in aller Regel für Sekundäranalysen nicht zur Verfügungstehen.

Erfragt worden sind in der Regel lediglich einzelne Aspekte des Rechtsextremismus, insbe-sondere Ausländerfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit. Zur Ermittlung von Trends in Ost-deutschland sind selbst die ALLBUS-Daten wenig aussagekräftig, da nur wenige relevanteFragen gestellt wurden. Die Auswertung von vier seit 1980 kontinuierlich gestellten Fragenzur Akzeptanz von bzw. Diskriminierungsbereitschaft gegenüber Ausländern ergibt für West-deutschland bis 1994 einen klaren Trend der Abschwächung ausländerfeindlicher Einstellun-gen. Allein 1996 steigt erstmalig die Zustimmung bei allen vier Fragen. In den neuen Ländernerfuhren 1994 bei zwei der vier Fragen (Ausländer bei Arbeitsplatzmangel zurückschicken;Ablehnung binationaler Ehen) deutlich stärkere Zustimmung als im Westen, während bezüg-lich der beiden anderen (Lebensstilanpassung; Verbot politischer Betätigung) kein Unter-schied bestand. Zwei Jahre später nahmen die ablehnenden Haltungen zu, und zwar in stärke-rem Ausmaß als in Westdeutschland.

Deutliche Ost-West-Unterschiede ergaben sich frühzeitig hinsichtlich der Zuzugsbeschrän-kungen für bestimmte Gruppen von Ausländern. Bereits 1991 sprachen sich deutlich mehrostdeutsche Befragte als westdeutsche für die Unterbindung des Zuzugs von zwei Ausländer-gruppen aus: Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten und besonders nachdrücklich Arbeitneh-mern aus EU-Staaten. Hingegen zeigten sich die Ostdeutschen gegenüber den Asylbewerberntoleranter eingestellt als die Vergleichsgruppe aus den alten Ländern. Bis 1996 stieg analog zuden oben genannten Aussagen zur Ausländerfeindlichkeit der Anteil derjenigen, die einenZuzug unterbinden wollen, in beiden Landesteilen an, dabei in Ostdeutschland stärker. 1996lehnten mehr als drei Mal so viele Ost- wie Westdeutsche jeglichen Zuzug von Arbeitneh-mern aus EU-Staaten ab. Eine genauere Analyse zeigt, dass die steigende Ablehnung des Zu-zugs von Ausländern im Zeitraum zwischen 1992 und 1996 erfolgt ist und nicht zwischen1991 und 1992. Die Erklärung für die überaus starke Ablehnung des Zuzugs von Ausländernaus dem Bereich der EU dürfte in der ostdeutschen Arbeitsmarktsituation zu finden sein undin der befürchteten Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, die in der allgemeinen Wahrnehmungweit mehr von EU-Arbeitnehmern als von etwa von Asylbewerbern ausgeht.

Haben die ALLBUS-Daten von 1994 und 1996 erste Trends in Ostdeutschland erkennen las-sen, so bieten die Befragung von 1996 zusätzlich die Möglichkeit einer umfassenden Be-standsaufnahme hinsichtlich der Einstellungen gegenüber Ausländern und der Fremdenfeind-lichkeit, da diese Themen den Schwerpunkt der ALLBUS 1996 bildeten. Auf der Basis eineraus 16 Items gebildeten Skala zur Fremdenfeindlichkeit werden im Rahmen einer Sekundär-analyse ca. 30% der Befragten bundesweit als deutlich oder stark fremdenfeindlich eingestuft.Dabei sind die Ostdeutschen in beiden Gruppen deutlich überrepräsentiert: 15% weisen starkfremdenfeindliche Einstellungen auf (gegenüber 8% in der alten Bundesrepublik), 26% zei-gen sich deutlich fremdenfeindlich (Westdeutschland: 19%) (Ahlheim/Heger 1999: 28). Auf-geschlüsselt nach Bundesländern weist Thüringen 1996 nach Sachsen-Anhalt den höchstenAnteil fremdenfeindlich Eingestellter auf (Ahlheim/Heger 1999: 29). Die Abwehrhaltung ge-genüber Ausländern steht in keinem Zusammenhang mit dem Anteil der Ausländer in derNachbarschaft.

Fremdenfeindliche Einstellungen nehmen mit steigendem Alter zu; allerdings bildet dieAltersgruppe der 18-25-Jährigen bei einzelnen Items (z.B. Ausländer nehmen Deutschen Ar-beitsplätze weg) eine Ausnahme. Entgegen früheren Befunden aus den alten Bundesländernerweisen sich die Frauen in den neuen Ländern als stärker ausländerfeindlich als die Männer;dies gilt insbesondere für die Altergruppe der 46-65-Jährigen. Lediglich in der jüngstenAltersgruppe der 18-25-Jährigen zeigen (deutlich) mehr Männer als Frauen ablehnende

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Einstellungen. Ausländerfeindliche Haltungen finden sich – dieses Ergebnis deckt sich mitbisherigen Befunden – verstärkt bei den unteren Einkommensgruppen und bei Personen mitniedrigem Bildungsniveau.

Während die Fremdenfeindlichkeit stärker ausgeprägt ist als in Westdeutschland, lassen sichfür die neuen Ländern überproportional hohe Werte bei den Aussagen zu Autoritarismus undAntisemitismus nicht feststellen. Der Anteil autoritär Eingestellter ist in beiden Landesteilenetwa gleich, der der Antisemiten in der alten Bundesrepublik deutlich höher. Letzterer Befundbestätigt alle bisherigen Untersuchungen, die jeweils einen geringeren Antisemitismus in Ost-deutschland erbracht haben. Fremdenfeindliche Haltungen sind bei aktuell Arbeitslosen sehrviel häufiger und bei ihren Arbeitsplatz als bedroht Einschätzenden etwas häufiger anzutref-fen als bei Arbeitsplatzbesitzern, die keine Arbeitslosigkeit befürchten.

Eine Momentaufnahme zum Rechtsextremismus in Ost- und Westdeutschland 1998 bieteteine Repräsentativbefragung durch Forsa. Auf der Grundlage einer aus sechs Items gebildetenRechtsextremismus-Skala mit den Dimensionen sozioökonomische und ethnische Ausländer-feindlichkeit, Nationalismus, Antisemitismus, Pro-Nazismus und Autoritarismus 27 werden13% der Bundesbürger als rechtsextrem identifiziert (Stöss/Niedermayer 1998). Das rechts-extreme Einstellungspotenzial in Ostdeutschland liegt dabei mit 17% erheblich über dem inWestdeutschland (12%). Zusätzlich liegen die Werte jedes ostdeutschen Bundeslands höherals die jedes westdeutschen Bundeslands. Unter den neuen Ländern nimmt Thüringen einePosition im unteren Mittelfeld ein, wobei die Unterschiede nach oben und unten sehr geringsind. Differenziert man die Befunde nach einzelnen Dimensionen des Rechtsextremismus, sozeigt sich, dass vor allem Autoritarismus und Fremdenfeindlichkeit in den neuen Ländernstärker verbreitet waren, während Nationalismus, Antisemitismus und pronazistische Einstel-lungen schwächer oder genau so ausgeprägt waren wie in der alten Bundesrepublik.

Besonders drastische Unterschiede traten bei der sozioökonomisch motivierten Fremden-feindlichkeit zu Tage: Fast doppelt so viele Ostdeutsche wie Westdeutsche (39% gegenüber23%) wiesen entsprechende Einstellungen auf. Soziodemographisch fällt auf, dass der fürWestdeutschland eindeutige Anstieg rechtsextremer Einstellungen mit zunehmendem Alterim Osten nicht besteht. Zwar weist hier die Gruppe der 65-74-Jährigen die höchsten Werteauf, überproportional verbreitet sind rechtsextreme Orientierungen aber auch unter den 25-34-Jährigen. Nennenswerte geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen nicht. Überdurch-schnittlich häufig sind rechtsextreme Einstellungen in Ostdeutschland bei den Arbeitslosen(anders als im Westen) und bei den Arbeitern anzutreffen (stärker noch als im Westen).

Eine Reihe der Befunde aus der bundesweiten Erhebung von 1998 finden sich in einer aufBerlin und Brandenburg begrenzten Repräsentativuntersuchung zwei Jahre später bestätigt(Deutsche Paul Lazarsfeld-Gesellschaft / Otto-Stammer-Zentrum an der FU Berlin 2000).Die Vergleichbarkeit ist dadurch gegeben, dass bei beiden Befragungen dieselben sechs Itemszur Messung rechtsextremer Einstellungen verwendet wurden. Nach den aktuellen Daten istdas rechtsextreme Einstellungspotenzial in Brandenburg mit 21% (im Vergleich zu 19%1998) ungefähr doppelt so hoch wie in West-Berlin (11%); zwischen Ost- und West-Berlinbestehen hingegen nur minimale Differenzen. Mit der Ausnahme des Antisemitismus ist dieZustimmung in Brandenburg auf allen Dimensionen teils drastisch höher als in West-Berlin.

Hinsichtlich der soziodemographischen Zusammenhänge bestätigen sich einige Ergebnissedes Jahres 1998: So bestehen in Brandenburg (wie in Berlin) keine geschlechtsspezifischenUnterschiede; die Arbeitslosen und außerdem die Rentner sind deutlich überrepräsentiert,nicht aber die Arbeiter. Als besonders anfällig für rechtsextremes Gedankengut erweisen sich 27 Die Klassifizierung der Befragten lässt sich infolge fehlender Angaben nicht genau nachvollziehen.

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die sozial schlechter Gestellten. Anders als zwei Jahre zuvor in den neuen Bundesländerninsgesamt nehmen in Brandenburg die rechtsextremen Einstellungen mit steigendem Alter zu.Weit überproportional unter den rechtsextrem Eingestellten sind Personen vertreten, die dempolitischen System ablehnend gegenüber stehen und die eine Verschlechterung der wirt-schaftlichen Lage erwarten.

An vergleichbaren Daten zu Thüringen mangelte es bis zur Durchführung des Thüringen-Mo-nitors 2000. Für ausgewählte Gruppen, in aller Regel Schüler an Jenaer Schulen, liegen je-doch aussagekräftige (gleichwohl aber keine repräsentativen) Daten auf der Grundlage me-thodisch ausgefeilter Erhebungen vor. Namentlich Frindte und seine Mitarbeiter am Institutfür Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena führten wiederholt Mehrthemenbefra-gungen mit großen Schülergruppen durch, bei denen die Themenfelder Fremdenfeindlichkeitund Rechtsextremismus mehr oder minder breiten Raum einnahmen (Frindte 1992, Frindteu.a. 1993, eine stärker qualitative Orientierung bei Frindte 1995). Nach der aktuellstenErhebung an sechs Jenaer Schulen aus dem laufenden Jahr (2000) wurden 13% der Schülerals rechtsextrem eingestuft, wobei der Unterschied zwischen Jungen (22%) und Mädchen(6%) drastisch ausfiel (Befragung 2000:58-63).

Die Erklärung dafür liegt in der Rechtsextremismusskala, die in enger Anlehnung an Heit-meyer aus den Dimensionen Ungleichwertigkeitsideologien und Gewalt gebildet wurde.28

Wegen der vergleichsweise geringen Gewaltakzeptanz und -bereitschaft der Mädchen fällt ihrAnteil an den rechtsextremen Schülern gering aus, allerdings ergibt sich auch bei der Ideolo-gie-Dimension eine signifikante Differenz (Mädchen: 19%, Jungen: 32%). Frindte u.a. hattenbereits in vorausgegangenen Untersuchungen deutlich stärker ausländerfeindliche, führer-orientierte und auf die Ungleichwertigkeit von Menschen abstellende Einstellungen untermännlichen Jugendlichen festgestellt (Frindte u.a. 1993:53). Erwartungsgemäß bestandengravierende Unterschiede zwischen Regelschülern und Gymnasiasten, die sich relativ immungegenüber rechtsextremen Einstellungen zeigten. Zu in der Tendenz gleichen Ergebnissenkommt auch eine Befragung Jenaer Schüler, Studenten und Berufsschüler durch Mitarbeiterdes Instituts für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.29 Auf der Basis eines Ver-gleichs der bereits im Vorjahr befragten Schulen ergab sich beim Index der Ungleichwertig-keitsideologien ein Anstieg von 20% auf 29%.

2. Rechtsextremes Verhalten und organisierter Rechtsextremismus

2.1 Rechtsextreme Parteien

Mit dem Fall der Mauer bot sich auch den rechtsextremen Parteien die Möglichkeit, ihre Ak-tivitäten auf die DDR bzw. dann auf Ostdeutschland zu erweitern, neue Mitglieder zu rekru-tieren und schließlich auch bei Wahlen anzutreten. Der Aufbau von Parteistrukturen in Ost-deutschland erfolgte mit starker organisatorischer und finanzieller Unterstützung aus demWesten. Insofern kann nicht überraschen, dass mit DVU, NPD und Republikanern in denneuen Ländern vor allem jene Parteien präsent sind, die auch in der alten Bundesrepublik denrechten Rand des Parteienspektrums besetzen (eine knappe Überblicksdarstellung zu allendrei Parteien bei Neubacher 1996). Trotz der intensiven westdeutschen Aufbauhilfe bliebendie Rekrutierungserfolge aller genannten Parteien zunächst jedoch begrenzt. Erst Ende der90er Jahre gelang es den rechten Flügelparteien, im Zuge von Wahlerfolgen (s.u.) und/oder 28 Zur Kritik an einem solchen Verständnis von Rechtsextremismus vgl. oben Kap. I.29 Die Berufsschüler zeigten weit überdurchschnittliche fremdenfeindliche Orientierungen. Vgl. Best u.a. (2000).

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Mobilisierungserfolgen die eigene Mitgliederbasis zu verbreitern. Davon profitierten die ge-nannten Parteien in unterschiedlichem Maße bei teils abweichenden Entwicklungen in Ost-und Westdeutschland.

Die stärksten Anstrengungen beim Aufbau von Parteistrukturen und der Mitgliederrekrutie-rung unternahmen Anfang der 90er Jahre die Republikaner (REP),30 die zur ersten freienVolkskammerwahl 1990 noch nicht zugelassen worden waren. Seit Ende 1989 verbreitetensie Propagandamaterial in der DDR und schon frühzeitig ernannten sie einen sogenanntenMitteldeutschland-Beauftragten. Die Erwartungen, in der durch den politischen und gesell-schaftlichen Umbruch verunsicherten und in einem autoritären Staat sozialisierten ostdeut-schen Bevölkerung mit ausländerfeindlichen und nationalistischen Einstellungen auf positiveResonanz zu stoßen, erfüllten sich nicht. Neben der Attraktivität der PDS als politisches(nicht nur Wahl-)Angebot für Unzufriedene und "Einheitsverlierer" waren dafür personelleAuseinandersetzungen in der Partei und das schwache Personalreservoir verantwortlich. VonBedeutung könnte auch die programmatische Neuorientierung sein, in deren Verlauf die Par-tei ihre Positionen beginnend mit der Verabschiedung eines neuen Programms 1990 zumin-dest verbal gemäßigt hat und unter ihrem – innerparteilich umstrittenen – VorsitzendenSchlierer einen stärkeren Abgrenzungskurs gegenüber extremistischen Kräften verfolgt.

Die NPD zeichnet sich im Unterschied zu den Republikanern seit den 70er Jahren durch noto-rische Erfolglosigkeit bei Wahlen auf Landes- und Bundesebene aus (anstelle anderer zurNPD allgemein Hoffmann 1999). Seit der Vereinigung nahm ihre in den 80er Jahren relativstabile Mitgliederzahl kontinuierlich ab und erreichte 1996 den historischen Tiefststand vonbundesweit ca. 3500. Bereits diese Abwärtsentwicklung verdeutlicht, dass trotz der nominellvorhandenen Parteistrukturen die Ausdehnung in die neuen Länder zunächst wenig erfolg-reich verlief. Ergebnislose Bemühungen um eine Kooperation mit der früheren DDR-Block-partei NDPD und interner Richtungsstreit, der Anfang der 90er Jahre zum Austritt führenderRepräsentanten aus der NPD führte, trugen dazu bei. Erst mit der Übernahme des Parteivor-sitzes durch Udo Voigt 1996 gelang eine Trendwende.

Ursächlich dafür war eine ideologische Neuorientierung, deren Hintergrund sozialstrukturelleVeränderungen in der Mitgliedschaft bildeten. Während die NPD in Westdeutschland durchältere Jahrgänge mit traditionell rechtsextremer Weltanschauung geprägt ist, hat sie auf demGebiet der ehemaligen DDR einschließlich ihrer regionalen Hochburg Sachsen Zulauf vorallem von jungen Männern erhalten. Diese entstammen teils rechtsextremen Skinhead-Grup-pen, einige weisen eine enge Anbindung an neonationalsozialistische Verbände auf. Schonaltersbedingt sowie infolge der Prägung durch die Skinhead-Kultur, teilweise auch aufgrundder Erfahrung gesellschaftlicher Marginalisierung sind diese Parteimitglieder stark aktionis-tisch orientiert und bilden damit einen Gegenpol zur Mehrheit der an "klassische" Parteiarbeitgewohnten westdeutschen Mitglieder. Damit verbindet sich eine geringe Distanz zu anderenrechtsextremen Parteien und Organisationen mit der Konsequenz mehr als nur sporadischerZusammenarbeit und gemeinsamer Aktionen. Im Verlauf der skizzierten innerparteilichenEntwicklungen hat die NPD vor allem in den neuen Ländern, aber keinesfalls nur dort anMobilisierungskraft gewonnen. Zahlreiche Großveranstaltungen mit mehreren Tausend Teil-nehmern, oftmals in der Form martialischer Märsche und unter starker Beteiligung von Akti-visten aus der Skinhead-Szene, sind Ausdruck des selbst erklärten "Kampfes um die Straße".

Ausgehend von den ostdeutschen Aktivisten gewannen auf der ideologischen Ebene dezidiertantikapitalistische Positionen an Bedeutung. Das rasante Mitgliederwachstum in den neuen

30 Wegen ihrer vergleichsweise geringen Bedeutung in Ostdeutschland werden die REP hier nur kursorischbehandelt. Zur Literatur vgl. anstelle anderer Obszerninks 1999.

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Ländern während der zweiten Hälfte der 90er Jahre, in dessen Folge der sächsische Landes-verband zum größten bundesweit wurde, machte antikapitalistische Ideologiefragmente undzeitweilig sogar eine sozialistisch getränkte Rhetorik innerparteilich mehrheitsfähig. DieseTendenz wurde durch den Aufstieg ostdeutscher Parteivertreter in den Vorstand und inFührungspositionen der Jungen Nationaldemokraten noch verstärkt. Die Forderungen nacheinem "deutschen" oder auch "nationalen" Sozialismus und eine ambivalente Haltung zurDDR belegen die programmatische Neuorientierung der NPD. Sie hat ihr östlich der frühereninnerdeutschen Grenze zusammen mit ihrer aktionistischen Orientierung zu ungeahnter Po-pularität verholfen: Ende der 90er Jahre stellt sie nicht nur die größte rechtsextreme Partei inden neuen Ländern dar, sondern auch die einzige mit einem überproportional hohen Anteilostdeutscher Mitglieder. Die programmatische Neuausrichtung und der Aktionismus setzendie NPD allerdings auch einer doppelten Gefahr aus. Zum einen droht ihr im "Spannungsfeldvon >Politik< und >Aktion<" (Pfahl-Traughber 1999: 158) eine innere Zerreißprobe, zumanderen bietet sie wegen ihrer offensichtlichen Zusammenarbeit mit gewalttätigen neonazisti-schen Gruppen und Skinheads Ansatzpunkte für den in den letzten Monaten diskutierten Ver-botsantrag.

Anders als die NPD und die REP unternahm die Deutsche Volksunion (DVU) als dritte grö-ßere rechtsextreme Partei nur geringe Anstrengungen zur organisatorischen und sozialkul-turellen Verankerung in den neuen Ländern (eine Überblicksdarstellung beiObszerninks/Schmidt 1998) Nennenswerte Mitgliederzahlen erreichte sie allein in Sachsen,während sie in den alten Ländern einige Jahre und nach Angaben des BfV auch aktuell diemitgliederstärkste Partei darstellt (BMI 2000: 38 und 49). Allerdings sind die Mitgliederanga-ben mit großer Vorsicht zu interpretieren, da offenbar auch Personen, die im Verteiler vonPropagandaschriften sind, als Mitglieder gezählt werden. Während die DVU in Westdeutsch-land nur zu einzelnen Landtagswahlen in den Stadtstaaten und in Schleswig-Holstein antrat,verzichtete sie bei den ersten und zweiten ostdeutschen Landtagswahlen 1990 und 1994gänzlich auf eine Kandidatur.

Strukturell unterscheidet sich die Partei insbesondere durch die Dominanz des Parteigründersund Multimillionärs Gerhard Frey wesentlich von der Konkurrenz im rechtsextremen Lager.Durch sein Kapital, die Herausgabe der größten rechtsextremen Zeitungen Deutsche Natio-nalzeitung und Deutsche Wochenzeitung/Deutscher Anzeiger sowie die Führung beinahesämtlicher Parteigeschäfte von der Münchener Zentrale aus sichert sich der Verleger ein Ent-scheidungsmonopol. Ein genuines Parteileben im Sinne einer innerparteilichen Willensbil-dung besteht nicht; stattdessen überwiegen Direktiven des Vorsitzenden. Die autokratischeninnerparteilichen Strukturen haben wiederholt zu Konflikten zwischen der Münchener Zent-rale einerseits und einzelnen Landesverbänden bzw. Landtagsfraktionen geführt. Sie stellendarüber hinaus eine wichtige Ursache für den regelmäßigen – in Bremen und Schleswig-Hol-stein ebenso wie in Sachsen-Anhalt zu beobachtenden – Zerfallsprozess der Landtagsfraktio-nen dar. Innerhalb derselben markiert die Frage der Loyalität gegenüber Frey und der Partei-zentrale neben persönlichen Animositäten und sachlichen Differenzen eine entscheidendeKonfliktlinie.

Während die Programmatik mit einer starken Akzentuierung revisionistischer Themen undPositionen eher dem Profil der traditionellen Rechtsaußen-Parteien entspricht, sind ihreWahlwerbung und die Kommunikationsformen ausgesprochen modern, stellenweise wohlgeradezu "postmodern". So sind die letzten DVU-Landtagswahlkämpfe weitgehend ohne dieöffentliche Präsenz von Kandidaten ausgekommen. Stattdessen erfolgten zumeist in geringemzeitlichen Abstand zum Wahltermin massive Plakatierungsaktionen. Spezielle Zielgruppen(Erstwähler, Rentner) wurden flächendeckend mit offiziös gehaltenen Schreiben zur Stimm-abgabe für die DVU aufgefordert, was sich insbesondere in Sachsen-Anhalt 1998, aber im

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folgenden Jahr auch in Brandenburg als Erfolgsrezept erwies. Auch nach der Erringung vonParlamentsmandaten sind die DVU-Landesverbände weithin gesichtslos geblieben bis hinzum Verzicht auf die Einrichtung von Bürgerbüros. Anders als bei den baden-württembergi-schen REP mutet ihre parlamentarische Arbeit (auch organisatorisch und in der Außenkom-munikation) wenig professionell an, bleibt auf wenige Themen (Ausländer/Asyl und Funda-mentalkritik an den etablierten Parteien) und auf das Plenum beschränkt und leidet unter derrelativ geringen Qualifikation und mangelnden politischen Erfahrung ihrer Repräsentanten.Dennoch scheinen sich bei längerer Verweildauer im Parlament rudimentäre Kommunika-tionsformen mit der Parteibasis und den Anhängern herauszubilden (Probst 1995).

In Thüringen, wo die Gründung der Landesverbände jeweils 1991/92 erfolgt ist, erscheint dieparteiliche Verankerung des Rechtsextremismus gemessen an der Mitgliederzahl, der organi-satorischen Stabilität und der Mobilisierungskraft bislang eher gering. Die REP als anfänglichgrößte rechtsextreme Partei mit angeblich 600 Mitgliedern 1993 haben seitdem einen konti-nuierlichen Rückgang zu verzeichnen, während die DVU lange Zeit auf dem Mitgliederstandeines großen Stammtisches stagnierte, bevor sie im Gefolge der sachsen-anhaltinischenLandtagswahlen einen massiven Zulauf erhielt (Tab. 1).

Tab. 1: Mitgliederzahl rechtsextremer Parteien in Thüringen

NPD REP DVU Summe1990/1991 Gründung LV – Gründung LV k.A.1992 140 Gründung LV 30 (k.B.) k.A.

1993 60 (600) k.B. 100 (k.B.) k.A.

1994 60 (350) k.B. 50-100 k.A.

1995 50 200-250 <50 300-350

1996 40 280 <50 <370

1997 90 260 40 390

1998 200 220 200 620

1999 260 190 200 650

LV= Landesverband; k.A.= keine Angabe; k.B.= keine BeobachtungQuelle: Thüringer Innenministerium: Verfassungsschutzberichte, 1994ff.; Stöss 1999

Mitgliederstärkste Partei ist inzwischen jedoch die elektoral unbedeutende NPD, die anschei-nend auch über die größte Mobilisierungsfähigkeit verfügt. Ebenso wenig wie auf Bundes-ebene ist sie jedoch in der Lage oder willens, ein auch nur zeitweiliges Bündnis zwischen denParteien der extremen Rechten zu erreichen. Ansätze zu einem solchen gingen im Freistaatvon den REP aus, die zusammen mit dem Bund Freier Bürger und der DM-Partei eine ge-meinsame Wahlkampfliste "Bündnis 99" für die Landtagswahlen 1999 bildeten. Mit etwa 2,6pro 100.000 Einwohner liegt der Mitgliederbestand rechtsextremer Parteien nur etwa halb sohoch wie im Bundesdurchschnitt. Wählt man jedoch die Gesamtmitgliederzahl aller politi-schen Parteien als Bezugsgröße, so liegt der Anteil der parteilich organisierten Rechtsextre-men in Thüringen deutlich über dem westdeutschen Wert.

2.2 Wahlen

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Zu den zentralen Aufgaben politischer Parteien in demokratischen Verfassungsstaaten gehö-ren die Mitwirkung an der politischen Willensbildung sowie die Rekrutierung von politi-schem Personal und damit ihre Teilnahme an Wahlen. Anders als die Freiheitliche DeutscheArbeiterpartei, der 1994 vom Bundesverfassungsgericht der Parteicharakter abgesprochen unddie danach vom Bundesinnenministerium verboten wurde, erfüllen die hier betrachteten Par-teien aus dem rechtsextremem Spektrum diese Mindestanforderungen. Allerdings erfolgt dieBeteiligung an Wahlen selektiv, oftmals in Abhängigkeit von der Einschätzung der Er-folgsaussichten, insbesondere der Chancen auf die Wahlkampfkostenerstattung. In einerReihe von Fällen hat es zwischen DVU und REP, teils auch der NPD Absprachen über dieKandidatur gegeben, um eine Konkurrenz unter den Parteien des rechtsextremen Lagers zuverhindern.

Seit der deutschen Vereinigung haben die Rechtsaußen-Parteien in Westdeutschland einigespektakuläre Wahlerfolge erzielt, darunter der ungefährdete wiederholte Einzug in den Land-tag von Baden-Württemberg (1992 und 1996), die Erlangung von Mandaten in Bremen(1991) und Schleswig-Holstein (1992) sowie das zweimalige knappe Scheitern an der 5%-Hürde in Hamburg (REP 1993, DVU 1997). Ostdeutschland hingegen erwies sich zunächstals schwieriges Wahlgebiet für alle rechtsextremen Parteien – und zwar auf sämtlichen Ebe-nen von den Kommunalwahlen bis zu denen zum Europaparlament. Bei den ersten beidengesamtdeutschen Bundestagswahlen erhielten sie – bei insgesamt geringer Unterstützung –erheblich weniger Zustimmung als im alten Bundesgebiet. Während die Prozentwerte für dieNPD etwa gleich waren, fiel der Unterschied bei den REP deutlich aus – die DVU hatte erstgar nicht kandidiert. Die elektorale Durststrecke fand in den zehn ostdeutschen Landtags-wahlen 1990 und 1994 ihre Parallele. Alle rechtsextremen Flügelparteien gemeinsam er-reichten jeweils nicht einmal 2,5% der Stimmen, d.i. weniger als die Hälfte des (bezogen aufdie einzelne Partei) für den Einzug ins Landesparlament erforderlichen Zweitstimmenanteilsvon 5%.

Erst im Superwahljahr 1998 gelang eine Trendwende, die mit der Entwicklung des organi-sierten Rechtsextremismus korrespondiert. Die rechtsextremen Parteien erreichten gleich eindoppeltes Novum: Erstmalig schnitten sie bei den Bundestagswahlen – bei einem gemein-samen Stimmenanteil von 3,3% (Werz 1998) – deutlich besser ab als in den alten Ländern.Vor allem aber gewann die DVU mit dem besten Ergebnis einer Rechtsaußen-Partei in derGeschichte der Bundesrepublik (12,9%) 16 Mandate im Landtag von Sachsen-Anhalt. Nacheinem ähnlichen Wahlkampf, der allerdings dieses Mal von einer kritischen Medienberichter-stattung begleitet war, scheiterte die Partei in Mecklenburg-Vorpommern deutlich an der 5%-Hürde. Hingegen hat sie 1999 in Brandenburg einen weiteren Wahlerfolg verbuchen könnenund stellt fünf Parlamentarier. Generell üben die rechten Flügelparteien und unter ihnen na-mentlich die DVU seit 1998 ostdeutschlandweit eine wachsende Attraktivität auf die Wähleraus (Abb. 1).

Abb. 1: Kumulierte Prozentwerte von DVU, REP und DVU bei den Landtagswahlenin Ostdeutschland

92

1,2 1,1

6

1,1 1,1

4,5

0,71,3

2,9

0,71,4

13,6

1 1,3

4,1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

1990 1994 1998/99

Brandenburg Meckl.-Vorp. Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

Der lediglich vom Stimmenverlust der REP bei den Europawahl 1999 unterbrochene Trendwachsender Popularität der Rechtsaußen-Parteien lässt sich auch für Thüringen nachweisen.Mit Ausnahme der genannten Europawahl stiegen deren kumulierte Stimmanteile von 1994zu 1998/99 deutlich an. Durchgängig entsprachen die Thüringer Ergebnisse in etwa denen deranderen neuen Länder, lediglich bei den Bundestagswahlen 1998 lagen sie um einen halbenProzentpunkt unter dem ostdeutschen Durchschnitt (Abb. 2). Ursächlich dafür dürfte im We-sentlichen gewesen sein, dass die NPD nicht zur Wahl zugelassen worden war.

In Verbindung mit den Wahlergebnissen der rechtsextremen Parteien verdient die Zusammen-setzung ihrer Wähler- und Anhängerschaft Beachtung. Verschiedene Untersuchungen sindübereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Wähler und Anhänger rechtsex-tremer Parteien sowohl hinsichtlich soziodemographischer Merkmale wie politischer Einstel-lungen systematisch von denen der etablierten Parteien unterscheiden (hinsichtlich der Sozio-demographie für die 90er Jahre anderer Auffassung Stöss 1999: 122f.). Für die frühen 90erJahre gilt, dass in Ostdeutschland unter den Anhängern (Parteiidentifikation), Wählern (be-kundete Wahlabsicht bei der Sonntagsfrage) und Sympathisanten (positive Werte auf einemParteienskalometer von –5 bis +5) der rechtsextremen Parteien die Altersgruppe der 18-29-Jährigen, die Männer und die Facharbeiter drastisch überrepräsentiert waren (Falter 1994:100). In der Tendenz decken sich diese "soziodemographischen Hochburgen" mit denen inder alten Bundesrepublik. Deutlich überdurchschnittlich vertreten sind unter den ostdeutschenAnhängern, in geringerem Maße auch bei den Wählern und Sympathisanten die Arbeitslosen.Zudem betrachten überproportional viele Anhänger und Wähler der rechtsextremen Parteienin den neuen Ländern ihren Arbeitsplatz als gefährdet. Unterrepräsentiert sind hingegendurchweg Angestellte, Rentner und Personen mit einem hohen Bildungsniveau.

Abb. 2: Wahlergebnisse rechtsextremer Parteien in Thüringen, Ost- und Westdeutsch-land (in Prozent der gültigen Zweitstimmen)

93

1,5 1,4

3,2

4,5

2,5

1,61,2

3,3

5

2,6

2

4,4

2,9

0

1

2

3

4

5

6

BTW1990 BTW1994 EPW 1994 BTW 1998 EPW1999

Thüringen Ostdeutschland Westdeutschland

Weiterhin wirken eine enge Bindung an die Gewerkschaften und mehr noch eine starke Kir-chenbindung immunisierend gegenüber der Wahl von und der Identifikation mit Rechtsaußen-Parteien. Allerdings schließen diese Bindungen Sympathien für DVU, NPD und REP nichtaus. Nur eine geringe Immunisierung geht von der bloßen Mitgliedschaft in einer Gewerk-schaft oder der Kirchenzugehörigkeit aus. So sind die ostdeutschen Gewerkschaftsmitglieder,von deren Haushaltsmitgliedern noch weitere der Gewerkschaft angehören, unter den Anhän-gern der rechten Flügelparteien sogar überrepräsentiert (Falter 1994:103). Den "ostdeutschenIdealtypus des Rechtswählers" Anfang der 90er Jahre charakterisiert Falter folgendermaßen:"Bei ihm handelt es sich um einen jüngeren, alleine lebenden Mann aus einer eher kleinerenGemeinde, der einen mittleren Schulabschluss aufzuweisen hat, Arbeiter, und zwar öfterFacharbeiter als an- und ungelernter Arbeiter ist, der seinen Arbeitsplatz häufiger als seinwestdeutsches Pendant als gefährdet ansieht, im Gegensatz zu diesem keiner Konfession an-gehört und außerdem, wie sein Gegenpart aus den alten Bundesländern, kein Gewerkschafts-mitglied ist." (Falter 1994:106).

Bezüglich der politischen Einstellungen differenziert die Untersuchung Falters kaum nach Ostund West. Explizit wird auf die weit überproportionale Bedeutung des ThemenkomplexesAsyl/Ausländer für die ostdeutschen Wähler der rechtsextremen Parteien hingewiesen. Aberauch die für Gesamtdeutschland konstatierten Charakteristika der entsprechenden Personen-gruppe dürften in der Tendenz auf Ostdeutschland übertragbar sein: Politikverdrossenheit, dasGefühl sozialer Benachteiligung und ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild – jeweilsüberproportional bezogen auf die Gesamtbevölkerung (Falter 1994: 136-153). DieseMerkmale stimmen mit denen überein, die an anderer Stelle als typisch für die Anhänger derrechten Flügelparteien genannt werden: "extrem rechte Grundorientierungen, starke politischeEntfremdung und das Gefühl sozioökonomischer Bedrohung" (Stöss 1999: 122, auch bereitsStöss 1990).

Im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse konnte darüber hinaus die Hypothese der rechtsex-tremen Protestwahl überprüft werden. Ihr zufolge rekrutiert sich ein beträchtlicher Teil derWähler von REP und DVU, den in Wahlen erfolgreichsten Parteien am rechten Rand, aus

94

dem Kreis der Protestwähler, die per Stimmzettel ihre Unzufriedenheit mit den aktuellen po-litischen Verhältnissen zum Ausdruck brächten, ohne aber die rechtsextremen Positionen dergenannten Parteien zu teilen. Diese Hypothese bestätigt sich nicht, vielmehr erweist sich einrechtsextremes Weltbild als notwendige, wenngleich noch nicht hinreichende Bedingung fürentsprechendes Wahlverhalten. Hinzutreten müssen eine überdurchschnittliche Politikverd-rossenheit und/oder Empfindungen der Benachteiligung. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass"Politikverdrossenheit alleine ... ebensowenig zur Wahl rechter Parteien [führt] wie die Exis-tenz eines geschlossenen rechtsextremen Weltbildes. Vielmehr müssen beide Faktoren zu-sammenkommen, eine politische Protesthaltung und rechtsradikale Einstellungen" (Falter1994: 157).

Der enge Zusammenhang von rechtsextremem Weltbild und einem entsprechenden Wahlver-halten findet sich auch durch eine bundesweite Repräsentativbefragung aus dem Jahr 1998bestätigt. Danach äußerten 15% der Befragten mit rechtsextremen Einstellungen eine Wahlab-sicht zugunsten von REP, DVU oder NPD gegenüber 0% der Personen mit niedrigen Wertenauf einer Rechtsextremismus-Skala. Die Relation bei der Wahlbereitschaft betrug 32% zu 3%(Stöss 1999: 127). Als besonders anfällig in puncto Stimmabgabe für eine Rechtsaußen-Parteierwiesen sich in den neuen Ländern Männer, jüngere Alterskohorten, Arbeiter und Selbstän-dige. Überraschenderweise stieg in Ostdeutschland die entsprechende Wahlbereitschaft mitdem Einkommen, und die Arbeitslosen wiesen entgegen früheren Erhebungen keine über-durchschnittlichen Werte auf. Darüber hinaus bestätigte sich erneut, dass die große Mehrheitder Befragten mit rechtsextremen Orientierungen nicht die rechten Flügelparteien wählt, son-dern entweder für eine der beiden Volksparteien stimmt oder gar nicht zur Wahl geht.

Für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt 1998, bei denen erstmalig in den neuen Länderneine rechtsextreme Partei die 5%-Hürde überwand, gilt dieser Befund jedoch nicht ohneWeiteres. Mit einem Zweitstimmenanteil von 12,9% erreichte die DVU nicht nur das besteWahlergebnis einer rechtsextremen Partei in der Geschichte der Bundesrepublik, sondernschöpfte auch einen beträchtlichen Teil ihres Stimmenpotenzials – der Wahlberechtigten mitrechtsextremen Einstellungen – aus. In einigen gesellschaftlichen Gruppen wurde sie zur er-folgreichsten Partei. So stimmte etwa ein Drittel der jungen Männer (18-24 Jahre) für dieDVU, die damit in dieser Alterskohorte auf ungefähr denselben Prozentanteil (32%) kam wiedie beiden "Volksparteien" CDU und SPD zusammen. Überdurchschnittlich erfolgreich wardie Partei auch bei Arbeitern, Auszubildenden und Arbeitslosen (Schieren 1998:65-67). IhreStimmen gewann sie weit überwiegend unter den bisherigen Nichtwählern (53%), zu einemgeringeren Teil auch bei den bisherigen Wählern der CDU (13%), der SPD (6%) und der PDS(6%). Vergleicht man die Wähler der DVU hinsichtlich ihrer Ansichten mit der Wählerschaftinsgesamt, so fällt auf, dass sich unter ihnen überproportional viele Personen befanden, diedie wirtschaftliche Lage negativ bewerteten und mit dem Funktionieren der Demokratie unzu-frieden waren (Holtmann 1998:26). Begünstigt wurde der Wahlerfolg der Frey-Partei durchdas Wahlrecht in Sachsen-Anhalt, das es der DVU ermöglichte, keinen einzigen Direktkandi-daten aufzustellen und solchermaßen einen Wahlkampf ohne Personal zu führen sowie dasschwache politische Format ihrer Kandidaten zu kaschieren (kritisch dazu Thränhardt 1998).

Der Überraschungserfolg der DVU ermutigte die Partei zu Kandidaturen bei der Bundestags-wahl 1998 und bei allen ostdeutschen Landtagswahlen 1998/99 mit Ausnahme der sächsi-schen. Im Sog des sachsen-anhaltinischen Wahlergebnisses wurde sie in Brandenburg,Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen zur bei weitem stärksten Kraft des rechtsextremenLagers. In Brandenburg gelang ihr, wenn auch ungleich knapper als in Sachsen-Anhalt, derEinzug in den Landtag. Damit hat sich der regionale Schwerpunkt der parlamentarischen Prä-senz der DVU von Nord- nach Ostdeutschland verlagert. Auf eine Veränderung der Struktur

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und Qualität der Landtagsarbeit hat diese Veränderung, soweit ersichtlich, bislang keine nen-nenswerte Auswirkung gehabt.

In Thüringen erreichte die DVU mit 3,1% der Zweitstimmen – wie in Sachsen-Anhalt hattesie auf die Nominierung von Direktkandidaten verzichtet – einen Achtungserfolg, verfehlteaber das selbst gesteckte Ziel einer parlamentarischen Vertretung deutlich. Bezüglich derWählerschaft bestätigten sich die bisherigen Erkenntnisse: Überproportional erfolgreich warsie wie die drei rechtsextremen Parteien zusammen bei Jungwählern, Männern, Arbeitern undArbeitslosen; unter den 18-24-Jährigen Männern wurde sie die zweitstärkste Partei (Infratestdimap 1999: 16 und 18). Für einen erheblichen Anteil an Überzeugungswählern spricht, dassnach der Stimmabgabe etwa die Hälfte der DVU-Wähler die Ausländerpolitik als wichtigstesWahlthema nannte und etwa 40% ihre Erststimme ebenfalls einer Rechtsaußen-Partei, denREP, gaben (Infratest dimap 1999: 14 und 21).

2.3 Nicht-parteilich organisierter Rechtsextremismus

In Westdeutschland verfügt der Rechtsextremismus seit jeher über ein weit verzweigtes Netzvon Organisationen, die von pronazistischen "Hilfsorganisationen" über Verlage bis hin zuregelrechten paramilitärischen Verbänden (am bekanntesten wohl die frühere Wehrsport-gruppe Hoffmannn; vgl. Fromm 1998) reichen. Die neuen Länder sind seit 1990 ebenfalls miteinem Geflecht rechtsextremer Organisationen überzogen worden, wobei in einigen Fällen anbereits zu DDR-Zeiten existierende Mikro-Strukturen angeknüpft werden konnte. Die organi-satorische Verfestigung des Rechtsextremismus ist in Ostdeutschland jedoch vergleichsweisegering – und entspricht damit der generell niedrigeren Organisationsdichte, von der ebensoParteien, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sowie die postmaterialistisch orientiertenNichtregierungsorganisationen betroffen sind.

Die bestehenden Organisationen lassen sich sowohl nach ihr ideologischen Ausrichtung alsauch nach dem Organisationsgrad oder dem primären Adressatenkreis (z.B. Jugendverbände,Kulturorganisationen, vgl. Pfahl-Traughber 1995: 101-113) unterscheiden. Für die Verfas-sungsschutzämter sind vor allem die ersten beiden Kriterien maßgeblich. Neben den rechts-extremen Parteien werden neonazistische Gruppierungen, Militante – darunter werden vorallem gewaltbereite Skinheads subsumiert – und "sonstige rechtsextremistische Personenzu-sammenschlüsse" erfasst. Sämtliche Gruppen sind in den 90er Jahren zahlenmäßig gewach-sen, wobei der Anstieg nicht linear erfolgte, sondern eher Wellenbewegungen glich. Dengrößten Zuwachs verzeichneten in Ostdeutschland wie im Bund die Militanten, deren Zahlsich zwischen 1991 und 1999 auf etwa 9000 Personen mehr als verdoppelte. Diese erheblicheSteigerungsrate bei den gewaltbereiten Rechtsextremisten erklärt das – bezogen auf die Zeitvor der deutschen Vereinigung – anhaltend hohe Niveau der Straf- und Gewalttaten.

Gegenüber den festen parteilichen und sonstigen organisatorischen Strukturen des Rechtsex-tremismus, wie sie für die alte Bundesrepublik charakteristisch sind, überwiegen in den neuenLändern eher lose Zusammenschlüsse mit starker Gewaltorientierung. Über ein fest gefügtesrechtsextremes Weltbild verfügt nur ein Teil der Betroffenen, ausländerfeindliche Einstellun-gen sind hingegen weit verbreitet und oftmals mit einem starken "Aktionismus" verknüpft. ImZentrum dieses gewaltbereiten – im Sinne der Anwendung physischer Gewalt, denn die Beja-hung struktureller Gewalt findet sich bei allen Rechtsextremen – Segments befinden sich dierechtsextremen Skinheads. Sie stellen zugleich die deutliche Mehrheit der Gewaltbereiten miteinem geschätzten Anteil von 85% (BMI 2000: 25). Seit Jahren sind innerhalb der militantenSkinhead-Gruppen die Ostdeutschen (und in Berlin die östlichen Bezirke) weit überrepräsen-

96

tiert; ihr Anteil liegt durchweg zwischen 40 und 50% bei einem ostdeutschen Bevölkerungs-anteil von ca. 17%.

Die ursprünglich unpolitische Skinhead-Szene entstand Ende der 60er Jahre als jugendlicheSubkultur und Protestbewegung der Arbeiter in Großbritannien: "Skinhead-Sein, das war indiesen Tagen eine Frage des Klassenstandpunktes und nicht der Hautfarbe" (Farin /Siedel-Pielen 1993: 34) Erst nachdem auf der britischen Insel längst eine Politisierung der Skinhead-Szene unter anderem durch die rassistische National Front eingesetzt und sich die Szenepolitisch segmentiert hatte – neben rechtsextremen Skinhead-Gruppen entstanden etwa dieanitrassistischen S.H.A.R.P.-Skins –, verbreitete sie sich auch in Deutschland, vorwiegend inder Bundesrepublik, aber auch in der DDR.

Die wachsende Popularität der Skinhead-Gruppen und unter diesen auch der rechtsextremensteht mit der zunehmenden Verbreitung der Skinhead-Musik in Verbindung. Die ent-sprechenden Konzerte, deren Zahl seit den frühen 90er Jahre erheblich gestiegen ist und diezusehends mehr Publikum anziehen, fanden 1996 und 1997 weit überwiegend in den neuenLändern statt. Sie dienen der Festigung der Gruppenidentität, der Mitgliederrekrutierung undder regionalen Vernetzung der Szene. Die oftmals volksverhetzenden und gewaltverherr-lichenden Texte haben in den letzten Jahren verstärkt zum staatlichen Eingreifen bis hin zumAuftrittsverbot für Bands und zur Indizierung von Tonträgern geführt. Nach vorausgegan-genen Verboten von Organisationen aus dem Skinhead-Umfeld durch einzelne Länder ent-schloss sich das Bundesinnenministerium 2000 zum Verbot von "Blood & Honour", einerinternationalen neonazistisch ausgerichteten Bewegung, die in Ost- und Westdeutschlandwährend der vergangenen Jahre als wichtiger Veranstalter von Skinhead-Konzerten in Er-scheinung trat und eine eigene Publikation herausgab.

Ähnlich wie die rechtsextremen Skinheads sind auch neonationalsozialistische Gruppierungenin den neuen Ländern klar überrepräsentiert und stellen über 40% der derzeit etwa 2200 Mit-glieder. Eine Koordinationsfunktion übernahmen vorwiegend im nordöstlichen Ostdeutsch-land bis zu ihrer Selbstauflösung 1997 die "Nationalen" (BfV 1999:24). Die intensiviertestaatliche Repressionspolitik der letzten Jahre hat die formelle Organisation zugunsten derBildung dezentraler so genannter Kameradschaften sinken lassen. Deren Schwerpunkt liegtgleichfalls auf dem Gebiet der früheren DDR.

Die Vernetzung des auch parteilich organisierten Rechtsextremismus, der Subkultur der Skin-heads und neonazistischer Gruppierungen gelingt in unterschiedlichem Umfang. Eine punktu-elle Zusammenarbeit etwa bei der Organisation von Aufmärschen etc. gehört zur gängigenPraxis. Insbesondere die Einbindung der Skinhead-Szene erweist sich etwa für die NPD, aberauch für andere Organisationen wegen deren Ablehnung organisatorischer Regeln als schwie-rig. Bei der Koordination von rechtsextremen Aktivitäten kommt dem Internet wachsendeBedeutung zu. Die rasante Zunahme einschlägiger Homepages kann jedoch angesichts derdynamischen Entwicklung des Mediums nicht als Indikator für eine nennenswerte organisato-rische oder infrastrukturelle Stärkung des Rechtsextremismus gelten (Schröder 2000; Schrö-der 1995). Der gestiegene Verfolgungsdruck hat zudem dazu geführt, dass offenkundig ver-fassungswidrige Materialien nur per Passwort zugänglich sind bzw. auf US-amerikanischenWeb-Seiten eingestellt sind (Wetzel 1999).

Der für Ostdeutschland insgesamt skizzierten aktuellen Situation entspricht weitgehend dieLage in Thüringen (eine populär gehaltene Darstellung zu den frühen 90er Jahren bei Fromm1993). Die Zahl der nicht parteilich organisierten Rechtsextremisten ist 1998 und 1999 je-weils deutlich gestiegen, was auf Zuwächse bei Skinhead- und Neonazi-Gruppen zurückgeht(Abb. 3). Faktisch ist auch der aus der Anti-Antifa-Bewegung hervorgegangene Thüringer

97

Heimatschutz dem neonazistischen Spektrum zuzuordnen (ThI 2000: 52). Er weist zudemenge personelle Verflechtungen mit der thüringischen NPD auf. Demgegenüber fungieren dierechtsextrem orientierten Skinheads vorwiegend als Mobilisierungspotenzial für öffentlicheVeranstaltungen der Rechtsaußen-Parteien. Die gewaltbereiten Skinheads stellen im Freistaateine besondere Problemgruppe dar, zumal sie in Süd- und Ostthüringen auch überregionalorganisiert sind. Ihre Zahl geht vermutlich deutlich über den im Verfassungsschutzbericht desFreistaats als "Skinheads" firmierenden Personenkreis hinaus und wurde bereits 1997 vomBundesamt für Verfassungsschutz auf 600 beziffert (BMI 1998: 7).

Abb. 3: Entwicklung der Mitglieder rechtsextremistischer Organisationen(außer Parteien) in Thüringen

300 260 300400

200200

310

35080 120

120

120

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

1996 1997 1998 1999

Neonazis Skinheads Anti-Antifa/THS

Quelle: Thüringer Innenministerium: Verfassungsschutzberichte, 1996ff.

2.4 Straf- und Gewalttaten

Die Zahl der Straftaten mit erwiesenem oder vermutetem rechtsextremistischen Hintergrundist nach der deutschen Vereinigung drastisch angestiegen. Selbst wenn man in Rechnungstellt, dass 1991 die neuen Bundesländer erstmalig in den offiziellen Statistiken Berücksichti-gung gefunden haben, fällt der Anstieg dramatisch aus: Zwischen 1990 und 1991 verdoppeltsich die Zahl der registrierten Straftaten von ca. 2.000 auf 4.000.31 Dass es sich nicht umeinen durch ein verändertes Erhebungsverfahren bedingten statistischen "Ausreißer"gehandelt hat, verdeutlicht die weitere Entwicklung: Im Zeitraum von 1991 bis 1993 ergibtsich ein neuerlicher Anstieg um den Faktor 2,5 auf einen Höchstwert von mehr als 10.000Straftaten. Danach sinkt die Zahl bis 1995 um etwa ein Viertel, um in den beiden folgenden

31 Soweit nicht anders angegeben sind die im Folgenden angegebenen Daten den Verfassungsschutzberichten desBundesinnenministeriums oder Veröffentlichungen des Bundesamts für Verfassungsschutz entnommen, dieAngaben zu Thüringen den Verfassungsschutzberichten des Thüringer Innenministeriums. Auf Einzelnachweisewird im Interesse der Lesbarkeit verzichtet.

98

Jahren erneut auf das bisherige Rekordniveau von 11.719 Straftaten (1997) zu klettern (Abb.4). Seitdem hat sich ein neuerlicher Rückgang um etwa 15% ergeben. Im Jahr 1999 wurdenaber immer noch etwa zweieinhalb Mal so viele Straftaten mit erwiesenem oder vermutetemrechtsextremistischen Hintergrund begangen wie 1991. Würde man denBevölkerungsrückgang in dieser Zeit berücksichtigen, wäre der Faktor noch höher.

Abb. 4: Straftaten mit erwiesenem oder vermutetem rechtsextremistischen Hintergrund (absolute Zahlen)

10581

7952 78968730

1171911049

10037

219 477 733 939 111110641206

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

14000

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Bundesrepublik Thüringen

Quelle: Verfassungsschutzberichte des Bundes und des Freistaats Thüringen, 1994ff.

In Ostdeutschland, wo rechtsextremistische Straftaten zu DDR-Zeiten zwar sehr viel verbrei-teter als vom Regime eingestanden, gleichwohl aber zahlenmäßig begrenzt waren, fiel dieZunahme (auf Grund der niedrigen Ausgangswerte) besonders deutlich aus. Dies gilt auch fürThüringen, wo sich die Zahl der Straftaten von 1993 bis 1997 versechsfacht und seitdem aufdem hohen Niveau von mehr als 1000 Straftaten jährlich stabilisiert hat. Während die auf dieBevölkerungszahl bezogene Quote der rechtsextremistischen Straftaten in Ost- und West-deutschland ungefähr gleich gewesen ist, haben sich seitdem gravierende Unterschiede erge-ben. In Ostdeutschland erhöhte sich die Zahl der entsprechenden Gesetzesverletzungen pro100.000 Einwohner von 12,47 im Jahr 1993 auf den bisherigen Höchststand von 31,46 vierJahre später; im gleichen Zeitraum sank der Wert in den alten Bundesländern von 12,09(1993) auf 11,48 (1997). Bezogen auf die Bevölkerungszahl bedeutete dies eine fast drei Malso hohe Zahl von rechtsextremistischen Straftaten in Ost- wie in Westdeutschland.

Während Propagandadelikte einen Großteil der Straftaten ausmachen, ist der Anteil der Ge-walttaten prozentual relativ gering. Da darunter aber Tötungsdelikte, Körperverletzungen,Sprengstoff- und Brandanschläge sowie Landfriedensbrüche fallen, kommt ihnen besonderesGewicht zu. Weder bundesweit noch in Ostdeutschland verläuft die Entwicklung der rechts-extremistischen Gewalttaten analog zu der der Straftaten. So ist in Gesamtdeutschland dieZahl der Gewalttaten zwar Anfang der 90er Jahre ebenfalls rasant angestiegen, sie fiel vor

99

allem 1994 aber wieder deutlich ab und erreichte bislang nicht annähernd wieder das Rekord-niveau des Jahres 1992. Für Thüringen ergibt sich ein ähnlicher Befund (Abb. 5). Bezogenauf die Bevölkerungszahl war Ostdeutschland von 1991 an stark überrepräsentiert bei denGewalttaten. Im Zeitraum von 1991 bis 1995 hat sich etwa ein Drittel der Gewalttaten mitrechtsextremem Hintergrund in den neuen Ländern ereignet (Ausnahme 1993: 23%), obwohldort nur weniger als ein Fünftel der Bevölkerung wohnt. Nach 38% im Jahr 1996 hat sich derAnteil in den Jahren 1997-1999 auf etwa 45% eingependelt, d.h. fast die Hälfte der Gewalt-taten mit rechtsextremistischem Hintergrund werden in den neuen Ländern begangen.

Abb. 5: Straf- und Gewalttaten* mit erwiesenem oder vermutetem rechtsextremistischen Hintergrund in Thüringen 1993-1999

219

477

733

939

1206

10641118

9541 53 53 42 36 50

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Straftaten davon Gewalttaten* bei Gewalttaten: Werte bis 1995 auf alter Berechnungsgrundlage und damit höher als nach der neuenQuelle: Thüringer Innenministerium: Verfassungsschutzberichte, 1994ff.

Der Anteil der Gewalttaten pro 100.000 Einwohner liegt damit in Ostdeutschland erheblichhöher als in der alten Bundesrepublik, seit 1996 hat er mehr als das Dreifache des westdeut-schen Niveaus betragen (Abb. 6). Für Thüringen lag der Wert 1996 knapp über dem ostdeut-schen Durchschnitt, seitdem erreicht der Freistaat (1998 sogar deutlich) unterdurchschnitt-liche Werte. Durchgängig übertraf die Quote rechtsextremistischer Gewalttaten in Thüringenjedoch die jedes westdeutschen Bundeslandes, wobei Berlin als Sonderfall hier unberück-sichtigt bleibt.

Abb. 6:Gewalttaten mit erwiesenem oder vermutetem rechtsextremistischen Hintergrund pro 100.000 Einwohner in Ost- und Westdeutschland

100

3,74

2,041,89

2,07

2,71

2,402,19

0,88 0,920,76 0,66 0,74 0,70 0,68

2,422,18

1,60 1,65

0

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Ost West

Aufschluss über die soziodemographischen Merkmale der Täter geben die Polizeistatistiken.Sie belegen, dass rechtsextremistische Straf- und vor allem Gewalttaten in Ost- wie in West-deutschland weit überwiegend von jungen Männern im Alter von unter 26 Jahren begangenwerden. Die Überrepräsentation männlicher Täter und Jugendlicher weist Parallelen zur gene-rellen Gewaltkriminalität auf, fällt aber im Vergleich dazu sehr viel deutlicher aus. So war einerheblicher Anteil der Straftäter zur Tatzeit noch minderjährig. Deutlich überrepräsentiertwaren darüber hinaus Personen mit einem niedrigen oder mittleren Bildungsabschluss bzw.Schüler, die einen solchen Abschluss anstreben.

Wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialer Herkunft, Bildungsniveau, Familienverhältnis-sen und Gruppenzugehörigkeit, aber auch zu den Tatumständen in der ersten Hälfte der 90erJahre ergeben ein sehr viel aussagekräftigeres Bild von den Tätern bzw. den Tatverdächtigen,ihren "Beweggründen" und den jeweiligen Handlungskontexten als es die demographischenDaten können. Die bislang umfassendsten und systematischsten Analysen einer Trierer For-schungsgruppe datieren auf die Jahre 1991-1993 und stützen sich auf Experteninterviews,insbesondere aber auf die polizeilichen Ermittlungsakten zu mehreren Tausend Fällen frem-denfeindlicher Straftaten anfänglich in neun, später in allen 16 Bundesländern (Willems 1993;Willems/Würtz/Eckert 1994; Eckert/Willems/Würtz 1996). Danach lag der Anteil der Arbeits-losen unter den Tatverdächtigen jeweils deutlich höher als in der jeweiligen Altersgruppe derGesamtbevölkerung. Eine besondere familiäre Belastung infolge von Scheidung der Elternoder einer unvollständigen Herkunftsfamilie lässt sich nicht nachweisen. Während die sozio-demographischen Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Tatverdächtigen insgesamteher gering ausfielen, waren einige Abweichungen auffällig (Willems/Würtz/Eckert 1994: 57-61). So war der Prozentsatz der Älteren (über 25 Jahre) im Westen deutlich größer, währendim Osten mehr Straftäter über einen Realschulabschluss – Personen mit Abitur sind in beidenGruppen ohnehin kaum vertreten – und damit über ein etwas höheres Bildungsniveau verfüg-ten.

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Die genannten Erhebungen bestätigen, dass fremdenfeindliche Straftaten und darunter insbe-sondere die Gewalttaten vorwiegend in bzw. von Gruppen ausgeübt werden. Für Ostdeutsch-land gilt dies in besonderem Maße. Trotz des im Zeitverlauf ansteigenden Prozentsatzes derEinzeltaten hat ihr Anteil auch 1993 nur knapp die 20%-Marke überschritten. Damit kommtgruppendynamischen Prozessen im Kontext fremdenfeindlicher Gewalt erhebliche Bedeutungzu. Diese gilt um so mehr, als die Mehrzahl der Straftaten nicht von langer Hand geplant war,sondern relativ spontan, zudem vielfach in alkoholisiertem Zustand erfolgte. Entsprechendwurden 90% der Taten ortsnah verübt; das aus dem Umfeld der "autonomen" Gewalttäterbekannte Phänomen der kriminellen Reisetätigkeit ist die Ausnahme. Auch in anderer Hin-sicht unterscheiden sich die fremdenfeindlichen Tatverdächtigen von den Straftätern der ex-tremen Linken: Wenn gegen sie schon einmal polizeilich ermittelt worden war (über 60% derFälle) oder sie bereits verurteilt worden waren (über 30% der Fälle), lag dies überwiegend innicht-politischen Straftaten begründet. Mit anderen Worten: Es gibt eine gewisse Überschnei-dung von gewöhnlicher (Gewalt-)Kriminalität und rechtsextremistischen Straftaten.

Im Ost-West-Vergleich fällt auf, dass die Tatverdächtigen in den neuen Bundesländern weithäufiger organisatorisch eingebunden sind. Sämtlichen polizeilich erfassten Gruppen (Skin-heads, rechtsextreme, fremdenfeindliche und sonstige Gruppen) haben mehr ostdeutsche alswestdeutsche Tatverdächtige angehört. So war etwa jeder dritte Ostdeutsche in fremdenfeind-liche Gruppen eingebunden im Vergleich zu etwa jedem Sechsten in den alten Ländern. Aufder Grundlage der – in diesem Punkt aus methodischen Gründen besonders problematischen –Ermittlungsakten der Polizeibehörden unterscheidet das Trierer Forscherteam vier Typen vonGewalttätern: Rechtsextreme, Ethnozentristen, Schläger und Mitläufer. Allein der erste Typusverfüge über ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild und setze Gewalt strategisch fürpolitische Zwecke ein. Demgegenüber agiere der Ethnozentrist stärker expressive Bedürfnisseaus und richte sie allein gegen Ausländer bzw. Fremde. Der Schläger, dessen Biographiedurch eine Anhäufung familiärer und außerfamiliärer Probleme und Vorstrafen bestimmt sei,verübe Gewalt routinemäßig und für ihn fungierten Ausländer lediglich als neues Feindbild.Während Willens u.a. lediglich beim Typus des Rechtsextremen von einem – nomen est omen– rechtsextremen Weltbild ausgehen, findet sich in der Sekundärliteratur eine Neuinterpreta-tion der Daten. Danach wäre zwischen einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild (TypusRechtsextremer), einem diffusen rechtsextremen Weltbild (Typus Ethnozentrist und TypusSchläger) und einem fehlenden diesbezüglichen Weltbild beim Typus des Mitläufers zu un-terscheiden (Neureiter 1996:105; anders Eckert/Willems/Würtz 1996:161).

Oftmals entwickelt sich die rechtsextremistische Gewalt aus eher losen fremdenfeindlichorientierten Jugendcliquen heraus und eskaliert schnell. Trotz eines stattlichen Anteils vondesintegrierten und teils seit längerem kriminell auffälligen Tatverdächtigen ist eher die"Normalbiographie" und ihre Unauffälligkeit für diese Personengruppe charakteristisch: "Essind bis dato politisch unauffällige, eher 'normale' Jugendliche und Ersttäter" (Wil-lems/Würtz/Eckert 1994: 70). Eine spätere, unter anderem auf eine Jugendrichterbefragung inSachsen und Nordrhein-Westfalen gestützte Untersuchung von 104 Urteilen in Jugendstraf-verfahren bestätigt diese Erkenntnis auch für die Ausübung von Brandanschlägen. Danach"stand in den meisten Fällen die Normalität der Täterherkunft in auffälligem Gegensatz zurSchwere des begangenen Unrechts" (Neubacher 1998: 380).

III. Erklärungsmuster des ostdeutschen Rechtsextremismus

So zahlreich die Darlegungen zu den Erscheinungsformen des Rechtsextremismus sind, sovielfältig präsentiert sich das Angebot auf dem "Theorienjahrmarkt" (Kliche 1996:64). Ange-

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sichts der Fülle der Erklärungskraft beanspruchenden Titel gerät allzu leicht aus dem Blick,was denn überhaupt womit erklärt werden soll. Geht es um die theoretische Erfassung desRechtsextremismus oder muss es angesichts der Unterschiede auf der Phänomenebene nichtvielmehr um die Erklärung der Rechtsextremismen gehen? Hier soll analytisch zwischen dreiErscheinungsformen des Rechtsextremismus differenziert werden: den rechtsextremen Ein-stellungen, der Wahl rechtsextremer Parteien (und der Sympathie für sie) sowie den rechtsex-tremen, vor allem fremdenfeindlichen Gewalttaten. Die drei Bestandteile des Erklärungsge-genstands stehen dabei in einem Zusammenhang dergestalt, dass die Einstellungen bzw.Orientierungen dem Handeln, sei es gewaltfrei oder gewalttätig, vorgeschaltet sind. In Bezugauf das Wahlverhalten und die Ausübung von Gewalt bzw. die Gewaltbereitschaft habenrechtsextreme Einstellungen daher den Charakter eines Erklärungsfaktors.

Bei der Erörterung der teils komplementären, teils konkurrierenden Ursachenanalysen zumostdeutschen Rechtsextremismus ist davon auszugehen, dass sie von generellen Erklärungs-mustern nicht zu trennen sind. Allerdings kann von stärker auf Ostdeutschland orientiertenErklärungsansätzen erwartet werden, dass sie die Spezifika rechtsextremer Erscheinungsfor-men in den neuen Ländern in besonderer Weise zu erklären vermögen. Als solche Besonder-heiten seien hier genannt:• die im Vergleich zu den alten Bundesländern bei weitem höhere Quote

rechtsextremistischer Gewalttaten, im Fall fremdenfeindlicher Übergriffe bei gleichzeitigerheblich geringerem Ausländeranteil,

• die überdurchschnittliche Bereitschaft zur Wahl bzw. die tatsächliche Wahl (Sachsen-Anhalt 1998) von rechten Flügelparteien etwa bei jungen Männern und in derArbeiterschaft und• eine generell stärkere Verbreitung ausländerfeindlicher Einstellungen, vor allem im

Kontext perzipierter Konkurrenzsituationen.

Sowohl die Kategorisierung als auch die Gewichtung der Erklärungsansätze sind umstritten.Bei einer sehr groben Untergliederung lassen sich – wie etwa für Fremdenfeindlichkeit ge-schehen – personenbezogene und strukturbezogene Zugangsweisen unterscheiden (Winkler2000:368). Alternativ dazu kommt eine starke Ausdifferenzierung der Theorienlandschaft beizusätzlicher Hierarchisierung innerhalb einzelner Erklärungsmodelle in Frage (Neureiter1996). Daneben wäre eine Unterscheidung hinsichtlich der Reichweite der Erklärungen mög-lich, also danach, ob lediglich rechtsextreme Einstellungen oder auch Wahlverhalten und Ge-walt erhellt wird. Im Folgenden wird mit der Skizze von fünf Ansätzen ein Mittelweg be-schritten. Im Vergleich zu anderen Einteilungen (so bei Pfahl-Traughber 1995) fehlen hiereinige Theoriestränge wie etwa der faschismustheoretische, weil er als historisches Relikt ausder Zeit des Kalten Krieges gelten kann und heute kaum noch Bedeutung hat, und der extre-mismustheoretische, weil jenseits der Strukturierung des Forschungsfelds seine Erklärungs-kraft eng begrenzt ist.32

1. Sozialpsychologische Ansätze: Autoritäre Persönlichkeit

Gemeinsamkeit besteht hier in der Annahme, dass sich rechtsextreme Einstellungen und unterUmständen auch rechtsextremes Handeln auf im vorwiegend kindlichen Sozialisationsprozesserworbene Persönlichkeitsmerkmale zurückführen lassen. Während im Fall der autoritären

32 Diese Urteile bedürfen einer ausführlichen Begründung, die schon aus Platzgründen an dieser Stelle nichterfolgen kann. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass sich die Auswahl der skizzierten Erklärungsmodelleauch an den Fragestellungen des Thüringen-Monitors orientiert.

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Persönlichkeit implizit der Kontext einer so verstandenen spätkapitalistischen Gesellschaftund letztlich der Nationalsozialismus und seine sozialpsychologischen Nachwirkungen vor-ausgesetzt werden, wird für den ostdeutschen Fall der Bezug zum Herrschaftssystem derDDR hergestellt. Der vormundschaftliche Staat sei durch ein hochgradig autoritäres Erzie-hungssystem geprägt gewesen, das die freie Entwicklung der Persönlichkeit behindert undjede Abweichung von der realsozialistischen Norm negativ sanktioniert habe. Im Rahmen derstaatlichen Erziehung, deren Stellung gegenüber der familiären u.a. durch das flächen-deckende Netz von Kinderkrippen deutlich stärker war als in westlichen Gesellschaften, seienAutoritätshörigkeit und Konformismus verlangt worden. In Verbindung mit der umfassendenstaatlich-parteilichen Kontrolle sämtlicher Lebensbereiche hätte dies zur Ausbildung von au-toritären Persönlichkeiten geführt.

Seit der deutschen Vereinigung habe sich das autoritaristische Einstellungssyndrom vor allemin einer aggressiv ablehnenden Haltung gegenüber Ausländern ausgedrückt. Für die verbrei-tete Fremdenfeindlichkeit – so ließe sich die Argumentation fortführen – seien durch dieAusländerpolitik der DDR zusätzlich günstige Voraussetzungen geschaffen worden. Auslän-der – überwiegend aus befreundeten sozialistischen Staaten – wurden zumeist als Arbeits-kräfte ins Land geholt, hatten kein unbeschränktes Aufenthaltsrecht (Vertragsarbeiter) undwurden von der DDR-Bevölkerung möglichst getrennt untergebracht. Eine gesellschaftlicheIntegration war nicht beabsichtigt. Mit anderen Worten: Ein soziales Lernen im Umgang mitfremden Kulturen hat im SED-Regime nicht oder allenfalls in schwachen Ansätzen stattfin-den können (und sollen).

Dem sozialpsychologischen Deutungsansatz des ostdeutschen Rechtsextremismus liegen zu-mindest zwei – kaum jemals explizierte – Annahmen zugrunde. Erstens wird von einerStrukturparallele zwischen politischem System, gesellschaftlicher Ordnung und Erziehungs-wesen auf der einen Seite und individuellen Orientierungen auf der anderen Seite ausgegan-gen. De facto wird damit jedenfalls tendenziell eine im Sinne des Systems erfolgreiche (Se-kundär-)Sozialisation unterstellt (kritisch dazu etwa Friedrich 1993). In Verbindung damitwird zweitens impliziert, dass die primäre (familiäre) Sozialisation dem Autoritarismus derstaatlichen Erziehung entweder gefolgt sei oder jedenfalls keine nennenswerte Alternativedazu geboten habe – etwa im Sinne eines sozialen Refugiums gegen staatliche Ansprüche(Stichwort Nischengesellschaft). Eine radikale Variante der Erklärung rechtsextremen Den-kens und Handelns als Erblast der autoritären Erziehung und Sozialisation im SED-Staat siehtin den fremdenfeindlichen Gewaltexzessen das Resultat jahrelanger Repression und er-zwungener Anpassung (Maaz 1991, Maaz 1993). Faktisch pathologisiert diese Denkrichtungdie gesamte ostdeutsche Gesellschaft – und erklärt die jahrzehntelange Unterdrückung vonEigenständigkeit, Selbstentfaltung und des konstruktiven Umgangs mit Aggressionen zumInfektionsherd des Rechtsextremismus.

Die empirische Bestätigung des Theorems der autoritären Persönlichkeit erweist sich mitBlick auf den ostdeutschen Rechtsextremismus als problematisch. Idealiter hätten möglichstin den frühen 90er Jahren (um einigungsbedingte Einflüsse auszuschließen) vergleichenderepräsentative Untersuchungen über autoritäre Einstellungen in Ost- und Westdeutschlandunter Ausklammerung der Rentner-Generation (denn deren kindliche Sozialisation ist in dieZeit des Nationalsozialismus gefallen) durchgeführt werden müssen. In einem zweiten Schrittwäre zu prüfen gewesen, ob die vorzugsweise über mehrere Fragen erfassten autoritären Per-sönlichkeitsmerkmale in einem statistischen Zusammenhang mit rechtsextremen Einstellun-gen stehen.

Faktisch erfüllt keine der zahlreichen Befragungen in den 90er Jahren dieses Desiderat. Re-präsentative Mehrthemenbefragungen etwa von Emnid und Infratest enthielten nicht mehr als

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zwei Fragen zum Autoritarismus und ergaben in Ost- wie Westdeutschland hohe Werte fürdie älteren Jahrgänge und für Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau. Demnach würdeder Einfluss des autoritären DDR-Systems hinter der Prägung durch das Dritte Reich bzw.durch schichtspezifische Sozialisationsmuster zurücktreten. Eine Reihe von Jugend- undSchüleruntersuchungen haben zugleich hohe Autoritarismus-Werte unter ostdeutschen Ju-gendlichen aufgewiesen (für Nachweise Lillig 1994: 79-87). Zumeist handelte es sich nichtum vergleichende Untersuchungen, und Repräsentativität beanspruchten sie erst gar nicht.Auf der Grundlage ihrer 1990 (Westdeutschland) und 1991 (Ostdeutschland) durchgeführtenSchülerbefragungen konstatiert Lederer einen etwas stärkeren Autoritarismus ostdeutscherJugendlicher. Zur Erklärung rechtsextremer Einstellungen erwies sich dieser Unterschied je-doch als untauglich, da es unter ostdeutschen Jugendlichen kein Einstellungssyndrom imSinne der autoritären Persönlichkeit gibt, sondern Autoritarismus, Antisemitismus, Nationa-lismus und Fremdenfeindlichkeit in einem lediglich schwachen Zusammenhang standen (Le-derer 1991).

Eine grundsätzliche Kritik bestreitet die Erklärungskraft der autoritären DDR-Erziehung fürden Rechtsextremismus mit dem psychologischen Argument, dass autoritäre Persönlichkeits-merkmale nicht das Produkt eines Anpassung erzwingenden Herrschaftssystems seien, son-dern entstünden, "wenn Menschen aus Angst und Verunsicherung heraus Sicherheit undSchutz suchen und sich aus diesen Gründen denen unterwerfen, die die Macht haben"(Oesterreich 1993: 183). Ob sich die vermeintlich freiwillige Unterwerfung unter eine wieauch immer geartete Macht so deutlich von staatlicher Repression und einer autoritätsbeton-ten Erziehung trennen lässt, kann zumindest bezweifelt werden. Seine eigene Untersuchung,eine Befragung Ost- und West-Berliner Schüler an Gymnasien/EOS und Berufsschulen 1991,bestätigte allerdings Oesterreichs Hypothese der Systemindifferenz von Autoritarismus. Sig-nifikante Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Befragten traten nicht zu Tage.

Eine diametral entgegengesetzte Position wird vom Leiter des Kriminologischen For-schungsinstituts Niedersachsen Pfeiffer vertreten. Nach seinem in einem Teil der Medien-landschaft als "Töpfchen-Theorie" kolportierten Erklärungsansatz geht speziell der gewalt-förmige Rechtsextremismus in Ostdeutschland auf die kollektivistische, jede Individualitäterstickende DDR-Krippenerziehung zurück. Den statistischen Hintergrund dieser Überlegun-gen bildet die weit überdurchschnittliche Belastung der neuen Länder mit ausländerfeindli-cher Gewaltkriminalität bei einer gleichzeitig viel niedrigeren Ausländerquote. Eine wissen-schaftliche Elaborierung dieses Ansatzes ist jedoch – soweit ersichtlich – bislang unterblie-ben. Dies trifft auch für die ebenfalls qua Publizistik popularisierte, inhaltlich jedoch gegen-läufige These der (Teil-)Verantwortlichkeit der antiautoritären Erziehung für die Gewaltbe-reitschaft der "89er-Generation" zu (Leggewie 1993a). Ihre Überzeugungskraft wird schondadurch gravierend reduziert, dass die Studentenrevolte Ende der 60er Jahre kaum Wirkungenauf die DDR-Gesellschaft entfaltet hat und dass ihre Erziehungsziele in den Schichten, ausdenen der Großteil der rechtsextremistischen Straftäter kommt, keine nennenswerte Resonanzgefunden hat. Insofern auf der schmalen Datenbasis überhaupt Aussagen über die Immunisie-rungswirkung von Erziehungsstilen gegenüber rechtsextremen Orientierungen und rechtsex-tremer Gewalt getroffen werden können, kann diese allein einer demokratischen sowie durchZuneigung, Gewaltfreiheit und Berechenbarkeit geprägten Erziehung attestiert werden(Ahlheim/Heger 1999:79-89; eine weitgehende Selbstkorrektur bei Leggewie 1993b).

Summa summarum sind die (empirischen) Befunde zur Bedeutung der Sozialisation unter denautoritären Auspizien des SED-Regimes für die Entwicklung rechtsextremer Einstellungs-muster und entsprechender Handlungsweisen widersprüchlich. Weder lässt sich generell einestärkere autoritäre Prägung der früheren DDR-Bürger nachweisen noch ist der Zusammen-hang von autoritärer Persönlichkeit und Rechtsextremismus evident. Ebenso wenig allerdings

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erlauben die spärlichen Daten eine Widerlegung dieser Variante eines sozialpsychologischenErklärungsansatzes.

2. Modernisierungstheoretische Ansätze: "Aufstand" der Desintegrierten

Modernisierungstheoretische Ansätze werden mit teils anderer Etikettierung zur Analyseeiner breiten Vielfalt sozialer Phänomene herangezogen. Als ihr gemeinsames Merkmal kanngelten, dass Prozesse des technischen Fortschritts, des wirtschaftlichen Wandels und damitverbunden die Ab- oder Auflösung solchermaßen herausgeforderter traditioneller gesell-schaftlicher Strukturen und Regelungsmechanismen im Zentrum des Interesses stehen. DieserTheoriestrang ist schon früh zur Deutung des Rechtsextremismus herangezogen worden. Be-reits Mitte der 60er Jahre erkannten Sozialwissenschaftler im strukturellen Wandel der In-dustriegesellschaften die Voraussetzung für die Entstehung rechtsextremer Orientierungen(Scheuch/Klingemann 1967; eine alternative konflikttheoretische Zuordnung des Ansatzes beiNeureiter 1996:234-236). Ein entsprechendes Potenzial werde dadurch produziert, dass dieden Industriegesellschaften eigene Dynamik bei den Individuen zu einem Spannungsverhält-nis zwischen den in der frühen Sozialisation internalisierten Werten und der (neuen) gesell-schaftlichen Werteordnung führe. Außerdem würden den Individuen beständig die Überprü-fung und Anpassung ihrer Orientierungen abverlangt, was einen Teil von ihnen überfordereund dann zu pathologischen Reaktionen etwa im Sinne eines rigiden Denkens oder der auto-ritären Persönlichkeit führen könne. In der Konsequenz erscheint Rechtsradikalismus (so diedamals vorherrschende Terminologie) als "'normale' Pathologie von freiheitlichen Industrie-gesellschaften" (Scheuch/Klingemann 1967:12f.)

Die Popularisierung der modernisierungstheoretischen Deutung des Rechtsextremismus weitüber die Grenzen der Fachwelt hinaus erfolgte in den achtziger Jahren durch die Schriften desSoziologen Wilhelm Heitmeyer. Sein Erklärungsansatz bezog sich (zunächst) auf die Genesedes Rechtsextremismus in der als moderne kapitalistische Gesellschaft perzipierten (alten)Bundesrepublik. Als Datenbasis dienten eigene sowohl quantitativ als auch qualitativ ange-legte Erhebungen zur Sozialisation von Jugendlichen. Den theoretischen Anknüpfungspunktboten Becks Ausführungen zur Individualisierung und zur Diversifizierung der Lebensstile.

Heitmeyer fragt nach den gesellschaftlichen Folgen von Individualisierungsprozessen undbetrachtet sie als ursächlich für die Herausbildung rechtsextremer Einstellungen und für ent-sprechend motiviertes Handeln. Die konstatierte Erosion sozialer Milieus und die schwin-dende Bindungskraft einstmals integrationsfähiger Institutionen (z.B. Familie, Kirche, Ge-werkschaften) infolge ökonomischer Veränderungen sowie wachsender beruflicher und so-zialer Mobilität mündet aus dieser Sicht in zunehmende Desintegrationserfahrungen. Zumalunter Jugendlichen drückten sich diese in wachsender Handlungsunsicherheit, Ohnmachtser-fahrungen und einer zunehmenden Vereinzelung aus. Ein Teil der Betroffenen verarbeitediese Erfahrungen der Verunsicherung mit der Suche nach Gewissheit und Einbindung in einstarkes Kollektiv sowie mit Gewaltbereitschaft. Für derartige Verarbeitungsstrategien bötenschließlich rechtsextreme Organisationen so genannte Anschlusskonzepte etwa in Gestalt vonVorurteilen gegen Ausländer, nationalen Überlegenheitsgefühlen und dem Ideologem vomRecht des Stärkeren. Rechtsextremismus entsteht im Ergebnis nicht an den Rändern der Ge-sellschaft, obwohl er dort zuerst sichtbar sein mag, sondern in ihrer Mitte. Er ist – stark ver-einfacht formuliert – ein Produkt der "Grundmechanismen der hochindustrialisierten, durch-kapitalisierten Gesellschaft" (Heitmeyer 1993:4) und insofern eine Begleiterscheinung derModernisierung.

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In besonderem Maße anfällig für rechtsextremes Denken und Handeln müssten dieser Logikzufolge die Modernisierungsverlierer sein, also die von den Desintegrationsprozessen objektivam stärksten betroffenen Gruppen. Tatsächlich wird diese Argumentation von Heitmeyer zu-nächst auch vertreten. Sie erweist sich im empirischen Test interessanter Weise bei einer Er-scheinungsform des Rechtsextremismus als erklärungsstark, die der Bielefelder Soziologe garnicht im Blick gehabt hat: der Verbundenheit mit und der Wahl rechtsextremer Parteien(Falter 1994:157). Verschiedene (durchweg nichtrepräsentative) Jugendstudien bestätigen dasTheorem der überproportionalen Neigung der Modernisierungsopfer zum Rechtsextremismusjedoch nicht (z.B. Held et al. 1992). Die Befunde zu den rechtsextremen Gewalttätern zeigen,dass mit den so genannten Schlägern lediglich eine überdies eher schwach politisierte Täter-gruppe zu den Modernisierungsverlierern gerechnet werden kann.

In Reaktion auf die seiner Hypothese teils entgegen stehenden Befunde hat Heitmeyer imKontext einer Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation von 31 Jugendlichen eineKehrtwende vorgenommen. Danach seien vor allem diejenigen Jugendlichen für Rechtsex-tremismus anfällig, die, obgleich in den Arbeitsmarkt integriert und in formal intakten Fami-lien aufgewachsen, instrumentalistische Arbeitsbeziehungen und entsprechende Beziehungs-muster verinnerlicht hätten (Heitmeyer 1992a:595-604). Die Ausbildung beider Orientierun-gen werde wiederum durch Modernisierungsprozesse stimuliert. In der Konsequenz müsstengerade die Modernisierungsgewinner bzw. ein Teil derselben besondere Affinität zu rechts-extremem Denken und Handeln aufweisen.

Zur Erklärung des ostdeutschen Rechtsextremismus bietet sich auf den ersten Blick vor allemder ursprüngliche modernisierungstheoretische Ansatz an. Die Häufung fremdenfeindlicherEinstellungen und rechtsextremistischer Gewalt in den neuen Ländern wäre dann aus demostdeutschen Transformationsprozess als einer spezifischen Form der Modernisierung abzu-leiten. Konkret müssten demnach die "Einheitsverlierer", denen mit dem Ende der DDR undihres Institutionensystems die materielle Basis und darüber hinaus ihr integrierender Bezugs-rahmen (im Sinne DDR-spezifischer Milieus) verloren ging, in besonderer Weise zumRechtsextremismus neigen. Aus den Reihen der ihrer Orientierung, Berufsperspektive etc.beraubten Jugendlichen müsste sich entsprechend das Gros der Gewalttäter rekurrieren. Hin-reichende Daten zur empirischen Überprüfung dieser Kausalbeziehung fehlen soweit ersicht-lich noch. Während Meinungsumfragen auf einen Zusammenhang zwischen vereinigungsbe-dingter Desintegration und rechtsextremen Einstellungen hindeuten, scheint er sich für diefremdenfeindlichen Gewalttaten eher nicht zu bestätigen. Heitmeyer selbst hat sein Analyse-konzept nur mit beträchtlichen Einschränkungen auf Ostdeutschland übertragen. An die Seiteder vereinigungsbedingten Desintegrations- und Verunsicherungsprozesse trat – im Wider-spruch zum eigenen Modell – eine sozialpsychologische Deutung im Sinne der autoritärenErblast des SED-Regimes (Heitmeyer 1992b).

3. Konzepte der relativen (politischen) Deprivation

Im Zentrum von Konzepten der relativen Deprivation steht die Unzufriedenheit von Personenoder Gruppen, die sich aus dem wahrgenommenen Auseinanderklaffen von eigenen Ansprü-chen auf materielle oder immaterielle Güter und deren tatsächlicher Verfügbarkeit ergibt.Relativ ist der Mangel insofern, als er sich auf Vergleichsgruppen bezieht, wobei es sich häu-fig um sozial höher stehende Referenzgruppen handelt. Relative Deprivation kann aber auchgegenüber sozial schlechter Gestellten empfunden werden, etwa wenn diese als potenzielleKonkurrenten erscheinen oder ihr Anteil (z.B. an Sozialleistungen etc.) als unzulässig hoch

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gilt. Eine spezifische Form stellt die politische Unzufriedenheit bzw. die politische Entfrem-dung dar. Sie tritt auf, wenn Erwartungen gegenüber der Politik – dem politischen Systemund/oder seinen Akteuren (Parteien, Amts- und Mandatsträger) – nicht erfüllt bzw. die Leis-tungen des politischen Systems als unzureichend wahrgenommen werden.

Die relative und politische Deprivation lässt sich im Prinzip zur Erklärung sämtlicher Er-scheinungsformen des Rechtsextremismus heranziehen, allerdings bedarf es für das Umschla-gen von Unzufriedenheit in Gewalt- oder sonstiges Handeln zusätzlicher Annahmen. Trotzmancher Gemeinsamkeiten mit der Modernisierungstheorie, etwa hinsichtlich der Bedeutungsozialstruktureller Faktoren und Entwicklungen, bestehen mindestens zwei wesentliche Un-terschiede: Erstens argumentieren modernisierungstheoretische Erklärungen mit objektivengesellschaftlichen Entwicklungen wie z.B. Desintegrationsprozessen, während Konzepte derrelativen Deprivation von subjektiven Wahrnehmungen ausgehen. So können den Moderni-sierungsgewinnern Zuzurechnende ihrer eigenen Einschätzung zufolge benachteiligt sein bzw.sich gegenüber anderen Gruppen ungleich behandelt fühlen (Kowalsky/Schroeder 1994). Einweiterer Unterschied besteht darin, dass im Rahmen des Konzepts der politischen Deprivationdie Entstehung von Ungleichheitsgefühlen nur geringe Aufmerksamkeit erfährt, während zu-mindest ein Teil der Modernisierungstheorie Deprivation direkt mit systemischen Merkmalensowie mit politischen Strukturen und Prozessen in Verbindung bringt.

Den ostdeutschen Rechtsextremismus aus kollektiven Empfindungen der Unzufriedenheit undder ungerechten Behandlung zu erklären, scheint insofern nahe zu liegen, als nach der Ver-einigung ausweislich verschiedener Umfragen ein beträchtliches Unzufriedenheitspotenzial inden neuen Ländern bestand und auf niedrigerem Niveau bis heute fortbesteht. Die hohen öko-nomischen wie politischen Erwartungen, die im Wahljahr 1990 noch zusätzlich stimuliertworden waren, konnten teils nicht erfüllt werden. Zudem provozierte die tendenziell deutlichbessere Lage in der westdeutschen Referenzgesellschaft (höhere Löhne, geringere Arbeitslo-sigkeit etc.) Gefühle der Benachteiligung. Sie vermögen die kontinuierlich hohe und gegen-über Westdeutschland signifikant stärkere sozioökonomische Ausländerfeindlichkeit (z.B.Ausweisung von Ausländern bei Arbeitsplatzknappheit) ostdeutscher Befragter zu erklären:Die durch relative Deprivation gegenüber den Westdeutschen hervorgerufene Unzufriedenheitrichtet sich gegen diejenigen (schwächeren) Gruppen, die als Konkurrenz um knappe Res-sourcen wie Arbeitsplätze oder Sozialleistungen wahrgenommen werden. Gleichzeitig wächstder Druck auf die politischen Entscheidungsträger, die vermeintliche politische Benachteili-gung gegenüber den fremden Konkurrenten zu beenden.

Implizit ist damit das Theorem der relativen Deprivation bereits mit einer Sündenbocktheseverbunden worden. Damit tritt das grundsätzliche Problem zu Tage, dass das Vorliegen relati-ver und politischer Deprivation noch keine Aussage darüber erlaubt, gegen wen sich die be-stehende Unzufriedenheit richtet bzw. ob sie sich überhaupt artikuliert. Insbesondere fürrechtsextremes Protest- und Gewalthandeln ist zu bezweifeln, dass es allein aus der perzi-pierten Benachteiligung bzw. einem Unzufriedenheitsgefühl hervorgeht. Vielmehr bedarf eszusätzlicher Bedingungen, die etwa in der Form von rechtsextremen Anschlusskonzepten(siehe unter Modernisierungstheorie) oder Wahlangeboten bestehen können. Stehen diese in"attraktiver" Form zur Verfügung, sind relative und politische Deprivation etwa kombiniertmit einem niedrigen Bildungsniveau eine wesentliche Ursache der Wahl der REP (Hennig1994) und zumindest mitverursachend für fremdenfeindliche Gewalt. So konstatiert eineAnalyse fremdenfeindlicher Straftäter die wichtige Rolle von "Vorstellungen von Vertei-lungs-Ungerechtigkeiten und einer [als] illegitim wahrgenommenen 'Privilegierung' ausländi-scher Bevölkerungsgruppen durch den Staat" (Willems/Würtz/Eckert 1994:75).

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4. Rechtsextremismus als Subkultur: Modebegriff "Rechts"

Anders als beispielsweise die Modernisierungstheorie beansprucht der Subkultur-Ansatzkeine Erklärung sämtlicher Erscheinungsformen des Rechtsextremismus. Untersuchungsge-genstand sind allein Merkmale und Ideologien gewaltgeneigter, rechtsextrem geprägter Sub-kulturen. Dass es sich dabei im Wesentlichen um männliche Jugendkulturen handelt, ist be-reits ausgeführt worden (vgl. oben Kap. II.2.4). Überwiegend lose strukturierte Gruppen oderCliquen mit starker Gewaltbereitschaft vor allem gegen Fremde entstanden ab 1990 quasiflächendeckend in ganz Ostdeutschland; an einigen Orten konnten sie an bereits zu DDR-Zeiten bestehende Skinhead-Gruppen o.ä. anknüpfen. Begünstigt durch die Infragestellungvieler bislang individuell wie gesellschaftlich verbindlicher Normen, die geringe Reputationund schlechte technische Ausstattung der Sicherheitskräfte, eingeschränkte Freizeitmöglich-keiten sowie Alkoholkonsum und gruppeninterne Prozesse wurde die Gewalt gegen Auslän-der, vor allem Asylbewerber, und für undeutsch befundene Inländer zum "normalen" Betäti-gungsfeld derartiger Gruppen, darunter überwiegend Skinhead-Banden. Die Straflosigkeitvieler Übergriffe setzte eine regelrechte Gewaltspirale in Gang, deren Höhepunkte die Po-grome von Hoyerswerda und Rostock bildeten.

Obwohl nur ein Teil der Gruppen und auch nur eine Minderheit ihrer Mitglieder über ein ge-schlossenes rechtsextremes Weltbild verfügte, waren und sind rechtsextreme und vor allemausländerfeindliche Einstellungen weit verbreitet: "Auf ideologischer Ebene kommt derFremdenfeindlichkeit eine Art Scharnierfunktion zu. Sie bildet einen elementaren Anknüp-fungspunkt für die Übernahme rechtsextremistischer Ideologie und hat gleichzeitig einen ho-hen Mobilisierungseffekt für Gewaltaktionen" (von Berg 1994:111f.). Obwohl die personelleVerflechtung und die Vernetzung mit rechtsextremen Organisationen zugenommen hat,konnten die Skinhead- und sonstigen Gruppen bislang nicht in die Strukturen des organisier-ten Rechtsextremismus eingebunden werden.

Die rechtsextreme jugendliche Subkultur mit den Skinheads als ihrem Kern begann frühzeitig,öffentliche Präsenz zu zeigen und das als eigenes beanspruchte Terrain abzustecken. Diesymbolische Besetzung öffentlicher Plätze, von Kneipen über Parks bis hin zu ganzen Stadt-vierteln, wurde zu einer verbreiteten Erscheinung vor allem, aber nicht ausschließlich in ost-deutschen Kleinstädten und Dörfern (eine impressionistische "dichte Beschreibung" beiSchröder 1997). Das okkupierte Territorium wurde fortan gegen tatsächliche oder vermeint-liche Eindringlinge verteidigt und vor allem "ausländerfrei" gehalten. Die mindestens zeit-weilig und partiell erfolgreiche Selbstermächtigung als Ordnungsmacht trug mit dazu bei,dass "'Rechts' .. zu einem Mode- und Elitenbegriff" (Erb 1994:142) avancierte und sich regio-nal eine rechtsextreme Dominanzkultur unter Jugendlichen herausbilden konnte. Eine politi-sche Strategie etwa im Sinne der von Teilen des organisierten Rechtsextremismus propagier-ten Schaffung "national befreiter Zonen" verband sich damit nicht, wie überhaupt die Existenzderartiger Zonen im Sinne der ursprünglichen Konzeption des "NationaldemokratischenHochschulbunds" bezweifelt werden muss (Pfahl-Traughber 2000:10f.).

Der übereinstimmende Befund, dass die Gewaltausübung vielfach spontan erfolgte und ihrgruppendynamische Eskalationsprozesse vorausgingen, spricht in der Mehrzahl der Fälle ge-gen eine langfristige Strategie. Bestimmend war oftmals die Logik der Situation, d.h. situativeFaktoren begünstigten bzw. ermöglichten die Gewalt. Dazu zählte neben der zeitweiligenSchwäche der staatlichen Ordnungsmacht und dem Fehlen einer – etwa in westdeutschenGroßstädten durchweg stark entwickelten – Gegenöffentlichkeit insbesondere die vermutete,in Hoyerswerda und Rostock auch offensichtliche Unterstützung durch breite Teile der Be-völkerung. Als Legitimation fungierten auch der politische Diskurs über Ausländer und Ein-

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wanderung sowie die von vielen Medien aufgegriffene Diskussion über den Missbrauch desAsylrechts (Erb 1994:152f.; Scherr 1999:78f.). Zugespitzt: "Die Konstruktion des 'Schein-asylanten' im öffentlichen Diskurs hat deutliche Züge einer symbolischen Zurichtung eineslegitimen Aggressionsobjekts." (Willems 1993:234). Ob und inwiefern auch konkrete Unter-bringungsprobleme in den Kommunen und damit reale, mit der Einwanderung verknüpfteProbleme gewaltauslösend oder -eskalierend gewesen sind, lässt sich nicht präzise bestim-men. Mindestens in sechs Fallstudien (nicht nur in Ostdeutschland) konnte nachgewiesenwerden, dass die erheblichen Konflikte zwischen Asylbewerbern, Anwohnern und Verwal-tung sowie die Tatenlosigkeit der lokalen Behörden mitverantwortlich für die Gewaltexzessewaren (Willems 1993:211-223).

Die Sozialstruktur der Täter, die in ihrer Mehrheit als gesellschaftlich integriert gelten kön-nen, aber ein niedriges Bildungsniveau aufweisen und mehrheitlich aus sozial schwächerenHerkunftsfamilien kommen, hat verschiedentlich zur Charakterisierung des subkulturellenRechtsextremismus als "demonstrative Abwehr von Modernisierungszumutungen" (Scherr1999:79), wie sie sich besonders sichtbar in der Einwanderung ausdrücken, bzw. als "natio-nalistische Protestbewegung gegen die moderne Gesellschaft" (Erb 1994:159) geführt. Einsolches Verständnis des Rechtsextremismus in (Ost-)Deutschland legt es nahe, seine Erschei-nungsformen und Entwicklungsrichtungen zukünftig verstärkt im europäischen Vergleich zuuntersuchen.

5. Thematisierungskonzepte: Eskalation durch Berichterstattung

Die Auseinandersetzung mit den Wirkungen der Medienberichterstattung auf Rechtsextre-mismus ist neueren Datums. Sie verdankt sich der gewachsenen Bedeutung von Massenme-dien in der modernen Kommunikationsgesellschaft, daneben auch der auf diese Entwicklungreagierenden Disziplin Medienwissenschaften. Potenziell kann der Einfluss der Medien aufden Rechtsextremismus – und nur diese Wirkungsrichtung ist hier relevant – auf zweierlei Artund Weise geschehen. Eine primäre Wirkung läge vor, wenn die Berichterstattung von Funk,Fernsehen, Printmedien etc. die Ausbildung rechtsextremer Orientierungen und Handlungen(mit-)verursachen oder umgekehrt ihre Entstehung verhindern würde (zur Darstellung vonAusländern in den Medien Ruhrmann 1995, Ruhrmann/Demren 2000)33. So könnte beispiels-weise die Art und Weise, in der Ausländer in den Medien dargestellt werden, ihre Wahrneh-mung durch die Bevölkerung mitbestimmen, sei es im Sinne der Entwicklung oder Bestäti-gung von Vorurteilen, sei es durch Informationen zu Herkunftsländern und Lebenslage derBetroffenen oder durch Sympathiewerbung.

Die hier interessierende sekundäre Wirkung geht von der Medienberichterstattung überRechtsextremismus und namentlich über fremdenfeindliche Gewalt aus. Unabhängig von denIntentionen der Journalisten (u.U. auch im diametralen Gegensatz dazu) schafft die medialeBearbeitung und Darstellung entsprechender Ereignisse eine neue Wirklichkeit, die auf derRezipientenseite als Anlass und Auslöser für eigenes Handeln fungieren kann. Die Mediensind in diesem Kontext immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, mit ihrer Berichterstattungzur Eskalation von ausländerfeindlichen Übergriffen beizutragen, "Bilder und Kommentaregegeben [zu haben], die wie Streichhölzer an den Benzinflaschen der rechten Gewalttäterwirken konnten" (Meyn, zit. nach Brosius/Esser 1996:205). Selbst wenn die – ganz im Stil derMedienberichterstattung gehaltene – zitierte Formulierung überpointiert erscheint, lässt sich

33 Derzeit läuft unter der Leitung von Professor Ruhrmann am Institut für Medienwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Projekt zur Berichterstattung über Ausländer in den thüringischen Printmedien.

110

anhand von Zeitreihenanalysen nachweisen, dass nach den Schlüsselereignissen der kollekti-ven Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte in Hoyerswerda (1991) und Rostock (1992) sowieder Brandanschläge mit Todesfolge in Mölln (1992) und Solingen (1993) jeweils eine im-mense Zahl von Nachahmungstaten verübt wurden und so die ausländerfeindliche Gewalteskalierte (Brosius/Esser 1995; 1996).

Die Zahl der fremdenfeindlichen Straf- und Gewalttaten nahm in zeitlicher Nähe zu den be-sonders stark in den Medien thematisierten Schlüsselereignissen jeweils erheblich zu. In denFällen von Hoyerswerda und Rostock trugen sowohl die medial vielfach dokumentierte Un-terstützung der Gewalttäter durch die Anwohner als auch die aus der Sicht der Kriminellen alsErfolg zu wertende Verbringung der Asylbewerber in andere Orte zur Gewalteskalation bei.Aber selbst nach den acht Todesopfern von Mölln und Solingen, der weniger sensationalisti-schen und in der Tendenz die Taten scharf verurteilenden Medienberichterstattung und derzahlreichen Lichterketten nahm die rechtsextreme Gewalt zu. Selbst "durch eine verantwor-tungsvolle, aufklärende Berichterstattung [konnte] Nachahmung kaum verhindert werden" –so das ernüchternde Fazit von Brosius/Esser (1996: 217).

Detailliertere Untersuchungen differenzieren diese Erkenntnisse, ohne aber ihre zentralenAussagen in Frage zu stellen. So wird betont, dass – gemessen an der Zahl von Brandanschlä-gen und Angriffen auf Personen und nicht derjenigen fremdenfeindlicher Straftaten allgemein– die Gewaltkurve nach dem Anschlag von Mölln nicht gestiegen ist, sondern "lediglich" ihrAbfallen stagniert hat, und auch ihr Anstieg nach Solingen weit schwächer ausgefallen ist imVergleich zur Situation nach Hoyerswerda und Rostock (Ohlemacher 1998: 321). Diese deut-liche Abschwächung der von Schlüsselereignissen in Gang gesetzten Gewaltspirale wird mitden Todesopfern in beiden westdeutschen Städten, dem langjährigen Aufenthalt der Opfer inder Bundesrepublik, den Tatumständen und der veränderten Medienberichterstattung in Ver-bindung gebracht. Darüber hinaus hätten sich u.a. durch den Wandel des gesellschaftlichenKlimas die "Kosten" ausländerfeindlicher Gewalt aus der Perspektive der Täter erhöht (Lü-demann/Erzberger 1994).

Bezieht man neben der Medienberichterstattung als der veröffentlichten Meinung auch dieöffentliche Meinung mit ein, so erscheinen die Schlüsselereignisse in einem etwas anderenLicht. Sie sind nicht mehr als Auslöser, sondern als Katalysatoren der Gewalteskalation zubetrachten, da sich das gesellschaftliche Klima gegenüber Asylbewerbern bereits im Vorfeldder Angriffe in Hoyerswerda und Rostock erheblich verschlechtert hat (Ohlemacher 1994).Allerdings ist die Datenbasis zur Messung des gesellschaftlichen Klimas dünn, da lediglichdie zwischen Oktober 1991 und Dezember 1992 gestellte POLITBAROMETER-Frage nachdem Missbrauch des Asylrechts herangezogen wurde. Gleichwohl gelangt Ohlemacher zudem mindestens plausiblen Ergebnis, dass die Gewalteskalation durch Schlüsselereignisse nurunter der Voraussetzung eines öffentlichen Meinungsklimas und eines fremdenfeindlicheÜbergriffe legitimierenden – und einmal mehr durch die Medien transportierten – Diskursesermöglicht wird (Ohlemacher 1998:327). Mit der Verschärfung des Asylrechts – so seineumstrittene Behauptung – sei dieser Legitimationsdiskurs beendet worden und die Gewalt-kurve entsprechend abgefallen.

111

IV. Resümee: Leistungen und Desiderate der Rechtsextremismusforschung

Die kursorische Sichtung der politik- und sozialwissenschaftlichen Literatur zum Rechtsex-tremismus in Ostdeutschland dürfte verdeutlicht haben, dass es sich bei diesem Gegenstandbzw. diesen Gegenständen keinesfalls um ein Stiefkind der Forschung handelt. Auch ohneden von interessierter Seite bei Gelegenheit (indirekt) geforderten Lehrstuhl für Rechtsextre-mismusforschung (Stöss 1994:23) ist in den zehn Jahren seit der deutschen Vereinigung Be-trächtliches geleistet worden. Selbst wenn das Diktum, "nicht die theoretisch angeleitete sys-tematische Datenerhebung, sondern die journalistische Recherche" (Stöss 1994:23) sei für dasForschungsfeld bestimmend, noch zutreffen sollte, so liegen – nicht zuletzt dank des zitiertenKritikers – inzwischen eine ganz Reihe wissenschaftlich fundierter Arbeiten zu unterschiedli-chen Teilaspekten vor.34

Damit sollen freilich die andauernden Defizite der Rechtsextremismusforschung nicht ge-leugnet werden. Sowohl die Unfähigkeit, eine auch nur ansatzweise Übereinstimmung bezüg-lich der Terminologie – wie sie etwa in der Transformationsforschung weitgehend besteht –herzustellen, als auch die stellenweise Abschottung vom Diskussionsstand sind ein Ärgernis.Hinzu tritt die Tendenz zur Isolierung spezifischer Fragestellungen und die Dominanz empiri-scher Detailuntersuchungen. Beides geht zu Lasten einer weiten, auf Theoriebildung undTheorieüberprüfung angelegten Forschungsperspektive. Schließlich fallen Ungleichgewichtebei der Behandlung einzelner Forschungsgegenstände ins Auge: Während etwa der jugend-liche Rechtsextremismus, insofern die Ebene der Einstellungen betroffen ist, als geradezuüberforscht gelten muss angesichts einer kaum noch überschaubaren Vielfalt empirischer Ju-gend- und Schülerstudien, stellen die Mitglieder der rechtsextremen Parteien oder auch derUmgang von Staat und Gesellschaft mit dem Rechtsextremismus eher weiße Flecken auf derLandkarte der politikwissenschaftlichen Forschung dar.

Hinsichtlich der empirischen Erfassung und Erklärung rechtsextremer Einstellungen bestehtein Desiderat in Gestalt von Längsschnittuntersuchungen im Ost-West-Vergleich, die so an-gelegt sind, dass sie die Prüfung von einzelnen Theoremen, wie etwa die Wirkung von Er-ziehungsstilen, ermöglichen. Angesichts der immer wieder als Erklärung für den ostdeutschenRechtsextremismus angeführten Umbrüche in den neuen Ländern muss überraschen, wie we-nig systematisch der Transformationsprozess in seinen Wirkungen auf rechtsextreme Orien-tierungen, Wahlverhalten und Gewalt analysiert worden ist. Diese Einschätzung spiegelt sichauch darin wider, dass es an Vergleichen mit den Entwicklungen in anderen Transformations-gesellschaften mangelt.

Wenn man Rechtsextremismus vorwiegend als ein gegen die Moderne und ihre Erscheinungs-formen gerichtetes Produkt der Modernisierung versteht (was nicht identisch ist mit dem The-orem der Modernisierungsverlierer), drängt sich generell eine stärker vergleichende Perspek-tive auf. Rechtsextremistische Erscheinungen in Ost- und Westdeutschland lassen sich dannnicht mehr isolieren von europaweiten und teils auch darüber hinaus reichenden Entwicklun-gen. Insbesondere wäre damit zugleich der zentrale Kontext vorgegeben, innerhalb dessen esRechtsextremismus zu diskutieren gilt: Modernisierungsprozesse und – als ihre vielleichtwichtigste politische Begleiterscheinung – die Ethnisierung politischer Konflikte. Entlangethnischer Linien aufbrechende Gegensätze sind in dieser Perspektive nicht auf die Dritte

34 Ob in anderen Forschungsfeldern, die eine ähnliche Nähe zu tagespolitischen und parteipolitisch kontroversenFragen aufwerfen und darüber hinaus den Konjunkturen der staatlichen Förderung in gleicher Weise unterliegen,die Bilanz so viel besser aussieht, wird man zumindest bezweifeln können.

112

Welt in Europa, die Balkan-Region, oder auf multiethnische Staaten begrenzt. Sie diffundie-ren sogar in ethnisch eher homogene Staaten und schaffen Konfliktpotenzial auch in nichterklärten Einwanderungsstaaten.

Dass damit zugleich politische Entscheidungsträger in einer besonderen Verantwortung ste-hen, sei hier nur angedeutet. Modernisierung und Globalisierung bloß zur Hälfte zu vertretenund zu kommunizieren, während die prekäre zweite Hälfte in Form ethnischer Spaltungslinienunerwähnt bleibt, scheint kein dauerhaftes Erfolgsrezept zu sein.

113

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Anhang I

Tabellarische Übersichten

A 1 Vorteile oder Nachteile der Einheit

A 2 Wirtschaftliche Lage besser als 1990?

A 3 Persönliche wirtschaftliche Lage besser als 1990?

A 4 Rechtssicherheit besser als 1990?

A 5 Kriminalität besser als 1990?

A 6 Wirtschaftliche Lage in Thüringen

A 7 Eigene finanzielle Lage

A 8 DDR hatte mehr gute als schlechte Seiten

A 9 Sozialismus ist eine gute Idee

A 10 Zufriedenheit mit der Demokratie

A 11 Demokratie besser als andere Staatsideen?

A 12 Demokratie sorgt für hohes Maß an Freiheit

A 13 Demokratie sorgt für ein hohes Maß an sozialer Sicherheit

A 14 Vertrauen zur Bundesregierung

A 15 Vertrauen zur Landesregierung

A 16 Vertrauen zu den Gerichten

A 17 Vertrauen zur Polizei

A 18 Politiker verdienen mehr Respekt

A 19 Parteien wollen nur Stimmen der Wähler

A 20 In der Politik geht es nur um Macht

A 21 In der Politik wird zuviel geredet

A 22 Bei einer Unterschriftensammlung mitmachen

A 23 In einer Bürgerinitiative mitarbeiten

A 24 An einer Demonstration teilnehmen

A 25 An einer Demonstration teilnehmen, auch bei Gewalt

2

A 26 Mit Gewalt für meine Ziele kämpfen

A 27 Die meisten über politische Fragen informiert

A 28 Volksentscheid bei wichtigen Fragen

A 29 Thüringen ist meine Heimat

A 30 Für bessere Arbeit aus Thüringen fortziehen

A 31 Identifikation

A 32 Wirtschatliche Lage in Thüringen besser

A 33 Jugendliche teilweise Ausbildung im Ausland

A 34 Gesetze gegen Gebrauch englischer Ausdrücke

A 35 Bundesrepublik durch Ausländer überfremdet

A 36 Wegen Arbeitslosigkeit Ausländer zurück in die Heimat

A 37 Ausländer kommen um Sozialstaat auszunutzen

A 38 Menschenrechte für Ausländer konsequent durchsetzen

A 39 Nationale Interessen offensiver vertreten

A 40 Deutsche anderen überlegen

A 41 Nationalsozialismus hatte auch gute Seiten

A 42 Die Juden passen nicht zu uns

A 43 Der Stärkere soll sich durchsetzen

A 44 Es gibt wertvolles und unwertes Leben

A 45 Wahl rechtsextremer Parteien

A 46 Ausländer mit Gewalt in die Schranken weisen

A 47 Wir brauchen eine starke Hand

A 48 Gehorsam und Disziplin wichtig

A 49 Bedrohung durch Rechstradikale

A 50 Kontakt zu Ausländern

3Tabelle A1

Vorteile oder Nachteile der Einheit

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

Vorteileüberwiegen

weder /noch

Nachteileüberwiegen

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 68 14 17 1

GeschlechtMänner 480 74 11 15 1Frauen 521 63 17 19 2

Alter18-24 Jahre 103 78 8 13 225-34 Jahre 165 70 13 15 235-44 Jahre 199 67 16 17 145-59 Jahre 247 64 13 23 060 Jahre und älter 277 70 16 14 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 74 13 13 110. Klasse 415 73 8 16 4Abitur 100 32 15 53 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 69 16 14 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 74 13 13 1in Ausbildung 51 73 8 16 4arbeitslos 88 32 15 53 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 69 16 14 1

BerufsgruppeArbeiter 318 58 17 25 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 73 13 12 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 77 12 11 0Landw./Selbst./Freiber. 65 75 9 14 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 65 14 20 1evangelisch 243 75 12 12 1katholisch 71 76 15 8 0

Eine Frage zur deutschen Einheit:Würden Sie sagen, dass für Sie persönlich alles in allem eher die Vorteile odereher die Nachteile der Vereinigung überwiegen?

4Tabelle A2

Wirtschaftliche Lage besser als 1990?

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vielbesser

etwasbesser

genauso etwasschlechter

vielschlechter

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 17 48 9 17 8 2

GeschlechtMänner 480 22 51 7 14 6 1Frauen 521 13 44 11 20 9 3

Alter18-24 Jahre 103 20 52 7 11 3 825-34 Jahre 165 18 53 7 15 6 135-44 Jahre 199 17 47 12 16 6 345-59 Jahre 247 20 40 10 17 12 160 Jahre und älter 277 12 51 9 20 8 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 14 44 9 19 12 210. Klasse 415 14 50 10 18 6 1Abitur 100 26 43 4 12 8 7(Fach-) Hochschulabschluss 224 22 49 10 11 6 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 21 50 8 12 7 1in Ausbildung 51 20 51 14 4 0 12arbeitslos 88 6 29 15 30 17 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 13 48 9 21 7 2

BerufsgruppeArbeiter 318 13 43 10 22 10 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 15 50 10 15 8 3höh.-leit. Ang./Beamte 152 24 51 6 14 4 1Landw./Selbst./Freiber. 65 26 51 2 11 8 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 16 47 9 17 8 3evangelisch 243 18 49 8 16 8 1katholisch 71 25 51 9 10 1 4

Wenn Sie die aktuelle Lage in Thüringen mit der von 1990 vergleichen, ist die dann viel besser, etwasbesser, genauso, etwas schlechter oder viel schlechter geworden? Wie ist das mit der wirtschaftlichenLage in Thüringen?

5Tabelle A3

Persönliche wirtschaftliche Lage besser als 1990?

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vielbesser

etwasbesser

genauso etwasschlechter

vielschlechter

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 18 40 22 13 6 2

GeschlechtMänner 480 22 41 18 12 5 1Frauen 521 13 39 25 14 6 2

Alter18-24 Jahre 103 24 48 16 6 4 325-34 Jahre 165 29 36 15 14 2 435-44 Jahre 199 20 43 16 16 5 245-59 Jahre 247 15 34 22 17 11 060 Jahre und älter 277 9 44 32 9 5 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 11 37 31 13 7 110. Klasse 415 15 44 19 15 6 1Abitur 100 32 38 12 12 4 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 24 38 21 9 5 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 26 43 17 9 4 1in Ausbildung 51 19 54 17 4 0 6arbeitslos 88 3 16 22 35 22 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 9 39 31 15 5 2

BerufsgruppeArbeiter 318 16 37 26 19 8 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 22 41 20 10 6 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 22 44 22 7 3 3Landw./Selbst./Freiber. 65 25 37 13 13 10 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 17 40 21 14 7 1evangelisch 243 18 43 23 11 4 2katholisch 71 23 35 23 13 3 4

Wenn Sie die aktuelle Lage in Thüringen mit der von 1990 vergleichen, ist die dann viel besser, etwasbesser, genauso, etwas schlechter oder viel schlechter geworden? Wie ist das mit der persönlichenwirtschaftlichen Lage?

6Tabelle A4

Rechtssicherheit besser als 1990?

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vielbesser

etwasbesser

genauso etwasschlechter

vielschlechter

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 3 21 23 31 15 6

GeschlechtMänner 480 5 23 26 27 15 5Frauen 521 2 19 21 35 15 8

Alter18-24 Jahre 103 3 26 32 25 5 925-34 Jahre 165 1 35 29 18 10 735-44 Jahre 199 6 24 24 32 9 645-59 Jahre 247 4 17 20 39 16 560 Jahre und älter 277 3 14 21 32 25 6

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 2 16 19 35 21 810. Klasse 415 3 26 25 31 11 5Abitur 100 4 17 28 27 14 10(Fach-) Hochschulabschluss 224 4 22 23 29 16 6

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 4 25 25 30 11 7in Ausbildung 51 2 31 39 15 10 4arbeitslos 88 1 17 24 36 18 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 2 16 20 34 22 7

BerufsgruppeArbeiter 318 4 23 24 30 15 5einf.-mittl. Ang./Beamte 398 3 19 23 31 15 9höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 23 24 28 17 5Landw./Selbst./Freiber. 65 6 26 19 39 11 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 3 23 21 31 16 5evangelisch 243 4 18 29 29 11 9katholisch 71 4 14 24 35 15 8

Wenn Sie die aktuelle Lage in Thüringen mit der von 1990 vergleichen, ist die dann viel besser, etwasbesser, genauso, etwas schlechter oder viel schlechter geworden? Wie ist das mit der Rechtssicherheit?

7Tabelle A5

Kriminalität besser als 1990?

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vielbesser

etwasbesser

genauso etwasschlechter

vielschlechter

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 0 5 13 38 42 2

GeschlechtMänner 480 0 7 16 37 37 3Frauen 521 0 3 10 39 46 2

Alter18-24 Jahre 103 0 11 16 35 33 625-34 Jahre 165 1 6 15 49 28 235-44 Jahre 199 0 6 14 39 40 245-59 Jahre 247 0 4 10 37 48 260 Jahre und älter 277 0 3 11 34 50 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 0 2 10 34 53 210. Klasse 415 0 7 12 41 38 2Abitur 100 0 4 15 42 38 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 0 5 15 36 40 4

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 0 6 14 40 37 3in Ausbildung 51 0 10 16 31 35 8arbeitslos 88 0 5 6 39 49 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 0 4 12 35 49 1

BerufsgruppeArbeiter 318 0 7 12 40 39 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 0 5 13 36 44 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 0 4 13 41 41 1Landw./Selbst./Freiber. 65 2 6 14 26 48 5

Religionsgemeinschaftkeine 678 0 6 13 38 42 2evangelisch 243 0 5 14 36 43 2katholisch 71 1 3 7 44 41 4

Wenn Sie die aktuelle Lage in Thüringen mit der von 1990 vergleichen, ist die dann viel besser, etwasbesser, genauso, etwas schlechter oder viel schlechter geworden? Wie ist das mit der Kriminalität?

8Tabelle A6

Wirtschaftliche Lage in Thüringen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

sehr gut gut weniger gut schlecht weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 1 37 49 11 2

GeschlechtMänner 480 1 42 47 10 2Frauen 521 0 34 51 12 3

Alter18-24 Jahre 103 0 55 40 4 125-34 Jahre 165 1 41 44 13 135-44 Jahre 199 0 36 54 10 045-59 Jahre 247 1 32 49 17 060 Jahre und älter 277 1 35 52 6 6

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 2 33 51 10 410. Klasse 415 0 41 44 12 2Abitur 100 1 42 49 8 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 0 34 56 9 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 1 40 51 9 0in Ausbildung 51 0 65 31 4 0arbeitslos 88 0 23 48 28 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 1 35 49 10 6

BerufsgruppeArbeiter 318 1 36 47 14 3einf.-mittl. Ang./Beamte 398 0 40 50 8 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 1 32 54 10 3Landw./Selbst./Freiber. 65 0 28 58 11 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 1 35 50 12 2evangelisch 243 0 39 49 7 5katholisch 71 0 58 38 4 0

Wie beurteilen Sie ganz allgemein die heutige wirtschaftliche Lage in Thüringen?

9Tabelle A7

Eigene finanzielle Lage

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

sehr gut gut weniger gut schlecht weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 4 55 31 10 1

GeschlechtMänner 480 5 56 30 9 1Frauen 521 3 54 33 11 1

Alter18-24 Jahre 103 7 49 30 14 125-34 Jahre 165 1 64 27 7 135-44 Jahre 199 4 54 34 7 245-59 Jahre 247 5 45 32 18 060 Jahre und älter 277 4 60 32 4 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 3 46 35 16 010. Klasse 415 2 55 34 8 1Abitur 100 6 56 30 7 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 5 64 22 7 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 5 63 26 5 1in Ausbildung 51 2 44 35 19 0arbeitslos 88 0 15 43 42 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 4 53 36 7 1

BerufsgruppeArbeiter 318 2 40 43 15 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 6 61 27 6 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 5 68 17 9 1Landw./Selbst./Freiber. 65 2 59 33 3 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 3 53 32 11 1evangelisch 243 3 58 31 8 0katholisch 71 9 58 25 9 0

Wie beurteilen Sie zur Zeit Ihre eigene heutige wirtschaftliche Lage?

10Tabelle A8

DDR hatte mehr gute als schlechte Seiten

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 11 10 50 12 16 1

GeschlechtMänner 480 10 9 48 14 19 0Frauen 521 13 11 51 11 13 0

Alter18-24 Jahre 103 9 7 43 10 24 925-34 Jahre 165 9 9 49 17 16 035-44 Jahre 199 11 12 52 13 12 145-59 Jahre 247 11 11 49 13 17 060 Jahre und älter 277 14 9 51 11 15 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 18 13 47 11 10 010. Klasse 415 9 9 53 11 17 1Abitur 100 8 7 44 19 19 4(Fach-) Hochschulabschluss 224 10 9 47 14 20 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 8 10 49 14 18 1in Ausbildung 51 8 8 43 11 21 9arbeitslos 88 22 15 49 6 9 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 15 10 50 11 14 1

BerufsgruppeArbeiter 318 12 13 51 10 13 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 8 9 53 13 16 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 11 7 49 15 18 1Landw./Selbst./Freiber. 65 12 6 39 17 26 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 11 11 50 11 16 1evangelisch 243 11 7 50 16 15 1katholisch 71 14 7 39 18 20 1

Das DDR-System hatte mehr gute als schlechte Seiten.

11Tabelle A9

Sozialismus ist eine gute Idee

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 30 18 27 9 14 2

GeschlechtMänner 480 27 14 27 13 18 1Frauen 521 33 21 28 6 10 3

Alter18-24 Jahre 103 18 21 32 18 7 325-34 Jahre 165 23 20 29 11 15 235-44 Jahre 199 26 19 30 10 16 145-59 Jahre 247 41 15 21 6 15 260 Jahre und älter 277 32 18 29 7 13 3

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 34 15 30 9 10 310. Klasse 415 28 16 30 9 16 1Abitur 100 29 25 16 15 13 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 30 21 24 9 15 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 27 18 28 11 15 1in Ausbildung 51 26 14 31 18 10 2arbeitslos 88 44 21 23 2 8 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 32 18 27 7 13 4

BerufsgruppeArbeiter 318 35 14 29 8 13 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 28 22 27 9 13 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 33 15 24 11 16 1Landw./Selbst./Freiber. 65 21 17 33 8 18 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 33 19 26 10 11 2evangelisch 243 21 17 33 7 20 2katholisch 71 32 14 19 10 22 3

Der Sozialismus ist eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde.

12Tabelle A10

Zufriedenheit mit der Demokratie

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

sehrzufrieden

ziemlichzufrieden

teils / teils ziemlichunzufrieden

sehrunzufrieden

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 2 14 54 19 11 1

GeschlechtMänner 480 2 15 53 18 11 1Frauen 521 2 14 55 19 10 0

Alter18-24 Jahre 103 0 14 57 17 13 025-34 Jahre 165 1 8 56 21 14 035-44 Jahre 199 2 12 51 27 9 145-59 Jahre 247 2 11 55 18 15 060 Jahre und älter 277 4 23 53 13 6 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 2 18 55 16 8 110. Klasse 415 1 12 53 22 12 1Abitur 100 2 16 58 7 17 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 4 14 53 20 9 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 1 11 55 21 11 1in Ausbildung 51 0 12 58 15 15 0arbeitslos 88 1 9 46 21 23 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 3 21 54 15 7 1

BerufsgruppeArbeiter 318 2 11 52 22 13 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 1 14 57 18 10 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 4 24 51 12 9 1Landw./Selbst./Freiber. 65 2 11 49 31 8 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 2 13 53 20 11 1evangelisch 243 3 16 56 16 9 0katholisch 71 3 20 52 13 10 3

Wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie alles in allem mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland inder Praxis funktioniert?

13Tabelle A11

Demokratie besser als andere Staatsideen?

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 18 24 49 4 4 1

GeschlechtMänner 480 23 29 40 3 4 2Frauen 521 13 20 57 5 5 1

Alter18-24 Jahre 103 13 31 49 1 7 025-34 Jahre 165 18 24 49 5 4 035-44 Jahre 199 16 29 49 4 2 145-59 Jahre 247 22 20 46 5 6 160 Jahre und älter 277 18 21 51 3 5 2

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 14 14 57 5 7 210. Klasse 415 13 24 54 5 4 0Abitur 100 30 24 42 1 2 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 26 35 34 1 2 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 21 27 44 4 3 1in Ausbildung 51 10 39 46 2 4 0arbeitslos 88 14 13 58 8 7 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 16 20 54 3 5 2

BerufsgruppeArbeiter 318 13 20 56 5 5 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 16 25 50 5 4 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 28 28 39 0 5 2Landw./Selbst./Freiber. 65 25 38 28 6 2 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 18 25 47 4 5 1evangelisch 243 19 20 53 3 4 2katholisch 71 16 30 49 3 1 1

Was würden Sie, im Vergleich zu anderen Staatsideen, zur Demokratie sagen? Stimmen Sie derAussage "Die Demokratie ist die beste aller Staatsideen" voll und ganz zu, überwiegend zu, teils-teils,lehnen Sie die Aussage überwiegend ab oder lehnen Sie sie voll und ganz ab?

14Tabelle A12

Demokratie sorgt für hohes Maß an Freiheit

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 25 25 39 5 5 1

GeschlechtMänner 480 27 24 37 4 6 2Frauen 521 22 26 41 5 5 1

Alter18-24 Jahre 103 24 23 40 2 9 225-34 Jahre 165 17 22 47 5 5 435-44 Jahre 199 20 28 41 5 5 145-59 Jahre 247 26 26 37 5 7 060 Jahre und älter 277 31 25 35 5 4 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 31 25 35 5 3 210. Klasse 415 20 23 45 4 7 1Abitur 100 28 34 27 3 6 2(Fach-) Hochschulabschluss 224 25 25 40 5 5 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 21 26 40 5 6 2in Ausbildung 51 26 20 45 4 6 0arbeitslos 88 17 18 47 5 10 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 31 25 36 4 4 1

BerufsgruppeArbeiter 318 24 23 40 4 7 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 21 27 42 5 4 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 35 28 28 3 7 0Landw./Selbst./Freiber. 65 20 19 45 8 8 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 23 25 41 4 6 1evangelisch 243 29 24 37 6 3 2katholisch 71 24 26 32 4 10 4

Die Demokratie in Deutschland sorgt für ein hohes Maß an persönlicher Freiheit.

15Tabelle A13

Demokratie sorgt für ein hohes Maß an sozialer Sicherheit

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 14 18 44 13 11 1

GeschlechtMänner 480 17 21 39 10 12 1Frauen 521 10 14 48 15 12 1

Alter18-24 Jahre 103 21 21 41 8 9 025-34 Jahre 165 17 17 36 14 15 235-44 Jahre 199 9 19 47 14 11 145-59 Jahre 247 11 18 47 11 14 060 Jahre und älter 277 16 16 44 14 10 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 15 15 44 11 13 210. Klasse 415 13 16 46 14 12 0Abitur 100 12 20 37 19 11 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 15 22 43 9 10 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 13 20 43 12 11 1in Ausbildung 51 27 27 37 6 4 0arbeitslos 88 9 7 50 11 20 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 14 15 44 15 11 1

BerufsgruppeArbeiter 318 16 14 45 12 12 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 12 17 44 16 10 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 16 27 34 9 14 1Landw./Selbst./Freiber. 65 11 15 51 12 9 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 13 18 45 12 12 1evangelisch 243 16 17 41 14 11 0katholisch 71 16 18 39 11 11 4

Die Demokratie in Deutschland sorgt für ein hohes Maß an sozialer Sicherheit.

16Tabelle A14

Vertrauen zur Bundesregierung

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vertrauevoll und

ganz

vertraueweitgehend

vertraueteilweise

vertraueeher nicht

vertraueüberhaupt

nicht

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 5 16 49 17 14 0

GeschlechtMänner 480 6 19 46 15 14 0Frauen 521 4 13 51 18 13 0

Alter18-24 Jahre 103 4 28 39 15 15 025-34 Jahre 165 0 9 53 18 19 035-44 Jahre 199 2 13 51 20 13 145-59 Jahre 247 6 14 50 17 13 060 Jahre und älter 277 9 21 46 13 11 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 8 17 46 13 15 010. Klasse 415 3 13 51 18 14 0Abitur 100 5 21 41 21 12 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 4 19 49 16 11 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 3 15 50 18 13 0in Ausbildung 51 4 19 50 14 14 0arbeitslos 88 1 11 49 19 19 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 9 19 46 14 13 0

BerufsgruppeArbeiter 318 5 14 48 17 17 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 4 17 50 17 12 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 8 23 51 11 8 0Landw./Selbst./Freiber. 65 3 8 48 25 16 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 5 18 47 16 15 0evangelisch 243 5 16 50 17 11 0katholisch 71 6 6 59 20 10 0

Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen vor. Sagen Sie mir bitte bei jeder, ob Sieihr voll und ganz vertrauen, weitgehend vertrauen, teilweise vertrauen, eher nicht vertrauen oder garnicht vertrauen? A. Wie ist das mit der Bundesregierung?

17Tabelle A15

Vertrauen zur Landesregierung

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vertrauevoll und

ganz

vertraueweitgehend

vertraueteilweise

vertraueeher nicht

vertraueüberhaupt

nicht

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 8 24 49 11 7 1

GeschlechtMänner 480 11 21 48 12 9 0Frauen 521 6 26 51 10 6 1

Alter18-24 Jahre 103 12 30 48 5 5 125-34 Jahre 165 2 24 59 7 7 135-44 Jahre 199 6 20 55 12 8 145-59 Jahre 247 9 21 43 19 9 060 Jahre und älter 277 13 27 44 8 7 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 12 23 44 10 11 110. Klasse 415 8 24 52 8 7 1Abitur 100 3 32 49 10 6 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 6 22 50 17 5 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 5 24 52 13 6 0in Ausbildung 51 14 28 53 2 2 2arbeitslos 88 6 20 45 18 12 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 13 25 46 7 9 1

BerufsgruppeArbeiter 318 11 20 49 10 10 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 6 26 50 11 6 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 9 28 44 13 7 0Landw./Selbst./Freiber. 65 5 31 43 17 5 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 7 24 49 12 9 0evangelisch 243 11 26 49 9 5 1katholisch 71 16 16 54 10 4 1

Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen vor. Sagen Sie mir bitte bei jeder, ob Sieihr voll und ganz vertrauen, weitgehend vertrauen, teilweise vertrauen, eher nicht vertrauen oder garnicht vertrauen? B. Wie ist das mit der Landesregierung?

18Tabelle A16

Vertrauen zu den Gerichten

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vertrauevoll und

ganz

vertraueweitgehend

vertraueteilweise

vertraueeher nicht

vertraueüberhaupt

nicht

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 7 23 40 15 7 8

GeschlechtMänner 480 9 25 37 15 7 8Frauen 521 5 21 43 16 8 8

Alter18-24 Jahre 103 14 33 35 13 4 225-34 Jahre 165 7 27 43 10 7 735-44 Jahre 199 7 27 43 14 5 545-59 Jahre 247 5 20 37 18 12 860 Jahre und älter 277 5 16 42 18 7 12

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 6 18 38 18 9 1210. Klasse 415 7 22 45 12 7 8Abitur 100 12 25 39 14 7 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 5 29 34 19 7 6

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 7 28 40 13 7 5in Ausbildung 51 14 21 39 17 6 4arbeitslos 88 5 14 38 22 14 9übrige Nicht-Erwerbstätige 338 6 18 41 17 7 12

BerufsgruppeArbeiter 318 6 20 44 11 11 8einf.-mittl. Ang./Beamte 398 5 25 42 17 5 7höh.-leit. Ang./Beamte 152 11 19 31 20 8 11Landw./Selbst./Freiber. 65 5 34 39 14 6 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 7 23 40 15 8 7evangelisch 243 7 23 38 16 7 10katholisch 71 4 24 45 17 1 9

Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen vor. Sagen Sie mir bitte bei jeder, ob Sieihr voll und ganz vertrauen, weitgehend vertrauen, teilweise vertrauen, eher nicht vertrauen oder garnicht vertrauen? C. Wie ist das mit den Gerichten?

19Tabelle A17

Vertrauen zur Polizei

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

vertrauevoll und

ganz

vertraueweitgehend

vertraueteilweise

vertraueeher nicht

vertraueüberhaupt

nicht

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 14 36 36 6 5 3

GeschlechtMänner 480 17 38 30 7 7 2Frauen 521 12 35 42 4 3 5

Alter18-24 Jahre 103 16 34 36 3 12 025-34 Jahre 165 8 41 39 7 3 235-44 Jahre 199 10 41 37 6 5 245-59 Jahre 247 15 37 30 8 6 460 Jahre und älter 277 20 32 37 4 2 5

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 19 31 35 3 7 510. Klasse 415 10 40 38 5 4 3Abitur 100 22 34 24 11 8 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 13 38 37 9 1 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 11 39 37 7 4 2in Ausbildung 51 12 33 29 6 21 0arbeitslos 88 18 35 30 7 9 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 20 34 36 4 2 5

BerufsgruppeArbeiter 318 15 36 36 5 6 3einf.-mittl. Ang./Beamte 398 12 35 43 6 2 4höh.-leit. Ang./Beamte 152 22 38 26 5 5 4Landw./Selbst./Freiber. 65 11 48 29 11 2 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 13 33 39 6 6 3evangelisch 243 18 42 27 6 3 4katholisch 71 13 47 38 1 0 1

Ich lese Ihnen jetzt eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen vor. Sagen Sie mir bitte bei jeder, ob Sieihr voll und ganz vertrauen, weitgehend vertrauen, teilweise vertrauen, eher nicht vertrauen oder garnicht vertrauen? D. Wie ist das mit der Polizei?

20Tabelle A18

Politiker verdienen mehr Respekt

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 7 10 41 18 24 1

GeschlechtMänner 480 9 9 40 16 26 0Frauen 521 5 10 41 19 23 1

Alter18-24 Jahre 103 4 9 30 20 37 025-34 Jahre 165 2 5 33 26 34 035-44 Jahre 199 2 10 36 22 30 145-59 Jahre 247 9 7 44 15 25 160 Jahre und älter 277 13 16 49 11 10 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 10 12 45 13 20 110. Klasse 415 6 8 35 19 32 1Abitur 100 7 3 43 21 26 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 6 13 45 20 16 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 5 8 39 21 27 1in Ausbildung 51 0 10 22 18 51 0arbeitslos 88 7 5 39 19 31 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 11 14 46 13 15 2

BerufsgruppeArbeiter 318 6 10 36 20 27 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 6 9 45 17 22 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 13 13 42 17 15 1Landw./Selbst./Freiber. 65 5 6 36 14 38 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 7 10 39 17 27 0evangelisch 243 7 11 41 23 17 2katholisch 71 6 3 57 7 25 3

Die Politiker verdienen mehr Respekt.

21Tabelle A19

Parteien wollen nur Stimmen der Wähler

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 34 18 37 5 5 2

GeschlechtMänner 480 33 17 38 5 5 2Frauen 521 34 19 35 6 5 1

Alter18-24 Jahre 103 21 15 44 12 9 025-34 Jahre 165 38 21 35 1 3 135-44 Jahre 199 30 21 38 6 5 245-59 Jahre 247 40 16 34 6 2 260 Jahre und älter 277 32 19 35 5 7 2

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 33 14 36 8 7 210. Klasse 415 37 20 33 4 5 1Abitur 100 25 12 51 8 4 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 31 24 37 5 2 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 35 19 37 5 3 1in Ausbildung 51 22 10 39 16 14 0arbeitslos 88 33 19 35 6 3 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 33 19 35 5 6 2

BerufsgruppeArbeiter 318 39 16 33 6 4 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 33 19 37 4 5 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 26 20 45 3 4 2Landw./Selbst./Freiber. 65 37 32 23 8 0 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 33 19 37 6 5 1evangelisch 243 34 19 36 6 4 2katholisch 71 39 14 35 1 8 3

Die Parteien wollen nur die Stimmen der Wähler, ihre Ansichten interessieren sie nicht.

22Tabelle A20

In der Politik geht es nur um Macht

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 39 16 36 4 5 0

GeschlechtMänner 480 36 18 38 3 6 0Frauen 521 41 15 35 4 4 1

Alter18-24 Jahre 103 23 20 43 4 10 025-34 Jahre 165 31 18 45 2 4 035-44 Jahre 199 38 19 35 5 3 145-59 Jahre 247 43 15 37 2 4 060 Jahre und älter 277 46 14 28 5 6 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 47 13 29 5 6 110. Klasse 415 40 16 36 4 4 0Abitur 100 28 15 46 3 8 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 33 21 39 2 4 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 35 19 39 3 4 0in Ausbildung 51 26 6 52 4 12 0arbeitslos 88 42 18 36 3 1 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 45 13 30 4 7 1

BerufsgruppeArbeiter 318 43 15 35 4 3 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 38 17 38 3 4 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 33 16 39 2 9 1Landw./Selbst./Freiber. 65 44 21 27 6 2 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 38 17 37 3 5 0evangelisch 243 42 16 32 5 4 1katholisch 71 36 11 42 6 6 0

In der Politik geht es nicht um die Sache, sondern nur um die Macht.

23Tabelle A21

In der Politik wird zuviel geredet

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 45 14 36 2 2 1

GeschlechtMänner 480 43 16 35 2 3 0Frauen 521 46 11 37 3 2 1

Alter18-24 Jahre 103 37 29 31 0 4 025-34 Jahre 165 48 13 36 1 2 035-44 Jahre 199 47 13 36 2 2 045-59 Jahre 247 49 13 34 3 2 060 Jahre und älter 277 42 10 40 4 3 2

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 47 8 40 2 1 210. Klasse 415 50 15 30 2 2 0Abitur 100 34 17 41 2 6 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 38 16 41 2 3 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 45 15 35 2 3 0in Ausbildung 51 33 33 33 0 2 0arbeitslos 88 56 11 27 3 2 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 44 9 41 3 2 1

BerufsgruppeArbeiter 318 51 13 34 1 1 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 44 11 37 4 3 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 37 16 41 3 5 0Landw./Selbst./Freiber. 65 44 23 27 2 2 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 47 14 34 2 3 0evangelisch 243 41 12 43 3 2 1katholisch 71 45 14 37 3 1 0

In der Politik wird zuviel geredet und nichts geleistet.

24Tabelle A22

Bei einer Unterschriftensammlung mitmachen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ganz sichertun

ziemlichsicher tun

vielleichttun

eher nichttun

bestimmtnicht tun

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 50 18 22 4 7 1

GeschlechtMänner 480 49 21 21 3 6 0Frauen 521 51 15 23 4 7 1

Alter18-24 Jahre 103 35 28 33 2 2 025-34 Jahre 165 56 16 21 4 4 035-44 Jahre 199 53 21 19 4 5 045-59 Jahre 247 55 19 18 3 4 060 Jahre und älter 277 46 11 24 5 14 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 43 13 25 4 15 010. Klasse 415 56 17 19 3 3 0Abitur 100 45 30 16 5 3 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 48 17 24 4 5 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 52 21 20 4 4 0in Ausbildung 51 31 23 44 2 0 0arbeitslos 88 56 16 19 2 7 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 49 12 22 4 12 1

BerufsgruppeArbeiter 318 53 18 20 3 6 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 50 17 22 4 6 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 51 17 17 5 7 3Landw./Selbst./Freiber. 65 47 18 23 6 6 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 53 18 19 3 6 1evangelisch 243 45 17 26 4 8 0katholisch 71 39 17 31 6 8 0

Wenn Sie in einer für Sie wichtigen Sache politischen Einfluss nehmen und Ihren Standpunkt zurGeltung bringen wollten, welche der folgenden Dinge würden Sie dann ganz sicher tun, ziemlich sichertun, vielleicht tun, eher nicht tun oder bestimmt nicht tun?A. Bei einer Unterschriftensammlung mitmachen.

25Tabelle A23

In einer Bürgerinitiative mitarbeiten

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ganz sichertun

ziemlichsicher tun

vielleichttun

eher nichttun

bestimmtnicht tun

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 27 15 34 11 13 0

GeschlechtMänner 480 30 15 35 10 10 0Frauen 521 25 15 32 12 15 0

Alter18-24 Jahre 103 24 15 49 9 3 025-34 Jahre 165 19 21 41 13 6 035-44 Jahre 199 28 17 35 11 10 045-59 Jahre 247 34 14 34 7 10 060 Jahre und älter 277 28 11 22 15 24 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 29 9 28 10 24 010. Klasse 415 28 16 37 11 8 0Abitur 100 21 22 40 8 8 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 29 18 31 13 9 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 28 20 36 10 7 0in Ausbildung 51 14 4 71 10 2 0arbeitslos 88 28 13 36 8 15 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 29 11 25 13 22 1

BerufsgruppeArbeiter 318 26 11 40 11 11 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 27 20 32 10 12 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 33 16 25 11 16 0Landw./Selbst./Freiber. 65 25 19 31 19 8 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 29 16 33 10 12 0evangelisch 243 24 14 37 12 13 0katholisch 71 28 14 28 13 17 0

Wenn Sie in einer für Sie wichtigen Sache politischen Einfluss nehmen und Ihren Standpunkt zurGeltung bringen wollten, welche der folgenden Dinge würden Sie dann ganz sicher tun, ziemlich sichertun, vielleicht tun, eher nicht tun oder bestimmt nicht tun?B. In einer Bürgerinitiative mitarbeiten.

26Tabelle A24

An einer Demonstration teilnehmen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ganz sichertun

ziemlichsicher tun

vielleichttun

eher nichttun

bestimmtnicht tun

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 27 17 26 12 17 1

GeschlechtMänner 480 28 19 25 12 16 1Frauen 521 26 15 27 13 18 1

Alter18-24 Jahre 103 16 24 38 11 12 025-34 Jahre 165 23 23 30 15 9 035-44 Jahre 199 34 22 25 10 9 045-59 Jahre 247 36 15 25 9 14 160 Jahre und älter 277 22 8 21 17 31 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 25 11 19 12 32 210. Klasse 415 31 18 25 13 13 1Abitur 100 17 21 32 13 16 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 28 18 34 12 8 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 31 18 30 13 9 0in Ausbildung 51 19 27 23 8 23 0arbeitslos 88 25 22 25 7 18 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 23 12 21 14 29 1

BerufsgruppeArbeiter 318 27 20 25 12 15 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 28 15 29 10 17 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 29 11 20 21 19 0Landw./Selbst./Freiber. 65 24 17 32 17 11 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 29 18 27 11 15 1evangelisch 243 25 14 26 14 20 1katholisch 71 22 14 21 21 22 0

Wenn Sie in einer für Sie wichtigen Sache politischen Einfluss nehmen und Ihren Standpunkt zurGeltung bringen wollten, welche der folgenden Dinge würden Sie dann ganz sicher tun, ziemlich sichertun, vielleicht tun, eher nicht tun oder bestimmt nicht tun?C. An einer genehmigten Demonstration teilnehmen.

27Tabelle A25

An einer Demonstration teilnehmen, auch bei Gewalt

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ganz sichertun

ziemlichsicher tun

vielleichttun

eher nichttun

bestimmtnicht tun

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 3 4 12 16 65 0

GeschlechtMänner 480 4 5 14 19 57 0Frauen 521 2 2 10 14 73 0

Alter18-24 Jahre 103 2 10 8 20 60 025-34 Jahre 165 4 4 16 24 52 035-44 Jahre 199 4 3 12 19 63 145-59 Jahre 247 4 4 14 15 63 060 Jahre und älter 277 0 2 10 9 78 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 2 2 8 6 82 010. Klasse 415 4 4 13 17 63 0Abitur 100 1 8 19 17 55 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 4 4 12 27 53 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 4 4 15 21 56 0in Ausbildung 51 0 8 12 15 65 0arbeitslos 88 3 2 9 15 70 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 2 2 9 10 78 0

BerufsgruppeArbeiter 318 4 3 11 15 67 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 2 3 12 18 64 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 5 2 12 16 65 0Landw./Selbst./Freiber. 65 0 9 19 14 56 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 3 4 11 17 64 0evangelisch 243 3 4 13 14 67 0katholisch 71 0 4 15 13 68 0

Wenn Sie in einer für Sie wichtigen Sache politischen Einfluss nehmen und Ihren Standpunkt zurGeltung bringen wollten, welche der folgenden Dinge würden Sie dann ganz sicher tun, ziemlich sichertun, vielleicht tun, eher nicht tun oder bestimmt nicht tun?D. An einer Demonstration teilnehmen, auch wenn mit Gewalt gerechnet werden muss.

28Tabelle A26

Mit Gewalt für meine Ziele kämpfen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ganz sichertun

ziemlichsicher tun

vielleichttun

eher nichttun

bestimmtnicht tun

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 4 2 10 16 68 1

GeschlechtMänner 480 5 3 13 18 61 1Frauen 521 2 2 8 14 74 1

Alter18-24 Jahre 103 2 6 23 14 53 225-34 Jahre 165 3 4 9 26 58 035-44 Jahre 199 5 1 10 15 69 145-59 Jahre 247 3 2 7 13 76 060 Jahre und älter 277 5 2 10 12 70 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 6 3 12 8 72 010. Klasse 415 4 2 11 16 66 0Abitur 100 1 1 10 19 67 2(Fach-) Hochschulabschluss 224 2 3 8 21 65 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 3 3 10 19 65 1in Ausbildung 51 0 0 24 22 51 4arbeitslos 88 6 1 13 8 72 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 5 2 9 11 73 0

BerufsgruppeArbeiter 318 5 2 13 14 66 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 2 2 10 16 69 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 3 5 18 71 0Landw./Selbst./Freiber. 65 9 2 9 21 58 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 4 3 11 14 68 0evangelisch 243 4 1 10 17 67 1katholisch 71 3 1 11 21 63 0

Wenn Sie in einer für Sie wichtigen Sache politischen Einfluss nehmen und Ihren Standpunkt zurGeltung bringen wollten, welche der folgenden Dinge würden Sie dann ganz sicher tun, ziemlich sichertun, vielleicht tun, eher nicht tun oder bestimmt nicht tun?E. Für meine Ziele kämpfen, auch wenn dazu Gewalt notwendig ist.

29Tabelle A27

Die meisten über politische Fragen informiert

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

trifft vollund ganz

zu

trifft eher zu trifft ehernicht zu

trifft garnicht zu

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 6 21 52 19 3

GeschlechtMänner 480 8 21 53 17 2Frauen 521 4 21 51 19 5

Alter18-24 Jahre 103 5 18 63 13 125-34 Jahre 165 5 19 55 20 135-44 Jahre 199 3 21 56 19 245-59 Jahre 247 7 20 48 22 360 Jahre und älter 277 7 24 46 16 7

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 6 21 45 20 810. Klasse 415 6 23 52 17 2Abitur 100 7 15 58 19 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 4 19 56 19 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 5 19 55 19 2in Ausbildung 51 8 22 61 8 2arbeitslos 88 9 19 42 28 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 5 24 48 16 6

BerufsgruppeArbeiter 318 9 24 46 19 4einf.-mittl. Ang./Beamte 398 3 20 58 16 3höh.-leit. Ang./Beamte 152 7 20 51 19 3Landw./Selbst./Freiber. 65 2 15 52 26 5

Religionsgemeinschaftkeine 678 6 20 53 18 3evangelisch 243 4 22 52 18 5katholisch 71 3 24 49 24 0

Was halten Sie von der Auffassung, dass die meisten Leute in Deutschland hinreichendinformiert sind, um über komplizierte politische Fragen zu entscheiden?

30Tabelle A28

Volksentscheid bei wichtigen Fragen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimmevöllig zu

stimmeweitgehend

zu

stimmeteilweise zu

lehneweitgehend

ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 58 21 16 3 2 0

GeschlechtMänner 480 55 22 17 4 2 0Frauen 521 61 20 16 2 1 0

Alter18-24 Jahre 103 47 27 21 5 0 025-34 Jahre 165 57 26 13 4 1 035-44 Jahre 199 58 26 12 3 1 045-59 Jahre 247 62 19 15 2 3 060 Jahre und älter 277 59 16 20 3 2 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 60 16 18 3 2 010. Klasse 415 65 22 11 1 1 0Abitur 100 58 16 20 5 1 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 44 28 22 5 2 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 57 24 14 3 2 0in Ausbildung 51 49 33 18 0 0 0arbeitslos 88 60 22 14 1 3 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 61 15 19 3 2 0

BerufsgruppeArbeiter 318 65 18 13 3 1 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 56 23 18 2 2 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 51 23 16 8 2 0Landw./Selbst./Freiber. 65 58 24 12 2 3 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 60 21 16 2 2 0evangelisch 243 56 22 14 7 2 0katholisch 71 51 24 23 0 3 0

Was halten Sie von der Auffassung, dass wichtige politische Fragen häufiger durch Volksentscheidentschieden werden sollten?

31Tabelle A29

Thüringen ist meine Heimat

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimmevöllig zu

stimmeweitgehend

zu

stimmeteilweise zu

lehneweitgehend

ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 85 8 5 1 2 0

GeschlechtMänner 480 82 10 6 1 2 0Frauen 521 88 7 4 1 1 0

Alter18-24 Jahre 103 80 14 7 0 0 025-34 Jahre 165 81 12 4 1 3 035-44 Jahre 199 86 7 4 2 2 045-59 Jahre 247 85 8 5 1 1 060 Jahre und älter 277 88 5 5 0 2 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 89 6 6 0 0 010. Klasse 415 90 6 3 1 1 0Abitur 100 76 13 5 2 4 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 75 14 8 0 3 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 84 10 4 1 2 0in Ausbildung 51 86 6 6 0 2 0arbeitslos 88 84 9 3 0 2 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 87 6 6 0 2 0

BerufsgruppeArbeiter 318 87 6 5 1 1 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 83 10 5 1 1 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 84 7 4 0 5 0Landw./Selbst./Freiber. 65 81 9 8 2 0 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 86 8 5 1 1 0evangelisch 243 84 8 5 0 3 0katholisch 71 79 11 6 1 3 0

Thüringen betrachte ich als meine Heimat.

32Tabelle A30

Für bessere Arbeit aus Thüringen fortziehen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimmevöllig zu

stimmeweitgehend

zu

stimmeteilweise zu

lehneweitgehend

ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 22 9 21 14 33 2

GeschlechtMänner 480 24 10 22 14 27 3Frauen 521 20 8 19 13 38 2

Alter18-24 Jahre 103 52 10 15 15 8 025-34 Jahre 165 18 12 33 12 25 835-44 Jahre 199 15 10 29 16 29 145-59 Jahre 247 21 7 18 17 36 060 Jahre und älter 277 19 9 12 10 46 5

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 15 9 14 14 43 610. Klasse 415 22 9 23 14 33 1Abitur 100 38 13 18 14 17 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 23 9 26 13 26 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 19 9 26 16 29 1in Ausbildung 51 55 10 26 6 4 0arbeitslos 88 23 9 15 16 35 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 22 9 13 10 41 4

BerufsgruppeArbeiter 318 19 10 23 15 31 3einf.-mittl. Ang./Beamte 398 19 10 21 14 34 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 24 7 18 13 36 2Landw./Selbst./Freiber. 65 22 8 19 9 42 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 24 9 21 13 31 2evangelisch 243 18 9 24 13 35 2katholisch 71 16 13 13 19 36 4

Wenn ich woanders eine bessere Arbeitsstelle fände, würde ich aus Thüringen fortziehen.

33Tabelle A31

Identifikation

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

Thüringer Ost-deutscher

Deutscher Europäer nichtsdavon

Insgesamt 1001 45 15 30 9 1

GeschlechtMänner 480 41 16 30 12 1Frauen 521 49 14 30 7 1

Alter18-24 Jahre 103 33 9 44 15 025-34 Jahre 165 45 18 27 9 135-44 Jahre 199 48 16 25 11 145-59 Jahre 247 46 17 28 8 160 Jahre und älter 277 47 12 34 7 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 53 11 29 6 110. Klasse 415 50 13 30 7 1Abitur 100 37 19 31 13 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 31 21 31 15 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 43 15 31 10 1in Ausbildung 51 36 14 36 14 0arbeitslos 88 55 21 18 6 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 47 13 32 8 1

BerufsgruppeArbeiter 318 53 13 28 5 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 43 14 32 10 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 42 17 29 12 0Landw./Selbst./Freiber. 65 37 14 35 14 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 47 15 29 10 1evangelisch 243 42 16 35 7 0katholisch 71 41 13 31 16 0

Fühlen Sie sich in erster Linie als Thüringer, als Ostdeutscher, als Deutscher oder alsEuropäer?

34Tabelle A32

Wirtschaftliche Lage in Thüringen besser

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimmevöllig zu

stimmeweitgehend

zu

stimmeteilweise zu

lehneweitgehend

ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 10 12 45 13 12 8

GeschlechtMänner 480 12 14 45 11 10 8Frauen 521 8 11 45 14 13 8

Alter18-24 Jahre 103 13 10 42 19 8 925-34 Jahre 165 4 14 54 8 17 435-44 Jahre 199 10 13 47 14 10 745-59 Jahre 247 10 12 46 13 13 760 Jahre und älter 277 14 13 39 12 10 12

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 12 11 40 13 14 1010. Klasse 415 8 10 50 13 13 7Abitur 100 8 15 49 15 6 8(Fach-) Hochschulabschluss 224 15 16 38 12 10 8

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 10 14 49 11 12 5in Ausbildung 51 10 6 42 16 12 14arbeitslos 88 2 7 52 16 14 9übrige Nicht-Erwerbstätige 338 14 12 38 14 10 12

BerufsgruppeArbeiter 318 9 11 46 13 14 8einf.-mittl. Ang./Beamte 398 10 12 48 12 11 8höh.-leit. Ang./Beamte 152 9 21 40 13 9 9Landw./Selbst./Freiber. 65 20 13 36 16 8 8

Religionsgemeinschaftkeine 678 9 13 44 13 12 9evangelisch 243 12 10 48 15 11 5katholisch 71 17 17 44 6 8 8

Die wirtschaftliche Lage in Thüringen ist besser als in den anderen ostdeutschen Bundesländern.

35Tabelle A33

Jugendliche teilweise Ausbildung im Ausland

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimmevöllig zu

stimmeweitgehend

zu

stimmeteilweise zu

lehneweitgehend

ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 18 14 33 14 18 2

GeschlechtMänner 480 20 15 30 15 18 2Frauen 521 17 14 36 13 18 2

Alter18-24 Jahre 103 13 15 39 18 14 025-34 Jahre 165 16 20 37 18 10 035-44 Jahre 199 19 15 30 14 20 245-59 Jahre 247 20 11 36 10 22 160 Jahre und älter 277 19 14 29 15 17 5

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 10 10 30 18 27 510. Klasse 415 12 14 36 17 20 1Abitur 100 34 14 36 8 7 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 32 22 30 9 6 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 20 17 35 11 15 1in Ausbildung 51 24 10 26 26 16 0arbeitslos 88 8 10 34 19 28 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 17 13 32 16 18 5

BerufsgruppeArbeiter 318 9 12 32 19 26 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 18 17 36 12 14 3höh.-leit. Ang./Beamte 152 31 19 26 12 12 1Landw./Selbst./Freiber. 65 24 15 33 9 15 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 19 15 32 14 19 2evangelisch 243 15 16 36 17 12 4katholisch 71 24 10 34 14 18 0

Jugendliche sollten einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbringen.

36Tabelle A34

Gesetze gegen Gebrauch englischer Ausdrücke

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

sehrdafür

eherdafür

eherdagegen

sehrdagegen

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 29 21 27 20 4

GeschlechtMänner 480 30 20 25 21 4Frauen 521 27 23 28 18 4

Alter18-24 Jahre 103 8 15 39 38 025-34 Jahre 165 15 21 40 21 335-44 Jahre 199 22 26 31 19 345-59 Jahre 247 39 23 19 17 260 Jahre und älter 277 40 20 17 16 8

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 29 19 25 19 810. Klasse 415 26 22 28 20 4Abitur 100 16 16 36 30 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 37 25 22 15 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 24 23 31 19 3in Ausbildung 51 10 22 28 41 0arbeitslos 88 32 19 26 16 7übrige Nicht-Erwerbstätige 338 37 19 20 17 6

BerufsgruppeArbeiter 318 26 23 28 18 5einf.-mittl. Ang./Beamte 398 27 22 29 18 4höh.-leit. Ang./Beamte 152 41 21 19 16 3Landw./Selbst./Freiber. 65 22 25 22 25 8

Religionsgemeinschaftkeine 678 30 22 27 18 4evangelisch 243 25 19 30 23 4katholisch 71 29 26 14 24 7

In Frankreich gibt es Gesetze gegen den Gebrauch englischer Ausdrücke, um diefranzösische Sprache zu schützen. Sind Sie sehr dafür, eher dafür, eher dagegen oder sehrdagegen, solche Vorschriften in Deutschland einzuführen?

37Tabelle A35

Bundesrepublik durch Ausländer überfremdet

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 19 11 34 13 22 1

GeschlechtMänner 480 16 10 33 13 27 1Frauen 521 21 12 35 13 17 2

Alter18-24 Jahre 103 18 14 38 18 10 225-34 Jahre 165 15 10 31 16 27 235-44 Jahre 199 16 8 37 16 22 145-59 Jahre 247 17 11 30 11 30 060 Jahre und älter 277 24 13 35 11 15 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 28 14 29 10 16 210. Klasse 415 20 12 40 12 16 0Abitur 100 15 7 32 15 30 2(Fach-) Hochschulabschluss 224 7 9 30 18 35 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 14 10 33 15 28 0in Ausbildung 51 26 18 37 14 6 0arbeitslos 88 19 16 35 6 19 5übrige Nicht-Erwerbstätige 338 25 12 35 12 15 2

BerufsgruppeArbeiter 318 23 13 36 10 17 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 18 10 32 18 20 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 11 11 32 11 34 1Landw./Selbst./Freiber. 65 15 6 48 5 26 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 18 10 35 12 24 1evangelisch 243 18 16 32 17 16 1katholisch 71 27 10 31 13 16 4

Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.

38Tabelle A36

Wegen Arbeitslosigkeit Ausländer zurück in die Heimat

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 13 7 38 18 24 0

GeschlechtMänner 480 10 5 33 21 31 0Frauen 521 16 8 43 15 18 1

Alter18-24 Jahre 103 17 8 37 18 21 025-34 Jahre 165 14 9 39 16 22 035-44 Jahre 199 12 8 36 20 25 045-59 Jahre 247 15 4 34 21 26 060 Jahre und älter 277 10 6 43 16 24 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 19 8 37 16 20 110. Klasse 415 15 7 45 12 20 0Abitur 100 7 8 29 23 32 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 5 3 30 29 33 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 11 6 35 20 28 0in Ausbildung 51 18 8 43 20 12 0arbeitslos 88 20 7 44 14 16 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 13 7 41 17 22 1

BerufsgruppeArbeiter 318 17 7 42 14 20 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 12 7 41 18 22 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 7 3 25 30 34 1Landw./Selbst./Freiber. 65 5 5 44 17 30 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 13 6 38 18 25 0evangelisch 243 14 6 42 19 19 1katholisch 71 10 8 32 17 33 0

Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken.

39Tabelle A37

Ausländer kommen um Sozialstaat auszunutzen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 11 8 52 13 15 1

GeschlechtMänner 480 10 8 53 13 15 1Frauen 521 12 7 51 14 15 2

Alter18-24 Jahre 103 6 5 59 18 12 025-34 Jahre 165 9 4 62 10 14 035-44 Jahre 199 12 7 54 14 13 145-59 Jahre 247 10 11 50 15 13 260 Jahre und älter 277 13 9 45 11 19 3

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 16 8 46 13 15 210. Klasse 415 12 8 59 9 11 1Abitur 100 3 4 50 23 20 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 6 8 48 18 18 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 10 7 56 13 13 1in Ausbildung 51 4 4 60 19 13 0arbeitslos 88 12 8 56 14 10 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 13 10 44 13 19 2

BerufsgruppeArbeiter 318 12 10 54 12 11 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 10 6 52 16 15 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 9 7 53 12 20 0Landw./Selbst./Freiber. 65 11 6 59 8 15 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 11 7 52 14 16 1evangelisch 243 10 10 55 11 13 2katholisch 71 14 7 48 17 14 0

Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.

40Tabelle A38

Menschenrechte für Ausländer konsequent durchsetzen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 49 19 26 3 3 1

GeschlechtMänner 480 56 16 23 2 2 1Frauen 521 42 21 29 4 5 0

Alter18-24 Jahre 103 46 16 27 8 4 025-34 Jahre 165 50 18 26 2 2 235-44 Jahre 199 42 22 28 4 5 045-59 Jahre 247 53 17 27 1 2 060 Jahre und älter 277 51 20 21 4 4 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 45 18 28 3 6 110. Klasse 415 42 19 32 4 3 1Abitur 100 67 13 15 1 4 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 59 22 16 2 1 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 50 18 26 4 3 1in Ausbildung 51 46 19 29 2 4 0arbeitslos 88 41 22 28 2 5 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 50 19 24 3 4 0

BerufsgruppeArbeiter 318 48 15 28 4 4 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 47 23 25 3 3 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 59 15 20 4 2 0Landw./Selbst./Freiber. 65 45 22 29 3 0 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 49 19 26 3 4 0evangelisch 243 48 19 26 5 2 0katholisch 71 57 10 24 3 4 3

Die Menschenrechte für Ausländer sollen hier konsequent durchgesetzt werden.

41Tabelle A39

Nationale Interessen offensiver vertreten

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 34 17 30 4 10 2

GeschlechtMänner 480 35 16 31 7 11 1Frauen 521 33 18 29 8 8 3

Alter18-24 Jahre 103 29 29 29 12 1 125-34 Jahre 165 33 19 32 6 8 235-44 Jahre 199 31 13 33 8 14 245-59 Jahre 247 33 16 32 7 11 260 Jahre und älter 277 39 16 26 8 9 3

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 42 16 29 4 5 410. Klasse 415 41 19 28 4 8 1Abitur 100 18 14 33 20 13 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 19 17 34 12 16 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 30 17 32 8 12 1in Ausbildung 51 31 22 33 10 2 2arbeitslos 88 38 23 25 6 6 3übrige Nicht-Erwerbstätige 338 39 15 27 7 9 3

BerufsgruppeArbeiter 318 45 17 26 4 6 3einf.-mittl. Ang./Beamte 398 30 18 31 10 10 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 25 18 34 5 18 0Landw./Selbst./Freiber. 65 28 23 29 11 8 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 34 17 30 7 11 1evangelisch 243 34 19 29 8 6 4katholisch 71 35 14 32 6 10 3

Deutschland sollte seine nationalen Interessen viel offensiver vertreten.

42Tabelle A40

Deutsche anderen überlegen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 2 4 19 16 58 1

GeschlechtMänner 480 1 3 14 17 64 1Frauen 521 4 4 26 16 52 2

Alter18-24 Jahre 103 2 3 23 15 57 025-34 Jahre 165 1 3 12 18 66 035-44 Jahre 199 3 3 18 18 58 145-59 Jahre 247 1 2 17 14 66 060 Jahre und älter 277 5 6 25 16 46 3

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 5 7 33 12 40 310. Klasse 415 2 4 20 20 55 0Abitur 100 0 1 12 9 78 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 1 1 5 17 75 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 1 2 14 17 66 0in Ausbildung 51 4 6 28 6 57 0arbeitslos 88 3 3 30 15 47 1übrige Nicht-Erwerbstätige 338 5 6 22 16 49 2

BerufsgruppeArbeiter 318 4 5 26 17 46 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 2 3 16 18 60 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 3 11 12 71 0Landw./Selbst./Freiber. 65 2 3 11 23 60 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 2 4 18 16 59 1evangelisch 243 4 3 21 19 51 2katholisch 71 3 1 21 8 67 0

Die Deutschen sind anderen Völkern von Natur aus überlegen.

43Tabelle A41

Nationalsozialismus hatte auch gute Seiten

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 5 5 20 17 52 2

GeschlechtMänner 480 4 4 17 18 56 2Frauen 521 6 5 23 15 48 3

Alter18-24 Jahre 103 6 5 32 12 45 125-34 Jahre 165 6 3 21 12 56 335-44 Jahre 199 5 3 22 17 52 245-59 Jahre 247 5 3 15 17 59 260 Jahre und älter 277 5 8 18 20 48 2

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 8 9 23 12 46 210. Klasse 415 6 4 24 13 52 2Abitur 100 4 2 14 19 61 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 1 2 11 26 57 3

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 4 3 17 16 58 2in Ausbildung 51 4 6 40 2 46 2arbeitslos 88 11 5 29 17 36 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 5 7 19 18 48 2

BerufsgruppeArbeiter 318 8 6 26 15 44 2einf.-mittl. Ang./Beamte 398 4 5 18 17 54 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 2 10 19 62 4Landw./Selbst./Freiber. 65 3 2 20 26 46 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 6 4 19 17 54 1evangelisch 243 4 6 21 17 49 3katholisch 71 4 1 28 14 49 3

Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten.

44Tabelle A42

Die Juden passen nicht zu uns

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 3 2 15 16 59 4

GeschlechtMänner 480 3 3 13 16 62 4Frauen 521 4 2 17 16 57 4

Alter18-24 Jahre 103 1 6 26 21 46 025-34 Jahre 165 2 1 12 14 64 735-44 Jahre 199 4 2 12 15 66 245-59 Jahre 247 4 3 8 16 66 360 Jahre und älter 277 5 2 21 15 52 5

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 4 3 24 12 51 610. Klasse 415 4 2 15 15 60 4Abitur 100 3 2 6 17 71 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 2 2 9 22 64 3

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 2 3 11 16 67 3in Ausbildung 51 4 8 25 12 48 4arbeitslos 88 9 1 17 21 49 2übrige Nicht-Erwerbstätige 338 5 2 20 15 53 6

BerufsgruppeArbeiter 318 4 2 21 15 55 3einf.-mittl. Ang./Beamte 398 4 2 12 16 63 3höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 2 10 16 66 4Landw./Selbst./Freiber. 65 0 6 14 21 53 6

Religionsgemeinschaftkeine 678 3 2 14 15 62 3evangelisch 243 3 3 17 19 55 4katholisch 71 6 0 16 9 59 11

Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zuuns.

45Tabelle A43

Der Stärkere soll sich durchsetzen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 6 6 22 15 50 0

GeschlechtMänner 480 4 5 21 16 54 1Frauen 521 9 7 23 15 47 0

Alter18-24 Jahre 103 6 7 36 8 44 025-34 Jahre 165 6 5 19 18 53 035-44 Jahre 199 6 4 16 18 56 145-59 Jahre 247 5 2 17 16 60 060 Jahre und älter 277 9 9 28 14 39 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 11 9 28 14 38 010. Klasse 415 8 5 21 14 52 0Abitur 100 2 3 21 9 65 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 1 4 18 21 55 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 4 4 19 15 58 1in Ausbildung 51 8 8 31 10 43 0arbeitslos 88 10 6 28 15 42 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 9 8 25 17 41 0

BerufsgruppeArbeiter 318 10 8 26 14 42 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 6 5 19 17 53 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 3 3 22 14 58 0Landw./Selbst./Freiber. 65 5 3 14 22 55 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 6 4 23 15 51 0evangelisch 243 7 10 20 15 47 1katholisch 71 7 3 21 15 54 0

Wie in der Natur sollte sich auch unter Menschen immer der Stärkere durchsetzen.

46Tabelle A44

Es gibt wertvolles und unwertes Leben

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 14 8 17 7 52 2

GeschlechtMänner 480 11 5 19 8 56 1Frauen 521 16 11 15 7 48 3

Alter18-24 Jahre 103 10 9 29 9 44 025-34 Jahre 165 11 6 11 7 65 035-44 Jahre 199 11 6 18 10 55 145-59 Jahre 247 14 4 15 7 59 160 Jahre und älter 277 18 14 18 6 40 5

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 21 11 23 6 34 510. Klasse 415 14 8 19 6 54 1Abitur 100 9 7 7 6 68 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 7 6 11 13 63 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 9 5 13 9 62 1in Ausbildung 51 12 0 47 0 41 0arbeitslos 88 16 12 28 3 41 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 20 12 16 7 42 4

BerufsgruppeArbeiter 318 15 9 27 6 43 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 16 9 10 8 55 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 8 6 13 9 63 1Landw./Selbst./Freiber. 65 9 11 11 9 57 3

Religionsgemeinschaftkeine 678 13 8 17 9 52 1evangelisch 243 15 10 16 6 51 3katholisch 71 15 0 21 1 63 0

Es gibt wertvolles und unwertes Leben.

47Tabelle A45

Wahl rechtsextremer Parteien

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

habe ichschongetan

kann ichmir

vorstellen

schließe ichfür mich

aus

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 1 6 92 1

GeschlechtMänner 480 2 6 91 1Frauen 521 1 6 93 1

Alter18-24 Jahre 103 1 13 85 125-34 Jahre 165 2 7 91 035-44 Jahre 199 2 8 87 345-59 Jahre 247 0 3 96 060 Jahre und älter 277 0 4 95 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 0 6 93 110. Klasse 415 2 7 91 1Abitur 100 2 4 93 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 0 5 94 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 1 7 91 1in Ausbildung 51 0 10 89 2arbeitslos 88 1 8 91 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 0 4 95 1

BerufsgruppeArbeiter 318 3 7 89 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 1 6 92 1höh.-leit. Ang./Beamte 152 0 3 97 0Landw./Selbst./Freiber. 65 0 5 94 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 1 6 92 1evangelisch 243 1 6 92 1katholisch 71 0 6 94 0

Bei Wahlen treten ja meistens auch Parteien des rechten Flügels an (z.B. dieDVU, die NPD oder Die Republikaner). Haben Sie schon einmal eine dieserParteien gewählt, oder können Sie sich das für die Zukunft vorstellen, oderschließen Sie das für sich aus?

48Tabelle A46

Ausländer mit Gewalt in die Schranken weisen

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 14 7 25 14 39 2

GeschlechtMänner 480 11 7 26 15 40 2Frauen 521 16 8 25 12 38 2

Alter18-24 Jahre 103 7 4 28 20 41 025-34 Jahre 165 9 3 23 20 45 135-44 Jahre 199 12 9 20 14 44 145-59 Jahre 247 13 7 27 12 42 060 Jahre und älter 277 20 11 28 8 30 4

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 21 8 32 6 30 310. Klasse 415 12 6 27 14 42 0Abitur 100 14 5 22 14 45 1(Fach-) Hochschulabschluss 224 9 9 16 22 42 2

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 9 6 22 17 45 1in Ausbildung 51 14 0 37 12 37 0arbeitslos 88 13 13 27 14 34 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 21 9 28 8 32 3

BerufsgruppeArbeiter 318 15 9 31 13 33 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 16 8 21 13 41 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 9 4 24 16 43 3Landw./Selbst./Freiber. 65 8 6 22 14 49 2

Religionsgemeinschaftkeine 678 12 7 25 14 40 2evangelisch 243 17 7 26 14 36 0katholisch 71 16 9 27 7 42 0

Wenn ein Deutscher das Gefühl hat, dass ein Ausländer ihm etwas antun könnte, dann kann ich gutverstehen, dass er den Ausländer mit Gewalt in die Schranken weist.

49Tabelle A47

Wir brauchen eine starke Hand

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 32 17 23 10 16 2

GeschlechtMänner 480 27 16 23 13 20 1Frauen 521 38 17 23 8 13 1

Alter18-24 Jahre 103 17 33 31 9 10 125-34 Jahre 165 24 18 27 13 16 235-44 Jahre 199 28 14 26 12 21 045-59 Jahre 247 32 13 20 13 22 160 Jahre und älter 277 47 14 18 5 12 4

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 48 16 17 7 8 410. Klasse 415 33 16 27 10 14 0Abitur 100 22 16 22 10 28 3(Fach-) Hochschulabschluss 224 18 18 22 14 27 1

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 24 16 25 14 21 0in Ausbildung 51 27 25 29 14 6 0arbeitslos 88 30 25 19 9 12 5übrige Nicht-Erwerbstätige 338 47 14 20 4 12 3

BerufsgruppeArbeiter 318 41 18 23 7 10 1einf.-mittl. Ang./Beamte 398 32 15 22 12 16 2höh.-leit. Ang./Beamte 152 23 18 20 12 26 1Landw./Selbst./Freiber. 65 22 14 28 14 23 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 31 16 23 11 18 1evangelisch 243 35 18 22 8 14 3katholisch 71 39 16 25 7 10 3

In diesen Zeiten brauchen wir unbedingt eine starke Hand.

50Tabelle A48

Gehorsam und Disziplin wichtig

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

stimme vollund ganz

zu

stimmeüber-

wiegend zu

teils / teils lehne über-wiegend ab

lehne völligab

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 28 17 34 9 12 0

GeschlechtMänner 480 28 16 37 9 10 0Frauen 521 29 18 31 9 13 1

Alter18-24 Jahre 103 19 22 35 14 10 025-34 Jahre 165 8 17 45 13 18 035-44 Jahre 199 19 15 40 10 17 145-59 Jahre 247 28 14 36 9 13 060 Jahre und älter 277 49 20 23 3 5 1

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 44 22 25 4 4 010. Klasse 415 26 16 35 9 14 0Abitur 100 18 12 35 14 22 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 19 15 43 10 13 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 17 15 40 11 17 0in Ausbildung 51 26 18 33 16 8 0arbeitslos 88 26 17 36 5 16 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 46 20 25 4 4 1

BerufsgruppeArbeiter 318 35 20 28 9 9 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 24 16 38 8 14 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 23 17 37 9 14 1Landw./Selbst./Freiber. 65 20 9 46 11 14 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 27 15 36 9 13 0evangelisch 243 33 18 31 8 11 0katholisch 71 25 29 29 6 11 0

Wer seine Kinder zu anständigen Bürgern erziehen will, muss von ihnen vor allem Gehorsam undDisziplin verlangen.

51Tabelle A49

Bedrohung durch Rechtsradikale

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

ja nein weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 6 94 0

GeschlechtMänner 480 5 95 0Frauen 521 7 94 0

Alter18-24 Jahre 103 17 84 025-34 Jahre 165 5 95 035-44 Jahre 199 7 94 045-59 Jahre 247 4 96 060 Jahre und älter 277 3 97 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 3 97 010. Klasse 415 5 95 0Abitur 100 14 86 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 5 95 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 6 94 0in Ausbildung 51 18 82 0arbeitslos 88 6 94 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 4 96 0

BerufsgruppeArbeiter 318 4 96 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 6 95 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 8 92 0Landw./Selbst./Freiber. 65 2 99 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 6 94 0evangelisch 243 5 96 0katholisch 71 8 92 0

Fühlen Sie sich persönlich von Rechtsradikalen bedroht?

52Tabelle A50

Kontakt zu Ausländern

Zeile % Zahl derBefragten

(abs.)

Familie /Freundes-

kreis

Nachbar-schaft

Arbeitsplatz keineKontakte

weiß nicht /keine

Angabe

Insgesamt 1001 21 5 14 60 0

GeschlechtMänner 480 23 5 17 55 0Frauen 521 19 4 11 66 0

Alter18-24 Jahre 103 40 5 9 47 025-34 Jahre 165 25 6 20 50 035-44 Jahre 199 18 4 25 54 045-59 Jahre 247 17 6 16 61 060 Jahre und älter 277 17 4 4 76 0

Schulabschlussunter 10. Klasse 252 17 2 5 76 010. Klasse 415 21 5 16 58 0Abitur 100 34 9 14 44 0(Fach-) Hochschulabschluss 224 20 6 20 55 0

Erwerbstätigkeiterwerbstätig 518 20 4 23 52 0in Ausbildung 51 35 6 10 50 0arbeitslos 88 19 7 5 69 0übrige Nicht-Erwerbstätige 338 20 5 3 72 0

BerufsgruppeArbeiter 318 20 5 13 61 0einf.-mittl. Ang./Beamte 398 22 3 15 60 0höh.-leit. Ang./Beamte 152 13 8 20 60 0Landw./Selbst./Freiber. 65 26 5 9 61 0

Religionsgemeinschaftkeine 678 20 6 14 60 0evangelisch 243 24 2 14 60 0katholisch 71 21 7 14 58 0

Haben Sie persönlich Kontakte zu in Deutschland lebenden Ausländern in ihrer eigenenFamilie, in Ihrer Nachbarschaft bzw. an Ihrem Arbeitsplatz?