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Vorabdruck verteilt am: 14. Februar 2018
Druck: Thringer Landtag, 2. Mrz 2018
14.02.2018Drucksache 6/5308Thringer LandTag
6. Wahlperiode
G e s e t z e n t w u r f
der Landesregierung
Thringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreis-angehriger Gemeinden im Jahr 2018 und zur nderung des Thringer Gesetzes ber die kommunale Doppik
A. Problem und Regelungsbedrfnis
Die Gebietsreformen in Thringen in den 90er Jahren haben sich ber-wiegend als Schritt in die richtige Richtung erwiesen. Die in der Vergan-genheit gebildeten Verwaltungsstrukturen waren jedoch auf die Bevlke-rungsstruktur und die Anforderungen der Nachwendezeit ausgerichtet.
Die Rahmenbedingungen fr die kommunale Selbstverwaltung unterlie-gen gegenwrtig erheblichen Vernderungen, die sich in Zukunft wei-ter fortsetzen werden.
Der demografische Wandel wird in den Gemeinden zu einem weite-ren Absinken der Einwohnerzahlen fhren, wobei das Durchschnittsal-ter steigen und der Anteil von Personen im erwerbsfhigen Alter deut-lich zurckgehen wird.
Im Jahr 1990 lebten in Thringen noch 2,61 Millionen Einwohner, im Jahr 2035 werden es nach der am 7. September 2015 verffentlichten 1. regionalisierten Bevlkerungsvorausberechnung des Landesamtes fr Statistik auch unter Bercksichtigung der erhhten Zuwanderungs-zahlen voraussichtlich weniger als 1,88 Millionen Einwohner sein. Da-bei wird die Bevlkerung im erwerbsfhigen Alter von aktuell 1,3 Milli-onen Einwohnern um etwa 350.000 Einwohner zurckgehen. Im Jahr 2035 werden etwa 34 Prozent der Einwohner Thringens mindestens 65 Jahre alt sein. Diese demografischen Vernderungen werden sich territorial sehr unterschiedlich auswirken.
Gleichzeitig ist aufgrund der demografischen Entwicklung auf Seiten des Landes mit Einnahmeausfllen sowie mit vernderten Ausgabebedar-fen zu rechnen. Dies wird die finanziellen Spielrume des Landes ein-schrnken und sich auf die Hhe der angemessenen Finanzausstattung der Kommunen auswirken. Darber hinaus mssen die Gemeinden den stetig steigenden Anforderungen an die kommunale Daseinsvorsorge und den Erwartungen der Brger gerecht werden, mit der IT-Entwick-lung Schritt halten und ber ausreichend spezialisiertes Personal ver-fgen, dessen Gewinnung im Zuge des demografischen Wandels zu-nehmend schwieriger wird.
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308
Diese Rahmenbedingungen stellen eine groe Herausforderung fr die Leistungsfhigkeit und Verwaltungskraft der Gemeinden dar. Dies gilt umso mehr, als Thringen durch berwiegend kleinteilige kommuna-le Gebietsstrukturen geprgt ist. So haben von den 843 kreisangehri-gen Gemeinden Thringens gegenwrtig etwa 65 Prozent weniger als 1.000 Einwohner und mehr als 40 Prozent weniger als 500 Einwohner.
Auf die vernderten Rahmenbedingungen muss das Land mit seinen derzeit berwiegend kleinteiligen kommunalen Gebietsstrukturen reagie-ren. Vor diesem Hintergrund ist die Notwendigkeit einer flchendecken-den Neugliederung der gemeindlichen Strukturen unbestritten. Eine Bei-behaltung des Status quo ist zur Bewltigung der Herausforderungen der Zukunft keine dauerhafte Handlungsoption.
Die Gemeinden haben umfangreiche Aufgaben im eigenen und im ber-tragenen Wirkungskreis zu erfllen, die ihnen durch Gesetze und Ver-ordnungen zugewiesen sind. Hierfr mssen sie als eigenstndig hand-lungsfhige Selbstverwaltungskrperschaften umfassend leistungsfhig sein. Sie sollen ohne Drittbeteiligung, insbesondere der Aufsichtsbehr-de, in einer rechtsstaatlichen, zweckmigen und hinreichend spezia-lisierten Verwaltung sachgerecht ihre Aufgaben wahrnehmen knnen. Zugleich mssen die Gemeinden nach den Vorgaben des Grundgeset-zes ber ein Mindestma an Leistungsfhigkeit verfgen, um dem ver-fassungsrechtlichen Leitbild der kommunalen Selbstverwaltung im Sin-ne des Artikels 28 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes gerecht zu werden. Diesen Anforderungen entsprechen die Gemeinden in der Regel umso mehr, je grer ihre Einwohnerzahl ist.
Ausgehend von dem Ziel, den bestehenden und absehbaren Heraus-forderungen Rechnung zu tragen und mit der Schaffung leistungs- und verwaltungsstarker Gebietskrperschaften zukunftsfhige kommuna-le Strukturen in Thringen zu schaffen, wurde von der Landesregie-rung am 22. Dezember 2015 das Leitbild "Zukunftsfhiges Thringen" beschlossen, welches die Durchfhrung einer flchendeckenden Ge-bietsreform vorsieht.
Auf Basis dieses Leitbildes hat der Landtag das Thringer Gebietsre-form-Vorschaltgesetz (ThrGVG), das am 13. Juli 2016 in Kraft getreten ist, als Artikel 1 des Vorschaltgesetzes zur Durchfhrung der Gebietsre-form in Thringen vom 2. Juli 2016 (GVBl. S. 242), verabschiedet und darin das Leitbild und die Leitlinien fr die Neugliederung der Landkrei-se, kreisfreien Stdte und Gemeinden in Thringen festgelegt.
Der Verfassungsgerichtshof hat das Vorschaltgesetz zur Durchfhrung der Gebietsreform in Thringen in dem Verfahren der abstrakten Nor-menkontrolle auf Antrag der Fraktion der CDU (Az.: 61/16) wegen eines Verstoes gegen die Anhrungspflicht nach Artikel 91 Abs. 4 der Ver-fassung des Freistaats Thringen durch Urteil vom 9. Juni 2017 fr for-mell verfassungswidrig und nichtig erklrt. Das Leitbild und die Leitlinien der Gebietsreform, wie sie im Vorschaltgesetz enthalten waren, hat der Verfassungsgerichtshof als verfassungskonform besttigt und hinsicht-lich der materiellen Verfassungsgemheit ausfhrliche Hinweise erteilt.
Nach der Nichtigerklrung des Vorschaltgesetzes zur Durchfhrung der Gebietsreform in Thringen durch den Verfassungsgerichtshof hat der Landtag am 13. Dezember 2017 den Beschluss "Eckpunkte des Leitbil-des und der Leitlinien fr die Neugliederung der Gemeinden in Thringen unter Bercksichtigung des Urteils des ThrVerfGH vom 9. Juni 2017" gefasst (Drucksache 6/4876). Mit diesem Beschluss soll den Gemeinden
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Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
ein verlsslicher Rahmen fr ihre freiwilligen Neugliederungsbestrebun-gen gewhrleistet werden. Leitbild und Leitlinien fr die Neugliederung werden in Form wesentlicher Eckpunkte zur Verfgung gestellt, wobei mit diesen Eckpunkten wesentliche im Vorschaltgesetz zur Durchfh-rung der Gebietsreform in Thringen enthaltene Vorgaben fr die fl-chendeckende Neugliederung der Gemeindeebene erneut aufgegriffen und besttigt werden.
Der Gesamtprozess der Umsetzung der flchendeckenden Neugliede-rung der Gemeinden soll in einem grozgigeren zeitlichen Rahmen stattfinden. Dabei soll der Freiwilligkeit bei der erforderlichen Strkung der Gemeindestrukturen eine hohe Bedeutung eingerumt werden.
Allerdings drfen nach der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts-hofs die Kriterien, nach denen im konkreten Fall bestimmt wird, ob eine von Gemeinden angestrebte freiwillige Neugliederung von Gesetzgeber umgesetzt wird, nicht von denjenigen abweichen, die fr eine sptere Zwangsphase gelten, wie aus der Garantie der Selbstverwaltung sowie dem Gleichbehandlungsgebot folgt.
Von den nachfolgend genannten Stdten und Gemeinden liegen, soweit keine ergnzenden Ausfhrungen gemacht werden, bereinstimmende Beschlsse zur Schaffung kommunaler Verwaltungsstrukturen vor, die einer Steigerung der kommunalen Leistungs- und Verwaltungskraft die-nen sollen. Die Angaben zu den Einwohnerzahlen beziehen sich auf den vom Landesamt fr Statistik zuletzt ausgewiesenen Stand vom 31. De-zember 2016. Soweit Einwohnerzahlen fr das Jahr 2035 angegeben werden, ergeben sich diese aus der am 5. April 2016 verffentlichten Vo-rausberechnung des Landesamtes fr Statistik fr die kreisangehrigen Gemeinden ("Die Bevlkerung Thringens 2014 und 2035, sowie Flche 2014 nach Gemeinden - Bevlkerungsvorausberechnung -").
Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben die Stadt Saalfeld/Saale (24.911 Einwohner) und die Gemeinde Saalfelder Hhe (2.988 Einwoh-ner) beschlossen und beantragt, die Gemeinde Saalfelder Hhe aufzul-sen und in die Stadt Saalfeld/Saale einzugliedern. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur be-trgt 23.940 Einwohner.
Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben die Gemeinde Unterwellenborn (5.928 Einwohner) und die Gemeinde Kamsdorf (2.653 Einwohner) be-schlossen und beantragt, die Gemeinde Kamsdorf aufzulsen und in die Gemeinde Unterwellenborn einzugliedern. Die fr das Jahr 2035 vor-ausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur be-trgt 6.507 Einwohner.
Im Landkreis Hildburghausen haben die Stadt Schleusingen (5.391 Ein-wohner) und die Gemeinden Nahetal-Waldau (2.997 Einwohner) und St. Kilian (2.713 Einwohner) die Auflsung der Gemeinden Nahetal-Waldau und St. Kilian und ihre Eingliederung in die Stadt Schleusingen beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Ein-wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 10.040 Einwohner.
Im Wartburgkreis haben die Gemeinde Gerstungen (5.815 Einwohner) und die Gemeinden Marksuhl (2.784 Einwohner) und Wolfsburg-Unkero-da (706 Einwohner) die Auflsung der Gemeinden Marksuhl und Wolfs-burg-Unkeroda und ihre Eingliederung in die Gemeinde Gerstungen beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Ein-wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 7.180 Einwohner.
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Im Wartburgkreis haben die Stadt Bad Salzungen (15.696 Einwohner) und die Gemeinden Ettenhausen an der Suhl (389 Einwohner), Frau-ensee (823 Einwohner) und Tiefenort (3.869 Einwohner) die Auflsung der Gemeinden Ettenhausen an der Suhl, Frauensee und Tiefenort und ihre Eingliederung in die Stadt Bad Salzungen beschlossen und bean-tragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der be-antragten Gemeindestruktur betrgt 18.631 Einwohner.
Im Landkreis Eichsfeld haben die Stadt Leinefelde-Worbis (18.622 Ein-wohner) und die Gemeinde Hundeshagen (1.155 Einwohner) die Aufl-sung der Gemeinde Hundeshagen und ihre Eingliederung in die Stadt Leinefelde-Worbis beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 17.506 Einwohner.
Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen haben die Stadt Schmalkalden (19.149 Einwohner) und die Gemeinde Springstille (558 Einwohner) die Auflsung der Gemeinde Springstille und ihre Eingliederung in die Stadt Schmalkalden beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vor-ausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur be-trgt 19.376 Einwohner.
Im Landkreis Nordhausen haben sich die fnf Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft "Hohnstein/Sdharz" an zwei Neugliederungs-antrgen beteiligt:
Die Stadt Nordhausen (42.129 Einwohner) und die Gemeinde Buchholz (213 Einwohner) haben die Auflsung der Gemeinde Buchholz und ihre Eingliederung in die Stadt Nordhausen beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl dieser beantragten Gemeindestruktur betrgt 39.351 Einwohner.
Die Gemeinden Harztor (6.060 Einwohner), Harzungen (202 Einwohner), Herrmannsacker (344 Einwohner) und Neustadt/Harz (1.122 Einwoh-ner) haben die Auflsung der Gemeinden Harzungen, Herrmannsacker und Neustadt/Harz und ihre Eingliederung in die Gemeinde Harztor be-schlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Ein-wohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 6.756 Einwohner.
Im Ilm-Kreis haben die Stadt Ilmenau (25.946 Einwohner) und die Stadt Langewiesen (3.544 Einwohner), die Gemeinde Wolfsberg (2.918 Ein-wohner), die Stadt Gehren (3.782 Einwohner) und die Gemeinde Pen-newitz (476 Einwohner) die Auflsung der Stadt Langewiesen, der Ge-meinde Wolfsberg, der Stadt Gehren und der Gemeinde Pennewitz und ihre Eingliederung in die Stadt Ilmenau beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 32.519 Einwohner.
Im Landkreis Altenburger Land haben die Gemeinde Nobitz (6.048 Ein-wohner) und die Gemeinden Frohnsdorf (246 Einwohner), Jckelberg (289 Einwohner), Langenleuba-Niederhain (1.773 Einwohner) und Zie-gelheim (826 Einwohner), die vier der insgesamt fnf Mitgliedsgemein-den der Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal" sind, die Auflsung der Gemeinden Frohnsdorf, Jckelberg, Langenleuba-Niederhain und Zie-gelheim und ihre Eingliederung in die Gemeinde Nobitz (9.182 Einwoh-ner) beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 6.751 Ein-wohner. Die Gemeinde Nobitz hat zudem beschlossen, die fnfte Mit-gliedsgemeinde der Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal" Gpfersdorf
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Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
(239 Einwohner) in das Gebiet der Gemeinde Nobitz einzugliedern. Die Gemeinde Gpfersdorf hat keinen Neugliederungsbeschluss gefasst.
Im Ilm-Kreis haben die Stadt Stadtilm (4.719 Einwohner) und die Gemein-de Ilmtal (3.731 Einwohner) die Auflsung der Gemeinde Ilmtal und ihre Eingliederung in die Stadt Stadtilm beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Ge-meindestruktur betrgt 6.994 Einwohner.
Im Landkreis Sonneberg haben die Gemeinden Fritz (3.404 Einwoh-ner), Neuhaus-Schierschnitz (3.103 Einwohner) und Judenbach (2.349 Einwohner) ihre Auflsung und den Zusammenschluss zur Gemeinde "Fritztal" beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 voraus-berechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 6.911 Einwohner.
Im Landkreis Gotha haben die Gemeinden Drei Gleichen (5.011 Einwoh-ner) und Gnthersleben-Wechmar (2.999 Einwohner) ihre Auflsung und den Zusammenschluss zur Landgemeinde "Drei Gleichen" beschlossen und beantragt. Die fr das Jahr 2035 vorausberechnete Einwohnerzahl der beantragten Gemeindestruktur betrgt 6.129 Einwohner.
B. Lsung
Mit diesem Gesetz wird in Artikel 1 den Antrgen der beteiligten Stdte und Gemeinden auf Bildung von freiwilligen Gemeindestrukturen durch Auflsung und Eingliederung beziehungsweise Zusammenschluss nach-gekommen sowie die Auflsung beziehungsweise nderung der betrof-fenen Verwaltungsgemeinschaften durchgefhrt. In Einzelfllen werden Aufgaben der Verwaltungsgemeinschaft auf benachbarte Gemeinden nach 51 der Thringer Kommunalordnung (ThrKO) bertragen. Be-standsnderungen von Gemeinden sowie die Auflsung von Verwaltungs-gemeinschaften bedrfen eines Gesetzes (Artikel 92 Abs. 2 Satz 2 der Verfassung des Freistaats Thringen und 9 Abs. 3 Satz 1 sowie 46 Abs. 1 Satz 1 ThrKO). Gleiches gilt fr die bertragung von Aufgaben der Verwaltungsgemeinschaft auf benachbarte Gemeinden ( 51 Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit 46 Abs. 1 Satz 1 ThrKO).
Die nach Artikel 92 Abs. 2 Satz 3 der Verfassung des Freistaats Th-ringen und nach 9 Abs. 3 Satz 2 ThrKO erforderlichen Anhrungen der betroffenen Gemeinden und Einwohner werden unabhngig von bereits erfolgten Brgerbeteiligungen und vom Vorliegen einvernehmli-cher Gemeinderats- oder Stadtratsbeschlsse im Verlaufe des Gesetz-gebungsverfahrens durchgefhrt. Die in den Anhrungen gewonnenen Erkenntnisse sind in die abschlieende Entscheidung des Gesetzge-bers einzubeziehen.
Den Neugliederungsmanahmen liegen das Leitbild und die Leitlinien fr die flchendeckende Neugliederung der Gemeinden in Thringen zu-grunde, die in der Begrndung dargelegt werden. Sie sollen Grundlage fr den Gesamtprozess der Schaffung leistungs- und verwaltungsstar-ker Gebietskrperschaften sowohl in der Freiwilligkeitsphase als auch in einer spteren pflichtigen Phase der Gemeindegebietsreform sein.
Artikel 2 dieses Gesetzes enthlt nderungen des Gesetzes ber die kommunale Doppik, die unter anderem der Entlastung der Gemeinden, insbesondere im Hinblick auf die Anforderungen der Gemeindegebiets-reform, dienen.
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308
Die Neugliederungen von Gemeinden werden durch nderungen der Thringer Kommunalordnung und Finanzhilfeinstrumente begleitet, die in einem eigenen Gesetz geregelt werden sollen. Die Fraktionen DIE LINKE, SPD und BNDNIS 90/DIE GRNEN haben am 13. Dezember 2017 den Gesetzentwurf des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Th-ringer Gemeinden (Drucksache 6/4811) in die parlamentarische Bera-tung eingebracht. Artikel 1 dieses Gesetzes enthlt den Entwurf eines Gesetzes zur nderung der Thringer Gemeinde- und Landkreisord-nung (Thringer Kommunalordnung - ThrKO -), das insbesondere Re-gelungen zum Ortsteil- und Ortschaftsrecht aufgreift, die bereits in dem fr nichtig erklrten Vorschaltgesetz enthalten waren. Artikel 2 dieses Gesetzentwurfs beinhaltet den Entwurf des Thringer Gesetzes ber Fi-nanzhilfen im Rahmen der freiwilligen Neugliederung kreisangehriger Gemeinden in den Jahren 2018 und 2019 (Thringer Gemeindeneu-gliederungsfinanzhilfegesetz - ThrGNGFG). Das Gesetz soll Anfang April 2018 in Kraft treten. Die erforderlichen Finanzmittel sind im Rah-men des Landeshaushalts fr die Jahre 2018 und 2019 bereitgestellt.
C. Alternativen
Alternativ zu diesem Gesetzentwurf knnte ganz oder teilweise auf die beantragten freiwilligen Gemeindeneugliederungen verzichtet werden. Dies widersprche sowohl dem Willen der beteiligten Gemeinden als auch dem ffentlichen Interesse an der Erhaltung und Verbesserung der Leistungsfhigkeit der Gemeindestrukturen. Der Verzicht auf eine strukturelle Weiterentwicklung der Gemeinden unter Beibehaltung des Status quo ist angesichts der gegenwrtigen und knftigen Herausfor-derungen keine vertretbare Handlungsoption.
Zu den im Gesetzentwurf vorgeschlagenen Gemeindeneugliederun-gen wren grundstzlich Alternativen im Sinne anderweitiger Neuglie-derungen der beteiligten Gemeinden denkbar. Hierfr liegen jedoch kei-ne entsprechenden Beschlsse und Antrge der Gemeinden vor. Die im vorliegenden Gesetzentwurf enthaltenen Neugliederungsvorschlge re-spektieren damit die jeweils selbstbestimmte Entscheidung der Gemein-den. Zugleich sind sie im Ergebnis der Gesamtabwgung der Grnde des ffentlichen Wohls (Artikel 92 Abs. 1 der Verfassung des Freistaats Thringen und 9 Abs. 1 ThrKO) die jeweils vorzugswrdige Neuglie-derungsoption.
D. Kosten
Die als direkte Folgekosten der Umstrukturierung entstehenden Verwal-tungskosten sind durch die beteiligten Gebietskrperschaften zu tragen.
Die Gemeindeneugliederungen werden sich auf die Hhe der Schls-selzuweisungen fr die betroffenen Gemeinden auswirken. Allerdings wird die Gesamtsumme der Schlsselmasse durch die Neugliederun-gen nicht beeinflusst.
Die Neugliederung von Gemeinden wird vom Land durch die Frde-rung freiwilliger Gemeindeneugliederungen (Neugliederungsprmien) und Sonderregelungen fr stark verschuldete Gebietskrperschaften (Strukturbegleithilfen) untersttzt.
Hinzukommen die Regelungen zum Abbau deutlich berdurchschnittli-cher Verschuldung (besondere Entschuldungshilfe). Dadurch soll den hiervon betroffenen Gemeinden ermglicht werden, ihren Schuldenstand zu reduzieren. Es soll damit gewhrleistet sein, dass die neu gegliederten
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Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
Gemeinden nicht von Anfang an in erheblichem Mae durch strukturelle Erschwernisse, die aus der bisherigen Gemeindestruktur resultieren, be-lastet werden und ein geordneter bergang in die neuen Strukturen un-ter besser vergleichbaren Bedingungen erfolgen. Die Finanzierung soll aus Mitteln auerhalb des kommunalen Finanzausgleichs erfolgen. Es ist ein Frdervolumen von mindestens 217 Millionen Euro vorgesehen.
Neugliederungsprmien, Strukturbeihilfen und besondere Entschuldungs-hilfen werden in einem gesonderten Gesetz geregelt (Gesetzentwurf sie-he Drucksache 6/4811).
Fr die Regelung zur Kompensation von Nachteilen beim Hauptansatz durch unterjhrige Neugliederungen entstehen dem Land Kosten in Hhe von 4.624.457,54 Millionen Euro. Die Mittel sind Teil der Frdermittel zur Frderung der Gebietsreform in Hhe von mindestens 217 Millionen Euro.
Durch den Entfall der Rckzahlungsforderungen aus bis zum 31. Dezem-ber 2017 gewhrten rckzahlbaren Bedarfszuweisungen bleiben Einnah-men des Landesausgleichsstocks gem 24 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Thrin-ger Finanzausgleichsgesetz in Hhe von maximal 2,1 Millionen Euro aus.
Im Gegenzug schaffen die Neugliederungen die Voraussetzungen da-fr, dass mittel- und langfristig Effizienzgewinne erreicht beziehungswei-se Einsparpotenziale genutzt werden knnen. Deren Grenordnung hngt in erster Linie davon ab, inwieweit die Kommunen im Rahmen ih-res Selbstverwaltungsrechts die Mglichkeiten hierfr nutzen. Die Er-fahrungen in Thringen und anderen Bundeslndern zeigen, dass in greren Gebietskrperschaften erhebliche Personal- und Sachkos-tenreduzierungen mglich sind und insbesondere Versorgungseinrich-tungen aufgrund rationeller Planung und Nutzung effizienter betrieben werden knnen. Ungeachtet dessen werden die hier vorgeschlagenen Neugliederungen nicht primr nach finanziellen Mastben bewertet, weil das Hauptziel der Gebietsreform nicht in der Kostenoptimierung be-steht. Die Reform zielt vielmehr auf den Erhalt und die weitere Verbes-serung der Leistungs- und Verwaltungskraft der kommunalen Gebiets-krperschaften insgesamt und soll gewhrleisten, dass diese dauerhaft in der Lage sind, die ihnen obliegenden Aufgaben in geordneter Haus-haltswirtschaft sachgerecht, brgernah, rechtssicher und eigenverant-wortlich wahrzunehmen.
E. Zustndigkeit
Federfhrend ist das Ministerium fr Inneres und Kommunales.
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308
FREISTAAT THRINGENDER MINISTERPRSIDENT
An denPrsidenten des Thringer LandtagsHerrn Christian CariusJrgen-Fuchs-Strae 1
99096 Erfurt
Erfurt, den 13. Februar 2018
Sehr geehrter Herr Prsident,
hiermit berreiche ich den von der Landesregierung beschlossenen Entwurf des
"Thringer Gesetzes zur freiwilligen Neugliederung kreisangeh-riger Gemeinden im Jahr 2018 und zur nderung des Thringer Gesetzes ber die kommunale Doppik"
mit der Bitte um Beratung durch den Landtag in den Plenarsitzungen am 21./22./23. Februar 2018.
Mit freundlichen Gren
Bodo Ramelow
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Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
Thringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehriger Gemeinden im Jahr 2018 und zur nderung des Thringer Gesetzes ber die kommunale Doppik
Der Landtag hat das folgende Gesetz beschlossen:
Artikel 1 Thringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung
kreisangehriger Gemeinden im Jahr 2018 (ThrGNGG 2018)
Inhaltsbersicht
1 Stadt Saalfeld/Saale und Gemeinde Saalfelder Hhe (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
2 Gemeinden Unterwellenborn und Kamsdorf (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
3 Stadt Schleusingen und Gemeinden Nahetal-Waldau und St. Kilian (Landkreis Hild-burghausen)
4 Gemeinden Gerstungen, Marksuhl, Wolfs-burg-Unkeroda und Ettenhausen an der Suhl (Wartburgkreis)
5 Stadt Bad Salzungen, Gemeinden Ettenhausen an der Suhl, Frauensee und Tiefenort (Wart-burgkreis)
6 Stadt Leinefelde-Worbis und Gemeinde Hundeshagen, Verwaltungsgemeinschaft "Lin-denberg/Eichsfeld" (Landkreis Eichsfeld)
7 Stadt Schmalkalden und Gemeinde Springstille, Verwaltungsgemeinschaft "Haselgrund" (Land-kreis Schmalkalden-Meiningen)
8 Stadt Nordhausen, Gemeinden Buchholz, Har-zungen, Harztor, Herrmannsacker und Neustadt/Harz, Verwaltungsgemeinschaft "Hohnstein/Sdharz" (Landkreis Nordhausen)
9 Stadt Ilmenau, Stadt Langewiesen und Ge-meinde Wolfsberg sowie Stadt Gehren und Gemeinden Herschdorf, Neustadt am Renn-steig und Pennewitz, Verwaltungsgemeinschaft "Langer Berg" (Ilm-Kreis)
10 Gemeinden Nobitz, Frohnsdorf, Jckelberg, Langenleuba-Niederhain, Ziegelheim und Gp-fersdorf, Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal" (Landkreis Altenburger Land)
11 Stadt Stadtilm und Gemeinde Ilmtal (Ilm-Kreis) 12 Gemeinden Fritz, Neuhaus-Schierschnitz und
Judenbach (Landkreis Sonneberg) 13 Gemeinden Drei Gleichen, Gnthersleben-
Wechmar und Schwabhausen (Landkreis Gotha)
14 Weitere Neugliederungen 15 Erweiterung des Stadt- oder Gemeinderats 16 Ortsrecht 17 Rechtsstellung der betroffenen Beamten 18 Rechtsstellung der betroffenen Tarifbeschftig-
ten 19 bergang und Wahl der Personalvertretungen;
vorlufiger Personalrat 20 bergang und Wahl der Schwerbehindertenver-
tretungen 21 bergang und Bestellung der Gleichstellungs-
beauftragten 22 bergang und Aufgabentrger fr Kreisaufga-
ben des bertragenen Wirkungskreises
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308 23 Wohnsitz 24 Freistellung von Kosten 25 Haushaltswirtschaft 26 Kompensation von Nachteilen beim Hauptan-
satz durch unterjhrige Neugliederungen 27 Erlass der Rckzahlungsforderungen aus rck-
zahlbaren Bedarfszuweisungen 28 Gleichstellungsbestimmung
1 Stadt Saalfeld/Saale und Gemeinde Saalfelder Hhe
(Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Die Gemeinde Saalfelder Hhe wird aufgelst. Das Gebiet der aufgelsten Gemeinde wird in das Gebiet der Stadt Saalfeld/Saale eingegliedert. Die Stadt Saalfeld/Saale ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinde.
2 Gemeinden Unterwellenborn und Kamsdorf
(Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Die Gemeinde Kamsdorf wird aufgelst. Das Gebiet der aufgelsten Gemeinde wird in das Gebiet der Gemeinde Unterwellenborn eingegliedert. Die Gemeinde Unterwel-lenborn ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinde.
3 Stadt Schleusingen und Gemeinden Nahetal-Waldau
und St. Kilian (Landkreis Hildburghausen)
(1) Die Gemeinden Nahetal-Waldau und St. Kilian werden aufgelst. Die Gebiete der aufgelsten Gemeinden wer-den in das Gebiet der Stadt Schleusingen eingegliedert. Die Stadt Schleusingen ist Rechtsnachfolgerin der aufge-lsten Gemeinden.
(2) 4 des Thringer Gesetzes zur freiwilligen Neuglie-derung kreisangehriger Gemeinden im Jahr 2012 vom 11. Dezember 2012 (GVBl. S. 446) in der jeweils gelten-den Fassung wird aufgehoben.
4 Gemeinden Gerstungen, Marksuhl, Wolfsburg-Unkeroda
und Ettenhausen an der Suhl (Wartburgkreis)
(1) Die Gemeinden Marksuhl und Wolfsburg-Unkeroda werden aufgelst. Die Gebiete der aufgelsten Gemein-den werden in das Gebiet der Gemeinde Gerstungen ein-gegliedert. Die Gemeinde Gerstungen ist Rechtsnachfol-gerin der aufgelsten Gemeinden.
(2) Die in 1 der Thringer Verordnung ber die Aner-kennung der Vereinbarung einer erfllenden Gemeinde zwischen den Gemeinden Ettenhausen an der Suhl und Wolfsburg-Unkeroda und der Gemeinde Marksuhl vom 23. Mai 1996 (GVBl. S. 58) anerkannte bertragung von Verwaltungsaufgaben der Gemeinden Ettenhausen an der Suhl und Wolfsburg-Unkeroda auf die Gemeinde Marksuhl wird aufgehoben.
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Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
5 Stadt Bad Salzungen und Gemeinden Ettenhausen an
der Suhl, Frauensee und Tiefenort (Wartburgkreis)
(1) Die Gemeinden Ettenhausen an der Suhl, Frauensee und Tiefenort werden aufgelst. Die Gebiete der aufgels-ten Gemeinden werden in das Gebiet der Stadt Bad Sal-zungen eingegliedert. Die Stadt Bad Salzungen ist Rechts-nachfolgerin der aufgelsten Gemeinden.
(2) Die in 1 der Thringer Verordnung ber die Aner-kennung der Vereinbarung einer erfllenden Gemeinde zwischen der Gemeinde Frauensee und der Gemeinde Tiefenort vom 19. April 1995 (GVBl. S.194) anerkannte bertragung von Aufgaben der Verwaltungsgemeinschaft der Gemeinde Frauensee auf die Gemeinde Tiefenort wird aufgehoben.
6 Stadt Leinefelde-Worbis und Gemeinde Hundeshagen,
Verwaltungsgemeinschaft "Lindenberg/Eichsfeld" (Landkreis Eichsfeld)
(1) Die Gemeinde Hundeshagen wird aus der Verwal-tungsgemeinschaft "Lindenberg/Eichsfeld" ausgegliedert.
(2) Die Gemeinde Hundeshagen wird aufgelst. Das Ge-biet der aufgelsten Gemeinde wird in das Gebiet der Stadt Leinefelde-Worbis eingegliedert. Die Stadt Leinefelde-Worbis ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinde.
(3) Zwischen der Verwaltungsgemeinschaft "Lindenberg/Eichsfeld" und der Stadt Leinefelde-Worbis als Rechts-nachfolgerin der aufgelsten Gemeinde Hundeshagen hat eine Auseinandersetzung stattzufinden.
7 Stadt Schmalkalden und Gemeinde Springstille,
Verwaltungsgemeinschaft "Haselgrund" (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)
(1) Die Gemeinde Springstille wird aus der Verwaltungs-gemeinschaft "Haselgrund" ausgegliedert.
(2) Die Gemeinde Springstille wird aufgelst. Das Gebiet der aufgelsten Gemeinde wird in das Gebiet der Stadt Schmalkalden eingegliedert. Die Stadt Schmalkalden ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinde.
(3) Zwischen der Verwaltungsgemeinschaft "Haselgrund" und der Stadt Schmalkalden als Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinde Springstille hat eine Auseinander-setzung stattzufinden.
8 Stadt Nordhausen, Gemeinden Buchholz, Harzungen,
Harztor, Herrmannsacker und Neustadt/Harz, Verwaltungsgemeinschaft "Hohnstein/Sdharz"
(Landkreis Nordhausen)
(1) Die Verwaltungsgemeinschaft "Hohnstein/Sdharz", be-stehend aus den Gemeinden Buchholz, Harzungen, Harz-tor, Herrmannsacker und Neustadt/Harz, wird aufgelst.
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308(2) Die Gemeinden Buchholz, Harzungen, Herrmannsa-cker und Neustadt/Harz werden aufgelst.
(3) Das Gebiet der aufgelsten Gemeinde Buchholz wird in das Gebiet der Stadt Nordhausen eingegliedert. Die Stadt Nordhausen ist Rechtsnachfolgerin der aufgels-ten Gemeinde.
(4) Die Gebiete der aufgelsten Gemeinden Harzungen, Herrmannsacker und Neustadt/Harz werden in das Gebiet der Gemeinde Harztor eingegliedert. Die Gemeinde Harz-tor ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinden.
(5) Die Verwaltungsgemeinschaft "Hohnstein/Sdharz" ist nach 52 Abs. 2 ThrKO in Verbindung mit 41 ThrKGG abzuwickeln.
9 Stadt Ilmenau, Stadt Langewiesen und Gemeinde
Wolfsberg sowie Stadt Gehren und Gemeinden Herschdorf, Neustadt am Rennsteig und Pennewitz, Verwaltungsgemeinschaft "Langer Berg" (Ilm-Kreis)
(1) Die Stadt Langewiesen und die Gemeinde Wolfsberg werden aufgelst. Die Gebiete der aufgelsten Stadt und der aufgelsten Gemeinde werden in das Gebiet der Stadt Ilmenau eingegliedert. Die Stadt Ilmenau ist Rechtsnachfol-gerin der aufgelsten Stadt und der aufgelsten Gemeinde.
(2) Die Verwaltungsgemeinschaft "Langer Berg", beste-hend aus der Stadt Gehren sowie den Gemeinden Her-schdorf, Neustadt am Rennsteig und Pennewitz, wird auf-gelst.
(3) Die Stadt Gehren und die Gemeinde Pennewitz werden aufgelst. Die Gebiete der aufgelsten Stadt und der auf-gelsten Gemeinde werden in das Gebiet der Stadt Ilme-nau eingegliedert. Die Stadt Ilmenau ist Rechtsnachfolge-rin der aufgelsten Stadt und der aufgelsten Gemeinde.
(4) Die Stadt Ilmenau nimmt als erfllende Gemeinde fr die Gemeinden Neustadt am Rennsteig und Herschdorf die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft nach 51 ThrKO wahr.
(5) Die Verwaltungsgemeinschaft "Langer Berg" ist nach 52 Abs. 2 ThrKO in Verbindung mit 41 ThrKGG ab-zuwickeln.
10 Gemeinden Nobitz, Frohnsdorf, Jckelberg,
Langenleuba-Niederhain, Ziegelheim und Gpfersdorf, Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal"
(Landkreis Altenburger Land)
(1) Die Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal", bestehend aus den Gemeinden Frohnsdorf, Jckelberg, Langenleu-ba-Niederhain, Ziegelheim und Gpfersdorf, wird aufgelst.
(2) Die Gemeinden Frohnsdorf, Jckelberg, Langenleuba-Niederhain und Ziegelheim werden aufgelst. Die Gebie-te der aufgelsten Gemeinden werden in das Gebiet der Gemeinde Nobitz eingegliedert. Die Gemeinde Nobitz ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinden.
13
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
(3) Die Gemeinde Nobitz nimmt als erfllende Gemeinde fr die Gemeinde Gpfersdorf die Aufgaben einer Verwal-tungsgemeinschaft nach 51 ThrKO wahr.
(4) Die Verwaltungsgemeinschaft "Wieratal" ist nach 52 Abs. 2 ThrKO in Verbindung mit 41 ThrKGG abzuwi-ckeln.
(5) 45 Abs. 8 ThrKO findet fr die Gebiete der aufge-lsten Gemeinden Frohnsdorf, Jckelberg und Ziegelheim keine Anwendung.
11 Stadt Stadtilm und Gemeinde Ilmtal (Ilm-Kreis)
(1) Die Gemeinde Ilmtal wird aufgelst. Das Gebiet der aufgelsten Gemeinde wird in das Gebiet der Stadt Stadt-ilm eingegliedert. Die Stadt Stadtilm ist Rechtsnachfolge-rin der aufgelsten Gemeinde.
(2) 45 Abs. 8 ThrKO findet fr das Gebiet der aufge-lsten Gemeinde Ilmtal keine Anwendung. Fr den Rest der laufenden gesetzlichen Amtszeit des Gemeinderats besteht die Ortsteilverfassung der aufgelsten Gemein-de Ilmtal fort.
12 Gemeinden Fritz, Neuhaus-Schierschnitz und
Judenbach (Landkreis Sonneberg)
(1) Die Gemeinden Fritz, Neuhaus-Schierschnitz und Judenbach werden aufgelst. Aus den Gebieten der auf-gelsten Gemeinden wird eine neue Gemeinde gebildet. Diese ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinden.
(2) Die nach Absatz 1 Satz 2 neu gebildete Gemeinde fhrt den Namen "Fritztal".
(3) Der Gemeinderat der neu gebildeten Gemeinde Fritz-tal entscheidet ber den Sitz der Verwaltung.
(4) 45 Abs. 8 ThrKO findet fr die Gebiete der aufge-lsten Gemeinden Fritz, Neuhaus-Schierschnitz und Ju-denbach keine Anwendung. Fr den Rest der laufenden gesetzlichen Amtszeit des Gemeinderats bestehen die Ortsteilverfassungen der aufgelsten Gemeinden Fritz, Neuhaus-Schierschnitz und Judenbach fort.
13 Gemeinden Drei Gleichen, Gnthersleben-Wechmar und
Schwabhausen (Landkreis Gotha)
(1) Die Gemeinden Drei Gleichen und Gnthersleben-Wechmar werden aufgelst. Aus den Gebieten der auf-gelsten Gemeinden wird eine Landgemeinde nach 6 Abs. 5 ThrKO gebildet. Diese ist Rechtsnachfolgerin der aufgelsten Gemeinden.
(2) Die nach Absatz 1 Satz 2 neu gebildete Gemeinde fhrt den Namen "Drei Gleichen".
(3) Der Gemeinderat der neu gebildeten Gemeinde Drei Gleichen entscheidet ber den Sitz der Verwaltung.
14
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308(4) 45a Abs. 11 ThrKO findet fr das Gebiet der auf-gelsten Gemeinde Drei Gleichen keine Anwendung. Fr den Rest der laufenden gesetzlichen Amtszeit des Ge-meinderats besteht die Ortsteilverfassung der aufgels-ten Gemeinde Drei Gleichen als Ortschaftsverfassung fort.
(5) Die in 1 der Thringer Verordnung ber die Anerken-nung der Vereinbarung einer erfllenden Gemeinde zwi-schen der Gemeinde Schwabhausen und der Gemein-de Gnthersleben-Wechmar und ber die nderung der Verwaltungsgemeinschaft "Mittlerer Apfelstdtgrund" vom 30. April 1998 (GVBl. S. 171) anerkannte bertragung der Aufgaben der Verwaltungsgemeinschaft der Gemeinde Schwabhausen auf die Gemeinde Gnthersleben-Wech-mar wird aufgehoben.
(6) Die neu gebildete Gemeinde Drei Gleichen nimmt als erfllende Gemeinde fr die Gemeinde Schwabhausen die Aufgaben einer Verwaltungsgemeinschaft nach 51 ThrKO wahr.
14 Weitere Neugliederungen
In die durch dieses Gesetz neu gegliederten Gemeinden knnen durch Gesetz weitere Gemeinden eingegliedert werden. Ebenso knnen die mit diesem Gesetz neu ge-gliederten Gemeinden in andere Gemeinden eingeglie-dert oder mit anderen Gemeinden zusammengeschlos-sen werden.
15 Erweiterung des Stadt- oder Gemeinderats
(1) Der Stadtrat der Stadt Saalfeld/Saale wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um vier Mitglieder des Gemein-derats der aufgelsten Gemeinde Saalfelder Hhe erwei-tert.
(2) Der Gemeinderat der Gemeinde Unterwellenborn wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um neun Mitglie-der des Gemeinderats der aufgelsten Gemeinde Kams-dorf erweitert.
(3) Der Stadtrat der Stadt Schleusingen wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um jeweils elf Mitglieder der Ge-meinderte der aufgelsten Gemeinden Nahetal-Waldau und St. Kilian erweitert.
(4) Der Gemeinderat der Gemeinde Gerstungen wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um zehn Mitglieder des Gemeinderats der aufgelsten Gemeinde Marksuhl und um zwei Mitglieder des Gemeinderats der aufgels-ten Gemeinde Wolfsburg-Unkeroda erweitert.
(5) Der Stadtrat der Stadt Bad Salzungen wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit jeweils um ein Mitglied der Ge-meinderte der aufgelsten Gemeinden Ettenhausen an der Suhl und Frauensee sowie um sechs Mitglieder des Ge-meinderats der aufgelsten Gemeinde Tiefenort erweitert.
(6) Der Stadtrat der Stadt Leinefelde-Worbis wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um ein Mitglied des Ge-meinderats der aufgelsten Gemeinde Hundeshagen er-weitert.
15
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
(7) Der Stadtrat der Stadt Schmalkalden wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um ein Mitglied des Gemein-derats der aufgelsten Gemeinde Springstille erweitert.
(8) Der Stadtrat der Stadt Nordhausen wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um ein Mitglied des Gemeinde-rats der aufgelsten Gemeinde Buchholz erweitert.
(9) Der Gemeinderat der Gemeinde Harztor wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um jeweils ein Mitglied der Gemeinderte der aufgelsten Gemeinden Harzungen und Herrmannsacker sowie um vier Mitglieder des Gemeinde-rats der aufgelsten Gemeinde Neustadt/Harz erweitert.
(10) Der Stadtrat der Stadt Ilmenau wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um vier Mitglieder des Stadtrats der aufgelsten Stadt Langewiesen, um drei Mitglieder des Gemeinderats der aufgelsten Gemeinde Wolfsberg, um vier Mitglieder des Stadtrats der aufgelsten Stadt Geh-ren und um ein Mitglied des Gemeinderats der aufgels-ten Gemeinde Pennewitz erweitert.
(11) Der Gemeinderat der Gemeinde Nobitz wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um jeweils ein Mitglied der Gemeinderte der aufgelsten Gemeinden Frohns-dorf und Jckelberg, um sechs Mitglieder des Gemeinde-rats der aufgelsten Gemeinde Langenleuba-Niederhain und um drei Mitglieder des Gemeinderats der aufgelsten Gemeinde Ziegelheim erweitert.
(12) Der Stadtrat der Stadt Stadtilm wird fr den Rest der gesetzlichen Amtszeit um 13 Mitglieder des Gemeinderats der aufgelsten Gemeinde Ilmtal erweitert.
16 Ortsrecht
(1) Das zum Zeitpunkt der Eingliederungen nach den 1 bis 11 fr die eingegliederten Gemeinden jeweils gelten-de Ortsrecht gilt als Recht der aufnehmenden Gemeinde so lange fort, bis es wirksam durch die aufnehmende Ge-meinde ersetzt wird. Es ist sptestens bis zum Ende des auf das Inkrafttreten dieses Gesetzes folgenden Kalender-jahres anzupassen.
(2) In den nach den 12 und 13 neu gebildeten Gemein-den Fritztal und Drei Gleichen bleibt das bisherige Orts-recht der vormaligen Gemeinden bis zur Schaffung eines neuen Ortsrechts wirksam, soweit es nicht durch die Ge-meindeauflsungen gegenstandslos geworden ist. Ein neu-es einheitliches Ortsrecht ist in den neu gebildeten Gemein-den sptestens bis zum Ende des auf das Inkrafttreten dieses Gesetzes folgenden Kalenderjahres zu schaffen.
(3) Die in den nach den 1 bis 11 eingegliederten Ge-meinden geltenden Hauptsatzungen treten mit dem Inkraft-treten der Eingliederungen auer Kraft.
17 Rechtsstellung der betroffenen Beamten
(1) Fr die Rechtsstellung der Beamten und Versorgungs-empfnger der aufgelsten Gemeinden und Verwaltungs-gemeinschaften gelten die Bestimmungen der 14 bis 18
16
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308des Thringer Beamtengesetzes (ThrBG). Die Neubildung der Gemeinden nach diesem Gesetz bewirkt den bertritt der Beamten nach 14 Abs. 1 ThrBG in den Dienst der aufnehmenden Gemeinde. Das Beamtenverhltnis wird mit dem neuen Dienstherrn fortgesetzt ( 15 Abs. 1 ThrBG). Den Beamten ist die Fortsetzung des Beamtenverhltnis-ses durch den neuen Dienstherrn schriftlich zu besttigen.
(2) Wird das Gebiet einer aufgelsten Gemeinde oder ei-ner aufgelsten Verwaltungsgemeinschaft auf mehre-re neue oder bereits bestehende Gemeinden aufgeteilt, treten die Beamten der aufgelsten Gemeinde oder Ver-waltungsgemeinschaft mit Bildung der neuen Gemeinden kraft Gesetzes in den Dienst der als Rechtsnachfolgerin bestimmten Gemeinde. Absatz 1 Satz 4 gilt entsprechend. Die zur Rechtsnachfolgerin bestimmte Gemeinde hat mit den weiteren von der Gebietsaufteilung betroffenen neu-en Gemeinden innerhalb von sechs Monaten nach der Verkndung dieses Gesetzes in einem Personalberlei-tungsvertrag Regelungen zur anteiligen berleitung von Beamten entsprechend dem Verhltnis der Anzahl der auf die jeweiligen neuen Gemeinden bergehenden Einwoh-ner zur Anzahl der Einwohner der aufgelsten Gemeinden oder der aufgelsten Verwaltungsgemeinschaft zu treffen. Stichtag fr die Bestimmung der Einwohnerzahlen ist der 31. Dezember 2016. In dem Vertrag ist auch die Erstat-tung von Personalkosten fr die zu bernehmenden Be-amten zu regeln. Den Beamten ist Gelegenheit zu geben, ihr Interesse an einem Personalbergang zu bekunden; ein entsprechendes Interesse soll, soweit dies mglich ist, bercksichtigt werden. Bei der Auswahl der fr den ber-gang vorgesehenen Beamten sind Kriterien der Mobilitt, insbesondere die Entfernung zwischen Wohnung und knf-tiger Dienststelle, die tatschliche Betreuung oder Pfle-ge mindestens eines Kindes unter 18 Jahren oder eines sonstigen pflegebedrftigen Angehrigen, eine Schwerbe-hinderung oder gleichgestellte Behinderung und der Fa-milienstand sowie dienstliche Belange, wie die Sicherung einer ausgewogenen Personalstruktur, angemessen und ausgewogen zu bercksichtigen. Die ausgewhlten Beam-ten sind von den Gemeinden, in deren Dienst sie treten sol-len, durch Verfgung zu bernehmen. Ein hiergegen ge-richteter Rechtsbehelf hat keine aufschiebende Wirkung.
(3) Einigen sich die beteiligten Gemeinden nicht bis zum Ablauf der gesetzlichen Frist von sechs Monaten ber die bernahme der betroffenen Beamten ( 14 Abs. 2 Satz 2 ThrBG), entscheidet das Landesverwaltungsamt als obe-re Rechtsaufsichtbehrde. Vor der Entscheidung der obe-ren Rechtsaufsichtsbehrde ist den Beamten Gelegenheit zu geben, sich zu uern.
(4) Fr die Dauer von drei Jahren ab dem Zeitpunkt des berganges der Beamten, die keine kommunalen Wahlbe-amten sind, ist eine Versetzung in den einstweiligen Ruhe-stand nach 29 Abs. 1 Satz 1 ThrBG aus Grnden, die im Zusammenhang mit der Gemeindeneugliederung ste-hen, ausgeschlossen. Nach Ablauf dieses Zeitraumes ist eine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand nur inner-halb der Frist von sechs Monaten zulssig.
(5) Die bisherigen Gemeinden und Verwaltungsgemein-schaften nehmen ab der Verkndung dieses Gesetzes Er-nennungen von Beamten, die keine Wahlbeamten sind, nur in gegenseitigem Einvernehmen vor. Das gegenseiti-
17
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
ge Einvernehmen ist darber hinaus herzustellen, soweit in den von der Gemeindeneugliederung betroffenen Ver-waltungen ein Personalzuwachs durch Versetzungen oder Abordnungen aus dem Bereich anderer Dienstherren be-absichtigt ist, soweit eine solche Manahme ber den Zeit-punkt des Wirksamwerdens der Gemeindeneugliederung hinaus andauern soll. Die Herstellung des gegenseitigen Einvernehmens ist nicht erforderlich, soweit gesetzliche Rechtsansprche Betroffener umzusetzen sind.
(6) Soweit der Personalbergang einen Wechsel des Dienstortes zur Folge hat, gilt der bertritt oder die ber-nahme in den Dienst der aufnehmenden Krperschaft als Versetzung im Sinne der umzugskostenrechtlichen und trennungsgeldrechtlichen Vorschriften.
(7) Die hauptamtlichen kommunalen Wahlbeamten der durch dieses Gesetz aufgelsten Gemeinden und Verwal-tungsgemeinschaften gelten mit Inkrafttreten dieses Geset-zes auf der Grundlage des 29 Abs. 1 ThrBG als in den einstweiligen Ruhestand versetzt, soweit sie die Voraus-setzungen des 32 des Beamtenstatusgesetzes in Ver-bindung mit 34 Abs. 1 ThrBG erfllen und nicht nach 6 Abs. 1 Satz 1 Thringer Kommunalwahlbeamtenge-setz in den Ruhestand treten. Dabei gilt die Dienstzeit im Sinne des 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Thringer Beam-tenversorgungsgesetzes (Wartezeit) als abgeleistet, wenn der hauptamtliche kommunale Wahlbeamte bis zum Ende seiner regulren Amtszeit eine Dienstzeit von mindestens fnf Jahren erreicht htte.
18 Rechtsstellung der betroffenen Tarifbeschftigten
(1) Die betroffenen Tarifbeschftigten der nach diesem Gesetz aufgelsten Gemeinden und Verwaltungsgemein-schaften werden in den Dienst der durch dieses Gesetz neu entstehenden Gemeinden beziehungsweise durch das Gebiet der aufgelsten Gemeinden vergrerten Gemein-den bernommen. Die Arbeitsverhltnisse gehen mit dem Zeitpunkt der Gemeindeneugliederung in entsprechender Anwendung des 613a des Brgerlichen Gesetzbuches auf die neue Gemeinde ber. Dies gilt auch fr bestehen-de Ausbildungsverhltnisse. Tarifvertragliche Regelungen bleiben unberhrt.
(2) Wird das Gebiet einer aufgelsten Gemeinde oder ei-ner aufgelsten Verwaltungsgemeinschaft auf mehrere neue Gemeinden aufgeteilt, gehen die Arbeitsverhltnis-se der Tarifbeschftigten der aufgelsten Gemeinden be-ziehungsweise der aufgelsten Verwaltungsgemeinschaft mit Bildung der neuen Gemeinden kraft Gesetzes in den Dienst der als Rechtsnachfolgerin bestimmten Gemein-de ber. Die zur Rechtsnachfolgerin bestimmte Gemein-de hat mit den weiteren von der Gebietsaufteilung betrof-fenen neuen Gemeinden innerhalb von sechs Monaten nach der Verkndung dieses Gesetzes in einem Personal-berleitungsvertrag Regelungen zur anteiligen berleitung der betroffenen Tarifbeschftigten entsprechend dem Ver-hltnis der Anzahl der auf die jeweiligen neuen Gemein-den bergehenden Einwohner zur Anzahl der Einwohner der aufgelsten Gemeinden oder der Verwaltungsgemein-schaft zu treffen. Stichtag fr die Bestimmung der Einwoh-nerzahlen ist der 31. Dezember 2016. In dem Vertrag ist
18
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308auch die Erstattung von Personalkosten fr die zu berneh-menden Tarifbeschftigten zu regeln. Den betroffenen Ta-rifbeschftigten ist Gelegenheit zu geben, ihr Interesse an einem Personalbergang zu bekunden; ein entsprechen-des Interesse soll, soweit mglich, bercksichtigt werden. Bei der Auswahl der fr den bergang vorgesehenen Ta-rifbeschftigten sind Kriterien der Mobilitt, insbesondere die Entfernung zwischen Wohnung und knftiger Dienst-stelle, die tatschliche Betreuung oder Pflege mindestens eines Kindes unter 18 Jahren oder eines sonstigen pfle-gebedrftigen Angehrigen, eine Schwerbehinderung oder gleichgestellte Behinderung und der Familienstand sowie dienstliche Belange, wie die Sicherung einer ausgewo-genen Personalstruktur, angemessen und ausgewogen zu bercksichtigen. Die ausgewhlten Tarifbeschftigten sind von den Gemeinden, in deren Dienst sie treten sollen, durch Verfgung zu bernehmen. Ein hiergegen gerichte-ter Rechtsbehelf hat keine aufschiebende Wirkung. Eini-gen sich die beteiligten Gemeinden nicht bis zum Ablauf der gesetzlichen Frist von sechs Monaten ber die ber-nahme der betroffenen Tarifbeschftigten entscheidet das Landesverwaltungsamt. Vor der Entscheidung des Lan-desverwaltungsamtes ist den betroffenen Tarifbeschftig-ten Gelegenheit zu geben, sich zu uern.
(3) Die bis zum Tag vor dem bergang der Arbeitsverhlt-nisse erworbene Rechtsstellung der Tarifbeschftigten, insbesondere im Hinblick auf erreichte tarifrechtlich ma-gebliche Zeiten, bleibt gewahrt.
(4) Die bisherigen Gemeinden und Verwaltungsgemein-schaften stellen ab der Verkndung dieses Gesetzes si-cher, dass haushaltswirksame Personalmanahmen im Tarifbereich im gegenseitigen Einvernehmen vorgenom-men werden. 17 Abs. 5 gilt entsprechend. Dabei stehen Entfristung oder Verlngerung bestehender Arbeitsvertr-ge einer Neueinstellung durch den Abschluss eines Ar-beitsvertrages gleich. 17 Abs. 6 gilt fr die bernomme-nen Tarifbeschftigten entsprechend.
(5) Fr die Dauer von drei Jahren ab dem Zeitpunkt des bergangs des Arbeitsverhltnisses sind betriebsbedingte Kndigungen aus Grnden, die im Zusammenhang mit der Gemeindeneugliederung stehen, ausgeschlossen. Dies gilt nicht fr nderungskndigungen, die wegen eines Wech-sels des Arbeitsortes erforderlich werden. Das Recht zur Kndigung aus anderen Grnden bleibt unberhrt.
19 bergang und Wahl der Personalvertretungen;
vorlufiger Personalrat
In den Dienststellen der neuen Gemeinden werden bis zu den ersten regelmigen Personalratswahlen vorlufige Personalrte nach den Bestimmungen des 32 Abs. 1 bis 3 des Thringer Personalvertretungsgesetzes gebildet.
20 bergang und Wahl der Schwerbehindertenvertretungen
In den Dienststellen der neuen Gemeinden sind zusam-men mit den ersten regelmigen Personalratswahlen Schwerbehindertenvertretungen zu whlen. Bis zur Wahl einer neuen Schwerbehindertenvertretung bleiben die bis-
19
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
herigen Schwerbehindertenvertretungen im Amt. Sie sind jeweils fr die Belange der Beschftigten der bisherigen Gemeinden zustndig.
21 bergang und Bestellung
der Gleichstellungsbeauftragten
In den Dienststellen der neuen Gemeinden sind bis sp-testens zum Ende des zweiten auf das Inkrafttreten dieses Gesetzes folgenden Monats vorlufige Gleichstellungsbe-auftragte aus dem Kreise der bisherigen Gleichstellungs-beauftragten der aufgelsten Gemeinden zu bestellen. Mit der Bestellung der Gleichstellungsbeauftragten fr die neue Gemeinde, die sptestens zwei Monate nach der ersten regelmigen Personalratswahl zu erfolgen hat, endet die Bestellung der vorlufigen Gleichstellungsbeauftragten.
22 bergang und Aufgabentrger fr Kreisaufgaben des
bertragenen Wirkungskreises
Bis zum 31. Dezember 2018 bleiben die Landkreise Nord-hausen und Ilm-Kreis im Gebiet der aufgelsten und in die Stdte Nordhausen beziehungsweise Ilmenau eingeglie-derten Gemeinden weiterhin Aufgabentrger fr die den Landkreisen obliegenden Aufgaben des bertragenen Wir-kungskreises.
23 Wohnsitz
Soweit fr Rechte oder Pflichten die Wohndauer im Ge-biet einer Gemeinde magebend ist, wird die bis zum In-krafttreten dieses Gesetzes ununterbrochene Wohndauer im Gebiet einer nach den Bestimmungen dieses Geset-zes aufgelsten Gemeinde auf die Wohndauer in der neu gebildeten oder aufnehmenden Gemeinde angerechnet.
24 Freistellung von Kosten
Das Land und die seiner Aufsicht unterstehenden Krper-schaften erheben fr Rechtshandlungen, die bei der Durch-fhrung dieses Gesetzes notwendig werden, keine Kosten (Gebhren und Auslagen).
25 Haushaltswirtschaft
(1) Die nach den 1 bis 13 neugegliederten Gemein-den knnen fr das gesamte Haushaltsjahr 2018 fr das gesamte neue Gemeindegebiet eine neue Haushaltssat-zung aufstellen.
(2) Bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens einer Haushalts-satzung nach Absatz 1 fhren die nach den 1 bis 13 neugegliederten Gemeinden die Haushaltswirtschaft auf der Grundlage der bisherigen in Kraft getretenen Haus-haltssatzungen fort. Soweit in einer aufgelsten Gemein-de keine Haushaltssatzung in Kraft getreten war, vollzieht die neugegliederte Gemeinde die Haushaltswirtschaft fr das Gebiet der aufgelsten Gemeinde nach den Bestim-mungen des 61 ThrKO oder 10 des Thringer Geset-
20
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308zes ber die kommunale Doppik (ThrKDG). Soweit die neugegliederte Gemeinde keine Haushaltssatzung nach Absatz 1 erlsst, kann sie Haushaltssatzungen fr die Ge-biete der bisherigen Gemeinden erlassen, wenn die bishe-rigen Gemeinden diese noch nicht erlassen haben. 55 Abs. 3 und 4 ThrKO sowie 6 Abs. 3 und 4 ThrKDG bleiben unberhrt. Sie erstellen die offenen Jahresrech-nungen oder Jahresabschlsse aller Haushaltsjahre der bisherigen Gemeinden.
(3) Die nach den 1 bis 13 neu gegliederten Gemeinden knnen zu den Haushaltssatzungen, die sie nach Absatz 2 Satz 1 abzuwickeln haben oder die nach Absatz 2 Satz 3 erlassen wurden, Nachtragshaushaltssatzungen erlassen. Bei der Aufstellung einer Nachtragshaushaltssatzung fr die nach Absatz 2 Satz 1 fortgeltenden Haushaltssatzun-gen kann auf die Erstellung der dem Haushaltsplan bei-zufgenden Anlagen nach 2 Abs. 2 der Thringer Ge-meindehaushaltsverordnung oder 1 Abs. 2 der Thringer Gemeindehaushaltsverordnung-Doppik verzichtet werden.
(4) Fr das der Neugliederung folgende Haushaltsjahr gel-ten 59 Abs. 3, 61 Abs. 3, 63 Abs. 3 und 65 Abs. 1 Satz 2 ThrKO oder 1 Satz 2 ThrKDG in Verbindung mit den 10 Abs. 3, 13 Abs. 3, 14 Abs. 3 und 16 Abs. 1 Satz 2 ThrKDG bezogen auf die Haushaltssatzungen der bisherigen Gemeinden, solange bis die neugegliederte Ge-meinde eine eigene Haushaltssatzung erlsst.
(5) Absatz 5 stellt in Satz 1 klar, dass neugebildete (Land-)Gemeinden, sofern sie ihre Haushaltswirtschaft nach den Grundstzen der doppelten Buchfhrung fhren, eine Er-ffnungsbilanz aufzustellen haben. Durch 27 Abs. 3 in Verbindung mit 30 Abs. 5 ThrKDG wird die Kontinuitt von bereits doppisch erfassten Wertanstzen gewhrleis-tet und zustzlicher Aufwand fr eine Neubewertung von Vermgen und Schulden vermieden. Durch die Regelung in Absatz 1 Satz 1 gelten die Haushaltssatzungen der bis-herigen Gemeinden im Jahr der Neugliederung auch fr die neugebildeten (Land-)Gemeinden fort. Damit steht den neugebildeten (Land-)Gemeinden der Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2018 zur Verfgung, um zu beschlieen ob sie ihre Haushaltswirtschaft ab dem 1. Januar 2019 nach den Grundstzen der doppelten Buchfhrung (Dop-pik) fhren wollen. Satz 2 verdeutlicht im Falle der Einglie-derung einer kameral wirtschaftenden Gemeinde in eine doppisch wirtschaftende Gemeinde, dass die Vermgens-gegenstnde, Sonderposten, Rckstellungen, Verbindlich-keiten und Rechnungsabgrenzungsposten der aufgelsten kameral wirtschaftenden Gemeinde entsprechend den Be-stimmungen fr die Wertanstze in der Erffnungsbilanz ( 30 ThrKDG) fr die doppische Haushaltswirtschaft der aufnehmenden Gemeinde zu erfassen sind. Der Durchfh-rung dieses Bewertungsprozesses soll die bergangsre-gelung des 40 a ThrKDG dienen. Gem 16 Abs. 3 findet im Falle der Eingliederung ( 1 bis 11) - vorbehalt-lich der bergangsregelungen des 25 - das System der Haushaltswirtschaft ( 52 a ThrKO) derjenigen Gemeinde Anwendung, in deren Gebiet eingegliedert wurde.
21
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
26 Kompensation von Nachteilen beim Hauptansatz durch
unterjhrige Neugliederungen
(1) Gemeinden, die nach den 1 bis 13 durch dieses Gesetz neu gegliedert werden und infolgedessen im Jahr 2018 geringere Schlsselzuweisungen zuzglich Kom-pensationszahlungen nach 7 a ThrFAG erhalten, als dies bei einer solchen Neugliederung zum Beginn des Fi-nanzausgleichsjahres im Sinne des 30 Abs. 1 ThrFAG der Fall gewesen wre, erhalten im Jahr 2018 eine Kom-pensation nach Magabe des Absatzes 2. Verluste blei-ben auer Betracht.
(2) Die Kompensation nach Absatz 1 entspricht der Dif-ferenz zwischen der jeweiligen Summe der Schlsselzu-weisungen fr Gemeindeaufgaben nach 11 ThrFAG zuzglich Kompensationszahlungen nach 7 a ThrFAG im Finanzausgleichsjahr 2018 der nach den 1 bis 13 durch dieses Gesetz neu zu gliedernden Gemeinden zum Stand 30. Juni 2018 und der Schlsselzuweisung fr Ge-meindeaufgaben nach 11 ThrFAG zuzglich Kompen-sationszahlungen nach 7 a ThrFAG, welche die neu ge-gliederte Gemeinde im Jahr 2018 erhalten htte.
(3) Die Auszahlung erfolgt durch das Thringer Landes-verwaltungsamt zum 31. August 2018.
27 Erlass der Rckzahlungsforderungen aus rckzahlbaren
Bedarfszuweisungen
Die durch Bescheide bis zum 31. Dezember 2017 festge-setzten Verpflichtungen zu Rckzahlungen von Bedarfszu-weisungen im Sinne des 24 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 ThrFAG entfallen zum Zeitpunkt der Neugliederung fr die nach den 1 bis 13 neu gegliederten Gemeinden.
28 Gleichstellungsbestimmung
Status- und Funktionsbezeichnungen in diesem Gesetz gelten jeweils in mnnlicher und weiblicher Form.
Artikel 2 nderung des Thringer Gesetzes
ber die kommunale Doppik
Das Thringer Gesetz ber die kommunale Doppik vom 19. November 2008 (GVBl. S. 381), zuletzt gendert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 14. Dezember 2016 (GVBl. S. 558), wird wie folgt gendert:
1. 20 wird wie folgt gendert:
a) Absatz 1 Satz 1 erhlt folgende Fassung:
"Der Gemeinderat kann in Ergnzung zu den Be-stimmungen der Haushaltssatzung nach 6 Abs. 2 festlegen, dass ein Gesamtabschluss zu erstellen ist, der unter Beachtung der Grundstze ordnungs-miger Buchfhrung ein den tatschlichen Ver-hltnissen entsprechendes Bild der Vermgens-, Finanz- und Ertragslage der Gemeinde vermittelt."
22
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308b) Absatz 9 wird aufgehoben.
c) Der bisherige Absatz 10 wird Absatz 9.
2. 38 wird aufgehoben.
3. Nach 40 wird folgender 40 a eingefgt:
40 a bergangsregelungen bei kommunalen
Neugliederungen nach dem 31. Dezember 2017
(1) Neugegliederte Gemeinden, die ihre Haushalts-wirtschaft nach den Grundstzen der doppelten Buch-fhrung fhren und die Rechtsnachfolger fr bisherige Gemeinden mit kameraler Buchfhrung sind, drfen in den ersten beiden vollstndigen Haushaltsjahren ab dem Inkrafttreten der Neugliederung bei Aufstellung der Haushaltssatzung nicht zahlungswirksame Ertr-ge und Aufwendungen auer Acht lassen. Fr die Be-urteilung der Gesetzmigkeit dieser Haushaltssatzun-gen gilt Absatz 5. Die Notwendigkeit zum Erlass einer Nachtragshaushaltssatzung nach 9 entfllt fr die-se Gemeinden, soweit die Entstehung oder Vergre-rung eines Fehlbetrags im Ergebnishaushalt oder bis-her nicht veranschlagte erhebliche oder zustzliche erhebliche Haushaltsanstze durch nicht zahlungs-wirksame Aufwendungen verursacht sind.
(2) Die Frist zur Aufstellung der Erffnungsbilanz und des Anhangs nach 36 Abs. 1 verlngert sich in Fl-len der Neugliederung fr diese Gemeinden um ein Haushaltsjahr.
(3) Fr das erste vollstndige Haushaltsjahr ab Inkraft-treten der Neugliederung darf die Gemeinde einen vor-lufigen Jahresabschluss, bestehend aus Finanzrech-nung, Teilfinanzrechnungen und Anhang aufstellen. Diesem sind als Anlagen der Rechenschaftsbericht und die bersicht ber die ber das Ende des Haus-haltsjahres hinaus geltenden Haushaltsermchtigun-gen beizufgen. Der vorlufige Anhang und der vor-lufige Rechenschaftsbericht knnen auf Angaben zu den nicht zahlungswirksamen Ertrgen und Aufwen-dungen verzichten.
(4) Zusammen mit dem Jahresabschluss fr das zweite vollstndige Haushaltsjahr ab Inkrafttreten der Neuglie-derung ist ein endgltiger Jahresabschluss fr das erste vollstndige Haushaltsjahr ab Inkrafttreten der Neuglie-derung aufzustellen. Fr diesen endgltigen Jahresab-schluss gelten hinsichtlich der Bestimmungen zur Auf-stellung, Vorlage, Beratung, Feststellung, Entlastung, Verffentlichung und Prfung die jeweiligen Fristen fr den Jahresabschluss fr das zweite Haushaltsjahr ab Inkrafttreten der Neugliederung entsprechend.
(5) In den Fllen des Absatzes 1 ist abweichend von 18 Abs. 1 der Thringer Gemeindehaushaltsverord-nung-Doppik (ThrGemHV-Doppik) ein Haushaltsplan fr diese Haushaltsjahre bereits dann ausgeglichen, wenn nur der Finanzplan nach 18 Abs. 1 Nr. 2 Thr-GemHV-Doppik ausgeglichen ist. In den Fllen des Absatzes 1 ist abweichend von 18 Abs. 2 ThrGem-
23
Drucksache 6/5308Thringer Landtag - 6. Wahlperiode
HV-Doppik eine Haushaltsrechnung fr diese Haus-haltsjahre bereits dann ausgeglichen, wenn nur die Finanzrechnung nach 18 Abs. 2 Nr. 2 ThrGemHV-Doppik ausgeglichen ist.
(6) Die Pflicht zur Umsetzung und Fortschreibung eines Haushaltssicherungskonzeptes nach 4 Abs. 4 Satz 1 endet nicht vor Ablauf des Haushaltsjahres, in dem die festgestellten Jahresabschlsse im Sinne des Absat-zes 4 Satz 1 der Rechtsaufsichtsbehrde zur Kennt-nisnahme vorgelegt wurden."
4. Die Inhaltsbersicht wird den vorstehenden nderun-gen angepasst.
Artikel 3 Inkrafttreten
Dieses Gesetz tritt am 1. Juli 2018 in Kraft.
24
Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308
Begrndung:
A. Allgemeines
Das Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehriger Gemein-den im Jahr 2018 ist Bestandteil der flchendeckenden Gemeindege-bietsreform in Thringen und zielt auf die Schaffung von leistungs- und verwaltungsstarken Gemeinden, die dauerhaft in der Lage sind, ihre Aufgaben in geordneter Haushaltswirtschaft sachgerecht, brgernah, rechtssicher und eigenverantwortlich wahrzunehmen und die zugleich ein dauerhaft tragfhiges Fundament fr die demokratische Mitwirkung der Brger bilden.
I. Ausgangslage
Artikel 91 der Verfassung des Freistaats Thringen weist den Gemein-den als eigenstndigen, handlungsfhigen kommunalen Selbstverwal-tungskrperschaften umfassende Aufgaben zu. Neben den Angelegen-heiten der rtlichen Gemeinschaft ( 2 der Thringer Kommunalordnung -ThrKO-) obliegt den kommunalen Gebietskrperschaften die Erfl-lung der staatlichen Aufgaben, die ihnen aufgrund eines Gesetzes zur Erfllung nach Weisung bertragen wurden (Aufgaben des bertrage-nen Wirkungskreises nach 3 ThrKO).
Die Gemeinden mssen umfassend leistungsfhig sein, um diese Aufga-ben des eigenen und bertragenen Wirkungskreises zu erfllen und da-rber hinaus den Erwartungen der Brger und der Wirtschaft gerecht zu werden. Voraussetzung hierfr sind leistungsfhige Verwaltungsstruktu-ren mit entsprechender Verwaltungskraft, das heit das Vorhandensein einer rechtsstaatlichen, zweckmigen und hinreichend spezialisierten Verwaltung mit einer gengenden Anzahl von spezialisiertem Perso-nal, so dass ohne Drittbeteiligung (insbesondere der Aufsichtsbehrde) sachgerecht entschieden werden kann. Knnen Gemeinden aufgrund mangelnder Leistungsfhigkeit und Verwaltungsschwche die ihnen zu-gewiesenen Aufgaben, insbesondere die Angelegenheiten der rtlichen Gemeinschaft, nicht umfassend wahrnehmen, weil ihnen nur ein ge-ringer Handlungs- und Gestaltungsspielraum verbleibt, fhrt dies letzt-lich zu einer Aushhlung des Selbstverwaltungsrechts der Gemeinden.
Die Leistungsfhigkeit der Gemeinden wird von verschiedenen Rah-menbedingungen beeinflusst. Hierzu gehrt in erster Linie ihre Einwoh-nerzahl. So entsprechen Gemeinden den genannten Leistungsanfor-derungen und dem verfassungsrechtlichen Leitbild der kommunalen Selbstverwaltung in der Regel umso mehr, je grer ihre Einwohnerzahl ist. Weitere wesentliche Einflussfaktoren in Bezug auf die Leistungsf-higkeit der Gemeinden sind insbesondere der Umfang der verfgba-ren Finanzmittel, die Entwicklung der Anforderungen an die kommuna-le Daseinsvorsorge, die Verfgbarkeit qualifizierten und spezialisierten Personals sowie der Anpassungsbedarf aufgrund der Weiterentwick-lung der technischen Infrastrukturen, vor allem im Bereich der Informa-tionstechnologie.
Diese Rahmenbedingungen unterliegen seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 einem kontinuierlichen Vernderungsprozess, der dazu ge-fhrt hat, dass die kommunalen Strukturen in Thringen bereits in der Vergangenheit angepasst werden mussten und angepasst wurden.
Zum Zeitpunkt seiner Wiedererrichtung am 3. Oktober 1990 bestan-den im Land Thringen 1.702 kreisangehrige Gemeinden, von denen
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1.314 (circa 77 Prozent) weniger als 1.000 Einwohner und 916 (circa 54 Prozent) weniger als 500 Einwohner hatten. Die berwiegende Zahl der Gemeinden war in den bestehenden Strukturen nicht in der Lage, die ihnen obliegenden Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge zu er-fllen. Im Rahmen der Gemeindegebietsreform der 1990er Jahre sollten daher kleine und kleinste Gemeinden zur Strkung ihrer Verwaltungs-kraft, Investitionsfhigkeit und Aufgabenverantwortung auf einem Niveau zusammengefasst werden, das kraft Einwohnerzahl und Flchengre den Einsatz von qualifiziertem und spezialisiertem Verwaltungsperso-nal sowie die Vorhaltung einer modernen Infrastruktur gestattet. Die am 1. Juli 1994 in Kraft getretene Thringer Kommunalordnung sah grund-stzlich Mindesteinwohnerzahlen von 3.000 Einwohnern fr kreisange-hrige Gemeinden, die keiner Verwaltungsgemeinschaft angehren, und fr erfllende Gemeinden sowie von 5.000 Einwohnern fr Verwaltungs-gemeinschaften vor. In einer bis zum 30. Juni 1995 laufenden Freiwillig-keitsphase erfolgte eine Vielzahl freiwilliger Gemeindeneugliederungen durch Rechtsverordnungen des Innenministeriums. Diejenigen Gemein-den, die sich bis dahin nicht auf freiwillige Strukturnderungen entspre-chend den Vorgaben der Thringer Kommunalordnung einigen konnten, wurden durch das Thringer Gesetz zur Neugliederung kreisangehri-ger Gemeinden vom 23. Dezember 1996 (GVBl. S. 333) neu gegliedert, wobei die Neugliederungen bis sptestens zum 1. Juli 1999 in Kraft tra-ten. Hierdurch reduzierte sich die Zahl der kreisangehrigen Gemeinden auf 1.013 (Stichtag 31. Dezember 1999). Mit dem Inkrafttreten des Th-ringer Gesetzes zur Neugliederung kreisangehriger Gemeinden wur-de die flchendeckende Anpassung der Gemeindestrukturen an die Min-destgrenvorgaben der Thringer Kommunalordnung abgeschlossen.
Auch nach Abschluss der Gesetzesphase der Gemeindegebietsreform stand es den Gemeinden frei, ihre bestehenden Strukturen freiwillig wei-terzuentwickeln, effektiver und effizienter zu gestalten. Diese Mglichkeit nutzten im Verlaufe der Jahre zahlreiche Gemeinden. Bis zum Ende der 5. Legislaturperiode hat der Landtag insgesamt 12 Gesetze zur freiwilli-gen Neugliederung kreisangehriger Gemeinden verabschiedet.
Aufgrund der sich ndernden Rahmenbedingungen wurde bereits in den 2000er Jahren deutlich, dass trotz durchgefhrter flchendeckender Re-formmanahmen weiterer Handlungsbedarf besteht, damit die kommu-nalen Strukturen den aktuellen Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft gerecht werden knnen.
Der Thringer Landtag beschloss daher im Juni 2005 die Einsetzung einer Enquetekommission "Zukunftsfhige Verwaltungs-, Gemeindege-biets- und Kreisgebietsstrukturen in Thringen und Neuordnung der Auf-gabenverteilung zwischen Land und Kommunen" (EK 4/1). Die EK 4/1 sollte konzeptionelle Vorgaben dazu erarbeiten, wie die Verwaltungs- und Gebietsstrukturen zukunfts- und wettbewerbsfhig gestaltet werden knnen und Vorschlge fr eine Neuordnung der Aufgabenverteilung zwischen Land und Kommunen machen. Die EK 4/1 legte dem Land-tag Vorabempfehlungen vom 2. April 2008 fr eine Verwaltungsreform auf gemeindlicher Ebene vor, die ein "Leitbild fr starke und brgerna-he Gemeinden in Thringen enthielten" (Drucksache 4/3965). Zu diesen Vorabempfehlungen verabschiedete der Landtag am 11. April 2008 eine Entschlieung (Drucksache 4/4004). Zur Umsetzung der Vorabempfeh-lungen der EK 4/1 und des darin enthaltenen Leitbildes sowie der Ent-schlieung vom 11. April 2008 beschloss der Landtag das Gesetz zur Wei-terentwicklung der gemeindlichen Strukturen im Freistaat Thringen vom 9. Oktober 2008 (GVBl. S. 369), das am 18. Oktober 2008 in Kraft trat.
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Durch dieses Gesetz wurde mit dem Ziel der Weiterentwicklung der Ge-meindestrukturen die Landgemeinde als eine weitere Gemeindeart mit einer Mindestgre von 3.000 Einwohnern eingefhrt ( 6 Abs. 5 Thr-KO). Zur Beantragung der Bildung, nderung, Erweiterung oder Aufl-sung von Verwaltungsgemeinschaften wurde die so genannte doppelte Mehrheit eingefhrt ( 46 Abs. 1 Satz 2 ThrKO), zugleich aber die Min-destgre von 5.000 Einwohnern fr Verwaltungsgemeinschaften ab-geschafft. Darber hinaus regelte der Gesetzgeber neu, dass Gemein-den mit weniger als 3.000 Einwohnern - ohne Ausnahme - den Beitritt zu einer benachbarten Verwaltungsgemeinschaft, die Zuordnung zu ei-ner benachbarten Gemeinde gem 51 ThrKO, die Eingliederung in eine benachbarte oder den Zusammenschluss mit einer benachbarten Gemeinde beantragen mssen. Der Gesetzgeber rumte den betroffe-nen Gemeinden einen Zeitraum von maximal fnf Jahren ein, in dem diese Gemeinden ihre Vorstellungen ber die Umsetzung der strukturel-len Vorgaben der Thringer Kommunalordnung vor Ort entwickeln, be-schlieen und bei dem fr das Kommunalrecht zustndigen Ministerium beantragen mssen. Andernfalls soll eine Zuordnung durch den Gesetz-geber erfolgen, erstmals ab dem Jahr 2013 ( 46 Abs. 3 ThrKO). Tat-schlich ist es nach Einfhrung dieser gesetzlichen Vorgabe bislang in keinem Fall zu einer gesetzlichen Zuordnung von Gemeinden mit weni-ger als 3.000 Einwohnern gegen ihren Willen gekommen.
II. Rahmenbedingungen und Notwendigkeit struktureller Vernde-rungen auf der Ebene der kreisangehrigen Gemeinden
Trotz der flchendeckenden Gebietsreform in den 1990er Jahren und den nachfolgenden freiwilligen Gemeindeneugliederungen ist Thringen noch immer durch eine berwiegend kleinteilige kommunale Gebiets-struktur geprgt. Aktuell existieren im Freistaat 843 kreisangehrige Ge-meinden, von denen etwa 65 Prozent weniger als 1.000 Einwohner und mehr als 40 Prozent weniger als 500 Einwohner haben. Von den 843 kreisangehrigen Gemeinden sind 601 Mitgliedsgemeinden von insge-samt 69 Verwaltungsgemeinschaften. 98 Gemeinden haben eine erfl-lende Gemeinde mit der Wahrnehmung der Aufgaben einer Verwaltungs-gemeinschaft beauftragt. In diesen 699 Gemeinden leben insgesamt circa 25 Prozent der Gesamtbevlkerung Thringens.
Thringen hat damit fast so viele Gemeinden wie das wesentlich gr-ere und bevlkerungsreichere Baden-Wrttemberg oder Niedersach-sen beziehungsweise etwa doppelt so viele Gemeinden wie Sachsen oder fast viermal so viele wie Sachsen-Anhalt. In Bezug auf die durch-schnittliche Einwohnerzahl je Gemeinde nimmt Thringen im Vergleich zu den anderen Flchenlndern einen der letzten Rnge ein. Nach den Feststellungen des Statistischen Bundesamts wurde in Thringen nach 1990 im Vergleich der neuen Bundeslnder die Anzahl der Gemeinden am wenigsten reduziert (Marion Kaps, Stefan Schard, Erfahrungsbericht zu Eingemeindungen in Nordthringen am Beispiel der Stadt Sonders-hausen, 2015, S. 93-94).
Eine lebendige kommunale Selbstverwaltung setzt in erster Linie leis-tungs- und handlungsfhige Gemeinden voraus, die jetzt und in Zukunft den Herausforderungen, die sich aus den fortschreitenden Vernderun-gen der Rahmenbedingungen ergeben, gewachsen sind. Absehbar ist, dass die Gemeinden in ihrer gegenwrtigen Struktur hierzu immer we-niger in der Lage sein werden. Daher ist eine Strkung ihrer Leistungs- und Verwaltungskraft unerlsslich, die insbesondere durch die Verbes-serung ihrer Strukturen erreicht werden kann.
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Der demografische Wandel gehrt bereits zu den prgenden Rahmen-bedingungen und er wird auch in den nchsten Jahrzehnten eine be-sondere Herausforderung fr die Kommunen darstellen. Der Rckgang der Einwohnerzahlen mit gleichzeitiger Vernderung der Altersstruktur, insbesondere die zunehmende Alterung der Gesellschaft, die Zu- und Abwanderung, die wachsende Anzahl von Mitbrgern mit Migrationshin-tergrund und die vor diesem Hintergrund zunehmenden Unterschiede zwischen Stadt und Land stellen Politik, Brger und ffentliche Verwal-tung vor enorme Herausforderungen. Komplexe Vernderungsprozes-se, die zudem zeitlich, regional und lokal sehr unterschiedlich verlaufen, sind dabei zu bewltigen und zu gestalten. Sie betreffen alle Handlungs-felder der kommunalen und staatlichen Aufgabenerfllung, insbesonde-re auch die Daseinsvorsorge.
Das Statistische Bundesamt erwartet gem der auf der Basis der Zah-len des Jahres 2015 aktualisierten 13. koordinierten Bevlkerungsvor-ausberechnung (13. kBv) bis zum Jahr 2060 fr die gesamte Bundes-republik Deutschland einen Bevlkerungsrckgang von 80,8 Millionen Einwohnern (2013) auf 76,5 Millionen Einwohner. Besonders stark wird der 13. kBv zufolge die Zahl der Einwohner im erwerbsfhigen Alter zwi-schen 20 und 64 Jahren zurckgehen. Ihre Zahl sinkt demnach bis 2060 von 49,8 Millionen Menschen (2015) auf 39,6 Millionen Personen. Zu-gleich wird sich die Zahl der ber 80-jhrigen von 4,4 Millionen (2013) auf circa 9 Millionen im Jahr 2060 verdoppeln.
Die Bevlkerungszahl in Thringen ist seit der deutschen Wiederver-einigung am 3. Oktober 1990 fast durchweg rcklufig. Zum Stichtag 31. Dezember 1990 lebten in Thringen noch 2,61 Millionen Einwohner. Im Jahr 2016 waren es circa 453.000 Einwohner weniger.
Allein in den Jahren 1990/1991 verlieen per Saldo rund 90.000 Men-schen Thringen. Ursachen hierfr waren vor allem die politischen, wirt-schaftlichen und sozialen Umbrche der Wiedervereinigung, in deren Folge eine starke Abwanderung insbesondere junger Menschen und Familien einsetzte. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den Ge-burtenausfllen Anfang der 1990er Jahre wider. So hatte sich die Zahl der Geburten allein vom Jahr 1988 von rund 34.700 Geburten bis zum Jahr 1991 auf rund 17.500 Geburten halbiert. Bis zum Jahr 1994 sank ihre Zahl weiter auf einen Tiefststand von 12.700 Geburten. Allerdings hat sich dieser starke Bevlkerungsrckgang in den vergangenen Jah-ren deutlich verlangsamt. So sank die Einwohnerzahl Thringens bei-spielsweise vor zehn Jahren um 20.000 jhrlich. Dieser Rckgang hat sich im Jahr 2014 auf 4.081, also auf weniger als ein Viertel reduziert. 2015 im Zuge der Flchtlingskrise kam es im Saldo zu einem Zuzug von 24.633 Personen.
Die grundstzlich rcklufige Bevlkerungsentwicklung wird sich auch unter Bercksichtigung der erhhten Zuwanderungszahlen und einer leicht ansteigenden Geburtenrate in Zukunft fortsetzen. Nach der am 7. September 2015 verffentlichten 1. regionalisierten Bevlkerungsvo-rausberechnung des Landesamtes fr Statistik wird die Bevlkerungs-zahl Thringens bis zum Jahr 2035 voraussichtlich auf weniger als 1,88 Millionen Einwohner sinken. Dies entspricht einem durchschnittlichen Verlust von mehr als 13.000 Einwohnern pro Jahr. Es ist somit auch zu-knftig nicht mit einer Stabilisierung der Bevlkerungszahl Thringens zu rechnen. Gerade der Geburtenrckgang Anfang bis Mitte der 1990er Jahre hat massive Auswirkungen auf die heutige und zuknftige Einwoh-nerentwicklung. Die damals nicht geborenen Kinder fehlen heute und in
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den nchsten Jahren als potenzielle Eltern, so dass die Zahl der Ge-borenen trotz leicht steigender Geburtenraten weiter abnehmen wird.
Darber hinaus kommt in zunehmendem Mae die Altersstruktur der Einwohner des Landes zum Tragen. Die Bevlkerung Thringens nimmt nicht nur ab, sondern wird auch deutlich lter. Das Durchschnittsalter in Thringen lag nach der Wiedervereinigung bei circa 38 Jahren und stieg seither kontinuierlich auf circa 47 Jahre an. Dies fhrt zu einer drasti-schen Reduzierung des Anteils von Personen im erwerbsfhigen Alter (20 bis 64 Jahre), der gegenwrtig bei etwa 1,3 Millionen Einwohnern liegt und um etwa 350.000 Einwohner bis zum Jahr 2035 zurckgehen wird. Ursache dieser Entwicklung ist das anhaltende Geburtendefizit, das vor allem aus der Abwanderung junger Menschen und dem Gebur-teneinbruch in den 1990er Jahren sowie der Zunahme der Sterbeflle innerhalb der geburtenstarken Jahrgnge der 1950er und 1960er Jah-re resultiert.
Ergebnisse des Landesamtes fr Statistik zur Bevlkerungsvorausbe-rechnung in Thringen unterhalb der Kreisebene liegen seit dem 5. Ap-ril 2016 vor ("Die Bevlkerung Thringens 2014 und 2035, sowie Flche 2014 nach Gemeinden - Bevlkerungsvorausberechnung - "). Sie die-nen als Orientierungshilfe fr die Beurteilung der Handlungsoptionen vor Ort, bezogen auf die zu erwartende Entwicklung der Einwohnerzahlen.
Die demografische Entwicklung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Kommunalverwaltungen, auf die Nachfrage nach ffentlichen Leistun-gen, aber auch auf die kommunalen Haushalte. Hinzu kommt, dass sich die ffentliche Verwaltung und die Infrastrukturausstattung der kommu-nalen Gebietskrperschaften aufgrund des demografischen Wandels zuknftig an den Bedrfnissen der strker vertretenen lteren Bevlke-rung ausrichten mssen. So wird infolge der Verschiebung der Alters-struktur die Nachfrage nach sozialen Leistungen und technischer Infra-struktur fr ltere Menschen steigen. Dies wird zu steigenden Ausgaben bei den kommunalen Gebietskrperschaften fhren. Gleichzeitig ist da-mit zu rechnen, dass aufgrund der geringeren Einwohnerzahlen und des steigenden Anteils nicht mehr aktiv im Arbeitsleben stehender Menschen die Einnahmen aus dem Finanzausgleich sowie aus Steuern, Gebhren und Beitrgen usw. zurckgehen werden. Im Ergebnis wird die demo-grafische Entwicklung zu einer hheren Ausgabenbelastung bei gleich-zeitig geringeren Einnahmen fhren.
Mit Blick auf die Finanzausstattung der Kommunen ist zu beachten, dass die staatlichen Zuweisungen im Rahmen der angemessenen Finanz-ausstattung nach Artikel 93 Abs. 1 Satz 1 der Verfassung des Freistaats Thringen gem der Rechtsprechung des Thringer Verfassungsge-richtshofes - anders als die von der Norm ebenfalls garantierte finanziel-le Mindestausstattung - in ihrer Hhe abhngig von der Leistungsfhig-keit des Landes sind. Es ist daher erforderlich, neben der Entwicklung der kommunalen Einnahmen auch die Entwicklung der Einnahmen des Landes zu betrachten, die vor dem verfassungsrechtlichen Hintergrund Einfluss auf die Hhe der angemessenen Finanzausstattung der Kom-munen haben wird.
Die finanzabhngigen Einnahmen aus Steuern, Lnderfinanzausgleich und allgemeinen Bundesergnzungszuweisungen profitieren aktuell weiterhin von einer stabilen konjunkturellen Entwicklung und werden in den kommenden Jahren nach der vorliegenden Steuerschtzung wei-ter anwachsen.
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Nach dem Abschluss der Verhandlungen zur Neuregelung der Bund-Lnder-Finanzbeziehungen ab 2020 besteht zudem grundstzlich Pla-nungssicherheit sowohl fr die finanzkraftabhngigen Einnahmen, die aufgrund der Erhhung des Lnderanteils an der Umsatzsteuer an Dy-namik gewinnen werden, als auch hinsichtlich der Bundesergnzungs-zuweisungen und weiteren Zuweisungen des Bundes im Rahmen des bundesstaatlichen Finanzausgleichs. Im Ergebnis fhren die Neurege-lungen (ohne Steuerdynamik) zu einer Einnahmeausstattung des Lan-des auf dem Niveau des Jahres 2019. Damit bleibt der befrchtete Ein-nahmeeinbruch nach dem Auslaufen der Regelungen zum Solidarpakt II sowie zum Entflechtungsgesetz zwar aus. Neue Spielrume entste-hen hierdurch aber nicht. Weiterhin wird der Abstand in der Finanzaus-stattung zu den finanzstarken Lndern tendenziell steigen.
Darber hinaus wirken sich aufgrund der Vernderungen bei den Aus-gleichsmechanismen im Finanzausgleich die Vernderungen beim bun-desweiten Steueraufkommen oder bei der Einwohnerverteilung volatiler auf Thringen aus, als im bestehenden Ausgleichssystem. So verursacht allein der mit dem genannten Rckgang der Einwohnerzahl verbunde-ne geringere Einwohneranteil Thringens in den nchsten fnf Jahren geschtzte Mindereinnahmen in Hhe von ber einer Milliarde Euro.
Der Bevlkerungsverlust fhrt zudem zu einer Steigerung der Pro-Kopf-Verschuldung, selbst wenn keine neuen Schulden aufgenommen wer-den. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 lag die Verschuldung des Lan-des (im Kernhaushalt) bei 15,6 Milliarden Euro.
Trotz der derzeit guten Konjunktur mit steigenden Einnahmen fr das Land und die Kommunen in Thringen, schafft die Neuordnung der Bund-Lnder-Finanzbeziehungen ab 2020 keine neuen Spielrume. Einnah-merisiken, insbesondere aus der demografischen Entwicklung Thrin-gens, aber auch aus einem Abflachen der konjunkturellen Entwicklung bleiben weiter bestehen und knnen sich verschrfen.
Unter Bercksichtigung der Ergebnisse der Steuerschtzung vom No-vember 2017 wird im Zeitraum 2017 bis 2022 ein weiterer Anstieg der Steuereinnahmen der Thringer Gemeinden erwartet. Dennoch verfgen die Gemeinden des Landes Thringen auch weiterhin ber eine deut-lich geringere eigene Finanzkraft als die westlichen Flchenlnder. Im Jahr 2016 hatten die Gemeinden Thringens im Vergleich zum Durch-schnitt der Flchenlnder mit rund 62 Prozent die zweitgeringste ge-meindliche Steuerkraft je Einwohner (Statistisches Bundesamt, Fach-serie 14, Reihe 10.1 vom 21. August 2017).
Fr den knftigen Finanzbedarf der Gemeinden ist hinsichtlich des Rck-gangs der Einwohnerzahlen und der Vernderung in der Altersstruktur der Bevlkerung zu unterscheiden. Soweit der Rckgang von Einwoh-nern zu einer Reduzierung der Nachfrage nach ffentlichen Leistungen/Einrichtungen fhrt, ist wahrscheinlich, dass dies ein Absinken des Fi-nanzbedarfs zur Folge hat. Dies betrifft vor allem die Bereiche, in de-nen sich die Hhe der Kosten nach der Anzahl der Leistungsempfnger richtet, ohne dass hierfr gleichzeitig eine besondere Infrastruktur vorzu-halten ist (beispielsweise die Erteilung von Baugenehmigungen). Dem-gegenber werden in anderen Aufgabenbereichen, wie beispielsweise der Sozialhilfe (PWC-Gutachten "Untersuchung der kommunalen SGB XII-Leistungen" im Auftrag des Beirats fr kommunale Finanzen, http://www.thueringen.de/th3/tmik/kfa/sonstiges/, Seite 10), infolge des demo-grafischen Wandels sogar steigende Empfngerzahlen zu erwarten sein.
http://www.thueringen.de/th3/tmik/kfa/sonstiges/http://www.thueringen.de/th3/tmik/kfa/sonstiges/
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Die Qualitt der Landes- und Kommunalverwaltungen ist ein wesentli-cher Standortfaktor fr alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der Entwicklung der ffentlichen Finanzen, aber auch der zunehmenden Aufgabenflle, der gestiegenen Erwartungen der Einwohner und der Wirtschaft an die Qua-littsstandards der ffentlichen Verwaltung und der wachsenden Kom-plexitt der Einzelaufgaben ist ein weiterer Anpassungsprozess der kommunalen Verwaltung unverzichtbar. Die Kommunen mssen sich da-rber hinaus in zunehmendem Mae dem weltweiten Wettbewerb stel-len, beispielsweise bei der Investorenwerbung und bei der Wirtschafts-frderung. Um auch in diesem Prozess erfolgreich agieren zu knnen, ist ebenfalls eine hinreichende Leistungs- und Verwaltungskraft notwen-dig, wozu vor allem auch qualifiziertes und spezialisiertes Personal und die erforderliche technische Infrastruktur gehren.
Weiterhin ist die Arbeit der Kommunalverwaltungen durch den Einsatz von digitalen Informations- und Kommunikationstechniken wesentlich einfacher, schneller, brgernher und transparenter mglich. Diese Pro-zesse verlangen allerdings Investitionen, die regelmig nur in greren Verwaltungseinheiten wirtschaftlich zu leisten sind. Zustzlich zu Investi-tionen ist die Bereitstellung von speziell ausgebildetem IT-Fachpersonal erforderlich, um die Entwicklung, Weiterentwicklung und vor allem den Betrieb der vorgesehenen Verfahren und technischen Infrastrukturen ge-whrleisten zu knnen. Die Nutzung moderner Informationstechnik und zeitgemer elektronischer Verfahren sind mittlerweile Schlsselkom-ponenten fr effizientes und effektives Handeln der ffentlichen Verwal-tung, fr Brgernhe, Wettbewerbsfhigkeit und wirtschaftlichen Erfolg.
Der Handlungsdruck fr die Durchfhrung erforderlicher Strukturvern-derungen der Kommunalverwaltungen ist aufgrund der geschilderten Rahmenbedingungen enorm. Es wird als alternativlos angesehen, mit der Gebietsreform unverzglich zu beginnen, auch angesichts der Her-ausforderungen, die diese Reform selbst mit sich bringt. Die Ausgangs-bedingungen dafr sind derzeit verhltnismig gnstig, denn sowohl das Land als auch die Kommunen verfgen durch in der Regel berwie-gend konsequente Haushaltsdisziplin und relativ hohe Steuereinnahmen ber eine vergleichsweise gute finanzielle Situation.
Neben den geschilderten Rahmenbedingungen ist auch die Entwick-lung des Personalbestandes in den Kommunalverwaltungen ein wei-terer Grund fr die Notwendigkeit struktureller Vernderungen. So ist bereits in den nchsten Jahren mit einer deutlichen Verringerung des Personalbestandes durch sogenannte Altersabgnge zu rechnen. Die derzeitige Altersstruktur der Kommunalverwaltungen macht in Thrin-gen in den kommenden zehn Jahren eine grundlegende personelle Neu-ausrichtung erforderlich. Im Zeitraum von 2016 bis 2035 werden circa 65 Prozent (insgesamt 21.150 Personen) des Personals der Kommu-nalverwaltungen altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden. Die gerin-ger werdenden Zahlen potenzieller Auszubildender und Anwrter sowie die Konkurrenz mit der Privatwirtschaft und mit den dort mglichen Ein-kommen, werden dieses Problem weiter verschrfen.
Kommunale Strukturreformen sind in der Regel zunchst mit Kosten verbunden, den sogenannten Transaktionskosten. Mittel- und langfris-tig ist jedoch durch die Nutzung von Synergie- und Skalierungseffekten eine Steigerung - zumindest aber eine dauerhafte Sicherung - der kom-munalen Leistungs- und Verwaltungskraft sowie angemessener Hand-lungs- und Gestaltungsspielraum zu erwarten.
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Im Ergebnis der Betrachtung der Rahmenbedingungen und des Ist-Stan-des besttigt sich die Notwendigkeit einer flchendeckenden Gebietsre-form auf der Gemeindeebene. Thringen braucht tragfhige, effiziente und effektive Gemeinden, die ber die erforderliche Leistungs- und Ver-waltungskraft verfgen, um ihre Aufgaben gegenwrtig und in Zukunft angemessen erfllen zu knnen. Dabei mssen die Erfordernisse der kommunalen Leistungsfhigkeit und der Brgernhe abgewogen werden.
III. Leitbild und Leitlinien fr die Neugliederung der Gemeinden in Thringen in der 6. Legislaturperiode
Artikel 92 Abs. 1 der Verfassung des Freistaats Thringen lsst Bestands- und Gebietsnderungen von Gemeinden und Landkreisen nur aus Grn-den des ffentlichen Wohls zu. Der Begriff des ffentlichen Wohls ist ein generalklauselartiger unbestimmter Verfassungsbegriff, dessen Konkre-tisierung vorrangig Sache des demokratisch legitimierten Parlaments ist. Dem Gesetzgeber obliegt es, die fr ihn mageblichen Gemeinwohlgrn-de im Rahmen der verfassungsrechtlichen Vorgaben zu bestimmen und an ihnen die konkrete Neugliederung auszurichten (Thringer Verfas-sungsgerichtshof, Urteil vom 09. Juni 2017 - VerfGH 61/16 -, juris, S. 45).
Daher ist fr die Durchfhrung einer flchendeckenden Gebietsreform das Vorliegen eines Leitbildes und von Leitlinien unerlsslich, mit denen die Ziele der Reform und die Manahmen zu ihrer Umsetzung festgelegt werden. Leitbild und Leitlinien bilden den Rahmen, der fr jede einzelne kommunale Neugliederung konkretisiert werden muss.
Mit dem Leitbild setzt der Gesetzgeber eine Zielvorstellung und mit den Leitlinien ein System zu ihrer Umsetzung. Das Leitbild umfasst die grund-legenden Aussagen zur Struktur der Selbstverwaltungskrperschaften. Leitlinien sind diejenigen Gesichtspunkte, die dazu dienen, leitbildgerech-te Selbstverwaltungskrperschaften zu bilden und damit die Entschei-dung des Gesetzgebers fr jeden Einzelfall zu lenken.
Zu Beginn der laufenden 6. Legislaturperiode hat der Landtag mit Be-schluss vom 27. Februar 2015 eine Verwaltungs-, Funktional- und Ge-bietsreform in Thringen eingeleitet (Drucksache 6/316). In Umsetzung dieses Beschlusses hat die Landesregierung am 22. Dezember 2015 das Leitbild "Zukunftsfhiges Thringen" beschlossen, das die Durchfhrung einer flchendeckenden Gebietsreform vorsieht. ber dieses Leitbild hat die Landesregierung den Landtag unterrichtet (Drucksache 6/1561).
Das Leitbild "Zukunftsfhiges Thringen" hat seinen Niederschlag im Vorschaltgesetz zur Durchfhrung der Gebietsreform in Thringen vom 2. Juli 2016 (GVBl. S. 242) gefunden, das am 13. Juli 2016 in Kraft ge-treten ist. In Artikel 1 des Vorschaltgesetzes wurden mit dem Thringer Gebietsreform-Vorschaltgesetz (ThrGVG) das Leitbild und die Leitlini-en fr die Neugliederung der Landkreise, kreisfreien Stdte und kreis-angehrigen Gemeinden gesetzlich verankert.
Der Verfassungsgerichtshof hat das Vorschaltgesetz zur Durchfhrung der Gebietsreform in Thringen vom 2. Juli 2016 wegen einer Verlet-zung der Anhrungspflicht nach Artikel 91 Abs. 4 der Verfassung des Freistaats Thringen mit Urteil vom 9. Juni 2017 (AZ 61/16) fr formell verfassungswidrig und nichtig erklrt. Das Leitbild und die Leitlinien der Gebietsreform, wie sie im Vorschaltgesetz enthalten sind, hat der Ver-fassungsgerichtshof als verfassungskonform besttigt.
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Thringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5308
Nach der Nichtigerklrung des Vorschaltgesetzes zur Durchfhrung der Gebietsreform in Thringen durch den Verfassungsgerichtshof hat der Landtag am 13. Dezember 2017 den Beschluss "Eckpunkte des Leitbil-des und der Leitlinien fr die Neugliederung der Gemeinden in Thringen unter Bercksichtigung des Urteils des ThrVerfGH vom 9. Juni 2017" gefasst (Drucksache 6/4876). Mit diesem Beschluss soll den Gemeinden ein verlsslicher Rahmen fr ihre freiwilligen Neugliederungsbestrebun-gen gewhrleistet werden. Leitbild und Leitlinien fr die Neugliederung werden in Form wesentlicher Eckpunkte zur Verfgung gestellt, wobei mit diesen Eckpunkten wesentliche im Vorschaltgesetz zur Durchfh-rung der Gebietsreform in Thringen enthaltene Vorgaben fr die fl-chendeckende Neugliederung der Gemeindeebene erneut aufgegriffen und besttigt werden.
Dabei soll der Freiwilligkeit bei der erforderlichen Strkung der Gemein-destrukturen eine hohe Bedeutung eingerumt werden.
Allerdings drfen nach der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts-hofs die Kriterien, nach denen im konkreten Fall bestimmt wird, ob eine von Gemeinden angestrebte freiwillige Neugliederung von Gesetzgeber umgesetzt wird, nicht von denjenige