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Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Lüsen Lüsen Lüsen Lüsen Comune di Comune di Comune di Comune di Luson Luson Luson Luson Landschaftsplan Landschaftsplan Landschaftsplan Landschaftsplan Piano Piano Piano Piano paesaggistico paesaggistico paesaggistico paesaggistico Beschluss der Landesregierung Nr. 1959 vom 29.11.2010 Delibera della Giunta Provinciale n. 1959 del 29/11/2010 LANDSCHAFTSPLANUNG PIANIFICAZIONE PAESAGGISTICA

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Comune di Comune di Comune di Comune di LusonLusonLusonLuson

LandschaftsplanLandschaftsplanLandschaftsplanLandschaftsplan

Piano Piano Piano Piano paesaggisticopaesaggisticopaesaggisticopaesaggistico

Beschluss der Landesregierung Nr. 1959 vom 29.11.2010

Delibera della Giunta Provinciale n. 1959 del 29/11/2010

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Planverfasser / Redattore del piano: Dr. KONRAD STOCKNER Tel.: 0471-417739 Amt für Landschaftsökologie / Ufficio Ecologia del paesaggio www.provinz.bz.it/natur

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AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE�28.1 Abteilung 28 - Natur und Landschaft

UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO�28.1 Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Erläuternder Bericht 1. Ausgangslage und Zielsetzungen 2

2. Gebietsbeschreibung 3

3. Schutzmaßnahmen 5

Gebiete von landschaftlichem Interesse........................................................................5 Landschaftliche Bannzonen ..........................................................................................8 Landschaftsschutzgebiet Rienzschlucht ......................................................................10 Landschaftsschutzgebiet Lüsner Alm ..........................................................................11 Biotop Grahmoos ........................................................................................................14 Naturdenkmäler...........................................................................................................15 Landschaftliche Strukturelemente ...............................................................................18 Baumschutz und urbanes Grün...................................................................................18 Archäologische Schutzgebiete ....................................................................................19

4. Landschaftsentwicklung und -pflege 20

Unterschutzstellungen reichen nicht aus .....................................................................20 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde ....................................................20 Bürgerbeteiligung und Information...............................................................................20 Fördermaßnahmen......................................................................................................20 Landschaftsleitbild Südtirol..........................................................................................21

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1. Ausgangslage und Zielsetzungen Der derzeit gültige Landschaftsplan der Gemeinde Lüsen wurde mit Dekret des Lan-deshauptmanns von Südtirol vom 07. Juli 1988, Nr. 209/V/81 genehmigt. Die Aus-arbeitung des Planes erfolgte also vor ca. 20 Jahren. Da sich in der Zwischenzeit die allgemeinen Bestimmungen, die Planungs-kriterien, der Gemeindebauleitplan sowie die Erfordernisse des Natur- und Land-schaftsschutzes stark verändert haben, erschien eine Überarbeitung des Planes, auch aufgrund der Wünsche der Gemeinde, als vordringlich. Des Weiteren kam es in der Natur- und Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene zu neuen Weichenstellungen durch die Verabschiedung des LEROP-Fachplanes Landschaftsleitbild Südtirol. Einen beson-deren Anstoß zur Überarbeitung des Land-schaftsplanes der Gemeinde Lüsen stellt die anstehende Überarbeitung des Bauleit-planes dar. Unterschutzstellungen Die landschaftlichen Unterschutzstellungen erfahren teilweise gegenüber dem Land-schaftsplan aus dem Jahr 1988 erhebliche Veränderungen, sowohl bezüglich deren Abgrenzungen als auch deren Schutz-bestimmungen. Durch die Neuausweisung von vier Natur-denkmälern, die Kennzeichnung der einzel-nen Feuchtbereiche, Auwaldreste und Kastanienhaine sowie die Festlegung von Schutzbestimmungen für eine Reihe von Landschaftselementen, wie Feldhecken und Wasserläufen, soll der Lebensraumschutz im überarbeiteten Landschaftsplan verstärk-te Berücksichtigung finden. Der überarbei-tete Landschaftsplan enthält auch bezüglich der Landschaftsschutzzonen einige Neue-rungen. Die Schutzkategorie Besonders schutzwürdige Landschaft wird mittlerweile in der Landschaftsplanung nicht mehr ange-wandt. Im neuen Landschaftsplan werden diese Schutzgebiete mit einigen Grenz-

änderungen in Bannzonen umgewandelt und deren Schutzbestimmungen neu formu-liert. In den Bannzonen gilt ein absolutes Bauverbot, wobei allerdings in diesen Zonen für Projekte eine allgemeine Ermäch-tigungspflicht durch die Landesbehörde für Landschaftsschutz nicht mehr vorgesehen ist. Wie bereits im Artikel 6 des Landesgeset-zes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so festgelegt, sind von landschaftlichen Bindungen die Wohnbau- und Gewerbegebiete mit geneh-migten Durchführungsplan ausgenommen. Durch verschiedene Abänderungen des Bauleitplanes und dessen Überarbeitungen haben sich für die Baugebiete und Zonen für Infrastrukturen wesentliche Verände-rungen ergeben. Der überarbeitete Land-schaftsplan soll dieser Situation Rechnung tragen. Landschaftsentwicklung und –pflege Völlig neu ist im überarbeiteten Land-schaftsplan der Bereich Landschaftsent-wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti-gen Umgang mit Natur und Landschaft gehören heute nicht nur Unterschutzstel-lungen, sondern auch die Pflege wertvoller Kulturlandschaften als auch Revitalisie-rungsmaßnahmen für verarmte Land-schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt die Wahrnehmung von Tendenzen in der Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit Hilfe von kommunalen Landschaftsleitbil-dern oder -entwicklungskonzepten können negative Entwicklungen aufgezeigt und Gegenmaßnahmen festgelegt werden. Aber auch positive Tendenzen gilt es zu erken-nen und zu verstärken. Das Landschafts-leitbild Südtirol mit seiner tiefgehenden Ana-lyse der Landschaftssituation in Südtirol und den zahlreichen Maßnahmenvorschlägen zur Lenkung der Landschaftsentwicklung stellt eine wichtige Grundlage für die Land-schaftsschutzarbeit in der Gemeinde dar.

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2. Gebietsbeschreibung Das Gebiet der Gemeinde Lüsen erstreckt sich im wesentlichen über das Einzugs-gebiet der Lasanke, dem letzten bedeuten-den Zufluss der Rienz vor ihrer Mündung in den Eisack. Das Lüsnertal wird im Süden vom Plosemassiv, im Norden von den Lüsner und Rodenecker Almen eingerahmt. Der südöstlichste Ausläufer und gleichzeitig die höchste Erhebung des Lüsner Berg-kammes ist der Maurerberg. Das Gemein-degebiet steigt von 580 m Meereshöhe (Rienzschlucht) auf 2.576 m (Großer Gabler) an. Das Klima ist mitteleuropäisch-montan in einer inneralpinen Trockenvariante (die mittleren Jahresniederschläge liegen in Lüsen/Dorf bei 820 mm und die mittlere Jahrestemperatur beträgt 7°C). Der sub-mediterrane Klimaeinfluss ist lediglich in den tiefsten Lagen noch bemerkbar. Durch die ostwestliche Ausrichtung und die Enge des Tales sind die Tallagen im Winter vielfach verschattet, weshalb die Tempera-turen etwas niedriger ausfallen. Der Gesteinsuntergrund besteht fast durch-wegs aus Brixner Quarzphyllit, dem auf Verflachungen mehr oder minder mächtige Moränendecken aufliegen. Lediglich im Be-reich Burgstall auf der Lüsner Alm und im Bacher Graben oberhalb Rungg trifft man auf Dioritvorkommen. Es handelt sich dabei um ein erheblich härteres Grundgestein als beim Quarzphyllit, eine Tatsache, die sich auch an der Oberfläche wieder spiegelt. Das Grundgestein tritt hier stärker zu Tage und es sind auch häufiger Geröllhalden anzutreffen. Die schmale Talsohle ist mit Aufschüttungs-böden bedeckt. Im Waldbild dominieren an sonnenexpo-nierten Hängen tieferer Lagen noch die Weißkiefern. Unterhalb 1.000 m treffen wir auch wärmeliebende Gehölze wie Edel-kastanien, Mannaeschen an. Schöne Tan-nenvorkommen stehen an den Schatthän-

gen der Plose und des Sägewaldtales. Die Bachläufe sind von Grauerlen gesäumt, an Steilstufen sind vielfach Birken eingestreut. Ab etwa 1.500 m (Schatthänge) bzw. 1.700 m (Sonnenhänge) geht der montane Fichtenwald (Luzulo-Picetum) in den sub-alpinen Fichtenwald (Homogyne-Picetum) über mit Heidel- (Vaccinium myrtillus), Prei-sel- (Vaccinium vitis-idaea) und Rausch-beere (Vaccinium uliginosum) im Unter-wuchs. Zwischen 1.600 – 1.700 m gehen die Fich-tenwälder an der Plose und am Würzjoch in Zirben-Lärchen-Bestände über. Die Wald-grenze bei 2.000 – 2.200 m wird hier aus-schließlich von Zirben gebildet. Diese Zir-benbestände gehören zweifellos zu den schönsten und ausgedehntesten von ganz Südtirol. Im Bereich der Lüsner Almen ist auch die Weißkiefer noch bis auf 1.900 m Meereshöhe anzutreffen und zwar teilweise in schönen Exemplaren oder in den Moor-flächen in Zwergwuchsform.

Stattliche Weißkiefern sind auch noch in Höhen-lagen um die Waldgrenze zu finden, wie hier oberhalb der Genaidalm auf ca. 1.950 m Meereshöhe. Die Ausdehnung des Zwergstrauchgürtels wurde vielfach durch die Almwirtschaft ein-geschränkt. Auf den Nord-Nordosthängen der Plose bedecken Rhodoreto-Vaccinie-tum-Zwergstrauchgesellschaften noch aus-gedehnte Flächen, während an den Süd-

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hängen vom Würzjoch bis zu den Lüsner und Rodenecker Almen Bürstlings-Weide-rasen (Nardus stricta) dominieren. Die Zwergstrauchinseln gehören hier dem Arctostaphylo-Juniperetum mit Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), Zwergwacholder (Juniperus comunis), Besenheide (Calluna vulgaris), Preisel- (Vaccinium vitis-idaea) und Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), u.a. an. Die Lüsner Alm beherbergt außerdem aus-gedehnte Moorgebiete. Alpine Rasengesellschaften breiten sich oberhalb 2.400 m, im Bereich der höchsten Gipfel des Plosemassivs aus. Es sind vor allem Curvuleten (Carex curvula). Die landwirtschaftliche Nutzung, fast aus-schließlich Grünlandwirtschaft, beschränkt sich auf einen Streifen entlang der Talsohle sowie auf zahlreiche in Wald eingebettete Rodungsinseln am Sonnenhang, wo die Bauernhöfe fast eine Meereshöhe von 1.700 m erreichen. Beim Niedersthof, auf einer Höhenlage von ca. 800 m, ist der einzige Weinberg des Lüsnertales zu finden.

Im traditionellen Siedlungsgebiet von Lüsen dominieren die Einzelhöfe, die längs der Talsohle etwas dichter aneinandergereiht sind, sonst in weit verstreuten Rodungs-inseln sich über die ganze sonnseitige Bergflanke verteilen. Durch verantwortliche Siedlungsplanung ist es gelungen, die star-ke Neubautätigkeit auf den Gemeindehaupt-ort zu konzentrieren und andernorts häufig anzutreffende Zersiedelungserscheinungen zu vermeiden. Heute steht die geschlos-sene Ortschaft Lüsen einer noch intakten agrarischen Siedlungsstruktur gegenüber. Beide bereichern und begrenzen die Sied-lungslandschaft mit wohltuendem Kontrast. Lediglich die Gewerbezone im Bereich Glibiser Säge liegt abgelegen vom dörf-lichen Siedlungsbereich und stellt einen isolierten Verbauungskern dar. Die ursprüngliche Landschafts- und Sied-lungsstruktur hat sich im Lüsnertal sehr gut erhalten. Wegen der zumeist noch intakten Kulturlandschaft, der einzigartigen Alm-region und den unberührten Bergbereichen zählt das Lüsnertal zu den schönsten und besterhaltenen Bergtälern Südtirols.

Das Lüsner Tal: In zentraler Lage der Hauptort Lüsen und am Sonnenhang die verstreuten Einzelgehöfte.

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3. Schutzmaßnahmen Gebiete von landschaftlichem Interesse Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus-nahme der Wohnbau- und Gewerbegebiete mit genehmigten Durchführungsplan im Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes-gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von landschaftlichem Interesse definiert. Dazu gehören somit auch all jene Bauzonen und Zonen für Infrastrukturen, die keinen Durch-führungsplan aufweisen. Im Allgemeinen reichen für diese Flächen die Raumord-nungsinstrumente sowie die Forstgesetz-gebung aus, um deren nachhaltige Entwick-lung zu gewährleisten. Die Landschafts-schutzermächtigung wird in der Regel vom Bürgermeister erteilt. Eine besondere Bedeutung nimmt das Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt-schaftsflächen mit den charakteristischen, in typischer örtlicher Bauweise errichteten Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil der vorhandenen Landschaftstypologie. Sie stellen eine von Menschenhand im Laufe der Zeit umgewandelte Landschaft dar, die Ausdruck der geschichtlich-kulturellen Tra-dition des Gebietes ist. Die Ausweisung als Gebiet von landschaftlichem Interesse hat zum Ziel - ohne Einschränkung der land-wirtschaftlichen Tätigkeit - bei den zulässi-gen Bauten und Eingriffen eine harmoni-sche Eingliederung und Anpassung an die bestehende Landschafts- und Siedlungs-struktur zu gewährleisten. Weitere wichtige Bereiche von landschaft-lichem Interesse sind der Wald , die Auwäl-der , die Kastanienhaine , die bestockten Wiesen und Weiden , die Feuchtgebiete , das alpine Grün, die Weidegebiete , die Felsregionen sowie die Gewässe r. Aus der Sicht des Landschafts- und Umweltschutzes sind sie von besonderer Bedeutung, sei es als wichtiger Faktor des Mikroklimas und der Schutzwirkung, sei es weil sie ein Habi-

tat für eine Vielzahl von typischen Tierarten bilden und wesentlicher Bestandteil der Struktur des Gebietes, seines ökologischen Gleichgewichts und seiner Erholungsfunk-tion sind. Die Waldbereiche bedecken einen Großteil des Gemeindegebietes. Die Nutzung der Wälder wird in ausreichender Weise durch das Forstgesetz geregelt und von der Forst-behörde kontrolliert; daneben erfüllen Wald-gebiete vor allem im steilen Gelände eine wichtige Schutzfunktion. Zudem haben sie auch eine hohe ökologische Bedeutung, da sie als naturnahe Ausgleichsflächen in einer immer stärker urbanisierten Umwelt Rück-zugsgebiete für die Fauna darstellen und auch dem Menschen eine Zuflucht als Ruhe- und Erholungsraum bieten. In diesem Sinne ist bei der Bewirtschaftung der Wäl-der auf ein möglichst breites Artenspektrum zu achten, wobei neben den Baumarten das Augenmerk auch auf eine abwechslungs-reiche Kraut- und Strauchschicht zu richten ist. Oberhalb der Wälder breitet sich das alpine Grünland aus. Während in der alpinen Region von Natur aus Rasengesellschaften und Kleinsträucher vorherrschen, wurden durch jahrhundertelanger Almbewirtschaf-tung auch in der montanen und subalpinen Stufe Mähwiesen und Almweiden geschaf-fen, die das Landschaftsbild bereichern und durch die Ausbildung einer eigenen Vege-tation und Fauna zur ökologischen Berei-cherung beitragen. Durch Intensivierung und Rationalisierung in der Bewirtschaftung von Almen und Mähwiesen ist heute die hohe ökologische Vielfalt bedroht. Es ist die Tendenz festzustellen, dass einerseits die günstigsten Flächen durch Bodenverbesse-rungsarbeiten und Düngung intensiviert werden, während entlegene und ungünsti-gere Standorte aufgeforstet werden. Ver-loren gehen die landschaftlich zumeist reiz-vollen und ökologisch wertvollen, extensiv genutzten Magerrasen und Streuwiesen.

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Ausgedehnte Almweiden am Campill. Auch die Weidegebiete der mittleren und tiefen Lagen fallen in diese Kategorie. Sie sind leider in jüngster Vergangenheit viel-fach der Intensivierung oder Nutzungsauf-lassung zum Opfer gefallen. Umso mehr verdienen es die übrig gebliebenen Weide-flächen erhalten zu werden. Sie bieten inmitten der intensiv genutzten Landwirt-schaftsgebiete für eine Reihe von Tieren und Pflanzen letzte Zufluchtsstätten (unter den Vögeln sind es z.B. die Bodenbrüter, die sich wegen dem Verschwinden dieser Weidebereiche immer schwerer tun, geeig-nete Nistplätze zu finden). Auch wenn nur in geringem Rahmen ge-nutzt, treten die Felsregionen zumeist land-schaftlich stark in Erscheinung. Die Berg-gipfel, Steilabbrüche, Schluchtwände, Ge-steinsformationen und Geröllhalden sind vielfach weitum sichtbar und prägen das Südtiroler Landschaftsbild. Sie erscheinen zwar äußerst lebensabweisend, aber den-noch handelt es sich um interessante und zumeist völlig intakte Naturlebensräume. Dabei trifft man nicht so sehr auf einen großen Artenreichtum, dafür aber auf eine Reihe von besonderen hochspezialisierten Arten, die mit den kargen Lebensbedingun-gen in den Felsspalten und auf den Schutt-halden zurecht kommen. Die Gewässer bestimmen in vielfältiger Form das landschaftliche Erscheinungsbild und stellen eine ökologische Bereicherung für ihre Umgebung dar. Bäche, Flüsse und Gräben durchziehen unsere Wälder und die Kulturlandschaft und lockern diese mit der

Ufervegetation auf. Seen, Weiher und Tei-che schaffen ökologische Nischen und stel-len häufig landschaftliche Höhepunkte dar, die gerne als Ziele für die Erholung und Freizeitaktivitäten genutzt werden. In die-sem Sinne ist die Erhaltung der Gewässer aus landschaftsökologischer Sicht von hoher Relevanz, wobei der Wasserqualität, der natürlichen Wasserführung und der möglichst angepassten Einbettung in den jeweiligen Landschaftsraum eine besondere Bedeutung zukommt. Auch die in der Kartographie als bestockte Wiesen und Weiden eingetragenen Flä-chen fallen in die Kategorie Gebiete von landschaftlichem Interesse. In der Gemein-de Lüsen gibt es keine größeren Lärchen-wiesenareale, die gemäht werden. Weiden aber, die mit Lärchen oder auch anderen Baumarten locker bestockt sind, sind auf den Lüsner Almen sehr häufig anzutreffen. Sie bestimmen vielfach das Landschafts-bild. Die lockere Bestockung bringt nicht nur eine Bereicherung für das Landschaftsbild mit sich und gestaltet es abwechslungsreicher, sondern schützt diese Flächen auch vor Austrocknung: sie verbessert durch Wind-schutz das Mikroklima, verhindert Schnee-verwehungen, schließt wegen der tieferen Wurzeln der Bäume den Nahrungskreislauf und dämmt die Sonneneinstrahlung etwas ein. Bessere Wachstumsbedingungen sind die Folge. Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung auf den natürlichen Zuwachs zu beschränken und für die Verjüngung der Bäume muss gesorgt werden. Wo eine gewisse Verfich-tung feststellbar ist, sollte die Fichte vor den anderen Baumarten genutzt werden. Die Fichte kann nämlich die anderen Baumarten verdrängen und verursacht neben einer Ve-einheitlichung des Landschaftsbildes auch größere Beeinträchtigungen für die landwirt-schaftliche Nutzung. Als Flachwurzler be-einflusst sie auf einer größeren Fläche das Graswachstum, sie wirft schlechter verrott-bare Nadeln ab und erzeugt eine stärkere Beschattung. Auf die Stockrodung soll verzichtet werden, da das bewegte Bodenrelief ein charakteri-stisches Merkmal für diese bestockten Flä-

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chen ist und gerade die Stellen mit den Baumstümpfen für die Baumverjüngung in Frage kommen. Auch Feuchtgebiete sind in der Karto-graphie abgegrenzt. Während in den tiefen Lagen, ausgenommen das Großgenaid-moos, Feuchtgebiete völlig fehlen, trifft man in der alpinen Stufe noch auf zahlreiche und z.T. auch großflächige sowie intakte Moor-bereiche. Auf dem breiten und relativ flachen Bergrücken der Lüsner und Rodenecker Alm konnten sich an vielen Stellen Moore ausbilden. Es handelt sich großteils um Niedermoore, einige davon, die wertvollsten, können als Übergangs-moore eingestuft werden, in denen auch zahlreiche Pflanzenarten vorkommen, die typisch für Hochmoore sind. Die Moore der Lüsner Alm weisen eine ähnliche Charak-teristik auf, wie jene der Villandereralm, nur ist ihre Flächenausdehnung begrenzter.

Das vermoorte Almtal unterhalb der Astalm ist eingerahmt von locker bestockten Weideflächen. Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land-schaftsökologische Funktionen. Sie bedeu-ten Landschaftsreichtum und stellen vor allem wertvollste Lebensräume dar für eine Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben darf auch ihre Bedeutung für den Wasserhaus-halt wegen deren Funktion als Wasser-speicher. Deshalb sind alle Feuchtflächen, auch wenn sie nicht eigens als Biotop oder Naturdenkmal unter Schutz gestellt sind, erhaltenswert und dürfen nicht trocken-gelegt werden.

Die noch vorhandenen Auwaldreste sind ebenfalls im Landschaftsplan eingetragen. Dabei handelt es sich um die letzten, klei-nen Aurestflächen entlang der Lasanke (bei der Einmündung des Gfasebaches und im Bereich Glibiser Säge) sowie am Unterlauf des Plonerbaches. Bei diesen Auwaldformationen handelt es sich um besondere Naturlebensräume, die eine spezielle Pflanzengemeinschaft und auch eine äußerst vielfältige Fauna beher-bergen. Auwälder begleiteten ursprünglich in einem mehr oder weniger breiten Streifen sämtliche Wasserläufe, vor allem in deren flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die zunehmende Nutzung der Talböden von Seiten des Menschen stark zurückgedrängt. Die übrig gebliebenen Restbestände sind heute vielfach durch Verbauungsmaßnah-men an den Fließgewässern gefährdet. Durch Vertiefung des Fluss- oder Bach-bettes und Errichtung von Dämmen oder anderen Schutzbauten wird den anliegen-den Waldflächen Wasser entzogen. Die Folge sind stark veränderte Standortbedin-gungen. Die für die Entstehung der Auwäl-der, aber auch für deren Fortbestand not-wendigen Wechselbeziehungen mit dem Fließgewässer sind deshalb oftmals nicht mehr gegeben. Für die noch vorhandenen Auwaldbestände ist der Erhalt optimaler hydrologischer Verhältnisse von existenziel-ler Bedeutung. Eigens ausgewiesen werden ebenfalls die vorhandenen Kastanienhaine , von denen in Lüsen nur mehr einzelne zu finden sind und zwar bei den tiefstliegenden Gehöften des Gemeindegebietes: es handelt sich um einige einzelne Baumexemplare und bei den Höfen Prandrol und Rafreid trifft man auch auf einige kleine Kastanienhaine. Wir befinden uns an der nordöstlichen Verbrei-tungsgrenze dieser Baumart, weshalb die vorhandenen Kastanienbestände als beson-ders erhaltenswürdig zu betrachten sind. Neben der besonderen landschaftsprägen-den Wirkung stellt die Edelkastanie auch gleichzeitig ein Symbol des südländischen Klimaeinflusses und (bei alten Exemplaren) eine wichtige ökologische Nische für Höh-lenbrüter dar. Die landschaftsrelevanten Edelkastanien stehen einzeln oder in klei-

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nen Gruppen an Feldrainen, Böschungen, Flurgrenzen, steinigen Standorten sowie Waldrändern oder sie bilden auch aus-gedehnte, geschlossene Kastanienhaine. Wegen deren landschaftlichen Bedeutung dürfen Edelkastanien, nicht ohne vorherige Ermächtigung durch die Forstbehörde ent-fernt werden.

Die Lüsner Edelkastanien – wie hier beim Prandrolhof – befinden sich am äußersten Nord-ostrand des Verbreitungsgebietes dieser Baum-art. Die einst gut gepflegten Kastanienhaine befinden sich heute leider immer öfter in einem schlechten Zustand. Sie werden zu-sehends überwuchert von anderen Baum-arten, die die alten Kastanienbäume ver-schatten und für sie eine ungewohnte Kon-kurrenz darstellen. Auch eine Pilzkrankheit, der so genannte Kastanienkrebs setzt den Kastanienbäumen sehr stark zu, so dass immer mehr von diesen wunderschönen Bäumen zum Teil oder ganz absterben. In vielen Kastanienhainen wären also dringend gewisse Ausholzungsarbeiten im Unter-wuchs notwendig, abgestorbene Kastanien sollten durch Jungpflanzen ersetzt werden und bei besonders schönen Kastanienrie-

sen können auch Baumsanierungsarbeiten durchgeführt werden. Für diese Pflegemaß-nahmen sind Beiträge der Landesverwal-tung vorgesehen. Landschaftliche Bannzonen Die Ausweisung von Bannzonen hat zum Ziel, die für das Landschafts- und Sied-lungsbild der Gemeinde Lüsen besonders charakteristischen und wertvollen Bereiche bestmöglich zu erhalten. Es handelt sich dabei um die Umgebung von kulturhisto-risch wertvollen, landschaftsprägenden Bauten, um markante und/oder exponierte Geländeformen oder um größere noch weit-gehend unverbaute Grünbereiche zwischen den besiedelten Bereichen, die wichtige Blickfelder darstellen und deren intakte Typologie ein wertvolles Element der vor-handenen Landschafts- und Siedlungs-struktur ist. Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten sind die genannten markanten Grünbereiche intakt und groß-teils unverbaut geblieben, auch weil sie bereits teilweise seit 1988 als Besonders schutzwürdige Landschaft geschützt sind. Die beiden bereits bestehenden Schutz-gebiete werden im neuen, überarbeiteten Landschaftsplan mit einigen Grenzkorrek-turen als Bannzonen übernommen. Vier weitere Schutzbereiche werden neu vor-geschlagen. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Zonen: - Die ausgedehnte Wiesenterrasse zwi-

schen Lasanke und dem Hauptort , über die die Dorfzufahrt emporführt ist bereits als Schutzgebiet ausgewiesen. Diese unbesiedelte Fläche bildet eine klare Begrenzung der Ortschaft und bringt ein Gefühl von Weite in das sonst durch die vertikalen Linien der Steilhänge eng begrenzte Landschaftsbild. Außer-dem handelt es sich um besonders wert-volle Kulturgründe, weshalb sie schon aus diesem Grund nicht verbaut werden sollten.

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Die unverbauten Wiesenflächen unterhalb von Lüsen/Dorf stellen ein wichtiges Blickfeld auf den Hauptort dar.

- Ein kleineres Schutzgebiet (ebenfalls bereits ausgewiesen) umfaßt die unmit-telbare Umgebung der Pfarrkirche von Lüsen/Dorf . Diese Wiesenfläche stellt einen wertvollen Grünbereich innerhalb des Dorfes und eine interesantes Blick-feld auf die Kirche dar.

Im direkten Umfeld von Kirche und Friedhof ist bis heute eine intakte Wiesenfläche erhal-ten geblieben, die einen wichtigen Grün-bereich innerhalb des Siedlungsraumes des Lüsner Hauptortes darstellt.

- Als schützenswert erscheinen auch die Landwirtschaftsbereiche oberhalb Lüsen/Dorf , die eine interessante Geo-morphologie aufweisen: der steile und geradlinige Wiesenrücken mit seinen Hecken und Flurgehölzen, der vom obe-ren Dorfrand bis hinauf zum Wald reicht, der markante und landschaftlich beson-ders hervorstechende Bühel beim gleich-

namige Hof sowie die ausgedehnte und völlig unverbaute Wiesenflanke zwischen dem oben genannten Geländerücken und Rungg.

Oberhalb des Dorfes breitet sich dieser aus-gehnte Wiesenhang aus, der weiterhin unzer-siedelt bleiben soll.

- Zwischen dem Pekulerhof und der

Lüsner Sportzone gibt es einen unver-bauten Talbodenabschnitt, der von der etwas oberhalb verlaufenden Straße gut einsehbar ist. Dieser schön ausgeformte, flache Talboden, wie er sonst in Lüsen nicht noch einmal zu finden ist, erfüllt eine wichtige landschaftliche Gliede-rungsfunktion und muss von Verbauun-gen verschont bleiben.

Flitt befindet sich in einer der exponiertesten Lagen des Lüsnertales; der Umgebungs-bereich des Kirchleins soll mit einer Bann-zone geschützt werden.

- Weiters ist in Flitt eine Bannzone vor-

gesehen, mittels der die Wiesenflächen

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im unmittelbaren Umgebungsbereich des Kirchleins von Flitt geschützt werden sollen. Es handelt sich um äußerst expo-nierte Lagen, die von weitum einsehbar sind.

- Auch die neue Bannzone in Petschied

fungiert als Umgebungsschutz für die dortige Kirche St. Nikolaus. Die vorgela-gerte kleine Wiesenfläche bildet zusam-men mit der Kirche eines der schönsten Landschaftsbilder von Lüsen. Der Faller-bühel oberhalb der Kirche wird in die Bannzone eingegliedert.

St. Nikolaus in Petschied, ein weiteres schö-nes Landschaftsmotiv, das ebenfalls in seiner derzeitigen Form bestmöglichst erhalten wer-den soll.

Diese Flächen sollen durch die Aus-weisung als Bannzonen vor Zersiede-lungen und Verdrahtungen möglichst verschont werden. In den Bannzonen gilt ein absolutes Verbot für die Errichtung neuer oberirdischer Gebäude. Eine allge-meine Ermächtigungspflicht durch die Landesbehörde für Landschaftsschutz für die möglichen Eingriffe und Projekte ist im Gegensatz zum alten Landschafts-plan nicht mehr vorgesehen. Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive Kulturartenänderungen) in diesen Land-schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu-sätzlichen Einschränkungen und auch Me-liorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. sind nicht untersagt, womit die geltenden Geset-zesbestimmungen diesbezüglich unverän-dert bleiben.

Da es sich bei den vorgeschlagenen Schutzzonen größtenteils um wertvolle Kul-turgründe handelt, kommt dieser Schutz-maßnahme auch eine erhebliche Bedeu-tung für die Landwirtschaft zu. Tatsächlich würde eine Verbauung und Zersiedlung dieser Kulturgründe einen unersetzbaren Verlust für die Landwirtschaft darstellen. Durch die Ausweisung als Bannzone wird hier die Priorität der landwirtschaftlichen Nutzung vor anderen Nutzungsansprüchen unterstrichen. Landschaftsschutzgebiet Rienzschlucht Die Rienzschlucht erstreckt sich von der so genannten Hachl bei Brixen bis zum Mühl-bacher Stausee (auf einer Länge von ca. 12 km). Der mittlere Teil an der orographisch rechten Seite der Schlucht, fällt ins Gemein-degebiet von Lüsen. Dieser großteils völlig naturbelassene Schluchtbereicht im unmittelbaren Nah-bereich zum stark anthropisierten Brixner Talkessel und dem ebenfalls relativ intensiv bewirtschafteten Natzner Hochplateau stellt aus landschaftsökologischer Sicht einen äußerst interessanten Gegenpol dar. Die Rienzschlucht ist bis auf die abschüs-sigen Felsbereiche durchwegs bewaldet. In das Schutzgebiet wird auch die Wiesen-fläche unterhalb des Hundgruberhofes mit eingegliedert, die sich auf dem einzigen, relativ ausgeprägten Flachbereich innerhalb des Lüsner Schluchtabschnittes befindet. Für die Bewirtschaftung der Wiese sind damit aber keinerlei Einschränkungen, ver-bunden. Ansonsten ist die menschliche Präsenz in der unzugänglichen Rienzschlucht sehr gering. Die Schlucht wird lediglich an zwei Stellen (zwischen Natz und dem Niederst-hof auf der Lüsner Seite sowie zwischen Viums und Rodeneck) von Wanderwegen gequert und die etwas flacheren Waldberei-che sind durch Forstwege erschlossen. Die in der Schlucht bestehenden Wanderwege sollen zwar zukünftig als Themenwege aufgewertet werden, aber dadurch sind auch keine größeren Störungen zu erwar-ten.

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Nur wenige Wanderwege führen in die sonst großteils unzugängliche Rienzschlucht; zwi-schen Natzner und Lüsner Seite ermöglicht eine schmale Fußgängerbrücke die Überquerung der Schlucht. So stellt die Rienzschlucht in ihrer Abge-schiedenheit einen Zufluchtsort für viele Tierarten dar, für die sich heute nur mehr wenige geeignete Lebensräume anbieten. Der Uhu kommt als Brutvogel vor und sogar Gämsen können ganzjährig und nicht nur in der kalten Jahreszeit beobachtet werden. Auch der Rienzfluss hat einige Besonder-heiten aufzuweisen, obwohl es sich hier um eine Restwasserstrecke handelt. Die Äsche und die marmorierte Forelle laichen darin ab und es gibt Vermutungen, dass es in der Rienzschlucht noch Vorkommen vom Fisch-otter geben könnte. Mit der Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet soll das Gebiet vor jeglicher Bautätigkeit geschützt werden, auch vor der Errichtung von neuen Straßen und Wanderwegen, um den Fortbestand des Gebietes in seiner Wildheit und der dort lebenden, sehr scheuen und zurückgezo-genen Tierarten zu gewährleisten. Durch die Unterschutzstellung soll weiters das Gebiet vor einem großen Staudamm-bau für Hochwasserschutzzwecke, von dem

immer wieder gesprochen wird, bewahrt werden. Das große Bauwerk, realisierbar nur mit der gleichzeitigen Einrichtung eines Wasserkraftwerkes, würde einen gravieren-den baulichen Eingriff für die Schlucht und für den Rienzfluss bedeuten und diesen ein-maligen Naturraum entsprechend abwerten. Auch andere Wasserkraftwerksvorhaben an der Rienz, die in diesem Abschnitt, wie bereits oben erwähnt, eine Restwasser-strecke darstellt, können nicht befürwortet werden. Ein kleines Kraftwerk hingegen an der Beregnungsleitung, die von Lüsen durch die Schlucht bis nach Natz führt, von dem die Rienz nicht betroffen ist, bedeutet keine einschneidende Beeinträchtigung für den Schluchtbereich. Landschaftsschutzgebiet Lüsner Alm Auf dem Bergrücken zwischen dem Lüsner- und dem Pustertal breitet sich ein weit-flächiges Almgebiet aus. Der größte Teil davon fällt in die Gemeindegebiete von Lüsen und Rodeneck. Die ausgedehnten Almmatten, die oberhalb etwa 1.700 – 1.800 m die Landschaft prägen sind von enormer landschaftlicher, hydrogeologischer und ökologischer Bedeutung. Als beliebtes Wan-dergebiet im Sommer und Langlaufgebiet im Winter sind die Almen auch von großer Erholungsbedeutung. Rodelbahnen sind ebenfalls in jüngster Zeit einige dazugekom-men. Wegen der zentralen und äußerst exponierten Lage kann eine wunderschöne Aussicht genossen werden, sowohl auf die Berggipfel der nordwestlichen Dolomiten als auch auf die firnbedeckten Dreitausender des Alpenhauptkammes. Einkehrmöglich-keiten gibt es auf den Almen. Diese be-scheidenen, aber dennoch ausreichenden Einrichtungen stellen keine großen Eingriffe in der Landschaft dar bzw. sind Teil der alpinen Kulturlandschaft. Hervorragendes Kennzeichen der Lüsner und Rodenecker Alm sind die zahlreichen Moore und Moorheiden. Im gesamten Rienz-Eisack- Einzugsgebiet sind diese neben der Villanderer Alm die ausgedehn-testen, erhalten gebliebenen Moore und somit für die ganze nordöstliche Landes-

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hälfte von großer naturkundlicher und ökologischer Bedeutung. Sie beherbergen eine Vielfalt hochspezialisierter Moorpflan-zen und Kleintiere und sind außerdem ungestörte Auer- und Birkwildbiotope.

Tümpel auf der Maurerbergalm; im Hintergrund der vergletscherte Alpenhauptkamm. Für die Bewohner des Lüsner Tales haben diese Moore aufgrund ihrer hydrogeologi-schen Ausgleichsfunktion eine noch wichti-gere unmittelbare Schutz- und Sicherungs-funktion. Es ist auffällig, dass die durchwegs kurzen, sehr steilen, durch den teilweise gerodeten und besiedelten Sonnenhang abfließenden Seitenbäche der Lasanke (und die dazugehörigen Quellen) das ganze Jahr über ausreichend Wasser für Mensch, Vieh und Bewässerung liefern, andererseits trotz des steilen, oft zur Erosion neigenden Geländes relativ stabil sind und aufwendige technische Verbauungen kaum benötigt werden. Es ist dies zweifelsohne der "Verdienst“ der ausgedehnten Moore, die bekanntlich über 90 % ihres Volumens an Wasser speichern können. Auf diese Weise werden bei der Schneeschmelze und bei Starkregen Millionen von Hektolitern Was-ser auf der Alm gespeichert und in trocke-nen Zeiten langsam abgegeben. Leider sind auch hier seit einiger Zeit Ansätze zur Intensivierung der Almwirt-schaft zu erkennen, wodurch dieses lebens-wichtige hydrogeologische Gleichgewicht gestört wird. Das Regen- und Schmelzwas-ser wird so immer schneller und erodie-render zu Tal schießen, die kräuterreichen Almfluren werden von monotonen, planier-ten Wiesen verdrängt und durch die inten-

sive Dünger- und Gülleausbringung laufen die Quellen auch hier zunehmend Gefahr durch Colibakterien verseucht zu werden. Die intensive Heugewinnung führt zum Bau von (gegenüber den traditionellen Almhüt-ten und Ställen in Blockbauweise) weitaus überdimensionierten Ställen und Scheunen, die im Landschaftsbild unharmonisch auf-fallen. Der folglich erhöhte Viehbesatz führt zu weiterem Meliorierungsdruck, Gülleanfall usw. Auf der Lüsner Alm sind heute erst die Anfänge einer derartigen Entwicklung sicht-bar, man muss jedoch achten, hier nicht in einen für das hydrogeologische Gleich-gewicht, die Natur, das Landschaftsbild, die Wasserversorgung verhängnisvollen Teu-felskreis zu kommen. Von den generellen Schutzbestimmungen abgesehen sollen vier Moorgebiete von besonderer naturkundlicher und ökologi-scher Bedeutung speziell als Biotop bzw. als Naturdenkmal geschützt werden. Über die Almweiden verstreut findet man eine Reihe von Tümpeln, deren Entstehung vermutlich auf Toteiskessel während des Gletscherrückganges herrührt. Sie sind als Lebensraum für Amphibien und Wasser-insekten und -pflanzen sowie als Viehtränke von Bedeutung. Leider ist die Ufervege-tation durch Viehtritt oft total zertrampelt, das Wasser selbst durch Viehexkremente hochgradig eutrophiert, so dass Molche und Froschlarven häufig zugrunde gehen. Auch als Viehtränke erscheint dieses Wasser ungeeignet. Es sollten von Fall zu Fall geeignete Abzäunungsmaßnahmen zum Schutze dieser Kleinweiher ins Auge ge-fasst werden. Insgesamt erscheint das Landschaftsbild auf der Lüsner Alm sehr vielfältig. Die erwähnten Moorlandschaften wechseln sich ab mit ausgedehnten Weideflächen, die z.T. mit Lärchen und anderen Baumarten (auch die Weißkiefer ist trotz subalpiner Lage noch häufig vorzufinden) locker bestockt sind, sowie saftigen Almwiesen. Die offenen Almbereiche werden vielfach durch Wald-zungen und –inseln unterbrochen. Die Geländemorphologie ist äußerst vielgestal-tig und bereichert ebenfalls das Land-schaftsbild. Die sanft gewellten und vielfach flachen Almrücken werden immer wieder abgelöst von steilen Almhängen und Talein-

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schnitten und am Burgstall sowie Maurer-berg trifft man auf schroffe, felsige Bereiche. Auch die zahlreich vorhandenen Bachläufe und Wasserrinnsale sowie die bereits genannten kleinen Tümpel bereichern das Landschaftsbild. Durch die Ausweisung als Landschafts-schutzgebiet soll diese einmalige Alm- und Bergregion, die in jeglicher Hinsicht ein Rückzugsgebiet darstellt, vor größeren Ein-griffen und Belastungen verschont bleiben. Die Rodenecker Alm ist im Landschaftsplan

der Gemeinde Rodeneck bereits als Land-schaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die we-sentlich größere Lüsner Alm verdient dieses Qualitätssiegel mindestens genauso. Die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet stellt auch die Voraussetzung für eine abge-stimmte Schutzgebietsbetreuung dar. Ziel ist es dabei, durch geeignete Maßnahmen der Besucherlenkung und –information die naturkundlichen und landschaftlichen Merk-male besser hervorzuheben und das Gebiet allgemein aufzuwerten.

Die Kreuzwiesenhütte unterhalb des Burgstall ist eines der beliebtesten Ausflugziele auf der Lüsner Alm.

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Biotop Grahmoos Das bereits heute geschützte Biotop Grahmoos wird im überarbeiteten Land-schaftsplan wiederbestätigt. Es wird ge-nauer abgegrenzt und mit der Anpassung an den neuesten Stand der Landschafts-planung erfolgt auch eine Überarbeitung der Biotopbestimmungen. Das Grahmoos ist neben der Villanderer Alm das größte Einzelmoor im Eisack-Rienz-Einzugsgebiet und als solches für die ganze östliche Landeshälfte von Bedeu-tung. Die abgegrenzte Biotopfläche von ca. 30 ha umfasst verschiedene Teilbereiche: am Oberrand kleinflächige Quellmoore und ausgedehnte flache Versumpfungsmoore

mit Nieder-, Zwischen- und Hochmoorsta-dien, Torfmoosbulten, Latschenbeständen und kleinen offenen Schlenken; an den Rändern vielfach Moorheidevegetation. Nach unten hin löst sich der Moorkomplex zunehmend in Rinnen und Tälchen auf, die zwischen trockenen, mit callunareichem Zirben-Lärchen-Fichten-Wald bestockten Rücken und Extensivweiden verlaufen. Vielseitig wie die verschiedenen Kleinstand-orte ist auch die charakteristische Vegeta-tion, wie aus der Pflanzenliste des Biologi-schen Landeslabors hervorgeht. Als floristi-sche Besonderheit sei das Vorkommen der Hartmans Segge (Carex hartmanii) erwähnt, die sonst nur an wenigen Standorten in Südtirol anzutreffen ist.

Die Feuchtstandorte auf der Lüsner Alm (von denen das Grahmoos der wichtigste ist) gehören neben jenen der Villanderer Alm zu den bedeutendsten Moorgebieten Südtirols.

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Es wurden Torfschichten von 3 m Mächtig-keit festgestellt, was auf eine jahrtausende währende Moorentwicklung schließen lässt. Zahlreiche spezialisierte Kleintiere, Amphi-bien, Reptilien und die standortstypische Alpenfauna finden hier einen idealen Lebensraum. Das Grahmoos ist ein hervor-ragendes Auer- und Birkwildbiotop, außer-dem liegt hier der höchste Brutplatz des Kiebitz in Südtirol. Auf die hydrogeologische Bedeutung der Moore wurde bereits verwiesen. Das Grah-moos ist geradezu der Angelpunkt für das hydrogeologische Gleichgewicht des Gebie-tes, speist es doch nicht weniger als vier Seitenbäche der Lasanke, die alle durch besiedelte Steilhänge abfließen.

Mittels Abzäunungen kann Konflikten vorge-beugt werden, die sich möglicherweise durch die Bewirtschaftung der angrenzenden Flächen ergeben. Am Nord- und Westrand muss man leider stellenweise illegale Bonifizierungsversuche durch Rodung der Moorvegetation mittels Kreiselmähern und Düngung beobachten. Die Schäden an der an nährstoffarmen Bodenverhältnissen angepassten Moor-vegetation verursacht durch übermäßigen Viehtritt und der damit verbundenen Eutro-phierung sind seit der Ausweisung als Bio-top zurückgegangen. Zumal die nährstoff-armen Moorgräser als Viehfutter ohnedies wertlos sind, verzichteten die Grundbesitzer in den Kerngebieten der Moorvegetation freiwillig auf die Beweidung (wofür sie als finanziellen Ausgleich eine Landschafts-pflegeprämie erhalten). Die entsprechenden Flächen wurden von der Landesverwaltung

abgezäunt, um eine ungestörte Naturent-wicklung zu ermöglichen. Die trockeneren Gebiete können weiterhin beweidet werden. Gedüngt wurde innerhalb der Biotopfläche ohnehin nicht. Naturdenkmäler Die beiden bereits ausgewiesenen Natur-denkmälern, das Bachleitenmoos und das Plansolermoos (ehemals Fallermoos ge-nannt), werden im überarbeiteten Land-schaftsplan wiederbestätigt. Das knapp über 1,5 ha große, lang gezo-gene Bachleitenmoos folgt dem Verlauf eines Tälchens, dessen teilweise mäandrie-rendes Bächlein zum Fallerbach entwäs-sert. Es handelt sich um ein typisches Carex-Niedermoor; die Schnabelsegge (Carex rostrata) und die braune Segge (Carex nigra) herrschen vor. Im unteren Teil sind auch zahlreiche Sphagnumbulte mit typischen Hochmoorzeigern, wie scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) und kleinblütige Segge (Carex parviflora) vor-handen. Die Torftiefe beträgt 1,5 m. Neben dessen wichtigen naturkundlichen Merk-malen stellt dieses intakte, schön ausge-formte Moortal auch eine landschaftliche Besonderheit dar.

Neben der allgemeinen ökologischen Bedeutung sticht das Bachleitenmoos auch landschaftlich besonders hervor. Beim Plansolermoos handelt es sich um eines der größeren Moorgebiete auf der Lüsner Alm. Das knapp über 2 ha große,

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teilweise überweidete Überrieselungsmoor füllt im oberen Teil eine flache Mulde aus und verläuft dann schmäler werdend dem Graben entlang, der zum Gostnerbach ent-wässert. Es handelt sich vorwiegend um ein Carex-Niedermoor: Schnabelsegge (Carex rostrata) und braune Segge (Carex nigra) sind dominierend und auch das blaue Pfei-fengras (Molinia caerulea) ist sehr häufig anzutreffen. Im Mittelteil sind Sphagnum-bulte mit typischen Hochmoorzeigerpflan-zen vorhanden. Die gemessene Torftiefe beträgt bis zu 1,5 m.

Das Plansolermoos zusammen mit dem Purtschamoos und den dazwischenliegenden Moorflächen stellen nach dem Grahmoos den wichtigsten Feuchtgebietskomplex auf der Lüsner Alm dar. Dieses Schutzgebiet wird nun nach flächen-mäßiger Erhebung der Feuchtgebiete neu abgegrenzt. Das Purtschamoos , ein gut erhaltenes und sehr weitflächiges Niedermoor bei der gleichnamigen Alm, wird als eigenes Natur-denkmal ausgewiesen. Es handelt sich um ein weiteres Carex-Niedermoor, das aber weniger durch Viehtritt beschädigt ist, als das Plansolermoos. Die Bereiche zwischen den beiden Naturdenkmälern weisen eine ähnliche Charakteristik wie die Randberei-che des Grahmooses auf. In Rinnen und Tälchen, die zwischen trockenen, mit callu-nareichem Zirben-Lärchen-Fichten-Wald bestockten Rücken und Extensivweiden verlaufen, befinden sich zwar schmale, aber sehr intakte Niedermoore und an den Rän-dern trifft man vielfach auf eine Moorheide-

vegetation, die für solche Übergangsberei-che typisch ist. Wegen der erheblichen Flächenausdehnung, die die Feuchtberei-che insgesamt aufweisen, der vielfach sehr intakten Moorflächen und den vielen Was-serläufen, die den Bereich durchqueren, weist das Gebiet eindeutig die Merkmale eines Naturschutzgebietes auf. Die Bewei-dung ist in den Naturdenkmalflächen nicht untersagt und auch Maßnahmen für den Erhalt der Weideflächen sind gestattet. In Naturdenkmälern besteht aber die Möglich-keit für die Grundbesitzer, die freiwillig auf die Beweidung ihrer Flächen bzw. Teilen davon verzichten, einen finanziellen Aus-gleich in Form einer Landschaftspflege-prämie zu erhalten. Die Kosten für das Ab-zäunen der vom Beweidungsverzicht betrof-fenen Flächen übernimmt die Landes-verwaltung. Zwei weitere Feuchtgebiete, die wegen ihrer Ausdehnung bzw. ihrer Lage als besonders hochwertig einzustufen sind, werden eben-falls als neue Naturdenkmäler vorgeschla-gen: die Campillmöser auf der Lüsner Alm und das Großgenaidmoos im Talbereich. Die Campillmöser befinden sich unweit der Kreuzwiesenhütte. Zwischen den Bergerhe-bungen Campill und Burgstall sind zahl-reiche Feuchtstandorte anzutreffen. Wäh-rend im westlichen Bereich dieses Gebietes die vorhandenen Feuchtstandorte eher kleinflächig sind, weisen die östlichen Moor-flächen eine relativ große Fläche und Kom-paktheit auf. Dieser Kernbereich der Cam-pillmöser oberhalb der Zufahrtsstraße zur Kreuzwiesenhütte soll nun als Naturdenk-mal geschützt werden. Die Moorflächen sind durchwegs leicht geneigt. Sie werden durch Hangwasseraustritte gespeist. Auch wenn keine mächtigen Torfschichten vor-handen sind, so weisen die Feuchtflächen doch eine typische Niedermoorvegetation auf. Die Trittschäden durch die Beweidung halten sich in akzeptable Grenzen. Für die Weidetätigkeit bestehen dieselben Möglich-keiten wie in den beiden oben genannten Naturdenkmälern. Wegen deren Intakt- und Kompaktheit stellen die Campillmöser einen der wertvollsten Feuchtgebietskomplexe auf der Lüsner Alm dar.

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Die Campillmöser, ein weiterer ausgedehnter Niedermoorbereich auf der Lüsner Alm. Beim Großgenaidmoos hingegen handelt es sich um den einzigen nennenswerten Feuchtstandort im Talbereich von Lüsen. Es sind die zwei letzten Restflächen (mit einem Gesamtflächenausmaß von ca. 5.000 m²) eines ursprünglich ausgedehnten Feucht-gebietes, die sich etwas östlich von Lüsen/Dorf befinden. Die Vegetation ist in beiden Teilflächen sehr ähnlich. Im Unterwuchs finden sich vor allem Großseggen, Binsen und Himbeer-sträucher und als Gehölzpflanzen sind Weiden, Erlen, Pappeln, Birken sowie eini-ge Nadelbäume (Fichten, Lärchen) einge-streut. Für Amphibien und andere ans Was-ser gebundene Tierarten, die sonst im gesamten Lüsner Talbereich kaum weitere geeignete Lebensräume und Laichmöglich-keiten finden, sind die vorhandenen Tümpel und Wassergräben von besonderer Bedeu-tung. Durch abgestimmte Renaturierungs-maßnahmen (eventuelle Aufweitung der

Wasserlebensräume) könnte dieser Natur-bereich weiter aufgewertet werden.

Das Großgenaidmoos ist der letzte nennens-werte Feuchtstandort im Talbereich von Lüsen; die vorhandenen Tümpel sind wichtige Laich-plätze für Amphibien.

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Die Glittnerseen befinden sich zum größ-ten Teil in der Gemeinde Enneberg, in deren Landschaftsplan sie bereits als Naturdenkmal eingetragen sind. Sie sind schön eingebettet in den Almmatten am Bergkamm zwischen Lüsner- und Gadertal und bilden ein landschaftliches Juwel, das von zahlreichen Bergwanderern aufgesucht wird. Jener Teil dieser kleinen Seen, der sich im Gemeindegebiet von Lüsen befin-det, soll nun auch ins Naturdenkmal einge-gliedert werden. Landschaftliche Struktur-elemente Alle Pflasterwege (und Überreste, auch wenn sie nicht in der Kartographie ein-getragen sind), Trockenmauern , aber auch Lesesteinwälle , Feldhecken und Flur-gehölze sind geschützt wegen ihrer ästhe-tischen Bereicherung für die Kulturland-schaft und dem Angebot an Kleinlebens-räumen für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Den Bachläufen sowie Entwässerungs-gräben kommt als aquatische Lebens-räume aus Naturschutzsicht eine besondere Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Natur-korridore dar. Vor allem in den stärker anthropisierten Gebieten ist deren ökolo-gische Funktion aber vielfach erheblich beeinträchtigt (durch Verbauung, Ein-engung, Begradigung, Wasserverschmut-zung und Wasserableitung) und damit auch eine Flora und Fauna, die an solche Standorte gebunden ist. Für Amphibien, aber auch für andere gefährdete Tierarten sind die Wasserläufe unersetzbare Lebens-räume. Nicht zuletzt sei an die Wasservögel gedacht, die besonders während der Nist- und Brutzeit sehr störanfällig sind. Wichtig ist auch die Präsenz einer intakten, spon-tanen Ufervegetation, die einen integrieren-den Bestandteil eines jeden Fließgewässers bildet. Aus diesen Gründen dürfen sämt-liche Bachläufe und Entwässerungsgräben - auch wenn es sich um kleine Abschnitte handelt, die in der Kartographie nicht auf-scheinen - nicht zugeschüttet oder verrohrt werden.

Zäune stellen vielerorts einen wertvollen Bestandteil der Kulturlandschaft und somit ein interessantes landschaftsgestalterisches Element dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die Umzäunungen in ortsüblicher Art und Weise errichtet werden und dass vor allem auch auf die Verwendung von Sta-cheldraht verzichtet wird. Ansonsten bedeu-ten Abzäunungen eindeutige Störfaktoren in der Landschaftswahrnehmung. Baumschutz und urbanes Grün Der Baumbestand und allgemein das Grün in den Siedlungsbereichen erfüllen wichtige Aufgaben. Der vom Mensch be-nötigte Siedlungsraum wird immer größer, weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, der Natur ihren Raum auch in diesen Flächen zu gewähren. Der Grünbestand bedeutet nämlich Lebensraum für verschie-dene Pflanzen und Tiere und somit Erhal-tung der Biodiversität. Weitere wichtige Funktionen sind Wind- und Lärmschutz sowie Staubbindung und Verringerung der Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns stellt auch unversiegelten Boden dar und trägt somit bei, den Grundwasserspiegel zu erhalten und den Oberflächenabfluss des Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild wird ebenfalls entscheidend mitgeprägt vom vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich hochstämmige Bäume besonders hervor-stechen. Insgesamt trägt das Grün in den besiedelten Bereichen wesentlich zur Lebensqualität des dort wohnenden Men-schen bei, zu dessen Grundbedürfnissen auch ein gewisser Naturkontakt zählt. Hervorgehoben werden soll bei dieser Gelegenheit die Bedeutung der Streu -obstbestände. Die alten Birn- und Apfel-bäume in den Dorfbereichen oder bei Ein-zelhöfen sind wertvolle Elemente der Kultur-landschaft und von großer landschaftlicher Relevanz. Sie stellen Zeugen einer alten Obstanbauweise dar und vielfach befinden sich unter ihnen wunderschöne Baum-exemplare, die nicht so sehr wegen ihrer Größe hervorstechen als wegen ihrem Alter, den knorrigen Stämmen und der starken Verästelung. Blüte und Fruchtbestand unterstreichen deren landschaftlichen Reiz.

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Schließlich darf auch die Obstproduktion (wobei es sich um Bioobst handelt) nicht vergessen werden, die durch einen verhält-nismäßig geringen Pflegeaufwand erzielt werden kann. Die ebenfalls landschaftsrelevanten Nuss -bäume stehen fast durchwegs bei den einzelnen Gebäuden, wo sie die Funktion als Hausbäume übernehmen. Aus den genannten Gründen soll mit dem Grün- und Baumbestand möglichst scho-nend umgegangen werden. Die Ermächti-gung für die Schlägerung von Bäumen innerhalb des verbauten Ortskerns erteilt (gemäß Landschaftsschutzgesetz L.G. 16/1970 und dazugehörender Durchfüh-rungsverordnung) der Bürgermeister und außerhalb des verbauten Ortskerns ist (ge-mäß Forstgesetz L.G. 21/1996) die Forst-behörde zuständig. Um den Baumschutz und das Grünmanagement vor allem im Siedlungsbereich noch zu verbessern, kann die Gemeinde weitreichendere Regelungen (Baumschutzsatzungen, einschlägige Be-

stimmungen für die Gemeindebauordnung) festlegen. Archäologische Schutzgebiete Die archäologischen Schutzgebiete werden gemäß den Angaben des Landesdenkmal-amtes in die Kartographie aufgenommen, welches auch für Grabungsermächtigungen zuständig ist. Die beiden bereits ausge-wiesenen Schutzgebiete am Burger- und Fallerbühel werden im überarbeiteten Land-schaftsplan übernommen und neu abge-grenzt. Es werden aber auch zwei neue archäologische Zonen – im Dorfbereich von Lüsen und in Flitt - im Plan eingetragen. Im Raum Lüsen konnten Funde aus verschie-denen Zeitperioden getätigt werden (weitere Informationen zu den archäologischen Schutzgebieten: Amt für Bodendenkmäler, ArchaeoBrowser).

Der Peitlerkofel, nordwestlichster Dolomitengipfel; ein steter Begleiter im Lüsnertal.

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4. Landschaftsentwicklung und -pflege Unterschutzstellungen reichen nicht aus Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstrument für einzelne Gebiete, für gewisse Tier- und Pflanzenarten, Natur- und Kulturobjekte usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständigen Ent-wicklung unterworfen, die gesteuert werden muss. Vor allem die Bereiche der Land-schaftspflege und -aufwertung (Behebung landschaftsökologischer Defizite, Renaturie-rungen) bedürfen zusätzlicher Instrumente. Dies betrifft sowohl die ländliche Kultur-landschaft als auch das Siedlungsgebiet. Es handelt sich dabei um Maßnahmen des aktiven Landschaftsschutzes, wofür die Initiative von Seiten der örtlichen Behörden bzw. der Landnutzer besonders gefragt ist und es wenig Sinn ergibt, wenn diese hoheitlich verordnet werden (wie dies formal bei den Schutzmaßnahmen der Fall ist). Landschaftsentwicklungskon-zept für die Gemeinde Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbildes oder landschaftlichen Entwicklungskonzep-tes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzugestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baum-schutzverordnung, ein Grünordnungsplan für den Siedlungsbereich oder ein Kultur-landschaftsprogramm tragen zu einer Ver-besserung der Natur- und Landschafts-schutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließ-lich sind die Entscheidungskompetenzen der Gemeinde ausgeweitet worden, wes-halb auch immer mehr Fachkompetenz in den Verwaltungen vor Ort gefragt ist. Die Gemeinde stellt für den Natur- und Land-schaftsschutz eine äußerst interessante Tätigkeitsebene dar: zum einen fallen in der Gemeinde für alle Projekte und Vorhaben wichtige Entscheidungen und Vorentschei-

dungen und zum zweiten bringt der enge Kontakt mit der Bevölkerung Akzeptanz-vorteile mit sich. Bürgerbeteiligung und Infor-mation Für die Umsetzung von landschaftspflege-rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili-gung von großer Bedeutung. Eine nach-haltige Landschaftsentwicklung kann nur gelingen, wenn die vorgesehenen Maß-nahmen von der Bevölkerung mitgetragen werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei der Erstellung als auch bei der Umsetzung eines Landschaftskonzeptes, am besten in Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche Land-nutzer mit einzubeziehen, um mögliche Nut-zungskonflikte auszuräumen. Auch allge-meine Information und Aufklärung ist im Natur- und Landschaftsschutz großge-schrieben, denn der Mensch achtet und schützt nur, was er kennt!

Wesentliche Berührungsbereiche zwischen Raumnutzungen und Landschaftsschutz (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) Fördermaßnahmen Ein weiteres wichtiges Instrument für die Landschaftspflege sind die Fördermaß-nahmen. Das Land Südtirol vergibt über die EU Verordnung 1698/2005 Landschafts-

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pflegeprämien für eine ökokompatible Landwirtschaft . So gibt es Prämien für die Bearbeitung und Pflege von artenreichen Bergwiesen, Magerrasen, Lärchenwiesen, Kastanienhainen, für Hecken sowie für Beweidungsverzichte in Mooren und Auwäl-dern, sofern sie als Biotop oder Naturdenk-mal ausgewiesen sind. Die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde, kann darauf einwirken, dass diese Förde-rungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal-tung und Pflege von Landschafts-elementen , wie Schindel- und Strohdächer, traditionelle Zäune, Trockenmauern sowie weitere Zeugnisse bäuerlicher Architektur und traditionelle Bewirtschaftungsformen und andere Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfernung von Drahtzäunen, unter-irdische Verlegung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renatu-rierung verbauter Gewässer usw.) sowie umweltdidaktische Projekte vorgesehen. Landschaftsleitbild Südtirol Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richtlinien und Umsetzungsstrategien für die lang-fristige Sicherung der Südtiroler Landschaft als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. Dieses Ziel kann aber von der Landschafts-schutzbehörde allein nicht erreicht werden. Es muss gelingen alle Landnutzer (Land-wirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirt-schaft, Tourismus, Freizeit und Erholung, Raumplanung) in diese Aufgabe einzu-binden. Die Berührungsbereiche mit den verschiedenen Landnutzern, mögliche Kon-fliktpotenziale als auch gemeinsame Inte-ressen erfahren eine ausführliche Analyse. Weiters werden im Landschaftsleitbild Südtirol die Instrumente und Strategien des Natur- und Landschaftsschutzes dargestellt. Der Fachplan liefert auch eine Gliederung der Landschaft Südtirols in verschiedene Landschaftseinheiten, wobei für jede die naturschutzfachliche Bedeutung, die jewei-ligen Probleme und Konflikte, Nutzungs-

ziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele und die für die Erreichung dieser Ziele notwendigen Maßnahmen beschrieben werden. Für die tägliche Natur- und Landschaftsschutzarbeit in den Gemeinden kann deshalb gerade dieser Teil des Fachplanes eine interes-sante Hilfestellung darstellen.

Das Gemeindegebiet von Lüsen ist gemäß Landschaftsleitbild Südtirol vier Land-schaftseinheiten zuzuordnen. Im Folgenden werden diese vier Einheiten mit den vom Fachplan vorgesehenen und auf einen akti-ven Landschaftsschutz ausgerichteten Steuerungsmaßnahmen aufgelistet: a) Landschaftseinheit – Siedlungs-

räume Maßnahmen:

• Vermeiden von Zersiedelung; • Fachgerechte bauliche Ausführung (Einbin-

dung in Landschaft und Baubestand, Mate-rialaufbau, Regenwassernutzung, Vermei-dung von Bodenversiegelung, Versickerung von Niederschlagswasser usw.);

• Erhalten und Schaffen von Grünräumen (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünungen) und naturnahe Grünpflege;

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• Erhalten ökologischer Elemente im Sied-lungsraum und ökologisches Vernetzen mit dem Umland durch Hecken, Alleen usw.;

• Ökologische Durchführungs- und Wieder-gewinnungspläne;

• Erstellen von Grünordnungsplänen; • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; • Einrichten attraktiver Naherholungszonen.

b) Landschaftseinheit – Bergland-

wirtschaftszonen Maßnahmen:

• Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen und abgestufte Anpassung der Viehdichten;

• Reduzieren der Intensitätsstufen mittels Anreizen durch Landschaftspflegeprämien;

• Förderungen für die Erhaltung und Pflege von Landschaftselementen (Hecken, Trocken-mauern, Lesesteinhaufen, Zäunen usw.);

• Streichung der Förderungen für Gelände-korrekturen, Beseitigung landschaftsrelevan-ter Strukturelemente, Entwässerung von Feuchtstandorten, Bewässerung von Tro-ckenstandorten);

• Überprüfung der Förderungen für Wegebau; • Standortbezogene Regelung der Waldweide; • Gewässerschutz (ökologische Gerinne-

behandlung, Revitalisierung, Gülleverord-nung, Wasserschutzgebiete usw.);

• Landschaftsgerechte Kapazitätenfestlegung für touristische Einrichtungen;

• Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen.

c) Landschaftseinheit – Waldstufen Maßnahmen:

• Erhaltung der Waldgesellschaften als ge-nerelles Ziel und Ausweisung von Schutz-gebieten für repräsentative Waldbestände;

• Ausgliederung von sensiblen Zonen für den Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greifvögel);

• Naturnahe Waldbehandlung; • Festsetzen von Pflegemaßnahmen für Wald-

ränder (Förderungen); • Beibehaltung traditioneller Mehrfachnutzun-

gen des Waldes (z.B. Waldweide); • Anstreben einer differenzierten Wegenetz-

dichte gemäß Bedarf, mit landschafts-schonender Bauweise;

• Festlegung und Erfüllung von Schalenwild-abschussplänen und Auflassen der Scha-lenwildfütterung;

• Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten und des Einsatzes von Schneekanonen.

d) Landschaftseinheit – Alpine Be-

reiche und Hochlagen Maßnahmen:

• Aufrechterhaltung der traditionellen Almwirt-schaft mit abgestuften Nutzungsintensitäten (Anpassung der Viehdichten);

• Nutzungssteuerung durch agrarisches För-derungswesen mit stärkerer ökologischer Orientierung;

• Streichung der Fördersätze für Gelände-korrekturen und Entwässerung;

• Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen;

• Erhaltung bzw. Regeneration der ausgedehn-ten Moorgebiete, Schutz aller Torfvorkommen und deren torfbildender Pflanzengesell-schaften;

• Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten und des Einsatzes von Schneekanonen;

• Nutzung des öffentlichen Wassergutes bzw. Regulierung der Gewässer nach ökologi-schen Kriterien (z.B. ingenieurbiologische Sicherungsmaßnahmen);

• Gezielte Besucherlenkungskonzepte (Anlage von Knüppelpfaden durch Moore, Abzäunung kritischer Bereiche, Festlegen von Reitrouten, Ausweisung von Wildruhezonen).

Aktualisiert: Jan-11