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Titelei Welttagsedition 2 - bücher.de · Patricia Schröder, 1960 geboren, wuchs in Düsseldorf auf. Sie studierte Textil-design und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Als ihre

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Mädchengeschichten

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DIE AUTORINNEN

Dr. Christiane Gohl wurde 1958 in Bochumgeboren. Die promovierte Pädagogin arbei-tet als freie Fachjournalistin und Werbe-texterin. Seit ihrem zehnten Lebensjahrbeschäftigt sie sich mit Pferden und reitetin verschiedenen Disziplinen. Pferdefreund-liches Reiten und artgerechte Haltung sindihr dabei besonders wichtig. Mit ihrenSachbüchern und Romanen avancierte siein kurzer Zeit zu einer Bestseller-Autorinder Pferdebuchszene. Sie lebt in Spanien.

Patricia Schröder, 1960 geboren, wuchs in Düsseldorf auf. Sie studierte Textil-design und arbeitete einige Jahre in diesemBeruf. Als ihre Kinder zur Welt kamen,zog sie sich in den Norden auf eine kleineWarft zurück. Anfangs vermisste sie denTrubel der Stadt, und so fing sie an, sichGeschichten auszudenken. Mittlerweilegehört sie zu den bekanntesten Kinder-und Jugendbuchautorinnen in Deutschlandund hat schon zahlreiche Romane ver-öffentlicht. Ihre Adresse im Internet:www.patricia-schroeder.de

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Christiane Gohl/Patricia Schröder

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OMNIBUS ist der Taschenbuchverlag für Kinderin der Verlagsgruppe Random House

Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100

Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte PapierMünchen Super liefert Mochenwangen.

Einmalige Sonderausgabezum Welttag des Buches 2008Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2004 cbj, MünchenOriginaltitel: »Ein Pony für Marie«Lektorat: Anna TaubeIllustrationen: Milada Krautmann© 2005 cbj, MünchenOriginaltitel: »Freundinnen für immer und ewig«Lektorat: Maren JessenIllustrationen: Dorothea TustAlle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durchOMNIBUS, MünchenUmschlagillustration: Iris HardtUmschlaggestaltung: Basic-Book-Design,Karl Müller-Bussdorfhe · Herstellung: CZSatz: Uhl+Massopust, AalenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN 978-3-570-27081-3Printed in Germany

www.omnibus-verlag.de

SGS-COC-1940

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Christiane Gohl

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Inhalt

Auf der Kirmes . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Ein ›pferdiger‹ Geburtstag . . . . . . . . 23Das Pony im Hühnerstall . . . . . . . . . 33Wohin mit Barbie? . . . . . . . . . . . . . . 48Kein Platz für kleine Pferde . . . . . . . 57Pony unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . 73Einkauf für Barbie . . . . . . . . . . . . . . . 86Ausflug mit Barbie . . . . . . . . . . . . . . 97Freund gesucht! . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Ein neues Heim für Barbie . . . . . . . . 118

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Auf der Kirmes

Auf jeden Fall möchte ich das Pferd für Barbie.Und den Stall dazu. Und das Auto und den

Anhänger…« Marie zählte ihre Geburtstagswün-sche auf, wobei sie ihre Finger zur Hilfe nahm.»Oder ist das zu viel?«, fragte sie schließlich zwei-felnd.

In der letzten Zeit sprachen ihre Eltern fast täg-lich davon, dass sie sparen müssten. Das neue Hauskostete eine Menge Geld. Womöglich blieb da garnichts mehr übrig für Maries Geburtstag?

»Warum schreibst du nicht einfach einen Wunsch-zettel?«, schlug Mama vor. Sie stand auf der Lei-ter und brachte lustige bunte Vorhänge vor demFenster in Maries neuem Zimmer an. Marie und ihrBruder Ben, der im Nebenzimmer wohnte, konnten

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von hier aus in den Garten gucken. Ben schwärmtejetzt schon davon, wie er eines Tages von einemBaum aus in sein Zimmer klettern würde. Mariefragte sich allerdings, welcher Baum so schnell wach-sen sollte. Bisher war der Garten noch eine ziemlichkahle Fläche. Nur ganz gelegentlich zeigte sich einGrashalm. Zwar hatte Papa schon ein paar Obst-bäume gepflanzt. Aber die bestanden nur aus dün-nen Stämmchen mit ein paar vereinzelten Blättern.An Klettern war da nicht zu denken. Außerdemstand keiner davon unter Bens Zimmerfenster.

Mama stieg jetzt von der Leiter und betrachteteihr Werk von unten. Es schien ihr zu gefallen, sielächelte zufrieden.

»Opa ist ja schließlich auch noch da«, kam siedann auf Maries Geburtstagswünsche zurück. »Derwird sicher einsehen, dass dein Pferdchen einenStall braucht. Aber ob Barbie gleich damit verrei-sen muss? Vielleicht gewöhnt das Pferd sich bessererst ein und den Pferdeanhänger bekommt es dannzu Weihnachten?«

Marie nickte. »Aber aufschreiben kann ich esdoch?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.

»Aufschreiben würde ich es auf jeden Fall«, meinteMama wichtig.

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Also verbrachte Marie den ganzen Nachmittag da-mit, ein großes Blatt ihres Zeichenblocks mit Bildernund Buchstaben zu bemalen. Zuletzt zeichnete siealles noch einmal auf ein kleineres Blatt, speziell fürOpa. Der war nämlich manchmal ein bisschen ver-gesslich. Es war besser, man gab ihm den Wunschzet-tel zum Behalten in die Hand, und nicht nur zum Le-sen.

Marie war ganz überrascht, als sie auf einmal Pa-pas Auto hörte. War es wirklich schon so spät? Abertatsächlich, unten ging die Haustür auf, und jetztrief Mama auch nach Marie. In Windeseile packtesie die Malsachen zusammen und zog ihr buntesLieblings-T-Shirt über. Den kleinen Wunschzettelsteckte sie sorgfältig in einen Briefumschlag. Fami-lie Meiners plante heute Abend einen Besuch aufder Kirmes und dabei würden sie Opa treffen. Ma-rie konnte den Zettel dann gleich übergeben.

So schnell sie konnte, sauste Marie die Treppe he-runter. Mama, Papa und Ben warteten schon imWohnzimmer. Der große Raum wirkte noch etwaskahl; die neuen Möbel sollten erst in den nächstenTagen geliefert werden. Bis jetzt ähnelte das Wohn-zimmer deshalb eher einer Turnhalle als einemWohnraum. Marie und Ben könnten darin Fangen

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oder Fußball spielen, aber dann bekämen sie Ärgermit Mama. Das große Wohnzimmerfenster ließ ei-nen ungehinderten Blick auf die Terrasse und denGarten zu. Nicht auszudenken, wenn ein Ball hin-durch flöge!

»Na, habt ihr euer ganzes Taschengeld dabei, umes sinnlos zu verjuxen?«, fragte Papa in strengemTon, aber er lächelte dabei.

Marie und Ben schüttelten die Köpfe. Das schaff-ten sie fast im Takt und Marie wirbelten dabei wirredunkelbraune Locken ums Gesicht. Ben hatte ge-nauso krauses Haar, aber seins war kurz geschnit-ten.

»Wir brauchen doch kein Geld, wenn wir Opadabei haben«, erklärte Ben überzeugt. »Mit Opamussten wir noch nie bezahlen, der kriegt alles um-sonst auf der Kirmes.«

Tatsächlich hatte Maries und Bens Opa vieleFreunde auf dem Jahrmarkt. Opa ging nämlich kei-nem so langweiligen Beruf nach wie Papa in derDruckerei oder Mama im Büro. Er verdiente seinGeld auf der Kirmes, mit einem Stand voller Sü-ßigkeiten! Im Grunde war es ein Bonbonladen aufRädern, mit dem Opa von einem Jahrmarkt zum an-deren zog. Da klappte er ihn dann auf und man

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konnte unter Hunderten Sorten von Bonbons, La-kritz und Weingummis wählen. Außerdem gab esnatürlich Lebkuchenherzen, aber am meistenmochte Marie eine seltsame, kesselartige Maschine.Sie rumpelte geheimnisvoll, wenn man sie anstellte,und wenn Opa ein Stäbchen hineinhielt, umgab essich auf magische Weise mit Zuckerwatte. Benmochte kandierte Äpfel lieber und durfte seinenApfel auch schon mal selbst in die entsprechendeWundermaschine halten.

Wenn Marie und Ben ihren Opa auf dem Jahr-markt besuchten, überließ er seinen Stand großzü-gig für eine Stunde Mama und Papa und ging mitden Kindern über die Kirmes. Dabei besuchten sieall seine Kumpels und Marie und Ben durften nach

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Herzenslust und kostenlos Karussell fahren, Ponyreiten und Ringe werfen.

»Diesmal fahre ich Mond-Express, ganz be-stimmt!«, erklärte Ben, als die Familie ins Autostieg. Der Mond-Express war die Sensation auf demJahrmarkt. Das Karussell schleuderte die Gondelnso schnell herum, dass die Fahrgäste dabei auf demKopf standen.

»Darfst du doch gar nicht. Du bist erst zehn, undMond-Express ist ab zwölf!«, hielt Marie ihm vor.

»Wenn ein Erwachsener mitfährt, ist es ab zehn!«Ben blickte hoffnungsvoll von Mama zu Papa.

»Also ich fahre da garantiert nicht mit!«, ver-sicherte ihm Mama. »Sonst kriegt das Baby nochSchluckauf.« Zärtlich tätschelte Mama ihren dickenBauch, in dem eine kleine Schwester oder ein Brü-derchen für Marie und Ben heranwuchs.

»Und ich auch nicht! Zum Astronauten bin ichnicht geeignet!«, sagte Papa lachend.

»Ich doch!«, erklärte dagegen Ben. »Mir wird nieschlecht – höchstens mal im Bus…«

Mama lachte. »Na, warten wir’s ab. Schaut, mansieht schon das Riesenrad. Wir sollten gleich hiereinen Parkplatz suchen, da hinten ist bestimmt allesvoll.«

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Papa parkte auf einer etwas schlammigen Wiese.Von hier aus gab es einen Fuß- und Fahrradweg indie Fußgängerzone.

»Wenn ich jetzt schon ein Fahrrad hätte, wäre ichschneller da«, bemerkte Marie. Ein Fahrrad wareigentlich ihr größter Wunsch und stand noch vordem Barbie-Pferd auf dem Zettel.

»Wenn du größer bist!«, vertröstete sie Papa.Marie seufzte. Sie wusste nie, ob er das von Zenti-

metern oder von Jahren abhängig machte. Wahr-scheinlich von Zentimetern, sie war immer nochziemlich klein. Dabei wurde sie nächste Wocheschon neun.

Aber dann vergaß Marie die Sache mit dem Fahr-rad, denn nun erreichten sie die ersten Buden desJahrmarkts. Da war sogar ein Autoscooter. Undhier…

»Guck mal, Mama, Ponys!« Mit leuchtendenAugen sah Marie auf die bunt bemalte, runde Reit-bahn, in der fünfzehn Ponys um die Runde trotte-ten. Die meisten hielten dabei den Kopf gesenkt undguckten nicht rechts und links. Nur ein kleinerSchimmel wirkte aufgeregt und wieherte immerwieder laut auf. »Darf ich reiten?«

»Jetzt suchen wir erst mal Opa«, meinte Mama

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entschlossen. »Er sagte, er stünde irgendwo auf demMarktplatz, ganz in der Nähe vom Mond-Express.«

Der Mond-Express war nicht zu übersehen undüberhören konnte man ihn eigentlich auch nicht.Die Fahrgäste schrien wie am Spieß, wenn sich die Gondeln überschlugen. Marie war sich nichtsicher, ob das alles nur Freudenschreie waren. Siewar jedenfalls ganz froh, dass sie hier nicht ein-steigen musste. Auch Ben guckte längst nicht mehrso selbstsicher. Aber dann entdeckten beide OpasStand gegenüber. Sie rannten los und fielen ihm umden Hals. Opa stand in einem Türchen an der Seitedes Wagens und roch herrlich nach gebranntenMandeln und Anis-Lebkuchen.Außer Mama war erder Mensch, den Marie mit Abstand am liebstenumarmte.

»Machen wir Zuckerwatte?«, fragte sie eifrig, alssie ihn endlich losließ.

»Wo sind die Äpfel?«, erkundigte sich Ben undnahm schon mal ein Holzstäbchen. »Kann ich mei-nen wieder selbst kandieren?«

Opa schüttete zuerst etwas Zucker in MariesLieblingsmaschine und ließ sie die Farbe für ihreZuckerwatte aussuchen. Marie entschied sich fürPink und sah atemlos zu, wie Opa die Maschine in

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Gang setzte. Mit eleganten Bewegungen schwenkteer das Stäbchen wie ein Dirigent seinen Taktstockund zauberte dann eine Wolke rosa Watte hervor,die er Marie feierlich überreichte. Während Marieetwas davon um ihre Zunge wickelte und danngenoss, wie es sich im Mund wieder in kribbelndeSüße verwandelte, reichte Opa Ben einen Apfel.Er hielt ihn begeistert in die rote Zuckerlösung.Außerdem hängte Opa beiden Kindern Lebkuchen-herzen um.Auf Maries stand »Süße!« und auf Bens»Mein Glückstern«.

»Heute Abend müsst ihr zweimal Zähne putzen!«,warnte Mama, aber dann ließ sie sich selbst mit einergroßen Tüte gebrannter Mandeln verwöhnen. Papastibitzte etwas Weingummi. Opa klopfte ihm mitgespielter Strenge auf die Finger. »Nicht den Standleer essen, sondern Süßigkeiten verkaufen!«, wies er Papa an, knotete seine braune, ein bisschen zu-ckerverklebte Schürze ab und legte sie ihm um. »Ichzähle nach, wenn ich wieder komme! Aber jetztziehe ich erst mal mit meinen zwei Freunden los undmache die Kirmes unsicher. Fertig, Marie? Ben?«

Ben stopfte schnell den Rest des Apfels in sich hi-nein, dann folgte er Opa und Marie durch das Sei-tentürchen ins Kirmesgewimmel.

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»Ben will Mond-Express fahren!«, verriet Mariemit einem Seitenblick auf ihren Bruder. Der schauteunfreundlich zurück.

»So?«, meinte Opa. »Aber ich fahre da nichtmit!«

»Dann geht’s wohl nicht, ich bin ja erst zehn«, be-merkte Ben, und Marie fand, dass er ziemlich er-leichtert klang.

»Ach, da können wir bestimmt was drehen! Wirsagen dem Rudi einfach, du bist zwölf und nur einbisschen klein für dein Alter«, meinte Opa unbe-kümmert und winkte dem Karussellbesitzer schonmal von weitem zu.

»Aber das… das wäre doch ziemlich unehrlich,nicht?«, sagte Ben zaghaft. »Ich meine, wir solltennicht lügen oder so…«

Marie kicherte. Gewöhnlich nahm Ben es mit derWahrheit nicht ganz so genau.

»Stimmt«, nickte Opa ernst. »Eigentlich solltenwir nicht lügen. Aber vielleicht fährt ja einer vonRudis Arbeitern mit dir hoch. Wenn jemand dabei ist, geht es ab zehn.«

Ben wirkte inzwischen ziemlich grün um dieNase. »Ich glaube, ich fahre vielleicht doch Auto-scooter«, meinte er dann.

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Opa sah ihn ernst an, aber seine Augen schienenzu lächeln. »Wie du willst. Weißt du, bevor jemandAstronaut wird, lernt er sowieso immer erst Autofahren.«

Ben biss erleichtert in sein Lebkuchenherz, wäh-rend sie zum Autoscooter hinüberschlenderten. Erfutterte sein Herz immer gleich auf, während Marieihres oft wochenlang aufhob.

Unterwegs kamen sie an einem bunten Märchen-landkarussell vorbei. Opa plauderte ein bisschenmit dem Besitzer und dann durfte Marie auf einemrosaroten, springenden Karussellpferd Platz neh-men. Ben fand das Karussell zuerst »für Babys«,aber dann thronte er doch auf einem himmelblauenElefanten, als die Fahrt losging.

Danach wollte Ben Ringe werfen. Noch lieberwollte er an die Schießbude, aber das Schießen warnun wirklich erst ab zwölf. Auch Marie warf einpaar Ringe, traf allerdings nicht. Ben genausowenig. Dafür schoss Opa für Marie einen winzigenTeddybär und für Ben eine Baseball-Kappe.

Schließlich erreichten sie den Autoscooter unddas Ponykarussell. Ben stürzte sich gleich auf dieAutos, aber Marie machte sich nichts aus der Rem-pelei mit den kleinen Wagen. Sie blieb lieber bei den

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Ponys stehen, während Ben und Opa ihre Rundendrehten. Der kleine Schimmel wieherte immernoch.

»Warum weinst du denn?«, fragte Marie, als dasPony neben ihr stehen blieb. »Hast du Hunger?Komm, wir machen mein Herz auf, dann kannst dumal abbeißen.« Marie fummelte die Plastikfolie vonihrem Lebkuchenherz. Tatsächlich interessierte dasPferdchen sich sehr für den Kuchen. Es biss fast dieHälfte ab.

»Sei nicht so gierig!«, mahnte Marie, aber dasPony kaute schon mit vollen Backen. Doch dannwieherte es wieder mit offenem Mäulchen und einStück halbzerkauter Lebkuchen fiel ihm dabei aufden Boden.

»Nicht füttern, Mädchen!« Der Junge, der dieKinder auf die Ponys setzte, wies auf ein Schild inder Mitte der Reitbahn. »Stell dir mal vor, jederwürde hier Süßes an die Ponys verfüttern. Diekämen ja aus dem Zähneputzen gar nicht mehrraus.«

Marie musste lachen. Sie wollte gerne fragen,warum das Pony wohl so schrie und so traurigguckte, aber der Junge trieb die Pferde schon wiederzur nächsten Runde an.

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Inzwischen waren auch Opa und Ben wieder da.Opa besorgte Reit-Tickets für Marie. Der Karus-sellbesitzer war großzügig und gab ihm eine ganzeHandvoll. Marie durfte insgesamt bestimmt eineViertelstunde reiten und probierte dabei drei Ponysaus. Nur das Schimmelpony ließ sie lieber in Ruhe.Marie wollte kein trauriges Pferd reiten, Pferde soll-ten immer glücklich sein.

Auf dem Rückweg gab sie Opa ihren Wunschzet-tel und erzählte ihm vom Barbie-Pferdchen.

»Am liebsten hätte ich ein richtiges Pferd!«, sagtesie sehnsuchtsvoll.

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