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Todesstrafe Patrick Gerdsmeier Ulrike Haußer

Todesstrafe - bïnärraum. WebApps und Mobile Apps · Inhalt 1. Geschichte und Entwicklung 2. Tötungshemmung 3. Sinn und Zweck 4. Formen der Todesstrafe 4.1 Friedlosigkeit 4.2 Tötung

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Todesstrafe Patrick Gerdsmeier Ulrike Haußer

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Inhalt 1. Geschichte und Entwicklung 2. Tötungshemmung 3. Sinn und Zweck 4. Formen der Todesstrafe 4.1 Friedlosigkeit 4.2 Tötung durch Tiere: 4.3 Steinigung und Felssturz 4.4 Kreuzigung 4.5 Lebendig begraben 4.6 Bei Lebendigen Leib gekocht 4.7 Feuertod 4.8 Zu Tode gepresst 4.9 Ertränken 4.10 Rädern 4.11 Vierteilen 4.12 Der Mazzatello 4.13 Die Garotte 4.14 Das Fallbeil 4.15 Erhängen 5. Neue Formen der Todesstrafe 5.1 Erschießen 5.2 Elektrischer Stuhl 5.3 Gaskammer 5.4 Tödliche Injektion 6. Weltweite Verbreitung der Todesstrafe 6.1 Abschaffungsgeschichte 6.2 Delikte 7. Todesstrafe Pro/Contra

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Die Todesstrafe Die Todesstrafe ist die im Strafrecht zahlreicher Länder verankerte schwerste Kriminalstrafe, die in der Hinrichtung des Verurteilten besteht. Sie wird bei schweren Verbrechen - vor allem auch im militärischen oder politischen Bereich - verhängt. Geschichte und Entwicklung "Todesstrafe ist die älteste aller Strafen innerhalb der Menschlichen Gesellschaft." (Todesstrafe Leder, Karl Bruno Meyster Verlag Ausgabe 1980, S. 13) Die Todesstrafe hat eine lange Geschichte. Es begann in frühgeschichtlicher Zeit mit Menschenopfern, um die Götter zu besänftigen, um eine reiche Ernte und Schutz gegen Krankheiten von ihnen zu erbitten. Schon unter den primitiven Völkern wurde zum Tode verurteilt. Damals gab es noch keine niedergeschriebenen Gesetze. Bei den Babyloniern gab es die ersten geschriebenen Gesetze, welche die Todesstrafe regelten - der sogenannte Hammurabi-Code. Diese Gesetzgebung sah die Todesstrafe für Diebstahl, Mord und Fehler bei der Arbeit vor. Schon damals wurden Verbrechen gegen reiche, angesehene Menschen härter bestraft als Verbrechen gegen arme Menschen. Im alten Griechenland war die Todesstrafe ebenfalls in Gebrauch. Hier war es Sitte, daß die Familie des Opfers die Initiative ergreifen mußte, sollte der Täter hingerichtet werden.

Die Phönizier, ein See- und Handelsvolk aus Syrien entwickelte die Kreuzigung, die dort um 1000 v. Chr. ihre Blütezeit erlebte. Rom galt damals in der alten Welt als Hauptstadt von Kultur, Philosophie und Künsten, aber gerade römische Kaiser waren bekannt für strafrechtliche Ausschweifungen in ihrem Machtrausch. Im Europa des Mittelalters kamen große Machtkonflikte durch die vielen Machthaber auf, die das Feudalsystem hervorbrachte. So hatten auch viele die Macht, über Bestrafungen zu verfügen, selbst wenn es um Verbrechen wie Mord ging. Hingerichtet wurde damals durch Köpfen, Hängen, Ertränken und Folterung bis zum Tode. Als älteste Strafart war die Todesstrafe sowohl im germanischen wie auch im römischen Recht fest verankert. Ihr sakral-kultischer Charakter ging allerdings in fränkischer Zeit verloren. Von nun an war sie ausschließlich säkularisiertes Bestrafungs-mittel. Im 12. und 13. Jahrhundert wurde sie als Sanktionsmaßnahme auf viele Verbrechensarten ausgedehnt. Dabei ging den diversen Arten ihrer - öffentlichen - Vollstreckung (Rädern, Enthaupten, Verbrennen, Ertränken, Vierteilen, Pfählen, Erdrosseln) oftmals Folter (Verstümmelung, Schleifen zum Richtplatz etc.) voraus. Im Spätmittelalter konnten selbst Kinder und Geisteskranke hingerichtet werden. Lange Zeit wurden in Europa Menschen aufgrund der von ihnen vertretenen Meinung hingerichtet. Die Fusion von politischer und religiöser Macht war während mehrerer Jahrhundert

Grund dafür, daß Menschen zum Tode verurteilt wurden die sich kritisch gegenüber der Kirche äußerten, das traf auch und besonders Wissenschaftler. Die Zeit der Inquisition ist hier besonders hervorzuhe-ben. In Frankreich wurde je nach sozialer Klasse verschieden hingerichtet. Der einfache Bürger wurde gehängt, die Guillotine war den Reichen vorbehalten. Hinzu kam eine Unterscheidung nach der Schwere und Art der Tat. Das Rad kam bei schwersten Verbrechen zum Einsatz, Verbrennen bei religiösen "Verbrechen" und Vierteilung bei Verbrechen gegen den Staat. Während der Französischen Revolution wurde die Guillotine als einzige Hinrichtungsmethode für alle beibehalten. Bis ins 19. Jahrhundert bildete die "Constitutio Criminalis Caroli" Grundlage des Strafrechts in Mitteleuropa. Es war die Gerichtsverordnung von Kaiser Karl V. und des Heiligen Römischen Reiches. So bestand sie genauso aus germanischen Traditionen wie auch aus Bestandteilen des bereits wissenschaftlicheren italienischen Strafrechts. Die Todesstrafe in der "Carolina" war der Höhepunkt einer Reihe von Verstüm-melungsstrafen. Für unterschiedliche Ver-brechen wurde unterschiedlich hingerichtet. So wurden Brandstifter, Zauberer, Hexen, Sodomiter und Kirchenräuber verbrannt, Verräter gevierteilt, Mörder gerädert, Kindsmörderinnen lebendig begraben und gepfählt oder ertränkt; Einbrecher erhängt, Totschläger, Räuber, Aufrührer und Abtreiber enthauptet.

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1838 wurde mit einem neunjährigen Brandstifter in England das letzte Kind hingerichtet. Zu dieser Zeit stand in England noch auf 200 Tatbestände die Todesstrafe. Uruguay hatte sie damals bereits abgeschafft. Selbst dem Abgeordneten Sir Robert Peel fiel 1830 auf, daß die Todesstrafe in England häufiger zur Anwendung kam als in jedem anderen Land der Welt. Allein in London gab es jährlich über 100 öffentliche Hinrichtungen. Bis zum Ende des 18. Jahrhundert nahm die Todesstrafe einen breiten Raum im Justiz-system ein, erst dann wuchs allmählich Widerstand. Die am meisten bekannte Arbeit über die Ungerechtigkeit der Todesstrafe kam damals vom italienischen Juristen Cesare Beccaria. In seinem 1764 erschienenen Werk "Die Delitti E Delle Pene" (Über Verbrechen und Strafen) schrieb er über die Ineffektivität der Todesstrafe, wenn es um die Vermeidung von Verbrechen geht und über mögliche Justizirrtümer und kam schließlich zu der Überzeugung, die Todesstrafe müsse abgeschafft werden. Beccaria's Arbeit wurde über die Grenzen Italiens bekannt und beeinflußte die Reformation der Justizsystems. Die Schrift regte auch Philosophen wie Voltaire oder Jeremy Bentham dazu an, sich gegen Folter, Prügel- und Todesstrafe auszu-sprechen. Das 19. Jahrhundert brachte dann auch in vielen Ländern die Abschaffung der Todes-strafe, die durch lebenslange Freiheitsstrafe ersetzt wurde.

Die Scheu zu töten und Tötungshemmung Die größte Barriere der Todesstrafe beim Menschen war seine ausgeprägte Scheu zu töten, die bis heute noch spürbar ist. Ein besonderes Tabu dabei galt dem Blut vergießen. Dies beruhte z.T. auf den christ-lichen Glauben und bestimmten Textstellen im Alten Testament. Bereits bei sehr frühen Hinrichtungen in der Steinzeit vermieden es unsere Vorfahren streng, die sogenannte "Blutschuld" auf sich zu laden. So wurden Hinrichtungsarten vermieden, bei denen man die Opfer hätte berühren müssen (Steinigen, Erschlagen, Aussetzen, Schluchten hinabstürzten). Später, in der Frühzeit, wurde die Hin-richtung "zu gesamter Hand" bevorzugt, das heißt die gesamte Gemeinschaft mußte an der Tötung des Schuldigen beteiligt sein (z.B. mußte beim Steinigen jeder einen Stein werfen oder beim Hängen mußte jeder den Strick berühren). Das schlechte Gewissen und die Schuld sollte auf möglichst viele Mitschuldige verteilt werden. Allerdings auch damals vermied der Mensch bei einer Hinrichtung häufig den direkten Eingriff durch die eigene menschliche Hand den Verurteilten zu töten, was auch heute noch festzustellen ist (z.B. Gaskammer, Elektrischer Stuhl). Tötungshemmung ist eine psychische Grundausstattung des Menschen. Sie funktioniert allerdings nur, wenn sich die "Kontrahenten" Auge in Auge gegen-überstehen. Das Leid des Gegners muß aus nächster Nähe betrachtet werden. Dabei identifiziert sich die Person mit dem Verur-

teilten und kann Mitleid und Mitgefühl für diesen empfinden. Der moderne Mensch hat es verstanden, die Tötungshemmung weitgehend außer Kraft zu setzen, indem er die Reichweite seiner Waffen erhöht und alles per Knopfdruck aus der Ferne auslöst. So ist beispielsweise die Hemmschwelle bei Soldaten im Krieg sehr gering. Sinn und Zweck Seit über 3000 Jahren führt die Zivilisation den Kampf gegen das Verbrechen. Um den größtmöglichen Einfluß auf die Verhinderung der Verbrechen zu haben, wurden Men-schen wegen ihren Verbrechen auf öffent-lichen Plätzen hingerichtet. Je publiker die Todesstrafe vollzogen wurde, um so mehr Zuschauer kamen, je länger die Überreste zur Schau gestellt wurden, um so besser prägte sich das Bild in den Köpfen der Menschen ein. Solche Bilder und Erinnerungen sollten die Menschen von Verbrechen abhalten. Im 18. Jahrhundert wurden Schulen durch die preußische Kriminalverordnung dazu verpflichtet, daß alle Klassen an öffentlichen Hinrichtungen teilnehmen mußten. Es war verpflichtend, da zu dieser Zeit auch Kinder zum Tode verurteilt werden konnten. Eben-so wie von den Kindern, wurde auch von den Erwachsenen der Gemeinde erwartet, daß sie an der Hinrichtung als Zuschauer teilnehmen.

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Oft wurden die Hinrichtungen mit triebhafter Anteilnahme verfolgt und führten zu lustigen Karneval-ähnlichen Ausschweifungen. Diese "Feste" die auch mit Ausschreitungen verbunden waren, führten immer mehr dazu, daß die Hinrichtungen aus der Öffentlichkeit verschwanden. Keiner glaubte mehr daran, daß diese öffentlichen Hinrichtungsmetho-den die Gesellschaft abschrecken würden. Bis zur heutigen Zeit finden mancherorts solche Arten der Hinrichtung teilweise auch noch in dieser Form statt. Formen der Todesstrafe Friedlosigkeit: Der zu Strafende wurde aus der Gemeinschaft verstoßen. Zur damaligen Zeit hatte er alleine keine Chance zu über-leben. Tötung durch Tiere: Der Verurteilte wurde durch Bären, Löwen, Pferde oder Elefanten getötet. Steinigung und Felssturz: Diese beiden Todesstrafen wurden meist miteinander verbunden. Sie sind vor allem im alten Testament zu finden. Der Verurteilte wurde in eine Schlucht gestoßen und mit Steinen beworfen, bis er Tod war. Bei Steinigungen im Iran ist die Verwendung zu großer Steine verboten, da sonst der Tod zu früh eintreten könnte. Kreuzigung: Dabei wurde der Verurteilte meist an einen Pfahl gebunden, oder genagelt. Man lies in so lange hängen, bis er verweste.

Lebendig begraben: Das lebend Begraben werden wurde schon im alten Rom prakti-ziert. Hiermit bestrafte man die Vestalinnen, die gegen das Gelübde der Keuschheit verstoßen hatten. Sie mußten in eine eigens zu diesem Zwecke gebaute unterirdische Kammer steigen. Diese wurde dann ver-schlossen und die Tür mit Erde zugeschüt-tet. Im Mittelalter war diese Hinrichtungsart sehr unter dem Hochadel in Mitteleuropa verbreitet und vor allem den Frauen vorbehalten, und zwar für die Straftaten Ehebruch und Kindesmord. Solche Hinrichtungen sind stets im kleinen Kreis vollzogen worden. Man vermied so, das Schande auf das Haus der Angehörigen kam. So mußte sich die/der Verurteilte in eine Mauernische setzen, welche hiernach mit Ziegeln zugemauert wurde. Der Tod mußte qualvoll gekommen sein, man verdurstete bzw. verhungerte. Eine "Erleichterung" war es, wenn man einen kleinen Spalt frei ließ, wodurch man Essen und Wasser reichen konnte. Aber auch hier wurde der Tod nur durch schreckliche weitere Tage herausgezögert. Doch es gab auch andere Arten des Begrabens. So wurde der Delinquent gefesselt in einer Grube gestellt und mit Erde zugeschüttet bis nur noch der Kopf herausragte. Eine Verschärfung dieser Exekutionen bestand darin, dem Verurteil-ten einen Schlauch in den Mund zu stecken, bevor auch sein Haupt mit Erde bedeckt wurde. In Italien wurde der Verurteilte sogar mit dem Kopf voraus lebendig eingegraben,

man ließ nur die Knöchel aus der Erde schauen. Bei Lebendigen Leib gekocht: Das Kochen bei lebendigem Leib reicht bis in die Urzeit der Menschheit zurück. Im alten Rom zur Zeit der Christen-verfolgung wurden große Eisenpfannen mit Wasser gefüllt über das Feuer gestellt, in denen die Christen einen langsamen Tod fanden. Selbst im späten Mittelalter im Jahre 1531 erließ König Heinrich VIII von England ein Gesetz, das für verurteilte Giftmischer diesen Tod vorsah. 1532 verübte Richard Roose ein Giftattentat auf den Bischof von Rochester. Der Bischof entging zwar diesem Anschlag, doch zwei seiner Bediensteten hatten nicht so viel Glück. Am 15. April desselben Jahres wurde Richard Roose gefesselt und mit Steinen beschwert in einem Topf bei lebendigem Leib gekocht. Nach der Hinrichtung wurde er dann im Kessel, der zugleich sein Sarg war, beerdigt. Feuertod: Das Verbrennen ist eine der ältesten Todesstrafen. Ihr Sinn lag darin, einen Körper so zu zerstören, daß nichts mehr von ihm übrigblieb. Denn man war der Ansicht, nur das Feuer sei imstande, Geister und Dämonen zu zerstören. Es steht schon im alten Testament geschrieben, daß Gott die zwei Sündenstädte Sodom und Gomorrha mit Feuer und Schwefel vernichtete. So wurden auch bei den Babylonier, Ägyptern und bei den Israeliten Gottes-

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lästerei und andere Verbrechen gegen die Gottheiten mit dem Feuertod bestraft.

Für eine Hinrichtung auf dem Scheiter-haufen wurde vor dem eigentlichen Beginn der Exekution ein Pfahl in die Erde gegraben. Um diesen herum schlichtete man Holz und Reisig, so daß der Holzstoß leicht entflammbar war. Der Verurteilte wurde dann, eskortiert von bewaffneten Soldaten, auf den Richtplatz gebracht oder geschleift. Dann wurde das Urteil verlesen, und er wurde mit Eisenketten an den Pfahl gebunden. Bei manchen Hinrichtungen wurde das Holz um den Verurteilten herum aufgetürmt, so daß er den Blicken der Zuschauer entzogen war. Bei vielen Hinrichtungen kam auch der sogenannte Gnadenerweis zum Tragen. Er bestand darin, daß der Henker unbemerkt sein Opfer mit einer Schnur erdrosselte. Dies mußte aber geheimgehalten werden, da sonst das Publikum rebellierte, weil sie sich um das Schauspiel einen Menschen bei lebendigem Leib brennen zu sehen,

betrogen fühlten. Ein anderer Gnadenerweis bestand darin, dem Verurteilten einen Beutel mit Schwarz-pulver um den Hals zu hängen. Wenn das Feuer dann bis zum Beutel gelangte, explo-dierte dieses und setzte so dem Leben des Verurteilten ein schnelles Ende. In der Schweiz war diese Prozedur üblich. Es allerdings auch eine Verschärfung der Strafe. Dabei wurde der Verurteilte vor der Exekution mit glühenden Zangen gezwickt, oder man schlug ihm vor dem Feuertod die Arme ab. Das Feuer wurde solange mit Holz bestückt, bis vom Toten nur noch Knochen und Asche zurückblieben. Diese wurden dann von den Henkersknechten mit Hammern und Knüp-peln zerschlagen und über das Land verteilt bzw. in einen Fluß geschüttet. Zu Tode gepresst - "peine forte et dure": Das zu Tode pressen wurde etwa im 14. Jahrhundert in England eingeführt und erst im 17. Jahrhundert wieder abgeschafft. Wenn ein Verbrecher in England keine Aussage machte und einfach schwieg, konnte er nicht verurteilt werden. Erst im 19. Jahrhundert wurde ein Gesetz erlassen, daß das Schweigen als "nicht schuldig" auslegte. Bis zu diesem Tage konnte aber kein Angeklagter verurteilt werden, der keine Aussage vor Gericht machte. Im Falle einer Aussage wie "nicht schuldig" oder "schuldig" wurde bei einem Schuldspruch sein ganzer Besitz konfisziert und seine Familie stand alleine da. Daher war es ein großer Anreiz zu schweigen. Daher wurde die "Peine forte et dure" ins Leben gerufen, damit wollte man das

Geständnis erzwingen. Der Gefangene wurde auf dem Boden festgebunden und man stellte Gewichte auf seinen Körper. Die Gewichte wurden mehr erhöht und dem Angeklagten blieb nur noch die Wahl zwischen Schuldeingeständnis und Tod. Die Strafe der "Peine forte et dure" wurde verkündet: "Man solle Euch in den Kerker zurückführen, wo Ihr kein Licht seht. Dort solle man Euch nackt mit dem Rücken auf den Boden binden. Als dann soll Euer Körper mit Gewichten beschwert werden, die Ihr tragen könnt und dann Gewichte, die Ihr nicht mehr tragen könnt." Ertränken: Das Ertränken von Delinquenten ist eine sehr alte Hinrichtungsmethode und wurde bereits von Kelten, Slawischen und Germanischen Stämmen an straffällig ge-wordenen Frauen praktiziert. Die Ver-urteilten wurden hierbei im Moor versenkt. Später war es der römische Kaiser Nero, der seinen Spaß daran fand, Delinquenten in durchlöcherten Booten auf dem Meer auszusetzen und zuzusehen, wie sie ertranken. Übrigens sollte auch so seine Frau Agrippina sterben, wenn man den Überlieferungen Glauben schenken darf. Im Mittelalter waren es meist Frauen, die zu dieser Hinrichtungsform verurteilt wurden. Besonders Kindmörderinnen wurden ertränkt. Einige der zahlreichen Methoden sollen hier kurz angesprochen werden: 1. Man warf die Verurteilten, in Säcken eingenäht und mit Gewichten beschwert, in einen Fluß oder ein ruhendes Gewässer. Gab es etwas derartiges nicht, so genügte

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auch ein großes Faß, in dem die Unglücklichen untergetaucht wurden, bis der Tod eintrat. Das berühmteste Opfer dieser Hinrichtungsform dürfte Agnes Bernauer gewesen sein, die Gattin von Herzog Albrecht von Bayern. Sie wurde während der Abwesenheit ihres Ehemannes verurteilt und hingerichtet, wohl auf Betreiben der Schwiegermutter Agnes. 2. In Großbritannien wurden auch Männer ertränkt. Man band sie hierzu bei Ebbe an einer Stelle der Themse fest und setzte sie der Flut aus. Man kann sich dabei die Angst vorstellen, wenn die Delinquenten das Wasser kommen sahen. 3. Noch einmal erlebte das Ertränken eine Hochkonjunktur während der Revo-lutionsjahre in Frankreich. Bei dem als "Republikanische Hochzeit" bezeichneten Spektakel wurden je zwei Aristokraten Rücken an Rücken zusammengebunden und in einem Fluß versenkt. 4. Während der Hexenprozesse kamen viele Frauen durch das Wasser zum Tode, in dem man sie der sogenannten Wasserprobe unterzog. Dazu band man ihre Hände und Beine in einer Art und Weise zusammen, daß sie unmöglich schwimmen konnten, und warf sie in den Fluß. Wies das Wasser, welches als reines Element galt, die Frauen ab, waren sie Hexen und wurden verbrannt. Ertranken die Frauen, waren sie keine Hexen. Die meisten Frauen ertranken aufgrund der Fesselung. 5. Ebenfalls eine Sonderform nimmt in diesem Zusammenhang das Kielholen ein. Diese alte Seemannsstrafe war ursprünglich nicht als Art der Hinrichtung geplant. Der Verurteilte sollte lediglich damit gefoltert

werden, in dem man ihn an langen Stricken unter dem Boot längsseits entlang zog. Verhedderten sich jedoch die Stricke, und dies kam wohl öfters vor, ertrank der Unglückliche. Rädern: Das Rädern wurde noch bis zum Anfang des 19. Jahrhundert in Deutschland, Österreich, Schweiz sowie Frankreich vollzogen. Diese Strafe stand auf Verbrechen wie Mord, Straßenraub, Gatten- und Elternmord. Das Rädern war im großen und ganzen den Männern vorbehalten. Meistens wurden die Opfer vorher noch einer Folter unterzogen, ehe sie auf den Richtplatz geführt wurden. Dort wurde der Delinquent meistens auf ein Schafott geführt und entkleidet. Nun wurde er auf den Boden geworfen und festgebunden.

Dann stellte sich der Scharfrichter mit einem neuen Wagenrad über sein Opfer und ließ

es mit voller Kraft auf die Unterschenkel fallen, wodurch diese brachen. Er setzte diese Prozedur weiter fort mit den Knien und den Oberschenkeln. Nach dieser Marter führte der Henker die gleiche Prozedur mit den Unter- und Oberarmen des Delinquenten durch. Danach setzte der Henker sein Treiben mit Schlägen gegen den Brustkorb des Opfers fort, was oft den Tod des Delinquenten zur Folge hatte. Diese verschärfte Form des Rädern, wobei der Scharfrichter von den Beinen anfängt, bedeutete für das Opfer unvorstellbare Qualen. In Frankreich wurde das Schlagen auf die Gliedmassen nicht mit dem Rad, sondern mit einer langen Eisenstange vollzogen. Dazu gab es einen geheimen Artikel, der die Schläge bestimmte, die auf den Verurteilten abgegeben wurden, das sogenannte Retentum. Das Retentum bestimmt genau die Schläge mit der Barre (einer Eisenstange), die auf den Delinquenten gegeben werden. Wenn die Anzahl der Schläge erreicht ist, befahl das Retentum dem Scharfrichter den Verurteilten heimlich zu erwürgen. So sollte ihm das Leiden erspart bleiben, das ihn erwartet, wenn er auf das Rad geflochten wird. Die "Kunst" des Henkers bestand darin, die Knochen zu brechen, ohne die Haut zu beschädigen. Wie das Rädern ausgeführt wurde hängt meistens vom Urteil des Gerichtes ab, oder von der Bestechlichkeit des Henkers. Oft aber wurde ihm von den Angehörigen ein Obolus zugesteckt, damit er sein Opfer vor der Tortur erwürge, oder

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zumindest mit dem Rad von oben herab am Kopfe beginne. Nach dem ersten Teil der Strafe, wo über die Hälfte der Opfer noch lebten, folgte der zweite Teil. Der geschundene Körper wurde auf ein Wagenrad gelegt, wo man seine zerbrochenen Glieder durch die Sprossen des Rades geflochten hat. Nach dieser Prozedur wurde das Rad auf einen Pfahl gesteckt und am Richtplatz aufgestellt, damit das Volk den Todeskampf beobachten konnte. Der Verurteilte lebte teilweise noch Stunden bis hin zu Tagen.

Wenn der Tod endlich über den Verurteilten kam, wurde der Leichnam sich selbst überlassen und durfte nicht abgenommen werden. Die Vögel und Tiere gaben ein übriges. In manchen Gegenden war es ein ungeschriebenes Gesetz, "wenn der Verurteilte nach drei Tagen immer noch lebe, ihn vom Rad wieder abzunehmen". Vierteilen: Vierteilen, die Strafe für Hochverrat und Anschläge auf die könig-liche Familie. Das Vierteilen wurde bis zum

Anfang des 19. Jahrhunderts angewandt. Es wurde in Europa, Afrika, Asien und sogar in Japan vollzogen. Die Strafe war vor allem für Hochverrat und für Attentäter auf das Leben des Herrschers vorgesehen. Noch in der Zeit von Kaiserin Maria Theresia von Österreich im Jahre 1768 war das Vierteilen im Strafgesetzbuch für Hochverräter vorgesehen. Meist wurde der Delinquent vor dem Vierteilen gefoltert und dann auf den Richtplatz geführt. Dort wurde er zwischen vier Pferde gespannt, und durch diese wurden ihm die Gliedmaßen ausgerissen. Doch nicht immer lief alles so ab. Man darf nicht die Stärke der menschlichen Sehnen und Muskeln unterschätzen. Daher wurden meist bei dem Opfer vor der eigentlichen Hinrichtung die Muskeln und Gliedmaßen mit einem scharfen Messer durchschnitten. Da aber eine Exekution durch Pferde recht aufwendig war, und ein großer Platzbedarf vorhanden sein mußte, vereinfachte man die Hinrichtung in folgender Weise. Der Delinquent wurde auf ein Schafott geführt und dann auf einer Erhöhung festgebunden. Nun wurden seine Gliedmaßen an jeder Ecke gefesselt. Das Urteil wurde durch den Scharfrichter mit einem Beil vollstreckt, mit dem er ihm seine Glieder abhackte. In England wurde diese Hinrichtungsart noch verfeinert: Dort wurde dem Delinquenten vor der eigentlichen Vier-teilung der Brustkorb aufgeschnitten und seine Organe herausgerissen, wobei es die "Kunst" des Henkers war nur so viel zu entfernen, daß sein Opfer noch so lange wie möglich am Leben gehalten wird und so seine eigene Hinrichtung verfolgen kann.

Alle diese Hinrichtungen wurden unter den Augen der Bevölkerung vollstreckt, die sich zu solchen Ereignissen zu wahren Volksfesten versammelt hatte. Hinrichtung von Francois Damiens: Wie auch zur Hinrichtung von Francois Damiens am 28. März 1757, der am 15. Januar 1757 ein vereiteltes Attentat auf den König von Frankreich verübte. Im März 1757 wurde vom Gerichtshof das Urteil verkündet. Im Urteil ist zu lesen: "...man solle ihn auf das Schafott bringen. An Brust, Armen, Schenkel und Waden mit glühenden Zangen gerissen werden, seine rechte Hand, das Messer, mit dem er den besagten Mord begangen hat, haltend, soll an Schwefelfeuer verbrannt werden, und in die Stelle, an denen er mit Zangen gerissen, soll geschmolzenes Blei, siedendes Öl und brennendes Pechharz, Wachs und geschmolzener Schwefel zusammengegos-sen und darauf sein Körper von vier Pferden auseinandergerissen werden,..." Der Mazzatello: Der Gefangene wurde von einem Priester auf den Platz des Geschehens geführt. Dort mußte er sich gegenüber eines offenen Sarges aufstellen. Dann kam der in schwarz gekleidete Hen-ker.

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Sein Handwerkszeug steckte in seinem Gürtel, die "Mazza", der Hammer und ein scharfes Messer. Der Gefangene oder besser gesagt das Opfer wurde mit dem Gesicht zum Publikum gedreht. Dann gab der Priester dem Opfer seinen letzten Segen. Der Henker schlug nun mit dem Hammer, der Mazza, mit ganzer Kraft auf den Kopf des Delinquenten, dieser fiel dann vorne über und im Fall schnitt ihm der Henker die Kehle durch. Diese sehr blutige Art der Exekution war im Italien des Mittelalters eine sehr beliebte Hinrichtungs-art. Sie erfreute sich bei den öffentlichen Hinrichtungen einem starkem Zulauf. Die Garrotte: Der Anfang: Anfangs war die Garotte nicht mehr als ein aufrechter Pfosten mit einer Loch in der Höhe des Halses. Das Opfer wurde auf einem Sitz vor dem Pfosten gefesselt, und ein Seil wurde um seinen Hals gelegt. Die Enden des Seiles wurden durch das Loch im Pfosten gezogen. Der Henker zog nun langsam an beiden Enden des Seiles und erdrosselte so sein Opfer. Später wurde der Strick dann durch ein Metallband ersetzt, und der Henker führte seiner Arbeit damit fort, daß er seinem Opfer einen Keil in den Wirbel drehte und so das Rückrat durchtrennte. Die Garrotte wurde in Spanien im 18 Jahrhundert für Kapitalverbrechen einge-führt und bis zum März 1974 angewandt. Das letzte Opfer war der Student Salvador Puig Antich.

Auch in Portugal, Kuba, Puerto Rico, Philippinen und in Südamerika wurde mit der Garrotte hingerichtet. So sind 1903 in Manila/Philippinen 4 verurteilte Mörder mit der Garrotte hingerichtet worden. Nach der Hinrichtung wurden ihre Leibe abgenommen und in einer Kirche aufgebahrt. Stunden später wurde bei 2 der "Toten" noch Atmung festgestellt. Sie erholten sich wieder und wurden freigelassen. Das Fallbeil: Der Kopf des Sträflings wurde zunächst mit einem Beil oder Schwert abgeschlagen. Später wurde daraus das Fallbeil und die Guillotine die bis 1977 in Frankreich angewandt wurde

1581 Die erste Hinrichtung mit der Köpfmaschine von Halifax 1792 Erste Hinrichtung auf der Guillotine 1793 König Ludwig XVI von Frankreich 1793 Marie Antoinette 1794 Georges-Jacques Danton 1794 Maximilien de Robespierre 1803 Schinderhannes, Johann Bückler 1925 Fritz Haarmann 1939 Letzte öffentliche Hinrichtung in Versailles/Frankreich 1943 Die Geschwister Scholl 1949 Berthold Wehmeyer, letzte Hinrichtung auf der Guillotine in der BRD 1977 Letzte Hinrichtung mit der Guillotine in Frankreich Die Geschichte dieser Tötungsmaschine geht weit in die Vergangenheit zurück. In Irland wurde schon im Jahre 1307 mit einer sogenannten Enthauptungsmaschine hingerichtet. Unter König Eduard III. wurde die mechanische Enthauptung auch in England eingeführt. 1791 war es dann in Frankreich soweit. Dr. Joseph Ignace Guillotin trug seinen Gesetzentwurf vor dem Französischen Parlament vor. "Alle Menschen sollen bei einer Hinrichtung gleich behandelt werden, kein Hängen für die Armen, kein Enthaupten für die Reichen und Adligen und vor allem keine Folter und andere Hinrichtungsarten mehr wie etwa Rädern. Es soll nur noch eine Strafe geben. Das Enthaupten!". Am 3. Mai 1791 wurde der Gesetzentwurf von Dr. Joseph Ignace Guillotin offiziell angenommen.

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Die Nationalversammlung beauftragte nun den königlichen Leibarzt Dr. Antoine Louis mit der Erstellung eines Gutachtens. Anfang 1792 beauftragte man für den Bau der ersten Guillotine einen Deutschen, Tobias Schmidt, ein enger Freund von Henri Sanson, "dem Monseigneur von Paris". Durch die Freundschaft mit Sanson kannte er die Problematik. Bei ersten Versuchen mit lebendigen Tieren funktionierte die Maschi-ne einwandfrei. Jedoch bei der Erprobung mit Leichen blieb das Fallbeil bei manchem starken Nacken immer wieder stecken. Auf Anraten von Henri Sanson wurde das Fallbeil nun abgeschrägt und mit einem zu-sätzlichen Gewicht versehen. Nun funktio-nierte sie fehlerfrei.

Am 25. April 1792 war es dann soweit. Die Bevölkerung von Paris war schon Stunden vorher auf dem Platz versammelt, da man schon viel von der neuen Enthaupt-ungsmaschine gehört, aber sie noch keiner gesehen hatte. Der verurteilte Räuber "Nicolas Jaques Pelletier" stieg auf das Schafott. Doch alle

Zuschauer, die auf ein blutrünstiges Spektakel gehofft hatten, wurden bitter enttäuscht. Ehe sie sich versahen, war die Exekution schon vollzogen. Diese Schnellig-keit war ja auch einer der Gründe, weshalb die Guillotine entwickelt wurde. Von nun an war die Guillotine nicht mehr aus Paris wegzudenken. Nachdem das erste prominente Opfer auf ihr guillotiniert wurde, nämlich der Bürger Louis Capet auch bekannt unter dem Namen "König Ludwig XVI von Frankreich", kam die Guillotine nicht mehr zur Ruhe. Erhängen: Die Beschreibung des Hängens existierte schon im Alten Testament. Früher war das Hängen oft ein öffentliches Spektakel. Es wurde auch "das Richten mit trockener Hand" genannt, da dabei kein Blut vergossen wurde. Der Verurteilte wurde entweder an Bäume oder an einen Querbalken gehängt. "Der Delinquent wurde auf einem Pferdekarren herbeigebracht, man legte ihm eine Schlinge um den Hals..." Diese Methode war äußerst brutal, da der Tod sehr langsam durch Ersticken eintrat. Später entwickelte man vor allem in England das Hängen weiter, um es "humaner" zu machen. So wird das moderne Hängen auch als Kunstform bezeichnet. Die Seillänge abgestimmt auf das Körpergewicht soll einen schnellen und schmerzlosen Tod herbeiführen. Von 1949 bis 1953 untersuchte die "Royal Commission of Capital Punishment" im Auftrag der britischen Krone die Probleme der Todesstrafe. Im Bericht wurden Menschlichkeit (humanity) Zuverlässigkeit

(certainty) Schicklichkeit (decency) gefordert. Menschlichkeit meinte die schnelle und schmerzlose Tötung des Delinquenten, was zumindest den sofortigen Eintritt von Bewußtlosigkeit erforderte. Auch sollten dem Verurteilten langwierige Vorbereitungen erspart bleiben. Zuverlässigkeit sollte den reibungslosen Hinrichtungsverlauf garantieren. Schicklichkeit bedeutete, eine Hinrichtung müsse mit würdigem Anstand ausgeführt werden. So solle sie so weit als möglich frei von Brutalität sein. Letztendlich kam die Kommission zu der Erkenntnis, daß die britische Kunstform des Hängens die beste Methode zur Hinrichtung sei. Beim Hängen treten vor allem zwei Probleme auf: Fällt der Verurteilte zu schnell, wird er enthauptet, fällt er zu langsam, kommt es zur Strangulierung, die alles andere als ein schneller und schmerz-loser Tod ist. Durch die richtige Fallhöhe können diese Probleme vermieden werden. Dazu wurde die Art Galgen konstruiert, die jeder kennt. Er wird auch "long drop" genannt. 13 Stufen führen zu einer Plattform hinauf, in der sich eine Klappe befindet, die sich nach unten öffnet. Um diesen unteren Teil wird ein Vorhang befestigt, um den zuschauenden Zeugen den Anblick des Toten zu ersparen. Um Gegenwehr zu vermeiden, werden Hände und Füße des Verurteilten gefesselt. Er bekommt eine Kapuze über das Gesicht gezogen die Geräusche dämpfen soll.

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Dadurch erspart man den Zeugen auch den Anblick des Gesichtsausdrucks im Augenblick des Todes. Dem Delinquenten wird durch den Fall das Genick gebrochen. Dieser "moderne" Galgen gilt als weniger qualvoll und der Tod von kürzerer Dauer.

Amerikanische Scharfrichter arbeiten bis heute nach einer in Großbritannien ent-wickelten "Henker-Faustregel". Danach muß ein 81 kg schwerer Delinquent 2,55 m tief fallen, damit er sofort bewußtlos wird. Für je 3 kg weniger, wird der Strang um 5 cm verlängert. Die Amerikaner setzen den Knoten hinter das linke Ohr, was im Gegensatz zur

britischen Methode, bei welcher der Knoten vor den linken Unterkiefer gesetzt wird, einen verlängerten Hals hinterläßt. Der letzte, der in den USA gehängt wurde, war Billy Bailey, der am 25. Januar 1996 im Staate Delaware hingerichtet wurde. Billy hatte nicht an seiner eigenen Tötung mitwirken wollen und sich deshalb geweigert, die tödliche Injektion zu wählen. Sein Todeskampf dauerte 11 Minuten. In einigen Ländern Asiens und Südafrikas sind Strick und Galgen heute noch in Gebrauch. Daß die Guillotine und der "moderne" Galgen immer noch nicht schnell genug und schmerzfrei waren, ließ sich auf die Dauer nicht verheimlichen. Es wurde nach anderen Möglichkeiten gesucht, die möglichst diskret abliefen und keine häßlichen Begleiterscheinungen mit sich trugen. Neue Formen der Todesstrafe Erschießen: Diese Hinrichtungsart stammt aus dem Bereich der Militärgerichtsbarkeit. dabei wurde die Hinrichtung durch ein Erschießungsseloton vorgenommen. So wurde der Charakter der "Hinrichtung durch gemeinsame Hand" erhalten. Die Schuld des Tötens wurde auf mehrere Personen verteilt und schaffte so den Band von Zusammengehörigkeit und starker Belastbarkeit. Das Erschießen erinnert stark an die archaische Steinigung. Es ist ein Töten aus der Ferne, bei dem man dem Verurteilten nicht zu nahe kommt. Durch die Einfachheit

und Formlosigkeit der Erschießung sind die Hemmschwellen der Tötung gefallen. Viele Erschießungen wurden 1979 aus dem Iran, Irak, Algier, Sowjetunion, Afghanistan, Ghana und China gemeldet. "Die verurteilte Person darf stehend, sitzend oder kniend hingerichtet und, falls nötig, dürfen Hände und Füße gefesselt werden. Der Befehlshaber des Erschießungs-kommandos wird einen Befehl geben, sich bereit zu halten. Durch Heben seines Schwertes wird der dem Kommando signalisieren, auf das Herz der verurteilten Person zu zielen. Ein schnelles Senken des Schwertes wird das Zeichen sein, zu schießen. Wenn der Verurteilte noch Lebenszeichen zeigt, wird der Befehlshaber des Erschießungskommandos einem Unter-offizier befehlen, einen letzten Schuß in den Kopf des Verurteilten abzufeuern, direkt über ihrem/seinem Ohr." Dieser Text stammt nicht aus einer Kriegsvorschrift vergangener Jahrhunderte, sondern aus dem aktuellen präsidialen Dekret zur Vollstreckung der Todesstrafe in Indonesien. Schon vor Erlaß der Ver-ordnung hat man mit der Möglichkeit gerechnet, den Hinrichtungsdelinquenten nicht sofort töten zu können, sondern ihm den "Gnadenschuß" geben zu müssen. China ist einer der Staaten, die durch Erschießen hinrichten. In den USA erlaubt nur noch Utah die Wahl zwischen tödlicher Injektion und Erschießen. Gary Gilmore, der als erster nach Wiedereinführung der Todesstrafe in den

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USA im Januar 1977 hingerichtet wurde, wurde erschossen. Man brachte ihn in eine leere Konservenfabrik, setzte ihn auf einen Sessel und fünf freiwillige Sicherheitsbeamte des Gefängnisses feuerten die tödlichen Kugeln ab. Das war für lange Zeit die letzte Hinrichtung durch Erschießen in den USA. Am 26. Januar 1996 sollte der 36-jährige John Albert Taylor in Utah hingerichtet werden. Taylor hatte es aufgegeben, sich gegen seine Exekution zu wehren, be-stimmte aber das Erschießen als Hin-richtungsmethode. Dies stellte den Staat vor einige Probleme: Vor allem Politiker befürchteten negative Publicity in Bezug auf die Bewerbung Utahs für die Olympischen Winterspiele im Jahre 2002. Letztendlich wurde die Hinrichtung jedoch wunschgemäß vollzogen. Elektrischer Stuhl: Der Staat New York hatte 1886 eine Kommission eingesetzt, die nach einer alternativen Hinrichtungsmetho-de zum Hängen suchen sollte. Ein Mitglied der dreiköpfigen Kommission war der Zahnarzt Dr. Alfred P. Southwick. Er hatte vom Tod eines Mannes gehört, der 1881 durch einen Unfall mit Strom gestorben war. Dieser Mann, Samuel Smith, soll lt. Augenzeugen sofort schmerzlos gestorben sein. Der Zahnarzt erzählte von diesem Ereignis seinem Freund Senator David McMillan, der noch im selben Monat mit Gouverneur David B. Hill darüber sprach, daß man mit Elektrizität doch endlich das grausame Hängen ersetzen könnte. Dann nahm alles seinen Lauf.

Der Erfinder Thomas Alva Edison bekam den Auftrag, die Möglichkeit einer Hinrichtung durch Elektrizität zu unter-suchen. Zu dieser Zeit war der Kampf zwischen Edison gegen Westinghouse in vollem Gange. Edison wollte dadurch beweisen, daß der Wechselstrom seines Konkurrenten Westinghouse viel zu gefähr-lich sei. So experimentierte er an Hunden, Katzen und Pferden mit dem Stromtod.

Am 04. Juni 1888 beschloß das Parlament von New York mit 87 gegen 8 Stimmen, die Elektrische Hinrichtung einzuführen. Am 01. Januar 1889 trat das Gesetz in Kraft: "Die Exekution muß so ausgeführt werden, daß der Strom des Körper durchfließt, bis zum Eintreten des Todes." Im Auburn Gefängnis entwirft und baut der Elektriker Edwin R. Davis den ersten Elektrischen Stuhl, der dem heutigen bereits sehr ähnlich ist. Am 06. August 1890 starb mit William Kemmler der erste Mensch auf dem elektrischen Stuhl. Er wurde buchstäblich vor den 25 Zeugen (unter ihnen 14 Ärzte) gekocht. Auf die Frage des Gefängnisdirektors, ob er noch etwas zu sagen habe antwortete Kemler "Es freue ihn, daß heute so viele Menschen hier erschienen sind und er denke, daß es eine feine Sache sei". Die Anwendung des Elektrischen Stuhles setzte sich darauf hin 1896 in Ohio, 1898 Massachusetts, 1906 New Jersy, 1908 Virginia, 1910 North Carolina und bald in über 20 Bundesstaaten fort. Methode: Der hölzerne Stuhl ist mit Armstützen und einer hohen Rückenlehne versehen. Der Verurteilte wird darauf an Armen und Beinen mit Ledergurten festgeschnallt. Eine Wade und eine Stelle am Kopf des Sträflings wird rasiert. Dann wird ihm eine Maske aufgesetzt, um den Zuschauern das nach dem Stromschlag entstellte Gesicht zu verbergen. Am rasierten Bein und am Kopf

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des Verurteilten wird eine Metallkappe (Elektrode) befestigt (innen mit einem in Salzwasser getränkten Schwamm). Der Strom wird so durch den ganzen Körper geleitet. Diese Elektroden sind durch Kabel mit dem Stromgeber verbunden. Der Verurteilte bekommt drei Stromstöße die eine Spannung von 2000 Volt haben. (normale Spannung im Haushalt 220 Volt) Ein starker Stromstoß soll das Hirn auf 60oC erhitzen, der schwächere das Herz stoppen. Diese Prozedur dauert ca. 3 Minuten an. Dann wird der Strom abgeschaltet und der anwesende Arzt stellt den Tod fest. Anschließend wird der Leichnam in einen anderen Raum gebracht, in dem meist sofort eine Autopsie vorgenommen wird. Da die Geschwindigkeit des Stroms bei diesem Verfahren siebzig mal schneller ist, als das Gehirn Empfindungen registrieren kann, behaupten Verteidiger der Elektrokution (=sHinrichtung durch Strom) das diese absolut schmerzfrei sei. Allerdings wird dabei nicht berücksichtigt, das dieses technische Gerät auch Störungen aufweisen kann. In modernen Todeshäusern sehen die Zeugen von einem separaten Raum aus zu, um nicht den unangenehmen Gerüchen ausgesetzt zu sein. Fehlschläge: Die Tötung durch Strom wurde weite-entwickelt, und auch heute geben noch einige Staaten dieser Methode den Vorzug gegenüber der tödlichen Injektion, obwohl es wegen mißglückter Hinrichtungen auch in diesen Staaten Überlegungen gibt, die Hinrichtungsmethode zu ändern. Ein Punkt,

der nicht bedacht wurde ist, daß jeder Mensch unterschiedlich auf die Wirkung von Elektrischem Strom reagiert. Somit kann es vorkommen, daß Todeskandidaten nach der Elektrokution noch leben und schreckliche Schmerzen erleiden und abermals Stromstöße bekommen. Derzeit richten nur noch die Staaten Alabama, Nebraska und Georgia ausschließlich durch den elek-trischen Stuhl hin.

Fälle: Willis Francis - 1946 - Louisiana. Der sieb-zehnjährige, der im US Staat Louisiana

hingerichtet werden sollte, war nach dem ersten Stromstoß noch immer bei Bewußtsein. Seine Lippen schwollen an und sein Körper bäumte sich auf. Der Verant-wortliche schrie, es werde mehr Strom gebraucht, aber mehr war nicht da. Willis keuchte: Hört auf. Lasst mich Luft holen. "Ich sah kleine blaue, rosa und grüne Punkte und fühlte ein Brennen in meinem Kopf und dem linken Bein", so Francis später. Ein Jahr darauf wurde er dann doch hingerichtet. Der Oberste US Gerichtshof hatte entschieden, dass eine zweite Hinrichtung nicht verfassungswidrig sei. John L. Evans - 22.4.1983 - Alabama. Nach dem ersten Stromstoß von 1900 Volt bäumte sich der Körper auf, Funken sprühten um den Kopf und am linken Bein. Der Riemen am Bein brannte durch und die Elektrode fiel ab. Der Herz schlug noch immer, aus dem Mund rann Speichel. Eine neue Elektrode wurde angebracht. Nach dem zweiten Stromstoß bäumte sich der Körper abermals auf, kleine Flammen züngelten um den Kopf. Das Herz schlug noch immer. Evans Anwalt forderte Gnade. Der Gouverneur, George Wallace, lehnte am Telefon ab. Ein dritter Stromstoß beendete nach 14 Minuten die Leiden von Evans. Allen Lee Davis - 8.7.1999 - Florida. (Foto) Davis Anwalt befürchtete schon vorher, daß es Probleme bei der Hinrichtung des ca. 160 kg schweren Mannes geben würde. Der Oberste Gerichtshof lehnte eine derartige Berufungsbegründung ab. Für die Hinrich-tung wurde zwar ein neuer Stuhl gebaut, die

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elektrischen Teile blieben jedoch die alten. Die Hinrichtung wurde dann auch zu einem blutigen Spektakel. Zeugen berichteten von Blut, das aus Gesicht und Brust kam sowie von erstickten Schreien.

Nach der Hinrichtung von Davis geriet der Stuhl in die Schlagzeilen und der Oberste US Gerichtshof befasste sich nach reichlich 100 Jahren wieder mit der Verfassungs-konformität einer Hinrichtungsmethode. Flo-rida umging die Entscheidung, indem der

Staat in der vom Obersten Gericht eingeräumten Frist zur tödlichen Injektion als Hinrichtungsmethode wechselte. "Unter den gegebenen Umständen, war das Ergebnis weit davon entfernt, attraktiv zu sein. Aber abgesehen von raren Aus-nahmen, nach 40 jähriger Erfahrung, sind die meisten Tode ohne ästhetische Attrak-tivität, unabhängig von der Todesursache." - Frank Kilgo, medizinischer Direktor von Floridas Staatsgefängnis, nachdem ein Verurteilter bei der Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl zu brennen begann. Ansichtskarte um 1900 - Die Zeugen waren einer Meinung: "Der Anblick und der Geruch waren grauenhaft, ebenso die Dauer der Hinrichtung" Georg Fell, Assistent Henker: "Der Mann erlitt fast keine Schmerzen" Alfred P. Southwick (Zahnarzt): "Von diesem Tage an Leben wir in einer höheren Zivilisation" Georg Westinghouse: "Wir hätten die Hinrichtung wohl besser mit einer Axt gemacht" Der Gouverneur: "Dem Gesetz ist genüge getan, und der Elektrische Stuhl war ein voller Erfolg" Gaskammer: Dr. Allen McLean Hamiliton, ein Toxikologe aus Nevada, kam als erster auf die Idee, Gas als Tötungsinstrument zu nutzen. Mit Gas sollten Hinrichtungen zu

einer "sauberen" Sache werden. Erste Versuche wurden mit Schweinen gemacht. Major D.A. Turner, Angehöriger des Medi-zinischen Korps der US Army, setzte seine Gaskriegserfahrungen aus dem 1. Weltkrieg um und entwickelte die Gaskammer. Die erste Gaskammer kam in Nevada zum Einsatz. Am 8. Februar 1924 wurde der gebürtige Chinese Gee John als erster Mensch der Welt in der Gaskammer von Carson City hingerichtet. Die Hinrichtung verlief planmäßig. Ihm folgte am 21. Mai 1926 Stanko Jukich. Am 2. Juli 1930 mußte Robert H. White auf dem Stuhl der Gaskammer Platz nehmen. Dies war die erste Hinrichtung, die protokolliert wurde. Auf die Frage des Gefängnisdirektors nach seinem letzten Wunsch antwortete White: "Bitte geben Sie mir eine Gasmaske, etwas anderes kann ich unter diesen Umständen nicht brauchen." Die Hinrichtung begann um 4.36 Uhr morgens, das Gas wurde um 4.37 Uhr und 30 Sekunden in die Gaskammer gegeben. Robert H. White atmete um 4.38 Uhr das Gas tief ein und wurde daraufhin sofort bewußtlos. Bei dieser Hinrichtung waren 53 Zuschauer anwesend . Unter den Zeugen war auch ein Besucher aus Kalifornien, der Direktor des Staats-gefängnisses von San Quentin James B. Holohan. Wieder in Kalifornien erzählte er Clinton T. Duffy, seinem damaligen Stell-vertreter, seine Eindrücke der Exekution. "Der Delinquent atmet einmal tief ein und verliert daraufhin sofort das Bewußtsein. Nach der Hinrichtung erspart man sich die schrecklichen Verunreinigungen von Blut,

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Kot und Urin. Es ist die sauberste und schnellste Hinrichtung, die ich je gesehen habe".

Die Effektivität der Gaskammer beeindruckte später die Nazis. Das Zyanid-Gas, das noch heute zur Hinrichtung in der Gaskammer genutzt wird, ist chemisch das gleiche wie das Zyklon B, das man in Auschwitz zum Völkermord benutzte. Heute wird die Gaskammer nur noch in vier Staaten genutzt. Spricht man hierbei von einer "sauberen" Methode, dann ist dabei die Sicht der Zuschauer gemeint. Für die Verurteilten ist der Tod in der Gaskammer sehr schmerzhaft. Er wird an einem Stuhl festgeschnallt und an ein EKG-Gerät angeschlossen. Für gewöhnlich hat dieser Stuhl Löcher, damit das Gas besser aufsteigen kann. Die Kammer selbst ist ein luftdichter Raum mit Fenstern. Methode/ Technik: Die bekannte Gaskammer im kalifornischen Staatsgefängnis St. Quentin ist ein acht-eckiger Raum in dessen Mitte zwei Sessel

für die Verurteilten stehen, so daß auch eine Doppelhinrichtung möglich ist. An den Wänden befinden sich Fenster, durch welche die Beamten, der Arzt und die Zeugen die Exekution verfolgen können. Unter dem Stuhl steht eine Schüssel mit Schwefelsäure. Ein Schalter setzt Zyanidkugeln frei, die in die Schwefelsäure fallen, worauf sich die tödliche Blausäure entwickelt. Durch das Einatmen des Gases wird die Sauerstoffversorgung der Körperzellen verhindert und es kommt zu einem inneren Ersticken. Der Verurteilte wird auf dem Stuhl fest-geschnallt. An seiner Brust wird ein Stethoskop befestigt, von dem ein Kabel nach draußen führt, damit der Arzt das Herz des Verurteilten abhören und den Tod feststellen kann. Da jeder Mensch auf giftige Substanzen unterschiedlich schnell reagiert dauert der Todeskampf für gewöhnlich zwischen sechs und 18 Minuten. Dabei wird auf die Mithilfe des Delinquenten gesetzt. Dieser muß schnell und tief atmen, um eine schnelle Bewußtlosigkeit zu erreichen. Tut er das nicht, treten die Wirkungen des Gases vor der Bewußtlosigkeit ein, was einen äußerst qualvollen Tod zur Folge hat. Nach der Hinrichtung wird Ammoniak in die Kammer gepumpt, um das Gas zu neutrali-sieren, trotzdem tragen die Männer, die die Kammer öffnen, Gasmasken. Fehlschläge: Jimmy Lee Gray - 2.9.1983 - Mississippi Acht Minuten, nachdem das Gas abgesaugt war, um die Kammer zu reinigen, atmete "der Hingerichtete" noch immer. Sein Anwalt sagte später: "Jimmy Lee starb, indem er

seinen Kopf gegen die Stahllehne schlug, während Reporter seine Atemzüge zählten." Nach AP waren es 11 Atemzüge. Tödliche Injektion: Die tödliche Injektion wird heute von den meisten Staaten in den USA genutzt. In manchen Staaten gibt es die Wahl zwischen dieser und einer anderen Hinrichtungsmethode. Die Tötung mit der Giftspritze führte in den USA zu großen Kontroversen, da sie sich nicht mit dem Ehrenkodex der Ärzte vereinbaren läßt, der die Rettung von Leben vorsieht nicht dessen Zerstörung. Die automatisierte Hinrichtung durch die tödliche Injektion konnte sich nicht durchsetzen, da es häufig zu Problemen kam. Deshalb werden die Hinrichtungen in den meisten Staaten manuell vollzogen. Oklahoma führte als erster Staat die Giftspritze als Hinrichtungsmethode ein. Texas folgte als zweiter Staat einen Tag später. Charlie Brooks starb 1982 in Texas als erster Mensch durch die tödliche Injektion. Methode: Der Gefangene wird dabei auf dem Exekutionstisch festgeschnallt. Er wird an ein EKG angeschlossen, das mit einem Drucker außerhalb des Hinrichtungsraumes verbunden ist. Zwei Katheder werden in verwendbare Adern des gefangenen verlegt. An jede wird eine normale Salzlösung angeschlossen, die das Austrocknen der Kanülen verhindern soll. Einer dieser Katheter dient als Ersatz, falls eine Störung auftreten sollte. Meist darf der Verurteilte, wenn er möchte noch etwas sagen bevor er

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hingerichtet wird. Dann wird der Vollstreckungsbescheid von dem Exeku-tionsleiter vorgelesen. Nachdem der Exeku-tionsleiter ein Zeichen gegeben hat, wird dem Verurteilten die Injektion verabreicht. Ein Arzt stellt schließlich den Tod des Men-schen fest.

Der Grund dafür, daß sich diese Methode bis heute weitestgehend durchgesetzt hat, ist, daß die Hinrichtung durch die Giftspritze eine friedliche Angelegenheit ist, sie ist sauber, und der Verurteilte scheint nicht zu leiden - so stellt es sich zumindest für die Zuschauer dar. Die Wahrheit ist, daß es bei vielen tödlichen Injektionen zu Problemen kommt. Häufig gibt es Schwierigkeiten bei der Einführung der Injektionsnadel, die Drogen wirken nicht in der nötigen Stärke oder sie wirken anders als erwartet. Fehlschläge: Raymond Landry - 8.12.1988 - Texas Landry wurde 40 Minuten nachdem man ihn auf die Liege geschnallt hatte und 24 Minuten nachdem die Chemikalien in seinen

Arm zu fließen begannen für tot erklärt. Der Schlauch löste sich nach zwei Minuten und die tödlichen Gifte spritzten im Raum herum. Rickey Ray Rector - 24.1.1992 - Arkansas Es dauerte mehr als 50 Minuten eine passende Vene zu finden. Die Zeugen sahen es nicht, hörten aber Rectors lautes Wehklagen. Nach offiziellen Angaben, versuchte Rector dem medizinischen Personal beim Suchen der Vene zu helfen. Lt. Department of Corrections kam es zu den Schmerzenslauten, als fünf Leute damit beschäftigt waren, auf beiden Seiten eine Vene zu suchen. Tommie Smith - 18.7.1996 - Indiana Die Hinrichtungsprozedur dauerte insgesamt eine Stunde und zwanzig Minuten. Da man keine Vene in den Armen finden konnte, wurde ein Herzkatheder gelegt. Allein das dauerte 35 Minuten und Smith war während der gesamten Zeit bei vollem Bewußtsein. Bennie Demps - 8.6.2000.- Florida Es dauerte 33 Minuten, um die Nadel in eine Vene von Demps einzuführen. "Ich hatte große Schmerzen. Sie schnitten mich in der Leistengegend, sie schnitten mir ins Bein. Ich blutete stark", so Demps in seinen letzten Worten, in denen er seinen Anwalt bat, zu untersuchen, weshalb man ihn so mißhandelt habe. Der Anwalt leitete inzwischen eine offizielle Untersuchung ein.

Weltweite Verbreitung der Todesstrafe Zur Einteilung der Staaten in gibt es vier Katagorien 1. (Grau) Staaten ohne Todesstrafe: 73

Staaten 2. (Gelb) Staaten, die die Todesstrafe nur

noch für außergewöhnliche Straftaten vorsehen (Verbrechen nach Militärge-setzen, außergewöhnliche Umstände z.B Kriegszeiten): 13 Staaten (incl. ein Territorium)

3. (Rot) Staaten, die die Todesstrafe in der

Praxis, aber nicht im Gesetz abgeschafft haben (seit mindestens 10 Jahren keine Hinrichtung mehr durchgeführt, Todes-urteile werden weiterhin ausgesprochen aber nicht vollstreckt): 22 Staaten

Das heißt, daß 108 Staaten die Todesstrafe nicht mehr anwenden. In diesen Leben allerdings nur 1/4 der Weltbevölkerung. 4. (Schwarz) Staaten mit Todesstrafe: 87

Staaten (inc. ein Territorium: Palästinen-sische Autonomiegebiete).

In sechs Staaten werden zur Tatzeit Jugendliche (zur Tatzeit keine 18 Jahre, es gilt der Tag der Urteilssprechung) hinge-richtet: Jemen, Iran, Nigeria, USA, Saudi-Arabien, Pakistan. Die USA ist hierbei mit 12 Hinrichtungen seit 1990 führend.

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Abschaffungsgeschichte: • Der Prozeß der Abschaffung der

Todesstrafe vollzieht sich stetig, • 1899 drei Staaten ohne Todesstrafe:

Costa Rica, San Marino und Venezuela • bis 1948 (Allgemeine Erklärung der

Menschenrechte durch die Vereinten Nationen) Acht Länder

• 1949 Bundesrepublik Deutschland • Ende 1978 bei 19 Staaten • 1978 Dänemark • 1982 Niederlande • 1985 Australien

• 1987 DDR • Seitdem durchschnittlich zwei Staaten

pro Jahr • Seit Beginn der 90er Jahre über 35

Staaten • 1990 Kroatien, Tschechische und

Slowakische Republik • 1994 Italien • 1996 Belgien • 1997 Polen, Südafrika • -1998 Aserbaidschan, Bulgarien,

Großbritannien, Kanada • 1999 Ukraine

Wiedereinführung und Gegentrends: • Seit 1985 vier Staaten: Gambia, Nepal

(wiederabgeschafft), Papua-Neuguinea und die Philippinen

• Ausdehnung der Delikte z.B. Kuba (für Drogenhandel)

• in Ägypten, Demokratische Republik Kongo, Taiwan steigende Hinrichtungszahlen

• Praxis: • 1998: 2337 Hinrichtungen in 37 Staaten,

4845 Verurteilungen in 78 Ländern • VR China: 1769 Hinrichtungen • USA: 68 Hinrichtungen • Iran: 66 Hinrichtungen • DR Kongo: 100 Hinrichtungen Das heißt, daß 86% aller Hinrichtungen in nur vier Staaten geschehen. Delikte, bei denen die Todesstrafe ausgesprochen wird USA: Bundesstaatlich unterschiedlich: Mord, Sodomie, Flugzeug-Piraterie, Landesverrat, Spionage, Mord während einer lebenslangen Freiheitsstrafe, Auftragsmord, Serienmörder, Massenmörder Methode: hauptsächlich die Giftspritze, sonst Gaskammer, Elektrischer Stuhl, Hän-gen oder Erschießen Saudi-Arabien: Mord, Vergewaltigung, be-waffneter Raubüberfall, Hochverrat, Drogen-handel, Ehebruch, Entführung, Gottesläster-ung und Hexerei, Sabotageakte, "korrupt auf

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Erden" (Anwendung von Zauberei oder die Führung eines Bordells.) Methode: in der Regel die Enthauptung, ansonsten Erschießen oder Steinigen. Gesammelte Argumente für und gegen dieTodesstrafe Pro: Gerechtigkeit (Rache) und Ausgleich für die Opfer, da es für eine grausame Tat nur durch eine grausame Strafe gesühnt werden kann. Für einen Menschen, der einen anderen Menschen brutal getötet hat kann eine luxeriöse Gefängniszelle keine adäquate Antwort sein. Wer jemanden getötet hat, kann nicht seinerseits auf ein Recht auf Leben pochen. Contra: Das Recht auf Leben ist an keine Bedingungen gebunden. Mit der Vollstreckung der Todesstrafe maßt sich der Mensch eine Quasi-Schöpfer-Rolle an. Nach modernem Verständnis ist der Staat keineswegs eine göttliche Einrichtung, sondern ein sehr menschlicher Versuch, das Zusammenleben von Menschen zu regeln. Der Staat kann irren und hat selber viele Schwächen. Wer Leben als unwert beurteilt und anderen Menschen - selbst wenn es Verbrecher sind - menschliche Qualitäten abspricht, begibt sich in gefährliche Nähe zu faschistischem Gedankengut. Außerdem stützt sich keine rechtsstaatliche Gesetz-gebung auf den Verwirkungsgedanken: Wer stiehlt, hat sein Recht auf Eigentum grundsätzlich verwirkt!

Pro: humane Strafe, da fast alle modernen Hinrichtungsarten einen schmerzlosen Tod garantieren. (Fallbeil schneller als man Schmerzen wahrnehmen kann; Stromstoß ca. 70 mal schneller als das Gehirn Empfindungen registrieren kann; in der Gaskammer führt Blausäure zu einem Betäubungszustand). Ein lebenslanger Freiheitsentzug ist brutaler. Contra: Fehler der Hinrichtungstechnik füh-ren immer wieder zu langen Todeskämpfen. Das lange Warten in den Todeszellen, die Ungewißheit, den Tag X nicht zu kennen ist eine unmenschliche Tortur. Davon ausge-hend, daß jeder Mensch eine instinktive To-desangst hat, läßt diese Prozedur als Folter gelten. Pro: die abschreckende Wirkung, da eine schwere Strafe den kriminellen Willen abschreckt. Die Angst vor der Folge verhin-dert Kriminalität Contra: Die Abschreckung ist ebenso in den meisten Fällen nicht gegeben, da es erwiesen ist, daß kein Täter damit rechnet erwischt zu werden. Sowieso werden die meisten Tötungsdelikte im Affekt begangen. Die Kriminalität beispielsweise in den USA in sämtlichen Bundesstaaten höher als in der Bundesrepublik. Zudem ist nicht die Abschreckung oberstes Ziel der Rechtsprechung, sondern Gerech-tigkeit Pro: keine Wiederholungstäter, da Pädo-phile, Mörder und Vergewaltiger irgend-wann, bei guter Führung vorzeitig wieder in

Freiheit geraten, wird die Bevölkerung erneut gefährdet. Ein toter Verbrecher kann niemandem mehr etwas antun, die Menschen müssen geschützt werden. Contra: Dem legitimen Recht der Gesell-schaft, sich zu schützen, sind Grenzen gesetzt, und menschliches Leben darf nicht zum Mittel degradiert werden, um eine möglichst hohe Sicherheit zu erreichen. Zudem ist die Zahl rückfälliger Kapital-verbrecher und Kapitalverbrechenrinnen sehr gering. Pro: die Kosten, da es nicht einzusehen ist, warum ein Mensch, der sich soweit von dem Rest der Bevölkerung entfernt hat, von dieser weiterhin finanziert werden soll. Contra: Kosten können kein Argument gegen ein Menschenleben sein. Sie liegen durch die langen Verfahren (in Rechts-staaten!) in der Regel sogar höher (Auf-schubverfahren, Gutachten). Pro: Religiöse Gründe, es soll Gleiches mit Gleichem vergolten werden. Selbst Moses fordert im Alten Testament ein solches Vorgehen. Contra: Christlicher Perspektive: Jesus Christus hat die starre mosaische Gesetz-gebung des Vergeltens aufgehoben. Contra: Justizirrtümer, da die Todesstrafe als irreversible Strafe eine Fehlentscheidung ausschließen muß, Menschen jedoch Fehler machen. Einen Inhaftierten kann man aus

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dem Gefängnis entlassen und ihm einen Schadensersatz zahlen, aber einen Gehenk-ten kann man nicht wieder lebendig machen Contra: die Opfer können nicht zurück-geholt werden, die vermeindliche Wiedergut-machung gegenüber deren (unschuldigen) Angehörigen führt zu weiterem Leid bei den (unschuldigen) Angehörigen des Täters. Contra: Minderheitenprobleme, die meisten Verurteilen kommen aus Randgruppen, sind arm, haben eine geringere Intelligenz, wenig oder gar keine Bildung, wenig Freunde, zerrüttete Familien. Contra: Unrechtsbewußtsein, wie kann man jemandem erklären, daß das Töten von Menschen Unrecht ist, wenn man den Tätern das gleiche antut, wie ihm zur Last gelegt wird. Contra: Politischer Mißbrauch, viele Länder mit Todesstrafe haben es bewiesen: Ein Staat kann mit solch einer Strafe nicht umgehen. Betrachte man hier z.B. die USA, in der die Zahlen der Hinrichtungen insbesondere im Wahlkampf häufig dras-tisch ansteigen.

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Quellen - Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Vereinte Nationen Generalversammlung vom 10. Dezember 1948 Resolution 217 A (III) - Todesstrafe, Leder, Karl Bruno Meyster Verlag Ausgabe 1980 - www.amnesty-hamburg.de/1120/ts/seminar.html - www.amnesty.de/berichte/ - sunsite.informatik.rwth-aachen.de/ai-todesstrafe/ - www.todesstrafe.de - www.todesstrafe.de/forum - www.prodeathpenalty.com - www.rc5.de/todesstrafe/ - www.mhorn.onlinehome.de/ - members.magnet.at/ai.dornbirn/ - www.kuhnert.ch/TS/_ts_disc/ - www.marcbauer.com/politik/todesstrafe.htm