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Toskana Brunello

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Brunello ist Italiens berühmtester Rotwein, die Toskana die Region. WEINWELTEN von Steffen Maus und Markus Bassler kommuniziert Italien und seine Weine, einladend und ansprechend.

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brunello aus montalcino

Italiens berühmtester Rotwein

brunello di montalcino zählt zu den edelsten tropfen italiens, obwohl er auf keine jahrhundertelange familiengeschichte zurückblickt. vor nicht viel mehr als dreißig jahren waren die tanninstarren bauernweine kaum einfacher landadel. erst ausgeklügelte herstellungstechnik küsste den schlafenden märchenprinzen wach. heute reservieren die weinfreaks auf der welt dem könig der italienischen weine einen ehrenplatz in ihren kellern.

Wie bei vielen weltbekannten Namen gibt es auch bei Brunello di Montalcino den Ort, der dazugehört. Auf einem Felsvorsprung gut 100 Kilometer südlich von Flo-renz versteckt sich das toskanische Städtchen Montalcino hinter dicken Bruchsteinmauern vor der Welt. Steile, leicht verschlafene Gassen zirkeln sich zwischen den geduckten Häuschen hindurch. Manchmal liest man über solche Orte, dass hier die Zeit stehen geblieben sei. Doch über das alte Pflaster von Montalcino schlurfen nur zu oft Flipflops ame-rikanischer Touristen. Und Frotteesocken, die durch die Öffnungen deutscher Sandalen quellen, gehören ebenfalls zum Stadtbild.

Nicht wenige davon führt der Weg irgendwann in die Fiaschetteria Italiana. Seit 1888 hat die Bar an der Piazza del Popolo, was eine italienische Bar braucht: hölzerne Theke, Messingarmaturen und Fliesenboden, der in Ehren verwit-tert. Toskanische Originale sucht man allerdings vergebens. Die meisten Einheimischen haben den Touristen das Feld überlassen. In den fünfziger Jahren fanden sich hier im Regal – zwischen Vermouth und Marsala – die ersten Flaschen Brunello der Familie Biondi-Santi. Es gehörte Mut dazu, den bis dahin kaum bekannten Wein unter einem eigenen Etikett abzufüllen. Zu der Zeit baute gerade mal eine Handvoll Bau-ern den Wein an. Und wer einen Pferdekarren für die Fässer hatte, konnte von einem effizienten Absatzkanal sprechen. An weltweiten Ruhm dachten die Weinbauern aus dem Ort nicht im Traum. Dennoch könnte man hier die eigentliche Geburt des Brunello di Montalcino sehen.

Denn im 19. Jahrhundert, als der Brunello zum ersten Mal historisch greifbar wurde, war er eher eine Kopfgeburt. Der gelernte Apotheker Clemente Santi hatte auf seinem Weingut Il Greppo das Zusammenspiel von Rebsorte und Boden beobachtet und immer wieder geeignete Stöcke selektiert. Seine Erkenntnisse scheint er für Jahrzehnte als Betriebsgeheimnis gehütet zu haben, während sich vor den Mauern seines Guts der italienische Staat formte.

Im risorgimento, einer Reihe von Revolutionen und Unabhängigkeitskriegen, diente auch sein Enkel Feruccio. Zurückgekehrt vom Fronteinsatz machte er im Jahr 1888 einen Wein rein aus Sangiovese-Trauben, die hier seit Jahrhunderten Brunello heißen, und ließ ihn in großen Eichenfässern reifen. So entstand ein starker und samtiger Roter, der der Familie auf lange Zeit einen önologischen Wissensvorsprung bescherte. Schon in den zwanziger Jahren kauften Amerikaner trotz Prohibition die Weine, von denen es in über 50 Jahren nur vier abgefüllte Jahr-gänge gab. Stoff, aus dem Wein-Mythen geboren werden: Brunellos von 1888, 1891, 1925 und 1945 werden längst zu Fantasiepreisen gehandelt.

Trotzdem schlug auch für den Brunello nach dem II. Weltkrieg die Stunde Null. Schon in den dreißiger Jahren hatte die Reblaus den Weinbergen übel zugesetzt; mit den Nazitruppen ließ die nächste Plage nicht auf sich warten.

Die Produktion lag brach, und wenn es Brunello gab, dann fast nur von Biondi-Santi, der seine Flaschen zunächst bescheiden in der Fiaschetteria feilbot. Noch 1968 bewirt-schafteten gerade einmal 13 Winzer ganze 50 Hektar. Da-zwischen standen nicht selten verfallende Bauernhäuser. Bis in die siebziger Jahre verödeten ganze Landstriche, weil die Leute ihr Heil als Industriearbeiter suchten. Während die Nachbarn im Chianti Classico schon gute Geschäfte mit ihren Weinen machten, blieb Montalcino tiefste Provinz.

Die mittellosen Landflüchtlinge verscherbelten ihr Land gerne an Interessenten, unter ihnen Branchenriesen wie die Vermouth-Dynastie Cinzano und der Antinori-Clan, dem der Wert der Lagen wohl durchaus klar war. Ein paar Jahre später stiegen zwei US-Importeure im großen Stil ein. James und Harry Mariani hatten mit Lambrusco ein Vermögen in ihrer Heimat gemacht und kauften auf einen

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Schlag hunderte Hektar Weinberge im Süden Montalci-nos. Dazu errichteten sie mit Castello Banfi die technisch modernste Kellerei der Welt. All das erinnerte sehr an Kalifornien, und noch dazu zeigten die beiden Amerikaner Besuchern mit Vergnügen ihren neuen Spielplatz.

Folgerichtig exportierten die Marianis ihre großen Men-gen dahin, wo große Maßstäbe zu Hause sind. Nicht selten wurden sie für ihren American style von Einheimischen angefeindet, doch die Bugwelle ihres Big business spülte weiteres Geld in die Region.

Das Image von Brunello di Montalcino stieg. Immer mehr alte Weinberge wurden rekultiviert, oft von auslän-dischen Investoren. Preise und Exporte stiegen in Höhen, die Barolo alt und Chianti Classico wie ein Schnäppchen aussehen ließen. Brunello steuerte seinen Teil zum italieni-schen Weinwunder bei.

Mitte der Achtziger standen annähernd 1.000 Hektar unter Reben. Kritiker mahnten Obergrenzen an, um dem Ruf nicht zu schaden. Ohne Wirkung. Immer weiter dehnten sich die Rebgärten in Richtung der Flüsschen Orcia und Ombrone aus, die das Gebiet abgrenzen. Brunello, der zusammen mit dem kleinen Bruder Vino Nobile di Montepulciano als erster italienischer Wein die strenge DOCG-Klassifikation bekommen hatte, avancierte in den weinbegeisterten achtziger Jahren zum

Trend- und Edelwein. Familien aus Montalcino, die eigene Weinberge besaßen, begannen selbst abzufüllen. Winzer von außerhalb drängten in die Region und oft auch Unter-nehmen aus anderen Branchen, die hier den Profit witter-ten – und machten.

Der Höhepunkt der Hysterie war Anfang des Jahrtau-sends erreicht, als der einflussreiche „Wine Spectator“ der Riserva 1997 Spitzenbewertungen gegeben hatte. Mit dem US-Magazin unterm Arm zahlten amerikanische Weinlieb-haber fast jeden Preis. Selbst die Auslagen von Montalcino, wo Weinhändler mittlerweile ein Allerweltsberuf geworden war, wirkten zeitweise mehr wie Börsen. Über Nacht habe sich der Preis für eine Flasche seines Weins „auf 200 Euro vervierfacht“, erinnert sich der Winzer Andrea Costanti.

Für einen Hektar Rebland blätterte mancher Investor Ende der neunziger Jahre den Preis eines Eigenheims hin. Die kalte Dusche ließ nicht lange auf sich warten und kam mit der Euro-Einführung und dem Verfall des Dollarkur-ses. Schon 2004 hatten sich die Preise selbst von Spitzen-gewächsen halbiert. Mancher gepriesene Newcomer fand seinen Wein für kleines Geld in der Weinhandlung vor Ort wieder.

Montalcino ist ein landwirtschaftlich geprägtes Städt-chen geblieben. Das Gros der Winzer trinkt seinen caffè zuhause, die Frau kauft im Laden um die Ecke Brot und

Montalcino am Abend: Die Stadt thront über ihren Weinbergen im einzigartigen Licht der Toskana.

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Wurst und bringt nach dem Frühstück die Kinder zur Schule. Nur in den Weinhandlungen zeigen Schaufenster-tafeln mit Aufschriften wie „We deliver your wine to the US“ an, wo die Stammkundschaft wohnt.

In Italien ist der Brunello das Aushängeschild jeder Weinkarte, wird aber heute deutlich weniger bestellt als frü-her. Auch auf den Hauptexportmärkten USA und Deutsch-land ist in den letzten Jahren wirtschaftliches Downsizing (Gesundschrumpfen) in Mode gekommen. Das Preisgefüge ist bis heute als Spätfolge des Booms mindestens so unver-lässlich wie die Jahrgänge.

Schmeckbare Lagen

Das ohnehin kleine Anbaugebiet ist von vielen geologi-schen wie klimatischen Unterschieden geprägt. Die Flächen variieren in Höhenlage und Bodenbeschaffenheit genauso wie im Mesoklima. Um die Stadt Montalcino wachsen einige der besten Brunellos an steilen Hängen. Eingerahmt von den Flüsschen Ombrone und Orcia macht die Fläche nicht mehr als 15 Quadratkilometer aus. Tagsüber aalen sich die Südhänge in der Sonne, die hier wärmer scheint als in den nahen Chianti-Zonen. Dazu gibt es gerade so viel Regen, dass die Reben Zucker entwickeln.

Weiter im Norden wird das Klima rauer. Oftmals reifen die Trauben nicht vollständig aus, was von den besten Winzern wie etwa Patrizio Cencioni vom Weingut Capan-na viel Fingerspitzengefühl verlangt. Die Weine duften nach trockenem Unterholz und schmecken nach mediter-ranen Kräutern und Lakritz. Die Gerbstoffe sind karger und „solange die Weine jung sind, oft hart“, erklärt Winzer Cencioni. „Aber sie machen die Tropfen lange Jahre halt-bar“, in denen sie immer an Tiefe gewinnen.

Kollegen im Süden des Anbaugebiets wie Fabrizio Bin-docci von Il Poggione haben es mit dem Wetter leichter. Den wärmeren Lagen bei Castelnuovo Abate oder dem Gebiet von Sant Angelo in Colle und Tavernelle merkt man das an. Sie schmeicheln mit Kirsch- und Veilchentö-nen, ihre Gerbstoffe sind wie Samt auf der Zunge. Wer die Weine kennt, schmeckt die steinigen Kalkböden, auf denen sie gewachsen sind.

An den Hängen reichen die Weingärten bis zu 300 Me-ter hoch. Da wird es nachts frisch. Wind sorgt für schnelle Temperaturwechsel, so bilden die dünnhäutigen Trauben komplexe Aromen und sind vor Fäulnis geschützt. Diesen Brunello-Typ durchzieht eine kühle Frucht mit balsami-schen Noten.

Zu diesen klimatischen Bedingungen kommt ein klein-teiliges Mosaik unterschiedlicher Böden: Kalk, Tuff, Sand,

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Neu bestockter Weinberg: Die Reben brauchen mehrere Jahre, bis der Winzer die erste Ernte einfahren kann.

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Lehm. Meistens ist es ein Mix aus mehreren, der jeder Lage andere Eigenschaften gibt. Die Voraussetzungen für ebenso verschiedenes wie perfektes Lesegut sind da – wenn da nicht noch eine Kleinigkeit wäre: Die Sangiovese-Traube, aus der der Brunello ausschließlich besteht, ist kapriziös. Selbst bei günstigem Jahresverlauf nimmt sie Kälteein-brüche oder Regen zur Unzeit äußerst übel. Nicht jedes Jahr ist ein gutes Brunello-Jahr.

Schon während der Reife, besonders aber bei der Lese müssen minderwertige Trauben ausgesondert werden. Das verringert den Ertrag und den zu erwartenden Gewinn des Winzers. Wer hier zu gierig ist, der hat später einen wässri-gen Wein, der ihm keinen Ruhm bringen wird. Wählt der Winzer den Erntezeitpunkt früh, dann ist zwar der Zucker-gehalt der Trauben hoch. Die Reife der Gerbstoffe hinkt dem Zuckerauf- und dem Säureabbau aber meist hinterher. Eine zu späte Ernte quittiert das komplizierte Lesegut mit unschönen Rumtopfaromen.

Bleibt die Maische lange auf den Traubenschalen, ex-trahiert sie viele Gerbstoffe, die den jungen Brunello hart

und abweisend machen, ihm aber auch seine berühmte Langlebigkeit schenken. Ein großer alter Brunello gehört zu den besten Weinen, die es auf der Welt gibt.

Doch auch hier ist der Grat schmal. Zu kurze Maische-standzeit – und der Wein bleibt beliebig und gesichtslos. Ein oder zwei Tage zu lange auf den Schalen – und der Brunello schmeckt einfach nur bitter, jetzt und in zehn Jahren. „Der Winzer darf nur so viel Tannin zulassen, wie die Frucht des Jahrgangs abfedert“, erklärt Jan Erbach von Pian dell’Orino. Der Weinmacher ist einer der vielen, die sich erst in den achtziger und neunziger Jahren in der Region niedergelassen haben. Im Gepäck hatte er viel Weinwissen, dafür wenig geliehenes Geld, anders als so viele der branchenfremden Investoren, die mit massiven Investitionen vor allem Gewinne suchten. Erbach kam als Berater nach Pian dell’Orino, verliebte sich aber ungeplant in die Besitzerin. Die Chemie stimmte, und Erbach begann zunächst biologisch, dann biodynamisch anzubauen. Der studierte Önologe entwickelte ein feines Gefühl für die Rebsorte und gibt dem Wein Zeit, die er braucht, um sich

Steinpilze im Herbst sind ein Fest − da ist sogar die Feuerwehr kurzfristig außer Dienst.

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Zwischen bistecca und porcini fühlt er sich zu Hause: Brunello harmoniert ideal mit dunklem Fleisch und frischen Steinpilzen.

zu harmonisieren. Dabei legt er enorm an Opulenz zu. Er wird zu einem überwältigend komplexen Wein mit einem Aromenspektrum von Rosenblättern und Lakritz, Teer und tiefer Frucht wie Himbeeren und Preiselbeeren. Trotz der aromatischen Wucht behält er seine Finesse, trotz enormer Länge wirkt er nicht erschlagend. Kein anderer Wein der Welt ist mit ihm vergleichbar.

Daran hat das Fasslager maßgeblichen Anteil. Ursprüng-lich waren es vier Jahre in slowenischen Eichenfässern, die mit ihren mittelgroßen Poren gerade so viel Sauer-stoff eintreten ließen, dass sich die Gerbstoffe verbinden konnten. Heute sind es noch zwei. Mit den vielen Neu- und Quereinsteigern in Montalcino fächerten sich auch die Ausbaustile auf. Manche Winzer, viele Händler und noch mehr deren Kunden verlangen schnell trinkbare Weine. Neue Holzfässer, an denen man in den achtziger Jahren kaum vorbeikam, gibt es ebenso wie den Ausbau in großen alten Fässern, die kaum oxidativen Einfluss zulassen und bei den Traditionalisten lange als die reine Lehre galten. Heute ist der unreflektierte Barrique-Boom des

späten 20. Jahrhunderts vorbei. Primär von Holz geprägte Weine schmecken einheitlich, sind durch den Lufteinfluss während der Reife schlecht haltbar und längst nicht mehr gefragt. Doch auch die Konservativen mussten einiges auf-geben. Grundsätzlich tut dem Brunello eine lange Zeit in einem Fass gut, das wenig Luft durchlässt. Ein Touch Eiche kann die Weine aber hier und da aufwerten. Könner spie-len mit den Eichenaromen, ohne die Brunello-Frucht zu erschlagen. Viele Winzer haben im Zuge der Rebflächen-Erweiterung Weinberge sowohl im Norden wie im Süden oder Südosten und mischen Weine verschiedener Typen gekonnt. Neue, streng auf Qualität angelegte Weinberge und die wissbegierigen Winzer, die den Wein immer besser kennen lernen, sind Garanten dafür, dass das Reich dieses königlichen Weins erst noch kommt – aber doch von dieser Welt sein wird. Der göttliche Brunello wird in den nächs-ten Jahren einen beachtlichen Qualitätssprung machen.

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Früchte der Steineiche − monte al cino bedeutet Hügel der Steineichen.

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Zum ragù di cinghiale, wenn der Jäger ein Wildschwein geschossen hat. Ohne Waidmannsglück tut’s auch eine Sauce aus Hasenfleisch zur hausgemachten Pasta, bei der die Köchin nicht mit Eiern spart. Den Wein einige Stunden dekantieren, in große, bauchige Gläser einschen-ken. Preise ab 30 €, Spitzenweine kosten mit Recht 60 €, andere zu Unrecht das Doppelte. Im Restaurant alles etwa mal drei. Rosso di Montalcino ist mit Preisen von 12 bis 20 € ein bezahlbarer Einstieg in die Königsklasse.

genusstipp Dumme Geschichte, clever abgehakt

Nur manchmal muss er sich auf dem Weg mit allzu Alltäg-lichem herumschlagen. Denn die mittelmäßigen Jahrgänge, in denen der junge Brunello karg und kantig gerät, treffen den weltweiten Weingeschmack nicht. Besonders in den USA, dem Mutterland der Aromenbomben, schreien Wein-fans nach weichen, harmonischen Tropfen. Ein Anteil von Merlot, der den Wein in jedem Jahr weicher macht, ist im Chianti Classico längst erlaubt. So hätten es in Montalcino viele auch gern gemacht. Angeblich taten es auch etliche. Aber natürlich immer nur der Nachbar. Laut darüber nachdachten unter anderen die Aktionäre Mariani von Villa Banfi, jenem Unternehmen, aus dem jede zehnte Flasche Brunello stammt, mit dem größten Exportvolumen in den USA. Mehr Freiheit, um dem Terroir mehr Ausdruck zu geben, forderten Befürworter einer weniger streng gefassten Klassifikation. „Wir sollten hier Brunello machen und kei-ne Weine, die man auch woanders machen kann“, warnten prominente Winzer wie Andrea Costanti.

Die Gerüchte über Sortenvergehen hielten sich ebenso wie die Kritik an den Behörden, die aus der Sicht vieler beide Augen zudrückten. Die Staatsanwaltschaft wählte schließlich eine publikumswirksame Aktion, um den Druck abzulassen. Im April 2008, während der Branchenmesse Vinitaly, zu der alljährlich Politprominenz um die Wette in die Kameralinsen lächelt, schlug der Arm des Gesetzes zu. Statt solventer Kundschaft in italienischen Maßanzügen erschienen Beamte in Springerstiefeln an den Messeständen und beschlagnahmten einige Millionen Liter Brunello. Den Winzern wurde die Verwendung unerlaubter Rebsorten vorgeworfen. Später stellte sich heraus, dass an den Vorwür-fen wenig dran war. Das „Brunellogate“ entpuppte sich als Luftnummer – und hat doch einiges in Bewegung gebracht.

Unter dem Schock der Situation trat die General-versammlung des Consorzio zusammen. 96 Prozent der Winzer – nicht wenige davon hatten kurz vorher noch ganz andere Meinungen vertreten – stimmten für die Produk-tionsregeln: Brunello bleibt 100 Prozent Sangiovese. Wer absolut sicher gehen will, hält sich an die rote Banderole, mit der jede Flasche ausgestattet ist, und verifiziert die Prüf-nummer. „Wer eine SMS damit an +39 366 300 8880 sen-det, bekommt als Antwort eine Historie, inklusive Winzer und Anzahl der abgefüllten Flaschen“, so Stefano Campa-telli, Direktor des Konsortiums. Handy und Spitzenrotwein – na, wenn das nicht ein italienischer Königsweg ist. zig

Mausempfehlungen für Terroir-Sangiovese

Armilla www.armillawine.comBiondi-Santi www.biondisanti.itBrunelli − Le Chiuse di Sotto www.giannibrunelli.itCampi di Fonterenza www.fonterenza.itCanalicchio di Sopra www.canalicchiodisopra.comCanalicchio www.canalicchiofrancopacenti.itCapanna www.capannamontalcino.comCaparzo www.caparzo.itCorte Pavone www.loacker.netCostanti www.costanti.itDonna Olga www.donnaolga.itIl Poggione www.tenutailpoggione.itLa Fiorita www.fattorialafiorita.itLa Rasina www.larasina.itLa Serena www.cantinalaserena.itLe Chiuse www.lechiuse.comLe Gode www.legode.itLisini www.lisini.comMastrojanni www.mastrojanni.comMaté www.matewine.comNardi www.tenutenardi.comPertimali www.pertimalisassetti.itPian dell Orino www.piandellorino.itPieve di Santa Restituta www.gajawines.comPinino www.pinino.comPioggio Antico www.poggioantico.comPoggio di Sotto www.poggiodisotto.comSalicutti www.poderesalicutti.itSan Polino www.sanpolino.itSiro Pacenti www.siropacenti.itSolaria www.solariacencioni.comStella di Campalto / San Giuseppe www.stelladicampalto.it

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