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162 |outdoor guide|Sommer|10 outdoor guide|sommer|10| 163 Bücher über Bücher, die zum Wandern taugen, und Bücher über Wanderungen, die zum Lesen taugen: Andreas Bellasi: «Höhen, Tiefen, Zauberberge». Literarische Wanderungen in Graubünden, Rotpunktverlag, Zürich 2004, 2. Auflage 2010. Michael T. Ganz/Dominique Strebel: «Dies Land ist masslos und ist sanft». Literarische Wanderungen im Wallis, Rotpunktverlag, Zürich 2006. Beat Hächler: «Das Klappern der Zoccoli». Literarische Wanderungen im Tessin, Rotpunktverlag, Zürich 2000, 5. Auflage 2007. Ueli Haldimann: «Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa». Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten, AS Verlag, Zürich 2001. Barbara Piatti: «Die Geographie der Literatur. Schauplätze, Handlungsräume, Raum- phantasien». Wallstein Verlag, Göttingen 2008. Metaliteratur zum Wandern touren These books are made for walking Lesen ist völlig unnötig. So was von Zeitverschwendung. Wandern? Dasselbe. Beide Tätigkeiten sind absolut entbehr- lich, dienen weder der Futtersuche noch dem Überleben noch der Fortpflanzung und Weitergabe der eigenen Gene. Im Gegenteil: Beide, Lesen wie Wandern, lenken bloss ab von den wirklich wichti- gen Tätigkeiten, die das Überleben der Spezies sichern. Unnütze Dinge nennt man Kulturprodukte. Lesen ist ein sol- ches Kulturprodukt. Aber auch Wandern ist ein Kulturprodukt: Noch vor 500 Jah- ren wäre niemand in die Berge gefahren, um dort freiwillig ein bisschen herumzu- laufen und sich daran zu erfreuen. Erst die Bücher öffneten den Weg ins Gebirge, die Bücher aufklärerischer Autoren wie Gesner, Simler, Haller, Rousseau. Ohne sie würden wir vielleicht gar nicht auf die Idee kommen, Bergschuhe anzuziehen und loszustapfen. Es ist ja auch so, dass Zu Fuss auf der Suche nach der Bühne vergangener Geschichten. Der outdoor guide erklärt, weshalb sich Wandern und Lesen wunderbar ergänzen und die Bergwelt noch verlockender machen. nicht alle nachvollziehen können, weshalb man Freude am Wandern haben soll. Oder am Lesen. Item, Lesen und Wandern ergänzen sich aufs Beste, auf mehrtätigen Unterneh- mungen genauso wie auf Tagestouren. Hauptsache, das Zeitbudget sieht nebst der Fortbewegung auch längere Pausen vor. Wenn dann das Buch zur Tour passt, und die Tour zum Buch, und beides zu uns – was will man dann noch mehr? Vielleicht nur noch dies: Dass das für die Wanderung ausgewählte Werk als leichte Taschenbuch-Ausgabe vorliegt. Oder als Hörbuch für den iPod, das iPhone, den MP3-Player und wie die Dinge heute heissen. Früher hiessen sie Walkman. Damit kann man laufend lesen. Foto: Marco Volken Wander-Skala (SAC) Bike-Skala Grad Weg/Gelände Anforderungen T1 Wandern Weg gut gebahnt. Falls nach SAV-Normen markiert: gelb. Gelände flach oder leicht geneigt, keine Absturz- gefahr. Keine. Mit Turnschuhen machbar. Orientierung problemlos, auch ohne Karte möglich. T2 Bergwandern Weg mit durchgehendem Trassee und ausgeglichenen Steigungen. Falls markiert: weiss-rot-weiss. Gelände teilweise steil, Absturzgefahr nicht ausgeschlossen. Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe sind empfeh- lenswert. Elementares Orientierungsvermögen. T3 anspruchvolles Bergwandern Am Boden ist meist noch eine Spur vorhanden, ausgesetzte Stellen können mit Seilen oder Ketten gesichert sein, evtl. braucht man die Hände fürs Gleichgewicht. Falls markiert: weiss-rot-weiss. Zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflä- chen, weglose Schrofen. Gute Trittsicherheit, gute Trekkingschuhe. Durch- schnittliches Orientierungsvermögen. Elementare alpine Erfahrung. T4 Alpinwandern Weg nicht überall sichtbar, Route teilweise weglos, an gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vorwärts- kommen. Falls markiert: weiss-blau-weiss. Gelände bereits recht exponiert, heikle Gras halden, Schrofen, einfache, apere Gletscher. Vertrautheit mit exponier tem Gelände, stabile Trek- kingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung teilung und gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung. T5 anspruchvolles Alpinwandern Oft weglos, einzelne einfache Kletterstellen bis II. Falls markiert: weiss-blau-weiss. Exponiertes, anspruchs volles Gelände, Schrofen, wenig gefährliche Gletscher und Firnfelder. Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung und sehr gutes Orientierungs vermögen. Gute Alpinerfahrung und elementare Kenntnisse im Umgang mit Pickel und Seil. T6 schwieriges Alpinwandern Meist weglos, Kletterstellen bis II, meist nicht mar- kiert. Häufig sehr exponiert, heikles Schrofengelände Gletscher mit Ausrutschgefahr. Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpin- technischen Hilfsmitteln. Grad Technik Ausdauer 1 Auch für Anfänger geeignet. Geringe fahrtechnische Anforderungen. Keine besonderen Anforderungen. Eine gute Grund- kondition genügt. 2 Für geübte Fahrer problemlos fahrbar. Einzelne schwierige Streckenabschnitte möglich. Touren mittlerer Länge ohne steile Anstiege. 3 Fahrtechnisch über längere Strecken anspruchsvoll. Für sehr gute Fahrer ist fast alles fahrbar. Sportliche Touren für gut Trainierte. Teilweise auch steile Anstiege. 4 Über längere Strecken sehr anspruchsvoll. Schwieri- ger Untergrund und oft grosse Steilheit. Auch für gute Fahrer einzelne Schiebe- oder Tragepassagen. Sehr anspruchsvolle, lange Touren mit fünf und mehr Stunden Fahrzeit. Nur für sehr gut Trainierte.

touren touren hiketouren Wander-Skala (SAC) - … · wo heute Wasser liegt, einst ein richtiges Dörfchen mit Schule und Kirchlein stand, die Göscheneralp, und dass die Einwohner

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162 |outdoor guide|Sommer|10 outdoor guide|sommer|10|163

h i k e t o u r e n

Bücher über Bücher, die zum Wandern taugen, und Bücher über Wanderungen,

die zum Lesen taugen:

Andreas Bellasi: «Höhen, Tiefen, Zauberberge». Literarische Wanderungen in

Graubünden, Rotpunktverlag, Zürich 2004, 2. Auflage 2010.

Michael T. Ganz/Dominique Strebel: «Dies Land ist masslos und ist sanft».

Literarische Wanderungen im Wallis, Rotpunktverlag, Zürich 2006.

Beat Hächler: «Das Klappern der Zoccoli». Literarische Wanderungen im Tessin,

Rotpunktverlag, Zürich 2000, 5. Auflage 2007.

Ueli Haldimann: «Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa».

Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten, AS Verlag, Zürich 2001.

Barbara Piatti: «Die Geographie der Literatur. Schauplätze, Handlungsräume, Raum-

phantasien». Wallstein Verlag, Göttingen 2008.

Metaliteratur zum Wandern

t o u r e n t o u r e n

These books are made for walking

Lesen ist völlig unnötig. So was von

Zeitverschwendung. Wandern? Dasselbe.

Beide Tätigkeiten sind absolut entbehr-

lich, dienen weder der Futtersuche noch

dem Überleben noch der Fortpflanzung

und Weitergabe der eigenen Gene. Im

Gegenteil: Beide, Lesen wie Wandern,

lenken bloss ab von den wirklich wichti-

gen Tätigkeiten, die das Überleben der

Spezies sichern. Unnütze Dinge nennt

man Kulturprodukte. Lesen ist ein sol-

ches Kulturprodukt. Aber auch Wandern

ist ein Kulturprodukt: Noch vor 500 Jah-

ren wäre niemand in die Berge gefahren,

um dort freiwillig ein bisschen herumzu-

laufen und sich daran zu erfreuen. Erst

die Bücher öffneten den Weg ins Gebirge,

die Bücher aufklärerischer Autoren wie

Gesner, Simler, Haller, Rousseau. Ohne

sie würden wir vielleicht gar nicht auf die

Idee kommen, Bergschuhe anzuziehen

und loszustapfen. Es ist ja auch so, dass

Zu Fuss auf der Suche nach der Bühne vergangener

Geschichten. Der outdoor guide erk lär t , weshalb

s ich Wandern und Lesen wunderbar ergänzen und

die Bergwel t noch ver lockender machen.

nicht alle nachvollziehen können, weshalb

man Freude am Wandern haben soll.

Oder am Lesen.

Item, Lesen und Wandern ergänzen sich

aufs Beste, auf mehrtätigen Unterneh-

mungen genauso wie auf Tagestouren.

Hauptsache, das Zeitbudget sieht nebst

der Fortbewegung auch längere Pausen

vor. Wenn dann das Buch zur Tour passt,

und die Tour zum Buch, und beides zu

uns – was will man dann noch mehr?

Vielleicht nur noch dies: Dass das für

die Wanderung ausgewählte Werk als

leichte Taschenbuch-Ausgabe vorliegt.

Oder als Hörbuch für den iPod, das

iPhone, den MP3-Player und wie die

Dinge heute heis sen. Früher hiessen

sie Walkman. Damit kann man laufend

lesen.

Foto

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W a n d e r - S k a l a ( S A C )

B i k e - S k a l a

Grad Weg/Gelände Anforderungen

T1

Wandern

Weg gut gebahnt. Falls nach SAV-Normen markiert:

gelb. Gelände flach oder leicht geneigt, keine Absturz-

gefahr.

Keine. Mit Turnschuhen machbar. Orientierung

problemlos, auch ohne Karte möglich.

T2

Bergwandern

Weg mit durchgehendem Trassee und ausgeglichenen

Steigungen. Falls markiert: weiss-rot-weiss. Gelände

teilweise steil, Absturzgefahr nicht ausgeschlossen.

Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe sind empfeh-

lenswert. Elementares Orientierungsvermögen.

T3anspruchvolles Bergwandern

Am Boden ist meist noch eine Spur vorhanden,

ausgesetzte Stellen können mit Seilen oder Ketten

gesichert sein, evtl. braucht man die Hände fürs

Gleichgewicht. Falls markiert: weiss-rot-weiss. Zum

Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflä-

chen, weglose Schrofen.

Gute Trittsicherheit, gute Trekkingschuhe. Durch-

schnittliches Orientierungsvermögen. Elementare

alpine Erfahrung.

T4Alpinwandern

Weg nicht überall sichtbar, Route teilweise weglos, an

gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vorwärts-

kommen. Falls markiert: weiss-blau-weiss. Gelände

bereits recht exponiert, heikle Gras halden, Schrofen,

einfache, apere Gletscher.

Vertrautheit mit exponier tem Gelände, stabile Trek-

kingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung teilung und

gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung.

T5anspruchvolles Alpinwandern

Oft weglos, einzelne einfache Kletterstellen bis II. Falls

markiert: weiss-blau-weiss. Exponiertes, anspruchs

volles Gelände, Schrofen, wenig gefährliche Gletscher

und Firnfelder.

Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung und sehr

gutes Orientierungs vermögen. Gute Alpinerfahrung

und elementare Kenntnisse im Umgang mit Pickel

und Seil.

T6

schwieriges

Alpinwandern

Meist weglos, Kletterstellen bis II, meist nicht mar-

kiert. Häufig sehr exponiert, heikles Schrofengelände

Gletscher mit Ausrutschgefahr.

Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Ausgereifte

Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpin-

technischen Hilfsmitteln.

Grad Technik Ausdauer

1 Auch für Anfänger geeignet. Geringe fahrtechnische Anforderungen.

Keine besonderen Anforderungen. Eine gute Grund-kondition genügt.

2 Für geübte Fahrer problemlos fahrbar. Einzelne schwierige Strecken abschnitte möglich.

Touren mittlerer Länge ohne steile Anstiege.

3 Fahrtechnisch über längere Strecken anspruchsvoll.

Für sehr gute Fahrer ist fast alles fahrbar.

Sportliche Touren für gut Trainierte. Teilweise auch steile Anstiege.

4 Über längere Strecken sehr anspruchsvoll. Schwieri-ger Untergrund und oft grosse Steilheit. Auch für gute Fahrer einzelne Schiebe- oder Tragepassagen.

Sehr anspruchsvolle, lange Touren mit fünf und mehr Stunden Fahrzeit. Nur für sehr gut Trainierte.

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h i k e t o u r e n h i k e t o u r e n

Val Bavona TI. Gori, unterwegs auf verbotener Mur-

meltierjagd, späht durch den Feldstecher hinunter zu seiner

Alpe Solögna und erkennt dort völlig unerwartet das Mädchen,

das ihm den Schlaf raubt: Maddalena. Sein Blut stockt in den

Adern. Er rennt hinunter. Bis zum ersten Kuss werden noch

Monate vergehen. Er, der mittellose, gut gebaute Älpler, sie die

bildhübsche, gescheite Tochter aus gutem Haus. Er muss bald

nach Amerika auswandern, um dort ein Auskommen zu finden,

sie bleibt zurück und verspricht, für immer und ewig auf ihn zu

warten. Dann schlägt das Schicksal zu. Es könnte die Vorlage

zu einem billigen Heimatroman sein. Aber was uns der Tessiner

Schriftsteller Plinio Martini in «Nicht Anfang und nicht Ende»

(1970) erzählt, ist so unkitschig wie himmeltraurig schön, so

ungeschminkt wie grundtief menschlich. Es ist ein Plädoyer für

das Hier und das Jetzt, gegen das Dort und das Morgen und

das Vielleicht. Für die NZZ schlicht «einer der erstaunlichsten

Romane, die in der Schweiz je geschrieben wurden. Schliesslich

gibt es in der neueren Literatur nur wenige Liebesgeschichten

von der Behutsamkeit und Verhaltenheit der Geschichte von Gori

und Maddalena». Grund genug, in eines der schönsten Täler der

Schweiz zu fahren, das Val Bavona, zur Alpe Solögna aufzustei-

gen, um dort Gori und Maddalena zu begegnen: «Sie sah zur

Hütte hinüber, streckte die Hand aus und strich mir leicht übers

Haar. Ich wurde rot bis zum Nabel. ‹Und wir haben das ganze

Leben vor uns›, sagte sie. ‹Ein schönes Leben, du hier und ich

in Kalifornien! Ich schlafe keine Nacht, weil ich immer daran

denke.›. ‹Was für ein Dummkopf du doch bist!›, sagte sie.»

Schwierigkeit: T3/T4. Einige Blockfelder, bei der Bocchetta

Fornasèl eine kurze, leicht ausgesetzte Stelle. Der Wegverlauf bei

der Alpe di Solögna ist nicht immer deutlich. Langer Abstieg.

Wanderzeit: 1. Tag 3½ Stunden, 2. Tag 3¼ Stunden.

Höhendifferenz: 1. Tag Aufstieg 1170 m, 2. Tag Aufstieg 200 m,

Abstieg 1570 m.

Ausgangspunkt: S. Carlo im Val Bavona (Haltestelle Ponte,

938 m).

Anreise: Von Locarno mit Bus nach Cavergno, von dort mit

Postauto ins Val Bavona (vier Kurse pro Tag).

Endpunkt: Rosèd (Roseto, 741 m). Zurück mit Postauto nach

Cavergno.

Einkehren/Unterkunft: Ristorante Basodino (mit Zimmer)

in S. Carlo, Tel. 091 755 11 92, Capanna Piano delle Creste

(2108 m), in der Hauptsaison bewartet, 35 Plätze,

Tel. 091 755 14 14, www.sav-vallemaggia.ch.

Strecke: S. Carlo – Olmo – Corte Grande – Capanna Piano delle

Creste. Tags darauf zum unteren Laghetto d’Antabia – unmittelbar

davor nach links und zur Bocchetta Fornasèl – um eine Fels rippe

herum (etwas ausgesetzt) – Sedone – Alpe di Solögna/Corte

Grande – Corte Nuovo – Costa – ins Postkartendorf Rosèd hinab.

Variante: Von Rosèd auf dem Wanderweg nach Foroglio ins

Grotto (T2, ¼ Std.). Am Pizzo Solögna und am Pizzo Piènsgia

die Routen «Via Maddalena» und «Via Gori» klettern (Blum/

Silbernagel, «Ticino keepwild! climbs », Topoverlag 2009).

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1271 Basòdino; 1:50 000,

265 Nufenenpass.

Literatur: Volken/Kundert, «Bergwandern im Tessin»,

AT-Verlag 2010.

Info: www.valle-bavona.ch, www.vallemaggia.ch.

Marco Volken

«Du hier und ich in Kalifornien!»

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Göscheneralp UR. Hinter Göschenen steht ein See.

Ein Stausee. Er hält den Abfluss des ganzen Tals zurück, zapft

über Zuleitungen noch weitere Täler an und leitet all die vom

Himmel gefallenen Wassermoleküle nach Göschenen, auf dass

daraus elektrischer Strom werde. So weit, so gut. Dass dort,

wo heute Wasser liegt, einst ein richtiges Dörfchen mit Schule

und Kirchlein stand, die Göscheneralp, und dass die Einwohner

teilweise zwangsentsiedelt werden «mussten», ist etwas weniger

gut. 1955 fuhren die ersten Bagger auf, 1956 verliessen die letz-

ten Einwohner ihre Häuser, 1963 wurde das Kraftwerk feierlich

eröffnet. Nicht alle mochten mitfeiern. Meinrad Inglin wohl auch

nicht. Der Schwyzer Literat, Urheber des Jahrhundertromans

«Schweizerspiegel» (lesenswert, heute ganz besonders), schrieb

im Roman «Urwang», 1954 erschienen, gegen die Besäufung

der Göscheneralp an. Seine Hauptfiguren: der altmodische

Major von Euw und die «buschpere» Wirtstochter Marieli, die

sich gemeinsam für die Rettung der Göscheneralp einsetzen.

Erfolglos, wie wir wissen. «Der Major schwang sich den Sack auf

den Rücken, gab dem Mädchen die Hand und sagte beherrscht:

‹Leb wohl, Marieli!›. Sie schaute ihn betrübt und herzlich an,

seine Rechte in beiden Händen, und sagte kleinlaut ‹adie Herr

Major›, dann sah sie zu, wie er langsam bergauf stieg.». Das Gö-

schenertal ist zwar trotz Stausee ein landschaftlicher Höhepunkt

der Schweiz geblieben, eine prächtige Urlandschaft aus dem

Bilderbuch, die manchen Kalender schmückt. Was aber nichts

daran ändert, dass damals Menschen gehen mussten. Auch

heute noch stehen intakte Berglandschaften auf den Planskizzen

der Strombarone. Auch heute noch braucht das Land Majore,

Wirtstöchter und Inglins.

«Leb wohl, Marieli!», «Adie Herr Major»

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Schwierigkeit: T4. In der Flanke des Moosstocks Geröll, etwas

rutschige Felsen und Erlengebüsch.

Wanderzeit: Hotel Dammagletscher – Dammareuss – Damma-

hütte 2½ Stunden, Dammahütte – Hinter Röti – Hotel Damma-

gletscher 3 Stunden.

Höhendifferenz: Auf- und Abstieg 1050 m

Ausgangspunkt: Hotel Dammagletscher (1782 m).

Anreise: vom Bahnhof Göschenen mit Postauto ins Göschenertal

bis zur Endstation, Reservation obligatorisch (Tel. 079 343 01 09).

Einkehren/Unterkunft: Dammahütte SAC (2439 m), im Sommer

bewartet, Tel. 041 885 17 81, www.sac-pilatus.ch.

Strecke: Hotel Dammagletscher – über den Staudamm – Älper-

gen – in Auf und Ab zur Brücke über die Dammareuss – Dam-

mahütte – nordostwärts zu einer Geländekante – hinab und

wieder hinauf – durch die Nordostflanke des Moosstocks – via

P. 2207 in den Talboden hinunter – auf einer Brücke zur Hinter

Röti – links der Chelenreuss Richtung See – sanfter Aufstieg

zur Moorfläche beim Abzweiger P. 1951 – Abstieg zum Hotel

Dammagletscher.

Variante: Von der Dammareuss-Brücke nicht via Dammahütte

und Hinter Röti, sondern direkt über Moos zum Seeende (T3,

ganze Seerunde 2¾ Std.).

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1231 Urseren; 1:50 000,

255 Sustenpass.

Literatur: Kundert/Volken, «Alpinwandern Zentralschweiz»,

SAC-Verlag 2010. Bachmann, «Wanderfitzig», SAC-Verlag 1999.

Müller/Gamma, «Hochspannung», Alpenrot-Verlag 1982.

Info: www.göschenen.ch, www.wasserwelten.ch

Marco Volken

Auf dem Weg zur Turbine: die Dammareuss. Barfussfaulenzen statt Alpchrampfen: auf Antabia.

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Niederbauen – Oberbauenstock –Isenthal NW/UR. Beide sind sie nationale Denkmäler,

Wilhelm Tell ebenso wie Max Frisch. Beide sind sie umstritten.

Der erste kam durch eine ausgeprägte Gewaltbereitschaft zu

Ehren, der zweite durch hellen Geist und Sprachvirtuosität.

Und der Zweite schrieb über den Ersten. Etwa so: «Dieser hatte

einen rötlichen Bart und Sommersprossenhaut, vermutlich ein

Choleriker, der es in der Gesellschaft auch nicht immer leicht

hatte.» Der «Nationalheld» der Schweiz als reizbarer, auch vor

Mord nicht zurückschreckender Aussenseiter, dazu noch mit

Migrationshintergrund: «Wilhelm Tell für die Schule» (1971) ist

eine historisch unterlegte, aber nicht minder köstliche und anre-

gende Lektüre, die uns aufzeigt, wie man Mythen grundsätzlich

misstrauen sollte, ganz besonders unseren eigenen, und dass

der fremde Tyrann Gessler möglicherweise gar keiner war. Auf

einer Wanderung mit Tiefblick auf fast sämtliche Schau plätze

der helvetischen Gründungsmärchen bietet uns Max Frisch,

der «Nestbeschmutzer», eine ausgezeichnete Gelegenheit, um

über unser Nest und dessen Sauberkeit zu denken. Auf dem

Weg zum Oberbauenstock sollte man sich zwar besser auf den

Wegverlauf als auf die «Ursprünge» der Schweiz konzentrieren,

und auch auf dem spitz zulaufenden Gipfel wird man wohl kaum

einen gemütlichen Lesesessel finden. Aber als Vorbereitung

zu einer Tour in die «Wiege» der Eidgenossen eignet sich das

Büchlein bestens. Zumal Frisch Bergsteiger und mit der Zent-

ralschweiz bestens vertraut war.

Schwierigkeit: T4+. Im Aufstieg zum Oberbauenstock recht

ausgesetztes Gelände mit einigen Fixseilen und Kraxelstellen, am

Grat ebenfalls stellenweise exponiert. Ansonsten gute Bergwege,

zwischen Zingel und Jochlistock manchmal etwas luftig. Ausrei-

chend Getränke mitnehmen, sehr wasserarme Region.

Wanderzeit: Niederbauen–Oberbauenstock 2¼ Stunden, Ober-

bauenstock–Gitschenen 2¾ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 860 m, Abstieg 890 m.

Ausgangspunkt: Bergstation der Seilbahn Emmetten–Nieder-

bauen (1570 m, www. niederbauen.ch).

Anreise: Von Stans mit Postauto nach Emmetten, oder von

Brunnen mit Schiff nach Treib, mit Standseilbahn nach Seelis-

berg und mit Postauto nach Emmetten.

Endpunkt: Gitschenen (1538 m, www.gitschenen.ch), Bergstati-

on der Seilbahn nach St. Jakob. Ab Talstation mit Postauto nach

Flüelen/Altdorf.

Einkehren: Restaurants auf Niederbauen und Gitschenen.

Strecke: Niederbauen – Äbnet – P. 1596 – Laucheren – in den

Kessel westlich des Oberbauenstock – auf ausgesetztem Steig

durch eine felsige Flanke nach Schwiren – auf dem Grat zum

Oberbauenstock (2217 m) – Schwiren – alles auf dem Grat zum

Lückli – steil zum Gandispitz hinauf – luftiger Grat zum Jochli-

stock – Ober Bolgen – Vorder Jochli – Gitschenen.

Varianten: Vom Lückli via Färnital – Ronen zur Stockhütte und

mit der Seilbahn nach Emmetten zurück (Oberbauenstock–

Stockhütte 3 Stunden, T2)

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1171 Beckenried; 1:50 000,

245 Stans.

Literatur: Kundert/Volken, «Alpinwandern Zentralschweiz»,

SAC-Verlag 2010.

Marco Volken

«Vermutlich ein Choleriker»

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Monte Gambarogno TI. Als Rocco Canonica zur

Welt kam, hatten seine Eltern nach altem Brauch einen Nuss-

baum gepflanzt. Und nun also soll der Baum gefällt werden, weil

er einem zugezogenen deutschen Industriellen den Blick auf den

See raubt. Rocco, siebzigjähriger Bauer, wartet in seiner Küche

auf die Gemeindearbeiter, die den Baum niedersägen sollen. In

ihm staut sich der Zorn, neben ihm liegt das Gewehr. «Spät-

holz» (1976), der vielleicht bekannteste Roman von Walther

Kauer, ist nicht nur eine erfundene Erzählung. Er ist auch ein

Stück Geschichte. Es geht darin um Auswanderung, um innere

Emigration, um die Preisgabe der Landwirtschaft, es geht um

Entfremdung, Ausverkauf der Heimat, um Widerstand gegen die

Behörden, um die Überflutung eines Bergtals zwecks Stromge-

winnung, um die richtigen Prioritäten. Kauer ergreift inhaltlich

Partei, lässt uns geografisch aber im Ungewissen. Die Geschich-

te spielt im Val Terzone, aber wer das Tal auf der Landkarte

sucht, tut dies vergebens. Beim Lesen meint man, mal das Val

Verzasca zu erkennen, dann wieder das Gebiet des Monte Lema.

Welches Tal er sich zum Vorbild genommen hat, können wir den

1987 verstorbenen Schriftsteller nicht mehr fragen. Und suchen

uns deshalb ein Wanderziel, das auf halbem Weg liegt, mit Blick

auf die Staumauer der Verzasca ebenso wie auf die Berge um

den Monte Lema. «Alles verloren. Endgültig. Der Baum würde

fallen. Sein Baum. Sein Lebensbaum.» Was schliesslich mit dem

Nussbaum geschieht, muss man schon selbst herausfinden.

Vielleicht geschieht ja mehr als nur das.

Schwierigkeit: T2/T3. Gute Bergwege. Durchgehend markiert,

ausser auf dem etwas felsdurchsetzten Abschnitt vom Monte

Gambarogno nach S. Anna.

Wanderzeit: Alpe di Neggia – S. Anna 2 Stunden, S. Anna –

Covreto – Indemini 2¾ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 690 m, Abstieg 1110 m.

Ausgangspunkt: Alpe di Neggia (1395 m), Passübergang vom

Gambarogno nach Indemini.

Anreise: Vom Bahnhof Magadino-Vira mit Postauto.

Endpunkt: Indemini (979 m). Rückfahrt mit der gleichen Post-

autolinie nach Magadino-Vira.

Einkehren/Unterkunft: Alpe di Neggia: Restaurant mit Zimmer,

Tel. 091 795 19 97. Indemini: Restaurant Terrazza Martini,

Tel. 091 795 14 67, Restaurant Indeminese, Tel. 091 795 12 22

(Zimmervermittlung). Alpe Cedullo (10 Min. von S. Anna): Agri-

turismo, Tel. 091 794 13 83.

Strecke: Alpe di Neggia – auf breitem Rücken direkt zum Monte

Gambarogno (1734 m) – auf schwacher Wegspur über den Süd-

westgrat hinab – zwischen P. 1611 und P. 1521 am Rand eines

Geröllfelds nach rechts hinunter – S. Anna – Monte Paglione –

Covreto (1594 m) – Monterecchio – Cangili – Biegno – auf der

kaum befahrenen Strasse über die Landesgrenze nach Indemini.

Varianten: Vom Covreto westwärts hinab – nach rechts zum

Alpetto (in der Hauptsaison offene Hütte, www.capanneti.ch) –

Monti di Caviano – Caviano – Haltestelle «Bivio per Caviano» an

der Hauptstrasse – mit Bus nach Cadenazzo (S. Anna – Caviano

4½ Stunden, T2).

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1332 Brissago, 1333 Tesserete;

1:50 000, 286 Malcantone.

Literatur: Volken/Kundert, «Bergwandern im Tessin»,

AT-Verlag 2010.

Info: www.indemini.ch, www.indemininews.ch

Marco Volken

«Der Baum würde fallen. Sein Baum.»

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Spätnachmittag, Spätherbst, Spätholz: auf dem Covreto. Wo sich der Himmel über Mythen wölbt: Niederbauen.

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Gespiegelt in Zopfis Büchern und im Partnunsee: Sulzfluh.

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Eine Frau, eine Landschaft, eine Kultur: Corinna Bille.

St. Antönien – Carschinasee GR. Klettern

können in der Schweiz viele. Bücher schreiben schon weniger.

Emil Zopfi kann beides. Seit zwei Generationen. Seine Klet-

terkunst ist literarisch, seine Literatur klettert hoch. Emil Zopfi

verbindet die zwei ausgesetzten Tätigkeiten aufs Beste, und

er lässt uns in seinen Büchern lebendig teilhaben an felsigen

Aufschwüngen ebenso wie an menschlichen Abstürzen, an Lie-

besglück und Gipfelpech, an Wetterleuchten und Beziehungskis-

ten. «Amstad kletterte vorsichtig über glitschigen Fels und nasse

Graspolster hinab, Andrea folgte ihm. Er beugte sich über die

Frau, die auf dem Felsabsatz lag, als ob sie sich zum Schlafen

niedergelegt hätte, ergriff ihr Handgelenk, liess es jedoch gleich

wieder los. Sagte: ‹Tot. Schon ein paar Stunden.›» Während im

Hintergrund Gewitter auf- und abziehen erheben sich Zopfis

Figuren, fallen tief, raffen sich auf, manchmal, nicht immer.

Klettern als Hürde, Klettern als Hilfe, Klettern als Metapher für

das Leben. Ganz besonders in Zopfis Romantrilogie «Die Wand

der Sila» (1986), «Steinschlag» (2002) und «Spurlos» (2007).

Schauplatz, immer wieder: die Sila, eine Felswand irgendwo in

der Schweiz. In den Kalkbergen des Rätikon? Gut möglich. Sehr

gut sogar. Ziemlich sicher. Also: Bücher und Musse einpacken,

ins Rätikon fahren, zum Carschinasee wandern (mit Blick auf

Wand, aber weder steinschlägig noch spurlos), die mitgebrach-

ten Getränke im See kühl stellen, Sonnenhut aufsetzen, die

eindrücklichen Kletterwände bestaunen, dann das Badetüchlein

ausbreiten und aus sicherer Distanz in die Welt des Emil Zopfi

einsteigen. Und immer wieder den Blick heben, um die Szenerie

seiner Romane einzusaugen. Eine absolut szenische Lesung!

Schwierigkeit: T2. Angenehme, gut ausgebaute Bergwanderwege.

«Tot. Schon ein paar Stunden.»

Wanderzeit: St. Antönien Rüti – Partnun – Carschinahütte 3

Stunden, Carschinahütte Carschinasee – St. Antönien Platz

2¼ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 900 m, Abstieg 940 m.

Ausgangspunkt: St. Antönien Rüti (1461 m).

Anreise: Vom Bahnhof Küblis mit dem Postauto bis zur End-

station.

Endpunkt: St. Antönien Platz (1420 m).

Einkehren: Carschinahütte (2236 m), in der Hauptsaison be-

wartet, 85 Plätze, Tel. 079 418 22 80, www.carschinahuette.ch.

Restaurants und Hotels auch in St. Antönien Rüti, Partnun und

St. Antönien Platz.

Strecke: St. Antönien Rüti – gut 10 Min. auf der Strasse

Richtung Partnun, dann links auf den markierten Wanderweg

wechseln – stets links des Schanielabachs, als weit abseits

der Strasse, via Untersäss zu den Hütten bei Äbi – Partnun –

Sulzhütte – Carschinahütte – Carschinasee – lange, sehr lange

Lesepause – die Zeit vergeht im Nu – Buch verstauen – 2 Min.

zurück zum Abzweiger, nun den absteigenden Weg wählen –

Färich – P. 1868 – Hartmisch Alp – Bord – St. Antönien Platz.

Varianten: Von Partnun Abstecher zum Partnunsee, mit kleinem

Ruderboot (ab P. 1801 hin und zurück knapp 30 Min.). Oder

im Rätikon klettern. Oder über den Klettersteig auf die Sulzfluh

steigen.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1157 Sulzfluh, 1177 Serneus;

1:50 000, 238 Montafon, 248 Prättigau.

Literatur: Meienberg, «Hinauf ins Rätikon»,

Rotpunktverlag 2008.

Info: www.st-antoenien.ch, www.zopfi.ch

Marco Volken

Furkapass – Bidmer – Oberwald VS. «Ihre

Augen waren kalt wie das Wasser und wechselten die Farbe

wie das Wasser – je nach dem Grund, je nach dem Himmel…

Sie hatte viel zu langes rotes Haar: Bis auf die Füsse fiel es ihr

hinunter.» So beginnt die erste Geschichte im Erzählband «Länd-

licher Schmerz» (1953) von Corinna Bille. Die Autorin, 1912

geboren, 1979 gestorben, Lebensgefährtin von Maurice Chap-

paz, war eine leidenschaftliche und feinsinnige Beobachterin des

bäuerlichen Wallis – dies- und jenseits der Sprachgrenze – mit

einem Sensorium für Zwischentöne, für Unausgesprochenes, für

Ungleichgewichte, für die kleinen Dinge, für die Risse und den

Kitt einer allzu menschlichen Gesellschaft, die tief im Jenseitigen

wurzelt. Anne Cuneo bezeichnet Billes Erzählungen in einem

Nachwort als «Reportagen aus einem jenseitigen Land». Jen-

seitig – und archaisch – ist das Wallis bis heute geblieben, trotz

einer modernen Fassade. Und so sind die Geschichten, die uns

Corinna Bille schenkt, nach wie vor aktuell: Man muss nur ein

wenig an der Oberfläche kratzen, um unter der ungekünstelten

Sprache einen Spiegel des heutigen Wallis zu entdecken. Selten

gibt sie uns Namen preis; meist berichten ihre Miniaturen von

Dörfern, die anderswo stehen könnten, von Menschen, die ande-

re sein könnten, was ihrer Dichtung etwas Universelles verleiht.

Eine kleine Ausnahme bildet die erste Erzählung, jene der Frau

mit den wasserkalten Augen und dem langen roten Haar: «So

übermässig lang wie ihr Haar war auch das Goms, wo ihr Dorf

lag.» Als wir vom Furkapass kommend die prächtige Aussichts-

loge des Bidmer erreichen, öffnet sich das übermässig lange

Goms vor unseren Füssen und Augen. Nur lesen ist schöner.

«Je nach dem Grund, je nach dem Himmel …»

Schwierigkeit: T2/T3. Markierte Bergwanderwege ohne nen-

nenswerte Schwierigkeiten, mit wenig Aufstieg und viel Gefälle.

Wanderzeit: 3½ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 140 m, Abstieg 1200 m.

Ausgangspunkt: Furka Passhöhe (2429 m).

Anreise: Vom Bahnhof Realp oder Oberwald mit Postauto, nur

ganz wenige Kurse pro Tag!

Endpunkt: Bahnhof Oberwald (1366 m).

Einkehren: Restaurants in Oberwald.

Strecke: Furka Passhöhe – leicht ansteigend auf breitem Karr-

weg ins Tal des Muttgletschers hinein – ab P. 2495 schmaler

Bergweg – über einige Wildbäche hinweg – durch die Nordflanke

der Tällilücke (etwas rutschiges Gelände, kurzer Tunnel) – Aus-

sichtskuppe P. 2510 – Bidmer (schöner Tiefblick von P. 2331) –

Firbäch – Lichere – Gand P. 1914 – eine Weile auf breiterem

Alpweg, dann links weg und kurz hinauf nach Tabel/Hunger-

berg – Bärg – Gere – Unterwassern – Oberwald.

Varianten: Statt via Bidmer über Tällilücke – Tälligrat – Gale –

Galestafel – Hungerberg (½ Stunden. länger, T3, teils undeut-

liche Wegspur über Geröll).

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1231 Urseren, 1251 Val Bedret-

to, 1250 Ulrichen; 1:50 000, 255 Sustenpass, 265 Nufenen-

pass.

Literatur: Ganz/Strebel (Hrsg.), «Dies Land ist masslos und ist

sanft», Rotpunktverlag 2006.

Info: www.obergoms.ch. www.hungerberg.ch.

Marco Volken

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h i k e t o u r e n h i k e t o u r e n

«Die Engländer kommen»

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Sorebois – Zinal VS. «Der beste Platz der Welt»: so

der neueste Titel der niedersächsischen Autorin Felicitas Hoppe.

Das Buch mit dem neugierig machenden Titel spielt im Wallis,

genauer in Leuk, Fiesch und Zermatt – und auf drei Viertau-

sendern. Über letztere tischt sie uns eine ziemlich schräge

Geschichte auf. Sie beginnt so: «Vor langer Zeit gab es auf dem

Matterhorn und zweien seiner Nachbarn, dem Weisshorn und

der Dent Blanche, drei Einsiedler. Die verrichteten beim ersten

Sonnenstrahl ihre Gebete und warfen sich dann, von Gipfel

zu Gipfel, das einzige Beil zu, das sie hatten, um das Holz für

die Zubereitung des Frühstücks zu spalten.» Dann stiegen die

ersten Engländer auf das Matterhorn, und seither hat man von

den Einsiedlern nie mehr etwas gehört. Soweit Hoppe, die dann

über das Schicksal der drei mutmasst, etwa, dass sie verhungert

seien. Aber wer weiss, vielleicht sind sie gar nicht verhungert,

sondern ins Val d’Anniviers abgestiegen, auf der Suche nach

Fondue, Trockenfleisch, Gletscherwein – und Beerdigungskäse.

Als wir dieser Frage nachgingen, auf einer Wanderung von Sore-

bois nach Zinal, liessen sich keine Einsiedler blicken. Vielleicht,

weil Nebelschwaden die Bergflanken immer wieder abdeckten.

Oder vielleicht, weil uns Hoppe die Wahrheit erzählt, nichts als

die Wahrheit. Die Wahrheit der Sehnsucht. Dass es die drei

Einsiedler wirklich gegeben hat, steht allerdings ausser Frage: Zu

schön ist die Geschichte, um nicht wahr sein zu dürfen. Passend

zum besten Platz der Welt.

Schwierigkeit: T3/T4. Einige kurze Fixseil-Passagen, teilwei-

se instabiles Blockgelände. Unterwegs werden einige aktive

Felssturzgebiete gequert: Wer die Tour unternimmt tut dies auf

eigenes Risiko und sollte die steinschlägigen Abschnitte (vor Ort

angeschrieben) zügig durchwandern.

Wanderzeit: Sorebois – Cab. du Petit Mountet 2¾ Stunden,

Cab. du Petit Mountet – Zinal 1½ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 320 m, Abstieg 1110 m.

Ausgangspunkt: Bergstation der Seilbahn Zinal–Sorebois

(2438 m, www.rma.ch).

Anreise: von Sierre mit Postauto ins Val d’Anniviers.

Endpunkt: Zinal (ca. 1650 m). Rückfahrt mit der gleichen Post-

autolinie nach Sierre.

Einkehren: Cabane du Petit Mountet (2142 m), in der Haupt-

saison bewartet, 40 Plätze, Tel. 027 475 13 80,

www.petitmountet.ch. Restaurants auf Sorebois und in Zinal.

Strecke: Von Sorebois südwärts, nur bis P. 2416 im Einzugs-

gebiet der Skilifte, danach durch intakte Landschaft – Brücke

P. 2429 – P. 2520 – Bacheinschnitt mit kurzem Fixseil –

P. 2548 – zwei relativ junge, teils noch ungefestigte Felssturzge-

biete – Abstieg nach Crevache (Hirtenhütten) – über Geländerip-

pe gerade hinab und nach Combette – Cabane du Petit Mountet

(eindrücklicher Blick in das Moränental, das vom Glacier de Zinal

zurückgelassen wurde) – Le Vichiesso – auf dem Flurweg zum

Talboden hinab – entlang der Navisence zur Brücke P. 1675 –

auf der oberen Strasse durch Zinal zur Postauto-Haltestelle.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1307 Vissoie, 1327 Evolène;

1:50 000, 273 Montana, 283 Arolla.

Literatur: Ganz/Strebel (Hrsg.), «Dies Land ist masslos und ist

sanft», Rotpunktverlag 2006.

Info: www.zinal.ch.

Marco Volken

Seit den Engländern unbewohnt: das Weisshorn.

Dent de Jaman – Rochers de Naye VD. «Der Schnee lag über dem ganzen Land, beinahe bis hinunter

nach Montreux. Die Berge auf der anderen Seite des Sees waren

alle weiß, und die Ebene des Rhônetals war ganz bedeckt. Wir

machten lange Spaziergänge auf der anderen Seite des Berges

nach den Bains d’Alliez.» Soweit ein Ausschnitt aus dem Roman

«In einem andern Land» von Ernest Hemingway aus dem Jahr

1929. Der amerikanische Schriftsteller machte 1922 in Les

Avants ob Montreux nicht nur Spaziergänge, er fuhr auch Ski

über dem Nordostufer des Genfersee. Riviera nennt man diese

Küste, die von der Dent de Jaman und den Rochers de Naye

gekrönt wird. Der Jaman-Zahn, am 6. August 1770 vom Genfer

Horace-Bénédict de Saussure erstmals bestiegen, ist eine

Aussichtskanzel par excellence: Wer zuvorderst sitzt, scheint die

Schuhe im blauen See zu baden. Bis es wirklich so weit ist, ver-

gehen freilich fünf Wanderstunden. Dort lesen wir dann wieder,

zum Beispiel Lord Byrons «Der Gefangene von Chillon».

Schwierigkeit: T3+. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit er-

forderlich, nicht aber Platzangst. Nach schneereichen Wintern

kann noch im Juli der Eingang zu den Grottes de Naye versperrt

sein; Umgehung auf einem kurzen, klettersteigähnlichen Weg

möglich. Fast bis zuunterst markierte Wege.

Wanderzeit: 5½ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 470 m, Abstieg 1840 m.

Ausgangspunkt: Von Montreux mit der Zahnradbahn auf die

Rochers de Naye bis Station de Jaman (1739 m).

Endpunkt: Château de Chillon (374 m), mit dem Stadtbus, dem

Lokalzug, dem Schiff oder zu Fuss (in 45 Min.) nach Montreux.

Einkehren/Unterkunft: Auf den Rochers de Naye: Mehrbett-

«Wir machten lange Spaziergänge»

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Die letzten Seiten, die letzten Schritte: am Rochers-de-Naye.

zimmer in der Bergstation oder Jurte, Tel. 021 963 74 11. Buvet-

te de Jaman bei der Station (20 Plätze), Tel. 021 963 50 40,

www.buvettejaman.blogvie.com.

Strecke: Bahnhöfli Jaman – Dent de Jaman (1875 m) – Station

de Jaman – P. 1703 m – Col de Bonaudon – Grottes de Naye;

auf etwa halbem Weg eine grosse Halle mit Tageslichtloch – Ost-

grat auf die Grande Chaux de Naye (1982 m) – Rochers de Naye

(2041 m) – Berghotel und -station (1968 m) – Sautadoz – vorbei

an den felsigen Dentaux – Creux à la Sierge – Sonchaux – La

Taluse – Champ Babau – auf dem Wanderweg noch süd- und

nordwärts bis fast unterhalb des Autobahnviadukts – links ab-

biegen und südwärts auf einem unmarkierten Pfad schräg hinab

auf die Uferstrasse – Château de Chillon.

Tipp: Via ferrata durch die 150 m hohe Nordwestwand der

Rochers de Naye – einer der schwierigsten und schönsten Sport-

klettersteige der Schweiz. Schwierigkeit K5+ nach der sechsstu-

figen Hüsler-Skala; K5– ohne den Schlussaufstieg (Überhang;

vom 1. Mai bis 1. Juli wegen Brutzeit gesperrt). Zugang von der

Station de Jaman signalisiert.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1264 Montreux. 1:50 000,

262 T Rochers de Naye.

Literatur: Ernest Hemingway: In einem andern Land, 1929;

rororo-Taschenbuch. Spaziergang der Dichter. Auf den Spuren

unserer berühmten Gäste (erhältlich bei Montreux-Vevey-Touris-

mus). Daniel Anker: Genfer See, Rother Wanderführer 2008.

Ausrüstung: Normale Wanderausrüstung. Taschenlampe für die

Naye-Höhle.

Info: www.mob.ch, www.montreux-vevey.com

Daniel Anker

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h i k e t o u r e n h i k e t o u r e n

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Taubenlochschlucht – Echelles de Plagne – Bözingenberg BE. Einer sitzt unten, der andere oben am Stadtrand von Biel. Sie

tun dies in den Erstlingen von zwei Schriftstellern. «Keller saß

im Garten des Restaurants Les Gorges am oberen Ende der

Taubenlochschlucht. Neben ihm rauschten die Schüss und das

Wasser in der Betonrinne.» Peter Keller ist der Ermittler in Sam

Jauns Kriminalroman «Der Weg zum Glasbrunnen» von 1983.

Dieser Brunnen versteckt sich im Bremgartenwald in Bern –

aber lassen wir das und wandern mit dem in Biel geborenen

Robert Walser auf seinen Bözingenberg, einen langgezogenen

Rücken in der vordersten Jurakette. «Mein Berg» betitelte ihn

Walser schlicht im Buch «Fritz Kochers Aufsätze» von 1904: «Er

ist der schönste Berg mit der schönsten Aussicht. Man sieht drei

weisse Seen von seiner Höhe aus, viele andere Berge, Ebenen

nach drei Richtungen, Städte und Dörfer, Wälder, und das alles

so schön in der fernen Tiefe, gleichsam eigens zum Anschau-

en da unten ausgebreitet.» Zwischen dem Restaurant in der

Schlucht unten und jenem auf dem Berg oben, klettern wir noch

auf Leitern durch eine der höchsten Felswände des Juras.

Schwierigkeit: T4+. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Orien-

tierungsvermögen für den mit Leitern und Drahtseilen ermöglich-

ten Aufstieg durch die Face de Plagne. April bis November.

Wanderzeit: 4 Stunden.

Höhendifferenz: Auf- und Abstieg 700 m.

Ausgangs- und Endpunkt: Biel-Bienne, Haltestelle Taubenloch

(446 m). Bus 1 und 2 vom Bahnhof.

Einkehren/Unterkunft: Eau-Berge du Taubenloch in Frinvillier,

Zimmer und Lager, Tel. 032 358 11 32. Restaurant auf dem

Bözingenberg (Mo und Di geschlossen).

«Er ist der schönste Berg mit der schönsten Aussicht»

Festhalten am Eisen, nicht auf Papier: die Leitern von Plagne.

Strecke: Biel – Taubenlochschlucht – Frinvillier (532 m) – Rue

du Canal – unter Hauptstrasse hindurch flussaufwärts zur Ein-

mündung eines Strässchens – Steintreppe - Pfad hinauf auf alte

Strasse durch Klus von Rondchâtel; nach links – Pfad entlang

Autostrasse (und oberhalb der Bahnlinie) – alte Strasse – im

Wald durch eine Rinne auf den zweiten Tunnel von Frinvillier

(Drahtseil) – Stromleitung – im Wald hoch zum Ausläufer der

mächtigen Wand der Rochers de Plagne – ihr entlang schräg

aufsteigen – vor länglichen Höhle linkerhand kurzer Abstieg –

weiter im Steilwald der Wand entlang mit ausgesetzten Passagen

(Eisenbügel, Drahtseile) – um eine Ecke herum – im Zickzack

zum Beginn (ca. 820 m) der Echelles de Plagne – vier Metalllei-

tern – Aussichtspunkt mit Feuerstelle auf den Rochers de Plagne

(ca. 920 m) – Pfad zum Aussichtspunkt Face de Frinvillier

(912 m) mit zwei Bänken – schräg linkshaltend hinab auf Fahr-

weg – bei Steinmännern rechts und direkt hinab zu Strassen-

verzweigung (710 m), Bushaltestelle und Wanderweg – Kurhaus

Bözingenberg (928 m) – Tierpark – Haltestelle Taubenloch.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1126 Büren a.A. 1:50 000,

233 T Solothurn.

Literatur: Robert Walser: Mein Berg, in: Fritz Kochers Aufsätze,

1904; Suhrkamp Taschenbuch 2007. Faltbroschüre «Robert

Walsers Biel»; erhältlich bei Tourismus Biel Seeland. Sam Jaun:

Der Weg zum Glasbrunnen, Heyne Verlag 1983. Carine Devaux

Girardin/Christophe Girardin: P’tits sentiers/Pfädeli, Eigenverlag,

Orvin 2009. Daniel Anker: Rund um Bern, Rother Wanderbuch

2010.

Ausrüstung: Normale Wanderausrüstung.

Info: www.biel-seeland.ch.

Daniel Anker

«Die Beine gehorchten ihm kaum noch»

Gantrisch-Panoramaweg BE. «Das letzte Stück,

abgegrastes Weidland, war sehr steil. Sie stiegen im Zickzack,

von Trampelpfad zu Trampelpfad, den Hang hinauf. Pestalozzi

atmete stossweise; er spürte mit Widerwillen, dass der Schweiss

sein Hemd durchtränkte. Die Beine gehorchten ihm kaum noch;

die Oberschenkel schienen aus einer zähen Masse zu bestehen,

die sich gegen jede Bewegung sträubte.» So wie Johann Hein-

rich Pestalozzi in Lukas Hartmanns erstem Roman «Pestalozzis

Berg» wird es vielleicht uns ergehen, wenn wir uns dem Ober

Gurnigel (1548 m) nähern, dem sechsten oder siebten Gipfel

auf der 19 km langen Wanderung von Zollhaus bei Schwarzsee

über den Nordrand der Berner Voralpen nach Gurnigelbad. Dort

verbrachte Pestalozzi auf Einladung des Gurnigelwirts Zehender

im Frühsommer 1799 sechs Wochen – in schwieriger persönli-

cher und politischer Lage. Deshalb konnte er die Aussicht nicht

geniessen. Wir schon, trotz müder Beine.

Schwierigkeit: T2. Gut markiert, ausser zwei kurze, leichte

Gipfelabstecher.

Wanderzeit: 6½ Stunden.

Höhendifferenz: Aufstieg 1260 m, Abstieg 980 m.

Ausgangspunkt: Zollhaus (871 m), Bus vom Bahnhof Freiburg.

Sowie Postauto Thurnen im Gürbetal – Gurnigel – Schwarzenburg.

Endpunkt: Gurnigelbad (1151 m). Postauto über Riggisberg

nach Thurnen (oder zurück über den Gurnigel nach Zollhaus),

wenige Kurse.

Einkehren/Unterkunft: In Zollhaus. Selibühlhaus,

Tel. 031 809 08 72. Berghaus Gurnigel, Tel. 031 809 04 30.

Hotel Gurnigelbad, Tel. 031 809 00 77 (Montag geschlossen).

Strecke: Zollhaus – Site-Höfe – Martene – Sattel (1405 m) auf

dem Grat von Hällstett, von wo man einen freien Blick übers

Land hat – Horbüel (1608 m); der Wanderweg lässt Gipfel

Nr. 1 links liegen, wir aber nicht! – Horbüelpass (1575 m) –

Pfyffe (1666 m) – Gägger (1635 m) – hölzerner Gäggersteg;

beobachten, was nach dem Lothar-Sturm mit den geworfenen

und liegengelassenen Bäumen passiert ist – Schutzhütte bei

der Süftenen-Kreuzung (1547 m) – Süftenenegg – Schüpfe-

flue (1721 m) – Selibüelsattel (1636 m) – Selibüel (1750 m),

höchster Punkt dieser dem Gantrisch-Hauptkamm vorgelager-

ten Kette; freie Sicht auf Mittelland und Alpen – Selibühlhaus

(ca. 1700 m) – oberhalb des ehemaligen Panzerschiessplatzes

vorbei – Berghaus Gurnigel (1594 m) – Gurnigelberghütte –

Sattel (1519 m); Wanderweg geht direkt zum Triangulationssignal

(1540.9 m) auf dem Obere Gurnigel, wir steigen noch weglos

zum wirklich höchsten Punkt (1548 m) – Gurnigelbad.

Variante: Gipfelstürmer nehmen zwischen Berghaus Gurnigel und

Gurnigelbad den Zigerhubel (1620 m) mit. Bei der Abzweigung

des Zigerhubel-Rundwegs nach rechts und gleich wieder nach

links in einen unmarkierten, auf der Landeskarte nicht verzeich-

neten Schotterweg; dieser geht in einen Erdpfad über, der auf die

Gipfelhochmoorfläche des Zigerhubels führt. Rechts an Sitzbän-

ken vorbei hinab an den Waldrand und weglos durchs Gestrüpp

auf den Rundweg, der in den Panoramaweg zurückführt.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1206 Guggisberg. 1:50 000,

253 T Gantrisch. Auf www.gantrisch-panoramaweg.ch: Karte als

PDF-Download.

Literatur: Lukas Hartmann: Pestalozzis Berg, Zytglogge Verlag

1978; seit 2009 als Diogenes-Taschenbuch erhältlich. Daniel

Anker: Rund um Bern, Rother Wanderbuch 2010.

Info: www.gantrisch.ch

Daniel Anker

Höhepunkt für Romanleser und -figuren: Ober Gurnigel.

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Wer lauert im Loch? «Tödliche» Passage bei der Holenflue.

Pfy f fer BE. «Potz tuusig! Geit das dert zue u här!» 2008

ein Band mit 23 Mordsgeschichten aus dem Emmental. Und ein

Jahr später nochmals einer mit 20 solcher Geschichten, worin

es um Mord, Totschlag oder auch «nur» um ein mordsmässiges

Unwetter geht. Und solche gibt es im Hügelland rund um den

Napf zahlreich. Verbrechen offenbar auch. Da hätte der 1959

verstorbene Carl Albert Loosli zustimmend genickt. Sein 1932

erstmals erschienener Roman «Die Schattmattbauern» war der

erste Emmentaler Krimi, und auch später haben Autoren wie

Alexander Heimann («Die Glätterin», 1982), Sam Jaun («Die

Brandnacht», 1986) oder Paul Wittwer («Giftnapf», 2008) das

Land von Jeremias Gotthelf als Schauplatz ihrer literarischen

Ermittlungen gewählt. «Wachthubel» nennt Karin Strässle ihre

Geschichte über eine mörderische Wanderung: «Ich gehe

derweil ins Restaurant Erika, das gemäss Wanderführer nicht

weit von hier in Richtung Pfyffer liegen soll und schaue, ob ich

Hilfe holen kann. Ist das in Ordnung für dich?» So fragt Moritz

seine erschöpfte Noch-Ehefrau Charlotte. Ob sie die Nacht wohl

überlebt?

Sollten wir Hilfe beim Pfyffer brauchen, erhalten wir sie in Form

von Kaffee und Kuchen im Bauernbetrieb Grosshorben.

Schwierigkeit: T1 bis T4+. Markierte Teerstrassen bis wegloser

Steilwald. Die «tödlichen» Passagen können umgangen werden…

Wanderzeit: 5 Stunden.

Höhendifferenz: Auf- und Abstieg 750 m.

Ausgangs- und Endpunkt: Eggiwil (739 m), Bus von Signau an

der Bahnlinie Bern-Langnau.

Einkehren/Unterkunft: Hotels in Eggiwil. Grosshorben, immer

offen, acht Plätze im Massenlager, dazu Strohlager, Tel. 034

491 13 02. Das Restaurant Erika liegt nordöstlich des Rämis-

«Ist das in Ordnung für dich?»

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Steine wie Bücher aufschichten: Engadiner Seen von Muott’Ota.

gummehoger, Geissholle (nicht Frau H…) auf der Landeskarte;

Mittwoch und Sonntag ab 18.30 Uhr geschlossen.

Strecke: Eggiwil – Emme (Höllstäg) – nördliches Ufer – Geiss-

bach – Rücken von Steinboden (Strassenkurve von Stein-

bödeli kann abgekürzt werden) – auf ca. 1140 m rechts weg

von Wanderroute und Teersträsschen – hinein in Graben

des Hinteren Geissbach – ca. 1060 m – Steinbodenschwand

(1105 m) – Schribersschwand – linker Pfad hinauf auf Schulter

mit mächtiger Linde und Baumruinen – nordwärts auf Grat bis

Zaun – rechts des Grats im steilen Wald auf Trachselegg – ost-

wärts dem Waldrand entlang leicht abwärts, dann wieder im

Wald auf einer Pfadspur durch Heidelbeerkraut – über eine

Kuppe hinweg und zuletzt über einen Nagelfluhgrat (kurz

ausgesetzt) zum höchsten Punkt des Pfyffer (1315 m). Gren-

ze BE-LU – südwärts über Weide auf Fahrweg – Grosshorben

(1217 m) – weglos nordwestwärts in Feld und Wald runter zum

jungen Bärbach (ca. 1100 m) – Hürliseggschwändeli (1125 m) –

Hürliseggschwand – Holenflue mit Haus unter dem mächtigen

Nagelflue-Band – weiter grabenauswärts bis ca. 1060 m –

Läber-Rücken (ca. 1120 m) – Wanderweg via Gisenberg und

Emme-Ufer zurück nach Eggiwil.

Variante: Ohne Steinbodenschwand-Runde, Pfyffer-Überschrei-

tung und Grosshorben-Abstecher, mit Holenflue: T1, kurz T2.

Karten: Landeskarte 1:25 000, 1188 Eggiwil. 1:50 000,

244 T Escholzmatt.

Literatur: Verena Zürcher: Mordsgeschichten aus dem Emmen-

tal; Neue Mordsgeschichten aus dem Emmental, Landverlag,

Trubschachen 2008 und 2009.

Ausrüstung: Normale Wanderausrüstung; Stöcke.

Info: www.eggiwil.ch.

Daniel Anker

«Am schwächsten blieb ich in der deutschen Sprachlehre»

Muot t ’Ota – Fex tal GR. Literatouren in der Schweiz

vorzustellen ohne dabei das Engadin einzubeziehen, das wäre

wie ein Reiseführer zur Schweiz ohne St. Moritz oder Zermatt.

Allein das Nietzsche-Wanderbuch zu Sils-Maria verzeichnet

über 270 Namen – von Theodor W. Adorno bis Carl Zuckmay-

er. Schier alle, die irgendwie mit dem Schreibstift umgehen

konnten kamen in dieses schmucke Dorf am Silsersee. Einer war

aber von dort, genauer vom Fextal, das bei Sils ins Engadiner

Haupttal mündet: Bergführer Christian Klucker (1853–1928).

Er beherrschte den Pickel meisterhaft, aber auch den Griffel

ganz ordentlich. Obwohl er in «Erinnerungen eines Bergführers»

behauptet: «Am schwächsten blieb ich in der deutschen Sprach-

lehre.» Stimmt nicht, wie sich in der von Emil Zopfi kenntnisreich

edierten Neuausgabe nachlesen lässt. Das tut man am besten

auf einer der Terrassen der Feinschmeckerlokale im Val Fex,

nach der Überschreitung des Aussichtshügel Muott’Ota. Wahr-

scheinlich hat Klucker als Knabe dort auch das Vieh gehütet:

«Das freie Leben in Gottes schöner Natur auf den herrlichen,

blumenreichen Triften des Fextales sagte mir überaus zu.»

Und war gesünder als das Sitzen «im dumpfen Schulzimmer»,

wo die Schuljugend «das zweifelhafte Vergnügen hatte, anstatt

möglichst reine Luft zu atmen, den qualmenden Tabakrauch des

Lehrers zu schlucken.»

Schwierigkeit: T1-T2. Markierte Wanderwege.

Wanderzeit: 3½ Stunden.

Höhendifferenz: Auf- und Abstieg knapp 700 m.

Ausgangs- und Endpunkt: Sils-Maria (1809 m), Bus von

St. Moritz.

Einkehren/Unterkunft: Hotel Waldhaus Sils, Tel. 081 838 51 00.

Hotel Fex hinten im Fextal, Tel. 081 826 53 55. In Fex Crasta:

Sonne, Tel. 081 826 53 73, Crasta, Tel. 081 826 53 92. In Fex

Platta: Chesa Pool, Tel. 081 838 59 00; Kluckerhaus (Ferien-

wohnung!).

Strecke: Sils-Maria – Hotel Waldhaus – God Laret (grad nach

dem Hotel kurze Strecke unmarkierter Waldweg) – westlich

Vaüglia vorbei – P. 1935 m – Nordgipfel (2329 m) mit Steinmann

und Bank – Seelein P. 2307 m – Muott’Ota (2458 m) – Hotel Fex

in Chalchais (1963 m) – Teersträsschen oder Wanderweg (mit

Gegenaufstieg) nach Crasta (1951 m) – an der Friedhofmauer

der kleinen Kirche befindet sich das Grab von Christian Klucker –

hinab zum und über den Fexbach nach Platta; das erste Haus

links (Nr. 172) ist das Kluckerhaus – nordwärts, zuletzt durch die

Fexbach-Schlucht, zurück nach Sils-Maria.

Variante: Von Sils-Maria westwärts quer über die Ebene und

die Halbinsel Chasté nach Sils-Baselgia umrunden; auf der

nördlichen Spitze der Insel die Nietzsche-Inschrift an einem

Felsblock – «Oh Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitter-

nacht?» Antworten bitte per E-Mail an outdoor guide…

Karten: Landeskarte 1:25 000, 2521 St. Moritz. 1:50 000, 268

T Julierpass.

Literatur: Christian Klucker: Erinnerungen eines Bergführers.

Einführung von Emil Zopfi, AS Verlag 2010. Emil Zopfi: Dichter

am Berg. Alpine Literatur aus der Schweiz, AS Verlag, Zürich

2009. Paul Raabe: Spaziergänge durch Nietzsches Sils-Maria,

Arche Verlag 2005.

Ausrüstung: Normale Wanderausrüstung.

Info: www.engadin.stmoritz.ch

Daniel Anker

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Grün und kühl – entlang der Sihl.

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Hammertrail zum Hammerrain.

Höhronen ZG. Die Zuger werden es nicht gerne hören –

doch der Höhronen könnte nach dem Üetliberg Zürichs zweiter

Hausberg für Mountainbiker sein. Fakt ist, dass man bereits

nach einer halbstündigen Zugfahrt ab Zürich Hauptbahnhof in

Sihlbrugg steht. Natürlich sind Höhronen und Gottschalkenberg

auch beliebte Ausflugsziele der Zuger, innerhalb der Zuger Kan-

tonsgrenzen stehen sie sowieso. Immerhin bis zur Hüttner Brugg

folgt der herrliche flüssig zu fahrende Singletrail 13 Kilometer der

Sihl, die gleichzeitig die Kantonsgrenze bildet (und schliesslich

auch mitten in Zürich in der Limmat aufgeht). Danach geht es

in zahlreichen bisweilen auch steilen Kehren zum Höhronen

hoch, der seinem Namen alle Ehre macht. Fahrtechnisch wenig

anspruchsvoll ist die Querung zum Gottschalkenberg, von wo

aus ein besonders attraktiver Trail hinab nach Menzingen führt.

Von hier aus blasen die Zürcher langsam zum Rückzug – mehr-

heitlich auf Asphaltstrassen geht es zurück zur Sihlmatt, von wo

aus der Trail wieder mehrheitlich auf Zürcher Territorium zurück

nach Sihlbrugg führt. In 30 Minuten steht man wieder am HB

Zürich – und da soll noch einer ernsthaft behaupten, der Höhro-

nen sei kein Zürcher Hausberg.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 2, Ausdauer 3

Fahrzeit: 4 Stunden

Distanz: 38,8 Kilometer

Höhendifferenz: 950 m

Ausgangspunkt: Sihlbrugg (650 m), Hotel und Restaurants.

Zugs Zürcher Hausberg

Mit öffentlichem Verkehr: Zug via Zug oder Zürich bis Sihlbrugg

Mit Pw: Autobahn A4 bis Autobahnende Sihlbrugg oder Haupt-

strasse Zürich via Sihltalstrasse

Strecke: Sihlbrugg Dorf (535 m) Wanderwegweiser «Sihl-

sprung» – km 5,79 Sihlsprung Wanderwegweiser «Hütten» –

km 6,75 Restaurant Sihlmatt – km 7,03 links über Brücke

Wanderwegweiser «Finsterseebrugg» – km 10,6 Finstersee-

brugg (648 m) Wanderwegweiser «Hütten» – km 13,1 Hüttner

Brugg (693 m) Wanderwegweiser «Höhronen» – km 13,3 links

Richtung Höhronen – km 14,4 Örischwand (842 m) geradeaus –

km 17,0 Höhronen rechts Wanderwegweiser «Gottschalken-

berg» – km 18,2 rechts Wanderwegweiser – km 20,9 Gottschal-

kenberg (1148 m) Wanderwegweiser «Gubel» – km 21,8 Gubel

(1209 m) Wanderwegweiser «Menzingen» – km 29,1 Menzingen

(805 m) Wanderwegweiser «Schönenberg» – in erster Rechts-

kurve Trail wählen – ab km 30,3 Wanderwegweiser «Sihlmatt» –

km 32,3 Sihlmatt – km 38,8 Sihlbrugg.

Karten: Swiss Singletrail Map 7 Einsiedeln-Rigi

Diverses: Diverse Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs, z.B.

in Sihlmatt, auf dem Gottschalkenberg oder in Menzingen. Der

Wanderweg zur Sihlmatte ist auch bei Wanderern sehr beliebt,

selbiges gilt auch für das Ausflugsziel Gottschalkenberg. Moun-

tainbiker sollten die vorgeschlagene Tour deshalb vorzugsweise

zu Randzeiten oder Wochentags abfahren, um Nutzerkonflikte

zu vermeiden.

Jürg Buschor

Autobahnausfahrt mit Trailanschluss

Naturpark Thal SO. Oensingen kennen die meisten

Schweizer nur vom Vorbeifahren. Wer auf der A1 Richtung Zü-

rich oder Bern fährt, kennt den Anblick des markanten Schloss

Neu Bechburg und der wenig ansehnlichen Industriegebäude

in Autobahnnähe. «Verkehrsgünstige Lage» heisst es jeweils

euphemistisch in den Wohnungsanzeigen. In der Realität heisst

das, dass die Verkehrsanbindung gut ist, jedoch einher geht mit

einer überdurchschnittlichen Lärmexposition. Davon ist spätes-

tens dann nichts mehr zu hören, wenn man auf dem herrlichen

Singletrail von der Roggenflue Richtung Balsthal abfährt. Auf der

anderen Seite der Balsthaler Klus eröffnet sich eine komplett

andere Welt – im Naturpark Thal herrscht Ruhe. Im Oktober

2009 verlieh das Bundesamt für Umwelt BAFU der Region das

Label «Regionaler Naturpark von Nationaler Bedeutung»

(www.naturparkthal.ch). In der Realität heisst das, dass die

Nutzung von Wäldern und Weiden stärker reglementiert ist und

u.a. das Anlegen von neuen Trails erschwert wird. Das braucht

Mountainbiker nicht weiter zu beunruhigen, denn bereits jetzt

gibt es ein engmaschiges Netz an interessanten Wegen. Die

Abfahrt von der Roggenflue ist ein erster Höhenpunkt, aber auch

zum Abschluss der Jura-Südfuss-Runde kommen Singletrail-Afi-

cionados noch einmal so richtig auf ihre Kosten. Dann nämlich,

wenn sie mit leicht erhöhter Geschwindigkeit die weiten Trailkeh-

ren vom Vorderen Brandberg zum Hinteren Hammer abfahren.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 3, Ausdauer 4

Fahrzeit: 6 Stunden

Distanz: 46,9 Kilometer

Höhendifferenz: 1345 m

Ausgangspunkt: Oensingen (462 m), Hotels, Restaurants und

Einkaufsmöglichkeiten. www.oensingen.ch

Mit öffentlichem Verkehr: SBB nach Oensingen

Mit Pw: Autobahn A1 Bern-Zürich bis Ausfahrt Oensingen

Strecke: Bahnhof Oensingen (462 m) Wanderwegweiser «Alp»

folgen – km 3,73 Buchsiterrank (624 m) Wanderwegweiser

«Buchsiter Alp» – km 5,55 Wanderwegweiser «Roggen» –

km 6,56 rechts hoch – km 7,37 link – km 9,49 Roggenflue

(995 m) Wanderwegweiser «Balsthal» – km 11,3 bei Wegweiser

links Trail hinab danach auf Schotterstrasse bis Balsthal –

km 12,7 rechts in Einbahnstrasse danach Wanderwegweiser

«Brunnersberg» an Friedhof vorbei – km 13,6 Haulen (537 m)

Wanderwegweiser «Bremgarten» – km 14,2 nach Brücke links,

danach rechts an Weiher vorbei – km 15,8 über Kreuzung bis

km 16,4 Höngen/Chüeweid (664 m) rechts Asphaltstrasse

hoch – km 20,9 Hermesgraben (1029 m) Wanderwegweiser

«Gr. Brunnersberg» – km 22,5 Gross Brunnersberg (1118 m)

Wanderwegweiser «Güggel» – km 25,5 Zentner (1180 m)

Wanderwegweiser «Tannmatt» – km 28,0 Obertannmatt Wan-

derwegweiser «Hammerrain» – km 29,3 Chuematt (1045 m)

Wanderwegweiser «Herbetswil» – km 29,6 rechts Wanderweg-

weiser «Hammerrain» – km 30,3 Strasse queren und auf Trail

geradeaus – km 31,0 rechts – km 32,5 rechts Wanderwegweiser

«Bussignet» – km 33,4 Hammer (550 m) Wanderwegweiser

«Herbetswil» – km 35,6 Herbetswil (524 m) Bikewegweiser

folgen bis Oensingen.

Karten: Swiss Singletrail Map 1:50 000, Nr. 2 Solothurn

Diverses: Diverse Einkehrmöglichkeiten (Balsthal, Güggel, Vorde-

rer Brandberg), besonders empfehlenswert ist das Bergrestau-

rant Vorder Brandberg (Telefon 062 394 12 24), das Emu-Spe-

zialitäten aus eigener Produktion anbietet.

Jürg Buschor

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Che bello – Tiefblick am Monte Tamaro.

Monte Tamaro TI. Nach diesem Winter wird auf der

Alpen Nordseite der Schnee mancherorts noch weit bis in den

Juli liegen bleiben. Grund genug also, baldmöglichst die Süd-

flucht anzutreten, denn im Tessin klettert das Quecksilber schon

im April gelegentlich über die 25-Grad-Marke. Und weil nach

dem langen Winter die Beine noch nicht ganz so locker drehen,

wie man sich das wünschte, reichen für die erste Tour auch

mal 640 Höhenmeter. Aufwärts notabene. Denn für die Abfahrt

reicht die Kondition alleweil. Der Monte Tamaro scheint für den

Saisonauftakt also wie geschaffen: Mit der Bahn 1000 Höhen-

meter bis zur Station Corte die Sopra fahren, die Schotterstrasse

bis zur Capana Tamaro hochkurbeln, die technisch anspruchs-

volle Traverse Richtung Monte Tamaro hinter sich bringen und

schon kann man in flottem Tempo eineinhalb Tausend Höhen-

meter hinunterbrausen. Mamma mia, che bello!

Schwierigkeit: Fahrtechnik 4, Ausdauer 2 (Angaben mit Benut-

zung der Bergbahn)

Fahrzeit: 2½ Stunden

Distanz: 15 Kilometer

Höhendifferenz: 640 m Bergfahrt, 1750 m Abfahrt

Ausgangspunkt: Rivera (469 m), Verpflegungsmöglichkeiten,

diverse Übernachtungsmöglichkeiten in der Region. Ticino Tou-

rismo, Telefon 091 825 70 56, www.ticino.ch

Mit dem öffentlichen Verkehr: Zugsverbindungen ab Bellinzona

bis Rivera.

TamaRock’n’Roll

Mit Pw: Autobahn A2 Bellinzone-Lugano, Ausfahrt Rivera.

Strecke: Bergstation Corte di Sopra (1574 m – auf Schotter-

strasse Wanderwegweiser «Monte Tamaro» folgen – an der

Capana Tamaro und dem Sendermast vorbeifahren – ruppigem

Trail folgen – Mountainbikewegweiser «Arosio» bis zur Bassa

di Indemini folgen – auf dem Trail weiter – km 5,07 (1654 m)

rechts halten – 6,2 links – km 6,58 rechts, km 9,64 (1370 m)

Wanderwegweiser «Arosio» – km 9,89 links Wanderwegweiser

«Taverne» – km 10,6 Alpe Toricella (1256 m) rechts auf Asphalt

und bei der nächsten Gelegenheit links in Trail, dem Wander-

wegweiser «Toricella» folgend – km 12,8 beim Werkhof links in

Singletrail einbiegen – km 13,6 Monti di Sigirino geradeaus –

km 13,9 rechts Richtung Sigirino – km 14,3 rechts – in Sigirino

auf der Hauptstrasse zurück bis Rivera.

Karten: Swiss Singletrail Map 16 Ticino Sotto Ceneri

Diverses: Verpflegungsmöglichkeit in Rivera oder im Bergres-

taurant bei der Alpe Foppa. Die Bergbahn Monte Tamaro bietet

den Biketransport bis zur Mittelstation bei Piano di Mora (1150

m) oder bis Alpe Foppa (1530) an. Informationen unter Funivia

Monte Tamaro, Telefon 091 946 23 03, www.montetamaro.ch.

Im Herbst, Winter und Frühjahr sind die Trails oft noch mit Laub

bedeckt. Der Untergrund ist nicht immer ersichtlich, weshalb die

Schwierigkeit in diesen Jahreszeiten generell noch etwas höher

einzustufen sind. Seit Sommer 2009 ist am Monte Tamaro die

Downhillstrecke in Betrieb.

Jürg Buschor

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Welche Kulisse! Höhenweg im Angesicht des Bietschhorns.

Lauchernalp VS. Nicht weniger als zwanzig Dreitausen-

der bilden die spektakuläre Umrandung des Lötschentals. Mit

3934 Metern ist der «Fastviertausender» Bietschhorn sicherlich

die eindrücklichste Erscheinung unter all diesen Schnee- und

Gletscherriesen. Dass das Lötschental das längste nördliche Sei-

tental der Rhone ist, lässt sich einfach am Kilometerzähler des

Mountainbikes ablesen – bis zum Wendepunkt auf der Fafleralp

sind es ab Goppenstein 12,9 Kilometer. Über Gugginalp und

Langgletscher ginge es nochmals etwa zehn Kilometer bis zur

Lötschenlücke, die den Übergang in das Eismeer des Grossen

Aletschgletschers markiert. Weitaus verlockender als die Aus-

sicht auf eine Rutschpartie auf dem Gletscher, sind allerdings

die vor uns liegenden Singletrails. Selten hat die Bergfahrt soviel

Spass gemacht, wie auf den Traumtrails zur Tellialp, später zur

Lauchernalp. Auf dem Lötschentaler Höhenweg geht es weiter

bis kurz vor die Kummenalp. Auf dem ersten Streckenabschnitt

bis zum Weiler Schällbätt wird einiges an Fahrkönnen und Kon-

zentrationsfähigkeit verlangt. Danach – insbesondere auch auf

den letzten drei Kilometern zurück nach Goppenstein – werden

Federgabel und -Elemente mehrheitlich ebenso geschont, wie

die Fahrer. Ein letzter Blick zurück auf die sonnenverbrannten

Holzhäuser und schneebedeckten Dreitausender lässt einen mit

bedauern fragen, weshalb man in der Vergangenheit bislang nie

ausgestiegen ist, am Südportal des Lötschbergtunnels.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 3–4, Ausdauer 3

Fahrzeit: 4½ Stunden

Distanz: 32,5 Kilometer

Höhendifferenz: 1720 m

Ausgangspunkt: Goppenstein (1200 m), Hotels, Restaurants

und Einkaufsmöglichkeiten im Lötschental. Lötschental Touris-

Trailrausch im Tal der 3000er

mus, Tel. 027 938 88 88, www.loetschental.ch

Mit öffentlichem Verkehr: Zug via Martigny oder durch den

Lötschbergtunnel bis Lötschberg-Südportal/Goppenstein

Mit Pw: Autobahn bis Sierre, danach Hauptstrasse bis Brig oder

Autoverlad Kandersteg-Brig.

Strecke: Bahnhof Goppenstein (1200 m) immer Wanderweg-

weiser «Fafleralp» folgen – km 0,83 rechts hoch – 4,36 Kippel

(130 m) – km 5,60 Wiler Lonzasteg (1389 m) – km 9,01 Blatten

(1526 m) links über die Brücke und rechts in Asphaltstrasse

einbiegen – km 12,9 Fafleralp (1790 m) Wanderwegweiser

«Lauchernalp» – km 16,5 Tellialp (1865 m) links ) Wanderweg-

weiser «Wiler» – km 17,7 Gassun (1768 m) ) Wanderwegweiser

«Lauchernalp» – km 20,7 Weritzstafel auf Schotterstrasse gera-

deaus bis Lauchernalp (oder Trail links der Strasse) – km 21,7

Biel (2020 m) ) Wanderwegweiser «Lötschentaler Höhen-

weg» – km 23,2 Lauchernalp/Stafel (2105 m) ) Wanderweg-

weiser «Kummenalp» – km 26,0 (2062 m) ) Wanderwegweiser

«Kippel» – km 27,9 (kurz vor Punkt 1813) rechts – auf Schot-

terstrasse bis Brücke (bei Punkt 1728) vorfahren und direkt

nach Brücke links in Wanderweg einbiegen – auf Wanderweg bis

Ferden abfahren – ab Ferden dem Wanderwegweiser «Goppen-

stein» folgend auf der Bergstrecke zurück.

Karten: Landeskarte 1:25 000 Blatt 1268 Lötschental

Diverses: Diverse Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs und auf

der Lauchernalp. Die Bergbahn transportiert die Mountainbikes

bis zur Lauchernalp. Wer es von hier aus fahrtechnisch lieber

weniger anspruchsvoll hat, kann auch auf der hier beschrie-

benen Bergfahrtstrecke genussreich zur Tellialp und später

Fafleralp abfahren.

Jürg Buschor

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Meditatives Rauschen – Pause am Saut du Day.

Vom Balkon ins grüne Paradies

Mont Suchet – Vallée de l ’Orbe VD. «Bal-

con du Jura Vaudois» – die Touristiker haben für einmal nicht zu-

viel versprochen. «Vom Balkon des Waadtländer Juras» geniesst

man eine gewaltige Rundsicht. Die Gipfelregion des Mont Suchet

ist baumlos und gibt den Blick frei auf Neuenburgersee und Lac

Léman. Dahinter zeigt sich an klaren Tagen die Alpenkette mit

dem alles überragenden Mont Blanc. Im Kontrast dazu tauchen

wir im zweiten Teil dieser Mountainbiketour in das grüne Para-

dies des Vallée de l’Orbe ein. Der rund 70 Kilometer lange Fluss

mit Quelle im französischen Jura mündet bei Yverdon-les-Bains

in den Neuenburgersee. Vorerst versickert das Wasser allerdings

im Lac de Joux und erscheint in der Karstquelle Source de

l’Orbe ganz plötzlich wieder am Tageslicht. Besonders spektaku-

lär zeigt sich die Orbe beim Saut du Day, wo sie in einer Kaskade

von Wasserfällen talwärts stürzt. An heissen Sommertagen

verspricht das tief eingeschnittene, bewaldete Tal Kühlung und

unzählige Möglichkeiten, ins Wasser zu hüpfen. Es sind aller-

dings nicht nur die landschaftlichen Besonderheiten, die diese

Tour besonders lohnenswert machen – der nicht enden wollende

Singletrail links und rechts der Orbe ist etwas vom besten, was

man im Jura findet.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 3, Ausdauer 3

Fahrzeit: 5½ Stunden

Distanz: 40,5 Kilometer

Höhendifferenz: 1450 m

Ausgangspunkt: Orbe (479 m), Hotels, Restaurants und

Einkaufsmöglichkeiten. Office du Tourisme d’Orbe,

Tel. 024 442 92 37, www.orbe.ch

Mit öffentlichem Verkehr: SBB via Yverdon bis Orbe

Mit Pw: Autobahn A9 Bern-Lausanne bis Ausfahrt Orbe

Strecke: Hotel de Ville (480 m) auf der Grand-Rue in nördlicher

Richtung Stadtauswärts fahren bis zum Kreisverkehrt – hier

auf Asphaltstrasse bis Montcherrand – km 2,36 Montcherrad

Wanderwegweiser «Le Suchet» folgen – km 5,98 L’Abergement

(655 m) bei Post rechts auf der Route des Verges abfahren und

nach rund 300 Metern links – km 7,25 rechts Bikewegweiser

«7 Route du Jura» – km 8,17 links auf Asphaltstrasse Wander-

wegweiser «Suchet» – km 13,3 rechts Bikewegweiser «Suchet»

folgen – km 16,6 Chalet du Cuschet (1489 m) Wanderwegweiser

«Lignerolle» - km 17,5 Wanderwegweiser «Chemin des Crêtes» –

bei Punkt 1278 Wanderwegweiser «La Bessonne» - km 19,2

auf Asphalt, nach 100 Meter links und nach weiteren 100 Meter

rechts in Schotterstrasse – km 20,3 am Ende der Weide direkt

vor Weiderost rechts – km 20,8 rechts und nach 20 Meter links

abfahren – km 21,3 Forststrasse queren und auf Trail weiter –

km 21,7 rechts auf Forststrasse – km 22 Wanderwegweiser

«Ballaigues» – km 26 Ballaigues rechts Bikewegweiser folgen –

km 26,6 Ballaigues Ouest (864 m) Wanderwegweiser «Gorge

de l’Orbe» – in Les Clées rechts in Asphaltstrasse und nach

rund 500 Metern links in Wanderweg – immer dem Wanderweg

rechts des Flusses Orbe zurück nach Orbe.

Karten: Landeskarte 1:25 000 Blatt 1202 Orbe

Diverses: Einkehrmöglichkeit im Bergrestaurant Mont Suchet

oder im Dorf Ballaigues. Bei km 12,5 (1080 m) sehr gute

Abfahrtsmöglichkeit nach Ballmes oder l’Abergement. Wer

möchte, kann die Tour nach der Abfahrt vom Mont Suchet schon

abbrechen oder sich den langen Aufstieg zum Mont Suchet spa-

ren und nur die Gorge de l’Orbe abfahren. Beides sind für sich

schon lohnende Touren.

Jürg Buschor

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Vier Himmelsrichtungen, je ein Trail – Biken am Bostg.

Disentis GR. Hätte sich der Literaturgigant Thomas Mann

in der oberen Surselva aufgehalten und wäre er ein Mountainbi-

ker gewesen, so hätte er wahrscheinlich auch ein Buch mit dem

Titel «Der Zauberberg» verfasst. Es hätte sich aber mit Sicherheit

nicht mit dem faden Sanatoriumsleben befasst, sondern mit den

herrlichen Singletrails am realen Zauberberg – dem Bostg. Er

wirkt unscheinbar auf Distanz – kein Gipfelkreuz, keine Fahne

und schon gar kein Gipfelrestaurant ziert (respektive verschan-

delt) den höchsten Punkt, der nicht einmal die 2000-Meter-

Grenze knackt. Wer allerdings diesen höchsten Punkt einmal

erreicht hat, der wird den Titel «Zauberberg» ohne Zögern verge-

ben: In alle vier Himmelsrichtung führen erstklassige Singletrails

rund 600 Höhenmeter zurück ins Tal. Flowig Richtung Osten

und Süden, fahrtechnisch anspruchsvoll Richtung Westen. Ent-

scheidschwierigkeiten, welcher Singletrail denn nun zu wählen

sei, wird man zum Glück keine haben – dank Mountainbiketrans-

port mit der Bahn zwischen S. Catrina und Station Caischavedra

sind bis zum Bostg lediglich 245 Höhenmeter aus eigener Kraft

zurückzulegen, sodass man an einem Tag problemlos alle Trails

abfahren kann.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 3, Ausdauer 1

Fahrzeit: 1½–2 Stunden

Distanz: 10,4 Kilometer

Zauberberg Bostg

Höhendifferenz: 245 m Bergfahrt, 859 m Abfahrt

Ausgangspunkt: Disentis (1259 m), Hotels, Restaurants und

Einkaufsmöglichkeiten. Sedrun Disentis Tourismus, Via Alpsu 2,

7180 Disentis, Telefon 081 920 30 20, www.disentis-sedrun.ch

Mit öffentlichem Verkehr: SBB bis Chur, danach Rhätische

Bahn bis Disentis.

Mit Pw: Autobahn A13 bis Ausfahrt Flims/Laax/Disentis, danach

Hauptstrasse via Flims/Laax, später Ilanz bis Disentis.

Strecke: Mit der Seilbahn von der Talstation S. Catrina bis zur

Station Caischavedra (1862 m) hochfahren – Wanderwegweiser

«Bostg» folgen – km 3,53 Bostg (1995 m) – in Richtung Ost

dem Wanderwegweiser «Mompé Tujetsch» folgen – km 7,31

Mompé Tujetsch – Bikewegweiser zurück nach Disentis.

Karten: Swiss Singletrail Map 1:50 000, Nr. 28 Disentis-Gotthard

Diverses: Wer mit dem Mountainbike zur Mittelstation Caischa-

vedra hochfahren möchte, legt zusätzliche 600 Höhenmeter

zurück. Von der Station Caischavedra aus führen zwei ausge-

schilderte Downhillstrecken zurück zur Talstation – eine einfache

und eine anspruchsvolle Strecke. Auch die zwei anderen Trails

vom Bostg (Richtung West, respektive in Richtung Süd) bieten

Singletrail-Liebhabern viel Fahrspass und sollten deshalb auf

keinen Fall ausgelassen werden.

Jürg Buschor

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: Jür

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Berner Hinterhofrunde

Gantrisch BE. Nein, abgestürzt ist hier seit langem

niemand mehr, obschon der Trail in unmittelbarer Nähe zu den

Felsabbrüchen an Schüpfenflue und Pfyffe vorbeiführt. «Nicht

in die Tiefe schauen» heisst es unter Alpinisten bisweilen. Nichts

einfacher als das! Der Blick schweift hier ohnehin fast automa-

tisch in die Ferne: Die Berner Hausberge Gurten, Bantiger und

Ulmiz sind klar auszumachen, der Jura mit dem markanten

Antennenturm des Chasseral. Überhaupt – das ganze Mittelland

scheint einem zu Füssen zu liegen. Nicht weniger spektakulär ist

die Aussicht in Richtung Alpenhauptkamm. Gantrisch, Bürg-

len, Ochsen, Widdersgrind, Schibe und Märe – so heissen die

markanten Felszacken der Gantrischkette. Dann allerdings gilt

die volle Konzentration wieder dem Weg. Der ist zwar mittlerwei-

le geradezu luxuriös ausgebaut worden. Wenn man allerdings

zu Randzeiten unterwegs ist und die zahlreichen Wanderer

im Gurnigelbad oder anderswo bereits ihre Füsse hochlagern,

kann man auf der Gantrischrunde auch einmal aufs imaginäre

Gaspedal drücken.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 2, Ausdauer 2

Fahrzeit: 3 Stunden

Distanz: 24 Kilometer

Höhendifferenz: 865 m

Ausgangspunkt: Gurnigel (1608 m), Informationen zur Ferienre-

gion Gantrisch unter www.gantrisch.ch

Mit öffentlichem Verkehr: SBB via Bern bis Schwarzenburg,

Postauto bis Gurnigelbad

Mit Pw: Autobahn A6 Bern-Thun bis Ausfahrt Rubigen/Münsin-

gen, Hauptstrasse via Belp, Mühlethurnen und Riggisberg bis

Gurnigelpass

Strecke: Stierenhütte/Gurnigelpass (1608 m) Wanderwegweiser

«Selibüel» folgen – km 1,25 Selibüel (1750 m) – auf dem Hügel-

rücken Richtung Nordwest weiterfahren – km 1,92 Gouch-

heit (1658 m) Wanderwegweiser «Schüpfenflue» – km 3,61

Schüpfenflue (1720 m) – km 4,17 Süftenegg (1590 m) Wan-

derwegweiser «Zollhaus» – km 5,34 Süftenenhütte (1530 m)

weiterhin Wanderwegweiser «Zollhaus» folgen – km 8,23 Pfyffe

(1666 m) – km 11,4 Bikewegweiser «502» folgend über Weide

abfahren – km 11,8 Hällstett (1395 m) Wanderwegweiser

«Gurnigel Berghaus» – km 15,0 Ottenleue Bad (1428 m) auf

Asphalt geradeaus – km 15,9 rechts immer Bikewegweiser

«503 Gantrisch Biking» folgen bis – km 17,0 geradeaus auf

Schotterstrasse – km 19,8 Süftenegg (1570 m) Bikewegweiser

folgen – den letzten Kilometer auf der Passstrasse zurück bis zur

Stierenhütte.

Karten: Landeskarte 1:25 000 Blatt 1206 Guggisberg, Landes-

karte 1:50 000 Blatt 253 Gantrisch

Diverses: Einkehrmöglichkeit in Ottenleue Bad. Wer mit öffent-

lichem Verkehr anreist, kann von Obere Hällstett auch nach

Plaffeien abfahren und via Freiburg zurückreisen. An Wochenen-

den sind die Wanderwege der Region viel begangen – eventuell

Randzeiten wählen um Nutzerkonflikte zu vermeiden.

Jürg Buschor

Die schroffen Bergzacken des Berner Gantrischgebiets.

184 |outdoor guide|Sommer|10

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: Jür

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Rückeroberung per Bike

Toggenburg SG. Das Toggenburg ist ein Wasser-

schloss. In all den Hügeln und Chrächen entspringen unzählige

Bäche und Flüsse. Die Thur und der Necker sind dabei die

grössten und bekanntesten. Dank der vorhandenen Wasserkraft

liessen sich bereits im 18. Jahrhundert zahlreiche Textilbetriebe

in der Region nieder. Auf den Niedergang der Textilwirtschaft

folgte Ende des 20. Jahrhunderts eine markante Desindustria-

lisierung. Was die Jungen in die Städte trieb, treibt die Städter

mittlerweile ins Toggenburg: Die Natur erobert die Talschaft

wieder zurück. Rund um den Necker finden Mountainbiker des-

halb eine interessante Spielwiese, die von St. Gallen, Frauenfeld,

Winterthur und Zürich einfach erreichbar ist. Nicht alle Wege

sind zwar von der Asphaltierwut verschont geblieben, doch auch

so gibt es noch immer genügend Singletrails für fahrtechnisch

versierte Mountainbiker. Zum Beispiel auf der aussichtsreichen

Wilketshöchi, auf dem Köbelisberg oder rund um die Ruine

Neutoggenburg oberhalb der Wasserfluh.

Schwierigkeit: Fahrtechnik 3, Ausdauer 3

Fahrzeit: 3½ Stunden

Distanz: 26,2 Kilometer

Höhendifferenz: 1350 m

Ausgangspunkt: Ebersol/Brunnadern (650 m), Einkaufs-,

Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Tourist-Info

Brunnadern, Telefon 071 374 22 54, www.brunnadern.ch

Mit Pw: Autobahn A1 bis Ausfahrt Will/Toggenburg. Schnell-

strasse H16 Wil bis Lichtensteig, Hauptstrasse über Wasserfluh.

Mit dem öffentlichen Verkehr: Voralpenexpress bis Brunnadern

Strecke: Ebersol km 0 – km 0,483 (848 m) rechts Wegweiser

«Alp Wimpel» – km 1,20 geradeaus – km 1,80 an Scheune

vorbei (linker von drei Trails, flach verlaufend) – km 2,53 rechts

Wanderwegweiser folgend hoch schieben – km 3,06 Wilket

(1146 m) Wanderwegweiser «Wilkethöchi» – km 3,37 Wilkethö-

chi (1170 m) – zurück bis Wilket und auf Bergrücken gerade-

aus – km 4,38 Gerensattel (1014 m) geradeaus Wanderwegwei-

ser «Brunnadern» folgen, immer auf dem Bergrücken – km 4,90

nach der Alphütte geradeaus steil hoch und dem Waldrand ent-

lang den Wanderwegweisern folgen – km 5,78 (901 m) bei Wan-

derwegweisern links talwärts fahren (Traileinstieg beim Waldrand

ist schlecht ersichtlich) – auf Forststrasse beim ersten Verzwei-

ger rechts abbiegen – km 7,46 Furth rechts abbiegen und 50

Meter auf Hauptstrasse, danach links Wegweiser «Hofstetten» –

nach Sägewerk rechts dem Wanderwegweiser folgen – km 9,57

Wanderwegweiser «Scherrer» – ab km 10,5 (820 m) Niderwil

dem Bikewegweiser «33 Chrüzegg» bis km 12,6 (959 m) rechts

von Asphaltstrasse in Feld- später Wiesenweg – km 15,4 (1030

m) Waldschwiler Wanderwegweiser «Wasserfluh» – km 17,3

Wasserfluh (854 m) links 100 Meter auf Hauptstrasse danach

Bikewegweiser «33 Hörnlibike» – km 18,3 (884 m) Graben

rechts Wanderwegweiser «Ruine Neu Toggen burg» Schotter-

strasse hoch – kurz vor dem Gipfel entweder rechts hoch oder

geradeaus bis km 19,4 und dann den steilen Trail zur Ruine

hochfahren – km 19,5 Ruine (1079 m) – über Wanderweg mit

Spitzkehren abfahren Richtung Schwanden – km 20,5 Schwan-

den Ost (940 m) Wanderwegweiser «Brunnadern» – km 23,5

Schuepis (650 m) links Wanderwegweiser «Adelbach» – km

24,0 Adelbach die Neckar und Hauptstrasse überqueren, auf

der Haggenstrasse die Eisenbahnbrücke unterqueren – km 24,8

(706 m) auf Asphaltstrasse bergwärts bis Ebersol.

Karten: Swiss Singletrail Map 1:50 000, Nr. 17 Toggenburg

Diverses: Diverse Einkehrmöglichkeiten unterwegs.

Jürg Buschor

WOLHUSEN | HEIMBERG | WÄDENSWIL | WIL/SG | ZUCHWIL | ST-LÉGIER S/VEVEY | KLOTEN | ITTIGEN / BERN | SÖRENBERG | ENGELBERG

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