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Trainerlehrstab Theorie 2012 Spieleröffnung / Angriffsaufbau

Trainerlehrstab Theorie 2012 Spieleröffnung / Angriffsaufbau · und in welcher Grundordnung (z.B. 1-4-4-2, 1-4-1-4-1, 1-4-2-3-1) der Gegner spielt bzw. wie sein Ball-gewinnspiel

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Trainerlehrstab Theorie 2012

Spieleröffnung / Angriffsaufbau

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wfv-Trainerlehrstab - Dezentrale Trainerfortbildung - Theorie 2012

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Inhalt

1. Einleitung ........................................................................................................................................... 4

2. Einordnung......................................................................................................................................... 4

3. Struktur ............................................................................................................................................... 6

4. Spieleröffnung gegen einen (noch) ungeordneten Gegner .......................................................... 8

4.1. Gegner: Grundordnung / Spielerpositionen ................................................................................ 8 4.2. Ballgewinn: Ort, Position(en) ....................................................................................................... 9 4.3. Zielräume ................................................................................................................................... 10 4.4. Zeitaspekt / Spielrichtung .......................................................................................................... 11 4.5. Leistungsmerkmale eigene Spieler ........................................................................................... 15 4.6. Trainingsformen......................................................................................................................... 16

5. Spieleröffnung gegen einen geordneten Gegner ......................................................................... 16

5.1. Ballgewinn: Ort, Position(en) ..................................................................................................... 16 5.2. Gegner: Grundordnung / Verhalten ........................................................................................... 16 5.3. Zielräume ................................................................................................................................... 16 5.4. Zeitaspekt / Spielrichtung .......................................................................................................... 18 5.5. Leistungsmerkmale eigene Spieler ........................................................................................... 18 5.6. Trainingsformen......................................................................................................................... 21

6. Informationen zur dezentralen Trainerfortbildung des wfv ........................................................ 26

6.1. Voraussetzungen für die Durchführung einer Trainerfortbildung im Verein .............................. 26 6.2. Wahlmodule ............................................................................................................................... 27 6.3. Lizenzausbildung des wfv ......................................................................................................... 28 6.3.1. Trainer-C Breitenfußball ......................................................................................................... 28 6.3.2. Trainer-C Leistungsfußball ..................................................................................................... 28

Autoren Thaler, Ernst Hägele, Martin Mattner, Lothar

Unter Mitarbeit von Intek, Frank Mack, Dirk

Beiträge Intek, Frank: Trainingsform 1 (Kapitel 5.6.)

Adressen: wfv-Sportschule Ruit, Kirchheimer Straße 125, 73760 Ostfildern wfv-Geschäftsstelle, Goethestraße 9, 70174 Stuttgart Weitere Infos zur Traineraus- und Trainerfortbildung unter

http://www.wuerttfv.de/Trainerausbildung

24-01-2012

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1. Einleitung Wenn ein Spieler nach Ballgewinn den Ball hoch und weit nach vorne schlägt, dann bekommt er al-lenthalben von den meisten Zuschauern zustimmenden Beifall. „Jawohl!“, „so ist es richtig!“, „nur weg mit dem Ball!“ Hinter diesen Kommentaren steckt die Angst, mit „klein/klein“ den Ball schnell wieder zu

verlieren und damit einen Ballverlust und eine Torchance für den Gegner zu riskieren. Dass dabei der weggeschlagene Flugball in den allermeisten Fällen beim Gegner landet, stört die Betrachter weiter nicht - ist doch der Zweck erreicht, nämlich den Ball schnell weit weg vom eigenen Tor zu bringen. Diese Art Fußball zu spielen wird auch als „kick-and-rush“ bezeich-net: Den Ball nach vorne schlagen und hinterher rennen, um ihn dann wieder zurückzuerobern. Diese Spielauffassung herrscht bei den Kinder- und Jugendmannschaften bis heute vor und ist auch bei vielen Erwachsenenmannschaften noch immer weit verbreitet. Sicherheit zuerst, kein Risiko eingehen, zuerst den Ball raus aus der Gefahrenzone. Die Folge dieser Spielweise ist, dass die Zuschauer kaum einmal einen Spielzug über mehr als 3 Stationen sehen.

2. Einordnung In diesem Fortbildungsprogramm wollen wir die Grundsituationen näher beleuchten, in denen es zur Spieleröffnung kommt:

Spieleröffnung aus dem Spielverlauf nach Ballgewinn Spieleröffnung bei ruhenden Bällen (Standardsituationen)

Interessant sind zudem Fragen nach bestimmten Anhaltspunkten, Prinzipien oder festen Regeln für die Spieler, wann sie wohin spielen sollen, wenn sie den Ball gewinnen? Und wie kann man Spieler-öffnung trainieren? Zur Klärung dieser Fragen wollen wir zunächst versuchen, eine Struktur für den Komplex „Spieleröff-nung“ zu schaffen.

Das Angriffsspiel wird in die drei Phasen Spiel-eröffnung, Herausspielen und Verwerten von Torchancen unterteilt und hat natürlich zum Ziel Tore zu schießen. Die Spieleröffnung, genauso wie die zwei weite-ren Phasen des Angriffsspiels, stellt Trainer wie Spieler gleichermaßen vor große Herausforde-rungen. Gleichzeitig ist der Angriffsaufbau nach Ballgewinn eine Spielsituation, an der sich der Entwicklungsstand sowie der Spielstil einer Mannschaft sehr gut erkennen lassen. Während Kinderfußballspieler jeden gewonnenen Ball sofort wieder zentral, steil nach vorne schlagen, versuchen nationale und europäische Spitzen-mannschaften mit Kurz- und Langpass-Kombinationen unter Einbeziehung der gesam-ten Breite des Spielfeldes einen möglichst schnellen, sicheren und meist zielgerichteten Gegenangriff aufzubauen. Ein weiteres Ziel des Angriffsaufbaus ist, das

Spiel zu diktieren und zu dominieren, um dann im entscheidenden Moment Torchancen herauszuspie-len und zu verwerten.

Abbildung 1: „Kick-and-rush“ anno domini 1870

Abbildung 2: Struktur des Angriffsspiels

Verwerten von Torchancen

Herausspielen von Torchancen

Spieleröffnung

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Diese Ziele finden ihren Niederschlag natürlich auch in der Spielauffassung des wfv, dem Ballorientier-ten Spiel. Allerdings wird der ursprüngliche wfv-Begriff „Ballorientiertes Spiel“ mittlerweile mit unter-schiedlichen, z.T. gegensätzlichen Interpretationen verwendet. Deshalb wollen und müssen wir den Namen unserer Spielauffassung präzisieren: Ballorientiertes Spiel mit ständiger Angriffsbereitschaft (BoSmitsA) Für die jeweilige Spielphilosophie einer Mannschaft und deren Umsetzung ist der Trainer verantwort-lich. Hat er konkrete Vorstellungen, wie seine Mannschaft nach Ballgewinn Gegenangriffe starten soll, dann kann auch im Angriffsspiel mit Ball seine Handschrift erkennbar werden - was bekanntlich schwieriger ist als im Ballgewinnspiel. Eine große Hilfe für Trainer wie für Spieler ist dabei die Rangfolge der Passmöglichkeiten, die seit 2005 ein fester Bestandteil der wfv-Spielauffassung ist. Seither wird diese Rangfolge in allen wfv- Lehrgängen gelehrt und allen wfv- Auswahlspielern vermittelt (s. Tabelle 1). Mit dieser Rangfolge im Sinn kann jeder Spieler an jedem Ort auf dem Spielfeld zielgerichtet handeln. Kommen wir nochmals zurück zur Spieleröffnung nach Ballgewinn: Wenn jeder Spieler in jeder Spiel-situation mit ständiger Angriffsbereitschaft spielt und er immer den Ball und das Tore schießen im Kopf hat, dann versucht der Spieler gerade auch unmittelbar nach Ballgewinn sofort mit einem geziel-ten Pass zentral in die Spitze Torchancen direkt herauszuspielen. Gilt es doch, möglichst schnell die mögliche Unordnung des Gegners auszunutzen, egal ob der Ballgewinn ganz hinten, hinten, in der Mitte oder vorne erfolgt. Ist jedoch nach Ballgewinn der Steilpass und damit der schnellste und direkte Weg zum gegnerischen Tor nicht möglich, dann muss beim Angriffsaufbau Zeitverlust und ein Umweg in Kauf genommen werden. Der Angriffsaufbau ist dabei umso effektiver, je schneller und direkter die dazu notwendigen Pässe und Dribblings in das Herausspielen von Torchancen münden. Denn die Spielfortsetzung ist umso schwieriger, je geordneter und kompakter die gegnerische Mannschaft spielt. Muss der Angriffsaufbau nach Ballgewinn aus dem Spiel heraus möglichst schnell nach vorne gehen, so ist die Spielfortsetzung mit einer Standardsituation in der Regel zentral nach vorne nicht möglich (Gegner blockiert den Ball, gefoulter Spieler bleibt verletzt am Boden liegen) bzw. häufig nicht mehr sinnvoll (Zeitverlust, da der Ball erst wieder zum Ausführungspunkt gebracht werden muss). Der Geg-ner wird die Zeit bis zur Ausführung der Standardsituation dann nützen, um seine Reihen aus einem starken Zentrum heraus zu ordnen und Kompaktheit zu erzeugen.

Tabelle 1: Rangfolge Angriffsspiel

Möglichkeiten Zeitlicher Ablauf Richtung Mittel

1. Spiel nach vorne/ in die Spitze

Schnellster Weg Direkt zum Tor Lange oder kurze Steil- oder Diagonalpässe

2. Flügelspiel ballnah Zweitschnellster Weg Indirekt zum Tor Lange oder kurze Steilpässe

3. Flügelspiel ballfern Drittschnellster Weg Indirekt zum Tor Schnelle Spielverlagerung, langer Diagonalpass

4. Spielverlagerung über die dritte Reihe

Langsamer Weg und weit zum Tor

Indirekt zum Tor Sicheres und möglichst schnelles Kurzpassspiel

5. Spielverlagerung über die zweite Reihe

Langsamer Weg und weit zum Tor

Indirekt zum Tor Einfaches und sicheres (Kurz-) Passspiel „hinten herum“

6. Spielverlagerung über die erste Reihe

Langsamster Weg und sehr weit zum Tor

Indirekt zum Tor Einfaches und sicheres (Kurz-) Passspiel „hinten herum“

Flugball oder Kurzpassspiel, ballhaltendes, gegnerüberwindendes oder Tempo-Dribbling, die Ent-scheidung für eine von diesen möglichen Pass- oder Dribbelarten trifft allein der Ballführer. Komman-dos des Trainers wie „Kopf hoch!“, „Erster Blick in die Tiefe!“, „Beide Seiten sehen!“, „Abzählen!“ hel-fen dem Ballführer bei der Spielfortsetzung bzw. Spieleröffnung nach vorne. Genauso wichtig sind aber auch Kommandos wie „Halt den Ball!“, „Brech` ab, wenn´s nach vorne nicht geht!“, „Hinten rum!“, „Geduld!“, „Ruhig!“, „Überzahl!“, wenn das Spiel nach vorne dem Ballführer nicht möglich oder zu riskant erscheint und somit der schnelle Ballverlust droht. Um die erfolgversprechendste Lösung zu finden, um den Ball nicht nur stur nach vorne zu kicken, braucht der Spieler schließlich Technik und Spielübersicht, Spielverständnis und Selbstvertrauen so-

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wie einen Trainer, der klare Vorstellungen von dem Fußball hat, den er seinen Spielern und seiner Mannschaft vermitteln will - unabhängig von des Volkes Meinung am Spielfeldrand.

Abbildung 3: Einordnung der Spieleröffnung in das Ballorientierte Spiel mit ständiger Angriffsbereitschaft

3. Struktur Abbildung 3 gibt einen grundsätzlichen Überblick des Themas „Spieleröffnung“ und dessen Einord-nung in das Ballorientierte Spiel mit ständiger Angriffsbereitschaft. Zur weiteren inhaltlichen Bearbei-tung versuchen wir das Thema anhand der folgenden Fragen detailliert zu strukturieren.

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Wer gewinnt wo den Ball?

Für die Spieleröffnung ist einerseits entscheidend, an welcher Stelle des Spielfelds der Ball gewonnen wird. Andererseits welche Spieler direkt am Ballgewinn beteiligt sind bzw. wo Spieler für mögliche Spielfortsetzungen positioniert sind. Zudem muss unterschieden werden, ob der Ball aus dem Spiel-verlauf heraus oder als Folge einer Spielunterbrechung (Standardsituationen) gewonnen wird.

Ist der Gegner (noch) ungeordnet oder geordnet?

In den meisten Fällen ist die Mannschaft, die den Ball im Spiel verliert, für kurze Zeit (Qualität des Ballgewinnspiels!) ungeordnet und übt noch keinen Druck auf den Ballbesitzer aus. Für die Spieleröffnung gegen ein geordnetes Team ist zu beachten, wo (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) und in welcher Grundordnung (z.B. 1-4-4-2, 1-4-1-4-1, 1-4-2-3-1) der Gegner spielt bzw. wie sein Ball-gewinnspiel ausgelegt ist (abwartend oder aktiv: wie und wohin wird gelenkt?).

Besteht Zeitdruck?

Ist nach eigenem Ballgewinn die gegnerische Mannschaft ungeordnet, dann gilt es, diese Unordnung, die je nach Qualität des Ballgewinnspiels des Gegners nur wenige Sekunden anhält, durch schnelles Spiel in die Tiefe auszunutzen. Spielt der Gegner kompakt, ist es vorrangiges Ziel, ihn wieder aus seiner Ordnung zu bringen. Dazu muss er gezwungen werden, in Breite und Tiefe schnell zu verschieben. Es besteht also zunächst kein Zeitdruck, möglichst schnell in den zentralen Zielraum vor das gegnerische Tor zu spielen, sondern den Gegner durch Kombinationsspiel, Spielverlagerungen und Dribblings unter Druck zu setzen. Dadurch ergeben sich größere Zielräume innerhalb der gegnerischen Reihen und in den Schnittstellen zwischen den Reihen und somit die Möglichkeit für einen schnellen Gegenangriff.

Wo sind unsere Zielräume?

Im Angriffsspiel versuchen wir möglichst schnell in den zentralen Raum vor dem gegnerischen Tor bzw. in den Rücken der gegnerischen 2. Reihe zum Torabschluss zu gelangen. Je nach Spielsituati-on, eigenem und gegnerischem Verhalten ist es häufig nicht möglich, direkt in diesen zentralen Raum vor dem gegnerischen Tor und somit in den Rücken des Gegners zu kommen. Hier werden also „Um-wege“ genommen entsprechend der Rangfolge des Angriffsspiels (vgl. Tabelle 1). Gerade bei geord-netem Gegner wird in die Zielräume innerhalb der gegnerischen Reihen und in den Schnittstellen zwi-schen den Reihen gespielt, um dann wieder in den zentralen Zielraum vor dem gegnerischen Tor zu gelangen.

Welche Leistungsmerkmale sind von Bedeutung?

Für die Spieleröffnung müssen die Spieler bestimmte technisch-taktische, koordinative und konditio-nelle Anforderungen erfüllen. Die daraus resultierenden Leistungsmerkmale (z.B. Orientierungsfähig-keit im Raum, Passtechniken, unterschiedliche Arten der Ballan-/-mitnahme, Finden von Lösungsmög-lichkeiten) müssen dann im Training entwickelt und stabilisiert werden.

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4. Spieleröffnung gegen einen (noch) ungeordneten Gegner Entscheidend für die Art und Weise der Spieleröffnung ist, in welchem Zustand die gegnerische Mannschaft ist, nachdem sie den Ball verloren hat. Gewinnt eine Mannschaft den Ball, ist der Gegner meist für eine gewisse Zeit ungeordnet; er muss ja von der breiten und tiefen Ordnung des Angriffs-spiels wieder in die kompakte Ordnung des Ballgewinnspiels kommen. Dabei hängt die Dauer dieser Unordnung von der Qualität des Ballgewinnspiels ab. Typische Beispiele für Spielsituationen, in denen der Gegner (noch) ungeordnet ist, sind z.B. ein sicher gehaltener Torschuss bzw. Flankenball des Torspielers, der Ballgewinn aus dem Spielverlauf heraus oder eine schnell ausgeführte Standardsitua-tion (Freistoß, Einwurf; selten: Abstoß). Für die erfolgreiche Spieleröffnung als Gegenangriff werden jetzt - entsprechend der eingangs gestell-ten Fragen - die Bedingungsgrößen behandelt.

Abbildung 4: Ballgewinn im Mittelfeld, Gegner ist momentan (noch) ungeordnet

Abbildung 5: Ballgewinn durch Torspieler, Gegner ist momentan (noch) ungeordnet

4.1. Gegner: Grundordnung / Spielerpositionen Die gegnerische Mannschaft ist in Ballbesitz und versucht durch Ausnutzung des Raums sich Tor-chancen herauszuspielen. Dabei spielt sie in einer breiten und tiefen Staffelung (vgl. Abbildung 7). Gleichzeitig bedeutet das für unser Team, dass im Falle des Ballgewinns sich die gegnerischen Spie-ler in großen Abständen zueinander befinden. Dieses Wissen um die sich ergebenden Freiräume im Falle unseres Ballgewinns ist Voraussetzung zum erfolgreichen Gegenangriff.

Abbildung 6: Gegnerisches Team im Angriffsspiel Abbildung 7: Tiefe und breite Grundordnung im Angriffsspiel

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4.2. Ballgewinn: Ort, Position(en) Die meisten Mannschaften wollen aus einer kompakten Grundordnung heraus den Ball gewinnen. Dabei versuchen sie, den gegneri-schen Angriff in einen für sie günstigen Bereich des Spielfelds zu steuern bzw. sie zu unkon-trollierten Aktionen (Fehlpässe auf Grund ho-hen Drucks, „Befreiungsschlag“ bzw. „Notball“) zu provozieren. Alle Spieler sind direkt oder indirekt am Ballgewinn beteiligt, indem sie den ballbesitzenden Spieler angreifen, Passwege „abschneiden“ bzw. in die Passwege laufen oder den angespielten Gegner bei der Ballan-/-mitnahme unter Druck setzen. In den folgen-den Abbildungen sind beispielhaft Situationen dargestellt, in denen der Ball häufig gewonnen wird. Zum Zeitpunkt des Ballgewinns - in Situa-tionen, in denen der Ballgewinn bereits vorher erkennbar ist, schon davor - startet der Ge-genangriff und damit der Wettlauf gegen die Zeit: Spiel in die Zielräume mit schnellem Tor-abschluss.

Abbildung 8: Ballgewinn im zentralen Mittelfeld

Abbildung 9: Ballgewinn im eigenen Drittel

Abbildung 10: Ballgewinn durch Torspieler

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4.3. Zielräume Wie bereits erläutert, spielt die gegnerische Mannschaft in Ballbesitz in einer breiten und tiefen Staffelung und somit befinden sich v.a. die gegnerischen Spieler der 2. Reihe in gro-ßen Abständen zueinander. Unsere Ordnung im Ballgewinnspiel ist so organisiert, dass im-mer eine Spitze die Rückpassmöglichkeiten des Gegners abschneidet (vgl. Abbildung 11) und dadurch bei Ballgewinn je nach Situation ent-weder in den zentralen Zielraum oder in die seitlichen Zielräume starten und angespielt werden kann (vgl. Abbildung 12). Dabei wird er von den im höchsten Tempo nachrückenden Mitspielern unterstützt, und das gesamte Team schiebt mit dem Pass in die Tiefe heraus. Zu früh gelaufen oder zu spät gespielt? Wann muss/darf also in die Zielräume gestartet bzw. gespielt werden? Mit dem Ballgewinn bzw. wenn der Ballgewinn erkennbar ist (z.B. ein gegnerischer Ball in die Tiefe gerät zu ungenau und der Torspieler ist schon im Ablaufen des Balles, vgl. Abbildung 9), muss der Gegenan-griff starten. Dabei kommt nun auch die Ab-seitsregel besonders zum Tragen. Der sich frei-laufende Spieler an der Abseitslinie läuft gerad-linig oder im Bogen in „seinen“ Zielraum, um einerseits möglichst viel Platz für sich zu schaf-fen und andererseits nicht ins Abseits zu laufen. Für die Abstimmung von Startzeitpunkt, Lauf-richtung und -geschwindigkeit ist der Blickkon-takt zum ballbesitzenden Mitspieler notwendig. Nur so können die eigenen Bewegungen an evtl. Passungenauigkeiten oder Passverzöge-rungen angepasst werden. Zudem ist die Kommunikation durch Anzeigen (Handzeichen) für den ballbesitzenden Mitspieler sehr hilfreich. Der ballbesitzende Spieler wiederum muss die Option des Gegenangriffs ständig im Kopf haben, um seine Mitspieler, die mit dem Ballgewinn in die Zielräu-me starten, schnell anzuspielen.

Abbildung 11: Hohe Position der Spitze im Ballge-winnspiel

Abbildung 12: Zielräume für Tempospiel in die Tiefe

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4.4. Zeitaspekt / Spielrichtung „Die Zeit läuft…“ Im Spitzenfußball beträgt die Zeitspanne zwischen Ballgewinn und erfolgreichem Torabschluss maximal 6-8 Sekunden. Dauert der Gegenangriff länger, hat sich der Gegner wieder geordnet, und für die angreifende Mannschaft wird es somit schwieriger, zum Abschluss zu kommen. Dabei hat der Zeitaspekt immer auch etwas mit der Spielrichtung zu tun. Jeder Querpass bedeutet Zeitverlust. Ziel muss es also sein, möglichst schnell in die Tiefe zu spielen. Dies ist für den Spieler an der Abseitslinie absolut notwendig, sein Freilaufverhalten und der Pass in die Tiefe müssen ja räum-lich-zeitlich genau aufeinander abgestimmt sein, um eine Abseitsstellung zu vermeiden. Allerdings ist es manchmal nicht möglich, sofort tief zu spielen, da vielleicht der Spieler mit Ball mit dem Rücken zur Spielrichtung steht oder ein Gegner den Pass in die Tiefe versperrt. In diesen Fällen wird der Ball in die Tiefe natürlich durch einen kurzen Quer- oder Rückpass vorbereitet werden. Eine weitere wichtige Rolle spielt auch die Art und Weise, wie der Ball nach vorne gespielt wird: Passspiel ist schneller als Dribbling, Ballan-/-mitnahme eines Flachpasses ist einfacher, sicherer und meist auch schneller als die eines Flugballs; mit einem Flugball können aber Gegner direkt überspielt werden, und der direkte Flugball ist auch schneller als mehrere Kurzpässe um Gegenspieler herum. Ist somit der Pass immer dem Dribbling vorzuziehen? Sind Flugbälle generell zu vermeiden? Diese Fragestellungen sollen anhand von Beispielen beantwortet werden.

Beispiel 1

Ausgangssituation

Dunkles Team im Angriff über RH RH passt auf RzM ins Zentrum Weißes Team spielt kompakt im 3.

Drittel RV schneidet möglichen Passweg in die

Tiefe ab LM und LV greifen Ballführer an, LzM

läuft in den Passweg und fängt den Pass ins Zentrum ab

Lösungsmöglichkeit

Dunkles Team: Beide ZH lassen sich zwar sofort zentral fallen, können aber das Zentrum noch nicht schließen

Sofortiges Angreifen des Ballführers

Weißes Team: RV startet in leichtem Bogen in Richtung Tor

LV startet links in die Tiefe RM startet rechts in die Tiefe

LzM passt in den Lauf von RV, der

im leichten Bogen in den zentralen Zielraum gestartet ist

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Beispiel 2

Ausgangssituation

Dunkles Team im Angriff über RH RH passt auf RzM ins Zentrum Weißes Team spielt kompakt im 3.

Drittel RV schneidet möglichen Passweg in die

Tiefe ab LM und LV greifen Ballführer an, LzM

läuft in den Passweg und fängt den Pass ins Zentrum ab

Lösungsmöglichkeiten

Dunkles Team: Beide ZH lassen sich zwar sofort zentral fallen, können aber das Zentrum noch nicht schließen

Sofortiges Angreifen des Ballführers

Weißes Team: RV startet in leichtem Bogen in Richtung Tor

LV startet links in die Tiefe RM startet rechts in die Tiefe LzM verpasst den Zeitpunkt zum Pass

ins Zentrum (z.B. Probleme bei BAM, Gegenspieler attackiert) und geht ins Tempodribbling in den freien Raum vor sich

LzM passt in den Lauf von LV, der

in den linken Zielraum gestartet ist oder

LzM passt in den Lauf von RM, der

in den rechten Zielraum gestartet ist

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Beispiel 3

Ausgangssituation

Dunkles Team im Angriff über LzM LzM spielt Flugball auf RV in den Lauf,

allerdings zu ungenau Weißes Team spielt kompakt im 3.

Drittel Gegnerischer LzM wird in Überzahl

angegriffen, gesamtes Team schiebt zum Ball

TS läuft den Flugball vor dem Strafraum ab

Lösungsmöglichkeit

Dunkles Team: Beide ZH stehen zentral kompakt, RH ist aufgerückt

Beide ZH lassen sich sofort zentral fallen, können somit das Zentrum schließen, seitlicher Zielraum ist jedoch offen

Spitze läuft durch und setzt TS unter Druck

Weißes Team: LV startet im Bogen in den linken seitlichen Zielraum

LV startet links in die Tiefe RV und LzM starten zentral in die Tiefe RM startet rechts in die Tiefe

TS schlägt Flugball in den Lauf von

LV, der in den linken Zielraum gestartet ist

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Beispiel 4

Ausgangssituation

Dunkles Team im Angriff über rechten Flügel

RM flankt vor das Tor Weißes Team spielt kompakt im 3.

Drittel, kann Flanke nicht verhindern RV steht hoch LV schneidet mögliche Rückpasswege

ab TS fängt die Flanke ab

Lösungsmöglichkeiten

Dunkles Team: Beide ZH lassen sich zwar sofort zentral fallen, können aber das Zentrum noch nicht schließen

LH und RH sind weit aufgerückt, ein zentraler MFSP sichert das Zentrum ab

Weißes Team: RV startet in leichtem Bogen in Richtung Tor

RM startet rechts in die Tiefe LV startet links in die Tiefe RzM startet zentral in die Tiefe

TS wirft/schlägt den Ball in den

Lauf von RV, der in den zentralen Zielraum gestartet ist

oder

TS wirft/schlägt den Ball in den

Lauf von RM, der in den rechten Zielraum gestartet ist

weitere, jedoch „2.-Wahl-Optionen“ (entspr. Rangfolge Angriffsspiel):

TS wirft/schlägt den Ball in den

Lauf von LV, der in den linken Zielraum gestartet ist

oder

TS wirft/schlägt den Ball in den

Lauf von RzM, der zentral in die Tiefe gestartet ist

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4.5. Leistungsmerkmale eigene Spieler Mit unseren Vorüberlegungen haben wir die Wett-kampfanforderungen für die Situation „Spieleröff-nung bei (noch) ungeordnetem Gegner“ definiert. Als nächsten Schritt sind daraus für den einzelnen Spieler die Leistungsmerkmale Technik, Koordinati-on, Taktik und Kondition (vgl. Tabelle 2) abzuleiten. Dann erst können wir Trainingsformen entwickeln. Das erklärte Ziel ist das Tempospiel nach Ballge-winn in die Zielräume. Voraussetzung dafür ist zu-nächst die Bereitschaft aller Spieler, möglichst schnell in die Tiefe zu spielen bzw. Anspielmöglich-keiten in der Tiefe zu ermöglichen. Haben dies die Spieler verinnerlicht, werden sie sowohl den „Ersten Blick“ in die Tiefe finden als auch entsprechende Angebote anbieten. Idealerweise findet auch schon vor dem Ballgewinn eine „Vor-Orientierung“ - in der Fachsprache als „Antizipation“ bezeichnet - statt, um dann im Falle des Ballgewinns bereits über Informationen über mögliche Zielräume und Anspielstatio-nen zu verfügen und sich für eine Lösungsmöglichkeit entscheiden zu können. Hier bewegen wir uns also vorwiegend im Bereich der

taktischen (Bereitschaft, Erster Blick), koordinativen (Orientierungs-, Reaktionsfähigkeit) und konditionellen (Handlungsschnelligkeit)

Leistungsmerkmale. Für die „praktische“ Umsetzung spielen dann v.a. die konditionellen (Aktions-/Bewegungsschnelligkeit, Passkraft), technischen (Freilauftechniken, Passen/Flugball/Werfen, BAM, Dribbling) und koordinativen (Orientierungs-, Differenzierungs-, Kopplungsfähigkeit)

Leistungsmerkmale eine wichtige Rolle.

Tabelle 2: Leistungsmerkmale Spieleröffnung gegen einen (noch) ungeordneten Gegner

Leistungsmerkmale Spieler

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM Flugball (Spann, Chip, Effet) (Tempo-)Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (Aufdre-hen, Bogenlauf) Torspieler: Angriffstechni-ken

Erster Blick tief (Rangfolge Angriffsspiel) Bereitschaft zur schnellen Spieleröffnung Tempospiel in die Ziel-räume Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähigkeit (Dosierung Passhärte) Reaktionsfähigkeit (Frei-laufbewegungen Mit-spieler, Aktionen Gegner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (BAM, Druckpass, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnelligkeit ohne Ball (Freilaufen, Umschaltbewegung, Nachrücken) Passkraft

Mit dem Wissen, über welche Leistungsmerkmale unsere Spieler verfügen müssen, um eine schnelle Spieleröffnung in der Wettkampfsituation realisieren zu können, können wir in die Trainingspraxis ge-hen.

Abbildung 13: Ballan-/-mitnahme im höchsten Tempo und unter Gegnerdruck

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5. Spieleröffnung gegen einen geordneten Gegner Wir sprechen von einem „geordneten Gegner“, wenn bei unserer Spieleröffnung das gegnerische Team in seiner Grundordnung kompakt, also in kurzen und engen Abständen steht (z.B. nach Ballver-lust aus dem Spiel heraus mit genügend Zeit zum Ordnen, beim Abstoß). Jetzt den Ball in die Spitze zu schlagen würde höchstwahrscheinlich Ballverlust bedeuten.

Abbildung 14: Ballgewinn nach gegnerischem Fehlpass in die Tiefe und …

Abbildung 15: … Spieleröffnung, nachdem sich der Gegner wieder geordnet hat und kompakt steht

5.1. Ballgewinn: Ort, Position(en) Bei Spielunterbrechungen hat der Gegner meistens die nötige Zeit, um Ordnung aufzubauen und Kompaktheit zu erzeugen (z.B. Abstoß, Freistoß, Anstoß). Aus dem Spiel heraus ergibt sich dieser Zeitgewinn oft bei langen, unkontrollierten Pässen des Geg-ners in unsere freie Räume (vgl. Abbildung 14). Manchmal wird aber auch aus taktischer Überlegung (Zeitspiel) nach Ballgewinn ein ballhaltendes Spiel bevorzugt. In der Regel gehen wir also von einer Spieleröffnung von hinten heraus aus.

5.2. Gegner: Grundordnung / Verhalten Die Art und Weise unserer Spieleröffnung wird maßgeblich durch die Strategie des gegnerischen Ball-gewinnspiels beeinflusst: Wo will die gegnerische Mannschaft den Ball gewinnen? In welcher Grundordnung spielt sie? Agiert sie dann aktiv oder eher passiv auf Fehler wartend? Versucht sie, uns in einen bestimmten Bereich des Spielfelds zu steuern?

Abbildung 16: Beispiele für Ballgewinnspiel im vorderen, mittleren und hinteren Drittel

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Für die Spieleröffnung ist also als erstes von Bedeutung, wo das gegnerische Team angreift: An unse-rem Strafraum, im Mittelfeld oder lässt es sich in seine Hälfte fallen? Als zweites, aus welcher Grund-ordnung spielt der Gegner? In Abbildung 17 bis Abbildung 20 sind momentan häufig praktizierte Grundordnungen für das Ballgewinnspiel dargestellt. Übereinstimmendes Kennzeichen dieser Grund-ordnungen ist die Kompaktheit im Zentrum. Diese wird durch die zahlenmäßige Anordnung der Spieler und die kurzen Abstände zwischen den Spielreihen sowie den engen Abständen innerhalb der Spieler einer Reihe hergestellt. Außerdem kann aus diesen Grundordnungen auf alle Aktionen der ballbesit-zenden Mannschaft reagiert werden.

Abbildung 17: Grundordnung 1-4-4-2 Abbildung 18: Grundordnung 1-4-1-4-1

Abbildung 19: Grundordnung 1-4-2-3-1 Abbildung 20: Grundordnung 1-5-4-1

Wichtig für unser Verhalten ist weiterhin, wie der Gegner den Ball gewinnen will: Wartet er passiv auf Fehler oder versucht er, aktiv den Ball zu gewinnen? Im ersten Fall findet kein Angriff auf den Ballfüh-renden statt, sondern lediglich ein Schieben in der Breite mit Schließen der Passwege in die Tiefe. Im zweiten Fall steuert der Gegner unseren Angriff in einen bestimmten Bereich, um dort möglichst in Überzahl den Ball zu gewinnen.

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5.3. Zielräume Auch bei geordnetem Gegner gilt die Rangfolge des Angriffsspiels mit dem Ziel, möglichst schnell in den zentralen Raum vor das gegnerische Tor zu gelangen. Meistens jedoch ist dies nicht sofort mög-lich, da der Gegner einfach kompakt spielt und die Passwege in die Tiefe schließt. Vorrangiges Ziel ist es nun, den Gegner durch schnelle Spielverlagerungen in Breite und Tiefe („Zick-Zack-Spiel“) aus seiner Ordnung zu bringen. Das Spiel in die Tiefe muss also vorbereitet und der Angriff über „Umwe-ge“ aufgebaut werden. Dabei wird in die „Hilfs“-Zielräume (vgl. Abbildung 22) innerhalb der gegneri-schen Reihen und in die Schnittstellen zwischen den Reihen gespielt. Hierfür ist Voraussetzung, dass jeder - auch der Torspieler - den Ball will und sich freiläuft. Gelingt es durch das Zick-Zack-Spiel die gegnerischen Abstände zu vergrößern, versucht man dann durch Tempospiel in die Tiefe zu kommen.

Abbildung 21: „Haupt“-Zielräume Abbildung 22: „Hilfs“-Zielräume

5.4. Zeitaspekt / Spielrichtung Aus der Grundordnung und dem Verhalten der gegnerischen Mannschaft sowie den Zielräumen unse-res Spielaufbaus ergeben sich unterschiedliche Situationen für die Spieleröffnung. Zur Lösung dieser Spielsituationen bedarf es geeigneter technisch-taktischerer Angriffsmittel. Welche dieser „Werkzeu-ge“ angewendet werden, hängt von Spieleranzahl und Spielraum ab. Aus diesem Grund werden wir den Spielaufbau nochmals unterteilen und in zwei Phasen gliedern:

Phase 1 - Spieleröffnung bis zum Aktionsraum der Gegner: In dieser Phase besteht kein oder

nur wenig Gegnerdruck. Ein typisches Bei-spiel für diese Situation ist Ballbesitz des Tor-spielers, der den Ball über einen der beiden zentralen Spieler der 4er-Kette ins Spiel bringt. Wichtig ist, das Spiel über das Zent-rum zu eröffnen und nicht freiwillig sofort nach außen zu passen; dadurch würde man seine Handlungsmöglichkeiten von vornherein un-nötig einschränken. Das ballbesitzende Team befindet sich immer in einer klaren Überzahlsituation. Ziel ist es nun, die Überzahl sowie die freien Räume auszunutzen, den Gegner früh zum Laufen zu bringen, um Freiräume zu schaffen. In man-chen Spielsituationen heißt es auch Geduld aufzubringen: Kann der erste Pass nicht sinn-voll nach vorne gespielt werden, weil der Gegner noch zu gut organisiert ist, muss er durch schnelle Spielverlagerung vorbereitet werden. Der Ball soll dorthin gespielt werden,

Abbildung 23: Spieleröffnung - Phase 1

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wo ein Über- oder zumindest Gleichzahlver-hältnis besteht bzw. geschaffen werden kann. Dabei ist „Abzählen“ hilfreich, also „wo sind wir (evtl. mit mir) in Überzahl, wo in Unter-zahl?“

Phase 2 - Innerhalb des gegnerischen Ak-

tionsraums: Schwieriger wird es dann, wenn der Gegner „zupacken“ kann. Schaffen von Spielräumen, Ballan-/-mitnahme in seitoffener Stellung möglichst in die Tiefe, Kombinations-spiel mit schnellen Spielverlagerungen, im Dribbling den Ball behaupten, „Blankspielen“ von Mitspielern und Tempospiel in die Tiefe sind die Mittel, um die gegnerische Ordnung zu destabilisieren und sich durch die gegneri-schen Reihen zu spielen.

In den folgenden Tabellen sind die Phasen der Spieleröffnung abhängig vom gegnerischen Verhalten als Übersicht dargestellt.

Tabelle 3: Spieleröffnung gegen ein Team, das im mittleren oder hinteren Drittel angreift

Gegner greift im mittleren oder hinteren Drittel an

Zahlenverhältnis Spieler

Spielraum Technisch-taktische

Angriffsmittel

Phase 1 Überzahl 1/3 bis ½ Spielfeld frei

Eröffnung über ZH Druckpass-Spiel & raum-

überwindendes Dribbling Ballan-/-mitnahme möglichst

in die Tiefe (seitoffene Stel-lung)

Freilaufen/Anbieten LH/RH: Möglichst hoch, jedoch au-ßerhalb des gegnerischen Ak-tionsraums

„Blankspielen“ der ballfernen Spieler

Phase 2 Gleich-/Unterzahl

Wenig Spielraum innerhalb des gegnerischen Aktionsraums; weite & freie Räume müssen geschaffen werden

Freier Raum zwischen gegneri-scher 2. & 1. Spielreihe

Freilaufen/Anbieten in die Zielräume

Ballan-/-mitnahme möglichst in die Tiefe (seitoffene Stel-lung)

Schnelles Kombinationsspiel (Druckpass, Flugball)

Tempo-, gegnerüberwinden-des Dribbling

Abbildung 24: Spieleröffnung - Phase 2

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Tabelle 4: Spieleröffnung gegen ein Team, das im vorderen Drittel angreift

Gegner greift im vorderen Drittel an

Zahlenverhältnis Spieler

Spielraum Technisch-taktische

Angriffsmittel

Phase 1 - - -

Phase 2 Über-/Gleich-/

Unterzahl

Wenig Spielraum innerhalb des gegnerischen Aktionsraums; weite & freie Räume müssen geschaffen werden

Freier Raum zwischen gegneri-scher 2. & 1. Spielreihe

Freilaufen/Anbieten in die Zielräume

Ballan-/-mitnahme möglichst in die Tiefe (seitoffene Stel-lung)

Schnelles Kombinationsspiel (Druckpass, Flugball)

Tempo-, gegnerüberwinden-des Dribbling

5.5. Leistungsmerkmale eigene Spieler Jetzt haben wir mit unseren Vorüberlegungen auch die Wettkampfanforderungen für die Situation „Spieleröffnung bei geordnetem Gegner“ definiert. Als nächsten Schritt sind daraus für den einzelnen Spieler die Leistungsmerkmale Technik, Koordination, Taktik und Kondition (vgl. Tabelle 5) abzuleiten. Dann können wir wieder Trainingsformen entwickeln. Abhängig von Grundordnung und Verhalten des Gegners müssen die Spieler die notwendigen Spiel-räume schaffen, um in die zentralen Zielräume vor das Tor kombinieren zu können. Für die Lösungs-findung sowohl für den Spieler mit Ball als auch für seine Mitspieler sind v.a.

taktische (Blickrichtung, Antizipation, „Abzählen“, Tempospiel in die Tiefe oder „Zick-Zack“; An-bieten/Freilaufen),

koordinative (Orientierungs-, Reaktionsfähigkeit) und konditionelle (Handlungsschnelligkeit)

Leistungsmerkmale nötig. Für die „praktische“ Umsetzung spielen dann v.a. die konditionellen (Aktions-/Bewegungsschnelligkeit, Passkraft), technischen (Freilauftechniken, Passen/Flugball, BAM, Dribbling) und koordinativen (Orientierungs-, Differenzierungs-, Reaktions-, Kopplungsfähigkeit)

Leistungsmerkmale eine wichtige Rolle.

Tabelle 5: Leistungsmerkmale Spieleröffnung gegen einen geordneten Gegner

Leistungsmerkmale Spieler

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM Flugball (Spann, Effet, Chip) (Gegnerüberwindendes, Tempo-) Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (vorwärts, rückwärts, Sidesteps, Kombinatio-nen)

Erster Blick tief (Rangfol-ge Angriffsspiel), dann quer (v.a. ballferne Seite) & nach hinten „Abzählen“ der Mit- & Gegenspieler Entscheidung: Tempo-spiel in die Tiefe oder Ballzirkulation („Zick-Zack“) Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen Überlappendes Passspiel „Blankspielen“ einer Seite

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Zielräu-me, Gegner) Differenzierungsfähigkeit (Dosierung Passhärte) Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Geg-ner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (Druckpass, BAM, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnelligkeit ohne Ball (Freilaufen) Passkraft

Die Leistungsmerkmale unserer Spieler für die Spieleröffnung bei geordnetem Gegner haben wir so-mit definiert und können in die Trainingspraxis gehen.

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5.6. Trainingsformen

1 Spiel 9:8 auf 5 Tore

Organisation:

3/5 Spielfeld mit 1 Normaltor

2 zentrale Kleintore 10-15m hinter der Mittellinie als Anspielpunkte in die Spitze 2 Durchgangstore 5-10m hinter der Mittellinie außen als

Dribbeltore für RH, LH Coaching-Team: 1-4-4-0 Sparring-Team: 0-2-4-2

Ablauf: Spieleröffnung durch das Coachingteam RzH, LzH erzielen Tore: Flachpass auf Minitor bzw.

Flugball auf diagonales Kleintor RzM, LzM erzielen Tore: Flachpass oder Flugball auf

Kleintore RH, LH, RM, LM erzielen Tore: Dribbling durch Durch-

gangstore Sparringteam hat die Möglichkeit zum Gegenangriff

Mit dieser Trainingsform werden folgende Leistungsmerkmale (fett) besonders geschult:

Leistungsmerkmale Spieler

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM Flugball (Spann, Effet, Chip) (Gegnerüberwindendes, Tempo-) Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (vorwärts, rückwärts, Sidesteps, Kombinatio-nen)

Erster Blick tief (Rang-folge Angriffsspiel), dann quer (v.a. ballfer-ne Seite) & nach hinten „Abzählen“ der Mit- & Gegenspieler Entscheidung: Tempo-spiel in die Tiefe oder Ballzirkulation („Zick-Zack“) Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen Überlappendes Pass-spiel „Blankspielen“ einer Seite

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähig-keit (Dosierung Pass-härte) Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Gegner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (Druckpass, BAM, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnellig-keit ohne Ball (Freilau-fen) Passkraft

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2 Spiel 8:8 in 3 Zonen auf 2 Tore

Organisation: Spielfeld 44 x 25m mit 2 Toren wird in 3 Zonen geteilt:

-Mittelfeldzone: 25 x 12m -Endzonen: je 25 x 16m Grundordnung: 1 TS + 3 + 2 + 2

Ablauf: Spiel auf 2 Tore Alle Spieler bleiben in ihren Zonen

Variationen: Endzonen verkürzen: 25 x 12m 1 Spieler der ballbesitzenden Mannschaft kann in die

jeweils nächste Zone nachrücken Spieleranzahl: 1 TS + 2 + 2 + 2

Mit dieser Trainingsform werden folgende Leistungsmerkmale (fett) besonders geschult:

Leistungsmerkmale Spieler

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM

Flugball (Spann, Effet, Chip) (Gegnerüberwindendes, Tempo-) Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (vorwärts, rückwärts, Sidesteps, Kombinatio-nen)

Erster Blick tief (Rang-folge Angriffsspiel), dann quer (v.a. ballfer-ne Seite) & nach hinten

„Abzählen“ der Mit- & Gegenspieler Entscheidung: Tempo-spiel in die Tiefe oder Ballzirkulation („Zick-Zack“) Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen

Überlappendes Passspiel „Blankspielen“ einer Seite

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähig-keit (Dosierung Pass-härte) Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Gegner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (Druckpass, BAM, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnellig-keit ohne Ball (Freilau-fen) Passkraft

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3 Passkombinationen 1. und 2. Spielreihe mit Anschlussmöglichkeiten

Variation:

Organisation:

3/5 Spielfeld mit 1 Normaltor, Strafraumbreite

2 Minitore seitlich zwischen Mittelkreis und Seitauslinie ca. 5m vor der Mittellinie (symbolisieren sich anbieten-de(n) äußeren MFSP bzw. ballnahe Spitze) 2 zentrale Kleintore 10-15m hinter der Mittellinie als

Anspielpunkte in die Spitze Positionen: Torspieler, LzH, RzH

Ablauf: TS passt zu RzH (LzH), der den Ball nach vorne an-/-

mitnimmt und zu LzH (RzH) spielt; dieser nimmt den Ball nach vorne mit und spielt entweder einen Druck-pass auf Minitor oder Flugball auf diagonales Kleintor

Variation: 2 gegnerische Spitzen laufen vom Mittelkreis an

Mit dieser Trainingsform werden folgende Leistungsmerkmale (fett) besonders geschult:

Leistungsmerkmale Spieler

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM Flugball (Spann, Effet, Chip)

(Gegnerüberwindendes, Tempo-) Dribbling Beidfüßigkeit

Lauftechniken (vorwärts, rückwärts, Sidesteps, Kombinatio-nen)

Erster Blick tief (Rang-folge Angriffsspiel), dann quer (v.a. ballfer-ne Seite) & nach hinten

„Abzählen“ der Mit- & Gegenspieler Entscheidung: Tempo-spiel in die Tiefe oder Ballzirkulation („Zick-Zack“) Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen

Überlappendes Passspiel „Blankspielen“ einer Seite

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähig-keit (Dosierung Pass-härte)

Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Geg-ner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit

Aktionsschnelligkeit mit Ball (Druckpass, BAM, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnelligkeit ohne Ball (Freilaufen) Passkraft

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4.6. Trainingsformen Die folgenden Übungs- und Spielformen stellen lediglich eine kleine Auswahl von Trainingsmöglichkei-ten dar. In der dezentralen Fortbildung „Praxis“ werden weitere Trainingsbeispiele behandelt.

1 Gegenangriff auf ein Tor

Variation:

Organisation: 1 MFSP mit Ball + 1 Spitze, 1 Gegenspieler Rechteck 25 x 16m markieren 2 Dreiecke (Schenkellänge 1m) im Abstand von 35-40m

zum Tor Strafraumlinie = Nachrücklinie für MFSP

Ablauf: MFSP steht mit Ball in einem Dreieck und legt sich den

Ball kurz auf den linken/rechten Fuß (Beidfüßigkeit!) vor Mit der Vorlage des Balles startet die Aktion: Spitze

startet in Richtung Ziellinie (Sidestep, Aufdrehen zum Gegner, Handzeichen, Vorwärtslauf) und wird in den (vorderen) Fuß angespielt, Gegenspieler darf eingreifen und MFSP startet in den Strafraum nach, um - falls die Spitze nicht direkt abschließt - 2:1 auszuspielen

Variationen: Ausgangsstellung von Spitze und Gegenspieler so ver-

ändern (s. Skizze), dass eine „Chip-Konstellation“ ent-steht Bogenlauf

Mit dieser Trainingsform werden folgende Leistungsmerkmale (fett) besonders geschult:

Technik Taktik Koordination Kondition

Druckpass (Innenseite, Spann) BAM Flugball (Spann, Chip,

Effet) (Tempo-)Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (Aufdre-hen, Bogenlauf)

Torspieler: Angriffstechni-ken

Erster Blick tief (Rangfolge Angriffsspiel) Bereitschaft zur schnel-len Spieleröffnung Tempospiel in die Ziel-räume

Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähig-keit (Dosierung Pass-härte) Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Gegner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (BAM, Druckpass, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnellig-keit ohne Ball (Freilau-fen, Umschaltbewegung, Nachrücken) Passkraft

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2 Spiel 6:6 auf 3 Tore

Organisation: Spielfeldausschnitt mit Normal- und zwei zentralen

Passtoren Coaching-Team: 0+0+4+2 Sparring-Team: 1+4+1+0

Ablauf: Sparring-Team eröffnet das Spiel vom Torspieler und

versucht in eines der beiden zentralen Tore zu passen (=Anspiel auf die Spitzen) Coaching-Team steht tief und startet bei Ballgewinn

einen schnellen Gegenangriff

Mit dieser Trainingsform werden folgende Leistungsmerkmale besonders geschult:

Technik Taktik Koordination Kondition

BAM Druckpass (Innenseite, Spann) Flugball (Spann, Chip, Effet) (Tempo-)Dribbling Beidfüßigkeit Lauftechniken (Aufdre-hen, Bogenlauf)

Torspieler: Angriffstechni-ken

Erster Blick tief (Rangfolge Angriffs-spiel) Bereitschaft zur schnel-len Spieleröffnung Tempospiel in die Ziel-räume Situationsabhängiges Anbieten/Freilaufen in den Räumen

Orientierungsfähigkeit (Tor, Mitspieler, Ziel-räume, Gegner) Differenzierungsfähig-keit (Dosierung Pass-härte) Reaktionsfähigkeit (Freilaufbewegungen Mitspieler, Aktionen Gegner) Kopplungsfähigkeit (BAM, Dribbling, Pass)

Handlungsschnelligkeit Aktionsschnelligkeit mit Ball (BAM, Druckpass, Dribbling, Flugball) Bewegungsschnellig-keit ohne Ball (Freilau-fen, v.a. Umschaltbe-wegung, Nachrücken) Passkraft

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6. Informationen zur dezentralen Trainerfortbildung des wfv Seit dem Jahr 2009 gibt es die Möglichkeit einer zusätzlichen dezentralen Schulung, die wir flexibel und nach Bedarf anbieten. Vereine, die eine solche Schulung durchführen wollen, melden sich beim zuständigen Beisitzer für Bildung und Qualifizierung (BBQ) des Bezirkes. Dies sollte am Besten gleich mit einem Themenwunsch und einem Terminvorschlag geschehen. Eine Übersicht über die Beisitzer für Bildung und Qualifizierung finden Sie in Tabelle 6Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.. Der BBQ terminiert dann in Absprache mit dem Referenten und dem Verein die Schulung, legt das Thema fest und schreibt die Schulung für alle Vereine des Schulungsbereichs oder Bezirks aus. Die Teilnehmer erhalten eine Teilnahmebescheinigung, da diese Schulungen auch mit 2 Lerneinhei-ten zur Lizenzverlängerung anerkannt werden.

6.1. Voraussetzungen für die Durchführung einer Trainerfortbildung im Verein Teilnehmeranzahl: 15 bis 30 aktive Teilnehmer Praxis: Sportplätze mit guten Rasenspielfeld und entsprechender Beleuchtungsanlage sowie Um-

kleideräume und sanitäre Einrichtungen Theorie: Tagungsraum mit Tischen und Stühlen, sowie einer Möglichkeit zur Präsentation (Flipchart,

Pinwand, Leinwand und Beamer)

Tabelle 6: Beisitzer für Bildung und Qualifizierung in den Bezirksvorständen

Bezirk Name Vorname Telefon Email

Alb Griesinger Eberhard 07125 947074 [email protected]

Böblingen/Calw Gohl Walter 07034-21357 [email protected]

Bodensee Fortenbacher Norbert 07565/914554 [email protected]

Donau Teufel Martin 07577-1007 [email protected]

Donau/Iller Christian Rettich 0731-2607123 [email protected]

Enz/Murr Vogt Gerd-Ingo 07144/9989674 [email protected]

Hohenlohe Hecker Wolfgang 07951-7574 [email protected]

Kocher/Rems Schmid Wolfgang 07173-913604 [email protected]

Neckar/Fils Stradinger Karl 07161-53010 [email protected]

Nördlicher Schwarzwald

Hug Herbert 07445-859115 [email protected]

Rems/Murr Bäuerle Corinna 07191/970229 [email protected]

Riss Karl-Heinz Maier 07351-8608 [email protected]

Schwarzwald Alt Monika 0741-7312 [email protected]

Stuttgart Grimm Christian 0711-702431 [email protected]

Unterland Schuster Dieter 07267-1858 [email protected]

Zollern Niggel Rolf 07433-8572 [email protected]

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6.2. Wahlmodule

Einführung in das Ballorientierte Spiel

Inhalte in Theorie und Praxis: Prinzipien des Ballorientierten Spiels Wahrnehmungs- und Orientierungsfähigkeit Formationstraining Ballgewinnspiel Kommandosprache

Spiel mit zentralen Spitzen

Inhalte in Theorie und Praxis: Orientierung und Raumsituation der Spitzen Freilaufverhalten Technisch-taktische Lösungsmöglichkeiten Kommunikation

Verhalten 1:1 des Torspielers

Inhalte in Theorie und Praxis: Grundsätze Situation 1:1 für den Torspieler Methodische Reihe zum 1:1-Verhalten Torschusstraining

Standards im Ballorientierten Spiel

Inhalte in Theorie und Praxis: Unterschied „Ruhender Ball“ und „Ball im Spiel“ Verhalten bei gegnerischen Eck- und Freistößen Grundordnungen bei gegnerischen Eck- und Freistößen Training des Gegenangriffs Trainingsmethodik

Ballorientierte Koordination

Inhalte in Theorie und Praxis: Grundlagen des Trainings der koordinativen Fähigkeiten Koordinative Fähigkeiten Koordinationstraining Fußballspezifisches Koordinationstraining

Schnelligkeit und Reaktivkraft im Fußball

Inhalte in Theorie und Praxis: Erscheinungsformen der Schnelligkeit und Reaktivkraft im Fußball Trainingsformen zur Schulung der Schnelligkeit und Reaktivkraft

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6.3. Lizenzausbildung des wfv Der wfv bietet zwei Lizenzen an: „Trainer-C Breitenfußball“ und „Trainer-C Leistungsfußball“

6.3.1. Trainer-C Breitenfußball Tätigkeitsbereich: Training mit Kindern und Jugendlichen in den unteren Leistungsklassen bzw. Her-renmannschaften bis zur Kreisliga A, sowie von Frauenmannschaften bis zur Regionenliga. Ausbildungsverlauf: Der Trainer-C Breitenfußball umfasst eine Ausbildung von 120 Lerneinheiten inklusive Prüfung und setzt sich aus Basis-, Teamleiter- und Profillehrgang zusammen. Der Basislehr-gang kann dezentral über zwei Wochenenden oder zentral an der Sportschule Ruit in vier Tagen ab-solviert werden. Nach Abschluss der Teamleiterausbildung (Kinder oder Jugend) erhält der Teilneh-mer ein Zertifikat. Die abschließende Lizenz zum Trainer-C Breitenfußball kann dann in einem Wo-chenlehrgang an der Sportschule Ruit erworben werden.

TRAINER-C BREITENFUSSBALL (120 LE) (70 LE Teamleiter + 50 LE Profillehrgang)

3. Profillehrgang Kinder/Jugend (50 LE)

TEAMLEITER (70 LE) (Lizenzvorstufe)

2. Teamleiter Kinder (40 LE) Teamleiter Jugend (40 LE)

1. Lehrgang Basiswissen (30 LE)

6.3.2. Trainer-C Leistungsfußball Tätigkeitsbereich: Training von Jugendteams aller Leistungsklassen (ausgenommen Junioren-Bundesliga), Herrenmannschaften bis zur Verbandsliga sowie höherklassige Frauenteams (ausge-nommen 1. und 2. Bundesliga) Ausbildungsverlauf: Die Ausbildung zum Trainer-C Leistungsfußball umfasst 140 Lerneinheiten in-klusive Prüfung. Voraussetzung zur Zulassung ist die erfolgreiche Teilnahme an der Eignungsprüfung. Die Ausbildung setzt sich aus Grund-, Aufbau-, Profil- und Prüfungslehrgang zusammen. Grund-, Aufbau- und Profillehrgang werden als Wochenlehrgänge, die Prüfung als dreitägiger Lehr-gang an der Sportschule Ruit durchgeführt.

Prüfung (20 LE)

Profillehrgang (40 LE)

Aufbaulehrgang (40 LE)

Grundlehrgang (40 LE)

Eignungstest

TRAINER-C LEISTUNGSFUSSBALL (140 LE)

Weitere Informationen finden Sie unter www.wuerttfv.de/Trainerausbildung