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TRENDS & ANALYSEN GROSSHANDEL NR. 1 | JANUAR 2015 BUNDESVERBAND GROSSHANDEL, AUSSENHANDEL, DIENSTLEISTUNGEN E. V.

TRENDS & ANALYSEN GROSSHANDEL - bga.de · Außenhandel widersteht Unsicherheiten 16 Risiken belasten Investitionsverhalten 17 2. ... Wirtschaftspolitik als Gründe. Bei den Unterneh-men,

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TRENDS & ANALYSEN GROSSHANDEL NR. 1 | JANUAR 2015

BUNDESVERBAND GROSSHANDEL,

AUSSENHANDEL, DIENSTLEISTUNGEN E. V.

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VORWORT

I. Editorial 1

II. Wirtschaftliche Entwicklung im Großhandel 2

1. Großhandelsklima-Indikator 2

Entwicklungen der Teilindikatoren 3

Entwicklung einzelner Komponenten der aktuellen Geschäftslage 4

Entwicklung einzelner Komponenten der Geschäftserwartungen 5

2. Entwicklung der Umsätze 7

Großhandelsumsätze 2014: Vorjahresniveau wieder erreicht 7

2.1 Umsatzentwicklung im Produktionsverbindungshandel 7

Schwache Dynamik belastet Produktionsverbindungshandel 7

Ausblick 8

2.2 Umsatzentwicklung im Konsumgütergroßhandel 9

Konsumgütergroßhandel tragende Säule 9

Ausblick 9

3. Großhandelsverkaufspreise 10

Gesamtkonjunktur belastete Großhandelsverkaufspreise 10

Ausblick 12

4. Beschäftigung 12

Entwicklung Beschäftigung im Großhandel auf hohem Niveau 12

Ausblick 13

III. Entwicklung der Weltwirtschaft 14

Konjunkturelle Aussichten regional uneinheitlich 14

1. Deutschland 14

Deutsche Wirtschaft erweist sich als robust 14

Konjunktureller Ausblick für Deutschland verhalten 15

Beschäftigung nimmt weiter zu 15

Privater Konsum wichtiger Pfeiler der Konjunktur 16

Außenhandel widersteht Unsicherheiten 16

Risiken belasten Investitionsverhalten 17

2. Euro-Raum 17

3. Übrige europäische Länder und Russland 18

Großbritanniens Wirtschaft liegt über Vorkrisenniveau 18

Osteuropa und Russland: russisch- ukrainischer Konflikt trübt Erwartungen 19

Wachsende Volkswirtschaften auf dem westlichen Balkan 20

4. Vereinigte Staaten von Amerika 20

US-Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs 20

5. Japan 21

Konjunkturlichtblick trotz Steuererhöhungen 21

6. Asien 21

Konjunkturentwicklung im asiatischen Raum verhalten 21

7. Lateinamerika 22

Weiterhin nur geringe Konjunkturdynamik in der Region 22

IV. Wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen 23

INHALTSVER ZEICHNIS

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I . EDITORIAL

I. Editorial

Die Unternehmen im Großhandel starten auf einer soliden Ausgangsbasis in das Jahr 2015. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) erwartet weder nennens- werte Zuwächse noch einen konjunkturellen Einbruch. Die Stimmung im Großhandel hat sich allerdings eingetrübt. Der Großhandels-Klima-indikator des BGA ist bedingt durch eine schwä-chere Bewertung sowohl der Lage als auch der weiteren Perspektiven gesunken. Diese Ergeb-nisse deuten nach Einschätzung des BGA auf eine im Großhandel als auch in der Gesamtwirtschaft im Jahr 2015 verhaltenere Entwicklung. Ange-sichts des hohen Wirtschafts- und Wohlstands-niveaus ist dies kein Grund für Pessimismus, aber ein ernst zu nehmender Hinweis an die Politik in Deutschland, sich nicht auf den finanz-, wirt-schafts- und beschäftigungspolitischen Lor-beeren früherer Jahre auszuruhen. Denn es gilt, das erreichte gute Niveau auch in schwierigem Umfeld zu erhalten und zu sichern.

Die wirtschaftliche Verfassung, aus der heraus die Unternehmen des Großhandels in das Jahr 2015 starten, erweist sich bislang als robust, aber das global schwierige Umfeld – weltweit schwa-che Dynamik und geopolitische Risiken – drückt auf die Stimmung in den Unternehmen und es mangelt auch an wirtschaftspolitischen Anreizen, damit die Unternehmen in der Summe mehr tun, um das bewährte, weiterhin als gut anzusehende Niveau zu verbessern. Auch dieses Signal geht aus der jüngsten Umfrage des BGA bei den Unterneh-men der Wirtschaftsstufe vom Dezember 2014 hervor. Die Unternehmen verspüren keine signi-fikanten Anreize, ihre Investitionen auszuweiten. Investitionen in weitere Kapazitäten müssen sich langfristig rechnen. Auch wenn die niedrigen Zinssätze gegenwärtig so attraktiv sein mögen, wie lange nicht mehr, ist dies für eine Investition nicht allein entscheidend. Denn diese muss sich an den heimischen und vielfach internationalen Märkten finanzieren.

Gegenwärtig dominiert die Sicherung der Unter-nehmensposition an den Märkten. Die Unter-nehmen konzentrieren sich im aktuellen Umfeld steigender Arbeitskosten, hoher Energiekosten

und bürokratischer Regulierungen sowie zähem Ausbau der Infrastruktur – darauf, ihre Umsätze zu sichern und steigenden Kostendruck durch mehr Effizienz und Rationalisierung zu kompen-sieren.

Sie modernisieren betriebswirtschaftliche Ab-läufe und Strukturen, ordnen ihre Finanzen und arbeiten daran, ihren Fachkräftebedarf zu sichern. Für den Großhandel erwartet der BGA daher mit einem Umsatzanstieg von 0,1 Prozent 2015 ein minimales Wachstum, nachdem die Unter-nehmen die Umsätze 2014 wieder behaupten konnten. Hieraus resultiert ein geschätztes Um-satzvolumen im Großhandel in Höhe von rund 1 134 Milliarden Euro. Für das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft bleibt der BGA mit bis zu einem Prozent ebenfalls deutlich verhal-tener als andere Prognosen.

Die zurückhaltende Einschätzung des BGA findet ihre Ursache in der schwachen wirtschaftlichen Dynamik, den erheblichen Risiken, mit denen sich Unternehmen konfrontiert sehen, und auch fehlenden wirtschaftspolitischen Anreizen. Die aktuelle wirtschaftliche Lage mag kurz- und mittelfristig für die gute Wettbewerbsfähigkeit und die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausreichen, eine langfristige Sicherung bedarf jedoch einer Veränderung der Gewichtung in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Denn trotz hoher Zustimmung zum konsequenten Festhalten an der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte zur Eindämmung der Schulden, dem Engage-ment zur Stärkung Europas und der Außen- und Sicherheitspolitik herrscht bei den Unternehmen der Wirtschaftsstufe wirtschaftspolitisch eine gewisse Enttäuschung. Sie stehen der Auswei-tung des sozialen Netzes und dem Zurückdrehen von früheren Reformen, die für mehr Flexibilität der Arbeitsmärkte sorgten, kritisch gegenüber. Vielmehr erwarten sie, dass die Politik bei einem weiterhin ausgeglichenen Haushalt einiges besser machen könnte. Handlungsbedarf sehen sie insbe- sondere darin, Investitionsimpulse zu setzen, die die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die öffent-liche Infrastruktur modern und leistungsfähig halten.

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II. Wirtschaftliche Entwicklung im Großhandel

Wirtschaft erweist sich 2014 robust

Die deutsche Wirtschaft hat sich im Jahre 2014 insgesamt als robust erwiesen. Um 1,5 Prozent war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) höher als im Vorjahr und lag damit über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 1,2 Pro-zent. In den beiden vorangegangenen Jahren war das BIP sehr viel moderater gewachsen. Die kon-junkturelle Lage hatte sich nach dem schwung-vollen Jahresauftakt 2014 und der folgenden Schwächephase im vergangenen Sommer zum Jahresende stabilisiert. Die deutsche Wirtschaft konnte sich folglich in einem schwierigen welt-wirtschaftlichen Umfeld behaupten und dabei vor allem von einer starken Binnennachfrage profitieren.

Im Großhandel 2015 keine nennenswerten Zuwächse erwartet

Der BGA erwartet für das Jahr 2015 keine nen-nenswerten Zuwächse im Großhandel wie auch für die Gesamtwirtschaft. Er rechnet für den Großhandel mit einem moderaten Umsatzplus von einem Zehntel Prozent, nachdem 2014 die Umsatzhöhe des Vorjahres wieder erzielt wer- den konnten. Konkret wird demnach ein Umsatz- anstieg auf 1 134 Milliarden Euro erwartet. Ange-sichts des hohen Wirtschafts- und Wohlstands-

niveaus ist dies kein Grund zu konjunkturellem Pessimismus, wohl aber ein ernst zu nehmender Hinweis an die Politik in Deutschland, es nicht bei den finanz-, wirtschafts- und beschäftigungspoli- tischen Erfolgen der vergangenen Jahre beruhen zu lassen. Es gilt, das erreichte gute Niveau im immer schwieriger werdenden weltwirtschaft-lichen Umfeld zu erhalten, so dass Deutschland in der Globalisierung weiterhin erfolgreich bestehen kann.

1. Großhandelsklima-Indikator

Erneute Eintrübung des Großhandels-Indikators

Die Ergebnisse der BGA-Umfrage bei den Groß-handelsunternehmen im Dezember 2014 deuten auf eine Eintrübung der Stimmungslage im Groß-handel hin. Der Großhandelsindikator ist nach wie vor auf einem hohen Niveau. Er hat allerdings zum Jahreswechsel deutlich eingebüßt und ist um 4 Punkte unter den Wert von 120 Punkten gefallen (ABBILDUNG 1). Die aktuelle Geschäfts-lage hat dabei etwas stärker nachgegeben. Sie ist nach einem leichten Anstieg im Sommer 2014 um gut 5 Punkte gefallen und liegt nun bei 118,8 Punkten. Die Geschäftserwartungen haben zum zweiten Mal in Folge nachgegeben. Mit fast 121 Punkten haben sie circa 3 Punkte eingebüßt. Das annährend gleiche Niveau der Geschäftslage und -erwartung deuten auf eine Stagnation im Großhandel hin.

I I . WIRTSCHAF TLICHE ENT WICKLUNG IM GROSSHANDEL

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBILDUNG 1: Entwicklung des Großhandelsklima-Indikators

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Der Großhandelsklima-Indikator ist das arithme-tische Mittel aus den Geschäftserwartungen und der aktuellen Geschäftslage im Großhandel. In die Berechnung dieser Teilkomponenten fließen Ein-schätzungen der Befragten über Umsatz, Erträge, Investitionen, Kapazitätsauslastung, Auftragsein-gänge, Beschäftigung und Lage ein. Dabei bedeu-ten Werte über 100 eine positive und Werte unter 100 eine negative Einschätzung.

Entwicklungen der Teilindikatoren

Konjunkturschwäche trübt Aussichten

Der Produktionsverbindungshandel und der Konsumgütergroßhandel erwarten für das erste Halbjahr 2015 eine schlechtere Geschäftsentwick- lung. Nur der baunahe Großhandel geht von einer Verbesserung aus. Die aktuelle Geschäftslage hat sich in allen Teilbereichen getrübt (TABELLE 1).

Teilindikator im Produktionsverbindungshandel und im Konsumgütergroßhandel gesunken

Der Klima-Indikator im Produktionsverbindungs-handel ging über 4 Punkte auf 119,5 Punkte zurück. Grund hierfür ist der deutliche Rückgang der Bewertung der aktuellen Geschäftslage. Diese verlor über 6 Punkte und liegt bei 119,3 Punkten. Die Geschäftserwartungen rutschten um etwa 2 Punkte auf 119,8 Punkte ab.

Auch der Klima-Indikator des Konsumgüter-großhandels verminderte sich deutlich auf 118,7 Punkte. Hinsichtlich der Geschäftsent-wicklung büßte er 10 Punkte ein und liegt nun bei 117,1 Punkten. Die aktuelle Geschäftslage verzeichnet ein Minus von mehr als 4 Punkten auf 120,4 Punkte.

Klimaindikator im baunahen Großhandel gestiegen

Im baunahen Großhandel stieg der Klima-Indikator dagegen über 1 Punkt auf 119,9 Punkte und liegt somit höher als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Nur bei diesem Teilindikator stieg die Einschätzung der zukünftigen Geschäftsentwicklung. Danach ist ein Plus von rund 9 Punkten auf 124,7 Punkte zu verzeichnen. Die Bewertung der aktuellen Ge- schäftslage sank wie in allen anderen Teilbereichen. Diese gab um über 6 Punkte auf 115 Punkte nach.

  HalbjahrGroßhandel 

gesamt

Produktions- 

naher Handel

Baunaher 

Handel

Konsumnaher 

Handel

Klima-Indikator

1. HJ 2014 124,8 124,9 119,0 125,7

2. HJ 2014 123,8 123,8 118,5 126,0

1. HJ 2015 119,8 119,5 119,9 118,7

Geschäfts- 

erwartungen

1. HJ 2014 127,6 130,3 120,4 127,0

2. HJ 2014 123,6 121,9 115,5 127,1

1. HJ 2015 120,9 119,8 124,7 117,1

Geschäftslage

1. HJ 2014 122,1 119,6 117,6 124,5

2. HJ 2014 124,0 125,7 121,5 124,8

1. HJ 2015 118,8 119,3 115,0 120,4

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014

TABELLE 1: Entwicklung BGA-Großhandelsklima-Indikators und seiner Teilindikatoren

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Entwicklung einzelner Komponenten der aktuellen Geschäftslage

Ertragssituation im Großhandel bleibt positiv

Die Ertragslage im Großhandel hat im zweiten Halbjahr 2014 leicht nachgelassen. Die Beurtei-lung bleibt mit 12 Punkten weiterhin im positi- ven Bereich. Sie büßte aber 2 Punkte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 ein (ABBILDUNG 2). Die Ertragslage wird somit zum dritten Mal in Folge positiv bewertet, nachdem sie von 2012 bis Mitte 2013 im negativen Bereich lag. Insge-samt liegen die Erträge in allen Teilbereichen im positiven Wertebereich.

Im baunahen Großhandel erhöhten sich die Erträge um 14 Punkte auf 8 Punkte. Im Produk- tionsverbindungshandel und im Konsumgüter-handel fielen die Erträge dagegen um 14 bzw. 6 Punkte auf 9 bzw. 13 Punkte.

Investitionsklima deutlich eingetrübt stabil

Das Investitionsklima im Großhandel hat sich im 2. Halbjahr 2014 deutlich eingetrübt. Der Wert sank um 11 Punkte auf nur noch 8 Punkte (ABBILDUNG 3). Im Produktionsverbindungs- handel sank das Investitionsklima um 12 Punkte auf 11 Punkte, im Konsumgütergroßhandel um 11 Punkte auf 7 Punkte und im baunahen Groß-handel sogar um 14 Punkte auf 10 Punkte.

I I . WIRTSCHAF TLICHE ENT WICKLUNG IM GROSSHANDEL

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBILDUNG 3: Beurteilung des Investitionsklimas

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBILDUNG 2: Beurteilung der Ertragslage

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Höhere Ersatzinvestitionen und Rationalisierungen

Jedes sechste Unternehmen im Großhandel investierte nicht und benannte vor allem ausrei-chende Kapazitäten sowie eine wenig verlässliche Wirtschaftspolitik als Gründe. Bei den Unterneh-men, die investieren, ging der Bedarf an Erwei-terungsinvestitionen mit 2 Punkten weiter leicht zurück und liegt nun bei 30 Punkten. Die Ersatz-investitionen sind dagegen um 5 Punkte auf 45 Punkte gestiegen und liegen damit wieder auf dem Niveau des ersten Halbjahres 2014. Ersatz- investitionen verbleiben im Großhandel dominie-rend. Der Anteil an Rationalisierungen ist dagegen um 4 Punkte auf 10 Punkte gestiegen.

Diese Entwicklung durchzieht alle drei Zweige des Großhandels, besonders ausgeprägt im bau- nahen Großhandel. Die Erweiterungsinvestitionen im Produktionsverbindungshandel sanken um 5 Punkte auf 33 Punkte. Im konsumnahen Groß-handel gingen sie um lediglich 3 Punkte zurück. Im baunahen Großhandel brachen die Erweite-rungsinvestitionen um 13 Punkte auf 19 Punkte ein. Dafür stiegen die Ersatzinvestitionen um 20 Punkte auf 62 Punkte. Die Ersatzinvestitionen im konsumnahen Großhandel um 7 Punkte auf 45 Punkte und im Produktionsverbindungshandel dagegen nur um 2 auf 42 Punkte Die Rationali- sierungsinvestitionen stiegen im baunahen Groß-handel um 6 Punkte auf 14 Punkte, der Produk- tionsverbindungshandel folgte mit einem An- stieg um 5 Punkte auf 10 Punkte. Im konsumna-hen Großhandel wurden diese um 3 Punkte auf 11 Punkte ausgeweitet.

Auftragseingänge leicht angestiegen

Die Auftragseingänge im Großhandel verbes- serten sich leicht. Sie zogen um 4 Punkte auf 15 Punkte an, was im Wesentlichen auf die nahezu unveränderte Kapazitätsauslastung der Unternehmen zurückgeführt werden kann. Die Entwicklung verläuft in den drei Zweigen leicht abweichend. Während im konsumnahen Großhandel eine deutliche Zunahme der Auf- tragseingänge – um 7 Punkte auf 21 Punkte – zu verzeichnen ist, sind im Produktionsverbin-dungshandel die Auftragseingänge um nur 1 Punkt auf 14 Punkte gestiegen. Im baunahen Großhandel waren sie mit –1 Punkt sogar leicht rückläufig. Dennoch erhöhte sich die Kapazitäts-auslastung im baunahen Großhandel und im Konsumgütergroßhandel um 3 auf 25 Punkte. Im Produktionsverbindungshandel legte sie nur um 1 Punkt auf 18 Punkte zu.

Entwicklung einzelner Komponenten der Geschäfts- erwartungen

Die Einschätzung zur zukünftigen Ertragslage im Großhandel bleibt trotz schwächerer wirt-schaftlicher Dynamik und geopolitischer Un-sicherheiten im Vergleich zur letzten Umfrage stabil (ABBILDUNG 4). Der Wert verbesserte sich um 1 auf 9 Punkte.

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBILDUNG 4: Beurteilung der zukünftigen Ertragslage

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Ertragslage insgesamt stabil, aber uneinheitlich

Die Entwicklung ist jedoch uneinheitlich. Im Produktionsverbindungshandel blieb der Wert mit 10 Punkten nahezu stabil. Er gab lediglich 1 Punkt ab. Im Konsumgütergroßhandel gab der Wert um 5 auf 14 Punkte nach. Lediglich im baunahen Großhandel verbesserte sich der Wert deutlich von –2 um 8 Punkte auf +6 Punkte.

Künftiges Investitionsklima gefallen

Das künftige Investitionsklima ging gegenüber der letzten Umfrage erneut, wenn auch nur noch geringfügig zurück (ABBILDUNG 5). Der Wert sank um 1 auf 2 Punkte und nähert sich damit weiter der Nulllinie. Die Bewertung in den einzel-nen Zweigen fiel jedoch deutlich unterschiedlich aus. Während im Produktionsverbindungshandel inzwischen eine leicht negative Einschätzung eingetreten ist, bleibt diese im konsumnahen Großhandel gerade noch positiv. Im baunahen Großhandel hat sich die Einschätzung dagegen umgekehrt. Das Investitionsklima stieg von

–12 auf +16 Punkte und machte damit einen deutlichen Sprung. Im konsumnahen Großhan- del gab der Wert von +4 auf +2 Punkte nach. Im Produktionsverbindungshandel brach er von +7 auf –2 Punkte ein.

Auftragseingänge schwächer, Kapazitätsauslastung bleibt schwach

Die künftige Auftragslage wird weiterhin positiv eingeschätzt, allerdings hat sich die Einschät- zung abgeschwächt. Der Wert sank um 6 auf 35 Punkte. Die erwartete Kapazitätsauslastung wird weiterhin negativ eingeschätzt und hat um 1 Punkt auf –6 Punkte geringfügig nachgegeben. Im Produktionsverbindungshandel sank die Er- wartung an die Auftragseingänge um 5 Punkte auf 30 Punkte, im Konsumgütergroßhandel gab sie um 12 Punkte auf 31 Punkte deutlich nach. Nur im baunahen Großhandel wird mit steigen-den Auftragseingängen gerechnet. Die Erwartung stieg um 4 Punkte auf 47 Punkte. Die künftige Auslastung der Kapazitäten wird weiterhin nega-tiv eingeschätzt. Im Produktionsverbindungs- handel ist sie um 14 Punkte auf – 3 Punkte abge-rutscht. Im Konsumgütergroßhandel nur um 5 auf – 4 Punkte. Aber auch im baunahen Groß-handel wird die künftige Auslastung deutlich negativer gesehen. Der Wert fiel um 9 Punkte auf –11 Punkte.

Erwartungen über künftige Geschäftslage bleiben optimistisch

Die zukünftige Geschäftslage im Großhandel wird weiterhin positiv eingeschätzt. Sie hat sich aber deutlich eingetrübt. Der Wert sank um 8 auf 36 Punkte. Während die Einschätzung im Produktionsverbindungshandel nur um 6 Punkte auf 36 Punkte sank, halbierte sie sich im Konsum- gütergroßhandel von 50 auf 26 Punkte nahezu. Im baunahen Großhandel konnte sie sich dagegen von 35 auf 46 Punkte deutlich steigern.

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBILDUNG 5: Zukünftiges Investitionsrisiko

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2. Entwicklung der Umsätze

Großhandelsumsätze 2014: Vorjahresniveau wieder erreicht

Die Umsatzentwicklung im Großhandel ent-wickelte sich 2014 trotz des erfreulich guten Wirtschaftswachstums im Großhandel verhalten. Im 1. Quartal 2014 betrug der Umsatzzuwachs verglichen mit der Vorjahresperiode nominal 1,6 und real 3,3 Prozent. Die schwächere Dynamik im 2. und 3 Quartal führte zu einem Rückgang der nominalen Umsätze um 0,7 bzw. 0,8 Prozent. Real bremste der Rückgang des Preisanstieges die Umsatzentwicklung auf 0,5 bzw. 0,2 Prozent. Die Umsätze zogen im Herbst jedoch wieder an und fielen nominal und real wieder stärker aus. Wirt-schaftlich schnitt der Konsumgütergroßhandel im Vergleich zum Produktionsverbindungshandel etwas stärker ab. Die robuste binnenwirtschaft-liche Entwicklung, insbesondere die steigende Beschäftigung, unterstützt den Konsumgüter-großhandel.

Umsatzvolumen 2014 auf Vorjahresniveau

In dieser Entwicklung schlägt sich insbesondere die schwächere weltwirtschaftliche Entwick-lung nieder, in deren Folgen auch die deutsche Wirtschaft sich weniger dynamisch entwickelte als vielfach erwartet. Auch drückten die geopo-litischen Unsicherheiten und wieder steigender Kostendruck auf die binnenwirtschaftliche Entwicklung. Das Wachstum des Bruttoinlands-produktes in Höhe von 1,5 Prozent im Jahr 2014

geht mit einer Seitwärtsbewegung der Umsatz-entwicklung im Großhandel einher. 2014 konnten die Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 1 133 Milliarden Euro das Vorjahresniveau erneut behaupten. Für 2015 geht der BGA im Umfeld einer erwarteten, weiterhin verhaltenen Dynamik und fortbestehenden Unsicherheiten von einem allenfalls geringen Anstieg des Umsatzvolumens um etwa 0,1 Prozent auf 1 134 Milliarden Euro aus (ABBILDUNG 6).

2.1 Umsatzentwicklung im Produktionsverbindungshandel

Schwache Dynamik belastet Produktionsverbindungshandel

Produktionsverbindungshandel durchläuft Talsohle

Nach einem kräftigen Start in das Jahr 2014 flachte die Umsatzentwicklung im Produktions-verbindungshandel zur Jahresmitte ab, um im Herbst wieder zuzulegen. Dennoch schloss das Jahr 2014 für den Produktionsverbindungshandel mit einem nominalen Minus ab. Die Umsätze lagen um 2,1 Prozent unter Vorjahresniveau (ABBILDUNG 7) und schwächten sich somit auch stärker ab als vom BGA noch im Sommer 2014 erwartet. Real wuchs der Umsatz geringfügig um 0,2 Prozent. Die schwächere Dynamik des Brutto-inlandsproduktes zur Jahresmitte und sowie die steigenden Unsicherheiten machten sich bei den

Quelle: Destatis, BGA; *BGA-Prognose

ABBILDUNG 6: Absolute Großhandelsumsätze (in Milliarden Euro)

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VORWORT

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I I . WIRTSCHAF TLICHE ENT WICKLUNG IM GROSSHANDEL

Umsätzen im Produktionsverbindungshandel bemerkbar. Für das Gesamtjahr 2014 geht der BGA in absoluter Betrachtung somit von einem Umsatzrückgang im Jahr 2014 auf 637 Milliar-den Euro aus.

Während beim Handel mit Maschinen und Ausrüstung sowie beim Handel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik im Jahr 2014 Umsatzanstiege zu verzeichnen waren, trugen besonders die Umsatzrückgänge beim Handel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und lebenden Tieren zu einem nominal rückläu-figen Gesamtjahresergebnis im Produktionsver-bindungshandel bei (TABELLE 2).

Im 1. Halbjahr 2014 waren es –2,1 Prozent, im 2. Halbjahr –2,2 Prozent. In realer Betrachtung entwickelten sich die Umsätze jedoch stabiler, so dass sich im Produktionsverbindungshandel insgesamt ein positives Umsatzwachstum ergibt. Im ersten Halbjahr waren es +0,9 Prozent und im 2. Halbjahr +0,1 Prozent. Dies resultiert im

Wesentlichen daraus, dass real mehr Güter ver-kauft wurden, sich in den nominalen Umsätzen allerdings die rückläufigen Einfuhr- und Erzeuger-preise abbilden. Nur der Handel mit Informations- und Kommunikationstechnologie konnte nominal wie real kräftig wachsen. Der Handel mit Maschi-nen und Ausrüstungen konnte sich ebenfalls gut behaupten.

Ausblick

Die Entwicklung zum Jahresausklang 2014 lässt nach Überwindung der schwachen Dynamik im Sommer auf eine zumindest wieder stabilere Ent- wicklung im Produktionsverbindungshandel für 2015 hoffen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Konjunktur sich weiterhin als robust erweist und eine dynamischere Weltwirtschaft in Deutschland wieder zu einer stärkeren Investi- tionstätigkeit führt, ansonsten könnte sich die verhaltene Bewertung von Auftragseingängen,

nominal real

2. Hj. 2013

1. Hj. 2014

2. Hj 2014

2. Hj. 2013

1. Hj. 2014

2. Hj. 2014

Landwirt. Grundstoffe u. lebende Tiere -2,0 -5,9 -14,9 + 12,4 + 5,2 - 8,0

Maschinen und Ausrüstungen +1,2 + 3,4 + 1,9 -0,2 + 2,8 + 1,0 Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik + 3,4 + 4,5 + 4,3 + 1,1 + 2,5 + 4,7

Sonstiger Großhandel -3,3 -3,6 - 2,9 - 0,3 - 0,9 -1,6

Produktionsverbindungshandel insg. -2,0 -2,1 - 2,2 + 1,4 + 0,9 + 0,1

Quelle: Destatis, Darstellung des BGA, Veränderungen in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum

TABELLE 2: Umsatzentwicklung im Produktionsverbindungshandel

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, *BGA-Prognose

ABBILDUNG 7: Umsätze im Produktionsverbindungshandel

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VORWORT

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Kapazitätsauslastung und Investitionsstimmung im Großhandel fortsetzen. Auch baut der BGA darauf, dass die Verunsicherung über die weitere geopolitischen Entwicklungen in einigen Teilen der Welt sowie die wirtschaftlich schwache Dynamik in Europa und der Welt nicht weiter zunimmt. Wirtschaftspolitisch könnten zusätz-liche Impulse von einer Belebung der privaten Investitionen sowie dem Ausbau und der Moder-nisierung der für den Produktionsverbindungs-handel wichtigen Infrastruktur, insbesondere im Verkehrs-, Informations- und Kommunikations-wesen, ausgehen. Dies belegen auch die Ergeb-nisse der BGA-Umfrage bei den Unternehmen des Produktionsverbindungshandels, nach der die Geschäftserwartungen etwas besser bewer-tet werden als die aktuelle Geschäftslage.

2.2 Umsatzentwicklung im Konsumgütergroßhandel

Konsumgütergroßhandel tragende Säule

Konsum als Impulsgeber der Konjunktur

Der Konsumgütergroßhandel startete dynamisch in das Jahr 2014 und entwickelte sich insgesamt positiv, wenn auch die Dynamik zum Jahresaus-klang verhaltener verlief. Nach zwei kräftigen Quartalen im 1. Halbjahr 2014 mit 2,4 bzw. 2,8 Prozent nominal und 1,7 bzw. 2,5 Prozent real, zogen die Umsätze nominal auch im zweiten

Halbjahr weiter an, allerdings mit abnehmender Dynamik. Real war im 3. Quartal 2014 ebenfalls noch ein positiver Zuwachs zu verzeichnen, aller-dings schloss das Jahr mit einem leicht negativen Schlussquartal. (ABBILDUNG 8). Für das Gesamt-jahr 2014 geht der BGA von einer nominalen Umsatzsteigerung im Konsumgütergroßhandel von 1,9 Prozent aus. Damit fiel der Anstieg im Konsumgütergroßhandel um 1 Prozentpunkt niedriger aus als im Sommer 2014 erwartet. Absolut bedeutet dies ein Umsatzwachstum auf 496 Milliarden Euro im Jahr 2014.

Der Konsumgütergroßhandel entwickelte sich im Jahr 2014 insgesamt positiv. Nominal stiegen die Umsätze im 1. Halbjahr 2014 um 2,6 Prozent und im 2. Halbjahr um 1,1 Prozent. In realer Betrach-tung sind die Umsätze um 2,1 bzw.0,8 Prozent gestiegen. Der Handel mit Gebrauchs- und Ver- brauchsgütern entwickelte sich dabei sehr posi-tiv, wohingegen sich das nominelle Wachstum beim Handel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren abschwächte (TABELLE 3). Ursächlich hierfür dürften die rückläufigen Erzeugerpreise und der intensive Wettbewerb in diesem Wirt-schaftsbereich sein.

Ausblick

Die positive Umsatzentwicklung im Konsum-gütergroßhandel resultiert aus einem starken Binnenkonsum in Deutschland. Entscheidende Grundlage ist die nach wie vor gute Entwicklung am Arbeitsmarkt. So weitete sich die Beschäf- tigung aus, die Arbeitslosigkeit ging weiter

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum

ABBILDUNG 8: Umsatzentwicklung im Konsumgütergroßhandel

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VORWORT

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I I . WIRTSCHAF TLICHE ENT WICKLUNG IM GROSSHANDEL

zurück und die Löhne und Gehälter stiegen moderat. Vom Arbeitsmarkt gingen damit trotz abgeflachter Gesamtkonjunktur spürbare Impulse für die konjunkturelle Entwicklung aus. Diese bildeten die Grundlage für weiterhin stabile private Konsumausgaben. Trotz anhal- tender Unsicherheiten für die deutsche Wirt-schaft geht der BGA für 2015 von einem weiter-hin starken privaten Konsum als Impulsgeber für die Konjunktur und damit einhergehend weiterhin aufwärtsgerichteter Umsatzent-wicklung im Konsumgütergroßhandel aus.

3. Großhandelsverkaufspreise

Gesamtkonjunktur belastete Großhandelsverkaufspreise

Auch 2014 rückläufige Großhandelspreise

Die auch in Deutschland geringere Dynamik spie- gelt sich in der Entwicklung der Preise wieder. Die damit einhergehende geringere Nachfrage nach

Rohstoffen führte zu einem nachlassenden Preis-druck im Großhandel. Die nach Überwindung der Krise bis ins Frühjahr 2011 wieder stark an- ziehenden Preise haben seit Frühjahr 2011 sin- kende Tendenz. Im Herbst 2012 und 2013 kehrte sich der Trend zwar jeweils kurze Zeit um, um anschließend jedoch weiter zu sinken. Seit Som-mer 2013 ist sogar ein Rückgang der Großhan-delsverkaufspreise festzustellen. Dieser betrug zwischen – 0,6 und –1,8 Prozent monatlich. Im Jahresdurchschnitt 2014 sind die Großhandels-verkaufspreise um durchschnittlich 1,2 Prozent gesunken. (ABBILDUNG 9).

Preisentwicklung über alle Wirtschaftsstufen rückläufig

Diese Entwicklung findet ihren Niederschlag in der Umsatzentwicklung dahingehend, dass die Unternehmen zwar den nominalen Umsatz des Vorjahres erneut erzielen konnten, dafür aber mehr Waren verkauft haben. In realer Betrach-tung – also bei Betrachtung konstanter Preise – hat der Großhandel besser abgeschnitten.

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber Vorjahresmonat

ABBILDUNG 9: Preisentwicklung in den Wirtschaftsbereichen

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum

TABELLE 3: Umsatzentwicklung im Konsumgütergroßhandel

nominal real

2. Hj. 2013

1. Hj. 2014

2. Hj 2014

2. Hj. 2013

1. Hj. 2014

2. Hj 2014

Lebensmittel, Getränke u. Tabakwaren + 2,9 + 1,8 -0,9 - 0,5 + 0,7 - 1,1

Gebrauchs- u. Verbrauchsgüter + 0,4 + 2,9 + 2,8 - 0,1 + 2,6 + 2,2

Großhandel ohne ausgeprägten Schwerpunkt + 2,7 + 3,3 + 1,4 + 3,3 + 4,1 + 1,8

Konsumgütergroßhandel insgesamt + 1,6 + 2,6 + 1,1 + 0,2 + 2,1 + 0,8

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VORWORT

11

Zum Jahresausklang sind die Großhandelsver-kaufspreise im Dezember 2014 um 2,3 Prozent gesunken. Diese Entwicklung rückläufiger Preise wird nach Einschätzung des BGA auch im Jahr 2015 zumindest zunächst weiter anhalten.

Zum Jahreswechsel 2010/11 erreichten die Preis- steigerungen in allen Wirtschaftsstufen einen Wendepunkt. Seitdem sind die Steigerungsraten in den verschiedenen Wirtschaftsstufen rück-läufig. Die Einfuhrpreise gingen 2014 um durch- schnittlich 2,2 Prozent zurück. Bei den Erzeuger-preisen sind Rückgänge von 1,0 Prozent jahres-durchschnittlich zu verzeichnen. Dieser Rückgang schlägt auch auf die Verbraucherpreise durch, deren Steigerung im Jahresdurchschnitt 2014 bei 0,9 Prozent lag. Der Rückgang der Einfuhr- und Erzeugerpreise schlägt somit über den Groß-handel bis hin zu den Verbraucherpreisen durch.

Einfuhrpreise für Energierohstoffe stark rückläufig

Eine entscheidende Ursache für diesen Rück-gang liegt in der Entwicklung der Rohstoff- und Energierohstoffpreise (ABBILDUNG 10). Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes beeinflussten die Energiepreise besonders die Einfuhrpreise. Energieträger waren jahresdurch-schnittlich um 10 Prozent niedriger als 2013. Erdgas verbilligte sich um 13,8 Prozent und Roh- öl um 9,0 Prozent. Importierte Mineralölerzeug-nisse waren im Schnitt um 8,0 Prozent billiger als 2013. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse lagen die Einfuhrpreise 2014 lediglich um 1,5 Pro-zent unter Vorjahresniveau. Zum Jahresausklang 2014 sanken im Dezember die Einfuhrpreise um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat,

importierte Energie war dabei um 26,4 Prozent billiger.

Die Entwicklung der Rohstoffpreise folgte zeitweise der Entwicklung der Energierohstoffe, allerdings ließ bei diesen bereits zu Jahresbeginn 2011 der Preisdruck nach, um im Jahr 2014 wieder auf das Niveau vor der Krise 2008/09 zu sinken. Die Rohstoffpreise erreichten im Februar 2012 mit einer Messzahl von 122 ihren Spitzenwert. Im Jahr 2014 sanken sie auf Werte zwischen 96 und 99. Im Jahr 2014 sanken die Preise für Eisenerze um 17,1 Prozent, für Nicht-Eisen-Metall erze um 6,1 Prozent, bei Roheisen, Stahl und Ferrolegie-rungen um 2,0 Prozent sowie bei Nicht-Eisen- Metallen und Halbzeug um 2,4 Prozent.

Energiepreisentwicklung entlastet Erzeugerpreise

Bei den Erzeugerpreisen für gewerbliche Pro- dukte hatte ebenfalls die Preisentwicklung für Energie entscheidenden Anteil. So war Energie um 3,1 Prozent billiger als 2013. Die Preise für Mineralölerzeugnisse gingen um 5,3 Prozent zurück. Die Preise für Erdgas fielen um 4,2 Pro-zent. Elektrischer Strom kostete durchschnittlich 3,0 Prozent weniger. Die Preise für Vorleistungs-güter, d. h. für Güter, die im Produktionsprozess verbraucht, verarbeitet oder umgewandelt wer-den, lagen um 1,1 Prozent unter dem Vorjahr. Die Preisrückgänge für Metalle (-2,5 Prozent) wirkten sich am stärksten aus. Auch Chemische Grundstoffe waren um 2,1 Prozent billiger. Verbrauchsgüter verteuerten sich dagegen leicht um 0,5 Prozent. Gebrauchsgüter waren um 1,3 Prozent und Investitionsgüter um 0,5 Prozent teurer.

Quelle: Deutsche Bundesbank; HWWI-Index der Rohstoffpreise und der Energierohstoffe

ABBILDUNG 10 Entwicklung der Preise für Rohstoffe und Energierohstoffe

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VORWORT

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I I . WIRTSCHAF TLICHE ENT WICKLUNG IM GROSSHANDEL

Uneinheitliche Preisentwicklung im Großhandel

Für die Preisrückgänge im Großhandel waren ins- besondere die gesunkenen Preise für feste Brenn-stoffe und Mineralölerzeugnisse entscheidend. Zum gegenüber dem Vorjahr 2013 niedrigeren Gesamtindex der Großhandelspreise haben aber auch Preissenkungen im Großhandel mit Getreide, Rohtabak, Saaten und Futtermitteln (–9,5 Prozent) sowie neben landwirtschaftlichen Grundstoffen auch der Handel mit lebenden Tieren (–10 Prozent) beigetragen. Dagegen lagen die Großhandelspreise für Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze 2014 um 4,9 Prozent höher als 2013. Milch, Milcherzeug-nisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette waren um 0,8 Prozent teurer. Im Handel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern sowie mit Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör waren dagegen eben- falls steigende Preise zu verzeichnen (TABELLE 4). Gebrauchs- und Verbrauchsgüter stiegen im ersten Halbjahr um 0,6 Prozent und im zweiten Halbjahr um 0,4 Prozent, im Handel mit Maschi-nen, Ausrüstungen und Zubehör zogen sie von 0,3 auf 0,6 Prozent an.

Ausblick

Die Entwicklung bei den Energiekosten ist für die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt erfreulich. Sie entlastet Wirtschaft und Verbraucher auf der Kostenseite. Für eine nachhaltige Belebung der Konjunktur bei den Energiekosten wären jedoch dauerhaft niedrigere Energiekosten erforderlich. Ob die Rückgänge bei den Energiepreisen zum Jahreswechsel 2014/15 und dem folgend auch auf den verschiedenen Wirtschaftsstufen län-gerfristig anhalten, ist zweifelhaft. Die weitere Entwicklung hängt davon ab, ob die weltwirt-schaftliche Dynamik wieder an Fahrt aufnimmt, ob Europa wieder an Dynamik gewinnt und insbe-sondere auch, ob und wie geopolitische Unwäg-barkeiten in der Ukraine und dem Nahen Osten

sich weiter entwickeln. Eine Deflation – also einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rück-gang des Preisniveaus für Waren und Dienstlei-stungen – vermag der BGA in dieser Entwicklung der Preise nicht zu erkennen. Die insbesondere zum Jahreswechsel 2014/15 stark rückläufigen Preise für Energie haben zwar alle Wirtschafts-stufen erreicht, allerdings weisen einzelne Zweige weiterhin anziehende Preise aus.

4. Beschäftigung

Entwicklung Beschäftigung im Großhandel auf hohem Niveau

Zahl der Beschäftigten erneut leicht angestiegen

Der Beschäftigungsaufbau im Großhandel hat sich 2014 weiter fortgesetzt. Seit dem 2. Quartal 2010 ist die Entwicklung der Erwerbstätigen im Groß- handel auf hohem Niveau leicht aufwärts gerich- tet. Die Beschäftigungszahlen kletterten bis zum Jahresende auf 1,93 Millionen, womit das Vorkrisenniveau nun wieder erreicht wurde (ABBILDUNG 11). Jahresdurchschnittlich waren im Großhandel 1,91 Millionen Menschen erwerbs- tätig und somit 3 000 mehr als im Vorjahr. Für das Jahr 2015 geht der BGA von einem weiteren, aber schwächeren Zuwachs von nur noch 2 000 aus.

Nicht erfasst sind dabei die mitarbeitenden Inhaber, Gesellschafter, Familienangehörige und Arbeitskräfte, die von anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Hinzugerechnet ergä-be dies etwa 2,01 Millionen Erwerbstätige. Trotz der abflachenderen konjunkturellen Dynamik nahm die Zahl der Beschäftigten im Großhandel nach einem wie in den Vorjahren witterungs-bedingten Rückgang zum Jahreswechsel stetig zu und hat den letztjährigen Spitzenwert vom Herbst 2013 wieder erreicht.

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum

TABELLE 4: Entwicklung der Großhandelspreise in den einzelnen Wirtschaftszweigen

2. Hj. 2013 1. Hj. 2014 2. Hj. 2014

Landwirt. Grundstoffe u. lebende Tiere -12,4 -10,4 - 7,6

Maschinen, Ausrüstungen u. Zubehör + 1,2 + 0,3 + 0,6

Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik - 2,4 - 1,9 - 0,8

Sonstiger Großhandel - 3,4 - 2,7 - 1,6

Lebensmittel, Getränke u. Tabakwaren + 3,5 + 1,3 - 0,5

Gebrauchs- u. Verbrauchsgüter + 0,7 + 0,6 + 0,4

Großhandel ohne ausgeprägten Schwerpunkt 0 - 0,4 - 0,4

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VORWORT

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Einstellungsklima unverändert positiv

Das Einstellungsklima bleibt positiv. Es hat sich im Vergleich zum Vorhalbjahr nicht verändert und verharrt bei +12 Punkten. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren nach der Krise und der damit einhergehenden kräftigen Dyna-mik kontinuierlich ihre Beschäftigung in den Unternehmen ausgeweitet. Allerdings zeigen sie sich angesichts des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds und der geringeren Dynamik bei wei-teren Einstellungen im Vergleich zu den Jahren 2010 bis 2012 zwischenzeitlich zurückhalten-der (ABBILDUNG 12). Dabei ist die Bereitschaft, mehr Einstellungen vorzunehmen, im baunahen Großhandel mit 0 Punkten am schwächsten im Vergleich zu den anderen Großhandelszweigen. Im Konsumgütergroßhandel liegt das Einstel-lungsklima bei 8 Punkten und im Produktions-verbindungshandel sogar bei 18 Punkten.

Ausblick

Der Großhandel ist und bleibt ein wichtiger Beschäftigungsfaktor auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Unternehmen beabsichtigen weiterhin, ihre Beschäftigung auszuweiten, wenn auch mit rückläufiger Bereitschaft. Herausfor-derungen aus dem demographischen Wandel sowie dem Strukturwandel innerhalb der Branche haben die Unternehmen erkannt. Angesichts der Unsicherheiten und der geringen wirtschaftlichen Dynamik erwartet der BGA für das Jahr 2015, dass die Zahl der Beschäftigten im Großhandel weiter, wenn auch nur noch leicht zunimmt.

Quelle: BGA-Umfrage, Juli 2014, Veränderung gegenüber dem Vorhalbjahr

ABBDILUNG 12: Zukünftiges Einstellungsklima und langjähriges zukünftiges Einstellungsklima

Quelle: Destatis

ABBILDUNG 11: Monatliche Entwicklung der Erwerbstätigkeit im Großhandel

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VORWORT

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III. Entwicklung der Weltwirtschaft

Konjunkturelle Aussichten regional uneinheitlich

Weltwirtschaft in moderatem Wachstum

Die Weltkonjunktur hat 2014 insgesamt an Fahrt verloren und entwickelt sich auf einem modera- ten Pfad. Grund hierfür ist die schwache wirt-schaftliche Entwicklung in den Schwellenländern Lateinamerikas und im Euro-Raum. Zudem belas- ten die geopolitischen Krisen in der Ukraine und dem Nahen Osten die Weltkonjunktur, wobei die direkten Nachbarländer in den Regionen weitaus stärker betroffen sind. Positiv gestützt wird die Weltwirtschaft durch die anziehende Wirtschaft in den USA, Großbritannien und auch die weiter- hin kräftig, wenn auch nicht mehr ganz so stark wachsenden Volkswirtschaften in Asien. In die- sem Umfeld wird für das Jahr 2014 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 2,6 Pro- zent gerechnet. Deutschland steht interna tional mit seiner robusten Volkswirtschaft, seiner sta- bilen Binnenkonjunktur und der sich behaup-tenden exportorientierten Wirtschaft weiterhin gut da und trägt mit einem voraussichtlichen Wachstum von gut 1 Prozent zum Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts bei. Für 2015 wird ein Weltwirtschaftswachstum von 3 Prozent prognostiziert.

1. Deutschland

Deutsche Wirtschaft erweist sich als robust

Das Jahr 2014 hat volkswirtschaftlich erneut ein Mehr an erwirtschafteten Gütern und Dienst-leistungen erbracht. Die Unternehmen haben sich dem schwieriger werdenden Umfeld aus nachlassender weltweiter Dynamik, geopoliti-schen Unwägbarkeiten und schleppender Moder-nisierung der Infrastruktur erfolgreich gestellt. Sie haben aus den Folgen der Krise 2008/2009 und den Anforderungen aus Basel III gelernt und ihre Hausaufgaben gemacht.

Es wurden Märkte gesichert und kriselnde durch das Erschließen neuer Märkte kompensiert. Betriebswirtschaftliche Strukturen und Prozes-sabläufe wurden modernisiert, um hierdurch auf steigenden Kostendruck aus der Energiewende und neuen Regulierungen am Arbeitsmarkt zu reagieren. Hohe technologische Standards und in- novative Produkte tragen insbesondere dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirt-schaft zu erhalten und sich technologische Vor-sprünge gegenüber Wettbewerbern zu sichern. Dies spiegelt sich in einem positiven Außenhan-delsüberschuss wider, der die deutsche Binnen-wirtschaft stärkt. In Folge dessen wird eine hohe Beschäftigungsquote erreicht und Einkommen geschaffen. Hierdurch profitiert in Deutschland wiederum die Binnenwirtschaft, in dem in neue Güter und Technologien investiert und der Kon-sum durch die steigende Erwerbstätigkeit ge- stärkt wird.

Geopolitische Unwägbarkeiten belasten deutsche Wirtschaft

Allerdings drücken die Unternehmen die schlep-pende Modernisierung bzw. der zähe Ausbau der Infrastruktur sowie zu unattraktive wirtschaft-liche Anreize zur Ausweitung der privaten Inves- titionstätigkeit. Die gegenwärtig attraktiven Zinsen allein sind kein Anlass für Unternehmen, zusätzliche Kapazitäten durch Erweiterungsinves-titionen zu schaffen. Diese müssen sich mittel- bis langfristig rentieren, indem sie sich über die Märkte finanzieren. Auch bedarf es zusätzlicher öffentlicher Investitionen in die Infrastruktur, den Abbau von Bürokratie, insbesondere im Steuer-recht, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt, die Ein-dämmung der steigenden Kosten aus der Energie-wende und auch Impulse für den gewerblichen und privaten Bausektor. So sehr die Unternehmen die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte, die Erfolge in der Außen- und Europapolitik sowie die Sicherung des Euros begrüßen, so sehr sind die Unternehmen dennoch von den bisherigen politischen Maßnahmen enttäuscht. Sie erwarten eine stärkere Gewichtung wirtschaftspolitischer Signale anstelle des Ausbaus sozialer Wohltaten. Diese Chancen und Risiken bestimmen die wirt-schaftliche Entwicklung in Deutschland im Jahr 2015 maßgeblich.

I I I . ENT WICKLUNG DER WELT WIRTSCHAF T

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VORWORT

15

Konjunktureller Ausblick für Deutschland verhalten

Konjunktur mit robustem Ergebnis

Die deutsche Konjunktur hat an Fahrt verloren. Entgegen eines zunächst starken Jahresauftakts konnte die Dynamik nicht gehalten werden. Im dritten Quartal stagnierte die gesamtwirt-schaftliche Produktion, im vierten Quartal gab es lediglich einen Aufwuchs von 0,1 Prozent. Grund hierfür waren mehrere Faktoren: internationale Krisen wie der Russland-Ukraine-Konflikt sowie schwellenden Unruhen im Nahen Osten, eine nur schleppende Expansion der weltwirtschaftlichen Produktion sowie die schwächere Nachfrage nach Investitionsgütern. Vor diesem Hintergrund prognostizierten die führenden Wirtschaftsfor-schungsinstitute in ihrem Herbstgutachten 2014 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für 2014 in Höhe von 1,3 Prozent (TABELLE 5).

Da die Unternehmensinvestitionen sich weiter-hin schwach entwickeln und wenig dafür spricht, dass sich diese Situation in naher Zukunft ändern wird, ist der konjunkturelle Ausblick in Deutsch-land für 2015 eher verhalten. Prognostiziert wird dementsprechend von den Forschungsinstituten für 2015 ein Bruttoinlandsprodukt von 1,2 Pro-zent. Die Bundesregierung geht in ihrem im Januar 2015 vorgelegten Jahreswirtschafts- bericht 2015 von 1,5 Prozent aus, realistischer dürfte aus Sicht des BGA dagegen eher ein Wachstum von lediglich bis zu 1 Prozentpunkt sein (ABBILDUNG 13).

Beschäftigung nimmt weiter zu

Entwicklung am Arbeitsmarkt weiterhin erfreulich

Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich trotz des Konjunkturverlaufs weniger dynamisch. Erneut haben die Arbeitslosigkeit ab- und die Beschäftigung zugenommen. Erstmalig wurde die Zahl von 42,5 Millionen Erwerbstätigen über-schritten. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Zuwachs von 0,9 Prozent. Getragen wurde der Anstieg durch den Aufbau sozialversicherungs-pflichtiger Beschäftigungsverhältnisse. Der Anteil der ausschließlich geringfügig Beschäftigten lag im 3. Quartal 2014 nur geringfügig über dem Vor-jahresstand, Kurzarbeit spielte nur eine unterge-ordnete Rolle. Die Arbeitslosigkeit ist offenbar mit anhaltender Tendenz weiter auf dem Rückzug

Privater Konsum stützt Gesamtwirtschaft

2014 betrug die Arbeitslosenquote 6,7 Prozent und wird 2015 voraussichtlich bei 6,8 Prozent verharren. Auch die Zahl offener Stellen steigt. Allerdings ist auffällig, dass sich Erwerbstätigkeit und Arbeitslosenquote asymmetrisch entwickeln. Grund hierfür ist, neben dem demographischen Wandel, dass es den Unternehmen zunehmend schwer fällt, offene Stellen mit geeigneten Arbeitnehmern zu besetzen, da die Profile der Arbeitssuchenden oft nicht den Anforderungen der Wirtschaft entsprechen. Dies dämpft den Abbau von Arbeitslosigkeit in nicht unerhebli-chem Maße. Hier ist die Politik aufgerufen, durch mehr Investitionen in Bildung Abhilfe zu schaffen (ABBILDUNG 14).

Quelle: Destatis, Veränderungen in Prozent gegenüber Vorjahreszeitraum, * BGA-Prognose

ABBILDUNG 13: Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 2005 – 2014

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VORWORT

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Privater Konsum wichtiger Pfeiler der Konjunktur

Konsum als Impulsgeber für Konjunktur

Aufgrund des robusten Arbeitsmarkts ist 2014 auch der private Konsum, bedingt auch durch die damit einhergehende Entwicklung der Einkom-men, um 0,8 Prozent gestiegen. Die niedrige In-flation trug ebenfalls zur Kaufkraftsteigerung bei. Die Arbeitsmarktsituation und das stabile Preis-niveau stellen für 2015 einen anhaltenden Trend und einen Zuwachs von 1,4 Prozent in Aussicht (TABELLE 5). Der Konsum wird insgesamt weiter Impulsgeber für die Konjunktur in Deutschland bleiben.

Außenhandel widersteht Unsicherheiten

Ex- und Importe weiter aufwärtsgerichtet

Der deutsche Außenhandel entwickelte sich trotz der geopolitischen Unwägbarkeiten und der schwachen Dynamik im Euroraum im Jahr 2014 weiter positiv. Sowohl Exporte als auch Importe zogen weiter an (TABELLE 5). Während die Exporte nach dem Herbstgutachten um 3,2 Prozent 2014 gegenüber dem Vorjahr steigen, nahmen die Importe um 2,6 Prozent zu. Der Au-ßenbeitrag, der den Anteil der Außenhandelstä-tigkeit am Wachstum des Bruttoinlandsproduktes spiegelt, verzeichnete einen leichten Rückgang um 0,2 Prozent. Die Rolle des Außenbeitrags als Impulsgeber des Wirtschaftswachstums nahm somit 2014 weiter ab. Für 2015 geht der BGA von einem leichten Anziehen des Außenhandels infolge wieder stärkerer weltweiter Dynamik aus, wodurch sich diese Entwicklung wieder etwas relativieren dürfte.

I I I . ENT WICKLUNG DER WELT WIRTSCHAF T

2014** 2015** 3.Q.13* 4.Q.13* 1.Q.14* 2.Q.14* 3.Q.14* 4.Q.14*

BIP 1,3 1,2 0,3 0,4 0,7 -0,2 0,0 0,1

Konsum (Privat) 0,8 1,4 0,7 -0,8 0,8 0,1 0,3 0,2

Ausrüstungsinv. 3,8 4,1 -0,5 2,1 2,1 -0,4 0,3 0,0

Bauinvestitionen 3,3 2,1 1,8 0,7 4,1 -4,2 0,2 0,8

Exporte 3,2 5,2 0,7 1,7 0,0 0,9 0,5 0,6

Importe 2,6 6,3 1,7 0,7 0,5 1,6 0,9 1,0

Außenbeitrag*** -0,2 0,0 -0,4 0,5 -0,2 -0,2 -0,1 -0,1

Quelle: Herbstgutachten 2014, Destatis, *preisbereinigte Veränderung in Prozent gegenüber Vorquartal, ** gegenüber Vorjahr, ***Anteil am BIP-Wachstum

TABELLE 5: Strukturdaten der Konjunktur

Quelle: BfA, * BGA-Prognose, in Tsd.

ABBILDUNG 14: Entwicklung am Arbeitsmarkt (in Tausend)

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Risiken belasten Investitionsverhalten

Investoren warten ab

Obwohl privater Konsum und Außenhandel po-sitiv zum Wachstum beigetragen haben, gingen eher negative Impulse von den Investitionen aus. So sind die Ausrüstungsinvestitionen im 2. Quar-tal 2014 um 0,4 Prozent zurückgegangen, haben dann geringfügig zulegen können, um im 4. Quar-tal 2014 zu stagnieren. Die Bauinvestitionen wa-ren teilweise rückläufig bzw. verhalten. Dies hat die Bruttoinlandsprodukt-Komponenten belastet, die vom Unternehmervertrauen beeinflusst sind. Weiterhin sprechen Indizien dafür, dass sich die Folge der Russland-Ukraine-Krise nicht nur in den Handelsströmen spiegelt, sondern auch im Inves-titionsverhalten. Dies lässt den Schluss zu, dass die aktuellen geopolitischen Unwägbarkeiten die von Investitionsgütern geprägte deutsche Wirt-schaft mehr belasten, als es die Handelsströme mit den Krisenländern zunächst vermuten lassen.

Binnenwirtschaft und Exporte müssen Risiken abfangen

Der BGA geht deshalb davon aus, dass auch 2015 die Exporte und der Konsum eventuell eine fort-bestehende Schwäche der Investitionstätigkeit abfangen müssen. Auf Grund der zunehmenden geopolitischen Risiken und mangelnder Wirt-schaftsreformen steht Deutschland vor großen Aufgaben zur Erhaltung der Wettbewerbsfähig-keit. Hinzu kommen zentrale Themen wie der Aus- bau und Erhalt von Infrastruktur, die Deckung des Fachkräftemangels, der demographische Wandel und die Energiewende.

Damit die Unternehmen ihre Rolle als wichtiger Motor für die deutsche Wirtschaft weiterhin erfüllen können, müssen die Weichen in wirt-schaftspolitischer Hinsicht neu justiert werden. Die Politik ist gefordert, hierfür mutige und klare Konzepte zu entwickeln, die Antworten auf die

anstehenden Herausforderungen geben. Ein-seitige Anstrengungen zur Konsolidierung ohne nachhaltige Modernisierung von Strukturen und wirtschaftspolitische Impulse werden kaum genügen, um das Erreichte zu erhalten und die Herausforderungen dauerhaft zu meistern.

2. Euro-Raum

Wirtschaftsmotor im Euro-Raum stottert

Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2014 fiel entgegen der ursprünglichen Prognose von 1,1 Prozent mit 0,8 Prozent deutlich geringer aus. Für 2015 wird ein Zuwachs von 1,1 Prozent erwartet. Dennoch ist eine Abschwächung der dämpfenden Faktoren erkennbar. In zahlreichen Staaten der Europäischen Union kommen die Reformen voran und zeigen Erfolge. Auch die verbesserten Finanzierungsbedingungen wirken sich positiv auf die Investitionstätigkeit aus – insbesondere vor dem Hintergrund eines zu-nehmenden Bedarfs an Ersatzinvestitionen. Ein weiterer positiver Impuls dürfte auch vom Außenhandel zu erwarten sein, bedingt durch die Stärkung der Exportaktivitäten in Folge der Belebung des Welthandels und der Wechsel-kursentwicklung des Euro. Problematisch bleibt weiterhin die Arbeitslosenquote in diversen Mitgliedstaaten, die auf Grund des verhaltenen Produktionsanstiegs nur in geringem Umfang abnehmende Tendenzen zeigt (TABELLE 6).

Entwicklung der Arbeitslosenquoten zurückhaltend

Obwohl die Arbeitslosenquote – insbesondere in Spanien 2014 auf 24,6 Prozent – zurückgegangen ist, bleibt die Lage am Arbeitsmarkt in Frankreich, Italien und Spanien weiterhin schlecht. Indikator hierfür ist u.a. die hohe Arbeitslosenquote der unter 25-jährigen, die nach wie vor über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt. In den Niederlanden erweist sich der Arbeitsmarkt wei-

2013 2014* 2015*

BIP-Wachstum -0,4 0,8 1,1

Export 1,4 2,9 4,8

Import 0,4 3,1 4,7

Verbraucherpreise 1,3 0,5 0,7

Arbeitslosigkeit 11,9 11,6 11,3

Quelle: Herbstgutachten 2014, * Prognose Herbstgutachten 2014, Eurostat; Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 6: Konjunkturdaten Euro-Raum 2013 – 2015

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terhin als stabil, was auch durch die Prognose für 2015 mit einer voraussichtlichen Arbeitslo-senquote in Höhe von 6,6 Prozent gestützt wird. Der Auftrieb bei den Verbraucherpreisen bleibt in 2015 mit deutlich unter 1 Prozent weiterhin gering. Verantwortlich zeichnen hierfür vor allem die schleppende Konjunktur sowie die nicht aus-gelasteten Produktionskapazitäten (TABELLE 7).

3. Übrige europäische Länder und Russland

Großbritanniens Wirtschaft liegt über Vorkrisenniveau

Britischer Aufschwung hält unvermindert an

Die Expansion der gesamtwirtschaftlichen Pro- duktion hat Großbritannien zum Ziel geführt. In 2014 wurde ein Wachstum des Bruttoinland-sprodukts von 3 Prozent erreicht (TABELLE 8). Motor des Aufschwungs ist die Binnenwirtschaft. Ausrüstungsinvestitionen, privater Konsum und Wohnungsbau zogen deutlich an. Zeitgleich sank auch die Arbeitslosenquote auf 6,4 Prozent. Nach wie vor schwach ist dagegen die Lohndynamik in olge deutlicher Überkapazitäten am Arbeitsmarkt. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der britischen Wirtschaft hat sich ebenfalls geringfügig ver-schlechtert, da das Pfund real effektiv 10 Prozent höher bewertet ist als noch im Sommer 2013.

Wachstumstrend in Skandinavien leicht abgeschwächt

Das Wirtschaftswachstum in Skandinavien hat sich etwas verringert, so dass beispielsweise für Schweden 2014 nur noch eine Zunahme des

Brutto inlandsprodukts von 2 Prozent zu verzeich-nen war – entgegen der ursprünglich prognosti-zierten 2,2 Prozent. Ähnlich sieht es in Dänemark mit 0,7 Prozent (statt 1,3 Prozent) und Norwegen mit 1,9 Prozent (statt 2,0 Prozent) aus (TABELLE 8). Erst für 2015 wird wieder mit etwas höherer Dynamik gerechnet. Die Teuerungsrate liegt, ab-gesehen von Norwegen, deutlich unter 2 Prozent. Die Verbraucherpreise fielen in Schweden 2014 um 0,2 Prozent und in Dänemark um 0,6 Prozent. Ein weiterer Preisverfall könnte möglicherweise die Wirtschaft schwächen. Während Norwegen nach wie vor von der konstant hohen Quote der Erwerbstätigen profitiert, hält sich die Arbeits-losenquote der Nachbarländer Schweden und Dänemark auf relativ hohem Niveau bei 8 bzw. 6,6 Prozent. Eine signifikante Änderung zeichnet sich auch 2015 nicht ab.

Schweizer Wirtschaft unter Druck

Die Schweiz zeigt trotz der gestiegenen Unsicher-heit der letzten Monate hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung eine relativ freundliche Konjunkturperspektive. Prognostiziert ist eine leichte Wachstumsbeschleunigung von 1,4 Prozent im Jahr 2014 auf 2 Prozent im Jahr 2015. Die kon- junkturelle Verbesserung dürfte auch den Arbeits- markt erfassen und die Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2014 auf 3,9 Prozent im Jahr 2015 sinken lassen. Die Risiken für den positiven Ausblick bleiben dennoch nicht unerheblich, besonders im Hinblick auf die wäh- rungspolitisch und wirtschaftlich unsicheren Rahmenbedingungen der Schweiz im Verhältnis zur EU, die die Konjunkturentwicklungen beein-trächtigen könnten.

I I I . ENT WICKLUNG DER WELT WIRTSCHAF T

Reales BIP-Wachstum Verbraucherpreise Arbeitslosenquote

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

Frankreich 0,2 0,3 0,5 1,0 0,6 0,6 10,3 10,3 10,2

Italien -1,9 -0,3 0,3 1,3 0,2 0,3 12,2 12,5 12,5

Spanien -1,2 1,2 1,8 1,5 -0,1 0,3 26,1 24,6 23,4

Niederlande -0,8 0,8 1,3 2,6 0,4 0,6 6,7 6,9 6,6

Quelle: OECD, IMF, Herbstgutachten 2014, * Prognose Herbstgutachten 2014, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 7: Wirtschaftsdaten ausgewählter Länder der Eurozone 2013 – 2015

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Osteuropa und Russland: russisch-ukrainischer Konflikt trübt Erwartungen

Handelsbeziehungen mit Russland beeinträchtigt

Die Erwartungshaltung der Branchen mit Russ-landbezug hat sich inzwischen merklich ver-schlechtert. Die russische Wirtschaft steht unter diesem Klima einem Wachstum des Bruttoinland-sprodukts von lediglich 0,5 Prozent in 2014 und einer ähnlich negativen Prognose von 0,8 Prozent für 2015 gegenüber. Für den Rückgang des Brutto- inlandsprodukts sind in 2014 zwar primär inlän-dische Faktoren verantwortlich, dennoch gab es auch maßgebliche negative Impulse aus dem Ausland. Insbesondere die fehlende Nachfrage aus Frankreich dämpft die inländische Produktion. Allerdings dürften die ungünstigen wirtschaft-lichen Einflüsse aus dem Ausland noch weiter zu-nehmen. Auch die Verbraucherpreisentwicklung steht mit 7,5 Prozent in 2014 und voraussichtlich 7,3 Prozent in 2015 unter schlechten Vorzeichen (TABELLE 9).

Ungarn verzeichnete im Jahr 2014 ein reales Wachstum von 3,3 Prozent, das Höchste der Gruppe, dicht gefolgt von Polen mit 3,2 Prozent. In 2015 wird die ungarische Wirtschaft mit 2,5 Prozent voraussichtlich langsamer expandieren, da mit keiner zusätzlichen Ausweitung der Staats-ausgaben zu rechnen ist. Polen bleibt in Folge wachstumsstark mit unverändert 3,2 Prozent für 2014 und 2015. Für Tschechien wird in 2015 eine Wachstumsrate von 2,2 Prozent und für die Slowakei von 2,5 Prozent erwartet. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die osteuropäischen Länder im kommenden Jahr von einer stärkeren Inlandsnachfrage profitieren. Grundsätzlich zeich-net sich eine überraschende Widerstandsfähig-keit der Märkte im Hinblick auf die Turbulenzen des Russlandkonflikts ab, da die Sanktionen Russ-lands entgegen zunächst anderer Erwartungen kaum Auswirkungen zeigten.

BIP-Wachstum Verbraucherpreise Arbeitslosenquote

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

Großbritannien 1,7 3,0 2,2 2,6 1,8 2,1 7,5 6,4 5,8

Schweden 1,6 2,0 2,1 0,4 0,2 1,3 8,0 8,0 7,7

Dänemark 0,4 0,7 1,6 0,5 0,6 1,3 7,0 6,6 6,6

Norwegen 0,6 1,9 2,1 2,0 2,0 2,1 3,5 3,3 3,2

Schweiz 1,9 1,4 2,0 0,1 0,1 0,5 4,1 4,4 3,9

Quelle: OECD, IMF, Herbstgutachten 2014, * Prognose Herbstgutachten 2014, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 8: Eckdaten der Konjunktur Nord- und Westeuropas 2013 – 2015

BIP-Wachstum Verbraucherpreise Arbeitslosenquote

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

Russland 1,3 0,5 0,8 6,8 7,5 7,3 - - -

Polen 1,6 3,2 3,2 0,8 0,5 1,4 10,3 9,5 9,1 Tschechien -0,9 2,4 2,2 1,4 0,6 1,6 7,0 6,3 6,1

Ungarn 1,1 3,3 2,5 1,7 0,3 1,8 10,2 8,2 8,0

Slowakei 0,9 2,4 2,5 1,5 -0,1 0,7 14,2 13,7 13,1

Quelle: OECD, IMF, Herbstgutachten 2014, * Prognose Herbstgutachten 2014, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 9: Konjunkturdaten Russlands und 2004 beigetretener EU-Mitgliedstaaten für 2013 – 2015

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Wachsende Volkswirtschaften auf dem westlichen Balkan

Die Balkanstaaten konnten mit Ausnahme von Serbien und Bosnien-Herzegowina 2014 Wachs-tumsraten zwischen 2,1 und 3,4 Prozent auf- weisen (TABELLE 10). Die Prognose für 2015 gestaltet sich ähnlich zuversichtlich mit Werten über 3 Prozent. Ausnahme bleibt Serbien mit lediglich 1 Prozent. In Serbien halten die gravie- renden wirtschaftlichen und finanziellen Pro-bleme an. Die Neuverschuldung ist eine der Höchsten in ganz Europa – als Folge jahrelanger Subventionierung unrentabler Staatsbetriebe. Trotzdem sind die Perspektiven insgesamt posi- tiv. Das Standing der Balkanstaaten hat sich auf Grund fortgesetzter Bemühungen nicht nur bei inländischen sondern auch bei ausländischen Investoren wesentlich verbessert. Weiteren kon- junkturellen Auftrieb dürften auch EU-Struktur-hilfen geben.

4. Vereinigte Staaten von Amerika

US-Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs

Die Voraussage des IWF zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in 2014 von 2,2 Prozent hat sich realisiert. Damit hat die US-Wirtschaft so stark zugelegt wie kaum ein anderes großes Industrieland und deutlich stärker, als von den meisten Ökonomen erwartet wurde. Für 2015 soll es sogar ein Plus von 3,2 Prozent geben (TABELLE 11). Die US-Wirtschaft wurde insbe-sondere durch steigende Exporte angetrieben. Private Anlageinvestitionen legten 2014 mit 5,4 Prozent deutlich zu. Auch die Konsumaus-gaben weiteten sich aus. Weiteres Wachstum kam von staatlicher Seite: Die USA steigerten ihre Rüstungsausgaben auf das höchste Niveau seit mehr als fünf Jahren. Die US-Notenbank hat vor dem Hintergrund der wachsenden Wirtschaft und der sinkenden Arbeitslosigkeit entschieden, die Ankäufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren zu beenden. Der Leitzins verharrt dennoch auf einem Rekordtief.

I I I . ENT WICKLUNG DER WELT WIRTSCHAF T

2013 2014* 2015*

BIP 2,2 2,2 3,2

Private Anlageinvestitionen 4,7 5,4 7,4

Leistungsbilanzsaldo in % des BIP** -2,3 -2,3 -2,3

Arbeitslosenrate in % 7,4 6,3 5,8

Verbraucherpreise 1,5 1,7 2,0

Quelle: Herbstgutachten 2014, *Prognose Herbstgutachten 2014, **nom. BIP, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 11: Wirtschaftsdaten Vereinigte Staaten von Amerika 2013 – 2015

BIP-Wachstum Verbraucherpreise Leistungsbilanz in Prozent des BIP

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

Albanien 0,4 2,1 3,3 1,9 1,8 2,7 -10,4 -11,0 -12,7

Bosnien und Herzegowina 2,1 0,7 3,5 -0,1 1,1 1,5 -5,4 -11,0 -9,1

Kosovo 3,4 2,7 3,3 1,8 1,0 1,6 -6,4 -7,2 -7,6

Mazedonien 2,9 3,4 3,6 2,8 1,0 1,5 -1,9 -4,6 -5,7

Montenegro 3,5 2,3 3,4 2,2 -0,6 1,3 -14,6 -17,8 -23,7

Serbien 2,5 -0,5 1,0 7,7 2,3 3,4 -6,5 -6,1 -5,1

Quelle: IMF-World Economic Outlook (Oktober 2014), *Prognose

TABELLE 10: Eckdaten der Konjunktur westlicher Balkan 2013 – 2015

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5. Japan

Konjunkturlichtblick trotz Steuererhöhungen

Moderates Expansionstempo setzt sich fort

Die japanische Zentralbank hat erklärt, die Geld- basis durch Ankäufe von Wertpapieren zu ver-doppeln, um ihr Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen. Trotzdem ist der starke Anstieg der Inflationsrate vor allem auf die Anhebung der Mehrwertsteuer zurück zu führen. Die Verbrau-cherpreise legten 2014 in Folge dessen um 2,7 Prozentpunkte zu. Der Anstieg des Bruttoin-landsprodukts 2014 betrug 1 Prozent und wird voraussichtlich 2015 auf 0,8 Prozent sinken. Zur Erholung der Konjunktur dürfte auch die Zunah-me privater Investitionen (6,7 Prozent in 2014 und voraussichtlich 3,9 Prozent in 2015) beigetra-gen haben, die auf die erhöhten Unternehmens- gewinne infolge der Körperschaftsteuersenkung zurückzuführen sind. Weitere positive Effekte dürften sich aus der kräftigen Abwertung des Yen auf die ausländische Nachfrage ergeben. Auf dem Arbeitsmarkt hatte die aktuelle Entwicklung keine wesentlichen Auswirkungen, die Arbeitslosenquote bleibt stabil bei 3,7 bzw. 3,6 Prozent, die Zahl der offenen Stellen steigt wieder an (TABELLE 12).

6. Asien

Konjunkturentwicklung im asiatischen Raum verhalten

Weiter nachlassendes Expansionstempo in China

Verschiedene Indikatoren sprechen für eine Abschwächung des Wachstums in China. Zum einen entwickelt sich der private Konsum im Ver-

gleich zum Vorjahr relativ schwach, zum anderen belasten die rückläufigen Immobilienpreise die Konjunktur. Auch verbuchten Industrieprodukti-on und Anlageinvestitionen nur zurückhaltende Zuwächse. Im Gegenzug waren zwar deutliche Exportzuwächse zu verzeichnen, die aber vermut-lich im Hinblick auf nur mäßige globale Konjunk- turaussichten nicht von anhaltender Dauer sein dürften.

Vor diesem Hintergrund und angesichts einer gesteigerten Auslandsnachfrage aus den USA ist das Bruttoinlandsprodukt 2014 um 7,4 Pro-zent gestiegen und dürfte 2015 um 7,1 Prozent zulegen. Es verbleibt damit unterhalb des Expan-sionstempos der Vorjahre. Die Verbraucherpreise werden sich von 2,3 Prozent 2014 leicht auf 2,5 Prozent 2015 erhöhen. Die staatliche Regu-lierung des Finanzsystems setzt die negativen Impulse in der Geldpolitik fort und dürfte die positiven Tendenzen übersteigen.

Schwache Dynamik der Investitionen hält an

Eine vergleichbare Entwicklung ist in Indiens Volkswirtschaft auf den unsicheren wirtschafts-politischen Kurs der Regierung und die mangel-hafte Infrastruktur im Bereich der Energieversor-gung zurückzuführen. Zusätzlich verursachten die anstehenden Parlamentswahlen in 2014 einen Reformstau, was die Investitionstätigkeit zusätzlich belastete. Der Ausblick auf den weite-ren Prognosezeitraum dürfte aber optimistischer ausfallen, da die neue Regierung über den erfor- derlichen Rückhalt im Parlament verfügt, um strukturelle Reformen voran zu bringen. Beschlos-sene Infrastrukturprojekte, die sich verzögert haben, sollen nunmehr umgesetzt werden. Das Bruttoinlandsprodukt ist im Zeitraum 2014 um 5,6 Prozent gestiegen, für 2015 wird ein Zuwachs von 6,4 Prozent erwartet. Sollte sich der Reform-prozess in den kommenden Monaten tatsächlich beschleunigen, dürfte dies zu einer vorsichtigen Belebung der Investitionstätigkeit beitragen.

2013 2014* 2015*

BIP 1,5 1,0 0,8 Private Anlageinvestitionen 0,3 6,7 3,9

Leistungsbilanzsaldo in % des BIP** 0,7 1,0 1,1

Arbeitslosenrate in % 4,0 3,7 3,6

Verbraucherpreise 0,4 2,7 2,0

Quelle: IMF-World Economic Outlook (April 2014), *Prognose, **des nom. BIP, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 12: Wirtschaftsdaten Japan 2013 – 2015

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In den ostasiatischen Ländern Indonesien, Malay-sia, Thailand und Korea dürfte die konjunkturelle Grunddynamik robust bleiben und das Brutto-inlandsprodukt 2015 weiterhin zwischen 4 und 5,5 Prozent wachsen. Die Verbraucherpreise in Thailand, Malaysia und Korea verweilten 2014 auf einem soliden Niveau – mit Ausnahme Indo- nesiens. Starke Veränderungen zeichnen sich auch für 2015 nicht ab (TABELLE 13).

7. Lateinamerika

Weiterhin nur geringe Konjunkturdynamik in der Region

Chile und Kolumbien gehen von robusten Zu-wächsen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität für 2015 von 3,3 und 4,5 Prozent aus. Die Wachs-tumsbeiträge kommen überwiegend aus dem Konsum, während Investitionen kaum Impulse setzen. Auch für Mexiko, dem wirtschaftlich zweitgrößten Land der Region, gestaltet sich der

Ausblick freundlich. Hier steigt das Bruttoinland-sprodukt von 2,4 Prozent 2014 auf voraussichtlich 3,5 Prozent in 2015. Grund hierfür dürften umfang- reiche Reformen im Fiskal- und Finanzbereich sowie im Energiesektor sein. In Brasilien bestehen hingegen die Probleme in Form einer mangelhaf- ten Infrastruktur und einer ausufernden Bürokra- tie weiterhin fort. Der fehlende Reformwille hemmt die Investitionstätigkeit und beschert dem Land gesamtwirtschaftlich ein Wachstum in 2014 von nur 0,3 Prozent und in 2015 von 1,4 Prozent. Erhebliche makroökonomische Ungleichgewichte treten insbesondere in Venezuela und Argentinien zu Tage. Die exzessive Fiskalpolitik führte zu einer nachhaltig hohen Inflation sowie einem drama-tischen Rückgang der Devisenreserven. Ohne eine konsequente Änderung in der wirtschaftlichen Ausrichtung dürfte sich eine Rezession in beiden Ländern kaum noch vermeiden lassen (TABELLE 14).

I I I . ENT WICKLUNG DER WELT WIRTSCHAF T

BIP-Wachstum Verbraucherpreise Leistungsbilanz in % des BIP

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

China 7,7 7,4 7,1 2,6 2,3 2,5 1,9 1,8 2,0 Indien 5,0 5,6 6,4 9,5 7,8 7,5 -1,7 -2,1 -2,2 Indonesien 5,8 5,2 5,5 6,4 6,0 6,7 -3,3 -3,2 -2,9 Korea 3,0 3,7 4,0 1,3 1,6 2,4 6,1 5,8 5,8 Malaysia 4,7 5,9 5,2 2,1 2,9 4,1 3,9 4,3 4,2 Thailand 2,9 1,0 4,6 2,2 2,1 2,0 -0,6 2,9 2,1

Quelle: IMF-World Economic Outlook (Oktober 2014), *Prognose, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 13: Konjunkturdaten Asien 2013 – 2015

BIP-Wachstum Verbraucherpreise Leistungsbilanz in % des BIP

2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015* 2013 2014* 2015*

Argentinien 2,9 -1,7 -1,5 10,6 - - -0,8 -0,8 -1,1 Brasilien 2,5 0,3 1,4 6,2 6,3 5,9 -3,6 -3,5 -3,6 Chile 4,2 2,0 3,3 1,8 4,4 3,2 -3,4 -1,8 -1,4 Kolumbien 4,7 4,8 4,5 2,0 2,8 2,6 -3,3 -3,9 -3,8 Mexiko 1,1 2,4 3,5 3,8 3,9 3,6 -2,1 -1,9 -2,0 Venezuela 1,3 -3,0 -1,0 40,6 64,3 62,9 5,0 7,6 6,4

Quelle: IMF-World Economic Outlook (Oktober 2014), *Prognose, Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr

TABELLE 14: Eckdaten der Volkswirtschaften Lateinamerikas 2013 – 2015

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IV. Wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen

Die zum Jahreswechsel 2014/15 anzutreffende Zurückhaltung bei den Unternehmen des Groß-handels deutet auf eine weitere Seitwärtsbewe-gung der Konjunktur. Dies ist kurz- und mittel-fristig für die aktuell gute Wettbewerbsfähigkeit und die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausreichend. Für eine langfristige Sicherung genügt dies jedoch nicht, da sich die Unterneh-men auf nationalen und internationalen Märk- ten in einem intensiven Wettbewerb befinden. Steigende Arbeitskosten, hohe Energiekosten, bürokratische Regulierungen, zäher Ausbau der Infrastruktur lähmen Flexibilität und Innovations-kraft am Standort Deutschland. Die erreichten Erfolge – wettbewerbsfähige Unternehmen, aus- geglichen Haushalte, hohe Beschäftigung und hohe soziale Standards – müssen jedoch lang-fristig gesichert werden. Dazu bedarf es einer vorausschauenden, wirtschaftspolitischen Strate-gie, die über eine strikte Haushalts- und Finanz-politik auch private und öffentliche Investitionen anschiebt.

• Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

Die Unternehmen im Großhandel sind trotz hoher Zustimmung zum konsequenten Fest- halten an der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte zur Eindämmung der Schulden, dem Engagement zur Stärkung Europas und der Außen- und Sicherheitspolitik von der aktuellen wirt-schaftspolitischen Strategie nicht überzeugt. Vier von fünf Unternehmen sagen, dass die große Koalition eine bessere Politik machen könnte (ABBILDUNG 15). Dabei stehen die Unternehmen

der Ausweitung des sozialen Netzes und dem Zu-rückdrehen von früheren Reformen, die für mehr Flexibilität der Arbeitsmärkte sorgten, insbeson-dere kritisch gegenüber. Auch staatliche Konjunk-turprogrammen werden zurückhaltend beurteilt.

Die Prioritäten der Unternehmen liegen mit deutlichem Abstand auf der Verbesse rung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Inves-titionen. Da sich Investitio nen, zumindest im privaten Sektor, nicht verordnen lassen, bedarf es wirtschaftlicher Anreize durch Entbürokratisie-rung, zum Beispiel durch Verkürzung der Aufbe-wahrungsfristen, durch attraktive steuerliche Regelungen für Investitionen, zum Bei spiel zur energetischen Gebäudesanierung, oder den Erhalt eines mittelstands freundlichen Unternehmens-übergangs bei der Erbschaftsteuer. Handlungs-bedarf besteht darin, Unternehmen zu höheren Investitionen zu bewegen, die die Wettbewerbs-fähigkeit erhalten und die öffentliche Infrastruk-tur modern und leistungsfähig gestalten.

• Verbesserung der Rahmenbedingungen bei ausgeglichenen Haushalten

Die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmen-bedingungen ist aus Sicht der Unternehmen des Großhandels auch bei einem ausgeglichen Haus-halt möglich. Drei von Vier Unternehmen unter-stützen die Politik darin, standfest zu bleiben und Bestrebungen abzuwenden, die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte durch andere Prioritä- tensetzung auszuhöhlen (ABBILDUNG 16). Mit dauerhaft ausgeglichenen Haushalten kann der Grundstein gelegt werden, durch Überschüsse finanzpolitische Spielräume zurückzugewinnen.

IV. WIRTSCHAF TSP OLITISCHE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014

ABBIDLUNG 15: Was kann die Große Koalition aus Sicht Ihres Unternehmens besser machen?

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VORWORT

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• Risiken in wirtschaftspolitischer Strategie berücksichtigen

Steigende Unsicherheiten, nachlassende Dyna- mik und fehlende wirtschaftspolitische Impulse drücken auf die Stimmungslage in den Unterneh- men. An der Spitze steht das global schwierige Umfeld. Auf den ersten und dritten Rang der größ-ten Risiken setzen die Unternehmen eine welt- weit schwache Dynamik und geopolitische Risiken (ABBILDUNG 17). Auch die Kosten des sozialen Netzes haben erheblichen Einfluss auf die Stim-mungslage in den Unternehmen. Die Kostenrisi-ken hieraus liegen auf dem zweiten Rang. Hinzu kommen auf Platz vier fehlende wirtschaftliche Anreize für eine höhere Investitionstätigkeit. Auch verteuerte Energie infolge der Energiewende und Knappheiten in der Rohstoffversorgung beschäf-tigen die Unternehmen.

Bei den Finanzierungsbedingungen und der Entwicklung des Binnenkonsums sind die Unter-nehmen aktuell überwiegend entspannt.

• Wirtschaftspolitische Prioritäten strategisch ausrichten

Die Strategie, in einer guten wirtschaftlichen Phase die Haushalte zu konsolidieren, befürworten die Unternehmer nachdrücklich. Die erreichten Erfolge aus dem Aufholprozess der Nachkrisenzeit gilt es nun zu sichern. Dazu brauchen die Unter-nehmen Anreize, die im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld dazu motivieren, Investitionen in Tech-nologien, Maschinen und Anlagen auszuweiten, anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie bei einem wieder zu erreichenden Umsatzvolumen und angestrebter Rendite ein steigender Kosten-druck durch mehr Effizienz und Rationalisierung kompensiert werden kann. Aufgabe der Politik ist dabei, den wirtschaftlichen Rahmen so zu gestalten, dass mehr Investitionen angeschoben werden, die sich auch langfristig rechnen.

IV. WIRTSCHAF TSP OLITISCHE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014

ABBIDLUNG 16: Sollte die Große Koalition zur Förderung der wirtschaftlichen Dynamik auf einen ausgeglichenen Haushalt verzichten und neue Schulden machen?

Quelle: BGA-Umfrage, Dezember 2014

ABBIDLUNG 17: Welches sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Risiken für Ihre unternehmerischen Aktivitäten?

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Herausgeber

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