3
132 Veveinszeitung . gangsperiode bcgriffen. Dic honioopathischen nlittelchen :haLen \chon den grossten Thcil ihrcr eingcbildeten Wirkung verloren, .tus der Licbigschen Schule wird cine neue rationellc Arzueimittel- lehre unfehlbar hervorgchcii, und tlabei werden alte und neue be- wiihrte hlittcl wiedcr an ihrcn l’latx komnicn. 4. 1Jeher das Selhstdisyensiren der Homoopathen ; von C. Rump in Hannover. - Die Homoopathie hat sich ale cine zur Praxis berechtigte Kunat im Staate bereits hingestellt. lhre Junger haben jetzt nur noch den eiiien Wunsch, dabs ihnen das Selbstdispensiren ihrer Mittel erlaubt wcrdc. Hiergegen erheben sich aber zwei gleich bercchtigtc Stincle iiii Staate. Die Aerzte der altcn Schule, denen daa Selbst- clispensiren untersagt ist, und die Apothcker, denen bisher dieses .init allciii zukam. Das Publieuin ist zur Zcit zlcichrriiltiacr Zuschaucr. der Staat debt noch auf Scite dor bisher -alleiil Berechtigten ; die Frage ist iiidess noch nicht erlccligt und cs stelit zu crwarten, dass sie immer von Ncucm wieder aiigcrcgt wird. Die Homoopathen, wic die Apotlicker, das ist niclit zu leugnen, liabeii dabei ihr einseitigcs Interesse zunichst im Auge und werfeil sich dieses mit gleicher Hcftigkcit gegcnseitig vor; aber der Staat hat doch noch eineii tiefereii Grund. Der alloopathisclie Arzt und der Apot.heker sind mit einandcr conform, sie bedingen sich eiii- nndcr, der holuiiopnthisclic -4rzt dagcgen schliesst den hpotheker in eincm gewissen Grade vollkonimeii aus, er bedarf seiner nicht melir. Die I’harmacie ist eine Wissenschaft, die es niit Clem Stoffli- chcii, mit dcm matericllen Heilapparate der Mediciu zu thun hat, init der Materia medica. Sie ist allen Systemen der Aerzte fremd. Jahrhunderte lang hat sie den verschiedensten Heilmethoden zur Seite gestandeii. Es liegt einmal nicht in dem Berufe der Apo- theker dariiber zu richten: es lasst sich also iiber die Homoo- pathie, insofern sie von dem Grundsatze ausgeht, dass Gleiches mit Gleichcm zu heilen sei, vom Standpuncte des Pharmaceutcn Nichta sagen, es kiiminert ihn das niclit. Dcr Homiiopatli nimmt seine Heilmittel aus den niimlichen Quellen, woraus die alte Schule sie schopft, er hat neue hinzugefiigt, sie werden auf chemischem und mechanischem Wege zubcrcitet, der ebenfalls dem Pharmaceuten g e l a d g ist: darin liegt nichts Besonderes, was den einen von dem anderen trennte. Der Homoopath verordnet lauter einfache Mittel, aber auch die andere medicinische Schule beschrinkt sich hliufig darauf, zur Zcit iiur einen Arzneistoff zu verabreichen. Der Ho- moopath abcr, untl darin liegt, das Unterschcidende, daa Trennende, weiidet dielic Mittel grundsiitzlich meistentheils in einer Gabe an, in welcher sic sowohl den1 gewohnlichen Verstaiide nach, als aller Erfahrung xufolgc vollig effectlos sind. Mit dieser Praxis vertriigt sich die Pharmacie iiicht, dieselbe ist dabei ein unnutzes Glied im Staatc. Der Staat hat keine Griinde mehr, dem Publicum gegcuiibcr den homoopathisehen Aerzten diese

Ueber das Selbstdispensiren der Homöopathen

  • Upload
    c-r

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber das Selbstdispensiren der Homöopathen

132 Veveinszeitung . gangsperiode bcgriffen. Dic honioopathischen nlittelchen :haLen \chon den grossten Thcil ihrcr eingcbildeten Wirkung verloren, .tus der Licbigschen Schule wird cine neue rationellc Arzueimittel- lehre unfehlbar hervorgchcii, und tlabei werden alte und neue be- wiihrte hlittcl wiedcr an ihrcn l’latx komnicn.

4. 1Jeher das Selhstdisyensiren der Homoopathen ; von

C. Rump in Hannover. -

Die Homoopathie hat sich ale cine zur Praxis berechtigte Kunat im Staate bereits hingestellt. lhre Junger haben jetzt nur noch den eiiien Wunsch, dabs ihnen das Selbstdispensiren ihrer Mittel erlaubt wcrdc. Hiergegen erheben sich aber zwei gleich bercchtigtc Stincle iiii Staate. Die Aerzte der altcn Schule, denen daa Selbst- clispensiren untersagt ist, und die Apothcker, denen bisher dieses .init allciii zukam.

Das Publieuin ist zur Zcit zlcichrriiltiacr Zuschaucr. der Staat debt noch auf Scite dor bisher -alleiil Berechtigten ; die Frage ist iiidess noch nicht erlccligt und cs stelit zu crwarten, dass sie immer von Ncucm wieder aiigcrcgt wird.

Die Homoopathen, wic die Apotlicker, das ist niclit zu leugnen, liabeii dabei ihr einseitigcs Interesse zunichst im Auge und werfeil sich dieses m i t gleicher Hcftigkcit gegcnseitig vor; aber der Staat hat doch noch eineii tiefereii Grund. Der alloopathisclie Arzt und der Apot.heker sind mit einandcr conform, sie bedingen sich eiii- nndcr, der holuiiopnthisclic -4rzt dagcgen schliesst den hpotheker in eincm gewissen Grade vollkonimeii aus, er bedarf seiner nicht melir.

Die I’harmacie ist eine Wissenschaft, die es niit Clem Stoffli- chcii, mit dcm matericllen Heilapparate der Mediciu zu thun hat, init der Materia medica. Sie ist allen Systemen der Aerzte fremd. Jahrhunderte lang hat sie den verschiedensten Heilmethoden zur Seite gestandeii. Es liegt einmal nicht in dem Berufe der Apo- theker dariiber zu richten: es lasst sich also iiber die Homoo- pathie, insofern sie von dem Grundsatze ausgeht, dass Gleiches mit Gleichcm zu heilen sei, vom Standpuncte des Pharmaceutcn Nichta sagen, es kiiminert ihn das niclit. Dcr Homiiopatli nimmt seine Heilmittel aus den niimlichen Quellen, woraus die alte Schule sie schopft, er hat neue hinzugefiigt, sie werden auf chemischem und mechanischem Wege zubcrcitet, der ebenfalls dem Pharmaceuten g e l a d g ist: darin liegt nichts Besonderes, was den einen von dem anderen trennte. Der Homoopath verordnet lauter einfache Mittel, aber auch die andere medicinische Schule beschrinkt sich hliufig darauf, zur Zcit iiur einen Arzneistoff zu verabreichen. Der Ho- moopath abcr, untl darin liegt, das Unterschcidende, daa Trennende, weiidet dielic Mittel grundsiitzlich meistentheils in einer Gabe an, in welcher sic sowohl den1 gewohnlichen Verstaiide nach, als aller Erfahrung xufolgc vollig effectlos sind.

Mit dieser Praxis vertriigt sich die Pharmacie iiicht, dieselbe ist dabei ein unnutzes Glied im Staatc. Der Staat hat keine Griinde mehr, dem Publicum gegcuiibcr den homoopathisehen Aerzten diese

Page 2: Ueber das Selbstdispensiren der Homöopathen

Ver einszeitzmg. 133

an sich unschadlichc Praxis des Selhstdispensirens zu versagcu, wenn er einmal die Homoopathie, in dieser Weise geiibt, gelten Iasst.

Man kann hiernach den Grundsatz feststellen : ,,Dcr homoopa- thische Arzt sol1 bcrechtigt sein, seine Arzueien in einer Gabe zu verabfolgen in der sie sowohl mit den gewohnlichen Siiinesorganeu (dem Geschmack und Geruch), als den chemischen Reagentien nicht mehr wahrzunehmen sind; alle hohere Gabcn aber ist er ver- pflichtet auf die gewohnliche Weise aus den Landes - Apothcken von den Patienten entnehmen zu lassen. Die Form, in der die s c 1 b s t - d i s p e n s i r t e n Arzneien gegeben werden diirfen, darf nur die Pulver- und Tropfenform sein.&

Hierniit fallen von selbst aUe exclusiven homoopathischen Apo- theken weg, das Publicum kann vollig beruhigt sein und der Apo- theker ist in seinem Rechtc nicht gekrgnkt,

Aber, wird man fragen, wer wird dariibcr die Controle iiber- nehmen? Mir scheint dieses nicht srhwer, dieses macht sich von selbst. Ebeuso wie der Staat es dem alloopathischen Arzte erlaubt, sich eine kleine Reise-Apotheke zu etabliren. Hi11 und wieder hort man auch von Uebergriffen, aber im grossen Ganzen sagt dies nichts, wenn nur eben das Princip gewahrt wird. Der rechtliche Arzt wird sich diesem Princip fiigen und der Apothcker f i sein Theil ivie rler alloopathische Arzt sind dem Staate gegeniiher die besten Coii- troleure. Man mache das Publicum iiur darauf aufmerksam, es wird diese Grenze ganz gerechffertigt findcn nnd es kaun nicht zweifelhaft bleiben, was der endliche Ei-folg seiu niuss. Das Ycr- trauen des Publicurn auf so verschwiiidcud kleinc Gxben, als sie nun der homoopathische Arzt danach zu gebcn berechtigt ist, kanii sich nicht halten, wLhrend es jetzt sich hihifig den Apothekcrn gegeniiber auf die Sche der Homoopatheii scliliigt uiid jenen Ilrod- neid zu Grunde legt. den Mittcln selbst aber uielir niaterielle Be- deutung zumisst als sie wirklich haben. Zudeni ist ja auch schon der Glaube vieler homoopathischen Aerzte an diese kleinen Gabcii, namentlich in kritischen Fallen, zicmlich gestort, und denselben auf diese Weise der rechtliche Weg erijffiet, zuwcilen echt alloopatisch einschreiten zu konnen; waa endlich zu einer Vcrsclimelzung bcider Heilmethoden fihren wird.

Die Last, die hicrdurch den Apothekern aufcrlegt wird, neben den bisherigen Mitteln die die andere Pharinakopoe vorschreiht, auch die der homiiopsthischen Materia ntedica vorriithig zn haltcn, schlage ich noch gross an. Der urspriinglichen Zubereitung waren sie vollkommen iiberhoben durch Etablirung einer homoopathischen Central-Apotheke; die ecuniare Auslage fiir Auschaffung der Mittel daraus f&llt nicht ins Zewicht.

In einem anderen Aufsatze will ich die Grundsatze der Homoo- pathie so weit sie den Phaimaccuten interessiren, nach den neue- sten duellen einer Besprechung unterwcrfen. Wer sich selbst in der Kiirze daruber in Etwas unteniehten will, lese Dr. G. H. Q. Jahr’s Leitfaden zur Ausiibung dcr Homoopathie. Leipzig 1854. Beckmann’s Vcrlag. Preis 10 Ggr.

Ich glaube, dass die meisten der Herren Collc en die Homiio- pathie nur von Hijrensagen oder in Schriften der 6egner kennen; man muss moglichst die Quellen studiren. Ich werde diese dann fur sich selbst reden lassen.

Wenn der Staat homoopathische Acrztc zu&st, so muss er consequenter Weisc auch die Apothekcr verpflichten, homoo- pathischc Arzneicn vonathig zu halten, er muss die Landcs-Phar-

Nachtrag.

Page 3: Ueber das Selbstdispensiren der Homöopathen

134 Vereinszehng.

makopoe mit Vorschriften zu deren Hereitung versehen laasen. Dass er dieses niclit gethan hat und nicht thut, ist die Ursache der eingetretenen Unzutrlglichkeiten. Die Verordnung der K. Bayeri- schen Medicinal-Ordnung vom 5. Juni betrachte ich aus einem ganz anderen Gesichtspuncte, denn als eine weise. Der $2 . muss wenig- stens meiner Meinung nach also heissen: .Wo ein homoopathischer Arzt coiicessionirt ist, ist der Apotheker des Ortes gehalten, nach einer yon dem Medicinal-Collegio zu erlassenden Vorschrift, die als Allhang unserer bisherigen Pharmakopoe einverleibt werden soll, einen honiopathischeii Arzneischatz zu halten. Besondere homoopa- thische Apotheken sind nur in grosserii Stadten ausiiahmsweise zii gestatten. Das Selbstdispensiren wird hiermit den homoopathischen Aerzten uutersagt. (Oder in der Weise gestattet wie eben vorgeschlagen.)

Wonach boll sich der homijopathische Arzt und der Apotheker richten, wenn keine homoopathische Pharmakopoe euistirt, auf welche er ~ei-pflichtct ist? Der Apotheker ist dann ganz den Launen des homoopathischcn Arztes ausgesetzt. J a der Arzt kann sagen: ich verlmge eiii gesondertes Local fii meine Arzueimittel, einen beson- rleren Receptariiis : denn der Begriff: homoopathische Apotheke" dcr Hayerischen Verordnuug lisst sich weit genug emtrecken.

Ich beklage es sehr, dass die Homoopathie zur Praxis berechtigt ist, allein, da sie cs einmal ist, so muss der Apotheker sich in die Consequenzen fugen, so lange es noch Zeit ist und dass er damit glucklich fahrt, glaube ich eben gezeigt zu haben. c. a.

5. Notizen zur praktischen Phmmacie. - Ehrenmitgliedschaf t .

Hr. Apoth. C. H. v a n A n k u m in Groningen ist zum correspon- clirenden Mitgliede des Vereins ernannt worden.

Befiirderun . Seiner Durchlaucht dem Fi i r s ten z u r L i p p e zum Medicinal-Elath guiidigst ernannt worden.

Todes - Ameigeiz. Unser Kreisdirector, Apotheker L u d w i g B o h 1 e n in Dessau,

btarh am 18. December 1854 am Lungenschlage, welcher seiiien grossen Leideli ein Ende machte, die er durch Verkrennen des Gesichts, der Hiinde etc. mittelst Terpentinol bei der Camphine- bercitung sich zugezogen hatte.

Er war ein thiitiger, fleissiger College, ein aufmerksamer lircisdirector, eiii treuer Freund, Gatte uiid Vater.

Ihm cin freundliches Aiidenken uber das Grab hinaus.

Unser Mitdirector, Herr Medicinal - 1 ssessor 0 v e r b eck, ist von

Das Directorium. An demselben 'rage, RIorgens friih, starb nach langeren Leiden

umcr Vicedirector, Apothcker Oswald in Oels in Schlesien. Seit 3 Jahrcn stand er dem Vicedirectorium Schlesien mit Um-

sicht und Thitigkeit vor. In seinein Berufe als Apotheker erfreute cr sich eines sclir guteii Rufes und war als ein biederer Mann bekannt. Wir bedaucrn scinen Verlust und werden sein Ged'acht- niss in Ehrcn halten.

Das Directorium,