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246 Boetlger : Verfahren, XLII. Ueber das verschiedene Verhalten einiger rother Pflanzenpigmente zur Schwammsub- stanz und ein darauf gegrundetes Verfahren, echten Rothwein von liunstlich gefarbtem zu unterscheiden. Von Prof. Boettger. In E 1 s n e r’s chemisch- technischen Mittheilungen des Jahres 1862-63 (und von da ubergegangen in mehrere andere technische Zeitschriften) ist vom Apotheker C B lum e in Berlin ein Verfahren , kiinstlich gef6rbte Rothweine von echten Rothweinen zu unterscheiden , mitgetheilt worden, von dem der Verf, behauptet, dase es vollig sichere und verlassliche Resultate liefere und wegen seiner Einfachheit auch von jedem Laien in Ausfuhrung gebracht werden konne. Zu dem Ende solle man in den zu prufenden Roth- wein ein Stuckchen Brodkrume oder einen vorher ausge- waschenen Schwamm eintauchen und diesen vollig sich mit dem Weine anfullen lsssen. Sei diess geschehen und man werfe dann das so mit Rothwein vollgesogene Stuck Brod- krume oder den Schwamm in einen mit Wasser gefullten Porcellanteller, so farbe sich das Wasser, falls der fragliche Wein mit kunstlichen Farbstoffen gefarbt gewesen , sofort rothlich-violett ; sei der Rothwein dagegen nicht kunstlich gefiirbt gewesen, sondern seine Farbung eine natiirliche, so trete erst nach 4 bis 4 Stunde eine Fiirirbung des Wassers ein, wobei zuerst ein Opalisiren desselben bemerkbar werde. Schliesslich wiederholt der Verf., daes diese Probe stets mit Erfolg von ihm angewandt worden sei. Ich gestehe offen, dass ganz genan nach diesen An- gaben von mir angestellte Versuche, sawohl mit zuverlassig echten, natiirlichen Rothweinen, wie mit theils durch Malven- bliithan , theils durcli Heidelbeeren (diesen am haafigsten

Ueber das verschiedene Verhalten einiger rother Pflanzenpigmente zur Schwammsubstanz und ein darauf gegründetes Verfahren, echten Rothwein von künstlich gefärbtem zu unterscheiden

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246 Boetlger : Verfahren,

XLII. Ueber das verschiedene Verhalten einiger rother Pflanzenpigmente zur Schwammsub- stanz und ein darauf gegrundetes Verfahren,

echten Rothwein von liunstlich gefarbtem zu unterscheiden.

Von

Prof. Boettger.

In E 1 s n e r’s chemisch- technischen Mittheilungen des Jahres 1862-63 (und von da ubergegangen in mehrere andere technische Zeitschriften) ist vom Apotheker C B lum e in Berlin ein Verfahren , kiinstlich gef6rbte Rothweine von echten Rothweinen zu unterscheiden , mitgetheilt worden, von dem der Verf, behauptet, dase es vollig sichere und verlassliche Resultate liefere und wegen seiner Einfachheit auch von jedem Laien in Ausfuhrung gebracht werden konne. Zu dem Ende solle man in den zu prufenden Roth- wein ein Stuckchen Brodkrume oder einen vorher ausge- waschenen Schwamm eintauchen und diesen vollig sich mit dem Weine anfullen lsssen. Sei diess geschehen und man werfe dann das so mit Rothwein vollgesogene Stuck Brod- krume oder den Schwamm in einen mit Wasser gefullten Porcellanteller, so farbe sich das Wasser, falls der fragliche Wein mit kunstlichen Farbstoffen gefarbt gewesen , sofort rothlich-violett ; sei der Rothwein dagegen nicht kunstlich gefiirbt gewesen, sondern seine Farbung eine natiirliche, so trete erst nach 4 bis 4 Stunde eine Fiirirbung des Wassers ein, wobei zuerst ein Opalisiren desselben bemerkbar werde. Schliesslich wiederholt der Verf., daes diese Probe stets mit Erfolg von ihm angewandt worden sei.

Ich gestehe offen, dass ganz genan nach diesen An- gaben von mir angestellte Versuche, sawohl mit zuverlassig echten, natiirlichen Rothweinen, wie mit theils durch Malven- bliithan , theils durcli Heidelbeeren (diesen am haafigsten

echten Weiii von kiiiistli~h gefArbtern zu untcrscbeiden. 247

zum Farben benutzt werdendcn Ingredicnzen) absichtlich gefiirbten Weinen, mir keine mlch befrzedigenden Resultate ge- geben, indem jedesmal, mochte der von rnir zu dem Versuche in Anwendung gehrachte W e B ein echter Naturwein oder ein kilnst- lich gefarbter gewesen sein, das darnit impragnirte Schwamm- chen bei seinem Einlegen in eine kleine Quantitat reinen Wassers, dieses sofort gleichmassig blassrbthlich farbte.

Bei dieseh Versuchen nun rnachte ich zufallig die Be- obachtung , dass kleine (etwa haselnussgrosse) durch ver- dunnte Salzsaure von etwaigen Kalkpartikelchen Edvor be- freite , hieraaf wieder sorgfiiltig ausgewaec$ene und dann getrocknete Stiicke weisser Badeschwamme , sobald sie mit der zu prufenden Weinsorte getrilnkt, hierauf wieder durch ofteres (15 maliges) Auswaschen mit gewbhnlichem Br8anen- iuasser und schliesslich dureh Ausdrucken zwischen doppel- ten Lagen von Fliesspapier oberfliichlich trocken gelegt w erden, eine ganz auffallend verschiedene Farbe angenom- men hatten. Ein im natiirlichen Rothwein circa 3 Minuten gelegenes Schwiimmchen zeigte sich namlich nach einer solchen Behandlung fast gar nicht gefarbt, dsgegen bin in einem mit Xalvenbliithen oder mit Heidelbeeren gefirbten MTeine eben 0 0 lange gelegenes und dann nie angegeben behandeltes Schwiirhmchen erschien stets aurallend b l@dich- grau bis schieferfur'ben.

Das Qewebe des reinen Badeschwammes, das soge- nannte Spongin, scheint sonach mit dem Farbstoffe des n f ~ turlichen Rothweins keine Verbindung einaugehen, Jvlihrend des Malvenbluthen- und Heidelbeer-Pigment damit innig sich verbindet, und, wtauhrbcheinlich in Folge des gum Aus- waschen gedienten Quellwassers (seines geringeh Kalkge- haltes halber) sich .dnrch jene blaulichgraue Farbennuaace zu erkenben giebt.

Mit v e r s c h i e d e n e n echteii Rothweinen, gegeniiber mit durch MalvenblGthen und Hdidelbeeren gefarbten Weinen on- gestellte Versuche haben stets die gleichen Erfolge gehabt, und ich nehrne daher keinen Anstand, dieses so lusserst leicbt von Jedermann in Ausflihrung mt bringende Priifimgs- verfahren als hochst probat zu empfehlen.

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