6
308 Kriiger: der oscillatorisehen Bestimmung des Maximaldruekes zeiehnet sieh die Methode naeh Korotkow dureh deutliehere Grenzmarkierung aus. Die oseillatorisehe Feststellung des 51inimaldruekes liefert naeh neueren riehtigen Grenzbestimmungen Ergebnisse, die mit der auskultatorisehen Methode iibereinstimmen. In grogen statistisehen Feststelhmgen der Lebensversieherungsmedizin sind bei Gesunden fiir Maximaldruek. Minimaldruek. Pulsdruek die Zahlen 1.20 : S0:40 mm Hg gefunden worden. Dieses Verh/iltnis 3 : 2 : I entsprieht physiologisehen tierexperimentellen Forsvhungsergebnissen. In der Praxis dee Lebensversicherungsrnedizin hat sieh zuerst die auskul- tatorische Messung der _Blutdruekwerte allgemein durehgesetzt als Methode der Wahl. Dieses Verfahren verdient wegen seiner Einfaehheit. Klarheit, und Zuverl/tssigkeit in tier Diagnostik allgemein als Standardmethode bevorzugt ZI1 werden. K i"tiger- Stuttgart : ('her die Bedeutung des Eh'ktrokardiogranuns in der Praxis der IM)ensversicherungsnledizin. Die Zunahme der Todesf/ille ;m Krankheiten der Kreislauforgane wird it, den letzten Jahren sowohl in der Todesursachenstatistik der Gesamtbev61kerung wie der tier Lebensversicherten immer augenseheinlieher. Man k6nnte geneigt sein. diese Zunahme ~ls eine natiirliehe Folge des steigenden Durehsehnitts- alters der BevSlkemmg anzusehen. Die Beobachtung zeigt jedoeh, dab auch das zeitliehe Auftreten der Kreislaufsehgden sieh gegndert hat; gerade (tie zunehmende Hgufung im mittleren Lebensalter zwingt zu ganz besonderer Beaehtnng. Oa ein gro[3er Tell der eine Lebensversieherung suehenden Personen in jenem Alter steht, in dem (tie Kreislauferkrankungen heute mehr als friiher sehon einsetzen, so nmB der Lebensversieherungsmedizin alles daran gelegen sein. bei der Aufnahmeuntersuehung diese St6rungen zu erkennen. Diese Er- kenntnis wird aber erheblieh ersehwert dureh die Orenzen. die einer vertranens- /trzt.liehen Aufnahmeuntersuetmng im allgemeinen gesetzt sind. Es handelt sieh doeh fast stets um eine einmalige Untersuehung ohne spezielle diagnostisehe Hilfsmittel, vorgenommen yon einem Arzt, der den Antragsteller bisher nieht kannte. Eine gewisse Zurfiekhaltnng des Untersuehten hinsiehtlieh der -~ul3erung seiner Besehwerden muB welter beriieksiehtigt werden. Unter den Methoden, die in der Diagnostik tier Herzkrankheiten heute eine hervorragende Bedeutung haben, m6ehte ich gerade im Hinbliek auf die Lebensversiehernngsunter- suehungen die Elektrokardiographie ganz besonders hervorheben. Da fast jeder Internist und jedes Kra.nkenhaus mit dem Kardiographen arbeitet, diirfte die Vornahme der Untersuehung nur selten Sehwierigkeiten maehen. Die Tatsaehe, (lag das Elektrokardio~amm mit einer gewissen Objektivitgt den Zustand des Herzmuskels aufzeigt, maeht die Methode dem Revisionsamt.. dem bei der Einseh~tzung nur sehriftliehe Unterlagen zur Verfiigung stehen. so wertvoll. Und gerade das Gebiet. das heute in der Kreislaufdiagnostik d~s Hauptinteresse beansprueht, ngmlieh das der Durehblutungsst6rungen des Herzmuskels infolge Insuffizienz des Coronararteriensystems, ist die Domiine der Kardiographie.

Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

  • Upload
    krueger

  • View
    217

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

308 Kriiger:

der oscillatorisehen Bestimmung des Maximaldruekes zeiehnet sieh die Methode naeh K o r o t k o w dureh deutliehere Grenzmarkierung aus.

Die oseillatorisehe Feststellung des 51inimaldruekes liefert naeh neueren riehtigen Grenzbestimmungen Ergebnisse, die mit der auskultatorisehen Methode iibereinstimmen.

In grogen statistisehen Feststelhmgen der Lebensversieherungsmedizin sind bei Gesunden fiir Maximaldruek. Minimaldruek. Pulsdruek die Zahlen 1.20 : S0:40 mm Hg gefunden worden. Dieses Verh/iltnis 3 : 2 : I entsprieht physiologisehen tierexperimentellen Forsvhungsergebnissen.

In der Praxis dee Lebensversicherungsrnedizin hat sieh zuerst die auskul- tatorische Messung der _Blutdruekwerte allgemein durehgesetzt als Methode der Wahl. Dieses Verfahren verdient wegen seiner Einfaehheit. Klarheit, und Zuverl/tssigkeit in tier Diagnostik allgemein als Standardmethode bevorzugt ZI1 werden.

K i" t iger- Stut tgar t : ( 'her die Bedeutung des Eh'ktrokardiogranuns in der Praxis der IM)ensversicherungsnledizin.

Die Zunahme der Todesf/ille ;m Krankheiten der Kreislauforgane wird it, den letzten Jahren sowohl in der Todesursachenstatistik der Gesamtbev61kerung wie der tier Lebensversicherten immer augenseheinlieher. Man k6nnte geneigt sein. diese Zunahme ~ls eine natiirliehe Folge des steigenden Durehsehnitts- alters der BevSlkemmg anzusehen. Die Beobachtung zeigt jedoeh, dab auch das zeitliehe Auftreten der Kreislaufsehgden sieh gegndert hat; gerade (tie zunehmende Hgufung im mittleren Lebensalter zwingt zu ganz besonderer Beaehtnng. Oa ein gro[3er Tell der eine Lebensversieherung suehenden Personen in jenem Alter steht, in dem (tie Kreislauferkrankungen heute mehr als friiher sehon einsetzen, so nmB der Lebensversieherungsmedizin alles daran gelegen sein. bei der Aufnahmeuntersuehung diese St6rungen zu erkennen. Diese Er- kenntnis wird aber erheblieh ersehwert dureh die Orenzen. die einer vertranens- /trzt.liehen Aufnahmeuntersuetmng im allgemeinen gesetzt sind. Es handelt sieh doeh fast stets um eine einmalige Untersuehung ohne spezielle diagnostisehe Hilfsmittel, vorgenommen yon einem Arzt, der den Antragsteller bisher nieht kannte. Eine gewisse Zurfiekhaltnng des Untersuehten hinsiehtlieh der -~ul3erung seiner Besehwerden muB welter beriieksiehtigt werden. Unter den Methoden, die in der Diagnostik tier Herzkrankheiten heute eine hervorragende Bedeutung haben, m6ehte ich gerade im Hinbliek auf die Lebensversiehernngsunter- suehungen die Elektrokardiographie ganz besonders hervorheben. Da fast jeder Internist und jedes Kra.nkenhaus mit dem Kardiographen arbeitet, diirfte die Vornahme der Untersuehung nur selten Sehwierigkeiten maehen. Die Tatsaehe, (lag das E lek t rokard io~amm mit einer gewissen Objektivitgt den Zustand des Herzmuskels aufzeigt, maeht die Methode dem Revisionsamt.. dem bei der Einseh~tzung nur sehriftliehe Unterlagen zur Verfiigung stehen. so wertvoll. Und gerade das Gebiet. das heute in der Kreislaufdiagnostik d~s Hauptinteresse beansprueht, ngmlieh das der Durehblutungsst6rungen des Herzmuskels infolge Insuffizienz des Coronararteriensystems, ist die Domiine der Kardiographie.

Page 2: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

Bedeutung des Elektrokardiognunms in der Praxi~ der Lebensversieherungsmedizin. 30.0

Zahlreiehe Personen stehen beim AbsehluB ihrer Lebensversieherung ill einem Alter, in dem Coronarerkrankungen einsetzen. Die Erkemmng derartiger StOrungen mM ihre prognostis('he Beurteilung mit dem Ziel einer gereehten Einseh/ttzlmg ist, (lie Aufgabe des Versicherungsmediziners. Selbst dem Er- fahrenen maeht die Diagnose einer begilmenden Coronarinsuffizienz groBe Sehwierigkeiten. Bei typiseh stenokardisehen Besehwerden in der Anamnese wird man sich aueh bei fehlendem objektiven 7Befund zuriiekhaltend tiber den Zustand des KranzgefiiBsystems gu.gern, vor allem aber dann. wenn Ver- gndenmgen in der St/irke und der Klangfarbe des 2. Aortentones auf Wand- ver'anderungen in der Aorta hinweisen. Denkt man abet an (lie Hgufigkeit. mit, der heute seh(m jiingere Personen fiber Herzbesehwerden anginaghnliehen Charakters klagen, so ermiBt man die Sehwierigkeiten, derartige funktionelle Beschwerden yon jenen zu trennen, die die Zeiehen einer Kranzgeft~gdureh- blutungsst6rung sind, (tie aber in ihrer Ausdrueksform ebenso uneharakteristiseh sein k6nnen wie jene funktionellen Klagen. Einer limgeren Beobaehtun~ wiirde es meist gelingen, festaustellen, ob die Herzbesehwerden organiseh bedingt sind oder night; im Rahmen einer I,ebensversieherungsuntersuehung ist das oft nieht m6glieh. Besteht aueh nut der Verdaeht anf eine KranzgefgBerkrankung. so ist die Aufnahme eines Elektrokardiogramms unerliiBlieh. Klagen Personen jenseits des 45. Lebensj~d~res fiber Herzbeschwerden, (tie dutch objektiv fest- stellbare Nreislaufanomalien (Vitien, Hoehdruek usw.) nieht erkl~trt werden k6nnen, so sollte man diesen Verdaeht immer haben. Die Herzbesehwerden werden meist nieht als typiseher Angina pectoris-Anfal[ ge/tut~ert; oft sind es unbestimmte, in den llfieken, den Hals oder den reehten Arm ausstrahlende Sehmerzen, Oppressionsgef/ihl im Oberbaueh, anfallsweise auftretender asthma- iiJmlieher Luftmangel. Ebenso sollte man bei 'alteren Leuten nut dann yon einem ,,gastro-kardialen Symptomenkomplex" reden und ihn dementspreehend bewerten, wenn u. ~. aueh im EKG. keine Zeiehen der Coronarinsuffizienz zu finden sind. ttat. die untersuchte Person vine Lues durchgemaeht, so mug man sehon bei erheblieh jiingerem Lebensalter an eine luisehe Coronarerkrankung denken und die kardiographisehe Kontrolle fordern.

Bez~iglieh (let Diagnose der Coronarinsuffizienz im EKG., deren Bedeut.ung in der Praxis allein sehon ans der Vielzahl der Arbeiten iiher dieses Gebiet hervorgeht, sei a.uf die einsehlggigen gorselmngen Weber s . Drel31ers, H o e h - r e ins , S e h e l l o n g s u. a. verwiesen. Das Verhalten der Naehsehwankung und des Zwisehenst.iieks verdient dabei die gr6f~te Beaehtung. zumal gerade in den Anfangsstadien gew6hnlieh noeh keine ausgedehnteren Myokardnekrosen im Gebiet, der t{eizleitung die Form der Hauptsehwankung wesentlieh vergndert haben. In diesen Friihstadien wird die Senkung des Zwisehenstfieks bzw. (tie Abflaehung der T-Zaeke dann eine besondere pathognomonisehe P, edeutung erhalten, wenn (tie Veri~nderungen naeh Belastung deutlieher werden (ira Arbeits-EKG.).

Bei der Beurteihmg des Herzens auf Grund einer einmaligen kardiographischen 12ntersuehung ist eine kritisehe Einstelhmg geboten. Die Deutung des Befunds kann sehwierig sein. Die Auffassung. da{~ die oben erw/ihnten Vergnderungen des Zwisehenstiieks und der Naehsehwankung immer eine Herzmuskelsehgdigung anzei~en, ist nieht unbe.atritten (Sehe l long) . W e b e r hitlt naeh seinen

Page 3: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

310 Kriiger:

Erfahrungen. die er an einem grof]en Material mit fortlaufender kliniseher Beob- aehtung gewonnen hat, daran fest, dab Senkung yon ST und T in Ableitung I und I I oder in beiden immer (lie J:olgen einer Nyok~rdsehiidigung sind und in zahlreiehen Fitllen der Ausdruek einer Coronarinsuffizienz. Eine Anzahl von Zustgnden, die niehts mit einer organisehen KranzgefiifJerkrankung zu tun haben, k6nnen im EKG. ein ~ihnliehes Bild bieten. Es handelt sieh dabei vorwiegend um toxisehe Sch/idigungen (Infektionen, Hypoglyk/imie. Co-Ver- giftung, Digitalis), die aber bei Personen, welehe eine Lebensversieherung ~b- sehliel3en, gerade in diesem Zeitpunkt nieht zu erwarten sind, bzw. dann anam- nestiseh aufgedeekt werden kOnnen. Weiterhin finder man gelegentlieh einmal bei Personen mit insuffizientem Herzgef~tgaptmra.t. ein normales EK(-I. Aueh das ist verst'5,ndlieh, da ja das Kardiogramm nieht den Zustand der Kra.nz- gefiil3e als solehen anzeigt, sondern ein Abbild des Stromverlaufs im Herzmuskel ist. Y)ie Stromkurve ist erst daml ~-erandert, wenn als Folge der Durehblutungs- stbrungen ]'2rweiehungsherde inl Herzmuskel auftreten und damit die Aus- breitm~g des Aktionsstromes beeinflussen. Es ist sehr wohl denkbar, dal3 vorfiber- gehende Spasmen der Kranzgef/il3e und voriibergehende Isehiimien des 3Iuskels zun/ieh,st keine Nekrosen hinterlassen, hnmerhin dtirften eehte anginbse Zu- st/inde, bei denen das Myokard aueh a.uf die ])auer nieht gesehiidigt wird. ka.um vorkommen. Das EKG. hat uns in zahlreiehen Fitllen, wo wir auf Grund des lJntersuehungsberiehtes mlr zu einer Vermutungsdiagnose h/ttten kommen k6nnen, zur gew(insehten Klarheit verholfen. Es hat uns h/iufig den Befund einer organisehen Coronarerkrankung begtgtigen k6nnen, wie es an,.tererseits gelegentlieh dureh sein v61lig normales Verhalten eine organisehe Erkrankung unwahrseheinlieh gemaeht hat. Fiir den Versieherungsmediziner wie aueh f~ir den Antragsteller ist eine klare Entseheidung deshalb von besonderer Wiehtigkeit. weil der begriindete Verdaeht auf Coronarsklerose stets zur Ablehnung des Ant rages fiihrt.

So ,mentbehrlieh (tit Kardiographie zur Erkennung der Kranzgef/ii3- erkrankung ist, so wertvoll kann sie dem Revisionsarzt aueh bei anderen Erkrankungen des Herzens sein. .Die h'/i.ufig beobaehtete respiratorisehe Ar- rhythmie wird in ih re r eharakteristisehen Abh/ingigkeit yon der Atmung in Verbindung mit anderen Zeiehen einer vegetativ-nervSsen l~bererregbarkeit. kaum je verkannt. Fiir (tie Einsehhtzung des Risikos ist sie bedeutungslos: man kSm~te fast. geneigt sein, diese Personen im Hinblick auf (lie gute Reak- tionsfiihigkeit ihres Gefii, Bsystems gtinstig zu beurteilen. Extrasystolien in jfingerem Alter sind meist harmloser Natur. Treten sie bei Personen jenseits des 40. Lebensjahres auf, werden sie naeh k6rperliehen Anstrengungen h~ufiger bzw. treten sie erst. dann auf, so ist aueh hier (lie kardiographisehe Kontrotle zu fordern. Zeigt das EKG. dann eine Myokardseh/idigung. so sind sie als Ausdruek eines organisehen Herzleidens zu bewerten. Bei grober Seh~tzung kann ma.n wohl sagen, dab sie in etwa 50% organiseh bedingt sind. Den ver- sehiedenen Formen (Sinusextrasystolen, supraventrieul/~re oder ventrieul'Xre Extrasystolen) kommt keine spezielle pat.hologisehe Bedeutung zu. Die Pro- gnose riehtet sieh nur naeh der zugrunde liegenden Herzerkrankung. Allein die geh~iuft auftretenden ventrieul/iren Extrasystolen versehiedenen Ursprungs sind bei organisehen Herzerkrankungen sehr ernst zu nehmen, da. sie mitunter

Page 4: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Pr~txis der Lebensversieherungsmedizin. 311

die Vorlgufer des let~dcn Kammerfl immerns sind. Bei absoluter Arrhythmie, (tie racist mi~ einer sehweren organischen Herzerkrankung einhergeht, ist. das Interesse an ihrer kardiographisehen Darstellung gering. Mit zunehmendem Ausbau der Versieherung erh6hter t~,isiken kann abet attch diese Anomalie einmal Bedeutung fiir die Einsehgtzung gewinnen. Dann w~ire jedenftdls (lie kardiographisehe Kontrolle fiir die Beurteihmg des Zustandes des Herzmuskels unerl/i.Bliche Vorbedingung.

Erwghnen mSchte ieh auch noeh jene nur im EK(; . zu erfassenden Sehti- digungen des Herz,nuskels na.eh hffektionskrankheiten, speziell naeh unter dem Sammelbegriff Crippe laufenden Infekten sowie Anginen. Reihenunter- suchungen a.n Rekonvalescenten haben (lie HSufigkeit dieser postinfekti6sen tierznmskelsehiide,: erwiesen. In der Pra.xis imponieren sie oft als ,,Schw/iehe- zustand" naeh lnfektionskrankheit. Im Kardiogramnl kaim man dann als Ausdruck der Mvokardnarben neben den VerS.nderungen am Zwisehenstiiek und dec Naehsohwankung Reizleitungsst6rungen yon der einfaehen Knot.ung his zum \'erzweigmlgs- oder Sehenkelbloek linden. Ihre prognostisehe Be- deutung soll man nieht iibersehgtzen, da die Ver/inderungen hgufig reparabel sind. hnmerhin zeigen sie an. dab der Herzmuskel geseh/i.digt war. Liegt tier hffekt, erst kurze Zeit zuriiek, so ist vielleicht eine Zurfickstelhmg der Ver- siehemmg angebraeht. Im allgemeinen diirfen diese Fiille bei genfigendem zeit- liehen Abstand yon der Infektion und bei guter funktioneller Herzleistung erheblieh giinstiger beurteilt werden als (lie Fiille mit Klappensch/idigung.

Aueh in der I)ia~nostik ,ler Klappenfehler spielt die Kardiographie eine Rolle, wenn aueh hier dem Iqiintgenverfahren mir, der Feststelhmg yon Form und Gr6Be des Herzens. der Pulsation der einzeinen Herzteile die gr6Bere Bedeutung zukommt. .Jc naeh l~'berwiegen der reehten (),iitralfehler) oder linken (Aorten- fehler) HerzanteiIe finder man die als P, eehts- bzw. Linkselektrokardio- grimm: bezeiehneten Formen. Das Linkselektrokardiog~ranlm. das aueh dureh eine Verlager,mg der Herzaehse, z .B. bei Zwerchfellhoehstand, bedingt sein kamb 1/igt eventuell eine Differenzierung zwisehen dem gewbhnliehen Links- typ und der Linkshypertrophie zu. Die H.ypertrophie des reehten Ventri- kels dagegen karm man aus dem Kardioaramm nicht sieher ersehen. Ver- mehrung des Widersta.ndes im kleinen Kreislauf (wie bei 31itralfehlern) driiek, sieh in einer teormveriinderung der Vorhofzacke arts. 3Iit der Diagnose des Kla.ppenfehlers allein wird der Revisionsarzt der individuellen Beurteihmg und Einsc'h/itzung noeh nieht gerecht, gbenso wichtig wie die Feststelhmg, dab ein Klappenfehler besteht, ist (tie Frag~ naeh der Funktionst{iehtigkeit des Herzens und diese ist wesentlieh abh/ingig yore Zustand des Herzmuskels. Die in der Praxis iiblichen, wenig zuverlgssigen Herzfunktionsprtifimgen k6nnen dutch das Kardiogramm vorteilhaft ergtinzt werden. Der naheliegende SehluB. die Gr6Be der einzelnen Zaeken als Ausdruck der Herznmskelskraft zu werten, ist in dieser einfachen Form sieher nieh~ riehtig, da zahlreiehe extrakardiale Faktoren (Einstellung des Instrumentes. Anlage der Elektroden, I-[aut.wider- stand) die Aussddaggr6Be beeinflussen. Nur ganz gelegentIich sind einmal die Haut)tschwtmkungen in allen drei Ableitun:,en~ so abnorm klein, dab man darau.s eine diffuse Sehgdigung des Herzmuskels folgern darf. Wesentlieh ist ~m(:h bier uieder das Verhalten yon Naehsehwankung und Zwisehenstiiek.

Page 5: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

312 Kriiger: Elektrokardiogramm in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin.

D r e g l e r beriehtet yon umfans stati,~tisehen Untersuchungen, vor- genommen an Herzkrankheiten der ~leichen Art und m6glichst des gleiehen Grades. Er kommt zu dem Sehlu[3. dab eine negative Naehsehwankung in den ersten beiden Ableitmlgen prognostiseh sehr ernst zu bewerten ist. E twa 60% der Kranken mit negativer T-Zaeke starben durehsehnittlieh in einem Zeitrtmm yon 12 Monaten naeh der Untersuehung. wghrend (tie Kontrollpatienten mit positiver Naehsehwankung eine erheblieh geringere Mortalit/tt aufwiesen.

Erlauben Sie mir am Sehlusse meiner Ausf(ihrung noeh einige Hinweise auf Gebiete der Unfalhnedizin, in denen (lie Kardiographie ganz uesentlieh Auf- sehlul] geben kann. Ieh denke jetzt nieht an (lie Herzerkrankungen. wo dureh (lie Art mM ],okalisat.ion des Traumas un(1 dureh das zeitlieh eng begrenzte Auftreten kliniseh imponierender und objektiv faBbarer Symptome (tie Schit- digung des Herzens. sei es des Klappenapparates oder des Muskels, offenkundig ist. Da kann das kardiographisehe Bild vielleieht (lie Diagnose bests den Einbliek in (tas pathologisehe Gesehehen vertiefen, hat aber ffir (tie Erkenntnis des Zusammenhanges zwisehen Unfall und Krankheit keine wesentliehe Bedeutung mehr. Ieh denke vielmehr an jene Falle, in denen, ohne da[3 naeh dem Unfall- ereignis (.tie klinisehen Symptome das Herz in den Mittelpunkt rfiekten. (lennoeh Herzseldtdigungen als Unfallfolgen festgestellt werden mugten, wenn aueh hitufig erst yore Pathologen auf dem Sektionstiseh. Als Beispiele m6ehte ieh die Gas- vergiftungen, speziell die Kohlenoxy(lvergiftung, sowie (tie elektrisehen Unf/i, lle nennen. Bei beiden werden die Zeichen.einer Herzseh/idigung, wenn sic fiber- haupt direkt naeh dem Unfall naehweisbar sin(l, tiberdeekt yon den sts imponierenden eerebralen und nerv6sen Unfallfolgen. Fast bei jeder CO-Ver- giftung, nieht nur der einmaligen, massiven, sondern aueh der ehronisehen Inhalation kleiner Gasmengen, t.reten SetvS.digungen des Herzmuskels auf. Wie in den Stammganglien fin(len sieh aueh im Herzmuskel bei der Obduktion ausgedehnte Blutungen und frisehe Nekrosen. ])ureh die elektrokardiograi)hisehe Untersuehung werden diese S(.h/iden fast in jedem Fall einer selbst leiehten CO- Vergiftung naehgewiesen. K r o e t z weist besonders auf das stenokar(lisehe Syndrom hin; er sah mehrfaeh eehte Coronarthrombosen naeh einem Intervall yon 21.-72 Stunden auftreten, l~bereinstimmend wird die Forderung erhoben. jede CO-Vergiftung, gleiehgiiltig ob sic die klinisehen Zeiehen einer Herz- seh/2digung bietet, mittels der Elektrokardiog-raphie als der aufschtuBreiehsten und hs allein ergebnisreiehen U'ntersuehungsmethode zu kontrollieren. ])ie herzseh/i, digende Wirkung anderer Gase (Chlorgas, Oxalehlorid. Pho~gen) besehreiben D a v i d , Za .ngger und H e g l e r .

Ganz '~hnlieh liegen die Verh~Itnisse bei elektrisehen Unf/tllen. K a r t a g e n e r sah naeh leiehten elektrisehen Traumen in mehreren F/~llen eine alhnithlieh zunehmende Herzinsuffizienz sieh entwiekeln. H til 1 s t r u n g besehreibt Angina pectoris bei vorher herzgesunden Personen. In l~bereinstimmung mit den Versuehen von K o e p p e n , der auf Grund anatomiseher Untersuehungen das Herzgefagsystem als den Ort der prim~ren Seh~tdigung arLsieht, fiihrt H i i l l - s t r u n g die Herzst6rung naeh elektrisehem Trauma auf eine erh6hte Bereit- sehaft zu Coronarspasmen zuriiek. Wenn diese St6rungen kardiographisch zu erfassen sind. so ist das fiir den Gutaehter deshalb besonders wertvoll, weil

Page 6: Über die Bedeutung des Elektrokardiogramms in der Praxis der Lebensversicherungsmedizin

G(intz: Die jugendlichen Unfglle als [;rsache spii.terer Kbrperbehindernng. 313

der positive Naehweis elektro-spezifischer Ver/inderungen an den inneren Organen erfahrungsgem/tl~ giuBerst sehwierig ist.

Zweek dieser ErSrterung ist, den Weft des Elektroka.rdiogramms a.ls dia- gnostisehes Hilfsmittel in der Versieherungsmedizin zu betonen. Wenn das Kardiogramm in einzelnen F~fllen allein schon aussehlaggebend sein kann, so mug doeh stets gefordert werden, dab es nur in Erg'anzung der klinischen. eventuell r6ntgenologisehen Untersuehung verwendet werden soil. Vor allem

�9 r darf es nut im Zusammenhang mig einer sorgfgltigst erhobenen Anamnese gebr~meht werden. Das sei vor allem im Hinbliek auf die Beurteilung der Coron~rinsuffizim~z festgestellt, wo verd'Xehtige kardiographisehe Zeichen nur d~mn bewertet werden dtirfen, wmm die anamnestiseheu Angaben in die gleiehe Riehtung weisen. Ob die versieherungsmedizinisehe Einsehgtzung dureh (ti~ grkenntnisse, die ihr eine ausgedehnte Anwendmlg des EKG. vermitteln ka.nn. in die Lage versetzt wird. die individuelle Prognose der Kreislaufkranken er- heblieh zu verfeinern, kann erst die gr6gere Erf~dlrung kliiren. Dieses Ziel ist jedenfalls erstrebenswert m~d unter den uns heute zur Verftigung stehenden Methoden erseheint die Kardiographie ein aussichtsreieher Weg.

G( in t z -F rank fu r t a. 51.: l)ie jum,ndliehen l:nt~ille als Irsache spiiterer Kiirwr- behinderung.

Unfallverletzte Erwaehsene werden dureh Versieherungen und Berufs- genossensehaften rechtzeitig in geeignete fael'liirz~liehe Behandhmg iibetffiihrt. E,s hat sieh (lie Einri~.htung des I)urehgangsarztes notwen(tig gemaeht. (lamit m6gliehst alle Ursa.ehen ausgeschaltet werden, (lie einer guten und baldigen Hei- hmg sowie tinct ~Viederherstellung der ArbeitsfShigkeit entgegemvirken kSnnten. Die Versieherung sor~,t da.f{ir, dall alles Nolwendi/e im Interesse des Verletzten sobald wit m6glieh gesehieht.

Bei kindlichen Unf~ilIen steht nun fast niemals eine Berufsversieherung und aueh nur selten irgendeine andere Unfallversieherun~ dahinter. Die Eltern haben meist ganz allein die Entseheidung tiber Versorgung und Behandlung ihrer unfallverletzten Kinder in den HS.nden. Sie bringen das Kind oft. erst dann zum Arzt.. wenn ihre eigene Kunst versagt ha.t. Es fehlt die verantwortungs- bewuBte Betreuung unserer verungliiekten Kinder.

0ffentliehe 8tellen, z.B. die Kassen. treten erst sp/i, ter in tiberwaehende Tgtigkeit, wmm die Behandhmg lange dauert oder die Aussteuerung droht. Die Kriippelfiirsorge dagegen f6rdert diejenigen Kinder zutage, die dureh Unfa|l- folgen bereits eine bleibende K6rperbesehiidigung erlitten haben. DaB dies nieht wenige sind, zeigg eine Zusammenstellung yon Joe l . Naeh dieser ver- danken 12,2% aller bis zum 21. Lebensjahr erfaf~ter Kriippel ihr Kriippeltum einem Unfall vor dem 14. Lebensjahr. Dies ist eine reeht hohe Zahl. wenn man bedenkt, dal3 es sieh hierbei meist um sonst gesunde und k6rperlieh wert- volle Mensehen handelt und nieht um kranke und gebrechliehe. Es sind Men- sehen, die spgter einmal ihre voile Kraft ihrem Volke zur Verfiigun~ stellen sollen.