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87 Heft 1] 65 Ueber die Schlangenadler der Gattung SpHornis Gray. Von Wilhelm Meise. (Museum fiir Tierkunde, Dresden.) Die Sehlangenadler der indomalayischen Region, die abgerundete Haubenfedern tragen und auch sonst geringfiigig yon Circa~tus ab- weichen~ gehbrea zu den formenreichsten Gro~viigeln der Inselwelt. Ihre Grbi]e und ihre F~irbung unterliegen einer so starken geographischen Variation, da~ man nicht weniger als 30 Formen unterscheidet. Ich befasse reich im fotgenden mit einigen taxonomischen Fragen und weise insbesondere anf die fast 100% betragende geographisehe Grb~)envariation hin. Wo kommen zwei Arten dieses Schiangenadlers nebeneinander vor? In Pm'ERs ~) oder S~A~S ~) neuester Zusammenstellung der Spil- or~,is-Arten sind drei Stellen angegeben, un denen je zwei Arten neben- einander briiten sollen. Dagegen soil jetzt gezeigt werden, dat~ sieh an keinem Ort mehr als eine Brutvogelart dieser Gattung aufh~lt, obwohl nach STRES~AN~S Spiza~tus-Enthfillungen (Journ. £ Ornith. 86, p. 425-- 431, 1938) solehe Nachweise vermehrter Kritik ausgesetzt sein werden. In Sarawak auf Borneo wurden die Typen yon Spilor~ds cheela pallidus Walden und Sp. rufipect~ts raja Sharpe gesammelt. Der Typus yon rain, das einzige bekannte Stiick, ist kiirzlich yon C~,~SE~ ~) als nicht ausgefiirbter S. ch. pallidus angesprocheu worden. Das dfirfte abermals der Nachpriifung wert sein, da die Fliige]l~nge yon I"t. ch. pallidus aus Sarawak uud Nord-Borneo mit 356~-39,9 mm*) doch zu hoch fiber den 309 mm yon raja liegt (Schwanz 178 ram, Tarsus 70 ram). Selbst 2. ch. rich,Jwndi Swarm aus Siidwest- und wohl aueh West- Borneo seheint mir mit 324--338 (~) und 360 (~) mm ~) noch zu grofi fiir rctja zu sein. Nun liegt Knching~ der Fundort dieser R~sse, den Natuna-Inseln zugewendet; und yon dort hat C~ASn~ ~) S. ch. natu- nensis beschrieben, in dessen Variationsbreite (294--324 mm nach 1) J. L. P~T~RS, Check-List of Birds of the World, 1, p. ~70--274, Boston 1931. 2) ]~. K. SWANN, Monograph Birds of Prey p. 147--169, London 1933--34 (ira wesentlichen gen~u so in: Syn. Aceipitres, 2. Aufl., p. I~8--139~ London ]922. 3) F. N. C~AS~N,Handlist Malaysian Birds in: Bull. Raffles Mus. II, p.75, 1935. 4) E. MAY~ in: Bull. Raffles Mus. 14~ p. 12, 1938. 5) F. N. C:L~AS~ in: Bull. Raffles Mus. 9, p. 93~ 1934. Journ. f. Orn. 87. Jahrg. Jauuar 1939~ 5

Ueber die Schlangenadler der GattungSpilornis Gray

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Page 1: Ueber die Schlangenadler der GattungSpilornis Gray

87 Heft 1] 65

Ueber die Schlangenadler der Gattung SpHornis Gray. Von Wilhelm Meise.

(Museum fiir Tierkunde, Dresden.)

Die Sehlangenadler der indomalayischen Region, die abgerundete Haubenfedern tragen und auch sonst geringfiigig yon Circa~tus ab- weichen~ gehbrea zu den formenreichsten Gro~viigeln der Inselwelt. Ihre Grbi]e und ihre F~irbung unterliegen einer so starken geographischen Variation, da~ man nicht weniger als 30 Formen unterscheidet. Ich befasse reich im fotgenden mit einigen t a x o n o m i s c h e n F r a g e n und weise insbesondere anf d i e fast 100% betragende geographisehe G r b ~ ) e n v a r i a t i o n hin.

Wo kommen zwei Arten dieses Schiangenadlers nebeneinander vor?

In Pm'ERs ~) oder S ~ A ~ S ~) neuester Zusammenstellung der Spil- or~,is-Arten sind drei Stellen angegeben, un denen je zwei Arten neben- einander briiten sollen. Dagegen soil jetzt gezeigt werden, dat~ sieh an keinem Ort mehr als eine Brutvogelart dieser Gattung aufh~lt, obwohl nach STRES~AN~S Spiza~tus-Enthfillungen (Journ. £ Ornith. 86, p. 425-- 431, 1938) solehe Nachweise vermehrter Kritik ausgesetzt sein werden.

In S a r a w a k a u f B o r n e o wurden die Typen yon Spilor~ds cheela pallidus Walden und Sp. rufipect~ts raja Sharpe gesammelt. Der Typus yon rain, das einzige bekannte Stiick, ist kiirzlich yon C~,~SE~ ~) als nicht ausgefiirbter S. ch. pallidus angesprocheu worden. Das dfirfte abermals der Nachpriifung wert sein, da die Fliige]l~nge yon I"t. ch. pallidus aus Sarawak uud Nord-Borneo mit 356~-39,9 mm*) doch zu hoch fiber den 309 mm yon raja liegt (Schwanz 178 ram, Tarsus 70 ram). Selbst 2. ch. rich,Jwndi Swarm aus Siidwest- und wohl aueh West- Borneo seheint mir mit 324--338 ( ~ ) und 360 ( ~ ) mm ~) noch zu grofi fiir rctja zu sein. N u n liegt Knching~ der Fundort dieser R~sse, den Natuna-Inseln zugewendet; und yon dort hat C~ASn~ ~) S. ch. natu- nensis beschrieben, in dessen Variationsbreite (294--324 mm nach

1) J. L. P~T~RS, Check-List of Birds of the World, 1, p. ~70--274, Boston 1931. 2) ]~. K. SWANN, Monograph Birds of Prey p. 147--169, London 1933--34

(ira wesentlichen gen~u so in: Syn. Aceipitres, 2. Aufl., p. I~8--139~ London ]922. 3) F. N. C~AS~N, Handlist Malaysian Birds in: Bull. Raffles Mus. II, p.75, 1935. 4) E. MAY~ in: Bull. Raffles Mus. 14~ p. 12, 1938. 5) F. N. C:L~AS~ in: Bull. Raffles Mus. 9, p. 93~ 1934. Journ. f. Orn. 87. Jahrg. Jauuar 1939~ 5

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8 ÷ x Stricken, auch yon BIL~ON ~) ) ~'aja gut hineinpa~t. Bcvor aber die Variationsbreite yon Kuching-VSgeln nicht besser bekannt ist, mSchtc ich raja weder an Stelle yon richmondi (geographisch am wahr- scheinlichsten) noch an die yon natunensis (nach der G r51]e) setzen.

Man hat ferner frir die N i c o b a r e n drei Arten aufgez~hlt: Sp. cheela davisoni Hume wird in den letzten Jahrzetmten hSchstens einmal mit dem Ausdruck des Zweifels erw~hnt % Die einzige mir bekannte Fundortsangabe, Montschall3), wrirde sogar nach der stid- lichen Nicobarengruppe frihren, wird abet in letzter Zeit nicht mehr genannt. (War es ein Irrgast yon den Andamanen'?) Fiir die nSrd- lichen Nicobaren erkennen ROBINSON (~ KI~OSS (l. C.) die MSglichkeit des Vorkommens yon davisoni an. Es bleiben elgini, minimus und klossi. Kommt elgini wirklich auf den Nieobaren vor'? HUgE (1. c.) sagt doch ausdriieklich, daI] elgini nut auf den Andamanen and dort h~ufig gefunden worden sei, w~hrend auf Camorta und anderen Inseln der mittleren Nicobaren iniquitous, auf Gro~-Nicobar siidlich davon klossi lebt (wahrseheinlieh auch auf Klein-Nicobar gleieh daneben, wo AB~O~ & Kr~oss nut einige Sehlangenadler sahen, die R i c ~ o m ) ~) r~tselhafterweise unter mi~imus auffiihrt). Fiir elgini u n d davisoni wiiren also bestenfalls auf Car Nicobar im Norden der G-ruppe and in niichster Nachbarschaft der Andamanen Platz, doch ist mir kein Naehweis yon dort bekannt.~) - - Auch auf den Nicobaren kommen also nicht zwei Arten nebeneinander vor.

Von den A n d a m a n e n endlieh gibt man seit mehr als 60 Jahren S. elgini Tytler und S. cheela davisoni Hume an. Angebliehe Unter- schiede zwisehen diesen beiden Arten: Die Grundfi~rbung des Klein- gefieders ist bei elgini dunkelbraun, bei davisoni sehr viel heller. Die Oberbrust ist bei elgini einfarbig dunkelbraun oder (nur bei immat.?) mit kleinen, runden, weigen Flecken versehen, bei davisoni heller, hell aschbraun, rein dunkel quergebi~ndert, selten mi t einzelnen weil~e Fleck- chen. Die untere Brust and der Rest des Unterk6rpers bei elgini anf dunklerem, bei davisoni anf hellerem Grund mit rnnden 7 weiBen Flecken, nur bei davisoni auf den Schenkeln, bei beiden auf den Unterschwanz-

1) F. N. C~I~.sI~N in: Treubia 16, p. 214, 1937:304--3~4 ram; HART~r in Nov. Zool. 1~ p. 482~ 1894:9.94--306 ram.

2) F. N. CHAs~.~" & C. B. KLoss in: Ibis 1926, p. 278. 3) A. O. I-Iu~E in: Stray Feathers 2, p. 144--149, 1874. 4) C. W. RICH~IO~D, in: Proe. U. S. Nat. Mus. 25~ p. 305~ 1902. 5) Sollte das Nicobaren-Stiiek des British Museum (BLAN~O~D, Fauna Brit.

Indi~. Birds 3, 1895, p. 362) yon dort stammen?

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decken mit wei~len Querbinden gezeichnet. Die Flfigeluntersdie bei elgini schmaler well3 gebitndert und gefleekt als bei davisoni, der Schwanz bei elgini mit einem undeutlichen, schmalen, proximalen und einem breiten, hdlen, distalen Querband, bei davisoni mit einer einzigen fiber 30 mm breiten, hellen Binde.

Dazu ist zu bemerken: 1. In dieser Gattung ist die G e f i e d e r - t S n u n g ungewShnlidx v e r ~ n d e r t i c b , und zwar sowohl m i t dem A l t a r als auch mi t dem l n d i v i d u n m . Aus Celebes liegen vor mir ein Stiick mit dunkelrotbrauner Brust und schwarzer Kehle und mehrere mit milchkaffeebrauner Oberbrust und grauwei131icher Kehle (S. r. rufipectus). Auch im Gebiet yon S. ch. malayensis Swarm kommen neben hellen V6geln dunkle vor, die kaum yon der dunklen javanischen Rasse abweichen (Perak, Sumatra s. SwAx~ 1. c.), und auf den Bergen Nord-Borneos (Kinabalu und Dulit) wurden solche dunkten Tiere ent- deckt, die ich ffir individudle Varianten der Rasse pallidus, in deren Ma$- und Wohnbereich sie falten~ halten mSehte ~). S. ch. kinabalue~sis W. L. Set. wiirde dann synonym zu pallidus. Jedenfalls tauehen im B e r e i c h m a n c h e r h e l l e n R a s s e n d u n k l e T i e r e auf, so dal3 die gleiche Erscheinung auf den Andamaneu nicht gegen die Vereinigung von etgini und davisoni sprechen kann.

2. Es gibt Gebiete, wo wei$e runde Fteckung und cl~eela-~hnliche d u n k l e Q u e r b g n d e r u n g auf aschbrauner Oberbrust bei dem gleichen Schlangenadler vorkommen, z. B. bei dem Typus yon S. ch. floweri (Swann) aus Tahkaman (Siam). Die dunkle Zeichnung tritt bei daviso~i und welter siidlich wohnenden Formen als Erbgut inclischer Ahnen auf) die ungezeichnete Oberbrust der dunkleren Tiere ist mehr auf die dunkel gef~rbten Formen tier Grot]en Sunda-Inseln bezogen~).

3. Die beiden Varianten unterscheiden sich offenbar auch dauernd dadurch, dab bei elgini die S c h e n k e l nut weit~ g e t u p f t , bei daviso~i aber q u e r g e b ~ n d e r t sind, ein Merkmal unausgef?irbter Tiere bei vieleu Rassen~ z. B. den indischen, anscheinend aber ein bis zum Alter erhaltenes Markmal yon minimus und abbotti (H~J~E, 1. c. und RILEYq). Ausgef~rbte Tiere der meisten Rassen haben wie e(qini runde Flecken start tier Schenkelbi~nderung. Dieser Unterschied ist also ebenfalls am

1) Umgekehrt kenne ich aus Java helle Tiere, and KU~ODA (Birds Java 2, p. 527~ Tokio 1936) spricht ausdr~'mklich yon einer helleren und einer dunkleren Phase.

2) Ein Vogel des Dresdner Museums ans Baram: Nord-Borneo~ ist auf der Oberbrust sehr deutlieh dunkel gebEndert.

3) J. It. RzLEv, Prec. U. S. Nat. Mus. 75: Ar~. 4~ p. 11, 1929. 5*

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besten durch Annahme zweier paralleler Ausbildungstbrmen der Art- dctmanenrasse (zweier Allele) zu verstehen.

4. Der Unterschied in der B ~ n d e r u n g der F l i i g e l a n t e r s e i t e und in der S c h w a n z b ~ n d e r u n g spiegelt sich in der Altersvaria~ion mehrerer Rassen wieder and diirfte kaum ernsttich fiir eine Trennung der beiden ,,Arten" spreehen, zumal ja der Jugendschwanz viel mehr und anders verteilte Binden zeigt.

5. Auch sonstige U n t e r s c h i e d e s t r u k t u r e l l e r ~) and b i o - [ o g i s c h e r A r t sind mir nicht bekannt geworden oder scheinen doch trotz Hv~IE (1. e.) nieht zu bestehen. Die Mal]e stimmen vStlig iiber- ein, die Lebensweise ebenfa]ls (Hv~E hielt zun~chst daviso~d fiir viel seltener, sparer fiir gleich hgmfig: Stray Feathers 4, p. 281, 1876). A. L. BU~LEI~ ~) hat zwar davisoni h~iufiger und mehr in der Mangroven- zone bei Krebsnahrung angetroffen als auf Lichtungen und an baum- bestandenen AbhEngen~ wo die Lieblingspl~tze yon elgini lagen - - aber diese Verteilung gilt offensichttieh nur fiir die wenigen e r 1 e g t e n Sehlangenadler. Fiir die Vereinigung spricht besonders, dai~ man yon elgini kein Jugendkleid mit v511ig weil]liehem lInterkSrper kennt (W. T. BI~A~FOgD in: Fauna British India~ Birds 3~ p. 361 f. 1895), natiirlieh nicht, denn die J ungen sind wahrseheinlich hetter braun and daher al]e ins davisoni-Fach gekommen. Man kennt abet nicht ganz ausgef~rbte dunkle elgini mit hellem Kopf, woraus eben auch aui Zweiphasigkeit geschlossen wird.

6. Endlich ist es eine t i e r g e o g r a p h i s c h e E r w ~ g u n g , die zur Vereinigung der Fo t~en nStigt: Man hat n~m]ieh dctvisoni immer an cheela angesehlossen, auch mi'~imus (und 7;lossi), zwei benaehbarte Rassen~ aber weiter siidlieh lebende Rassen sind mit elgini vereinigt worden. Bei C~ASEN & KLOSS (!" c.) stehen sie noeh 1926 yon Nord naeh Slid wie folgt nebeneinander:

Fliigell~i~lge ~) S. cheela daviso~d tt. elgi~d elgini Andamanen 385--410 ram ~)

(auch Nicobaren) S. ,, minimus Zentr. Nicobaren 288--300 mm ~) S. . ktvssi S~ld]. Nicobaren 958--975 ram

1) Es wird iibereinstimmend fiir beide Formen angegeben, dal] die unbe- fiederte Stelle an den Kopfseiten ausgedehnfer als bel cheela sei (tic,E, 1. c., 1874 und BLA~FO~D, 1. c.).

2) A, L. BuTrmu in" Journ, Bombay Nat. Hist. Soe, 19,~ p. 684~ 1899. 3) aNaeh SWANN ]. c. 4) 355--394 durch Umrechnung yon tlu~E's sehr alter Mal~en (]. c.). 5) 256.5--292 nach RIr~EY 1. c.

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Fliigell~;nge 1) H elgini abbotti Simalur 330--362 mm ~)

S. cheela salvadorii Nias 290--304 mm ~) H. dgini sipora Siporu 318 ram.

Diese Verteilung hat C ~ A s ~ 1935 (1. c.), wieder aufgegeben. Abbotti und sipo~,'a stellte er jetzt zu cheela, obwohl gerade sipora nach Urbeschreibung und Abbildung (Ibis 1926, Tar. 3) sehr groI]e Aehnlichkeit mit elgini haben mu~. Ich kann daraus nur schlie~len~ daft die Variation auf den And~manen (beide , ,Formen" sind z. B. auf der Siid-Andaman- Insel haufig) zwei verschiedene Typen erzeugt und erhatten hat~ wiihrend auf den siidlich anschlie~enden Inseln jeweits nur ein Typus vorzu- kommen seheint. , D a v i s o n i " i s t n.ur d ie h e l l e V a r i a n t e ( d a s h e l l e A l t e l ) u n d d a m i t s y n o n y m zu e l g i n i .

Es leben also nirgends zwei Arten der Gattung Spilornis neben- einander.

Was ist Spilornis astttrinus A. B. Meyer ?

Von den 7 Arten, die SCLATJen 1919 ~) und SwAiN (1. c.), bezw yon den 6 Arten, die P~TEas 1931 (I. e.) anerkennt, ist eine allen Untersuchern der letzten 50 Jahre nie vor die Augen gekommen, Spilornis asturinus A. B. M.~). Den Typus im Dresdner Museum, das einzige Stiiek, halte ieh naeh der GrSge und der Helligkeit seiner Fi~rbnng far einen Vertreter der yon Nias besehriebenen Form Sp. salvadorii Berlepseh"). Der Vogel mausert das Groggefieder. Fliigel- li~nge 300 (nach M]~YzR 305--310), Sehwanzlfinge 184 (M. 190)~ Tarsus 72, Mittelzehe ohne Kralle 37, Schnabel yore Ende der Wachshaut 29 ram. Kinn und Wangen grau, Kehle br~untich. Auf der blal~ graurostbraunen Oberbrust sind schmale dunkle B in den angedeutet, die weil3en Plaeken auf der etwas intensiver getSnten Unterbrust, den Weichen und dem Baueh sind z. T. undeutlich dunkler eingefagt, auf jeder Feder stehen 3--5 Paar dieser rundticben Fleeken. Die Unterschwanzdecken sind anseheinend ganz einfarbig weil~lich gewesen. T i b i c n s c h m a l b r a u n g e b ~. n d e r t , Unterfliigeldeeken und Fliigelbug fast einfarbig weil~, nur die kleinen Decken ein wenig braun gezeichnet. Die ~ul]erste Hand-

1) Nach SwA~ L c. 2) 315--360 mm nach Rm~Y, 1. c. 3) 280, 313 fiir 2 (5 ~ 0 nuch J v ~ in litt. 4) W. L. SCLA~R in: Bull. BriL Orn. Club 40, p. 88--41, 1919. 5) SB. Abh. Isis Dresden 1884~ Abh. p. 13, 1884 (parr. ignota). 6) Nov. Zool. 2~ p. 73, 1895 (Nius, Typus in Frankfurt a. M., Paratypus in Tring-

New-York).

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schwiage zeigt auf der Unterseite eine 5 cm breite braunschwarze Spitze, dann ein 4 cm breites grauweiries, ein 2 cm breites schwarz- braunes Band und schliel~lich eine weiriliehe Basis. Die br~unlichwefl]e, scharf abgesetzte Schwanzbinde ist 4 cm breit und yon ether 5 cm breJten braunschwarzen Subapikalbinde sowie ether 4 cm breiten dunkel- braunen Binde eingefaSt, tier dem Grunde zu eine weirilichbraune~ nicbt scharf abgesetzte Zone folgt.

Erfre ulieherweise gab die F 1 ii g e 11 ~% n g e die b este Spur zur Kl~rung des Falles. Die Zwergformen mi~im~s und lclossi scheiden infolge noch kieinerer Marie bezw. anderer F~rbnng aus. Auch raja yon Borneo und natu~ensis yon den Natuna-Inseln and Billiton sind etwas dunkler (s. o.), und aus ihrem Bereich diirfte vor 1870 kaum Sammetgut nach Dresden gekommen sein. Es blieb mir daher nut iibrig, den Typus yon ast~rinus mit der Nias-R~sse zu identifizieren, die als blafibraun beschrieben wurde and am Fliigel nnr 290 und 304 mm mirit.

Herr Dr. J u ~ war so freundlich, den Typus yon asturinus im Leidener Museum mit den 2 deft vorhandenen ozO z yon Nias zu ver- gleichen. Er schreibt mir: ,Eines der beiden ozff ist nicht ausgef~rbt. Es hat einige braun ges~umte Riicken- und Naekenfedern. Die Unter- fliigeldecken sind weiri wie bet asturinus. Das adulte Stiick hat dagegen schmale braune B~nder ant den Unterfliigeldecken. Tibien bet beiden Tieren wie bet asturinus geb[indert und Hosen (die beim asturinus- Typus feMen) ebenfalls stark braun nnd weiri geb~ndert. Der Riieken ist beim adulten Tier so blari wie bet asturinus~ und die F~rbung der Brust- und Bauchfedern stimmt bet allen 3 BSdgen gut iiberein. Fliigel and Schwanz (stark bestorien) messen bet den beiden Leidener ozo " t~1. 2.80, 313, Schw. 183, 179 ram."

Daraus folgt, dart tier S e h l a n g e n a d l e r yon N i a s in Znkunft Spilornis cheela asturinus A. B. M. heirien muri und salvadorii ein Synonym wird.

Wie lfillt sich die fiattung Spilornis gliedern ?

Die b i s h e r i g e G l i e d e r u n g yon Spilornis schliel~t sieh eng an die verdienstvolle Zusammenstellung yon W. L. S c L ~ (t. c.) an. SCLATEn fiihrte cheeta mit 14 Rassen, elgini, minimus, klossi, rufipectus (3 Rassen); asturinus and holospilus (2 Rassen) auf, insgesamt also 23 Formen in 7 Arten. C ~ s ~ x & KLoss (1. c.) haben klossi und minimus zu cheela, abbotti (bet SCLnTnR eine cheela-Form) and sipora (nene Rasse) zu elgini gestellt, wiirden also ant nut 5 Arten kommen. C~ASE~ hat alas spi~ter wieder abge~ndert (s. o.), wodureh aber die

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Artenzahl nich~ ver~ndert wird. RILE~ (1929, 1. c.) will abbotti und ~lossi Ms Sonderarten stehen lassen~ minimus an cl~eela~ sipora an elgini anschlie~en, wiirde also auch 7 Arten erhalten. P~rEns (1931, 1. c.) ziihlt 6 Arten auf, well er minimus und k~ossi als Art mit 2 Rassen yon cheela abtrennt und sieh dadurch yon C~Asn~ & KLoss 1926 entfernt. Swa~" bleibt unveriindert seiner alten Anffassung treu (1. c.) und folgt ganz eng 'SeLATER'S Darstellung. Da er aber abbotti als besondere Art hinstellt, erh~lt er gar 8 Arten. Schon 192'2 unterscheidet er ferner 5 weitere (yon ibm 1920 und 1922 beschriebene) cheela-Formen, wozu an Rassen 1926 noch sipora und 1934 natunensis kommen. Von den 30 Former gehen aus oben dargelegten Griinden wenigstens 4 verloren, und zwar salvadorii, davisoni, kinabaluensis und raja (bezw. richmondi oder natunensis). Ob sieh die yon Hinterindien (z. B. fioweri) und auch sonst beschriebenen Rassen alle halten lassen, oder ob noch einige yon den 26 Formen zu streiehen sin(l, kann ich mangels Vergleichs- materials nicht entscheiden.

Tats~ehlieh kiinnte man a ! 1 e F o r m e n z u e i n e r A r t vereinigen, da sich alle vertreten und geniigend nahe Beziehungen zwischen ihnen vorhanden sind. Ein Einteilungsprinzip ist schwer zu finden. Da dunkle und helle Phasen an manchen Stellen nebeneinander leben~ ist die Helligkeit der Grundffirbung nieht zu verwenden, noch weniger das Vorhandensein oder Fehlen yon Querzeichnungen an Kehle and Ober- brust oder am Tibialgefieder, noeh weniger die GrSl]e, da ja der Ueber- gang yore Himalaya-Riesen zu den Natuna-Zwergen (und damit auch zn den mehr durch Ffirbung abweiehenden Nicobaren-Zwergen) voll- kommen ist. Die Gliederung der Gattung wiirde jedenfatls ganz ver- schieden ausfallen, je nachdem welches der genannten Merkmale man fiir die Einteilung benutzen wiirde. Die rStliehe UnterkSrper-F~rbung yon Celebes- und Sula-V6getn (rufipectus und sulaensis) wfire ein gutes Merkmal, wenn nicht Jahrzehnte lang ein junger Borneo-Vogel yen der granbraanen Gruppe offenbar wegen r6tlicher TSnung (raja) als rufipectus-Rasse anerkannt gewesen w~re. Wirklich scharf abgetrennt sind nnr die auch auf dem OberkSrper durchweg weig gefleckten Philip- pinen-VSgel holospilus und panayensis.

Ich wiirde Spilornis in d r e i R a s s e n k r e i s e o d e r A r t e n ein- teilen, cheela (ira gleichen Umfang wie bei PETERS, dazu minimus, ]dossi, elgini, abbotti, sipora), rufipectus (2 Rassen) and holospilus (2 Rassen). Die U n t e r t e i l u n g yon cheela k a n n entweder aus geographischen Griinden oder - - wenn m~n diese gewichtig mitspreehen l~l~t - - aus morphologischen Griinden n i c h t recht b e f r i e d i g e n , well diese Art

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so sprunghaft var i i er t H a t man doch unglaublich lange weir entfernt

wohnende Populationen mit dem gleiehen Namen belegt, z. B. die Palawan-VSgel mit dem der hellen Andamanen-Form. Ich kann es mir nicht versagen, dureh eine Anordnung aller Formen dieser Gattung naeh der Fliigelliinge auf die Sprunghaftigkeit dieses Merkmals und auf die ungewShnliche, fast 100°/o betragende Variationsbreite hinzuweisen. Nieht immer finden sich hierbei auf den kleinsten Inseln die kleinsten Formen (s. palawanensis, elgini) aber immer sind die nSrdtiehen Formen grSBer als die siidlichen (sobald man nur die grol]en Inseln - - aul]er einem Teil Borneos - - and das Festland vergleieht).

Formen yon Spilornis, nach der Oriige geordnet.

(* : kleine Inseln. Fliigell~nge in mm nach SwA~, wenn ~ieht anders ange- geben. Verbreitungsgebiet und ttelligkeit bezw. Dunkelheit der F~rbung' sind ganz grob angegeben).

1. Himalaya 495--532 cheela hell 2. Fokien bis Oberbirma 430--490 rieketti sehr hell 3. Formosa 470--481 hoya mittel 4. @r~ter Tell Br. Indiens 430--474 melanotis ,, 5. Birma his Frz. Hinter-

indien antler Tonkin 430--4.62 burmanicus sehr hell 418--463 ~) (+ flowvri) ~)

6. Hainan 393--430 rutherfordi hell 7. Palawan usw. 380--410 palawanensis , 8. *Andamanen 385--410 elgini (davisoni) hell and dunkel

355--394? s. o. 9. Ceylon, Travaneore 370--375 (~ spiloyaster mittel

i0. Tenasserim bis Bali 348--39~ bassus + malayensis 3) hell und dunkel perple~cus sehr hell pallidus (+ kinabaluensis) hell und dunkel

11. *Riu-kin-Inseln 360 19 Nord-Borneo 362--392 4)

330 ~) 13. Philippinen (meiste Inseln) 341--367

368, 386 ~) holosl)ilus rStlieh 14, Celebes 39.2--3757) rufipectus ,~ 15. Siid- und West-Borneo 324--360 *) richmondi

309 ? 8) + raja ? mittel

1) D~LACOU~ & JABOUILLE, Oiseaux Indoehine fran~. % 88, Paris 1931. 2) 411--494 ram ! 3) In der GrSl]e nioht yon bassus zu unterscheiden. 4) MAY~ 1. e. 5) Baram, ~Ius. Dresden, diese Rasse? 6) g . C. Mc G~Eeo~, Man. Phitipp. Birds p. 228 f. Manila 1909. 7) M~Y~ & ~Viau~swo~T~, Birds Celebes p. 5, 1898. 8) Typus yon ra jas , o.

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87 Heft 1] Die Schlangenadter der Guttung S2ilornis.

16. *Simalur 315--3601) abbotti dunkel 17. *Bawean 3~8--34~ baweanus ,, 18. *Sipora 318 ~_ sipora , 19. *Pan~y u. a. Philippinen 317 ~ panayensis hell (rStlich) 20. *Sula-Inseln,

Peling and B~nggai 305--398 sulaensois rStlich 21. *Natuna and Billiton 295--324 ~) natunensis mitteI 29. *Nias 280--318 ~) asturinus hell 93. *mittl. Nieobaren 288--300

256:5--29'2 ~) minimus 258--275 klossi

hell 24. *s[idI. Nicobaren sehr hell

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Da die Variationsbreiten nicht ausreichend bekannt sind, kann man vorstehende Gr5genanordnung nieht als endgiiltig ansehen. Im grogen und ganzen gibt sie aber zweifellos ein richtiges und ein un- gewShnlieh eindrucksvolles BiId. Ieh vermute, dag dieser Tagraubvogel unter allen VSgeln verhiiltnismggig die stgrkste Griil~envariation in dem Gebiet zwisehen dem Himalaya und den Riu-Kiu-Inseln, den Philippinen, den Sula-Inseln und Bali aufzuweisen hat.

Ergebnis,

Von den S c h 1 a n g e n ~ d 1 e r n der Gattung Spilornis kommt a n k e i n e r S t e l l e m e h r a l s e i n e A r t vor - - die ~rachpriifung gegen- teiliger Angaben fiber Borneo, die Nicobaren und die Andamanen bitdet den ersteu Teil dieser Mitteitung, und S. cheela elgini ~'on den Andamanen wird als dimorph betrachtet (elyini ist das dunkle, davisoni das helle Allet).

Spilornis asturinus, dessen Typ nnd einziges bisher bekanntes Stack ohne Herkunftsangabe im Dresdner Museum aufbewahrt wird, geh5rt zu der Nias-Rass% die fortan S. cheela asturinus statt salvadorii zu nennen ist.

Die 24--26 Formen dieser Gattung kann man zu einer oder - - u m die Uebersicht zu e r l e i c h t e r n - zu d r e i R a s s e n k r e i s e n zusammenfassen (S. cheela mit 20--22 Subspecies, rufipectus und holo- spilus mit je 2 Subspezies). Die U n t e r g l i e d e r u n g yon cheela nach morphologischen Gesichtspunkten ist wegen der geographisch sprunghaft verteilten und in den Merkmalen nieht gekoppelt verlaufenden Variation nichtbefriedigend, daher am besten geographisch (s. Sc~AT~ bzw.

1) R~L~Y I. c. 2) C~AsEN 1937, 1. c. 3) s.o. ~) R I ~ Y 1. c.

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74 J. Orn. WII, I~LM Mms~: Die Schlangenadler der Gattung Spilornis. [ 1939

P~'~Rs) durchzufiihren. Die Uebersicht der G r 5 B e n v a r i a t i o n a t l e r Formen gibt einen Eindruck yon diesen Schwierigkeiten und zeigt, dab yon tier Malayischen Halbinsel bis zum Himalaya die Zunahme der Fliigell~nge etwa 30°/o betr~gt, und da~ auf kleinen Inseln (auBer den Andamanen und Palawan) die kleinsten Formen auftreten, deren Flfigel- lange nut 52 °/o yon dcr des Himalaya-Riesen betr~gt. Diese GrSBen- steigerung yon mehr als 90°/0 zwischen den Nicobaren nnd dem Himalaya iibersteigt a]les, was mir aus dem gleichen engen Gebiet, ja sogar aus dem g~nzen Vogelreich bekannt geworden ist.