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XX. Uber Tubenabschluss nach der Totalaufmeisselung. Yon Prof. Dr. Gerber in K6nigsb-erg i. Pr. In der Sitzung der Berliner otologisehen Gesellsehaft vom 19. Juni 1906 hat Herr Eekstein tiber die Fiillung retroauri- kul~rer ()ffnungen mit Paraffin gesproehen, die aueh an meiner Klinik wiederholt vorgenommen sind und iiber die seiner Zeit yon Sokolowski~) beriehtet worden ist. In der sieh an den Vortrag ansehliel~enden Diskussion wurde Herr Dr. Eekstein yon Herrn Dr. Levy gefi'agt, ob sehon ein- mal Yersuehe yon ihm vorgenommen sind, um den Tubeneingang in der PaukenhShle, aus dem es naeh Totalaufmeigelungen noeh reeht oft und lange eitert, dureh Paraffin zu versehliefien. Herr E c kst e in erwiderte hierauf, dab er einen derartigen ¥ersueh bei dot Tube noeh nieht gemacht habe und ihn aueh fiir teehniseh nieht gut ausftihrbar halte. Aueh wtirde~ wenn wirklieh ein meehaniseher VersehluB zustande k~tme~ eine even- tuelle Infektion dureh die Sehleimhaut weitergehen. Im iibrigen kSnne el- die Konsequenzen einer Paraffineintraufelung in eine radikal operierte HShle als Niehtspezialist zn wenig benrteilen. Im Ansehlul3 hieran mSehte ieh nun nieht unterlassen, mit- zuteilen, daft ieh diesen Versuch sehon vor etwa 2 Jahren ge- maeht habe. DerWunseh, die Tube yon tier oper[erten HShle abzusehliefien, war bei mir, wie gewil5 bei jedem Operateur, ein lebhafter. Nun weil~ ieh nieht, ob es nieht aueh anderen so gegangen ist wie mir: ieh glaube fast, dab die friiher empfohlene und getibte feste Tamponade wie an mancher verzSgerten Epidermisierunff tiber- 1) Unsere bisherigen Paraffinerfolge. Deutsche reed. Woch. 1903.

Über Tubenabschluss nach der Totalaufmeisselung

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Page 1: Über Tubenabschluss nach der Totalaufmeisselung

XX.

Uber Tubenabschluss nach der Totalaufmeisselung. Yon

Prof. Dr. Gerber in K6nigsb-erg i. Pr.

In der Sitzung der Berliner otologisehen Gesellsehaft vom 19. Juni 1906 hat Herr E e k s t e i n tiber die Fiillung retroauri- kul~rer ()ffnungen mit Paraffin gesproehen, die aueh an meiner Klinik wiederholt vorgenommen sind und iiber die seiner Zeit yon Sokolowski~) beriehtet worden ist.

In der sieh an den Vortrag ansehliel~enden Diskussion wurde Herr Dr. E e k s t e i n yon Herrn Dr. L e v y gefi'agt, ob sehon ein- mal Yersuehe yon ihm vorgenommen sind, um den Tubeneingang in der PaukenhShle, aus dem es naeh Totalaufmeigelungen noeh reeht oft und lange eitert, dureh Paraffin zu versehliefien.

Herr E c k s t e in erwiderte hierauf, dab er einen derartigen ¥ersueh bei dot Tube noeh nieht gemacht habe und ihn aueh fiir teehniseh nieht gut ausftihrbar halte. Aueh wtirde~ wenn wirklieh ein meehaniseher VersehluB zustande k~tme~ eine even- tuelle Infektion dureh die Sehleimhaut weitergehen. Im iibrigen kSnne el- die Konsequenzen einer Paraffineintraufelung in eine radikal operierte HShle als Niehtspezialist zn wenig benrteilen.

Im Ansehlul3 hieran mSehte ieh nun nieht unterlassen, mit- zuteilen, daft ieh diesen Versuch sehon vor etwa 2 Jahren ge- maeht habe.

DerWunseh, die Tube yon tier oper[erten HShle abzusehliefien, war bei mir, wie gewil5 bei jedem Operateur, ein lebhafter. Nun weil~ ieh nieht, ob es nieht aueh anderen so gegangen ist wie mir: ieh glaube fast, dab die friiher empfohlene und getibte feste Tamponade wie an mancher verzSgerten Epidermisierunff tiber-

1) Unsere bisherigen Paraffinerfolge. Deutsche reed. Woch. 1903.

Page 2: Über Tubenabschluss nach der Totalaufmeisselung

212 XX. GERBER, Uber Tubenabschlul~ nach der Totalaufmeil~elung.

haupt, so aueh an manehem Offenbleiben der Tube sehuld ge- wesen sein mug. Ganz neuerdings habe ieh mieh zu vSltig tampon- loser Naehbehandlung entsehlossen und glaube, dal~ diese aueh dem Tubenabsehluf~ gtinstig sein wird~ wie sie a u f das Tempo de r A u s h e i l u n g in e in ig 'en F a l l e n g e r a d e z u zauberha f t g e w i r k t hat. Freilieh werden aueh dadureh Fiille genug n i e h t beeinflufit werden. Der Vorsahlag Heines~), das Trom- melfell niaht ganz zu entfernen, sondern tiber den Tubeneingang zu transplantierea, sahien mir yon vornherein sehwer ausftihr- bar undist mir bisher wenigstens nieht geglttekt. In den meisten in Frage kommendeu Fallen sind ja aueh vom Trommelfeli kaine oder doeh keine brauahbaren Reste vorhanden, und wo sie es sind, sind sie wi~hrend tier Operation sahwer zu kor~- servieren.

Naehdem ieh nun das Paraffin bei Nasendifformit~ten, retro- aurikulltren Offnungeu und frtiher aueh naeh StirnhShlenopera- tionea wiederholt mit gutem Erfolge angewandt, kam ieh eben auf den Gedanken, aueh die Tube d u r e h e i n e n P a r a f f i n - pfr op f yon der operierten HShle abzusperren. Selbst wenn ein dauernder Versebluii der Tuba niaht m5glieh sein sollte, so wtirde iah aueh einen zeitweiligen sahon fur einen grofien Ge- winn ansehen, - - einen Versehlul~ der wenigstens so tange dauert, bis die Epidermisierung der HShle vollendet ist. Ist diese ein- real gitnzlieft mit fester Epidermis bekleidet, so ¢rseheint es mir noah sehr fraglieh, ob das Tubensekret, das ja durehaus nieht immer ein eitriges ist, ihr noeh viel anhaben kann.

Die Versuehe nun, die wir frtiher in dieser ttinsieht ge- maeht, sind abet mit31ungen. Es gelang nieht, einen festen Ab- sehluf~ herzustel len,- vielleieht ist das damals verwendete Ma- terial zu weieh gewesen, undes gelingt jetzt mit dem festeren Paraffin, das die neuen Spritzen mit sehraubbaren Kolben in fast ganz erstarrtem Zustande herauszudrehen gestatten, -- bessere Rasultate zu erzielen.

Ieh habe jedenfalls inzwisahen andere Wege eingesehlagen, um einen TubenabsehluB zu erzielen, und werde, falls einer yon ihnen zum Ziele ftihren sollte dartiber beriahten.

Vorlaufig seheint mir die primiire Transplantation eines Epidermisl,~ippahens tiber den tympanalen Tubeneingang am ver- heifiungsvollsten.

I) Operationen am Ohr. S. 104.