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[ www.ukpt.de ]
Der Wechsel von Anspannung und
Entspannung ist entscheidend
Stress !
UKPTSPEZIALDas Themenheft der Unfallkasse Post und Telekom
Stress ist kein neues Phäno-
men. Seit der Urzeit kennt
der Mensch diese Phasen der
intensiven physischen und
psychischen Anspannung.
Waren sie jedoch in früheren
Zeiten vor allem eine Reak-
tion auf lebensbedrohliche
Situationen, die dem Stein-
zeitmenschen eine schnelle
Flucht vor dem Feind oder
einem Raubtier ermöglichte,
sind die Anforderungen für
den Menschen im 21. Jahrhundert weitaus vielfältiger:
Viele Arbeitnehmer klagen über Stress am Arbeitsplatz,
weil sie sich über- oder auch unterfordert fühlen, weil sie
Zeit- und Termindruck haben, oder gar um ihren Arbeits-
platz fürchten müssen. Und auch in anderen Lebensberei-
chen sind sie nicht vor Stress gefeit. Im Straßenverkehr,
in der Beziehung, ja selbst beim Ausüben von Hobbys
kann Stress entstehen. Auch wenn sich die körperlichen
Stress-Reaktionen der Urmenschen und der Frauen und
Männer in der Neuzeit gleichen, so geht es heute weniger
um Rückzug, als darum, sich dem Stress zu stellen. Denn
ihn zu ignorieren hat bisweilen gravierende Folgen für
Gesundheit und Wohlbefi nden. Psychische Faktoren wie
erlebter Stress, das belegen zahlreiche Studien, spielen eine
immer größere Rolle bei Erkrankungen und Fehlzeiten. In
dieser Ausgabe von „UK PT Spezial“ sagen wir Ihnen, wie
Sie erkennen, ob Sie gestresst sind – und was Sie dagegen
tun können.
Fragen Sie uns, fordern Sie uns – und haben Sie viel Spaß
beim Lesen!
Ihr
Dr. Rudi Vetter
Geschäftsführer der Unfallkasse Post und Telekom
Liebe Leserin,
lieber Leser,
3Inhalt
UK PT Spezial
Thema // Stress
Herausforderung Stress
Auf die Dosis kommt es an
Glaubenssätze und „irrationale Gedanken“
Selbstgemachter Stress
Info // Schon gewusst ?
Ärger im Bauch
Stress erhöht das Unfallrisiko
Befragung
Stress am Arbeitsplatz
Arbeitsumfelduntersuchung
Belastungen auf der Spur
Nachgefragt
Was spielt sich bei Stress im Körper ab ?
Inhalt
4
8
11
11
12
13
14
16
17
18
18
19
21
22
23
Praxis // Tipps für Sie
Strategie
Aktive Stressbewältigung
Entspannung
Begegnen Sie dem Stress
Augenübungen
Gönnen Sie Ihren Augen eine Pause
Stuhlgymnastik
Machen Sie Bewegungspausen
Auszeiten
Neue Kraft tanken
Was hilft noch ?
Motivieren Sie sich selbst
Rat und Tat // Checklisten
Checkliste „Stress“
Prüfen Sie Ihre Warnsignale
Checkliste „Berufliche Belastungen“
Welchen Stresssituationen fühlen Sie sich ausgeliefert ?
Was ? Wo ? // Service
Adressen, Ansprechpartner, Links, Impressum
4 Thema // Stress
UK PT Spezial
Kleine Glaskugeln statt Tarnmantel
Sehen und gesehen werden
5Thema // Stress
UK PT Spezial
Herausforderung Stress
Das Phänomen „Stress“ ist in den vergangenen Jahren zu einem populären Thema geworden. Es gibt kaum einen
Bereich des Alltags, der nicht mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden könnte: Wir kennen Stress am
Arbeitsplatz, Stress im Straßenverkehr, Stress in der Familie und reden über Leistungs-, Beziehungs-, Freizeit-
oder gar Kindergartenstress.
Auf die Dosis kommt es an
Ich bin gestresst“ ist eine häufi ge Antwort auf die Frage nach
dem Befi nden. Und „das kommt vom Stress“ ist eine gän-
gige Erklärung für die Beeinträchtigung von körperlichem und
seelischem Wohlbefi nden. Stress – darunter kann sich jeder so-
fort etwas vorstellen. Jeder kennt Situationen, in denen er sich
manchmal genervt, gereizt oder überfordert fühlt, kennt das Ge-
fühl, dass einem die Dinge über den Kopf wachsen, dass nur der
Wunsch bleibt, sich auf eine einsame Insel zurückzuziehen.
Dem nahezu infl ationären Gebrauch des Begriffs Stress steht
jedoch eine zunehmende Bereitschaft der Menschen gegenüber,
Fragen ihrer Gesundheit beziehungsweise Krankheit in Zusam-
menhang mit der Gestaltung ihrer eigenen Lebenssituation zu
sehen und darauf einzuwirken. Stress wird oft als äußeres Übel
(miss-)verstanden, dem der Einzelne hilfl os ausgeliefert ist, als
Merkmal einer sich immer schneller drehenden Welt, die immer
neue und immer größere Anforderungen stellt.
Positiver Stress
Stress gehört zum Leben, aber es kommt – wie bei allem – auf
die richtige Dosis an. Zuviel Stress kann ebenso krank machen
wie zu wenig Stress. Stellen Sie sich vor, Ihr Wunsch nach der
einsamen Insel hätte sich erfüllt und Sie hätten ab sofort nur
noch Sonne, Meer, Ruhe und Einsamkeit. Das wird Sie zwei,
drei, maximal vier Tage befriedigen, spätestens ab dem fünf-
ten herrscht Langeweile. Jeder Mensch braucht Anregungen
von außen, um sich weiterzuentwickeln. Stress – im Sinne von
positiv erlebten Herausforderungen – macht das Leben erst ab-
wechslungsreich, spannend und lebenswert. Die Stressforscher
sprechen in diesem Fall von positivem Stress. Denken Sie an
Ihre Führerscheinprüfung, die Sie bestanden haben, einen Wett-
kampferfolg oder an ein berufl iches Problem, an dessen Lösung
Sie beteiligt waren. Solche Erfolgserlebnisse schaffen (Selbst-)
Bestätigung und Selbstvertrauen, machen Mut für neue Heraus-
forderungen.
6 Thema // Stress
UK PT Spezial
physiologische Alarmbereitschaft
Verbrauch der Stressenergie
Erschöpfung, Regeneration, Auffüllen der Energiespeicher
Alarmphase Handlungsphase Erholungsphase
Negativer Stress
Ein negatives Stresserleben stellt sich ein, wenn die Anfor-
derungen nicht (mehr) bewältigt werden, wenn wir keine Mit-
tel und Wege kennen, um das Stressproblem zu lösen. Stress
kann somit defi niert werden als Ungleichgewicht zwischen den
Anforderungen, deren Bewertung durch die Person und ihren
individuellen Handlungsressourcen.
Die biologische Stressreaktion
Prüfungen, sportliche Wettkämpfe, berufl iche Herausforde-
rungen, das alles sind Situationen, die zunächst mit Anstrengung
und Aufregung verbunden sind. Der Organismus macht sich be-
reit, diesen Herausforderungen zu begegnen: Puls, Atmung und
Herzschlag beschleunigen sich, der Blutdruck steigt, Stresshor-
mone werden produziert. Energien werden schlagartig freige-
setzt, um den Körper binnen kürzester Zeit auf Höchstleistun-
gen vorzubereiten. Diese biologische Stressreaktion ist übrigens
ein uraltes Reaktionsmuster des Menschen zur Vorbereitung
auf Kampf oder Flucht.
Die so entstandene Stressenergie muss nun in irgendeiner
Form abgeführt werden, was idealerweise im Rahmen der
Bewältigung der Herausforderung geschehen sollte. Nach der
Erregungsphase muss dem Organismus Gelegenheit zur Erho-
lung gegeben werden. Diese Ruhephasen sind notwendig, um
Kraft zu tanken für die nächste Herausforderung. Geschieht dies
nicht und verbleibt der Organismus in einer ständigen Hoch-
spannung, wird er zunächst Warnzeichen in Form von funktio-
nellen Störungen (Nervosität, Unruhe, Mattigkeit, Anspannun-
gen) geben. Werden diese nicht beachtet, entwickeln sich nach
einiger Zeit Organerkrankungen als Stressfolgeschäden.
Der Wechsel von Anspannung und Entspannung ist von ent-
scheidender Bedeutung für die seelische Ausgeglichenheit und
körperliche Gesundheit. Die unterschiedlichen Phasenverläufe
im Stressgeschehen wurden von Hans Selye, einem Pionier der
Stressforschung, dargestellt. Der Mediziner fand eine charakte-
ristische Abfolge von drei Phasen in Auseinandersetzung mit
einem Stressor (= Stressauslöser): Die Alarmphase (physiologi-
sche Alarmbereitschaft), die Handlungsphase (Verbrauch der
Stressenergie) und die Erholungsphase (Erschöpfung, Regene-
ration, Auffüllen der Energiespeicher). Die Phasen sollten bei
einer idealen Lebensgestaltung abwechseln: Perioden der An-
spannung sollten immer wieder Phasen der Entspannung fol-
gen und diesen wieder Phasen der Anforderung.
Eine Herausforderung ?
Neben diesen biologischen Mechanismen des Stressgesche-
hens gibt es weitere Faktoren, die das Stresserleben beeinfl us-
sen. Hierzu zählen subjektive Bewertungen, die bestimmen, ob
aus einem potenziellen stressauslösenden Faktor positiver oder
negativer Stress wird. Wenn wir keine Möglichkeiten haben
(real oder in der Vorstellung), dem Stressor adäquat zu begeg-
nen, wird die Herausforderung als unangenehm, bedrückend
und bedrohend erlebt, als negativer Stress. Haben wir jedoch
genügend Ressourcen (Kraft, Kenntnisse, Selbstvertrauen), das
Problem anzugehen, die Belastungen zu reduzieren oder auf-
zuheben, werden wir die Herausforderung gelassen annehmen
und die Situation als eine Chance zur Weiterentwicklung und
Bestätigung unserer Kompetenzen einstufen. Wir erleben posi-
tiven Stress. Die Einschätzung von potenziell stresserzeugenden
Anforderungen hängt ab von Gewohnheiten, den Erfahrungen
mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit, mit Erfolgs-
oder Misserfolgserlebnissen, Persönlichkeitsmerkmalen und
7Thema // Stress
UK PT Spezial
Stimmungen. Das bedeutet: Stresserleben ist also sehr individu-
ell. Was für den einen Stress bedeutet, lässt einen anderen völlig
kalt und befl ügelt wieder andere zu Höchstleistungen.
Stresserleben
Woran merkt man, dass man unter Stress steht? Lapidar
könnte man sagen: Wenn die Situation uns im Griff hat und
nicht umgekehrt. Die Stressreaktionen sind – ebenso wie die
Stress auslösenden Faktoren – sehr spezifi sch. Der eine reagiert
mit schlechter Laune und fährt schnell aus der Haut, ein anderer
mit Resignation, Niedergeschlagenheit und Rückzug. Die kör-
perlichen Symptome sind ebenfalls recht unterschiedlich.
Stressforscher haben inzwischen herausgefunden, dass es
zwei Typen von Stress-Persönlichkeiten gibt:
• Typ-A-Menschen sind im Allgemeinen leicht erregbar, auf-
brausend und nervös. Sie neigen bei Dauerstress zu Erkran-
kungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt.
• Typ-B-Menschen sind äußerlich eher ruhig und „schlucken
den Ärger hinunter“. Sie sind eher anfällig für Magen-Darm-
Krankheiten.
Unter den typischen Stresssymptomen wie Schlafstörungen,
Verspannungen, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Beschwer-
den leiden beide Typen.
Stressmanagement
Wer stressgeplagt ist, sollte sich eines klarmachen: Es gibt
Möglichkeiten, den empfundenen Druck positiv zu beeinfl ussen.
Zu einem Großteil haben wir es selbst in der Hand, ob wir uns
vom Stress beherrschen lassen. So vielfältig wie die Stress aus-
lösenden Faktoren und die Reaktionen jedes Einzelnen darauf
sind, so verschieden sind auch die Gegenmaßnahmen. Es gibt
kurzfristige Methoden des Stressabbaus und langfristige Stra-
tegien der Stressbewältigung. Stress kann durch Änderung der
Einstellung reduziert werden (s. S. 9f), durch die direkte Ausein-
andersetzung mit dem Stressauslöser (s. S. 14f) oder durch den
Einsatz von Entspannungstechniken (s. S. 16ff). Weitere Maß-
nahmen, die sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen haben,
sind Zeit- und Selbstmanagement, die Um- und Neubewertung
von Situationen, positives Denken, Bewegung und die Suche
nach einem Stressausgleich, um Abstand zu gewinnen. \
8 Thema // Stress
UK PT Spezial
9Thema // Stress
UK PT Spezial
Glaubenssätze und „irrationale Gedanken“
Stress kann von außen kommen: die Baustelle vor dem Bürofenster, ein Krankheitsfall in der Familie, Konfl ik-
te mit Kollegen, Einkaufen in der Stoßzeit, der tägliche Stau auf dem Weg zur Arbeit. Oft ist ein großer Teil des
Stresses aber auch selbstgemacht.
Selbstgemachter Stress
Selbstgemachter Stress resultiert aus Glaubenssätzen,
irrationalen Bewertungen und unhaltbaren Überzeugun-
gen, die zu einem stressverschärfenden Denkmuster führen.
Glaubenssätze wie
„Ich muss immer für meinen Betrieb da sein.“„Ich muss immer für meinen Betrieb da sein.“
„Es gibt nichts Schlimmeres, als Fehler zu „Es gibt nichts Schlimmeres, als Fehler zu machen.“machen.“
„Ich will mit allen Leuten gut auskommen.“„Ich will mit allen Leuten gut auskommen.“
„Das schaffe ich nie.“„Das schaffe ich nie.“
„Wenn ich mich auf andere verlasse, bin ich „Wenn ich mich auf andere verlasse, bin ich verlassen.“verlassen.“
„Es ist wichtig, dass ich alles unter Kontrolle „Es ist wichtig, dass ich alles unter Kontrolle habe.“habe.“
„Ich muss ständig daran denken, was alles „Ich muss ständig daran denken, was alles passieren könnte.“passieren könnte.“
führen zu entsprechendem Verhalten. Hinter dem Anspruch, es
allen recht machen zu wollen, bei allen beliebt zu sein oder der
Angst vor dem eigenem Versagen stecken (legitime) Wünsche
nach Erfolg, Anerkennung, Zugehörigkeit, Selbstbestimmung,
Sicherheit und eigenem Wohlbefi nden.
Angst und Anstrengung
Aber: Hinter diesen Glaubenssätzen verbergen sich auch aus-
geprägte Ängste vor Misserfolg und eigenem Versagen, vor Ab-
lehnung und Zurückweisung, vor Kritik und Kontrollverlust.
Um diesen Ängsten zu entgehen, unternimmt eine Person
mit diesen Glaubenssätzen entsprechende Anstrengungen:
Sie macht alles selbst, sie traut niemandem, sie kann nicht nein
sagen, sie nimmt Hilfsangebote nicht wahr und auch nicht an.
Das alles bringt Stress mit sich, der nicht sein müsste. Hin-
zu kommt, dass Personen mit diesen Denkstilen alle Ereignisse
entsprechend ihrem Denkmuster interpretieren: Sie sehen nur
die negativen Aspekte einer Situation (der Kollege liefert die
Zuarbeit eine halbe Stunde später ab), sie verallgemeinern ne-
gative Erfahrungen (sind doch alle gleich), sie beziehen alles auf
sich (alle sind gegen mich) und sie katastrophisieren (das ist das
Schlimmste, was mir passieren konnte).
Einstellungen sind verlernbar
Eine Änderung stressverschärfender Denkmuster ist nicht ein-
fach, da Einstellungen sich über längere Zeit aufgebaut haben und
nicht von heute auf morgen zu ändern sind. Aber Einstellungen,
die man einmal gelernt hat, kann man auch wieder verlernen.
Überlegen Sie, welche Befürchtungen und Ängste sich hinter
Ihren Denkmustern verbergen und woraus diese resultieren. Die
Aussage „Ich kann das nicht“ hat den Vorteil, dass ein anderer
die unbequeme, schwierige, unangenehme Aufgabe übernimmt
– Ihnen aber mit Sicherheit interessante und herausfordernde
Angebote in Zukunft nicht mehr gemacht werden. Sind dieser
Gedanke und die dahinter stehende latente Angst das wirklich
wert?
10 Thema // Stress
UK PT Spezial
Die Geschichte vom Mann mit dem HammerEin Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat
er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen.
Also beschließt unser Mann hinüberzugehen und ihn
auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was,
wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will?
Gestern schon grüßte er mich nur so fl üchtig. Vielleicht
war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorge-
schützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich
habe ihm doch nichts getan; der bildet sich da etwas
ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte,
ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann
man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen
abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das
Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf
ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt
reicht’s mir wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet,
der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“
sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie
sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ \
(aus: Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein)
Ich schaffe
es!
Ich schaffe
es!
Bringen Sie Ihren Kopf auf neue Gedanken
Schritt 1: Finden Sie irrationale Glaubenssätze heraus:
Was kommt Ihnen automatisch in den Kopf, wenn Sie
mit neuen Situationen konfrontiert werden? („Das schaf-
fe ich nie.“ „Immer ich.“ „Das wird schief gehen.“)
Schritt 2: Finden Sie einen alternativen Gedanken. („Erst
mal probieren.“ „Ein langer Weg beginnt mit dem ersten
Schritt.“ „Eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu sam-
meln.“ „75 % reichen auch.“)
Schritt 3: Verankern Sie Ihren neuen Gedanken im Alltag:
• Hängen Sie ihn an Ihren Badezimmerspiegel.
• Sagen Sie ihn 20 Mal am Tag laut vor sich hin.
• Wiederholen Sie Ihren Gedanken vor dem
Einschlafen.
• Nehmen Sie den Gedanken als neuen
Bildschirmschoner. \
Der Gedanke „Ich hab’ ja ohnehin keine Chance“ führt
dazu, dass Sie nie erfahren werden, ob Sie es vielleicht geschafft
hätten.
Hüten Sie sich auch vor der „sich selbst erfüllenden Prophe-
zeiung“: Wenn Sie erwarten, dass etwas eintritt, wird es auch
eintreten. Wenn Sie glauben, dass die Kollegen wenig hilfsbereit
sind, dann werden Sie auch keine Hilfe angeboten bekommen.
Der Grund dafür ist, dass Sie
a) nicht fragen,
b) jede Abweichung von Ihren Vorstellungen bezüglich der Aus-
führung als Bestätigung Ihrer Einstellung sehen und
c) Ihren Kollegen gar keine Chancen einräumen, das Gegenteil
zu beweisen. \
11Info // Schon gewusst ?
UK PT Spezial
Hektik, berufl iche Unzufriedenheit und ein schlechtes
Betriebsklima führen zu einem stark erhöhten Unfall-
risiko im Straßenverkehr. Ein Team von Arbeitspsychologen der
Universitäten Bochum und Jena fand heraus, dass die innere
Einstellung zur Arbeit großen Einfl uss auf das Verhalten im Ver-
kehr hat. Danach führt die Arbeitsbelastung allein noch nicht
zu einer gesteigerten Unfallgefährdung. Wer mit seiner Arbeit
zufrieden ist und das Betriebsklima als angenehm empfi ndet,
fährt in der Regel entspannt und mit geringem Unfallrisiko nach
Hause. Doch bei negativem Stress, wenn starke Belastung und
Unzufriedenheit zusammenkommen, gehen insbesondere Män-
ner ein höheres Risiko beim Fahren ein und verursachen häufi -
ger Unfälle. Vor allem „Ärger im Bauch“ über den Chef oder die
Kollegen führt zu Unkonzentriertheit im Straßenverkehr. \
Termin- und Zeitdruck, schlechtes Führungs verhalten
von Vorgesetzten und die Angst, den Arbeits-
platz zu verlieren – das sind die größten Belastungen für
Arbeit nehmer. So jedenfalls heißt es in einer Betriebsräte-
Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Der Untersuchung
zufolge haben in den letzten Jahren psychische Belastungen
wie beispielsweise Zeitdruck oder Arbeitsintensität in den
Betrieben praktisch fl ächendeckend zugenommen. So stieg
die Belastung in nahezu allen Großbetrieben (1000 und mehr
Mitarbeiter), aber auch in 84 % der Kleinbetriebe (bis 50
Beschäftigte). Körperliche Belastungen haben sich hingegen
unterschiedlich entwickelt. Während sie in einem Drittel
der Betriebe zugenommen haben, gibt es fast ebenso viele
Betriebe (30 %), in denen die Mitarbeiter einer geringeren
körperlichen Belastung als vor fünf Jahren ausgesetzt sind. \
Befragung
Stress am Arbeitsplatz
Ärger im Bauch
Stress erhöht das Unfallrisiko
12 Info // Schon gewusst ?
UK PT Spezial
Wenn Anzeichen wie zum Beispiel ein hoher Kran-
kenstand, Leistungsrückgang oder Unzufrieden-
heit dafür sprechen, dass im Unternehmen Mitarbeiter belas-
tet sind, bieten die Präventionsfachleute der Unfallkasse Post
und Telekom auf Anfrage Arbeitsumfelduntersuchungen an,
welche die Arbeitsbedingungen in der entsprechenden Orga-
nisationseinheit analysieren.
Die Analyse umfasst fünf arbeitsplatzrelevante Bereiche:
1. Arbeitsinhalt (Fragen zur Unter- / Überforderung, Qualifi kati-
on, Abwechslungsgrad der Tätigkeit)
2. Arbeitsmittel (Fragen zur Verfügbarkeit und Qualität der
Arbeitsmittel)
3. Arbeitsorganisation (Fragen zum Ausmaß des Entschei-
dungs-, Handlungs- und Gestaltungsspielraums)
4. Arbeitsumgebung (Fragen zur physischen Belastung durch
die Arbeitstätigkeit)
5. Betriebsklima (Fragen zur Kooperation und Kommunikation
mit Kollegen und Vorgesetzten)
In Vier-Augen-Gesprächen zwischen einem Beschäftigten und
einem Mitarbeiter der Unfallkasse Post und Telekom werden
die Fragen aus den fünf Bereichen erörtert, wobei jeder befragte
Mitarbeiter Art und Ausmaß „seiner“ Belastung schildern kann.
Die Durchführung eines Interviews dauert etwa 20 Minuten.
Die erhobenen Daten werden von der Unfallkasse Post und
Telekom anonym ausgewertet und in einem Abschlussbericht
zusammengefasst, der auch Vorschläge zur Beseitigung bean-
spruchungsrelevanter Faktoren enthält. \
[kontakt:]
Dr. Fritzi Wiessmann
Tel.: 06151 872-790
[Infoschrift:]
Arbeitsumfelduntersuchung
MatNr.670-095-336
zu bestellen beim Service-
Center der UK PT unter
Tel.: 07071 933-0
Arbeitsumfelduntersuchung
Belastungen auf der Spur
13Info // Schon gewusst ?
UK PT Spezial
Nachgefragt bei ...Dr. Anna Maria Schweiger, Arbeitsschutzärztin der
Unfallkasse Post und Telekom
Was spielt sich bei Stress im
Körper ab?
Der Körper wird durch die
Stressreaktion auf einen Zu-
stand maximaler Leistungsfä-
higkeit vorbereitet. Sowohl auf
positiven als auch auf negati-
ven Stress reagiert der Mensch
immer mit einer hormonellen
und nervalen Reaktionskette.
Hormone sind chemische
Botenstoffe, die wichtige
Funktionen wie Stoffwechsel, Schlaf, Wohlbefi nden, Psyche
etc. regulieren. Bei Stress wird von einem Hirnbereich, der
unsere unbewussten Gefühle, Stimmungen und Ängste beein-
fl usst, ein Hormon ausgeschüttet, das die Hirnanhangdrüse zur
Hormonproduktion veranlasst. Dieses Hormon wiederum wirkt
auf die Nebennierenrinde und führt dort zur Ausschüttung
von Kortisol. Das Stresshormon Kortisol veranlasst den Körper,
Energie bereitzustellen: Eiweiße und Fette werden abgebaut,
der Blutzucker steigt. Auch wirkt es antiallergisch und entzün-
dungshemmend, schwächt aber die Immunabwehr.
Gleichzeitig wird unser Nervensystem aktiviert, das die Mil-
lionen Zellen unseres Körpers steuert. Es gibt das willkürliche
und das unwillkürliche Nervensystem. Das eine unterliegt un-
serem Willen. Das andere steuert die Funktionen, die wir nicht
willentlich beeinfl ussen können, wie Verdauung, Herzschlag etc.
Dieses vegetative Nervensystem besteht aus dem Sympathikus,
der anregend und mobilisierend wirkt, und dem Parasympathi-
kus als bremsendem und beruhigendem Gegenspieler. Der Sym-
pathikus schüttet bei Stress innerhalb von Sekunden aus dem
Nebennierenmark die Hormone Adrenalin und Noradrenalin
aus. Diese steigern die Herz- und Atemfrequenz, der Blutdruck
steigt, die Sauerstoffaufnahme der Lungen wird verbessert,
Magen-, Darm- und Blasentätigkeit werden verlangsamt, Spei-
chelfl uss sowie die Schmerzempfi ndung werden vermindert.
Warum kann Stress krank machen?
Werden die bereitgestellten Energien nicht abgerufen – sei
es durch körperliche Kraftanstrengung (Kampf oder Flucht)
oder ersatzweise durch eine sportliche Betätigung – so bleibt
der Körper in einem andauernden Spannungszustand. Die
Körperfunktionen werden überfordert, die hormonellen Re-
gelkreise verstellt. Schwerwiegende Erkrankungen können
folgen. \
[kontakt:]
Dr. Anna Maria Schweiger
Tel.: 06151 872-810
14 Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
In manchen Stress-Situationen reicht es nicht aus, die inne-
re Einstellung zu ändern, sondern es sind aktive Stressbe-
wältigungsstrategien gefragt. Das bedeutet, sich mit dem Stres-
s or – einer Situation oder einer Person – auseinanderzusetzen
und zu versuchen, diesen Stressor zu ändern.
Bei dieser Strategie empfi ehlt sich eine Vorgehensweise in
mehreren Schritten. Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie sich
alleine oder mit Freunden, der Familie oder der Person, mit der
Sie Stress haben, zusammen und gehen Sie die einzelnen Schritte
durch. Die Strategie können Sie privat wie berufl ich anwenden.
1. Analysieren Sie die belastende Situation.
Wann tritt der Stress auf? Was passiert? Wer ist daran be-
teiligt?
2. Wie soll es denn sein ?
Defi nieren Sie das erwünschte Verhalten / den erwünschten
Zustand.
3. Sammeln Sie Ideen wie Sie vom IST zum SOLL kommen.
Am besten erarbeiten Sie Lösungen gemeinsam mit anderen:
Mehr Köpfe haben auch mehr Ideen. Lassen Sie auch unge-
wöhnliche Ideen zu und bewerten Sie die Vorschläge noch nicht
nach ihrer Umsetzbarkeit.
4. Wählen Sie einen oder mehrere Vorschläge aus.
Gehen Sie die Vorschläge noch einmal durch und wählen Sie
passende für sich aus. Setzen Sie sich auch mit den ungewöhn-
lichen Vorschlägen auseinander.
Denken Sie an Ressourcen – privat oder im Betrieb:
Ansprechpartner, Unterstützer, Kooperationspartner.
5. Welche Hindernisse und Widerstände sind zu erwarten ?
Überlegen Sie bereits jetzt, wer oder was Ihre Vorschläge boy-
kottieren oder verhindern kann. Aktivieren Sie auch hier Ihre
Ressourcen: Ihre Ausdauer, Ihr Organisationstalent, Ansprech-
partner im Betrieb ...
6. Erstellen Sie einen Handlungsplan und setzen Sie diesen
im Alltag um.
Wie können Sie mögliche Lösungen Schritt für Schritt um-
setzen?
7. Ziehen Sie nach einiger Zeit Bilanz.
Waren Sie erfolgreich bei der Reduzierung Ihres Stresses?
Falls ja, herzlichen Glückwunsch für Ihren Mut, Ihre Tatkraft
und Ihr Engagement in eigener Sache. Falls nein, beginnen Sie
noch einmal mit Schritt 1. Vielleicht haben Sie etwas übersehen
oder der passende Lösungsvorschlag war noch nicht dabei.
1. Strategie
Aktive Stressbewältigung
15Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
Analysieren Sie die belastende Situation: Was passiert ?
Wie soll es sein ?
Wie kommen Sie vom IST zum SOLL ?
Ihr Handlungsplan ?
1.
2.
3.
Wie sieht es bei Ihnen aus ?
16 Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
Für Körper, Geist und Seele ist der Wechsel zwischen An-
spannung und Entspannung wichtig. Wodurch und wo-
mit er sich am besten entspannen kann, weiß jeder für sich am
besten: ein Opernbesuch, das Schmökern in der Badewanne oder
das Werkeln im Hobbykeller. Wichtig ist nur, dies in Stress-Hoch-
Zeiten nicht zu vernachlässigen. Die Freizeit bleibt am ehesten
auf der Strecke, Motto: „Dafür habe ich jetzt keine Zeit“. Hier tut
Konsequenz ebenso Not wie die in der Arbeit gezeigte Disziplin.
Eine gute Möglichkeit, Stressenergien abzubauen, ist Sport
jeder Art. Das schafft Distanz, erzeugt das „Glückshormon“
Serotonin und macht den Kopf frei.
Gezielte Entlastung bringen Entspannungstechniken, etwa
Autogenes Training, die Progressive Muskelentspannung nach
Jacobson, Hatha-Yoga oder Tai Chi.
Was sich in Stress-Situationen immer bewährt, sind Atem-
techniken, die unmittelbar Wirkung zeigen: Atmen Sie tief ein,
achten Sie darauf, wie Ihr Atem den Bauch hinunter strömt, hal-
ten Sie für einen kurzen Moment den Atem an und atmen Sie
dann langsam wieder aus. Sie werden merken, dass „bewusstes
Atmen“ Sie beruhigt. Wenden Sie die Atementspannung immer
an, wenn Sie in stressige Situationen kommen. \
Entspannung
Begegnen Sie dem Stress2.
17Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
Augenübungen
Gönnen Sie Ihren Augen eine Pause3.
Das Sehen bei der Bildschirmarbeit spielt sich voranging
im Nahbereich ab: die Augen sind ständig auf eine
Textstelle oder eine Zahl konzentriert und die Augenmuskeln
werden in dieser Stellung auf Nahsehen angespannt. Die Augen
können keine großen Bewegungen machen, eine einseitige Be-
lastung der Augenmuskulatur ist die Folge.
Um die Belastungen für Ihre Augen nach langer Bildschirmar-
beit zu reduzieren, können Sie folgende Minuten-Übungen ma-
chen. Führen Sie die Übungen langsam und behutsam durch, am
besten mehrere Male am Tag – bevor die Augen schmerzen.
Achten malen
Schauen Sie in die Ferne und malen Sie mit Ihren Augen
langsam je sechsmal eine liegende, dann eine stehende ‚Acht’.
Konturenzeichnen
Schauen Sie in den Raum oder aus dem Fenster und suchen
Sie sich einen Gegenstand – die Kaffeemaschine, den Drucker,
einen Baum, ein Haus – den Sie in seinen Konturen mit den
Augen nachzeichnen.
Schläfen- und Augenmassage
Schließen Sie Ihre Augen. Massieren Sie mit Ihrem Mittelfi n-
ger für etwa 30 Sekunden Ihre Schläfen.
Schnell durchführbar und spürbar wirksam ist auch eine
Augen-Massageübung. Die dabei stimulierten Akupressurpunk-
te wirken sich außerdem auch positiv auf Kopfschmerzen und
Migräne aus.
Kopfkreisen
Bei Verspannungen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich,
hilft folgende Übung:
Schließen Sie die Augen und bewegen Sie Ihren Kopf nach
rechts in kleinen kreisenden Bewegungen. Lassen Sie die Bewe-
gungen allmählich immer größer werden. Anschließend ändern
Sie die Drehbewegung und führen die Spirale in immer kleiner
werdenden Kreisen zurück. Zum Abschluss legen Sie den Kopf
auf die Brust und gönnen Sie sich das angenehme Gefühl im
Nacken- und Schulterbereich. \
18 Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
• Gönnen Sie sich kurze Verschnaufpausen, auch oder
gerade, wenn Sie keine Zeit haben. Zwischen einzelnen
Gesprächen, Besprechungen, Konferenzen, Aufträgen,
Arbeiten, Telefonaten gibt es sicherlich zwei oder drei
Minuten, in denen Sie ‚ausatmen‘ und neue Kraft
tanken können.
• Öffnen Sie das Fenster und machen Sie einige tiefe
Atem züge. Schauen Sie, was draußen passiert oder
schauen Sie in den Himmel.
• Wenn Sie etwas mehr Zeit haben, laufen Sie einmal um
den Block oder die Treppe runter und hoch.
• Machen Sie eine Atemübung oder eine Bewegungs-
pause.
• Trinken Sie ganz bewusst eine Tasse Tee, eine Tasse
Kaffee.
• Besuchen Sie Ihre Kollegen für einen kurzen Plausch
(aber nur, wenn Sie nicht stören).
• Programmieren Sie sich positiv: Denken Sie an
Erfolge, an liebe Menschen, an schöne Situationen, an
angenehme Erlebnisse. \
Stuhlgymnastik
Machen Sie Bewegungspausen4.
Schieben Sie Ihren Stuhl vom Schreibtisch zurück. Setzen
Sie sich gerade auf die Vorderkante Ihres Stuhls: Rücken
gerade, Füße schulterbreit und fest auf dem Boden. Arme auf
den Oberschenkeln.
Übung 1: Spannen Sie Gesäß und Bauchmuskulatur an. Anspan-
nen und lockerlassen. Ziehen Sie Ihre Schultern nach hinten.
Übung 2: Kreisen Sie mit den Schultern. Wechseln Sie die Rich-
tung.
Übung 3: Strecken Sie Ihre Arme nach oben (Hände hoch). Zie-
hen Sie die Schulterblätter hinten zusammen und drücken Sie
die Arme nach hinten. Insgesamt 15 Sekunden lang.
Übung 4: Strecken Sie Ihre Arme nach vorne und umfassen Sie
mit der rechten Hand Ihr linkes Handgelenk. Ziehen Sie jetzt
mit Ihrer rechten Hand den linken Arm in die Länge. Umfassen
Sie nun mit der linken Hand das rechte Handgelenk und ziehen
Sie den rechten Arm lang. \
Auszeiten
Neue Kraft tanken5.
19Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
Was hilft noch ?
Motivieren Sie sich selbst
Selbstmotivation
Suchen Sie die Motivationskiller: Was genau macht Sie un-
zufrieden? Wie wollen Sie gute Leistung bringen, wenn Sie sich
nicht wohl fühlen? Wie wollen Sie Kunden überzeugen, wenn
es Ihnen an Begeisterung fehlt? Wie wollen Sie Kreativität ent-
wickeln, wenn Sie immer daran denken, wann endlich Feier-
abend ist?
Ziehen Sie Bilanz: Wohin wollen Sie? Was ist das Ziel?
Welche Fähigkeiten haben Sie? (Wissen, Geduld, Fertigkeiten ...)
Welche Unterstützung haben oder benötigen Sie?
Eine Begeisterung verlangt ein Wofür. Wenn man Strategien,
Ziele und Aufgaben nicht versteht, entsteht keine Identifi kation.
Fragen Sie nach.
Überlegen Sie, was Ihr Arbeitsplatz Ihnen bietet: Sicherheit,
Kontakte mit Kollegen, fi nanzielle Unabhängigkeit, Möglich-
keiten, Ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, Erfolgs-
erlebnisse ...
Stehen Sie Veränderungen nicht generell negativ gegenüber.
Veränderungen bergen Risiken, bieten aber auch Chancen.
Selbstmanagement
Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch, sondern gehen Sie in
kleinen Schritten vor. Auf diese Weise haben Sie mehr Erfolgs-
erlebnisse.
Gehen Sie nicht zu selbstkritisch mit sich um: Jeder macht mal
Fehler. Stellen Sie sich nicht beständig selbst in Frage. Misserfolge
sind Lernsituationen. Aber überlegen Sie auch, wo andere die
Nase vorn haben und welches Potential noch ausbaufähig ist.
Refl ektieren Sie Ihr Anspruchsniveau. Passen Anspruchs-
niveau (zum Beispiel engagierter Mitarbeiter, liebevoller
Ehemann, guter Familienvater, ambitionierter Vereinsvor-
sitzender), Fähigkeiten und Belastbarkeit zusammen oder
ergeben sich Diskrepanzen? Erhöhen oder reduzieren Sie
Fähigkeiten oder Anspruchsniveau. Stimmt das „Kosten-Nut-
zen-Verhältnis“?
Überlegen Sie, was Sie tun können, um Stress am Arbeits-
platz zu reduzieren: Zum Beispiel Arbeiten neu verteilen, Kon-
fl ikte bereinigen, ein Gespräch mit dem Chef führen ...
6..
20 Praxis // Tipps für Sie
UK PT Spezial
Überprüfen Sie Ihre Einstellungen: Halten Sie an stress-
erzeugenden Glaubenssätzen und irrationalen Gedanken fest:
Ich muss alles 150 % machen“, „Ich muss bei allen beliebt sein“,
„Ich darf keine Fehler machen“ ...?
Unterliegen Sie nicht dem Phänomen der „Sich-selbst-erfül-
lenden-Prophezeiung “ (self fulfi lling prophecy). Es treten nahe-
zu immer die Konsequenzen ein, die man von anderen erwartet
oder von sich selbst glaubt.
Erwerben Sie neue Kompetenzen: Wenn Sie Defi zite feststel-
len, dann erweitern Sie Ihre Fach-, Methoden-, Handlungs- und
Sozialkompetenz, in dem Sie zum Beispiel Seminare zu Kon-
fl iktmanagement, Zeit- und Aufgabenmanagement oder Um-
gang mit schwierigen Kunden besuchen.
Selbstorganisation
Schaffen Sie sich Rituale. Rituale geben Halt und sind ein
Stück Arbeitskultur. Beispiele für Arbeits-Rituale: Nach Arbeits-
ende den Schreibtisch aufräumen. Um 14 Uhr eine Tasse Kaffee
oder Tee trinken. Sich mit Kollegen zur Frühstückspause treffen.
Bauen Sie sich Netzwerke auf: Suchen und halten Sie Kontakt
zu Kollegen aus Nachbarabteilungen. Suchen Sie sich Verbündete.
Machen Sie öfter mal Pausen. Nicht nur passive, die nichts mit
der Arbeit zu tun haben, sondern auch aktive Pausen. Wechseln
Sie die Tätigkeit: Anstatt Briefe zu schreiben, telefonieren Sie.
Suchen Sie sich einen Stress-Ausgleich: Treiben Sie Sport
(ein sehr guter Stress-Killer), pfl egen Sie soziale Kontakte, ge-
nießen Sie Ihr Hobby ...
Erlernen Sie eine (Kurz-)Entspannungstechnik, mit der Sie
auch im größten Stress gelassen bleiben (Atementspannung,
Progressive Muskelentspannung).
Falls nichts mehr geht ...
Verlagern Sie Ihre Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung oder
sozialer Anerkennung vorübergehend in den privaten Bereich.
Orientieren Sie sich (berufl ich) neu oder um – innerhalb oder
außerhalb Ihres Unternehmens.
Falls Sie nur noch unzufrieden sind: Dann kündigen Sie.
Auch das ist eine Lösung. \
21Rat und Tat // Checkliste
UK PT Spezial
CHECKLISTE
Prüfen Sie Ihre Warnsignale für Stress
Diese Symptome können Anzeichen für Dauer-Überforde-
rung sein. Tragen Sie bei starker Belastung 2 Punkte ein,
bei leichter 1 und bei gar keiner Belastung 0 Punkte und
addieren Sie die Zahlen.
Bewertung
0–10 Punkte
Sie können sich über Ihre relativ gute gesundheitliche
Stabilität freuen. Ein Entspannungstraining wird bei Ihnen
vor allem vorbeugende Wirkung haben.
11–20 Punkte
Kettenreaktionen von körperlichen und seelischen Stress-
reaktionen fi nden bei Ihnen bereits statt. Sie sollten
möglichst bald damit beginnen, Ihre Kompetenzen zur
Stress bewältigung zu erweitern.
21 Punkte und mehr
Sie stecken bereits tief im Teufelskreis der Verspannungen,
emotionalen Belastungen und Gesundheitsstörungen. Sie
sollten auf jeden Fall etwas gegen Ihren Stress und für mehr
Gelassenheit, Ruhe und Leistungsfähigkeit tun. \
Anzeichen für Stress Punkte
Körperliche Warnsignale
Herzklopfen / Herzstiche
Engegefühl in der Brust
Atembeschwerden
Einschlafstörungen
Chronische Müdigkeit
Verdauungsbeschwerden
Magenschmerzen
Appetitlosigkeit
Sexuelle Funktionsstörungen
Muskelverspannungen
Kopfschmerzen / Migräne
Rückenschmerzen
Kalte Hände / Füße
Emotionale Warnsignale
Nervosität / innere Unruhe
Gereiztheit / Ärgergefühle
Angstgefühle / Versagensängste
Unzufriedenheit / Unausgeglichenheit
Lustlosigkeit
Innere Leere, Ausgebranntsein
Anzeichen für Stress Punkte
Kognitive Warnsignale
Ständig kreisende Gedanken / Grübeleien
Konzentrationsstörungen
Leere im Kopf (Black out)
Tagträume
Albträume
Leistungsverlust / häufi ge Fehler
Warnsignale im Verhalten
Aggressives Verhalten gegenüber anderen, Aus-der-Haut-fahrenFingertrommeln, Füße scharren, Zittern, Zähne knirschen
Schnelles Sprechen oder Stottern
Andere unterbrechen, nicht zuhören können
Unregelmäßiges essen
Konsum von Alkohol oder Medikamenten zur Beruhigung
Schleifenlassen privater Kontakte
Mehr Rauchen als gewünscht
Weniger Sport und Bewegung als gewünscht
Gesamtpunktzahl
Quelle: Gerd Kaluza „Stressbewältigung“ (2004)
22 Rat und Tat // Checkliste
UK PT Spezial
CHECKLISTE
Testen Sie Ihre berufl ichen Belastungen
Lesen Sie sich die unten stehenden Aussagen durch und
wählen Sie diejenigen aus, die auf Sie zutreffen. Kreuzen
Sie diese an, zählen Sie Ihre Kreuze zusammen.
Welchen Stresssituationen fühlen Sie sich ausgeliefert ?
Ich soll immer alles in sehr kurzer Zeit erledigen und
fühle mich dauernd unter Termindruck.
Wir haben ständig zu wenig Personal.
Ich werde immer nur kritisiert.
Wenn etwas schief läuft, hält niemand zu mir.
Ich werde selten gelobt.
Man sagt mir immer, was ich machen soll.
Andere halten sich nicht an Absprachen.
Wenn ich Aufgaben bekomme, weiß ich oft nicht
genau, was gemeint ist.
Bei uns arbeitet jeder für sich allein.
Andere behindern meine Arbeit, weil sie schlecht
vorbereitet sind.
Bei uns kämpft jeder gegen jeden.
Ich habe Verantwortung für andere.
Ich muss ständig zwischen Mitarbeitern und Vorgesetz-
ten vermitteln.
Ich stehe auf dem Weg zur Arbeit oft im Verkehrsstau.
Ich habe mich berufl ich verändert (neue Stelle, Auf-
stieg, Abstieg, Pensionierung).
In meinem Privatleben hat sich Entscheidendes ver-
ändert (Heirat, Scheidung, Geburt, Einschulung, Kind
verlässt das Haus, Tod eines Angehörigen).
Ich habe fi nanzielle Sorgen.
Ich werde bei meinen
Tätigkeiten häufi g
gestört.
Ich bekomme oft nicht
alle Informationen, die
ich brauche.
Vieles, was ich tue,
langweilt mich.
Ihr Ergebnis
0–5 Punkte
Sie scheinen Ihre äußeren Belastungsfaktoren im Griff zu
haben. Wenn nichts weiter dazu kommt, besteht keine
Gefahr, dass Sie auf Dauer gestresst sind. Sorgen Sie vor-
beugend für Belastungsausgleich, in dem Sie sich sportlich
betätigen und Ihre Hobbys bewusst pfl egen.
6 bis 10 Punkte
Sie haben einiges an Stress auszuhalten. Achten Sie dar-
auf, dass Sie sich nicht verrennen und hart und ungerecht
werden. Versuchen Sie stattdessen, aktiv in Ihrem Einfl uss-
bereich etwas zu ändern: Können Sie etwas vereinfachen,
gibt es kollegiale Hilfe, können Sie Arbeiten delegieren …?
Erlernen Sie eine Entspannungstechnik.
Mehr als 10 Punkte
Sie scheinen stark belastet sein. Hilfe und Unterstützung
durch Freunde, Bekannte und Familienmitglieder wären
jetzt für Sie sehr wichtig. Vielleicht ist sogar professionelle
Hilfe angebracht (Sozialberater, Psychologe, Seelsorger,
Coach). Sorgen Sie unbedingt für konsequenten Belas-
tungsausgleich (Sport, Entspannung, Geselligkeit,
Hobbypfl ege …)
Für alle gilt:
Wichtig ist, dass nicht zu viele Stressfaktoren (= Stresso-
ren) zusammenkommen. Einzelne Ursachen lassen sich
dann wesentlich leichter in den Griff bekommen. \
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
23Was ? Wo ? // Service
UK PT Spezial
ServiceRegelwerk Arbeitsschutz
Auf das Regelwerk Arbeitsschutz der UK PT
können Sie zugreifen über
www.ukpt.de >> Publikationen >> Regelwerk
Arbeitsschutz >> Regelwerks-Datenbank
Medien zum Arbeitsschutz
Medien zum Arbeitsschutz der UK PT fi nden
Sie unter www.ukpt.de >> Medien >> Inter-
aktives Medienverzeichnis
Formulare
Formulare können Sie über das Internet be-
kommen: www.ukpt.de >> Service >> Formulare
Seminarprogramm
Das Seminarprogramm der UK PT fi nden Sie
unter www.ukpt.de >> Seminare >> Interaktives
Verzeichnis
Ansprechpartner
Ansprechpartner der UK PT fi nden Sie unter
www.ukpt.de >> Service >> Ansprechpartner
Internet-Links
www.baua.de
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin
www.dguv.de
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
Service-Center der UK PT
Telefon: 07071 933-0
Fax: 07071 933-4399
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ukpt.de
UK PT Spezial – weitere Themen
UK PT Spezial-Hefte zu weiteren
Themen fi nden Sie unter
www.ukpt.de
Themenheft der Unfallkasse Post und Telekom (UK PT), Körperschaft des öffentlichen Rechts
Herausgeber und Verleger: Unfallkasse Post und Telekom
Geschäftsführer: Dr. Rudi VetterAnschrift: Unfallkasse Post und TelekomEuropaplatz 272072 Tübingen
2009 / MatNr 670-095-136
Texte: Dr. Fritzi Wiessmann, Arbeits- und Organisationspsychologin der UK PT
Konzept und Design, Gesamtgestaltung: steindesign – Agentur für kreative Business-Lösungen, Hannover
Typografi e und Layout elemente: Dorota Wojcicki-Wehnert
Bildnachweis:Titel: istockphoto.com S. 2: fotoliaS. 3, 4: Sven Hobbiesiefken
S. 5: shotshop.com S. 6: shotshop.com S 7, 8: Sven HobbiesiefkenS. 10: istockphoto.comS. 11: oben istockphoto.com, unten shotshop.comS. 12: istockphoto.com S. 13: oben UK PT, unten istockphoto.com S. 14: fotoliaS. 16, 17: istockphoto.com S. 18: oben istockphoto.com, unten shotshop.comS. 19: fotolia
S. 20, 22: istockphoto.comRückseite: shotshop.de
Druck: Fa. Druckerei Emil Patzschke, Neustadt / Coburg
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Verwendung unter Quellenangabe erwünscht.
Impressum
Unfallkasse Post und Telekom – Ihr Schutz in der Arbeitswelt
Prävention · Rehabilitation und Entschädigung · Regress
Nur kurz mal nicht aufgepasst, eine Sekunde abgelenkt, einen schnellen Blick aufs Handy geworfen – und schon ist es passiert.
Unfälle ereignen sich leider täglich. Auch und gerade da, wo man sich eigentlich bestens auskennt – bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin, bei der tagtäglichen Routine.
Wie sehen Sie das ?
Sicherheit im Blick
Wir finden: Jeder Unfall ist einer zuviel. Deswegen steht für uns die Prävention an erster Stelle. Wir bieten Ihnen ein umfangreiches Programm, damit Sie sicher und gesund arbeiten können.
Informationen zum Arbeits schutz und zu Leistungen im Versicherungsfall: www.ukpt.deWir beraten Sie gerne. Telefon: 07071 933-0
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