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® = eingetragene Marke der BASF SE Ultramid ® Structure LGF-Kunststoffe für Metall-Fans

Ultramid Structure...Glasfasern eine verstärkende Struktur, die in der Lage ist, mehr Last über die Fasern abzutragen. Dies äußert sich in Form der im Folgenden beschriebenen werkstofflichen

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Page 1: Ultramid Structure...Glasfasern eine verstärkende Struktur, die in der Lage ist, mehr Last über die Fasern abzutragen. Dies äußert sich in Form der im Folgenden beschriebenen werkstofflichen

Ultramid® Structure im Internet:www.ultramid-structure.basf.com

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Ultramid® StructureLGF-Kunststoffe für Metall-Fans

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Ultramid® Structure

HOCHLEISTUNGSPOLYAMID MIT LANGGLASFASER-VERSTÄRKUNG 4

SORTIMENT 6

HERSTELLUNG 7

FASERNETZWERK AUS LANGFASERN 8

MECHANISCHE EIGENSCHAFTEN 10 Steifigkeit 10 Festigkeit 11 Schlagzähigkeit und Energieaufnahme 12 Kriech- und Ermüdungsverhalten 13

SCHWINDUNG UND VERZUG 16

LANGZEIT-HYDROLYSEBESTÄNDIGKEIT 17

OBERFLÄCHENGÜTE 18

BRANDVERHALTEN 20

SCHWEISSEN 21

KRAFTEINLEITUNG UND DIREKTVERSCHRAUBEN 22

VERARBEITUNG 24 Plastifiziereinheit 24 Werkzeugauslegung 25

BAUTEILAUSLEGUNG MIT ULTRASIM® 26

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4 ULTRAMID® STRUCTUREHochleistungspolyamide mit Langglasfaser-Verstärkung

Hochleistungspolyamide mit Langglasfaser- Verstärkung

Unter dem Handelsnamen Ultramid® Structure bietet BASF langglasfaser-verstärkte Polyamide an. Diese Produktgruppe eröffnet als Teil des Ultramid®-Portfolios mit ihrem spezi-fischen Eigenschaftsprofil neue Möglichkeiten beim Metall-ersatz.

Als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den kurzglas-faser-verstärkten Polyamiden bilden die Ultramid® Structure- Typen im Bauteil ein 3D-Fasernetzwerk aus. So lassen sich Kunststoff-Bauteile realisieren, die unter anderem neben einer sehr hohen Steifigkeit gleichzeitig eine extrem hohe Zähigkeit aufweisen (Abb. 1) und für die vorher Metall zwingend erforderlich war.

Insgesamt zeichnen sich die Ultramid® Structure- Typen gegenüber kurzglasfaser-verstärkten Kunst-stoffen mit einem besonderen Eigenschaftsprofil aus:

Sehr gute mechanische Eigenschaften insbesondere bei höheren Temperaturen Signifikant verbesserte Kerbschlagzähigkeit bei Raumtemperatur und -30 °C Sehr geringe Kriechneigung Reduzierte Schwindung und Verzug Erhöhte Dauerschwingfestigkeit Verbesserte Oberflächenqualität Hohe Energieabsorption unter schneller Krafteinwirkung (Crashverhalten) Geringerer Verschleiß bei der Verarbeitung und im Bauteil (z.B. Zahnräder) Isotroperes Materialverhalten

Abb. 1: Langglasfaser-verstärkte Polyamide bieten einen Vorteil im Steifigkeits-/Zähigkeitsverhältnis

Hochleistungspolyamide mit Langglasfaser-Verstärkung

LGF

GF und schlagzähmodifiziert

GFmineralverstärkt

unverstärkt

mineralverstärkt und schlagzähmodifiziert

Cha

rpy-

Ker

bsch

lagz

ähig

keit

[kJ/

m2 ]

Zug-E-Modul [MPa]

50

40

30

20

10

0

0 5 000 10 000 15 000 25 00020 000

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5ULTRAMID® STRUCTUREHochleistungspolyamide mit Langglasfaser-Verstärkung

Weitere, für Ultramid® typische Eigenschaften wie gute Chemikalienbeständigkeit, Witterungs- und UV-Beständig-keit sowie einfache Verarbeitung bleiben ebenso erhalten wie die physiologische Unbedenklichkeit.

Durch ihr Eigenschaftsprofil (Abb. 2) ermöglichen Ultramid® Structure-Typen die Herstellung innovativer Bauteile im anspruchsvollen Metallersatz sowie einen moderneren Leichtbau durch optimiertes Bauteildesign mit dünneren Wandstärken.

Damit sind sie besonders geeignet für Anwendungen im Maschinen- und Fahrzeugbau, im Bauwesen, in Handwerks- und Haushaltsgeräten sowie im Freizeit- und Sportbereich, z.B. in:

Strukturbauteilen mit Anspruch an besonders hohe Steifigkeit und Zähigkeit, insbesondere bei erhöhten oder niedrigen Temperaturen Bauteilen mit Anforderung an Dauerbelastbarkeit Befestigungsteilen im Außeneinsatz Strukturen zur Energieabsorption

Abb. 2: Das Eigenschaftsprofil von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standard-Polyamid mit Kurzglasfaser-Verstärkung (Glasfaseranteil 50 %).

Kriechmodul(1000h, 23°C,

50% rel.-LF, 100 MPa)

Kerbschlagzähigkeit(-30°C)

E-Modul(80°C)

Zugfestigkeit(80°C)

Durchstoßenergie(23°C)

Zugfestigkeit(23°C)

¢ Ultramid® Structure A3WG10 LFX¢ PA66 GF50

0

250

200

150

100

50

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6 ULTRAMID® STRUCTURESortiment

Die Ultramid® Structure-Typen basieren auf verschiedenen Polyamid-Matrixmaterialien, die mit verschiedenen Additiven und Faserfüllgraden geliefert werden. Die Ultramid® Structure A (PA66)- und Ultramid® Structure B (PA6)-Typen zeichnen sich dabei durch besonders hohe mechanische Festigkeit, Steifigkeit, Wärmeformbeständigkeit und Beständigkeit gegen heiße Schmierstoffe sowie heißes Wasser aus.

Daraus hergestellte Teile sind dimensionsstabil und haben eine hohe Zeitstandfestigkeit. Bei den Ultramid® Structure D-Compounds handelt es sich um Spezialpolyamide, die gleich hohe mechanische Festigkeiten und Steifigkeiten sowohl im trockenen als auch im konditionierten Zustand aufweisen.

Tabelle 1: Kurze Beschreibung des Ultramid® Structure Sortiments

Sortiment

PA66 mit 40-65 Gew.-% Langglasfaser-Verstärkung

Hoch (W-Typ) SW Langglasfaser-verstärkte Spritzgusstype mit hoher Wärme- alterungsbeständigkeit für technische Artikel mit besonders hoher Steifigkeit und Energieabsorption.

PA6 mit 40-60 Gew.-% Langglasfaser-Verstärkung

Hoch (W-Typ) SW Langglasfaser-verstärkte Spritzgusstypen mit hoher Wärme- alterungsbeständigkeit für technische Artikel mit hoher Steifigkeit, hoher Schlagzähigkeit und guter Oberflächengüte.

Spezialpolyamide mit 50-65 Gew.-% Langglasfaser-Verstärkung

Mittel (E-Typ) SWUN

Langglasfaser-verstärkte Spritzgusstypen für technische Artikel mit sehr hoher Steifigkeit, Dimensionsstabilität und besonders guter Oberflächengüte.

PA66 mit 40-60 Gew.-% Langglasfaser-Verstärkung

Mittel (E-Typ) UN Ungefärbte Typen für Bauteile mit hohen mechanischen Anforderungen und für elektrische Anwendungen. Zur Selbsteinfärbung geeignet.

PA6 mit 40-60 Gew.-% Langglasfaser-Verstärkung

Mittel (E-Typ) UN Ungefärbte Typen für Bauteile mit hohen mechanischen Anforderungen, erhöhter Schlagzähigkeit, guter Oberflächengüte und für elektrische Anwendung. Zur Selbsteinfärbung geeignet.

Ultramid® Structure A Wärmestabilisierung Farbe Beschreibung

Ultramid® Structure B

Ultramid® Structure D

Ultramid® Structure wird mit der Kennzeichnung LFX (langglasfaser-verstärkt) angeboten.

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7

Gla

s-R

ovin

gs

Extruder

Sieb

AbzugKühlungImprägniereinheit

Granulierer

ULTRAMID® STRUCTUREHerstellung

Ultramid® Structure-Typen werden in einem speziellen Pultrusionsverfahren hergestellt. Dabei werden endlose Glasfaser-Rovings aufgefächert und dann in der Impräg-niereinheit, dem Herzstück des Verfahrens, mit einer geschmolzenen, bereits vollständig additivierten Poly-amidschmelze benetzt. Das spezielle Design der Impräg-niereinheit ermöglicht dabei, dass die Glasstränge nicht als kompaktes Bündel ummantelt werden, sondern jedes Filament einzeln (Abb. 3).

Im weiteren Verlauf des Prozesses werden die benetzten Glasfaser-Rovings zu kreisrunden Polyamidsträngen geformt und schließlich im letzten Schritt granuliert. Das Ergebnis des Pultrusionsverfahrens sind Granulatkörner, dessen Glas-fasern die exakt gleiche Länge wie das Granulat aufweisen.

Abb. 3: Schematische Darstellung des Pultrusionsprozesses zur Herstellung von Ultramid® Structure.

Herstellung

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8 ULTRAMID® STRUCTUREFasernetzwerk aus Langfasern

Beim Spritzguss von Ultramid® Structure entsteht in der Werkzeugkavität, wie bei vergleichbaren kurzglasfaser- verstärkten Polyamiden, ein dreischichtiger Aufbau der einzelnen Faserebenen. In Fließrichtung bildet sich eine höher orientierte Randschicht mit einer senkrecht dazu orientierten Kernschicht aus. Im Unterschied zu kurzglas-faser-verstärkten Polyamiden entsteht jedoch mit den Ultramid® Structure-Typen aufgrund der langen Fasern und der damit verbundenen geänderten Faserorientierung im Feststoff ein deutlich isotroperes Bauteil.

Als weiterer wichtiger Unterschied zu kurzglasfaser- verstärkten Polyamiden bilden die langen Glasfasern im Ultramid® Structure während des Spritzgussprozesses im Bauteil ein dreidimensionales Fasernetzwerk aus.

Dieses bildet das Faserskelett und bleibt selbst beim Veraschen des Kunststoffs erhalten (Abb. 4). Über dieses Grundgerüst können induzierte Spannungen direkt von Faser zu Faser übertragen werden. So werden temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Eigenschaftsänderungen signifikant verringert. Des Weiteren nähert sich das Kriech-verhalten und die Energieaufnahme von Ultramid® Structure an Metalle an, ohne dabei die klassischen Vorteile eines Kunststoffs zu verlieren.

Im Vergleich zu entsprechendem Kurzfasergranulat verleiht die dreidimensionale Langglasfaserstruktur von Ultramid® Structure einem Bauteil bessere Eigenschaften bei gleicher Temperatur oder identische Eigenschaftswerte bei etwa 20 °C höherer Temperatur.

Fasernetzwerk aus Langfasern

Abb. 4: Zahnrad aus Ultramid® Structure D3EG10 LFX vor und nach dem Veraschen.

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9ULTRAMID® STRUCTUREFasernetzwerk aus Langfasern

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10 ULTRAMID® STRUCTUREMechanische Eigenschaften

Steifigkeit

Die Ultramid® Structure-Typen zeigen gegenüber ent-sprechenden kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden ein lineareres Verhalten beim Zugversuch und ein größeres elastisches Formänderungsvermögen. Beide Werkstoffe weisen bis zur Glasübergangstemperatur annähernd gleiche Werte auf. Oberhalb dieser Temperatur zeigen die Ultramid® Structure-Typen jedoch 20 % — 30 % höhere E-Modulwerte. Somit sind Bauteile auf Basis von Ultramid® Structure weniger nachgiebig und lassen eine höhere reversible Formänderungen zu (Abb. 5).

Das Ultramid® Structure-Portfolio umfasst auch Typen mit einer besonders hohen Glasfaserverstärkung. So zeigt z.B. das Ultramid® Structure mit 60 Gew.-% Langglasfasern gegenüber der entsprechenden Type mit 50 Gew.-% Lang-glasfasern nochmals stark erhöhte Mechanik auf (Abb. 6).

Durch ihre Länge und die räumliche Überschneidung im dreidimensionalen Faserskelett schaffen die langen Glasfasern eine verstärkende Struktur, die in der Lage ist, mehr Last über die Fasern abzutragen. Dies äußert sich in Form der im Folgenden beschriebenen werkstofflichen Vorteile.

Eine weitere Besonderheit stellen die D-Typen innerhalb des Ultramid® Structure-Portfolios dar. Hierbei handelt es sich um langglasfaser-verstärkte Spezialpolyamide, die gegen-über reinen PA66-Compounds wie z.B. Ultramid® Structure A3WG10 LFX deutlich höhere Glasübergangstemperaturen aufweisen. So besitzt Ultramid® Structure D3EG10 LFX als besonderes Merkmal nahezu gleiche mechanische Eigen-schaften im trockenen und konditionierten Zustand bei Raumtemperatur. Die D-Typen sind insbesondere für den anspruchsvollen Metallersatz mit Dauergebrauchstempera-turen im Bereich bis 60 °C hervorragend geeignet (Abb. 6).

Mechanische Eigenschaften

Abb. 5: Temperaturabhängiger Verlauf des E-Moduls im trockenen und konditionierten Zustand von Ultramid® Structure A3WG10 LFX im Vergleich zu einem Standard-Polyamid mit Kurzglasfaser- Verstärkung (Glasfaseranteil 50 %).

Abb. 6: Temperaturabhängiger Verlauf der E-Module von Ultramid® Structure A3EG12 LFX ungefärbt und Ultramid® Structure D3EG10 LFX im trockenen und konditionierten Zustand.

18 000

16 000

14 000

E-M

odul

[MP

a]

12 000

10 000

8 000

6 000

4 000

2 000

00 20 40 8060 100 120 140

Temperatur [°C]

ULT. STR. A3WG10 LFX (trocken) PA66 GF50 (trocken)

PA66 GF50 (konditioniert)ULT. STR. A3WG10 LFX (konditioniert)

22 00020 00018 00016 00014 00012 00010 0008 0006 0004 0002 000

E-M

odul

[MP

a]

00 20 40 8060 100 120 140

Temperatur [°C]

ULT. STR. D3EG10 LFX (trocken) ULT. STR. A3EG12 LFX (trocken) ULT. STR. D3EG10 LFX (konditioniert) ULT. STR. A3EG12 LFX (konditioniert)

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11ULTRAMID® STRUCTUREMechanische Eigenschaften

Festigkeit

Im Gegensatz zur Steifigkeit ist beim temperaturabhängigen Abfall der Festigkeit ein anderes Verhalten zu beobachten. Dieser zeigt sowohl im trockenen als auch im konditionierten Zustand bei den Ultramid® Structure-Typen den gleichen Kurvenverlauf wie bei den entsprechenden kurzglasfaser- verstärkten Materialien. Dennoch macht sich auch hier der Einfluss der Langglasfasern bei den Ultramid® Structure- Typen deutlich bemerkbar: Alle Werte der Kurve haben sich um etwa 20 % nach oben verschoben (Abb.7).

Die mechanischen Eigenschaften von Ultramid® Structure lassen demnach neue Freiheitsgrade beim Bauteildesign zu. So können aufgrund der höheren Steifigkeiten und Festig-keiten neue Bauteile für den Metallersatz hergestellt werden, die in der Lage sind, höhere Lasten aufzunehmen.

Des Weiteren können Bauteile für den Leichtbau optimiert werden, indem sie bei gleicher Lastenaufnahme deutlich geringere Wandstärken aufweisen.

Häufig sind Bauteile multiaxialen Belastungen ausgesetzt. Wegen der hohen Anisotropie kurzglasfaser-verstärkter Polyamide kann eine ausgewogene Bauteilauslegung mit-unter schwierig sein. Die Ultramid® Structure-Typen zeigen demgegenüber ein isotroperes Verhalten (Abb.8).

Ein weiterer Vorteil von Ultramid® Structure ist der höhere Sekantenmodul bei erhöhten Dehnungen bzw. Spannungen. Dadurch verhält sich das Material fast linearelastisch.

Abb. 7: Temperaturabhängiger Verlauf der Zugfestigkeiten im trockenen und konditionierten Zustand von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standard-Polyamid mit Kurzglasfaser-Verstär-kung (Glasfaseranteil 50 %).

Abb. 8: Zug-Dehnungskurven längs und quer zur Faservorzugsrich-tung von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standard-Po-lyamid mit Kurzglasfaser-Verstärkung (trocken und konditioniert).

300

250

200

150

100

50

Zugf

estig

keit

[MP

a]

00 20 40 8060 100 120 140

Temperatur [°C]

PA66 GF50 (konditioniert)ULT. STR. A3WG10 LFX (konditioniert)

ULT. STR. A3WG10 LFX (trocken) PA66 GF50 (trocken)

250

200

150

100

50

Zugf

estig

keit

[MP

a]

00 742 3 5 61

Dehnung [%]

Dehnrate 0,1/s, trocken, 23 °C

250

200

150

100

50

00 742 3 5 61

Dehnung [%]

Dehnrate 0,1/s, konditioniert, 23 °C

ULT. STR. A3WG10 LFX (längs) PA66 GF50 (längs) PA66 GF50 (quer)

ULT. STR. A3WG10 LFX (quer)

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12 ULTRAMID® STRUCTUREMechanische Eigenschaften

Schlagzähigkeit und Energieaufnahme

Durch die Bildung des dreidimensionalen Glasfasernetz-werkes wird bei Ultramid® Structure die Weiterleitung eines entstandenen Risses so stark erschwert, dass ein Bauteil mehr Energie absorbieren kann bevor es versagt (Abb. 9). Deshalb besitzen die langglasfaser-verstärkten Polyamide ausgezeichnete Zähigkeitswerte ohne die sonst bei schlag-zähmodifizierten kurzfaserverstärkten Polyamiden beobach-teten Einbußen in der Steifigkeit. Des Weiteren ist bei den Ultramid® Structure-Typen eine hervorragende Kerbschlag-zähigkeit über einen sehr weiten Temperaturbereich zu beobachten. Bei Raumtemperatur sowie bei -30 °C werden annähernd gleich hohe Werte gemessen (Abb. 10), die damit gegenüber kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden mehr als doppelt so hoch sind. Selbst speziell schlagzähmodifizierte Typen (wie PA6-I GF50) schneiden schlechter ab als die vergleichbaren Langglas-Typen. Bei Ultramid® Structure ist demnach auch bei sehr niedrigen Temperaturen keine Ver-sprödung festzustellen.

Als Maß für die Energieaufnahme von Ultramid® Structure gilt der Durchstoßversuch. Bei dieser Testmethode zeigen die langglasfaser-verstärkten Polyamide neben einer signifikant höheren Energieabsorption auch ein duktileres Bruchver-halten der Prüfkörper im Vergleich zu Standard-Polyamiden (Abb. 11). Bei den Bruchbildern ist zu erkennen, dass die Fragmente des Durchstoßes nicht zersplittern, sondern nur umgebogen sind. Dies hat Auswirkungen im Crashfall, da immer noch ein Zusammenhalt des Bauteils existiert (Abb. 12).

Abb. 9: Schlagzähigkeit bei Raumtemperatur von Ultramid® Structure im Vergleich zu kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden.

Abb. 10: Schlagzähigkeit bei minus 30 °C von Ultramid® Structure im Vergleich zu kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden.

Abb. 11: Durchstoßkraft und -energie bei Raumtemperatur von Ultramid® Structure im Vergleich zu kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden.

Abb. 12: Duktileres Bruchbild nach erfolgtem Durchstoßversuch an einer Platte aus Ultramid® Structure A3WG10 LFX (links, Scharnier-bruch) und PA66 GF50 (rechts, Splitterbruch).

120

100

140

80

60

40

20

Sch

lagz

ähig

keit

[kJ/

m2 ]

Ker

bsch

lagz

ähig

keit

[kJ/

m2 ]

0

35

30

25

20

15

10

5

0PA66 GF50 PA6-I GF50Ultramid®

StructureA3WG10 LFX

Ultramid® Structure

B3WG10 LFX

90 90

14

30

105

17

31

95

120

100

140

80

60

40

20

Sch

lagz

ähig

keit

[kJ/

m2 ]

Ker

bsch

lagz

ähig

keit

bei -

30 º

C [k

J/m

2 ]

0

35

30

25

20

15

10

5

0PA66 GF50 PA6-I GF50Ultramid®

StructureA3WG10 LFX

Ultramid® Structure

B3WG10 LFX

80 85

12

32

105

14

33

90

4000

3900

3800

3700

3600

3500

3400

3300

max

. Dur

chst

oßkr

aft

[N]

max

. Dur

chst

oßE

nerg

ie [J

]

3200

16

8

9

10

11

12

13

14

15

PA66 GF50 PA6-I GF50Ultramid® Structure

A3WG10 LFX

Ultramid® Structure

B3WG10 LFX

3400

350010,8

12,3

3250

13,3

14,6

3800

Page 13: Ultramid Structure...Glasfasern eine verstärkende Struktur, die in der Lage ist, mehr Last über die Fasern abzutragen. Dies äußert sich in Form der im Folgenden beschriebenen werkstofflichen

13ULTRAMID® STRUCTUREMechanische Eigenschaften

Kriech- und Ermüdungsverhalten

Das Leistungsvermögen von Ultramid® Structure zeigt sich unter dauerhaft statischer und dynamischer Belastung. Bauteile aus Ultramid® Structure kriechen weniger und zeigen ein deutlich besseres Ermüdungsverhalten als Bau-teile aus kurzglasfaser-verstärktem Polyamid. Dies kommt insbesondere bei erhöhten Temperaturen und bei Feuchtig-keit zum Tragen.

Im Vergleich mit entsprechenden Kurzglasfaser-Typen zeigen die Ultramid® Structure-Materialien eine deutlich geringere Neigung zur Verformung durch Kriechen. Ursache hierfür ist das dreidimensionale Fasernetzwerk, in dem sich die einzel-nen Fasern gegenseitig stützen. Somit muss für die gleiche Verformung deutlich mehr Kraft aufgewendet werden bzw. ist bei gleicher Kraftwirkung eine geringere Verformung die Folge (Abb. 13).

Der Dauerschwingversuch (Abb.14) zeigt, dass Ultramid® Structure eine bis zu 100fach höhere Schwingspielzahl im Vergleich zu einem Polyamid mit Kurzglasfaser-Verstärkung erreicht (wechselnde Belastung, R=-1, f=5 Hz, Normklima [23 °C, 50 % rel.-LF]).

Abb. 13: Kriechverhalten bei verschieden stark einwirkenden Spannungen im konditionierten Zustand (23 °C, 50 % rel.-LF) von Ultramid® Structure im Vergleich zu kurzglasfaser-verstärktem Polyamid.

Abb. 14: Ermüdungsverhalten im konditionierten Zustand (23 °C, 50 % rel.-LF) von Ultramid® Structure im Vergleich zu kurzglas faser-verstärktem Polyamid.

1,41,2

0,80,60,40,2

1

Deh

nung

[%]

00,1 1 10 100 1000 10000

Zeit [h]

PA66 GF50 bei 80 MPaPA66 GF50 bei 40 MPa

Ultramid® Structure A3WG10 LFX bei 40 MPaUltramid® Structure A3WG10 LFX bei 80 MPa

100B

ruch

fest

igke

it [M

Pa]

101 10 100 1000 104 105 106 107

Anzahl Zyklen

PA66 GF50Ultramid® Structure A3WG10 LFX

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14

HOHE STEIFIGKEIT UND HOHE STEIFIGKEIT UND

GUTE MECHANISCHE EIGENSCHAFTEN BEI HOHER IGENSCHAFTEN BEI HOHER

METALLERSATZHOHE KERBSCHLAGZÄHIGHOHE KERBSCHLAGZÄHIG

DIREKTVERSCHRAUBUNG

ANWENDUNG IN HOCHBELAANWENDUNG IN HOCHBELAANWENDUNG IN HOCHBEL STETEN BAUTEILENHOHE ENERGIEABSORPTIONNERGIEABSORPTION

GUTE VERSCHWEISSEIGENSCHAFTENEIGENSCHAFTEN

EINFACHE VERARBEITUNG

LANGGLASFASER-VERSTÄRKTLANGGLASFASER-VERSTÄRKT

HANDWERKS- UND HAUSHANDWERKS- UND HAUS

REDUZIERTER VERZUG

GUTE CHEMIKALIENBESTÄNDIGKEIT

WÄRMEFORMBESTÄNDIG

NEUE FREIHEITSGRADE BEIM BAUTEILDESIGN

MASCHINEN- UND FAHRZEUGBAU

GARTENWERKZEUGGRIFF

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15

GUTE KRIECHFESTIGKEIT

LEICHTBAUHOHE STEIFIGKEIT UND FESTIGKEITZÄHIGKEIT

IGENSCHAFTEN BEI HOHER TEMPERATURERHÖHTE DAUERSCHWINGFESTIGKEIT

VERSCHLEISSARME VERARBEITUNG

HOHE KERBSCHLAGZÄHIGKEIT

NERGIEABSORPTION

EIGENSCHAFTEN

LANGGLASFASER-VERSTÄRKT

REDUZIERTE SCHWINDUNG

VERBESSERTE OBERFLÄCHENQUALITÄT

HYDROLYSEBESTÄNDIG

BAUTEILAUSLEGUNG MIT ULTRASIM®BAUWESEN

HANDWERKS- UND HAUSHALTSGERÄTE

FREIZEIT- UND SPORTBEREICH

KAFFEEMASCHINENGRIFF

SKIBINDUNGEN

NABEN IN LÜFTERRÄDERN

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16 ULTRAMID® STRUCTURESchwindung und Verzug

Neben der Verbesserung der mechanischen Eigenschaften bewirkt das dreidimensionale Faserskelett auch eine redu-zierte Verarbeitungsschwindung und somit einen geringeren Verzug. Da Langglasfasern in spritzgegossenen Bauteilen weniger stark orientiert sind als entsprechende Kurzglas-fasern, ergeben sich insgesamt weniger richtungsabhängige Eigenschaften der Bauteile. Für die Verarbeitungsschwin-dung bedeutet dies eine starke Abnahme quer zur Fließ-

richtung, während entlang der Fließrichtung ein leichter Anstieg zu beobachten ist (Abb. 15). Generell sind die Schwindung und der Verzug während der Verarbeitung abhängig von der Nachdruckphase und der Werkzeug-temperatur. Bei gleichen Verarbeitungsbedingungen sind immer die Gesamtschwindung und der Verzug der Ultramid® Structure-Typen gegen über entsprechenden Kurzglasfaser- Produkten deutlich reduziert (Abb. 16).

Schwindung und Verzug

Abb. 15: Vergleich der Verarbeitungsschwindung gemäß DIN EN ISO 294 von Ultramid® Structure-Typen und entsprechenden 50 Gew.-% Kurzglasfaser verstärktem Polyamiden.

Abb. 16: Vergleich des Verzugs von Ultramid® Structure-Typen und entsprechenden 50 Gew.-% kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden.

10,90,8

0,10,2

0,70,60,50,40,3

Ver

arbe

itung

ssch

win

dung

[%]

0

10,90,8

0,10,2

0,70,60,50,40,3

0PA66 GF50 Ultramid®

StructureA3WG10 LFX

PA GF50 Ultramid® Structure

D3EG10 LFX

PA6 GF50 Ultramid® Structure

B3WG10 LFX

Schwindung querSchwindung längs

0,35

0,99

0,42

0,73

0,3

0,75

0,32

0,52

0,26

0,65

0,24

0,46

0,35

0,05

0,3

0,25

0,2

0,15

0,1

Ver

zug

[%]

0PA66 GF50 Ultramid®

StructureA3WG10 LFX

PA GF50 Ultramid® Structure

D3EG10 LFX

PA6 GF50 Ultramid® Structure

B3WG10 LFX

0,35

0,05

0,3

0,25

0,2

0,15

0,1

0

0,3

0,11

0,3

0,11

0,2

0,09

Page 17: Ultramid Structure...Glasfasern eine verstärkende Struktur, die in der Lage ist, mehr Last über die Fasern abzutragen. Dies äußert sich in Form der im Folgenden beschriebenen werkstofflichen

17ULTRAMID® STRUCTURELangzeit-Hydrolysebeständigkeit

Ultramid® Structure zeigt eine gute Beständigkeit gegenüber Ethylenglycol, das vor allem als Frostschutzmittel eingesetzt wird. Im Automobil wird es für diesen Zweck dem Kühl-wasser normalerweise im Mischungsverhältnis 50:50 zu-gesetzt. Dadurch kann einerseits Frostschutz bis ca. -40 °C erzielt werden, andererseits ist der Dampfdruck der Mischung niedriger als der von Wasser. Dies hat zur Folge, dass bei geringerem Überdruck Kühlmitteltemperaturen oberhalb von 100 °C möglich sind.

Typische Prüfspezifikationen der Automobilindustrie werden in Labortests simuliert: In diesen Szenarien gibt es einen Kühlmitteldurchfluss bei 2 bar Überdruck und Temperaturen von 130 °C bei 2.000 Stunden Dauer.

Im Kontakt mit Ethylenglykol-Wasser-Gemischen quillt Poly amid und wird bereits nach kurzer Kontaktzeit (etwa 48 Stunden) durch diese Quellung aufgeweicht. Danach beginnt, stark abhängig von der Temperatur, ein Abbau der Polymer ketten. Dieses Verhalten findet sich im Kontakt mit allen kommerziell erhältlichen Kühlmitteln. Dafür hat BASF

bereits hydrolysestabilisierte Kurzglasfaser-Produkte mit Kennzeichnung HR (hydrolysis resistant) und HRX ent-wickelt, die gegenüber Standardprodukten unter den o.g. Einsatzbedingungen eine deutlich erhöhte Beständigkeit aufweisen.

Gegenüber den speziellen HR-Kurzglasfaserprodukten zeigt Ultramid® Structure A3WG10 LFX in Kühlflüssig keit bei Lagerung in einem Glysantin®-Wassergemisch (50:50) bei 130 °C einen leicht erhöhten hydrolytischen Abbau. Ausgehend von einer gegenüber Ultramid® A3WG7 HRX höheren mechanischen Anfangsfestigkeit liegen nach einer Lagerdauer von 2.000 Stunden das LFX-Material nur gering-fügig unterhalb der HRX-Endfestigkeit. Im Gegensatz zum Ultramid® A3WG7 HRX zeigen die LFX-Typen im gequolle-nen Zustand nahezu unveränderte Bruchdehnungen zum trockenen Zustand (Abb.17).

Die Ultramid® Structure A-Typen sind deshalb für den Ein-satz im Kontakt mit Kühlmitteln geeignet.

Langzeit-Hydrolysebeständigkeit

Abb. 17: Vergleich der Beständigkeit von Ultramid® Structure A3WG10 LFX mit der hydrolysestabilisierten Kurzglasfasertype Ultramid® A3WG7 HRX gegen Kühlflüssigkeit bei Lagerung in Glysantin®-Wassergemisch (50:50) bei 130 °C.

250

200

150

100

50

Zugf

estig

keit

[MP

a]

0

7

6

5

4

3

2

1

Bru

chde

hnun

g [%

]

00 200018001600140012001000800600400200

Zeit [h]

Ultramid® Structure A3WG10 LFX (Zugfestigkeit) Ultramid® A3WG7 HRX (Zugfestigkeit)

Ultramid® A3WG7 HRX (Bruchdehnung)Ultramid® Structure A3WG10 LFX (Bruchdehnung)

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18 ULTRAMID® STRUCTUREOberflächengüte

Aufgrund ihrer besonderen Glasfaserverstärkung weisen die Ultramid® Structure-Typen gegenüber entsprechenden kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden deutlich bessere Oberflächen auf. Durch die längeren Glasfasern befinden sich bei diesen Polyamiden im direkten Vergleich weniger Faserenden auf einer gleich großen Fläche. Hierdurch können während des Spritzgusses deutlich homogenere Oberflächen erzielt werden. Die Messung der Ober- flächenrauhigkeit beweist dies. So ist beim Ultramid® Structure A3WG10 LFX die Rautiefe Rz um etwa 10 % geringer als bei einem vergleichbaren PA66 GF50. Ebenso ist bei den Ultramid® Structure-Typen auch der Mittenrauwert Ra gegenüber entsprechenden kurzglas- faser-verstärkten Polyamiden niedriger (Abb. 18).

Aufgrund der glatteren Oberfläche weisen die Ultramid® Structure-Typen in der Glanzmessung nach DIN 67530 höhere Messwerte auf. Der verbesserte Glanz im Vergleich mit entsprechenden kurzglasfaser-verstärkten Polyamiden zeigt sich sowohl in einem Winkel von 20° als auch in einem Winkel von 60° (Abb. 19).

Für Bauteile, die eine besonders hohe Oberflächengüte auf-weisen sollen, wird die Verwendung der Ultramid® Structure B-Typen wie z.B. Ultramid® Structure B3WG10 LFX empfoh-len (vergl. Abb. 19 und 20).

Oberflächengüte

Abb. 18: Vergleich der Oberflächenrauhigkeit von Ultramid® Structure-Typen und entsprechenden 50 Gew.-% kurzglasfaser- verstärkten Polyamiden.

Abb. 19: Glanzwerte von Ultramid® Structure-Typen im Vergleich zu kurzglasfaser-verstärktem PA 66 GF50.

5

Rau

higk

eit

00,5

11,5

22,5

33,5

44,5

5

00,511,522,533,544,5

Ra Rz

4,8

4,3

0,39 0,38

Ultramid® Structure B3WG10 LFXPA6 GF50

Gla

nz

80

70

60

50

40

30

20

10

0PA66 GF50 Ultramid® Structure

A3WG10 LFXUltramid® Structure

B3WG10 LFX

80

70

60

50

40

30

20

10

0

11

36

15

46

23

70

Glanzmessung 60°Glanzmessung 20°

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19ULTRAMID® STRUCTUREOberflächengüte

Abb. 20: Ein Staubsaugerdeckel hergestellt aus Ultramid® Structure B3WG10 LFX zeigt eine besonders hohe Oberflächengüte.

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20 ULTRAMID® STRUCTUREBrandverhalten

Ultramid® Structure A, B und D beginnt, sich oberhalb von 310 °C langsam zu zersetzen. Im Temperaturbereich von 450 °C bis 500 °C bilden sich brennbare Gase, die nach ihrer Zündung weiter brennen. Diese Vorgänge werden von vielen Faktoren beeinflusst, so dass, wie bei allen brenn-baren festen Stoffen, kein definierter Flammpunkt angege-ben werden kann. Der Einsatz von Flammschutzadditiven soll die Entstehung von Bränden verhindern (Entzündung) bzw. im Brandfall dessen Ausbreitung minimieren (Selbst-verlöschung). Als Zersetzungsprodukte bei der Verschwe-lung und Verbrennung entstehen im wesentlichen Kohlen-dioxid und Wasser, je nach Sauerstoffangebot geringe Mengen Kohlenmonoxid und neben Stickstoff in geringem Umfang stickstoffhaltige Verbindungen. Nach toxikolo-gischen Untersuchungen sind die im Temperaturbereich bis 400 °C entstehenden Zersetzungsprodukte weniger giftig als die von Holz; bei höheren Temperaturen ist die Toxizität vergleichbar.

Generell sind Ultramid® Structure-Typen beim Brandver-halten nach UL94 als HB eingestuft. Wenn dieses Brand-verhalten auch bei höheren Temperaturen über einen langen Zeitraum gewährleistet werden muss, sind Ultramid® Structure A3WG10 LFX und Ultramid® Structure B3WG10 LFX empfohlen. Beide Produkte besitzen einen relativen Temperaturindex elektrisch (RTI Elec.) von 125 °C, doku-mentiert auf der jeweiligen Yellow Card von UL.

Für Anwendungen, an die besondere Flammschutz-anforderungen gestellt werden, stehen speziell ausgerüstete Ultramid® Structure-Typen zur Verfügung.

Brandverhalten

A3WG10 LFX SW23215 HB 125 °C

B3WG10 LFX SW23215 HB 125 °C

Ultramid® Structure Brandverhalten nach UL94 RTI Elec.

Tabelle 2: Brandverhalten der Ultramid® Structure Typen

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21ULTRAMID® STRUCTURESchweißen

Ultramid® Structure ist im Spritzguss gut zu verarbeiten. Im anschließenden Schweißvorgang, ein etablierter Prozess zur Herstellung komplexer Bauteile, entscheidet das Ver-fahren über die Leistungsfähigkeit der Serienteile und ist somit als Schlüsseltechnologie anzusehen.

Ultramid® Structure überzeugt durch Schweißnahtfestig-keiten auf sehr hohem Niveau. Beispielhaft sind hier die Resultate im Vibrationsschweißverfahren gezeigt.

Im direkten Vergleich zu einem Polyamid mit gleichem Kurz-glasfaseranteil, kann bei Ultramid® Structure eine Steigerung der Schweißnahtfestigkeit von über 10 % erreicht werden. Durch die Auswahl der geeigneten Schweißparameter können Langglasfasern ihre Verstärkungswirkung in die Naht übertragen und somit die Festigkeit des Bauteils deutlich erhöhen.

Abb. 22: Schweißnahtfestigkeit von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standardpolyamid mit 50 % Kurzglasfaser- Verstärkung

Schweißen

Sch

wei

ßnah

tfest

igke

it [M

Pa]

80

100

60

40

20

0Senkrecht

zur SchweißrichtungQuer

zur Schweißrichtung

80

100

60

40

20

0

Ultramid® Structure A3WG10 LFXPA 66 GF50

64,270,7

63,1

71,8

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22 ULTRAMID® STRUCTUREKrafteinleitung und Direktverschrauben

Die Krafteinleitung definiert, wie die Leistungsfähigkeit eines Bauteils ausgenutzt wird. Eigenschaften von faserver-stärkten Spritzgussteilen werden im Wesentlichen durch die Orientierung der Fasern im Bauteil bestimmt. Dies kann durch kluges Design und geschickte Lage des Anguss-Systems lastgerecht konstruiert werden.

Bei der Einleitung von Kräften in das Bauteil ist es wichtig, dass die Eigenschaften des Kunststoffteils optimal genutzt werden. Um sicherzustellen, dass entsprechende Anzugs-momente über die Lebensdauer des Bauteils konstant übertragen werden, sind in der Regel Metallinserts an den Aufnahmepunkten zu integrieren.

Ein Nachteil der Metallinserts ist jedoch der damit ver-bundene erhöhte konstruktive Aufwand des entsprechen-den Bauteils. Darüber hinaus bedeutet die Integration von Metallinserts einen zusätzlichen Arbeitsschritt, der einen erhöhten Zeitaufwand und höhere Kosten mit sich bringt. Eine Alternative ist die Direktverschraubung mit gewinde-form enden Metallschrauben, die jedoch hohe Anforderungen an die einzusetzenden Materialien stellt.

Ultramid® Structure ist aufgrund seiner guten mechanischen Kennwerte, insbesondere der sehr geringen Kriechneigung, für die Direktverschraubung hervorragend geeignet. Das Material bietet somit die Möglichkeit, Herstellkosten gegenüber einem adäquaten Bauteil aus kurzglasfaser- verstärktem Polyamid zu reduzieren.

Bei der Direktverschraubung ist der zeitliche Verlauf der Vorspannkraft ein wesentliches Kriterium. Hierbei zeigt Ultramid® Structure im Vergleich mit entsprechenden kurz-glasfaser-verstärkten Polyamiden deutlich besseres Ver-halten (Abb. 23).

Ausgehend von der gleichen Vorspannkraft fällt diese bei Ultramid® Structure deutlich weniger ab. Nach kurzem Relaxieren der Vorspannkraft zu Beginn der Verschraubung bleibt das Kraftniveau dann auf einem konstant hohen Niveau. Dieses Verhalten zeigt sich bereits bei Raumtempe-ratur, der Unterschied zur Vergleichstype bei 80 °C ist noch signifikant ausgeprägt.

Krafteinleitung und Direktverschrauben

Abb. 23: Verlust der Vorspannkraft bei einer Direktverschraubung von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standardpolyamid mit 50 % Kurzglasfaser-Verstärkung (bei 80 °C und 50 % relative Luftfeuchtigkeit)

1

norm

iert

e V

orsp

annk

raft

0,80,820,840,860,880,9

0,920,940,960,98

1 2018161412108642Zeit in Tagen

PA66 GF50Ultramid® Structure A3WG10 LFX

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23ULTRAMID® STRUCTUREKrafteinleitung und Direktverschrauben

Beim Einsatz von Metallinserts zur Verschraubung unterliegt der Kunststoff im Bereich des Schraubenkopfes nur geringer Spannung, da die Schraube im Wesentlichen auf der Hülse aufliegt. Ultramid® Structure bietet die Möglichkeit, vollstän-dig auf Inserts zu verzichten. Die Krafteinleitung kann direkt durch den Kunststoff erfolgen und dauerhaft hoch übertra-gen werden.

Zur Auslegung einer solchen Verbindung wird empfohlen, die vorliegenden Materialkennwerte der Kriechkurven zu berück-sichtigen und die maximal zulässige Spannung zu beachten.

Bauteil 2:Standardkunststoffkurzfaserverstärkt

Bauteil 1:Standardkunststoffkurzfaserverstärkt

Metallhülse

Insert

Bauteil 2:Standardkunststoffkurzfaserverstärkt

Bauteil 1:Ultramid® Structure

Insert

Bauteil 2:Ultramid® Structure

Bauteil 1:Standardkunststoffkurzfaserverstärkt

Metallhülse

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24 ULTRAMID® STRUCTUREVerarbeitung

Verarbeitung

Plastifiziereinheit

Ultramid® Structure lässt sich auf herkömmlichen Thermo-plast-Spritzgussmaschinen verarbeiten, die mit einer Stan-dard-Dreizonenschnecke ausgerüstet und für die Verarbei-tung von glasfaser-verstärkten Polyamiden geeignet sind.

Die Praxis zeigt, dass aufgrund der optimierten Rezeptur und Granulatform mit sehr kleinen Schneckendurch messern bis hin zu 20 mm gearbeitet werden kann, ohne dabei die Faserlänge durch den Plastifiziervorgang gravierend zu verkürzen. Die Materialfördereigenschaften sowie das Einzugverhalten von Ultramid® Structure sind mit Standard- Compounds vergleichbar.

Zu empfehlen ist stets eine offene Maschinendüse, aber auch mit geeigneten Nadelverschlussdüsen ist die Verar-beitung problemlos möglich.

Von Scher- und Mischteilen wird generell abgeraten, da eine starke Scherung eine unerwünschte Kürzung der Glasfasern verursachen kann.

Parameter wie Schneckendrehzahl, Staudruck oder Ein-spritzgeschwindigkeit sollten möglichst schonend gewählt sein, damit die Scherbelastung auf die Fasern weitest-gehend reduziert wird. Generell weisen die Structure-Typen eine nur sehr geringe Neigung zu Faserbruch auf.

Das Temperaturprofil der Plastifiziereinheit kann analog zur Verarbeitung vergleichbarer kurzglasfaser-verstärkter Polyamid 6 und 6.6 Typen eingestellt werden. Zu empfehlen ist es jedoch, das Temperaturniveau um 10 °C bis 20 °C zu erhöhen. Die hierdurch erreichte geringere Schmelzeviskosi-tät sorgt für ein schonenderes Aufschmelzen des Ultramid® Structure und verringert die Scherbelastung auf die Lang-glasfasern.

Die Verarbeitung von Ultramid® Structure ist vergleichbar mit der entsprechender kurzglasfaser-verstärkter Polyamide. Es können herkömmliche Spritzgussmaschinen eingesetzt werden und auch bei der Werkzeug-auslegung sind nur wenige zusätzliche Maßgaben zu beachten. Die Verarbeitung ist zudem verschleißarm.

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25ULTRAMID® STRUCTUREVerarbeitung

Werkzeugauslegung

Generelle Empfehlung: Bei der Verarbeitung langglasfaser- verstärkter Kunststoffe ist bei der Auslegung von Werk-zeugen auf möglichst große Querschnitte und Radien zu achten. Diese Richtlinie gilt auch für die Verarbeitung von Ultramid® Structure. Die Praxis hat gezeigt, dass die optimierte Rezeptur eine Herstellung von kleineren und geometrisch kritischeren Teilen ermöglicht. Bei einer Reihe von kleinen bis kleinsten Bauteilen findet sich nach der Her stellung eine hohe Konzentration an Langglasfasern im finalen Produkt.

Das Anguss-System und der Anschnitt sind ausschlag-gebend für die Herstellung von Bauteilen mit hohen mechanischen Eigenschaften. Ultramid® Structure ermög-licht die Verarbeitung mit Anschnittdurchmessern bis zu einem Durchmesser von 1 mm. Mit einem Tunnelanguss versehene Werkzeuge stellen somit kein Problem dar. Generell gilt jedoch, dass ein großer Querschnitt zu favori-sieren ist.

Bei Werkzeugen mit Heißkanalsystemen empfehlen wir den Richtlinien und Vorgaben der Hersteller zu folgen. Ultramid® Structure wurde bereits mit diversen offenen Heißkanälen und Systemen mit Nadelverschluss verarbeitet, ohne nennenswerte Einbußen bei der Faserlänge festzu-stellen.

Ultramid® Structure bietet den Vorteil einer verschleißarmen Verarbeitung. Bei gleichem Fasergewichtsanteil enthalten langglasfaser-verstärkte Polyamide deutlich weniger freie, scharfkantige Faserenden, die für Verschleiß verantwortlich sind. Dieser Effekt kann die Standzeit der Plastifiziereinheit und des Werkzeuges deutlich erhöhen.

Abb. 24: Werkzeugverschleiß von Ultramid® Structure im Vergleich zu einem Standardpolyamid mit 50 % Kurzglasfaser-Verstärkung.

Abr

asio

n [m

g/cm

2 ]

PA 66 GF50 Ultramid® Structure A3WG10 LFX

0,08

0,1

0,12

0,06

0,04

0,02

0

0,111

0,08

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26 ULTRAMID® STRUCTUREBauteilauslegung mit Ultrasim®

Bauteilauslegung mit Ultrasim®

Das BASF-Simulationsinstrument Ultrasim® wird bei der Auslegung von Bauteilen aus allen Industrien eingesetzt. Beispiele finden sich im Fahrzeug- und Maschinenbau, im Bauwesen, in Handwerks- und Haushaltsgeräten sowie in Bauteilen für den Sport- und Freizeitbereich.

Neben der präzisen Vorhersage des Bauteilverhaltens in Abhängigkeit von Herstellparametern, Faseranisotropie und Belastungsrichtung oder -geschwindigkeit lässt sich mit der mathematischen Bauteiloptimierung die bestmögliche Gestaltung unter gegebenen Bedingungen ermitteln.

BASF hat durch entsprechend angepasste Modelle das Berechnungswerkzeug soweit entwickelt, dass auch Bau teile simuliert werden können, die mit Langglasfasern verstärkt sind.

Ultrasim® stellt somit ein einzigartiges Werkzeug dar, um Bauteile von Kunden in einer sehr frühen Phase lastgerecht zu optimieren. Durch die präzisen Vorhersagen können Kosten und Zeit für Prototypen oder umfangreiche Korrekturen von Werkzeugen vermieden werden.

Abb. 25: Prozess der Bauteilauslegung mittels Ultrasim®

Optimiertes Bauteil

Verlauf der BindenähteFaserorientierung

Füllstudie

CAD

Spannungsverlauf und Materialbeanspruchung

ptimiertes

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Ausgewählte Produktliteratur zu Ultramid®:

Ultramid® - Hauptbroschüre Ultramid® - Sortimentsübersicht Ultramid®, Ultradur®, Ultraform® - Verhalten gegenüber Chemikalien

PMEI

150

5 BDBesuchen Sie auch unsere Internetseite:

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