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Implenia Development AG Umlegung Stampfibach Zug Ökologische Begleitplanung Erhebung Ist-Zustand und Defizitanalyse Bericht Nr. Datum Entwurf: 1231-B-1 17.5.2013 Datum Endfassung: 8.7.2014 Bundesstrasse 6 · CH-6300 Zug Fon +41 41 729 30 00 · Fax +41 41 729 30 01 [email protected] · www.aquaplus.ch Datum Auflage: 9.9.2015

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Implenia Development AG

Umlegung Stampfibach ZugÖkologische Begleitplanung

Erhebung Ist-Zustand und Defizitanalyse

Bericht Nr. Datum Entwurf:

1231-B-117.5.2013

Datum Endfassung: 8.7.2014

Bundesstrasse 6 · CH-6300 ZugFon +41 41 729 30 00 · Fax +41 41 729 30 [email protected] · www.aquaplus.ch

Datum Auflage: 9.9.2015

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Umlegung Stampfibach Ökologische Begleitplanung

AquaPlus

Impressum

Auftraggeber: Implenia Development AGWinkelriedstrasse 35 · CH-6003 Luzern

Auftragnehmer: AquaPlus AGGotthardstrasse 30 · CH-6300 Zug

Projektleitung: Fredy Elber

Mitarbeiter: Tino Stäheli · Christina Riedl · Ernst Roth

Zitiervorschlag: AQUAPLUS 2014: Umlegung Stampfibach Zug. Ökologische Be-gleitplanung. Erhebung Ist-Zustand und Defizitanalyse. Im Auf-trag der Implenia Development AG, 18 S..

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Inhalt

1 IST - Zustand 4

1.1 Standort 4

1.2 Morphologischer Zustand 4

1.3 Hydrologischer Zustand 6

1.4 Geschiebedynamik und Schlamm 6

1.4.1 Biochemischen Sauerstoffbedarf 6

1.6 Ufervegetation 7

1.7 Gewässerökologie 8

1.7.1 Methodisches Vorgehen 8

1.7.2 Äusserer Aspekt und Kolmation 9

1.7.3 Flora der Gewässersohle 9

1.7.4 Kieselalgen 10

1.7.5 Wasserwirbellose 11

1.8 Fischökolgie und Fischerei 13

1.9 Amphibien, Reptilien, Säugetiere 13

2 Zustandsbeurteilung 14

2.1 Defizitanalyse 14

2.1.1 Ökomorphologie und Ufervegetation 14

2.1.2 Gewässerökologie 14

2.1.3 Fischökolgie 15

2.2 Ökologischer Wert 17

3 Verwendete Literatur (nicht abschliessend) 18

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Umlegung Stampfibach Ökologische Begleitplanung

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1 IST - Zustand

1.1 Standort

Der Projektperimeter ist das Gebiet Unterfeld, es liegt in Zug zwischen der Nord-strasse, dem Schleifeweg und dem Bahnhof Baar Lindenpark bzw. den Gleisen(siehe Abb. 1). In diesem Perimeter liegt ein ca. 250 m langer Abschnitt desStampfibachs. Vor und nach dem offenen Abschnitt ist der Bach eingedolt. EinTeil des Wassers wird bei der Unterführung Schleifenweg in ein neu gestaltetes,kleines Gewässer umgeleitet, welches dem Schleifenweg folgt und die Nordstras-se unterquert.

Der Stampfibach wurde in diesem Bereich bereits vor über 100 Jahren umgelegt,wie aus der Dufourkarte (1845-1865) und der Siegfriedkarte (1870-1922) hervor-geht. Die Eindolung des oberen Teils des Einzugsgebietes erfolgte später.

Im natürlichen Referenzzustand war der Stampfibach wohl ein stark bewachsenerSumpfgraben, welcher nur bei starken Regenereignissen als eigentliches Fliessge-wässer zu erkennen war. Das Substrat bestand aus Feinsedimenten und einemhohen Anteil an organischem Material. Das Gebiet ist sehr flach und auch heuteliegt der Projektperimeter nur ca. 10 m über dem mittleren Seestand. Bei Hoch-wasser im Zugersee war dieser Bereich früher wohl noch stark von Grund- undSeewasser beeinflusst.

1.2 Morphologischer Zustand

Der Lauf des Stampfibachs ist im Projektperimeter anthropogen beeinflusst undzeichnet sich mehrheitlich durch Begradigung, Uferverbau, Eindolungen und un-

Abb. 1: Standort.

Abschnitt des Stampfi-bachs im Projektperi-meter. Unterteilung inAbschnitte aufgrundMorphologischer undFischökologischer Krite-rien.

12

4

3

1 = Abschnittsnummer = Eindolung= Bachabschnitte

Bahnhof BaarLindenpark

Schleifeweg

Stampfibach

0 25 50 75 m

N

EW

S

AquaPlus

Umlegung Stampfibach Ökologische Begleitplanung

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genügende und gewässerfremde Uferbereiche aus. Der Abschnitt 4 weist hinge-gen einen naturnahen Zustand auf.

Für das Gewässer liegen Daten zur Ökomorphologie vor (Abb. 2). Die Abschnitteausserhalb des Projektperimeters sind eingedolt (unter dem Bahnhof) und als we-nig beeinträchtigt klassiert (ab Unterquerung Schleifenweg). Hier wird jedoch nurein kleiner Teil des Abflusses oberirdisch in einem Kleinstgewässer weitergeführt.Der Rest des Wassers fliesst nach dem Schleifenweg wieder in einer Eindolung.

Die Einteilung der Abschnitte im eigentlichen Projektperimeter stimmt mit Abb. 1überein (Abschnitte 1 bis 4). Im Folgenden werden die relevanten Bewertungs-grundlagen in Kürze präsentiert.

Abschnitt 1 - stark beeinträchtigt

Keine Breiten- und Tiefenvariabilität, überwiegende Verbauung des linken Ufers.Kein Uferbereich links und rechts, Bewuchs künstlich.

Abschnitt 2 - wenig beeinträchtigt

Breitenvariabilität eingeschränkt, keine Tiefenvariabilität. Keine Uferverbauungen.Linkes Ufer genügend mit gewässergerechtem Bewuchs. Rechts kein Uferbereich,Bewuchs künstlich.

Abschnitt 3 - eingedolt

Abschnitt 4 - natürlich/naturnah

Breiten- und Tiefenvariabilität ausgeprägt. Keine Verbauungen. Uferbereich linksgenügend, rechts ungenügend. Bewuchs gewässergerecht.

N

EW

S

Abb. 2:

Ökomorphologie

Klassierung des Stampfi-bachs im Projektperime-ter.

1 Abschnittsnummer

AquaPlus

Umlegung Stampfibach Ökologische Begleitplanung

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1.3 Hydrologischer Zustand

Das Einzugsgebiet des Stampfibachs oberhalb vom Untersuchungsperimeter liegtin überbautem Gebiet. Der Beginn des Bachlaufes lag ehemals auf der Wiese(ca. 2 ha) zwischen Grabenstrasse und Zugerstrasse, das Wasser tritt hier aus demGrund aus. Diese Parzelle wird zur Zeit überbaut ("Hello Baarzug"), der Bach wirdneu gestaltet und durch die Siedlung geführt. Der Abschnitt zwischen dieser Par-zelle und dem Untersuchungsperimeter ist eingedolt. Es ist davon auszugehen,dass Oberflächenwasser und Strassenabwasser zumindest zu einem Teil in denBach eingeleitet werden (siehe Kapitel 1.4).

Eine Messung bei trockenem Wetter hat einen geringen Abfluss von 15–20 l/s er-geben. Bei Starkniederschlag kann der Abfluss vermutlich, aufgrund der fehlen-den Retention infolge der versiegelten Flächen, rasch auf die Grössenordnung100 l/s ansteigen. Bei einem 5-jährigem Regenereignis können bis 380 l/s abflies-sen, bei der Abschätzung von HQ100 muss von 600-800 l/s ausgegangen werden(Angaben Gemeinde Baar). Möglicherweise kann der Bach bei längeren Trocken-perioden fast austrocknen.

1.4 Geschiebedynamik und Schlamm

Die Substratverteilung weist auf eine weitgehend fehlende Dynamik hin. Inschneller strömenden Bereichen in den Abschnitten 1 und 2 besteht die Sohle ausKies. In allen Bereichen mit geringer Strömung werden Feinsedimente abgelagert,insbesondere in Abschnitt 4. Hier besteht die Sohle aus Schlamm mit einer Mäch-tigkeit von zum Teil über 0.5 m.

1.4.1 Biochemischen Sauerstoffbedarf

Mit dem biochemischen Sauerstoffbedarf wird die Menge des im Wasser gelöstenSauerstoffes durch den mikrobiellen Abbau von organischen Stoffen ermittelt.Dieser Prozess wird durch die Anwesendheit von Mikroorganismen und leicht ab-baubaren organischen Stoffen in Gang gesetzt. Dabei wird im Wasser vorhande-ner Sauerstoff durch die Mikroorganismen verbraucht. Ist dieser Bedarf nun grös-ser als die via die Wasseroberfläche eingebrachte Sauerstoffmenge und die durchdie Primärproduzenten (Pflanzen) erzeugte Menge an Sauerstoff, dann entstehensauerstoffarme/- lose Bedingungen.

Schlamm- und Wasserproben vom Stampfibach wurden bei 20°C während meh-reren Tagen im Dunkeln aufbewahrt und täglich der Sauerstoffgehalt (mg/l undSättigung in Prozent) gemessen. Die Dunkelheit ist erforderlich, damit Sauerstoffproduzierende Organismen kein Licht zur Produktion von Sauerstoff zur Verfü-gung haben. In einem zweiten Versuch wurde bei zwei Proben nach dem Abset-zen des Schlammes das überstehende Wasser vom Bach durch Leitungswasser er-setzt. Die Sauerstoffsättigung des Leitungswasser lag bei einer Temperatur von20°C bei 100 %. Zu Vergleichszwecken wurde noch eine reine Leitungswasser-probe angesetzt.

Bei den Schlammproben war die Sättigung nach vier Tagen auf unter 2 % gesun-ken. Dies entspricht einem Verbrauch von über 90% innerhalb von dieser Perio-

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de. Bei den beiden Proben, bei denen ein Teil des Wassers mit sauerstoffgesättig-tem Hahnenwasser ersetzt wurde, lag die Sättigung nach vier Tagen bei 5.4 % re-spektive 13.6 %. Dies entspricht bei beiden Proben einem Verbrauch von eben-falls über 90 % . Bei der Bachwasserprobe wurden innerhalb von 4 Tagen rund16 % des Sauerstoffes verbraucht. Der Sauerstoffgehalt der Leitungswasserpro-be sank im gleichen Zeitraum um 15 %.

Der Eintrag von organischen Stoffen in den Stampfibach (Laub, partikuläre Ab-schwemmungen, DOC aus Siedlung und Landwirtschaft etc.) sowie die geringeDynamik (eingeschränkter Weitertransport von Geschiebe und Feinsedimenten)führen zu einer weitgehend verschlammten und sauerstoffarmen bis sauerstofflo-sen Gewässersohle (Sediment). Anzeichen für diesen schlechten Zustand der Ge-wässersohle konnten im Feld festgestellt werden (siehe Kapitel 1.7).

1.5 Oberflächenwasser und Strassenabwasser

Die Einleitung von Oberflächenwasser aus Siedlungsgebiet und Strassenabwasserkönnen insbesondere auf kleine Gewässer wie den Stampfibach negative Auswir-kungen haben. Einer Gefährdung der aquatischen Lebensräume ist besondersacht zu geben.

Neben dem organischen Material bei Regen wird ein Gemisch von verschiedenenStoffen (u.a. Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe) eingetragen. Das Auftreten ei-nes öligen Films bei der Aufwirbelung von schlammigem Substrat deutet daraufhin.

Hohe Schadstofffrachten sind mehrheitlich mit Partikeln assoziiert, durch derenEintrag können morphologische (z.B. Ablagerungen) und in der Folge biologische(z.B. toxische) Auswirkungen auf das Gewässer entstehen.

1.6 Ufervegetation

Die Zusammensetzung der Ufervegetation und die Lage grösserer Bäume sind inAbb. 3 schematisch dargestellt. Im Abschnitt 1 gibt es aufgrund der Verbauungdes Böschungsfusses keinen unmittelbaren Uferbereich. Im südlich angrenzendenGrundstück linksseitig des Bachlaufes wachsen Roter Hartriegel (Cornus sangui-nea), Liguster (Ligustrum vulgare) und Heckenkirsche (Lonicera sp.). Auf der rech-ten Uferseite des Abschnitts 1 und grösstenteils auch im Abschnitt 2 wurdenWeisstannen angepflanzt (gelbe Flächen). Sie sind zwischen 40 und 60 cm hoch.Der linke Uferbereich von Abschnitt 2 bis 3 ist von Gehölzen und Brombeeren ge-prägt. Hier wachsen zudem verschiedene Weiden (Salix sp.), roter Hartriegel (Cor-nus sanguinea), gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Schwarzdorn (Pru-nus spinosa), Schwarzerle (Alnus glutinosa), Esche (Faxinus excelsior) und Brom-mbeeren (Rubus sp.). Im rechten Uferbereich westlich der Weisstannenkultur imAbschnitt 3 wachsen zudem Weissdorn (Crataegus sp.), Pfaffenhütchen (Euony-mus europaea), Stechpalme (Ilex aquifolium), Schwarzer Holunder (Sabuccusnigra) und weitere Erlen. Der Abschnitt 4 ist durch Bäume und darunterliegendeSträucher geprägt. Brombeeren dominieren die Strauchschicht. Die Zusammen-setzung der Baumarten ist auf der Abb. 3 zu sehen. Markant in der

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Reihe der verschieden hohen Bäume ist eine alte Weide. Sie hat einen Stamm-durchmesser von über einem Meter und ist ca. 15 Meter hoch.

Aus naturschützerischer Sicht sind vor allem die Früchte tragenden Gehölze wert-voll. Deren Beeren sind im Herbst / Winter eine wichtige Nahrungsquelle für dieansässigen Vogelarten. Zudem bilden die dichten heckenartig ausgebildeten Be-stände gute Deckungsmöglichkeiten für verschiedene Tierarten. Die grosswüchsi-gen Bäume (Weiden, Birken, Eschen) sind auch für Insekten und deren Larveneine Lebensgrundlage. Die Pollen der weiblichen Kätzchen von frühblühendenWeiden sind im Frühling eine der ersten Nahrungsquellen für Bienen. Zudem bil-den die Nektarien der weiblichen und männlichen Weidenblüten eine Nahrungs-quelle für andere Insekten, die wiederum Nahrung für weitere Tiere sind.

1.7 Gewässerökologie

Die gewässerökologischen Probenahmen wurden an 2 unterschiedlichen Stellenentlang des Stampfibaches durchgeführt. Die Stelle Stampfi_1 befindet sich inAbschnitt 1 (Abb. 1). Die Stelle Stampfi_2 befindet sich weiter Bach abwärts inAbschnitt 4. Die Stellenauswahl deckt so einen morphologisch beeinträchtigtenund einen naturnahen Abschnitt mit unterschiedlicher Substratqualität ab.

1.7.1 Methodisches Vorgehen

An beiden Stellen wurden der Äussere Aspekt (gemäss Modul 'Äusserer Aspekt',BAFU 2007a) aufgenommen, die Dichte und Deckung der von Auge erkennba-ren Algen, Moosen und Markophyten (abgeändert nach Thomas und Schanz,1976) geschätzt, sowie die Wasserwirbellosen (nach Modul 'MakrozoobenthosStufe F', BAFU 2010) und die Kieselalgen (nach Modul 'Kieselalgen Stufe F', BAFU

Abb. 3: Darstellungder Vegetation ent-lang des Stampfiba-ches im Projektperi-meter.Die Positionen der dar-gestellten Gehölze undFlächen sind nicht aus-gemessen. (Bildquelle:www.zugmap.ch)

4

3

0 25 50 75 m

N

EW

S

LegendeEscheHängebirkeWeideErleTraubenkirscheverschiedene Sträucher & BäumeTannenbaumkultur

(Fraxinus excelsior)(Betula pendula)(Salix sp.)(Alnus sp.)(Prunus padus)

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2007) aufgenommen. Die Wasserwirbellosen wurden im Labor soweit möglichauf Gattung oder Art bestimmt und gezählt. Anschliessend wurden der Makroin-dex sowie der IBCH (BAFU, 2010) berechnet.

1.7.2 Äusserer Aspekt und Kolmation

Sowohl die Stelle Stampfi_1 wie auch die Stelle Stampfi_2 erfüllen die Anforde-rungen an die Wasserqualität gemäss GSchV Anhang 2 nicht (siehe Tab. 1). Anbeiden Stellen wurde eine starke Verschlammung, sowie Eisensulfid (sowohl un-ter den Steinen wie auch im Schlamm) festgestellt. Die Verschlammung in Verbin-dung mit dem Eisensulfid deutet auf organische Belastungen und anoxische Be-dingung in der Gewässersohle hin (siehe auch Kapitel 1.4.1). An der StelleStampfi_1 (teilweise kiesiges bis steiniges Substrat) konnte eine leichte bis mittle-re Kolmation der Gewässersohle festgestellt werden. Ebenfalls an der StelleStampfi_1 wurde auf der Wasseroberfläche ein öliger, regenbogenfarbiger Filmfestgestellt, der vermutlich aus der Entwässerung von Strassen und Plätzenstammt. An beiden Stellen hat es viele Abfälle (Plastik, Verpackungen, Schrott).

1.7.3 Flora der Gewässersohle

An der Stelle Stampfi_1 kommt neben Kieselalgen die Rotalge Batrachospermumsp. in kleinen Dichten (Bewuchsdichte 1) vor. Batrachospermum sp. gilt als Indika-tor für gute ökologische Qualität eines Gewässers (Lanuv, 2009). An der StelleStampfi_2 waren keine Algen von Auge erkennbar.

Makrophyten sind an der Stelle Stampfi_2 keine vorhanden, vermutlich aufgrundder verschlammten Gewässersohle und der Beschattung. An der Stelle Stampfi_1hingegen kamen Makrophyten vor: Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabun-ga), Brunnenkresse (Nasturtium officinalis), Flutender Schwaden (Glyceria flu-itans), Seggen (Carex sp.) und Igelkolben (Sparganium sp.). Moose wurden imbenetzten Bereich keine festgestellt.

Beide Stellen erfüllen bezüglich pflanzlichem Bewuchs (Algen, Moose und Makro-phyten) die Anforderungen an die Wasserqualität (keine Veralgung und Wuche-rungen) gemäss GSchV Anhang 1.

Tab. 1: Parameter desäusseren Aspekts anden Untersuchungsstellenam Stampfibach (Stamp-fi_1, Stampfi_2) am26.3.2013. Legende zurBewertung siehe unten.

Legende

Stelle

Trübung

Verfärbung

Stampfi_1 Stampfi_2

keine

leichte

keine

keine

Geruch

Schaum

Abfälle

Verschlammung

kein

kein

stark

kein

viel

viel

viel

viel

Abfälle Siedlungs-entwässerungHeterotropher Be-wuchsEisensulfid

Kolmation

keine

kein

keine

kein

10-25%

leicht/mittel

>25%

keine

Klasse 1Anforderungen GSchVerfüllt

Klasse 2

Klasse 3

Erfüllung der Anforde-rungen GSchV fraglich

Anforderungen GSchVnicht erfüllt

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1.7.4 Kieselalgen

Die Kieselalgen indizieren im Normalfall die biologische Wasserqualität der flies-senden Welle (Wasser). Dazu müssen gemäss Eichung und Methodenbeschrieb(BAFU 2007) Hartsubstrate (Steine) beprobt werden. Im vorliegenden Fall konntedas Substart 'Stein' nur an der Stelle Stampfi_1 beprobt werden. An der StelleStampfi_2 war die Gewässersohle verschlammt, so dass keine Steine beprobtwerden konnten. Die nicht gemäss Methode durchgeführte Probenahme ist aberinsofern ideal, denn sie zeigt sehr deutlich, dass der Stampfibach ein deutlichesDefizit in der Gewässersohle hat und nicht in der fliessenden Welle.

An der Stelle mit Substrat 'Stein' (Stampfi_1) kommen für Schweizer Fliessgewäs-ser typische Arten vor. Sie indizieren eine geringe organische Belastung, mässigeNährstoffbelastung, gute Sauerstoffverhältnisse und für kleine Gewässer eine ty-pische Taxazahl (32 Taxa). Der Anteil an sogenannten 'Abwasserarten', beträgthöchstens 5 % (vgl. Abb. 5). Abwasserarten sind Arten, welche stark erhöhte or-ganische Belastungen tolerieren und auch in Kläranlagen vorkommen können.Der Indexwert DI-CH beträgt 3.47 (knapp noch Zustandsklasse sehr gut), waseine Erfüllung des ökologischen Ziels der GSchV Anhang 1 bedeutet (vgl. Abb. 5).

An der Stelle Stampfi_2 waren die Verhältnisse stark abweichend zur StelleStampfi_1. Obwohl die Artenzahl gleich gross (32 Taxa) war, dominierten ganzandere Arten. Die Artenübereinstimmung der beiden Proben Stampfi_1 undStampfi_2 nach Jaccard (1901) betrug 28 % und die Übereinstimmung nach Ren-konen (1938) nur gerade 23 %. Damit waren sich die beiden Kieselalgen-Lebens-gemeinschaften des Stampfibaches nicht ähnlich. An der Stelle Stampfi_2 domi-nierte das Taxon Nitzschia palea mit 65 % Anteil, eine Art, welche auch in Kläran-lagen vorkommt. Die Kieselalgen der Stelle Stampfi_2 sind typisch für organischeBelastungen, sauerstoffzehrende Verhältnisse und bezüglich Stickstoff für hetero-

Stampfi_1 Stampfi_2

0

1

2

3

4

5

Bew

uchs

dich

te

Algen

Stampfi_1 Stampfi_2

0

1

2

3

4

5

Dek

ungs

grad

Moose / Makrophyten

Abb. 4: Bewuchsdichte von Algen (links) und Moosen/Makrophyten (rechts) an den Untersu-chungsstellen am Stampfibach (Stampfi_1, Stampfi_2) am 26.3.2013.

Algen (Dichtestufen abgeändert nach Thomas & Schanz, 1976) : 0 = kein Bewuchs; 1 = Kru-stenalgen, deutliche Überzüge ohne Zotten; 2 = Ansätze von Fäden und Zotten; 3 = gut ausge-bildete Fäden und Zotten; 4 = Gewässersohle zum grössten Teil mit Algen bedeckt, alle Steineüberzogen; 5 = ganzer Gewässergrund mit Algen bedeckt, Konturen der Steine nicht mehrsichtbar.

Moose / Makrophyten: 0 = frei von Bewuchs; 1-10% der Gewässersohle bedeckt; 2 = 11-25%; 3 = 26-50%; 4 = 51-75%; 5 = 76-100%.

Rote Linie: Werte > 3-4werden als Wucherungenbezeichnet (Ausnahme:Hydrurus foetidus -> keineWucherung). Die Anforde-rungen an die Wasserqua-lität bezüglich Pflanzli-chem Bewuchs sind ge-mäss GSchV Anhang 2 er-füllt.

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trophes, also reduzierendes Milieu. Der Indexwert DI-CH beträgt 6.0 (Zustands-klasse unbefriedigend), so dass die ökologischen Ziele der GSchV Anhang 1 nichterfüllt werden.

Das Wasser des Stampfibaches weist bei normalem Abfluss ohne Trübung einegute bis sehr gute Qualität auf. Das Sediment des Stampfibaches ist aber starkbelastet, so dass sich Arten etablieren, welche ähnlich sind wie in Fliessgewässernmit starker organischer Belastung (Abwasser) oder anderen stark belasteten Ver-hältnissen (Strassenabwasser, belastete Drainagen etc.).

1.7.5 Wasserwirbellose

Stampfi_1 zeigt gegenüber Stampfi_2 eine verhältnismässig bessere Strukturviel-falt der Gewässersohle. Dies widerspiegelt sich in der Taxazahl, Diversität, Ge-samtindividuendichte (Tab. 2) und der Zusammensetzung der Lebensgemein-schaft (Abb. 6): Die Stelle Stampfi_1 weist steiniges, schlammiges und pflanzli-ches Substrat auf. Die Gesamtindividuendichte der Wasserwirbellosen kann mit234 Individuen pro 0.1m2 als 'mittel' bezeichnet werden. Die Stelle wird durchBachflohkrebse dominiert (>70%, Abb. 6, rechts), den restlichen Anteil machenfast ausschliesslich Insekten aus. Weniger als 1% der Wasserwirbellosen sindNicht-Insektentaxa (Schnecken, Wenigborster). Die Insektenlarvengemeinschaftsetzt sich an dieser Stelle hauptsächlich aus Käfer (Larven und Adulte, Familie El-midae), Eintagsfliegenlarven, Köcherfliegenlarven, Zweiflügler (inklusive Zuckmü-cken) sowie vereinzelten Schlammfliegenlarven zusammen. Die Käfer, häufig an

Abb. 5: Kieselalgen. DI-CH Index und Differentialartenanalyse, Anteil Arten in Prozent.

Stampfi_1 Stampfi_2

0

20

40

60

80

100

Rela

tive

Häu

figke

iten

in %

hypersensibel

sensibel - hypers.

sensibel

sensibel - tolerant

tolerant

resistent

nicht definiert

Differentialartenanalyse

Stampfi_1 Stampfi_2

0

20

40

60

80

100

Ant

eil A

rten

in%

sehr gut < 2.5

sehr gut > 2.5

gut

mässig

unbefriedigend

schlecht

nicht definiert

DI-CH Index3.47 6.0

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Pflanzenstrukturen zu finden, machen dabei den grössten Teil aus. Bezüglich Ein-tagsfliegenlarven ist die Stelle Stampfi_1 eher verarmt: Es kommen nur Vertreterder Familie Baetidae vor; weitere, sonst in kleineren Mittellandbächen häufigeEintagsfliegen fehlen (z.B. Heptageniidae). Bei den Köcherfliegen zeigt sich einähnliches Bild: Es kommen nur köchertragende Taxa vor; köcherlose, sonst in Bä-chen häufige Taxa wie z.B. die Familie Rhyacophilidae wurden keine gefunden.Speziell zu erwähnen ist die an dieser Stelle gefundene Köcherfliege Sericostomaflavicorne/personatum: sie bevorzugt saubere, schnellfliessende Bäche mit steini-gem Substrat (Bayerisches Landesamt, 1996). Diese Art war ausschlaggebend fürden gegenüber der Stelle Stampfi_2 besseren IBCH Wert von 9 (mässig, ökologi-schen Ziele knapp nicht erreicht, Tab. 2). Steinfliegen fehlen an dieser Stellevollständig.

Die Stelle Stampfi_2 weist ausschliesslich schlammiges, teilweise anoxisches Sub-strat mit einigen Totholzästen auf. Dies widerspiegelt sich in der für Fliessgewäs-ser sehr geringen Individuendichte sowie der stark degradierten Lebensgemein-schaft der Wasserwirbellosen. An dieser Stelle dominieren die Zuckmückenlarven(ca 70%, Abb. 6, rechts). Weiter wurden andere Zweiflüglerlarven, vereinzelteKöcherfliegenlarven, Bachflohkrebse, Wenigborster und Wassermilben gefunden.Ausser den Köcherfliegenlarven sind dies alles Taxa die auch mit schlammigen,eher verschmutzten Bedingungen zurechtkommen (Bayerisches Landesamt,1996). Bei den Köcherfliegentaxa wurde an dieser Stelle wiederum Sericostomaflavicorne/personatum gefunden, sowie die Art Plectrocnemia conspersa (brauchtals Junglarve ebenfalls sauerstoffreiches Wasser) und die Gattung Lype sp., wel-che Totholz als Substrat bevorzugt. Dank den Köcherfliegentaxa wird noch einIBCH von 6 (unbefriedigend) erreicht. Eintagsfliegen, Steinfliegen, Käfer undSchnecken, welche sonst in Mittellandbächen vorkommen, fehlen vollständig.

Stelle

Gesamtindividuendichte (Ind./0.1m2)

Taxazahl

Diversität

IBCH

Stampfi_1 Stampfi_2

234.44

17

61.48

12

1.60

9 (mässig)

2.44

6 (unbefriedigend)

Tab. 2: Gesamtindividuendichte, Taxazahl, Diverstität, Makroindex und IBCH Werte anden Untersuchungsstellen am Stampfibach (Stampfi_1, Stampfi_2) am 26.3.2013. Farbskalanach Modul Makrozoobenthos, BAFU 2010.

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1.8 Fischökolgie und Fischerei

In diesem Abschnitt des Stampfibaches wurden ausschliesslich Elritzen festge-stellt. Die Elritze gilt gemäss dem VBGF Anhang 1 und gemäss der Rote Liste alsnicht gefährdete Fischart in der Schweiz. Zwar wurden immer wieder elektrofi-schereiliche Punktbefischungen durchgeführt, Angaben über Biomasse und Fisch-dichte liegen jedoch keine vor. Gemäss der Auskunft des Amts für Wald und Wild(Herr Ammann, 18.03.2013) handelt es sich in diesem Abschnitt um eine seit30 Jahren stabile, selbsterhaltende Population, die teilweise aus frühen Initialbe-sätzen hervorgegangen ist.

Das Fischereirecht obliegt in diesem Abschnitt des Stampfibaches grundsätzlichden Anstössern. Aufgrund der Grösse des Gewässers und der vorkommendenFischfauna wird dieser Abschnitt jedoch nicht fischereilich genutzt.

1.9 Amphibien, Reptilien, Säugetiere

Eine Untersuchung von Amphibien, Reptilien und Säugetiere wurden nicht durch-geführt. Während den Aufnahmen konnten keine Amphibien und Reptilien be-

Abb. 6: Individuendichte (links) und relative Häufigkeiten (rechts) der bedeutendstenGruppen der Wasserwirbellosen an den Untersuchungsstellen am Stampfibach (Stampfi_1,Stampfi_2) am 26.3.2013.

Übrige Wasserwirbellose: Schnecken, Egel, Schlammfliegen

Stampfi_1 Stampfi_2

0

20

40

60

80

100

Rela

tive

Häu

figke

iten

in %

Eintagsfliegen

Köcherfliegen

Zweiflügler ohne Zuckmücken

Zuckmücken

Käfer

Bachflohkrebse

Wenigborster

Wassermilben

Übrige Wasserwirbellose

Relative Häufigkeiten

Stampfi_1 Stampfi_2

0

50

100

150

200

250

Indi

vidu

en p

ro 0

.1 m

2

Individuendichten

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Umlegung Stampfibach Ökologische Begleitplanung

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obachtet werden. Im Abschnitt 4 wurde eine Vielzahl von Erdlöchern festgestellt,was auf eine grössere Population Kleinsäuger hinweist.

Das Potential des Abschnittes für Amphibien scheint vorhanden zu sein. Ge-burthelferkröte (Alytes obstetricans), Gelbbauchunke (Bombina variegata) undKammmolch (Triturus cristatus) konnten nach dem Jahr 2000 im Einzugsgebietder Lorze und der Sihl bei Sihlbrugg nachgewiesen werden. Die Vernetzung desStampfibachs zu alter und neuer Lorze ist eingeschränkt noch gegeben.

2 Zustandsbeurteilung

2.1 Defizitanalyse

2.1.1 Ökomorphologie und Ufervegetation

Bezüglich Ökomorpholgie und Ufervegetation bestehen die Defizite in erster Liniein den Abschnitten 1 bis 3, also im oberen Teil des Perimeters. Das Gewässer istmonoton und begradigt mit zum Teil verbauter Böschung. Uferbereiche fehlenzum Teil vollständig, sind verbaut oder vom Bewuchs her naturfern bis künstlich.Durch die Ausscheidung des Gewässerraums und einer naturnahen Bestockungkönnen die Defizite weitgehend behoben werden.

2.1.2 Gewässerökologie

An beiden Stellen, besonders aber an der Stelle Stampfi_2, gibt es Hinweise aufBelastungen. Dies zeigt sich in den Lebensgemeinschaften der Wasserwirbellosen:Sie ist an beiden Stellen, besonders an der Stelle Stampfi_2, stark verarmt und esfehlen einige Wasserwirbellosentaxa die sonst in Mittellandbächen vorkommen.Trotzdem kommen an beiden Stellen Organismen (verschiedene Köcherfliegen,Batrachospermun sp.) vor, die eine gute ökologische Gewässerqualität benötigen.

Bei den Kieselalgen zeigt sich das gleiche Bild. An der Stelle Stampfi_1 wird vonden Arten auf steinigem Substrat eine gute Wasserqualität indiziert. Im Gegen-satz dazu kommen auf der verschlammten Gewässersohle bei Stampfi_2 Artenvor, welche belastete Verhältnisse anzeigen. Es dominiert eine Art, welche auch inKläranlagen vorkommt.

Dieses bipolare Bild deutet klar auf Defizite hin, welche durch Einträge (organi-sches Material, Partikel aus Oberflächenwasser und Strassenabwasser) und derenAblagerung auf der Gewässersohle verursacht werden. Die Wasserqualität im All-gemeinen ist hingegen gut.

Können die Einträge vermindert oder die Ablagerungen durch Strukturverbesse-rungen begrenzt werden, verbessern sich die Lebensraumbedingungen und eskann von einem guten ökologischen Potential für die aquatischen Lebensgemein-schaft ausgegangen werden. Eine Einschränkung der Wiederbesiedlung wirdnicht in besonderem Ausmass angenommen.

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2.1.3 Fischökolgie

Die Bewertung der strukturellen Habitatqualität des Untersuchungsabschnitts desStampfibaches erfolgte auf Makro- und Mesohabitatebene in den vier verschiede-nen Abschnitte (siehe Abb. 1). Die Beurteilung der Morphologie und Beschaffen-heit der Ufer erfolgte auf Makrohabitatebene und zeigt generelle Defizite des Ge-wässers auf. Auf Mesohabitatebene wurden Deckungsstrukturen aus fischökolo-gischer Sicht bewertet. Wie aus der Ökomorphologie (Kapitel 1.2) und der aus fi-schökologischer Sicht differenzierteren Defizitanalyse (Tab. 3) hervorgeht, weisenalle vier Abschnitte aufgrund der Begradigung des Flusslaufes und der damit ver-bundenen Einengung des Abflussquerschnittes Defizite in der Habitatheterogeni-tät auf.

Hinsichtlich des Deckungsangebots für Fische in Form von Kolken und HInterwas-ser sind die untersuchten Abschnitte eher schlecht ausgestattet. Kolke und Hin-terwasser sind aufgrund der kanalisierten Morphologie und des geringen Abflus-ses in den Abschnitten 1 und 2 kaum vorhanden. Eine Ausnahme bildet hierbeider Abschnitt 4, welcher aufgrund der naturnahen Morphologie über tiefere Be-reiche verfügt. Übrige Deckungsstrukturen sind im Stampfibach überhängendeVegetation, eingetauchte Vegetation und unterspülte Ufer. Diese weisen in allenAbschnitten ein grosses Deckungsangebot auf.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Abschnitte über ein mässi-ges bis schlechtes Angebot an qualitativ hochwertigen Habitatstrukturen verfü-gen. Einzige Ausnahme stellt hierbei der Abschnitt 4 dar, dieser bietet aufgrundseiner natürlichen Morphologie und den gewässergerechten Uferbereichen eingutes Angebot an qualitativ hochwertigen Habitatstrukturen an. Dieses wird je-doch durch die massive Verschlammung gemindert.

Aus fischökologischer Sicht ist einerseits die fehlende Habitatheterogenität (unter-schiedlich hydraulisch wirksame Habitate) und andererseits die äussere Kolmatie-rung der Sohle das grösste Defizit des Stampfibachs. In Bezug auf die vorkom-menden Elritzen fehlen vor allem strömungsberuhigte Bereiche für Jungfischeund Kolke für Adulte mit ausreichender Wassertiefe. Darüber hinaus ist geeigne-tes Laichsubstrats (Mikrolithal mit Durchmesser von 2-3cm) nur in den ersten bei-den Abschnitten geringfügig vorhanden. Der Abschnitt 4 weist als dominierendesSubstrat Pelal (Schlamm) auf, welches für Elritzen grundsätzlich als ungeeignetgilt.

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Parameter Bewertungsmassstab Abschnitt 1 Abschnitt 2 Abschnitt 3 Abschnitt 4(Messgrösse)auf Ebene Makrohabitat

Umschreibung Skala Punkte Wert Punkte Wert Punkte Wert Punkte Wert Punkte

Breitenvariabilität(Variationskoeffizient)

grossmittel

>3010 - 30

keine/gering 10

135 6 5 6 5 0

115

3

Tiefenvariabilität(Variationskoeffizient)

grossmittel

>3010 - 30

keine/gering 10

innere Kolmation(Zustandsklasse)

keinegering/mittelstark/vollständig

13 15.25

3 25.3

13

x

5

1 x

30

16.05

1

kein

e Be

urte

ilung

da

Eing

edol

ung

x

3

1

äussere Kolmationkeine

gering

keine Ablagerun-gen

punktuelle Abla-gerungen

mittel

stark

kleinflächige Ab-lagerungen umdie grösserenSteine

grossflächigeÜberdeckung inströmungsarmenBereichen

Uferbereichsbreite(Mittelwert [m])

vollständigganze Sohleüberdeckt

genügendungenügend

1

2

3

4

5 x

13

5 x

5/0

Uferbewuchs

keine

gewässergerechtgewässerfremd

auf Ebene MesohabitatKolke/Hinterwasser

(Ausdehnung [% Fläche])

künstlich

ideale Verhältnisse 16 - 60

5 0.0

13

5

x5 x

1

5

5

3

x

5/3

5

3

3x

30

1

1

Deckungsangebot

(ohne Kolke/Hinterwasser;

Ausdehnung [% Fläche])

selten oder häufigfehlend/dominierend

10 - 15 / 61 - 90<10 / >90

gross >10

Gesamtbewertung

mittel

kein oder gering

1-10

<1

35 9

1 30

5 9

1 20

3

5

Bewertung des Angebo-tes an qualitativ gutenHabitatstrukturen (Mittel-wertbildung unter der Anah-me einer Kompensation zwi-schen den einzelnen Para-metern).

sehr gut

gut

1.0 - 1.5

1.6 - 2.5

mässig

unbefriedigend

2.6 - 3.5

3.6 - 4.5

schlecht 4.6 - 5.0

1

2

3

4 3.8 4

3.3

5

5 0

1

5

40

0 5

1

3

2.1

5 5

2

Tab. 3: Defizitanalyse für die einzelnen Abschnitten des Stampfibachs.

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2.2 Ökologischer Wert

Der ökologischen Wert des Stampfibachs im Projektperimeter ist im Ist-Zustandinsgesamt als gering zu betrachten. Die verschiedenen Abschnitte und Lebensräu-me müssen jedoch differenziert betrachtet werden. Nur so und aus Sicht der ver-schiedenen Lebensraumansprüche können Aussagen über die bestehenden öko-logischen Werte gemacht werden (siehe einzelne Kapitel).

In den oberen drei Abschnitten ist der Bach ökomorphologisch und von der Ufer-vegetation her in einem schlechten Zustand. Die Bachsohle ist als Lebensraum je-doch geeignet und weist dank der meist guten Wasserqualität eine wertvolle Le-bensgemeinschaft auf.

Im untersten Abschnitt liegt aufgrund der Ablagerungen von Feinsedimenteneine belastete Situation vor, ohne wertvolle Lebensräume auf der Gewässersohle.Durch die gute Morphologie und das Angebot an Deckungsstrukturen kommtdennoch eine selbsterhaltende Elritzenpopulation vor. Weiter sind die Uferberei-che mit ihrer naturnahen Bestockung von ökologischem Wert.

Durch eine Behebung der bestehenden Defizite unter gleichzeitiger Erhaltung derbestehenden Werte kann der ökologische Wert des Stampfibachs mit relativ klei-nem Aufwand wesentlich erhöht werden.

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3 Verwendete Literatur (nicht abschliessend)

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Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft (1996): Ökologische Typisierung deraquatischen Makrofauna. Informationsberichte des Bayerischen Landesamtes fürWasserwirtschaft 4: 1-543..

Binderheim E., Göggel W. 2007: Methoden zur Untersuchung und Beurteilungder Fliessgewässer. Äusserer Aspekt. Umwelt-Vollzug Nr. 0701. Bundesamt fürUmwelt, Bern. 43 S.

Hürlimann J., Niederhauser P. 2007: Methoden zur Untersuchung und Beurtei-lung der Fliessgewässer. Kieselalgen Stufe F (flächendeckend). Umwelt-VollzugNr. 0740. Bundesamt für Umwelt, Bern. 130 S.

Jaccard, P. (1901): Etude comparative de la distribution florale dans une portiondes Alpes et du Jura. Bull. Soc. Vaud Sc. Nat. 37: 547-579.

Kirchhofer A., Breitenstein M, Zaugg B. 2007: Rote Liste der Fische und Rund-mäuler der Schweiz. Bundesamt für Umwelt, Bern, und Schweizer Zentrum fürdie Kartographie der Fauna, Neuenburg. Umwelt-Vollzug Nr. 0734. 64 S.

LANUV, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfa-len (2009). Benthische Algen ohne Diatomeen und Characeen. Bestimmungshil-fe. LANUV-Arbeitsblatt 9. Recklinghausen, 467 S.

Renkonen, O. (1938): Statistisch-ökologische Untersuchungen über die terrestri-sche Käferwelt der finnischen Bruchmoore. Ann. Zool. Soc. Bot. Fenn. Vanamo;6: 1-231.

Stucki P. 2010: Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässer.Makrozoobenthos Stufe F. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr.1026: 61 S.