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Uexkull's classic from 1909. First introduction of the Umwelt concept in German language.
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saosSQSQBQSSSQSsaB3 &3
l
T
Marine Biological Laboratory LibraryWoodsHole,
Mass.
t ?
Presented by
the estate ofDr Herbert W. Rand
Januaiy 9, 19^4I
2
B3^^^^^^^^^^^^^a
Umwelt und Innenweltder Tiere.Von
J.
von Uexkll,Dr. med. hon.o.
'V
nj
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Olz; t\CD'
CO
O a m DBerlin.
Verlag von Julius Springer.1909.
Sr.
Durchlaucht
dem
Frsten Philipp zu Eulenburg und Hertefeldin
Verehrung und Dankbarkeit gewidmet.
Einleitung.
dem Wort Wissenschaft" wird heutzutage ein lcherDeshalb ist es wohl angezeigt, Fetischismus getrieben. darauf hinzuweisen, da die Wissenschaft nichts anderes ist Soals die Summe der Meinungen der heutelebenden Forscher.Mitlicher
weit die Meinungen der lteren Forscher von uns sind, leben auch sie in der Wissenschaft weiter.
aufgenommenSobald eine Wissen-
'Meinung verworfen oder vergessen wird,schaft tot.
ist
sie fr die
alle Meinungen vergessen, verDaher kann man auf die Frage: Was ist eine wissenschaftliche Wahrheit?" ohne bertreibung antworten: ,,Ein Irrtum von heute." Die Frage, ob es einen Fortschritt in der Wissenschaft
Nach und nach werden
worfen oder verndert.
gibt, ist
darum
hinauf
angenommen
nicht ganz so leicht zu beantworten wie gemeinwird. Wir hoffen wohl von grberen zufortzuschreiten,
feineren Irrtmern
ob wir uns aber wirkHchfr die
Biologie in hohem Grade zweifelhaft. Die Betrachtung des Lebendigen bietet bei jedem Schritt dem unbefangenen Beobachter eine so unermeliche Flle von Tatsachen, da die bloe Registrierung dieser Tatsachen jedebefinden,ist
dem guten Wege
Wissenschaft unmglich machen wrde. Erst die Meinung des Forschers, die das Beobachtete gewaltsam in Wesentliches
und UnwesentlicheswasV.
scheidet, lt die Wissenschaft erstehen. Die herrschende Meinung entscheidet rcksichtslos ber das,als,,
wesentlich" gelten
soll.
mit ihr Tausende von
fleiigen,
Wird sie gestrzt, so fallen mhsamen und ausgezeich1
Uexkll, Umwelt und Innenwelt
der Tiere.
2
Einleitung.
neten
Beobachtungen als unwesentlich" der anheim. In der Biologie stehen wir noch unter dem druck, den der Sturz des Darwinismus in uns Die Erfolge rastloser Arbeit eines gerufen hat.hunderts erscheinen uns heuteals
Vergessenheitfrischen Einallen hervor-
halben Jahr-
unwesentlich.
die Biologen jetzt bestrebt sind, ihren Arbeiten eine festere Grundlage zu geben, als es die Lehre von
Kein Wunder, da
der Vervollkommnung der Lebewesen war. Der Erfolg dieser Bestrebungen ist nicht sehr ermutigend. ber die Grundlagen, auf denen sich die Biologie der Tiereals
stolzes
wissenschaftUches
Gebude erheben
soll,
lie
sich
bisher keine Einigung erzielen. Und doch entscheidet diese Einigung das Schicksal der Biologie. Bleibt die Frage nach den
Grundlagen unentschieden oder der Mode unterworfen, so gibt es keinen Fortschritt, und alles, was mit dem grten Geistesaufwand von der einen Generation erarbeitet wurde, wird von der nchsten wieder verworfen werden. Nur wenn alle Hnde nach einem gemeinsamen Plane* ttig sind, um auf fester Grundlage ein Haus zu erbauen, kann etwas Gedeihliches und Dauerndes entstehen. Es ist lehrreich und vielleicht auch ntzlich, sich darber Klarheit zu verschaffen, welche Ursachen die Einigung in der
modernen Biologie der Tiere bisher verhindert haben. Die moderne Tierbiologie verdankt ihr Dasein der Einfhrung des physiologischen Experimentes in das Studium der niederen Tiere. Die Erwartungen, die man von physiologischer Seite an die Erweiterung des Forschungsgebietes knpfte, wurden nicht Man suchte nach Lsung fr die Fragen der Physioerfllt. logie der hheren Tiere und fand statt dessen neue Probleme. Die Auflsung der Lebenserscheinungen in chemische und physikalische Prozesse kam nicht um einen Schritt weiter. Dadurch hat sich die experimentelle Biologie in den Augen der Physiologen strengster Observanz diskreditiert. Fr alle jene Forscher aber, die im Lebensproze selbst und nicht in seiner Zurckfhrung auf Chemie, Physik und
Mathematik den ,, wesentlichen" Inhalt der Biologie sahen, mute der ungeheure Reichtum an experimentell lsbaren Problemen ein besonderer Ansporn sein, um sich den niederen
Einleitung.
3ist
Tieren
zuzuwenden.
In wenigen Jahren
denn auch die
Flle des bearbeiteten Stoffes so gro geworden, da heutzutage die Ordnung des Stoffes als die viel dringendere Aufgabe erscheint, gegenber der stets fortschreitenden Neuforschung.
Baumaterial
ist
in Hlle
und
Flle vorhanden,
um
der Wissenschaft zu beginnen.
Nur mu man
sich ber
den Bau den
Bauplan
einigen.alten, lngst
Das natrhchste wre, wenn man mit den
vorhandenen Bauplnen weiterarbeitete. In den schnen Zeiten, da Anatomie und Physiologie noch ungetrennt eine einheitliche Biologie bildeten, fate man jedes Tier als eine funktionelle Einheit auf. Die anatomische Struktur und ihrephysiologischen Leistungen wurden gleichzeitig als zusammengehrig betrachtet.erforscht
und
logie
fllt niemand ein, eine Arbeitsteilung in die Technoeinzufhren, und zwei Klassen von Ingenieuren auszubilden, die einen fr das Studium der Struktur, die anderen fr das Studium des Energieumsatzes in den Maschinen.
Es
Technologie wie Technik wrden durch diese Teilung bald zugrunde gerichtet werden. Auch die Biologie wre durch die Teilung in Anatomie und Physiologie lngst zugrunde gegangen, wenn nicht die Medizin mit ihren praktischen Bedrfnissen den Zusammenschlu der beiden Wissenschaften wenigstens fr den Menschen peremptorisch forderte. Diesem Zusammenauch die neuesten gehen der Wissenschaften verdanken Man braucht blo Arbeiten ihre hohe biologische Bedeutung. an das Lebenswerk Pawlows zu erinnern, oder an die groen Erfolge der englischen Physiologen wie Langley und
Sherrington.gingen,
berall dort, wo Physiologie und Anatomie getrennt vorDie verist es nicht zu ihrem Heile ausgeschlagen.
gleichende Anatomie, die
immer mehr
die Leistungen der Or-
gane vernachlssigte, gelangte schhelich dazu, die Struktur der Lebewesen als eine blo ,, formale Einheit" zu betrachten. Die ,, Homologie" wurde zur Grundlage einer ganz neuen Lehre von den Beziehungen der Krperformen, whrend die verachtet wurde, und so traten tote rumliche ,, Analogie" an die Stelle der lebendigen Wechselwirkung der BeziehungenOrgane.Erst in neuester Zeit fhrt die experimentelle Embryo1*
4logie die
Einleitung.
anatomische Wissenschaft zu den Quellen der tiefsten
Lebensprobleme zurck. Ebenso verlor die allgemeine Physiologie immer mehr das Verstndnis dafr, da jedes Lebewesen eine ,, funktionelle Einheit'* ist. An Stelle des Strebens nach Erkenntnis des Bauplanes eines jeden Lebewesens, der allein aus Anatomie und Physiologie erschlossen werden kann, trat das einseitige Studium der mgUchst isolierten Teilfunktionen, um diese als rein physikalisch-chemische Probleme behandeln zu knnen. Dies war das Schicksal der Biologie der hheren Tiere. Ganz eigenartig gestaltete sich das Schicksal der Biologie bei den niederen Tieren. Hier gingen nicht Anatomie und Physiologie getrennte Wege, sondern die Physiologie wurde zeitweilig vollkommen unterdrckt. Dies geschah durch den Darwinismus. Der Darwinismus (nicht Darwin selbst) betrachtete die Leistungen der anatomischen Struktur als ,, unwesentlich" gegenber dem einen Problem: wie sich die Struktur der hheren Tiere ausder der niederen entwickelt habe.
Man
sah in der Tierreihe den Beweis fr eine stufenweis
ansteigende Vervollkommnung von der einfachsten zur mannigNur verga man dabei das eine, da die faltigsten Struktur.
Vollkommenheit der Struktur gar nicht aus ihrer Mannigfaltigerschlossen werden kann. Kein Mensch wird behaupten, da ein PanzerschifE vollkommener sei als die modernen Ruderboote der internationalen Ruderklubs. Auch wrde ein Panzerkeitschiff
bei
einer
Ruderregatta
eine
klgliche
Rolle
spielen.
Ebenso wrde ein Pferd die Rolle eines Regenwurms nur sehr unvollkommen ausfllen. Die Frage nach einem hheren oder geringeren Grad von Vollkommenkeit der Lebewesen kann gestellt werden, wenn man jeden Bauplan mit seiner Ausfhrung zusammenhlt und prft, in welchem Fall die Ausfhrung am gelungensten ist. Es unterliegt keinem Zweifel, da bei dieser Fragestellung die niederen Tiere, weil sie zu den ltesten Geschlechtern gehren, den Preis davontragen werden, denn es scheint die Regel zugelten: je lter die FamiUe,
um
so besser die Durcharbeitung.
Manrtern,
versucht
indem man Bauplan vergleicht und
ferner das Vollkommenheitsproblem zu erdie Bedrfnisse der Organismen mit ihremfragt, inwieweit entspricht der
Bauplan
Einleitung.
5
dem mus
Bedrfnis.
erhlt die Behauptung, die gewesen. hheren Tiere seien die vollkommeneren, einen Sinn. Wenn man nmlich die Bedrfnisse des Menschen als Ma ansieht, an dem alle Bauplne der Tiere zu messen sind, Das so sind natrUch die hchsten Tiere die vollkommensten. ist aber ein zu handgreiflicher Irrtum, um darber ein Wort zuverlieren.
Das ist auch die Nur aus ihr heraus
Fragestellung des Darwinis-
Haben wir doch zur Erforschung der BedrfnisseErallein gibt
eines Tieres gar keine anderen Hilfsmittel zur
seinen Bauplan.
Hand, als eben uns Aufschlu ber die aktive wie passive Rolle, die das Tier in seiner Umwelt zu spielen berufen ist. Deshalb ist die ganze Fragestellung sinnlos.Aberduenselbst
die
Behauptung, da die variierenden Indivi-
ihrer Umwelt angeaus der Luft gegriffen. Jedes variierende vUig pat seien, Individuum ist entsprechend seinem vernderten Bauplan anders, aber gleich vollkommen seiner Umgebung angepat. Denn der
einer
Art
mehr oder weniger gut
ist
Bauplan schafft
in
weiten
Grenzen selbstttig die
Umwelt
des Tieres.
Diese Erkenntnis, die ich Schritt fr Schritt zu beweisen gedenke, kann allein als dauernde Grundlage der Biologie anNur durch sie gewinnen wir das richtige gesehen werden. Verstndnis dafr, wie die Lebewesen das Chaos der anorganischen Welt
ordnen und beherrschen. Jedes Tier an einer anderen Stelle und in anderer Weise. Aus der unbersehbarenMannigfaltigkeit der anorganischen Welt sucht sich jedes Tier gerade das aus, was zu ihm pat, d. h. es schafft sich seine
Bedrfnisse selbst entsprechend seiner eigenen Bauart. Nur dem oberflchlichen Blick mag es erscheinen, als lebtenalle
Seetiere
in
einer
allen
Das nhere Studiumverschiedenenbesitzt, die sich
lehrt
gemeinsamen gleichartigen Welt. uns, da jede dieser tausendfach
Lebensformen eine ihm eigentmliche Umwelt mit dem Bauplan des Tieres wechselseitig be-
dingt.
kann nicht wundernehmen, da die Umwelt eines auch andere Lebewesen mit umschhet. Dann findet diese wechselseitige Bedingtheit auch zwischen den Tieren selbstEsTieresstatt
und
zeitigt
das
merkwrdige Phnomen, da der VerVerfolgten pat, wie der Verfolgte
folger ebensogut
zum
zum
QVerfolger.
Einleitung.
So ist nicht blo der Parasit auf den Wirt, sondern auch der Wirt auf den Parasiten angepat. Die Versuche, diese wechselseitige Zusammengehrigkeit benachbarter Tiere durch allmhliche Anpassung zu erklren, Sie haben zudem das Interesse von sind klglich gescheitert.der nchstliegenden Aufgabe abgewandt, die darin besteht, erst einmal die Umwelt eines jeden Tieres sicherzustellen. Diese Aufgabe ist nicht so einfach, wie der Unerfahrene glauben knnte. Es ist freiHch nicht schwierig ein beliebiges Aber damit ist die Tier in seiner Umgebung zu beobachten.
Der Experimentator mu festzugelst. welche Teile dieser Umgebung 'auf das Tier einwirken und in welcher Form das geschieht. Unsere anthropozentrische Betrachtungsweise mu immer mehr zurcktreten und der Standpunkt des Tieres der allein ausschlaggebende werden.Aufgabe keineswegsstellen suchen,
Damit verschwindetgilt:
alles,
was fr uns
als selbstverstndlich
die ganze Natur, die Erde, der Himmel, die Sterne, ja alle Gegenstnde, die uns umgeben, und es bleiben nur noch
jene Einwirkungen
als
Weltfaktoren
brig,
die
dem Bauplan
entsprechend auf das Tier einen Einflu ausben. Ihre Zahl, ihre Zusammengehrigkeit wird vom Bauplan bestimmt. Ist
Zusammenhang des Bauplanes mit den ueren Faktoren sorgsam erforscht, so rundet sich um jedes Tier eine neue Welt,dieser
gnzlich verschieden von der unsrigen, seine Umwelt. Ebenso objektiv wie die Faktoren der Umwelt
sind,
von ihnen hervorgerufenen Wirkungen im NervenDiese Wirkungen sind ebenfalls system aufgefat werden. durch den Bauplan gesichtet und geregelt. Sie bilden zu-
mssen
die
sammen
die
Innenweltist
der Tiere.
Diese
Innenweltsoll
Forschung und
getrbt werden. solchen Innenwelt
die unverflschte Frucht objektiver nicht durch psychologische Spekulationen Man darf vielleicht, um den Eindruck einer
lebendig zu machen, die Frage aufwerfen, was wrde unsere Seele mit einer derart beschrnkten Innenwelt anfangen. Aber diese Innenwelt mit seelischen Qualitten auszumalen und aufzuputzen, die wir ebensowenig beweisen
wie
ableugnen
knnen,
ist
keine
Beschftigung
ernsthafter
Forscher.
Einleitung.
7
ber der Innenwelt und der Umwelt steht der Bauplan, Die Erforschung des Bauplanes kann meiner alles beherrschend. nach allein die gesunde und gesicherte Grundlage berzeugung Sie fhrt auch Anatomie und Physioder Biologie abgeben.ersprieUcher Wechselwirkung. Ausgestaltung des Bauplanes fr jede Tierart in den Mittelpunkt der Forschung gestellt, so findet jede neuentdeckte Tatsache ihre naturgeme Stelle, an der sie erstlogie wieder
zusammen zu
Wird
die
Sinn erhlt und Bedeutung. Der Inhalt des vorliegenden Buches soll dem Zwecke dienen, die Bedeutung des Bauplanes mglichst eindringUch vor Augen zu fhren und an einzelnen Beispielen zu zeigen, wie Umwelt und Innenwelt durch den Bauplan miteinander zusammenhngen. Ein Lehrbuch der speziellen Biologie wirdhier
man
geboten, sondern nur der Weg gezeigt, auf dem zu ihm gelangen knnte. In der Auswahl der vorliegenden Beispiele bestimmte mich vor allem der Wunsch, mglichst planmige Bilder zu geben. Natrlich sind berall Lcken vorhanden, und zwar nicht blonicht
im physiologischen, sondern auch im anatomischen
Material.
Da
ich andererseits nur solches anatomische Material brauchen
konnte, das physiologisch belebt war, mute die groe Masse anatomischer und zoologischer Erkenntnisse fortfallen. Ebenso
muten
alle physiologischen Ergebnisse vernachlssigt werden, Aber die nur physikalisches oder chemisches Interesse boten. auch jene Strukturen, deren Leistungen gut erforscht sind,
muten unbercksichtigtstellten.
bleiben,
wenn
ihre
Komphkation zu
groe Anforderungen an das Vorstellungsvermgen des Lesers
mich auf die Wirbellosen beschrnkt, weil ich dort selbst zu Hause bin, die hheren Tiere Berufenerem berlassend. Von den Wirbellosen bheben die Bienen und Ameisen unbercksichtigt, weil ber sie bereits eingehende Lehrbcher vorhanden sind. Ich knnte nun zu dem Inhalte des Buches bergehen, denn der Gesichtspunkt, von dem aus es betrachtet werden Aber noch erbrigt auf dieist ausreichend dargelegt. soll,ich
Endhch habe
jenigen Meinungen
einzugehen,
die
der
Biologie
eine
andere
Grundlage zu geben bestrebt sind.
g
Einleitung.
entstehen kann, ist Eine solche Biologie spezielle Biologie wrde sehr einseitig sein, wenn sie auf das Hilfsmittel der Alle Tiere vollfhren ihre animaVergleichung verzichtete. lischen Leistungen mit Hilfe von Geweben, die sich durch dieeinealler
Was
auf die eben dargelegte WeiseTierarten.
ganze Tierreihesie sich in
hindurch sehr hnlich bleiben.berall
Muskelgewebe
und Nervengewebe zeigen
analoge Leistungen,
mgen
noch so verschiedenartigen Organen zusammenfinden. Dies ist von groer Bedeutung fr die spezielle Biologie, denn die allgemein gltigen Eigenschaften der Muskel und Nerven lassen sich auch bei jenen Tieren als gltig voraussetzen, deren Krperbeschaffenheit keine physiologische Analyse bis herab Es wird daher die verauf die einzelnen Gewebe zult.gleichende Physiologie der Gewebe immer ein sehr notwendiger Bestandteil der speziellen Biologie bleiben und, es lt sich auch nichts dagegen sagen, wenn man die vergleichende Gewebs-
kunde der Besprechung der einzelnen Tiere vorangehen lt. Ich habe davon Abstand genommen, weil ich zeigen wollte, inwelchen Tierarten wirfr die allgemeine
am
leichtesten zu allgemeineren Schlssensich die Biologie aus,
Gewebskunde gelangen.
Ganz anders nimmt
wenn man
die
Vergleichung zur Grundlage des ganzen Studiums macht. Dies ist durch Loeb geschehen, und zwar in einer auerordentlichoriginellen
und interessanten Weise.fol:
Die groe Mehrzahl der tierischen Bewegungen geht Ein uerer Reiz wirkt auf gendermaen vonstattenRezeptionsorgan, dieses erteilt
ein
dem Nervensystem
Vom Nervensystem geleitet erreicht den Muskel, der sich dann verkrzt. Diesen Vorgang nennt man einen Reflex. Loeb fand nun, da eine groe Anzahl von Tieren, wenn sie ganz elementaren Reizen ausgesetzt werden, wie es Licht, Schwere oder einfache chemische Substanzen sind, stets mit einer geordneten Bewegung antworten, durch die sie sich entweder der Reizquelle zu- oder von ihr abwenden. Er sah darin einen elementaren Vorgang, den er als Trop Ismus bezeichnete und je nach der Richtung, die von der Bewegung eingeschlagen wurde, sprach er von positivem odernegativem Tropismus. Loeb selbst hat die Mglichkeit zugegeben, da es sich
eine Erregung. die Erregung schlielich
Einleitung.
9
bei vielenflexe
Tropismen handeln knne.
um
noch nicht gengend analysierte ReAber bestimmte Tropismen, z. B. denauf einseitige Belichtung eintritt, will
Phototropismus,er als ein
der
den physikalischen Phnomen gleichzusetzendes Elementarphnomen angesehen wissen. Es sollen die Lichtstrahlen bei ihrem Durchgang durch den Tierkrper diesen zu drehen Tiere, befhigt sein wie etwa ein Magnet die Eisenfeilspne. die auf diese Weise auf das Licht reagieren, nennt man photo-
pathische. Es besteht aber keinflex auslst, der
Zweifel,
da
in vielen Fllen das
Licht einfach auf der beleuchteten Seite des Tieres einen Re-
mu, da auf der beschattetenTiere,
zu einer einseitig gerichteten Bewegung fhren Die Seite kein Reflex entsteht. die auf diese Weise gegen das Licht reagieren, nennt
man phototaktische.Der photopathische Phototropismus ist ein physikalischer Vorgang, der phototaktische dagegen ein Reflex. Nun hat Fr. Lee an einzelligen Tieren nachweisen knnen,da die photopathische Erklrungihrer Bewegungen sehr wohl durch eine phototaktische ersetzt werden kann. Neuerdings hat Radi den Nachweis zu fhren versucht, das Licht wirke auf Insekten ebenso richtunggebend wie die Gravitation auf einen schwebenden Krper. Dagegen hat
G.
Bohn
Wirkung
gefunden, da die unzweifelhafte richtunggebende der beleuchteten Gegenstnde auf Schnecken undist
Krebse abhngig
vom
Mangngeaufist.
sieht
daraus,
physiologischen Zustand der Tiere. wie unsicher die Deutung dieser Voralle
Zwar
erscheint es verlockend,
Bewegungen der Tiere
Tropismen zurckzufhren, denn das berhebt uns der Aufgabe, die scheinbar einfachen Vorgnge als Leistungen einer schwer zu ermittelnden Struktur zu behandeln. Aber eine sichere Grundlage gewannt man nur durch das Studium derStruktur und des Bauplanes.
Schon
zu gewinnen.
jetzt scheint diese Ansicht mehr und mehr Boden Aber nur ein Teil der Forscher wendet sich demzu.
Studium des Bauplanes
Ein
anderer folgt
einer
neuen
Lehre, die das Studium des Bauplanes verwirft und die Tiere frei von jeder Analogie mit den Maschinen betrachten will.
IQ
Einleitung.
ja zweifellos, da die Ermittelung des Bauplanes nur dann einen Sinn hat, wenn die Struktur der Tiere der Struktur der Maschinen gleichzusetzen ist. Wir nhern uns damit der Grundlage aller Biologie, die nicht durch Spekulation entschieden werden kann, sondern nur durch Beobachtung der lebenden Substanz, auf der sich alle Lebewesen aufbauen, whrend die Maschinen aus totem
Es
ist
der Tiere
Stoff bestehen
dem Protoplasmaproblem.
Das Protoplasmaproblem.die Erwartung
Die Wissenschaft der organischen Welt ist alt genug, um zu rechtfertigen, da es eine eindeutige und allgemein anerkannte Definition des Begriffes Organismus gebe.
Das ist leider keineswegs der Fall, und unter dem gleichen Wort Organismus werden die verscliiedensten Dinge verstanden, je nachdem welcher Theorie der Verfasser folgt. Es ist deshalb notwendig, den Begriff des Organismus historisch abzuleiten und seine Beziehungen zum Begriff Maschine,mit der er so hufig verwechselt wird, klarzulegen. Man wird, ohne beiden Begriffen Gewalt anzutun, die Maschinen als unvollkommene Organismen ansprechen knnen, weil alle prinzipiellen Eigenschaften der Maschine sich bei den
Organismen wiederfinden. Dagegen ist es unmghch, die Organismen ohne weiteres als Maschinen zu bezeiclmen. Auf welchem Standpunkte man auch stehen mge, immer wird man mehr oder weniger starke Abzge von den Eigenschaften der Organismen machen mssen, ehe man ihnen die Bezeichnungmaschinell beilegen darf.
Jene Eigenschaften der Organismen, durch welche sie den Maschinen berlegen sind, kann man passend als bermaschinelle Eigenschaften bezeichnen. Unter diesen sind am leichtesten erkennbar die Formbildung und die Regeneration. Das sind beides Eigenschaften, welche die Ent-
stehung der Organismen betreffen, die ja anders verluft als diejenige der Maschinen.
zweifellos
ganz
Demgegenber nimmt man allgemein an, da die ausgebildeten Organismen keine bermaschinellen Fhigkeiten aufweisen. In einem prinzipiellen Punkt ist auch sicher eine ber-
^ '^ f% r '\ Q
'>'
12
I^^s
Protoplasmaproblem.
einstimmung zwischen den Maschinenvorhanden.
und den Organismen
Beide bestehen aus einzelnen Teilen, die sich zu einem Ganzen zusammenfgen. Die Vereinigung der Teile zum Ganzen ist in beiden Fllen keine blo formale, sondern eined. h. die Leistungen der einzelnen Glieder einer Maschine oder eines Organismus vereinigen sich zur Gesamtleistung des Ganzen. Dieses Zusammenwirken der Teile knnen wir uns in einem rumlichen Schema sowohl fr die Maschinen wie fr die Organismen zur Anschauung bringen. Dieses rumliche Schema nennt man den Organisationsplan oder den Bauplan. Jeder Bauplan ist in diesem Sinne nichts anderes als ein Grundri, den wir entwerfen, nachdem wir von einem Organismus oder Der Baueiner Maschine nhere Kenntnis gewonnen haben.
funktionelle,
plan zeigt uns, in welcher Form die Prozesse innerhalb des untersuchten Gegenstandes ablaufen. Er will weiter nichts alseine
bersichtlichesich
wenn manhlt,
fest
Nur Beschreibung der Vorgnge liefern. an diese Bedeutung des Wortes Bauplan
wird
man
vor Irrtmern bewahrt, die mit Notwendigkeit
eintreten, sobald
man dem Bauplan irgendwelchen Einflu auf den Ablauf des Prozesses im Orgnanismus oder in der Maschineeinrumt.Hierin sindsich also
Maschinen und ausgebildete Orgabeiden kann
nismen
vllig
gleich.
Von
man
einen anschau-
lichen Plan entwerfen, mit lauter
im
Raum
nebeneinander ge-
lagerten Gliedern oder Organen.
Die Entstehung der Maschinen und die Entstehung der Organismen ist aber eine durchaus verschiedene. Die Maschinen sind alle von Menschen gemacht, die Organismen entstehen aus sich selbst. Darin liegt ihre hauptschlichste bermaschinelleFhigkeit.
Die neueren Forschungen haben jetzt zweifellos klargelegt, da jedes Tier aus einem undifferenzierten Keim entsteht, und erst nach und nach Struktur gewinnt, welche anfangs in allgemeinen Zgen auftritt, um sich dann allmhlich bis ins einzelne auszugestalten. Wenn wir die Entstehung eines Tieres beschreiben wollen, so fassen wir sie in eine Regel, welche die zeitUchen Folgen
der einzelnen Phasen festlegt.
Im
Gegensatz
zum Bauplan,
der
Das Protoplasmaproblem.
13
eine rumliche Darstellung der Vorgnge gibt, gibt die Bildung s regel eine Darstellung des zeitlichen Ablaufes aller Vorgnge.
Auch
hier
Hegt
die
Gefahr
nahe,
anstatt
von einer sub-
jektiven Bildungsregel zureden, vorgnge einfgen, von einem objektiven Bildungsgesetz zu sprechen, das die Lebens Vorgnge beherrscht. Weder Bauplan noch Bildungsregel haben das mindeste mit dem wirk-
in welcher wir die Lebens-
Hchen Naturfaktor zu tun, welcher die physikaUsch-chemischenProzesse zwingt, besondere Bahnen einzuschlagen. Regel und Plan sind nur die Form, in der wir die Wirkungen Er selbst ist uns vlHg unbejenes Naturfaktors erkennen.
kannt.
die ,,Entelechie",
Driesch nennt ihn in Anlehnung an Aristoteles Karl Ernst von Br nannte ihn die Zielscheintfestzustehen,
strebigkeit".Soviel
da fr
die Ttigkeit dieses
Naturfaktors die Strukturlosigkeit der lebendigen Substanz Vorbedingung ist. Jedenfalls wird, whrend die Struktur im Laufeder individuellen Entwicklung jedes einzelnen Tieres auftritt, gleichzeitig die Fhigkeit zur Bildung neuer Struktur immer
mehr und mehr eingeschrnkt, so da man wohl sagen darf: Struktur hemmt Strukturbildung. Es ist natrlich von hchster Bedeutung, etwas Nheresber diesen rtselhaften Naturfaktor zu erfahren, der gerade am ttigsten ist, wo man es am wenigsten erwarten dem sollte, in der undifferenzierten Grundsubstanz des Keimesdort
Das Studium des Protoplasmas gewhrt daher die meiste Aussicht ber den groen Unbekannten etwas Nheres zu erfahren. Das Protoplasma oder die lebendige Substanz ist nicht
Protoplasma.
aller tierischen und pflanzlichen Lebende entsteht aus dem einfachen Protoplasmakeim. Es erhlt sich auch in fast allen Zellen des erwachsenen Tierkrpers, wenn auch in kleinen Mengen. Auerdem erhlt sich das Protoplasma als Krpersubstanz bei den einzelligen Tieren whrend ihres ganzen Lebens. Die Einzelligen lassen zum Teil aus dem Protoplasma
allein
das Ausgangsstadium
Zellen,
denn
alles
dauernde Organe hervorgehen, wie Schalen, Stacheln, Wimpern u. dgl., aber es gibt doch eine Anzahl ganz einfache Tiere,die faktischnichts
anderes sind
als ein
Klmpchen
flssigen
14Protoplasmas.
I^^s Protoplasmaproblem.
Und
ein reiches Leben,
trotzdem fhren sie wie alle brigen Tiere stehen in steter Wechselwirkung mit ihrer
sich, nhren sich und pflanzen sich fort, wie die hchsten Organismen. Da man, wie wir sahen, die ausgebildeten hheren Tiere mit Maschinen vergleichen kann, so durfte man annehmen, da
Umgebung, bewegen
die EinzelHgen sich ebenfalls mit Maschinen vergleichen lassen mssen. Hier trat nun die groe prinzipielle Schwierigkeit ein, die in den 80 Jahren der Geschichte des Protoplasmas eine so
verhngnisvolle Rolle gespielt hat. Die Schwierigkeit, die sich am prgnantesten in die Worte fassen lt Kann es flssige:
Maschinen geben?Das Protoplasmaproblem beginnt in der Zoologie seine Rolle zu spielen, als Duj ardin im Gegensatz zu Ehrenberg das Vorhandensein einer inneren Organisation bei den EinEr fhrte den Namen Sarkode ein und zelligen leugnete.schrieb darber: ,,Ich schlage vor jenes so zu nennen, was andere Beobachter eine lebende Gallerte genannt haben, jene Substanz, die klebrig, durchscheinend, unlslich im Wasser sich zu bei allen niederen Tieren ankugeligen Massen zusammenzieht. .
.
zutreffen
eingefgt zwischen die anderen Struktur demente." Die umfassende Bedeutung des Protoplasmas als gemeinist,
sames Lebenselement aller Zellen hat dann Max Schnitze erkannt, der auch den Begriff der Zelle neu formulierte. ,,Eine Zelle ist ein Klmpchen Protoplasma, in dessem Inneren ein Kern liegt." An Stelle des Wortes ,, Sarkode" setzte er das den Botanikern entlehnte Wort ,, Protoplasma". Was haben wir unter Protoplasma zu verstehen? ,,Eine kontraktile Substanz, welche nicht mehr in Zellen zerlegt werden kann, auch andere kontraktile Formelemente als Fasern u. dgl. nicht mehrenthlt." ,,Das Protoplasma, dem schon vorher Kontraktilitt zukam die ungeformte kontraktile Substanz formt sich durch
innere Vernderungen
und liefert die Muskelfasern, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Zwischen den Fibrillen der kontraktilen Substanz fhrt es sein Zellenleben weiter. Ebenso bleibt es in fast allen Zellen des Krpers am Leben." Das Protoplasma hat nach Max Schnitze auer seiner flssigen Konsistenz und seiner Kontraktilitt noch sehr wunderbare Eigenschaften. Es zeichnet sich aus durch sein, wenn
Das Protoplasmaproblem.
15
man
so sagen darf, zentripetales Leben,
lichkeit,
mit
dem Kern
ein
durch die EigentmGanzes zu bilden, in einer gewissen
Abhngigkeit von ihm zu stehen." Ferner schreibt er: ,,Eine Zelle mit einer vom Protoplasma chemisch differenzierten Membran ist wie ein enzystiertes Infudoch lat das ungestm sorium, wie ein gefangenes Ungetm.
.
.
von dem noch ungestmeren Kern stets von neuem angestachelte Protoplasma seine Hlle sprengen, ... und das entfesselte Protoplasma wird zu Manches Schrecken von seiner Freiheit Gebrauch machen." Gegen die Tendenz einer bloen Flssigkeit so merkwrdige Eigenschaften zuzuschreiben, wandte sich vor allem Reichert, der an dem maschinellen Bau der Einzelligen festhielt und diesich teilende,
Pseudopodien fr kontraktile Organe erklrte. Auch Brcke konnte sich mit dem Gedanken einer kontraktilen Flssigkeit nicht befreunden und hielt die Flssigkeit in den Protozoen fr nur passiv bewegt durch die geformte Auenschicht, was Schnitze zu einer nochmaligen Darstellung der Vorgnge in den netzfrmigen Pseudopodien der Swasserrhizopoden veranla te.anschaulich, da werden verdient.sie
Diese Darstellungals
ist
so
knstlerisch
klassisches
Dokument
erhalten
zudieist,
Man denke sich Form einer Eierschale
ein
mikroskopisches
Tierchen,
das
besitzt, die
an
einer Spitze geffnet
aus dieser ffnung entstrmt das Protoplasma, das den Innenraum des Eies ausfllt, oder man stelle sich einen kleinen Sternvor,
der nach allen Seiten durchsichtige Fden ausstrahlt, an deren Oberflche das flssige Protoplasma sich ausbreitet.
ImmerStrae
erhltdie
wimmeln auf einem breiteren Faden Krnchen durcheinander; wenn auch manchmal stockend und zitternd, doch immer eine bestimmte, in LngsrichtungFadens entsprechende Richtung verfolgend. Oft stehen mitten in ihrem Laufe still und kehren dann um, die meisten jedoch gelangen bis zum uersten Ende der Fden und wechseln hier selbst ihre Richtung. Nicht alle Krnchendessie
folgendes Spaziergnger, so
man
Bild:
,,Wie
auf
einer
breiten
einesoft
mit gleicher Schnelligkeit, so da ein schnelleres das langsamere zu grerer Eile treibt oder an dem langsameren in seiner Be-
Fadens bewegendas
sich
eins
andere berholt,
16
Das Protoplasmaproblem.stockt.
Wo mehrere Fden zusammenstoen, sieht Krnchen von einem auf den anderen bergehen." Die strahlenfrmigen Fden sind konsistenter als das flssige Protoplasma, aber auch kontraktil.wegung
man
die
Bei vielen Rhizopoden, die in einer Schale stecken, sind die Pseudopodien durchgngig dnnflssig und verflieen leicht ineinander. Da aber die Willkr," fhrt Schnitze fort,
mit im Spiele
ist,
geht
schon daraus hervor, da die Ver-
schmelzung der aneinanderstoenden Fden verschiedener Individuen bestimmt nicht stattfindet, wie ich mich bei dicht nebeneinander auf den Objekttrger gebrachten Individuen sehr oft berzeugt habe. Die Fden weichen dann vor ihresgleichen wie vor einem schlimmen Feind zurck."
Auch Khne ^), der
die
Grundlage fr die gesamte experi-
mentelle Physiologie der Einzelligen gelegt hat, spricht von dem Willen, der im Vortizellenglckchen steckt, ohne an der flssigen Natur des Protoplasmas zu zweifeln.schrieb
In schrfsten Gegensatz zu Reichert trat Haeckel. Er eine kontraktile ,,Die Sarkode blieb was sie war:
zhflssige, schleimige Eiweisubstanz, in der jedes Partikelchen allen anderen gleichwertig erschien und alle Funktionen dieses
allereinfachsten
Organismus gleichmig vollzog."seiner Gegner,die:
Schwierigkeiten des Protoplasmaproblems hingewiesen hatte Wir knnen uns keine lebende vegetierende Zelle denken, mit homogenem
Haeckel hatte kein Auge fr die Grnde obwohl Brcke in berzeugender Weise auf
Kern und homogener Membran und einer bloen Eiweilsung als Inhalt, denn wir nehmen diejenigen Erscheinungen, welcheLebenserscheinung bezeichnen, am Eiwei als solchem Wir mssen deshalb den lebenden berhaupt nicht wahr. von der Molekularstruktur der organischen Zellen, abgesehen Verbindungen, welche sie enthlt, noch eine andere und in anderer Weise komplizierte Struktur zuschreiben, und diese istwiralses,
welche wir mit dem Namen Organisation bezeichnen. Die zusammengesetzten Molekle der organischen Verbinhier
dungen sind
nur Werkstcke,nicht
die
nicht
in
einfrmiger
^)
Khne und
Verworn
hat die
Umkehr
des Pflgerschen
Gresetzes bei
den Einzelligen entdeckt.
Das Protoplasmaproblem.
][7
Weise neben dem anderen aufgeschichtet, sondern zu einem Wir lebendigen Bau kunstreich zusammengefgt sind wissen, da mit der Abnahme der Dimensionen sich die Natur der Mittel ndert, durch welche Krfte der anorganischen Welt dem Organismus dienstbar gemacht werden. Aber abgesehen von den hierdurch bedingten Verschiedenheiten und abgesehen von der geringeren Summe der zusammengesetzten Teile haben wir kein Recht, einen kleinen Organismus fr minder kunstvoll gebaut zu halten, als einen von groen Dimensionen Fr uns ist der Zelleninhalt, die Hauptmasse des Zellenleibes,festen und flssigen Teilen.*' die Schwierigkeit, sich eine kontraktile Flssigkeit zu denken, in den Hintergrund. Dafr so deutlicher der Flssigkeitscharakter des Protowirdselbst ein komplizierter
Aufbau aus
Hier
tritt
zum
ersten Male
um
plasmas als unmglich abgelehnt, weil es in einer Flssigkeit keine Struktur geben kann. Die Schwierigkeit, die Beobachtung mit der Logik in bereinstimmung zu bringen, hat zu den verschiedensten Auswegen gefhrt und es ist nicht leicht, das Problem gegenber allen Abschwchungsversuchen unzweideutig vor Augen zu beAm deutlichsten erkennt man das wahre Wesen des halten. Protoplasmaproblems, wenn man sich an die unbeschalten
Rhizopoden, die Amben, Die Beobachtung der
hlt.
Amben
lehrt
einerseits,
da
diese
Tiere sich wie gegliederte Organismen benehmen, und andererseits, da sie keine Gliederung, sondern nur eine flssige Leibes-
substanz besitzen.dert
Es
ist
aber unmghch, gleichzeitig geglie-
es verstndlich, da ein Teil der Forscher die eine Seite der Beobachtung, ein anderer Teil die andere Seite in Zweifel zog. Zunchst versuchte man sich dadurch aus
und nicht Daher ist
gegliedert zu sein.
der Verlegenheit zu helfen, da man ein lebendiges Urelement annahm, welches die wichtigsten Lebenserscheinungen in sichvereinigte.
Analog den Moleklendiealleinalle
einer
zusammengesetzten
Substanz, tragen, erfand
man
Eigenschaften der Substanz in sich lebendige Urelemente, beinahe ein Dutzenddiese
an der Zahl. Fr uns sind
Versuche
ohne Interesse.
Denn
es
handelt sich gar nicht um die Frage, was noch lebendig geV. UexkU, Umwelt und Innenwelt der Tiere. 2
]^8
Das Protoplasmaproblem.
nannt werden kann, sondern darum, ob die ganze Ambe eineStruktur besitzt oder nicht. Auch der Ausweg, von halbweicher oder festweicher Substanz zu sprechen, hilft uns nicht weiter. Die flssige Maschine ist deshalb ein Unding, weil in einer Flssigkeit sichalle
Teilchen
gegenseitig
vertreten
knnen und
ordnung zeigen,
whrend
die Maschinenstruktur
keinerlei Anunwandelbare
Ordnung bedeutet.Ebensowenig ist es mglich, alles auf Stoff Wechselprozesse schieben, denn auch diese bedrfen, um geordnet zu verlaufen, der strukturellen Anordnung, der chemisch wirksamen Teile.zuselten Btschlis der erste erfolgreiche Vereiner Flssigkeit Struktur nachzuweisen. Es gelang ihm, vollkommen flssige Trpfchen darzustellen, die aus einer
Da kam vonin
such,
innigen
schaumigen Mischung zweier Flssigkeiten stammen. In den Tropfen befand sich die eine Flssigkeit als Inhalt von tausend kleinen Kammern, die durch das Wabenwerk der anderen Flssigkeit gebildet wurden. In reines Wasser gesetzt, zeigten die Tropfen eine lebhafte Bewegung, denn die Wasser-
aufnahme nderte die inneren Spannungs- und Mischungsverdauernd und erzeugte immer neue Verschiebungen des Wabenwerkes. Damit war endlich der Beweis erbracht, da es kontraktile Flssigkeiten gebe. Aber eine feste Anordnung der Teile, wie sie die Struktur der Maschine fordert, gab es doch nicht, denn die einzelnen Waben lieen sich anstandslos gegeneinanderhltnisse
vertauschen.
versuchte
Diesen belstand erkannte Rhumbler ganz klar, und er es, an Stelle der homogenen Wabenstruktur eine nicht homogene (anomogene) zu setzen, indem er annahm,
da die einzelnen Waben oder Alveolen im Protoplasma in bestimmter Weise an verschiedenen Orten mit verschiedenem Inhalt gefllt sind. ,,Die Wabenlehre liefert auch hier wiederdaseinfachste Verstndnisfr die Verschiedenheiten
und
die
Mglichkeit ihrer Auf rechterhalt ung.
Die innere Zellspannung, welche den Wabenbau im Gefolge hat, wird unter nicht unbetrchtlichem Arbeits- und Krfteaufwand eine Verschiebung der einzelnen Alveolen zulassen, vorausgesetzt, da das Alveolensystem im Spannungsgleichgewichte ist. Sind die Waben nun
Das Protoplasmaproblem,
19
ihrem Charakter nach verschieden, wie es die verschiedenartige Differenzierung der Zelle in ihren Einzelabschnitten zur Voraussetzung hat, so wird durch die festgespannte Lage der Einzelwaben auch die Struktur der Zelle aufrecht erhalten werden,solange nicht besondererelle
chemische, thermische
oder
struktu-
Vernderungen die innere Zellspannung verndert und der oft gehrte Einwand, da sich eine feststehende Zellstruktur nicht mit einem flssigen Aggregatzustand des Protoplasmas vertrage, wird hinflhg, er vertrgt sich mit ihm, sobald man nicht eine einfache Flssigkeit, sondern ein flssiges Schaum-
gemenge
in Vergleich setzt."
In dieser Auseinandersetzung findet sich ein kleiner Widerspruch. Es heit: ,,So wird .... die Struktur der Zelle aufrecht erhalten werden, solange nicht .... strukturelle Vernderungen die innere Zellspannung verndert." Und wennstrukturelle
Vernderungen eingetretenlassen
sind,
wer wird
dann
die Struktur der Zelle wieder herstellen?
Doch
wir
diesen Widerspruch
frs erste
auf sich
beruhen, so mssen wir zugeben, da es Rhumbler gelungen das Bild einer Struktur in einem Flssigkeitstropfen zu ist, Die verschiedenen Spannungen in verschiedenen entwerfen.
Waben knnen sich gegenseitig so beeinda sie jeder gewaltsamen Verschiebung der Teile einen gewissen Widerstand entgegensetzen und dermaen die Wirkungrumlich geordnetenflussen,
einer festen Struktur ausben.
Alles natrlich unter der Vor-
Denn fngt aussetzung, da der flssige Tropfen nicht fliet. d. h. verschieben sich die Teile regellos durcher an zu flieen, einander, so erleidet der Tropfen strukturelle Vernderungen,und wer bringt dann wieder Ordnungtur verloren ist?hinein,
wenn
die Struk-
Und nun
hren wir, was
Rhumbler
ber die Bewegungs-
art des Protoplasmas berichtet. An Pflanzenzellen (Charazeen) hat Rhumbler die Protoplasmastrmung untersucht und auf
ihre
physikalischen Eigenschaften verschiedenen Drucken aussetzte.
geprft, indem er sie Dabei stellte sich heraus, ,,da die Strmungsgeschwindigkeit von den auf das Deckglas ausgebten Drucken ganz unabhngig war .... die strmende Substanz erweist sich den genannten Drucken gegenber in
hin
jeder Beziehung als eine Flssigkeit."2*
20
3Das
Protoplasmaproblem.
Das Ergebnis der direkten Beobachtung eines kreisenden Plasmastromes formuliert Rhumbler folgendermaen: ,, DieseAusschaltung gewisser Protoplasmateile aus der Kreisstrmung der brigen, ohne da der Konnex zwischen beiden gelst wird, zeigt, da der ausgeschaltete ruhende Plasmateil durch keineStruktur von irgendwelcher Festigkeit mit verkettet sein kann."
dem strmenden
Teil
Also gibt es im strmenden Protoplasma keinerlei Struktur.eine Spannungsstruktur, die die Waben in festen stnden bewahrt, kommt nicht zum Vorschein. Sind wir von der Strukturlosigkeit des Protoplasmas berzeugt, so den wir naturgem daran zweifeln, da die Wesen, die
Auch
Abjetzt
werblo
aus einer flssigen Substanz bestehen, sich benehmen knnen wie hhere organisierte Tiere. Vielleicht zeigen diese Wesen die Eigenschaften eines Chloroformtropfens auf Schellack, derja auch, wie Rhumbler nachweisen konnte, sich bewegt und in der Aufnahme von festen Krpern eine gewisse Auswahl trifft.
hnliche
einfache
mechanische Eigenschaften sind wir
bereit,
den strukturlosen Protoplasmatropfen zuzuschreiben und auf Rechnung ihres Wabenbaues zu setzen, aber alles andere wird wohl Phantasie sein. Und nun hren wir einen der besten modernen Rhizopodenkenner: Penard. Penard besttigt die flssige Natur undSelbst der Untervllige Strukturlosigkeit des Protoplasmas. schied zwischen der dichteren Auenschicht (Ektosark) und der flssigeren Innenschicht (Entosark) ist bei den Amben kein
wesenthcher.
mas
selbst
mit dem welche dichter und widerstandsfhiger ist. So wird bei den Amben, sobald sich an der Oberflche des Krpers ein pltzlicher Ri gebildet hat, durch den ein heftiger Strom flssigen Entosarks austritt, diese Masse, anstatt weit weg zu fhegen und verloren zu gehen, augenbUcklich den peripheren Schichten eingefgt und gelangt nur dazu, einen Lappen zu bilden, whrend gleichzeitig das Entosark Ektosark
liegt in der Natur des lebenden ProtoplasFhigkeit begrndet, sich bei der Berhrung Wasser zu erhrten, indem es eine Schicht formt,
,,Es
die
gewordenBeiin
ist.**
limicola ist die Verwandlung von Entosark Ektosark sogar die Regel, denn ihre Fortbewegung geschieht
Amoeba
Das Protoplasmaproblem.
21
durch eine Folge pltzlicher Zerreiungen und Ausstrmung des Entosarks mit nachtrglicher Verhrtung des Plasmas. Amoeba limax fliet mit dem ganzen Krper davon. Manchmal erhebt sie sich aber mit dem Vorderende, whrend ihr Hinterende am Boden haftet, und vollfhrt schnelle tastende Bewegungen. Noch merkwrdiger ist, was Penard von einer anderen Ambe berichtet auf S. 78 seines interessanten Werkes. Wenn man dann einen Augenblick das Tier beobachtet, sieht man es die verschiedenartigsten Formen annehmen. Nach allen
Richtungen des Raumes entwickeln sich die nicht sehr zahlsozusagen gesttzt bald auf die einen, bald anderen bewegt es sich auf gut Glck vorwrts in langsamer Gangart, wie eine Spinne auf ihren Beinen, oft auch allem Anscheine nach auf ihrem Pseudopodien rollend. Diese selbst sind whrend der Zeit in dauernder Umgestaltung beSie verlngern sich, sie verkrzen sich, sie kehren in griffen. die gemeinsame Masse zurck, um anderweitig wieder zu erscheinen. Oder sie bewegen sich in einem Stck, indem sie die umgebende Flssigkeit auskundschaften, und die Gesamtform wechselt ohne Aufhren. Das Tier liebt es auch, sich mit einem Pseudopodium auf irgendeinen' Gegenstand festzusetzen .... whrend die anderen Arme sich wie Tentakel entwickeln und dem Tier das Aussehen einer Hydra geben. Die eben gegebene Beschreibung bezieht sich aber nur auf das Tier im Ruhezustand oder bei langsamem Gang. Alles ndert sich, wenn die Fortbewegung schneller werden soll. Dann sieht man einige Pseudopodien sich auf sich selbst zurckziehen der Achsenstrom, der sie durchluft, geht dabei vonaufdie.
reichen
Arme und
.
.
der Spitze zur Basis, whrend andere Pseudopodien sich ausbreiten, die einen mit den anderen zusammenflieen und zueiner
einzigen
Masse verschmelzen.
Zum
Amoeba limax vor uns, manchmal gezackten kaudalen Saum versehen, dieeinein beschleunigte
selbst
Schlu haben wir mit einem ausin gerader Linie
sich
Bewegung
setzt."
Hyalosphaenia punctata besitzt ein groes Pseudopodium. Dieses Pseudopodium zeigt sich mit einer besonders bemerkenswerten Aktivitt begabt und funktioniert mittels schneller,,
Wellen, die sich Schlag auf Schlag folgen, es umformend, teilend
22oderausbreitend.
Das
Protoplaaiiiaproblena.
das Tier zu einer Masse von Zersetzungsprodukten gelangt, flacht es sein Pseudopodium erheblich ab und fhrt es dem Anscheine nach wie eine Klinge in die Mitte des Detritus."
Wenn
Das Erstaunlichstehervorzaubert,
leistet
das Protoplasma,
wenn
es
Organe
die vllig differenziert, nur zu einem eng umgrenzten Beruf geschaffen sind und gleich darauf in die formPenard berichtet ber lose Krpermasse wieder aufgehen.
eine beschalte R-hizopode Difflugia capreolata folgendes: sehen dann ein starkes und verlngertes Pseudopodium
,,Wir
....
Wenn
das Ende des langen sehen wir pltzlich an seiner OberPseudopodiums verfolgen, flche zwei kleine Bogenlinien entstehen, die sich mit ihrer Konkavitt gegenseitig anschauen. Diese Linien sind der Ausdruck einer kleinen Welle, welche sich unterhalb der Pseudowir
dann mit Aufmerksamkeit
wchst und sich wie ein Saugnapf aufDieser Pseudosaugnapf heftet sich an die Unterlage und man sieht die Myriaden auerordentlich feiner Stubchen, die das Innere des Pseudopodiums ausfllen und diepodienspitzetreibt
bildet,
....
whrend seiner Formung von hinten na^h vorne zogen, stillZur gleicher Zeit bilden stehen und da und dort umkehren.sich kleineselbst
zurckzieht.
Wellen lngs des Pseudopadiums, das sich auf sich Zum vorne festsitzenden Saugnapf sich
lst
hinziehend, schleppt es hinter sich die Schale her. Aber bald sich der Saugnapf, das Pseudopodium schrumpft vllig
zusammen und kehrt
in das Bukalplasma zurck." noch hinzufge, da nach den Angaben Penards Gromia squamosa wie eine Spinne in einem lebendigen Spinnennetz sitzt, das aus ihren Pseudopodien gebildet ist, und das so ihrem Schalenmund prompt die gefangene Beute zufhrt wird wohl jeder Unbefangene davon berzeugt sein, da auch
Wenn
ich
die einfachsten Tiere eine Organisation besitzen wie die hchsten, und da sie genau so gut mittels dieser Organisation in ihre
Umgebung
eingepat sind wie jene.
Das einzigartige an der Rhizopodenorganisation liegt aber darin, da sie nicht dauernd vorhanden ist, sondern immer ad hoc erzeugt werden mu aus dem ganz formlosen Protoplasma. Damit ist die Hauptschwierigkeit des Protoplasmaproblems gelst. Es handelt sich gar nicht um die Frage, wie das
Das Protoplasmaproblem.
23
wie eine maschinelle Funktionieren einer flssigen Maschine Ttigkeit ohne Maschine mglich sei, denn die Leistungen der Amben werden alle durch Organe ausgebt. Es ist im Mo-
ment des maschinellen Handelns auch stets eine passende Maschine vorhanden, die sehr differenziert sein kann. Die Protoplasmaorgane der Rhizopoden bieten uns keine greren Schwierigkeiten wie die Organe der hheren Tiere. Ihr Funktionieren ist durchaus mechanisch begreiflich, nur ihr Entstehen bleibt ein ungelstes Problem. Die Einzelligen haben die gleichen maschinellen und berDas Funktionieren maschinellen Eigenschaften wie alle Tiere. der Pseudopodien ist ein mechanisches Problem, ihr EntstehenEntstehen und Funktionieren der Organe den mehrzelligen Tieren zeitlich getrennt voneinander auf und werden dort niemals verwechselt. Bei den Einein bermechanisches.bei
treten
zelligen, die ihre Organe immer wieder auflsen, ist die zeitliche Trennung nicht so leicht durchzufhren, obgleich sie
am
Einzelorgan natrlich immer sichtbar
ist.
Denn
kein Pseudo-
es noch nicht da ist. Die Vernachlssigung des prinzipiellen Unterschiedes zwischen maschinellen und b^rmaschinellen Eigenschaften hat das Proto-
podium kann funktionieren, wenn
plasmaproblem unntigerweise verdunkelt. Werfen wir jetzt einen Blick auf die Versuche Rhumblers, die mechanischen Vorgnge bei den Rhizopoden mittels Chloroformtropfen und lschumen nachzumachen, so mu man vor
Dingen Verwahrung einlegen gegen seine Sprachmihandlungen. Organismische und anorganismische Substanzen ist gar zu hlich. Auerdem dienen diese Worte dazu, die Unterschiede zwischen strukturloser Substanz und Maschinen einerseits, sowie zwischen Maschinen und Lebewesen andererseits zu verwischen. Solche Zwischen begriffe machen jede klare Frageallen
stellung unmglich.
ImFlle
brigen kann manRhumbler nur Dank sagen fr die von mechanischen Erfahrungen, die er uns bermittelt
hat. Ich will hier nur das reizende Experiment des verdauenden Chloroform tropf ens erwhnen, das ein mit Schellack bersich
zogenes Glasstbchen verschluckt und, nachdem der Schellack im Chloroform gelst hat, wieder ausspuckt. Rhumbler hat in letzter Zeit es ausdrcklich ausge-
24
I^fts
Protoplasmaproblem.
sprochen, da solche mechanische Versuche keine Lebenserscheinungen darstellen: ,,Die Zellenmechanik erschpft nicht die Aufgaben des Zellenlebens, sondern betrachtet seine physikalisch-mechanische Seite."
Aber
sollte es schlielich
Rhu mb 1er
oder einem anderen
gelingen, eine knstliche
Funktionen der nur bewiesen, da ein erfindungsreicher Geist auch mikroWer es aber soweit skopische Maschinen zu bauen vermag. bringt, Maschinen mit bermaschinellen Eigenschaften zu bauen, fr den ist es dann ebenso leicht ein Pferd zu machen, wie Ein solcher Erbauer lebender Wesen mu freieine Ambe.lich
Ambe herzustellen, die die wichtigsten natrlichen Amben ausbt, so wre dadurch
bermenschliche Fhigkeiten
besitzen.
die
Man wrde es leichter verstehen, wenn die ganze Richtung, sich mit dem Bau knstlicher Amben befat, von Leuten
ausginge, die nach einem modernen Beweis fr das Dasein Gottes suchten. Denn was sie mit ihren mikrochemischen und
mikromechanischen Versuchen bestenfalls beweisen knnen, ist, da es einem denkenden Geiste, der weit hhere Fhigkeitenbesitzt
der Menschengeist, gelingen mu, lebende Wesen Statt dessen sollen diese Versuche, die der ganzen geistigen Anspannung der gelehrtesten Forscher bedrfen nichts anderes beweisen, als da der Zufall das gleiche bewirken knne.als
herzustellen.
,
diese Lsung wollen wir uns ansehen und es veruns an einem Beispiel klar zu machen, wie es einer suchen, durch Zufall entstandenen Maschine weiter ergehen wird. Nehmen wir an, in einer Fabrik sei whrend eines Erdbebens oder einer Feuersbrunst ein Automobil von selbst entstanden. Diese Annahme ist viel leichter zu machen, als die zufllige Entstehung einer Ambe, weil das Automobil keine bermaschinellen Eigenschaften besitzt und seinesgleichen nicht wieder erzeugen kann. Nun knnte dieses Automobil doch nur dann ein erfolgreiches Dasein fhren, wenn die Welt nur aus einer einzigen, geraden Chaussee bestnde und in den Chausseegrben Benzin flsse. Es gehrt zu einem rein mechanischen Wesen als notwendiges Korrelat eine unwandelbare Auenwelt, die zu dieser Maschine
Auch
pat.
um
einer
Wesen besitzt keine Eigenschaften, der Auenwelt zweckmig zu begegnen. nderung Der Plan, den wir in den Lebewesen oder Maschinen vermaschinelle
Denn das
Das Protoplasmaproblem.krpert sehen,
25
ist kein objektiver Naturfaktor, der dem Wesen weiterreichende Fhigkeit verleiht. Deshalb ist irgendwelche mit der einmaHgen Entstehung eines Lebewesens, wie sie z. B.
Btschli annimmt, gar
nichts
erreicht.
Dieses
Lebewesen
mubei
bei der nchsten Straenbiegung zu Falle kommen. Wir sehen aus diesem Beispiel, da die Wesen, die nicht
jeder fr ihren Bauplan unvorhergesehenen nderung der Auenwelt umkommen, noch eine weitere bermaschinelle Fhigkeit besitzen mssen, und diese Fhigkeit wollen wir mit
Jennings Regulation" nennen. Die Regulation geht nach Jennings Hand
in Hand mit der Reaktion eines jeden Tieres. Auf eine nderung der Auenwelt, die sich als Reiz dem Tiere kundtut, fhrt jedes Tier
aus, und auerdem ndert sich sein physioZustand. Die nderung des physiologischen Zustandes logischer wirkt modifizierend ein auf die Antwort, die das Tier dem nchsten Reiz erteilt. Es luft die Lebensttigkeit der Tiereeine
Bewegung
auf uere Reize nicht einfach ab, wie in irgendeiner Maschine, deren Bauplan sich gar nicht verndern kann. Im Gegenteil ndert sich der Bauplan der Tiere dauernd unter dem Einflsse der Umgebung, so da man mit bertreibung sagen kann,
niemals
trifft ein Reiz zum zweiten Male das gleiche Tier. Diese dauernde nderung des Bauplanes, die dem Leben den flieenden Charakter einer steten Umbildung gibt und dem
Tiere eine stete Anpassungsmglichkeit in weiten Grenzen gewhrt, nennt Jennings Regulation. Bedauerlicherweise hat Jennings den Begriff der Regulation nicht przis genug gefat. Es gibt natrlich auch eine
Regulation, die innerhalb des bestehenden Bauplanes bereits vorgesehen ist, neben der Regulation, die den Bauplan selbst ndert. Ferner gibt es auch eine rein uerliche Regulation,
von jedem ueren Reiz ausgeht und darin besteht, da der Reiz nur solange auf das Tier einwirkt, als das Tier seinem Wirkungskreis noch nicht entgangen ist. Diese drei prinzipiell verschiedenen Arten der Regulation, L die uere, 2. die innere, aber im Bauplan vorgesehene, 3. die innere, den Bauplan selbstdie
ndernde Regulation, werden in dem Versuch und Irrtum" genannten Grundprinzip zu einem unentwirrbaren Knuel verDie beiden ersten Arten der Regulation sind rein einigt.
26
Das Protoplasmaproblem.
maschinell, nur die dritte bezeichnet eine bermaschinelle Ttigkeit der Tiere.
Jennings Lehre verdankt ihre Entstehung den Amben. Amben gilt unzweifelhaft der Satz: da niemals der Reiz zum zweiten Male das gleiche Tier trifft. Die gleicheBei den
Beobachtung lehrt unmittelbar, da diese Tiere in einer dauernden Umgestaltung begriffen sind. Diese Umgestaltung geht zwar dauernd und spontan vor sich, wird aber zugleich vonueren Reizen beeinflut.
Naturgembesteht,
nichten, maschinelle Regulation sehr stark in den Vordergrund, whrend bei den hheren Tieren mit dauernden Organen, die nach einem
tritt bei Tieren, deren Hauptttigkeit darin Augenblicksorgane zu schaffen und wieder zu verwobei sich dauernd der Bauplan ndert, die ber-
dauernden Plane geordnet sind und in der Regel innerhalb dieses Bauplanes ihren Funktionen obligen, die maschinelle Und wenn wir mit Recht Regulation mehr ins Auge springt.die bermaschinelle Regulation als spezifische Lebenseigenschaft ist weniger betrachten, so mu man sagen: die
Ambe
Maschine
als das Pferd.
Die ber maschinelle Regulation tritt als dritter Faktor neben die Formbildung und die Regeneration. bermaschiRegulation, Formbildung und Regeneration sind alles Leistungen, die sich auf die Ausbildung und Erhaltung des Bauplanes beziehen, welcher die einzelnen Teile zu einem Ganzen verbindet. Unter maschinellen Fhigkeiten bezeichnen wir allenelle
die Eigenschaften, die sich bei Gegenstnden mit ausgebildetem Bauplan vorfinden, d. h. bei allen mechanischen Strukturen,
Die bermaschinellen unbelebt sein. mit der Bildung des Bauplanes selbst Fhigkeiten, befassen, findet man bei den fertigen Strukturen nicht, sie gehren ganz ausschUelich dem ungeformten, aber bildungsfhigen Protoplasma an. Es fllt demnach das Protoplasmaproblem mit dem Problem der bermaschinellen Fhigkeiten bei den Lebewesen zusammen. Und nun hren wir, was einer der besten Kenner des Protoplasmaproblems, H. Hertwig, ber dieses Thema sagt: ,,Die Dujardinsche Sarkode theorie und die dadurch zum Ausdruck gelangte Erkenntnis, da es tierisches Leben gibt, welches
mgen
sie
belebtdie
oder
sich
Das Protoplasmaproblem.nicht
27
an besondere Organe geknpft ist, sondern von einer gleichfrmigen Substanz der Sarkode vermittelt wird, mute vorausgehen, ehe man zur Vorstellung gelangte, da die Zelle auch bei den hheren Tieren nicht wie die Schwan-Schleidensche Zelltheorie lehrte, die nach physikalisch-chemischen Gesetzen wirkende Einheit sei, sondern selbst ein Organismus, welcher alle Rtsel des Lebens in sich berge, da das Leben des vielgestalteten Organismus nicht die Resultante von chemischphysikalischen Vorgngen sei, welche durch jene Einheiten vermittelt werde, sondern sich auf den Lebensprozessen der einzelnen Zellen aufbaue. So wurde die wichtigste Reformermglicht, welche die Zelitheorie erfahren und ihr im wesentlichen jede moderne Fassung gegeben hat: die ProtoplasmaDie Zellen, selbst die Bindegewebs-, theorie MaxSchulzes.
.
.
lichen dieselbe
Knorpel-, Knochen-, Muskelkrperchen, usw. haben im wesentStruktur, sie unterscheiden sich zwar von einander durch verschiedene Gestalt, aber diese Formunterschiede
haben wohl kaum grere Bedeutung und sind wohl nur die Folgen der Raum Verhltnisse, welche den Zellen und ihrer Umgebung geboten werden, hat man doch in der Neuzeit es in Zweifel ziehen knnen, ob berhaupt die Zellen der verschiedenen Gewebe, wie es Roux und seine Schler annehmen, selbst differenziert sind, oder ob sie nicht vielmehr smthchdie gleichen Eigenschaften besitzen, die Eigenschaften der befruchteten Eizelle, aus welcher sie durch artgleiche Teilung
entstanden sind.
die Unterscheidung von verschiedenerlei wrde nur durch den Einflu der lokalen Geweben mglich ist, Existenzbedingungen, gleichsam den Genius loci, hervorgerufen sein, welcher Ursache wurde, da gewisse Zellen Muskelsubstanz,
Da
andere Bindesubstanz, dritte Nervenfibrille usw. gezeitigt haben.
Der Unterschied der Gewebe wrde nur durch den Unterschied der Zellprodukte bedingt sein, die verschiedene chemische undBeschaffenheit der Muskel-, Nerven-, Bindeusw. (0. Hertwig)". gewebsfibrillen Die Zellprodukte bilden ihrerseits die verschiedenen StrukIhre Leistungen sind maschineller turteile des Gesamt tieres.
morphologische
Art und gestatten prinzipiell eine Analyse und eine Synthese, wie die Strukturteile der Maschinen. sich das Verhltnis zwischen Protoplasma und Struk-
Um
28
I^^s
Protoplasmaproblem.
tur eindringlich deutlich zu machen, stelle man sich vor, da unsere Huser und Maschinen nicht von uns erbaut wrden,
sondern selbstttig aus einem Brei herauskristallisierten. JederStein des Hauses
und
jeder Maschinenteil
bewahre noch eine
Portion Reservebrei bei sich, der die ntig werdenden Reparaturen und Regulationen vornehme, auerdem besitze jedes
Haus unddie zur
jede Maschine eine grere Anhufung von Urbrei, Erzeugung neuer Huser oder neuer Maschinen diene. Diese Vorstellung spiegelt deutlich den doppelten Cha-
rakter jedes Lebewesens, das erstens aus dem Protoplasma und zweitens aus den Protoplasmaprodukten oder der Struktur be-
Die Funktion der Struktur ist uns verstndlich. Die steht. Funktion des Protoplasmas aber ist ein Wunder. Zwar haben wir gesehen, da der Protoplasmabrei keine maschinellen Funktionen besitzt, und da es keine flssigen Maschinen gibt,aber
der Brei
hat dafr andere Fhigkeiten, welche die Ma-
schinen nicht besitzen.
Je mehr und je eingehender die Leistungen des Protoplasmas studiert werden, um so grer wird das Rtsel. Wir knnen tausendmal vor einem Hause stehen, das aus dem Urbrei herauskristalhsiert, und knnen jede einzelne Phase analysieren, alle physikalischen und chemischen Faktoren auf das Genaueste studieren das Ganze begreifen wir doch nicht. Die Tiere und Pflanzen entstehen nach Art einer Melodie, sagt Karl Ernst von Br, sie bilden nicht blo Einheiten im Raum wie die Maschinen, sie sind auch Einheiten in der Zeit, und diese zu fassen ist der menschliche Geist nicht fhig. Sie bleiben fr ihn Wunder. Uns sind nur mechanische Einheiten verstndlich, in denen wie in den Maschinen alle
Es sich gegenseitig im Rume gleichzeitig bedingen. scheint uns ganz widersinnig, da es Faktoren geben knne, die sich auch in der Zeit gegenseitig beeinflussen knnten.Teile
Fr unseren Verstand gibt es in der Zeit nur eine Wirkung vom Vorhergehenden auf das Folgende und nicht umgekehrt. Wenn etwas Derartiges eintrete, da nmlich das Folgende auf das Vorhergehende wirkte, so wrden wir ohne weiteres von einem Wunder reden. Und doch findet derartiges im Protoplasma statt. Nicht eine vorhandene, sondern eine kommende Struktur bestimmt
Das Protoplasmaproblem.die Leistungen des Protoplasmas in
29
jedem einzelnen Falle derStruktur
Strukturbildung. strukturbildendeeiner
Die
entstandenedes
hemmt nurdie
die
noch nicht Ttigkeit Protoplasmas, vorhandene Struktur dagegen leitet die Strukturbildung. InMelodie findetersteneine
gegenseitige Beeinflussung zwischen
und dem letzen Tone statt, und wir drfen deshalb sagen, der letzte Ton ist zwar nur durch den ersten Ton mglich, aber ebenso ist der erste nur durch den letzten Ton mglich. Ebenso verhlt es sich mit der Strukturbildung bei den Tieren und Pflanzen. Das fertige Hhnchen steht zwar in direkter Abhngigkeit von den ersten Furchungsvorgngen desKeimes, aber ebenso sind die ersten Keimesfurchen abhngig von der Gestalt des ausgebildeten Hhnchens. Diese Tatsache ist ein Wunder, nicht im Sinne einer GeEs setzlosigkeit, sondern einer unbegreiflichen Gesetzlichkeit. ist ebenso lcherlich, wie unehrlich, das Vorhandensein dieser Tatsache leugnen zu wollen. Sie wird aber stets verschiedene ^Deutungen zulassen und je nach den verschiedenen Zeitstrmungen wird diese oder jene Deutung in der Wissenschaft Mode sein. Die Tatsache selbst kann kein Deutungsversuchaus der Welt schaffen.in Analogie des menschhchen Geistes eine Vorim Protoplasma waltend annehmen, oder annehmen, da das Protoplasma im Laufe des Weltgeschehens, whrend es von Individuum zu Individuum wanderte, Erfahrungen sammelte, immer bleibt die Tatsache des Wunderbreies bestehen. SchUelich kann man sagen, da das Bewutsein eines Beobachters
dem
Mag man
stellung
mit bermenschhchen Fhigkeiten, welches nicht wie das unsere von Moment zu Moment lebt, und daher fhig wre, Zeitabstnde ebenso gegenseitig in Beziehung zu setzen, wie unser Bewutsein es mit den Raumabstnden tut, andere Begriffe bilden wrde, in der die Harmonie zeithch getrennter Faktorenalle diese Lsungsversuche sich nur auf das Protoplasma und seine bermaschinellen Eigenschaften beziehen, dagegen nichts mit der Struktur und ihren maschinellen Eigenschaften zu tun haben. Hier wollen wir uns nur mit der Struktur und ihren Leistungen
keine Schwierigkeit machen wrde. Eines ist aber sicher, da nmlich
beschftigen, wir wollen
maschinelle Biologie
treiben.
30
I^as Protoplasmaproblem.
Jetzt wird es uns auch verstndlich sein, warum der Begriff eines Organismus so verschieden definiert wird, je nach-
dem man
die maschinellen oder bermaschinellen Eigenschaftenwill.
untersuchen
Jennings, dessen Studium wesentlich der Erforschung der Regulationen gewidmet ist, definiert den Begriff des Organismus folgendermaen: ,,Ein Organismus ist eine komplexe Masse von Materie, in welcher gewisse Prozesse stattfinden; das Aggrega^t oder System dieser Prozesse nennen wir Leben. Die FundamentalprozesseTiersie
sind
jene,
die
wir Stoffwechsel nennen, jedessie
nimmt dauernd
gewisse Stoffe auf, formt
diesem Proze Energie gewinnend. Als HiKsprozesse neben dieser allgemeinen chemischen Umformung finden wir Verdauung, Kreislauf, Ausscheidung und hnliches. Es ist von der allergrten Bedeutung fr das Verstndnis des Benehmens der Organismen, sie vorzglich als etwas Dynamisches als Prozesse aufzufassen, eher denn als
weiter nach auen
ab
um und
gibt
bei
Struktur.
Das Tier
ist
ein Geschehnis."
gegenber war ich gezwungen, den Organismus ganz anders zu definieren, als ich seine maschinellen Eigenschaften ins Auge fate: ist die Lehre von der Organisation ,, Biologie des Lebendigen. Unter Organisation versteht man den Zusammenschlu verschiedenartiger Elemente nach einheitlichem Plan zu gemeinsamer Wirkung." Beide Definitionen sind aber ungengend, weil in ihnen das Protoplasma nicht genannt ist. Das Protoplasma sollte aber den Ausgangspunkt aller Theorien ber den Organismus bilden. Nur wenn man sich dauernd die Rolle des Protoplasmas vor Augen hlt, gewinnt man "die Mglichkeit, die sich vielfach kreuzenden und widersprechenden Theorien zu entwirren. Das Protoplasma besitzt die Fhigkeit, die toten Stoffe auf-
Dem
zunehmen undseiner
sich
Ttigkeit.
selbst einzufgen. Andererseits besitzt
Dasdas
ist die
eine Seitedie
Protoplasma
Fhigkeit,
Strukturen aus sich heraus zu bilden. Unter planmig soll nichts anderes verstanden werden, als da die einzelnen Strukturteile zusammen nicht blo ein rumliches Ganzes bilden wie die Wasserkristalle in einer Schneeflocke, sondern ein funktionelles Ganzes wie die Bausteine eines
planmige
Hauses.
Das Protoplasmaproblem.
3
i
Die Bildung der Strukturen geschieht ferner planmig, nach einer einheithchen Regel in der Zeit, wodurch alle Strungen vermieden werden. In den Gang der einmal gebauten Strukturen greift das Protoplasma nur ausnahmsweise ein. Deshalb darf der Ablauf der normalen Lebensfunktionen der Tiere, soweit er auf den Leistungen der Strukturen beruht, als rein maschinell behandelt werden. Dagegen hat das Protoplasma in hohem Mae die Fhigkeit, den Verlust von einzelnen Strukturteilen planmig zud, h.
ersetzen.
Das Protoplasma sitzt berall in jeder lebenden Zelle des Tierkrpers neben und zwischen den von ihm gebauten Strukturteilen.
Wieweit
esist
ames,
Stoffwechsel
beteiligt
ist,
wissen
wir nicht.
MgUch
da
die
Strukturteile einen Stoff-
und es dann in jeder Zelle einen doppelten Stoffwechsel gibt, einen fr die Strukturteile und einen fr das Protoplasma. Mglich ist es aber auch, dawechsel fr sich erlangt haben,die Strukturteile in ihrem Stoffwechsel vom Protoplasma abhngig bleiben nachdem ihre Leistungen sich lngst vom Einflu des Protoplasmas befreit haben. Alle diese Leistungen vollbringt das Protoplasma, ohne jemals gegen das Gesetz von der Erhaltung der Energie zu
Und die Befrchtung ausgezeichneter Forscher, da verstoen. der heutige Neovitahsmus ihren auf den kausalen Zusammenhang der Lebensvorgnge gerichteten Untersuchungen eineGrenze ziehen wird, ist ganz grundlos. Alles, was geschieht, geschieht durch physikalische und chemische Krfte. Auch bei der Erforschung einer Maschine kann man sich auf die chemische oder physikalische Fragestellung beschrnken, ohne jemals in Gefahr zu kommen, mit der Mechanik in Konflikt zu geraten, die sich mit dem Zusammenwirken der plan-
mig gebauten Strukturteile
Wer dagegen
Forschungsobjekt ob er sich mit den Leistungen der ausgebildeten Strukturen Dann kann er reine Mechanik treiben und wird befassen will. niemals mit bermaschinellen Krften in Konflikt kommen.
beschftigt. die Planmigkeit der lebenden Natur zum nimmt, wird gut tun, sich zu entscheiden,
32Schlielich
Amoeba
Terricola.
Versuch, bermaschinelles mechanisch zu erklren, aufzugeben und sich mit der reinen Darstellung der Vorgnge zu begngen.
zuwenden.
kann man sich dem Studium Dann wird man gut tun, den
des Protoplasmas
Die philosophische Durchdringung des Protoplasmaproblemsist
neuerdings von Driesch mit groem Erfolg unternommen worden, und es sind seine Gedanken ber die Lebenskraft oder Besonders einleuchtend Entelechie von grtem Interesse.
und ganz neu sind seine Ausfhrungen ber die Beziehungen der Entelechie zu den physikalisch-chemischen Krften.Bevor manes jedoch fr lehre in derleisten
Neovitalismus zuwendet, halte ich ratsam, abzuwarten, was die reine ErkenntnisDurchdringung der biologischen Grundfragen zusich
dem
imstande ist. Inzwischen kann diese Frage ruhig offen bleiben, da sie keinen Einflu auf die speziellen Aufgaben ausbt, die uns
und die darin bestehen, die Leistungen des erwachsenen Tierkrpers soweit als mglich auf die mechanischen Leistungen seiner planmig geordneten Strukturteilehier beschftigen sollen
zurckzufhren.
AmoebaEslebt in feuchtem
Terricola.
winziges Tierlein, dennoch ein Riese infhrt es denflche wird
kaum
Moose und auf moderigem Grund ein dem Auge des Menschen, aber Als Landbewohner seiner kleinen Welt.sichtbar
terricola. Wegen seiner rauhen Oberauch verrucosa genannt. Langsam wlzt es sich daher, nach vorne zu einen breiten Lappen mit glattem Saum bildend, whrend an seinem verschrumpfelten Hinterende die Runzeln deutlich zutage treten. Es gleicht in seiner Form und seinen Bewegungen einem verunreinigten Tropfen, der langsam den Rand eines Tellers hinabrollt. Vorne befindet sich die klare Flssigkeit, whrend die Verunreinigung als dicker Wulst nachgeschleppt wird. Lange Zeit hindurch hat man als Ursache dieser Bewegung eine Verminderung der Oberflchenspannung am Vorderende angenommen, weil die knstlichen Schaumkgelchen von Btschli und diees
Namen
moeba
Terricola.
33
Chloroformtropfen von Rh um b 1er sich mittels solcher Schwankungen ihrer Oberflchenspannung bewegen.
Dann kam Jennings und zeigte, da alle Fremdkrper, an der Oberflche von Amoeba terricola kleben, sich rund um die wandernde Ambe herumbewegen. Und zwar wandern sie auf der Oberseite von hinten nach vorne und auf der Unterseite von vorne nach hinten. Daraus durfte man schheen, da die Ambe einem kontraktilen Sacke gleicht, der um sichdie
Im Inneren des Sackes, der vom Ektoplasma gebildet das Endoplasma gleichfalls strmende Bewegungen. wird, zeigt Nur hat neuerdings Dellinger gezeigt, da der Vorgangselbst rollt.
sich ganz anders
betrachtet.
ausnimmt, wenn man das Tier von der Seite Das Herumrollen des Ektoplasmas, das Jenningsist freilich
beobachtete,lichen
vorhanden, aber es hat mit der wirk-
Gehbewegung nichts zu tun. Diese geschieht nach Art der Spannerbewegungen gewisser Raupen oder der Blutegel. Es haftet das Hinterende am Boden, whrend das Vorderende frei ins Wasser ragt, oder sich den Boden entlang schiebt.
Dann
fat auch das Vorderende
festen
Fu.
Nun
lst sich
das Hinterende vom Boden ab, nhert sich durch eine krftige Kontraktion des Gesamttieres dem Vorderende und setzt sich dort gleichfalls fest. Worauf das Vorderende den zweitenSchritt beginnt.
Die anderennerartige Gehen
vollfhren;
sollen ebenso deutlich dieses spanaber keine Umdi'ehungen um sich selbst zeigen, Fremdkrper, die auf ihrer Oberflche haften,
Amben
werden beim Marsche nur hin und her bewegt. ,,Wenn die Amben", schreibt Dellinger, ,,im freien Felde wandern, oder von einem Haufen Detritus zum anderenziehen, so
bewegen sie sich wie lange Schnre oder sie fassen an mehreren Stellen festen Fu, bewahren aber dabei ihreschlanke Gestalt.
Bewegen
sie sich
dagegen auf Algen weidend,
so strecken sie zahlreiche Pseudopodien aus bandfrmige Gestalt an."
und nehmen
eine
Penard hat fr beschalte Lappenfe das Ausstrecken von Pseudopodien, die einen Saugnapf am Vorderende bilden knnen, beschrieben. Der Gang dieser Schaltiere erscheint alseine weitere Durchbildung des gleichen Prinzips. hier die schwere Schale den hinteren Saugnapf.V.
Nur3
ersetzt
UexkU, Umwelt
und Innenwelt der
Tiere.
34
Amoeba
Terricola.
Sucht man sich eine Vorstellung von den Kontraktionsbewegungen des Protoplasmas zu machen, die diese Bewegungsart hervorrufen, so wird man aus der Analogie mit den mehrzelligen
Tieren, die eine gleiche Gangart besitzen, schlieen, da das Ektoplasma der Lappenfer berall aus wenigstens
zwei Schichten besteht, die sich in ihren Verkrzungsrichtungen Wenn sich eine dieser Protoplasmarechtwinklig kreuzen.schichten
Nun
allein verkrzt, mu sie dabei die andere dehnen. wissen wir von den mehrzelhgen Tieren, da die Erregung
immer nach den gedehnten Muskeln fliet. Auf das Protoplasma bertragen, wrde das bedeuten, da die Verkrzungder einen Schicht die Veranlassung einer darauffolgenden Verkrzung der anderen Schicht abgibt, weil die Erregung der
gedehnten Schicht
zufliet.
Wird
die Verlngerung eines Pseudo-
podiums durchdasEinziehen
die eine Schicht hervorgerufen, so folgt darauf durch die Verkrzung der anderen. Die An-
nahme von gekreuzten Protoplasmaschichten wrde auch die Kugelform der Amben ohne weiteres erklren, die immer angenommen wird, wenn allseitig starke Reize das Tier treffen.fragt sich nun, ob eine solche Anordnung des Protoplasmas bei den Lappenfern als dauernde Einrichtung anzusehen ist, oder nicht ? Das Protoplasma besitzt nmlich auer
Es
der Fhigkeit sich zu verkrzen und zu verlngern auch noch die Fhigkeit, sich zu erweichen und wieder zu verdichten.
Das Ektoplasma vermag auersistenz
seiner Form auch seine KonDie Konsistenznderung tritt ganz selbstndig und unabhngig von der jeweiligen Formbildung auf.
zu
ndern.
Das
tritt bei der Nahrungsaufnahme deutlich zutage. Jennings beschreibt sie folgendermaen: ,, Indifferente Partikelchen wie Stckchen Ru, welche an der Oberflche haften, werden nicht
aufgenommen."tierchen,
Dagegen werden Nahrungsmittel wie Rder-
oder Bakterienhaufen nicht blo fest gesondern langsam ins Innere der Ambe hineingezogen. klebt,Infusorien
Dieses Eindringen der Nahrung geschieht unausgesetzt, whrend das Ektoplasma herumrotiert. Dabei geraten die Nahrungsteilchen abwechselnd in Gegenden, von allen mglichen Ver-
krzungs-
und Verlngerungsgraden. Trotzdem geht die Erweichung des Protoplasmas in der nchsten Umgebung der Nahrung dauernd w^eiter, bis diese im Endoplasma angelangt
Amoeba Temcola.ist.
35
Die Erweichung
mu
bis zur vlligen Verflssigung fort-
schreiten,
um
die
feste
Nahrung durchzulassen.
Das Ekto-
plasma stellt sich gleich darauf wieder her. Daraus geht zur Genge hervor, da, wenn eine Schichtungsstruktur im Ektoplasma besteht, sie bei der Erweichung Die verschwindet, um gleich darauf wieder zu erscheinen. Strukturen entstehen und verschwinden zu lassen, Eigenschaft,ist ja
Nahrung mit einem Ektoplasmamantel, der dann mit der Nahrung zusammen im Endoplasma versinkt. Penard hat ferner beobachtet, da gelegentlich die Fkalien mit einer Ektoplasmaschicht, die sich offenbar im Endoplasma gebildet hatte, umkleidet waren und mit diesem Mantel gemeinsam ruckweise ausgestoen wurden. Um mit den Beobachtungen der Ektoplasmabewegung abzuschlieen, sei noch erwhnt, da Amoeba terricola bei geringen Verletzungen ihres Ektoplasmas die Wundrnder nachinnen schlgt, wodurch eine trompetenfrmige Einsenkung entsteht. ueren Rande verschmilzt dann das Ektoplasma und verschliet die ffnung wieder. Das eingezogene Ektoplasma wird resorbiert. Bei greren Verletzungen, wenn man
Amoeba
die Kardinaleigenschaft des Protoplasmas. terricola umkleidet manchmal ihre
Am
Ambe durch Druck zum Platzen gebracht hat, zieht sich das Ektoplasma hinter der Wundflche ringfrmig zusammen und bildet einen immer schmler werdenden Hals, der die ganze verletzte Portion abschnrt. Die kleine Wunde, die nochdie
eingezogen werden kann, wird ohne Substanzverlust geschlossen, whrend beim Verschlu der groen Wunde betrchtliche Teileder Krpersubstanz geopfert werden. Nach dem Tode des Tieres bildet
das Ektoplasma eine
Penard konnte beobachten, derbe, undurchdringliche Haut. wie ein Wrmchen, das wohl als Ei verschluckt worden war,es in einer abgestorbenen Ambe ausschlpfte, sich vergebhch bemhte, seinem allseitig geschlossenen Kerker zu
nachdem
entrinnen.
Die Bewegungen des Ektoplasmas bei den Wurzelfern,deren Krnchenstrmungdert,ist
Max
Schnitze
so anschaulich schil-
noch gar nicht analysiert. Ebensowenig wissen wir von den Endoplasmastrmen, wie sie auer bei den Ambenhauptschlich bei allen Infusorien und in vielen Pflanzenzellen3*
36auftreten.
Amoeba
Terricola.
ber die Bewegung des Protoplasmas
in der Schale
eines Wurzelf ers
Gromia Brunneri berichtet Penard folgende
sieht
merkwrdige Beobachtung: ,,Den gesamten Protoplasmakrper man bei diesen Tieren (wenn sie sich in guter Gesundheit befinden) in seiner ganzen Masse einer unaufhrlichen
Bewegung unterworfen lngs der Innenseite der Oft bilden sich entgegengesetzte Strmungen, die sich kreuzen. Wenn man durch Druck die Schale sprengt, so tritt das Plasma heraus und teilt sich in eine Anzahl runde KgelkreisendenSchale.
chen.
der
Von diesen beginnen die greren nach einem Moment Ruhe sich um sich selbst zu drehen in einer langsamenrtselhafte Kreisbewesie
zu den Ektoplasmazu den Endoplasmastrmungen rechnen soll, leitet uns ber zu den Strmungen im Endoplasma der Amoeba terricola. Auch das Endoplasma scheint bei unserer Ambe verschiedene Konsistenz anzunehmen. Wenigstens sagt Dellinger darber folgendes: ,,Das Entosark mu so beschaffen sein, daoderes
und dauernden Kreisbewegung.** Diese gung, von der man nicht wei, ob man
den Partikelchen bald gestattetsie sicher
frei
umherzuschwimmen,
bald
zusammenhlt.**
Endoplasma der Amben liegt vor allem die Aufgabe ob, durch lokale Kontraktionen die pulsierende Vakuole zu. bilden. Die pulsierende Vakuole ist bei Amoeba terricola eine kleine Wasserblase, die von einem dichteren Plasmasaum umgeben ist. Hat die Blase eine gewisse Gre erreicht, so schmilzt der Plasmasaum an einer Stelle ein und das Endoplasma dringt in die Blase, deren Flssigkeit verschwindet. Die Vakuole entsteht aus zahlreichen kleinen Blschen, die miteinander verschmelzen. Ihre Lage ist stets nahe am Hinterende des Tieres, hart am Ektoplasma gelegen, an dem sie zu haften scheint. Nur selten wird sie durch die Endoplasmastrmung nach vorne gerissen. Dann entsteht an ihrem alten Platz sofort eine neue Blase. Der Rhythmus, in dem die Vakuole entsteht und vergeht, ist stets in direkter Abhngigkeit von der Geschwindigkeit, mit der sich der ganze Krper fort-
Dem
bewegt.
Je schneller das Tier kriecht,der Vakuole.
um
so schneller wird der
Rhythmus
Die Endoplasmastrmungen scheinen Nahrungsaufnahme eine grere Rolle zu
bei einerspielen.
Form
der
Rhu mb 1er
Amoebaberichtet,
Terricola.
37
da Amoeba terricola hufig Oszillarienfden in sich ohne eine sichtbare Bewegung auszufhren. Die die bedeutend lnger sind als die Ambe, langen Algenfden, werden dabei im Innern des Tieres langsam aufgerollt. Oft
aufnimmt
wird das Verschlucken der Oszillarien durch Bewegungen des ganzen Krpers untersttzt, der sich wie beim Gehen abwechselnd streckt und verkrzt und dabei immer neue Strecken der Algenfden in sich hineinwrgt.
Wenn
wir
den Bauplan der Amoeba
terricola feststellen
wollen, so zeigt sich, da sich anatomisch nur ein ueres ein inneres Tier unterscheiden lassen. Ein Ektoplasmaein
und und
Wenn auch das Endoplasma sind immer vorhanden. weiter nichts sein mag als das durch Berhrung Ektoplasma mit dem Wasser vernderte Endoplasma, so weist es doch besondere Fhigkeiten auf. Nur das Ektoplasma hlt die Beziehungen der Ambe zur Umgebung aufrecht. Nur das Ektoplasma bestimmt das, was als Umwelt der Ambe bezeichnet werden kann.Die ganze biologische Aufgabe, die Wirkungen der Umwelt aufzunehmen und in entsprechende Bewegungen zu verwandeln,liegt
dem Ektoplasma
ob.
Wir haben gesehen, wie man sich den Mechanismus der Bewegungen vorstellen kann. ber die Aufnahme der Reize
mu noch einiges gesagt werden. Viele Amben haben die Fhigkeit, sich lang zu strecken und mit dem Vorderende im Wasser umherzutasten oder zu wittern. Bei Amoeba terricolaltsich
nur
feststellen,
mit bar
dem Bodenlst
eine
da die Berhrung des Vorderendes Wirkung auf das Anheften ausbt. Offen-
nur der Reiz eines rauhen Untergrundes die lokale Kontraktion, die zum Haften fhrt, aus, whrend ein glatter Grund diesen Reiz nicht bermittelt. Chemische Reize, die von Nahrungsmitteln ausgehen, wirken deutlich auf die Ambe ein, denn nur sie sind imstande, das Ektoplasma zum Erweichen zu bringen, wodurch eine vorbergehende Mundffnunggeschaffenwird.
Auch vermag Amoeba
terricola
spezifische
Reize auszuwhlen, denn die Oszillarienfden werden ganz sicher von anderen Gegenstnden unterschieden.
Von den allgemeinen Reizen scheint die Schwerkraft nicht auf das kleine Tier einzuwirken, das, in stndig rollender Bewegung begriffen, keine dauernde Bauch- und Rckenseite
38
Amoeba
Terricola.
aufweist und daher keine definierte Lage
zum Erdmittelpunkte
anzunehmen vermag. Das Sonnenlicht hat aufausgesprochenreizenden
dieses
Dmmerungswesen einenDie
Einflu.
Ambe bewegt
sich
immer vom LichtetetenSeite
ihren lappigen Fu nach fort, der beschatteten Seite hin ausstreckt und sich an der belich-
indem
sie
zusammenzieht. Ebenso wirken alle strkeren Die nchst getroffene Protoplasmaseite zieht sich zusammen und die abgekehrte Seite dehnt sich zu einem PseudoBesonders berraschend ist die Wirkung des podium aus.Reize:
Sonnenlichtes auf Oszillarien fressende Amben, wie Rhumbler beobachtete. Die Tiere hren sofort mit dem Zusammenrollen
der Algenfden in ihrem Inneren auf und die Fden schnurren wieder auseinander, um wie Borsten berall aus dem Ambenkrper hervorzuschauen.
Amoebasondernist
terricola begngt sich nicht mit Pflanzennahrung, auch ein gefhrlicher Ruber. Dank ihren lang-
samen, unmerklich fortschreitenden Bewegungen gelangt sie, phne Reize auszusenden, in die Nachbarschaft von Infusorien oder Rdertierchen, die bei der ersten Berhrung sofort am Ruber festkleben und dann nicht mehr entrinnen knnen.
Die Fhigkeit der Amben, die Reizwirkungen der Umgebung zu unterscheiden, ist daher keineswegs so gering, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Dazu kommt noch die Fhigkeit, den eigenen Krper von allem brigen zu trennen. Nie wird eine Ambe, wie schon Max Schnitze sagt, mit Whrend die einer Ambe der gleichen Art verschmelzen. Amben selbst mit abgeschnittenen Teilen ihres eigenen Krpers,
wie
Jensenlt
nachwies, sich wieder vereinigen.dieihres
Amoeba
terricola
zurckgebogenen Spitze gelegentlich Pseudopodiums mit dem eigenen Hinterkrper verschmelzen, verschmilzt aber nie mit einem fremden Individuum. Whrend bei hheren Tieren alles darauf ankommt, zu verhindern, da sie sich selbst auffressen, hat das bei den Amben gar nichts zu sagen, da bei ihnen durch die Autophagie keine Struktur zerstrt wird. Die Leistungen des Ektoplasmas sind, um eskurz
zusammenzufassen. Form Vernderungen, KonsistenzverDiese Ttigkeiten werden nderungen und Klebrig werden. durch verschiedene Reize abwechselnd hervorgerufen.
Paramaecium.
39
Die Ttigkeit des Endoplasmas beschrnkt sich auf die Funktion der Verdauung, der Atmung und der Sekretion, die Die konbei einem dauernden Kreisstrom ausgefhrt werden. traktile Vakuole sorgt fr einen besonderen Sftestrom, derdie kreisende
Endoplasmamasse durchdringt.wirjetzt
Betrachten
rckblickend
Amoeba
terricola,
so
gewinnen wir den Eindruck eines allerliebsten Kunstwerkes, das in einer fremden Welt sich seine eigene Welt geschaffen, in der sie sich ruhig, wie in sicheren Angeln schwebend, hlt. Um dieser Umwelt nher zu kommen, mssen wir vergessen, welchen Eindruck die Umgebung der Ambe auf unser Auge macht. Von all den bunten, vielgestaltigen Gegenstnden, wieOszillarien,
nicht
die
Rede.
Infusorien, Rotatorien, Steinchen und Detritus ist Schwache und starke Reize gibt es, die
nur der Intensitt nach unterschieden werden, mgen sie mechanisch oder chemisch oder durch das Licht ausgelst sein.
Dazu kommen
die spezifischen Reize der Nahrungsmittel, die das Ektoplasma klebrig machen und erweichen. So hngt die Ambe in ihrer Umwelt wie an dreierlei
Arten von Gummifden, die sie ringsum halten und alle ihre Bewegungen lenken und bestimmen. Dieser kleine Ausschnitt der Welt ist eine in sich zusammenhngende Welt, einfacher und widerspruchsloser als die unsere, aber ebenso planvoll, ebenso knstlerisch.
Paramaecium.Die Ausbildung einer maschinellen Struktur hat bei den
Zwar Infusorien bereits einen groen Schritt vorwrts getan. ihr Endoplasma noch einen rein protoplasmatischen zeigtCharakter, da es Eingeweide entstehen und vergehen lt, aber das Ektoplasma hat die bermaschinelle Fhigkeit freier Strukturbildung verloren und damit seinen protoplasmatischen
Charakter eingebt.eine feste Gestalt
Das Ektoplasma der Infusorienzeigt eine
besitzt
und
ganze Reihe durchgearbeiteter
Strukturen.Als
caudatum,
Prototyp der Infusorien whle ich Paramaecium Paradas zu den besterforschten Tieren gehrt.
40
Paramaecium.ist ein zartes,
maecium caudatum0,1 bis 0,3
mm
lang wirdbesitzt.als
und
durchsichtiges Tierchen, das die Gestalt einer schrg abge-
stumpften Zigarrelngere
Sein spitzes Hinterende trgt etwas
Diesem Umstnde brige Krper. verdankt es seinen Artnamen. Vorder- und Hinterende sind
Wimpern
der
somit deutlich unterschieden. Durch eine tiefe Rinne, die vom Vorderende bis zur Mitte des Krpers verluft und hier mit der Mundffnung endigt, erhlt die Zigarre eine Mundseite, dereine Rckenseite gegenberhegt. Damit sind ferner eine rechte und eine linke Krperseite gegeben, was die anatomischen Be-
stimmungen sehr erleichtert. Der ganze Krper ist mit Wimpernsind
(Zilien)
bedeckt.
Sie
EktoFortbewegungsmittel befinden sich feine Kanle, die schrg von vorn nach plasma hinten verlaufen und den ganzen Krper wie zarte Lngsreifen umfassen. In diesen Kanlen liegen lange, dnne Muskelfden,dasder
Paramaecien.
Im
welche die wohldefinierten Gestalts Vernderungen hervorbringen, whrend das brige Ektoplasma berall eine diffuse Kontraktihtt besitzt.
Der elastische Krper eines Infusors," schreibt Btschli, kann nicht etwa mit einem soliden Gummiball, sondern nur mit einer von Flssigkeit erfllten Blase mit relativDie Form dnner, elastischer Wand verglichen werden." dieser Blase wird durch die Muskelfden in geringem Umfangreguliert.
Das Wimperspielschrieben worden:,,In
ist
von
Wallgreen
anschaulich
be-
ihren Kontraktionsphasen schlagen die wie bekannt krftig nach hinten und es entsteht Wimpern das zierhche und regelmige Wimperspiel, welches den Ein-
druck macht,
als
reihen hinwegliefen.