4
Europa-Union Luxemburg Mehr Europa für Umme! Wie es nach dem EU-Gipfel weitergehen kann Martin Hillebrand, Manuel Schöb

unabhängig überparteilich Mehr Europa für Umme! …...Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: unabhängig überparteilich Mehr Europa für Umme! …...Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses

Kreisverband Heilbronn e.V.Europa-Union Deutschland

unabhängig überparteilich engagiert für Europa

www.euhn.eu

Europa-Union Luxemburg

Mehr Europa für Umme!Wie es nach dem EU-Gipfel weitergehen kann

Martin Hillebrand, Manuel Schöb

Page 2: unabhängig überparteilich Mehr Europa für Umme! …...Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses

Der große Wurf ist erwartungsgemäß ausgeblieben. Letztlich gewähren die EU-Partner Ma-cron Gesichtswahrung, in dem sie seinem Vorschlag eines Eurozonenbudgets, in vermut-lich eher symbolischer Höhe, zustimmen.

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Und selbst in manch langjähriger Ehe haben Ehepartner noch getrennte Konten. Man vertraut sich – aber sicher ist sicher. So ist es heute leider auch in der Europäischen Union. Zu groß ist die Sorge, dass ein einmal ge-schaffenes Gemeinschaftskonto, welches von den Nettozahlern, allen voran Deutschland, regelmäßig aufgefüllt wird, von den Empfängerländern stärker in Anspruch genommen wird als ursprünglich vorgesehen. Und dabei geht es nicht nur um Transferleistungen, die einen Moral-Hazard-Effekt haben können und damit eine wirtschaftliche Konvergenz Euro-pas verhindern können. Vielmehr geht es auch um die Übernahme von Haftungsrisiken, welche ein erhebliches Erpressungspotenzial in sich bergen, wie aktuell die italienische Regierung unverblümt kommuniziert. Folglich gibt es für ein größeres gemeinsames Bud-get oder eine weitere Vergemeinschaftung von Risiken derzeit keine politische Mehrheit.

Ist nun ein Stillstand im Prozess der weiteren Vertiefung der Europäischen Union unaus-weichlich? Keinesfalls, denn es gibt wichtige Reformprojekte, die ohne nennenswerten finanziellen Einsatz einen entscheidenden Beitrag für die Vertiefung der europäischen In-tegration leisten können, indem sie Europa effizienter, gerechter und bürgerfreundlicher machen und damit die Akzeptanz der europäischen Bürger in ihre Institutionen erhöhen. Die folgenden drei Reformen sollten hierbei auf der Prioritätenliste weit oben stehen:

Page 3: unabhängig überparteilich Mehr Europa für Umme! …...Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses

3

Europäische Umwelt- und Energiepolitik

Jeder EU-Bürger verdient es, saubere Luft, sauberes Wasser und eine Lebensumgebung zu haben, die seine Gesundheit nicht gefährdet. Umweltverschmutzung endet nicht an den nationalen Grenzen. Jeder Stinkediesel, der in Deutschland vom Markt genommen wird und in Polen weitergefahren wird, jeder unter Naturschutz gestellte Flussabschnitt unterhalb eines überdüngten landwirtschaftlichen Gebietes, ist unterm Strich eine öko-logische Nullnummer. Die EU braucht gemeinsame Umweltstandards, die verbindlich in allen Mitgliedsländern gelten. Diese Politik muss strikt faktenbasiert sein, sich an wissen-schaftlichen Erkenntnissen ausrichten und nicht an Emotionen, Ideologien oder wahl-taktischen Spielen. Zu den wichtigsten Themen gehört die Reduktion von Kunststoffen, die in die Umwelt gelangen, von gesundheitsgefährdenden Emissionen im Verkehr, in der Industrie, in der Landwirtschaft und im Wohnbereich und natürlich von CO2

. Letzte-res erfordert eine gemeinsame Energiepolitik inklusive einheitlicher Verbrauchssteuern. Photovoltaikanlagen im Nebel auf der Schwäbischen Alb und ungedämmte Neubauten mit leistungsstarken Klimaanlagen in Südeuropa können nicht die europäische Antwort auf den Klimawandel sein. Investitionen in erneuerbare Energien sollten innerhalb der EU dort vorgenommen werden, wo der Nutzen relativ am größten ist. Ein leistungsfähiges und intelligentes Stromnetz sorgt dann dafür, dass der Strom effizient verteilt wird und Über-kapazitäten abgebaut werden können. Mit der Festlegung der CO2

-Emissionen für PKW bis zum Jahr 2030 und dem angestreb-ten Verbot von Einwegplastik hat die EU nun erste Schritte unternommen, um Europa in Sachen Umweltschutz als weltweites Vorbild zu etablieren.

Europäische Steuerharmonisierung

Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses Prinzip nicht. Gerade bei Unternehmenssteuern ist es für Staaten möglich, Steuerdumping zu betreiben – auf Kosten der anderen. Das hat mit fairem Wettbewerb nichts mehr zu tun und darf auf keinen Fall innerhalb der europäischen Union akzeptiert werden. Die EU muss Steuerbänder definieren, die weder unter- noch überschritten werden dürfen und im internationalen Rahmen liegen. Bei der Unternehmensbesteuerung dürfen sich Fälle wie Apple in Irland nicht wiederholen. Auch gezielte nationale Subventionen zur Ansiedlung von Firmen, eine Art verdeckte Steuersen-kung, müssen von Brüssel gestoppt werden. Die EU mit ihren 500 Millionen Einwohnern repräsentiert eine Einheit, einen Markt. Wenn Unionsbürger den Eindruck haben, einzel-ne Großkonzerne diktierten die nationale Politik, dann liegt es vor allem daran, dass man innerhalb der EU bei der Besteuerung keine Einheit ist, sondern vielmehr in Konkurrenz zueinander steht. Nur das gemeinsame Europa mit seinen 500 Millionen potentiellen Kun-den hat die Macht, angemessene Steuern gegenüber großen Firmen durchzusetzen.

Page 4: unabhängig überparteilich Mehr Europa für Umme! …...Ein Unternehmen, welches seine Produkte zu billig anbietet, verschwindet irgendwann vom Markt. Bei Staaten funktioniert dieses

4

Englisch als zusätzliche Amtssprache in allen Mitgliedsländern

Die Forderung nach einer zusätzlichen, gemeinsamen Amtssprache in der EU ist weit weniger revolutionär als es auf den ersten Blick erscheint. In der Finanzindustrie, der Luftfahrt sowie in der Wissenschaft ist Englisch schon seit Jahren die Standardsprache – ohne dass es dafür politischen Druck gebraucht hätte. In Bereichen, in denen nationale Grenzen keine entscheidende Rolle mehr spielen, ist Englisch für alle in Summe der ge-meinsame Nenner. Auch in Europa wollen wir nationales Denken überwinden. Englisch als Vertragssprache wird es Investoren aus Asien und den USA deutlich einfacher machen, in Europa zu investieren. Aber auch innerhalb der EU werden Unternehmen wie Bürger profi-tieren. Jeder Antrag, jedes Formular muss auch in Englisch verfügbar sein, von Schweden bis Italien und von Portugal bis Rumänien. Die EU Kommission soll mit guten Beispiel voran gehen und in ihrer Verwaltung und den EU-Agenturen Englisch als Hauptsprache festlegen. Derzeit werden noch fast alle EU-Dokumente in 24 Sprachen übersetzt – für über €1 Mrd. jährlich. Geld, das man sich dann sparen kann.

© Europa-Union Luxemburg, 2018, Wiederverwendung gestattet

Kontakt: [email protected], [email protected]