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Armut und Armutsgefährdung von Menschen mit Behinderungen

Marion Michel

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Schwerpunkte des Vortrages

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

2. Die UN-Behindertenrechtskonvention

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

4. Armutsrisiko Informationsdefizite

5. Armutsrisiko Gesundheit

6. Fazit

Gliederung

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Armut ist mehr als ein Mangel an Geld

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

• Armut und Reichtum sind zwei Pole einer Bandbreite von Teilhabe- und Verwirklichungschancen (2. Armutsbericht 2005)

• Arm ist, wer über weniger als 50% des durchschnittlichen Haushaltäquivalenzeinkommens der Bevölkerung verfügt (Haushaltsnettoeinkommen gewichtet nach Anzahl und Altersgruppen der Haushaltsmitglieder.)

Das Einkommen bildet nur einen Bestandteil der Lebenslage,die über die Teilhabechancen eines Menschen entscheidet.

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Das Lebenslagekonzept ...

... geht von einem mehrdimensionalen Charakter von Armut und Reichtum aus.

Die Lebenslage eines Menschen wird bestimmt durch

• die am Einkommen und Vermögen bemessene Wohlstandsposition,

• die Bildung,

• den Erwerbsstatus,

• die Gesundheit,

• die Wohnsituation einschließlich Wohnumfeld,

• die Familiensituation,

• die sozialen Netzwerke.

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

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Wechselwirkung mit den Komponenten der ICFInternationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO

Gesundheitsproblem(Gesundheitsstörung oder Krankheit)

Körperfunktionenund -strukturen Aktivitäten Partizipation

Umweltfaktoren Personenbezogene Faktoren

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

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Das systemisch interaktionistische Modell Pentagon der Armut von Peter Tschümperlin*

Biographie / PersönlichkeitBiographie / Persönlichkeit

Soziale NetzeSoziale Netze

Gesellschaftliche Gesellschaftliche WerthaltungenWerthaltungen

Arbeit / EinkommenArbeit / Einkommen Kosten / KonsumKosten / Konsum

*Tschümperlin, Peter: Erklärungen der Armut - Konsequenzen für die öffentliche Fürsorge, Vortrag am Weiterbildungskurs der Schweizerischen Konferenz für öffentliche Fürsorge, Brunnen, 1988

•Bedeutungsverlust von Familie und Verwandtschaft•Alleinerziehung•Fehlende Beziehungen am Arbeitsplatz

•Alter / Krankheit / Behinderung / Gebrechlichkeit•Mangelnde intellektuelle Fähigkeiten•Sozialisationsdefizite•Stigmata / Diskriminierung

•Mangelnde Bildung / Ausbildung•Rationalisierung von Arbeitsprozesse •niedrige Löhne•Hohe geographische und Mobilitätsforderungen•Arbeitslosigkeit

•Zu hohe Kosten für die Befriedigung von Grundbedürf- nissen (Wohnung, Krankenversicherung, Ernährung)•Fehlende Zeit zum preisbewussten Einkaufen•Hohe Kosten für Fremdbetreuung der Kinder

•Extreme Leistungsbezogenheit

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

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Familie

Soziale Netze

Information, Bildung

Arbeit Einkommen

Wohnung, Wohnumwelt

GesundheitlicheVersorgung

1. Armut – ein mehrdimensionaler Begriff

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Ausgewählte Artikel zum Thema Armut• Präambel: Absatz t,• Artikel 9: Zugänglichkeit• Artikel 21: Recht der freien Meinungsäußerung,

Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen• Artikel 23: Achtung der Wohnung und der Familie• Artikel 24: Bildung• Artikel 25: Gesundheit (besonders Absatz a, e)• Artikel 27: Beschäftigung• Artikel 28: Angemessener Lebensstandard und

sozialer Schutz

2. Die UN Behindertenrechtskonvention

Übereinkommen über die Rechte behinderter Menschen“ UN-Charta 2006

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Artikel 21

Recht der freien Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und Zugang

zu Informationen

Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen, um zu

gewährleisten, dass Menschen mit Behinderungen das Recht auf freie

Meinungsäußerung und Meinungsfreiheit, einschließlich der Freiheit,

Informationen und Gedankengut sich zu beschaffen, zu empfangen

und weiterzugeben, gleichberechtigt mit anderen durch alle von ihnen

gewählten Formen der Kommunikation im Sinne des Artikels 2 ausüben

können…

2. Die UN Behindertenrechtskonvention

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Artikel 25: Gesundheit

Die Vertragsstaaten erkennen das Recht behinderter Menschen auf das für sie

erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit ohne Diskriminierung

auf Grund ihrer Behinderung an. Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten

Maßnahmen, um behinderten Menschen Zugang zu geschlechtersensiblen

Gesundheitsdiensten, einschließlich der gesundheitlichen Rehabilitation, zu

gewährleisten. Die Vertragsstaaten werden insbesondere

a) behinderten Menschen dasselbe Angebot, dieselbe Qualität und denselben Standard

an kostenloser oder bezahlbarer Gesundheitsversorgung … einschließlich auf dem

Gebiet der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sowie bevölkerungsbezogener

Programme im Bereich der öffentlichen Gesundheit;

2. Die UN Behindertenrechtskonvention

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Artikel 27 Arbeit und Beschäftigung

Die Vertragsstaaten anerkennen das gleiche Recht von Menschen mit Behinderungen auf Arbeit; dies beinhaltet das Recht auf die Möglichkeit, den Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, die in einem offenen, integrativen und für Menschen mit Behinderungen zugänglichen Arbeitsmarkt und Arbeits-umfeld frei gewählt oder angenommen wird. Die Vertragsstaaten sichern und fördern die Verwirklichung des Rechts auf Arbeit, einschließlich für Menschen, die während der Beschäftigung eine Behinderung erwerben, durch geeignete Schritte, einschließlich des Erlasses von Rechtsvorschriften, um unter anderem

a)Diskriminierung ... einschließlich der Auswahl-, Einstellungs- und Beschäftigungsbedingungen, ... verbieten;

b) das gleiche Recht von Menschen mit Behinderungen auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen, ... gleichen Entgelts für gleichwertige Arbeit, ...

c)... Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte

2. Die UN Behindertenrechtskonvention

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Abbau von Ungleichheiten, Verbot von Diskriminierung, Herstellung von Chancengleichheit, Sicherung der gleichen Rechte

Arbeit: Arbeitslosenquote, unzureichende Beschäftigung, ungleiche Bezahlung

Bildung: separierende Beschulung, geringe bis fehlende Bildungsabschlüsse

Familie: Vorurteile, unzureichende Unterstützungsangebote, unzureichende Kenntnisse bei professionellem Personal über Ressourcen

Gesundheit: unzureichende Kenntnisse beim medizinischen Personal, fehlende Barrierefreiheit

Information: verringerte Teilhabechancen durch Defizite an Information

Die konsequente Umsetzung der UN-BRK in Deutschland kann Armutsrisikenbehinderter Menschen deutlich senken!

2. Die UN Behindertenrechtskonvention

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Universität LeipzigISAP www.uni-leipzig.de/~sasm/3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

Beschäftigungssituation behinderter Frauen und Männer in Deutschland 2003 (in %)

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Aussagen zur Beschäftigungssituation behinderter MenschenQuelle: Nationaler Aktionsplan BRK, S. 37

3 Millionen schwerbehinderte Menschen im erwerbsfähigen Alter

• 876.000 schwerbehinderte Menschen arbeiten bei beschäftigungs- pflichtigen Unternehmen (2009)

• 142.700 schwerbehinderte Menschen bei nicht-beschäftigungs-pflichtigen Unternehmen (2005)

• 280.000 schwerbehinderte Menschen arbeiten in WfbM (2009)

• 180.394 schwerbehinderte Menschen waren arbeitslos gemeldet (Mai 2011)

Mehr als die Hälfte der schwerbehinderten Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter waren nicht erwerbstätig.

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Thomas Öchsner, SZ 21.05.2011

Behinderte Menschen haben vom Wirtschaftsaufschwung bisher nicht profitiert. Die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten ist in den vergangenen drei Jahren bis April 2011 sogar um mehr als 15.000 auf etwa 183.500 gestiegen. Dies geht aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.

„Die Situation arbeitsloser Schwerbehinderter Menschen ist weiterhin nicht zufriedenstellend“, sagt der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, der SZ.

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Entwicklung der Beschäftigungssituation

• Die Arbeitgeberverbände verweisen darauf, dass zwischen 2007 und 2009 bei den privaten Unternehmen gut 45.000 neue Stellen für Schwerbehinderte entstanden seien.

• Knapp 900.000 Schwerbehinderte hatten 2009 überhaupt einen Job, etwa 160000 mehr als sieben Jahre früher.

• 2008 und 2009 haben 85.000 beschäftigungspflichtige Unternehmen statt die FÜNF-PROZENT-QUOTE einzuhalten lieber die Ausgleichsabgabe gezahlt.

• Knapp 38.000 dieser Unternehmen beschäftigen überhaupt keinen Behinderten.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeitsmarkt-behinderte-menschen-draussen-vor-der-tuer-1.1099953-2

21.05.2011,

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Anteil der Beschäftigten in WfbM an schwerbehinderten Menschen in der Altersgruppe 18-65 Jahre

Deutschland: 9,5% Sachsen-Anhalt: 12,9%Sachsen: 9,6%Berlin: 6,1%

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

Quellen: Destatis: Schwerbehinderte Menschen 2007, BAGWfbM 2011, eigene Berechnungen

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Beschäftigte WfbM: monatliches Entgelt 2009 (Quelle: www.bagwfbm.de 18

2,13

195,

72

130,

31

137,

7

213,

78

205,

88

152,

95

137,

16

189,

55

167,

99 197,

38 212,

6

117,

98 133,

91

202,

83

144,

98 170,

5

0

50

100

150

200

250

Baden-W

ürthem

berg

Bayern

Berlin

Brande

burg

Bremen

Hamburg

Hessen M-V

Nieders

achse

nNRW

Rheinlan

d-Pfalz

Saarla

nd

Sachse

n

Sachse

n-Anhalt

Schleß

wig_H

Thürin

gen

Gesamt

2008 2009

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Eine provokative Fragen zu WfbM

Die Werkstätten erbringen engagiert komplexe

Leistungen zur Unterstützung und

Förderung schwerbehinderter

Menschen Aber:Geht die Beschäftigung in WfbM zu Lasten der Beschäftigungsmöglichkeiten im 1.Arbeitsmarkt?

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Widerspruch oder System?

• geringe Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt

• kommunizierte geringe Vermittlungsfähigkeit der Beschäftigten in den WfbM

• geringe Vermittlung aus Außenarbeitsplätzen

AberPräsentation der

Werkstätten im Internet als

leistungsstarke, flexible

Unternehmen

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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0,02 0 1,4 1,05

4,66 3,89

93,93 95,06

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

bis 14 h/w 15-24h/w 25-34h/w 35-40h/w

Beschäftigte im Arbeitsbereich nach Beschäftigungsverhältnis in %

WfbM Sachsen (N=16.199) WfbM Projekt (N=2.570)

Quelle: KSV, Stand 31.12.2010

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Werkstattprofile Tätigkeitsfelder

11 WerkstättenLeipzig u. Leipziger

Land

Leistungsstark,Qualifizierte Ausführung,

Individueller ServiceFlexibel

• Metall (7)• Elektromontage, -demontage (6)• Holz/Korb (6)• Papier, Verpackung (6)• Keramik (2)• EDV, Druck- und Bindearbeiten (4)• Gartenbau, Landschaftspflege (7)• Küche, Hauswirtschaft (6)• Büro (2)• Wäscherei, Näherei (4)• Montage (8)

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Technische Ausstattung4-Farb-Textildruckkarussell, Vakuumdrucktisch, 2Farb-Tampondruckmaschine bis 150mm, Schneideplotter bis 60cm Durchlaufbreite, Transferpresse A3, Farblaserdrucker A3, entsprechende Entwicklungseinheiten, z.B. eine Digitaloffsetdruckmaschine, ein 2-Farb-Risograph, Farblaserdrucker und ein Großformatplotter

Industrieschnellnäher mit entsprechenden Zusatzgeräten (z.B. Bandfasser), Überwendlichstichnähmaschine, Flexibel einsetzbare handgeführte kleine Zuschneidemaschine, Zuschneidemaschine mit Tisch, Patchgerät, Bügelstation, Stickmaschine

Druckluftschrauber u. -nieter, Kniehebelpressen u. a., Präzisionsschleif- u. -fräsmaschinen, Metallbandsägen, div. Bohrmaschinen, CNC Metallbandsägen, 2,5-Achsen CNC-Bearbeitungscenter, CNC-Fräse, CNC-Drehmaschinen, HSC Bearbeitungszentrum, Bandsägeautomat, Sandstrahlkabine,Spritzkabine, Spezialwerkzeuge wie Akku- und Druckluftschrauber,

Traktor mit Frontlader, Rasentraktoren, Großflächenmäher, Laubsauger, Heckenscheren hochwertige Film- und Drucktechnik, div. Software für Bereich Druck,

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Pro Werkstatt

• Individuelle Förderung

• Soziale Kontakte

• Hohe Kompetenz in Arbeitspädagogik

• Schrittweise Vorbereitung auf künftige Tätigkeit bzw. berufliche Eingliederung

• Breites Spektrum an Arbeitsaufgaben

• Hoher Betreuungsbedarf für behinderte Menschen - auf 1. AM keine Chance

• Konzepte und Chancen zur Teilhabe am Arbeitsleben, teilweise mit dem 1. Arbeitsmarkt vergleichbar

• Kein Zeitdruck

Contra Werkstatt

• Mangelnde personelle Ausstattung in den Werkstätten im Land Sachsen

• Abgang leistungsstarker Mitarbeiter gefährdet den Werkstattauftrag

• Immer hochwertigere Aufträge – nicht für alle MA geeignet

• Bei sehr hohem Unterstützungsbedarf greift Gruppenkonzept nicht

• Entgeltregelung und Grundsicherung

• Über- oder Unterforderung der Beschäftigten

• Stigmatisierung und Ausgrenzung

• Keine anerkannte Berufsausbildung

• Entfernt von realen Bedingungen am 1. Arbeitsmarkt

• Widerspruch zwischen Leistungsfähigkeit der WfbM und der Vermittlung auf den 1. Arbeitsmarkt

Vor- und Nachteile der Werkstatt (Befragung WfbM)

3. Armutsrisiko Unterbeschäftigung

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Verständliche, umfassende Informationen …

• bilden die Voraussetzung für selbstbestimmte Teilhabe

• Entscheidungsfähigkeit

• Wahrnehmung von Rechten und Wahlmöglichkeiten

4. Armutsrisiko Informationsdefizite

Informationsdefizite erhöhen das Risiko, behinderungsbedingte Nachteilsausgleiche und Unterstützungsangebote nicht in Anspruch nehmen zu können!

Barrierefreie Informationsmöglichkeiten stellen zentralen Punkt für Sicherung der Chancengleichheit dar.

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Universität LeipzigISAP www.uni-leipzig.de/~sasm/4. Armutsrisiko Informationsdefizite

Barrierefreie Information – wer bleibt ausgeschlossen?

• Menschen mit Lernschwierigkeiten haben es besonders schwer.

• Zahlenmäßig sind sie eine sehr große Gruppe innerhalb der Menschen mit Behinderungen.

• Es ist ca. 1.250.000 Menschen.

• Menschen mit Lernschwierigkeiten werden besonders benachteiligt.

• Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen werden mit der Forderung nach barrierefreien Medien bereits besser berücksichtigt

• das trifft das auf Menschen mit Lernschwierigkeiten noch nicht in gleicher Weise zu.

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Aber:

• Menschen mit Lern-Schwierigkeiten können auch selbst-bestimmt leben.

• Menschen mit Lern-Schwierigkeiten können viele Dinge selbst machen.

• Aber sie brauchen Hilfe.• Sie brauchen Leichte Sprache. • Dann können sie vieles selbst lesen und verstehen.

4. Armutsrisiko Informationsdefizite

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Neben barrierefreier Kommunikation …

4. Armutsrisiko Informationsdefizite

gehört zum Zugang zu Informationen, dass Mitarbeiter in Behörden, Politiker, Ärzte … auch bereit sind, umfassen aufzuklären!

Denn: „…die sagen nur das, was man konkret nachfragt“ (immer wieder gemachte Erfahrung behinderter Menschen bei Behördenkontakten)

Aber: wenn ich nicht weiß, welche Möglichkeiten bestehen, kann ich auch nicht die richtigen Fragen stellen

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Kontextfaktoren (ICF)Kontextfaktoren (ICF)Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO

Gesamter Lebenshintergrund eines Menschen

Umweltfaktoren Personenbezogene Faktoren

Einfluss auf den Menschen mit einem Gesundheitsproblem, auf dessen

Gesundheitszustand und gesundheitsbezogenen Zustand

5. Armutsrisiko Gesundheit

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Umweltfaktoren (ICF)

Ebene des Individuums

• unmittelbare persönliche Umwelt

eines Menschen (häuslicher

Bereich, Arbeit, Schule)

• physikalische und materielle

Gegebenheiten der Umwelt

• persönliche Kontakte (Familie,

Bekannte, Peers, Fremde)

Gesellschaftliche Ebene

• formelle und informelle soziale Strukturen

• Dienste und Systeme in der Gesellschaft:

Arbeitsumweltkommunale AktivitätenBehördenKommunikationswesenVerkehrsweseninformelle soziale NetzeGesetze, Vorschriften, RegelnEinstellungen,

Weltanschauungen

5. Armutsrisiko Gesundheit

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Armutsrisiken in der gesundheitlichen Versorgung

bestehen vor allem in folgenden Bereichen:

• Zugang zur Versorgung, qualifiziertes medizinisches Personal

• Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen (Wegezeiten und Anreisemöglichkeiten zu Spezialisten)

• Gesundheitskosten (z. B. für Hilfsmittel, Zuzahlungen, Sondernahrungsmittel, Verhütungsmittel)

• Präventionskosten

• Versicherungsleistungen

5. Armutsrisiko Gesundheit

So lange Barrierefreiheit in allen relevanten Einrichtungen noch nicht Standard ist, gibt es ein erhöhtes Risiko für behinderte Patienten!

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Erreichbarkeit und Barrierefreiheit

• Viel Einrichtungen sind nicht barrierefrei ausgestattet

• Barrierefreiheit bestenfalls für Menschen mit Gehbehinderungen

• Ein Verzeichnis barrierefreier medizinischer Einrichtungen wird als „Wettbewerbsverzerrung“ angesehen (O-Ton KVS)

5. Armutsrisiko Gesundheit

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Erreichbarkeit und Barrierefreiheit – Voraussetzung für gesundheitliche Versorgung

5. Armutsrisiko Gesundheit

315

4

25

44116

5 5

keine Angaben zurBarrierefreiheit

keine Auskunft, nicht erreichbar,nicht mehr vorhanden

nicht barrierefrei

keine Stufen, Toilette,Untersuchungsmöglichkeit

keine Stufen, Toilette

keine Stufen,Untersuchungsmöglichkeit

nur keine Stufen

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• Medizinstudenten müssen besser auf die Begegnung mit behinderten Patienten vorbereitet werden, um auf deren spezifische Bedürfnisse reagieren und Ressourcen nutzen zu können.

• Gleichberechtigte Teilhabe an der medizinischen Versorgung erfordert nicht nur den barrierefreien Zugang zu den Versorgungseinrichtungen, sondern auch hohe Fachkenntnis und Empathie des medizinischen Personals

Medizinisches Personal

5. Armutsrisiko Gesundheit

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Fazit: Mehrdimensionalität von Armut gewinnt für behinderte Menschen besondere Bedeutung, weil…

• Sie deutlich häufiger vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben.

• Modellprogramme zur Beschäftigungsförderung oft wenig Nachhaltigkeit besitzen

• Beschäftigungsförderung zahlreiche kontraproduktive Aspekte enthält – Systemfehler

• Ungleiche Beschäftigungschancen und ungleiche Bezahlung der Arbeitsleistungen mit höheren Lebenshaltungskosten einhergehen

6. Fazit

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• Eingeschränkte Mobilität Wahlfreiheiten einschränkt

• Eingeschränkte Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu Einschränkungen der Teilhabechancen führen

• Ideelle Barrieren den Abbau materieller, baulicher, kommunikativer Barrieren oft verhindern

6. Fazit

Fazit: Mehrdimensionalität von Armut gewinnt für behinderte Menschen besondere Bedeutung, weil…

Die UN BRK stellt ein sehr wichtiges Instrument dar, Benachteiligungund Diskriminierung in allen Lebensbereichen abzubauen.

Dafür tragen wir eine große Verantwortung!

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