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Universitätsbibliothek Wroclaw
Bericht über meinen Aufenthalt vom 23.04.-30.04.2014 Nach diesem Arbeitsplan habe ich eine Woche mit den Kollegen der Universitätsbibliothek Breslau verbracht: The framework plan of visits of Susanne Hennig (Universitätsbibliothek Bochum) from 24.04.2014 to 30.04.2014 24.04.2014 (Thursday) 10:00 a.m. - Scientific Information Department - Section for Scientific Information 1. Overview of the structure, services and activities of WUL 1.2 Overview of the duties of The Scientific Information Department with highlighting of duties of Section for Scientific Information (creating and updating the Wroclaw University Library’s home page, News Bulletin, bibliography of the publications regarding University of Wrocław, the usage of licensed e-sources via PROXY server, currently implemented tools for users: Summon metasearch engine, Mendeley, RefWorks Flow). 25.04.2014 (Friday) 10:00 a.m. – Scientific Information Department - Section for Scientific Information (follow-up) Information workshop of the Department. 11:30 a.m. – Circulation Department – Interlibrary Lending Department Overview of the structure, services and activities of the Circulation Department with highlighting of duties of the Interlibrary Lending Department (procedures of lending Library’s materials from WUL to foreign libraries and borrowing as well as circulating such materials from libraries abroad). 28.04.2014 (Monday) 10:00 a.m. – Scientific Information Department - Section for Scientific Information Transfer to Sand Island Library – Maps Department and former Silesia - Lausitz Cabinet Overview of the duties of the Maps Department (processing and circulation of collections). Overview of the specific duties regarding working with the Silesia collections as well as duties of the editor of electronic resources for Digital Library of Wroclaw University (mgr Arkadiusz Cencora). 29.04.2014 (Tuesday) 10:00 a.m. - Scientific Information Department - Section for Scientific Information 10:30 a.m. – transfer to Library’s building on Fryderyka Joliot-Curie 12 St. - Scientific Information Department - Section for Bibliographic-Documentation Duties Overview of the Database of Academic Staff and Postgraduates Publications of UoW. Overview of the duties of the Section for Bibliographic-Documentation Duties (collecting and processing of data to the Database of Academic Staff and Postgraduates Publications of UoW, preparing of statistical analysis of publications of UoW employees for Rector and Director of Library, comparison of MAK and Expertus software). 30.04.2014 (Wednesday) 09:30 a.m. – 11:00 a.m. – visit in the Library of the Faculty of Law, Administration and Economy Tour of the Library, overview of its activities, including cooperation with WUL in the filed of creating the Database of Academic Staff and Postgraduates Publications of UoW as well as Digital Library of Wroclaw University.
1.Tag: 23.04.2014
Anreise, Einzug in das Studentenwohnheim „Olowek“, Ulica Grunwaldski
2.Tag: 24.04.2014
Rundgang zu den Standorten der Universitätsbibliothek
Nachdem ich mich gut im Studentenwohnheim eingelebt hatte, holten
mich am nächsten Morgen sogar zwei Kollegen ab, Herr Piotr Rossa,
der Leiter der Abteilung wissenschaftliche Information, und Magdalena
Solowiej, die mich auch in der Zeit in Breslau betreut hat und im Mai
diesen Jahres nach Bochum zum Austausch kommt. Ihre Idee war gut.
Wir gingen zunächst zu Fuß zu allen drei Standorten der
Universitätsbibliothek in Breslau. Als Erstes kamen wir zum Neubau der
UB Wroclaw, direkt an der Oder gelegen. Das neue Gebäude, dass in
diesem Sommer endgültig bezogen werden soll, ist ein modernes,
funktionales Gebäude. Es erinnert mich an die RUB wegen der
ähnlichen Architektur und des grauen Steins. Wie in Bochum auch geht
es durch Drehtüren in die Bibliothek hinein, es gibt im Eingangsbereich
eine Garderobe, dann oben einen riesigen Lesesaal mit einer
Servicetheke. Von den Lesesälen hat man einen schönen Blick auf die
Oder und seitlich auf den Dom. Unter dieser Adresse kann man die
Entwicklung des Bauvorhabens nachvollziehen.
http://www.bu.uni.wroc.pl/de/ueber-bibliothek/neues-gebaeude
Von dort aus gingen wir weiter in Richtung Dom des Heiligen Täufers
Johannes, über die „Most Tumski“ auf die Insel „auf dem Sande“. Dort
befindet sich direkt hinter der Kirche „Maria auf dem Sande“ das
historische Gebäude, in dem sich die umfangreichen Bestände der
„Sondersammlungen“ befinden. Wir machten noch einen Abstecher über
eine weitere kleine Brücke zur Universität, ein sehr schönes altes
Gebäude. Die Breslauer Universität wurde unter dem Namen
„Universitas Leopoldina“ 1702 von Leopold dem Ersten von Habsburg
gegründet. 1811 wurde sie zu „Schlesische Friedrich-Wilhelms-
Universität zu Breslau“ umbenannt. 1945, nach Übernahme der Roten
Armee, wurde aus der ehemals deutschen Universität die „Polnische
Universität“. Seit 1988 pflegt die Ruhr-Universität Bochum die
Hochschulpartnerschaft mit der Universität Breslau.
Neubau der UB Wroclaw
Verbindungstrakt Hauptbibliothek (rechts) und Spezialsammlung (links)
Eingangsbereich
Treppenhaus zum ersten Stock
Blick vom Lesesaal
Am Ende unseres Fußmarsches erreichten wir das historische
Gebäude der Universitätsbibliothek in der Ulica Karola Szajnocha 7/9
„Rehdigeranum“ genannt, wo auch Herr Rossa und Frau Solowiej ihr
Büro haben. Dort ist die Abteilung „Wissenschaftliche Information“
untergebracht, die ich während meiner Zeit in Breslau kennenlernen
möchte.
Das „Rehdigeranum“, benannt nach dem Breslauer Humanisten und
Büchersammler Thomas Rehdiger, ist ein barockes Gebäude. Es gefällt
mir von außen, aber besonders von innen. Schöne, florale Fliesen auf
dem Boden des Innenhofes, rechts geht es in den traditionellen
Lesesaal, links die Treppen hinauf zu den Büros und zur
Informationstheke bei den Zettelkatalogen. Vom Treppenhaus aus hat
man einen Blick in die geschlossenen Magazine. Eine weitere
Informationstheke befindet sich im Lesesaal unten. Wenn das neue
Gebäude an der Oder bezogen ist, wird dieses traditionelle Gebäude
von der Universität verkauft – schade, ein Stück Nostalgie geht verloren
– aber zugunsten einer komfortableren, größeren Bibliothek in der Ulica
Fryderyka Joliot-Curie. 12, wo alle Standorte sich ab dem Sommer
vereinen werden.
3. Tag 25.04.2014
Überblick über die Struktur der Bibliothek, Aufgaben der „Abteilung
Wissenschaftliche Information“
Die UB Breslau hat wie die UB Bochum ein zweischichtiges
Bibliotheksystem:
Hauptbibliothek:
Direktion, Bestandsvermittlung, wissenschaftliche Information, EDV,
Verwaltung, Restaurierungswerkstatt der neuen Bestände
Bibliotheken „auf dem Sande“
Handschriftenabteilung, Sondersammlungen, Reprographische
Werkstatt, Restaurierung der Sondersammlungen, Abteilung des
kulturellen Erbes
Fachbibliotheken
Biologie, Biotechnologie, Chemie, Archäologie, Geographie, Geschichte,
Pädagogik, Recht, Verwaltung und Ökonomie, Mathematik und
Computerwissenschaft, Philologie, Physik und Astronomie,
Sozialwissenschaft.
Seitl. Blick Lesesaal neue UB
Eingangstür zur Leopoldina
Fechterbrunnen vor der Universität
Uni-Bibliothek Rehdigeranum, Architekt: Plüddemann
Innere der UB Breslau
Frau Solowiej zeigte mir die Homepage der UB mit den
Aufgabenbereichen ihrer Abteilung. Die Homepage gibt es auch in
Englisch und in Deutsch. Zwei Sektionen bilden die Abteilung
„Wissenschaftliche Information“.
1. Wissenschaftliche Information
- Ausleihe, Rückgabe , Kataloge, Beantwortung aller Fragen,
die die Bibliothek betreffen, an den Informationstheken
- Pflege und Ergänzung der Handbibliothek
- UB Homepage
- Bibliotheksführungen und Einführungen in
Literaturverwaltungsprogramme z.B. Mendeley)
- Zusammenarbeit mit den Fachbibliotheken
- Breslauer Universitätsbibliographie
- Ausstellungen
- Betreuung von Bibliothekspraktikanten
2. Bibliographische Dokumentation / Hochschulbibliographie
- Erfassung und Bearbeitung von Daten zur Bibliographie von
Publikationen der Universitätsangestellten
- Vorbereitung von statistischen Analysen der Publikationen
von Universitätsangestellten für den Gebrauch des Rektors
und der Bibliotheksleitung
Die UB Breslau wird von Studenten, von wissenschaftlichen und
nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern, aber auch von externen
Benutzern wie Schülern, Bürgern der Stadt etc. genutzt.
Es gibt drei Arten von Katalogen in der UB Breslau und in deren
Fakultätsbibliotheken:
1.Traditionelle 2. Elektronische 3. Digitale
Es gibt eine Vielzahl von Katalogen, deshalb hier für Interessierte die
Links
Lesesaal der UB
11 – Ausweis
12 - Ausweis
Ausleihformulare
Für den Lesesaal mit Angabe der Leseplatznummer
http://www.bu.uni.wroc.pl/de/kataloge/zettelkataloge
Die traditionellen Kataloge werden noch regelmäßig genutzt – das ist ein
großer Unterschied zur UB Bochum. Außer den Teilzettelkatalogen des
ehemaligen ZKM gibt es bei uns nur noch Computerkataloge.
http://www.bu.uni.wroc.pl/de/kataloge/computerkataloge
Hier ist besonders Virtua zu nennen (OPAC der UB Breslau, seit 1993),
Virtua wird kombinert mit der Metasuchmaschine „Summon“.
http://www.bu.uni.wroc.pl/de/kataloge/digitalisierte-kataloge
Viele Zettelkataloge sind eingescannt worden und können so online
eingesehen werden.
http://www.bibliotekacyfrowa.pl/dlibra?action=ChangeLanguageAction&l
anguage=de
Die „Digitale Bibliothek der UB Wroclaw (DBUWR) stellt einen
besonderen Bestand zur Verfügung. Die Sammlungen der digitalen
Bibliothek umfassen Bestände, die aufgrund ihres historischen Wertes,
ihres Inhalts, Formats und der territorialen Zugehörigkeit „Schlesien und
Lausitz, Niederschlesien und Breslau“, ein regionales und auch
europäisches Kulturerbe darstellen. Bis jetzt gibt es 42 398 Medien in
der Sammlung. Karten sind bis 1939 in der Digitalen Bibliothek
verzeichnet, danach wegen des Copyrights nicht mehr (s. Screenshot
Karte „Nova absolutaque Russiae Moscoviae et Tartariae descriptio),
Show publication content –Karte wird im größeren Format geöffnet.
Frau Dr. Lapp und Beate Ramisch haben in ihren Berichten von
Besuchen der Bibliothek im Jahre 2011 und 2012 ausführlich über
Projekte zur Realisierung des kulturellen Erbes berichtet.
Nova Absolutaque
Russiae Moscoviae et Tartariae description
Show publication
content!
PLMET:
o More details...
Titel:
o Nova Absolutaque Russiae Moscoviae et Tartariae descriptio
Verfasser:
o Jenkinson, Anthony
Thema und
Schlagwörter:
o kartografia ; mapy ; Rosja ; 16 w. ; podróże
Beschreibung:
o Miedzioryt 101,7 x 81,7 cm kolorowany rosyjskich,
Magazinbestand
Es gibt in den traditionellen Gebäuden keinen Freihandbestand außer
den Nachschlagewerken, die in den Lesesälen stehen. Im Neubau der
UB Breslau wird sich das ändern. Vom Gesamtbestand, der ca.
3.974.211 Medien umfasst (ausgenommen die Sondersammlungen),
werden ca. 500 000 Bände (Bücher und Zeitschriftenbände) frei
zugänglich sein.
Werke vor 1950 sind nicht ausleihbar.
Studenten, wissenschaftliche und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter
können mit den beiden Nummern auf der Vorder- bzw. Rückseite ihres
Ausweises festlegen, ob sie die Literatur in den Lesesaal oder für
zuhause bestellen möchten (s. Fotos des Ausweises und
Ausleihformulare).
Für alle anderen Benutzer der Bibliothek gibt es nur die Möglichkeit der
Einsichtnahme der Bücher im Lesesaal, also Lesesaalbestellformular,
keine Ausleihe.
Datenbanken, elektronische Bücher und Zeitschriften sind nur für
Wissenschaftler und wissenschaftliche Mitarbeiter der Bibliothek mit der
Login und dem dazugehörigen Passwort zugänglich. Studenten haben
von den drei Computern in der ersten Etage Zugriff auf elektronische
Medien.
Der Zugriff auf elektronische Medien von zuhause ist nur für
Wissenschaftler und wissenschaftliche Mitarbeiter über den Proxy-
Server möglich.
Fernleihabteilung
Ich hatte kurz Gelegenheit in die Fernleihabteilung zu gehen. Da ich an
der UB auch mit Fernleihen zu tun habe, hat mich die
Fernleihabwicklung in der UB Breslau interessiert.
Die passive Fernleihe ist innerhalb Polens für die Besteller kostenlos.
Die Bestellung der in Breslau nicht vorhandenen Literatur erfolgt
entweder als elektronisches Formular oder als manueller Leihschein .
Nur registrierte Benutzer können die Fernleihe nutzen. Über die
polnischen Verbundkataloge wird geprüft, wo die Bestände sich
befinden:
KaRo (Katalog Rozproszony Bibliothek Polskich, Meta-Katalog
elektronisch katalogisierter Bestände von 116 polnischen Bibliotheken
und Katalogverbünden)
NUKAT (Narodowy Uniwersalny Katalog Centralny, Katalogverbund von
108 polnischen wissenschaftlichen Bibliotheken). Die Fernleihe im
Inland können auch die Zweigbibliotheken der Fakultäten durchführen.
Die internationale Fernleihe wird nur in der Unversitätsbibliothek
abgewickelt.
Bei der aktiven Fernleihe macht die BUWr ihre Bestände zugänglich für
wissenschaftliche Bibliotheken im In- und Ausland, oberste Organe des
Staates und der öffentlichen Verwaltung, öffentliche Bibliotheken und
pädagogische Bibliotheken. Die Materialien dürfen nur in den Lesesälen
der ausleihenden Bibliotheken eingesehen werden. Die
Sondersammlungsbestände sind nur als Reproduktion möglich. Es
werden keine Zeitschriftenoriginale oder Einzelwerke verliehen, die nur
einmal in der UB Breslau vorhanden sind.
Aus Zeitschriftenartikeln und Buchkapiteln sind bis zu 15 Kopien
umsonst. Es ist im Gegensatz zur deutschen Fernleihe möglich,
Aufsätze elektronisch zu verschicken.
4. Tag 26.04.2014
Besichtigung der Sondersammlungen „Kartographische Bestände“ und
„Schlesisch-Lausitz-Kabinett“ auf der Sandinsel.
Die Bibliothek verfügt über folgende Sondersammlungen: Alte Drucke,
Schlesisch-Lausitzer Kabinett, Graphik, Kartographische Abteilung,
Musikabteilung, Buchkunde und Handschriften. Ich habe mich auf die
Kartographische Abteilung und die Silesiaca und Lausitzer Drucke
konzentriert.
Diese Abteilungen waren früher eigenständig, gehören jetzt aber zur
„Wissenschaftlichen Information“. Das Gebäude, in dem die
Sondersammlungen untergebracht sind, war früher ein
Augustinerkloster. Während des zweiten Weltkrieges befand sich dort
der Kommandostab der Festung Breslau.
Miniglobus 1717
Ausschnitt Karte von Pressburg, heute Bratislava, Slowakei
Koordinaten von Notre Dame 20/11
Zunächst war ich bei Herrn Dariusz Przybytek, der mir seine Abteilung
der kartographischen Bestände erklärte. Er kennt sich gut in der
Geschichte aus, deshalb war es für mich wie Geschichtsunterricht –
sehr interessant und an den Karten belegt.
Er zeigte mir eine Auswahl an Globen, Atlanten, Stadtplänen und Karten
mit Provenienz der ehemaligen bzw. der jetzigen geographischen Teile
Polens.
Ein sehr kleiner Globus aus dem Jahre 1717, Pigeon-Verlag, Paris, hat
mich beeindruckt (s. Foto).
Aus dem Nachschlagewerk: „Lexikon der Geschichte der Kartographie“
sind zwei polnische Karten verzeichnet, die sich beide auch in der
Sammlung dort befinden
Mappe Monde Nouvelle Papistique (s. Bild Bericht Beate
Ramisch
Karte Russland (Nachdruck) von 1562: Nova absolutaque
Russiae Moscoviae et tartariae
In der Sammlung gibt es einen Parisplan von 1740. Ein Register gibt mit
Koordinaten die Möglichkeit einzelne Gebäude im Atlas zu finden (z.B.
Notre Dame oder die Bastille).
Die breslauer Adelsfamilie Machnitzky hat in zwei Generationen Karten
und Stadtpläne gesammelt, die in einem Kunstatlas zusammengeführt
wurden, der 1737 gebunden wurde. Er besteht aus sieben Bänden und
verzeichnet über 1000 Karten, Pläne und Ansichten. Band fünf ist
besonders, weil er Karten zur Geschichte Polens verzeichnet. Gesehen
habe ich den ersten humanistischen Stadtplan von Petersburg aus dem
Jahre 1712 und Stadtpläne aus dem Jahre 1563 von Pressburg, heute
Bratislava in der Slowakei. Ebenfalls eine osmanische Karte von 1720.
Einige Werke sind über die digitale Bibliothek einsehbar,
bibliographische Daten und auch die Karte selber.
Herr Przybytek zeigte die Suche nach Karten über den
Computerkatalog der kartographischen Bestände.
http://www.bu.uni.wroc.pl/ozk/?lang=de
Stadtplan St. Petersburg 1712
Titelseite des Kunstatlas der breslauer Familie Machnitzky
Powodzianka
Es gibt eine „Suche auf der Karte“, und eine „Indexsuche“, bei der man
auch den Titel oder ein Schlagwort eingeben kann.
Über die URL kommt man zu den Karten
Es handelt sich um viele wertvolle Materialien in den
Sondersammelgebieten. Bei der schweren Oderflut 1997 waren diese
Archivalien vom Wasser bedroht. Viele Bürger haben ehrenamtlich
mitgeholfen all diese Kostbarkeiten aus den unteren Etagen in die
höheren Geschosse der Universitätsbibliothek in Sicherheit zu bringen.
Für diese Hilfsaktion wurde in der Nähe der Universität das Denkmal
„Powodzianka“ errichtet (Powodz heißt „Flut“, Frau mit Büchern auf den
Schultern, s. Foto).
Abteilung „Silesica und Lusatica“
In dieser Abteilung der Sondersammlungen betreute mich Herr
Arkadiusz Cencora. Wir setzten uns in den Sonderlesesaal.
Herr Cencora beschrieb mir zunächst die Entstehung der
Sondersammlungen insgesamt und die Geschichte der Bestände der
Bibliotheken Breslaus.
1811 entstand die Universitätsbibliothek Breslau durch die Bestände der
alten Universitätsbibliotheken in Frankfurt an der Oder „Viadrina“ und die
Bestände der Universität Breslau. Dazu kam die Literatur der
säkularisierten Klosterbibliotheken. 1886 erhielt die Bibliothek als
Schenkung noch 68 000 Bände der Schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur. Der Standort ist der Stift der Augustiner, auch
Sandstift genannt. 1945 wurde die polnische Universität gegründet und
die Bestände der Universitätsbibliothek und die Literatur der Breslauer
Stadtbibliothek zusammengeführt. Die Bestände der Breslauer
Stadtbibliothek waren sehr umfangreich und wertvoll durch die Gabe der
breslauer Patrizierfamilie Rehdiger, und die Bestände einiger
Kirchenbibliotheken.
Bei der Sondersammlung des Schlesisch-Lausitzer Kabinetts handelt es
sich um die älteste Abteilung der nachkriegszeitlichen
Universitätsbibliothek Breslau. Archiviert wurden Druckwerke des 16.-
18. Jahrhunderts über Schlesien und im schlesischen Raum
erschienene Literatur. Die Lausitz betreffende Werke sonderte man aus
den sichergestellten Bestände heraus, und die Sammlung erhielt ihren
heutigen Namen. Es sind auch Zeitschriften enthalten aus den Jahren
1600 bis 1945. Es ist die größte Sammlung vorkriegszeitlicher
deutscher und polnischer Presse. Die Sammlung hat ca. 90 000 Drucke,
davon sind 50 000 Periodika. Es zählen auch noch über 100 000
Einheiten von Dokumenten des gesellschaftlichen Lebens dazu. Anhand
dieser Medien können die Bereiche Geschichte, Verwaltung, Kultur,
Wirtschaft und Geograhie Schlesiens und der Lausitz wissenschaftlich
untersucht werden. Die Werke, die die Stadt Breslau betreffen, wurden
mit den Signaturen Ya, Yb, Yc…versehen und „die Ypsilons“ oder
„Wratislaviana“ genannt. Es handelt sich auch um Flugblätter
(Ephemera), graue Literatur, Adressbücher. Es werden seit 1945
Zeitungsausschnitte gesammelt und archiviert, die mit Breslau, der
Universität und der Bibliothek zu tun haben.
Alle Bestände sind Präsenzbestände. Im Lesesaal werden auf
Bestellung Medien der Sammlung ausgehändigt. Handschriften müssen
am selben Tag wieder zurück an den Standort, alte Drucke bleiben zur
weiteren Einsichtnahme ein paar Tage im Tresor. Es gibt Räume für
Schulungen mit Präsentationen zum richtigen Umgang der
Sammlungsstücke und zum Inhalt. Diese Schulungen werden besonders
von Kunsthistorikern und Historikern genutzt
Die Aufgaben der Abteilung sind vielfältig:
- Bereitstellung der Sondersammlungen in den Lesesälen
- Rechercheanfragen von Fachbenutzern, besonders Kunst-
historiker und Historiker für ihre wissenschaftlichen Arbeiten
- Auswahl für die Erwerbung neuer Literatur über Schlesien/Lausitz
- Pflege der Kataloge der Sammlungen
- Zusammenarbeit der einzelnen Sonderabteilungen
- Bereitstellung von Schriftstücken, Filmen für Ausstellungen in anderen
Bibliotheken und Institutionen
- Genealogische Anfragen, Informationen zu Personen aus den ge-
sammelten Adressbüchern
- Anfragen zur Digitalisierung
Es wird ein Korrespondenztagebuch über die Anfragen geführt.
Die Erschließung erfolgt über die alphabetischen, traditionellen Kataloge
und über den Sachkatalog (besonders wichtig und ergiebig). Ab 1995
gibt es ein Verzeichnung im elektronischen Katalog der BUWR, Virtua.
Im digitalen Katalog sind alle Medien verzeichnet.
Die Ausleihe in den Sonderlesesaal unterliegt bestimmten Regeln und
Zeiten. Es geht um oft wertvolle Bestände, die diese Maßnahmen
erfordern. Es gibt ein Besucherbuch, in das sich jeder eintragen muß.
Außerdem werden eine Lesererklärung und eine Bescheinigung über die
Notwendigkeit der Nutzung der Sondersammlungen ausgefüllt.
http://www.bu.uni.wroc.pl/sites/default/files/images/doc/deklaracja_czytel
nika_de.pdf
http://www.bu.uni.wroc.pl/sites/default/files/images/doc/zaswiadczenie_d
e.pdf
Hier noch ein paar Beispiel aus der Sammlung „Schlesien-Lausitz“
In den Sammlungen wurden alle Aufführungen der Breslauer Theater
archiviert (s. Foto).
Wappen der Region z.B. von Habsburg, Böhmen und Schlesien (1526,
böhmischer Löwe, schlesischer Adler, Evangelist Johannes),
Adressbücher 1830-1944 von Bürgern, z.B. Lehrer.
Graue Literatur, Flugblätter, Werbepostkarten, Eheverträge,
Spendenquittung für die Bibliothek in Form eines Ziegelsteines.
Aus der neueren Zeit wurde z.B. die Banderole von einem Gurkenglas
erworben. Es handelt sich um eine Firma aus Ratibor.
Wappen von Habsburg, Böhmen, Schlesien 1526
Flugblatt
Spendenquittung in Form eines Ziegelsteines
Zeitschriftenartikelsammlung über die Bibliothek, Universität und Breslau
5.Tag: 29.04.2014
Abteilung der Hochschulbibliographie
In dieser Abteilung begrüßte mich die Kollegin Aleksandra Zawadzka.
Sie schilderte mir zunächst die Entwicklung dieser Abteilung. In Bochum
ist die Abteilung der Hochschulbibliographie noch sehr jung, hier in
Breslau begann die Sammlung der Arbeiten der Wissenschaftler schon
1975. Verzeichnet wurden die Werke der Wissenschaftler von 1975-
1992 in einer gedruckten Bibliographie. Alle Bände sind mittlerweile
digitalisiert und frei einsehbar seit 2007. 1993-2007 wurden nur
Karteikarten in der Bibliothek angelegt. Seit 2003 gibt es eine Datenbank
für die Hochschulschrifen, die mit der Software MAK erstellt wird. Seit
2014 existieren alle Karteikarteneinträge von 1993-2007 in der
Datenbank.
Die zehn Fakultätsbibliotheksmitarbeiter sind im Auftrag des Rektors
verpflichtet, nach Kriterien des Kultusministeriums Listen der
Publikationen ihrer Wissenschaftler an die Hochschulschriftenstelle zu
melden. Die Daten sollen ein Zugehörigkeitsregister der Mitarbeiter und
Doktoranden bilden. Sie sollen eine Statistik der wissenschaftlichen
Arbeiten sein für den Rektor und das Bibliotheksmanagement (s.
Übersicht der Statistik).Die vier zuständigen Bibliothekare nehmen die
Daten auf und verarbeiten sie nach bestimmten Kriterien, neben
bibliographischen Daten wie Name und Zugehörigkeit des Autors etc.
werden auch Parameter aufgenommen, z.B. Angaben zu „peer-review“
und Impact-Faktor bei Zeitschriftenartikeln.
Die Webversion der Hochschulbibliographie wird viel genutzt. Geplant ist
eine Umstellung der bestehenden Software MAK auf „Expertus“ von der
Firma Splendor.
6.Tag: 30.04.2014
Fachbibliothek Recht, Wirtschaft und Verwaltung
Am letzten Tag meines Aufenthaltes hatte ich die Gelegenheit die
Fachbibliothek Recht, Wirtschaft und Verwaltung zu sehen. Herr
Tadeusz Juchniewicz führte mich durch die Räumlichkeiten.
Die juristische Fakultät ist auf drei Gebäude in der Stadt verteilt, die nah
zusammenliegen. Die Fakultätsbibliotheken sind wie bei uns
Statistik der Hochschulbibliographie Für das Jahr 2014
1848 Wissenschaftliche Mitarbeiter 1498 Nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter 1554 Doktoranden 10 Fakultäten, aufgesplittet in Abteilungen 5000 Publikationen jährlich (durchschnittlich) 6674 Veröffentlichungen von Doktoranden seit 2011
Lesesaal in der Rechtsbibliothek
Literatur der deutsch-polnischen Rechtsschule
Präsenzbibliotheken. Es gibt aber einen ausgewählten Bestand
ausleihbarer Bände für die Studenten. Die Fakultätsbibliothek Recht
bietet unabhängig vom Angebot der Hauptbibliothek Datenbanken im
Fach Rechtswissenschaften an. Bemerkenswert fand ich das Angebot
der Deutsch-Polnischen Rechtsschule. Das deutsche Generalkonsulat in
Wroclaw unterstützt die Zusammenarbeit der juristischen Fakultäten der
Universität Breslau und der Humboldt-Universität Berlin. Es gibt einen
Bestand an Literatur im Lesesaal (s. Foto) und gemeinsame Seminare
für die Studenten, um Ihre Kenntnisse auszutauschen. Polnische
Dozenten halten Vorlesungen in Berlin und deutsche Dozenten in
Breslau.
Herr Juchniewicz kümmert sich sehr um die Bereitstellung von Literatur
für Studenten aus Osteuropa z.B. Kasachstan, Ukraine, Weissrussland),
die zahlreich in Breslau studieren. Er fährt auch regelmäßig nach
Litauen, um polnische Bücher dort hinzubringen und Litauische nach
Breslau zu holen. Ich habe eine große Auswahl an Enzyklopädien,
Verfassungsrechtsammlungen in den jeweiligen Sprachen in den
Regalen gesehen. Die Freundschaft zwischen den Städten Breslau und
Vilnius ist gut. Es gibt einen alphabetischen Katalog bis 2007, danach
wurden die Bestände elektronisch archiviert. In der Rechtsbibliothek gab
es gerade eine Ausstellung über ehemalige Professoren, die an der
Universität gelehrt haben, Bilder ihres Lebens, Lebensdaten, Verlauf der
Studien etc. Die Idee fand ich sehr interessant.
Abschluss
Die UB Bochum und die UB Breslau sind beides
Universitätsbibliotheken im zweischichtigen System, haben ähnliche
Geschäftsgänge in den traditionellen Abteilungen, erfüllen aber, vom
Bestand her bedingt, andere Aufgaben. Der Bestand der
Sondersammlungen ist ein unermesslich wichtiges Zeugnis des
Kulturerbes für das Land. Die Möglichkeit dort Einsichtnahme in die
Werke für Forschung und Lehre zu bekommen oder mit einer
Reproduktion zuhause zu arbeiten ist ein anderer Ansatz, als die
Bereitstellung unserer vergleichsweise aktuellen Literatur.
Schulungsangebote werden ausgebaut. Die traditionelle Nutzung von
Zettelkatalogen ist noch sehr beliebt. Auch in die neuen Gebäude
werden wohl die vielen Katalogkästen noch mit umziehen. Mit dem
Auf dem Balkon der Rechtsbibliothek, im Hintergrund die Unversitätskirche
Plakat für gemeinsame Aktivität in Breslau und Vilnius
Umzug geht ein Stück nostalgische Bibliotheksstruktur in die
Geschichte ein.
Stadt Breslau – mein Freizeit- und Kulturprogramm
Die Stadt ist wie ein Museum. Das historische Zentrum der Stadt gliedert
sich in zwei Teile:
Die Inseln: Dominsel (Ostrów Tumski mit der Kathedrale Johannes des
Täufers), die Sandinsel mit der großen Kirche „Maria auf dem Sande“.
Der Stadtkern mit dem Marktplatz, dem historischen Rathaus und den
Bürgerhäusern ist sehr sehenswert.
Ich habe die Möglichkeit genutzt eine Aufführung im klassizistischen
Opernhaus zu sehen (1871 entstanden, Architekt Karl Schmidt). Ich bin
leider der polnischen Sprache nicht mächtig, deshalb war ich froh, dass
es ein Programmheft mit der Inhaltsangabe des Stückes „Król Roger“,
von Karol Szymanowski in Englisch gab. Aber allein der Zuschauerraum
mit den verzierten Logen und der Stuckdecke und natürlich die tollen
Stimmen waren einen Besuch wert.
Im ältesten Schwimmbad der Stadt ist kein Baden angesagt, sondern
eher athletisches Schwimmen in eingeteilten Bahnen. Mir hat das im
Jugendstil gestaltete Gebäude sehr gut gefallen.
Das „Panorama von Raclawice“, ein Monumentalgemälde von Josef
Chelmonski stellt das Gefecht zwischen Polen und Russen am 4. April
1794 unter Führung des polnischen Heeresführer Tadeusz Kosciuszko
dar. Das Bild hat mich in seinen Ausmaßen (120 x 15 Meter) sehr
beeindruckt. Es ist ein Teil der Ausstellung des Nationalmuseums, wird
aber nicht dort, sondern in einem extra dafür angefertigten Rundbau für
die Öffentlichkeit zugängig gemacht.1946 brachte man das Gemälde
aus Lwow (Lemberg, Ukraine) nach Wroclaw. Aus politischen Gründen
wurde es dort erst seit 1985 gezeigt. Das ganze Bild wirkt
dreidimensional durch die geschickte Verbindung von Abhängen,
Bäumen und Sträuchern im Zuschauerraum in der Mitte und der
Leinwand, auf der diese Elemente als Gemälde wieder aufgenommen
werden.
Opernhaus Breslau
Schwimmbad
Panorama von Raclawice
Danke
Ich bin sehr froh, dass ich diesen Austausch machen konnte. Die
Partnerschaft der Bibliotheken wird durch das Kennenlernen der
Arbeitskollegen gestärkt. Schön war es in meinem Fall, dass die Kollegin
Magdalena Solowiej unmittelbar nach meinem Besuch in Breslau bei
uns zu Gast in der UB Bochum war.
Es ist eine Bereicherung, Arbeitsabläufe zu vergleichen, andere
Bibliotheksgebäude kennenzulernen, wenn möglich Ideen auch in der
eigenen Bibliothek zu verwirklichen.
Deshalb mein Dank an Frau Dr. Lapp, die diesen Austausch immer
wieder möglich macht. Auch ein Dank an die Kollegen in Breslau, die
sich Zeit für mich und meine Fragen genommen haben.
Zum Schluß ein Gruß aus Breslau von diesem Zwerg mit Sonnenblume! Er ist einer von zahlreichen Zwergen, die es an jeder Ecke der Stadt gibt. Sie erinnern an die „orangene Alternative“, eine politische Gruppe in den 80er Jahren.
Susanne Hennig, im Juli 2014