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Universität Regensburg Zentrum für Sprache und Kommunikation
Mündliche Kommunikation und Sprecherziehung M.A. Speech, Communication and Rhetoric
Ein Marketing- und Kommunikationskonzept für den Regionalentwicklungsverein Römerland Carnuntum
„Zukunft passiert jetzt“
Themenschwerpunkt: Social Media
Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts in Speech, Communication and Rhetoric
Mag.a Elisabeth Leeb Neugasse 24
A-2020 Schöngrabern [email protected]
4. Semester 27.03.2015
Erst- und Zweitgutachter: Dr. Brigitte Teuchert und Dr. Wieland Kranich
2
Abstraktion
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Themen der internen und externen Unternehmenskommunikation im Hinblick auf eine werbewirksame Kommunikations- und Marketingstrategie für ein Non-Profit Unternehmen. Der Schwerpunkt liegt auf der computervermittelten Kommunikation im Social Web und wird zur persönlichen Kommunikation in Verhältnis gesetzt. Weiters werden die sich verändernden Rezeptionsgewohnheiten der Interaktionspartner beleuchtet und Trends der Kommunikationsentwicklung aufgezeigt. Die Ergebnisse werden in einer individuell erarbeiteten Kommunikations- und Marketingstrategie für den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum zusammengeführt und in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen unterteilt.
abstract
The present assignment gives attention to the intern and extern company communication particularly with regard to an effectiv strategy in advertising for a non-profit company. The focus is on the computerbased communication in the social web and will be compared with the aspects of a personal communication. The changing habits of the recipients in communication will be emblaced and the trends of communication-development will be pointed out. The results will be brought together in an individuell communication- and marketing strategy for the Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum and will be subdivided in short-, medium- and long-term steps.
3
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 4
1. NPO-Marketing 6 1.1. Analyse und Vergleich von zwei NPO im Social Web 10 1.1.1. Die NPO-‐Akademie 10 1.1.2. Jugend Eine Welt 12
1.2. Die Website als Teil des NPO-Marketings 15 2. Interne Kommunikation 18 2.1. Analyse der Internen Kommunikation 19 2.2. Interne Kommunikation versus medialer Auftritt 20
3. Externe Kommunikation 24 3.1. Externe Kommunikations- und Marketingmittel 25 3.1.1 Internet 25 3.1.2. Printmedien 37 3.1.3. Mündliche Kommunikation 38
3.2. Zielgruppenmarketing 39 3.3. Trends in der Online-Kommunikation 46 3.4. Chancen und Herausforderungen der Kommunikationsarbeit 50 3.5. Aufbau und Content von Social Media-Kommunikation 55
4. Marketing- und Kommunikationskonzept: „Zukunft passiert jetzt“ 59 4.1. Kurzfristige Maßnahmen 62 4.1.1. Social Media 64
4.2. Mittelfristige Maßnahmen 67 4.3. Langfristige Maßnahmen 70
Fazit und Ausblick 73 Literaturverzeichnis 77
4
Einleitung
Der Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum besteht seit dem
Jahr 2000 und ist eine Non-Profit-Organisation.1 In meiner Arbeit verwende ich
für den Wortlaut Non-Profit-Organisation die übliche Kurzform NPO und
bezeichne den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum in weiterer
Folge als Unternehmen. Obwohl die Tätigkeit des Vereins nicht auf Gewinn
ausgerichtet ist, erscheint mir der, aus der Wirtschaft entlehnte Begriff,
insbesondere bei den in dieser Arbeit behandelten Themen Kommunikation2 und
Marketing,3 angebracht zu sein. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im
Kommunikations- und Marketingverhalten von NPO und Profit-Unternehmen,
werden in Kapitel 1. NPO-Marketing herausgearbeitet und in ausreichender
Form dargestellt.
Der Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum beabsichtigt in
Zukunft Soziale Medien4 in den nach außen gerichteten
Kommunikationsstrategien zu benutzen. Dieser zukunftsorientierte Ansatz wird
von einem Prozess begleitet, der jedoch nur von innen heraus, das bedeutet aus
den eigenen Reihen des Regionalentwicklungsvereins, getragen werden kann.
Der Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum besteht aus 27
Gemeinden, die durch eine, vom Vorstand geführte, interne
Kommunikationsarbeit zur engeren Zusammenarbeit animiert werden sollen. Nur
wenn die Interne Kommunikation auf einer stabilen Grundlage aufbaut, kann eine
externe Unternehmenskommunikation zielführend und erfolgreich sein.
Unter dem Titel „Zukunft passiert jetzt“ werden die Ergebnisse meiner Arbeit
subsumiert und ein eigenständiges Kommunikations- und Marketingkonzept für 1 Vgl. Becker, Thomas: Medienmanagement und öffentliche Kommunikation. Der Einsatz von Medien in Unternehmensführung und Marketing. 2014, S.13: Eine Organisation ist der dauerhafte Zusammenschluss von Individuen, um gemeinsam einen Zweck umzusetzen. [...] Organisationen entstehen durch Kommunikation und existieren durch Kommunikation. Alles andere – Räume, Maschinen, Kapital etc. – ist zum Verständnis von Organisationen zweitrangig. 2 Ebd.: Kommunikation ist das Auslösen koordinierten Verhaltens zwischen getrennten Lebewesen. [...] Kommunikation ist eine biologisch begründbare Verhaltensweise, mit der wir uns an unsere Umwelt anpassen. 3 Ebd. S.14: Marketing ist der Einsatz von Instrumenten, mit denen man versucht, zukünftige Verkaufschancen zu entwickeln und Einfluss auf das Verhalten der Marktteilnehmer (Kunden und Lieferanten) zu nehmen. 4 Ebd. S.13: Medien sind Mittel, die den Erfolg von Kommunikation erhöhen und die Leistungsfähigkeit von Kommunikation steigern. Medien sind Katalysatoren von Kommunikation.
5
den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum, mit dem
Schwerpunkt: Social Media, präsentiert.
Das Konzept soll die Verantwortlichen ermutigen, den Schritt in eine zeitgemäße
Unternehmenskommunikation zu setzen und den Dialog mit den UserInnen aktiv
mit zu gestalten. Mit diesem strategisches Marketing- und
Kommunikationskonzept wird dem Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND
Carnuntum ein Tool an die Hand gegeben, um zu verhindern, dass sich Kraft
und Energie, die ein unternehmerisches Kommunikationsverhalten in „Echtzeit“
erfordert, in unzusammenhängenden Einzelmaßnahmen erschöpfen.
Dabei berücksichtige ich sowohl die finanziellen wie auch die personellen
Ressourcen des Vereins, damit das erstellte Marketing- und
Kommunikationskonzept in den unterschiedlichen Bereichen der kurz-, mittel-
und langfristigen Umsetzbarkeit realisierbar bleibt.
Meine Arbeit gliedert sich in vier Hauptteile, wobei ich mich im ersten Teil generell
mit dem Thema NPO-Marketing befasse und in weiterer Folge auf Wunsch des
Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum zwei Social Media-
Auftritte anderer NPOs vergleiche und analysiere. Der Beobachtungs- zeitraum
fand zwischen Dezember 2014 und Februar 2015 statt.Mit der Basisarbeit an der
Internen Kommunikation setze ich im zweiten Teil fort. Der dritte Hauptteil
beschäftigt sich einerseits mit einer Bestandsaufnahme der heutigen Marketing-
und Kommunikationsmittel und andererseits mit einem Vergleich dieser, unter den
Prämissen, Was, Wann und Wie für den Regionalentwicklungsverein
RÖMERLAND Carnuntum von Bedeutung sein kann.
Im vierten und letzten Hauptteil meiner Arbeit konzentriere ich mich auf ein,
speziell für den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum,
zugeschnittenes Marketing- und Kommunikationskonzept mit dem Titel „Zukunft
passiert jetzt“ und die zu setzenden kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen,
die aus heutiger Sicht Relevanz haben.
Unter dem Punkt Fazit und Ausblick sind die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal
in kurzer Form zusammengefasst und sollen dem Regionalentwicklungsverein
RÖMERLAND Carnuntum zur schnellen Orientierung dienen.
6
1. NPO-Marketing
Auch Organisationen, die nicht dem Profit verpflichtet sind, können das Marketing-
Instrumentarium nutzen.
„Marketing ist ‚die Kunst des Möglichen’."5
Dieser Satz beschreibt sehr gut die Situation, in welcher sich Fundraising- und
Marketingverantwortliche in NPOs befinden. Wichtig ist was funktioniert und nicht
das, was man sich wünscht.
NPO-Marketing soll das Image der Organisation stärken und Aufmerksamkeit für
die Arbeit schaffen und hat zudem einen informativen und emotionalen Aspekt.
Das Zusammenspiel zwischen theoretischer Vorarbeit – strategisches Marketing –
und praktischer Umsetzung – operatives Marketing – ist die Basis von
erfolgreichen Marketing- und Kommunikationsstrategien, denn:
„Jede Organisation ist nur so gut, wie ihre Kommunikation ist.“6
NPO Marketing ist Beziehungsmarketing, ein Gestalten der Beziehungen nach
innen und außen und die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der
Stakeholder7. Diese Beziehungen müssen strategisch und aktiv aufgebaut und
weiterentwickelt werden. Anders als bei profitorientierten Unternehmen stehen für
Non-Profit-Organisationen nichtkommerzielle und oft ideelle Ziele im Zentrum.
Trotzdem entscheiden auch bei NPO spezifische Marketing-Grundsätze über
Erfolg oder Misserfolg im Markt. Denn auch NPO müssen sich gegenüber der
Konkurrenz behaupten.
Daher legen immer mehr NPOs Wert auf eine professionelle Arbeitsweise. Gründe
dafür sind in den gestiegenen Anforderungen der Stakeholder zu suchen, in der
wachsenden ökonomischen Bedeutung und dem zunehmenden
Finanzierungsdruck sowie dem bestehenden Wettbewerb mit Profit- oder anderen
Non-Profit-Organisationen.
5 Trout, Jack und Ries, Al: Positioning: Wie Marken und Unternehmen in übersättigten Märkten überleben. Vahlen, München 2012. 6 Vgl. Becker, Thomas: Medienmanagement und öffentliche Kommunikation. Der Einsatz von Medien in Unternehmensführung und Marketing. S.8. 7 Im übertragenen Sinne wird „Stakeholder“ heutzutage nicht nur für Personen verwendet, die tatsächlich einen Einsatz geleistet haben, sondern für alle, die ein Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes haben; beispielsweise auch KundenInnen oder MitarbeiterInnen.
7
Es ist bekannt, dass unser Verhalten in erster Linie durch Emotion und nicht durch
Kognition gesteuert wird. Die richtigen Communitys für bestimmte Angebote zu
finden und mit den richtigen Botschaften anzusprechen, ist das Ziel. Durch
emotionales Storytelling soll das langfristig gelingen und die UserInnen begeistert
werden.8
Die 80er-Jahre waren geprägt von Medienarbeit und viel Produkt-PR. Anfang der
90er-Jahre standen Kommunikations- und Marketingkonzepte unter dem Aspekt
des Erwachens einer kritischen Zivilgesellschaft. Der dritte Umbruch erfolgte durch
das Aufkommen des Internets und der Sozialen Medien. Trotzdem gibt es eine
Konstante: Die Aufgabe der Unternehmenskommunikation ist es weiterhin,
Geschichten zu erzählen. Momentan befindet sich die Bereiche Marketing und
Kommunikation mitten in einem vierten Umbruch:
Bisher war die Üerlegung, wie man menschliche Individuen - mit all ihren Eigenarten, aufgrund ihrer Herkunft, Kultur, Persönlichkeit - richtig anspricht. Nun sind mit Adressaten wie etwa Google auch Maschinen hinzugekommen, die richtig gefüttert werden müssen, um dann richtig zu reagieren.9
Welche Auswirkungen hat die Veränderung der Kommunikation auf das
Marketing? Über die letzten Jahrzehnte wanderte der Fokus vom Produkt/ der
Dienstleistung hin zum Fokus auf den Verbraucher/die Verbraucherin und
entwickelte sich weiter zum Fokus auf den Menschen, der von den Unternehmen
in der Gesamtheit seiner Bedürfnisse und Erwartungen wahrgenommen werden
will. Das erfordert neue Wege der Interaktion und Kommunikation in der
Ansprache. Es beginnt vielleicht mit einer kurzen Nachricht auf Twitter, dann
kommt der 20-Zeiler für das Smartphone, ein Video ein paar O-Töne und es
endet mit einem in die Tiefe gehenden Interview in der Zeitung oder auf Youtube.
Typisch für NPO ist die indirekte Form des Austausches. Anders als beim Profit-
Marketing bezahlen bei NPO oft nicht jene Personen die Kosten einer Leistung,
die sie beziehen, sondern andere. Die Spannungsfelder beim NPO-Marketing sind
daher klar definiert. Es bestehen höhere moralische Erwartungen und ethische
8 Pardy, Grace, „Marken sollen relevanter werden“, in: Horizont Nr.44 (31.Oktober 2014), S.17. 9 „Spezialisten für sensible und erklärungsbedürftige Themen“, in: medianet (4. November 2014), S.8.
8
Ansprüche von unterschiedlichen Seiten als bei Profit-Unternehmen.10 Die
kommunikativen Maßnahmen und Leistungen der NPO beeinflussen diese
Einstellungen der Mitglieder, MitarbeiterInnen, SponsorInnen,
SubventionsgeberInnen und der allgemeine Öffentlichkeit in hohem Maße. Die
Organisationsidentität bildet die kommunikative Grundlage für alle
Marketingmaßnahmen und wird im CI-Konzept11 verwirklicht. Jede kommunikative
Maßnahme enthält auch eine autokommunikative Komponente, denn man
vermittelt nicht nur eine Botschaft, sondern sagt auch etwas über sich/das
Unternehmen/die Organisation selbst.
Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Kommunikation, und wie
unterschiedlich ist die Wahrnehmung dieser bei PR-Profis bezw. Empfängern?12
Bei den Verbrauchern stehen Service, Kundenorientierung, soziale Verantwortung und Verantwortung für die Umwelt am stärksten im Vordergrund. [...] Eine der zentralen Erkenntnisse: Vertrauenswürdigkeit ist das wichtigste Attribut [...] darin sind sich PR-Profis und die Bevölkerung einig, [...] weitere einhellige Faktoren sind gute Servicequalität sowie ein gutes Arbeitsklima, wobei letzteres europaweit für die Österreicher am Wichtigsten ist.13
Das NPO-Marketing basiert auf drei Standbeinen:
1.) Innen-Bereich:
Insbesondere NGO, aber auch staatliche NPO, leben von Freiwilligenarbeit. Die
ehrenamtlichen HelferInnen und MitarbeiterInnen, wie aktive Mitglieder einer
NGO, Gemeindemitglieder und lokale Vereine, sind eine zentrale Stütze der NPO,
es gilt, sie zur – weiteren – Mitarbeit zu motivieren.
2.) Input-Bereich: Beschaffungsmarketing
Bei einer NGO stehen Fundraising – Mittelbeschaffung – und Mitgliederwerbung
im Zentrum.
3.) Output-Bereich: Leistungsabgabe-Marketing
Die angebotenen Dienstleistungen einer NGO oder einer Verwaltung gilt es gezielt
an die potenziellen LeistungsempfängerInnen zu bringen – insbesondere dann,
10 Stepanek, Peter: Marketing für NPO – ein ethisches Problem? Vortrag vom 19.September 2012 11 Corporate Identity-Konzept 12 Fragen, denen die ComGap-Studie 2014 nachgegangen ist. 13 In: http://www.pressesprecher.com/nachrichten/fuehrung-und-kommunikation-ergebnisse-der-europaweiten-comgap-studie-8822 vom 8. Jänner 2015.
9
wenn dadurch neue Mitglieder gewonnen werden können.
Als Basis für diese vielfältigen Aspekte, die es in einem Kommunikations- und
Marketingkonzept zu berücksichtigen gilt, dient allen voran das Leitbild eines
Unternehmens.
Durch die Beschreibung eines Leitbildes soll ein Fundament für positive
Veränderungen und eine Weiterentwicklung der Organisation geschaffen werden.
Hier wird festgelegt aus welchen Identitätselementen die NPO RÖMERLAND Carnuntum bestehen soll und wie der Verein wahrgenommen werden will. Diese
Positionierung soll überall und immer vertreten und kommuniziert werden. So wird
das Leitbild zur Grundlage für die interne und externe Kommunikation.
Wenn es dem Unternehmen gelingt, seine Rolle gegenüber den gesellschaftlichen
Umfeldern stärker als in der Vergangenheit wahrzunehmen, dann kommt es
darauf an, diese Selbstwahrnehmungen und Selbstbeschreibungen auch extern
zu kommunizieren und das Unternehmensleitbild inhaltlich in diese Richtung
umzugestalten. Nur darüber kann der Abgleich zwischen den
Identitätsvorstellungen des Unternehmens und jenen der Außenwelt gelingen.14
Unternehmen verwenden immer häufiger CSR15, um sich von der Konkurrenz
abzuheben und auch, um neue Wachstumspotentiale zu erkennen. Sie erstatten
über ihre Initiativen zur Nachhaltigkeit in den unterschiedlichsten
Kommunikationskanälen Bericht. Analog zum Marketing in profitorientierten
Unternehmungen stellt daher die Kommunikationsarbeit einen wesentlichen
Bestandteil des NPO-Marketings dar. Hierbei ist der Name der NPO von großer
Bedeutung. Oft werden sehr lange Namen verwendet, die umständlich sind.
Abkürzungen sind in den meisten Fällen ebenfalls ungeeignet für die
Kommunikation, denn selten haben die Non-Profit-Organisationen eine genügend
starke Kommunikationskraft, um die Abkürzung allgemein bekannt zu machen.
Joachim Schaffer geht in seiner Publikation auf die unterschiedlichen
Erfolgsprinzipien eines (werbe)-wirksamen Namens ein und beleuchtet die
14 Vgl. Bleicher, Knut: Leitbilder. Orientierungsrahmen für eine integrative Managementphilosophie. 1994, S. 274ff. 15 CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln in der eigenen Geschäftstätigkeit, von ökologisch relevanten Aspekten bis hin zu den Beziehungen mit MitarbeiternInnen und dem Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen.
10
sprachlichen und psychologischen Hintergründe werbewirksamer Namen.16
1.1. Analyse und Vergleich von zwei NPO im Social Web
Auf Wunsch des Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum
analysiere und vergleiche ich die Social Web-Auftritte von zwei NPO. Dabei wurde
mir die Auswahl der Organisationen frei gestellt.
Meine Wahl fiel auf die NPO-Akademie - http://www.npo-akademie.at/ sowie
Jugend Eine Welt - http://www.jugendeinewelt.at/.
1.1.1. Die NPO-Akademie
Die NPO-Akademie ist eine Weiterbildungsanstalt für alle NPO-Bereiche und
bietet Seminare und Workshops sowie Beratung und Dienstleistung für
Unternehmen. Sie richtet sich an Aus-, Fort-, und Weiterbildungsinteressierte von
Vereinen und NPOs sowie deren Trägern und verbindet aktuelles Wissen aus
Wissenschaft und Forschung mit der Praxis.
Die NPO-Akademie Österreich und Deutschland arbeiten zusammen und haben
auch eine gemeinsame Corporate Identity (CI).17
Trotz intensiver Recherche auf der Website konnte ich nicht herausfinden, seit
wann diese Organisation besteht. Was für mich als Nutzerin die Aufgabe einer
Website in Frage stellt. Sie sollte dazu dienen, sich einen ersten Eindruck über
das Unternehmen verschaffen zu können und Informationen liefern. Für Rosenfeld
und Morville18 ist eine Sitestruktur ein komplexer und vielschichtiger Fachbereich,
der sich durch ausgeprägte Interdisziplinarität auszeichnet und auf die das
Augenmerk gelenkt werden muss, wenn man eine userfreundliche Bedienung
anbieten möchte.
Zeis führt in seiner Publikation19 eingehend aus, dass der Trend zur Visualisierung
von Informationen nicht aufzuhalten ist und damit eine Veränderung der 16 Vgl. Schaffer, Joachim: Werbewirksame Namen leicht gemacht. So finden sie die besten Namen für ihre Produkte, Unternehmen und Websites. München 2009, S.7f, S.23-31. 17 Corporate Identity ist die Gesamtheit der Merkmale, die ein Unternehmen kennzeichnet und es von anderen Unternehmen unterscheiden. 18 Rosenfeld, Louise und Morville, Peter: Information architecture for the World Wide Web. Sebastopol 2002, S.19f. 19 Zeis, Matthias: Usability als Maß erfolgreicher Kommunikation zwischen Websites und ihren Nutzern. Wien 2008, S.41.
11
Rezeptionsgewohnheiten einhergeht. Betrachtet man die Website unter diesem
Gesichtspunkt, ist sie für NutzerInnen zu textlastig aufgebaut und bietet zu wenige
Bildelemente. Das Video auf der Startseite ist allerdings eine Bereicherung, denn
es bringt Leben in die sonst sehr distanziert gehaltene Seite.
Der Auftritt in den Social Media-Plattformen
Die Organisation ist seit 2005 auf Facebook vertreten und verwendet
ausschließlich diese Plattform für ihre Social Media-Aktivitäten.
Der Aufbau der Facebook-Seite beinhaltet im Gegensatz zur Website ein
Imagebild. Das Logo ist gut sichtbar platziert und wird jedem Posting
vorangestellt. Aufgrund der Postings kann man eine regelmäßige cirka
zweiwöchentliche Aktivität auf dieser Seite ausmachen.
Abb.1: Facebookscreenshot vom 9.2.2015 Abb.2: Facebookscreenshot vom 9.2.2015
Unter der Rubrik Fotos findet man nicht, wie erwartet, Bilder von abgehaltenen
Seminaren, die z.B. Menschen beim Lernen oder in der Pause zeigen, sondern
nur eine graphische Darstellung der einzelnen Angebotsbereiche.
Der Button Videos bietet zwar vier Videos an, die jedoch einzig dem Verkauf der
Dienstleistungen dienen. Die Seite scheint offensichtlich nur zur Vermarktung der
Angebote erstellt worden zu sein und bietet in keiner Form einen Mehrwert oder
spannende und interessante Inhalte für die UserInnen.
12
Man vermisst als NutzerIn die persönliche Komponente und das zeigt sich ganz
deutlich in den „Likes“.
Obwohl die Seite seit 2005 online ist, gibt es nur 102 „Gefällt mir“-Angaben!
Aus dieser Zahl lassen sich Rückschlüsse darauf ableiten, dass es ohne
gelungenes Dialogmarketing nicht geht und eine einzelne Social Media-Plattform
zu betreiben keinen Sinn macht. Die UserInnen wollen direkt angesprochen
werden und nicht ausschließlich als Adressaten für Werbezwecke verstanden
werden. Sie wollen spannende Geschichten und keine unpersönlich
aufgelisteten Daten und Fakten und sie wollen als Menschen Menschen
begegnen.20 Daher ist die Arbeit mit Bilddokumenten auf denen Personen zu
sehen sind zielführender, als reine Imagebilder unbelebter Natur, wie in diesem
Fall die Steine auf grauem Grund.
Gerade in der Unternehmenskommunikation geht es immer um das Thema
Aufmerksamkeit. In jeder Situation entscheiden UserInnen neu, was und wem
sie ihre Aufmerksamkeit schenken, denn diese muss selektiv angewendet
werden, denn aus der Fülle an Informationen können wir nur einen Bruchteil
verarbeiten. Der Sehsinn vermittelt uns jedoch, im Vergleich zu den anderen
Sinnen, ein Zehntel mehr an Informationen, wodurch klar wird, dass Bilder
verstärkt zur Aufmerksamkeitsbindung beitragen und auch herangezogen
werden. Biastoch liefert dazu in seiner Arbeit „Kommunikation im Augenwinkel“
interessante Details.21
1.1.2. Jugend Eine Welt
Jugend Eine Welt ist ein internationales Hilfswerk und eine Aktion von Don
Bosco Österreich. Der Verein wurde 1997 gegründet und der Unternehmenssitz
befindet sich in Wien. Jugend Eine Welt unterstützt Entwicklungs-, Bildungs- und
Nothilfeprojekte und leistet Bewusstseinsbildung in Österreich.
Die Organisation ist seit 2008 in den Sozialen Netzwerken vertreten.
Es begann mit einem YouTube-Account 2008, dem 2010 Twitter und Facebook
folgten.
20 Vgl. „Smartphone-Welt(en)“, in: Psychologie in Österreich. Themenschwerpunkt Social Media (Volume 34, September 2014), S.255. 21 Biastoche, Philipp Alexander: Kommunikation im Augenwinkel. Wie Werbung in der visuellen Peripherie besser rezipiert und erinnert werden kann. Magisterarbeit Wien 2012, S.13-19, S.39-43.
13
Der Auftritt in den Social Media-Plattformen
Abb.3: Facebookscreenshot vom 9.2.2015
Das Organisations-Logo ist überall sichtbar und gut platziert, es wird sehr stark
mit Imagebildern der unterschiedlichsten Projekte gearbeitet und Video-Content
ist allgegenwärtig. Hier sieht man ganz deutlich, dass der Trend zum Bewegtbild
bereits früh erkannt wurde und das spiegelt sich auch in den „Gefällt mir“-
Angaben wieder, die mit 4178 „Likes“ auf Facebook zu Buche schlagen.
Über aktuelle Projekte und Aktionen wird auf Facebook mäßig, im monatlichen
Rhythmus, aber dafür regelmäßig berichtet. Die Berichterstattung ist immer mit
Bildern, auf denen einzelne Menschen und/oder Menschengruppen zu sehen
sind, verknüpft, was es NutzerInnen erleichtert, einen persönlichen Bezug zu den
Inhalten herzustellen. Auch im Video-Content gibt es meist einen Sprecher/eine
Sprecherin die sich direkt an die ZuseherInnen wendet und über das Geschehen
berichtet.
Auf Twitter findet ein sehr aktives tweeten und retweeten von Statements,
Bildern, Infographiken etc. – also ein reger Austausch – statt. Alle zwei bis drei
Tage wird ein Tweet abgesetzt und die Follower erhöhen sich von Woche zu
Woche um drei bis vier.
14
Abb.4: Twitterscreenshot vom 9.2.2015
Der YouTube-Kanal scheint im Vergleich zu den beiden anderen Social Media-
Plattformen „verwaist.“ Das am längsten bestehende Soziale Netzwerk von
Jugend Eine Welt verzeichnet unter dem Punkt Diskussionen einen einzigen
Eintrag von vor vier Jahren und das letzte Video das hier platziert wurde, ist von
Anfang Dezember 2014. In diesem Zeitraum fanden jedoch sehr viele Aufrufe,
auch anderer Videos, statt, so dass es den Anschein hat, dass diese Plattform
als eine Art Archiv für die Videobeiträge genutzt wird und nicht zur
Kommunikation mit den UserInnen.
Abb.5: Twitterscreenshot vom 9.2.2015
15
Dafür stehen die Kommunikationskanäle Facebook und allen voran Twitter zur
Verfügung.
1.2. Die Website als Teil des NPO-Marketings
Webseiten sind nicht mehr der hauptsächliche Zugangspunkt zu
Informationsplattformen obwohl in die Homepage nach wie vor die meiste
Energie und das meiste Geld fließt.
Von vielen Menschen wird sie gar nicht mehr besucht, denn die meisten Artikel werden direkt angesteuert, über Links in den sozialen Netzwerken. [...] Website und die Printausgabe sind nicht mehr die Protagonosten, sie sind Teil des Chores im Hintergrund, [...] die Background Singer. Und wer ist der Protagonist? Natürlich das Mobiltelefon.22
Unternehmen sollten als Person in Erscheinung treten, denn es ist
marketingstrategisch von Vorteil Unternehmensfakten immer mit einem
menschlichen Aspekt zu verbinden, dadurch verändert sich natürlich auch die
Unternehmenskommunikation.
Für den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum bietet es sich an,
stellvertretend für das Unternehmen, eine Person oder eine menschliche Figur
für den unternehmerischen Außenauftritt zu finden – so zeigt das Unternehmen
im wahrsten Sinne des Wortes Gesicht.
Fotos wecken unser Interesse, vor allem dann, wenn wir Menschen sehen. Auf
menschlichen Abbildungen sucht unser Blick zunächst die Augen einer Person.
Diese Tatsachen können wunderbar für die Erstellung einer Website und anderer
Firmenpages verwendet werden.
Achtung jedoch vor rechtlichen Fallen: Urheberrechtsverletzungen sind ein immer
wiederkehrendes Thema in der Online-Welt.
Bilder aus der Google-Bildersuche sind tabu und kostenlose Bilddatenbanken
haben Lizenzbedingungen. Darüber sollte man Bescheid wissen oder sich an
geeigneter Stelle informieren, denn es wäre unternehmenstechnisch eine
Katastrophe, wenn hier nicht korrekt gearbeitet würde.
22 „Interview mit Mario Garcia, einem der gefragtesten Mediendesignern der Welt“, in: medienSpezial (trend | Bestseller 9. Oktober 2014), S.54ff
16
Je besser es gelingt das unternehmerische Angebot mittels Humor, Dramatik,
Leidenschaft etc. emotional aufzuladen, desto eher wird das Unternehmen
wahrgenommen.
Wer jedoch zu viele Superlative an sein Angebot heftet, verspielt das Vertrauen
der UserInnen. Daher gilt, wie überall im Kommunikationsbereich: Eine ehrliche
und transparente Ausdrucksweise ohne Übertreibungen schafft Vertrauen.
Nicht nur in Online-Medien gewinnt die bewegliche interaktive Form des
Storytellings zunehmend an Bedeutung, auch in der digitalen
Unternehmenskommunikation überzeugen Scrollytelling-Lösungen.
Durch ein spürbar intensiveres NutzerInnenerlebnis eignet sich Scrollytelling
besonders für die Kommunikation zentraler Botschaften und die Inszenierung
strategisch relevanter Themen.
Wer nicht scrollt, versäumt etwas, denn Scrolling ist, nicht zuletzt wegen der
inzwischen etablierten Nutzung von Online-Medien auf Smartphones, gelebte
Praxis. Auch umfangreiche Inhalte werden immer seltener auf mehrere Seiten
aufgeteilt, denn der Aufruf einer neuen Seite wird oft als Bruch wahrgenommen.
Es stört die Orientierung wesentlich mehr, als eine lange Seite, deren Inhalte
nachgeladen werden, noch bevor diese in den sichtbaren Bereich des Screens
kommen.
Auf guten Webseiten entsteht sogar das Gefühl, dass man etwas versäumt,
wenn man nicht nach unten, in den unsichtbaren Bereich, scrollt. Lange Seiten
sind aber noch nicht zwangsläufig Scrollytelling-Websites.
Hierzu sind zwei wesentliche Aspekte erforderlich: Einerseits die Story und
andererseits die Inszenierung. Erst mit der Aufteilung der Inhalte auf einzelne,
teilweise ineinander übergehende, Szenen und dem entsprechenden
dramaturgischen Aufbau, entsteht eine gute Site. Durch Interaktion wird die
Geschichte erlebbar23, die erzählt werden soll. Es können dadurch z.B. Elemente
bewegt werden, sich Zahlen verändern oder es bauen sich Charts oder
Infografiken auf.24
23 auf Touch-Displays mit Fingern oder Stiften 24 Verdino, Martin: „Die Geschichte mit der Maus! Warum das Scrolling heute nicht mehr vermieden, sondern gezielt eingesetzt werden soll.“, in: medianetSpecial (23. September 2014), S.16.
17
Die Entwicklung solcher Sites erfordert großen Aufwand und eine
interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team. Konzept, Design, Technik und
Content müssen verflochten entwickelt und optimiert werden und auch die
Performance und Optimierung der Ladezeiten stellen eine besondere
Herausforderung dar, die es sich aber lohnt zu meistern.
Website-Analyse des Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum
Zur Analyse der bestehenden Website habe ich folgende Punkte anzumerken:
Die Seite ist generell sehr textorientiert und mit Informationen angefüllt, so dass
eine rasche Orientierung für die NutzerInnen nicht möglich ist. Die Hauptaufgabe
einer Startseite ist einerseits Promotion andererseits Strukturierung und
Navigation. Wenn man das Standardwerk von Nielsen und Tahir zur Homepage
usability25 heranzieht, ergeben sich weitere Analysepunkte, die einer
Verbesserung bedürfen. Es fehlen aussagekräftige Bildelemente, die
erwiesenermaßen verstärkt die Aufmerksamkeit der UserInnen anziehen. Die
verwendeten Bilder der Seite zeigen vor allem Landschafts- und
Naturaufnahmen – sicherlich ein großer Pluspunkt der Region Römerland
Carnuntum.
Daher ist es verständlich diese ansprechenden Aufnahmen auch auf der Website
zu präsentieren. Was ich als Besucherin der Seite jedoch vermisse, sind Fotos
oder Videos, die mir die Arbeit des Vereins nahebringen, die mir zeigen, dass es
um die Menschen der Region geht, für die der Verein da ist.
Zum Zeitpunkt der Analyse26 war ein Video online, dass sich als Medium optional
gut für eine Website eignet, doch war dieses von der Dauer der Aufnahme viel
zu lang. Es wäre sinnvoller gewesen das Video vorher zu schneiden und zu
bearbeiten, bevor es Online gestellt wurde. Kahn und Lenk gehen in ihrem
Buch27 verstärkt darauf ein, wie wichtig eine Website-Kartographie für den
visuellen Content einer Website ist.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass es
unternehmensintern sehr wichtig ist, einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für
25 Vgl. Nielsen, Jakob und Tahir, Marie: Homepage usability. Indianapolis 2002, S.162f, 178-180 26 Anfang Dezember 2014 27 Kahn, Paul und Lenk, Kryszof: Websites visualisieren. Hamburg 2001, S.9-13, S.121-123.
18
den Content der generiert wird, abzustellen und davor die nötigen
Rahmenbedingungen festzulegen.
2. Interne Kommunikation
Unter Interne Kommunikation fallen alle Kommunikationsprozesse, die sich mit
der organisationspolitischen Entscheidungsfindung sowie mit der Anleitung,
Koordination, Kontrolle und gegebenenfalls Korrektur aller
Leistungserstellungsprozesse eines Unternehmens befassen.
Ein wesentliches Element in diesem Prozess ist die Positionierung des
Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum. Diese Positionierung
sollte überall und immer vertreten und kommuniziert werden.
Bei jeder PR-Aktion, bei jedem Leistungsangebot, bei jedem Auftritt nach außen
muss die Identität der NPO RÖMERLAND Carnuntum durchschimmern.
Auch größere soziale Gebilde wie Unternehmen, Verbände und Organisationen
haben eine persönliche Identität, die sich aus der sozialen Identität wie Größe und
Anzahl der MitarbeiterInnen sowie der Gruppenidentität, dem Wir-Gefühl aller
beteiligten Personen, zusammensetzt.
Gerade in den NPO hat die interne Kommunikation und das interne Marketing
große Bedeutung, denn die Einbeziehung der MitarbeiterInnen zur Erfüllung der
Ziele und der Mission ist notwendig. In diesem Bereich kommt vor allem das
Corporate Behavior (CB)28 zum Tragen. Es ist die am schwierigsten zu
beeinflussende Maßnahme, denn Verhaltensänderungen sind nur sehr langsam
zu erreichen. Es betrifft das Verhalten der MitarbeiterInnen untereinander und in
ihren Beziehungen zu den Kooperationspartnern und Partnerinnen, da sich
internes Verhalten früher oder später auch im Verhalten gegenüber der
Kooperationspartner und Partnerinnen manifestiert.
In einem CI-Konzept bildet das CB meistens den Engpass, denn es impliziert in
der Regel Verhaltensänderungen und Lernprozesse. Da diese Veränderungen
und Prozesse jedoch nicht sprunghaft sondern langsam ablaufen, ist es
28 Das Corporate Behaviour ist insofern flexibel und veränderbar, als es eher einen Prozess zum Erreichen eines Unternehmensziels als das zu erreichende Ziel selbst beschreibt.
19
schwieriger das CB umzusetzen, als z.B. Corporate Design (CD)29 oder Corporate
Communications (CC)30, da diese zugekauft werden können. CB ist daher nur
durch einen höheren persönlichen Einsatz der involvierten MitarbeiterInnen zu
realisieren. Wünschenswert wäre, wenn CD- und CC-Maßnahmen durch ein
komplementäres CB ergänzt werden könnten.31
Unternehmen, die bereit sind unternehmensintern leidenschaftlich mitzuziehen,
und sich bewusst sind, dass das eigene Unternehmen in der Außenwelt
womöglich ganz anders wahr genommen wird, als man unternehmensintern
denkt, haben die größeren Chancen sich in der Unternehmenslandschaft zu
behaupten.
Die Lücke zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung muss jedoch zuallererst
geschlossen werden. Hier bieten sich MitarbeiterInnen-Schulungen im Bereich
Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation an.
2.1. Analyse der Internen Kommunikation
Nach persönlichen Gesprächen mit dem Obmann des
Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum Herrn Hans Rupp und der
Assistentin der Geschäftsführung Frau Gabriele Preisinger stehen mir die
Angaben über die MitarbeiterInnen zur Verfügung.
Der Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum beschäftigt derzeit 11
MitarbeiterInnen, die überwiegend in Teilzeit arbeiten. Zu den ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen gibt es keine erhobenen Zahlen.
Als Problem der internen wie externen Kommunikation sehe ich das Fehlen eines
klar definierten Leitbildes. Es gibt zwar eine Art Empfehlung über Werte und Ziele
des Vereins, aber kein allgemeingültiges Leitbild oder Maßnahmen zur CB. Die
zentrale Funktion eines Leitbildes ist jedoch die Basis jedes fundierten
29 Corporate Design bzw. das Unternehmens-Erscheinungsbild bezeichnet einen Teilbereich der CI und beinhaltet das gesamte, einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Organisation. Dabei wird für ein Unternehmen ein eigenes Zeichensystem festgelegt, das eingesetzt wird, um ein einheitliches Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit zu etablieren. 30 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmenskommunikation: Der in der Praxis unscharfe Begriff wird oftmals synonym mit unternehmensbezogener PR-Arbeit verwendet. Er schließt jedoch auch die Interne Kommunikation sowie Marktkommunikation ein. 31 Purtschert, Robert: Positionierung der Non-Profit-Organisationen, 2. Fundraising-Tagung der politischen Bildung, 26. Juni 2008, S.11.
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Kommunikations- und Marketingkonzeptes, denn es bietet Orientierung nach
innen sowie Präsentationsmöglichkeiten nach außen.
Die Orientierung nach innen soll für die MitarbeiterInnen und Mitglieder des
Regionalentwicklungsvereins RÖMERLAND Carnuntum folgende Fragen
beantworten: „Wofür stehen wir als Gemeinschaft? “ (Vision), „Was wollen wir
gemeinsam erreichen?“ (Mission) und „Welche Werte und Prinzipien sollen unser
Handeln leiten?“
Positive Öffentlichkeitsarbeit ist die Funktion eines Leitbildes nach außen. Es soll
Mitgliedern, BürgerInnen und Meinungsführenden die Frage „Wofür steht diese
Organisation?“, verknüpft mit einem positiven Imageeffekt, beantworten.
Die Entwicklung eines Leitbildes ist oft Ausgangspunkt oder Bestandteil von
Veränderungsprozessen, doch die Basis dafür bildet immer die vorhandene
Unternehmenskultur. An dieser sollte zuallererst angesetzt werden und durch eine
geführte Prozessbegleitung gemeinsam im Plenum mit den Kooperationspartnern
und Partnerinnen32 sowie den MitarbeiterInnen des Regionalentwicklungsvereins
RÖMERLAND Carnuntum ein Wertekonzept, eingebettet in ein gesamtheitliches
Leitbild, ausgearbeitet werden.
Durch den interaktiven, gemeinschaftlichen Prozess, ist erfahrungsgemäß eine
sehr hohe Akzeptanz des Leitbildes zu erwarten und die gemeinsam und
unternehmensintern erarbeiteten Inhalte sind Motivatoren für die MitarbeiterInnen.
2.2. Interne Kommunikation versus medialer Auftritt
Die Entwicklung einer Kommunikationskultur, die Bestandteil der
Unternehmenskultur ist, schafft Vertrauen und erhöht dadurch die Bindung der
MitarbeiterInnen an das Unternehmen. Zugrunde liegt hier ein klar definiertes
Unternehmensleitbild, das von allen mitgetragen wird.
32 Damit sind folgende Personengruppen gemeint: die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden sowie deren VertreterInnen und Mitglieder der Dorferneuerungsvereine sowie die Führungskräfte des Regionalentwicklungsvereins RÖMERLANDCarnuntum.
21
Weitere Herausforderungen stellen sicherlich die zunehmende
Professionalisierung und Komplexität der Ansprüche, wie auch ein
professionelles Personalmanagement dar.33
Interne Kommunikation zielt darauf ab, den Informationsstand der
MitarbeiterInnen zu verbessern. Die Meinungsbildung wird gefördert und es
kommt zum Zusammenwirken aller Kräfte in einem Unternehmen. Durch aktive
Informationspolitik kann man die Motivation und das Selbstbewusstsein der
MitarbeiterInnen erhöhen.
Wichtig dabei ist es, vollständig zu informieren, damit alle
kommunikationsbewusst ihre Rolle als BotschafterInnen des Unternehmens
einnehmen können und so zu glaubwürdigen Meinungsmultiplikatoren werden. Die Öffentlichkeit verlangt von jedem Unternehmen und jeder Person im
Unternehmen absolute Authentizität und Ehrlichkeit.
„Die Formel dabei ist simpel: Vertrauen + Leistungsversprechen = Hinwendung +
Loyalität.“34
Je mehr man über UserInnen weiß, desto besser kann man Vertrauen aufbauen
und Loyalität schaffen und auf UserInnenseite werden umso lieber Daten
preisgegeben, je mehr Hinwendung seitens des Unternehmens und der
MitarbeiterInnen besteht. Dieser neue Ansatz im Kommunikationsverhalten
verlangt auch von den MitarbeiterInnen ein höheres Maß an Selbstverständnis
als bisher. Um die unternehmenseigenen MitarbeiterInnen in ihrer Rolle als
Meinungsmultiplikatoren und Ansprechpersonen zu stärken, ist es zielführend sie
in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch Teilnahme an Trainings und
Weiterbildungen zu unterstützen. Hartwig Eckert zeigt auf, wie eng Sprache und
Persönlichkeitsentwicklung zusammen hängen, denn:
„Nichts prägt unsere Persönlichkeit so stark, wie unser Verhalten in mündlicher Kommunikation.“35
33 Simsa, Ruth und Schober, Doris: Nonprofit Organisationen in Österreich. NPO-Kompetenzzentrum. Skriptum der Wirtschaftsuniversität Wien, S.13f. http://www.wu.ac.at/npo/competence/ 34 „Behavioural Marketing wird Pflicht“, in: medianet (16. September 2014), S.11. 35 Vgl. Eckert, Hartwig: Sprechen sie noch oder werden sie schon verstanden? Persönlichkeitsentwicklung durch Kommunikation. München 2010, S.89-128.
22
Mittels Fragebögen wurde wiederholt festgestellt, dass die mündliche
Kommunikation in allen untersuchten Unternehmen einen hohen Stellenwert
genießt.36
Es wird das persönliche Gespräch unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
genauso gesucht wie zwischen diesen und den Führungskräften. Um die
persönliche Kommunikation innerhalb eines Unternehmens zu forcieren, werden
vermehrt besondere Formate des persönlichen Austausches angeboten. Hier ist
die Kreativität der Kommunikationsverantwortlichen gefragt.
Das Mitarbeitergespräch hat sich als wirksamste und effizienteste Form der
unternehmensinternen Kommunikation etabliert und erfüllt mehrere Funktionen
gleichzeitig: Information, Interaktion und Interpretation.
Das persönliche Gespräch trägt auch entscheidend zur Motivation bei.
Im Zeitalter der Online-Kommunikation ist es oft schwierig, Zeit für die
persönliche Kommunikation zu finden. Daher wird es als besonders wichtig
erachtet, das Instrument der mündlichen Kommunikation dort anzuwenden, wo
es möglich ist, denn viele Ebenen der Wahrnehmung werden bei der digitalen
Kommunikation ausgeblendet, die jedoch einen persönlichen Mehrwert für die
Menschen darstellen.
An dieser Stelle möchte ich gerne auf die Verknüpfung zwischen mündlicher und
medienvermittelter Kommunikation im Sinne von „Nähe und Distanz der
Sprache“ eingehen. Peter Koch und Wulf Österreicher37
postulieren, dass das
System für die gesprochene wie geschriebene Sprache das Selbe ist. Die
Intensität der Nutzung und ihre mehr oder weniger offenen Normen prägen die
Unterschiede in Bezug auf Nähe und Distanz der Sprache. Die gesprochene
Sprache bewahrt offenere Normen und benutzt das System weniger intensiv als
die geschriebene Sprache. Bei der persönlichen mündlichen Kommunikation ist
die Rollenverteilung der Kommunikationspartner offen, daher können innerhalb
einer Kommunikationssituation Rollenwechsel erfolgen. Der Produzent und der
36 Vgl. Gallei, Elisabeth: Die Online-Medien in der internen Kommunikation – Fortschritt versus Informationsflut. 2013, S.99. 37 Vgl. Koch, Peter und Wulf Oesterreicher: Sprache der Nähe - Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch 36. Berlin / New York: Walter de Gruyter, S.15-43.
23
Rezipient sind durch das Aushandeln der Inhalte und des Fortganges der
Interaktion unmittelbar miteinander verzahnt, wodurch ein intensiverer und
persönlicherer Austausch stattfinden kann. Das ermöglicht eine größere affektive
Teilnahme und Spontaneität der Gesprächspartner. Koch/Oesterreicher
verwenden dafür den Begriff der konzeptionellen Mündlichkeit im Gegensatz zur
konzeptionellen Schriftlichkeit, welche durch eine festere Rollenverteilung und
die Entkoppelung von Produzent und Rezipient, eingebettet in engere Normen
und einer intensiveren Nutzung des Systems, gekennzeichnet ist.
Zum persönlichen Mehrwert der mündlichen Kommunikation zählen vor allem
Mimik, Gestik und Körperhaltung sowie die Stimme, mit ihren individuellen
Merkmalen, wie Atmung und Phonation. Auch wenn diese oft nicht bewusst
wahrgenommen werden, liefern sie den GesprächspartnerInnen wertvolle
Zusatzinformationen und schaffen ein persönlicheres Kommunikationsklima.38
Daher sind regelmäßige firmeninterne Zusammentreffen, wie Jour fix und
Meetings essentiell für das Gelingen guter Interner Kommunikation.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind das größte Kapital eines
Unternehmens. Man kann zwar Wertschätzung in Papiere schreiben, jedenfalls
aber muss man sie leben. Dazu gehört auch ein solider Kommunikationsprozess.
Das stärkt das Vertrauen der MitarbeiterInnen in die Loyalität des
Unternehmens, was erforderlich ist, damit sie ihr spezifisches Wissen an andere
weitergeben.
Besonderes Augenmerk sollte firmenintern auf den Aspekt der
Informationsüberflutung am Arbeitsplatz gelegt werden. Dieser „Information
Overflow“ ist auch eine Folge des Einsatzes von Online-Kommunikationsmedien.
Die Vermehrung von Information und Wissen ist keine Lösung, sondern ein
neues Problem.39
Für den schnellen täglichen Informationsfluss bietet sich das Intranet als ein
38 Vgl. Simmel, Georg: Zur Komplexität von Nähe und Distanz in sozialen Beziehungen, in: Hahn, Kornelia (Hrsg.): Ent-fernte Kommunikation. Konstanz 2009, S.100-108. 39 Lehner, Franz: Organisational Memory. Konzepte und Systeme für das organisatorische Lernen und das Wissensmanagement. 2000, S.10.
24
unternehmensinternes und plattformunabhängiges Netz an.40
Es vereint mehrere
Vorteile, wie den raschen unbürokratischen Austausch zwischen den
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eines Unternehmens, es ist ein aktueller
Informations- und Wissenspool und bietet Feedbackmöglichkeit. Die
Dialogfähigkeit und Flexibilität des Intranets, macht es zu einem Leitmedium der
Internen Kommunikation.
Seit einigen Jahren findet ein Umdenken in den Führungsebenen statt, die
Wichtigkeit der Internen Kommunikation wurde erkannt. Dieser wird zunehmend
mehr Bedeutung beigemessen und das persönliche Gespräch als das wichtigste
Medium der Internen Kommunikation (wieder)-entdeckt.41
Denn alle
MitarbeiterInnen sind gleichzeitig auch Multiplikatoren für die externe
Kommunikation und sollten deshalb in ihrer kommunikativen Kompetenz
unterstützt und gefördert werden.
3. Externe Kommunikation
Externe Kommunikation bezeichnet alle Maßnahmen, mittels derer eine
Organisation gegenüber verschiedenen Meinungsmärkten ihres
gesellschaftlichen Umfeldes tätig wird.42
Aus den unterschiedlichen Typen von Kommunikationsstrategien43
zeichnen sich
für den Regionalentwicklungsverein RÖMERLAND Carnuntum aus heutiger Sicht
drei wesentliche Ansätze ab: Die Bekanntmachungsstrategie, hier vor allem in
den Sozialen Netzwerken, die Zielgruppenerschließungsstrategie und die
Beziehungspflegestrategie sowohl online als auch offline.
Jede NPO hat neben der Organisationsidentität auch noch eine
Mitgliederidentität. Damit ist das Selbstverständnis der Mitglieder-Gemeinschaft
40 Dieser Begriff definiert nicht die räumliche Ausdehnung eines Rechnernetzes, sondern die (begrenzte) Ausdehnung seines Benutzerkreises. Typische Inhalte sind betriebsinterne öffentliche Informationen wie Regeln, Absprachen, Verfahrens- und Arbeitsablaufanweisungen, Mitarbeiter-zeitschriften, Dokumente und Formulare. Der Zugriff der Mitarbeiter erfolgt häufig über ein Intranet-Portal. 41 Vgl. Hahn, Kornelia: Ent-fernte Kommunikation als Dialektik von Medienkommunikation und face-to-face Kommunikation, in: Ent-fernte Kommunikation. Konstanz 2009, S.349-358. 42 Vgl. Szyszka, Peter: Strategische Kommunikationsplanung. 2008, S.74-77. 43 Vgl. Bruhn, Manfred: Kommunikationspolitik: Systematischer Einsatz der Kommunikation für Unternehmen. 2007, S.215ff
25
gemeint. Für den Aufbau einer tragfähigen Mitglieder-Beziehung, braucht es eine
solide Vertrauensbasis mit positiven Identifikationsmöglichkeiten.
3.1. Externe Kommunikations- und Marketingmittel
3.1.1 Internet
Die Österreicher nutzen das Internet, auch das mobile, intensiver als Menschen in
anderen europäischen Ländern. Auf manchen Seiten kommen bereits mehr als
50% des Traffics von mobilen Devices. Morgens gibt es bereits erste mobile
Spitzen ab 6:30, genauso wie am Abend und sogar unmittelbar vor dem
Schlafengehen. Das Tempo, mit dem die mobile Nutzung steigt, überrascht alle.44
Bei der Erfolgsmessung ist nach wie vor der Klick dominierend, doch ob diese Art
der Erfolgsmessung noch sinnvoll ist, darüber gehen die Meinungen vieler
Experten auseinander.
Laufende Analysen belegen, dass es keine signifikant positive Korrelation
zwischen Klicks und (Werbe)-Erfolg gibt.45
Die Frage, in welcher Form man digitale Kanäle ausschöpfen kann, wird von
Kreativschaffenden sehr verschieden beantwortet.
Wer vor 10 Jahren als Medium ausschließlich auf online gesetzt hätte, wäre definitiv falsch gelegen. Wer heute Online und Print gleichermaßen betreibt, der liegt richtig, erklärt Oliver Voigt, CEO Mediengruppe Österreich.46
Auch die Möglichkeiten, die sich mittlerweile im Bereich des Online-Marketing
auftun, werden unterschiedlich bewertet. Bei Online-Werbung sollte es um Online-
Kommunikation gehen, ein Wort, das dem Alltag der Zielgruppen auch viel eher
entspricht. Online nur als Medium für Werbung zu betrachten, greift viel zu kurz,
denn Online bedeutet eine Veränderung der Kommunikation mit NutzerInnen, der
Kunden-Marke Beziehung und der Beziehung zum Unternehmen.
44 Interview mit Alexis Johann, Geschäftsführer des größten heimischen Online-Vermarkters styria digital one, in: Horizont Nr. 42 (17. Oktober 2014), S.34. 45 Ebd. 46 „Kreative Niederösterreichs“, in: medianet (2. Dezember 2014), S.12.
26
Sich auf digitalen Wegen mitzuteilen, ist heute für niemanden mehr wegzudenken.
Online-Kommunikation bedeutet, die Marke/das Unternehmen ins Gespräch zu
bringen, ohne dass es der Konsument/die Konsumentin als störend empfindet.
Amir Tavakolian, Director Retail Brands bei „vi knallgrau“, skizziert die Entwicklung
seit 1999 von Blogs und Wikis über Podcasts zu YouTube, Facebook und Twitter,
WhatsApp oder anderen Social Media-Plattformen, wie z.B. medium.com,
folgendermaßen:
Wir hätten nie gedacht, dass wir allein in Österreich heute 70.000 Blogs haben. Während der User das Prinzip - consume, produce, share - verfolge, gehe es für Marken und Unternehmen um - publish, curate, interact.47
Das Web 2.0 ist dialogisch aufgebaut, es lebt von der Diskussion der
NutzerInnen. Und um der oft geübten Kritik entgegenzuwirken, Online-Medien
führen zur Vereinsahmung und Entmenschlichung,48 sei darauf hingewiesen,
dass z. B. BloggerInnen keineswegs nur vor dem Bildschirm sitzen. Gerade sie
veranstalten Treffen auf der ganzen Welt, die dem Kennenlernen und dem
persönlichen Kontakt dienen, denn offensichtlich kann mündliche bzw.
persönliche Kommunikation durch nichts ersetzt werden. Der Mensch scheint
doch immer wieder nach der Erfassung aller Kommunikationsdimensionen zu
suchen.
Thomas Mikeleit49 hat die Beobachtung gemacht, dass mit dem zunehmenden
Einsatz von Online-Kommunikationsmedien der Wunsch nach persönlicher
Kommunikation zunimmt. Diese Tatsache scheint eine natürliche Reaktion auf
eine unpersönliche Kommunikation zu sein.50
Apps
Der besondere Reiz der mobilen Apps besteht darin, den UserInnen auf Basis des
Aufenthaltsortes relevante Angebote in der nächsten Umgebung zeigen zu
47 Persönliche Mitschrift vom FMP-Talk am 16. Oktober 2014, Zusammenfassung in: http://www.leadersnet.at/biz-talks/14202,fmp-nahm-social-media-unter-die-lupe.html 48 Vgl. Boos, Margarethe |Jonas, Kai |Sassenberg, Kai: Computervermittelte Kommunikation in Organisationen. 2000, S.11-25. 49 Thomas Mikeleit ist Direktor der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Microsoft Deutschland. 50 „Republica: Arbeiten im Netz kann ‚Face to face’ nicht ersetzen“, in: Süddeutsche.de online, direkt aus dem dpa-Newskanal (7. Mai 2014, 14:33) in: http://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/
27
können. App-Agenturen51 und digitale Beratungsunternehmen machen aus guten
Ideen Wirklichkeit. Um mit einer neuen App an den Start zu gehen, bedarf es
mehrerer Schritte. Die erste und entscheidende Frage dabei ist jedoch: Welchen
Mehrwert bringt die App? Nach der Abklärungsphase, der Entwicklung und dem
Test der App kümmert sich das Partnerunternehmen darum, die Download-
Zahlen der Anwendung zu pushen.
Durchschnittliche App-Kosten bewegen sich zwischen € 15.000,- bis € 200.000,-.
Derzeit boomen besonders Anwendungen im Health-Bereich.52
Wolfgang Schreiner, Geschäftsführer der Wiener App-Entwicklerschmiede
Nousguide, sieht den App-Markt differenziert:
Apps verändern das Konsum- und Medienverhalten. Was bislang von einer eher noch kleinen Schicht der Early Adopters rezipiert wurde, drängt nun in den Massenmarkt mit sehr großen Auswirkungen [...] das Konsumverhalten entwickelt sich in Richtung weniger, aber dafür hochqualitativer Waren und Dienstleistungen. Generell scheinen sich zwei Lager herauszubilden: Das eine versucht, sein Geschäftsmodell in eine mobile Welt zu transferieren und neue Leistungen anzubieten, das andere riskiert, in seiner Orts- und Öffnungszeitengebundenheit, schlicht unterzugehen.53
Social Media
Der große Hype um Social Media ist vorbei, es ist zu einem Bestandteil unseres
Alltags geworden, was unter anderem, auch als Zeichen dafür gewertet werden
kann, dass Social Media „erwachsen“ geworden ist.
Social steht für ein System, in dem Menschen über verschiedene Wege
miteinander in Kontakt treten und sich austauschen, also interagieren können.
Media steht für die Vielzahl neuer Medien, die das soziale Miteinander technisch
unterstützen.
Gründe und Motive zur Nutzung von sozialen Netzwerken gibt es viele.
Die Aktivierung eines Unternehmens über Social Media macht dabei rund ein
51 App-Agenturen: all about apps, tailored media group, vienna digital, blockhaus media wien 52 In: Horizont Nr.42 (17.Oktober 2014), S.36. 53 Hofbauer, Erika: „App-Economy als Job- und Wachstumsmotor“, in: medianet (7.Oktober 2014), S.8.
28
Drittel des Leistungsspektrums aus. Der Rest sind klassische Marketing-
Maßnahmen wie Printwerbung und persönliche Kommunikation.54
Die Theorie der Nutzen-Belohnungs-Ansatz – The Uses and Gratification-Theory
– verfolgt den Ansatz, dass Personen soziale Netzwerke nutzen, um soziale
Befriedigung zu finden. Soziale Wesen sind so gebaut, dass sie Bestätigung für
ihre Eindrücke brauchen.55
Wer demnach in der Online-Welt am lautesten brüllt,
erhält die größte Aufmerksamkeit.
Online-Plattformen erlauben eine Aufsplitterung in Stämme, die sich im Vor-
Internet-Zeitalter nie getroffen hätten. Zudem motiviert der Rudeldrang dazu,
Gleichgesinnte zu suchen. Interessensgruppen und Anliegen werden enger und
enger. So bemerkte Curtis Hougland, Chef der Sozialmarketingagentur
www.attentionusa.com:
Das Ökosystem der Sozialen Medien basiert darauf, dass User [sic] mehr von dem, was sie ohnehin mögen, erhalten. Und die Welt folgt nach, benimmt sich zunehmend wie die Nutzer [sic] von Sozialen Medien.
56
Die Sozialen Medien geben Menschen eine Stimme, die Einfluss ausüben kann.
Mittlerweile gibt es viele Beispiele, dass man auch oder eben gerade über Social
Networks etwas bewegen kann. Wer mit Medien reflektiert umgeht, kann diese
auch sinnvoll für sich selbst einsetzen. Um im globalen Medienwettbewerb mithalten zu können, sollten auch kleine und
mittlere Unternehmen auf Sozialen Netzwerken vertreten sein, einfach um eine
größere Reichweite zu erlangen, denn heutzutage ist es unumgänglich sich der
Digitalisierung zu stellen.
Dabei kommt es einerseits auf Inhalte – Contents – und andererseits auf gute
Empfehlungen an, auf Algorithmen und Recommendations sowie auf einfache
Bedienbarkeit – Usability. Um diese Anforderungen zu verwirklichen sind
zeitliche und personelle Ressourcen essentiell, damit Social Media aktiv und
sinnvoll betrieben werden kann.
54 Diskussionsrunden, Veranstaltungen, Events etc. 55 Vgl. Wendler, Sarah: Einsatz von Sozialen Netzwerken wie Xing für die Unternehmensberatungsbranche in Österreich. 2014, S.18. 56 Braun, Walter: „Soziale Medien fördern Verständnisbereitschaft? Leider nein...“, in: Horizont Nr.44 (31. Oktober 2014), S. 23.
29
Wenn im Netz die Aktivität fehlt, z.B. der letzte Eintrag von vor einigen Wochen
stammt, entsteht bei den NutzerInnen der Eindruck, dass dem Unternehmen das
Engagement oder die Zeit fehlt, um sich mit ihrer Anhängerschaft
auseinanderzusetzen.
Es geht darum, die UserInnen auf einfache Art und Weise einzubinden und einen
Mehrwert zu liefern, denn wenn das der Fall ist, darf man von guter, effektiver
Onlinewerbung sprechen. Besonders im Social Media-Bereich lässt sich einiges
tun, vor allem dann, wenn die Kreation von so vielen NutzernInnen wie möglich
geteilt, also weiterverbreitet wird.
Dabei ist es von Vorteil möglichst viele Anlaufstellen und Knotenpunkte zu
schaffen, über die UserInnen auf die unternehmenseigenen Social Media-Profile
gelangen. Am einfachsten geht das, indem die verschiedenen Profile
miteinander verlinkt werden. Auf jeden Blogeintrag sollte auch bei Facebook,
Twitter oder Google+ hingewiesen werden.
Mittlerweile werden anstatt Tageszeitungen und Fernsehen vermehrt Webseiten,
Blogs und Soziale Netzwerke konsumiert, um sich auf dem Laufenden zu halten.
Hier kann man vor allem mit aktuellen Meldungen punkten. Kaum etwas eignet
sich besser als ein Blog, um spannende Social Media-Inhalte zu verbreiten.
Jeder Beitrag der hier geschrieben wird, kann über alle Netzwerke weiter verteilt
werden und das Unternehmen produziert einzigartigen, weil selbst erstellten,
Content.
Ein wesentlicher Vorteil von Social Media ist, dass Information und
Meinungsbildung nicht mehr alleinige Sache von Journalisten sind. Mit minimaler
technischer Ausstattung kann nun jeder „auf Sendung“ gehen.
Weil das auch tatsächlich sehr viele tun, wird es umso wichtiger, sich qualitativ
als Unternehmen von der Masse abzuheben und dabei auf Kontinuität in der
Kommunikation zu achten.
Im Netz kommen die Informationen gefiltert an, dadurch bedingt, dass Einzelne
viele Personen kennen, die ähnliche oder gleiche Interessen haben. Social
Media geben genau diesen Personen die technischen Möglichkeiten,
Informationen mit einem einfachen Klick weiter zu reichen, zu teilen oder zu
liken. Deswegen nimmt auch die Menge an Informationen zu, die durch das
eigene Umfeld gefiltert und weiterverbreitet wird.
30
Ziel von sozialen UserInnen-Beziehungen ist es, mit Informationen und
Unterhaltung die Kommunikation über Social Media anzuregen und
Empfehlungen zu generieren. Geschieht dies, spricht man auch von
Elektronische Mundpropaganda,57
worunter man Aussagen über das
Unternehmen von NutzerInnen durch das Medium Internet versteht.
Vorraussetzung ist, dass es etwas – möglichst Gutes – zu erzählen gibt.
Mit der Social Media-Arbeit leistet man so einen entscheidenden Beitrag zur
unternehmerischen Berichterstattung.
Wichtigstes Kriterium in den Sozialen Medien ist die Bereitschaft zum Dialog.
Fragen stellen und Diskussionsstoff liefern sowie zeitnah auf Rückmeldungen
reagieren, die auf den Social-Media-Seiten des Unternehmens eingehen, fördert
diese dialogische Komponente. Oft reagieren UserInnen in Minutenschnelle auf
einen Blogeintrag oder ein Facebook-Posting. Hier sind Offenheit und Tempo bei
der Reaktion gefordert.
„Erst geben dann nehmen“, ist eine der erfolgversprechendsten Regeln im Netz.
Je freigiebiger die UserInnen mit hilfreichen, inspirierenden und unterhaltsamen
Informationen versorgt werden, desto eher wird dem Unternehmen im
Umkehrschluss gefolgt, die Seite geteilt oder geliked.
Der Mensch ist ein Augentier. Diese Tatsache lässt sich perfekt für Social Media
nutzen. Bilder und Videos in die Unternehmensseite einzubauen, ist eine
strategisch kluge Überlegung, um die Seite für UserInnen attraktiver zu machen.
Die Fragen des Urheberrechtes und der Persönlichkeitsrechte abgebildeter
Personen sollten im Vorfeld jedoch rechtlich abgeklärt werden, auch das ist Teil
einer nachhaltigen Unternehmenskommunikation.
Blogs
Blogs bilden aufgrund ihrer Verbindung untereinander soziale Netzwerke, und
sind somit die Keimzelle von Social Media-Lösungen der Gegenwart und der
Zukunft.
Zudem übernimmt die etablierte Presse Themen, die in Blogs auftauchen.
„Content is King“, dieser Spruch ist in der Marketingbranche erfolgweisend. Wer
57 Word-to-Mouth Marketing
31
sich traut eine eigene Meinung zu haben und diese öffentlich zu äußern, wer
regelmäßig über spannende Neuigkeiten zu bestimmten Themen oder einer
bestimmten Branche bloggt, kann mit der Zeit eine echte Fangemeinde
gewinnen und so aktiv an seiner Online-Reputation arbeiten.
Damit kann sich das Unternehmen als Experte auf einem ihm eigenen Gebiet
etablieren und auf diese Weise aktiv Multiplikatoren und potentielle neue
NutzerInnen für sich gewinnen.
Es empfiehlt sich von Anfang an Veröffentlichungen an einer zentralen Stelle
vorzunehmen, über die dann zu den anderen Kanäle verwiesen wird. Der Blog
ist dafür der richtige Platz, denn die Software zum Betrieb eines Blogs sowie
sämtliche Inhalte, werden beim firmeneigenen Provider hinterlegt und gehören
dem Unternehmen, auch wenn der Anbieter gewechselt wird.58
Für die Kommunikation zwischen Unternehmen und NutzerInnen sowie
umgekehrt ist Facebook inzwischen unersetzlich geworden. Zuerst sollte sich
jedes Unternehmen jedoch Gedanken darüber machen, welche Ziele mit dem
Engagement bei Facebook erreicht werden wollen. Diese unterscheiden sich
zum Teil von denen in den reinen Business-Netzwerken, da der Binnenaus-
tausch innerhalb der Branche zweitrangig ist.
Mit Seiten kann man nicht befreunde sein, aber man kann Fan werden und bleibt
so als UserIn immer auf dem Laufenden, denn es ist möglich Beiträge einer
Facebook-Seite zu abonnieren. Facebook ermöglicht auf diese Weise einen
Informationstransfer in Richtung der Fans, ohne dass das Unternehmen
gleichzeitig Informationen von der anderen Seite erhält.
Dialog entsteht erst, wenn ein Empfänger/eine Empfängerin reagiert mit z. B.
„Gefällt mir“ oder mit einem Kommentar unter dem Beitrag.
Will man die Facebook-Aktivitäten wirklich effektiv betreiben, so ist ein
Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Unternehmens pro Tag schätzungsweise
eine Stunde mit der offiziellen Präsenz auf Facebook beschäftigt.
58 Wolff, Constanze und Panter, Roland: Social Media für Gründer und Selbständige. Xing, Facebook, Twitter und Co. - Wie Sie das richtige Netzwerk finden und nutzen. 2013, S.38f.
32
Bilder sind hier ganz elementar, zu ihnen erhält man meist ein Vielfaches an
Zuspruch, verglichen mit Links oder Ähnlichem. Einiges vom Bildmaterial kann
man zeitgleich für die Facebook-Fanpage oder einen Blog verwenden. So ist die
Seite immer wieder mit anderen Unternehmensaktivitäten im Web 2.0 verwoben
und die Wiedererkennbarkeit der „Marke“ für die NutzerInnen gewährleistet.
Zeitlich aufwändig ist jedoch, dass es bei Facebook ständig neue Funktionen
und Änderungen bei der Bedienung gibt, doch es ist für Unternehmen bzw. die
dafür abgestellte Person, wichtig immer auf dem neuesten Stand zu bleiben,
damit die Unternehmenskommunikation in Echtzeit passieren kann.
Alle Anstrengungen sollten darauf ausgerichtet sein, gefunden zu werden, das
erreicht man durch das Wecken von Interesse, indem man z.B. spannende
Inhalte direkt auf der Plattform postet oder externe Inhalte vom unternehmens-
eigenen Blog oder von Webseiten anderer Anbieter, auf die das Unternehmen in
einem Facebook-Beitrag hinweist, aufnimmt.
Die erste Gruppe von EmpfängerInnen wird meist zu wertvollen Multiplikatoren.
Im Idealfall beschäftigen sich mehr und mehr Menschen mit den Inhalten und
reichen diese weiter - ähnlich wie bei einer richtig spannenden Geschichte. Und
dann geht es in der täglichen Marketingarbeit darum, die UserInnen immer
wieder neu zu begeistern, damit mehr Fans die Unternehmensseite
weiterempfehlen. Weitere Fans bekommen sie durch die Bekanntmachung ihrer
Facebook-Seite über sämtliche zur Verfügung stehenden Online- und Offline-
Medien.
Das Medienkonsumverhalten von Jugendlichen muss jedoch Studien zufolge59
,
in Hinblick auf Facebook anders bewertet werden. Sie sind digital sehr gut
ausgerüstet und verwenden ihre Geräte am häufigsten für schulische
Recherchen, für das Chatten mit Freunden und das Anschauen von Videos. Das
überraschende Ergebnis: Facebook scheint überschätzt zu werden, obwohl
Soziale Netzwerke in der Beliebtheitsskala ebenfalls vertreten sind, stehen sie
bei Jugendlichen eher etwas hinten.
59 Studie „Jugend 3.0 - abgetaucht nach Digitalien?“, in: http://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/657918/Datei/129096/TK-Broschuere-Medienkompetenz.pdf vom 23. Jänner 2015.
33
Auf Grundlage dieser Zahlen empfiehlt Griffiths Consulting den Unternehmen, die Jugendliche im Web erreichen wollen, zuerst den Auftritt bei YouTube - zu verbessern und sich Gedanken zu machen, wie vielleicht WhatsApp genutzt werden kann; erst im dritten Schritt ist Facebook anzugehen.
60
Social Media Online Kommunikation kann auch ein Meinungsbildungstool sein
und wird, vor allem in den USA, immer stärker für Fundraising61
eingesetzt, etwa
indem Ortsgruppen mit Facebook-Gruppen ersetzt werden.
Google+
Google+ kann als eine Mischform von Facebook und Twitter angesehen werden.
Die Nutzbarkeit unterscheidet sich jedoch in Art und Umfang kaum von der in
anderen Netzwerken, wobei dieses soziale Netzwerk jedoch deutlich sachlicher
anmutet als Facebook. Ähnlich Facebook können Beiträge sowohl Videos,
Bilder, Links oder auch Standorte enthalten.
Vielen Mitgliedern fehlt bei Google+ jedoch das Heimelige, die warme Stimmung,
die einen bei Facebook und Twitter sofort umfängt. Das mag auch daran liegen,
dass die Meisten der hier vertretenen NutzerInnen echte Social Media-Experten
sind und dieses Netzwerk stark mit ihren technisch orientierten Themen
dominieren.
Das Alleinstellungsmerkmal von Google+ ist, dass es das einzige soziale
Netzwerk ist, das eine direkte Verbindung zur größten Suchmaschine der Welt
hat und das der Betreiber Google auf eine Kombination seiner bestehenden
Dienste setzt. Will man sich z. B. bei dem Google+-Dienst YouTube anmelden,
braucht man ein Google+-Konto.
Durch diese Vernetzung der einzelnen Google+-Dienste profitieren aber
NutzerInnen sowie Unternehmen, die dort eine Seite betreiben.
60 „Die digitale Welt wird wichtiger“, in: medianet (13.Jänner 2015), S.15 61 Fundraising bedeutet Mittelbeschaffung, wobei der Schwerpunkt vor allem auf der Beschaffung finanzieller Mittel für gemeinnützige Organisationen liegt.
34
Twitter wird allgemein als Micro Blogging-Dienst62 bezeichnet. Ähnlich einem
Tagebuch werden Ereignisse, persönliche Einstellungen und Gedanken oder
Sachverhalte publiziert. Am erfolgreichsten ist das Genre der „Alltagstweets“ in
denen teils fiktive, teils wahre Begebenheiten launig und kalenderspruchartig in
die Runde geworfen werden. Zeitungen und Zeitschriften übernehmen immer
öfter Tweets für ihre Berichterstattung.63
Jede/r Kreative weiß, dass gute Texte kurz sind. Generell ist es überhaupt nur
möglich, innerhalb von Beschränkungen kreativ zu werden, egal ob Offline oder
Online. Das Echtzeitnetzwerk mit den 140 Zeichen verlangt effizient mit dem
Platz umzugehen, daher haben sich zahlreiche Abkürzungen etabliert.
Es gibt kein schnelleres Netzwerk und keinen aktuelleren Nachrichtendienst,
denn in Echtzeit wird auf Twitter berichtet, was gerade passiert und das nicht nur
von klassischen Medien, sondern von allen die es betrifft und die sich an der
Diskussion zum Thema beteiligen möchten.
Was bedeutet das [...]? Wir müssen kürzer schreiben, kleinere Absätze machen, klarer strukturiert vorgehen. Wir müssen antizipieren, dass der User jederzeit unterbrochen werden kann. [...] Mobiltelefonie [...] ist die Allzweckwaffe für Kommunikation und Information.64
Zufriedene oder unzufriedene UserInnen greifen zum Smartphone und setzen
einen Tweet ab - und schon beginnt das öffentliche Gerede. Hierin liegt eine
große Gefahr, aber auch eine große Chance. Wer das Netzwerk mit wirklich
spannenden Informationen versorgt, kann zusehen, wie sich diese in
Sekundenbruchteilen lawinenartig weiterverbreiten.
Im Gegensatz zu anderen Netzwerken ist Twitter nicht total überladen. Hier spielt
keiner Spiele oder sendet die 100ste Einladung, die den Aufmerksamkeitspegel
der NutzerInnen stark senken könnte – ein Satz und ein Link genügen. 62 Microblogging stellt eine sehr spezielle Form des Bloggens im Web dar. Der Unterschied zwischen einem normalen Blogging-Dienst und dem Microblogging besteht darin, dass es dabei nicht darum geht, thematisch in die Tiefe zu gehen, sondern innerhalb kurzer Zeit und ohne großen Aufwand Nachrichten aller Art generieren zu können. Diese werden mit Freunden oder der breiten Öffentlichkeit geteilt. in: http://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/microblogging 63 „Vom Wohnzimmer auf die Weltbühne“, in: medienSpezial (trend | Bestseller 9. Oktober 2014), S.48ff. 64 „Interview mit Mario Garcia, einem der gefragtesten Mediendesignern der Welt“, in: medienSpezial (trend | Bestseller 9. Oktober 2014), S.54ff
35
Doch auch dieses Medium verlangt bei professioneller Betreibung, einiges an
Marketingzeit. Denn gerade in der Beschränkung auf wenige Textzeichen liegt
die große Herausforderung und so kann es sein, dass man mit kurzen Texten
mehr Zeit verbringen muss, bis sie aussagekräftig und interessant genug sind,
um als Tweet abgesetzt zu werden. NutzerInnen haben zudem die Möglichkeit
anderen NutzerInnen zu folgen – diese werden dann als Follower bezeichnet –
so dass deren Tweets auch auf der eigenen Seite sichtbar sind. Die Beiträge
anderer können entweder geteilt – retweetet – oder in einem eigenen Tweet
eingebunden kommentiert werden, was zu Dialogen und Konversationen –
Threads – mit anderen NutzerInnen führt.
Abb.6: Twitterbalkenscreenshot von Jugend Eine Welt vom 9.2.2015
Man muss sich klar beschränken, um die Informationsflut bewältigen zu können,
doch Beispiele zeigen deutlich, wie wichtig eigener Content ist, nur dann hat man
die Chance von anderen gefeatured zu werden oder es in die Presse zu
schaffen. Dazu gehört allerdings ein gewisses Maß an Kreativität und Mut, damit
an die Öffentlichkeit zu gehen.
Was genau aber ist für die Twitter-Welt spannender Content?
Dahingehend sollte man sich mit einigen primären Fragen auseinandersetzen:
Wie kann sich das Unternehmen als Experte positionieren? Kann das
Unternehmen hilfreiche Informationen anbieten, die das Leben erleichtern,
spannender, lustiger etc. machen?
Bevor jedoch zu viel Energie in Tweets gesteckt wird, sollte zuerst Basisarbeit
geleistet werden. Bei Twitter bedeutet das: Die Erstellung eines aussage-
kräftigen Profils.
Newsletter
Schnelle Informationsvermittlung, wie sie mit Newslettern erfolgt, ist inzwischen
essentiell geworden und aus keiner Unternehmenskommunikation mehr
wegzudenken. In Österreich wollen 41,5% von allen dialogen Kanälen den
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E-Mail Newsletter am wenigsten missen. 44,1% werden geöffnet und knapp 70%
lesen sich die Inhalte zwischen ein und vier Minuten durch.65
E-Mail-Marketing ist eine der am stärksten unterschätzten Disziplinen im Online-
Marketing.
Ganz sicher ist es komplizierter als z.B. Facebook-Marketing. Stimmt nicht? Okay, provokante Aussage. Aber: Während man auf Facebook relativ sicher sein kann, dass immerhin ein bestimmter Prozentsatz der eigenen Community ein Posting zumindest zu Gesicht bekommt, sieht das beim E-Mail-Marketing anders aus: Hier kann eine Veröffentlichung sogar im Spam-Filter landen, was gleichbedeutend mit der faktischen Nicht-Existenz der E-Mail ist.
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Dieser Effekt lässt sich vermeiden, wenn man seine Kampagnen über einen
Anbieter wie AWeber.com organisiert, denn sie stehen auf erdenklich vielen
„White Lists“, damit die E-Mails nicht vom Spam-Filter geschluckt werden. Hier
sollte man abwägen, was in der eigenen Wahrnehmung subjektiv wichtiger ist:
Die Kontrolle über alle Daten oder die Gefahr im Spam-Filter zu landen.
E-Mail-Marketing ist kein Geheimtipp, die Konkurrenz ist groß und man muss um
die „Gunst der EmpfängerInnen“ kämpfen. Das funktioniert jedoch nur, wenn die
E-Mails auch geöffnet und konsumiert werden.
Inhaltliches Interesse muss geweckt werden, gleichzeitig ist darauf zu achten,
eine gewisse emotionale Reaktion zu provozieren. Hinter jeder Adresse steckt
ein echter Mensch, dieser will entsprechend unterhalten werden und nützliche
Informationen bekommen, dann bleibt er/sie.
Gute Newsletter bieten Information über aktuelle Ereignisse, wie Branchen- und
Szenenews, regionale Aktivitäten, Termine etc. und konkreten Mehrwert: z.B.
Lösungsmöglichkeiten für ein Problem oder man schickt ein Video mit, denn das
Bewegtbild ist die Zukunft und wird gerne konsumiert.
Wenn der Inhalt wirklich hilfreich und bereichernd ist, hat man einen Leser/eine
Leserin als MultiplikatorIn gewonnen.
Der ursprüngliche Grund darf nicht in Vergessenheit geraten: Warum hat sich
jemand für einen Newsletter angemeldet? Was erwartet er/sie? Würde ich
diesen Newsletter öffnen? Sinnvolle Fragen, die man sich bei jeder
65 „Der Dialog muss ins Blickfeld“, in: medianet (5. September 2014), S.76. 66 „Alles andere als easy“, in: medianet (25. November 2014), S.5.
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Neuaussendung stellen sollte.
Wer gut darin ist, sich in die Person des Empfängers/der Empfängerin
hineinzuversetzen und somit einen Perspektivenwechsel vornimmt, kann besser
interessanten Content produzieren.
Das große Plusl von Newslettern ist, dass die Abonnenten und Abonnentinnen
den Absender schon kennen und man daher einen strategischen Vorteil genießt.
Wichtig ist auch hierbei der Aufbau einer echten Beziehung, damit lässt sich eine
dauerhafte Verbindung etablieren. Loyale UserInnen konsumieren Inhalte
intensiver und sind tendenziell stärker bereit, freiwillig MarkenbotschafterInnen
zu sein. Gerade Hintergrundgeschichten sprechen die AbonnentInnen an.
Aber es müssen nicht immer regelmäßige Ausgaben sein. Der Newsletter eignet
sich sehr gut dazu Themen in Szenen zu setzen. Statt Werbung erzählt man
Geschichten rund um eine Themenwelt, gibt Anwender-Tipps, bietet den
UserInnen direkt umsetzbaren Nutzen und schafft Orientierung.
3.1.2. Printmedien
Internetbasierte Kommunikation und Marketing bedeutet aber nicht das Aus für
das naturgemäß langsamere, gedruckte Dialogmarketing. Postalische Werbung
erfährt eine Art Renaissance, wobei dies zumeist im Paarlauf mit digitaler
Werbung erfolgt, bei der die Kommunikation im Vorfeld über digitale Medien läuft
und im zweiten Schritt über postalische Mailings oder andere Werbemittel
stattfindet. Bei einem gekonnten Marketingmix sollte die Printwerbung ca. ein
Drittel des Marketingbudgets einnehmen, denn Österreich ist nach wie vor ein
Prospektland. Dieses Medium hat hierzulande nichts an Wichtigkeit eingebüßt.67
Auch außerhalb von Social Media bestehen im Printbereich zahlreiche
Möglichkeiten auf eine Website, einen Blog etc. aufmerksam zu machen, wie
etwa der Visitenkarten oder dem unternehmenseigenen Briefpapier.
Es besteht Einigkeit darüber, dass in den nächsten zehn Jahren kein Ende
gedruckter Werbung abzusehen ist.
Jeder zweite Befragte nutzt das Flugblatt zur Information. [...] Woran liegt das? Zum einen daran, dass Konsument nach wie vor die Haptik von
67 „Alles andere als eine Spezialdisziplin“, in: Horizont Nr.36 (5. September 2014), S.21.
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Papier schätzen und gerne physisch darin blättern, [...] zum anderen dient es als Push-Kanal, um auf Angebote (regional) aufmerksam zu machen Der richtige Mix aus On- und Offline machts also aus.68
„Kein Medium stirbt, weil ein anderes auftaucht. Auch Print wird nicht sterben.“69
3.1.3. Mündliche Kommunikation
Oft vergisst man vor lauter Social Media, dass man auch im analogen Leben
über funktionierende Netzwerke und zahlreiche Kommunikationskanäle verfügt,
auch hierüber lassen sich Internetaktivitäten recht gut bekannt machen.
Es geht darum, dass lokale Unternehmen und Organisationen ihre Kräfte bündeln
und auf regionalen und lokalen Content setzen.
Die Nähe zu den LeserInnen, SeherInnen, HörerInnen bedeutet vor allem einen
Perspektivenwechsel. Die Stärke der regionalen Verankerung ist die Nähe zu den
(Medien)-KonsumentenInnen.
Dieses Konzept baut auf der Sehnsucht nach persönlicher Beziehung in einer
immer schneller werdenden Welt auf, denn Öffentlichkeitsarbeit ist und bleibt ein
lokales Geschäft, mit regionalen Besonderheiten oder auch semantischen
Nuancen.
Die wichtigste Möglichkeit diese vor Ort zu betreiben ist der persönliche Kontakt in
Gesprächen, Diskussionsrunden, Veranstaltungen und Events.
Rothe70 ist davon überzeugt, dass die Face-to-Face Kommunikation trotz der
vielfältigen neuen Kommunikationsmittel- und Wege für die zwischenmenschliche
Kommunikation unentbehrlich und nicht kompensierbar ist, und Krotz71 geht vor
allem auf die unmittelbaren Verständigungsmöglichkeiten dieser
Kommunikationsform im Rahmen des sozialen Handelns ein.
Dieses soziale Handeln, in Verbindung mit einem ökologischen Ansatz, sind
wesentliche Kriterien in der Öffentlichkeitsarbeit jeder NPO. Daher sollte man bei
68 „Am Print-Prospekt führt noch kein Weg vorbei“, in: medianet (12. Dezember 2014), S.11. 69 „Interview mit Mario Garcia, einem der gefragtesten Mediendesignern der Welt“, in: medienSpezial (trend | Bestseller 9. Oktober 2014), S.54ff 70 Rothe, Friederike: Face-toFace-Kommunikation und computervermittelte Kommunikation: Kritik eines Vergleichs. In: Jahrbuch für Psychol