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Unternehmensbewertung in der betrieblichen Praxis Vorstellung möglicher Bewertungsverfahren und deren Stellschrauben

Unternehmensbewertung in der betrieblichen Praxis

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Unternehmensbewertung in der betrieblichen PraxisVorstellung möglicher Bewertungsverfahren und deren Stellschrauben

Vorstellung

� Vorstand ETL Unternehmensberatung AG

� Certified Valuation Analyst (CVA)

� Mitglied bei der EACVA - einziger Berufsverband für Unternehmensbewerter(Bewertungsprofessionals) in Deutschland

Christian Wegner

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(Bewertungsprofessionals) in Deutschland

� Leiter der Fachgruppe Unternehmensbewertung im Verband „Die KMU-Berater - Bundesverband freier Berater e.V.“

� Transaktionsbezogene Bewertungsanlässe− Kauf oder Verkauf von Unternehmen, Unternehmensteilen oder Anteilen an Unternehmen

− Aufnahme/Ausscheiden von Gesellschaftern

− Nachfolgeregelung

− Fusionen oder Entflechtungen

− Erbauseinandersetzungen

− Ehescheidungen

Grundlagen

Anlässe der Bewertung

− Ehescheidungen

− Börseneinführungen

� Nicht transaktionsbezogene Bewertungsanlässe− Steuerliche Anlässe

− Ermittlung von Bilanzansätzen

− Sanierung

− Finanzierung• Zuführung von Eigen-/Fremdkapital

• Kreditwürdigkeitsprüfung

− Instrument der Unternehmenssteuerung

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Grundlagen

Neutraler Gutachter� Tätigkeit als Sachverständiger� Ermittlung eines objektivierten Wertes

mit nachvollziehbarer Methodik

Berater� Ermittelt Grenzpreis

(Entscheidungswert)� Berücksichtigt die subjektiven

Vorstellungen und Zukunftspläne des Käufers

Berater in der Bewertung

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Käufers

Vermittler� Unterstützt bei der Findung eines „fairen“ Einigungswertes zwischen den

Vorstellungen des Käufers und des Verkäufers� Feststellung als Schiedsgutachter, Vorschlag als Vermittlung

Grundlagen

� Es existiert nicht „der“ allgemeingültige Wert eines Unternehmens

� Werte sind subjektiv

Weder Verkäufer noch Käufer nennen

Wert und Preis

800Wert des Käufers

5

� Weder Verkäufer noch Käufer nennen ihren Grenzpreis

� Beide werden versuchen die Gegenseite durch „ihre“ Unternehmenswerte zu beeinflussen 300

Preis

Wert des Verkäufers

Grundlagen

Methoden im Überblick

Vereinfachtes Ertragswertverfahren

Vereinfachtes Ertragswertverfahren

LiquidationswertLiquidationswertSubstanz-/ bzw.

ReproduktionswertSubstanz-/ bzw.

Reproduktionswert

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Bewertung zum

Stichtag

Bewertung zum

Stichtag

MultiplikatorenMultiplikatoren ErtragswertErtragswert Discounted CashFlowDiscounted CashFlow

AWH-StandardAWH-StandardÄrztekammermethodeÄrztekammermethode

Gru

nd

lag

en

Be

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siert

Kombinationsverfahren

Ertragswert-

Verfahren

DCF-

Verfahren

Multiplikatorenansätze

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Zuk

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Substanz-

wert

Liquidationswert

Kombinationsverfahren

Ertragswert

Verfahren

DCF

Verfahren

Multiplikatorenansätze

Vereinfachtes Ertragswertverfahren

Unternehmensbewertung von KMU

Charakteristika

EigentümerUnterneh-mensge-

EinbindungFamilie

FehlendeUnternehmens-

KeinaussagekräftigesRechnungswesen

Fließender Übergangzw. Betriebs- undPrivatvermögen

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KMU

Eigentümermensge-gebenheiten

Kapitalmarkt

BegrenzterEigentümerkreis

GeringeDiversifikation

EingeschränkteFinanzierungsmöglichkeiten

aufgrund fehlenden Zugangs/Größe

Fehlendes unabh.Kontrollorgan

GeringeOrganisations-

tiefe

Unternehmens-planung

Unternehmensbewertung von KMU

Besonderheiten der Bewertung

Flexible Strukturen

Flexible Kapitalmarkt- und

Abhängigkeiten

Know-How-Träger

Einfluss des Inhabers

Möglicherweise Behinderung von

Integrations-probleme

Mitarbeiter

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Kapitalmarkt- und Untern.-struktur

Zukunft keine Extrapolation der Vergangenheit

Know-How-Träger

Begrenzte Finanzierungs-möglichkeiten

Kunden und Lieferanten

Behinderung von Innovationen

Kein Minderheitenschutz

Mitarbeiter

Kulturunterschiede

Kommunikations-probleme

Unternehmensbewertung von KMU

� KMU häufig sehr stark personenbezogen

� Ertragskraft des Unternehmens oft nicht übertragbar, was in der

Einfluss der Unternehmerpersönlichkeit

Beziehungen zu Kunden und Lieferanten

Szenarioanalysen, Anpassung Umsatzerlöse, Konditionen

Spezialistenwissen, technisches Know-

Ansatz marktüblicher Lizenz- und Patentgebühren

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übertragbar, was in der Planungsrechnung zu berücksichtigen ist

technisches Know-How Patentgebühren

FührungsqualitätenBerücksichtigung Kosten für

Einarbeitung von Schlüsselpersonen

Geschäfte mit nahestehenden

Personen

Ansatz von marktüblichen Konditionen/Drittvergleichspreisen

� Kosten für fremde Arbeitskraft � Gleiche Tätigkeit – Art und Umfang− Gehaltsvergleiche und Studien (z.B. Kienbaum, BBE media)− Tarifverträge− (+) Zuschlag SV-Beiträge, sonstige Abgaben

Unternehmensbewertung von KMU

Unternehmerlohn

− (+) Zuschlag SV-Beiträge, sonstige Abgaben− (+) Zuschlag für Unternehmertätigkeit (Mehrarbeit, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld etc.)

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� Abgrenzung des Bewertungsobjektes− Vermischung Privat- und Betriebsvermögen− Mitarbeitende Familienangehörige− Eigenkapital ist oft unangemessen niedrig− Betriebsaufspaltung

� Auswahl des Bewertungsverfahrens

Unternehmensbewertung von KMU

„die Braut schmücken“

� Auswahl des Bewertungsverfahrens

� Prognose der finanziellen Überschüsse− Inhaberabhängigkeit− Kalkulatorische Tätigkeitsvergütungen− Eingeschränkte Informationsquellen− Planungsplausibilisierung

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Bewertungsverfahren

� In der Praxis hat die Substanzwertermittlung u.E. die Aufgabe, den Reproduktionswert zu bestimmen.

� Soft facts finden keine

Substanzwert

Vermögen(ggf. betriebsnotwendig)

� Anlagevermögen:− Markt- / Zeitwerte ggf. durch

Gutachten� Umlaufvermögen:

− Vorräte (Gutachten (WP))− Forderungen (Saldenbestätigung)− Wertpapiere (Kurswerte Stichtag)

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� Soft facts finden keine Berücksichtigung

� Wertobergrenze aus Käufersicht (ggfs. Berücksichtigung von Anlaufkosten)

− Wertpapiere (Kurswerte Stichtag)− Liquide Mittel (Stichtag)

- Schulden � Aktueller Stand (Saldenbestätigung)� Rückstellungen (Gutachten (WP))� Nicht bilanzierte Verpflichtungen

= Substanzwert

Bewertungsverfahren

� Argumentation der Kaufpreisuntergrenze

� Keine Fortführung des Unternehmens

� Kann bei schlechter Ertragslage den

Liquidationswert

Betriebsnotweniges Vermögen zu Veräußerungspreis

+nicht betriebsnotweniges Vermögen zum Veräußerungspreis

+ operative Erlöse im Liquidationszeitraum

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Ertragslage den Fortführungswert übersteigen

- Verbindlichkeiten

- Liquidationskosten

= Liquidationswert

� Ableitung des Jahresertrages aus den letzten drei abgeschlossenen Wirtschaftsjahren

� Korrektur von wirtschaftlich nicht begründeten Aufwendungen/Erträgen

� Berücksichtigung eines angemessenen Unternehmerlohns

� Minderung des errechneten Durchschnittsertrags um einen pauschalisierten Steueraufwand von 30%

� Kapitalisierungsfaktor: 13,75

Bewertungsverfahren

Vereinfachtes Ertragswertverfahren §199 f. BewG

� Kapitalisierungsfaktor: 13,75

� Ermittlung des Ertragswertes

� Hinzurechnung des gemeinen Wertes nicht betriebsnotwendigen Vermögen, Beteiligungen an anderen Gesellschaften und Wirtschaftsgüter, die zwei Jahre vor dem Bewertungsstichtag eingelegt wurden

� Summe ergibt den gemeinen Wert des Unternehmens

� Grundlage für die Steuerfestsetzung durch die Finanzverwaltung!

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Bewertungsverfahren

AWH-Standard

1) Erfassung Aktiva und Passiva sowie Bewertung

2) Erfassung Gewinn- und Verlustrechnungen der letzten vier Jahre

3) Berücksichtigung außerordentlicher Aufwendungen und Erträge

4) Berechnung kalkulatorischer Kosten

Branchenspezifische Verfahren

Ärztekammermethode

1) Analyse der Vergangenheitsdaten unter Berücksichtigung von Einmaleffekten

2) Herausrechnung von Sondereffekten

3) Ermittlung der „übertragbaren Umsätze“ sowie der „übertragbaren Kosten“

4) Ermittlung fiktives Arztgehalt je nach Region und

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4) Berechnung kalkulatorischer Kosten

5) Korrektur der steuerlichen Werte um kalkulatorisch und betriebswirtschaftlich korrekte Ansätze

6) Erfolgsprognose auf Basis der gewichteten Vorjahreswerte

7) Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes (ca. 20-30%)

8) Bewertung und Ergebnis

� Schnell und unkompliziert

� Nicht zukunftsbezogen

4) Ermittlung fiktives Arztgehalt je nach Region und Multiplikation mit einem festgelegten Faktor

5) Bestimmung des immateriellen Wertes der Praxis unter Einbeziehung von Prognosemultiplikator und kalkulatorischen Arztgehalt

6) Ermittlung des Gesamtwertes der Praxis unter Berücksichtigung des immateriellen sowie des materiellen Wertes

7) Plausibilisierung des Wertes durch andere Bewertungsverfahren

� Nachvollziehbar und in der Branche anerkannt

� Problem „fiktives Arztgehalt“

Bewertungsverfahren

Praxisansatz: Multiples

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Bewertungsverfahren

Kapitalwertorientierte Bewertungsverfahren

Ertragswert FTE-Ansatz TCF-Ansatz FCF-AnsatzAPV-

Ansatz1

Ertrags-überschüsse

Flow-to-EquityTotal Cash

FlowsFree Cash Flows

Eigenkapitalkosten verschuldetWACC 2 WACC EK-Kosten

Nettoansatz Bruttoansatz

Zähler

Nenn

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Eigenkapitalkosten verschuldetWACC

(exkl. Tax Shield)WACC

(inkl. Tax Shield)EK-Kosten

unverschuldet

UnternehmensgesamtwertWert unverschul-

detes Untern.

Tax Shield

Nettofinanzverschuldung

Equity Value (Marktwert des Eigenkapitals)

Nenner

=

+

-

=

1 Adjusted Present Value2 Weighted Average Cost of Capital (Gewogener Kapitalkostensatz)

Bewertungsverfahren

Ertragswertverfahren (IDW S 1)

Zukünftige Zuflüsse aus dem UN-Kauf:

Umsatzerlöse

+/- Bestandsveränderungen

= Gesamtleistung

- Betriebliche Aufwendungen

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- Betriebliche Aufwendungen

= EBIT

+/- Zinsergebnis

- Unternehmenssteuern

= Jahresergebnis

- Wachstumsbedingte Thesaurierung

- Unternehmerlohn und private Steuern

= Ausschüttungsfähiger Ertrag (E)

� Besonderheiten bei KMU− Einfluss der Unternehmenseiger ist hoch− Kann Käufer die Fähigkeiten des Verkäufers ohne weiteres weiterführen?− Partielle bzw. temporäre Übertragung der Ertragskraft

� Auswirkung auf die Bewertung

Bewertungsverfahren

Übertragbare Ertragskraft

� Auswirkung auf die Bewertung− Systematische Untersuchung des Geschäftsmodells− Identifikation von positiven und negativen Erfolgsbeiträgen des bisherigen Eigentümers− Ermittlung der Werttreiber− Berücksichtigung möglicher Risiken in der Ertragsplanung!− Aufnahme der Erfolgsbeiträge in das Bewertungskalkül!

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Bewertungsverfahren

Übertragbare Ertragskraft

Jahr 1 2 3 4 5Ergebnis 140,0 140,0 140,0 140,0 140,0Übertragbare Ertragskraft

90% 80% 70% 60% 50%

Ertrag 126 112 98 84 70

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Ertrag 126 112 98 84 70Kapitalisierung 10% 10% 10% 10% 10%Barwert 114,5 92,6 73,6 57,4 43,5 381,6

Ergebnis 140,0 140,0 140,0 140,0 140,0Kapitalisierung 10% 10% 10% 10% 10%Barwert 127,3 115,7 105,2 95,6 86,9 530,7*

*IDW S1 ggfs. ewige Rente, dann rechnerischer Unternehmenswert i.H.v. 1.400 TEUR

Zukunft der KMU-Beratung

Lösungsansätze: Rating und Insolvenzausfallwahrscheinlichkeit

Risikoerfassung über die Planungsrechnung = „erwartungstreue Planwerte“

Berücksichtigung der

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Berücksichtigung der Insolvenzausfallwahrscheinlichkeit = „negative Wachstumsrate - p“

Zusammenfassung

Bestimmung des Wertes

Werte in TEUR IDW S 1IDW S 1 + Rating*

BewG AWHDUB-

Multiples

Übertrag-bare

Ertrags-kraft

Repro-duktion

Umsatz 1.000EBIT 200Bereinigtes Ergebnis 180 180 180 180 180 180- Unternehmerlohn 80 80 80 80 80 80

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- Unternehmerlohn 80 80 80 80 80 80= Zukünftige Überschüsse 100 100 100 100 100 100x Übertagbare Ertragskraft 100% 100% 100% 100% 100% 35%= Ertragsüberschüsse 100 100 100 100 100 35/ Kapitalisierungszins 10,00% 14,00% 25,00% 10%x Kapitalisierungsfaktor 13,75x Multiplikationsfaktor 4,0= Wert 1.000 714 1.375 400 400 350 350Maschinen 200Lager etc. 50Anlaufkosten 100

* Vereinfachte Darstellung. Ausfallwahrscheinlichkeit nur im Nenner berücksichtigt

� Der Preis wird durch Verhandlungen bestimmt.

� Ergebnisse einer Verhandlungssituation sind von den Argumenten abhängig.

� Argumente müssen nachvollziehbar und plausibel sein− die übertragbare Ertragskraft− Laufzeiten der erzielbaren Erträge sowie− Risiken der Erträge

Zusammenfassung

Bestimmung des Preises

− Risiken der Erträge

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� Bewertungsverfahren ist branchenabhängig

� „klassische“ Bewertungsverfahren führen aktuell zu deutlich (rechnerisch) überhöhten Unternehmenswerten bei KMUs

Zusammenfassung

Faustformel

� Prämisse: Kaufpreis muss finanzierbar sein− Zeithorizont der Kreditfinanzierung ist zu beachten− Berücksichtigung von Investitionen in F&E und Investitionen im Anlagevermögen

Faustformel ☺

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Viel Erfolg bei Ihren

Verhandlungen zu Kauf

bzw. Verkauf eines

Unternehmens!

Wir unterstützen Sie gern!

27

Niederlassung NeubrandenburgFriedrich-Engels-Ring 48a17033 NeubrandenburgTelefon: 0395 56 99 88 0E-Mail: [email protected]

Niederlassung RostockAugust-Bebel-Straße 1318055 RostockTelefon: 0381 44 44 57 70E-Mail: [email protected]

Niederlassung SchwerinWismarische Straße 18419053 SchwerinTelefon: 0385 59 37 16 0