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EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 130
Naturstein 08 | 18 11
Ein privater Bauherr kaufte eine U-för-
mige Küche mit Arbeitsplatten aus
poliertem STAR GALAXY in einem gut
mit Natursteinmustern bestückten
Küchenstudio. Unter den Ausstellungs-
stücken war eine STAR GALAXY-
Musterfläche als Insellösung in makel -
loser Qualität von Steinmetz A. Eben-
falls in der Ausstellung präsentiert
wurde eine Musterfliese in der Größe
15 x 30 x 1,2 cm von Steinmetz B. Letz-
tere stellte für den Bauherrn die Grund-
lage für seine Kaufentscheidung dar.
Arbeitsplatte reklamiertNach dem Einbau der von Steinmetz B
produzierten Küchenarbeitsplatte rekla-
mierte der Käufer umgehend deren
Oberflächenqualität im Vergleich mit
dem Muster aus dem Küchenstudio. Die
gelieferte Arbeitsplatte weise eine Viel-
zahl von Poren und offene kleine Stel-
len auf, bemängelte er. Um den Kunden
zufriedenzustellen, ließ das Küchenstu-
dio die reklamierte Arbeitsplatte durch
vom Steinmetz A produzierte Platten
ersetzen. Zuvor hatte es einen ö.b.u.v.
Sachverständigen mit der Bewertung
der bemängelten Platten unter Berük-
ksichtigung der Musterfliese betraut.
Das GutachtenDer Gutachter besichtigte die Platte vor
ihrem Ersatz und verglich sie mit der
Musterfliese. Den vom Kunden bemän-
gelten Streiflichteffekt ließ er außer
Acht. Er kam aber dennoch zu dem
Entschluss, dass die Unterschiede zwi-
schen der Oberflächenqualität der
Musterfliese und der tatsächlich gelie-
ferten Qualität nicht zu tolerieren seien.
Allerdings sei die industriell produ-
zierte Musterfliese des Steinmetzes B
nur bedingt als Muster geeignet gewe-
sen. Mit 15 x 30 x 1,2 cm sei sie zu
klein, um als Muster für eine Arbeits-
platte zu dienen, die aus einer Unmaß-
tafel gefertigt wird. In seinem Merkblatt
2.02 b Küchenarbeitsplatten empfehle
der Bundesverband Deutscher Stein-
metze (BIV), Kunden dazu anzuleiten,
sich die zur Verarbeitung anstehende
Unmaßtafel vorab im Betrieb oder beim
Großhändler anzu sehen und daraufhin
eine Auswahl zu treffen.
Berater muss informierenAußerdem habe das Küchenstudio den
Kunden nicht ausreichend über die lie-
ferbare Qualität informiert. Entscheide
sich der Kunde auf Basis eines Hand-
musters für ein Material, habe der Ver-
käufer die Pflicht, ihn auf mögliche
Abweichungen hinzuweisen. Der Bera-
ter hätte den Bauherrn über die natür-
lichen Schwankungen im Erschei-
nungsbild der Gesteinssorte STAR
GALAXY aufklären müssen. Es handle
sich um einen fein- bis mittelkörnigen
GUTACHTEN
In der 130. Folge unserer Serie über Schadensfälle berichtet Harald Zahn
über die Reklamation einer polierten Küchenarbeitsplatte aus STAR GALAXY.
Diese entsprach nicht dem Muster, das dem Kunden im Küchenstudio gezeigt
worden war. Der Berater hatte den Kunden nicht ausreichend informiert.
Unterschiede bei STAR GALAXY
Musterfliese aus dem Küchenstudio von Steinmetz B
Vergleich der Oberflächen der Muster-fliese und der ArbeitsplatteFotos: Dipl.-Ing. Harald Zahn
12 Naturstein 08 | 18
schwarzen Gabbro/Norrit mit gold-
glänzenden Bronzit-Schuppen. Diese
Bronzite würden bei der Politur der
Oberfläche eine große Rollen spielen,
da Unterschiede im Glanzgrad und in
der Rauigkeit das Politurergebnis
beeinflussen. Großhändler müssten
ihre Kunden darüber informieren, dass
polierte STAR GALAXY-Oberflächen
nicht immer gleichmäßig geschlossen
sind. Grundsätzlich sehe Naturwerk-
stein niemals zu 100% wie eine hoch-
glanzlackierte Oberfläche aus und sei
genauso wenig mit einer Glasplatte zu
vergleichen. Naturbedingt seien
Abweichungen vom Handmuster zum
Endprodukt üblich. Darüber müssten
Berater ihre Kunden im Vorfeld infor-
mieren.
Steinmetz muss prüfenUm Reklamationen und Beanstandun-
gen zu vermeiden, führt ein umsichtig
arbeitender Steinmetz eine Warenein-
GUTACHTEN
Dipl.-Ing.Harald Zahn
ist ö.b.u.v. Sachverständiger im
Steinmetzhandwerk, Buchautor, seit
vielen Jahren Naturstein-Autor und
mit seiner Frau Agnes Organisator
unseres Naturstein-Bauseminars.
FAZIT
Die Qualität der Oberfläche, die dem
Endkunde im Küchenstudio gezeigt
wird, ist bei Lieferung und Montage
vertraglich einzuhalten. Kaufent-
scheidungen auf der Grundlage klei-
ner Muster sind problematisch. Der
Berater muss den Kunden darauf
hinweisen, wenn die gewählte
Gesteinssorte, je nach Unmaßplatte,
anders ausfallen kann und dies
schriftlich vermerken. Die Auswahl
durch den Endkunden im Lager oder
beim Großhändler ist dringend zu
empfehlen. Der produzierende Stein-
metz hat eine Wareneingangskon-
trolle durchzuführen und muss die
zugesicherte Eigenschaft durch opti-
sche Endabnahme sicherstellen.
EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 130
gangskontrolle und eine umfassende
Qualitäts-Sichtabnahme durch und
beachtet seine Prüf- und Hinweis-
pflicht, insbesondere bei Gesteinssor-
ten wie STAR GALAXY, die bekannt-
lich unterschiedlich ausfallen können.
Wie in der »großen Enzyklopädie der
Steine« vermerkt, seien in solchen Fäl-
len Bemusterungen korrekt durchzu-
führen und der Lieferant zu befragen.
Gegebenenfalls seien Muster gemäß
dem »Technischen Hinweis 004
Bemusterung« des BIV vor der
Fertigung mit der Unmaßplatte abzu-
gleichen.
Der Gutachter wies außerdem darauf
hin, dass naturgegebene Unregel -
mäßigkeiten im Gestein kein Grund
zur Beanstandung sind, sondern viel-
mehr ein Zeichen für die Vielfalt der
Natur. So weise auch der Deutsche
Naturwerkstein-Verband (DNV) in sei-
nen Empfehlungen für die Beurteilung
von Natursteinen auf die natürlichen
Linker Bereich der Arbeitsplatte Rechter Bereich der Arbeitsplatte
Detailfoto im Streiflicht Detailfoto der Arbeitsplatte
Eigenschaften von Gesteinen hin, ins-
besondere auf Unterschiede in Farbe
und Struktur.
Steinmetz B forderte über seinen
Rechtsanwalt seinen Werklohn ein.
Das Küchenstudio rechnete die Kosten
für die Demontage, Neuanfertigung
und Montage einer neuen Küchen-
arbeitsplatte, eines neuen Spülbeckens
sowie die Kosten des Gutachters gegen
den Werklohn auf.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 122
Naturstein 04 | 17 63
Die Besitzer eines privaten Wohnhau-
ses erwarben im November 2013 eine
neue Kücheneinrichtung mit einer
Arbeitsplatte aus der Werksteinsorte
NERO ASSOLUTO poliert in 3 cm
Dicke. Geliefert und montiert wurde
die neue Küche im April 2014. Wenig
später reklamierten die Käufer Kratzer
in der Oberfläche der Küchenarbeits -
platte, die sie als ȟberaus empfind-
lich« beschrieben. In der Folgezeit fan-
den mehrere Termine vor Ort statt,
darunter einer mit dem Werkskunden-
dienst des Herstellers. Die Termine
verliefen aus Sicht des Kunden ergeb-
nislos. Der Lieferant verweigerte die
geforderte Nachbesserung der Arbeits-
platte.
»Ich wollte eigentlich Granit!«Dem Bauherr zufolge hatte ein Mitar-
beiter des Lieferanten beim Verkaufs-
gespräch in Bezug zur später bestell-
ten Arbeitsplatte behauptet, NERO
ASSOLUTO sei das Robusteste, was
auf dem Markt erhältlich sei, man
könne darauf ohne Beschädigung der
Oberfläche Fleisch mit dem Messer
schneiden. Außerdem gab der Bauherr
»üblichen Gebrauch« für die Beschädi-
gung der Arbeitsplatte an. Diese sei
nicht aus Granit. Das sei als Mangel
zu werten.
Der Bauherr klagte und verlangte
3.282 € zuzüglich Schadenersatz für
Demontage der Küchenmöbel sowie
Lieferung und Montage einer neuen
Arbeitsplatte aus Granit. Der Lieferant
beantragte, die Klage abzuweisen.
Gründe für die Beschädigungen der
Arbeitsplatte seien durch übermäßige
Beanspruchung und unsachgemäßen
Gebrauch entstanden. Die Arbeitsplatte
weise eine hohe Kratzbeständigkeit
auf. Eine besondere Beschaffenheits-
vereinbarung sei nicht getroffen wor-
den. Das Gericht befragte 2016 Zeugen
und beauftragte einen Sachverstän-
digen. Dieser erstellte sein Gutachten
(August 2016) und wurde im Novem-
ber vom Gericht persönlich angehört.
Eine besondere Beschaffenheitwar nicht vereinbartDer Kunde und Kläger habe keinen
Anspruch gegen den Lieferanten,
urteilte das Gericht. Die Klage wurde
abgewiesen, die Rechtskosten wurden
dem Kläger auferlegt. Begründung:
Ein Schadenersatzanspruch aus einem
Mangel bei Verschaffung des Werks
(Lieferung und Montage der Küche)
im Sinne des BGB liege nicht vor.
Aufgrund des zwischen den Parteien
geschlossenen Vertrags sei das werks-
vertragliche Sachmängelgewährleis -
tungsrecht anzuwenden. Die Beweis-
last hätte beim Kläger gelegen, nach-
dem dieser – spätestens durch die
GUTACHTEN
In der 122. Folge unserer Serie über Schadensfälle berichtet Dipl.-Ing. Harald
Zahn über die Reklamation einer Küchenarbeitsplatte aus NERO ASSOLUTO.
Der Beklagte bekam Recht. Er hatte wie vereinbart geliefert.
Kratzer durch Gebrauch
Detailaufnahme Kratzer oberhalb Fotolineal
Gesamtansicht der Küche mit Arbeitsplatteaus NERO ASSOLUTO Fotos: Dipl.-Ing. H. Zahn
64 Naturstein 04 | 17
Ingebrauchnahme der Küche – das
Werk konkludent abgenommen habe.
Eine »positive Beschaffenheitsvereinba-
rung« über die Widerstandsfähigkeit
der Arbeitsplatte (unkaputtbar, auch
beim Schneiden von Fleisch mit dem
Messer) ist nach Aussage des Gerichts
ebensowenig bewiesen wie eine posi-
tive Beschaffenheitsvereinbarung des
Inhalts, dass die Arbeitsplatte aus Gra-
nit sein sollte. Aus der Auftragsbestäti-
gung sei, so das Gericht, lediglich
ersichtlich, dass eine Naturstein-
Arbeitsplatte aus der Gesteinssorte
NERO ASSOLUTO geliefert werden
sollte. Bei der Annahme des Kunden,
dass er eine Arbeitsplatte aus Granit
erhalte, handele es sich daher um eine
einseitige Vorstellung.
Kein SachmangelEin Sachmangel liegt gemäß Urteil
nicht vor. Die Arbeitsplatte sei für die
gewöhnliche Verwendung geeignet
und weise eine Beschaffenheit auf, die
bei Werken der gleichen Art üblich ist
und die der Besteller nach Art des
Werks erwarten konnte. Die Kratzer
auf der Arbeitsplatte sind für das
Gericht unstrittig erst nach der Mon-
tage entstanden. Wie im Sachverstän-
digengutachten ausgeführt, sei die
Arbeitsplatte für die gewöhnliche Ver-
wendung geeignet und weise keine
besondere Kratzanfälligkeit auf. Der
Sachverständige hatte dem Richter an
einer Musterplatte aus NERO ASSO-
LUTO vorgeführt, dass diese Gesteins-
sorte durch einen härten Stein, in die-
sem Fall einen Diamant, geritzt werden
kann. Derartige Kratzer könnten auch
entstehen, wenn z.B. unter einem
guss eisernen Bräter oder einem Römer-
topf ein Eisenpartikelchen oder ein
Quarzkorn über die Arbeitsplatte gezo-
gen wird. Diese Beschädigungsmög-
lichkeiten stünden aber nicht der Tat-
sache entgegen, dass die Arbeitsplatte
grundsätzlich als Küchenarbeitsplatte
geeignet sei. Das Urteil ist unter dem
Aktenzeichen 20 C 394/15 beim Amts-
gericht Essen hinterlegt.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
GUTACHTEN
Dipl.-Ing.Harald Zahn
ist ö.b.u.v. Sachverständiger im
Steinmetzhandwerk, Buchautor, seit
vielen Jahren Naturstein-Autor und
mit seiner Frau Agnes Organisator
unseres Naturstein-Bauseminars.
FAZIT
Verwenden Sie im Beratungs -
gespräch unbedingt die richtigen
Gesteinsbezeichnungen und verspre-
chen Sie Ihrem Kunden keinerlei
Eigenschaften, die das gewählte
Gestein nicht erfüllen kann. Für Sie
als ausführender Steinmetz ist die
technisch und optisch einwandfreie
Lieferung und Montage der Kü chen -
arbeitsplatte samt schriftlicher
Abnahmebescheinigung eminent
wichtig, da nach der Unterschrift die
Beweislast eines angeblichen Man-
gels juristisch auf den Kunden
übergeht.
EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 122
Fläche vor demFenster in mitt-lerer Ansicht
Arbeitsplatte imBereich vor dem Fenster im Gegen-licht
Naturstein 02 | 15 57
Den Besitzern eines normalen Wohn-
hauses lieferte ein Unternehmer im
Februar 2010 eine neue Küche mit
einer Abdeckplatte aus Naturwerkstein
sowie rückseitiger Wandbekleidung in
einem Gesamtwert von 10.800 €.
In der Auftragsbestätigung heißt es:
»Granitanlage Shiwakashi 3 cm lt.
Zeichnung«, Kostenpunkt: 2.961,54 €.
Der Unternehmer hatte die Küchen -
arbeitsplatte bei einem auf die Ferti-
gung von Küchenarbeitsplatten spezia-
lisierten Steinmetzbetrieb bezogen.
Nach dem Einbau der Küche stattete
der Unternehmer den Bauherrn mit
einem Pflegeset zur Imprägnierung der
Küchenarbeitsplatte aus.
Weihnachten 2011 vergoss der Bauherr
rechts neben der Induktionsherdplatte
Öl, das in diesem Bereich über die
Arbeitsplatte lief. Nach einiger Zeit
tauchten im Bereich der Induktions-
herdplatte braune Verfärbungen auf.
Im Mai 2012 setzte sich der Bauherr
mit dem Unternehmer in Verbindung
und erhielt zur Beseitigung der Ver-
fleckung ein Produkt namens »Öl-Ex«.
Als seine Reinigungsversuche erfolglos
blieben, forderte er den Unternehmer
mit anwaltlicher Hilfe unter Fristset-
zung dazu auf, ihm 4.095 € für eine
neue Küchenarbeitsplatte zu zahlen.
Im Zuge des Rechtsstreits erwarb der
Bauherr für 4.420 € eine neue Küchen-
arbeitsplatte aus der Gesteinssorte
Giallo California, »edelpoliert«.
Der Beklagte berief sich auf das Kauf-
recht und sprach von Verjährung. Der
beklagte Unternehmer behauptete, der
Kunde habe nicht eine Arbeitsplatte
aus Granit, sondern explizit aus der
Gesteinssorte Shivakashi gewünscht.
Urteil und UrteilsbegründungDas Gericht hörte die Parteien persön-
lich an und erhob durch Vernehmung
von drei Zeugen und Einholung eines
schriftlichen Sachverständigengutach-
tens Beweis. Der Sachverständige
schilderte den Mangel und ergänzte
seinen Bericht um die ermittelten Man-
gelbeseitigungskosten und die Kosten
für eine Neulieferung einer Küchen -
arbeitsplatte aus Granit inkl. Demon-
tage der Altanlage. Das Amtsgericht
veruteilte den Unternehmer am
28. Novem ber zur Zahlung von 3.610 €
zuzüglich 402 € außergerichtlicher
Kosten an den Bauherrn. Der Unter-
nehmer sollte auch 88 % der Kosten
des Rechtsstreits übernehmen.
Das Urteil umfasst 15 Seiten.
Hier die wesentlichen Gründe für
die Entscheidung des Amtsgerichts:
In der 109. Folge unserer Serie über Schadensfälle berichtet der
Sachverständige Dipl.-Ing. Harald Zahn über die Reklamation einer
Küchenarbeitsplatte. Der klagende Bauherr bekam Recht. Der Beklagte
hatte ihn nicht gründlich informiert.
GUTACHTEN
Küchenarbeitsplatte einmal neu
EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 109
Ansicht der Küche mit eingebauter Induktionsherdplatte Fotos: Dipl.-Ing. Harald Zahn Kantenbereich
58 Naturstein 02 | 15
Die Parteien hatten einen Werkliefe-
rungsvertrag geschlossen. Demzufolge
habe der beklagte Unternehmer dem
Bauherrn nicht nur die Lieferung der
Arbeitsplatte, sondern auch Beratung
und Planung geschuldet. In der
Beweisaufnahme hatte der Sachver-
ständige festgestellt, dass die streit-
gegenständliche Arbeitsplatte nicht aus
Granit, sondern aus »Granulit« besteht.
Diese Gesteinsart entspreche aber nicht
der mit dem Bauherrn vereinbarten
Beschaffenheit. Das Amtsgericht führte
aus, dass der Unternehmer bei der Be -
schreibung der Sache vom Empfänger-
horizont des Kunden hätte ausgehen
müssen, der sich auf die Sachkunde
des Verkäufers und entsprechende
Beratung verlassen können muss.
Weicht die Kaufbeschreibung eines
Natursteins von seiner geologischen
Bezeichnung ab, hat der Verkäufer die
Pflicht, den Käufer auf diesen Unter-
schied hinzuweisen, so das Gericht.
Das war in diesem Fall nicht unstreitig
erfolgt. Dem Beklagten waren die geo-
logischen Unterschiede vor der Lektüre
des Gutachtens nicht im Einzelnen
bekannt gewesen.
Das Amtsgericht beschied daher, dass
der Kläger Anspruch auf den Ersatz der
GUTACHTEN
Dipl.-Ing.Harald Zahn
ist ö.b.u.v. Sachverständiger im
Steinmetzhandwerk, Buchautor, seit
vielen Jahren Naturstein-Autor und
mit seiner Frau Agnes Organisator
unseres Naturstein-Bauseminars.
FAZIT
Beim Verkauf von Küchenarbeitsplatten
ist es mit dem Herstellen und Liefern
nicht getan. Der Verkäufer hat die Pflicht,
das jeweilige Material mit der genauen
geologischen Bezeichnung anzubieten und
den Käufer ausführlich über die verschie-
denen Eigenschaften der Gesteine im Ge-
brauchsumfeld des Kunden in Kenntnis zu
setzen.
EIN SACHVERSTÄNDIGER
BERICHTET AUS DER PRAXIS
Nr. 109
Platte hat sowie auf Erstattung sämt-
licher Kosten, die der Austausch
sowohl der Arbeitsplatte als auch der
Wandplatten mit sich bringt. Arbeits-
platte und Wandbekleidung bildeten
eine Einheit, und ein einheitliches
Erscheinungsbild sei aufgrund der Ein-
zigartigkeit jeder Natursteinplatte nur
durch eine einheitliche Neumontage
wiederherzustellen.
Ob der Kläger dann tatsächlich das
vom Sachverständigen vorgeschlagene
Material Bianco Sardo kauft oder ein
gänzlich anderes, ist für den Schadens-
ersatz unerheblich. Das Urteil liegt
unter dem Aktenzeichen 3 C 214 / 12
beim Amtsgericht Rheda-Wiedenbrück.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
Verschmutzung am Rand des Aus-schnitts und lose Befestigungsteile
Verschmutzung in der Detailansicht
Zur Begutachtung wurde die Induktionsherdplatte hochgeklappt.
Naturstein 08 | 13 21
Falsch beraten
§ EIN SAcHVERStäNDIGER
BERIcHtEt AUS DER
PRAxIS
Im Restaurant eines renommiertenHotels wurde auf eine neue Buffet-anlage eine 3 cm dicke Naturstein-abdeckung aus poliertem ImperialWhite aufgebracht. Im August 2011wurden für die Abdeckung 4 341 €brutto in Rechnung gestellt.Im Laufe der Nutzung fielen den Be-treibern des Restaurants Verfleckun-gen auf. Über ihre Rechtsanwälte be-antragten sie deshalb beim Gerichtein selbstständiges Beweisverfahrenmit dem Auftrag, einen Katalog vonFragen zu beantworten. U. a. solltegeklärt werden, ob die »Verfleckung«auf Material minderer Qualität zu-rückzuführen sei und ob die Natur-werksteinabdeckung der Güte undQualität des überreichten Muster-stücks entspreche.
Der OrtsterminIm Zuge des Beweisverfahrens trafensich die Restaurantbetreiber und derSteinmetz vor Ort. Die Natursteinplat-ten bildeten die Grundlage für denAufbau des Buffets, erklärten die Be-treiber des Restaurants. Die Gäste trä-ten direkt an die Platten heran, um
dort die mundgerecht vorbereitetenund appetitlich dekorierten Speisenund Getränke entgegenzunehmen.Die »schwarzen Adern und dunklenFlächenbereiche« im Naturstein sähenfür die Gäste so aus, als ob dort Flüs-sigkeiten wie Öl, Wein und Soßenausgelaufen wären und seien damitirritierend. Die Abdeckung entsprechenicht den Erwartungen. Sie hätten dieNatursteinabdeckung ja gerade des-halb gewählt, um eine wertige Optikzu erzielen. Die überreichte Muster-platte habe im Gegensatz zu der aus-geführten Abdeckung keinerleischwarze Einschlüsse aufgewiesen.Sie seien bei der Bestellung davon
°G
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EN
100
Dies ist die hundertste Folge
der Gutachten-Serie von Ha-
rald Zahn. Seit Januar 2004
verfolgt er mit seinen Berich-
ten das Ziel, Fachbetrieben am
Beispiel geführter Bauprozesse
vor Augen zu führen, welche
Fehler sie unbedingt vermei-
den müssen. Zum Jubiläum
stellen wir auf Wunsch des
Autors die Frage, was Sie, die
Leser, von der Serie halten und
was sie Ihnen für die Berufs-
praxis bringt. Sammeln Sie die
Berichte? Sollen wir die Serie
weiterführen? Schreiben Sie
uns: an Bärbel Holländer,
oder direkt an Harald Zahn,
[email protected]. Danke!
In dieser Folge geht es um
Beanstandungen an einer
Buffetabdeckung aus Imperial
White. Der Steinmetz hatte die
möglichen Farb- und Struktur-
schwankungen dem Kunden
im Vorfeld nicht anschaulich
gemacht.
Die gesamte Buffet-Anlage Fotos: Dipl-Ing. Harald Zahn
Die 20 x 7 cm kleine Musterfliese und derEckbereich der Buffetabdeckung
22 Naturstein 08 | 13
§EIN SAcHVERStäNDIGER
BERIcHtEt AUS DER
PRAxIS
ausgegangen, dass genau diese Stein-qualität zum Einsatz kommen würde,so die Restaurantbetreiber. Die einge-bauten Arbeitsplatten seien aber starkstukturiert und verfärbt und damitunansehnlich.Der Steinmetz, der die Naturwerk-steinplatten geliefert hatte, wies dar-auf hin, dass er seine Muster grund-sätzlich mit einem Aufkleber versehe,auf dem erläutert sei, dass Natursteinin Farbe und Struktur Schwankungenunterliegen kann. Außerdem wies derSteinmetz auf seine ausgedrucktenGeschäftsbedingungen hin. Das Mus-ter, das er den Restaurantbetreibernüberreicht hatte, war 20 x 7 x 1 cmgroß.
Das GutachtenDer Sachverständige beantworteteausführlich die elf Fragen des Beweis-beschlusses vom Gericht. Er wies da-rauf hin, dass gemäß DIN 18332 »Na-turwerksteinarbeiten« Farb-, Struktur-und texturschwankungen innerhalbdesselben Vorkommens zulässig sind,wobei die Bandbreite möglicherSchwankungen durch entsprechendeBemusterung aufgezeigt werden sollte.In den Bewertungskriterien des Deut-schen Naturwerkstein-Verbands(DNV) wird darauf verwiesen, dassdie Bandbreite der Variationen auchdurch entsprechende Bemusterung
eingeschränkt werden kann. Einefach- und farbgerechte Bemusterungwird als unbedingt erforderlich emp-fohlen. In den letzten Jahren sind dieKunden sehr sensibel geworden, wasden Anspruch an ein gleichmäßigesErscheinungsbild des gewählten Na-tursteins betrifft.Eine qualitativ hoch-wertige Beratung und geschultes Per-sonal sind daher unabdingbar. Bei Ge-steinssorten mit großen Farb- undStrukturschwankungen, wie sie auchImperial White aufweisen kann, solltedie Auswahl nach Möglichkeit direktan Unmaßtafeln vorgenommen wer-den, dies entweder im eigenen Lager-bestand oder beim Großhändler.Ausgehend von den Fragen des Be-weisbeschlusses sowie unter Berück-sichtigung von Normen, Merkblät-tern, Veröffentlichungen in Fachbü-chern und auch eigener Erfahrungenführte der Sachverständige in seinemGutachten folgende Fakten auf:Die gesteinssorte Imperial Whiteweist in teilbereichen schwarzgraueschlierige bis wolkige Ornamente undEinschlüsse auf. Dabei handelt es sichum naturgegebene und somit unver-änderliche Mineralanhäufungen. DieFarb- und Strukturschwankungen die-ser Gesteinssorte sind den Fachleutender Naturstein verarbeitenden Betrie-be bekannt. Für die geforderte Aus-führung im Vorzeigebereich eines
Hotel-Restaurants hätte der Steinmetzin seinem Beratungs- und Verkaufsge-spräch nicht auf ein 20 x 7 cm kleinesMuster stützen dürfen. Seiner Verant-wortung als Fachmann ist er damitnicht gerecht geworden. Vielmehrhätte er dem Kunden, der ja Natur-stein-Laie ist, eine Gesteinsauswahlanhand von Unmaßplatten ermög-lichen müssen. Die Restaurantbetrei-ber hätten dann die Bandbreite derStruktur- und Farbschwankungen er-kannt und die Möglichkeit gehabt, aufeine andere Gesteinssorte auszuwei-chen. Ein Aufkleber mit dem Hinweis,dass Farbschwankungen auftretenkönnen, reicht als Beratung nicht aus,so der Sachverständige.
VergleichNach unbestätigten Berichten habensich in diesem Streitfall der Steinmetzund die Restaurantbetreiber auf einenfinanziellen Nachlass geeinigt.Die Unterlagen zu diesem Fall sindbeim Amtsgericht Recklinghausen un-ter dem Aktenzeichen 13 H 5/11hinterlegt.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
flflG
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FAZIT
Naturstein ist ein erklärungsbedürftiges
Produkt. Eine intensive Beratung mit
wirklichkeitsgetreuer und somit effektiver
Bemusterung sind unbedingt zu empfehlen.
Steinmetze wissen, dass es bei den meisten
Gesteinssorten Farb- und Strukturschwan-
kungen gibt. Das muss er dem Kunden an-
schaulich darstellen, vor allem dann, wenn
dieser mit einer Gesteinssorte liebäugelt,
bei der besonders große Schwankungen
möglich sind, und wenn es um eine Anwen-
dung geht, bei der die Optik eine große
Rolle spielt.
Teilflächen der Abdeckung, darauf jeweils die 20 x 7 cm kleine Musterfliese
Naturstein 12 | 12 37
Aufklärungsversäumnis teuer bezahlt
§ EIN SAcHVERSTäNDIGER
BERIcHTET AuS DER
PRAxIS
Ein Privatkunde erwarb im Jahr 2006von einem Küchenstudio eine Einbau-küche samt Elektrogeräten mit einerKüchenarbeitsplatte aus Naturwerk-stein, bestehend aus drei Teilplatten in30 mm Dicke. Der Gesamtkaufpreis be-trug 9500 €. Nach dem Einbau der Ar-beitsplatte übergab der ausführendeBetrieb der Kundschaft ein Pflege- undReinigungsset. Strittig ist, was es imEinzelnen enthielt. Tatsache ist, dassdie Küchennutzer für die Pflege der Ar-beitsplatte neben dem mitgeliefertenPflegemittel auch herkömmliche Ge-schirrspülmittel wie »Pril« und »Akuta«sowie Fettlöser, und Multifettreinigerverwendeten. Die Arbeitsplatte verfärb-te sich an mehreren Stellen und zwarjeweils da, wo keine Küchengerätestanden.Im Mai 2009 forderte der Kunde dasKüchenstudio dazu auf, die Verfärbun-gen zu beseitigen. Das Studio informier-te den Hersteller der Küchenarbeits-platte, woraufhin ein Termin mit einemMitarbeiter des Herstellers vereinbartwurde. In Abstimmung mit dem Her-
steller behandelte die Kundschaft dieverfärbte Oberfläche mit dem empfoh-lenen Mittel – ohne Erfolg.
Die KlageDie Kundschaft entschloss sich zur Kla-ge. Der Hersteller habe die Arbeitsplat-te nicht richtig imprägniert, behauptetesie. Eine fachgerechte Imprägnierunghalte mehrere Jahre. Außerdem sei sieseitens des Küchenstudios bei der Lie-ferung und nach dem Einbau der Kü-che nicht ausdrücklich darauf hinge-wiesen worden, dass die Naturwerk-steinplatte einer regelmäßigen Impräg-nierung bedürfe und ausschließlich mitbestimmten Mitteln zu reinigen sei.Über eine spezielle Pflege sei gar nichtgesprochen worden.Auch habe man ihrnach dem Einbau der Platte kein Im-prägniermttel übergeben. Das Küchen-studio habe sie auch nicht darauf hin-gewiesen, dass der Naturwerkstein dieEigenschaft besitze, Wasser und anderein der Küche üblicherweise vorkom-menden Flüssigkeiten wie Öl, Fett undSpülmittel schnell aufzunehmen unddass diese aus diesem Grund sofort ab-zuwischen seien, so die Kundschaft.Hätte sie das gewusst, hätte sie diesselbstverständlich berücksichtigt undausschließlich die erforderlichen spe-ziellen Pflegemittel verwendet. Insge-samt sei die eingebaute Naturwerk-steinplatte aber überhaupt nicht dauer-haft als Küchenplatte geeignet, da auchbei ausreichender Imprägnierung keinvollkommener Schutz der Oberflächegewährleistet werden könne, führte dieKundschaft ins Feld. Die Naturwerk-steinplatte sei daher mangelhaft; zu-mindest aber habe das Küchenstudioseiner Aufklärungspflicht nicht genügt.
°G
UT
AC
HT
EN
96
In der 96. Folge unserer Serie
schildern wir den Streit um
eine Küchenarbeitsplatte. Weil
das Küchenstudio die Kund-
schaft nicht ausreichend
aufgeklärt und beraten hatte,
bekam diese Recht – und eine
neue Arbeitsplatte.
Flecken auf der Küchenarbeitsplatte ausPadang Fotos: Dipl.-Ing. Harald Zahn
FAZIT
Geben Sie dem Kunden anlässlich der Über-
gabe der eingebauten Natursteinarbeits-
platte unbedingt eine Reinigungs- und Pfle-
geanleitung an die Hand. Diese Anleitung
sollte Hinweise darauf enthalten, wie die
Oberflächen zu gebrauchen sind und wel-
che Maßnahmen, Mittel und Produkte sich
nachteilig auf die Naturwerksteinplatte
auswirken können.
AAcchhttuunngg:: Lassen Sie sich die Übergabe der-
artiger Schriftstücke schriftlich bestätigen!
38 Naturstein 12 | 12
§EIN SAcHVERSTäNDIGER
BERIcHTET AuS DER
PRAxIS
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werksteinplatten zustehen. Zwar seidie Arbeitsplatte aus dem chinesischenGranit Padang an sich nicht mangelbe-haftet; bei ausreichender Imprägnie-rung und richtiger Pflege sei diese Ge-steinssorte durchaus für die Verwen-dung als Arbeitsplatte geeignet. Eineunzureichende Imprägnierung durchden Hersteller sei nicht bewiesen.Allerdings habe das Küchenstudio imRahmen des abgeschlossenen Kaufver-trags seiner Aufklärungspflicht nichtgenügt. Es hätte den Kunden detailliertüber die Eigenschaften von Padangaufklären und ihn darauf hinweisenmüssen, dass Flüssigkeiten wie Wasser,Öle und Fette usw. möglichst schnellvon der Plattenoberfläche zu beseitigensind und dass die Arbeitsplatte nur mitspeziellen und nicht mit herkömm-lichen Produkten wie Geschirrspülmit-teln behandelt werden darf.Dass Arbeitsplatten in Küchen bestim-mungsgemäß mit Wasser, Ölen undFetten in Berührung kommen, liege aufder Hand, so das Gericht. Die für dieschadensfreie Nutzung der Platte not-wendigen Verhaltensregeln seien demNutzer in der Beratungsphase unmiss-verständlich mitzuteilen. Das Gerichtweist in der urteilsbegründung daraufhin, dass sich das Küchenstudio nichtmehr an die im Verkaufs- und Bera-
Die Kundschaft forderte daher den Er-satz der Arbeitsplatten in geeignetemMaterial.Dem Küchenstudio zufolge hatte derHersteller die Naturwerksteinplattewirksam imprägniert und die Kund-schaft direkt nach dem Einbau der Kü-che auf die notwendige Pflege hinge-wiesen. Dabei habe er auch ein Pflege-set samt Imprägniermittel und ausrei-chender Pflegeanleitung übergeben.Das Gericht erhob Beweis, indem esZeugen vernahm und ein Sachverstän-digengutachten in Auftrag gab.
Das GutachtenDer Sachverständige zeigte in seinemGutachten nachvollziehbar und schlüs-sig auf, dass die verwendete Granitsor-te Padang Flüssigkeiten schneller auf-nimmt als andere Granitsorten. Er gingdavon aus, dass die Platte durch denHersteller ordentlich imprägniert wor-den war, und bestätigte, dass die einge-bauten Platten mit speziellen Mittelnhätten gereinigt werden müssen. DieVerfärbungen seien auf die erfolgteReinigung mit nicht geeigneten, her-kömmlichen Mitteln zurückzuführen.
Das UrteilDas Gericht entschied im September2012, dass dem Kunden neue Natur-
Flecken auf der Padang-Abdeckung der Anrichte
Diese Mittel sind für die Reinigungvon Arbeitsplatten aus Padang un-geeignet.
tungsgespräch getätigten Aussagen zurReinigung und Pflege erinnern konnte.Die Aussage des Küchenstudios seidiesbezüglich unergiebig gewesen.Wenn eine fachgerechte Beratung undAufklärung mangels eigener Kenntnisnicht geleis tet werden könne, dürfe dasnicht zu Lasten des Kunden gehen, sodas Gericht. Die Inhaber des Küchen-studios seien vielmehr dafür verant-wortlich, sich und ihren Angestelltendie zur fachgerechten Beratung erfor-derliche Kenntnis zu verschaffen. Außerdem sei aufgrund der allgemei-nen Lebenserfahrung davon auszuge-hen, dass Naturwerksteinplatten regel-mäßig auch mit herkömmlichen Reini-gungsmitteln gereinigt werden. DieVerfärbungen der Arbeitsplatten seienauf mangelnde Aufklärung durch dasKüchenstudio zurückzuführen. Des-halb und weil die Verfärbungen nichtbeseitigt werden konnten, gestand dasGericht dem Kläger das Recht zu, vomKüchenstudio neue Naturwerkstein-platten zu verlangen und damit die Kü-che in den Zustand zu versetzen, indem sie bei entsprechender Aufklärunggeblieben wäre. Das urteil ist unter dem Aktenzeichen14 c 108/11 beim Amtsgericht Rheinehinterlegt.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
Naturstein 10 | 12 31
Werksteinarbeiten mit kleinen Mängeln
§ EiN SAcHVErStäNDiGEr
BEricHtEt AUS DEr
PrAxiS
Ein nach großzügiger Planung in den1930er Jahren errichtetes, frei stehen-des Einfamilienwohnhaus wurdekernsaniert. Dabei sollten auch neueFensterbänke sowie Küchenarbeits-platten mit dazugehöriger Wandbe-kleidung eingebaut werden. Hierfürerstellte ein Steinmetz ein schriftli-ches Angebot. Nachdem ihm der Auf-trag erteilt worden war, erstellte ereine Auftragsbestätigung mit einemEndbetrag von 12748 €. Drei Zahlun-gen mit einem Gesamtbetrag von9 000 € gingen bei ihm ein. Das restli-
che Honorar behielten die Bauherrenunter Verweis auf Mängel ein. DerSteinmetz behauptete aber, er habemangelfreie Werkleistungen erbrachtund klagte seinen restlichen Werk-lohn in Höhe von 3510 € ein. Die re-klamierten Ungenauigkeiten an denFensterbänken hätten sich aufgrundder nicht rechtwinklig gearbeitetenFensterlaibungen ergeben, die nichtvon ihm, sondern von der Bauherr-schaft zu verantworten seien.Die Bauherren beharrten darauf, dassdie Werkleistung des Steinverarbeiters
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95
In der 95. Folge unserer Serie
geht es um Werksteinarbeiten
in einem Altbau. Der beauf-
tragte Steinmetz klagte seinen
Restlohn ein, den ihm die Bau-
herren mit Verweis auf Mängel
verweigert hatten. Der Sach-
verständige stellte kleine
Mängel fest. Die Bauherrschaft
hätte dafür nur das Doppelte
der voraussichtlichen Repara-
turkosten zurückhalten dür-
fen. Das Gericht sprach dem
Steinmetz den fehlenden Lohn
zu, einen Teil davon aber nur
unter der Voraussetzung, dass
die festgestellten Mängel voll-
umfänglich beseitigt werden.
Aderung und Struktursind mangelfrei.Fotos: Dipl.-Ing. Harald Zahn
Die Abstände zur Wandvariieren.
FAZIT
Werksteinarbeiten im Innenbereich sind
besonders präzise auszuführen. Dabei ist
darauf zu achten, dass die Arbeiten auch
im Detail so gearbeitet sind, dass sie hohen
optischen Ansprüchen genügen. Wenn sich
aufgrund von baulichen Voraussetzungen
(Altbau) Unregelmäßigkeiten nicht vermei-
den lassen, sollte man den Bauherrn darü-
ber informieren und mit ihm zusammen
entscheiden, wie weiter verfahren werden
soll, z.B. ob der Untergrund verändert wer-
den muss. Wenn der Steinmetz keinerlei
fachliche Bedenken angemeldet hat, wird
ihm das im Falle eines Rechtsstreits zur
Last gelegt.
32 Naturstein 10 | 12
§EiN SAcHVErStäNDiGEr
BEricHtEt AUS DEr
PrAxiS
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dem kleinen Küchenfester schräg ver-laufe. An der Erkerfensterbank seiendie Spalten an den Fensterbänken sogroß, dass eine Abdeckung durch dieSockelleisten nur teilweise möglichgewesen sei. Der Versatz an und dieAder in der Küchenarbeitsplatte seienaber innerhalb der toleranz. Der Sachverständige kam in seinenGutachten vom 8. Juli 2009 und 11. Mai 2010 zu dem Ergebnis, dassfür die Mängelbeseitigung Kosten inHöhe von 731 € erforderlich seien.
Urteil Die beklagten Bauherren wurden am6. Oktober 2010 dazu verurteilt, demKläger 2012 € nebst Zinsen zu zahlen.Die restschuld von 1500 € sei dannZug um Zug nach erfolgter Beseiti -gung der durch den Sachverständigen
Mängel aufweise. Durch eine Küchen-arbeitsplatte verlaufe eine Ader. DieArbeitsplatte über der Spülmaschineweise eine Schräge auf, und eine Kan-te sei nicht poliert. Außerdem rekla-mierten die Bauherren Spalten vonmehreren Millimetern zur Wand. ins-gesamt sei unsauber gearbeitet wor-den, so ihr Fazit.Das Gericht beschloss, den tatsachendurch die Vernehmung von Zeugenund die Einholung eines Sachverstän-digengutachtens auf den Grund zugehen.
Ergebnis der BeweisaufnahmeDie Beweisaufnahme durch den Sach-verständigen ergab, dass der Klägertatsächlich nicht mängelfrei gearbeitethatte. So sei zu beanstanden, dass dierechte Fuge an der Fensterbank vor
festgestellten Mängel zu begleichen.Außerdem müsse die beklagte Bau -herrschaft drei Viertel der Kosten desrechtsstreits tragen. Für das restlicheViertel müsse der Kläger aufkommen.
UrteilsbegründungAufgrund des zwischen den Parteiengeschlossenen Werkvertrags hatte derSteinmetz einen Anspruch auf Zah-lung von 3 510 € seitens der Bauherr-schaft. Für die vor Ort festgestelltenMängel hatte der Sachverständige re-paraturkosten in Höhe von 731 € an-gesetzt. Höchstens das Doppelte, alsorund 1500 €, hätten die Bauherrenzurückbehalten dürfen. 2010 € stan-den dem Kläger also sofort zu, derrest Zug um Zug nach erfolgter Män-gelbeseitigung. Das Urteil ist unter dem Aktenzeichen53 c 78/08 beim Amtsgericht reck -linghausen hinterlegt.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
Keilfuge in der Fensterlaibung Der Sockel fehlt.
Offene Keilfuge zwischen Fensterbank undFensterlaibung
Abplatzung an der Hinterkante der Küchen-arbeitsplatte
Naturstein 04 | 12 43
Haarriss oder Haarspalterei?
§ EIN SAcHVERStäNDIGER
BERIcHtEt AUS DER
PRAxIS
Ein Küchenstudio baute in einem Ein-familienhaus eine Küche mit einer2 cm dicken, polierten Abdeckplatteaus Nero Impala ein, die von einemrenommierten, auf Arbeitsplatten spe-zialisierten Steinmetzbetrieb stammte.Nach der Ausführung reklamierte derBauherr einen Riss in der Platte undverweigerte eine noch ausstehendeZahlung von 540 €. Daraufhin landeteder Fall vor Gericht, das einen Sach-verständigen mit der Erstellung einesGutachtens beauftragte. Konkret ginges darum, zu klären, ob der Riss aufeinen Fabrikations- oder Montagefeh-ler zurückzuführen sei.
Kaum erkennbarer Mini-RissWie sich bei einem Ortstermin he-rausstellte, war der Riss überausklein. Die Hausherrin hatte einigeMühe, ihn überhaupt zu finden. DerHaarriss war nur im Gegenlicht er-kennbar, und dann auch nur, wenn
man eine bestimmte Körperpositioneinnahm. In einem Viertelkreisbogenverlief er über die Arbeitsplatte (siehekleines Foto). Bei einem zweiten Orts-termin stellte der Sachverständigefest, dass die Platte an einem Endeausschließlich auf einer Ecke auflag(siehe mit »A« gekennzeichneten Be-reich in der Skizze auf der nächstenSeite). Auf einer Länge von 83 cm biszur Wand gab es keine Berührungs-punkte mit der Unterkonstruktion.Der Sachverständige kam zu demSchluss, dass der Riss wegen des Feh-lens einer planen Auflage und wegender mit 2 cm relativ geringen Platten-dicke entstanden war. In seinem Gut-achten hielt er fest, dass es eine Kom-bination aus Montage- und Fabrika-tionsfehler vorliege.
Ergänzende StellungnahmeNachdem die Rechtsanwälte mit demGutachten nicht einverstanden waren,
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In der 92. Folge unserer Serie
geht es um ein Küchenstudio,
das von einem Steinmetz eine
Küchenarbeitsplatte bezog und
bei einem Kunden montierte.
Der reklamierte und wollte
nicht bezahlen, musste es aber
letztendlich doch.
»Rissverlauf« Viertelkreis
Gesamtansicht der Küche
FAZIT
Dass ein Gericht sich – wie im hier vorge-
stellten Fall – bei der Urteilsbegründung
auch auf Regelungen einer Fachnorm
stützt, ist bemerkenswert. Grundsätzlich
spielt die Optik bei Küchenarbeitsplatten
und anderen Gegenständen zur Innenein-
richtung eine große Rolle. Deswegen ist
es selbstverständlich wichtig, dass hoch-
wertig und so präzise wie möglich produ-
ziert wird. Andererseits darf man nie ver-
gessen, dass es sich bei Naturstein um ein
Naturprodukt handelt, das – anders als
industriell gefertigte Gegenstände – eben
nicht immer gleich in Farbe und Zusam-
mensetzung ist.
44 Naturstein 04 | 12
§EIN SAcHVERStäNDIGER
BERIcHtEt AUS DER
PRAxIS
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und EN DIN 1469 dar und die Ar-beitsplatte sei in der vertraglich zuge-sicherten Weise verwendbar, so dieBegründung des Richters. Der Bau-herr musste die ausstehenden 540 €zzgl. Zinsen bezahlen und darüberhinaus für die gesamten Kosten desRechtsstreits aufkommen – wahr-scheinlich rund 3000 €.Aktenzeichen 11 c 336/10 Amtsge-richt Recklinghausen
Dipl.-Ing. Harald Zahn
erstellte der Sachverständige im Auf-trag des Gerichts ein Ergänzungsgut-achten. Darin wies er unmissver-ständlich darauf hin, dass es sich beidem Riss laut EN DIN 1469 Natur -steinprodukte um keinen optischenMangel handelte, da er aus 2 m Ent-fernung nicht erkennbar war.
Das UrteilLetztendlich bekam das KüchenstudioRecht. Der feine Riss stelle keinenSachmangel im Sinne von § 434 BGB
Der im Gegenlicht erkennbare, sehr schwache Haarriss Riss-Verlauf an der Vorderkante
Naturstein 10 | 10 73
Ärger mit Küchenarbeitsplatte
§ EiN SAcHVERStäNDiGER
BERicHtEt AuS DER
PRAxiS
Auf der Suche nach einer Naturstein-Küchenarbeitsplatte für sein Einfami-lienhaus ließ sich ein Ehepaar in ei-nem Möbelhaus mehrere ca. 2m hoheMusterplatten zeigen, darunter ein»marmoriertes« Muster des Gesteins»Juparana Sunrise«, das starke Mase-rungen und kleine Glitzerpartikel auf-wies. Die Bauherren entschieden sich,das Material für ihre ansonsten weißeKüche zu verwenden.Als die Arbeitsplatte geliefert und ein-gebaut wurde, war die Ehefrau nichtzu Hause. Als sie die Arbeitsplattespäter inspizierte, war sie enttäuscht:Anders als das Muster im Möbelmarktwies das gelieferte Gestein keine Ma-serung auf und unterschied sich stark
in der Struktur. Die Kundin hattenach eigenen Angaben genau das be-kommen, was sie nicht gewollt hatte,nämlich »Salz und Pfeffer«. Sie habekeine Oberfläche mit »körniger Struk-tur« wie bei Natursteinsorten wie Bi-anco Sardo oder Rosa Beta ge-wünscht. Die Bauherrin setzte sichmit dem Möbelhaus in Verbindungund reklamierte die gelieferte Ware.Dort hieß es, dass ihre Bestellung aneinen Steinmetzbetrieb in der Regionweitergeleitet worden sei.
Das GutachtenNach einigem Hin und her beschlossman, einen Sachverständigen hinzu-zuziehen. Der bestätigte in seinem
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82
In der 82. Folge unserer Serie
geht es um eine Küchenarbeits-
platte aus Juparana Sunrise.
Nach dem Einbau waren die
Bauherrn mit der Struktur des
Gesteins unzufrieden.
Küche mitArbeitsplatteaus JuparanaSunrise
FAZITUm Reklamationen vorzubeugen, sollte in
der Ausstellung deutlich darauf hingewie-
sen werden, dass Naturwerkstein Farb-
und Strukturschwankungen aufweisen
kann. Mit unterschiedlichen Mustern des
gleichen Gesteins kann man Kunden für
mögliche Variationen sensibilisieren.
Wichtig ist auch, Muster mit den richtigen
geologischen Bezeichnungen zu versehen.
Der Fertigungsbetrieb hat dafür zu sor-
gen, dass ausgestellte Muster optisch sei-
nem aktuellen Lieferprogramm entspre-
chen. Vorteilhaft ist es außerdem, sich
Unmaßplatten vor dem Zuschnitt persön-
lich anzusehen.
74 Naturstein 10 | 10
§EiN SAcHVERStäNDiGER
BERicHtEt AuS DER
PRAxiS
Gutachten, dass der für die Küchenar-beitsplatte verwendete Natursteinnicht dem im Möbelhaus gezeigtenMuster entsprach. Die starken Mase-rungen und vereinzelten Glitzerparti-kel fehlten. Der Sachverständige be-zog sich u.a. auf die DiN 18332 undwies darauf hin, dass Farb- undStrukturschwankungen innerhalb desselben Gesteinsvorkommens gemäßBandbreite der Bemusterung zulässigsind. Darauf war die Kundin aber beiihrer Kaufentscheidung nicht hinge-wiesen worden.
Besuch beim SteinmetzNachdem das Gutachten vorlag, be-suchten die Bauherren den ausfüh-renden Steinmetz, wo sie auch dasMuster fanden, das man ihnen imMöbelgeschäft gezeigt hatte. DerSteinmetz erzählte den Eheleuten, diesich zuerst nicht zu erkennen gaben,dass es das Gestein mit der ge-wünschten Struktur seit über einem
Jahr nicht mehr gebe. Der Block ausdem es stammt sei verarbeitet wordenund vorläufig nicht mehr zu bekom-men. Die Bauherren besuchten nochmehrere Großhändler in der Regionund erklärten sich schließlich bereit,die Platte für eine maßvolle Zuzah-lung gegen ein anderes Material aus-tauschen zu lassen. Der Möbelhänd-ler veranschlagte hierfür 900 €. DasGeschäft kam nicht zu Stande. Nachweiteren Gesprächen und zusätzli-chem Schriftwechsel blieben unzu-friedene und verärgerte Bauherren zu-rück. Dipl.-Ing. Harald Zahn
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Ausgestellte Musterim Möbelgeschäft
Die Oberfläche derverbauten Küchenarbeits -platte im Detail
Naturstein 05 | 09 1
5 000 € für zwei Stiche ?
§ EiN SACHVERSTäNDiGER
BERiCHTET AuS DEm
GERiCHTSSAAL
In der 65. Folge über Schadens-
fälle geht es um zwei kaum
sichtbare Stiche in einer Kü-
chenarbeitsplatte. Ein Ehepaar
hatte deshalb 5000 € vom
Rechnungsbetrag einbehalten.
Das Gericht verurteilte die
Kunden jedoch zur vollstän-
digen Zahlung. Die Stiche seien
kein Mangel, der zur Ge-
brauchsunfähigkeit der Küche
führe, sondern Eigenschaften
eines Naturprodukts.
Neu eingebaute Küchenmöbel mit einerArbeitsplatte aus Naturstein warenGegenstand eines Rechtsstreits zwi-schen einem Küchenlieferanten und ei-nem Ehepaar, das die Küche bestellthatte. Der Küchenlieferant lieferte dieKüche und baute sie auch ein. Die 4 cmdicke Küchenarbeitsplatte aus JuparanaColombo wurde von einem regionalenSteinmetzbetrieb bezogen, der dieseauch auflegte. Die Rechnung stellte erim September 2007.
Die KlageDas Ehepaar bezahlte jedoch nur einenkleinen Teil der Rechnung und behielt5 000 € ein. Daraufhin verklagte der Lie-ferant die Kunden auf vollständige Zah-lung seiner Leistungen. Doch anstatt zubezahlen, reklamierte das Ehepaar undverlangte überdies Schadenersatz. DieKüche sei mangelhaft und weiche vonden vertraglichen Vorgaben ab. Die Kü-chenarbeitsplatte habe einen Sprung,die zur Gebrauchsunfähigkeit der Kücheführe. Weiter sei die Dunstabzugshaubeanstatt 90 cm nur 60 cm breit. Außer-
dem seien die Griffe und die Armaturunterschiedlich chrommatt und bron-zechrommatt. Noch dazu habe sie derLieferant mangelhaft beraten. Das Ehe-paar erhob Widerklage in Höhe von6132 € gegen den Küchenlieferanten.
Das GutachtenBeim Ortstermin waren der vom Amts-gericht beauftragte Sachverständige, dasEhepaar, der Lieferant und der Stein-metz zugegen. Bezüglich der Küchenar-beitsplatte wurden ein ca. 65 mm lan-ger Stich und direkt daneben ein ca.35 mm langer Stich gezeigt, die fotogra-fisch nur schwer zu dokumentieren wa-ren. Der Steinmetzmeister erklärte, erhabe bereits im Vorfeld angeboten, dieStiche vor Ort so nachzuarbeiten, dassman diese so gut wie nicht mehr sehenkönne.Das Gutachten hielt fest, dass Stiche inder Oberfläche von Küchenarbeitsplat-ten aus Naturstein nicht ausgeschlossenwerden könnten, da es sich um ein Na-turprodukt handele. Überdies könntendie Stiche mit einem Aufwand von 300
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Ansicht der Küchen-
arbeitsplatte:
Fotolineal im Bereich
des Fensters
2 Naturstein 05 | 09
§EiN SACHVERSTäNDiGER
BERiCHTET AuS DEm
GERiCHTSSAAL
€ nachgearbeitet werden. Hinsichtlichder Griffe und Armatur stellte der Sach-verständige fest, dass diese chrommattseien und den geforderten und bestell-ten Erscheinungsformen entsprächen.Wegen der Dunstabzugshaube habe derKunde gemäß den Bestellunterlagen60 cm Breite bestellt.
Das Urteilim November 2008 verurteilte dasAmtsgericht Recklinghausen das Ehe-paar auf Zahlung der von ihm einbehal-tenen 5000 € nebst Zinsen an den Kü-chenlieferanten. Die Widerklage aufSchadensersatz wurde abgewiesen. DieKosten des Rechtsstreits hatte das Ehe-paar als Gesamtschuldner zu tragen.Das Gericht erklärte die Klage als be-gründet, die Widerklage hingegen alsunbegründet. in seinem Gutachten habe
der Sachverständige dargelegt, dass dieNatursteinplatte zwar kaum sichtbareStiche aufweise, diese jedoch nicht alsmangel anzusehen seien. Sie seien viel-mehr Eigenschaften dieses Naturpro-dukts und würden die Tauglichkeit derKüchenarbeitsplatte nicht in Frage stel-len. Auch bezüglich der anderen Streit-punkte gab das Gericht dem Küchenlie-feranten Recht. Für ihn hätte es nachEinschätzung des Gerichts überhauptkeinen Sinn gemacht, vertragliche Vor-gaben des Kunden eigenmächtig zu än-dern. Lebensnäher und bedeutendwahrscheinlicher sei die Annahme, dassdie vorgenommenen änderungen amursprünglichen Vertragsinhalt auf denKunden selbst zurückgehen. Bezüglichder Widerklage kritisierte das Gericht,dass der Kunde einen Betrag einfordernwollte, der wesentlich über den bereits
von ihnen gezahlten hinaus gegangenwäre. Dies könne nicht billig und rech-tens sein (AZ 13 C 343 / 07 Amtsge-richt Recklinghausen).
FazitDie zu liefernden und einzubauendenBauteile sind klar zu definieren, even-tuell zeichnerisch festzuhalten undschriftlich zu vereinbaren. Die Eigen-schaften des verwendeten Steins sindklar zu benennen und zu bemustern.Für einen Stein typische feine Rissekönnen die Tauglichkeit einer Küchen-platte nicht beeinträchtigen. mit dembeschriebenen urteil hat das Gerichtderartige Risse als Eigenschaft bestimm-ter Natursteine akzeptiert.
Dipl.-Ing. Harald Zahn
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Auch dieser Stich ist
kaum sichtbar.
Kaum sichtbarer Stich
am Plattenende
Backe backe Kuchen ...
Ein Sachverständiger berichtet aus dem Gerichtssaal (37)§
Der Sachverständige erhielt imRahmen eines selbstständigen Be-weisverfahrens bei einem Amtsge-richt den Auftrag, in der Küche ei-ner Eigentumswohnung die Abdeck-platten aus Naturstein zu beurtei-len. Die Eigentümer der Wohnung,ein Rentner-Ehepaar, hatten in ei-nem großen Möbelhaus eine neueKüche samt Arbeitsplatten aus Na-turwerkstein gekauft. Die Arbeits-platten wurden von einem Stein-metzen gefertigt und im November2003 montiert. Auftraggeber desBeweisverfahrens gegen den Stein-metzen war das Möbelhaus.
Der Ortstermin
Beim Ortstermin waren die Eigen-tümer und ein Mitarbeiter des Mö-belhauses zugegen. Der Steinmetzerschien nicht.Die Hausfrau wies den Sachverstän-digen auf die Rückwand hinter demHerd und auf bestimmte Bereicheder Arbeitsplatte hin. Auf beiden Flä-chen waren deutliche Flecken zu er-kennen.Die Eheleute hatten die Kü-che im Möbelhaus ausgesucht undsich anhand von Handmustern fürAbdeck- bzw. Arbeitsplatten ausSIVAKASI IVORY BROWN ent-schieden. Die Hausfrau sagte, siehabe den Steinmetzen ausdrücklichdarauf hingewiesen, dass sie die Ar-beitsplatten richtig nutzen wollte,z.B. auch für die Zubereitung vonKuchenteig. Der Steinmetz habe ihrzugesichert, dass das ausgesuchte Ge-
der Natursteingroßhändler oder derMöbelverkäufer hätten ihr Pflege-hinweise gegeben, bemängelte dieWohnungseigentümerin. Der Stein-metz habe ihr lediglich geraten, dieFlächen bei Bedarf mit einem Spül-tuch abzuwischen.Die Flecken, die dann doch auftra-ten, habe der Steinmetz mit Reini-gungsmitteln zu entfernen versucht,jedoch ohne Erfolg.Wenn sie um dieEmpfindlichkeit des Materials ge-wusst hätte, hätte sie diesen Stein niegewählt, so die Dame des Hauses. Inihrer Not habe sie sich anderswo er-kundigt und erfahren, dass andereFirmen ihre Arbeitsplatten grund-sätzlich imprägnieren.
In der 37. Folge unserer Artikelserie über Schadens-fälle geht es um eine verfleckte Küchenarbeits-platte aus IVORY BROWN. Der mit der Fertigungund Montage betraute Steinmetz hatte die Kundenschlecht beraten. Die Reklamation war berechtigt.
stein absolut unempfindlich sei; Ku-chenteig darauf auszurollen sei keinProblem. Auf ihre Frage nach Im-prägnierungs- oder Pflegemittelnhabe der Steinmetz erklärt, dass eineImprägnierung nicht notwendig sei;er könne ihr aber, so sie das wünsche,eine kleine Flasche FLECKSTOPbestellen; vorrätig habe er so etwasnicht. Weder der Steinmetz, noch
Naturstein 1/2007
Gutachten
Die Flächen
wurden zu spät
imprägniert und
falsch gereinigt.
Verfleckung der
Arbeitsplatte und
der Rückwand im
Herdbereich
Ein Sachverständiger berichtet aus dem Gerichtssaal (37)§
Naturstein 1/2007
Gutachten
Nach dem Ortstermin besuchte derSachverständige den Steinmetzen aneinem »Tag der offenen Tür« in des-sen Betrieb und sprach ihn auf dasbesagte Handmuster an. Ferner ver-einbarte er einen Gesprächsterminmit einem auf Natursteine speziali-sierten Großhändler.
Recherche zum Thema
Imprägnierung
Im Zuge der Recherche stellte derSachverständige im Gespräch mitanderen Fachleuten fest, dass die Ge-steinssorte IVORY BROWN be-kanntermaßen stark saugfähig ist unddaher in bestimmten Anwendungs-bereichen imprägniert werden sollte.Eine einmalige Imprägnierung reichtbei diesem Stein, wie er erfuhr, oftnicht aus.Zudem verursachen gerade die beimKuchenbacken zum Einsatz kom-menden Fette sowie Zucker,Eiweiß,Stärke und Spülmittel (Tenside) star-ke Verfärbungen, die mit Fett- undÖl-Fleckentfernern unter Umstän-den nicht beseitigt werden können.Auch nach einer fachgerecht ausge-führten Imprägnierung bleibt dasGestein bedingt saugfähig, sodass esüber einen längeren Zeitraum unterdem zusätzlichen Einfluss mechani-scher Belastung zu Verunreinigungenund zu einer mehr oder weniger in-tensiven Verfleckung kommen kann.Daher ist festzuhalten, dass Impräg-nierungen die Verfleckung von Na-tursteinflächen je nach Gesteinsart
und -sorte zwar deutlich verringern,aber nicht endgültig verhindernkönnen.
Das Gutachten
In dem im März 2006 ausgeführtenGutachten bestätigt der Sachverstän-dige die beanstandete Verfleckungund nimmt Stellung zu den Kosteneiner eventuellen Fleckentfernung.Er bescheibt und erläutert, wie einesolche Fleckentfernung durchge-führt werden könnte, weist aber klardarauf hin, dass eine 100%ige Reini-gung aufgrund des festgestellten Ver-fleckungsgrads nicht in Aussicht zustellen sei. Sollten alle Reinigungs-
Zum AutorDipl.-Ing. Harald Zahn, langjähriger Inha-ber eines Handwerksbetriebs in Halternam See, ist seit über 30 Jahren öffent-lich bestellter und vereidigter Sachver-ständiger im Betonstein- und Terrazzo-hersteller-Handwerk sowie im Stein-metz- und Steinbildhauerhandwerk. Erhat bislang über 800 Gutachten erstellt.Als Obermeister der Steinmetz- undSteinbildhauer-Innung für Gelsenkir-chen und das Vest Recklinghausen so-wie als Fachgruppenleiter des Beton-stein- und Terrazzohersteller-Hand-werks im Baugewerbeverband West-falen berichtet er in dieser Serie vonProzessen und deren Ausgang.Die Fälle sind authentisch.
Dipl.-Ing. Harald ZahnRömerstr. 1645721 Haltern am See / WestfalenTel.: 0 23 64 / 40 98Fax: 0 23 64 / 40 90E-Mail: [email protected]: www.harald-zahn.de
K U R Z I N F O :
versuche scheitern, sind die Arbeits-platten auszutauschen, schlägt er vor.Das Gutachten wurde durch denSachverständigen um technische In-formationen über Imprägnierungenund Fleckentferner bekannter Her-steller ergänzt.
Kein Rechtsstreit
Ein Rechtsstreit zwischen den Par-teien konnte infolge des Gutachtensim selbstständigen Beweisverfahrenverhindert werden.
Fazit
Der Steinmetz sollte sich mit denGebrauchseigenschaften aller markt-gängigen Gesteinsarten und -sortenvertraut machen und seine Kundenentsprechend beraten. Klare Hin-weise zur Nutzung, Reinigung undPflege der verwirklichten Natur-steinbeläge sind für den verantwor-tungsvollen Fachmann nicht Kür,sondern Pflicht, auch, wenn es umPrivatobjekte geht.
Das Aktenzeichen
Das Beweisverfahren wird unterdem Aktenzeichen 11 H 10 / 05beim Amtsgericht Gladbeck geführt.
An dieser Stelle
wurde die
Arbeitsplatte
durch ein dau-
ernd aufliegendes
Brettchen vor
Verfleckung
geschützt.
NatursteinGutachten
Naturstein 1/2004
Schwarze Flecken in derKüchenarbeitsplatte
Ein Sachverständiger berichtet aus dem Gerichtssaal (1)
❚ Das Objekt
Bei nachstehendem Objekt handeltes sich um ein repräsentatives Ein-familienwohnhaus, bei dem dieKüche zum Wohnraum hin offengestaltet wurde. Bild 1 zeigt eineGesamtansicht der Kücheneinrich-tung.Der Rechtsstreit entstand zwischendem Küchenlieferanten, der auchdie Arbeitsplatte aus Naturwerk-stein geliefert hatte, und dem Bau-herrn. Der Bauherr hatte sich überMängel in der Verarbeitung derKüchenmöbel und an der 4 cmdicken, polierten Küchenarbeits-platte aus NERO ASSOLUTO be-schwert. Uns interessiert hier nurdie Mängelrüge an der Naturwerk-steinplatte. Der Küchenlieferanthatte sie von einem Steinmetzender Region bezogen.
❚ Der Ortstermin
Der Sachverständige machte sichzunächst mit den in der Akte aufge-führten Mängelpunkte vertraut, umdann – kurz vor dem anberaumtenOrtstermin – in der Objekt-Regiondrei Großhändler aufzusuchen undsich dort 4 cm dicke Unmaßtafelnaus NERO ASSOLUTO zu besehen.Anschließend fuhr er zum Ortster-min, wo er sich vom Bauherrn diereklamierten Mängelpunkte zeigenließ. Zum einen waren das ca. 5-Markstück-große schwarze Fleckenan verschiedenen Stellen im NERO
ASSOLUTO, Bild 2. Zum anderenhatte der Bauherr einen Kratzer ander Oberseite einer Abdeckplatte,eine nicht beigeschliffene Fase undeine matte Stelle im Bereich derSpüle reklamiert.
❚ Das Gutachten
In seinem Gutachten bestätigte derSachverständige die Erkennbarkeitschwarzer Flecken im Naturwerk-stein NERO ASSOLUTO, den er alsNaturwerkstein auswies. Er be-schrieb die besonderen Eigenschaf-ten dieser Gesteinssorte und unter-mauerte seine Ausführung mit ei-ner geologischen Stellungnahmeder Firma Rock Consulting. Fernerwies er auf ein Ergebnis seiner Re-cherchen hin: Ein bekanntes che-misches Produkt, das für die Im-prägnierung von Küchenarbeits-platten verwendet wird, könne sol-
Dipl.-Ing. Harald Zahn ❚ Die erste Folge der neu-
en NATURSTEIN-Serie zum Thema Schadensfäl-
le ist einem Streitfall über schwarze Flecken in
einer Arbeitsplatte aus NERO ASSOLUTO ge-
widmet. Der Bauherr bekam nicht Recht.
§
Bild 1
Bild 2
NatursteinGutachten
Naturstein 1/2004
che schwarze Flecken in NERO ASSOLUTO aktivieren. Bezüglichder Bearbeitungsmängel Kratzer,Fase und matte Stelle zeigte er auf,dass man die reklamierten Stellenin wenigen Arbeitsschritten nachar-beiten und somit die Mängelpunktebeheben könne.
❚ Die Gerichtsverhandlung
In dem beschriebenen Streit zwi-schen dem Küchenlieferanten unddem Bauherrn kam es sodann zurVerhandlung beim Oberlandesge-richt. Bei diesem Gerichtsterminwurde auch der Sachverständigegehört; die Mitarbeiter des Stein-metzbetriebs und die Frau des Be-triebsinhabers wurden als Zeugenvernommen. Wie ihren Aussagen zuentnehmen war, hatten die Mitar-beiter das zu verarbeitende Werk-stück für die Herstellung derKüchenarbeitsplatte zum Bauherrntransportiert, um sein Einverständ-nis mit dem Zuschnitt und mit derweiteren Bearbeitung, u. a. demAusfräsen der Aussparung für dieSpüle, einzuholen. Eben das bestrittder Bauherr im Zuge des Gerichts-termins. Der Senat hatte nun dieAufgabe, die Zeugenaussagen, dieBehauptungen des Bauherrn sowiedie eingeholten Gutachten über dieKüchenmöbel und die Arbeitsplattegegeneinander abzuwägen und zuwürdigen.
❚ Das Urteil
Der Senat des Oberlandesgerichtsstützte sein Urteil bezüglich der Na-tursteinreklamation auf folgendeFeststellung: Dass der Bauherr denErhalt der Küche bestätigt hat, seinicht als Abnahme zu werten. Da eraber die Küche seit ihrer Lieferungbenutze, sei davon auszugehen,dass er sie als das vertraglich ge-schuldete Werk abgenommen hat.Er könne demnach nicht den voll-ständigen Austausch der reklamier-ten Küchenarbeitsplatte verlangen.
❚ Die Urteilsbegründung
Nach der Beweisaufnahme und -bewertung stand für den Senat
fest, dass der Bauherr die geliefer-te Platte mitsamt den Flecken ge-billigt hat. Die Arbeitsplatte weiseunstreitbar sichtbare Gesteinsein-schlüsse auf, was den Steinmetzendazu veranlasst habe, den Bau-herrn vor der Fertigung der Kü-chenarbeitsplatte um seine Billi-gung und grünes Licht für die Aus-führung zu bitten. Zu diesemZweck hätten die Mitarbeiter desSteinmetzbetriebs die Rohplatteeigens zur Wohnung des Bauherrngebracht. Den Zeugenaussagenzufolge habe der Bauherr nach Be-sichtigung der Platte sein Einver-ständnis gegeben. Ohne die Zu-stimmung des Bauherrn wäre diePlatte nicht weiter bearbeitet wor-den, ist der Senat überzeugt. DieAussagen der Zeugen, in diesemFall die Mitarbeiter des Steinmetz-betriebs, hätten diesbezüglich kei-nen Anlass zu Zweifeln gegeben,denn der Steinmetz und seineMitarbeiter hätten ja das Ziel ver-folgt, Reklamationen vorzubeu-gen. Dass der Steinmetz den Bau-herrn um sein Einverständnis ge-beten und dann die Platte gegendessen erklärten Willen eingebauthat, sei nicht anzunehmen; eshätte ja keinerlei Sinn ergeben.
Kurzinfo:
Zum AutorDipl.-Ing. Harald Zahn, Inhabereines eigenen Handwerksbetriebsin Haltern am See, ist seit über 30Jahren öffentlich bestellter undvereidigter Sachverständiger imBetonstein- und Terrazzoherstel-ler-Handwerk sowie im Stein-metz- und Steinbildhauerhand-werk. Er hat bislang über 700 Gut-achten erstellt. Als Ober-meister der Steinmetz- und Stein-bildhauer-Innung für Gelsenkir-chen und das Vest Recklinghau-sen sowie als Fachgruppenleiterdes Betonstein- und Terrazzoher-steller-Handwerks im Baugewer-beverband Westfalen berichtet er
in dieser Serie von Prozessen undderen Ausgang. Die Fälle sind aut-hentisch.Dipl.-Ing. Harald ZahnRömerstr. 1645721 Haltern am See/WestfalenTel.: 0 23 64/40 98Fax: 0 23 64/40 90E-Mail: [email protected]: www.harald-zahn.de
Dass der Bauherr seine Aussage, dieden Aussagen der Zeugen vor Ge-richt entgegensteht, nicht beweisenkonnte, wurde ihm zur Last gelegt.Der Reklamation der Bearbeitungs-mängel entsprach der Senat jedochmit der Feststellung einer Wertmin-derung der gelieferten Ware inHöhe von 1 518,00 DM netto. DerSachverständige hatte ja bestätigt,dass die Platte verschiedene Män-gel – Kratzer, Schleifspuren undStriemen sowie eine schief laufendeEcke – aufwies. Er hatte ferner da-rauf hingewiesen, dass diese Män-gel durch geringfügige Nachbear-beitung zu beheben seien; aller-dings werde dem Bauherrn dabeiein gewisser Schaden durch Ver-schmutzungen in der Wohnungentstehen. Dem Küchenlieferantenals Kläger sprach der Senat darauf-hin unter Berücksichtigung einesMinderungsbetrags und Berück-sichtigung der Mängelbeseitigungs-kosten noch die berechtigte Forde-rung von 17 800 DM zu.
❚ Aktenzeichen
Der komplette Wortlaut des Urteilskann beim OLG Hamm unter demAZ 34 U 151/99 angefordert wer-den. 5
Ein Sachverständiger berichtet aus dem Gerichtssaal (1)§